PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Kampf gegen Sich selbst": Kann ich überhaupt Gewinnen?



Pursy
29.08.2003, 01:47
Hallo Leute,
Ich hab vor etwa zwei Tagen mit einem Freund eine Disskusion über seine Rauchgewohnheit! Es ging nicht darum, was er raucht, sondern wie viel am Tag. Er selber gab auch zu, dass es eindeutig zu viel sei (keine Ahnung, wieviel es jetzt genau war), und versprach, dass er versuchen würde, nicht sofort aufzuhören, aber jeden Tag etwas weniger zu rauchen!
Heute sah ich ihn wieder bei uns im Dorf und sah ihn genauso qualmen, wie vorher auch. Ich fragte ihn, ob er nicht doch ein bisscher weniger geraucht hätte, aber er gab zu, nicht eine Zigarette weniger zu rauchen, rauchte sogar wieder etwas mehr!

Es soll jetzt nicht darum gehen, ob man nur solche Süchte überwinden kann (gab es schon oft genug), aber kennt ihr nicht auch Situationen, wo ihr vorher dachtet: "Nein, das werde ich niemals tun!" Ihr habt es euch regelrecht versprochen, habt es aber dann doch getan, weil ihr gedacht habt: "Ach, egal! Hilft sowieso nicht!"

Oder könnt ihr von euch behaupten, dass ihr euch so verdammt unter Kontrolle habt, dass ihr sowas nicht zulassen würdet!

Dieser Thread ist für mich sehr interessant, weil mir oft auffält, dass ich Dinge tue, die ich doch nie tun wollte!

Galadriel
29.08.2003, 02:19
ohohoh, das rauchen. ich bin kein raucher, möchte aber eines dazu sagen: ich habe volles verständnis dafür, dass einer, der zwanzig jahre raucht, nicht mehr damit aufhören kann. okay, manche schaffen es, aber es ist sicher irrsinnig schwer nach so einer langen zeit. deshalb verstehe ich das.
was ich nicht verstehe, sind diese jungen leute, die mit dem rauchen anfangen und dann glauben, sie wären süchtig. tolle ausrede, leute, wirklich toll. ein jahr, zwei jahre, drei jahre rauchen sie und tun so, als kämen sie nie mehr davon los. traurig.
ich geb's zu, ich hab in meinem leben sicher schon eine packung zigaretten geraucht. in depressiven phasen (nicht in jeder, wohlgemerkt -genauer gesagt: diese eine packung fiel auf zwei depri-phasen). vorher nicht, später auch nicht mehr. in keiner sekunde habe ich nur ein einziges mal gedacht, ich könnte nicht mehr damit aufhören, oder auch nur, dass es gut schmeckt oder sonstwas. ich hab's gemacht und nicht vor, es wieder zu tun. zigarettensucht ist für mich etwas vollkommen unverständliches (was aber nicht heißt, dass ich was gegen raucher hätte).

so, das heißt jetzt aber nicht, dass ich gegen sucht generell gewappnet bin. das heißt, gegen sucht vielleicht schon, aber nicht dagegen, gegen mich selbst im zweikampf zu verlieren. ist mir schon oft passiert. meistens geht es ums essen. manchmal nehme ich mir an einem tag vor, jetzt eine weile mal keine süßigkeiten zu essen -und wenn mir einer am selben tag einen kuchen vor die nase hält (was gar nicht so selten ist), ist der gute vorsatz schon wieder dahin.

irgendwann ende ich als kleine dicke kugel, die man einen berg hinunterrollen kann. petri heil! *jodel*

Black_Dragon
29.08.2003, 05:41
willenskraft ist das problem. wenn ich genug da von haette wuerde ich nicht sagen das ich die frage von pursy kennen wuerde. das beste beispiel da fuer sind: die vorsaetzte fuers naechste jahr, an die man sich am ersten tag dannach sowiso nicht mehr haelt.

aurelius
29.08.2003, 05:58
so habe ich mir auch abgewöhnt sarkastische Bemerkungen in einem Gespräch zu bringen Wieso abgwöhnt? Sarkasmus ist doch so etwas schönes, den darf man sich doch nicht abgewöhnen.

@ Rauchen:
Imo bringt diese Methode des Abgewöhnens nichts. Ich glaube, die Raucher schieben die physische Abhängigkeit vor, um sich nicht ihrer wahren, psychischen Abhängigkeit zu stellen. Gerade bei so "schwachen" Drogen, wie dem Nikotin. Klar, Raucher werden nervös und agressiv, aber imo ist das auch eher seelisch. Besonders in so Stresssituationen. Ich kenne das von aureichend Verwandschaft.

