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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Haben Gameshops noch eine Zukunft?



noRkia
06.11.2014, 22:03
Hallo,

vor rund 20 Jahren war ich auf einen Flohmarkt hier in der Gegend und da war ein Stand mit Games und Verkäufer gab mir eine Visitenkarte mit der Bemerkung er habe auch einen Laden.
Etwas später fuhren wir dort auch mal hin,es waren so 20 Km von uns. In einem unscheinbaren Wohngebiet ging man durch die Haustür,die immer offen war in den Keller,wo sich schon die Gameposter an den Wänden befanden
und dann um die Ecke und dort war der Verkaufsraum. Vielleicht 10m² groß und vollgestopft mit Games bis zur Decke. Der Witz war,dass man die Spiele sowohl kaufen,verkaufen und auch tauschen konnte. Die Tauschgebühr richtete sich nach dem
Wert der zu tauscchenden Spiele und wenn man sowieso nur ein gebrauchtes gekauft hatte,es durch hatte und wieder hin ist mit 10DM tauschen gegen ein gleichwertiges,dann konnte man mit ziemlich wenig Geld sehr viele Spiele spielen.
Zudem konnte man auch aus der Rumpelkiste vom Karstadt Sonderangebote mitnehmen,die Spiele dann dort wieder eintauschen und mit dem richtigen Gespühr einen guten Deal im Tausch,sogar mit Auszahlung machen.
Das ganz Besondere war aber die hohe Anteil an Raritäten und Sammlerstücken.

Nun angenommen ich habe ebenfalls einen gleichwertigen Keller im Haus und keine Miete und melde lediglich das Gewerbe an und betreibe den Laden Samstags,so wie damals der Händler,welcher übrigens erst vor ca. 2 Jahren aufgehört hat,weil er zu alt war, könnte sich trotz dieser guten Ausgangssituation heute überhaupt noch so ein Laden rechnen?

Da Mediamarkt,Saturn und Gamestop fast schon das Monopol auf den Gamevertrieb haben und selbst ihre Sonderangebote abgleichen,fällt ein wichtiger Punkt von damals flach. Im Gegenteil: Das Risiko, dass Ware pötzlich an Wert verliert steigt.Vorallem beinflussen die Märkte ja selbst diese Preisverfälle und ich wäre ihnen ausgeliefert.
Früher war das nicht so schnelllebig.
Die Nächste Frage betrifft das Tauschen bzw. den Gebrauchthandel. Hier sind ebay und Gamestop führend.Wenn ich im Ankauf dem Kunden mehr bezahle als Gamestop und deshalb im Verkauf ähnlich viel verlangen muss, werden sich zwangsweise irgendwann bei mir die Games stapeln.
Einzig die Tauschoption gegen geringe Gebühr ist noch einigermaßen interessant,jedoch sind die Umsätze dort Peanuts. Damals 10,20 Mark waren natürlich auch noch Geld,weil der Neuwert viele Games bei 120DM lag. Heute bei 50-60 Euro Neuwert und schnellen Verfall wären für den Kunden vielleicht noch 5,6 Euro erträglich.
Das führt uns alles auf die Raritäten. Leider gibt es aber auch hier ein Problem. Damals wollten die Leute die Spiele auch noch Spielen. Heute werden sie zu einem großen Teil einfach nur noch gesammelt. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß,dass mir jemand die Spiele zurückbringt und ich sie wieder billiger zurückkaufen kann.Anders gesagt die Retro/Raritätenmarkt ist teils gesättigt und teils ist es schwer an die Ware zu kommen.Es macht ja keinen Sinn wenn ich selbst bei ebay kaufe und die Sachen dann weiter verkaufe. Ausser vielleicht bei Aufkäufen von Sammlungen.

Nicht das das jetzt meine Zukunftsplanung gewesen wäre,sondern es ist mehr ein Gedankenexpriment,dass ich vielleicht doch mal umgesetzt hätte.
So Schwierigkeiten und Chancen fallen euch noch ein?

Ich Wohne übirgens mitten im Rhein-Main-Gebiet und der damalige Händler war hier mindestens im 50Km Umkreis bekannt. Insofern ist der Standort nicht der Schlechteste.

