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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Dorf Gottes Tag 0 (Anmeldung noch bis Mittwoch 20h)



Einheit092
17.03.2013, 19:02
Das kleine Dorf Düsterwald erwacht aus seinem Schlaf an diesem Wochentag. Noch nichts von dem drohenden Unheil ahnend ist gehen die Bürger ihren Geschäften nach auch wenn Gerüchte über eine Sekte in der Umgebung die Runde machen. Außerdem bestimmt weiterhin das Thema der letzten Tage die Gespräche: Der Hauptmann liegt mit Fieber darnieder; ein anwesender fahrender Medicus gibt ihm wenig Chancen den heutigen Tag zu überleben...


Tag 0 dient zum Kennenlernen und Einspielen der Charaktere. Nach dem Ende der Anmeldung stirbt der Hauptmann, sodass ihr dann einen Nachfolger wählt.

Tag 0 endet Donnerstag um 20 Uhr.


Den Medicus und den Hauptmann dürft ihr bis Anmeldungsende benutzen, ersterer verläßt danach das Dorf.

Zitroneneis
17.03.2013, 20:52
Der Morgen war noch jung, als Luise erwachte.
Durch die zugezogenen Vorhänge fielen einige matte Sonnenstrahlen in die kleine Kammer herein und auch Vögel waren vereinzelt zu hören. Verschlafen blinzelte das junge Mädchen einige Male mit seinen großen grauen Augen. Dann setzte es sich auf und strich sich eine ihrer flammenroten Locken aus dem Gesicht.
Eigentlich wollte sie am liebsten weiterschlafen. Sich einfach wieder hinlegen und all die Stunden, welche ihr in den letzten Tagen geraubt worden waren, nachholen. Luise wusste, dass ihr das niemand übelnehmen würde. Adalbert, ihr Vater, und Konrad, ihr Vetter, beide wollten immer nur das beste für sie und waren ständig besorgt, dass sie sich womöglich zu viel zumutete.
Aber Luise wusste auch, dass sie im Moment dringender als sonst gefragt war. Adalbert war mit seinem Husten und Fieber nicht in der Lage, sich um irgendetwas zu kümmern. Und so sehr Luise Konrad mochte, ihm fehlte das notwendige Wissen, um die Apotheke alleine zu beaufsichtigen. Zudem hatte er noch andere Verpflichtungen, während Luise rein gar nichts zu tun hatte.
Seufzend kletterte sie aus ihrem Bett und kleidete sich an. Konrad schien noch zu schlafen und auch von draußen waren kaum menschliche Geräusche zu hören. Es würde noch ein langer Tag sein.
Luise begab sich in die Küche und begann, Haferbrei zu kochen. Das wichtigste um den Tag gut zu beginnen, war ein gutes Frühstück. Das hatte Luises Mutter, Brida, immer gesagt. Mit den Augen hatte sie dann immer gezwinkert und ihrer Tochter einen weiteren Löffel auf den Teller gehäuft. Und manchmal auch ein paar Beeren...
Aber das war nun vorbei. Luise musste sich ihre Beeren selbst suchen oder einem Händler abkaufen. Und sie war selbst für ein gutes Frühstück verantwortlich. Und dafür, dass Adalbert gut versorgt war. Es war erschreckend, wie sehr sich die Rollen innerhalb eines Jahres wandeln konnten. Manchmal fragte Luise sich, wie es wohl erst sein würde, wenn sie eine erwachsene Frau war. Erwachsene redeten immer so gerne davon, dass sich die Dinge stets änderten. Ob es nun um Steuern, Missernten oder die Moral der junger Menschen ging - alles schien mit der Zeit schlimmer zu werden. Und Luise wollte nicht darüber nachdenken, was sie in ihrem Leben noch alles erleben würde, wenn die bisherigen Ereignisse nicht das schlimmste gewesen waren...
Als der Haferbrei fertig war, füllte sie einen Teil in eine Schüssel und goss einen Becher Kräutertee auf, welchen sie mit Honig süßte. Einer der Vorteile als Apotheker war, dass man selten einen Mangel an solchen Dingen hatte. Und Luise wusste immer, was man bei welchen Leiden verabreicht werden musste.
Mit der dampfenden Schüssel in der einen, dem dampfenden Becher in der anderen Hand, ging sie zu Adalberts Zimmer. Als sie es betrat stieg ihr stickige Luft in die Nase. Der Raum befand sich auf der Westseite des Hauses, also war es zu dieser Uhrzeit noch sehr dunkel hier drinnen. Am Fenster stand ein großes Bett, worin zugedeckt eine einzige Gestalt lag, die sich nun langsam aufsetzte. Ein leises Röcheln war zu hören.
"Guten Morgen, Vater", grüßte Luise und versuchte möglichst unbesorgt zu klingen. "Ich habe dir Haferbrei gemacht. Und etwas Tee. Mit Kräutern und Honig. Für deinen Hals."
"Danke, du bist so ein liebes Kind", hörte Luise ihren Vater mit brüchiger Stimme sagen während sie die Vorhänge öffnete. Sie lächelte scheu und fühlte, wie Blut in ihre Wangen schoss.
"Ach was... ich will doch nur, dass du schnell wieder gesundest."
Adalbert erwiderte das Lächeln. Aber es wirkte hohl, nur noch ein Schatten von seinem früher so warmen, jugendlichen Lächeln. Ironisch, in seinem bleichen, ausgemergelten Gesicht. So unpassend zu seinen stumpfen, grauen Augen.
"Ähm, du rufst mich, wenn du noch etwas brauchst? Ich muss noch etwas tun, und die Apotheke sollte auch bald geöffnet werden..."
Das Lächeln verschwand von Adalberts Gesicht und Besorgnis trat an seine Stelle. "Luise, du weißt, dass du das nicht tun musst."
"Es ist kein Problem, Vater. Ich schaffe das. Konrad ist ja auch noch da." Sie nickte bestätigend und widerholte: "Ja, Konrad ist auch da. Ich bin nicht allein. Und du wirst auch wieder bald gesund!"
Mit diesen Worten drehte sie sich um.
"Übernimm dich trotzdem nicht, Liebes", hörte sie noch bevor sie den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.

Holo
17.03.2013, 21:26
Der junge Mann wurde von dem entfernten Zwitchern aktiver Vögel geweckt, seine dunklen Vorhänge verhinderten, dass sich zur Kette der ersten Eindrücke sanfte Sonnenstrahlen gesellten. Er knirschte mit den Zähnen und drückte sich gereizt die Hände auf die Ohren. Dieses Vogelgezwitcher... nichts anderes als das Scharben von Kakerlaken.

Schwerfällig erhob er sich aus seinem Bett, schlurfte zu seinem kleinen Spiegel: wie jeden Morgen starrte ihn daraus ein ausgemerkelter, dünner und wenngleich junger mit Narben übersäter Körper an. Und natürlich spiegelte sich das glänzende, silberne Amulett, dass er permanent um den Hals trug. Entspannt schloss Noel die Augen, nahm das Amulett in beide Hände und drückte einen sanften Kuss darauf.

Als er sich in seinen verschlissenen, schwarzen Mantel und seine Unterwäsche gekleidet hatte, aß er einige Happen Brot. Essen war für Noel schlicht Mittel zum Zweck, ein Kraftstoff, um Energie zu haben. Er konnte Leute nicht verstehen, die dafür unmengen Gold ausgaben oder sich damit unnötig lange aufhielten. Narren waren das, Idioten die nicht wussten, worauf es ankam. Schließlich ließ er sich gelangweilt in den alten Sessel seiner kleinen Hütte fallen und überlegte, was er nun mit seiner Zeit anfangen könnte. Bis Noel seine Pflicht in der Bibliothek anzutreten hatte, hatte er sicherlich noch zwei oder drei Stunden Zeit. Wie immer war er grundlos äußerst gereizt, seine chronische Migräne meldete sich bereits schwach zu Wort, es war ein sonniger Tag. Noel HASSTE die Sonne. Trübe, regnerische Tage waren ihm lieber, sie passten besser zum Gesicht dieser Welt.
Schließlich beschloss der junge Mann nach einigem grübeln, das einzig existente Gegenmittel für seine schlechte Laune aufzusuchen: Luise.

Er trat aus seiner Hütte, ließ seinen Blick über den Himmel schweifen und griff zu seinem Dolch, der Noel seit frühester Kindheit begleitete. Wie ein Mann, der betete, kniete er sich auf den Waldboden, umschloss seinen Dolch und schloss die Augen.

"Verachtung ist das Blut, das durch meine Adern fließt,
Hass die Seele, die sich an mein Inneres schmiegt."

Es war der Satz, den Noel jeden Morgen sprach, eine Art Lebensmotto.
Schließlich trat er den kurzen Weg zum Dorf an. Die wenigen Dorfbewohner, die ihm in dieser unwirtlichen Frühe entgegenkamen und grüßten, benickte er nur kurz oder ließ sich zu einem gelogenen Lächeln herab. Er hegte eine leichte Empathie für die Leute dieses Ortes, Noel hasste sie nicht. Und doch konnte er einfach nicht mit Menschen. Erst als ein kleines, weißes Gebäude in sein Blickfeld kam, löste sich die brennende Spannung in seiner Brust und sein verrottetes Herz begann, sich mit Kraft zu füllen und schneller zu schlagen: Die Apotheke.
Seicht lächelnd betrat er die Eingangstür und sah sich um: Es war kaum jemand hier, so war es ihm am liebsten. Unaufmerksam begann er, in einem der aufgestellten Regale zu wühlen, so als würde er etwas bestimmtes suchen. Natürlich war das, wie beinahe jeder Besuch hier, nur ein Vorwand. Was er wirklich suchte, war die Göttin, die er verehrte, das Licht, dass er zu sehen sich wünschte. Also sah er sich ruhiger Hoffnung im Laden um, wie jeden Tag die leidenschaftlichen, glänzenden Haare zu entdecken, die er so liebte.

Ligiiihh
17.03.2013, 21:58
"HA-TSCHII!!"

Die ersten zwei Silben am Fuße der neuen Sonne. Deprimiert zog Tyrell seine Nase hoch und schaute im Halbschlaf gegen die Wand vor ihm. "Was war das denn... ich bin noch nie mit 'nem Niesen aufgewacht." Es schoss ihm durch den Kopf: Er würde am nächsten Tag krank im Bett hocken. Doch das kam ihm nicht recht. Bald würde er nämlich seine neueste Erfindung, den Blitzfänger, fertiggestellt haben und müsste fortan nicht dauernd seine Hütte reparieren. Und krank würde sich das aber verzögern. Und das will er nicht. Natürlich nicht, außerdem war er doch krank so unausstehlich nutzlos. Ja, er hasste es, krank zu sein. Und zwar nur, weil es absolut niemanden gab', der sich dann um ihn kümmern würde. Also stand er schnell auf, zog sich an, wobei die fiebrige Wärme in seinem Körper jedes Mal an der Haut kratzte, wenn er sich bewegte und machte sich auf in Richtung Apotheke.

"Ich lasse mir einfach irgendwas Günstiges verschreiben, dann werde ich sicher noch genug Geld für eine einfache Abendschnitte haben, damit mein Geldplan nicht durcheinander kommt", dachte er sich beim Hinweg. Und kaum fertig geplant, stand er direkt davor. Erschreckend nah, eine halbe Sekunde später und er wäre an die Tür geknallt. Doch nicht mit ihm, auf keinen Fall. Bevor sein Tag noch vor dem Abend verurteilt wird. Tyrell öffnete die Tür, als ein sanftes Klingeln durch den Raum verstrich und seine Anwesenheit verkündete. "Aahh, dieses Bimmeln", klagte er leise, "es tut mir im Kopf weh, und nur, weil ich krank bin! Wieso ist das eigentlich so? Man müsste eine Eingangsglocke erfinden, die man auch krank erträgt..." Und schon hatte er eine neue Idee. Jedenfalls schien Luise noch ein bisschen beschäftigt. Kein Wunder, die Apotheke hatte doch erst geöffnet und da muss man sich noch ein bisschen vorbereiten. Mit diesem einfachen Gedanken kramte er erstmal auf eigene Faust durch die Regale. "Große Güte, ist das alles teuer... ich glaube, weiter rechts waren die günstigeren Produkte..." Dann bemerkte er, dass außer ihm noch jemand da war. Noel, der hübsche, aber nicht besonders laute junge Bursche, der erst seit einiger Zeit in Düsterwald seine Wege fand, schien merkwürdig mit seinen Händen in den Regalen herumzufuchteln. Dabei schaute er mehrmals, mehr oder weniger, unauffällig zur Seite, als Tyrell bemerkte, dass es seine Blicke genau Richtung Theke verschlug.

Er kam Noel unangenehm näher und fragte ihn: "Sag mal, was schauste eigentlich die ganze Zeit dort drüber? Wenn du das haben willst, was du willst, sollteste schon lieber auf die Dinger hier schauen, ansonsten kannste mir deinen Platz überlassen. Ich brauch' nämlich auch noch was."

Viviane
17.03.2013, 22:15
Ein leises Magenknurren weckte Konrad auf. Die Luft roch nach würzigem Tee und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten seine sommersprossige Nase. Er schmunzelte, während er sich ankleidete und zum Morgengebet neben seine Bettstatt kniete. Die Lächfältchen um seine Augen vertieften sich, als sich sein Blick zum erhellten Fenster wendete, vor dem zwei Eichhörnchen saßen und laut keckerten.
Gütiger Gott, ich danke dir für diesen neuen Tag voller Wärme und für die Kraft aufzustehen und meine Arbeit zu tun.
Ich danke dir für die Menschen, die zu mir gehören, für meine Familie und alle, die mir gut sind.
Lass unsren guten Hauptmann und Onkel Adalbert unter den Händen der Heiler bald gesunden.
Schenk mir die Kraft, allen, die mir heute begegnen, gut zu sein, wie du gut bist. Amen.

Nach einem kurzen Gespräch mit seinem Onkel Adalbert stieß Konrad dann auch zu seiner Cousine Luise, die in der Küche saß. Er lächelte breit, als er sich daran machte die übrigen Fensterläden im Haus weit zu öffnen. "Einen schönen guten Morgen, Luischen. Dein Herr Vater lässt ausrichten das er, sollten wir uns noch mehr um ihn kümmern wollen, bald einen Stock brauchen wird um uns aus seinem Zimmer zu vertreiben." Ein leises Hüsteln kaschierte das aufkommende leise Lachen, aber seine Augen funkelten.
Mit hingebungsvoller Miene blickte er auf ihren Haferbrei, hielt sich selber aber zurück. Noch war Fastenzeit und das hieß für ihn, das er nur abends ein Mahl ohne Fleisch und Alkohol essen durfte. Wie er Luise beneidete, denn da sie noch keine 14 Sommer alt war durfte sie essen was sie wollte, wie auch ihr kranker Onkel. Er strich sich gedankenvoll durch den Bart und blickte auf ihre feinen Hände, als sie ihm eine Tasse Tee reichte. "Du bist wirklich ein Segen. Danke dir. Er ist sehr tapfer, dein Herr Vater. Und das liegt wohl nicht zuletzt daran, das du ihn so umsorgst. Was sind deine Pläne für den Tag? Ich dachte nur, das einer von uns das Ladenschild vielleicht bei Tyrell vorbeibringen könnte - ich hab gestern gesehen das es kaum noch an einer Angel hängt und er kann da sicherlich was machen. Er hat doch ein Händchen fürs Eisen.
Oder denkst du, der Medicus braucht wieder deine Hilfe, wie gestern? Es sah ja fast so aus als hätte er einige deiner Vorräte geplündert, bei seinen Behandlungen. Ich hab noch einen fertigen Auftrag hier, den ich ins Kloster bringen soll, dabei kann ich dir auch gern wieder einige Kräuter..."

Ein Geräusch aus dem Laden ließ ihn innehalten. Er grinste Luise an, nicht wirklich vorwurfsvoll eher neckisch murmelte er leise "Na, das nenn ich doch mal einen eifrigen Kunden, der noch vor dem Morgenläuten in einen ungeöffneten Laden stürmt. Bleib bei deinem Frühstück Luise, ich kümmer mich drum." Immerhin war klar, wer da im Laden stand. Also ließ sich Konrad unchristlich viel Zeit dabei, seinen Tee auszutrinken und das Paket für die Mönche einzupacken. Dann erst betrat er den Laden, in dem inzwischen zwei Männer standen.
Noel würde wohl selbst an Sonntagen im Laden stehen, wenn es sie dann geöffnet hätten. Sorgsam schloss Konrad die Tür, die das übrige Haus mit dem Laden verband und trat auf den Bibliothekar zu.
"Einen gottgesegneten guten Morgen wünsche ich euch, Herr..." verflixt, der Name dieses Mannes war so kompliziert wie die ganze Erscheinung war, "... Bibliothekar. Wie ich euch bereits gestern sagte, selbst wenn ihr vor dem Morgenläuten hier eintrefft so heißt das nicht das die Apotheke dann auch schon geöffnet hat. Würde es euch etwas ausmachen, in Zukunft diese Zeiten einzuhalten?"
Der andere Mann war der Bastler des Dorfes, nur wenige Sommer jünger als er selbst aber ein erfinderischer und beschwingter Geist. Aber bevor er auch ihn begrüßen konnte, fuhr ihm der feurige Noel auch schon ins Wort.

Holo
17.03.2013, 22:15
Noel wühlte nun seit gefühlten Stunden im Regal, noch immer war der Laden menschenleer. Vermutlich war die kleine Elfe mit ihrem bedauernswerten Vater beschäftigt - Ein Zeitgenosse der, wie er wusste, schon früh die Grausamkeit der Menschen kennenlernen musste.
So in seinen Gedanken versunken bemerkte Noel nicht, dass ein Junge ihn von hinten ansprach. schließlich packte der fromme Geselle ihn an der Schulter, so dass Noel ihn endlich bemerkte.
Reflexartig wandte der rothaarige, junge Mann sich um, seine rechte Hand schoss sofort zum Dolch an seinem Gürtel, einen Augenblick später stand er einem seltsam gekleideten Jungen gegenüber, hatte sein Handgelenk fest gepackt. Der Junge verzog vor Schmerzen leicht das Gesicht, versuchte sich aus Noels Griff zu befreien.
Ganz ruhig. Es ist alles okay, beruhige dich. Beruhige dich.
Wortlos ließ Noel die Hand los, beäugte seinen Gegenüber und versuchte sich zu entsinnen, ob er ihn kannte. Dann dämmerte es ihm.
Oh gütige Herzkönigin, köpfe mich oder lass es beiben.
Er kannte den jungen, es war ein aufgeweckter, unbekümmerter Burche, in Düsterwald bekannt wie der weiße Hase im Wonderland. Grässlich, Noel war bereits einmal mit Tyrell auf offener Straße zusammengestoßen. Er war jene Art Mensch, die Noel nur mit Freuden um die Ecke bringen würde, von denen er sich wünschte, den roten, warmen Saft, der durch ihre Kehle pulsierte, auf seiner Wange zu spüren.
Optimisten. Widerlich.
Gereizt blaffte er den Knirps an.
"Was willst du, Bengel?!"


Da trat ein weiterer Mann aus dem Schatten des Thresens, ein Mann, den Noel ebenfalls gut kannte.
Ein Mann, den er hasste wie die schwarze Pest.

Einen gottgesegneten guten Morgen wünsche ich euch, Herr..." verflixt, der Name dieses Mannes war so kompliziert wie die ganze Erscheinung war, "... Bibliothekar. Wie ich euch bereits gestern sagte, selbst wenn ihr vor dem Morgenläuten hier eintrefft so heißt das nicht das die Apotheke dann auch schon geöffnet hat. Würde es euch etwas ausmachen, in Zukunft diese Zeiten einzu...?"

Noel rümpfte geräuschvoll die Nase. Seine Hand zitterte am Gürtel, Affekte schossen durch seinen Körper, frassen sich wie Parasiten in sein Bewusstsein.
Dieser Mann war es, der Luise, abgesehen von ihrem Vater, am nahesten Stand. Dieser hässliche, grobe Wicht war es, der der kleinen Elfe so nahe stand, wie es Noel nie möglich war.
Hass.

Noel zwang sich zur Ruhe. Er sollte mittlerweil gelernt haben, sich in diesen Momenten zu beherrschen, verdammte Axt.

"Ich sage Euch was, Konrad. Kümmert Euch verantwortungsbewusst um das Verschliessen eurer Ladentür und öffnet diese erst, so ihr euren müßigen Hintern zum Arbeiten verwenden wollt, und ich werde, so habt ihr mein Wort darauf, nicht mehr unangekündigt eindringen, Niederer."

Zitroneneis
17.03.2013, 22:48
Bei ihrem kleinen Frühstück hatte Konrad Luise Gesellschaft geleistet. Er tat ihr ein wenig Leid, durfte er während der Fastenzeit doch nicht frühstücken. Aber seine gute Laune und die schelmischen Komplimente hatten ihre Stimmung deutlich gehoben. Als ihr Gespräch vorzeitig von einem frühen Apotheken-Besucher unterbrochen worden war, hatte Konrad sofort angeboten, sich darum zu kümmern. Dafür war Luise ihm sehr dankber gewesen, denn sie hatte noch etwas zu erledigen gehabt, bevor sie sich auf ihre Arbeit hätte kontzentrieren können.
Also hatte sie sich erneut in ihre Kammer begeben und eine fein geschnitzte Holzfigur von ihrem Tisch genommen. Sie stellte den Erzengel Raphael dar, den Schutzpatron der Apotheker. Luise hatte diese Figur in ihrer frühen Kindheit als Geburtstagsgeschenk erhalten und es war eins ihrer wichtigsten Besitztümer geworden. Denn über die Jahre hatte das helle Holz all ihre Sorgen in sich aufgenommen. All ihre geheimen Wünsche und stummen Gebete hatte Luise dieser Figur vorgetragen und jedes mal Mut und Kraft daraus geschöpft.
Auch diesmal hatte sie sich, wie so oft zuvor, auf die Bettkante gesetzt, das Kleinod mit beiden Händen umfasst uns still gebetet, dass ihr Vater sich bald wieder erholen würde. Und zwar diesmal für immer.
So saß Luise eine ganze Zeit dort, bis ihr wieder einfiel, dass sie ja in der Apotheke gebraucht wurde. Sie erschrak. Hastig stellte sie die Figur zurück an ihren Platz und eilte zur. Eigentlich hatte sie sich noch ihr scheußliches rotes Haar zurückbinden wollen. Doch dafür blieb nun keine Zeit. Besser man sah sie mit offenen, unordentlichen Haaren, als dass ein womöglich kranker Besucher auf seine Medizin warten musste.
Ihre Eingebung schien richtig zu sein, denn sie fand gleich mehrere Personen im Verkaufsraum vor.
Konrad war natürlich dort.
Aber am auffälligsten war Noel. Er war schon seit einiger Zeit im Dorf und etwa so alt wie Konrad. Allerdings weitaus weniger kräftig.
Zwar war er immer freundlich zu Luise gewesen, doch sowohl Konrad als auch Adalbert hatten sie vor ihm gewarnt. In acht nehmen sollte sie sich vor ihm.
Und obwohl Luise selbst unsicher war, was genau, so gab es doch etwas um den jungen Mann, dass ihr Schauer über den Rücken laufen ließ. Vielleicht war es das blaue Mal, welches sein ansonsten hübsches Gesicht verunstaltete. Oder das rote Haar, welches im Gegensatz zu ihrem eigenen nicht die Farbe von Feuer trug. Sondern die Farbe von Blut. Vielleicht waren es auch seine ersten Worte an sie gewesen:
"Du hast wundervolles Haar."
Bis heute wusste Luise nicht, ob er sie hatte verspotten wollen oder sich einfach einen harmlosen, gedankenlosen Scherz erlaubt hatte...
Doch was es auch war, das Luise an Noel so verunsicherte, sie nahm das nicht als Grund, unfreundlich zu ihm zu sein. Er war ein Mitglied der Dorfgemeinschaft und ein regelmäßiger Besucher der Apotheke, also bemühte sie sich darum, ihn wie alle anderen auch zu behandeln.
Die dritte Person im Raum war Tyrell. Er war ein aufgeweckter Junge, der gerne Dinge reparierte und dies auch gut beherrschte. Manchmal erschien er Luise etwas übermütig und sehr neugierig, doch sie hielt ihn für einen guten Menschen.
Wie dem auch sei, die Stimmung im Raum schien angespannt. Noel und Konrad standen sich offenbar wenig freundlich gesinnt gegenüber und Tyrell trug einen etwas schmerzlichen Gesichtsausdruck. Luise überkam ein leichtes Schuldgefühl. Hätte sie nicht so viel Zeit in ihrem Zimmer verbracht, hätte sie sich schon um die Patienten kümmern können und niemand müsste sich hier streiten.
"Ahem... entschuldigt bitte vielmals", sagte sie mit schüchterner, schuldbewusster Stimme in die Runde. "Ich hätte schon längst hier sein sollen. Ich hoffe, niemand hat zu lange warten müssen..."
Luise bemerkte selbst, dass sie zu leise sprach und fragte etwas lauter: "Was kann ich für euch tun, Tyrell und Noel? Ich hoffe, es ist nichts ernstes?"

Ligiiihh
17.03.2013, 22:51
"Okay, okay! Alles okay!", sagte Tyrell kleinlaut und hob seine Hände vor sich auf und ab, "wir müssen morgens doch nicht so giftig sein!" "Wie meinen?", fragte Luise verwundert mit einem leicht gesenkten, besorgtem Gesicht. "Was? Nichts, nichts, ich habe gar nicht mit dir geredet! Aber wo wir doch schon mal dabei sind", entgegnete er ihr und führte sie unweit von den beiden anderen Personen weg, "ich bin heute sehr ungenehm mit einem Niesen aufgewacht, weißt du? Und ich glaube, nichts wäre mir unpassender als krank zu werden, vielleicht weißt du ja was Leichtes, wofür ich vielleicht nicht mein letztes Hemd ausgeben muss."

Beide kamen an dem Thresen an und Luise begab sich auf die andere Seite, während sie ihn fragte: "G-gut, dann sag mir doch erstmal, wie du dich fühlst." Er überlegte kurz: "Hm... also... ich habe ein seltsames Gefühl im Körper. Unangenehm warm. Und Lärm bereitet mir ein bisschen Kopfweh... und Bewegungen sind auch gerade etwas anstrengend, um ehrlich zu sein." "Oh je, das klingt ganz nach einer Grippe...", murmelte Luise leise vor sich hin. "Wie bitte?" "Weißt du was, ich denke, für den Anfang reicht es erstmal aus, wenn du dir diesen Kräutertee zur Gemüte führst und dich für eine Weile schonst. Bestimmt liegt es daran, dass du so spät aufbleibst, weil du an deinen Erfindungen herumbastelst und..." "Pardon, Luise? Du wirst immer leiser, ich habe den letzten Satz gar nicht verstanden. Woran liegt es bestimmt?" Luise schien etwas nervös, immerhin wollte sie gerade Tyrells Gewohnheiten auf seine Krankheit verurteilen. "Äh, nicht so wichtig", sagte sie und antwortete in der Hoffnung, er würde von selbst drauf kommen: "Pass auf dich auf. Bezahlen kannst du morgen, damit wir schauen können, ob es dir besser geht oder du noch etwas anderes brauchst." "Ach, i wo, ich habe doch mein Geld dabei. Wieviel kostet mich das?"

Und gerade, als er seinen Geldbeutel gezückt hatte, kam auch schon Konrad ihm entgegen.

Holo
17.03.2013, 23:09
Konrad sah Noels zitternde Hand und ein wenig Mitleid überkam ihn. Noel hatte es so schon nicht einfach, aber sein Temperament und seine spitze Zunge reizten lieber die Gemüter, als das er versuchte sich Freunde zu machen. Vielleicht lag es daran, das er alleine lebte und auch nur selten in die Kirche ging.
Da wurde manch einer eben sonderlich.
"Mein Guter, ihr habt vollkommen Recht was das sorgsame Verschließen angeht. Nur wisst ihr sicherlich das nicht ich sondern mein Onkel diesen Laden leitet. Ich fürchte ihr werdet diese Lektion meiner lieben Cousine Luise gegenüber wiederholen müssen, denn sie bestand darauf das diese Aufgabe zu ihren gehört."

Noels Atem stockte. Er wich unbewusst einen Schritt zurück. Mit etwas geschlagener Miene sah er zähneknirschend zu Boden. Er dachte nach, in Noels Kopf arbeitete es. Doch letztendlich war das ein Schlag von Konrad, dem er sobald nichts entgegenzusetzen hatte.
Er wollte irgendetwas erwidern, als eine zierliche Gestalt den Verkaufsraum betrat: Luise.
Seine kleine Elfe. Ihr Haar war seidigweich wie immer, sofort floss warmer Honig durch Noels Brust, seine Wut verrauchte wie heiße Luft an einem roten Sommermorgen, seine zitternde Hand entspannte sich und ein wundervolles Gefühl aus zuckersüßer Watte befüllte seinen Kopf.

