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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Remakes!



Enkidu
11.06.2014, 22:21
Wie steht ihr dazu :confused: ? Gemeint sind sowohl solche straight-up Dinger als auch eher die spiritueller Art bzw. der gleiche Stoff neu aufgearbeitet, also Remakes im weitesten Sinne. Neuverfilmungen, die ggf. das Setting oder die Epoche austauschen usw.

In letzter Zeit wird Hollywood ja (neben dem Reboot-Wahn, der manchmal auch nichts anderes als "Remakes" hervorbringt) von solchen Filmen geradezu überschwemmt, möchte man meinen. Als würde den Studios immer mehr die Ideen ausgehen und auf altbewährtes setzen, weil das ja auch schon damals funktioniert hat. Tatsächlich jedoch war ich recht überrascht, als ich mich mit den frühen Jahren des Films beschäftigte und feststellen musste, dass das in der Branche seit jeher dazugehört. Auch schon in den 20er, 30er Jahren zum Beispiel, wo man doch davon ausgehen sollte, dass es noch genug unverfilmte, frische Literatur und andere Geschichten gab, die sich für eine Umsetzung anboten. Ein gutes Beispiel wäre hier "Der Dieb von Bagdad", von dem es Fassungen von 1924 (http://www.imdb.com/title/tt0015400/?ref_=fn_al_tt_2) (noch als Stummfilm mit Douglas Fairbanks), 1940 (http://www.imdb.com/title/tt0033152/?ref_=fn_al_tt_1) (anscheinend die bekannteste), 1961 (http://www.imdb.com/title/tt0054013/) (zugegeben, italienische Produktion) und 1978 (http://www.imdb.com/title/tt0078385/?ref_=fn_al_tt_3) gibt, neben gewiss noch einigen weiteren, die weniger bedeutsam sind. Oder man denke nur mal an die unzähligen Verfilmungen von Robin Hood!
Na gut, das sind bekannte Geschichten die fest im kollektiven Bewusstsein verankert sind, aber neu aufgelegt werden ja inzwischen selbst solche Sachen wie Karate Kid, Total Recall, RoboCop & Co. Meist mit einer Halbwertszeit von gerade einmal 25 Jahren.

Natürlich ist es von Film zu Film unterschiedlich, aber habt ihr irgendeine generelle Einstellung bei dem Thema? Mögt ihr Remakes? Seht ihr die als Chance zur Verbesserung und ggf. Modernisierung und Zugänglichmachung für eine neue Generation, oder habt ihr dabei von vornherein Vorbehalte weil sowas wie Grabschändung am Erbe von beliebten Klassikern betrieben wird? Und wenn es schon ein Remake sein muss, sollte es lieber eines sein, das sich möglichst nahe ans Original hält, oder eines, das möglichst viel anders macht und experimentierfreudig mit dem Stoff umgeht?

Auch sehr interessant finde ich, wie die Kenntnis der Originale unsere Erwartungshaltung beeinflussen. Manchmal sogar richtig heftig, wie mir in letzter Zeit immer wieder auffällt. Aber nachdem ich darüber nachgedacht habe, kann ich manchen Remakes spürbar mehr abgewinnen, wenn ich ganz bewusst versuche, es losgelöst von dem Vorgänger zu betrachten. Denn ab und zu kommt es mir von sogenannten "Fans" geradezu unfair vor, wie hart das Ausmaß der Kritik oft ausfällt, nur weil ein paar Kleinigkeiten fehlen, aber gleichzeitig die Dinge, die ich als echt sinnvolle und willkommene Erweiterung oder Änderung empfinde, kaum beachtet werden, weil alle nur das Bild von damals im Kopf haben. Hmm.
Dennoch muss ich dann auch sagen, dass mir die Originale häufig unterm Strich klar besser gefallen (das gilt übrigens auch für den Dieb von Bagdad 1924 vs. 1940 ^^), und es bei Neuverfilmungen stark drauf ankommt - leider oft geht es eher daneben, und selbst wenn ich es als gelungenen Film zu schätzen weiß, muss es sich in meinem Kopf irgendwie dem Ursprungswerk unterordnen. Fallen euch Fälle ein, wo ihr ein Remake klar besser gefunden habt als den Film, auf dem es basierte? Mir spontan nämlich ehrlich gesagt nicht, aber es gibt bestimmt welche, habe da auch irgendwas im Hinterkopf, das mir gerade nicht in den Sinn kommt *g*

Noch ein Punkt wären regionale Remakes (Regiomakes :D ?!), die vor allem deshalb zustande kommen, weil man an das amerikanische Volk keine gesubbten Filme in breitem Umfang vermarkten kann und Dubs dort offenbar auch eher unüblich sind. Da kommen die Studios, die den Duft von Profit in der Nase haben, nicht selten auf die Idee, europäische oder asiatische Filme kaum zwei Jahre nach deren Premiere in den jeweiligen Ländern oder Festivals nochmal neu und amerikanisiert zu machen. Glücklicherweise bleibt es oft aber auch lediglich bei einem Kauf der Rechte, ohne dass sich konkret was ergibt. "Glücklicherweise" deshalb, weil das meiner Erfahrung nach meist eher daneben geht als funktioniert. Da sind Fälle wie "So finster die Nacht" <-> "Let me in", wo beide Fassungen gelungen sind und trotz aller Ähnlichkeit zum Teil jeweils andere Stärken haben, eher die (sehr willkommene) Ausnahme.

Und welche älteren (oder auch nicht-so-alten) Filme hätten eurer Meinung nach dringend ein Remake verdient oder gar nötig?

Discuss!

MrBamboo
12.06.2014, 12:35
Ich stehe Remakes eigentlich recht wohlgesonnen gegenüber. Klar hinkt der Vergleich ein bisschen, aber im Kern würde ich sagen, dass es sich damit ähnlich wie beim Theater verhält: die Inszenierung macht das Stück. Und wenn eben ein Filmstoff als Ausgangsmaterial dient, dann soll mir das Recht sein. Und wie du schreibst sind ja viele deiner Beispiele auch "nur" Adaptionen anderer Medien bzw. Geschichten (Total Recall, Der Dieb von Bagdad, Robin Hood).

