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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : EIne schwere Jobentscheidung



noRkia
30.07.2015, 18:03
Hi,

ich wähle heute mal nicht das Qfrat in der Hoffnung,dass der Thread ernsthafter behandelt wird als sonst. Ich habe ein dickes Problem.

Zunächst kurze Info: Es gibt den Beruf des Aktuar. Dieser arbeitet im Aktuariat zb. von Versicherungen bzw. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften etc. Das ist zb. ein Mathematiker in einer Versicherung, welcher Modelle zur Bestimmung
der Versicherungsbeträge im Bereich Leben "verwendet". In der Regel arbeitet man im Aktuariat und macht parallel dazu eine weiterführende Ausbildung bei der DAV (deutsche Aktuarenvereinigung) mit Vorlesungen und Prüfungen
und einer finalen Prüfung, die man erst nach dreijähriger Berufserfahrung absolvieren kann. Das geht berufsbegleitend und wird zumeist vom Arbeitgeber bezahlt oder man zahlt selbst und bekommt frei. Kostet 10-20k, je nach Ressort und wie viele Klausuren man braucht. Dann ist man Aktuar DAV und kann voll abzocken.

Langfristig würde ich das machen. Ich habe auch neben dem Studium fünf Jahre in einem sehr großen Unternehmen gearbeitet, kenne da viele Leute und naja da mein Vater da auch sehr renomiert war,ist da eine Karriere mit einer hohen
Wahrscheinlichkeit möglich. Ich streube mich aber seit November mich dort zu bewerben,weil ich solche Hintertürchenmachenschaften nicht mag. Leider ist das ein sehr wichtiger Arbeiteber in der Region und bei kleineren Sachen ist es als reiner Mathematiker mit etwas BWL recht schwer.
Jobs im Consulting mit 70,80% Travelrate fallen von für mich aus Zeitgründen Flach,wie euch gleich klar werden wird.

Nun hatte mein Professor der mich beim Master betreut hat nur eine befristete Professur. Letzes Jahr war nicht klar wie es nun (heute 30.07) weiter geht.Ich habe von ihm dann ein Empfehlungsschreiben für die Promotion erhalten,denn in Mathe bin ich top.Leider macht eine Promotion nur
Sinn wenn man 100% hinter dem Thema steht. Ich bin deshalb thematisch recht eingeschränkt und es bietet sich einfach nur ne Hand voll Unis wo es ginge. Von Nottingham,Princeton,Harvard und dem IHES brauche ich trotz meiner sehr guten Leistung wohl nicht anzufangen und dann gibt es nach genauer Überprüfung leider momentan keine Möglichkeit, ausser ich würde noch Geld mitbringen. Aber: Nun habe ich vor Kurzem erfahren,dass es für meinen Prof. im Oktober in einer sehr teuren deutschen Stadt 500 Km von hier weg, weiter geht. Ob und welche Stelle er hat, ist noch unklar.
Nach eigener Aussage will er sich dort erstmal 1,2 Monate einarbeiten bis er eine Promotion betreuen kann. Falls es ne 100% Stelle würde müsste ich umziehen in die teure Stadt. Zudem sehe ich jetzt bei den Bewerbungen,dass es wichtig ist auch noch hier und da gearbeitet zu haben und Erfahrung zu sammeln,wenn man dann den Job einsteigen will. Das heißt ich müsste zu meinen 40 Stunden UniJob + 30 Dissertation auch noch ab und ab mal in ner Bank oder Versicherung etc. arbeiten um mein Profil aufzubauen. Wir reden von einer Promotion in einem absoluten abstrakten Gebiet, was einem schon viel abverlangt. Das wäre sicher sehr,sehr hart.Bei ner halben Stelle kann ich von der Kohle da nicht leben. Punkt.Das heißt ich müsste noch zuarbeiten und wäre aber davon abhängig. Und das ist alles sehr unsicher.

Also ist mein Plan, eine Promotion ohne Stelle zu machen. Das heißt, ich bin fast nie an der Uni,arbeite "irgendwas" und mache die Dissertation "nebenbei". Da würde ich sagen 40 Stunden Job und 30 Dissertation.( die letzten 7 Jahre hatte ich auch 70-80 die Woche + 10 Fahrtweg,also behauptet nicht das das nicht ginge). Das ginge noch, vor allem da ich dann auch länger als 3 Jahre brauchen kann,weil ich nicht auf ne Doktorandenstelle angewiesen bin, die nur drei Jahre fest ist. Wenn alles fertig ist, geht es ins Aktuariat als Herr Doktor und dann nehme ich die Ausbildung dort auf. Soweit so gut. Aber nun finde ich ja leider bisher keinen angemeßenen Job den ich solange ausüben könnte. Also muss ich mir wohl doch nochmal die Sache mit der großen Firma überlegen. Nur: Ich kann unmöglich im Akuariat arbeiten, bei der DAV die Ausbildung machen und parallel in reiner Mathematik promovieren. Das ist leider vollkommen utopisch.