"Ahem... entschuldigt bitte vielmals", sagte sie mit schüchterner, schuldbewusster Stimme in die Runde. "Ich hätte schon längst hier sein sollen. Ich hoffe, niemand hat zu lange warten müssen..."
Luise bemerkte selbst, dass sie zu leise sprach und fragte etwas lauter: "Was kann ich für euch tun, Tyrell und Noel? Ich hoffe, es ist nichts ernstes?"

Noels Gesicht füllte sich in einem Sekundenbruchteil mit flammender Hitze, sein Hals trocknete aus als wäre er das Zentrum einer unbarmherzigen Wüste, Noels Herz schien fast aus seiner Verankerung zu springen.
Unsicher starrte der rothaarige Mann zu Boden, suchte seine schwarzen Stiefel mit den Augen.
"N-nein, ich-"

"Okay, okay! Alles okay!", sagte Tyrell kleinlaut und hob seine Hände vor sich auf und ab, "wir müssen morgens doch nicht so giftig sein!"

Da schnitt ihm Tyrell das Wort ab. Normalerweise hätte Noel den Jungen nun am Kragen gepackt und aus dem Laden befördert. Mit einem Tritt. Aber in Luises' Anwesenheit war er letztendlich... so menschlich.

"Wie meinen?", fragte Luise verwundert mit einem leicht gesenkten, besorgtem Gesicht.

"Was? Nichts, nichts, ich habe gar nicht mit dir geredet! Aber wo wir doch schon mal dabei sind..."

Mit diesen Worten führte der Junge Luise zum Thresen fort.
Schon war sie wieder außerhalb seiner Reichweite.
Noel ließ seinen Blick erneut sinken, biss sich schmerzlich auf die Lippe. Frustration tobte durch seinen Kopf, weniger als Bestie der Wut denn mehr als Wolf von Trauer. Da erinnerte er sich der Anwesenheit von Konrad. Schließlich überwand Noel seine Abneigung gegenüber dem großgebauten Gesellen und nahm das Wort auf. Er deutete eine leichte Verbeugung an, schloss die Augen und begann leise zu sprechen.
"Verzeiht mir. Ich war harsch an diesem schönen Morgen. Wie so oft plagt mich eine luzifergesegnete Migräne, ich möchte mein Verhalten nicht auf sie abschieben, doch reizt sie meinen unreifen Geist zusätzlich, müsst Ihr wissen."
Die Hälfte dieser Entschuldigung war gelogen, doch schienen diese Worte Noel am geeignetsten, die Wogen zu glätten. Konrad stand Luise nuneinmal nahe, dagegen konnte man nichts machen. So er vorhatte, weiterhin Kontakt zu seiner kleinen Elfe pflegen zu können, hatte er sich mit ihm gutzustellen.

"Hm", der lockenhaarige Bursche nickte mit undeutbarer Miene, "Luise wird Euch sicherlich ein Schmerzmittel geben können, immerhin kennt sie Euer Leiden schon länger, nicht, Herr Bibliothekar? Wartet einen Moment hier, ich werde sie Mal fragen."

Mit diesen Worten, welche in Noels Ohren zumindest nicht abweisend klangen, entfernte Konrad sich zu den anderen Beiden. Unsicher sprang Noels Blick zu Luise, welche so unschuldig lächelnd wie immer Tyrell bediente. Mit fast blutendem Biss auf seine Unterlippe blieb Noel still zwischen den Regalen stehen.

Viviane
18.03.2013, 06:27
Ein durchdringender Blick von Luise ließ Konrad innehalten. Wenn es eines gab, bei dem sie sich nicht stören ließ, war das die Behandlung der Hilfesuchenden.
Also kratzte er sich den Bart und wandte sich erneut an Noel: „So wie es scheint, besteht sie darauf euch selbst zu versorgen. Seht mal, Luise nennt euch ja eh schon Noel und wenn ihr mögt könnt ihr mich ebenfalls beim Vornamen nennen. Konrad also.“
Sein Gesicht war weiterhin gefasst. Konrad war kein Narr, er sah wie sich Noels Art wandelte in Luises Gegenwart.
Gütiger Herrgott, ich kann nicht immer auf sie aufpassen.
Schütze du sie beide und vollbringe weiter deine Wunder an ihm.
Nach dem Stoßgebet war ihm leichter zumute.

„Weil ihr Vater sie so sehr braucht, vergisst sie manchmal was sie selber braucht um glücklich zu sein. Wenn ihr ihr dem Kind mal eine Freude machen wollt... sie mag Veilchen ganz gerne.“
Danach wusste er nicht mehr viel mit sich und dem Bibliothekar anzufangen und war dankbar, als Tyrell seine Geldbörse zückte, was ihn auf eine Idee brachte. „Falls du möchtest kannst du auch gerne im Austausch das Ladenschild richten, Tyrell. Wobei es Luise obliegt zu entscheiden ob der Preis für die Medizin und deine Arbeit sich aufwiegt.“ Er wusste das der Junge in einer recht baufälligen Hütte wohnte und es war nichts ungewöhnliches dabei Arbeit mit Arbeit zu vergelten. „Luise, was denkst du? Falls das Mittel nicht genügt, helf ich dir auch gerne beim Instandsetzen deines Hauses. Da gab es doch ein paar kleinere Reperaturen nicht?“

Er hatte kaum den Mund zugeklappt, da kamen drei aufgeregte Bauernjungen in die Apotheke gestolpert und bestanden darauf das sich Luise sofort um ein verletztes Tier kümmerte, weil der Medicus sie schon weggeschickt hätte und sie den Jäger nicht gefunden hatten. "Bitte mach ihn wieder gesund", bat sie ein Junge von etwa 8 Jahren und streckte ihr ein in sein Hemd eingewickeltes Bündel hin, das leise fiepte. "Wir haben ihn im Kürbisfeld gefunden und seine Pfote sieht ganz scheußlich aus." "Aber er ist sooo süß. Können wir ihn gesund pflegen? Wir könnten ihn Kürbis nennen." Das Mädchen zog vorsichtig am Hemd und eine spitze kleine Schnauze kam zum Vorschein. Konrad verkniff sich ein Lachen. Nunja, kürbisorange war das Fell des jungen Fuchses ja...

T.U.F.K.A.S.
18.03.2013, 07:00
Zwei Tage zuvor, im Nachbardorf

"Ich schwör, sieht nur so aus, ist eigentlich nicht so und wenn du Beweis haben willst, dass nicht so ist, schwör ich da gerne nochmal drauf.", sagte sie in schneller Abfolge mit starkem osteuropäischen Akzent, pausierte eine Sekunde und fügte ein langgezogenes "Schwööööö~r." hinzu.
"Lumi, hör' auf mich anzulügen.", sagte der etwas dickliche Kerl mit der Axt dessen Namen sie sich ums Verrecken nicht merken konnte. "Ich sehe den kleinen Tisch, sehe die Würfel, habe genau gehört wie du gewürfelt und 'Ohhhh, wiederrrr kein Glück!'...", dabei äffte er ihre Sopranstimme und ihren Akzent nach, "... gesagt hast."
Auf frischer Tat ertappt. "Bassza meg... [Och scheiße...]", flüsterte sie leise in ihren nicht vorhandenen Bart und sah nur noch eine Möglichkeit, dieser Situation...
"Lumi, nein. Guck' mich nicht an mit diesem Hundeblick. Das funktioniert nicht, diesmal nicht, diesmal...", reagierte er folgerichtig auf ihre Taktik, mit der sie offensichtlich gegen eine Wand lief. Weiterhin den Hundeblick auf dem Gesicht sagte sie: "Was soll ich tun, damit du mich ziehen lässt?", während sie im Hinterkopf dachte: Oh Gott, bitte sag' nicht das was ich hoffe dass du nicht sagst bitte bitte bitte...

"Erzähl' mir 'nen Witz.", war seine Antwort. Er verschränkte die Arme und blickte auf die zierliche 1,55 m kleine, blonde, grünäugige Gestalt herab mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Wenn du mich zum lachen bringst, lasse ich dich ziehen."
Kurz musste sie verarbeiten, was er da von ihr wollte. Der Dackelblick wich einem entgültig skeptischen Gesichtsausdruck samt halbgeöffneten Mund und hochgezogener Augenbraue. Und außer einem "Im Ernst?" wollte erst einmal so nichts recht aus ihrem Mund kommen.
"Ja, aber warte, ich hole noch kurz-UWE! PETRUS! MANFRED! Kommt mal eben kurz!", er trommelte jetzt nicht ernsthaft...? Doch. Die drei anderen Vigilanten, die einen auf Wache in dem Dorf machten, kamen jetzt auch dazu, einer weniger sympathisch aussehend als der nächste.
"Gut, fang' an, Zigeunerin!", sagte er, grinsend seine Kollegen und danach wieder sie ansehend.
"Hát... [Nun...]", begann sie, kratzte sich unter ihrem linken, halbblinden Auge und dachte spontan an den einzigen Witz den sie kannte:

"Also, ein Mann sitzt... Ein Mann sitzt bei Arzt. Arzt sagt: 'Ich habe geguckt bei dir, ähm, untenrum, ja!? Und untenrum ist soweit gut, nur du hast zwei verschiedene, ähm, golyók - Eier. Hoden. Und Mann sagt: 'Oh, was meinen Sie denn damit?' Und Arzt sagt dann: 'Ein Ei ist aus Gold und ein Ei aus Bronze.' Der Mann ist, ähm, rázott, weißt du - völlig weg, so und sagt: 'Wie soll ich das denn mein Kindern erklären?' Der Arzt guckt so überrascht und sagt: 'Kinder? Schwör?' und Mann antwortet: 'Ja, der Midas ist 3 und der Koloss von Rhodos ist 5."

Totenstille. Der Hauptwachmann grinste zwar milde, aber das konnte nie und nimmer als Lachen gezählt werden.

Sie starrte in die Runde und fügte im furztrockenen Tonfall "Ist lustiger in mein Muttersprache." hinzu.

Als der Kerl plötzlich und ohne Vorwarnung mit seinen riesengroß erscheinenden Händen in ihre Richtung griff, griff sie wiederum in den Beutel mit dem "Wunderpulver", das sie immer nach einer Wahrsagung verstreute (einer meistens völlig falschen, natürlich) und schleuderte ihm eine Handvoll in die Augen, bevor sie ihn mit einem saftigen Tritt ins Gemächt kurzfristig außer Gefecht setzte. Mit einem Bocksprung hüpfte sie über den vor Schmerzen am Boden knienden Kerl und rannte einfach, hinter ihr großes Geschrei der anderen drei "Wachen" hörend. Kurz hörte sie Djángos Gefiepe aus ihrem um den Rücken geschnallten Allzweckbeutel und konnte nur mit einem "Tut mir leid! Wollt' dich nicht wecken!" antworten.


Heute

Querfeldein ging sie durch das kleine Wäldchen am Straßenrand, zwar der Straße folgend, aber doch respektvollen Abstand von ihr haltend. Bis sie endlich Rauch am Horizont aufsteigen sah. Sie war hungrig, ihre Füße schmerzten, ihr Rücken noch mehr, Djángo hechelte genau wie sie, sich nach etwas zu fressen sehnend. "Bassza meg... [Och scheiße...]", stöhnte sie. "Ist das irgendwie Vision oder so? Stadt erst nah dran, dann weit weg, dann nah dran... Ist zum kotzen, ist immer dasselbe mit... Elegem van! [Mir reicht's!] Verdammte Scheiße!", sie stoppte um sich beide Hände vors Gesicht zu halten, schreite frustrierte Hasstiraden in ihre Weisheitslinien.

Warum habt ihr mich zurückgelassen?

Doch lange hielt diese Frustrationswelle nicht an. Sie ging weiter der Stadt entgegen, langsam, die Hände immer noch vor dem Mund haltend, aber nichts sagend und die Tränen zurückhaltend. Etwa paar hundert Meter vor dem Eingang entfernte sie die Hände vom Mund und rieb sich damit die Augen. Und als sie endlich hineintrat, wurde ihr verschiedene Düfte in die Nase getrieben, Rauch, Essen, Essen, Schafscheiße, Essen. Sie wusste noch nicht genau, woher sie das letztere organisieren sollte, aber irgendetwas würde ihr schon einfallen. Selbst Djángo - das schwarze Frettchen mit weißer Bauchlinie - streckte neugierig den Kopf heraus und schaute sich um, während augenscheinlich einige Blicke an ihr klebten.

"Oh, das wird lustig...", murmelte sie sich selbst mit sarkastischem Tonfall zu und fixierte in diesem Moment mit ihrem guten Auge einen rothaarigen Burschen, der irgendwie nicht so recht ins Bild passen wollte. Dennoch ging sie strickt in die Richtung, in die sie vermutete, unauffällig etwas zu essen abgreifen zu können. Und vielleicht sollte sie auch noch jemanden suchen, der sich ihren linken Fuß ansah. Denn lange konnte sie so nicht durch die Gegend humpeln mit dem gefühlten halben Dornenbusch in ihrer Fußsohle...

Zitroneneis
18.03.2013, 08:05
Luise hoffte inständig, dass Tyrells Symptome kein Zeichen für eine aufkommende Grippe waren. Das letzte was sie gebrauchen konnte, war eine Epidemie, jetzt wo ihr Vater so krank war und sie sich um die Apotheke zu kümmern hatte. Viel konnte sie aber nicht tun, also schlug sie dem Jungen einen Kräutertee vor, der zumindest ein bisschen helfen sollte. Jedenfalls hoffte sie das.
Plötzlich hörte Luise, wie Konrad sie von der Seite ansprach und die Möglichkeit in den Raum warf, dass Noel doch als Zahlung für die Medizin das Ladenschild wieder richten könne. Luise wusste nicht, ob dieser dürre junge Mann wirklich so geeignet wäre, eine solche Arbeit zu übernehmen. Eigentlich hatte sie ihn noch nie schwer arbeiten sehen, da sie ihm normalerweise nur hier in der Apotheke begegnete, wenn er wieder von seinen Kopfschmerzen geplagt wurde. Und manchmal in der Bibliothek, wenn sie etwas nachforschen wollte, was Adalberts Bücher nicht hergaben. Und unabhängig davon, ob er das Zeug zum Handwerker hatte oder nicht - Noel hatte noch immer dieses gewisse Etwas um sich, das Luise so verunsicherte. Das ihr beinahe Angst einjagte, und dass sie beim besten Willen nicht greifen konnte.
Aber vielleicht sollte sie sich nicht so sehr von ihren eigenen, unbegründeten Gefühlen leiten lassen. Vielleicht sollte sie dem jungen Mann einfach etwas Vertrauen entgegen bringen. Schließlich war er auch immer freundlich zu ihr.
"N-nun, wenn Euch das nichts ausmacht, Noel, dann könnt ihr sehr gerne das Ladenschild richten, anstatt den üblichen Preis zu zahlen. Schließlich seid Ihr... äh... s-sehr oft hier und m-möchtet vielleicht n-nicht Euer g-ganzes Geld wegen dieser K-Kopfschmerzen für unsere Medizin ausgeben." Hoffentlich klang das nicht unhöflich. Luise hatte gehört, dass manche Erwachsene empfindlich darauf reagierten, wenn man sie darauf ansprach, ob sie ihren Geldbeutel schonen wollten - anscheinend verletzte es ihren Stolz. Und das war das letzte, was Luise wollte. Also fügte sie mit einem scheuen Lächeln hinzu: "A-aber natürlich nur, wenn Euch das genehm ist. E-ein Schild befestigen i-ist ja sicher anstrengend, u-und kostet bestimmt viel Zeit -"
Bevor sie lange darüber nachdenken konnte, ob sie Noel nun womöglich als Schwächling bezeichnet hatte, wurde Luise von zwei Bauernkindern unterbrochen, die einen verletzten Fuchswelpen hereintrugen.
Schlagartig veränderte sich Luises Miene. Das fiepende, pelzige kleine Etwas rang ihrem Gesicht ein warmes Lächeln ab. Vorsichtig streckte sie dem Füchschen ihren Finger entgegen und es schnüffelte ausgiebig daran. Dann öffnete sie das Hemd weiter und zog scharf den Atem ein, als sie die blutverkrustete Pfote sah.
Schnell warf sie einen Blick in die Richtung ihres Vetters. "Konrad, bitte hilf mir! Das sieht schlimm aus, ich muss es wohl auswaschen und nähen. Bitte, beruhige ihn solange!" Dann lächelte sie. "Tiere mögen dich immer so gern. Und wenn wir uns beeilen, wird es ihm in einer Woche wieder gut gehen."

R.F.
18.03.2013, 12:48
Der frühe Vogel fängt den Wurm. So, oder so ähnlich war das Motto, das schon lange in Ross Familie als Devise galt. So kam es, dass er auch heute schon in den frühen Morgenstunden aufstand und sich für die Arbeit fertig machte. Frau und Kinder waren bei Verwandten und auch er wäre gern mitgekommen, allerdings war da noch die Arbeit und die Maultiere mussten ja auch gefüttert werden. So hob Ross schweren Herzens wie an jedem anderen Tag zuvor, seine Axt und Zaumzeug auf und ging in den Stall nebenan, wo er die Maultiere fertig machte.
Danach fuhr er den alten Karren zum Waldrand, wo er noch einige Zeit wartete, bis sein Partner auftauchte, mit dem er dann zusammen im Wald verschwand, auf dem Weg, um Eisenholzbäume zu fällen.

Zirconia
18.03.2013, 13:39
Die frühen Morgenstunden schlafend hinter sich lassend, erblickt Rekon erst Mittags den Himmel der Außenwelt. Wie es ein Jäger so tut, begibt sich Rekon direkt in den Wald um zu jagen. Das Glück stand tatsächlich auf seiner Seite und er hat ein Wildschwein erlegt. "Hm... Zeit für ein Frühstück" dachte sich Rekon, ging zurück in sein Haus, aß sein Schwein, bis nichts als Knochen von eben jenem übrig war. "Irgendetwas fehlt... Ach Mist! Die Kräuter!" bemerkte er erst nach dem Verzehr, rannte in den Wald, stolperte beinahe über einen Baumstumpf und dann fing er an, nach Kräutern zu suchen. Als er ein eher seltenes Kraut fand, war er natürlich sehr froh, rannte wieder Richtung Hütte, stolperte beinahe wieder über den selben Baumstumpf, rannte an Ross vorbei und begrüßte ihn dabei mit einem "Guten Morgen, Ross!". Zu Hause angekommen erfreute er sich an seinen Kräutern. Rekon hat die Kräuter in einem Glasbehälter verstaut, diesen in sein Lager verfrachtet und sich danach schon wieder ins Bett gelegt. Irgendwie schien er doch noch nicht so fit zu sein, wie er dachte und dann auch noch so viel Gerenne... Das war zu viel für den armen Rekon. Na ja... Hauptsache er hat seine Kräuter.

Holo
18.03.2013, 15:49
Also kratzte er sich den Bart und wandte sich erneut an Noel: „So wie es scheint, besteht sie darauf euch selbst zu versorgen. Seht mal, Luise nennt euch ja eh schon Noel und wenn ihr mögt könnt ihr mich ebenfalls beim Vornamen nennen. Konrad also.“

Noel hielt Konrads Blick stand, er blieb, wie er es normalerweise pflegte, gefasst und ruhig.
Tz... als hätte ich irgendein Interesse, deinen Namen zu sprechen. Allerdings kann es wohl nicht schaden, ihren Cousin nicht zum Feind zu haben.
Noel war sich nicht ganz sicher, wie er reagieren sollte. Solch eine Angespanntheit war eigentlich völlig untypisch für ihn. Natürlich, es musste an ihrer Anwesenheit liegen.
Der junge Mann beschloss, seine seltene Gabe, das Gedankenlesen, von der niemand außer ihm selbst etwas wusste, anzuwenden.

Natürlich, Noel... das ist ja wieder die einfachste Lösung. Du machst es dir so leicht...

Deusexus...

Noels Freund hatte sich wieder gezeigt. Der junge, feist grinsende Wolf saß ungeniert mitten in der Apotheke, natürlich konnte nur Noel ihn sehen.
Nun... "Freund" war eine reichlich mutige Bezeichnung. Das erste Mal hatte Noel den Wolf als kleines Kind wahrgenommen, wohl etwa, als seine Frau Mutter verstarb. Zuerst dachte er, der sprechende Wolf, der sich selbst Deusexus nannte, wäre nichts weiter als eine Sinnestäuschung, ein Ergebnis seines schmerzlichen Verlustes. Doch auch nach Wochen und Monaten war das Tier nicht verschwunden, drängte sich zu den unpassendsten Momenten in seine Wahrnehmung. Also hatte Noel ihn irgendwann einfach akzeptieren müssen. Er wusste nicht, wer oder was Deusexus war... wahrscheinlich nur eine chronische Wahnvorstellung als Nebenwirkung seiner Migräne.

Halt den Mund. Ich tue es, um meine kleine Elfe nicht zu verlieren. Also misch dich nicht ein.

Der Wolf hielt sich eine Pfote vor das breite Maul, wäre er ein Mensch, könnte man seine Reaktion wohl als gehässiges Kichern bezeichnen.
Tz! Genau, das ist deine Ausrede für Alles, du dunkler, hassender Einzelgänger du. Lies nur die Gedanken des Burchen, reagiere entsprechend und stehe als Held da. Du bist erbärmlich.
Damit war Deusexus endlich wieder verschwunden. Noel hatte mit der Zeit gelernt, die vorlaute Schnauze seines unfreiwilligen Mitbewohners zu ignorieren, also schritt er zur Tat und las die Gedanken Konrads, welcher einen Augenblick lang ruhig verharrt hatte.

Gütiger Herrgott, ich kann nicht immer auf sie aufpassen.
Schütze du sie beide und vollbringe weiter deine Wunder an ihm.

Noels Augen weiteten sich unmerklich. Dieser Mann... man merkte, dass er Bewohner dieses schönen, kleinen Ortes war. Noel konnte ihn nicht so recht einschätzen, er war längst nicht so einfach gestrickt wie er es vielleicht immer glauben wollte. Dann sprach Konrad erneut mit ihm.

„Weil ihr Vater sie so sehr braucht, vergisst sie manchmal was sie selber braucht um glücklich zu sein. Wenn ihr ihr dem Kind mal eine Freude machen wollt... sie mag Veilchen ganz gerne.“

"W..."

Ein gutmütiges Lächeln umspielte Konrads Lippen.
Zwar zog sich etwas in Noel zusammen bei der Art, wie der Burche das Wort "Kind" betont hatte, doch der Rest kam... unerwartet. Diesmal entschied sich Noel, nicht schlicht die Gedanken seines Gegenübers zu lesen. Es interessierte ihn, wie dieser Mann tickte.
"Warum habt ihr mir das gesagt?"
Noels Blick war nach wie vor misstrauisch, doch seine Haltung gegenüber dem großgewachsenem Konrad war deutlich entspannter als noch vor Augenblicken.

Der rotgelockte Geselle schien einige Augenblicke nachzudenken. Dann zierte erneut ein unbeschmutztes Lächeln sein Gesicht, und er flüsterte.
"Wisst Ihr, Noel... ich denke, ab und an brauchen wir alle Mal etwas Hilfe. Niemand kann ganz alleine seine Ziele erreichen. Auch Ihr nicht."
Mit diesen Worten zwinkerte er Noel lächelnd zu, bevor er sich zu Luise und Tyrell begab.

Etwas erstaunt blieb Noel stumm zurück. Nach unendlichen Augenblicken... zogen sich seine Mundwinkel leicht, ganz leicht in die Höhe.
Verflucht, da soll mich doch Käpt'n Hook beim schlafen holen... nicht übel, Konrad.
Noels Blick wanderte entspannt zu Luise herüber.
Veilchen, hm...?
Und mit diesem Gedanken beschloss er, dass es für heute genug war. Er wandte sich, den Laden zu verlassen, als etwas unerwartetes geschah. Noel musste träumen.

"N-nun, wenn Euch das nichts ausmacht, Noel, dann könnt ihr sehr gerne das Ladenschild richten, anstatt den üblichen Preis zu zahlen. Schließlich seid Ihr... äh... s-sehr oft hier und m-möchtet vielleicht n-nicht Euer g-ganzes Geld wegen dieser K-Kopfschmerzen für unsere Medizin ausgeben." Hoffentlich klang das nicht unhöflich. Luise hatte gehört, dass manche Erwachsene empfindlich darauf reagierten, wenn man sie darauf ansprach, ob sie ihren Geldbeutel schonen wollten - anscheinend verletzte es ihren Stolz. Und das war das letzte, was Luise wollte. Also fügte sie mit einem scheuen Lächeln hinzu: "A-aber natürlich nur, wenn Euch das genehm ist. E-ein Schild befestigen i-ist ja sicher anstrengend, u-und kostet bestimmt viel Zeit -"

"W-w-w-wawawawa... ich fürchte, ich verstehe nicht re-"
Da kreuzte sich Noels Blick mit dem von Konrad. Feist grinsend zwinkerte der ihm zu.

PECH UND SCHWEFEL, DIESER VERFLUCHTE !!!!!!!!!!!????!!!*********!!!??***
Noel hatte keine Zeit, dem falschen Teufelsanbeter noch weitere Flüche an den Hals zu werfen, denn Luise stand vor ihm, nervös, unschuldig wie immer, die großen Augen unsicher die seinen suchend.
Oh Gott. Wenn es einen Gott gibt, dann hasst er mich.

HAHAHAHAHAHA, KÖSTLICH, DAS IST JA UNBEZAHLBAR! Du Noel, ein Schild reparieren! ICH KANN NICHT MEHR, mein Bauch, oh bei allen Wolfsmüttern des Mondes, erlöst mich! Hahahahaha!
Deusexus welzte sich jaulend vor Amüsement durch die Apotheke, Noel hatte das gottgegebene Bedürfnis, Amok zu laufen.

"Luise, ich fürchte... da hast du etwas falsch verstanden. Natürlich will ich nicht sagen, es war dein Fehler, nein. Vielmehr... scheint es mir... nun..."
Hach, was sollte man sagen. Seine kleine Elfe konnte manchmal einfach beispiellos perplex und durch den Wind sein. Selbstredend war auch das nur eine weitere ihrer liebenswürdigen Eigenschaften, doch in mancherlei Situation, und zu jenen zählte diese ganz zweifellos, war sie unangenehm. Äußerst unangenehm.
Noel wollte erneut das Wort erheben, als einige Kinder in die Apotheke gestürmt kamen.
Offenbar hatten sie ein verwundetes Tier dabei, Luise rief Konrad um Hilfe an. Noels Stimmung beruhigte sich, gleichgültig starrte er auf das jammernde Fuchsbaby und Luises tränennahe Augen, in Sorge getränkt.
Es zerriss ihn fast. Das war unerträglich. Das würde er nicht dulden.
Seelenruhig kam Noel auf das Tier zu. Konrad, der gerade herbeigestürmt war, hielt er ruhig mit einem Arm zurück. Ohne seinen Blick zu suchen, verstand dieser offenbar und blieb ruhig stehen. Noel kniete sich herab zum Fuchsbaby, direkt neben Luise.
"Sorge dich nicht, kleine Elfe... ich habe schon ungezählt viele Bücher über Tiere und deren Pflege gelesen... offenbar ist dieser kleine Freund in eine Falle der... Menschen getreten."
Behutsam griff Noel nach Luises' Hand, nahm ihr sanft das Fuchsbaby aus den Armen und wusch seine Pfote vorsichtig mit einem feuchten Lappen.
"Am besten ist es, wenn die Wunde jetzt desinfiziert und abgedrückt wird. Dann sollte sie schon in wenigen Tagen wieder verheilt sein."
Beruhigend lächelte er Luise an, hielt ihr den kleinen Fuchs hin, welcher eine nun deutlich sauberere Pfote hatte.

Ligiiihh
18.03.2013, 17:43
"Öh...", stand Tyrell teilnahmslos da, "...ja. Also... Luise, eigentlich fragte Konrad ja, ob ich..." Und gerade, als er zur Kernaussage kommen wollte, sah er Noel, am Boden kniend, sich um den kleinen Fuchs kümmern. Jetzt von einem unglaublichen Arsch von einem Menschen den Job, das Geld, das wertvolle Entgelt, zurückverlangen zu wollen, der zu allem Überfluss vor der weinerlichen Luise den galanten Kavalier raushängen lässt, auch noch im Falle eines verletzten kleinen Tierchens mit niedlichen Glubschaugen... also passend war das jetzt nicht grad'.

"Ach... das ist mir zu heiß, ich nehm' das Geld", verkündete er resignierend, warf ein paar Münzen auf den Thresen und zischte von dannen, während alle anderen sich über diese merkwürdige Redewendung ihre Köpfe zerbrachen. Wie auch immer, er war auf halbem Weg zu seiner Hütte zurück und freute sich, endlich in aller Ruhe genüsslich einen Kräutertee zu genehmigen und währenddessen weiter in seinem Bastler-Almanach herumzublättern, als plötzlich ein Mann mittleren Alters vor ihm stand, in einer Kluft gehüllt, die Tyrells Aufzug fast schon entlächerlicht, und ihn ansprach:

"Hey! Hey, du Kleiner! Du wohnst hier, nicht wahr"
(Nenn mich nicht klein, du Nase!) "Ja, was gibt es denn?", fragte er zurück.
"Ich kenne mich hier nicht aus. Wie du sicherlich weiß, bin ich der große waise Mann, der sich um euren Hauptmann kümmert", teilte der Medicus Tyrell mit, "wo finde ich hier Euren Apotheker?"
(Der Hauptmann ist krank? Na, sowas aber auch...), dachte er sich, "Äh, aber selbstverständlich. Uh... unsere Apotheke ist-"
"Führ mich dorthin, Kind, das sollte Ehre genug sein, meine Wenigkeit zum diesem niederen Gesocks zu führen."
(Was? Soll das ein Witz sein, den Weg schafft er wohl alleine! Und seine Redensart ist ja zum Kotzen!) Er seufzt einmal: "Na gut, folgt mir."