KingPaddy
06.11.2014, 22:56
Wir können auch schon an den beiden Polen der Verwertungskette anfangen: Den Publishern und den Kunden. Die Publisher produzieren Spiele wie Haribo Gummibärchen als leicht konsumierbare Massenware. Eine solche bedarf dank Online-Vertrieb keiner sonderiichen Rahmenpflege mehr. Wenn man heutzutage Glück hat, gibt es vielleicht (!) noch ein gedrucktes schmales Handbuch in der DVD-Hülle. Dazu kommt noch, dass die meisten Titel, die als physische Exemplare erscheinen trotz allem eine Bindung an einen entsprechenden Account bei Steam, Origin, Konsorten haben und meist eine Verbindung zur Plattform entsprechend erzwingen, was impliziert das man das Spiel auch darüber und im Sale eventuell günstiger kaufen kann, zumal es ja auch Fälle gibt, wo das Spiel auch selbst dann nicht vom Datenträger installiert wird, obwohl man einen solchen hat, sondern die Daten trotzdem heruntergeladen werden. Wenn du nicht gerade völlig anachronistisch denkende Menschen hast, die sich an der Fassbarkeit ihrer Sammlung und der (auch da ist eine Abnhame der Qualität zu beobachten) Covergestaltung noch hochziehen können (sprich Menschen wie ich), dann muss man sehen, dass die Kunden beim Kauf eines physischen Datenträgern heutzutage keinerlei Anreiz mehr geboten bekommen und entsprechend ein großer Teil des Handelns heute online über die Bühne geht und dessen Aufgabe war es ja, den Zweitmarkt auszutrocknen.

Auf der anderen Seite hast du Kunden die aus dem bereits erwähnten Wegfallen von speziellen Anreizen als auch der generellen Bequemlichkeit (schnelle und kostengünstige Verfügbarkeit; kein Lageraufwand) den Onlinevertrieb als Einkaufsort bevorzugen.

Erfolg kann man damit nur noch haben, wenn man entsprechende Nieschen besetzt, eben Tauschangebote macht und sich vor allem in den Retro-Bereich (vergleichbar eigentlich mit Antiquariaten bei Büchern) setzt und einen Handel aufzieht, der sich darauf spezialisiert heute nicht mehr erhältliche Spiele zu verticken dafür ist aber natürlich eben das Abklappen von Flohmärkten zur Nachschubbeschaffung wie auch für den Verkauf obligatorisch. Ein LAden mit festen Standort hielte ich an der Stelle einfach für tot.

Fazit aus meiner Sicht: Vergiss es.

RPG-Man
10.11.2014, 17:48
Wenn ich ehrlich bin, braucht man für ein erfolgreiches Konzept entweder einen sofort guten Kundenstamm oder man bietet neben den Verkauf noch Anderes an wie Reparaturen von Rechnern woran Leute in der Gegend sehr interessiert sind um es direkt nebenbei anzubieten. Tendiere sonst eher zu sagen das sich sowas kaum noch halten wird da der Verkauf von Spielen, Musik und Filmen eher auf den Onlinemarkt komplett abdriften wird und Covers nur noch für Sammler interessant sein werden die Bude noch weiter damit zuzustellen.;-)

Narcissu
10.11.2014, 19:37
Was die Raritäten betrifft: Die gibt es unter heutigen Neuspielen einfach auch kaum noch, wenn man mal von Collector's Editions absieht. Erstens liegt das daran, dass Spiele, die extrem geringe Stückzahlen absetzen, meist gar nicht mehr physisch veröffentlicht werden, und zweitens stellen die digitalen Vertriebsmöglichkeiten einen Konkurrenz dar, sodass das "Spiel" gar nicht rar werden kann, höchstens die Verpackung und die Disc. Es macht dann also höchstens Sinn, sich auf ältere Spiele zu konzentrieren, oder die wenigen der letzten Jahre, die tatsächlich rar sind. Beides wird aber nur eine Nischenzielgruppe ansprechen und sich von daher nicht lohnen.