Klar gibt es auch Remakes die scheiße und v.a. überflüssig sind. Meist kann ich es gut ignorieren, nur ärgert es mich, wenn nur das Remake eine ungleich größere Aufmerksamkeit erfährt bzw. mit Lobhudeleien überschüttet wird, während das Original im Dunkel bleibt. The Departed bzw Infernal Affairs wäre so ein Fall. Oder (anderes Thema), die Zitate und eindeutigen Motive/Bilder/Symbole die Darren Aronofsky aus den Filmen Satoshi Kons entleiht (Requiem for a Dream ist voll davon, Black Swan sowieso...). Das sind keine schlechten Filme, aber schade ist es trotzdem, dass Kon's Filme von einem kleineren Publikum gesehen wurden als Aronofskys. :|

Wenn ich mal in mir grabe, dass gibt es ein paar Stoffe die mehrmals gut umgesetzt fande. Medea oder Jeanne d'Arc zum Beispiel. Von The Postman Always Rings Twice habe ich sogar nur die neue, deutsche Variante gesehen, Jericho. Und der hat mir ausgesprochen gut gefallen, gerade auch die regionalen Feinheiten in der Konstruktion der Geschichte, die den Film unmissverständlich deutsch machen. Sonst mochte ich A Star is Born (gab's '37, '54 und '76) von Cukor sehr gerne, was vermutlich an Judy Garland liegt. Und The Sound of Music übt auf mich eine wesentlich größere Anziehungskraft aus als der NOCH biederere Die Trapp-Familie, dessen Musik mir nicht halb so gut im Gedächtnis geblieben ist wie bei der campigen US-Schmonzette. Wahrscheinlich bin ich auch einfach zu amerikanisiert. :D

Nicht besser, aber bei The Ring fande ich beide Filme ziemlich gleich unterhaltsam. Von The Housmaid müsste ich mir auch mal das Original ansehen, das Remake fande ich nämlich auch schon recht gelungen.

Und es ist ganz interessant wenn der selbe Filmemacher bzw. die selbe Filmemacherin ihre eigenen Filme neu umsetzt. Prominentes Beispiel ist sicher Michael Haneke mit Funny Games und seinem US-Remake. Auch wenn ich es mir nicht ansehen werde/brauche, der Film ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht für mich gemacht und ich käme mir witzlos vor nochmal durch die selbe Hölle auf englisch zu gehen.
Eindeutiger ist es imo bei Lotte Reiniger, die fast dreißig Jahre später Szenen aus ihrem Die Abenteuer des Prinzen Achmed neu umgesetzt hat. Bei den späteren Filmen sieht man die Jahre an Erfahrung ganz deutlich, die sie gesammelt hat. Und da muss ich sagen, ich finde sie fast schöner, perfekter und formvollendeter, auch wenn schon das Original seinen Reiz hat.

Enkidu
16.06.2014, 18:06
Wir können hier auch gerne bei diversen älteren Filmen oder wenn gerade was aktuell relevant ist jeweils einen auf old vs. new machen, wenn euch das lieber ist ^^

Bei einigen der englischsprachigen Ami-Remakes von ausländischen Filmen habe ich meistens das Original gar nicht gesehen, insbesondere bei den asiatischen Vertretern. The Departed mit Leo DiCaprio fand ich zum Beispiel richtig gut und äußerst spannend. Wirklich reizen tut es mich aber komischerweise nicht, auch mal die Vorlage davon zu sehen. The (Ami-)Ring fand ich damals ultra-gruselig verstörend. Viele mochten ja das japanische Original lieber und meinten, das Remake tauge nichts und sei nichtmal so intensiv (etwa weil da mehr Szenen am Tage spielen usw.). Dem kann ich von dem, was mir bekannt ist und was ich von der japanischen Fassung gesehen habe, nicht zustimmen. Ich denke sogar, dass gerade durch das höhere Budget mit den besseren Effekten die Hollywood-Variante einiges dazugewonnen hat.
Bei der Favorisierung von manchen dieser Amerikanisierungen spielen vielleicht aber auch meine eigenen Sehgewohnheiten als Europäer eine gewisse Rolle. Bei vielen asiatischen Filmen fehlt mir irgendwie der Draht dazu, und selbst bei den europäischen Filmen nervt mich oft der durchaus spürbare "Artsy-Touch", wenn ich das mal so nennen darf. Da hab ich nicht selten lieber etwas, das eher dem entspricht, wofür ich ins Kino gehe und das zwar leider oft voller unnötiger zusätzlicher Klischees steckt, aber in das dafür viel mehr Geld und technischer aufwand geflossen ist, der diese Werke ggf. aus dem Indie- oder B-Movie-Status herausheben kann.
Und ab und zu bin ich mir natürlich auch gar nicht darüber im Klaren, dass das, was ich da sehe, eigentlich ein Remake oder eine Neuverfilmung eines älteren Stoffes ist ^^ Das fällt dann erst bei der näheren Recherche auf.

Mir fällt gerade Conan von 2011 ein, den ja unzählige Zuschauer blöd fanden. Und ich mochte den wirklich. Kein großartiges Meisterwerk, aber imho ein rundum gelungener Sword&Sorcery-Film, der auch noch Bonuspunkte von mir dafür bekommt, dass er sich viel näher an den ursprünglichen Conan-Geschichten bewegt als die doch ziemlich freie Adaption mit Schwarzenegger. Und hier kommt wieder das mit den Erwartungen der sogenannten Fans ins Spiel, die sich auch ziemlich negativ auswirken können. Sicher, Arnies Verkörperung dieser Figur war ikonisch und ich möchte die beiden Filme niemals missen. Aber abzulehnen, dass irgendjemand sonst diese Figur spielen könnte, vor allem nach so langer Zeit, finde ich geradezu ignorant. Conan wurde nicht erst mit Arnold erfunden, und die vielen Geschichten würden noch so viel Stoff für weitere Filme bieten, die dann dank einem Misserfolg wie so oft nicht mehr umgesetzt werden...