Und begleitete den Medicus den langen Weg zurück zur Apotheke.

Zitroneneis
18.03.2013, 17:59
Ein wenig überrascht nahm Luise den Welpen entgegen. Sie hätte nie erwartet, dass Noel ein solcher Tierfreund war. Andererseits konnte sich nicht vorstellen, das irgendjemand diesem kleinen, seidig weichem Tierchen widerstehen konnte. Das junge Mädchen lächelte schüchtern: "I-ich danke Euch vielmals, Noel. Das Ihr mir einen solchen Gefallen tut, obwohl ich Euch so lange hier habe warten lassen. U-und obwohl Eure Kopfschmerzen sicher schrecklich sind..." Ihre Stimme erstarb und sie senkte scheu den Kopf. Eine einzelne, widerspenstige Locke fiel in Luises Gesicht, aber sie machte keine Anstalten sie wegzuwischen, denn sie merkte, dass ihr Gesicht wieder zu brennen begann.
"Ähm... es tut mir Leid, dass ich Euch dazu bewegen wollte, das Schild auszubessern. I-ich habe wohl nicht richtig zugehört und voreilig Schlüsse gezogen", sprach sie peinlich berührt und mit noch immer gesenktem Blick. "D-das war sehr eigennützig von mir... I-ihr seid j-ja kein Handwerker sondern Bibliothekar. Und w-wenn man beim Ausbessern v-von der Leiter f-fällt, dann bricht man s-sich viellecht etwas..."
Schüchtern suchte Luise sein Gesicht nach Anzeichen für Schuldzuweisungen ab und fuhr, als sie keine fand, etwas mutiger fort: "I-ich sollte meinen Kunden Mittel zur Besserung geben - und sie nicht in Gefahr bringen." Sie würde Tyrell wohl um Hilfe bei dem Schild bitten. Aber zuerst würde sie sich um den Welpen kümmern. Luise nickte Noel noch einmal dankbar zu, dann verschwand sie im Hinterzimmer, wo sie stets alles Notwendige für die Reinigung und Versorgung von Wunden bereithielt.

Holo
18.03.2013, 18:12
"I-ich danke Euch vielmals, Noel. Das Ihr mir einen solchen Gefallen tut, obwohl ich Euch so lange hier habe warten lassen. U-und obwohl Eure Kopfschmerzen sicher schrecklich sind..." Ihre Stimme erstarb.

Noels Körper fühlte sich an wie der Kern eines ungnädigen Vulkanes. War es das? Fühlte es sich so an, in einen Menschen... verliebt zu sein?
Sanft lächelnd legte er Luise eine Hand auf den Kopf, einen Moment hatte Noel überlegt, ihr Haar zu streicheln, doch das wäre für nun entschieden zu viel gewesen, also beließ er es dabei, ihren Kopf zu berühern.
"Es gibt Nichts, für dass du mir zu danken hättest, kleine Elfe..." , Noels Lächeln wurde etwas breiter, aber vorallem war es ehrlich, was sehr selten bei ihm war, "Was macht einen Menschen zum Menschen? selbstverständlich, dass er die Schwachen beschützt und umsorgt, nicht? Ich bin froh, wenn jenes kleines Geschöpf heil ist, doch... so die Sorge aus deinem Gesicht verschwindet und du wieder zu Lächeln in der Lage bist, kleine Elfe... so spüre ich, wie auch das plagende Toben meiner Kopfschmerzen Stück für Stück weniger wird... danke."

Sie senkte scheu den Kopf. Eine einzelne, widerspenstige Locke fiel in Luises Gesicht, aber sie machte keine Anstalten sie wegzuwischen, denn sie merkte, dass ihr Gesicht wieder zu brennen begann.
"Ähm... es tut mir Leid, dass ich Euch dazu bewegen wollte, das Schild auszubessern. I-ich habe wohl nicht richtig zugehört und voreilig Schlüsse gezogen", sprach sie peinlich berührt und mit noch immer gesenktem Blick. "D-das war sehr eigennützig von mir... I-ihr seid j-ja kein Handwerker sondern Bibliothekar. Und w-wenn man beim Ausbessern v-von der Leiter f-fällt, dann bricht man s-sich viellecht etwas..."Schüchtern suchte Luise sein Gesicht nach Anzeichen für Schuldzuweisungen ab und fuhr, als sie keine fand, etwas mutiger fort: "I-ich sollte meinen Kunden Mittel zur Besserung geben - und sie nicht in Gefahr bringen."

Ein leises Lachen drang von Noel her. Er nahm die Hand von Luises Kopf und hielt sie vor seinen Mund, das Lachen zu unterdrücken.
"Was könnte einen Mann wohl zufriedener machen, als sich bei einem Gefallen für eine junge Prinzessin eine Schramme zuzuziehen?
Leider, so fürchte ich, gehört handwerkliches Geschick nicht zu meinen vielen Talenten. Verzeih meine Nutzlosigkeit."

Luise schüttelte energisch den Kopf. Sie wollte wohl noch etwas erwiedern, doch fehlten dem Mädchen die Worte, ihre Gedanken auszudrücken. Also nickte sie ihm nocheinmal lächelnd zu und verschwand dann hastig im Hinterzimmer.

Noel sah ihr nach, bevor er entspannt die Augen schloss und sich zum Gehen wandte.
Ja, diesen Besuch kann man zweifelsohne als Erfolg bezeichnen.
Oyashiro-sama selbst muss wohl ihre schützenden Hände über mich gehalten haben.
Mit diesem selbstzufriedenen Gedanken erstarb Noels Lächeln, und er nickte Konrad zumindest nocheinmal ohne jede Feindseeligkeit zu. Dieser Mann hatte bisher nicht viele der niederen Eigenschaften gezeigt, die Noel so hasste. Warum ihm nicht eine Chance geben? Mit diesem Gedankenspiel verließ Noel die Apotheke, und der sonnige Tag, der noch immer seine Forten über dem Dorf ausbreitete, erschien Noel auf einmal sehr viel erträglicher. Die Migräne war auf ein erträgliches Maß abgesunken, nun würde er seelenruhig zur Bibliothek schlendern und ein Buch lesen. Ein Buch über Veilchen, ja...

So in Gedanken versunken stieß er ungemütlich mit einer kleinen Gestalt zusammen, welche sich schmerzhaft auf den Hintern setzte.
Noels Blick fuhr ungerührt zur Seite: Ein kleines, verwahrlostes Mädchen mit schmutzigen, blonden Haaren saß an einer Häuserwand angelehnt und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den rechten Fuß. Auch wenn sie ziemlich klein war, so schien sie doch deutlich mehr Sommer gesehen zu haben als etwa seine kleine Elfe.

"Miért kell mindig engem?", fluchte sie leise, aber für Noel hörbar - allerdings alles andere als verständlich -, "Ők hagytak hátra közepén kurva sehol. Igen, köszönöm mindenkinek! Köszönöm, csak dömping nekem a kurva pokol. Bassza meg! Bassza meg azok a srácok...", sie griff in den Beutel, der nun halbgeöffnet vor ihr lag und hob langsam ein schwarzes Frettchen heraus, das ihre miese Stimmung wohl innerhalb von Millisekunden zumindest etwas bessern konnte. "... legalább Djángo itt van. Igaz, haver? Igen, te olyan jó fiú! Te olyan ...!" - dann sah sie auf zu dem Rothaarigen, den sie vorhin kurz gesehen hatte. "Hast du ein Problem?", sagte sie und sah ihn scharf an, bevor sie mit einem Kopfnicken deutete, er solle sich verziehen. "Geh' weiter." Doch er blieb einfach stehen, schien fast zu grinsen. Langsam ließ sie das Frettchen wieder in den Beutel gleiten, ihn imemr noch ansehend. "Ey, Seggfej, ich mag es nicht wenn man mich so anstarrt, ja? Ist unhöflich, ja?" Immer noch keine Regung. "Ey! Nézd meg máshol! Guck' woanders hin, ja? Oder mach' dich nützlich. Hol' wen für mein Fuß, ja?"

Noel blieb ungerührt, überhörte das unaussprechliche Gefluche der Göre einfach. Stattdessen fiel sein Blick auf den rechten Fuß des Mädchens: Er war voll mit Dornen, das sah äußerst schmerzhaft aus.
Einen Moment lang starrte der rothaarige Mann die erbärmliche Gestalt, die vor ihm im stand an, als er sich, einem unbewussten Reflex folgend, vor sie kniete und ihren Fuß in die Hand nahm.
Na ja, wo ich gerde schonmal dabei bin... so Fortuna will, sieht mich Luise vielleicht sogar dabei. Man kann nie genug Gold ansammeln, sagte einst schon ein berühmter Dichter.

"EY! EY! Ne érj hozzám! Kurvára ne érj hozzám!", sagte sie halblaut. Wild aufeinanderfolgend erschienen ihr Bilder vor Augen, die sie nicht wieder...
Das Mädchen zog und zerrte, wollte ihren Fuß aus Noels Griff lösen, doch er ignorierte sie vollkommen, beachtete sie gar nicht und zog still als auch vorsichtig die langen, dünnen Stacheln aus dem schutzlosen Schuhwerk des Mädchens.
"Meine Güte, musst du unvorsichtig gewesen sein, Mädchen... hätte Rotkäppchen überlebt, wenn sie so unvorsichtig durch den Wald gelaufen wäre?"

"Rotkäppchen hätte dir in dein fasz getreten wenn du sie so angerührt hättest.", entgegnete sie, immer noch alles andere als erfreut über die überraschende Hilfe.

Düster lächelnd, ja fast amüsiert entfernte Noel weitere Stacheln aus ihrem Fuß, achtete darauf, möglichst wenige Schmerzen dabei zu verursachen.
Als er schließlich fertig war, erhob er sich stumm und schenkte dem Gör einen letzten, emotionslosen Blick.
"Pass besser auf dich auf, Mädchen. In dieser Welt voller Gesindel kann man sich nie oft genug umsehen."
Und mit diesen Worten ging der junge Mann still von dannen.

Was war denn bitte jetzt DAS?
Deusexus lief neben dem schweigendem Noel her, sah zurück auf das blonde Mädchen.
Mauserst du dich jetzt etwa zum herzlichen Menschenfreund? Nun... nicht, dass ich eure Schweigsamkeit dabei behindern will, aber eine gewisse Ironie hätte das ja schon, nicht? Hehehehe...

Noel, die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, reagierte garnicht auf die Stichelein seines Begleiters. Stumm wanderte er die nach wie vor spährlich belaufenen Straßen entlang.

Oder ist es, weil das Mädchen, obgleich ihres Alters, dich an deine Kindheit erinnert? Immerhin warst du doch genau so ein Streuner, bevor die Fanatiker der Gottes Augen dich aufnahmen, hrr.

Stillschweigend gingen die beiden nebeneinander, als Noel schließlich etwas erwiederte.
"Sei still, Deus."

Und so machte Noel sich, wie jeden Morgen, auf zur Bibliothek.

Viviane
19.03.2013, 07:16
Als er Luise im Hinterzimmer beim verarzten des Fuchses half, war Konrad ungewöhnlich still. Erst als der Fuchs in einer kleinen Holzkiste saß und schlief, sprach er wieder. „Du bringst niemanden in Gefahr, im Gegenteil du machst eine wunderbare Arbeit, Luise. Ich werd mal was zu futtern für den Knirps besorgen. Muss jetzt eh los. Bis heute Abend dann.“ Er umarmte sie zum Abschied fest und ging dann in Richtung der Ställe, die ans Gasthaus angrenzten um die Pferde zu versorgen.

Der Jäger kam ihm auf diesem Weg mit einer prächtigen Wildsau über der Schulter aus dem Wald entgegen und Konrad fragte sich, nachdem er Recon sowie Ross und seinen Kollegen freundlich gegrüßt hatte, ob die Wohl für das prächtige Essen am Palmsonntag gedacht war. All die Leckereien, nach denen es aus dem Backofen des Dorfes roch, waren auf jeden Fall genug Grund sich auf das kommende Osterfest zu freuen.
Das Tyrell den Laden so fluchtartig verlassen hatte, tat ihm ein wenig Leid. Der Bursche hatte es so schon schwer genug. Umso erstaunter war Konrad, als er Tyrell nun mit dem Medicus zusammen gen Apotheke laufen sah. Hoffentlich ging es ihrem Hauptmann schon besser, welchen andren Grund gab es das der Medicus hier draussen und nicht bei ihm war?

Von der Stalltür aus sah er noch Noel neben einem blondgelockten Mädchen knien und wie er der Fremden ohne jede Scheu ans Bein langte um ihren Fuß zu verarzten. Der Anblick verwirrte Konrad so sehr, das er beinah das Paket fürs Kloster fallen ließ. Und wie immer, wenn er nicht wusste was richtig oder falsch war, machte er sich auf die Suche nach einem Vermittler zwischen Gott und den Menschen – immerhin würde ein Geistlicher sicher wissen ob Noels Verhalten schamlos war oder ob St. Martin ihn mit genug Hilfsbereitschaft für sie alle mitgesegnet hatte. Und dann war da noch der Holzesel für die Palmsonntagsprozession, den er abliefern sollte.

Layana
19.03.2013, 12:40
Peter verabschiedete sich an diesem Morgen von seiner Frau und den Kindern. „Seit brav, ihr zwei und hört auf eure Mutter“ sagte er ihnen mit einem Anflug von einem Lächeln und strich ihnen dabei über den Kopf. Margarethe gab er noch einen Abschiedskuss. „Heute ist einiges an Arbeit auf dem Felde zu tun, der Acker muss für die Aussaat vorbereitet werden. Ich bin zum Abendessen wieder im Haus.“ Er setzte seinen Hut auf und ging hinaus in den kleinen Stall.

„Hallo mein Brauner“ begrüßte er den alten Wallach, tätschelte ihn leicht am Hals und führte ihn hinaus, wo er ihn vor den Karren spannte. Auf dem Weg zum Feld rannte Rekon an ihm vorbei. Er wirkte sehr gehetzt und achtete nicht einmal auf seine Schritte, wäre er doch beinahe über einen kaum zu übersehenden Baumstumpf gestolpert und gefallen. Peter konnte über diesen Mann nur den Kopf schütteln. Seine Jagdkunst mochte nicht zu verachten gewesen sein, aber sein sonstiges Verhalten hatte der Landwirt noch nie verstanden. Besonders argwöhnisch fand er seine Rüstung. Rekon war doch kein Ritter?

Während Peter noch Rekon hinterher blickte, kam der junge Konrad in sein Blickfeld, der ein wenig verwirrt herumzuirren schien. Ob es dem Apotheker schlechter ging? „Guten Morgen, Konrad!“ rief er ihm zu und fragte dann, mit etwas gedämpfterer Stimme: „Ist etwas passiert?“

R.F.
19.03.2013, 12:43
Der Weg durch den Wald war nicht weiter ereignisreich. Das einzige, was passierte, war Rekon, dem Ross und sein Partner begegneten. Nachdem sie ihn begrüßt hatten, war er auch schon wieder in Richtung Dorf verschwunden.
Der Weg schlängelte sich zwischen den Bäumen hindurch, er war kaum befestigt, mit Außnahme des schmalen festgetrampelten Pfades den die Tiere durch ihr regelmäßiges Begehen selbst gemacht hatten. Mit der Zeit kamen sie so immer tiefer in den Wald, die Vegetation veränderte sich bereits und der Wald schien sich mit jedem Meter immer weiter zu verfinstern. Überall um sie herum waren die merkwürdigsten Laute zu hören und ab und zu blitzen kurzzeitig rote Augen auf, nur um im nächsten Moment wieder zu verschwinden. Hier in dem Bereich des Waldes lag immer ein seltsamer Druck, doch egal was passierte, die Maultiere trotteten unendwegt vor sich hin, bis sie schließlich den großen freien Platz erreichen würden, der mit einem Schild markiert war, auf dem Ross Name und der seines Partners standen.
Damals, als die Holzfällerei noch die Haupteinnahmequelle des Dorfes war, gab es noch weitere solcher Plätze, alle von anderen Holzfällern reserviert, heute waren Ross und sein Partner die einzigen, die noch im Dorf geblieben waren. Zum einen lag es daran, dass die Industrie, wie sie es nannten, sich in größeren Städten zu entwickeln schien und es somit weitaus lukrativere Arbeitsplätze gab und zum anderen war der Wald mittlerweile so gefährlich geworden, dass immer weniger Menschen sich freiwillig in die dunklen Untiefen des unerforschten Waldzentrums vorwagten.
Auch Ross würde sich wohl bald einen neuen Job suchen müssen, denn sein Partner hatte auch bereits Pläne gemacht, das Dorf zu verlassen und alleine jeden Tag Holz zu fällen, wäre auf jeden Fall viel zu gefährlich, dessen war sich Ross gewiss, auch wenn es ihm absolut nicht gefiel, eine lange Familientradition aufzugeben.

Vor ihnen lichtete sich der Wald und Ross machte vor dem Schild halt, das anzeigte, dass er angekommen war. Dort sicherte er ersteinmal seine Maultiere, sollte doch etwas passieren, wäre es äußerst gefährlich wenn sie die Flucht ergreifen würden. Danach machten er und sein Partner sich auf, das Gelände abzustecken. Leider kam es nur allzu oft vor, dass sich irgendwelche gefährlichen Tiere über Nacht eingenistet hatten und für den Fall wäre es töricht, einen Baum zu fällen und gleich von einem wilden Tier angefallen zu werden. Nachdem die beiden sicher sein konnten, dass alles sicher war, begutachteten sie die Bäume, die sie noch gestern markiert hatten. Die Bäume, die heute gefällt werden sollten.
Eisenholz war robustes Holz, robust, gut zu verarbeiten und hielt sehr lange. Selbst jetzt, wo die "Industrie" wie sie es nannten, sich immer weiter ausbreitete, war es sehr selten und äußerst begehrt. Mit nur ein paar Stämmen konnte man sich so sehr leicht seinen Wochenunterhalt verdienen.

Bis alle Vorbereitungen erledigt waren, war es bereits Mittag. Der erste Schlag hallte durch den Wald, als die Axt den ersten Baum traf und schreckte einige Vögel auf. Allerdings war es so tief im Wald, dass man es im Dorf nicht hören konnte. So ging das noch bis in den späten Nachmittag, Ross hatte sich bereits für den Rückweg fertig gemacht, wenn sie wieder im Dorf waren, würden sie zuallererst zum Sägewerk am anderen Ende der Stadt fahren, um die Stämme abzuliefern, morgen würde es wohl ersteinmal nichts zu tun geben, da sein Partner am Abend noch fürs erste das Dorf verlassen würde und niemals würde Ross alleine in den Wald gehen. Zumindest hätte er fürs erste genug Geld zusammen.

Nun ging es also wieder zurück ins Dorf.

Viviane
19.03.2013, 13:47
Nach dem munteren Gruß des Bauern Peter zog er den Hut zum Gruß. "Grüß dich, Peter. Eben hab ich Tyrell bereits zum zweiten Mal zur Apotheke laufen sehn – dieses Mal mit dem Medicus. Ich hoffe das bedeutet unser verehrter Hauptmann ist über den Berg." Er reckte sich und tätschelte sacht den Hals des Braunen. „Meinem verehrten Ohm Adalbert geht es jedenfalls mit jedem Tag besser, Luises Pflege seis gedankt. Aber noch muss er sich schonen. Und dann hatten wir in aller Herrgottfrühe auch noch was Neues zum Gesundpflegen im Haus.
Sei froh das deine beiden Kinder noch so jung sind, das sie dir noch keinen Familienzuwachs ins Haus schleppen. Du kannst dir ja vorstellen, was Luise bei dem Kerlchen für große Augen gemacht hat. Ich hätte ihn ja lieber in den Stall mitgenommen, aber jetzt werd ich froh sein wenn ich sie nicht alle Vorräte im Haus an den Rotpelz verfüttert..“ Er zwinkerte dem Bauern gutgelaunt zu. Mit einem Mal erstarrte er jedoch blickte das Pferd an, als sehe er zum ersten Mal in seinem Leben eines.
„Da hab ich wegen dem Kerl doch glatt vergessen die Pferde zu füttern! Na, ich hoffe der Wirt hats noch nicht gemerkt. Verzeih' Peter, du kennst das ja die Arbeit wartet nicht. Komm doch heut abend im Wirtshaus vorbei. Und grüß deine Familie von mir!“
Peter indes war völlig unklar von was für einem "rotpelzigen Kerlchen" Konrad gesprochen hatte. Denn die Beschreibung traf ja auf so einiges zu.

Für den Rest des Mittags schuftete und rackerte Konrad in den Wirtsställen, sobald jedoch die Pflicht erfüllt war machte auch er sich zum zweiten Mal an diesem Tage auf den Weg. Diesesmal bedeutend klarer im Kopf, jedoch unverändert besorgt was Noel und Luise anging führte ihn sein Weg letztlich auf heiligen Boden. Mit ernster Miene zog er den Hut vom Kopf, bekreuzigte sich und lief dann an dem Gemäuer entlang um in den Kräutergärten nach einem der Geistlichen des Dorfes Ausschau zu halten – um das Paket auf seiner Schulter und das in seinem Herzen loszuwerden.

Zitroneneis
19.03.2013, 15:51
Nachdem Luise den Fuchswelpen versorgt hatte, den Konrad auf den entzückenden Namen Kürbis getauft hatte, holte sie einen kleinen Korb, den sie mit einem weichen Deckchen polsterte. Dort hinein legte sie das Füchschen und trug es zurück in den Verkaufsraum. Das Körbchen stellte sie in eine geschützte Ecke hinter der Theke und kniete sich davor nieder.
"Und unternimm keine Abenteuer, mein Kleiner. Du musst schließlich deine Pfote schonen", flüsterte Luise ihrem frisch adoptierten Haustier liebevoll zu. Als Antwort schleckte Kürbis ihren Finger ab. Das Mädchen kicherte leise. "Bestimmt möchtest du draußen spielen. Gedulde dich ein bisschen, ja? Später können wir bestimmt noch zusammen spazieren gehen. Ruh dich einfach erst etwas aus und lauf niemandem unter die Füße..."
In diesem Moment ertönte das Glöckchen über der sich öffnenden Eingangstür. Kürbis stieß ein erschrockenes Fiepen aus.
"Schsch, mein Kleiner. Keine Angst, niemand tut dir etwas", sprach Luise, während sie dem Fuchswelpen eine beruhigende Hand auf den Kopf legte. Dann stand sie auf und schaute, wer sich denn nun entschlossen hatte, der Apotheke einen Besuch abzustatten. Es handelte sich um einen anscheinend wenig begeisterten Tyrell und einen Mann mittleren Alters in... ungewöhnlicher... Kleidung. "Was kann ich...", begann Luise, wurde aber sofort unterbrochen.
"Was ist das denn!?", rief der Mann mit sichtlicher Empörung. "Sind die Apotheken in dieser hinterwäldlerischen Umgebung etwa Spielgruben für kleine Kinder!?"
Luise bemerkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss und ihre Hände schwitzig wurden und zu zittern anfingen. "N-nein, mein Herr. I-ch bin d-die Tochter von... äh mein Vater... ihm gehört diese Apotheke, aber er ist ..."
Ungeduldig stampfte der Mann auf den Boden. "Na, worauf wartest du dann? Hol ihn her, Mädchen!"
"He, lasst sie doch erstmal ausreden!", warf Tyrell ein, welcher den Mann schon seit geraumer Zeit missmutig betrachtet hatte.
"Misch du dich nicht ein, Junge!", fuhr dieser ihn an. Dann wandte er sich wieder an Luise: "Hör gut zu, kleines Fräulein! Ich habe keine Zeit für deine Spielchen! Ich bin der hochgeachtete Medicus Hugo Abrosius Godefridus von Hirschgrund-Apfelwiese, Studierter Absolvent der Universität zu Mandelsheimhausen und jahrelanger Leibarzt des Königs von Nord-Estparien! Ich weiß, dass dein kleiner roter Kopf wahrscheinlich nicht weiß, was das bedeutet. Also fasse ich mich kurz: Nach meinen langen Jahren als fleißiger, treuer, weiser und bescheidener Arzt im Dienste des Königs, traf ich die schwere Entscheidung, mich in die Dienste, des einfachen ungebildeten Volkes zu stellen und für viel zu geringe Summen, welche meinen Fähigkeiten keineswegs entsprechen, worüber ich mich aber nie beschweren würde. Also wanderte ich nur mit meinem tiefen Wissen und meiner geschmackvollen Medikus-Garderobe gerüstet in diese unwirtliche, gottverlassene Gegend und traf nach einer Ewigkeit fernab jeglicher Zivilisation in diesem Dorf, bei Eurem Hauptmann, welcher meine große Weisheit sofort erkannte, und auch, dass nur ich ihm helfen kann. Er leidet nämlich an einer furchtbaren Krankheit, die nur ich heilen kann. Wir dürfen keine Sekunde verlieren! Wo ist dein Vater, Mädchen?"
"Warum redet er soviel über sich selbst, wenn es angeblich schnell gehen soll?", murmelte Tyrell, leise in sich hinein.
"N-nun Herr K-kirschgrund-Affenwiese", stammelte Luise, völlig benommen von diesem Redeschwall. "I-ich verstehe die Situation u-und dass Ihr w-eit gereist seid b-bei Euren... hüb... schen K-Kleidern, aber m-mein Vater ist sehr krank. D-deshalb leite ich im Moment die Apotheke."
"WAS!? Wie kann denn ein so kleines Kind schon Apothekerin sein!?", rief Medikus Hirschgrund-Apfelwiese ungläubig aus. "Du bist doch bestimmt noch keine elf Sommer alt! In zehn Jahren kannst du´s vielleicht mal versuchen!!!"
Luise senkte beschämt den Kopf. Sicherlich wollte er Salz in ihre Wunde träufeln. Ihr ihren Platz bewusst machen. Es wusste doch jeder, dass es keine Apothekerinnen gab. Dieses Handwerk war allein Männern vorbehalten.
"Nun macht mal halblang. Luise kennt sich im ganzen Dorf am besten mit Heilmitteln aus! Sie weiß immer, was man Kranken geben muss."
Erstaunt und dankbar blickte Luise auf. Dass Tyrell sie in Schutz nahm, obwohl sie ihn heute Morgen so lange hatte warten lassen.
Bevor jedoch irgend jemand der drei etwas weiteres sagen konnte, öffnete sich die Tür zum Wohntrackt und Adalberts bleiches Gesicht schaute Luise an.
"Ist alles in Ordnung, mein Kind? Ich habe laute Stimmen gehört und..." Er brach ab und seine Augen weiteten sich als er den Medikus erblickte. "Du - HUGO!?"
Der Medikus erwiderte den Blick verständnislos. "Kennen wir uns?" Dann breiteten sich erst Erkenntnis und dann Schock auf seinem Gesicht aus. "A-adalbert...?" Einen Moment hielt er inne, dann stürmte er durch die Eingangstür hinaus. Verständnislos schauten Luise und Tyrell hinterher.
"Sieht aus, als würde er das Dorf verlassen...", murmelte Tyrell.
"Das wird er sicher. Er ist ein umherziehender Quacksalber, dem ich schon mehrmals begegnet bin. Jedes mal geht er irgendwohin, nimmt Kranke Menschen aus und verschwindet, sobald man ihn entlarvt", sagte Adalbert mit einer untypischen Grimmigkeit in der Stimme. Gefolgt von einem Husten.
"Vater, du musst zurück ins Bett!", rief Luise erschrocken.
"Aber Kind, wenn solche Verbrecher hier herumlaufen, kannst du doch nicht ganz alleine..." Ein lautes Husten ertönte.
"Ach was! Konrad passt auf mich auf. Und gerade war Tyrell dabei, mir zu helfen. Ich komme zurecht..."
Nachdem Adalbert wieder in seinem Zimmer war, wandte Luise sich an Tyrell. "D-danke, dass du m-mich so verteidigt hast. Das ist mehr, als jemand wie ich verdiehnt hat...", murmelte sie schüchtern. "A-aber auch wenn dieser Herr... äh... K-kirschgrund-Affenwiese mit den... schönen... Kleidern kein echter Arzt war, so würde ich doch gerne sehen, wie krank der Hauptmann tatsächlich ist. Würdest du mich begleiten, damit wir notfalls sofort Hilfe holen können?"