Da macht es mehr Sinn, gezielt Raritäten im Internet oder an anderen Orten billig einzukaufen und teurer weiterzuverkaufen. Das ist, wenn man das notwendige Kapitel und Know-How hat, vermutlich nicht einmal so schwierig, aber natürlich trotzdem risikobehaftet und man sollte die Arbeit dabei nicht unterschätzen. Und sich vorher massenhaft Collector's Editions zu kaufen und die bei Knappheit wieder zu verkaufen, ist nichts, wobei ich mich gut fühlen würde, auch wenn ich dabei Profit mache.

WeTa
10.11.2014, 20:12
Bei uns hat letzten Winter ein Videospielladen aufgemacht.
Die bieten eine gute Balance an Retro- und aktuellem Kram, Merchandise, Umbauten, Importe etc. und überzeugen vorallem durch Topberatung.
Haben dann noch nen Arcadeautomaten, ein paar öffentliche Konsolen zum einfach mal hinsetzen und zocken und regelmäßig Events und son Kram.
Die haben um einiges mehr an Kundschaft als der lokale Gamestop (größer, bessere Lage, schon viel länger dabei).

Whiz-zarD
10.11.2014, 20:32
Bei uns hat letzten Winter ein Videospielladen aufgemacht.
Die bieten eine gute Balance an Retro- und aktuellem Kram, Merchandise, Umbauten, Importe etc. und überzeugen vorallem durch Topberatung.
Haben dann noch nen Arcadeautomaten, ein paar öffentliche Konsolen zum einfach mal hinsetzen und zocken und regelmäßig Events und son Kram.
Die haben um einiges mehr an Kundschaft als der lokale Gamestop (größer, bessere Lage, schon viel länger dabei).

Ok, damit wird nun mein Text überflüssig, den ich grad schreiben wollte ^^
Ja, nur so wird es heute noch was. Den Kunden muss heute was geboten werden. Es muss ein Grund existieren, warum sie den Laden betreten sollten, anstatt alles übers Internet zu bestellen.
Nur mit dem Verkauf von Spielen lockt man keinen mehr aus seinem Loch heraus. Ich denke auch, dass Gamestop sich nicht mehr so wirklich lange halten kann, wenn sie nicht ihre Strategie ein wenig ändern. Ich sehe es selbst in Hamburg. In den Läden ist kaum noch Kundschaft. Auch bei Saturn wird die Merchandise-Ecke immer größer. Man könnte ja auch Workshops ala "Wie baue ich aus einem 10 Jahre alten Rechner eine Retro-Gamingstation?" oder vielleicht ein paar Spielereien mit dem RasPi oder Ardunio anbieten. Oder man bietet noch einen Reparatur-Service an, oder bleicht Gehäuseteile von alten Konsolen, die vergilbt sind.

Diomedes
10.11.2014, 21:04
Den Kunden muss heute was geboten werden.
Kunden muss(te) immer was geboten werden. Sonst macht ein Geschäft oder Betrieb welcher Art auch immer keinen SInn. Geändert hat sich nur, dass der Markt für manche Dienstleistungen (simpler Verkauf von Videospielen z.B.) heute übersättigt ist.

KingPaddy
10.11.2014, 21:43
Bei uns hat letzten Winter ein Videospielladen aufgemacht.
Die bieten eine gute Balance an Retro- und aktuellem Kram, Merchandise, Umbauten, Importe etc. und überzeugen vorallem durch Topberatung.
Haben dann noch nen Arcadeautomaten, ein paar öffentliche Konsolen zum einfach mal hinsetzen und zocken und regelmäßig Events und son Kram.
Die haben um einiges mehr an Kundschaft als der lokale Gamestop (größer, bessere Lage, schon viel länger dabei).
Klingt gut :A

Wenn ich mich richtig erinnere war ja ein alter, neuer Trend das Geschäft stärker zu sozialisieren also auch eine Art Treffpunkt zu sein, für die Kundenbindung vor Ort so wie man sich in manchen Pen & Paper Läden seinerzeit eben auch treffen konnte, um direkt vor Ort zu spielen. Ich denke wenn man das so kombiniert, könnte das direkt soviel Charme haben, dass man sich da doch etablieren könnte.

