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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die wunderbare Welt der wöchentlichen Wortgebilde



Soladra
09.11.2015, 07:50
Hallihallo liebe Leute:)

Auch wenn ich mir nicht sicher bin , ob das im Endeffekt als Forenspiel zählen würde, habe ich eine nette kleine Idee für alle, die regelmäßig ein bisschen Schreiben möchten :

Es wird von einer Person ein beliebiger kleiner Inspirationsfunke auf alles losgelassen. Das kann ein einfacher Satz sein, ein Schlagwort, um dass sich alles dreht, eine allgemeine Thematik, ein Zitat, ein Bild, ein Musikstück, ein Buchtitel, eine Aufgabe im Sinne von " Esst dunkle schokolade und macht was draus!", einfach alles, was einen auf irgendeine Weise auf eine Idee bringen könnte

Alle , die wollen, haben dann eine Woche Zeit, einen literarischen Text zu verfassen, der, damit wir alle auf dem Teppich bleibe, nicht länger als 10 Seiten sein sollte. Weniger schreiben geht immer,wenn ihr mehr wollt, können wir das ach gerne erhöhen, aber wenn nachher jemand ein Gedicht über eine Seite abgibt und der andere 500 Seiten Roman, wäre das glaube ich einfach zu viel Unterschied. Ansonsten würden von mir keine Einschränkungen kommen, ob jetzt Kurzgeschichte, Märchen, Gedicht, von mir aus auch Essays, wer Spaß daran hat, kann ja auch eine Wissenschaftliche Arbeit verfassen.

Ich würde mich sehr freuen,wenn ein paar von euch Lust hätten, mit zu machen :) Ich weiß, dass wöchentlich etwas schreiben eine Heidenarbeit ist, wenn man nebenher noch studiert und/ oder arbeitet, aber zumindest mir fehlt zum Schreiben des öfteren einfach der Ansporn, der Schwung, die Deadline.

Was haltet ihr von der Idee? Zeitverschwendung oder doch vielleicht eine Tür, die uns alle ein bisschen weiter weg von der Schreibblockade und etwas näher an das wunderschöne Reich der Geschichten bringt?

Ich bin schon auf eure Antworten gespannt :)
Liebe Grüße
Sola

Vergangene Funken:

1. "Noch so eine Schlacht und ich bin verloren"~ König Pyrrhus, 280 v.Chr.


Aktueller Funke:


22980

La Cipolla
09.11.2015, 08:31
Hm, die Idee ist toll, aber wir sind schon ein recht kleines Forum inzwischen, gerade in diesem Bereich. Wichtig wäre auf jeden Fall, dass es jemand "organisiert", aber selbst dann würde ich mich nicht darauf verlassen, dass (immer) irgendjemand mitmacht. Wenn das okay ist: Klar, los geht's! :D

Vielleicht sollte man im Titel noch ein weniger klarer machen, dass es einfach irgendein Text sein kann, nicht nur eine Kurzgeschichte. Das kann ich dann aber auch als Mod machen. Und vielleicht lieber etwas größere Abstände benutzen (2 Wochen bspw.?) und es damit etwas ruhiger angehen?

KingPaddy
09.11.2015, 10:57
Bin dabei

Jerome Denis Andre
09.11.2015, 11:34
Fände ich cool. Bitte setze das um! :-)

Soladra
09.11.2015, 12:09
Wow es freut mich, dass ihr alle so von der Idee begeistert seid :) Ich würde auch das Ganze organisieren, wobei ich ein paar kleine Fragen an euch hätte:

1. Wollen wir die Geschichten hier posten? Bei gegebener Länge würde das das Forum ziemlich verstopfen,außer wir benutzen alle Spoiler. Ansonsten könnten wir die Geschichten auch auslagern und einfach nur das Feedback/die Diskussion hier halten.
2. Wollen wir vor dem Schreiben hier gemeinsam über das entsprechende Thema reden, so dass alle eine Idee haben, mit der sie etwas anfangen können? Oder soll jeder für sich scheffeln, wer keine Idee bekommt, hat dann halt Pech?
3. Soll ich die Themen aussuchen oder wollt ihr Vorschläge einreichen?
4. Darf ich,wenn ich die Themen aussuche, auch mitschreiben? Oder hab ich dann nen "Vorteil" ( für was auch immer, ist ja kein Wettbewerb), weil ich schon vorher überlegen kann, und ihr wollt das nicht?
5. Lieber Lieber Zauber-mod, kannst du die Überschrift vielleicht noch Ändern? Eigentlich hatte ich nur mit Kurzgeschichten im Kopf angefangen, aber dann fand ich das irgendwie zu eng gegriffen... Ich wüsste jetzt nicht, was man stattdessen sagen könnte. Vielleicht "Die wunderbare Welt der wöchentlichen Wortgebilde"? Das lasse ich letztendlich die Wahl bei euch, schließlich bin ich nicht die einzige, die hier posten wird :)
6. Wollen wir die Deadline wirklich immer wöchentlich machen? Ich fänds schon toll,wenn durch die Geschwindigkeit so ein bisschen Dynamik reinkommt.
7. Wollen wir Beiträge nachreichen lassen? Falls jemand in einer Woche gar nicht zum schreiben kam, das Thema aber so mochte?