MeTa
19.03.2013, 17:07
Merete trat aus der Tür und nahm einen tiefen Zug der frischen Luft in ihre Lungen auf. Obwohl sie nicht zu häufig die eigene Behausung verließ, so gehörte es zu den schönsten Momenten eines Tages, dies zu tun. In der Luft lag alles, was das Dorf ausmachte. Ruhe und Frieden. Keine Unsicherheit über die nächsten Stunden, den nächsten Tag. Hier war die Luft rein, nicht blut- und kampfgetränkt.

Den Bogen mustergültig neben der ledernen Halterung für den Köcher auf den Rücken geschnallt, trat sie langsam voran, ertaste mit starr nach vorne gerichtetem Blick den Jagddolch an der Seite ihrer Hüfte, dessen Schneide im hölzernen Schnitzwerk lag. Nur gelegentlich verließ ihr Blick die gerade Linie, blieb für wenige Augenblicke liegen auf den anderen Gestalten dieses Dorfes. Da war der Schreinergeselle, in etwa in ihrem Alter, offenbar verzweifelt auf der Suche nach irgendetwas.

So wie Merete die anderen, interessierteren Bewohner von Düsterwald kannte, würde sie zu ihm gehen müssen, ihn Fragen, wen oder was er suche, um unter Umständen helfen zu können. Irgendein neugieriger Teil in ihr fragte sich manchmal, ob sie es nicht einfach tun sollte. Sich einfach der Versuchung hingeben, das Gespräch suchen, vielleicht auch, um die ein oder andere Sympathie zu erfahren, auf die sie zurückgreifen könnte, wenn sie Hilfe bräuchte. Doch bis jetzt hatte sie alles alleine geschafft. Und das Interesse war nicht groß genug. Verdammt, sie wusste ja nicht mal den Namen des Mannes. Wenn sie genauer darüber nachdachte, kannte sie nur vier Namen.

Da waren auf der einen Seite die junge Apothekerstochter Luise und ihr Vater Adalbert. Bereits häufig war Merete in die Verlegenheit gekommen, die Dienste der beiden in Anspruch zu nehmen, wenn die Schmerzen im Kopf zu groß wurden oder sie sich bei der Jagd verletzte.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie darüber nach, in welcher Verbindung zum Apotheker der junge Schreinergeselle stand. Irgendetwas sagte ihr, dass die beiden verwandt seien, doch nur wenig später ertappte sie sich beim unerwünschtem Entwickeln von Interesse und schob den Gedanken bei Seite. Was kümmert es dich?

Auf der anderen Seite war da Rekon, der ältere und erfahrenere Jäger im Ort. Nicht, dass sie jemals viel mehr als die üblichen Begrüßungsfloskeln ausgetauscht hätten, doch allein ob seiner Profession stand er Merete näher als jeder andere Bewohner des Dorfes. Ihn hatte die junge Isländerin noch nicht entdecken können, doch wie sie vermutete war er bereits in den frühen Morgenstunden im Wald gewesen. Sie vermied das, nicht zuletzt, weil man sich in der Gegend von einem Bären erzählte, der das Vieh riss und auch für sie eine Gefahr darstellen könnte. Nicht, dass sie sich nicht zutraute, sich vor einem Bären schützen - ach was, ihn erlegen - zu können, doch gefiel ihr das Risiko nicht. Ihr Kampfeswille war im Zuge des Sesshaftwerdens eingeschlafen - und so war es sicher auch ihr Reaktionsvermögen.

Der letzte, ihr bekannte, Name war der des Hauptmannes. Ein guter Mann, dem Merete dankbar war. Er machte eine Frau zur Jägerin, ermöglichte ihr dieses neue, ruhige Leben, welches ihr gefiel, weil es nicht den Tod bedeutete. Umso bezeichnender war es, dass ausgerechnet er derjenige war, der nun im Sterben lag. Auch - und hauptsächlich - für ihr eigenes Wohl wäre es zuträglich, wenn der Hauptmann am Leben bleiben würde. Solange er das war, konnte sie ruhigen Gewissens der Jagd nachgehen.

Gerade in diesen Tagen wurde so viel gejagt, wie sonst selten. Ein Fest stand bevor und benötigt wurden große Mengen an Wild. Merete hatte - wie so oft - aufgrund von mangelndem Interesse vergessen, um was für ein Fest es sich handelte, doch war sie sich sicher, dass es eine dieser Feierlichkeiten war, die sich jährlich wiederholten.

Ein Blick in den Himmel riss sie aus ihren Gedanken. Die Sonne stand hoch, schien heiß auf das Dorf und die angrenzenden Wälder. Zu heiß. Das Wild würde sich nun eher in den schützenden, tieferen und weiter entfernten Wäldern befinden, sich nicht der Sonne aussetzen. Sie müsste noch eine Weile warten, bis die Tiere zurückkehrten.

Die Augen schützend zusammengedrückt setzte sie sich an den Dorfbrunnen, blickte stumm zum Wald hinaus, zog den Dolch von ihrer Hüfte und malte mit ihm musterlose Bewegungen in den weichen Grund.

Ligiiihh
19.03.2013, 18:54
"A-aber auch wenn dieser Herr... äh... K-kirschgrund-Affenwiese mit den... schönen... Kleidern kein echter Arzt war, so würde ich doch gerne sehen, wie krank der Hauptmann tatsächlich ist. Würdest du mich begleiten, damit wir notfalls sofort Hilfe holen können?"

Ade, schöner Morgen mit Kräutertee. Der Kopf hitzte, die Haut biss ihn und das Blut pumpt weiter und weiter und ließ ihn das Trommeln innen drin spüren. Aber wer war er, Tyrell Flynt, dass er der verehrten Miss Elkarst einen Gefallen abschlägt, nachdem er sie doch so heldenhaft vertreten hat? Kein Vollidiot, so viel ist sicher.

"Sicher", antwortete er, "ich habe ja sonst nichts Sinnvolles zu tun..."
Die Ironie in seinem Satz nicht wahrnehmend sagte Luise darauf: "D-danke! Ich sag' kurz Vater Bescheid und hinterlasse eine Nachricht für kommende Kunden und..."
"Luise."
"J-ja...?"
"Der falsche Fuffziger hat sich übrigens mit Apfelwiese vorgestellt. Nicht Affenwiese."
"A-ach ja? War das so? Aber Vater sagte doch, dass er eigentlich kein richtiger Arzt ist und-"
"Eh... darum geht's mir eigentlich nicht", unterbrach er sie, "aber du machst dir vor und während des Redens immer so viele Gedanken, dass du fast gar nicht richtig zuhörst."
"I-ist das so...?"
Tyrell seufzte einmal. So wichtig war das jetzt ja nun auch wieder nicht: "Ach, wie auch immer. Sag deinem Vater einfach schnell Bescheid, ich schreibe die Notiz, mh?"

Sie nickte einmal kurz und ging in Richtung Hinterzimmer, während Tyrell aus seiner Tasche einen Papierfetzen und eine Feder rausholte.

Sehr geehrte Dorfbewohner,

da Luise kurz nach dem Hauptmann sieht
und der verehrte Adalbert zurzeit krank ist,
würden wir Euch darum bitten, Euer
gewünschtes Produkt zu nehmen und
das Geld auf dem Tresen zu hinterlassen.

Hochachtungsvoll, die ApothekeDanach machten sich Tyrell und Luise auf zum Hauptmann. Er befand sich normalerweise in der Mitte des Dorfes, dem Dorfmarkt- und Rathausplatz, allerdings ruhte er sich seit geraumer Zeit am Dorfrand aus, in einer alten Hütte, in der er als Kind aufwuchs. Auf dem Weg dorthin schaute Luise jedes Mal weg, wenn die anderen Dorfbewohner sie grüßten. Wobei sie vorher verlegen lächelte und dann errötet zur Seite schaute und ihre Hände zusammenkniff. Irgendwann fing dann Tyrell an zu reden:

"Sag mal... was ist denn eigentlich mit dir los?"
"Nichts, nichts... i-ich schaue nur Leuten nicht so gerne direkt in das Gesicht..."

Vielleicht war sie wirklich einfach nur sehr schüchtern. Tyrell stieß ein resignierendes Stöhnen von sich und beließ es dabei. Danach waren beide beim Hauptmann angekommen. Vorsichtig öffneten sie die Tür und brachen das tagelange Dunkel mit einzelnen Sonnenstrahlen. Ein warmes Flackern ertönte, als sie beide im Schlafzimmer ankamen und den Hauptmann erbärmlich im Bett schwächeln sahen.

"A-adalbert...", sprach eine sonst nie so kratzende Stimme, "...bist du daaas...?"
"Nein, Herr Hauptmann! I-ich bin es, Luise... ich bin nur seine Tochter..."
"Herrje, Hauptmann! Was hat dieser Affen- äh- Apfelwiese Euch nur angetan?!"
"Ich weiß auch nicht...", hustete er, "...er gab mir... seltsame Medizin und... verschrieb mir nur strengste Bettruhe im dunkelsten Dunkeln..."
"Oh je, Ihr... Ihr seht nicht gut aus...!"
"Ich... habe guten Dienst geleistet, solange ich lebte", sagte er und holte zu seinen letzten Worten heraus, dabei machte er eine längere Denkpause.

"D-dieses Dorf... e-es ist... nicht frei von Sorge, wie wir immer denken...", und hielt Luises Hand ganz fest, um darauf aufmerksam zu machen, dass beide ihm jetzt gut zuhören sollen, "mit meinem Tod und des Neuanfangs eines unwissenden Jünglings... werden schlimme Dinge ihren Lauf nehmen... i-ihr... ihr müsst mit dem schlimmsten rechnen... i-ich... ich kann leider n-nichts mehr t-tun... a-aber i-ihr... s-sollt n-n-neue H-ho - neue Hoffnung i-in einer anderen Person sch-schöpfen... r-r-r-ruft a-alle Bewohner zusammen... z-z-z-zum Dorfplatz u-und w-wählt... w-wählt waise... m-man k-k-kann n-nicht v-vorsichtig g-genug sein...

...

...V-Vorsicht...


...habt Vorsicht!"

Und während Luise schluchzend seine Hand hielt, verstarb der Hauptmann, der stets treu von seiner Geburt an dem Dorf so gut gedient hatte, in just diesem Moment, als er zur neuen Hauptmannswahl aufrief.

T.U.F.K.A.S.
19.03.2013, 19:42
"Was zum...?" Sie blickte dem Kerl noch ein paar Augenblicke lang hinterher, schaute verwirrt nach links und rechts und schnappte sich im Aufstehen ihren Beutel. "Komische Leute laufen rum hier, dachte ich hätte alles gesehen nach diesem merkwürdige Lager, weißt du noch Djángo?" Alle paar noch leicht gehumpelten Schritte schaute sie nach hinten auf ihren mit Frettchen befüllten Beutel, der lässig am Rücken hin und herbaumelte. "Da war diese Grippe oder so, viele Kranke und wir sind durchgereist und ich weiß noch, da war diese gemeine Ärztin - ach wie hieß sie... So 'ne Brünette, weißt du noch? Wie hieß sie - Ness? Stress? Die hat so komische Akzent gehabt, war komische Frau, hat immer andere komische Frau mit komische Augen begrabscht und so und...". Das Gemurmel stoppte kurz, als sie einen Jungen sah, der einen Zettel an die Tür eines Hauses hängte und danach in Begleitung einer jungen rothaarigen Frau irgendwohin rannte. Eine kleine Menschentraube bildete sich dort, das Raunen war groß.

Sie trat zwischen die Menschen und studierte den Zettel. Saugte das dort Geschriebene mit interessiertem Blick auf. Kam dem Zettel immer näher. Sie konnte ihn fast beschnuppern, so nahe stand sie, fühlte ihn mit ihren Fingerspitzen. Die Nachricht war klar. Das dort Geschriebene war...
"Wer hat'n das geschrieben?", sprach sie und drehte sich verwirrt zum Rest um. "Boah. Ez a kézírás nagyon szar!" Sie lachte laut und dreckig auf, lächelte danach mindestens genauso verwirrt wie die Leute sie ansahen. "Das wirklich scheiße Handschrift! Ich meine... ich habe scheiße Handschrift und weiß deshalb genau wie scheiße Handschrift aussieht - aber DAS! Szent szar [Heilige Scheiße!]! Richtig scheiße Ha-", sie bemerkte jetzt, dass die Stimmung eher getrübt war als belustigt. So schnell es ging wich ihr Lächeln einem ernsthaftem Gesicht, die Stimme wurde weniger raspelnd als eben. "Tut mir leid um euer Analbert.", sagte sie mit all der Ernsthaftigkeit, die sie aufbringen konnte (Wer nennt sein Kind Analbert?), nickte kurz und verschwand in die Richtung, in die die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift gelaufen waren. Denn es gab gewisse Sachen, die ihr Interesse geweckt hatten. Und sie wusste: Wenn hier jemand irgendwo krank herumlag und keiner wusste, wie man es behandeln sollte (zumindest ging sie davon aus, war doch die Apotheke dicht), gab es nichts besseres als:

a) Zigeunermedizin
b) teure Zigeunermedizin

"Djángo, ich hab' Idee!", sagte sie und drehte sich zu Djángo, der seinen kleinen Kopf aus dem Beutel hervortat und neugierig fiepte, "Djángo, ich werde hingehen zu Analbert, ich werde sagen 'Guck' Analbert, ich habe Wunderpulver, dies das.' und sage 'Gib' mir 20 Gulden, Analbert, und ich mach' dich gesund.', ich geh' irgendwann weiter, hüpfe auf nächstbesten Wagen und dann treten wir gemeinsam meiner Verwandtschaft in den Arsch. Nekem van félelmetes ötleteket [Was für eine geniale Idee]! Scheiße, ich mach'... wie sagt man? Reichbach. Ich mach' Reichbach, Djángo." Wo waren die beiden bloß hingerannt? Jedes verdammte Gebäude schien auszusehen wie das daneben. Ein kleiner Weg schien hinauszuführen, ein kleines Haus stand einsam und verlassen da. "Ez lesz az, Djángo [Das ist es, Django].", sagte sie, zog sich die Kapuze ihres Leinenmantels tief ins Gesicht und schritt nach mehrmaligem Räuspern auf das Haus zu. Und sie hörte schon förmlich die Kasse klingeln. Wenn sie wüsste wie eine Kasse klänge. Aber sie wusste, wie sich vorstellen könnte, wie eine Kasse klänge.

Ja, das war ein sehr optimistischer Gedanke, der jetzt fürs Erste reichen musste.

Holo
19.03.2013, 20:40
Noel war gerade auf dem Weg zur Bibliothek, er war sicher eine Viertelstunde gelaufen, da kam das kleine, schwarze Gebäude in Sicht. Hoffentlich waren noch keine Leute da, das musste er jetzt wirklich nicht haben. Lieber wollte er ganz in Ruhe ein Buch über Veilchen studieren.
Noch grübelnd, was er im Fall von lesebegerigen Besuchern unternehmen würde, bemerkte er, wie an diesem noch jungen und doch schon so ereignisreichen Tag nicht, das von hinten jemand heranstürmte. Erst, als der Unbekannte sich ihm auf wenige Zentimeter genähert hatte, reagierten seine antrainierten Reflexe und er wandte sich blitzartig um:
Ein älterer Kerl in seltsamer Aufmachung stolperte ihm entgegen, schaffte es gerade noch, das Gleichgewicht wiederzufinden, bevor er sich vor dem jungen Noel in den Dreck gelegt hätte. Schnaufend fixierte der Landstreicher ihn, während Noel ihn nur ungerührt und mit den Händen nach wie vor in den Taschen beäugte.

"Hah...hah...verflucht, freche kleine Hexe... wer hätte auch ahnen sollen, dass sie ausgerechnet sein Sohn ist, ist ja nicht so, als sähen sich die beiden besonders ähnlich...SCURUMB!"

Das letzte Wort das der Kerl brüllte und das, wie Noel aus Studien wusste, in einer älteren Sprache eine nicht besonders schöne Betitelung für den Geschlechtsakt bezeichnete, machte ihn neugierig.
"Hey, du. Von wo kommst du? Und von wem redest du?"

Noel, ich halte das für keine besonders gute Idee.

"...hah...Hä? Oh, guter Mann, einen gottgesegneten Tag! Ach, ihr werdet sie kennen, dies' kleine Apotheke, schmächtig in der Gestalt. Und dann diese Göre mit den verfilzten roten Haaren...hahaha, guter Mann, hat man schonmal von einer Apotheke gehört, die da von einer FRAU geleitet wurde, noch dazu von so wenigen Sommern?"











Oh je. Das wird schmutzig. Es ist schon bedauernswert, wie einige Menschen manchmal breitgrinsend ahnungslos in die Klinge springen. Gute Güte....

Noel schloss seelenruhig die Augen. Nun, seelenruhig für einen Betrachter. Wie es in ihm gerade ihnnen aussah, das mochte man nichtmal erahnen geschweige denn in Worte fassen.

"So...?"
Noels Hand glitt langsam aus seiner Tasche, an seinen Gürtel. Entspannt machte er einige Schritte auf den Herrn vor ihm zu, näherte sich ihm bis auf wenige Zentimeter.
Bevor der Medicus auch nur mit der Wimper zucken konnte, hatte Noel stumm seinen Dolch tief in seiner Magengrube versenkt. Er stand ihm genau gegenüber, hielt mit der einen Hand seine Schulter, so dass ein vorbeiziehender Dorfbewohner nichts hätte bemerken können, gar sonderlich finden an diesem Anblick. Der schockierte Trickbetrüger starrte fassungslos röchelnd auf zu dem dünnen, rothaarigen Mann, welcher ihn emotionslos mit einem kalten Blick strafte.
"Du widerliches Stück Scheiße, sei dankbar dass ich dich, obgleich deiner Worte, für welche du jahrhundertelange Folter fernab jeder Beschreibung verdient hättest, sofort und ohne Umwege zu deinem Schöpfer schicke, welcher wohl, ich hätte es fast vergessen, genau solch ein Abschaum ist wie ihr Alle. Ihr seid so verachtenswert."
Nachdem der angsteinflößende Junge zu ihm gesprochen hatte, beendete er es: Er riss den Dolch nach oben, zog ihn durch seine ganze Brust. Das letzte, dass der fassungslose Mann, welcher ganz offensichtlich an den falschen Gesellen zum Lästern geraten war, sah, war ein kopfschüttelnder Wolf.
Schließlich fiel er, mit dem Rücken zuerst, auf den schmutzigen Boden des Dorfes.

Seelenruhig kniete Noel sich vor die Leiche seines Opfers, umschloss den blutgetränkten Dolch und flüsterte einige Worte.
"Verachtung ist das Blut, dass durch meine Adern fließt,
Hass die Seele, die sich an mein Inneres schmiegt."
dann wusch er die Klinge mit seinem Mantel ab und steckte ihn zurück zum Gürtel. Anschließend schulterte er den Burchen, und setzte seinen Weg fort. Seine Leiche würde er dann einfach irgendwo in den Wäldern um die Bibliothek herum entsorgen.

Du bist dir im klaren, dass das ziemlich riskant war, ja? Wenn dich jemand dabei gesehen hätte, wäre es das mit deinem friedlichen Leben. Und dann könntest du auch Luise nicht mehr nahe sein.

"Nimm nicht ihren Namen in den Mund."
Normalerweise hörte Deusexus nicht auf Noel, aber zuweilen konnte er in einer Art sprechen, dass es sogar ihm das Fell sträubte.

...tut mir leid. Aber ehrlich, du solltest besser aufpassen. Wenn du ständig so hitzköpfig agierst, war es das bald mit der kleinen Elfe.

Stumm setzte Noel die letzten Meter zur Bibliothek fort. Gleich würde er diesen Müll entsorgen und dann hoffentlich Ruhe finden, ihm war heute ehrlich gedacht schon zuviel passiert. Es genügte für einen Tag.

WeTa
19.03.2013, 21:24
Friedliches Unterholz wurde aus seiner jahrelangen Ruhe gerissen, als Patricia es mit großen Schritten plattmachte.
Das liebliche Vogelgezwitscher und das sanfte Rauschen eines Baches wich dem Scheppern von Rüstung, berstenden Zweigen und dem Geräusch, welches 200kg Körpergewicht beim Kontakt mit dem Waldboden erzeugt.
Auf dem direkten Weg zum Dorf glaubte sie Fällers Umrisse auf einem Weg zu erkennen, aber durch den Helm konnte man erstens kaum was sehen und zweitens war Fäller bestimmt kein geeigneter Nachmittagssnack.
Patricia hatte Bärenhunger und in der Stadt konnte man den normalerweise bequem stillen.

Und noch eine bekannte Gestalt. Dürfte der klapperige Rotschopf sein und der hatte offenbar gerade Stress mit jemandem.
Hat der gerade dem Alten in den Magen geschlagen? Unverschämtheit, eigentlich. Den würde sich Patricia später noch vorknöpfen.
Jetzt war aber Essen erstmal oberste Priorität.

Wencke
19.03.2013, 23:57
An diesem heißen Tag war es unbedingt nötig, die Gewächse des Klostergartens zu pflegen. Somit ging Schwester Maria nach ihrem morgentlichen Gebet und Frühstück ziemlich bald in den Garten, um unbrauchbare Kräuter zu rupfen und die, die eine gute Wirkung erzielen konnten, zu pflegen.

Sie bückte sich und ächzte unter der Last dieser täglichen, und anstrengenden Arbeit.

Als Maria mit ihrer Arbeit vorerst fertig war, setzte sie sich auf die Gartenbank, die für kurze Pausen geradezu willkommen war. Sie hob den Kopf und schloss die Augen, genoß die Sonne und die ruhepause, die nach dieser Bückerei ihrem Rücken nur zu gut tat. Doch heute blieb im Kloster wieder einmal nicht genug Zeit, um zu lange fern zu bleiben - und lediglich für eigene Belange in die Apotheke zu gehen, um ein Rückenbalsam zu besorgen, das würde Maria wahrlich nicht in den Sinn kommen.
Die Sonne brannte heiß auf Marias Gesicht, etwas zu heiß.
"Herr", sprach sie und faltete die Hände zusammen, wie sie es zu tun pflegte, wenn sie zum Allmächtigen sprach und betete. "Dies mag dein Zeichen sein, dass meine Pause ein andernmal fortgesetzt werden soll. Nicht wahr?"

Sie erhob sich, und jüngst in dem Augenblick hörte sie jemanden am Gartentor hantieren. Es war Konrad, der ein Paket herbeitrug. "Grüß Gott, Konrad!", rief Maria aus.
"Ach, du hast aber schwer zu tragen. Geht es?"
Konrads Blick verriet ihr nur zu gut, dass das Paket nicht leicht zu tragen sein konnte.
"Guten Tag, Schwester Maria! In der Tat, das Paket ist nicht ganz leicht."
Mitleidend sah Maria ihn an. Wie gerne würde sie ihm helfen, aber ihr Rücken verkraftete kaum noch schwere Lasten. Doch just in dem Moment ertönte eine Stimme hinter ihr. "Ah, das Paket. Danke für's Vorbeibringen, Konrad!" Justus, einer der Mönche, kam herausgetreten, um Konrads Lieferung entgegen zu nehmen. "Das kommt wie gerufen. Es tut mir leid, dass ich gerade nicht allzu viel Zeit habe, Konrad. Ich habe dich zufällig mit dem Paket hier vorbeigehen sehen und wusste ja, dass nur Maria im Garten ist. Drinnen ist noch viel zu tun, wir putzen gerade die ganze Kirche. Grüß Gott, Konrad! Dich schickt der Himmel!"
Konrad und Justus nickten sich zum Abschied zu und einen Augenblick später war der Mönch wieder dorthin verschwunden, wo er herkam.
Da wandte sich Konrad zu Maria."Maria. Dürfte ich deinen Rat ersuchen?"
"Aber selbstverständlich. Ich möchte mir deine Sorge gerne anhören. Ssetz dich, Konrad, und berichte, was dir so sehr auf dem Herzen lastet"
Ihrer Geste folgend, nahm er auf der Gartenbank platz und begann bereits zu sprechen, noch während sich Maria neben ihn setzte.
"Ich mache mir Sorgen um unsren Bibliothekar. Der Herr schütze ihn. Er... hat keinerlei Scham, heute morgen hat er sich erdreistet einem fremden Mädchen ins Haar zu fassen und wenig später - Gott behüte – einer völlig Fremden ans Bein gelangt. Er tat dies nur um einen Fuß zu verarzten und doch... manchmal wirkt es so als könne er...", Konrad schluckte, "...die Seele so lesen, wie es nur unser Herrgott versteht. Und das muss doch Sünde sein?"
Er fuhr sich durch die widerspenstigen Locken und stützte die Arme schwer auf seinen Beinen ab, während er die Schwester vor sich hilfesuchend anblickte.
"Gott weiß wohl um meine eigene Schwäche. Aber ich will auch niemandem Hilfe verwehren, der sie benötigt. Könntet ihr vielleicht einmal mit ihm sprechen? Und dann ist da noch dieses blonde Mädchen, von dem ich sprach. Vielleicht könnte sie hier im Kloster fürs Erste Zuflucht finden?
Maria erhob ihren Blick nachdenklich zum Himmel und suchte den besten Worten, die sie gerade finden konnte. "Mein lieber Konrad, ich verstehe deine Sorgen. Doch eins nach dem Anderen. Was das fremde Mädchen angeht, jenes, das möglicherweise Hilfe benötigt - ich werde für das Mädchen beten, dass ihr Fuß schnell verheilt. Und du weißt doch, für Bedürftige haben wir immer einen Platz in unseren Mauern. Ich denke, wenn sie einen Platz sucht, wird sie ihn hier finden. "
Maria pausierte einen Augenblick, war sie sich wegen der anderen, angesprochenen Sorge über den Bibliothekar Noel doch selbst relativ unsicher, und sah Konrad an. Seine Augen verrieten ihr, dass er ihr sehr vertraute. Konrad war nicht das erste Mal mit Maria im Gespräch. Sie war meistens draußen im Kirchgarten und von allen Bewohnern des Klosters diejenige, die mit den Bewonern des Dorfes am häufigsten ins Gespräch kam. Obwohl es auch genügend Dörfler gab, die ihr Gespräch im Kloster selbst mit einem der anderen Geistlichen suchten.
Maria verstand Konrads Sorgen sehr gut, und er schien das ebenfalls zu wissen.
Doch als sie Konrads Erzählung in ihrem Kopf wiederholte, wusste sie, wie sie die Situation zu verstehen hatte.

"Unser Bibliothekar, wie? Er war tatsächlich nie ein besonders fröhlicher Mensch. In der Kirche hat er sich jedenfalls nie blicken lassen, seit er hier aufgetaucht ist. Doch solch zärtliche Gesten wie diese zeigen erst, dass er trotz seiner unchristlichkeit ein wirklich liebenswerter und wertvoller Mensch für uns ist. Vielleicht war das Mädchen sehr traurig - ins Haar zu fassen ist mitunter eine tröstliche Geste. Ich glaube, dass wir uns nicht um unseren Bibliothekar sorgen müssen. Es ist bestimmt ein gutes Zeichen, möglicherweise ist Noel auch in sie verliebt? Er kommt in das Alter, in dem sich die jungen Menschen vermählen sollten. Indes glaube ich sogar, dass es längst an der Zeit wäre für ihn, endlich eine Frau und damit seinen Frieden und vielleicht auch seinen Weg zu Gott zu finden." Je länger sie sprach, desto sicherer fühlte sich Maria mit diesem Gedanken. Doch Konrad schien noch nicht allzu überzeugt und blickte sie bloß zweifelnd an. Nachdem Maria seinem zweifelnden Blick entgegensah, fuhr sie mit ihren Worten fort.
"Mein lieber Konrad, ich sehe, dass du nicht überzeugt sein magst. Vielleicht hast du Recht, ich habe keinen eigenen Blick auf diese Situation. Und weißt du was, ich wollte sowieso heute noch einmal zum Friedhof gehen. Auf dem Weg dorthin kann ich ja auch bei Noel vorbeischauen und mir ein eigenes Bild von seiner Situation machen."
Konrad sah ein wenig erleichterter aus, als Maria ihre letzten Worte aussprach.
"Wo kann ich unseren werten Bibliothekaren denn finden? Und wo ist jetzt das fremde Mädchen zu finden?"
"Noel sollte zumindest inzwischen in der Bibliothek zugegen sein. Wo sich das Mädchen zurzeit befindet, weiß ich leider nicht."
Maria nickte "Dann kann ich, bevor ich zum Friedhof gehe, noch bei Noel vorbeisehen. Eigentlich liegen im Kloster genug Bücher herum, die zurückgebracht werden müssten."
Die Bibliothek lag zwar am Rand des Dorfes, aber immer noch auf dem Weg zum Friedhof, wenn man einen kleinen Umweg ginge. Konrad stand auf und nickte Maria zu. Er war offensichtlich bereit, wieder zu gehen und sich zu trennen, denn der Weg zur Bibliothek war ein anderer als der, den Konrad nunr einschlagen würde. Er hatte ja auch selbst noch genügend zu tun.
"Vielen Dank für das Gespräch, Maria." setzte Konrad an."Ich hoffe, du hast Erfolg mit deinem Gespräch mit Noel. Möge Gott dich schützen und begleiten. "
"Dich ebenso, werter Konrad. Ich wünsche einen gesegneten Tag."
Konrad verließ das Klostergelände und verschwand ausser Sichtweite, während Maria aufstand und sich in das Klostergebäude begab, um die Bücher zu holen, die die Mönche liegen gelassen hatten.