Bekannte von mir versuchen im Moment nen Onlinevertrieb für Gebrauchtmedien aller Art aufzuziehen also neben Computerspielen auch FIlme, Bücher usw. Hauptsächliches Modell ist persönlicher Ankauf auf Flohmärkten und über entsprechende Tauschbörsen und dann Weiterverkauf mit Gewinn. Keine Ahnung wie das derzeit läuft bei ihnen. Aber ihr Bundesland hielt die Idee zumindest für förderungswürdig xD

noRkia
11.11.2014, 12:59
Bei uns hat letzten Winter ein Videospielladen aufgemacht.
Die bieten eine gute Balance an Retro- und aktuellem Kram, Merchandise, Umbauten, Importe etc. und überzeugen vorallem durch Topberatung.
Haben dann noch nen Arcadeautomaten, ein paar öffentliche Konsolen zum einfach mal hinsetzen und zocken und regelmäßig Events und son Kram.
Die haben um einiges mehr an Kundschaft als der lokale Gamestop (größer, bessere Lage, schon viel länger dabei).

Nun bis auf Umbauten sind das Dinge die ich auch bieten würde (da ich das nicht unbedingt behersche). Klingt jedoch nicht nach einem Laden der versteckt für Insider in einem Wohngebiet liegt und nur Samstags die Pforten öffnet, so wie ich mir das wünsche ^ ^
Die Mieten hier in Wiesbaden sind leider mit die höchsten im Bundesgebiet und jede neu geschaffene Verkaufsfläche liegt in Toplage und kostet noch mehr. Also die genau Standortwahl ist hier das gröste Problem.


Da macht es mehr Sinn, gezielt Raritäten im Internet oder an anderen Orten billig einzukaufen und teurer weiterzuverkaufen. Das ist, wenn man das notwendige Kapitel und Know-How hat, vermutlich nicht einmal so schwierig, aber natürlich trotzdem risikobehaftet und man sollte die Arbeit dabei nicht unterschätzen.

Also das würde ich nicht unbedingt unterschreiben. Gamestop hat wahrscheinlich den Preisverlauf aller Games der letzten 10 Jahre katalogisiert und bestimmt auf dem Gebrauchtmarkt teils noch mit. Der Begriff "Know-How" ist da meiner Ansicht nach leicht untertrieben. Die scannen wahrscheinlich ebay im Sekundentakt und Flohmarktpreise orientieren sich wiederum an ebay und Gamestop. Die Spanne kann da nur im Bereich weniger Euros liegen. Ich meine auch die Flohmarkthändler haben ein Handy und können ihre Preise live anpassen. Wäre ich Händler würde ich das Tablet ziehen um den Kunden zu zeigen,dass ich nicht teurer bin. Ansonsten eben die Spezialisierung auf Raritäten,wobei man dort lange Lagerzeiten hat. Es fällt ja der Szene auf wenn ich heute eine super limitierte Edition ersteigere, welche nur einmal im Jahr bei ebay auftaucht und diese morgen wieder teurer anbieten will. Oder meintest du generell nur Raritäten? Bei normalen Editionen sind ja auch die Kunden eher normal, und für diese ist auch eine Platinumedition ausreichen. Das kann einen ordentlich Geld kosten,wenn man ein paar Wochen vorher eine Charge Gebrauchtspiele für je 28 Euro gekauft hat in der Hoffnung sie für 30 verkaufen zu können und dann plötzlich sind die Games nur noch 22-25 Wert, weil der Neupreis auf 29.99 sinkt.

Corti
11.11.2014, 13:08
Also wenn dir wirklich was dran liegt sowas zu machen, emotional und so, dann könnte man evtl. drüber nachdenken. Finanziell ist der eigene Keller ja von begrenztem Risiko. Aber die eigene Zukunft und das eigene Einkommen von sowas abhängig machen? Würde ich nie machen.

noRkia
11.11.2014, 14:26
Lies mal den zweiten Satz nach dem Tako-Zitat.

Ich suche nach einer guten Nebenbeschäftigung, die sich auch rentiert, wenn du verstehst was ich meine.