Tut mir leid,wenn ich das jetzt gleich am Anfang so kompliziert mache, aber ich kläre so Sachen lieber gleich, als später deshalb einen Streit zu provozieren, der unnötig ist.

Ansonsten würde ich schon den ersten Funken in die Menge werfen und schauen, was daraus wird.

Der Funke der Woche "Noch so ein Sieg und ich bin verloren"~Köni Pyrrhus, 280 v.Chr.

Ihr habt bis (über)nächsten Montag Zeit :)

Haut in die Tasten ;)

KingPaddy
09.11.2015, 13:36
1. Dazu ist das Forum da. Die Geschichte jeweils in einen Post, wenn bei der Zeichenbegrenzung notwendig halt auf zwei Posts aufteilen, aber ich hab auch schon sehr sehr lange Sachen geschrieben, ohne das mir da das Forum einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Wenn nötig setzt du oben in den ersten Post ein Inhaltsverzeichnis und verlinkst dann die Einzelposts.

2. siehe 3

3. Ich bind dafür es wird etwas festes zur Assoziation vorgegeben, ob das nun ein Thema, ein Wort oder etwas in der Art ist, kann dann variieren. Ich würde vorschlagen wer will reicht Themen ein und dann wird vllt. eins ausgewählt wenn der Leader hier keinen eigenen Vorschlag setzen möchte. Diskutieren halte ich für schädlich für das Format. Der Reiz liegt ja darin das man quasi ne Aufgabe bekommt. Wenn jeder sich selbst was raussucht, dann könnten wir das auch so. Dazu brauchen wir den Rahmen hier nicht. Was bei mir dazu führen würde, dass ich in der gleichen situation bin wie jetzt. Außerdem wird so erst vergleichbar wie sich die jeweiligen Autoren dem Thema gewidmet haben.

4. Mir ist das egal, es geht ja um das Schreiben und nicht darum wer jetzt ne signierte Erstausgabe von Bernhard Schlink bekommt.

6. Eine Deadline halte ich für sinnvoll, ansonsten passiert wieder das, was ich schon bei drittens gesagt habe. Wöchentlich bis Zweiwöchentlich halte ich für machbar. Wöchentlich kann manchmal unter den Umständen knapp werden. Aber mehr als zwei Wochen auf keinen Fall. Da verwässert das zu sehr

7. siehe 4.

8. Ich halte eine Nachbesprechung auf jeden Fall für sinnvoll. Es wäre gut, wenn dann jeder Teilnehmer wenn auch nur kurz was zu den Texten der anderen sagen könnte.

La Cipolla
10.11.2015, 01:42
1. Wollen wir die Geschichten hier posten? Bei gegebener Länge würde das das Forum ziemlich verstopfen,außer wir benutzen alle Spoiler. Ansonsten könnten wir die Geschichten auch auslagern und einfach nur das Feedback/die Diskussion hier halten.

Ach, mit Link oder Spoiler geht das klar. Das Thema kann man auch immer in den ersten Post editieren, für Neuzugänge (evtl. mit drei Sätzen zur Einführung des Thread).


2. Wollen wir vor dem Schreiben hier gemeinsam über das entsprechende Thema reden, so dass alle eine Idee haben, mit der sie etwas anfangen können? Oder soll jeder für sich scheffeln, wer keine Idee bekommt, hat dann halt Pech?
3. Soll ich die Themen aussuchen oder wollt ihr Vorschläge einreichen?
4. Darf ich,wenn ich die Themen aussuche, auch mitschreiben? Oder hab ich dann nen "Vorteil" ( für was auch immer, ist ja kein Wettbewerb), weil ich schon vorher überlegen kann, und ihr wollt das nicht?

Ich schlage vor, das machst du, so wie du gerade Bock drauf hast. ^^ Wenn's mal zwei Themen/Stichworte/was-auch-immer zur Auswahl sind, wird sich auch niemand beschweren, aber üblicherweise reicht ein breites Ding. Kann ja auch immer mal was komplett anderes sein, zur Abwechslung.
Und klar, schreib auf jeden Fall mit. Ist ja kein Wettbewerb.