Wenige Minuten später befand sich Maria mit 5 Büchern in einem Korb auf dem Weg zur Bibliothek. Eines davon, es war die Bibel, würde sie später auf dem Friedhof brauchen, denn sie las dort den Toten oft aus ihrer Bibel vor. Doch die anderen vier Bücher hatte sich ein junger Mönch geliehen, der das Lesen zurzeit sehr übte, und der Maria gebeten hatte, die Bücher bei Gelegenheit zurück zu bringen und auszutauschen. Wenigstens war ihr Weg in dieser Sonne eher schattig gelegen, sodass es nicht zu warm wurde.

T.U.F.K.A.S.
20.03.2013, 06:47
Sie kam an der Hütte an. Ein rustikales, kleines Steinhaus. Die Fensterläden waren verschlossen, die Mauern wirkten verwahllost, fast war es, als hätte schon seit Jahrzehnten niemand mehr dieses Haus betreten bis die Rothaarige und der Junge mit der beschissenen Handschrift da reingegangen waren.
"Djángo, ich glaube das wird schwieriger als erwartet.", murmelte Lumi, während sie um das Haus wanderte und schaute, ob Wachen oder ähnliches dort postiert waren. Die Luft schien allerdings rein zu sein. "Wie soll ich dramatische Auftritt machen wenn ich nicht in Haus reinkomme? Bassza meg... [Och Scheiße...]" Sie grübelte kurz, bis sie sich entschloss, erst einmal zu horchen, was da drin vor sich ging. Vielleicht konnte sie ja sogar aufschnappen, was Analbert zu sagen hätte. Vielleicht etwas wichtiges. Mit gebotener Vorsicht hielt sie ihr rechtes Ohr an die Holztür und versuchte, Gesprächsfetzen aufzuschnappen.

"Ich weiß auch nicht... er gab mir... seltsame Medizin und... verschrieb mir nur strengste Bettruhe im dunkelsten Dunkeln..."
"Oh je, Ihr... Ihr seht nicht gut aus...!"
"Ich... habe guten Dienst geleistet, solange ich lebte"

"Nein, nein, nein...!", flüsterte Lumi sich selbst zu und sah vor ihrem geistigen Auge die so sicheren Gulden gen Nirgendwo wegfliegen.

"D-dieses Dorf... e-es ist... nicht frei von Sorge, wie wir immer denken... mit meinem Tod und des Neuanfangs eines unwissenden Jünglings... werden schlimme Dinge ihren Lauf nehmen...

i-ihr... s-sollt n-n-neue H-ho - neue Hoffnung i-in einer anderen Person sch-schöpfen...

...habt Vorsicht!"

Dann Stille, leises Schluchzen eines Mädchens. Lumi dachte kurz nach: Entweder würde sie jetzt reinplatzen und ihren dramatischen Auftritt hinlegen wo es schon längst zu spät war für Analbert, oder sie würde ihren dramatischen Auftritt verschieben bis die beiden rauskämen.
"Ich frage mich, wer ihm diese Medizin verabreicht hat...", flüsterte sie Djángo zu. Sie kannte sich nicht besonders gut mit Kräuterkunde, Medizin und all dem Scheiß aus, aber sie wusste zumindest ein wenig darüber. Ihren Clan versuchte man schon seit Jahrzehnten auf die hinterlistigste Art und Weise vom Angesicht der Welt zu tilgen. Es gab immer irgendjemanden, der einen Groll gegen die Szábos hegte (manchmal die Szábos selbst), somit war sie zwar nicht unbedingt eine große Kämpferin, aber gut darin, einzuschätzen, wann jemand lautlos und wann jemand mit Pauken und Trompeten töten wollte. Das hier musste wohl eine Mixtur daraus sein: Gleichzeitig unauffällig, gleichzeitig ein Exempel statuieren.
"Was hat Analbert wohl gemacht, Djángo?", fragte sie in Richtung des Beutels. Das Frettchen gab keine zufriedenstellende Antwort, verschwand stattdessen wieder in den Untiefen des Beutels. "Ja. Gute Frage, ich weiß..."

Dann legte sie ihr bestes Gewinnerlächeln auf. "Das ist spannend, Djángo! Ist vielleicht besser wenn wir hierbleiben und schauen, was man daraus machen kann." Die Idee war schnell geboren. Sie würde den beiden zu dem Ort folgen, wo sie Analbert bat hinzugehen und dann würde sie endlich mal wieder zu dem kommen, was sie schon seit Monaten nicht mehr machen konnte. Sie war vielleicht ein wenig aus der Übung, aber nichts sagt "Ohne mich seid ihr am Arsch." wie eine möglichst wahrheitsgetreu wirkende Wahrsagerin.

"Beste Idee, Djángo!", sagte sie und hüpfte in ein nahegelegenes Gebüsch, von wo aus sie den Eingang der Hütte beobachten konnte. Gleich würden sie rauskommen, sie würde ihnen unauffällig folgen - das war ein großartiger Plan.

Layana
20.03.2013, 10:11
Nach dem Monolog Konrads (anders konnte man es nun wirklich nicht nennen, da Peter gar nicht zum sprechen kam) und dessen zügigem Abgang schaute Peter ihm noch ein wenig verwirrt hinterher? Familienzuwachs? Rotpelz? Er schüttelte den Kopf und machte sich dann auf den Weg zum Feld, wo die Arbeit auf ihn wartete.

Während er den Karren über das Feld zog um die Gräben für die Aussaat des Getreides in den Acker zu furchen, dachte er über die Einladung Konrads nach, am Abend im Wirtshaus vorbei zu schauen. Peter war schon lange nicht mehr dort gewesen, verbrachte er seine freie Zeit doch lieber mit Margarethe und den Kindern. Zumal ihm die meistens Dorfbewohner sehr suspekt geworden waren. Andererseits konnte er den jungen Konrad gut leiden. Vielleicht konnte ihm dieser noch etwas mehr über das Treiben im Dorf berichten. So beschloss Peter, nach dem Abendessen auf einen Krug Bier bei ihm in der Wirtsstube vorbei zu schauen.

Zirconia
20.03.2013, 16:00
Es geschieht doch noch mal: Rekon hat sich dazu entschieden, aufzustehen. Schon wieder. Er hatte sich von seinem "Hochleistungssport" erholt und konnte jetzt das "Dorfleben" verfolgen. Das wollte er, doch irgendwie kam er nicht dazu. Er ging zwar nach draussen, doch führte sein Weg ihn wieder in Richtung Wald. Als er am See angekommen ist, wo normalerweise die Wildschweine ihren Durst stillen. Rekon wusste nicht, warum er dorthin ging. Auf jeden Fall war er nicht alleine: Er fand am See ein Mädchen, ohnmächtig, höchstens 8 oder 9 Jahre alt. "Was mache ich denn jetzt? Soll ich sie zu mir nehmen?" Die Fragen stellte er sich, bis er sie einfach mit sich nahm und anfing sie zu versorgen. Sie erwachte, aber erinnert sich nicht an ihren Namen. Darum nennt Rekon das Mädchen Mina. Ob es Zufall, Schicksal oder gar der Wille Gottes war, war nicht von Belang, Hauptsache war, dem Kind geht es gut. Und so wurde die Familie von Rekon Alyas Nascia um eine Person reicher: Mina Nascia.

Mina stellt sich als ein nettes und pflichtbewusstes Mädchen heraus, welches Rekon fortan beim Jagen hilft. "Moment mal... War die andere Jägerin... Merete nicht auch in dem Wald? Hach, jetzt ist es eh zu spät und Mina hat Priorität.

Zitroneneis
20.03.2013, 17:43
Luise konnte es nicht fassen. Der gutmütige Mann, welcher das so weise und gerecht angeführt hatte war nun fort. Für immer.
Vergiftet hatte man ihn. Und sie hatte es nicht verhindert. Niemand hatte es verhindert. Oder es auch nur versucht.
"W-wie konnte e-er das nur tun?", schluchzte Luise, nachdem sie die Hände des Verstorbenen vorsichtig über der Brust gefaltet hatte. "W-warum nur?"
Weitere Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Sie konnte unter ihnen kaum atmen.
Es war ihre Schuld. Sie hätte nach dem Hauptmann sehen sollen. Hätte sich nach seiner Krankheit erkundigen sollen. Sicherlich hätte sie ein Gegengift gekannt. Oder zumindest einen Weg, den Körper rechtzeitig zu reinigen. Womöglich hätte sie sogar die Vergiftung verhindern können.
Aber sie war einfach in ihrer Apotheke geblieben. Hatte ihre freie Zeit mit Träumereien verbracht, anstatt ihre Hilfe anzubieten. Und nun war ein Mensch tot.
Schließlich stand Luise auf und verließ ohne ein Wort den Raum.
"He, wo willst du hin?", hörte sie Tyrell hinter sich rufen.
Aber sie achtete nicht auf ihn. Öffnete mechanisch die Tür nach draußen und trat auf die Straße. Auch das fremde Mädchen, welches in einem nahen Busch hockte, nahm sie nicht war.
Sie schlich einfach mit gesenktem Kopf die Straße entlang - zu dem Ort, den sie immer heimlich besuchte, wenn es ihr schlecht ging. Wenn sie so viele Gedanken hatte, dass sie glaubte, ihr Kopf müsse platzen.
Luise tappte am Wegrand entlang, und hoffte dass niemand sie ansprechen würde.
So gelange sie zu der kleinen Schneiderei am Dorfrand. Vorsichtig lief sie hinter diese und dann den Gartenzaun entlang, bis sie einen losen Zaunpfahl erreichte. Den schob sie beiseite und betrat den großen, dicht bewachsenen Garten.
Und dort, im hintersten Teil des Gartens, fand Luise wonach sie suchte.
Bis vor wenigen Wochen hatten hier, unter dem großen alten Kirschbaum, nur einige Schneeglöckchen ihre weißen Köpfchen dem Himmel entgegengestreckt. Nun aber sah das Mädchen einem ganzen Meer blauer Blüten entgegen.
Die Veilchen hatten zu Blühen begonnen, ihr zarter Duft erfüllte die Luft.
Luise kniete sich neben das Beet und streckte die Hand nach einer der blauen Blüten aus. Nicht um sie zu pflücken. Nur, um sanft darüber zu streichen. Sich zu vergewissern, dass sie wirklich da war.
Endlich lächelte das junge Mädchen wieder und rieb sich die verweinten Augen. Dies war ihr Ort. Der Ort, an dem sie sich geborgener fühlte als an jedem anderen.
Doch plötzlich wurde die friedliche Atmosphäre von einem Kläffen zerrissen.
Erschrocken fuhr Luise herum. Sie hatte die Rechnung ohne den Hund der jungen Schneiderin gemacht. Und ohne die junge Schneiderin selbst, wie das Mädchen bemerkte, als sie eine Gestalt aus dem Haus in den Garten treten sah.

Ligiiihh
20.03.2013, 19:00
"He, wo willst du hin?" Aber nichts. Keine Antwort. Ignoranz. Was zum Teufel.

"Aaahh, das ist doch... Meeensch!" Tyrell fand keine Worte, keine Gedanken. Was sollte er auch großartig schon sich zusammen artikulieren? Der Hauptmann war dahin. Weg. Futsch. Wahrscheinlich in den Tod gejagt von einem Hochstapler. Wie konnte das Dorf das nur übersehen? Der Frieden war wie in einem Moment weggeblasen. Doch vorerst nur für Tyrell und Luise. Doch keine Zeit zu verlieren. Ein neuer Hauptmann muss her. Das sowieso, aber eine Gefahr schien sich anzubahnen. Luise war weg, also hat sie nebenbei mit ihrem Dahinverschwinden automatisch Tyrell diese Aufgabe überlassen. Super. Was auch immer. Tyrell kratzte sich einmal am Kopf und ging Richtung Dorfplatz. Sein Kopf dröhnte und sein Tag schien bisher verschwendet. Nein, nicht verschwendet, aber das Gute ließ sich bisher noch nicht blicken. Gleich nach der Verkündung der schlechten Nachricht, sowie Eröffnung der Hauptmannswahl konnte er endlich nach Hause. Kräutertee trinken. Und basteln. Ja, Basteln! Der Blitzfänger! Schon fast vergessen. Zu viel auf einmal!

Am Dorfplatz angekommen, schien alles schon perfekt eingerichtet. Das Hauptmannsgebäude wurde etwas höher angebaut, davor befand sich eine Art Steg. Konnte man perfekt als Bühne zweckfremden, haben die Düsterwälder auch bei Festen stets gemacht. Oder bei Theateraufführungen. Über die jetzt keine Worte verloren werden...! Tyrell erzählte der Buchhaltung, was geschah. Danach wurden Dorfläufer ausgeschickt, welche das ganze Dorf benachrichtigten. Eine Versammlung wurde ausgerufen, höchste Priorität. Ein Nichterscheinen war selbst mit höchstem Fieber nicht zu entschuldigen. Jeder hatte anwesend zu sein.

Das Dorf stand nach knapp einer Stunde an einem Fleck versammelt, Marktstände und Läden hatten vorrübergehend geschlossen. Wütende Gesichte machten sich breit. Was hätte so wichtig sein können, dass alle von ihrer Arbeit abgehalten wurden? Viele Leben hingen davon ab, es lebten viele unter schweren Bedingungen. Ein Glockenspiel läutete das Schweigen ein, Tyrell hatte freie Bühne. Er schluckte einmal und holte zum Reden aus.

"Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."

Entsetzen breitete sich aus.

"Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

Zwölf Leute, alt und jung, und Tyrell traten hervor. Und damit war es besiegelt.

"Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

Zirconia
20.03.2013, 19:38
Rekon hat Mina gerade zu Bett gebracht, als der Dorfläufer erschien. "Was? Tyrell hat was zu verkünden? Und es ist eilig? Hm... Diesmal wohl keine Bastelkunde. Ich bin sofort zur Stelle". Er ahnte nicht, dass es soweit war. Er ging im Eilschritt zum Dorfplatz. Von dem Wald bis zum Platz war es bekanntlich ein weiter Weg, weshalb eine gewisse Zeit nötig war, um den Platz zu erreichen. Dann war er da. Bis auf "Tyrell, was ist los?". Und dann kam die Nachricht, die Rekon stark traf: Der Hauptmann, ein guter Freund von Rekon, war verstorben. Es konnte einfach nicht wahr sein. Heute, an dem einzigen Tag, an dem Rekon es nicht schaffte, den Hauptmann zu besuchen. Ausgerechnet heute. "Das... kann unmöglich wahr sein..." waren Rekons Worte. Er vergas, dass es Zeit war, den nächsten zu wählen. Jedenfalls fürs erste, bis er anfing, die Leute durchzugehen. "Tyrell? Nein, der ist viel zu jung... Merete zeigt viel zu wenig Interesse am Dorf... Noel wäre auch keine gute Wahl... Luise... vielleicht. Sie ist herzensgut. Ross... Ross. Er könnte der richtige sein... Mal schauen..."

MeTa
20.03.2013, 20:00
Merete saß eine Weile da, beobachtete eher nebensächlich das ruhige Treiben im Dorf, schaute hinaus auf den Wald. Ganz bewusst nahm sie hingegen das Windspiel wahr, welches sowohl die Blätter der dichten Baumkronen von ihren Trägern rissen als auch ihr langes braunes Haar umspielte. Ein schöner Tag, nach wie vor. Die selbe Ruhe wie immer lag auf dem Dorf und es sah danach aus, als würde sie sich nun aufmachen können, Wild zu jagen. Gerade drückte sie sich - ein letztes Mal genießerisch seufzend - vom Boden, da wurde sie durch das aufgeregte Jauchzen eines Dorfläufers aus ihrem Vorhaben gerissen.

"Versammlung! Versammlung am Haupthaus!", verkündete er, offenbar bereits etwas außer Atem und sah die junge Jägerin an. Erst als sie nickte, entfernte er sich und trat in einem lächerlich aussehenden Eilschritt weiter. Doch nur wenige Augenblicke folgten ihre Augen ihm, bevor sie sich aufmachte. Das Wild muss warten.

Unaufgeregt schlenderte sie in Richtung des Haupthauses, den Dolch in die Holzscheide steckend. Es würde eine Weile dauern, bis das gesamte Dorf versammelt wäre und erfahren würde, was der Grund des spontanen Zusammentreffens war. Doch Merete ahnte es bereits.


"Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät.

Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."


Der junge Mechaniker war es, der sprach. Offenbar war er in der Stunde des Todes beim Hauptmann gewesen, hatte seine letzten Worte erlebt. Er ahnte Böses vor seinem Tod!, wiederholte Merte die Worte des Bastlers in Gedanken. Wenn der Hauptmann, der ihr und dem Dorffrieden stets ein Freund war, dies vor dem Sterben offenbarte, würde er nicht falsch liegen. Und er würde seine Warnung, so hoffte sie, nicht umsonst ausgesprochen haben.

Entschlossen trat sie nach vorne, teilte dem versammelten Dorf ihre Bereitschaft mit, Verantwortung zu übernehmen, auch, um die anderen mitzuziehen. Stets auf ihr eigenes Überleben bedacht gab es keine andere Wahl, als sich selbst zu engagieren, ein Teil des Ganzen zu sein, sich auf sich selbst verlassen zu können, um die angekündigte Verschwörung abzuwenden und auch weiterhin in den Genuss dieser reinen Luft zu kommen.

In tiefen Gedanken besah sich die Fischerstochter die elf Dörfler, die nun neben ihr standen. Wer würde ein geeigneter Nachfolger sein? Zum ersten Mal wünschte Merete sich, die Menschen des Dorfes besser zu kennen.

Ein kleines Mädchen. Eine Nonne. Doch die wäre wenigstens alt genug. Gläubig war der Hauptmann auch - und es schadete mir nicht. Schnell hatte sie die passenden Kandidaten gefunden. Die Nonne. Der Bauer. Rekon. Die drei der zwölf Dorfbewohner, die sich im richtigen Alter befanden - jedenfalls glaubte sie das. Jede Person, der sie in ihrem Leben vertraute, war älter. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Nur Männer. So fällt die Nonne raus. Alle Personen, denen sie je vertraute, starben. Ihr Vater, Erik, der Hauptmann. Der Posten des Hauptmanns ist gefährlich. Wer ihn ausübt, lebt das Risiko. Wer mich kennt, lebt das Risiko. Einen Bauern brauchen wir. Einen zweiten Jäger? Nun, ich müsste mehr arbeiten, mehr jagen. Doch ich würde es alleine bewältigen können.

Merete erhob ihre Stimme. Sie hatte lange Zeit nicht vor einer großen Menge an Menschen gesprochen, doch war sie nicht schüchtern.

"Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

Ligiiihh
20.03.2013, 20:23
Merete stand dort, entschlossen, wie sie immer wirkte, vor allen anderen und nominierte Rekon zum Hauptmann. Was nun? Tyrell war immer noch unentschlossen, was die Sache betraf.

Er musterte die Bewohner ein wenig (Luise?), auf die sein erster Blick fiel, (Zu jung, zu schüchtern...) Wer noch? (Patricia... nein, sie wäre für die meisten hier ein bisschen suspekt...) Tyrells Gesicht bewegte sich weiter und weiter, bis er seinen Horizont ein wenig verkleinerte. (Merete... sie steht doch glatt direkt vor mir...) Er dachte nach. Sie war jung, nicht zu jung. Sie hatte Kampferfahrung. Sie lebt noch nicht lange hier, doch ist sie nie negativ aufgefallen und schien doch rechts vertrauenswürdig. Außerdem könnte sie sich so mehr in das Dorf einbinden. Tyrell hatte aber in seinem Zustand auch nicht länger Lust, darüber nachzudenken, und fing einfach an zu sprechen.

"Merete...", rief er, während sie ihren Blick langsam zu ihm wandte, "Ihr seid jung und kräftig. Unser Hauptmann machte Euch zur Jägerin, die stets ihren Dienst leistete. Keine Frage, wir kennen Euch nicht wirklich, aber nicht, dass ihr den zwei Sommern, die Ihr hier ward, uns argwöhnisch gegenüber tratet. Außerdem halte ich Euch für eine durchaus rational denkende Frau, Ihr könnt sicherlich neutral, ohne irgendwelche Einflüsse, über die Bewohner hier entscheiden." Tyrell wandte seinen Blick halb dem Dorf, halb Merete. "Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

Jetzt durfte bloß niemand was sagen, dann könnte er nämlich endlich nach Hause.

Zirconia
20.03.2013, 20:45
Rekon erholte sich von seinem Schock, als er sein Namen hörte. Merete, die zweite Jägerin, hat ihn vorgeschlagen. "Richtig... die Hauptmann-Wahl...
Rekon wandte sich zum Dorf und begann zu sprechen: "Unser verehrter Hauptmann, mein enger Freund, ist von uns gegangen. Dies ist etwas, was wir nicht verändern können. Er ist jetzt an einem besseren Ort..." Tränen liefen aus Rekons Augen. "... Er spürte ein Unheil auf uns zu kommen und hat es Tyrell gesagt. Doch denke ich nicht, dass wir einem Kind die Geschicke des Dorfes leiten lassen sollen. Das ist keinesfalls eine Beleidigung gegen dich, Tyrell. Der Posten des Hauptmanns ist ein gefährlicher. Du hast dein ganzes Leben noch vor dir. Nachdem Tyrell und Merete gewählt haben, ist es für mich an der Zeit, es ihnen gleich zu tun. Merete, du bist eine sehr fähige Jägerin, doch da du eigentlich niemanden im Dorf kennst, wäre es unklug, dir den Posten zu überlassen. Tyrell... Zu dir habe ich schon meine Worte verloren. Luise, du bist ein herzensgutes Mädchen, doch du bist zu verträumt, um unsere Geschicke zu leiten. Am liebsten wäre es mir, wenn Merete unsere Geschicke leiten würde, doch wie gesagt, ist das unklug, da sie mit wenigen Dorfbewohnern Kontakt hat. Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..." Nach dieser Rede atmete Rekon tief durch und hat gehofft, dass seine Wahl gut war...

R.F.
20.03.2013, 21:00
Nach einer Weile hatten Ross und sein Partner den Wald wieder verlassen. Die beiden verabschiedeten sich, da Ross Partner zu Hause noch etwas erledigen musste, Ross würde ihm später noch seinen Teil des Geldes für die Stämme geben. Zuallererst aber ging es zum Sägewerk, welches sich am anderen Ende des Dorfes befand.
Die Maultiere schrien kurz auf und setzten sich zugleich in Bewegung, den breiten Dorfweg entlang zu traben. Die Sonne warf einen warmen Schein auf Ross Haupt,, während über ihm die Vögel dahinflogen. Trotz der Sonnenstrahlen, die wohl den ganzen Tag über die Erde erwärmt hatten, war es für den heutigen Tag recht kühl, seltsam. Seltsam, aber es kam durchaus vor, höchstwahrscheinlich würde es die nächsten Tage wieder wärmer werden, schließlich hatte der Sommer erst kürzlich angefangen.
Man konnte deutlich sehen, wie die weit entfernten Berge am Horizont schimmerten, sie trugen noch immer den Schnee des letzten Winters und würden ihn wohl noch bis in den nächsten Winter hinein tragen. Selbst hier im Dorf konnte man fast von ihrem strahlend hellen weiß geblendet werden, aber nur fast. Als er so die Berge ansah, erinnerte Ross sich, wie es im Winter eine kleine Lawine gab. Nichts besonderes, sie hätte das Dorf nie erreichen können, zum einen weil die Berge zu weit weg waren und zum anderen, weil die Bäume sie auf jeden Fall aufgehalten hätten. Leiden hatten zu der Zeit nicht alle so viel Glück, ein paar Bergleute, die zu der Jahreszeit aller Gefahr zu Trotz sich gewagt hatten, in den Minen dieser Berge zu graben, wurden verschüttet und mussten jämmerlich verhungern. Ein paar der Dorfbewohner glaubten, dass eben diese Bergleute auch Schuld an der Lawine hatten. Genau sagen konnte man da allerdings nichts genaues, Nachforschungen wurden an so einem entlegenen Ort niemals durchgeführt und wenn doch, dann wurde nur das nötigste gemacht und selbst dann hieß das noch lange nicht, dass die Dorfbewohner auch informiert wurden.
In diesem Fall war es auch nicht nötig gewesen, schließlich handelte es sich bei besagten Bergleuten um Fremde, die nichts mit dem Dorf zu schaffen hatten, es hätten genauso gut auch Banditen sein können, die sich in den Bergen verschanzt hatten. Gerüchteweiser hat sich zu dern Zeit eine recht berüchtigte Bande dort versteckt, deren Anführer auch bekannt unter dem Namen "Drei-Augen-Bill" sein Unwesen trieb.
Der Name rührte daher, dass alle seine Opfer mit einem Loch in der Stirn aufgefunden wurden. Es hing auch mal eine ganze Weile ein Steckbrief von ihm hier im Dorf aus, mit einem sagenhaft großen Kopfgelt von 250 Goldstücken. Für so viel Geld hätte Ross sein Leben lang Bäume fällen müssten und er wäre trotzdem nie auf die Summe gekommen.
Wie dem auch sei, jedenfalls hatte man seit der Lawine nichts mehr von den Banditen gehört.

Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern der Häuser wieder und tauchte alles in ein unnatürliches Orange, das schon etwas bedrohliches hatte. Es war nicht so bedrohlich, wie einige der Kreaturen, die in den Tiefen des Waldes lauerten, aber es ließ Ross doch ein gewisses Gefühl des Unwohlseins. Irgendwas würde heute noch passieren, es wäre nicht so gewaltig, wie eine Lawine, aber dennoch ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sich bald sehr viel ändern würde. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass er wohl nicht mehr lange der Holzfällerei treubleiben konnte, schließlich würde sein Partner bald wegziehen und dann würde es niemanden außer ihm mehr geben, der sich mit dem Job abmühen wollen würde.
Es ist schon irgendwie seltsam, wie sich die Welt doch plötzlich so schnell zu wandeln schien. Heute noch war Ross Holzfäller und wer weiß, vielleicht würde er morgen schon in einer dieser "Fabriken" sitzen, fernab der Natur nur diese komischen Metallgerätschaften überall. Das konnte doch gar nicht gesund sein.
Lieber würde er weiter im Wald Bäume fällen, wie es schon sein Vater und Großvater getan hatten, weiterhin den gefährlichen Bestien trotzen, denen schon so viele Holzfäller zum Opfer gefallen waren. Ross erinnerte sich an die eine Geschichte, die sich vor gar nicht allzu langer Zeit ereilt haben soll. Ein befreundeter Holzfäller war am besagten Tag im Wald verschwunden, ganz alleine, obwohl ihn vorher noch alle gewarnt hatten. Als er auch nach Tagen nicht wieder zurück war, haben sich einige mutige Holzfällerkollegen auf gemacht, nach ihm zu suchen. Sie kehrten nach ein paar Stunden mit einem verkohlten Leichnam zurück, vollkommen entstellt als wäre er bei lebendigen Leibe verbrannt worden.
Seitdem war immer mal wieder davon die Rede gewesen, eine merkwürdige fliegende echsenartige Kreatur wäre über den Wäldern gesichtet worden. Da dieser Bereich trotz der Holzfällarbeiten trotzdem noch zu weiten Teilen unerforscht waren, hätte es durchaus sein können, dass sich dort ebenfalls auch ein Wyrm herumtrieb. Wenn ja, dann konnten die Dorfbewohner von Glück sagen, dass er bisher sein eigentliches Jagdgebiet noch nicht auf das Dorf gelegt hatte.
Es gab nach dem Vorfall noch einige weitere Sichtungen, aber irgendwann hörte auch das auf, es hätte also genauso gut auch nur Einbildung sein können. Wie lange ist das her? Als das Geschah war Ross noch nichtmal in der Lage eine Axt zu heben, geschweige denn einen Baum zu fällen, schon gar nicht an so einem gefährlichen Ort. Er hatte es auch gar nicht selbst mitbekommen, sondern nur gehört, wie sich seine Eltern darüber unterhalten hatten.

Mit alldem im Kopf durchquerte Ross mit seinen Tieren und den geschlagenen Bäumen das Dorf und erreichte nach einiger Zeit endlich das Sägewerk. Dort wartete man bereits auf ihn. "Ah, die heutige Holzlieferung! Ich hoffe es lief heute alles reibungslos...Ja, das Holz sieht wieder wunderbar aus, das wird sehr viel Geld bringen", begrüßte ihn der Verantwortliche, der sich zugleich die Stämme ansah "Ich habe gehört, dass es wohl eine ihrer letzten Lieferungen sein wird, das finde ich sehr bedauerlich" Natürlich, dadurch, dass hier im Dorf die Holzfällerei bald aufgegeben werden würde, würde auch das Sägewerk nicht mehr benötigt werden und genauso wusste Ross, dass sich der Betreiber des Sägewerks auch bereits andernorts umgesehen hatte, doch ihm Gegensatz zu ihm fehlten Ross aber leider die Beziehungen nach Außen. "Ich geb ihnen dafür den üblichen Preis, sechs Silberstücke"
Ross war nie der Mann, der allzu vielen Worte, weshalb er das Geld entgegen nahm und sich sogar nach Hause begab, wo er seine Maultiere in den Stall führte und versorgte.
Fünf Silberstücke...für die nächste Lieferung sollte dann doch ein bisschen mehr rausspringen, schließlich würde es in nächster Zeit sehr viele Änderungen geben. Außerdem würde sein Partner ebenfalls einiges davon abbekommen, das sollte man ja nicht vergessen.