Bei Filmen, die mal sowas von ein Remake verdient hätten, fallen mir beim Blick auf meine Sammlung vor allem zwei Titel ein:
Logans Run (oder zu Deutsch der bescheuert abwegige Titel "Flucht ins 23. Jahrhundert") von 1976. Wenn man den heute sieht, dann wirken die Effekte und einige holprige Schnitte und Story-Versatzstücke natürlich hoffnungslos veraltet und archaisch, der Film ist halt ein Produkt seiner Zeit und nicht besonders gut gealtert. Und doch merkt man bei der Sichtung auch, wie sehr die einfache aber spannende Handlung alle Zutaten für einen großartigen Film machen, sodass das Original selbst heute noch Spaß macht... zumindest wenn man Sci-Fi mag ^^ Das versprüht so einen unwiderstehlichen Abenteuer-Charme. Wenn ich mir das vorstelle mit heute möglichen praktischen Effekten und ein bisschen dezenter CGI und wow, was für ein Film da drin steckt! Könnte wenn man es richtig angeht (nicht so wie bei Clash of the Titans, das fällt in die Kategorie der missratenen Remakes meiner Meinung nach) zu einem Instant-Klassiker werden. Das Update wäre wohlverdient und nach 40 Jahren auch nicht zu früh. Tatsächlich ist ein Remake des Films schon länger angedacht gewesen, aber nach wie vor in der Development Hell. Rechne nicht damit, dass es in den nächsten vier Jahren was davon zu hören gibt.
Der andere ist Dune. Das Buch (alleine nur das erste!) ist ja ein Mammut-Schinken und manche hielten es für unverfilmbar. Aber das hat man auch von Herr der Ringe gesagt und das wurde zu einem Riesenerfolg und ist weltweit beliebt. Ich fand die Lynch-Fassung nicht schlecht, aber doch ziemlich "exzentrisch" und denke, das Material gibt noch einiges mehr her. Wenn man nicht alles ins Skript rein bekommt und keine vier Stunden Laufzeit riskieren möchte, kann man es ja auf zwei Filme aufteilen oder gar eine Trilogie draus machen. Und das Beste - Franchise-Potential! Bei all den literarischen Fortsetzungen und der gigantischen fiktiven Welt mit all ihren Details (ähnlich wie Star Wars, Star Trek, Mittelerde, Barsoom & Co, wenn nicht noch weit darüber hinaus) könnte man im Erfolgsfall noch so viele Sequels machen wie eine Nachfrage besteht. Vor allem aber würde ich mich freuen, diese tollen Anderswelten und Kreaturen (die Würmer!) mit heutigen State-of-the-Art Spezialeffekten verwirklicht zu sehen! Denn die TV-Adaptionen sind dem natürlich irgendwie alle nicht gerecht geworden.
Auch hier wundert es mich, dass das noch nicht längst in Angriff genommen worden ist. Auch eine Dune-Neuauflage schmort in der Development Hell, nachdem es in den letzten Jahren ein paar Mal kurzzeitig so aussah, als könne das Projekt endlich in Produktion gehen. Hmm. Vielleicht können die Star Wars und Avatar-Sequels dem einen gewissen Auftrieb geben (wie der Fantasy-Hype durch Herr der Ringe und Harry Potter, der uns viele Genre-Filme überhaupt erst ermöglicht hat), aber ich befürchte eher, dass diese es angesichts der Langzeitpläne als unmittelbare Konkurrenz verdrängen könnten und man deshalb umso vorsichtiger und zögerlicher wird.

Eindeutiger ist es imo bei Lotte Reiniger, die fast dreißig Jahre später Szenen aus ihrem Die Abenteuer des Prinzen Achmed neu umgesetzt hat. Bei den späteren Filmen sieht man die Jahre an Erfahrung ganz deutlich, die sie gesammelt hat. Und da muss ich sagen, ich finde sie fast schöner, perfekter und formvollendeter, auch wenn schon das Original seinen Reiz hat.
Oha! Mir war nicht bekannt, dass es davon eine überarbeitete Neufassung gibt. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn es das Original mal auf BD geben würde - hätte den Transfer definitiv verdient und würde sofort in meinem Regal landen. Vor allem weil es ja afaik der erste Animationsfilm überhaupt und damit auch von historischem Wert ist. Diese Art der Tricktechnik ist fantastisch und wird leider gar nicht mehr (außerhalb von kleinen Kurzfilm-Projekten) praktiziert :-/ Hey, da haben wir ja noch einen der sehr seltenen deutschen Filme, die ich mag ^^

MrBamboo
16.06.2014, 18:34
Oha! Mir war nicht bekannt, dass es davon eine überarbeitete Neufassung gibt. Ich wäre ja schon zufrieden, wenn es das Original mal auf BD geben würde - hätte den Transfer definitiv verdient und würde sofort in meinem Regal landen. Vor allem weil es ja afaik der erste Animationsfilm überhaupt und damit auch von historischem Wert ist. Diese Art der Tricktechnik ist fantastisch und wird leider gar nicht mehr (außerhalb von kleinen Kurzfilm-Projekten) praktiziert :-/ Hey, da haben wir ja noch einen der sehr seltenen deutschen Filme, die ich mag ^^ Für deine Wall-of-Text habe ich gerade keine Zeit. Aber hierzu will ich kurz antworten: Es handelt sich wirklich nur um Szenen die sie neu umgesetzt hat. Nicht den ganzen Film. Kann mich auf jeden Fall an eine neue Variante des fliegenden Pferdes erinnern. Sofern ich mich recht erinnere sind die in den 50ern im Rahmen ihrer Arbeit beim Primrose Productions entstanden. Müsste aber nochmal genau nachsehen. :o Und der erste animierte Langfilm ist es. Animierte Kurzfilme habe es vorher schon haufenweise.

