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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 5 Wörter im Oktober 2013 - Ausgabe #2



Turgon
03.10.2013, 12:07
Moin,
so nachdem mein Test der ersten 5 Wörter des letzten Monats mMn gut verlaufen ist, kommen diesen Monat die zweiten 5 Wörter.

Worum gehts?
Ich gebe euch 5 Wörter und/oder Ausdrücke vor und ihr stellt etwas kreatives mit ihnen an. Ein Gedicht, eine Kurzgeschichte, ein Lied, ein Bild oder etwas anderes kreatives, vollkommen egal, Hauptsache ihr habt Spaß dabei! Wenn manche Wörter/Ausdrücke mehrdeutig sind oder anders formuliert werden können, dann tut euch keinen Zwang an und macht daraus das passende!

Ihr könnt auch gerne die Werke von anderen bewerten, was ich versuche, aber ich bin da nicht so gut drin:D
Still mitlesen ist aber auch in Ordnung!

Hier sind die 5 Wörter für diesen Monat:
1.rauher Asphalt
2.Fahne
3.Große Augen
4.Kalte Morgendusche
5.Loch im Fussboden

Viel Spaß beim Kreativ sein und merkt euch:
We don't make mistakes here, we just have happy accidents!

mfg Turgon

Holo
06.10.2013, 18:20
Ach, garnicht gesehen. :D

schwieriger diesmal, aber ich setz mich bei Gelegenheit mal ran, mal sehen, was rauskommt.

MeTa
09.10.2013, 16:54
Ich hab mich auch mal inspirieren lassen und eine kleine Kurzgeschichte verfasst. Die Thread-Idee ist echt super. Freue mich jetzt schon auf andere Beiträge.



Chapter 1: RAchel

„Trag dein Haar doch offen, Schatz!“ Ihre Mutter hatte nicht aufgehört, sich darüber zu beschweren, wie sie auf dem Foto aussah, das der Fotograf von ihr und den Kollegen an einem Tag wie jedem anderen geschossen hatte. „Willst du denn als Lesbe gelten? Die Uniform, das hochgesteckte Haar, das ernste Gesicht...“

Sie war bei der Arbeit gewesen. Es hatte praktische Gründe.

„Ich mache auf der Arbeit jedenfalls nicht so ein ernstes Gesicht. Ich lache auch. Ich bringe Menschen zum Lachen.“

Sie war Polizeibeamtin. Ihre Mutter Kosmetikerin. Oder Make-Up-Artist.

„Ach – und das macht mich schlechter als dich?“

So meinte sie das nicht.



Sie würde aber nichts ändern. Ihr Haar blieb hochgesteckt. Das war von Nutzen und es gab ihr die nötige Seriosität. Wie würde es denn wirken, wenn die blonde Mähne machen würde, was sie wollte? Das würde dem Chef nicht gefallen. Und ihr auch nicht. Sie war Herr über das Haar. Oder Frau.

Es ärgerte sie nicht mal, dass sie in den letzten Tagen nur die schlechten Fälle bekommen hatte. Es gab solche Wochen, das war normal. Jeder machte das durch. Und bald würde auch sie wieder etwas Interessanteres kriegen.

„.......1045....... Baldwin Street......48214... wir haben einen 211.... 211 bei 1045 Baldwin Street....“

211. Bewaffneter Raubüberfall. Und sie hatte Lärmbelästigung. Stark. Doch das störte sie nicht.

Wenn die Leute sprachen und dann verstummten, wenn sie in den Raum trat. Oder wenn in Besprechungen peinliche Pausen entstanden, weil man vor ihr nicht über Sexualstraftaten reden wollte. Das störte sie

Sie war eine Frau. Kein Alien. Sie hatte auch Sex. Vielleicht mehr als die anderen. Aber eher weniger.

„....... Streife 13 hier... übernehmen 1045 Baldwin Street........... sind schon da.......“

Ein Blick auf die Uhr verriet, dass auch sie bald da war. Wenn das Rechnen stimmte. Lärmbelästigung. Stark. Andere hatten 211. Sie hatte Lärmbelästigung. Doch das störte sie nicht.

„-eiße, hier brennt die ganze......... Fuck........ wir kommen nicht rein........ die ganze scheiß Veranda brennt......“

Und so jemand hatte 211.


Chapter 2: SHaun

Die Arbeit hatte er verschlafen. Und zum Arzt müsste er wahrscheinlich auch. Und das nur, weil der Schlafmangel der letzten Nächte ihn krank gemacht hatte. „Gut so!“, würde Marianne sagen, wäre sie noch hier. „Gut so. Nimm dir mal frei. Das brauchst du!“ Er brauchte gar nichts. Ein guter Amerikaner ging zur Arbeit, verdiente den Familienunterhalt und war ein Dienstleister für die Gesellschaft. Ein guter Amerikaner nahm sich nicht einfach so frei.

Aber in diesem Fall war es etwas anderes. Er war ohnehin zu spät dran gewesen. Als er aufwachte, hätte er bereits in der Bank sein sollen. War er aber nicht. Er hatte verschlafen, weil er zu spät zur Ruhe kam. Wegen dieser verdammten, orientalischen Musik.