6. Wollen wir die Deadline wirklich immer wöchentlich machen? Ich fänds schon toll,wenn durch die Geschwindigkeit so ein bisschen Dynamik reinkommt.
7. Wollen wir Beiträge nachreichen lassen? Falls jemand in einer Woche gar nicht zum schreiben kam, das Thema aber so mochte?

Nachbesprechung und Nachreichen würde ich organisch machen. Vor allem, wenn das jede Woche passiert, wäre es etwas anstrengend, das so durchzureglementieren. So kommentiert man halt, wie man Bock hat und gibt auch mal was später ab, sofern relevant.


Die wunderbare Welt der wöchentlichen Wortgebilde
done! Kann man übrigens auch beliebig oft ändern. :D WWWW. Schöne Abkürzung.

KingPaddy
16.11.2015, 12:44
So ich lege dann mal vor. Ich hab auch extra mal auf die Länge geachtet ^^:

Fürstinweiß und Generalsschwarz

Morgennebel hing über der Stadt, doch es stieg schon erster Rauch aus den Schornsteinen. Die Dienerschaft war scheint‘s bereits damit befasst, das Frühstück zu bereiten. In den Innenhof des Anwesens hatten sich jedoch weder Nebel noch Rauch verirrt. In den geschnittenen Hecken und den Kelchen der bunten Blumen klebte nur der Tau, der sanft auch in kleinen Tropfen von der Neige des Daches perlte, zu Boden fiel und hin und wieder den Spiegel des kleinen Wandbrunnens unter sich in Aufruhr versetzte. Ganz in der Ferne vernahm man das leise Trällern eines Vogels, doch keiner seiner Artgenossen hatte sich in die Wipfel eines der drei Bäume verirrt, die wie Monolithen aus der gepflegten Ordnung des Innengartens herausragten.

Auf die Balustrade der Balkon-Arkade im zweiten Stock des Gebäudes, das den quadratischen Innenhof umschloss und seit je Stammsitz der Familie Eccelsa, einem wenig bedeutenden aber auch nicht unbedeutendem Adelshause, legte sich mit sanftem Griff eine schmale Hand. Prüfend fuhr das Glied das dunkle, harte Holz ab, ertastete Unregelmäßigkeiten, verwitterte Stellen und bildete mit der eigenen zarten, makellosen Haut einen hellen Kontrast dazu, vielmehr noch als das die verwischte Feuchtigkeit des Morgens dem Holz einen seltsamen Glanz verlieh, sich die Muskeln aber schließlich spannten und die Finger energisch, gar nicht mehr so sanft, das Geländer packten und der zu ihnen gehörende Körper sich alsbald in das Licht, der über die Dächer hinauswachsenden Sonne, schob. Der rote Glanz spielte auf den geröteten Wangen, die Nasenflügel bebten leicht und schienen die Luft des neuen Tages mit gewissem Genuss einzusaugen. Die Augenlider waren geschlossen, die Mundwinkel jedoch in einer halbernsten, halbfröhlichen Pose erstarrt, so als hätten sie sich nicht so recht entscheiden mögen, ob sie das Antlitz an der jungen Frau mit Lachfältchen verunzieren sollten oder nicht. Einige Augenblicke verweilte sie so, stützte sich, da sie zu Anfang aufrecht stand, immer mehr auf das Geländer. Zugleich mit ihrer Haltung lockerten sich auch die Lippen und machten einem zurückhaltenden, aber deutlich von Glück erfülltem, Lächeln Platz. Viel mehr noch rückte damit auch ihre kleine Brust hervor und man konnte erkennen, dass hier keine Frau, allenfalls ein junges Mädchen stand, hochgewachsen zwar schon, aber erst an der Schwelle zur Reife, die aber gewiss in wenigen Jahren eine wahre Blüte hervorbringen würde. Sie ging, jetzt, da eine kleine fast durchscheinende Wolke ihr den Morgenglanz entzog, allerdings des Weiblichen verlustig , ja es schien gänzlich zu verschwinden, da sie die braunen Augen aufschlug und das Gesicht einen ernsten aber zugleich verschmitzten Zug annahm und sie sich mit einigem Elan von der Balustrade abstieß, so wie man es gemeinhin an Kindern beobachten kann, wenn sie sich zu einem Spiel entschlossen hatten.