Glaube ich hab's gefunden: hier das Original, der Anfang von Prinz Achmed ('26 (http://www.youtube.com/watch?v=UcT01Pg-jDM&list=PLvFBkdjBN2-7NuPz7CE1L95gRMZTtJEQv)). Und hier das quasi Remake, das viele Szenen aus dem Film aufgreift: The Magic Horse ('53) (http://www.youtube.com/watch?v=myG5Xg0NaQ4).

Michel Ocelot macht dann und wann auch Schattenfilme mit neuerer Technik. Princes et princesses (2000) oder Les contes de la nuit (2011), letzterer war sogar in 3D. Verpasst habe ich allerdings beide. :( Bei Gelegenheit hole ich sie aber sicher mal nach. (Auch wenn Les contes de la nuit gar nicht so~ toll sein sollen...)

Enkidu
16.06.2014, 19:32
Ok danke. Dann ist es ja auch kein Remake ^^ Wobei das bei dem Film glaube ich auch nichtmal unbedingt nötig wäre. Der funktioniert auch heute noch wunderbar wie vor fast 90 Jahren, weil er zum Teil gewissermaßen in den Köpfen der Zuschauer und ihrer Vorstellungskraft stattfindet... ergibt das Sinn :D ? Jedenfalls ja, man kann was flüssiger und feiner gestalten, aber ich mag den Film schon so wie er ist.

Und der erste animierte Langfilm ist es. Animierte Kurzfilme habe es vorher schon haufenweise.
Jau, mein ich doch. Einige der aller-frühesten filmischen Erzeugnisse kann man ja zu experimenteller Animation rechnen. Aber die gingen ja meist nur wenige Minuten (oder, noch eher: Sekunden), von daher war Prinz Achmed schon alleine in der Beziehung eine ganz neue Dimension und Größenordnung.

Michel Ocelot macht dann und wann auch Schattenfilme mit neuerer Technik. Princes et princesses (2000) oder Les contes de la nuit (2011), letzterer war sogar in 3D. Verpasst habe ich allerdings beide. Bei Gelegenheit hole ich sie aber sicher mal nach. (Auch wenn Les contes de la nuit gar nicht so~ toll sein sollen...)
Kenne ich auch noch nicht, muss ich mir mal merken.

Führt jetzt irgendwie vom eigentlichen Thema weg, aber überhaupt hat dieser Stil mit den Schatten-Scherenschnitten (selbst wenn er heutzutage hauptsächlich am Computer entsteht) noch so viel ungenutztes Potential, das ich gerne in Animationsfilmen mit voller Länge und im Kino sehen würde. In Verbindung mit Steampunk-Einflüssen erreicht das imho ungeahnte atmosphärische Höhen ^^ Kennst du The Mysterious Explorations of Jasper Morello (http://www.youtube.com/watch?v=vORsKyopHyM)? Den mag ich total.

La Cipolla
17.06.2014, 02:14
Ich find's schwer, über das Thema allgemein zu reden, weil ich kaum allgemeine Aussagen machen kann außer "es gibt solche und solche" (was ja davor klar war ^^). Prinzipiell finde ich Remakes, Reboots etc. klasse, aber man muss halt gucken, wann, warum und wie. Letztendlich geht also mehr um die Qualität des einzelnen Films, was auch der Grund dafür ist, dass ich vergleichende Betrachtungen meistens sehr langweilig finde. Das Thema lädt dazu ein, zu meta, zu Kontext, zu werden und den eigentlich den Punkt, den Film, außer acht zu lassen. Ist ein bisschen wie ein Buch auf die Biografie des Autors zu reduzieren - langweilig. ^^

Am interessantesten ist für mich aber tatsächlich eine dieser Metaebenen, nämlich die finanzielle Schiene; also die Möglichkeit, einen unbekannten Film durch ein (teilweise auch "dreistes") Remake (ich sag nur Broadchurch jetzt gerade :D) in anderen Regionen erfolgreich zu machen oder eine Veröffentlichung zu rechtfertigen, oder alternativ auf eine Fan Base aufzusetzen, ohne einen Stoff aus einem anderen Medium adaptieren zu müssen. Wie sowas funktioniert (oder nicht) und wieso, finde ich immer sehr interessant.

Ich würde übrigens verschiedene Verfilmungen bspw. von einem Bücherstoff nicht unbedingt als Remake bezeichnen. Remake ist für mich schon ein bestimmter Film, der praktisch neu aufgelegt wird, auch wenn es natürlich schwer ist, klar zu unterscheiden.

noRkia
17.06.2014, 03:25
Ich finde gerade bei Serien wäre es oft besser, das Geld in komplett neue Folgen als in ein Remake zu stecken.
Jetzt beginnt bald ein Sailormoon Reboot. Ich hoffe das es sich nicht um die selben Folgen in nem mondernen Stiel und dann noch mit anderen Synchrostimmen handelt.Sowas will ich als Fan nicht.

Schlechte Remakes? Nun es scheinen ja einige zu meinen,dass man durch bessere technische Möglichkeiten eine bessere Version des selben Stoffes hinbekommt. Musterbeispiel dafür ist Planet der Affen.

Die ersten beiden Filme gehören eigentlich zusammen und sind absolut genial. Der dritte Teil hat auch ein bisschen was und Teil 4 und 5 sind dann nur noch dafür gut irgendwie ein paar offenre Fragen zu klären aber sonst nix.
Dann kam 200x soweit mich erinnere das erste Remake,was ich halbwegs ok fand. Eine kleine Überraschung gibts am Ende.Da hat man doch nochn bisschen was anderen gewagt. Ok.
Aber dann kam vor wenigen Jahren dieses ganz neue Remake Prevolution oder so raus. Mein Gott was ein Müll.Sowas furchtbares. Was mich daran so masslos ärgert ist,dass dadurch der eigentlich Witz des Stoffes,den Menschen zu zeigen was sie für dumme religiöse Trottel sind ( :D ),vollkommen unbeachtet bleibt.Der teilweise tief philosophische Stoff verkommt zu dem üblichen Szenario ".Forscher X muss für Firma Y forschen. Macht Sache auf eigene Faust. Projekt gerät ausser Kontrolle. Es geht um Geld.Persönliche Bindung steigt.Einbruch ins Labor folgt.Flucht aus Labor folgt.Alles explodiert irgendwie. Ende und alles ist so ähnlich wie vorher nur die bösen sind tot." Boaah sowas gabs ja noch nie.