Kurz darauf tauchte jemand auf, der Ross sagte, er solle sofort zum Dorfplatz kommen und dass es eile. Deshalb machten sich die beiden auf zm Dorfplatz, wo die anderen sich auch schon versammelt hatten. Als Ross sich zur Menge gesellt hatte, begann auch gleich Tyrell zu sprechen.

Als er bat, dass verantwortliche aus der Menge hervortraten, gesellten sich Ross zu eben diesen.

Leider musste er aber einsehen, dass niemand der anderen ihm in irgendeiner Weise kompetent erschien, den Rang des Hauptmanns zu bekleiden. Als Ross sich entschied, zu sprechen, sagte er kurz: "Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

Das war auch schon alles, was er zu sagen hatte.

Wencke
20.03.2013, 21:31
Etwas später öffnete Maria mit 5 Büchern in einem Korb die Tür der Bibliothek. Eines ihrer Bücher war die Bibel, diese würde sie später auf dem Friedhof brauchen, denn sie las dort den Toten oft aus ihrer Bibel vor. Doch die anderen vier Bücher mussten zurück in den Fundus der Bibliothek gebracht werden. Also war die Gelegenheit gut, mal mit Noel über Konrads Sorge zu sprechen.
"Hallo", rief Maria vorsichtig hinein. Anscheinend zu leise, denn es kam keine Antwort. Sie ging ein paar Schritte und sah, dass Noel gerade hinter seiner Theke saß und seicht lächelnd in einem Buch blätterte. Sonst war niemand hier.
"Guten Tag, Noel. Ich wollte ein paar Bücher zurückgeben und mich erkundigen, wie es dir geht."
Sie trat zu ihm, und blickte ihn mit einem geradezu nonnenhaft freundlichen Blick an. Noel hingegen beachtete sie nicht und blätterte einfach weiter in seinem Buch über... Veilchen? Somit legte Maria sie ihm einfach hin. Ihr erschien es so, als sei Noel heute nicht sehr Gesprächsgelaunt.
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich zurzeit um andere Menschen kümmerst", versuchte sie es schließlich erneut. "Und, nunja, vielleicht solltest du nochmal überdenken, dass der Herr, der Gütige, auch dir Einlass in den Himmel gewähren wird, wenn du dich an die-"
"Es gibt keinen Herrn."

...Äh...wie bitte?

Immer noch blätterte Noel ungerührt in seinem Buch, wandte seinen Blick nicht ab, als er antwortete.
"Es gibt keinen Gott."

Das war für die junge, nonnige Nonne ein Schock bis zum Herzen. Noel glaubte nicht an den Herrn?
Junger, ungestümer Bursche... ich bitte dich, bedenke deine Worte nochmals. Der Herr zeigt einem jeden den Weg, er weiß Rat und er ist allmä-"
Plötzlich brach sie ab, Noel hatte schweigend sein Buch beiseite gelegt, sich erhoben und war Maria bis auf wenige Milimeter entgegengetreten. Emotionslos sah er sie mit den Händen in den Manteltaschen an.
"Ich sag dir was. Es gibt keinen "Gott", es gibt nur Menschen, und davon viel zu viele. Nach meinem Stand des Wissens, und der ist zumeist vertrauenswürdg, circa 4 Milliarden an der Zahl. Davon sind grob berechnet 3,9 Milliarden dreckige Abschaum, den man kreuzigen lassen sollte. Der Rest ist umgänglich bis gut erträglich. Letztendlich gibt es aber nur einen Menschen auf dieser Welt, der dem Idealbild, dass ihr, die Kirche, so oft anpreist, nahe kommt. Ein Engel. Ein Mensch. Von 4 Milliarden. Es ist... traurig, nicht?"

Der junge Bursche sprach mit unverhohlener Verachtung, ein kalter, abgestumpfter Blick untermauerte das Gesagte. Die schwergläubige nonnige Nonne Maria wusste nicht, was sie erwiedern sollte.
Plötzlich wurde die Tür der Bibliothek aufgerissen und ein junger Bursche, scheinbar ein Dorfbotschafter, rannte hinein, was sowohl Noels Aufmerksamkeit auf sich zog, als auch Marias. Beide blickten den keuchenden Jungen erwartungsvoll an, um zu hören, was er zu sagen hatte.
"Alle ... Dorfbewohner auf den Dorftplatz! ... Es gibt eine wichtige .. Versammlung, bei der alle da sein müssen! ... Schnell!", er musste sich selbst wirklich sehr beeilt haben, so sehr ring er nach Atem. Maria seufzte leise, gerade wusste sie mit Noel sowieso nicht weiter und vielleicht würde ihr das etwas Zeit verschaffen. Sie nahm sie ihren Korb und ihre Bibel und eilte dem Botschafter nach draußen. Es musste ja wichtig sein, wenn sich der Junge so bemüht hatte.

Wenig später traf sie auf dem Platz ein.

Holo
20.03.2013, 21:33
Unmotiviert scritt Noel auf den Dorfplatz zu. Fast die gesamte Bewohnerschaft war hier und drängte sich um eine kleine Bühne. Oh Deus bewahre, so viel Abschaum auf einem Haufen. Nein, das stimmte nicht... er tat den Bewohnern unrecht. Die Menschen dieses Dorfes waren anders. Durch diesen Gedanken motiviert trat Noel aus dem Schatten heraus auf den Platz, hörte sich an, was der grässliche Bengel Tyrell zu sagen hatte.

"Geehrte Dorfbewohner von Düsterwald. Ich habe hiermit traurige Kunde zu Verkünden. Unser... Hauptmann, der seit seiner Geburt stets treu diesem Dorf gedient hatte, ist vor wenigen Augenblicken verstorben. Sein Medicus, der veehrte Herr Wieauchimmer Hirschgrund Affen... Apfelwiese stellte sich als Hochstapler heraus. Offensichtlich hat er ihn also ermordet und ist geflohen, als unser wissender Apotheker, Herr Elkarst, ihn enttarnt hatte. Jede Hilfe kam leider zu spät."
"Doch nicht nur das. Er ahnte Böses vor seinem Tod. Es muss etwas zu bedeuten haben. Wir könnten kurz vor einer Verschwörung stehen. Ich weiß es nicht. Doch um des Hauptmanns letzten Willen möchte ich seinen letzten Wunsch in Erfüllung gehen lassen und zur Hauptmannswahl aufrufen. Jeder, der sich verantwortlich für unser geliebtes Dorf fühlt, soll nun hervortreten und sich präsentieren."

"Hiermit sei es beschlossen. Wir dreizehn werden von nun an für das Schicksal von Düsterwald verantwortlich sein. Wählen wir unseren Anführer!"

Die meisten Umstehenden Leute waren in heller Aufregung, Panik machte sich breit. Noel stand nur ungerührt auf dem Fleck, mit den Gedanken gerade ganz woanders. Schmerzhaft umfasste er die Hülle seines Dolches, bis seine Finger rot wurden.
Das war dieser Kerl also. Als Noel daran dachte, bereute er es, ihn so schnell und ohne notwendige Schmerzen getötet zu haben.
Das eigentliche Thema war ihm reichlich egal; Was scherte ihn der Hauptmann, was seinen Nachfolger? Das interessierte Noel nicht im geringsten, solange er nur seine Ruhe hatte.
Plötzlich trat eine junge Frau aus der Masse heraus, Noel kannte sie nicht, sie begann, laut zu sprechen, was die Masse erstummen ließ.

"Ich, Merete Ivardottir, wähle Rekon (Ocin)..." - eine kurze Pause folgte, in der sie versuchte, sich an den Namen ihres Jagdkollegen zu erinnern, doch es wollte ihr nicht gelingen - "..., um Nachfolger für unseren Hauptmann zu werden. Er ist der Lebenserfahrenste und stand in engem Kontakt mit dem Verstorbenen."

Ein Jäger als Dorfoberhaupt. Noel musste innerlich grinsen, so absurd erschien ihm der bloße Gedanke.

Kurz darauf brüllte Tyrell wieder etwas über ihre Köpfe hinweg.
"Ich hoffe, Ihr lehnt nicht ab, wenn ich Euch, Merete Ivardottir (MeTaLeVel), für unseren Hauptmanns... äh... Hauptfrau-Posten wähle! Es ist sicherlich keine traditionelle oder Wahl und zeugt von keinerlei bisherigen Konvention, aber in Zeiten wie diesen, wo unser Hauptmann, ich zitiere: Vorsicht empfahl, darf dies keinerlei Rolle spielen. Oder was meint ihr, Bürger von Düsterdorf?"

Noel fasste sich an die Stirn.
Anscheinend hatte der Bursche sein Hirn in einer seiner schwachsinnigen Erfindungen verbaut.

Jetzt war es Rekon, bereits erwähnter Jäger, der sein ungefragtes Wort beisteuerte. Er sinnierte einige Zeit in einem furchtbaren Bauerndialekt über die verschiedenen potenziellen Hauptmänner, bevor er, dem "Herrn" sei's gedankt, endlich zum Ende kam.
Kommen wir zu dir, Ross: Du bist ein zuverlässiger Mensch, der immer seiner Arbeit nachgeht. Du stehst deinen Mitmenschen immer zur Seite, wenn etwas ist. Deshalb nominiere ich, Rekon Alyas Nascia, den hier anwesenden Ross Fäller (R.F.), das Amt des Hauptmanns zu übernehmen.Er soll fortan unsere Geschicke leiten. Der alte Hauptmann würde es auch so wollen..."

Also das bezweifle ich, es sei denn, er hatte auch in etwa soviel Denkvermögen wie ein in Fuchsurin getränkter Baumstumpf.
Nicht lachen. Nein. Unterdrück es...

Nun war es jener Holzfäller reichlich bescheidenen Aussehens, der zum leidwesen Noels zu salbadern begann.
"Was wir brauchen, ist jemand, der mit anpackt, wenn es nötig ist. Deshalb nominiere ich mich (R.F.)"

Noel schlug sich mit der Hand klatschend gegens Gesicht.
Oh göttergesegnete Elfenscheiße, was für ein Haufen unglaublicher Dummköpfe. Das war schon nicht mehr lustig.
Er wandte sich zum gehen um, soviel schmerzhafte Unzurechnungsfähigket konnte er nicht länger mitansehen, zu angenehm war sein Bild der Bewohner dieses Ortes.

Du willst schon gehen? Dabei wird es doch gerade spannend?

Noel wandte seinen Blick hinter sich: Deusexus saß mit wedelndem Schwanz auf dem Platz.

Wenn man spannend mit zutiefst kopfschmerzerregend gleichsetzt, so stimme ich dir zweifelsohne zu, alter Freund.

Hm.
Deus hob mit seiner linken Pfote den Lederrock der braunhaarigen Jägerin an, um grinsend seine Schnauze darunter zu stecken.
Also wie ich das sehe, gibt es nicht so viele geeignete Anwärter, die diesen Ort in den kommenden Wochen führen könnten. Du musst jemanden wählen, sonst wird man dich behelligen. Wer wird es sein?
Keine Sekunde, nachdem Deus geendet hatte und Noel im Begriff war, zu antworten, setzte der Wolf nach.
Das solltest du dir sehr gut überlegen. Immer wieder erschreckend, wie frappierend dein sonst so kalkulierend und rational denkender Verstand aussetzt, wenn es um sie geht.

Was spricht gegen sie? Ich werde an ihrer Seite sein und sie vor allem Unheil mit meinem Leben beschützen, ihr wird kein Leid geschehen. Luise ist weise, gütig, großherzig und bewandert in der hohen Kunst der Medizin. Was könnte dieser Ort mehr brauchen als einen Schutzengel von so geradezu mordend anmutiger Gestalt? Ja... mit ihr als Oberhaupt könnte dieses Dorf wirklich... schön werden.
Seelig lächelnd umfasste Noel sein silbernes Amulett.

*Seufz*
Noel, willst du ihr das zumuten? Ich sage dir etwas... ohne zu viel zu verraten, mein Freund: Auf dieses Dorf kommen schwere Zeiten zu. Viele Seelen werden erlöschen, Ereignisse, die diesen Ort in seinen Grundfesten erschüttern, bewegen sich auf uns zu. Ein Spiel von unangenehmer Morbidität wird bald beginnen.
Noel suchte Deus' Blick. Dieser grinste mit den spitzen Zähnen geheimnisvoll, so als würde er etwas wissen. Bevor Noel nachhaken konnte, setzte er seinen Dialog fort.
Menschen werden sterben und vom Führer Düsterwalds wird man Stärke und schwere Entscheidungen erwarten. Willst du dem Mädchen das aufbürden, Noel? In ihrem Alter und ihrem seelischen Zustand? Ernsthaft, Noel? Im Ernst?

Noel schloss die Augen und seufzte tief. Verdammt, solche mühseeligen Angelegenheiten hasste er zutiefst.
... was soll ich tun?

Nun... ,
Deus grinste schelmisch, Wie wäre es, wenn DU dich zum Hauptmann vorstellst, Noel?

Und wieder ein schmerzhafter Schlag gegen Noels' unschuldige Stirn.
Mir fehlen die Hände, um mir angemessen an die Stirn zu greifen... wie kommst du jetzt bitte auf diese unsäglich dämliche Idee?

Denk doch Mal nach... in welcher Position kannst du die Elfe besser beschützen, in welcher Position sie am besten beobachten, die Menschen, die Umgang mit ihr pflegen, kontrollieren? In welcher Position kannst du am besten ihr Vertrauen, ihre Zuneigung, ihre Anerkennung gewinnen? Glaub mir, ich sage dir das, weil ich dich mag, Junge: Bald kann sie jeden Schutz gebrauchen, den sie kriegt. Und du wolltest diesen Ort, ihr Zuhause, doch beschützen, nicht?
Tu es! Werde Hauptmann. Wenn ich so darüber nachdenke, bist du ohnehin nicht sonderlich beliebt. Wahrscheinlich wählt man dich sowieso nicht, also was hast du zu verlieren? Versuche es, um ihre Anerkennung zu erhalten. Tu es. Werde Hauptmann, Noel.

Noel sah Deusexus argwöhnisch an.
Kann es sein, dass du unbedingt willst, dass ich Hauptmann werde? Warum, Deus? Dir ist doch sonst Alles Mutterseelenegal.

Deus bleckte mit billiger Unschuldsmiene die Zähne, erwiederte aber nichts.

Tief schmerzvoll stöhnte Noel auf, massierte seine geschundene Stirn.
Mir scheint, irgendjemand da oben hatte heute einen schwarzen Tag für mich im Sinn... also gut. Wenn du dann dann aufhörst, zu quengeln, Wölfchen.
Stumm bahnte Noel sich einen Weg durch die diskutierende Masse, wie immer die Hände in den Taschen stieß er die meisten einfach mit der Schulter beiseite.
Schließlich erreichte er das kleine Holzpodest. Er stieg gerade die Treppen herauf, als der kleine Tyrell ihm entgegenkam.
"Heeey, was soll denn das wer-"

Noel packte den Bengel am Kragen und schleuderte ihn leichthändig im hohen Bogen vom Podest, wo er schleifend im Dreck landete.

Nach wenigen Sekunden richtete sich der Bengel wieder auf und kam geifernd zurück auf die Bühne gestürmt, wirsch die Fäuste umher wedelnd. Noel streckte seinen Arm aus, drückte gegen Tyrells Gesicht und mit einem kleinen Schubser lag selbiger erneut im Schlamm. Offenbar jedoch befand er, dass es diesmal besser war, stumm liegen zu bleiben. Also erhob Noel ruhig das Wort.
Er wägte die Worte genau ab. Die folgenden Texte bedeuteten ihm rein garnichts, waren vermutlich hundertprozentig gelogen. Doch er konnte es. Er beherrschte das Lügen wie kein Anderer. Eine menschliche Eigenschaft, für die er sich selbst verachtete. Doch sie war fraglos Nützlich. Nach wenigen Sekunden hatten seine Synapsen einen Text gesponnen. Nun musste er ihn nur noch entsprechend an den Mann bringen.
Noel begann mit einer tiefen Verbeugung.
"Bürger dieses Dorfes... nein, Freunde, geschätzte Nachbarn... Familien voller Herzlichkeit. Es ist keine Frage, die wir uns stellen müssten, dass uns der Tod des Hauptmannes unsagbar schmerzlich trifft, da, wo es uns alle am meisten quält."
Noel machte eine Pause, schloss schmerzlich die Augen. Nicht so kurz, um halbherzig zu wirken, aber auch nicht so lang, um gekünselt herüberzukommen.
"Ich verehrte ihn wie ein junger Knabe seinen Vater verehrt, da er ihm das erste mal die Jagd lehrt. Aus dem Stillen heraus, in der Ferne, und doch verehrte ich diesen Mann. Ihr alle habt zu ihm aufgeschaut, ihr alle kanntet ihn als den bemühten Gesellen, der er nunmal war. Doch ist er vergangen durch die Hand eines unbekannten Verbrechers, der uns allen zutiefst schaden möchte."
Er legte genau die richtige Portion Schmerz in seine Aussage. Irgendwo tief in Noel drinnen gab es einen Teil von ihm, der ihm dafür applaudierte.
"Dunkle Zeiten kommen auf unser schönes Düsterwald zu, es mag sein, dass dieses Meer aus undurchdringlicher Finsternis eine Insel rettenden Lichtes benötigt. Wer könnte diese Insel, der Nachfolger des Hauptmannes sein? Wer die Bürde tragen, uns alle zu schützen, unsere Kinder zu wahren, unseren Frieden zu ehren? Wir haben Vorschläge..."
Noel ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Zuerst beäugte er den Jäger Rekon.
"Rekon, du mutiger, stets arbeitender Geselle. Merete, meine junge, erfahrene Freundin. Ross, du Bildnis eines ehrvollen Familienvaters.

Ihr alle seid unverzichtbare Teile dieser Gemeinschaft, großartige Personen, oh ja. Wir wissen das. Wir schätzen euch. Und doch frage ich mich... sind diese vier in der Lage, das Kommende zu schultern?

Ich frage euch voller Besorgnis, ob ein mutiger Jäger, ein starker Bauer oder eine erfahrene Kämpferin in der Lage ist, uns alle, unsere allerheiligsten Kinder, die, die wir lieben, vor jeder Berohung zu schützen? In dunkelsten Stunden einen kühlen Kopf zu bewahren, ist die geistige und körperliche Reife für diese fordernste alle Bestimmungen vorhanden? Ich weiß es einfach nicht, Freunde... ich weiß es nicht und ich bin unsicher, ja ängstlich gar ob dem Schicksal, dass unserem Zuhause droht, unser aller Zuhause."

Mit geknicktem Blick ließ Noel seinen roten Schopf hängen. Die Menge vor ihm war vollkommen still, niemand wagte zu atmen. Er hatte sie.
Nicht grinsen. Verkneif es dir. Nicht grinsen.

Noel vollführte eine weitere, tiefe Verbeugung.
"Ich weiß, ihr herzensguten Menschen, ich, Noel De'Chrones'Tulem, meines Zeichens bemüher Bibliothekar, war bisher nicht besonders aufgeschlossen euch gegenüber. Gar feindseelig erschien ich wohl dem ein oder anderem. Dies betrübt mich zutiefst, doch zu groß meine Unsicherheit, akzeptiert zu werden, war ich doch immer ein Ausgeschlossener..."
Noels Augen wurden leicht feucht. Er wusste, Tränen wären zuviel, aber feuchte Augen, ja, das wirkte wie Drachenfeuer in heiße Butter.

"Ich will euch nicht bitten, mir zu verzeihen oder mir gar einfach euer Vertrauen zu schenken... wie könntet ihr auch? Doch es gibt für mich so Viel aufzuholen, so viel wieder gut zu machen... ich möchte die Chance ergreifen und ein Beschützer für dieses Dorf werden. Ich möchte euch beschützen.

Und nun kam sein Overkill. Noel kniete sich mit einem Bein auf den Boden, legte seine Stirn tief auf das harte Holz der Bühne.

"Ich bitte euch zutiefst, ihr seeligen Menschen Düsterwaldes... ich bitte euch, gebt mir diese Chance, mich als liebender Bewohner dieses Paradieses zu beweisen, und ich werde euch, so habt ihr mein heiliges Wort, nicht enttäuschen. Ich werde diese Dorf vor unheil bewahren mit jedem Mittel, dass mir möglich ist. Ich werde euer Schutzengel sein, meine Kraft werde ich beziehen aus euren Hoffnungsvollen Blicken.

Darum nominiere ich mich, Noel, hiermit zum Nachfolger eines unersetzlichen Hauptmannes.
In der unerschöpflichen Hoffnung, dass ihr es mir gleichtut."

Nach einem bedeutungsvollen Schweigen verließ Noel stumm die Bühne. Sein Gesicht zeigte keine Regung, doch innerlich feierte er ein Gelächter auf sein Selbst.
[COLOR="#B22222"]Das war wirklich ein großartiges Theaterspiel. Ich habe Nichts verlernt. Lasst uns sehen, ob diese Narren darauf eingehen.

Himbeereis
20.03.2013, 22:13
Sie blinzelte und schlug dann die Augen auf.
Es war noch ziemlich früh und sie war in der Nacht noch lange unterwegs gewesen, weswegen Viktoria nun etwas schwerfällig aus dem Bett stolperte.
Sie gähnte und band ihre Haare zu einem strengen Dutt. Dann zog sie ihre schlichten Kleider an und ging hinunter, wo ihre Mutter und ihr Bruder gerade frühstücken.
Sie schnappte sich eine Scheibe Brot und nuschelte ihrer Mutter ein leises "Guten Morgen" zu.
"Machst du bitte den oberen Knopf zu Viktoria Valeria", erwiderte ihre Mutter streng.
Viktoria warf ihrem Möpschen ein Stück Fleisch hin, dann knöpfte sie ihn zu.
Nachdem sie die Scheibe Brot aufgegessen hatte, begab sie sich in ihre Schneiderei, in der sie bis zum Mittag blieb. Die Schneiderei "Von Eichenstein", lag direkt gegenüber von dem Wohnhaus der von Eichensteins und somit musste sie nur ein kurzes Stück zu Fuß zurück legen.
Am Mittag beschloss sie eine Pause einzulegen und ging mit ihrem Mops Friedrich zurück ins Wohnhaus.
Sie setzte sich auf einen alten Holzstuhl und schloss für einen Moment die Augen.
Der ganze Stress der Arbeit machte ihr Kopfschmerzen und somit massierte sie für einen Moment ihre Schläfen.
Sie begann sich davon zu träumen. Sie erinnerte sich an gestern Abend. Sie hatte sich, wie an jedem Abend, heimlich ins Wirtshaus geschlichen. Als sie auf der Bühne stand, war sie jemand anderes. Sie war "Die rote Viola". Die Frau, die niemand im Dorf kannte und die eine wundervolle Stimme hatte. Nachdem sie ein Lied gesungen hatte, lief sie einfach schnellen Schrittes wieder hinaus und alle die ihr hinterherliefen, verloren sie irgendwann im Dunkeln des Waldes.
Plötzlich hörte sie ein lautes Bellen. Sie riss erschrocken die Augen auf. "Friedrich!", stellte sie fest und rannte hinaus in den Garten, von dem sie meinte, dass Bellen vernommen zu haben.
Sie rannte in Richtung Veilchenfeld.
"Was machst du denn hier?!", fragte sie völlig erschrocken.
Luise drehte ihren Kopf in ihre Richtung. Friedrich lag auf ihrem Schoss und ihre Hand lag in seinem Fell. Jedoch standen Tränen in ihren Augen. Viktoria ließ sich neben sie fallen und genoss für einen Moment den Geruch der Veilchen.
Dann fragte sie: "Brauchst du jemanden zum Reden?"
Das junge Mädchen schluchzte leise:"E-es tut m-mir L-leid. I-ich h-hätte h-helfen können, a-aber..." Ihre Stimme brach ab und bisher zurückgehaltene Tränen liefen erneut ihr Gesicht herab.
Erschrocken fragte Viktoria: "Was ist denn passiert?"
Luise senkte den Kopf, sodass ihre Augen vom roten Haar verdeckt wurden. "D-der Hauptmann... er... d-da war d-dieser Mann. D-dieser Medicus, d-der H-herr K-kirschgrund-A-affenwiese... oder so ähnlich - aber er war kein e-echter Arzt, d-dass hat mein Vater gesagt. U-und dann ist er weggelaufen."Sie holte Luft und machte eine kurze Pause. "D-den M-mann, Hirschgrund-Apfelwiese meine ich. M-mein Vater i-ist ja krank, d-der kann gar nicht w-wegrennen... Aber ich b-bin m-mit T-tyrell..." Dann schluchzte sie erneut auf.
Viktoria legte ihr eine beruhigende Hand auf den Arm:"Schsch... atme erst einmal wieder." Sie strich Luise sanft über den Kopf. "Was ist denn mit Tyrell?"
Luise blickte auf: "T-tyrell? Ihm g-geht´s gut. A-aber der Hauptmann..."Sie holte tief Luft bevor sie mit erstaunlich fester Stimme sagte: "Der Hauptmann ist tot."
Schockiert blickte Viktoria das junge Mädchen an.
"Was?"
"V-vergiftet. V-von diesem H-herrn Hi-Hirschdung-A-apfelwiese... und ich k-konnte nichts t-tun. Ich bin Sch-schuld, weil i-ich es n-nicht rechtzeitig ge-gemerkt habe..."
"Nein, nein, das ist doch nicht deine Schuld." Viktoria strich ihr vorsichtig über den Kopf warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. "Aber... wer soll nun das Dorf anführen?"
Luise schaute sie verständnislos an. Dann schien ihr etwas zu dämmern und erschrocken sprang sie auf. "Genau! Er sagte, wir müssen alle einen neuen Anführer wählen!" Sie nahm Viktoria an der Hand. "Wir müssen zum Dorfplatz!!! Hoffentlich ist T-tyrell n-nicht wütend, w-eil ich ihn a-alleine gelassen habe..."
Und so machten sich beide auf den Weg zum Dorfplatz, um dort den neuen Hauptmann zu wählen

Ligiiihh
20.03.2013, 23:26
"Du... du.... sag mal, hast du sie noch ALLE?!"

Tyrell stieg herauf und zeigte wild mit seinem belederten Zeigefinger gen Noel. "Als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, wagst du es auch noch, dich hier auf irgendwas einzubilden und mich meterweit in den Schmutz zu werfen?! Geht's noch?!" Tyrell holte tief Luft. Noel würde sowieso nicht zuhören, aber es konnte nicht schaden, Noel vor dem Dorf zu bewahren. "Wir befinden uns hier in einer wichtigen Phase des Dorfes und das Letzte, was wir brauchen, ist ein zwielichtiger Kerl mit 'nem blutbefleckten Mantel, der sich einen Dreck ums Dorf schert! Du entwürdigst damit unsere Hauptmannswahl, dem letzten Wunsch von eben diesem Verstorbenen! Aber wenn du ihn ach so verehren würdest, wie du beschreibst, hättest du es sicherlich mitgekriegt. Du bindest uns hier einen Bären auf, ohne auch nur eine Miene zu verziehen! Das ist verachtenswert, verachtenswerter als jeglicher Menschendreck, den es hier gibt!" Sein Blick richtete sich dann gegen die anderen Dorfbewohner, die ihre Gesichter nicht von den beiden abwenden konnten: "Was wir brauchen, liebe Bewohner von Düsterwald, ist ein Hauptmann, der andere Menschen gerecht behandelt und ehrlich ist. Dieser Mensch da ist nicht in der Lage, eben diese Eigenschaften aufzuweisen. Man sehe sich nur sein Verhalten allein an diesem Tage an. Wir brauchen jemanden mit Herz und eben dieses besitzt er nicht! Für niemanden... außer vielleicht..." Tyrell dachte kurz nach. "...na ja, wie auch immer. Es ist nicht von Nutzen."

"Es braucht jemanden, der uns nicht versucht, mit Furcht und Tücke zu führen, sondern mit einer neutralen, aber menschlichen Hand. Das können hier die meisten im Dorf sein, aber Noel ist es mit Sicherheit nicht! Lasst euch nicht die Köpfe von ihm verdrehen!"

Holo
20.03.2013, 23:32
Als er gerade die Bühne verlassen wollte, kam ihm wieder Tyrell entgegengedackelt, das Gesicht voll mit Schlamm, seltsam mit dem Finger wedelnd.
Anschließend brüllte er einige Minuten etwas, dass Noel größtenteils nicht verstand, weil er über interessantere Dinge nachdachte. Nun, eigentlich starrte er nur Wolken an.