Ihr Weg führte sie zu einem kleinen, beinernen Tisch mit zwei Stühlen in einer der Ecken des Karees, der besonders reichlich mit hängenden und in kleinen Kästen drapierten Ranken und Blumen verziert war. Sie beugte sich zu einem kleinen Schränkchen herab, das genau in der Ecke stand und an diese perfekt eingepasst war und entnahm nach kurzem Klirren und Suchen zwischen geöffneten, geleerten und vollen Weinflaschen eine beinerne Schatulle, di e dem Tisch vom Ansehen her nicht unähnlich war. Da sie es öffnete fanden sich darin feingeschnitzte Figuren der Farben schwarz und weiß, wohl nicht aus Bein sondern aus besonders glattem Stein hergestellt, sodass der Glanz der nun mehr wieder mit voller Strahlkraft zurückkehrenden Morgensonne sich darauf brach und einen leichten Widerschein an den Wänden erzeugte. Vorsichtig begann sie sie zu entnehmen und auf dem Tisch anzuordnen, in dem sie dafür das dort mittig eingelassene Karee benutzte, das wiederum aus einem Gitter gleichförmig angeordneter Quadrate bestand, die sich ebenso wie die Figuren von ihren Nachbarn in der Farbe – schwarz oder weiß – unterschieden.

Sie beschleunigte ihr Tun als sie scheint’s der Geräusche gewahr wurde, die sich im Haus erhoben, zunächst der Diener, die den Hausrat in Gebrauch durchaus nicht zurückhaltend, daher laut im Ton, in Gebrauch nahmen dann auch in Form einer tiefen, dröhnenden Stimme, die sich gegen den Lärm zunächst wütend und schließlich in gewissen Unflätigkeiten erhob.

Sie saß bereits, der Blick wechselnd zwischen ernst und kindlich vergnügt, als in grüne Tunika gekleidet, ein alter, beleibter Mann – wohlgenährt und mit schwindendem Haarkranz dafür aber mit sanften Falten - durch eine nahe Tür nach draußen trat. Da er die Morgenluft einsog, die Augen dabei geschlossen, verursachte es ihm sichtliche Überraschung das junge Mädchen, als sein Blick dann in ihre Richtung fiel, vor dem gedeckten Tische zu sehen.
„Früh bist du wach“, brummte er, ging langsam zu ihr hinüber und ließ sich mit einem lauten Seufzen auf den anderen Stuhl sinken.
„Der frühe Vogel fängt den Wurm außerdem gewinnt der General, der den Morgen opfert den Tag. Zumindest hast du das gesagt“, erwiderte das Mädchen mit getragener Miene und geriet darüber selbst ins Kichern.
„Gutes Kind, aber du solltest meine Lektionen ernster nehmen. Vielleicht wirst du sie eines Tages zu schätzen wissen, wenn du selbst Soldaten befehligst“, meinte der alte Mann und nahm den Aufbau auf dem Tisch in Augenschein und begann einige Figuren zurecht zu rücken, die bei der Aufstellung nicht ganz sauber auf ihrem Feld platziert worden waren.
„Eine Generalin werde ich gewiss nicht. Mutter meinte immer, ich sollte einen wohlhabenden und einflussreichen Mann in die Familie holen und Vater meinte ja immer, dass du über deine Soldaten das Ansehen der Familie vergessen hast“, widersprach sie und quittierte die Neuaufstellung der Figuren mit missbilligendem Blick.
„Die Aufstellung ist zu Beginn der Schlacht das A und O, merk dir das. Was deinen Vater diesen Taugenichts angeht, stand für ihn immer nur der Reichtum allein im Sinn. Den wahren Ruhm haben ich und dein Ur-Großvater uns auf dem Schlachtfeld erworben. Ein früher Tod ist alles, was dieses unsägliche Streben nach dem glitzernden Gold deinen Eltern eingebracht hat“, erinnerte der alte Mann an eine weitere Lektion. „Deine Mutter wollte bestimmt das Beste für dich, aber denk daran, dass du stark sein musst, wenn du nicht willst, dass dein Mann dich wie seinen Besitzt behandelt. Selbst ein Unterstellter muss wissen, wann es nötig ist, seinem Offizier zu widersprechen“, gebot er ihr und bat sie schließlich darum eine Flasche Wein und ein Glas aus dem kleinen Schrank nach oben zu reichen, was sie auch tat.
„Aber eine Kriegerin? Eine Anführerin?“, zweifelte das Mädchen und goss dem Alten vorsichtig den Wein ein. Ein Tropfen auf dem kostbaren Tisch hätte Prügel nach sich gezogen.
„Denk an die große Alexandra, die ihrem Orden davon lief, um sich den Dienern des Kriegsgottes anzuschließen und schließlich während des Krieges zur Generalin aufstieg und mehr von diesen blasshäutigen Missgeburten tötete, als jeder Mann unter fremdem Kommando“, erzählte er nahm einen tiefen Schluck aus dem Weinglas und hustete.
„Verzeih deinem Großvater. Einen Enkel hat mir mein Sohn nicht geschenkt und ich mag es nicht ertragen, dass die Stärke, die ich deinen, meinen Augen sehe, hinter dem Spinnrad verkümmert“, entschuldigte er sich und wischte sich etwas Spucke aus dem Mundwinkel. Das Mädchen schwieg.

