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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Praktische Handgriffe zur Charakterstellung"



Yenzear
11.08.2014, 12:42
Da das gewünscht wurde, mache ich jetzt auch mal einen Thread auf, der mehr so eine Art Tochterthread zu Kelvens "Sind unsere Figuren zu schlecht" Thread (http://www.multimediaxis.de/threads/141431-Sind-unsere-Figuren-zu-schlecht) ist
Hier möchte ich gerne einige Möglichkeiten und Layouts aufzeigen, die ich persönlich nutzen würde, um Charaktere und deren Eigenheiten zu planen.
Das hat erstens den Anlass, dass das im genannten Thread nur rubimentär vorhanden ist und zweitens um mich selbst und andere zu vebessern.
Also zu meinem Beispiel:

Ich verwende, wie im genannten Thread schon erwähnt, Stichpunkte, da man diese am Computer recht einfach verändern, verwerfen oder ergänzen kann, auch wenn das ganze mit einer Cloud vlt anschaulicher währe, aber ich finde, dass eine Cloud in dem Fall mehr was währe, wenn die Charaktererstellung bereits fortgeschritten ist.
Ohne weiter rumzuschwafeln mein Beispiel:

Name : Remus
Geschlecht : Kerl
Alter : 15
Klasse : Ranger -> Schwertmeister / Windjäger
Element : Wind
Ausrichtung : nachdenklicher Chiller
Statur : klein, sonst eher durchschnittlich


Remus ist angehöriger des Glaubens des Windgeistes und anders als sein der Rest seines Clans, eher ein chilliger Zeitgenosse, der es gern mal ruhig angehen lässt.
Wer nun allerdings denkt, dass Remus einfach ein fauler Hund ist, der irrt sich, denn Remus ist zwar faul, hat jedoch realisiert, dass nachdenken viel Arbeit abnimmt
weshalb er körperlich nicht sehr aktiv ist, aber geistig dafür um so mehr. Sein ruhiger, nicht profitorientierter, Lebensstil stößt vorallem bei der Leandra auf Unverständniss.
Während seiner "Denkpausen" zieht er öffters ein spezielles Kraut durch, um sich entspannen zu können, weshalb er von der Charla öffters gemaßregelt wird, der er allerdings nicht wirklich was entgegensetzen kann, da er sie attraktiv findet, was vorallem Leandra zuschaffen macht, die seine Geistesblitze gern für sich nutzen würde

Entwicklung:
Remus bringt sich mehr in die Gruppe ein und teilt seine Gedankengänge anderen mit


Ist alles noch recht simpel und vage gehalten. Um die Anschaulichkeit für mich zu verbessern habe, ich Charakter und Ortsnamen farbig hervorgehoben, um auch die Verbindungen der einzelnen Charaktere etwas zu beleuchten.

Nähere Erläuterungen
Der hier erklärte Charakter "Remus" ist ein entspannter, aber nachdenklicher Kollege, der gerne mal ein gewisses Kraut (über das ich mir noch keine Gedanken gemacht habe, kommt aber wohl noch) genießt, weil es seine grauen Zellen anregt und ihm hilft, mal von dem ganzen Stress abzuschalten und den Kopf freizubekommen.

Daraus folgt, dass er mit Charla aneinander gerät, die sehr auf ihre und die Gesundheit anderer achtet (und Rauchen ist ungesund, merkt euch das!! xD) wobei der Konflikt mehr von ihr ausgeht, da es SIE stört.
Remus konflikt geht davon aus, dass er zwar das Kraut, aber auch Charla schätzt. Ob er ihr zuliebe vom Kraut ablässt, oder Charla es gut sein lässt, ihn zu bevormunden oder ob sich überhaupt etwas ändert, habe ich noch nicht erdacht.

Wie durch die Charakterbeschreibung vlt deutlich wird, ist Remus ein eher in sich gekehrter Charakter, der nicht viel aus sich herraus kommt. Unter "Entwicklung" wird aber deutlich, dass er sich den anderen Mitgliedern seiner Gruppe gegenüber etwas mehr öffnet, eben weil er sie näher kennen lernt und ihnen Vertrauen schenkt.

Selbstverständlich sind alle Charakterprofile des Projektes (über das ich noch nicht reden will) im selben Stil gehalten weil Übersichtlichkeit.