Momentan mache ich viel Mathe und lese die Papers meines Profs und zocke. Was würdet ihr machen? Mich reizt die Promotion echt,aber nicht wenn ich noch drauflegen muss.

Ianus
30.07.2015, 19:49
Ich streube mich aber seit November mich dort zu bewerben,weil ich solche Hintertürchenmachenschaften nicht mag. Du hast da schon gearbeitet, also wo kommt dein Vater da jetzt noch rein wenn du dich jetzt für eine fixe Stelle anstellst? Wenn man dich nimmt, dann weil du die Leistung bringen kannst die sie wollen - den Papa-Bonus hast du doch schon längst benutzt, um überhaupt mal den Fuß in die Tür zu bekommen.

Und was die Promo angeht, läuft es heutzutage normalerweise doch so, dass man sich gelegentlich mit dem Doktorvater trifft und sonst weißichwo ist. Es sollte also durchaus möglich sein, das über Internet und die minimale Anzahl an persönlichen Besuchen durchzuziehen während du bei dir in der Region arbeitest.

Schattenläufer
30.07.2015, 22:42
Jobs im Consulting mit 70,80% Travelrate fallen von für mich aus Zeitgründen Flach,wie euch gleich klar werden wird.

Ist mir nicht klargeworden!

Was mir auch nicht klargeworden ist:
1) Warum nur eine halbe Stelle? Kannst du nicht 2/3 oder 3/4 raushandeln? Das kriegen nämlich die meisten Doktoranden im Bereich Mathematik/Naturwissenschaften, mit denen ich gesprochen habe.
2) Warum kannst du von einer halben Stelle nicht leben? Das sind doch 1500 Euro. In deiner teuren Stadt kostet ein Zimmer auch nur maximal 600 Euro, das kommt doch voll hin?
3) Warum kannst du die Berufserfahrung nicht nach dem Doktor machen? O_o So wie jeder andere auch?

Klingt alles, als würdest du dir zu viele Gedanken machen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass du mit ner Promotion in Mathematik gar kein Problem mehr hast, einen Job als Aktuar zu kriegen, ob das nun vom DAV abgesegnet wurde oder nicht.
Ich meine, Physiker machen genau dasselbe bei Boston Consulting und werden da wirklich direkt nach dem Studium bzw. nach der Promotion übernommen, um die Ausbildung kümmern die sich dann selbst. (Und wenn man mal bei so ner Firma gearbeitet hat, ist das glaube ich auch relevanter als irgendeine DAV-Ausbildung. Aber ich kenne mich mit Aktuaren nicht aus.)

noRkia
31.07.2015, 02:37
Hi,

1. Was ich raushandeln kann entscheidet sich im Oktober. Sind halt nochmal zwei Monate Nixtun. Das ist halt echt doof

2.hm also Tarif 13 im öffentlichen Dienst ist hier http://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tvoed/bund?id=tvoed-bund-2015&g=E_13&s=1&zv=VBL&z=100&zulage=&stj=2015&stkl=1&r=0&zkf=0&kk=15.5 mit knapp 44.000 brutto angegeben. Das sind bei 50% 22.000 brutto und netto unter 1200 im Monat. Davon gehen noch Semesterbeitrag ab. Also ich finde sehr sehr knapp bemessen bei den Mieten.

3. Nun zum einen sind das eben verschiedene Ideen. Zum anderen habe ich nun bei den Bewerbungen und Gesprächen festgestellt,dass immer wieder nach Berufserfahrung gefragt wird. Auch wenn die Stelle für Berufseinsteiger ausgeschrieben ist.Daher habe ich mich gefragt worin ich denn Berufserfahung sammeln könnte. So kam dieser Superplan zustande. Denn eins ist vielleicht noch nicht klar geworden: Um die Aktuarausbildung beenden zu können muss man drei Jahre im Aktuariat gearbeitet haben.Ich spare also Zeit,wenn ich das schon mache.Zudem hätte ich natürlich bei der Doppelaction ein höheres Gehalt.

@ Consulting.

Na wenn du 40Stunden hast und 80% unterwegs bist,dann hast du 8 im Büro und 32 beim Kunden. Plus Wege. Das ist denke ich offenes Geheimniss,dass das dann eher 50 oder 60 Stunden werden. Und dazu noch die Diss? Meh. Man muss schon von der zeitlichen Belastung her realistisch bleiben. Ist zudem auch nicht,was ich später machen möchte.

@Ianus

Ja mit der Anwesenheit,dass höre ich auch immer mehr, aber ich sach mal in der reinen Mathematik mit den Hardcoreprofs wird das schon als Passion angewesen,dass du in Seminar X bist. Zur Besprechung der Doktorarbeit sind häufige Treffen bei mir eher nicht möglich.Habe die Masterarbeit zu 100% allein gemacht "I briefly outlined the topic" steht in meinem Empfehlungsschreiben :) Nur sonst muss man sich da halt ein bisschen hervor tun und falls ich ne halbe Stelle hätte, müsste ich als Übungs und Seminarleiter auftreten. Geht aber an einem Tag,wenn man es gut organisiert.