„Schau nicht so drein. Lass uns spielen, Eudoxia. Ich möchte sehen, ob du aus der Schlacht gestern etwas gelernt hast“, meinte er, nachdem eine peinliche Stille zwischen beide getreten war und bedeutete ihr anzufangen, da sie über die Figuren mit der Farbe weiß gebot und es alter Sitte entsprach, dass jenem Befehlshaber der erste Zuge gestattet war. Freilich war umstritten, ob es Gnade oder Fluch war, den ersten Schritt zu machen. „Viele Feldherren versuchen den ersten Schritt zu vermeiden, damit sie sich auf den Zug ihres Gegners einstellen können“, erklärte der alte Mann, wie schon einige Male zuvor, „doch er versäumt damit die Gelegenheit, den Gegner stattdessen mit einem unerwarteten eigenen Zug zu überraschen und zu verunsichern. Wer seine Taktik darauf auslegt auf die Aktion des Gegners mit einer Reaktion zu antworten, versäumt selbst zu agieren, so kann ein geübter Gegner jemanden ganz nach seinem Willen lenken“, brachte er diese kurze Ausführung zu Ende. Eudoxia verdrehte die Augen und schob abwechselnd mit ihm einige Bauern nach vorne. Gemeinhin beendete der alte Mann, die Lektion, in dem er seine Enkelin dazu aufforderte, immer das Spiel selbst bestimmen zu wollen, Doch diesmal unterließ er es. Die ersten Züge flogen vorbei.
Auch wenn sie schnell gespielt wurden und man kaum den Eindruck hatte, dass großartige Dinge passierten, waren die Beiden doch tatsächlich dabei ihre Schlachtreihen für die Partie aufzustellen. Tatsächlich konnte die anfängliche Aufstellung die Schlacht schließlich entscheiden.

Eine Dienerin nahte. Sie schlich sich vorsichtig heran und flüsterte dem alten Mann ins Ohr und hatte dabei immer ängstlich ein Auge auf das Mädchen, das gerade intensiv über seinen nächsten Zug nachdachte. Sie sprach besonders leise, als hätte sie Angst Eudoxia zu stören und dafür eine göttliche Strafe zu empfangen. Der Großvater flüsterte zurück, woraufhin sich die Dienerin mit einem Nicken vorsichtig entfernte. Inzwischen ging das Mädchen bereits mit einer weiteren Figur ihrer hinteren Reihe in die Offensive.
Während der alte Mann in geordneter Reihe, zu einem flachen Keil geformt, seine Bauern hatte vormarschieren lassen, hatte Eudoxia ihre Züge darauf verwandt, jene so zu bewegen, dass Korridore entstanden, durch die sie ihre Veteranen heranführen konnte.

„Es ist nicht verkehrt mit den fähigsten Soldaten zu kämpfen, die den Feind am besten und effektivsten dezimieren können. So haben die große Alexandra und ihre Krieger dereinst angefangen und sich so einen Namen gemacht. Doch ist eine feindliche Armee nicht immer ein Haufen von Amateuren“, sagte er, der die Taktik seiner Enkelin nur zu gut kannte, die immer schnell die Veteranen herannahm, um so viele Figuren wie möglich im Vorfeld zu Fall zu bringen.
Der Alte nahm eine seiner vorderen Figuren hoch. Sie war als Soldat mit Speer und breitem Schild geformt, „ In den Ländern im Westen nennen sie diese hier ‚Bauer‘. Sie sind das unerfahrene Schlachtvieh und sollen den Gegner aufreiben und erschöpfen, bevor die erfahrenen Truppen den Rest besorgen. Bauerntrampel eben, die man opfern kann. Das verrät viel über unsere ungeschlachten Nachbarn.“
„Wir nennen sie“, fuhr der Alte fort, während er die Figur wieder sinken ließ und zurückstellte, „Phalangiten. Das Rückgrat einer jeder Armee bilden einfache aber durch den Drill disziplinierte Soldaten. Unsere Vorfahren kämpften wie ihre Alder-Meister in der Phalanx. Eine undurchdringliche Panzerreihe. Sie zieht Schritt für Schritt vor und jeder Soldat deckt einen jeden anderen. Die Phalanx wird nicht achtlos geopfert, sondern zermalmt mit jedem Schritt weitere Gegner unter sich.“