Gutes Beispiel? Vielleicht das Theaterstück "Childrens Our". Es worde ca.1960 Mit Audrey Hepburn und Shirley Maclane ein zweites Mal verfilmt, nachdem es 1930 nur in sehr abgewandelter Form verfilmt wurde. Es geht um zwei junge Frauen,welche ein Mädcheninternat gründen.
Die eine is mit nem Kerl leiert und die andere komischerweise nicht.Da scheint es besondere Gründe für zu geben,welche ich jetzt nicht ausführen kann..Auf jeden Fall kommt die Gesellschaftskritik in dieser neuen Version tatsächlich rüber,währed in dem Orginal film nur von einer Dreiecksbezieung ausgegangen wurde,was damals schon ein Skandal war.Der Film ist zudem ziemlich gut und Veronica Cartwright als ca. 10 Jähriges Kind ist voll überzeugend.

Enkidu
17.06.2014, 07:14
Ich find's schwer, über das Thema allgemein zu reden, weil ich kaum allgemeine Aussagen machen kann außer "es gibt solche und solche" (was ja davor klar war ^^). Prinzipiell finde ich Remakes, Reboots etc. klasse, aber man muss halt gucken, wann, warum und wie. Letztendlich geht also mehr um die Qualität des einzelnen Films, was auch der Grund dafür ist, dass ich vergleichende Betrachtungen meistens sehr langweilig finde. Das Thema lädt dazu ein, zu meta, zu Kontext, zu werden und den eigentlich den Punkt, den Film, außer acht zu lassen. Ist ein bisschen wie ein Buch auf die Biografie des Autors zu reduzieren - langweilig. ^^
Finde ich nicht. Habe ja schon im Eingangspost einige Vorschläge gemacht, die von einer zu allgemeinen Betrachtung wegführen und spezifische Aspekte beleuchten sollen. Gerade auch bei vergleichenden Betrachtungen von einzelnen Remake-Beispielen und ihren Vorgängern. Es stimmt, dass da der eigentliche Film in der Diskussion oft zu kurz kommt, aber genau das lässt sich ja anprangern. Nur warum ist das überhaupt so? Dass viele Leute Fehler darin sehen, dass etwas anders gemacht wird als früher, und dabei ganz oder teilweise die ggf. neuen Stärken (oder auch Schwächen) außer Acht lassen? Dass sie eine Neuverfilmung nicht als komplett eigenständiges Werk sehen können? Vielleicht, weil sie eine Art emotionale Bindung mit dem Original aufgebaut haben? Das sind doch interessante Fragen. Andererseits kann ich es aber auch irgendwie verstehen, denn ich vergleiche selbst gerne die Stärken und Schwächen von sich sehr ähnelnden Filmen.

Ich würde übrigens verschiedene Verfilmungen bspw. von einem Bücherstoff nicht unbedingt als Remake bezeichnen. Remake ist für mich schon ein bestimmter Film, der praktisch neu aufgelegt wird, auch wenn es natürlich schwer ist, klar zu unterscheiden.
Kommt drauf an. Eine klare Unterscheidung ist natürlich schwierig und abhängig von der Definition, die man so oder so auslegen kann. Aber ich denke auch neue Verfilmungen von literarischen Stoffen können Remakes sein, wenn sie sich bewusst zu einem großen Teil an der ersten (oder irgendeiner vorangegangenen) Verfilmung davon orientieren. Gerade auch in visueller Hinsicht. Ist doch oft so, dass erst eine Verfilmung, speziell wenn sie erfolgreich und bekannt wird, und erst recht wenn sie Neuland betritt, die Vorstellung im kollektiven Bewusstsein prägt. Nimm einen Film wie Blade Runner, der an einigen Stellen schon ein gutes Stück von der Vorlage abweicht und gleichzeitig seine ganz eigene Bildsprache und Atmosphäre entwickelt. Würde man zu "Do Androids dream of Electronic Sheep?" irgendwann eine weitere Verfilmung machen, käme man definitiv nicht umhin, sich in mehrfacher Hinsicht stark an Blade Runner zu orientieren, alleine schon wegen der Erwartungshaltung des Publikums; selbst, wenn man da im Grunde auch ganz andere Herangehensweisen finden könnte.

Itaju
17.06.2014, 10:30
In letzter Zeit?

Seit über zehn Jahren!

Cutter Slade
17.06.2014, 11:09
Aber dann kam vor wenigen Jahren dieses ganz neue Remake Prevolution oder so raus. Mein Gott was ein Müll.Sowas furchtbares.

Planet der Affen Prevolution ist kein Remake sondern ein Prequel, eine „neue Folge innerhalb der ganzen Serien“ nur eben VOR allen anderen Teilen. Es wird sogar auf den Weltraumflug aus dem Original-Film Bezug genommen, mehrmals. Das geht nur Dank der etwas willkürlichen Namensfindung seitens des deutschen/europäischen (?) Verleihs etwas unter, wenn man nicht aufpasst. Alleine die Bezeichnung des Films (Rise of Planet of the Apes) zeugt von der Zugehörigkeit zur Franchise. Alle sind übrigens miteinander verbunden (nicht nur die ersten zwei), selbstverständlich mit Ausnahme der Tim Burton Interpretation - zumindest soweit ich weiß. Mochte ich übrigens: Tolle Affenkostüme und Tim Roth als Schurke. Klasse! :A

Und Planet der Affen Prevolution schlecht? Nunja….