Der zweite Schritt, wenn man diesen denn machen will (ich würde ihn ja weglassen, weil er im Prinzip vorhandene Informationen nur grafisch darstellt) währe eine Cloud.
Ist sicher hilfreich, aber meiner Meinung nach eher was für die, die die entsprechende Software haben (mit Paint und auf Papier ist mir das echt zu aufwändig für den nutzen)

Nachdem man dann soweit fertig ist, kann man versuchen, Gespräche mit seinem Charakter anzufangen. Ja richtig, man redet mit einer imaginären Person
Das, für das (unbedarfte)Zeugen des eigenen Schaffens einen vielleicht direkt einweisen oder zum Doktor schicken würden, ist eine gute Möglichkeit, zu testen, wie ihr Charakter in Alltagssituationen reagieren würde.
Auch Gespräche der Charaktere untereinander können hier eine gute Simulationsmöglichkeit bieten. Dieser Schritt,ist dann aber wirklich das Endstadium ^^

Das währe es von meiner Seite aus. Verbesserungsvorschläge und alternative Lösungsansätze sind generell willkommen und dürfen auch diskutiert werden.

Corti
11.08.2014, 13:18
Da ich Yenzear dazu genötigt habe, das hier auf zu machen, sehe ich es als moralische Verpflichtung mich auf zu äußern.

Ich habs schonmal irgendwo erwähnt in letzter zeit, aber ich wiederhole es gern. In Musicals gibt es einen Songtypen, den "i want"-Song. In diesen Songs singt der jeweilige Charakter davon, was er sich wünscht, was er erreichen möchte sowieso mögliche Sorgen und wie er/sie/es nicht sein möchte. Freunde klassischer Zeichentrickfilme kennen sicherlich Disneys Arielle, inklusive dem Song, in dem die titelgebene Meerjungfrau davon sing, dass sie ein Mensch sein möchte ( im englsichen Part of your world) . Diese Art Song vermittelt nicht nur, was der Charakter möchte, sondern sagt viel über die Persönlichkeit aus.

Ich konstruiere, nennen wir sie mal "i want"-Dialoge. Das sind Texte von ein paar Zeilen, viertel Seite in Word, in denen der Charakter erzählt, was er möchte, warum er das möchte, was ihn treibt, was ihn besorgt, was ihn sauer macht, alles subjektiv und in Person. Dies mache ich nicht einmal, sondern in gewissen Abschnitten. Das ist wie Meilensteine in der Entwicklung. Dinge passieren und die Personen ändern sich, kriegen andere Sicht- und Herangehnsweisen. Wünsche erfüllen sich, werden unwichtig, andere kommen hinzu. Dabei stelle ich mir vor, wie der oder die jenige das Spricht, mit welcher Betonung.
Diese Texte werden natürlich im Spiel nie vorkommen. Es wäre absurd und dilettantisch, diese Texte dann als Monolog in die Textbox zu klatschen, aber durch diesen sehr persönlichen Einblick in die Gedankenwelt erschaffe ich mir die Möglichkeit einschätzen zu können, wie eine Person handeln würde.

Auch was die Interaktion angeht. Der Charakter hält nicht nur den Monolog über sich, sondern auch über seine Verhältnisse zu den anderen, und so weltoffen und hypertolerant wir uns alle auch geben, man urteilt doch schnell über andere und fiktive Personen genau so, darum versuche ich die Personen sprechen zu lassen, was sie an den anderen mögen oder was sie stört und all solche Dinge.

Zakkie
11.08.2014, 13:27
Ich konstruiere, nennen wir sie mal "i want"-Dialoge. Das sind Texte von ein paar Zeilen, viertel Seite in Word, in denen der Charakter erzählt, was er möchte, warum er das möchte, was ihn treibt, was ihn besorgt, was ihn sauer macht, alles subjektiv und in Person. Dies mache ich nicht einmal, sondern in gewissen Abschnitten. Das ist wie Meilensteine in der Entwicklung. Dinge passieren und die Personen ändern sich, kriegen andere Sicht- und Herangehnsweisen. Wünsche erfüllen sich, werden unwichtig, andere kommen hinzu. Dabei stelle ich mir vor, wie der oder die jenige das Spricht, mit welcher Betonung.

Alan Menkin und Howard Ashman Einfluss, habe ich Recht?

Corti
11.08.2014, 13:35
Ehrlichgesagt sagen mir die Namen gar nichts. Laut Wikipedia hätte das aber auch anders sein können, aber ich kann mir Namen auch nicht gut merken. Kann also gut sein, dass ich die Namen schon x-Fach in irgendwas gelesen habe, dass mich irgendwann mal beeinflusst hat.

Zakkie
11.08.2014, 13:40
Ehrlichgesagt sagen mir die Namen gar nichts. Laut Wikipedia hätte das aber auch anders sein können, aber ich kann mir Namen auch nicht gut merken. Kann also gut sein, dass ich die Namen schon x-Fach in irgendwas gelesen habe, dass mich irgendwann mal beeinflusst hat.