Als er nach minutenlang immer noch herumplärte, reichte es Noel, sein gespieltes Nervenkostüm war aufgebraucht. Aber natürlich durfte er nicht das eben mühsam aufgebaute Gesicht verlieren. Er trat an den Jungen heran und beugte sich mit dem Oberkörper vor, damit er mit ihm auf einer Augenhöhe war. Freundlich lächelnd flüsterte er Tyrell etwas zu.
"Haben deine Eltern dir nicht beigebracht... oh, verzeih, du hast keine. Nun, dann möchte ich es dir sagen: Bitte schweig, wenn Erwachsene reden, ja? Ich denke, das hier ist nichts für einen kleinen Müllsammler von so geistesüberschaubarer Gestalt, hm?"

Das letzte Wort sprach er mit beinahe ekelhafter Süffisanz, als er ihn, ohne dass jemand Notiz davon nahm, erneut in den Schlamm stieß, womit auch der letzte Fetzen Tyrells' Kleidung vollkommen verunreinigt war.

"Oh, meine Güte, Tyrell... warte ich helfe dir... du musst besser aufpassen."
Mit besorgtem Blick wollte Noel dem vor Wut kochendem Jungen aufhelfen, bevor er schließlich kaum merklich feixend davon ging.
Also, das hat doch Mal wirklich Spaß gemacht.

Bester Laune setzte Noel sich auf eine Bank etwas ab vom Dorfplatz, wo es ruhiger war und er entspannt den Ausgang der Wahl beobachten konnte.

Ligiiihh
20.03.2013, 23:53
Nach seinem Redestopp näherte sich Noel ihm wieder. (Komm mir bloß nicht zu nahe, du Schleimbeutel!)
"Haben deine Eltern dir nicht beigebracht... oh, verzeih, du hast keine."
(Was... wie kann er das wa-)
"Nun, dann möchte ich es dir sagen: Bitte schweig, wenn Erwachsene reden, ja? Ich denke, das hier ist nichts für einen kleinen Müllsammler von so geistesüberschaubarer Gestalt, hm?"
(Dieser... dieser widerliche Mistkerl!)
Und beinahe schon unsichtbar schaffte Noel es, Tyrell wieder in den Schlamm zu versetzen. Dieses Mal traf es auch seine Mütze, sodass er vollkommen hinüber war. Als sich Noel dann auch noch mit einer fuchsigen Geste zu ihm niederkniete, um ihn aufzuhelfen, gab Tyrell sich einen Schub nach hinten.

"Fass mich nicht an!", schrie er vor lauter Furcht und Ekel zu Noel, "Du glaubst wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben! Tut mir Leid, aber mein Schutzengel hat mich in meinem ganzen Leben noch nie angelächelt... kein einziges Mal..." Tyrell schaute betrübt zur Seite. Mit leiserwerdender Stimme setzte er fort: "...aber Leute wie du können sich mit ihrem Schwarzweiß-Denken wohl sehr fix ein Bild von anderen Menschen machen... in deiner Welt läuft doch nur alles nach deiner Pfeife... geh mir bloß aus dem Weg."

Und das waren Tyrells letzte Worte an Noel, als er von selber aufstand und sich unter die Menge begab, um den weiteren Verlauf der Hauptmannswahl mitzubekommen. Noel hingegen begab sich etwas weiter weg, noch gerade so in Sichtweite. Was für ein Dilemma.

MeTa
21.03.2013, 00:41
Nur kurz nach Tyrells Ansprache, in welcher der junge Mechaniker Merete für den frei gewordenen Posten der Dorfleitung vorschlug, trat sie zu ihm, ohne die Reaktionen der restlichen Bewohner Düsterwalds abzuwarten. Mit wieder gedrosselten Lautstärke sprach sie zu ihm.

"Ich danke Euch für das Vertrauen, das Ihr in mich setzt!" Sie nickte, war noch zu sehr in ihren eigenen Gedanken gefangen, um Tyrell über deren Essenz in Kenntnis zu setzen. War sie für diese Aufgabe geeignet? Wollte sie überhaupt für diese Aufgabe geeignet sein? Sie hatte die Gefahr erkannt, die dieser Posten offensichtlich beherbergte. Wollte sie diese Gefahr auf sich nehmen, ihre eigene körperliche Unversehrtheit, ihr Leben aufs Spiel setzen, um dem Dorf treu zu dienen, wie es der Hauptmann vor ihr getan hatte? Aber wer versprach ihr, dass dem so war? Wer sagte, dass die Aufgabe mit dem Risiko verbunden war, von dem sie ausging? Würden sich nicht früher oder später wieder alle für ihr Wohl opfern? So haben es zahlreiche Kämpfer der Uppreisamoti Kirkja getan. So hat es Arik getan.

"Ja. Ich danke Euch und lehne nicht ab." Ein erneutes, höfliches Nicken sollte ihren Worten den angemessenen Nachdruck verleihen, bevor sich Merete wieder von Tyrell entfernte, in der kleinen Menge der Dörfler verschwand und den Worten ihrer Nachredner lauschte. Rekon, der Holfzfäller - beide sagten Dinge, die sie nicht dumm fand. Je länger sie darüber nachdachte, desto bewusster wurde ihr, dass die Menschen in diesem Dorf wohl eine richtige Entscheidung treffen würden, für wen sie sich auch entscheiden würden. Das musste sie hoffen.

Ein Zerren am ledernen Rock der Isländerin weckte sie aus ihren Gedanken. Hm? Vermutlich der Wind, ihr treuer, frischer Freund, der diesem Dorf und ihr so oft einen Besuch abstattete. Er erinnerte sie an ihr Vorhaben.

Ohne groß auf den gesichtstätowierten jungen Mann zu achten, der in diesem Moment rüpelhaft an einigen anderen vorbeilief, verließ sie den Schauplatz der Versammlung und der Reden, die sie hörte, die sie sprach und die nun noch folgen würden. Ihr Ziel war eindeutig. Das Haus des Hauptmannes. Ein letzter Besuch bei dem Mann, der ihr ermöglichte, hier für zwei Sommer in Frieden zu leben, schien ihr unumgänglich.

Sie erreichte seine Unterkunft am Rande des Dorfes und schob die knarrende Eingangstür nach innen. Dort lag er, wie friedlich schlafend und nahezu komplett ins Dunkle gehüllt. Nur die geöffnete Tür ließ ein paar der späten Sonnenstrahlen des Tages hinein, um ihr den Blick auf seinen Leichnam nicht komplett zu verwehren. Bevor ihr Weg Merete zu seinem Bett führte, stellte sie sich an das Fenster, vor dem ein graues Leinentuch hing. Sie zog das Tuch herunter, ließ einen ganzen Schwall Licht herein, der das Todeszimmer des Hauptmanns in ein mattes aber ausreichendes Licht legte. Die Fischerstochter ließ sich einen Moment blenden, bevor sie sich umdrehte und seufzend an das Todesbett ihres engsten, vor kurzem noch lebenden Vertrauten zu machen. "Hauptmann..."

Nur kurz darauf fand sich Merete in den eigenen vier Wänden wieder. Sie tauchte den kleinen Teil des Leinentuchs, den sie vom Stoff des Vorhangs in der letzten Lebensstätte des Hauptmannes abtrennte, in ein kleines, etwa kruggroßes Fass mit Pech, zog ihn anschließend heraus und wickelte es gekonnt um die knöcherne Spitze eines Pfeils, den sie fest in der linken Hand behielt, während sie ihren Köcher auf die Holzablage legte, die ihr am nächsten war. Dann verließ sie das Haus in Richtung Wald. Auf das Jagen würde sie heute verzichten. Doch ihrer Tradition würde sie folgen.

Erst am kleinen Waldsee stoppte Merete, blickte für einen Moment raus auf die glasklare Oberfläche des Wassers und ließ mit einer eleganten Bewegung den Bogen von ihrer Schulter rutschen, den sie schließlich auf einen großen Stein legte. Ihre rechte Hand fuhr an ihre Hüfte, zog an dem ledernen Fingerhandschuh, den sie fest zwischen Hüfte und Ledergürtel geklemmt hatte, streifte sich ihn über. Einen Augenblick später hatte sie schon ein kleines Knäuelchen Zunder aus dem Leinenbeutel neben dem Dolch genommen, an den ebenso aus dem Beutel stammenden Feuerstein gelegt, während sie den Pfeil unter ihrer linken Achsel einklemmte. Als letztes wurde das Funkeneisen aus dem Beutel geholt. Merete schlug es an den Feuerstein und die entstehenden Funken ließen das Zunderknäuel brennen. Sie führte es an die pechgetränkte Pfeilspitze, die sofort in Flammen aufging und ließ die restlichen Utensilien zu Boden fallen.

***

Der gespannte Bogen lag ruhig in ihrer Hand, sie sah durch die lodernden Flammen in den rotblauen Himmel und beruhigte ihren Atem, ihren Herzschlag, bis er kaum noch zu spüren war. Zeige- und Mittelfinger hielten - geschützt vom Leder des Handschuhs die Naturfeder und den dünnen Stab des Pfeils zurück, bis sie den Druck löste. Der brennende Pfeil schoss weit und steil in die Luft und Meretes Augen folgten ihm, bis er kehrtmachte und schlussendlich im Schlund des hungrigen Sees verschwand, ein letztes Zischen ertönte und dünne Rauchschwaden nur seicht in den Himmel stiegen, bevor sie nicht mehr auszumachen waren. Eine Tradition, die sie lernte, fernab von Staat und Kirche. Nicht mehr.

Sich nach ihren Sachen beugend, flüsterte die Schützin - stellvertretend für jeden Freund des Dorfleiters - ihren Wunsch in den Wind, bevor sie sich zurück in die Gemeinde begab.

"Auf dass Ihr erfüllt gestorben seid, Hauptmann!"

T.U.F.K.A.S.
21.03.2013, 06:13
Nichts machte Lumi unglücklicher als Stunk, der nicht berechtigt war. In gewisser Reichweite hockte sie hinter einer Häuserwand und sah dem Schauspiel zu, verzog eine etwas angewidertáe Grimasse als der Rotschopf dem Jungen mit der beschissenen Handschrift über die Parade pinkelte und dachte bei sich Sag' ich ja - komische Leute..., um danach den Plan noch einmal durchzugehen. Es würde großartig werden. Am Horizont konnte sie ein kleines Licht hochschießen sehen. Wunderschön. Das war wohl das leiseste Feuerwerk, das sie je gesehen hatte. Aber auch gleichzeitig in seiner Einfachheit das schönste.

Fix zog sie sich wieder die Kapuze ins Gesicht (so tief, dass sie selbst kaum was sehen konnte) und setzte, hier und da zur Seite und nach vorne tastend (einmal verpasste sie irgendweinem Typen auf einer Bank aus Versehen eine leichte Ohrfeige), ihren Weg in Richtung des Dorfplatzes fort. Sie konnte bei der immer deutlicher hörbaren Geräuschkulisse nicht mehr weit sein. Sie war nervös, schwitzte stärker, je näher sie den Leuten kam. Selbst Djángo war vor lauter Nervosität leise. Sie blickte auf. Die Bühne war leer, die Leute waren zu sehr damit beschäftigt, einen Ersatz für ihren Hauptmann (Analbert?) zu suchen.

Volltreffer.

"Nun, ihr könnt wählen und mutmaßen - aber will denn niemand wissen, was genau passiert ist?", sagte sie laut. Hier und da verstummte die Konversation, die Blicke waren auf die kleine zierliche Gestalt gerichtet.
"Wer bist du?", sagte eine Stimme. Eine Männerstimme.
"Meine Name ist Lu-", nein nein nein, erste Regel: Benutz' bei einem Verbrachen nicht deinen Namen!, "-ma-ni-so-de-la-dings." Eine peinliche Stille lag über dem Dorfplatz. "Nenn mich einfach Szábo, das muss reichen!"
"Sabo, also?", wurde verwirrt nachgehakt.
"Nein, nein, mit tsch an Anfang: Tschabo."
"Zabo."
"TSCH-abo!", wiederholt sie, nun energischer.
"S-z-a..."
"Ach vergiss es, meine Name nicht wichtig.", brach sie ab. "Wie ihr wisst...", sie hüpfte alles andere als grazil von vorne auf die Bühne, und kletterte allerdings recht fix herauf und schaute auf die verwirrte Menschenmasse. "... ist eure Hauptmann gestorben. Aber was wohl nicht erwähnt wurde ist, dass es gute Gründe gab für sein Ermörderung."
"Was bist du? 'ne Hexe?!", fragte der Junge mit der beschissenen Handschrift, der jetzt auch noch aussah als ob er Kacke im Gesicht hätte. Lumi grinste.
"Hexe? Nein, ich bin nicht Hexe...", mit siegessicherem Stand griff sie in ihren Beutel und warf eine Ladung des Wunderpulvers direkt vor sich. Es verpuffte mit lautem Knall und erzeugte einen Nebel direkt vor ihr, der allerdings nur einige Sekunden lang anhielt. Die Sekunden nutzte sie, um den Umhang theatralisch nach hinter sich hin abzulegen und aus ihrem Beutel sowohl Frettchen als auch Spielkarten zu organisieren. Und während der Zeit musste sie sich ernsthaft zusammenreißen, um keinen Hustenanfall zu bekommen.

Als sich der Nebel verzog, saß sie nur mit einem kurzen schwarzen Rock und einem weißen Hemd ohne Ärmel bekleidet auf der Bühne, Spielkarten vor sich ausgebreitet. Kunstvoll und stumm schnappte sie sich die ausgebreiteten Karten, mischte, grinste dabei als wäre sie auf Opium. Sie hatte völlig vergessen, dass man das Wunderpulver nicht durch die Nase inhalieren sollte. Jetzt war sie.... oh nein....
"Eeeeeeeeeeeyyyyyyyyyyyyyyyyyy macht euch keine Sorge, ja?", sagte sie, im Schneidersitz hockend und offensichtlich nicht mehr ganz auf der Höhe, "Ich werde sehen, ob mir die Geister in der... der... Anderswelt vielleicht sagen können, warum der Typ euren Typen umgebracht hat. Muss doch Grund geben, oder? Gib immer Grund für alles."
"Hey, bist du nicht etwas jung, um mit Geistern zu sprechen?"", fragte der Junge mit Schlamm im Gesicht abermals.
Lumi unterbrach das kunstvolle Mischen, um mit quasi zur Rückhandschelle ausgeholter Hand drohend zu antworten. "Junge, du stellst viel zu viel Fragen.", sie senkte die Hand wieder und mischte weiter. "Außerdem solltest du wissen: Äußerlichkeits sind immer... wie sagt man? Irrenführend."
Vor sich breitete sie nun einige der Spielkarten aus. Eins. Zwei. Bube. König. Ass. Alles Pik oder Kreuz. Ihre Mutter hätte jetzt wohl Tod und Verderben prophezeit. Keine von Lumis "Prophezeiungen" war bisher in Erfüllung gegangen. Und nichts sagt mehr "Ihr braucht mich." als etwas, das zumindest wirkt wie die Wahrheit.
"Jaaaaa, ich seh' was.", ein Raunen ging durch die Menge. "Ich sehe - Rollen. Jeder wird eine Rolle spielen. Jeder hier wird Ziel und gleichzeitig Täter sein. Jeder wird etwas über sich erfahren was ihm vorher nie bewusst war."
"Sag' uns etwas, was wir noch nicht wissen!", rief's von unten.
"Gut, meinetwegen..., sie legte fünf weitere Karten. Alle ohne irgendwelche Bedeutung. Aber das hatte sie noch nie aufgehalten. "Ein rothaariger Kerl mit Mantel und komisches Zeichen auf Gesicht - er hat ein Geheimnis." (Er hat Fußfetisch! Hahaha!)
"Was für ein Geheimnis?"
"Hör' mal, seh' ich aus wie Barde? Ja? Nein. Fogd be a pofád [Halt' deine Fresse].", sie würde bestimmt nicht über seinen Fußfetisch hier Sachen herausposaunen - das ziemte sich nicht. "Aber was wirklich wichtig ist: (klischeehafter Spruch den du noch nicht gebracht hast?) Fremde Kräfte werden schon bald an Werk sein (Perfekt!) und ihr werdet auf ein hartes Probe gestellt von den (Ääääähhh...) Mächten, die.... (ääääh....) am Werk sind, wenn die Kacke dampft, echt.", sie wurde von Wort zu Wort leiser. Es schien ihr, als würde vor ihren Augen eine Feuerwerk explodieren. Sie war gerade auf einem Wunderpulver-Trip vom feinsten.

Und plötzlich schlug's über sie wie ein Holzhammer. Unkontrolliert fing sie an zu schreien. Sie wollte nciht so dick auftragen, aber nun hatte sie die Kontrolle über ihre Feinmotorik verloren, spannte unkontrolliert ihre Muskeln in Beinen und Armen an. "Halál. Kimúlását. Add ide az összes pénzt!", wiederholte sie ein paar Male, was eigentlich nichts weiter bedeutete als Tod. Verderben. Gebt mir all eure Kohle., aber da hier wohl eh niemand ihre Sprache sprach, schmiss sie noch ein paar "A vöröshajú egy láb fétis. [Der Rothaarige hat 'nen Fußfetisch]"s dazwischen, wo sie schonmal da auf der Bühne herumrollte und Djángo jede Bewegung von ihr imitierte. Schweren Atems stoppte sie unvermittelt und schaute herunter.

"Aber... mit meine.... Hilfe sind eure... Überlebenschancen zumindest ein bisschen größer.", sagte sie geheimnisvoll, wählte sich damit quasi selbst zum Hauptmann und dachte sich indes Lumi, du bist ein Genie.

Layana
21.03.2013, 12:05
Peter beobachtete das Schauspiel auf dem Dorfplatz und konnte nicht aufhören den Kopf zu schütteln. Kinder, Frauen, Ketzer und anscheinend Verrückte. Was ist nur aus diesem Dorf geworden? In seinen Augen waren die wenigen einzigen geeigneten Kandidaten, neben ihm selbst, Konrad, Ross und Rekon; wenn auch letzterer oft ein wenig abwesend wirkte. Nichtsdestotrotz war er ein guter Jäger, das Dorf brauchte ihn.
Dann Konrad. Ein guter Junge. Er half seinen Onkel zu pflegen und wie er hörte machte er auch seine Arbeit im Wirtshaus gut. Doch war er schon reif genug für solch einen verantwortungsvollen Posten, war er im Stande das Dorf zu führen? Noch ein paar Sommer mehr könnten ihm nicht schaden.
Und zu guter letzt Ross. Er war Familienvater, genau wie er selbst. Ein hart arbeitender rechtschaffender Mann. In Peters Augen genau der richtige für den Posten des neuen Hauptmanns. Zudem war ihm zu Ohren gekommen, dass das Geschäft der Holzfällerei in Düsterwald bald ein Ende finden sollte. Da suchte Ross sicherlich nach einer neuen Aufgabe. Ja, seine Entscheidung war gefallen.

Also trat Peter einen Schritt vor, räusperte sich leicht und ergriff das Wort: „Frauen?! Ungläubige??!! Liebe Düsterwälder, was ist denn in euch gefahren? Wie könnt ihr euch in dieser schweren Stunde so vom Wege des Herrn abwenden? Seht ihr denn nicht, was hier vor sich geht? Wenn ich den Worten Tyrells Glauben schenken darf – und dies tue ich – so hat unser guter alter Hauptmann – Gott hab ihn selig – vor seinem Tode eine Warnung ausgesprochen. Etwas böses macht sich im Dorf bereit, eine Gefahr droht uns. Und wahrlich, meine lieben Freunde, seid ihr denn so blind diese Gefahr selbst dann nicht zu erkennen, wenn sie direkt vor euch steht? Lediglich Ross und Rekon hier scheinen derzeit noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Sie wissen was unser Dorf braucht. Und zwar niemanden, der dumme Reden schwingt, sondern jemanden, der handelt. Der der Gefahr mutig entgegen tritt und gegen sie kämpft!“ Bei diesen Worten war Peter immer lauter geworden, den letzten Satz hatte er schon fast geschrien und dabei seine rechte Faust in die Luft gestreckt. „Meine Wahl fällt daher auf Ross Fäller (R.F.).“

Viviane
21.03.2013, 13:18
Der Botenjunge kam zu ihm und Brunhild, als Konrad die letzten hellen Stunden nutzte um Holz zu hacken. Die Wirtin steckte ihm noch einen Beutel mit Leckereien zu, damit er was zwischen die Zähne bekam auch wenn die Versammlung länger dauern sollte. Der Stalljunge schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und drückte ihr einen überschwenglichen Kuss auf die Stirn. "Du bist eine Seele von Frau, Brunhild. Danke.“ Da sein Hemd ihm inzwischen am Oberkörper klebte und ihn in der kühlen Märzluft fröstelte, lief er rasch heim und beratschlagte sich mit seinem Onkel.

Somit kam er erst verspätet zur Versammlung, grade als Noel zuende sprach. Vereinzelt hörte man Gelächter nach Noels Rede. „Der Bursche muss verrückt sein, so schmächtig und blass...“, „kriegst doch sonst dein Maul nicht auf, Junge.“, rief da einer. „Wer so mit seinen Mitbürgern umgeht, zeigt wie er gestrickt ist. Tyrell hat Recht – das geht nicht, andere herumzuschubsen, als sei er was besseres. Schämen sollte er sich!“ Tyrells Rufen hörte er ebenfalls, wenn auch nur bruchstückhaft: „...das Letzte, was wir brauchen, ist ein zwielichtiger Kerl mit 'nem blutbefleckten Mantel, der sich einen Dreck ums Dorf schert!“ Woraufhin eine Frau rief „vor seinem Haus ist seit heute früh der Boden blutgetränkt! Blutgetränkt!“ „Ungeheuerlich!“ Die Blicke, die Noel folgten als er sich auf die Bank setzte, waren voller Zorn. Konrad zupfte sich nachdenklich am Bart und fällte still sein Urteil. Noel hat wohl nie gelernt sich um die Bedürfnisse anderer Gedanken zu machen, das wird ihm jetzt zum Verhängnis, dachte er traurig. Er hatte Noel anders eingeschätzt, aber wenn er es sich tatsächlich mit Tyrell verscherzt hatte, hatte er sich Feinde gemacht. Konrad würde das nicht ignorieren, aber jetzt war es Zeit zu wählen um die Ordnung zu wahren.

Konrad nutzte das Gemurmel, das nach Noels Rede abebbte um seine Stimme abzugeben. Rekon, Patricia und Merete leben zurückgezogen, während Ross die Dörfler kennt und die Dörfler wiederum ihn kennen und achteten. Das ist wichtig, damit man nicht am Ende einem Betrüger aufsitzt. „Ein Hauptmann muss sich um Trunkenbolde und Vagabunden kümmern können und die Ordnung unsres Dorfes wahren. Dazu muss er sich das Vertrauen der Bürger bereits verdient haben. Daher ist es Ross (R.F.), auf den meine Stimme fällt. Denn ihn kennen und achten wir und er ist gesund und so stark, wie kein anderer und auf ihn trifft das zu.“ Er nickte dem Holzfäller, der eine beeindruckende Erscheinung war, respektvoll zu.

Da sah er Luise zusammen mit Viktoria auf den Platz kommen, seiner Cousine standen noch Tränen in den Augen. Um sie vor dem aufkommenden Sturm der Menge zu schützen, ging er gradewegs auf sie zu. Er grüßte Viktoria höflich, dann wischte er Luise mit einem aufmunternden Lächeln die letzten Tränen von den Wangen. Sie roch nach Veilchen und ihre Haare waren immer noch offen und ganz zerzaust. "Luise... es ist etwas passiert.", murmelte er ernst. "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin." Konrad blickte sie verwirrt an, als aber ein erneuter Schluchzer ihre Schultern erzittern ließ, wartete er nicht groß auf eine Erklärung sondern nahm den Mantel von den Schultern und wickelte sie fest darin ein. "Luise, liebe Luise, alles wird gut.", murmelte er mit gutmütiger Stimme. Er setzte sich auf die Steine die den Brunnen umsäumten und hielt Luise fest im Arm. Dabei musterte er Viktorias Seitenprofil nachdenklich, der strenge Dutt wollte nicht so recht zum feinen Gesicht passen. "Sie denkt, sie hätte es verhindern können.", sagte Viktoria leise. Konrad nickte ihr dankbar zu, er war froh das Luise bereits jemanden zum reden gefunden hatte.

Vom Podest her hörte man noch aufgeregte, undeutliche Stimmen und ein „TSCH-abo“, das fast so klang als hätte noch jemand eine üble Grippe. Nach Peters Rede war vereinzeltes „Hört, hört!“ und „Recht hat er!“ zu hören. Einer der Dorfläufer verkündete indes wie es stand: „Ross führt mit vier Stimmen!“
Ein Aufblitzen vom Wald her ließ ihn erstaunt aufblicken. Auch zwei der Bauernkinder, die auf dem Brunnenrand saßen, blickten erstaunt zum Himmel. „Hast du das Feuer gesehn, Konrad!“ „Das war eine Schnuppe, nicht?“ „Nein, das war der Wyrm, aus dem Wald, der Feuer gespeit hat.“ Konrad lächelte den beiden zu: „Ich denke, es war ein himmlisches Zeichen, das unsrem guten Hauptmann den Weg zeigen soll. Ihr betet heute abend für ihn, ja?“ "Ja, das machen wir!"
Er blickte Viktoria erneut an und lächelte so sehr wegen der ernsten Frömmigkeit die sich auf den Gesichtern der Jungen wiederspiegelte, das die Lachfältchen unter seinem rechten Auge wieder sichtbar wurden. "Was denkst du, was es wirklich war?", fragte er sie leise. Dabei strich er weiter, ohne sich dessen bewusst zu sein, behutsam über Luises Arm.

Mephista
21.03.2013, 13:54
Ein neuer Tag, ein neues Glück- so zumindest dachte Brunhild, als sie mit den ersten Sonnenstrahlen aufstand. Mit wenig Wasser in der Waschschüssel reinigte sie zumindest Gesicht und Arme einigermaßen, bevor sie sich des Schlafhemdes entledigte und für den Tag ankleidete. Geschwind stieg sie von ihren Gemächern, die diesen Namen kaum verdienten, die Treppe hinab, an deren Ende sie bereits ein wohlbekanntes, behaartes Gesicht erwartete.
“Und eine weitere Nacht ging vorüber, an dem sich der Herrgott Deiner nicht erbarmen wollte...“, wurde Rüdiger wie jeden Morgen von ihr im Vorbeigehen begrüßt.
Die Wirtin des Dorfes ging zunächst zum winzigen Gästekämmerlein und klopfte an. Schließlich sollte es dem hier einquartierten Medicus an nichts mangeln, damit er den erkrankten Hauptmann so schnell wie möglich zur Gesundung bringen möge. Als keine Antwort kam, öffnete Brunhild bedächtig die Tür, nur um den Raum menschenleer vorzufinden.
Auch in der Schankstube war er nicht aufzufinden und so konnte sie nur mutmaßen, dass er sich bereits aufgemacht hatte, den Hauptmann zu heilen. Umso besser: Der alte Mann würde bald wieder auf den Beinen sein und sie musste sich jetzt nicht noch um das, wenn auch karge Frühstück des Gastes kümmern. Beim Gedanken daran zog sich ihr Magen gierig zusammen. Mit einem kleinen Seufzen begab sich die Frau an den Tresen, um sich einen Krug Holunderblütensaft zu genehmigen. Ihr alternder Schäferhund blickte mitleidig zu ihr hoch, was sie mit einem Austöhnen quittierte:
„Schon gut, Du bekommst Dein Fressen gleich auch, lass mich wenigstens in Ruhe austrinken, alter Fresssack..“.