Imo ist es Unsinn, so aufhören zu wollen. Ich halte das mehr für so eine Verzögerungstaktik. Den entscheidenden Moment nur heruszögern. Wenn man wirklich aufhören will, dann schafft man es auch von jetzt auf gleich. Man muss die Zigaretten einfach weglegen und nicht mehr anrühren. Ich weiß, als Nichtraucher ist es schwer zu beurteilen, wie so eine Abhängigkeit ist, aber ich kenne Menschen, die es genauso geschafft haben. Wenn der Wille, der richtige ernste Wille, also nicht "hmm, ich sollte aufhören, das ist nicht gesund" sondern der Wille "ich höre auf mit diesem Mist", da ist, dann kann man das auch. Man muss sich der Situation des absoluten Vezichts stellen, anstatt diese Situation herauszuzögern. Ist meine Meinung.

@ "der schwache Wille - oder der innere Schweinehung":
Ich kenne das. Man nimmt sich viel vor. Man will jeden Tag eine halbe Stunde joggen gehen, man will früher ins Bett gehen und sich gesünder ernähren. Jedes Mal, wenn ich mir so etwas vornehme, dann will ich es endlich mal schaffen, zu oft, habe ich nach kurzer Zeit wider aufgegeben. Aber dann kommt der innere Schweinehund. Man kennt ja den Spruch, "Die Seele ist stark, doch das Fleisch ist schwach", bei mir ist es anders. Die Wille hat immer tolle Ideen, doch schafft es nie, diese durchzusetzen. So bleibt das joggen auf der Strecke, ich gehe wieder zu spät ins Bett und Chips schmecken auch irgendwie besser als Gesundes.

Es hat viel mit Disziplin zu tun, und imo sind wir da einfach falsch erzogen. Unsere Generation ist faul und unmotiviert. Man schafft es einfach nicht, etwas durchzuhalten, geht mir jedenfalls so. Irgendwann wird man einmal doch schwach - und sobald das geschehen ist, ist alles verloren. Bei Alkoholikern zum Beispiel, kann schon ein bisschen Rotwein in der Sauce den Erfolg von Jahren zerstören.

Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht abhängig bin. ich wäre der perfekte Süchtige. Denn ich hätte niemals den wirklichen Willen, damit aufzuhören. Ich würde wahrscheinlich auch so tolle Ideen haben, wie langsam damit aufzuhören - und wahrscheinlich notgedrungen auch daran glauben. ich hoffe nur, ich werde nie von derartigen Sachen abhängig. :rolleyes: Es wäre mein Untergang.

Amaurosis fugax
29.08.2003, 13:54
Wie sehr ich mich überwinden kann, hängt sehr von der Relevanz des jeweiligen Ziels ab, je nachdem kann ich diesen "Kampf" durchaus gewinnen.
Wobei ich eigentlich der Meinung bin, dass man dies nicht als "Kampf gegen Sich selbst" ansehen sollte, das klingt so nach Selbstzerstörung, sondern viel mehr als z.B. "Kampf gegen die Sucht", denn das "Ich selbst" will diesen Kampf ja tatsächlich gewinnen, also ist es eher ein "Kampf zusammen mit Sich selbst gegen Wasauchimmer".

Beim Rauchen ist mir halt der Unterschied zwischen Suchtrauchen und Genussrauchen sehr wichtig, und ich achte sehr stark darauf, nicht in erstere Kategorie zu fallen.

ohohoh, das rauchen. ich bin kein raucher, möchte aber eines dazu sagen: ich habe volles verständnis dafür, dass einer, der zwanzig jahre raucht, nicht mehr damit aufhören kann. okay, manche schaffen es, aber es ist sicher irrsinnig schwer nach so einer langen zeit. deshalb verstehe ich das.
Meine Mutter hats geschafft - ich hoff mal, das liegt in den Genen. :D

-[IoI]-Ins@ne
29.08.2003, 18:04
Hehe.. ich will nicht sagen, dass ich jetzt jeden Kampf gegen mich gewinne, aber dank Karate hörte ich mal einen tollen Spruch:

Wie willst du einen Gegner überwinden, wenn du dich selbst nicht überwindest?

Ich bin nicht anfällig für Sucht- oder Gesellschaftsdrogen, weder Alkohol, Nikotin, oder andere Drogen gerhören zu meinem Laster-Repartoire...
(einzig vielleicht der PC, jedoch muss man hier unterscheiden...)