Unsere Generation wurde sehr stark von dieser Erzählweise beeinflusst, die in der Disney Renaissance vorkommt. Wir haben quasi das richtige Alter sogar dafür. Wenn du die Main Themes pro Film ansiehst (Part of your World, Belle, One Jump Ahead (+ alle Reprises, etc.), wirst du merken, was ich damit meine.

Kelven
11.08.2014, 21:55
Mein Rat an den Anfänger, der ein Rollenspiel macht:

Du hast bestimmt eine gute Vorstellung davon, was für eine Art Rollenspiel du machen möchtest. Vielleicht hast du ein Lieblingsspiel, das dich inspiriert hat und du möchtest etwas Ähnliches entwickeln. Die Charaktere sollen sicher auch ähnlich sein. Spiele haben unterschiedliche Zielgruppen, die vom Setting, Thema der Handlung und vielem mehr abhängen. Wichtig ist, dass die Charaktere zum Spielkonzept passen. Deswegen solltest du zuerst schauen, wie die Charaktere im Vorbild dargestellt werden, wie sie sich verhalten, ob die Persönlichkeiten einfach gehalten sind usw. Wenn du ein richtiges Konsolen-RPG machen willst, dann wirst du zum Beispiel merken, dass komplexe Figuren dort gar nicht reinpassen. Eine komplexe Figur in einem JRPG wäre ungefähr so wie Naruto in Shakespeare. Das ist der ganze Trick dabei. Bevor du tausend Charakter-Tutorials liest, solltest du erst mal verstehen, welche Art Charakter zu welcher Art Spiel passt. Denn wer nicht mal die einfachen Charaktere beherrscht (und da haben viele in der Maker-Community schon Probleme mit), der wird die komplexen erst recht nicht beherrschen.

BlueGesyr
13.08.2014, 09:12
Mein Vorgehen bei der Charaktererstellung umfasst zunächst (ähnlich Yenzears Spoiler) eine grobe Skizze der Figur. Ist dieser "Grundstock" abgeschlossen, gilt es darauf aufzubauen und sich mit der Figur zu beschäftigen. Dazu arbeite ich verschiedene Musterszenen und Verhaltensabläufe aus - vielleicht lässt sich dieser Punkt am besten mit Cortis "i want-Dialogen" vergleichen. Parallel zur Ausarbeitung des aktuellen (oder auch zukünftigen) Zustands der Figur muss natürlich auch deren Vergangenheit erschlossen werden.
Habe ich mir ausreichend Gedanken gemacht, werden wichtige Aspekte in einem ausführlichen (bzw. ausführlicheren) Charakterbogen zusammengefasst. Dieser Umfasst nicht nur unmittelbar spielrelevante Einträge, sondern auch Details, die zur späteren Ausgestaltung von Spielszenen und Dialogen herangezogen werden können. Dieser Schritt kann längere Zeit dauern. Einzelne Aspekte des Charakterbogens wird man wohl noch umstellen oder erst später ergänzen - vor allem bei weniger spielrelevanten Punkten kann das zutreffen. Nichtsdestotrotz stellt er eine unerlässliche Hilfe dar.
Um die so ausgearbeitete Figur nahtlos in die Welt einzufügen bietet es sich an, eine Rollenbiografie zu schreiben, bzw. persönliche Dokumente, Monologe, spielirrelevante Szenen, etc. zu erarbeiten. Hierdurch festigt man den Charakter und führt die einzelnen Merkmale aus dem Charakterbogen in subjektiver Sicht aus. Wer sich dann noch Gedanken darüber macht, wie denn das Verhalten im Einzelnen objektiv (bzw. auch subjektiv auf andere wichtige Figuren) wirken muss, der hat (meines Erachtens) die größten schritt zur Ausarbeitung einer authentischen und in sich logischen Figur getan.

Links:
Anleitung Rollenbiografie (http://wortwuchs.net/rollenbiographie/)
Diese Anleitung führt die Herangehensweise an eine Rollenbiografie schön aus. Zudem kann man auf der Seite weitere nützliche Anleitungen finden.
Charakterbogen Beispiel (http://share.cherrytree.at/showfile-16265/charakterbogen_beispiel.pdf)
Dieser Bogen ist natürlich nicht abschließend, sondern soll zur Orientierung wirken. Ich wäre euch zudem verbunden, wenn ihr davon absehen würdet die vorhandene Figur zu übernehmen. ;)