Enkidu
18.01.2015, 21:23
Da ich grade mal wieder die IMDb nach alten Filmen nach Jahren durchforste, ist mir ein komischer Gedanke gekommen... Warum werden eigentlich immer nur Remakes von beliebten, erfolgreichen Filmen gemacht? Ist das nicht sogar irgendwie etwas paradox? Schließlich haben die beim Publikum meist einen hohen Stellenwert und sind noch in guter Erinnerung. Da sind Vergleiche unausweichlich. Nur weil es ein paar technische Neuerungen gibt, rechtfertigt das noch lange nicht die ständige Neuauflage von Klassikern. Fast schon anmaßend zu glauben, man könnte es so viel besser machen als die Vorgänger. Erwartungsgemäß und besonders in letzter Zeit fallen die Remakes oder auch neuen Versionen des gleichen Stoffes enttäuschend aus.
Andererseits denke ich mir bei vielen, auch bei älteren und weniger bekannten Filmen öfters, dass das Konzept, die Grundidee oder diverse Einzelaspekte wie bestimmte Charaktere, die Atmosphäre, die Sets usw. richtig vielversprechend, aber die Gesamtwerke dann trotzdem an schlechtem Writing, viel zu geringem Budget usw. gescheitert sind oder zumindest nicht mehr als ein B-Movie mit Minimalerfolg dabei herauskam. Wäre es da nicht viiiel naheliegender, von solchen Sachen ein modernes Remake zu machen? Ich mein, den Studios mangelt es doch schon seit jeher an Ideen, sodass immer nur neue Versionen und Sequels der immer gleichen Dinge oder Literaturverfilmungen kommen - warum dann nicht für ganz explizite Inspiration mal einen Blick zurück wagen? Ist es nicht viel einfacher, etwas schon bestehendes, aber mäßiges zu verbessern, als das Risiko einzugehen, mit den eigenen Ideen zu scheitern? Sie müssten ja nicht gleich die übelsten Z-Movie-Flops der 50er Jahre bemühen.
Remakes, die besser sind als das Original bzw. wo das Original ohnehin kein gigantischer Erfolg war, da fallen mir nicht allzu viele Beispiele ein. Sicher, ein paar aus der Frühzeit des Kinos, aber da war es auch noch viel nachvollziehbarer, dass man mit den enormen stilistischen und technischen Neuerungen die Geschichten nochmal "richtig" erzählen wollte, etwa als Farb- und Tonfilm (Ben Hur von 1925 versus Ben Hur von 1959, wobei hier beide gut ankamen, und bezeichnenderweise ist auch davon ein Remake in Arbeit, welches nächstes Jahr erscheinen soll). Neulich war ich überrascht, als ich über Ocean's Eleven von 1960 gestolpert bin. Ich wusste nur von der Fassung von 2001. Offenbar war letztere aber auch erfolgreicher, bekannter und beliebter als die Urversion (und bekam entsprechend auch noch zwei Sequels spendiert).
Ich fänds echt cool, wenn man so etwas öfter mal versuchen würde. Nur weil etwas damals kein großer Hit war, heißt das noch lange nicht, dass die Ideen und Konzepte nichts taugen würden. Man muss es nur richtig angehn. Ich glaube genau das haben die meisten großen Studios noch immer nicht kapiert. Wenn einmal etwas nicht den erwarteten Erfolg bringt, ist das fast wie eine ansteckende Krankheit - alles, was auch nur irgendwie mit dem Werk zusammenhängt, wird begraben und vergessen. Dabei ließe sich vieles gewinnen, wenn man stattdessen mal die Aufmerksamkeit auf das richten würde, was gut funktioniert hat. Denn dass bei so einem Abwenden auch gute, vielversprechende Dinge gleich mitbegraben werden, das wird leicht übersehen.
Wenn ich den Gedanken weiterverfolgen würde, fielen mir zig Filme ein, denen ich so ein Treatment gönnen würde, und bei denen ich die Aussichten auf Kompatibilität mit der modernen Zuschauerschaft auch nicht geringer einschätze als bei dem Zeug, das Hollywood tatsächlich jedes Jahr massenhaft raushaut. Insbesondere in den Science-Fiction-, Fantasy- und Abenteuerfilmen der 40er bis 70er Jahre steckt noch jede Menge ungenutztes Potential imho. Ich würd auch einiges drum geben, wenn jemand mal den ganzen Piraten-Klassikern neues Leben einhauchen würde.

Enkidu
20.01.2015, 05:56
Wo ich in dem anderen Thread gestern schon "weitere Fantasy Franchises" erwähnt habe... Ich fänds super, wenn Hollywood mal The Chronicles of Prydain umsetzen würde. Sicher, der Disneyfilm kam nicht so gut an, aber wurde der Literaturvorlage auch nicht gerecht. Außerdem verwurstet die Fassung von The Black Cauldron, eigentlich der zweite Teil der Reihe, Elemente aus den ersten beiden und den restlichen Bänden.
Da es "nur" fünf Bücher sind und nicht gleich sieben wie bei Narnia, wären die Chancen auch etwas höher, dass man das direkt bis zum Ende durchziehen kann mit nur jeweils ein bis zwei Jahren Abstand dazwischen.
Ich glaub, es ist genug Zeit vergangen, dass sich die Studios nicht wegen dem eher niedrigen Stellenwert des Animationsfilms Sorgen um eine Life-Action-Adaption machen müssten. Die hätte sowieso nur relativ wenig mit der alten Verfilmung zu tun und wäre kaum ein Remake im engeren Sinne, wenn man sich mehr an die Bücher hält und vor allem vorne anfängt. Die Kurzgeschichten könnte man in dem Zusammenhang bestimmt auch gut irgendwo einbauen. Als Coming of Age Story wäre das Publikum außerdem bestimmt breiter gefächert als bei reinen Kinderbüchern. Man erlebt schließlich mit, wie Taran Fortschritte macht und erwachsen wird. Classical stuff. Bräuchte man nur den richtigen Schauspieler für.

Das ist übrigens genau die Sache, die ich oben schonmal erwähnt hatte: Nur weil der erste Versuch mehr oder weniger daneben ging, heißt das nicht, dass das zugrundeliegende Material sich nicht perfekt für eine Verfilmung eignen würde oder, in gewissem zeitlichen Abstand und mit anderer Herangehensweise, keine weitere Chance verdient hätte.