Er war ja schon nachsichtig. Es war okay, dass diese Mohammeds und Abduls nicht arbeiteten und den ganzen Tag zu Hause blieben. Verdammt, er sah sogar darüber hinweg, dass sie sich allesamt regelmäßig zu Familientreffen gewaltiger Ausmaße zusammenschlossen - der Geheimdienst hatte sicher ein Auge darauf. Aber es war nicht okay, dass sie ihm mit ihrer... Musik den Schlaf raubten. Sollten sie doch hören, was sie wollen. Aber ihn damit quälen und wach halten? Nein. Das ging nun wirklich zu weit. Zu Recht hatte er die Polizei gerufen. Natürlich erst jetzt, da er sich nicht nachts auf das Grundstück dieses Kerls begeben würde und auch niemanden freiwillig dorthin schickte. Das war sicher auch der Grund, warum niemand anders sich beschwerte. Sie hatten Angst vor dem Moslem. Aber nicht mit ihm.

An der Tasse mit warmem Kakao nippend, schaltete er das Radio ein. Nicht mal Musik spielten sie mehr.

„....etroit North End in seiner eigenen Selbsthilfegruppe bewaffnet aufgetaucht und hatte die restlichen Mitglieder nacheinander hingerichtet... der 42-Jährige Täter wurde noch an Ort und Stelle gefasst und von den Beamten auf die Polizeistation gebracht....“

Hmm. Ein Amokläufer. Solange es die Süchtigen traf, hielt sich der Schaden ja in Grenzen.Jack hatte ihm erzählt, dass im Trust Company Building jemand Amok gelaufen war. Lange bevor Comerica dort saß. Lange bevor er dort arbeitete. Naja. Wenn Jack das sagte.


Chapter 3: OMar

Warum sie ihn nie entdeckte? Er war vorsichtig. Das ist alles gewesen. Immer, wenn er ihr gefolgt war, ließ er sich kaum blicken. Er wusste genau, wie er sich zu verhalten hatte. Und auch als Nachbar hatte er darauf geachtet, ihr nicht persönlich zu begegnen. Er hätte ja auch gar nicht gewusst, was er ihr sagen sollte. Nein. Hier ging es nicht darum, eine Bekanntschaft zu machen. Hier ging es darum, auf sie aufzupassen. Und wenn man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden konnte. Warum nicht?

Heute hatte er sogar die Gruppensitzung sausen lassen und war ihr gefolgt. Es hat ihn gewundert, dass sie das Haus verließ. Das passte nicht zum Zeitplan. Doch er war froh darüber. Er genoss jede Minute mit ihr. Und es schmerzte auch nicht zu sehr, die Selbsthilfe zu schwänzen. Sexsüchtig. Pff. Er war doch nicht sexsüchtig. Wie lange hatte er keinen Sex gehabt? Nein. Er besah sich nur ein schönes Mädchen, passte auf sie auf und... naja... genoss es.

Die Gruppe glaubte, dass es dabei nur um Sex ging. Nein. Das tat es nicht. Es ging um mehr. Sie war ihm wichtig. Nicht umsonst war er fast schockiert, als sie heute morgen so besorgt ausgesehen hatte. Und um so schockierter, als sie der Weg in ein Arztgebäude am Rande des Financial Districts geführt hatte. Die Treppen war er hoch gerannt. Denn sie nahm den Aufzug. Das konnte er nicht machen. Er musste ja wissen, wohin sie ging. Er musste ja wissen, was ihr Problem war.

Als sie schließlich die Praxis des Psychaters betrat, fühlte er sich schlecht. Natürlich hätte er ahnen müssen, wie es ihr ging. Sie sah doch immer häufiger so besorgt aus. Und in der letzten Nacht war es nur zu auffällig gewesen. Ihr Gesicht, das unorthodoxe Verhalten. Die glänzenden Augen, die Musik.

Er wartete im Gang vor der Praxis, stellte sich an die große Glasfront, die einen Blick auf die löchrige Skyline offenbarte. Seine Hände lagen am schmalen Geländer, die Finger tippten unruhig gegen das Glas. Er würde auf sie warten, das war alles.

Dass der Sitz der Comerica Bank vor ihm in die Luft flog, beeindruckte ihn nicht. Der Anblick der Flammen war langweilig. Der Rauch war langweilig. Alles war langweilig, im Vergleich zu seinem Engel.


Chapter 4: ONora

Anthrax-Angriff auf Polizeistation, prangerte es in großen Lettern auf dem Monitor, der über der Schänke mitten im Einkaufszentrum angebracht worden war. Das Bild zeigte eine Journalistin, die vor dem Gebäude stand, das von allen Seiten von Kranken- und Streifenwagen sowie Schaulustigen umstellt war.

