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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Embedded-Rechner mit 2xSATA und GigE – oder doch ein Fertig-NAS?



Jesus_666
15.11.2013, 19:43
Meine Netzwerkplatte hat heute wegen Dateisystemfehlern die Datenpartition unmountet und während ich jetzt darauf warte, dass badblocks durchläuft, sehe ich mich schon mal nach Alternativen um. Falls die Platte wirklich Fehler hat, will ich liebe umsteigen, bevor ich einen Haufen Daten verliere... ich weiß, wie schnell so eine Festplatte krepieren kann.

Etwas mit RAID wäre ganz nett, damit ich wenigstens im Fall eines physikalischen Plattenfehlers nicht sofort Daten verliere. Allerdings haben meine Recherchen ergeben, dass NASe mit RAID gerne dazu neigen, obskure Dings mit den Platten anzustellen, selbst wenn letztendlich dann doch nur ext4 drauf läuft. Das würde es schwer machen, die Daten runter zu kriegen, falls der Controller abraucht.

Jetzt überlege ich gerade, ob man sich nicht einen einfachen Datenserver selbst bauen könnte. Embedded-Kiste mit Debian, Samba drauf, zwei Platten als RAID-1 via mdadm dran, fertig. der Stromverbrauch hält sich in Grenzen und meine Paranoia kann sich ausruhen. Problem: Die Auswahl scheint recht begrenzt zu sein. Ich bräuchte schon ein Gerät, das mindestens zwei SATA-Platten annehmen kann und idealerweise GigE hat. Ich werde keinen Unfug mit zwei über USB angebundenen Platten anfangen.

Ich spiele mit dem Gedanken, mir einen HP ProLiant N36L zuzulegen. Preislich scheint das Ding nicht furchtbar weit über SATA-fähigen Embeddeds zu liegen, es gibt eine bestehende Community und das Ding hat (was für ein modernes HP-Produkt nicht selbstverständlich ist) keinen schlechten Ruf. Ich könnte FreeNAS drauf tun, was dann zwar zfs mit sich bringt, andererseits aber einiges an Einrichtungsaufwand sparen würde.

Gibt es eine passende Embedded-Kiste, die deutlich unter 180 € kostet? Das wäre dann ein Konkurrent für den HP.


Oder übertreibe ich da gerade und sollte vielleicht wirklich einfach ein fertiges NAS mit zwei Platten kaufen?

akira62
15.11.2013, 23:09
Was ich dir empfehlen kann ist das unRaid System.

Ich habe das seit einigen Jahren am laufen mit einem alten AMD System (939-CPU). Ich habe mit der kostenlosen Version und 3 Platten angefangen dann 2 Jahre mit 6 Platten und habe nun 12 Platten am laufen ( 1 Cache Disk, 1 Parity Disk und 10 Daten Disks, jeweils 2 TB Platten). Bisher kein Ausfall und Erweiterung und Stabilität sind genial. Basierend auf Linux und Reiser Festplattensystem. Das interessante ist vor allem das es kein "RAID" System ist sondern arbeite mit einer Parity Disk die alles Herstellen kann solange nur 1 Disk ausfällt Aber auch bei Ausfall von 2 Disk sind die Daten der anderen Disks nicht verloren sondern können weiter gelesen werden. Auch genial ist, das die Plattem nach 15 min in Standby gehen.

http://lime-technology.com/

Jesus_666
22.11.2013, 11:42
Hmm. Prinzipiell habe ich also ein pseudo-md, welches mir ein RAID-3 auf Dateiebene aufspannt. Die Schreibgeschwindigkeit soll (laut offiziellem FAQ) eher unbeeindruckend sein, was mich etwas abschreckt, aber offenbar mit neueren Versionen weniger schlimm ist.

Die einfache Erweiterbarkeit des Arrays ist natürlich nett, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die auch brauche – mein Platzbedarf steigt nur langsam an. (Mein momentanes NAS hat etwa 1,5 TB belegt, weshalb ich mal davon ausgehe, daß die momentan vorgesehenen 3 TB eine Weile reichen werden.)

Ich sehe mit unRAID aber ein Problem: Kein offizieller Support für AFP (laut unRAID-Wiki). Ich benutze einen Mac und Time Machine und da ist es etwas unangenehm, wenn ich auf dem NAS erst von Hand Software installieren muß und hinterher immer noch etwas habe, wo ich das Sparsebundle von Hand mounten muß, damit Time Machine es wahrnimmt. Bei FreeNAS ist AFP voll unterstützt und es gibt sogar (wenig aufregende) Dokumentation dazu, wie man Time Machine einrichtet. Das ist momentan ein Pluspunkt für FreeNAS.


Oh, und der Vollständigkeit halber: Aus dem N36L ist mittlerweile der größere N54L geworden, weil der paradoxerweise günstiger zu kriegen ist.

Jesus_666
26.11.2013, 20:05
Der Kram ist angekommen und bisher bin ich hochzufrieden. Die Gründe im Detail:


Hardware
Der N54L ist vom Setup her schön komfortabel – Gehäuse auf, HDD-Trays raus, HDDs rein, Gehäuse zu, Kabel ran, fertig. Die HDD-Schrauben (Torx) sind im Lieferzustand in einer Leiste in der Gehäusetür verschraubt. In der Tür finden sich auch ein Inbus-artiger Schraubenzieher sowie Löcher für die Schrauben des optischen Laufwerks, falls man das ausbauen möchte. Nett gemacht.

An Mägeln kann ich im Wesentlichen vermelden, daß das Gerät nicht ganz leise ist. Definitiv ein Server, den man nicht im Wohnzimmer haben möchte, zumal die Hardware kein Suspend-to-RAM erlaubt. Suspend-to-Disk geht wohl, wobei ich mich an die unter Unix nicht ganz einfache Thematik Wake-on-LAN noch nicht herangetraut habe.


Software
FreeNAS 9.1 ist trivial zu installieren: Man nimmt einen USB-Stick und schreibt per dd das Image direkt drauf. Fertig. Wenn man das Ding in den Rechner steckt und von USB bootet, startet automatisch das Webinterface; auf dem Server selbst muß man exakt gar nichts machen (hat aber eine Debug-Konsole offen, falls was klemmt). Das Webinterface ist komfortabel und einfach zu bedienen und das Anlegen eines zfs-Pools ist mit ein paar Klicks erledigt. Ich habe nicht versucht, exotische RAID-Konfigurationen zu basteln, aber für das, was ich wollte, funktionierte es wunderbar.

Time Machine kompatibel zu kriegen war dank des AFP-Tutorials in der FreeNAS-Dokumentation auch eine Sache von Minuten (Einlesen mitgezählt). Ich habe jetzt ein Backup-Dataset (effektiv ein Unterordner, der als eigenes Volume mit Quotas präsentiert wird), auf dem ein AFP-Share läuft. Time Machine-Kompatibilität bekommt man hin, indem man ein Häkchen setzt. Den Datendurchsatz konnte ich noch nicht testen, weil Time Machine noch rödelt (und das noch eine Weile tun wird), scheint aber beim Schreiben mit der alten Externen (WD My Book Live) vergleichbar zu sein.


Insgesamt hätte ich mir jeden einzelnen Schritt komplizierter vorgestellt.