Enkidu
20.01.2015, 06:45
mit Ausnahme der Tim Burton Interpretation - zumindest soweit ich weiß. Mochte ich übrigens: Tolle Affenkostüme und Tim Roth als Schurke. Klasse!
Ich weiß auch nicht, was alle gegen diesen Film haben. Bekommt zu viel Hate ab. Bestimmt kein großer Klassiker, und kommt in vielerlei Hinsicht auch nicht ans Original ran, aber ich hab den damals im Kino gesehn und empfand ihn im Gegensatz zu späteren Tim Burton Werken immer als sehr unterhaltsam. Auch nach späteren Sichtungen im TV. Und tausendmal besser als einige der Billig-Fortsetzungen aus den 70ern. Das neue WTF-Ende fand ich blöd, weil es nicht mehr halbwegs erklärt wurde, aber das war eh nur so eine Art Epilog, den man notfalls auch ignorieren kann. Was ich dagegen neben dem gelungenen Bösewicht richtig stark fand, waren die Kostüme, Masken, Sets und praktischen Effekte! Ist leider viel zu selten geworden, dass komplette Welten im Studio entstehn. Kommt ja heute alles aus dem Computer. Oder zumindest zur Hälfte, aber auffällig digital-unecht bleibt es oft trotzdem. Imho schade, dass die neuen Filme (nach dem gescheiterten Burton-Reboot, das jetzt Stand-Alone bleibt) auch den CGI-Weg gegangen sind.

Btw., haben die nicht gesagt, dass es nicht zwangsläufig wieder bei Planet der Affen rauskommen muss? Schätze, man kann noch nicht sagen, ob es sich wirklich um reine Prequels oder aber um einen vollen Story-Reboot handelt. Vielleicht machen sie bei den modernen Filmen ja auch irgendwann noch ein Remake des ersten Teils, oder gehn in eine ganz andere Richtung? Und die Herkunft von Caesar war in der alten Reihe afair auch eine andere.
Rein produktionstechnisch darf da aber denke ich schon von einem Reboot gesprochen werden, nach so vielen Jahren. Allerdings eignet sich die Art der Geschichte ja auch wunderbar dafür, dass jeder, der Wert drauf legt (die Fans), da Zusammenhänge finden und es immerhin so interpretieren kann, dass es passt. Während allen anderen damit ein frischer Einstieg ermöglicht wird.
Heh. So macht man das. Nicht wie mit Star Trek, wo man den langjährigen Fans im Semi-Reboot gleich den Mittelfinger zeigt und den Kanon killt.

Enkidu
27.01.2015, 21:26
Quadrupel-Post!!

Kennt ihr das auch, wenn ihr was im Kino gesehen habt, das ihr eigentlich ganz gut fandet, und wenn ihr es dann später irgendwann nochmal zu Hause seht, seid ihr gar nicht mehr so begeistert davon (geht natürlich auch andersrum)? So ist es mir jetzt mal wieder mit Robocop von 2014 ergangen. An das Original kam er so oder so nicht heran, was ein Remake wie schon bei Total Recall ohnehin tendenziell überflüssig machte. Aber irgendwie fehlte dem Film etwas, wodurch verhindert wurde, dass man richtig in diese Welt hineingezogen wird und mitfiebert. Bei Remakes ist ja immer die Frage, ob und wenn ja was und wie viel man verändert. Manche Neuerungen bei Robocop hielt ich rein konzeptuell für gut, aber in der Umsetzung für eher mäßig. Zum Beispiel, dass seine Frau und Familie eine größere Rolle spielt, und dafür sein Partner männlich gemacht wurde und nicht mehr so wichtig war. Die kleinen Verweise auf das Original und die aktualisierten Themen (Drohnen, Sicherheit usw.) haben auch gut gepasst, aber waren nicht ganz zu Ende gedacht und spielten hinterher kaum noch eine Rolle.
Ich glaub, was mich am meisten gestört hat, waren einerseits die Darstellung der Welt und andererseits der Action-Aspekt. Bei ersterem Punkt muss ich sagen, dass ich schon noch tausendmal lieber in der Welt vom RRemake leben wollen würde, als in der Dystopie, die im Original gezeigt wurde. Das hatte viel mehr Verdorbenheit und Hoffnungslosigkeit und traute sich auch, das zu zeigen. Dadurch entwickelte sich eine ganz eigene Atmosphäre, die durch die bissig-ausufernden Werbespots mit ihrer social commentary noch gesteigert wurden. Im Vergleich dazu konnte die News-/Talkshow im Remake mit Samuel L. Jackson nicht mithalten und war nichts Halbes und nichts Ganzes. Habe sogar manche Reviews gelesen, deren dumme Verfasser nichtmal kapiert hatten, dass das nicht hundertprozentig ernst gemeint war (also innerhalb der Filmstory natürlich schon, aber eben dass es ganz und gar nicht die Meinung der Macher widerspiegelt und durch die Überzeichnung eher zum Nachdenken anregen sollte) und die das dann als "amerikanische Propaganda" verteufelten... Hier war die 80er-Version von Verhoeven zwar etwas simpler gestrickt, aber konnte sich dadurch auch nicht so leicht im selbst gesponnenen Netz verheddern. Das Remake war für eine Story wie diese irgendwie einen Tick zu realistisch, auch wenn ich ihnen die gelungene Modernisierung anrechne. Der alte Film hatte mehr was von diesem Larger-than-life Aspekt und erinnerte mehr an eine Art Comicverfilmung.
Die andere unschöne Sache bezüglich der Action erschien mir aber noch wesentlich greifbarer. Versteht mich nicht falsch - viele haben sich beschwert, dass das Remake nicht mehr so brutal sei, aber das ist es nicht. Eine gute Story braucht nicht unbedingt viel Gewalt, nein, nichtmal in Robocop. Wobei hier und da ein bisschen fieser sein gewiss auch nicht geschadet hätte - selbst The Dark Knight kam mir heftiger vor. Das Problem beim Remake sehe ich eher in der Verteilung und im visuellen Stil der Action-Szenen. Bis es die Hauptfigur überhaupt gibt und wir sie zu sehen bekommen, dauert es eine fucking halbe Stunde. Zu lang! Bei Verhoeven ging es nicht nur schneller, er hat uns in kürzerer Zeit auch intensiver emotional an Alex Murphy gebunden. Dann dauert es nochmal eine ganze Weile, bis die Hauptfigur mal richtig loszieht und Verbrechen bekämpft. Das Amputations-Thema hat einen zwar schon ziemlich mitgenommen und ein paar fiese kalte Schauer über den Rücken gejagt, kudos dafür, aber es nahm zu viel Zeit in Anspruch mit den ganzen Tests usw. Und als es dann endlich mal losging, bekamen wir halt auch nicht viel vom versprochenen Kuchen. Stattdessen: Standard-CGI-Gedöns mit wenig Einfallsreichtum, wenig Energie und wenig Story-Relevanz (der Bösewicht im Original war halt auch dank Kurtwood Smith um einiges einprägsamer und interessanter). Er fährt ja nur kurz mit dem Motorrad durch die Gegend. Besonders gestört hat mich hier außerdem die Szene, in der praktisch im Dunkeln gekämpft wird und wir als Zuschauer kaum noch was sehen können. Fühlte sich jedenfalls alles etwas zu "unecht" an. Fand es ferner doof, dass Murphy Robocop im Kampfmodus eigentlich nicht mehr selbst steuert, sondern wie eine der Drohnen automatisch läuft. Schon klar, nach und nach überschreibt Murphy irgendwie diese Beschränkungen, aber wie sehr, darauf wird nicht eingegangen und erst zum Schluss spielt das nochmal eine Rolle. Das heißt in den wenigen vorhandenen Actionszenen sehen wir eigentlich nur einen Roboter. In der 80er-Version waren diese Verhältnismäßigkeiten zwar auch meist unklar, aber man hatte trotzdem immer das Gefühl, dass Murphy noch irgendwo da drin steckt und das Geschehen beeinflusst, auch wenn es zur Sache ging. Bei der Neuauflage direkt zu sagen, dass er "nur als Passagier mitfährt", hat es irgendwie wesentlich uncooler gemacht.