Das ist ja insgesamt der Grund für die halbe Stelle an der Uni: Doppelt absahnen, wie Suikoden in Rockland wenn man Schema der Hütchen kennt.
Aber dennoch sieht es mit einer höheren Vergütung eher mau aus. Da ist ja auch noch Post Doc zu bezahlen,der es auch verdient hat und naja. Ist eine spezielle Szene :)

AgentBlack
31.07.2015, 09:23
Wenn du wirklich so gute Leistungen bringst, wie angegeben, wieso denkst du dann nicht über die Möglichkeit eines Promotionsstipendiums nach? Außerdem finde ich, dass ~1200 Netto im Monat "gut reichen". [Bin selber Student, lebe leider nicht in einer Stadt mit günstigen Miete]. Aber das kommt natürlich immer darauf an, welche Standards man ansetzt. Generell ist da so einiges machbar... wenn man will. Ich habe mich selber bereits mit der Möglichkeit einer Promotion nach dem Studium auseinandergesetzt und mich mit einigen unserer Doktoranden unterhalten. Unterm Strich kam dabei raus: Gesellenjahre sind keine Herrenjahre, sie haben eine Menge Spaß dabei und danach ist ihnen die Stelle in der Industrie so gut wie sicher. Darüber, dass sie nur den Tarif für eine halbe Stelle bekommen, aber Vollzeit an der Uni arbeiten müssen, unsere Praktika betreuen und und und murren sie zwar ab und an, scheint aber nichts dramatisches zu sein. Zumindest kriegen sie alles unter einen Hut. Vielleicht sieht das in dem Sektor in dem du arbeitest ja ganz anders aus, aber zmd. in dem Sektor um den es bei mir geht wird auch immer gemeckert "Arbeitserfahrung und so", aber wenn du eine Promotion hast wird das meist schon als Arbeitserfahrung angerechnet und wenn Stellen gesucht werden, werden nunmal Stellen gesucht. Weiß bisher noch von keinem, der nach der Promotion länger auf seine Stelle warten musste. Einem unserer Profs wurde der sicher geglaubte Doktorand sogar noch vor der Promotion von der Industrie abgefischt. Insofern kann ich deine Probleme hier nicht ganz nachvollziehen und muss mich Schattenläufer anschließen: Du machst dir zu viele Gedanken. Da dir anscheinend alle Wege offen stehen [Vater als Sprungbrett in die Firma, super Noten, freundlicher Prof, gesuchtes Studienfach, ..] ... ein wenig den Kopf geschüttelt habe ich ehrlich gesagt schon. :/ Wenn man was erreichen will ist "noch drauflegen" eigtl. der beste Weg.

noRkia
31.07.2015, 14:40
Danke für die Motivation. Jaor, ich muss eben sehen ob man normal Schaffen und Promo zusammen kriegen kann,ansonsten muss ich mich am Ende doch für eines entscheiden.

Edit: Achja, was meint ihr wie realistisch es ist halbtags im nem Aktuariat zu arbeiten neben der Promotion? Mehr Kohle als bei ner Stelle, die Erfahrung, ne verkürzte Zeit für den Aktuar,da ich ja schon drei Jahre in dem Job dann gearbeitet habe und an der Uni 0 Verpflichtungen. Oder falls der Unijob mit halbtags easy wäre,was sich noch zeigen muss, halb an der Uni und halb im AKtuariat.

noRkia
01.10.2015, 18:34
Immer noch keine Doktorrandenstelle in Sicht. Hab mit der neuen Sekretärinn aus der Uni in X telefoniert, super nett. Hat gesagt, ach naja die Stellen sind befristet und da wird irgendwann was frei, da ruf ich dich einfach an als erstes :P
Nichts destotrotz ist das nix, weil langsam muss es ma was werden. Also hat ich meinen ganzen Mut zusammengenommen in der Firma Y angerufen, wo früher meine Eltern arbeiteten als sie noch lebten. Die Durchwahl war die Selbe wie seit eh und je oh man :(
Aber dann war die Kollegin von früher dran.

"XYZ"
"Hi, hier is der noRkia"
"BNaaaaoh geil man., Heyyy alles klar man?"
"Yo. Ich hab Studium fertig so und so. Wollt schaffen."
"Yeah normal noRkia. Kein Thema ich kenn hier 10 Mio Leute. Schreib mir ma ne private Mail mit deinen Vorlieben ich such sofort alles raus.Yeaaah."

Leute. Serious. Das war wie im Film. Ich schäme mich fast dafür. Aber fast 11 Monate HartzIV reichen. Wobei ich noch MGS5 vorher durchspielen will.
Sie hat gesagt, ich soll doch einfach da schaffen, die Aktuarausbildung erst nach drei Jahren anfangen und parallel promovieren. Das wäre kein Problem, wenn man das denen erklärt. Hm dann is ja gut.
Man hat das meine sonst so tief traurige Stimmung aufgehellt.