Er zog zunächst die Phalangiten nach, die am weitesten entfernt waren. Während sich Eudoxias Einheiten weiter aufstreuten, rückte er mit der Schlachtreihe Schritt für Schritt vor und begann damit das Mädchen unter Druck zu setzen. Vergangenen Tages hatte er mit einer ähnlichen Taktik bereits die Dominanz über das Spiel gewonnen.
Inzwischen hatten die Diener etwas Brot mit Käse und Trauben herbeigebracht, an denen sich die beiden Kombattanten abwechselnd stärkten, wenn sie nicht am Zug waren. Der Alte konnte sich dafür deutlich mehr Zeit nehmen, da Eudoxia über ihre Züge lange nachdachte. Er hatte jedoch die Veränderung ihres Blickes nicht bemerkt. Es war kein gehetzter Blick, der nach Auswegen Ausschau hielt, er war klar und kühl. Sie prüfte nur jedes Mal aufs Neue, ob ihr Plan sich so entwickelte, wie sie es vorhatte. Der Blick einer Katze vor dem Sprung auf ihre Beute. Das Kindliche war gänzlich aus ihren Zügen gewichen, ein reifer fast altersweiser Eindruck bestimmte ganz ihre Miene.

Die Phalanx begann gerade damit die ersten Bauern zu schreddern, als die Belagerungstürme heran rollten und an den Seiten Korridore aus der Reihe herausbrachen, jedoch dafür wiederum von nachrückenden Phalangiten zerschmettert wurden. Das wiederum gab Eudoxias Reiterei Gelegenheit nun in den Rücken der Schlachtreihe zu kommen, womit der Alte jedoch gerechnet hatte und mit seinen schnellen Einheiten zum Entsatz heraneilte. Zu seiner Überraschung war seine Enkelin jedoch bereit die Reiterei aufzugeben und während er sich auf die Unruhe hinter seiner Linie konzentriert hatte, um diese – wie vermuten – schnell unter Kontrolle zu bringen, wurde seine Phalanx wiederum von ihren Bauern in Bedrängnis gesetzt. Da er nun sowohl hier als auch dort befasst war und die das Schlachtenbild sich mehr und mehr chaotisch abwechselnd zwischen Vorfront und Hinterfront abspielte, hier die Reiterei gegen den Rücken der Phalanx wütete und sich den schnellen Läufern und der Reiterei des anderen erwehrte, dort die Bauern zusätzlich den Marsch der Phalanx blockierten und unter Blutzoll die Schlachtreihe selbst ins Wanken brachten, sah Eudoxia ihre Chance. Ein kurzes Flackern erschien ihr in den Augen, als der Alte mit einem weiteren Zug, abgelenkt vom Schlachtgetümmel, den Weg unbeabsichtigt frei machte.

Der Mann, dessen Gesicht deutlich erhitzt vom Wein, von dem er inzwischen deutlich mehr nahm als noch zuvor, litt deutlich unter den unerwarteten Wechsel. Erster Schweiß stand auf der Stirn und er atmete jetzt schneller. Ein Übriges tat die Tatsache, dass der Morgen mit seinem kühlen Tau inzwischen der am Zenit aufragenden Sonne gewichen war, die unbarmherzig auch in den Innenhof fiel und die Luft heiß machte. Die verdampfte Frische des Morgens hing inzwischen wie eine bleischwere Dunstglocke über allem. Der leichte Geruch vom Rauch, der aus der Küche aufstieg, wo das Mittagessen bereitet wurde, tat ein Übrigens, um die Atmosphäre noch stickiger zu machen.

So keuchte der Großvater noch schlimmer als Eudoxia ihre Chance nun wahrnahm, den ihr so dargebotenen Weg auszunützen und mit ihrer Königin ungehindert durch die Front zu ziehen und den verwirrt und schutzlos zurückgebliebenen Spezialisten des Alten qua Hinterhalt in den Rücken zu fallen. „Die Königin ist die wichtigste Figur. Während sich alle Blicke auf den König oder Anführer richten, agiert sie mobil im Hintergrund und schmiedet ihre Ränke und wartet nur auf die Gelegenheit um zuzuschlagen“, schallte triumphierend eine der Weisheiten des Großvaters, diesmal jedoch ausgesprochen von ihr, über das Schlachtfeld und ließ den alten Mann in noch größere geistige Not gelangen, dass er sie mit Wein herunter spülte und mit seiner Königin einen Ausbruch in das vordere Getümmel antrat, während die Reiterei zurückpreschte, um ihrem König das eigene Leben an die hinterhältige Meuchlerin zu opfern. Der Schweiß lief dem Alten beachtlich vom kahlen Haupt und der Kopf gänzlich rot bot einen bedenklichen Anblick.