Unterm Strich kann man denke ich schon sagen, dass der Film etwas weichgespült und zu sehr seines Bisses und seiner Tragik beraubt wurde. Wie gesagt nicht, weil ich unbedingt einen blutigen Film ab 16 oder sogar 18 gebraucht hätte, sondern mehr wegen der Feinheiten. Ich hätte gerne mehr Dystopie gesehen, mehr offene und over-the-top Gesellschaftskritik und Satire (mit Korruption, Gier, Autoritarismus, Privatisierung, Raubtierkapitalismus der Großkonzerne...) und vor allem mehr und physischere Action. Die Schauspieler waren alle durch die Bank solide bis sehr gut, insbesondere Joel Kinnaman in der Hauptrolle. Nett zwar, dass sie im Soundtrack Basil Poledouris legendäres Titelthema nochmal anklingen lassen, aber auch das war irgendwie half-assed, weil es nie zur richtigen Stelle oder in voller Lautstärke gespielt wird. Pedro Bromfman kennt zu recht keine Sau, denn eigene Akzente konnte er hier überhaupt nicht setzen und hat den Job wohl ohnehin nur bekommen, weil er immer mit dem Regisseur zusammenarbeitet, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Stattdessen hätten sie lieber mal eine andere Hollywood-Größe mit nem neuen, einprägsamen Marsch rangelassen (Ramin Djawadi hätt ich mir gut dazu vorstellen können), denn gute Musik hätte hier schon eine Menge ausgemacht.
Ich würd also behaupten, der Film krankt vor allem an seinem Drehbuch und an seinem jungen, viel zu unerfahrenen Regisseur. Nicht auszudenken, wie abgefahren das hätte werden können, wenn Darren Aronofsky wie ursprünglich mal geplant gewesen ist Regie geführt hätte. Das Remake ist keinesfalls schlecht, und hat mir auch besser gefallen als das von Total Recall, aber es bleibt eben zu weit hinter dem Klassiker zurück. Und das ist schade, denn die Story und Themen sind absolut zeitlos und sie hätten mit etwas mehr Mut zu drastischeren Darstellungen und Plotdevices so viel mehr aus diesen rausholen können. Viel verschenktes Potential. Ferner auch deshalb traurig, weil ich der Franchise einen gelungenen Neustart und einige Sequels wirklich gegönnt hätte. Denn die Fortsetzungen zum Original waren damals furchtbar. Jetzt wäre die Chance gewesen, eine funktionierende Reihe mit kontinuierlicher Steigerung aufzubauen, vielleicht eine Trilogie. Das Remake funktioniert zumindest als Origin-Story mit den ausführlichen Entstehungsszenen ja ausgezeichnet, sodass man in einem zweiten Teil dann richtig hätte die Sau rauslassen können. Aber Pustekuchen. Bei den gemischten Kritiken und dem mäßig-schwachen Einspielergebnis wird das gleich wieder eingemottet werden.

Habe lange überlegt, ob ich mir den Film, der lange auf meiner Liste stand, auf Blu-ray kaufen sollte, habe mich nach der zweiten Sichtung über Amazon Prime jetzt aber dann doch dagegen entschieden.

Liferipper
28.01.2015, 09:52
Kennt ihr das auch, wenn ihr was im Kino gesehen habt, das ihr eigentlich ganz gut fandet, und wenn ihr es dann später irgendwann nochmal zu Hause seht, seid ihr gar nicht mehr so begeistert davon (geht natürlich auch andersrum)?

Nicht direkt, aber ich kenne den Fall bei Büchern und Filmen, dass ich es beim ersten Mal "ganz okay, aber nicht überragend" finde, und irgendwann später dann einfach nur noch furchtbar, und diese Abneigung dann umso stärker wird, je öfter ich mich damit beschäftige...