Denn der PC hat für mich einen offensichtlichen, praktischen Nutzen, alle anderen Drogen nicht.
Als alle meine Freunde (die örtlichen) zu rauchen begannen, weil sie ja so cool sind, und mich dazu überreden wollte, drückte ich die Zigarretenkippe auf dessen Hemd aus. Naja..

Mein Vater rauchte 16 Jahre, hörte aber bei meiner Geburt damit auf. Von wegen, man kann nicht aufhören. Wenn man einen starken Willen (und nicht zuletzt einen guten Grund besitzt diesen Willen vor sich selbst zu rechtfertigen), dann kann man auch noch nach 30 Jahren aufhören, obwohl es natürlich dementsprechend schwerer fällt.

Grundsetzlich verstehe ich nicht, wie ein Mensch rauchen kann. Auf mich wirken Zigaretten weder beruhigend, noch haben sie Geschmack. Sie schmecken schrecklich, sind schädlich für die Gesundheit und außerdem sind sie sau teuer.
Wenn mir jemand sagt, er kommt nicht von ihnen weg, weil er ja schon 2 oder 3 Jahre raucht, dann sag ich auf Wiedersehen, denn solch einen charakterschwachen Freund brauche ich nun wirklich nicht.
Klingt hart, ist aber so...

Laguna
29.08.2003, 19:36
Mein Vater hat sich das Rauchen ebenfalls ab meiner Geburt abgewönnt und er ist nie wieder in Versuchung gekommen sich eine Zigarette anzustecken. Ich denke also das es durchaus möglich ist mit dem Rauchen aufzuhören. Jedenfalls solange man nicht übertreibt und das ganze nicht zur Sucht wird.


Denn wenn es zur Sucht wird, dann kannst du praktisch kaum mehr aufhören. In diesem Punkt kann ich aurelius auch nicht zustimmen jederzeit mit dem Rauchen aufhören zu können, wenn man es nur wirklich will. In der Theorie leicht gesagt. In einem spontanen Sindeswandel sicherlich auch. Aber fakt ist das Gefühl das dabei süchtig macht, nicht die Tatsache das man raucht. Und das ist nicht nur beim Rauchen so, sondern auch bei jeder anderen Art von Sucht. Bei Drogen kann man es wohl am besten schildern. Ob nun LSD, Crack oder Kokain, der Stoff ist es dem das menschliche Verlangen nicht mehr entsagen kann, nicht die Droge selbst.

Rein Objektiv kann doch jeder sagen das er seine Sucht von heute auf morgen beendet, aber klappen tuts wohl ohne ein immenses Maß an starkerer Willenskraft in den meisten Fällen gar nicht so einfach.

Was am schlimmsten ist, aber leider nur zu wahr ist das man sich durch Langweile und Stress erst das gefährliche Wort "Sucht" heran macht. Sei es stundenlanges sitzen vor dem PC, eine Überdosis Koffein durch Getränke oder der Neigung zum unbremsbaren Extremsport. Wenn man sich nicht durch andere Dinge ablenken kann wird man immer wieder zu seiner Sucht zurückkehren. Da kann man es sich noch so fest vornehmen.

Echte Suchthobbys entsehen dabei leider auch weil man einfach nicht leichter mit seinem Leben fertig wird. Traurig aber wahr. Ich habe da selbst meine Erfahrung mit Freunden, und auch ich selbst war früher Computersüchtig, habe es aber überwunden indem meine alte Kiste einfach verkauft habe. Nach dem ich einige Jahre dann keinen PC mehr hatte ist dieses Syndrom nie mehr aufgetreten! :)


Edit: Noch eine kurze Ergänzung. Wenn man sich kein Ziel im Leben gesetzt hat oder kein geregeltes Leben führen kann (aus welchen Gründen auch immer) ist man leichter suchtanfällig.



Original geschrieben von -[IoI]-Ins@ne
[B]
Grundsetzlich verstehe ich nicht, wie ein Mensch rauchen kann. Auf mich wirken Zigaretten weder beruhigend, noch haben sie Geschmack. Sie schmecken schrecklich, sind schädlich für die Gesundheit und außerdem sind sie sau teuer.


Nicht jede Suchtmöglichkeit mag den Menschen auch ansprechen. Ich könnte mir z.B. niemals vorstellen Koffein- oder Putzsüchtig zu sein :) Ich denke das ist bei jedem völlig verschieden. Wir alle haben doch unterschiedliche Neigungen- und ich bin sicher jeder Mensch hat irgendwo seinen potentiellen Suchtpunkt.