Inzwischen war er es der reagierte, während das Mädchen das Spiel zu bestimmen schien, allerdings nach wenigen Zügen setzte der Alte zur Überraschung seiner Enkelin zu einer erneuten Offensive an, die gehofft hatte, die Menge der Gegner einzudämmen und den flüchtigen König einzufangen. Jedoch war der König nicht so flüchtig, wie es den Anschein gehabt hatte. Offenbar mit dem Mut der Verzweiflung warf sich der Anführer nun selbst in die Schlacht. Er durchbrach die Reihen. Auch der ständigen Gefahr ausgesetzt, selbst Opfer seines Ingrimms zu werden, schlug er sich unter Setzung durch den Großvater nach vorne durch, brachte Eudoxias Offensive zum Erliegen, während die Belagerungstürme sich nun in Bewegung setzten. Unter der Begleitung durch die Königin arbeiten sie sich rasch nach vorne, während sich sein König mit der Königin des Mädchens einen wilden Tanz lieferte, da eine die andere Figur nicht allein bezwingen konnte, Eudoxia die Schlinge zwar versuchte enger zu ziehen aber tatenlos mit anschauen musste, wie ihr eigener König, den sie zu bewegen sich gescheut hatte, allmählich in Bedrängnis geriet. „Womit ein Gegner kaum rechnet ist, wenn der Anführer persönlich zum Angriff übergeht. Wenn die Sache fehlschlägt, hat er leicht die Möglichkeit ihn in seine Fänge zu bekommen. Allerdings wenn man schnell ist und erbarmungslos zuschlägt, kann man das Überraschungsmoment für den entscheidenden Schlag nutzen“, keuchte der Alte, wischte sich mit der Tunika den Schweiß aus dem Gesicht und von der Stirn.

Gerade als Eudoxia versuchen wollte den feindlichen Anführer anzupacken, ward ihr eigener Monarch eingekreist und wurde schließlich von der Königin ihres Großvaters gefangen genommen. Mit offenem Mund saß sie da, während der Alte sich mit einem tiefen, unendlich erschöpften Seufzen zurücklehnte. „Schachmatt“, murmelte er und Eudoxia ließ die Figur niedersinken, während er selbst geradezu auf den Stuhl niedersank, japsend und schwer atmete.

Gerade kam die Dienerin wieder heran, die die Beiden zum Essen hatte rufen wollen, als sie den erbärmlichen Zustand ihres Herren sah, während seine Enkelin mit ausdrucksloser, kalte Miene, nur einer leichter gerunzelten Stirn auf das Brett starrte. Geistesgegenwärtig sprang sie heran, legte den Herren auf den Boden nieder und flößte ihm Wasser, welches noch vom Frühstück – inzwischen schal – dort stand und wegen des Weines keine Beachtung gefunden hatte, ein. Nach einigen Minuten, in denen sich das Mädchen erhoben und die schwarze Königin, die ihr Untergang gewesen war, an sich genommen hatte, erholte sich der Zustand des alten Mannes wieder. Gestützt auf die Dienerin fand er den Weg zurück auf den Stuhl. Seine Enkelin wollte sich entfernen.
„Du hast wie ein Löwin gekämpft“, sprach er abgekämpft, „Noch so ein Sieg wie dieser und ich bin vermutlich verloren.“ Er brachte ein müdes Lächeln zustande und schloss dann die Augen, während sich Eudoxia mit einem undefinierbarem Ausdruck im Blick abwandte und in den Garten hinaus rannte.

Soladra
16.11.2015, 17:52
Platzhalter für eine Geschichte, die fast fertig ist... aber irgendwas gefällt mir daran noch nicht >.< kommt heute nacht oder morgen.

KingPaddy, deine Geschichte ist voll süß, und die Idee mitd em Schach verdammt gut :3 Hatte ich auch dran rumüberlegt ;)

KingPaddy
23.11.2015, 11:59
Wie schaut es aus bei euch? Die zwei Wochen gehen heute Abend rum und ich stehe bisher noch allein auf weiter Flur?

Soladra
23.11.2015, 21:17
bei mir stehen heute und morgen Klausuren an. Die Geschichte an sich steht, und morgen um 1 hab ich Uni aus. Waren einfach nur 2 mörderische Wochen, jeden Tag 10 h an der Uni und am Wochenende lernen und Hausarbeit schreiben...Gott, vermisse ich mein Bett >.< aber ihr bekommt sie, zusammen mit dem neuen Funken, der btw auch schon feststeht. Tut mir sooo leid :/

KingPaddy
29.11.2015, 14:13
Wenn der Rest noch Zeit braucht, wie wäre es, wenn du den nächsten Funken heute oder morgen dann schon mal einstellst. Wir sind jetzt schon eine Woche drüber. Ansonsten wäre es gut, wenn sich auch mal die anderen zu Wort melden würden und nicht nur Soladra ^^ Jerome, Cipo wie läufts bei euch?