Das war Nichts von dem sie gerade wissen wollte. Ihre Laune war super und das sollte auch so bleiben. Wenn man schon mal dazu in der Lage war, den ganzen Mist auszublenden, müsste man das ausnutzen. Sie war ja schließlich auch nicht hier, um sich mit Hiobsbotschaften das Lächeln aus dem Gesicht fegen zu lassen.

Nein. Das hatte sie lang genug getan. Alles plätscherte so dahin. Doch dann kam er in ihr Leben. Und er wirkte jeden Tag auf sie, wie das erfrischende Ritual, das man braucht, um in die Gänge zu kommen. Das, was sie vorher nie hatte.

Die Mundwinkel zogen sich weiter nach Außen. Ja, wegen ihm war sie hier. Er hatte viel zu tun und bat sie in seiner zuckersüßen Art darum, einzukaufen, da morgen seine Schwester zu Besuch kommen würde. Noch wusste sie nicht, was sie von der zu halten hatte, doch alles was zählte war, dass sie ihm wichtig war. Das reichte.

Was sich wegen ihm nicht alles verändert hatte. Sie war umgezogen. Vom grauen Hintergrund mitten im Industriegebiet in die bunte und mittelständische Baldwin-Street mit bezaubernden, erst frisch gestrichenen Holzverandas. Und mit ihm.

Lebendig und motiviert trieben ihre Füße sie voran. Es fehlte noch etwas. Wie er wohl gucken würde, wenn sie bereits heute Abend alles geschmückt hätte. Er wäre sicher stolz auf sie. Und seine Schwester, die würde vielleicht auch mal lächeln. Das tat sie ja so selten.


Chapter 5: Maddi

Was für eine Frage. „Was ist dein Problem?“ Wo sollte sie anfangen? Konnte sie es überhaupt Problem nennen? Es gab da nichts Spezielles. Die Sache war ganz einfach die: Wenn Leute pausenlos auf dir herum trampelten, dann war es nicht verwunderlich, wenn etwas kaputt ging. Das war alles.

Heute hatte sie dann endlich den Schritt gewagt. Sich Hilfe geholt, einen Tag vor ihrem Geburtstag. Doch schon von Frage eins fühlte sie sich überfordert. Was war ihr Problem?

Sie wollte einfach glücklich sein können. Dinge optimistisch wahrnehmen. Und wenn das nicht klappte, wenigstens für andere den Schein wahren. Sie glauben lassen, es ginge ihr gut. Ihren Bruder zum Beispiel. Morgen würde sie ihn besuchen und noch hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie sie ihm entgegentreten sollte.

Es fühlte sich an, als sähe sie pausenlos aus, wie jemand, der Todesnachrichten übermitteln würde.

In der letzten Nacht war es wieder besonders schlimm gewesen. All der Druck. Diese Eintönigkeit, die so schwer wiegte. Wenn die Langeweile und Lethargie sie zu Erdrücken drohten und sie nicht wusste, was dagegen anzustellen war. Sie hatte es mit lauter Musik versucht. Musik, die sie sonst nicht hörte, die ihrem Ohr fremd war. Einfach, um irgendetwas zu ändern, sich in Abwechslung zu werfen. Bedingter Erfolg. Vermutlich hat sie nichts erreicht, abgesehen davon, den Nachbarn schlaflose Nächte zu bereiten.

Also was war ihr Problem? Eintönigkeit. Dass sie sich nicht befreien konnte und Opfer ihrer eigenen Lustlosigkeit blieb. Dass jeder Tag ihres Lebens in irrem Tempo weg rannte, ohne sie aber den Kick der Geschwindigkeit fühlen zu lassen.

Sie erwiderte den Blick des Psychiaters fast etwas leer und zuckte ratlos mit den Achseln. Doch eigentlich war sie sich ziemlich sicher. Die Beine waren verschränkt und sie strich sich mit den Fingern durch das langweilig glatte Haar.

„Ich habe einfach das Gefühl, dass mein Leben auf niemanden Einfluss hat.“

jarus
09.10.2013, 17:05
Wow! Deine Kurzgeschichte ist wirklich klasse MeTaLeVel! Ich bin leider viel zu unkreativ, um mir so was tolles auszudenken. Aber ich erfreu mich gern an den Produkten der anderen. ;)

Turgon
17.11.2013, 20:46
Sorry, dass ich erst so spät antworte.
Ich finde deine Geschichte, wie jarus, auch einfach nur genial.
Am Anfang denkt man noch, was haben diese unzusammenhängenden Leute überhaupt mit einander zu tun, aber dann tauchen diese Kleinigkeiten auf, die alles irgendwie verbinden.
Freut mich, dass du mitgemacht hast!

Diesen Monat gibt es keine Wörter, weil die Beteiligung nur so gering war, aber nächsten Monat mache ich nochmal einen (Abschluss-)Thread auf.

La Cipolla
17.11.2013, 21:17
Ich fänd's auch cool, wenn sowas immer mal kommt. Muss ja nicht jeden Monat (das wäre vielleicht etwas zu viel). :)

Holo
18.11.2013, 23:51
Ach Mist. Hatte zuviel um die Ohren. :\
Aber ich reich noch was nach. Ganz bestimmt.