Soladra
03.12.2015, 21:07
Da ich gerade sowieso nicht dazu komme, groß zu schreiben ( außer an meinen drölfzig Huasarbeiten.. warum hat man mir immer gesagt, studieren sei nur feiern und locker...) Hau ich einfach mal den Anfang rein, den ich schon habe( is auch n bissl älter, aber bliebt hoffentlich gut;) Und Hau im Nächsten Post gleich einen Funken hinterher :3

Zum Text: er spielt im cyberpunk-fantsy-Universum Shadowrun und ist stark zusammengekocht, damit das ganze noch irgendwo einen Sinn ergibt ;) Die lange version gibts wann anders, wenn ich Zeit habe >.<


Spuren des Krieges

Drei Monate. Drei Monate waren vergangen,seitdem Seraphim aufgebrochen war, für geplante drei Wochen. Kein Lebzeichen war bisher angekommen, weder zu ihrer Schieberin und Patentante Robinson , noch zu dem dunkel gekleideten Elfen, der angespannt durch seine Wohnung tigerte. Treppe hinunter , durch die Küche, ins Wohnzimmer, vorbei am Fotoregal, von dem aus das junge Mädchen ihn anstrahlte, durch das Esszimmer, wieder die Treppe hoch, hinauf ins Schlafzimmer, stehenblieb, vor dem großen Bett.
Ein weiterer Tag. Ein weiterer Tag ohne Nachricht, ohne ihre Stimme, ohne sie. Mit einem Seufzen ließ der Elf sich auf das Bett sinken. Hell blitze das Chrom seiner linken Hand auf, als er sich mit den Fingern durch die braunen Haare fuhr. Sie waren länger geworden, zulange für seinen Geschmack, aber Seraphim würde es gefallen, die Finger durch die Strähnen zu wuscheln, dabei zu kichern und ihm einen Kuss zu geben. Wenn sie da wäre.
Geistesabwesend berührte er eine kleine, gebogene Narbe an seinem rechten Mundwinkel. Es konnte immer zu Komplikationen kommen. Er selbst hatte dies mehr als einmal erlebt und überlebt, selbst 6 Wochen im Höllenloch Bogotá. Wieder fuhr er hoch, lief die Strecke entlang. Er hatte es geschafft , ja. Er war auch als Waffe ausgebildet worden, Angst und Skrupel aberzogen. Sie war nicht zu unterschätzen, ganz sicher nicht, aber ihr fehlte... Er wusste selbst nicht, was ihr fehlte.
Plötzlich blieb er stehen, den Blick an sein Regal geheftet. Ihr Bild lächelte ihn Breit an, schenkte ihm einen winzigen Funken Wärme und zauberte ihm ein kaum sichtbares Schmunzeln auf die Lippen. Es verschwand schlagartig, als sein Blick auf den Bilderrahmen daneben fiel. Eine andere junge Elfe grinste ihn an, ihre stahlgrauen Augen, die er selbst jeden Tag im Spiegel sah, blitzen herausfordern. Kurz zögerte er, dass nahm er das Bild seiner Schwester aus dem Regal , betrachtete es. Sein Gesicht verhärtete sich und Schmerz flackerte in seinen Augen auf, bevor er das Bild ein Fach tiefer zurück ins Regal stellte, neben in Gruppenbild seiner alten Einheit. Er wollte Sera, seine Sera, noch nicht neben den Toten sehen. Sie würde zurückkommen. Sie musste.




Ich hab nie gesagt, dass man den Kampf selbst zu fechten hat ;)

Soladra
03.12.2015, 21:12
Der neue Funke:


22980

KingPaddy
03.12.2015, 22:56
Darf ich fragen, was das Entscheidende auf dem Bild ist, oder kann ich mir was aussuchen? Ansonsten: Was sind das für weiße Dinger?

Soladra
03.12.2015, 23:25
die weißen Dinger sind Blumen und du kannst mit dem Bild machen, was du willst^^

La Cipolla
04.12.2015, 20:29
Jerome, Cipo wie läufts bei euch?Bei mir grad eher nicht, muss erstmal meinen eigenen Kram fertig kriegen. ^^

KingPaddy
10.12.2015, 11:23
@ Soladra
Für eine Einführung oder Exposition in media res wäre das schon ganz gut gelungen. Zum Inhalt selbst kann man natürlich für die Kürze noch nicht soviel sagen, aber die Intentionen, die Sorge sind erkennbar. Shadowrun kenne ich natürlich vom Namen her, habe aber von dem Universum selbst leider keine Ahnung ^^ Also wäre gespannt, was dabei herauskommt, wenn du zum ganzen stück kommst, das du einstellen wolltest.

Bin selbst gerade noch am Arbeiten. Wird vermutlich bis genau Montag noch nichts werden, werde dieses Mal also auch den zwei Wochen Rythmus ausnutzen müssen ;)