So leerte sie eilig das Gefäß, hob die eigens für Rüdiger reservierte Schale vom Boden auf und kratzte vom Vorabend die letzten Reste des numehr kalten Hirsebreis aus dem Topf. Danach schloß sie die Vorratskammer auf und suchte dort nach ein paar alten Fleischreste, die man der Menschheit nicht mehr zumuten kann, mengte die kümmerlichen Brocken unter und stellte das Ganze auf dem Boden mit den Worten: “Erstick dran.“ Rüdiger schien nicht gerade begeistert und begann vorsichtig das Fleisch herauszuziehen und mit den erstaunlich vielen Zähnen, die ihm noch geblieben waren, zu zerkauen.
Die Wirtin derweil ging zurück zur Vorratskammer, um nachzuprüfen, wieviele Vorräte noch da waren und ob sich diese mit ihren Auszeichnungen An den jeweiligen Regalen deckten. Diese „Aufzeichnungen“ bestanden aus angenagelten Papieren, auf denen mit einer Handschrift, die den ungeübten Schreiber sofort entlarvte, verschiedene Nahrungsmittel notiert und dahinter Strichlisten zu finden waren, die Auskunft über die in der Kammer befindliche Menge davon gaben. Brunhild war unglaublich stolz auf dieses System, dass sie sich noch zu Lebzeiten ihrer Mutter hatte einfallen lassen. Sorgfältig und hochkonzentriert zählte sie alles durch, mit Zahlen hatte sie in hohen Bereichen ähnliche Probleme wie mit zuvielen Wörtern auf einmal.
Nach einer Weile ward alles überprüft und gegebenenfalls korrigiert worden- auch die beste Wirtin kommt an einem vollen Abend manchmal ein wenig durcheinander- verlässt sie die Kammer mit einem Stück Brot und schließt die Tür sorgfältig ab. Die meisten der Vorräte waren für das Osterfestmahl bestimmt und sie konnte sich nicht erlauben, dass ein hungriges Menschen- oder noch eher Hundemaul sich darüber hermachte.
Schnell schob sie sich das Brot in den Mund- der Herrgott möge ihr diesen Luxus vergeben- und sah Rüdiger, der unmutig in seinem Brei nach weiterem Fleisch suchte.
“Ich versichere Dir, dass ich Dich nicht mehr füttern werde, bis die Schale leergefressen ist.“, ermahnte ihn Brunhild, während diese durch das Fenster Konrad erblickte, der sich gerade auf den Weg zu den Ställen machte.
Unwillkürlich strich sie ihre Schürze glatt und überprüfte, ob ihr Kopftuch richtig saß und trat hinaus. Dort fiel ihr Blick auf Noel, der gerade einem am Boden liegenden fremden Mädchen ans Bein ging. Die Wirtin konnte nur den Kopf darüber schütteln. Nicht genug, dass dieser mürrischer, gesichtsbemalte Bursche um die junge Apothekerstochter Luise herumschleicht wie ein Dieb, nein, jetzt fing er schon mit unsittlichen Näherungen gegebüber Fremden an. Doch schon stand das junge Ding auf und eilte davon, also mussten sich vorerst keine weiteren Gedanken drum gemacht werden.

So lenkte Brunhild ihre Schritte zu den Ställen, an denen sie Konrad vermutete, aber nirgends erblicken konnte. Die Pferde waren weder gefüttert noch die Ställe ausgemistet. Da musste den Lockenkopf wohl etwas von aller, allerhöchster Wichtigkeit von seiner Pflicht abgelenkt haben. In sich hineingrinsend gab sie jedem Tier zumindest eine halbe handvoll Hafer, damit sie nicht gar zu stark hungern mussten. Die Sonne stand bereits recht hoch, und sie musste sich sputen, wenn sie heute noch einige neue Fässer Bier abfüllen wollte. Maische galt es auszupressen und Hopfen hinzugefügt zu werden zum Gären. Und neues Getreide musste sie auch aufweichen…
Aus ihren Gedanke riss sie ein beständiges Klopfen am Bein, was vom alten Flohpelz herrührte, der ihr mal wieder hinterhergetrottet war. Unsanft stieß sie ihn fort und wies ihn in Richtung des Eingangs „Zur runden Hirschkuh“.
Pass auf, dass kein Dieb sich einschleicht oder tu wenigstens so, als würdest Du aufpassen…, sah zweifelnd mit an, wie Rüdiger sich vor der Tür breit macht und schritt ums Haus herum zum Brauereiraum. Auf dem Weg dahin grüßte sie Tyrell und Luise, die scheinbar auf dem Weg zum Haus des Hauptmannes waren. Sie sollte ihm mal wieder ein kleines Fresspaket zur Gesundung vorbeibringen, dachte sich Brunhilde, bevor sie in die kleine angebaute Brauerei trat und sich ans Werk machte.

__________

Zufrieden mit ihrem Tagewerk bis dahin ging Brunhild wieder hinaus ins Freie. Zwei ganze Fässer waren wieder aufgefüllt und gärten vor sich hin, eine zufriedenstellende Leistung. Nun konnte sie sich daran machen, die Schankstube zu kehren und alles für das abendliche und nächtliche Treiben vorzurichten. Ein Junge informierte sie allerdings darüber, dass eine wichtige Versammlung stattfinden würde und alle sich umgehend im Haupthaus einfinden müssen.
Schnell wand sie sich zum Gehen, doch da erblickte sie Konrad, der gerade das letzte Licht zum Holzhacken nutzte. Ein eifriger Bursche, ohne Zweifel. Brunhild beschloss, noch einmal kurz ins Wirthaus zu gehen, betrat schnell die Vorratskammer, stellte ein Beutelchen mit allerlei Leckereien für den Lockenkopf zusammen und steckte es ihm mit einem Augenzwinkern zu: Na, nachdem Du so hart geschuftet hast, solltest Du auch was zwischen die Zähne bekommen und wer weiß, wie lang diese Versammlung dauern mag… Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und drückte ihr einen überschwenglichen Kuss auf die Stirn. "Du bist eine Seele von Frau, Brunhild. Danke.“ Da ihm ob seines verschwitzten Hemdes fror, machte er sich eilig auf nach Hause und sah so zum Glück nicht, wie der Wirtin das Blut in die Wangen stieg und sie sich versonnen lächelnd an die geküsste Stirn fasste. Doch kurz darauf schüttelte sie sich und schalt sich ob ihres närrischen Verhaltens. Er war ein prächtiger Bursche sowohl in Gestalt als auch Charakter, doch ziemt es sich wirklich nicht für sie als wesentlich ältere Frau, sich irgendetwas auf ein Lächeln oder einen dankbaren Kuss einzubilden.
Eiligen Schrittes ging sie also zum Haupthaus, bemerkte, dass schon so ziemlich alle anderen zugegen waren, und wollte sich gerade Gedanken über den Anlass machen, als auch schon Tyrell das Wort ergriff und sie über die Schrecklichkeit in Kenntnis setzte.
Der gute alte Hauptmann war verblichen. Wahrscheinlich vergiftet vom Medicus, den sie bei sich im Wirtshaus hatte schlafen lassen. Sie biss die Zähne zusammen, um die aufkommende Traurigkeit und die Tränen nicht ausbrechen zu lassen. Nur am Rande bekam sie so den letzten Wunsch des Hauptmannes mit, einen Nachfolger zu wählen und sich für kommendes Unheil zu wappnen. Eilig wischte sie sich über die Augen. Egal wie niedergeschlagen man war, man musste immer ein Lächeln für die Leute um einen herum haben und nach vorne sehen, das war eines ihre wichtigsten Mottos, als Betreiberin eines Wirtshauses absolut unerlässlich. Also drängte sie die schlimmen Gefühle weg, es galt nun Wichtigees zu besprechen.
Die anderen zwölf waren bereits eifrig dabei, vorzuschlagen und zu beraten, wer als Nachfolger am besten geeignet wäre.
Rekon war sicherlich ein guter Jäger und reich an Erfahrung durch viele erlebte Winter, doch war sie sich nicht sicher, ob er mit seiner Art und Lebensweise der Passende für solch eine Position war.
Auch mochte Merete, die sich flammend dafür ausgesprochen hatte, sich für das Dorf einzusetzen, vielleicht geeignet sein, doch als Frau wird sie als Anführerin kaum geeignet sein- nicht, wenn es Männer gab, die sie anführen soll.
Der Holzfäller Ross war ein pragmatischer Typ, sehr umgänglich und hatte sicherlich das Zeug dazu, für die unmittelbar folgende Zeit den Posten als Hauptmann zu bestreiten.
Während dieser Überlegungen schritt Noel auf die Bühne und was Brunhild dann sah, ließ sie völlig sprachlos werden, was ein Kunststück war: Der rothaarige Bursche begann tatsächlich ein Rede vorzutragen, die in Verbindung mit seiner Person einfach nur unglaubwürdig klingen musste. Es mochte schon sein, dass er vielleicht tief im Inneren kein komplett verkehrter Bursche war, aber dass er, mit seiner sonst sehr mürrischen und fast schon unheimlichen Art so theatralisch aufführt, nur um aus reinem Herzen der Hauptmann zu werden, kaufte sie ihm beim besten Willen nicht ab- erst recht nicht nach dieser Aktion, die sich danach mit Tyrell begab.
"Einen tollen Hauptmann würdest Du abgeben, wahrlich…" rief sie dem Gesichtsbemalten mit einem Augenrollen zu.
Auch der Auftritt des fremden blonden Mädchens, der schon fast an Hexerei grenzte, war mehr Unterhaltung als wirklich einer Überlegung wert.
So blickte sie noch einmal jedem der Runde an, ehe sie sprach:
“Unser neuer Hauptmann sollte wie der verblichene, Gott sei seiner Arme Seele gnädig und möge sie sicher ins Himmelreich aufnehmen, unser aller Vertrauen genießen und im Notfall bestimmt und doch besonnen durchgreifen können- da kommt, wie schon einige fanden, am besten Ross Fäller (R.F.) in Frage.“

Holo
21.03.2013, 13:56
Noel saß unmerklich lächelnd entspannt auf einer Holzbank etwas ab des Platzes, die Arme sorglos über die Holzlehne gelegt. Er beobachtete zufrieden, wie die empörten und aufgebrachten Reaktionen auf sein Schauspiel ihren Lauf nahmen und einige Waschweiber auf ihn zeigten.
Unschuldig lächelnd winkte er ihnen zu.

"Seht ihr das, der Bursche grinst auch noch! Unverschämtheit!"

"Frecher Kerl, also nein, ich wusste ja schon immer, dass hinter seiner ruhigen Fassade nichts Gutes steckt!"

Oh du heilige Einfalt... das ging ja tüchtig daneben.

Ich weiß nicht, was du hast. Ich bin zufrieden.

Du großartiger Schauspieler bist vor einem Mob Bauerntölpel mit deinen Lügen gescheitert und bist... "zufrieden?"

Ich sagte doch, die Menschen dieses Dorfes sind anders. Und was interessiert es mich, ob sie da Platzen vor Wut und Empörung? Amüsant finde ich es. Scheint, als würde aus der Sache mit dem Hauptmann nichts werden. Ich fühle mich wie "Noel im Glück."

Deusexus fasste sich kopfschüttelnd mit der Pfote ins Gesicht.
Du bist unverbesserlich. Aber nun gut... ich habe mein Bestes getan...

Deus war verschwunden und Noel ließ entspannt seinen blick über die Gemeinschaft schweifen: Das kleine, verwahrloste Mädchen von heute Morgen, es war mittlerweile später Nachmittag, betrat die Bühne und schrie in ihrem... osteuropäischen Akzent unverständliche Sachen in die Masse. Noel musste sich das Grinsen verkneifen. Die Kleine war wirklich unterhaltsam.

Stumm dachte Noel über die Kandidaten nach... Seine Elfe ginge nicht, da hatte Deus recht... das Mädchen. Nun, das wäre amüsant. Aber wenn man mal ganz objektiv war, schien die Jägerin ja tatsächlich keine schlechte Wahl zu sein. Es kümmerte ihn nicht wirklich, aber irgendjemanden musste er ja wählen...

Mittlerweile war das gesamte Dorf versammelt. Das gesammte Dorf? Nein.
Noel hielt etwas besorgt nach Luise Ausschau, doch entdeckte er sie nicht. Ein schmerzhaftes Grummeln machte sich in seinem Magen breit und die seltene gute Laune verflog alsbald wieder.

Stumm verblieb er auf seiner Bank und beobachtete das ekeklerregende Treiben, sehnsüchtig nach roten Strähnen Ausschau haltend, während er mit einer Hand fest sein Amulett umklammert hielt.

Zitroneneis
21.03.2013, 16:31
Als Luise und Viktoria am Dorfplatz ankamen, tummelte sich bereits eine ganze Masse an Menschen. Natürlich kannte Luise jeden hier zumindest vom Sehen, trotzdem ließ das Getummel ihre Nackenhaare aufstehen.
Die lauten Rufe, die vielen Augen, welche sie sicher anklagend anstarren würden, wenn sie von ihrer Schuld erfuhren. Und die vielen Hände, welche sie festhalten und zurückzerren würden, sollte sie versuchen, zu fliehen.
All das trieb ihr erneut die Tränen ins Gesicht.
So war es wohl ein größeres Glück als sie verdient hatte, als sie Konrad erspähte, der gerade etwas zu der Masse gesagt hatte und nun raschem Schritts auf sie zu lief.
Er begrüßte Viktoria, die Luise noch sanft die Hand drückte, bevor sie von ihrem aufmunternd lächelnden Vetter die Tränen von den Wangen gewischt bekam.
"Luise... es ist etwas passiert."
Sie wusste gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wusste ja um das Los des Hauptmanns - aber Konrad sah anscheinend noch nicht ihren Anteil daran. Und wie sollte sie es ihm sagen? Also brachte sie nur einen kurz dahingestammelten Satz heraus: "Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin." Sie schluchzte. Nie hatte sie das gewollt, doch man konnte eindeutig ihre Mitschuld erkennen. Und man würde sie garantiert entsprechend behandeln. Wie es einem rothaarigen kleinen Scheusal gebührte.
Aber Konrad stieß sie nicht weg. Er schüttelte sie nicht an den Schultern und schrie sie an. Noch nicht einmal sein Blick drückte irgendeine Art von Abweisung aus.
Stattdessen legte er einfach seinen weiten Mantel um sie, setzte sich mit ihr an den Brunnenrand und drückte sie fest an sich.
Der Mantel bedeckte ihr schreckliches rotes Haar. Er hüllte sie ganz ein und warf einen Schatten auf ihr Gesicht. Einen Moment lang genoss sie es, einfach an Konrad zu lehnen, seine Wärme zu spüren und nicht Teil des Geschehens zu sein. Alle Geräusche rückten für einen Moment in weite Ferne - sie waren da, aber sie mussten Luise nicht kümmern.
Sie hörte auch nicht, worüber Konrad und Viktoria redeten. Ihre Stimmen waren einfach da, ohne eine bestimmte Botschaft zu tragen - wie die Vögel, welche Luise immer singen hörte, wenn sie sich heimlich in Viktorias Garten schlich.
Schließlich bemerkte Luise, dass es ihr besser ging. Ihre Tränen waren getrocknet und würden so schnell nicht wiederkehren, obwohl ihre Augen noch gerötet waren.
Luise blickte umher und sah, wie die gute Wirtin, Brunhilde, gerade ihre Ansprache hielt. Es war wohl langsam an der Zeit, das auch Luise ihre Stimme abgab.
Vorsichtig löste sie sich aus Konrads Umarmung und lächelte ihn etwas verlegen an. "Mir geht es wieder gut," sagte sie mit wieder einigermaßen fester Stimme und reichte ihm seinen Mantel. "Ich werde wohl nun meine Hauptmannsnominierung abgeben." Dann schaute sie sich nachdenklich um. Wer ein geeigneter Kandidat wäre, wusste sie nicht genau. Mut, Strenge, Weisheit, Verantwortungsbewusstsein - was war wohl die wichtigste Eigenschaft für einen Hauptmann? Da fiel ihr Blick plötzlich auf eine Gestalt am Rand der Menge, auf die sie nun zuging.
Aus den Gesprächsfetzen war hervorgegangen, dass Tyrell die Hauptmannswahl eröffnet hatte. Doch er war schmutzig von Kopf bis Fuß. Luise kam ein furchtbarer Gedanke.
Als sie den Jungen erreichte, blubberte sie auch schon los: "W-was ist mit dir passiert? B-bist du verletzt?"
Tyrell starrte sie irritiert an und murmelte dann: "Nein, nein, alles bestens. Dein Kavalier hat mir, freundlich wie immer, aus dem Schlamm geholfen..."
Doch Luise hörte ihm gar nicht richtig zu und plapperte aufgeregt weiter: "A-also hat man dich zur Rechenschaft gezogen, w-weil du den Hauptmann nicht retten k-konntest?" Es war echt nicht richtig, ihn einfach in den Schlamm zu schubsen, weil er die schlechte Botschaft verkündet hatte. Und dass, obwohl es ihre Schuld war! Gut, dass irgendjemand ihm geholfen hatte, wobei Luise diesen Herrn Kavalier nicht kannte. Vielleicht sollte sie sich ihm später vorstellen. An den sichtlich verwirrten Tyrell gewandt sagte sie: "Ich w-werde das in Ordnung bringen..."
Dann stellte sie sich in die Dorfmitte und sprach, hoffentlich laut genug:
"L-liebe M-mitbürger. B-bitte seid n-nicht wütend auf T-tyrell. Es ist meine Schuld, d-dass der H-hauptmann starb... weil i-ich nicht rechtzeitig s-seine V-vergiftung bemerkt h-habe und Herr H-hirschdung-Apfelriese..." Sie brach ab. Darum ging es doch jetzt nicht. "W-wi auch immer. Ich möchte jemanden n-nominieren, d-der mir heute m-morgen in der Apotheke großen B-beistand geleistet hat." Sie bemerkte, dass Noel sie aus einiger Entfernung anstarrte. Das machte sie etwas nervös und sie fuhr fort: "Jemand, der mich trotz Kopfschmerzen unterstützt hat. Jemand, der wahrscheinlich immernoch unter Kopfschmerzen leidet, weil er den ganzen tag so aufopferungsvoll war...
I-ich möchte, dass Tyrell (Ligiiihh) Hauptmann wird."
Damit trat sie zurück und hoffte, dass sie nun, da die Wahrheit raus war nicht zu sehr gehasst wurde.

Wencke
21.03.2013, 17:15
Maria gesellte sich zu den anderen Mönchen und Nonnen des Klosters, die ebenfalls anwesend waren und beobachtete das Geschehen auf dem Dorfplatz. Was die Redner erzählten, klang ganz interessant... Doch die wenigsten schienen Ahnung von dem zu haben, was sie sagten. Als sie Noels Rede beobachtete, sah sie, wie gemein er sich Tyrell gegenüber verhielt. Sie erschrak erneut über seine grobe, gottlose Art, und sammelte sich, um die Hände zum Gebet zu falten und ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken, dass Noel eines Tages zu Gott finden würde.
Dann wollte auch sie ihre Wahl treffen und dachte nach. Die meisten hatten ihre Stimme bereits abgegeben und es wurde Zeit, es dem gleich zu tun.
Einen von uns Geistlichen zu wählen, wäre unsinnig.
Außerdem kommt es gar nicht in Frage, dass der Hauptmann keine Familie hat. Das grenzt die Wahl in diesem Dorf leider sehr ein. Der gute Konrad sollte sich zum Beispiel lieber erstmal um eine Frau und Kinder bemühen. Ich denke, Ross Fäller oder Peter Eichmann wären ganz gute Kandidaten. Sie haben Familie, und leben schon lange in diesem Dorf. Peter sehe ich jeden Sonntag beim Gottesdienst, er ist ein guter Kerl mit Potential. Aber Ross vertrauen auch sehr viele Menschen, so etwas sollte man für das Wohl des Dorfes unterstützen. Und auch selbst hatte er sich bereits selber gewählt, was bedeutet, dass er sich bereit dafür fühlt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er ein guter Hauptmann sein wird, sehr hoch...

Schließlich trat sie vor und sprach:
"Weil ich überzeugt bin, dass er die Pflichten als Hauptmann sehr würdig vertreten wird, fällt meine Wahl auf Ross Fäller (R.F.)!"

Dann wartete sie einen Augenblick, ob ihr noch etwas einfiele, was sie noch dazu sagen wollte. Doch alles, was ihr in den Sinn kam, erschien ihr nicht angebracht und so schwieg sie und trat zu ihren Mönchen zurück, um auch zu hören, was die letzten Wählen würden.

T.U.F.K.A.S.
21.03.2013, 17:16
Sie wählten alle den breiten Rotschopf, den Namen hatte Lumi im Pulverrausch nicht ganz aufschnappen können - aber irgendwas wie "Horst Feller". Der dramatische Auftritt ging mächtig nach hinten los, vereinzelt hörte sie Worte wie "Ketzer" - und da dämmerte es ihr:
"Oh, großartig - Christen...", entfuhr es Lumi leise während sie weiter auf der Bühne lag. Sie war alles andere als religiös, glaubte nur daran, dass jeder seines Glückes Schmied war und es jedem freistand, wie er mit dem Leben umginge, das ihm geschenkt wurde. Und in diesem Moment hatten sie sich alle dazu entschlossen, den rothaarigen Holzfäller zu wählen. Der Typ schien ja irgendetwas an sich zu haben, was den Leuten gefiel. Sie hingegen war fremd.

"Fein.", sprach sie, stand auf und warf sich wieder ihren Umhang über. "Dann halt kein Hilfe. Kein Hilfe für niemanden vor drohende Apopolypse oder wie ihr Leute das nennt. Ich...", sie zog das untere Augenlid ihres halbblinden Auges herunter, "... hab damit gutes Verbindung nach oben. Sehr gutes Verbindung. Und wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann...!", sie ließ das Augenlid los und deutete mit dem rechten Arm vorwärts als drohende Geste. Doch ihr fiel nichts ein. Kein Wort in irgendeiner Sprache konnte ausdrücken, wie gedemütigt sie sich in dem Moment fühlte. "Lumi ist und bleibt eine schlechte Verliererin." hatte ihre Mutter immer gesagt. Und es stimmte: Wenn sie etwas hasste, war es verlieren. Egal ob es beim Spiel, bei der Politik oder bei der Liebe war. Wobei letzteres eher nicht unbedingt ihr Fachbereich war - als umherziehende, ständig von irgendwelchen Leuten gejagte selbsternannte Wahrsagerin mit Hang zur Kleptomanie hatte sie nie wirklich Zeit dafür gehabt. Es gab einen, aber der war jetzt bereits unterwegs gen Süden. Und sie hatte ihn noch vor ein paar Tagen gesagt, sie würde nichts empfinden. Hätte was werden können. waren die vier Worte, die momentan alles widerspiegelten, was ihr widerfahren war.

Aber sie konnte sich nicht so diesen Dorfbewohnern öffnen. Sie wusste nicht wohin, sie wusste nicht wie sie so schnell ihrer Familie nachreisen konnte und sie wusste nicht ob sie wirklich mit einem Fluch belegt war, wie es Onkel Dimosz ihr gesagt hatte. Und vor allen Dingen wusste sie nicht, wie sie die verdammte Reise bezahlen sollte, gerade bei ihren Essgewohnheiten, die wohl alles andere als minimalistisch waren. Und mit Djángo. Dem armen Djángo, der nun mit ihr zusammen durch diesen Suhl aus Dreck musste. Enttäuscht von sich selbst, der Welt und allem anderen hockte sie sich auf den Rand der Bühne und schaute mit Hundeblick geradeaus ins Leere, während sie sich alle anderen fast überschlugen vor lauter Hochachtung vor Horst dem Holzfäller. Horst. Was für ein Scheißname. Fast so schlimm wie Analbert. "Horst der scheiße Holzfäller...", murmelte sie im geistesabwesenden Ton. "Horst der verkackte scheiße Holzfäller.", wiederholte sie, immer noch flüsternd. Schlecht aussehen tat er ja per se nicht, aber dafür schien der Kerl nicht wirklich helle im Kopf zu sein. Nun, zugegeben, er hatte einen gewissen Bonus, da er die Leute hier kannte und genau wusste was Sache war. Hm. Vielleicht war es gar nicht so eine schlechte Idee, ihm näher zu kommen. Horst wüsste vielleicht, wie sie hier rauskäme, und sie müsste dafür nicht einmal irgendwelchen Blödsinn von sich geben der frei erfunden war. Verdammt, sie musste ihm nur schöne Augen machen und das war's. Zack. Ein zartes Grinsen wurde nun auf ihrem Gesicht sichtbar. Sie könnte ja immer noch prophezeien. Für Geld. Aber vorerst brauchte sie ein halbwegs taugliches Dach überm Kopf.

"Irgendein Idee, Djángo?", flüsterte sie in Richtung des neben ihr liegenden Beutels. Normalerweise konnte sie zumindest ein Fiepsen oder ein Rascheln vernehmen - aber da war nichts. Kein Laut. Kein Rascheln.

Kein Frettchen.

Sie entsprang ihrer Lethargie und durchwühlte panisch ihren Beutel. "Hol bujkál, Djángo? [Wo versteckst du dich, Djángo?]", sagte sie ein paar Male, jedes Mal ein wenig lauter werdend. Die anderen schienen keine Notiz von ihr zu nehmen. Wenn er jetzt auch noch verschwunden war, wüsste sie nicht, was sie als nächstes tun würde. "Wo ist er bloß, wo ist er bloß, wo ist er bloß?". Sie merkte, wie ihre Augen feucht wurden. Das war nicht gut, ganz und gar nicht.

Oh, du wirst jetzt nicht ernsthaft heulen, oder? Reiß dich am Riemen, Luminitsa! Du bist eine Szábo! Wir weinen nicht, wir verdrehen höchstens die Augen, sagen "Ach, scheiße..." und gehen weiter! Djángo geht's gut, er kommt bestimmt gleich wieder!

Und plötzlich saß er direkt vor ihr, ein halbes Brötchen im Maul, sah aus als würde er grinsen. Wo hatte er das Brötchen her? Egal. Sie kiekste vor Freude, hob das Frettchen mit dem halben Brot im Maul hoch vor ihr Gesicht, wuschelte mit ihrem Gesicht im Fell ihres kleinen Freunds herum und untermalte das mit folgenden Worten in hoher, erfreuter Stimme: "Oooooohhhhh Djángo! Jó görényt! Te jó görényt! Igen van! Jó görényt! [Gutes Frettchen! Ein gutes Frettchen bist du!]"
Sie führte Djángo mit den Händen ihren Mund und schnappte ihm das Brötchen aus dem Maul, das er nach wenig Widerstand losließ. In einem Bissen verschlang sie es, kaute laut schmatzend und breit grinsend darauf herum. Es war das beste Brötchen aller Zeiten. Nur ein Meister von Bäcker konnte sowas-Oh. "Wo hast du das her, Djángo?", fragte sie nun, immernoch die Backen voll mit dem eben verputzten Brötchen und schaute panisch an ihm vorbei auf die Leute. Ob irgendwer das Brötchen vermisste? Wer vermisst ein Brötchen? Es ist ein Brötchen. Brötchen haben keine Seele (genausowenig wie Rothaarige. Zumindest wurde ihr das glauben gemacht von ihrer Mutter. Wahrscheinlich hatte sie auch deshalb so eine Aversion gegenüber Horst.). Brötchen sind Brötchen. Wer auch immer Eigentümer dieses Brötchens war, er würde sich eh ein neues, krosses, extrem leckeres Brötchen backen. Scheiß auf das eine Brötchen. Dieses Meisterwerk von einem Brötchen. Oh Mann, jetzt machte sie sich etwa ernsthaft Vorwürfe wegen eines blöden Bröt-?

"Entschuldige.", sprach's von links. Hatte sich doch tatsächlich ein blonder, bärtiger Kerl im toten Winkel zu ihr durchgearbeitet.
Vor Schreck zuckte sie zusammen und fiel - ein Kieksen von sich gebend - nach hinten hin über. Da lag sie nun wieder. Auf der Bühne.
"Oh Gott, hast du dir was getan?", sprach er mit ernsthafter Sorge in der Stimme. Lumi rappelte sich auf und rieb sich den angedonnerten Hinterkopf.
"Mh.", gab sie von sich und schüttelte den Kopf. Eine kurze peinliche Pause später konnte sie endlich wieder reden. "Alles gut, ich hab' harte Kopf. Harte Kopf hält einiges aus."
Der Blonde grinste. "Harter Kopf, wie? Wird wohl trotzdem ne Beule geben." Er musterte sie kurz, wie sie mit verwirrtem, misstrauischen Blick dasaß und sich den Hinterkopf rieb. Djángo verschwand indes wieder im Beutel und schaute mit seinen Kulleraugen auf den fremden Mann. "Du bist heute angekommen, hm?"
Sie schüttelte den Kopf. "Durchreise."
"Der kleine Marder - der gehört zu dir, hm?"
Lumi nickte.
"Also, wenn dein Freund hier noch Hunger hat, da wo das Brötchen herkam, gibts noch mehr. Ihr seht aus, als hättet ihr eine ganz schön lange Reise hinter euch. Magst du mir deinen Namen verraten?"
Sie schwieg einige Sekunden, schaute zu Boden, dann wieder auf zu dem Mann. "Luminitsa. Lumi reicht. Du?"
"Konrad Elkarst. Konrad reicht.", er lächelte ihr aufmunternd zu und verfütterte einige Fischbröckchen an das Frettchen.
"Konrad, ja?", Zeit klugzuscheißen, "Konrad, der mutige Berater." Still ließ sie das kurz einsinken.
Konrad blickte sie mit großen Augen an. "Das wusste ich gar nicht. Ich mein', mein Großvater hieß so. Aber 'mutiger Berater'... soso...", nachdenklich stupste er dem Frettchen gegen die Nase und rieb sich mit der andren übers vorgeschobene Kinn, während sich sein Grinsen vertiefte. Lumi hatte ihn offensichtlich tief beeindruckt und ihm ein Geschenk gemacht, das ihm sehr viel wert war.
"Bist erster netter Mann hier. Rest war bis jetzt - wie sagt man? Suppsekt. Furcsa emberek.", Konrad blickte forschend in ihre großen Augen. "Ähm... Komische Leute." Sie sagte all das, während sie weiterhin möglichst unauffällig auf dem Brötchen herumkaute. Doch sie sah bereits, dass es ihm aufgefallen war.
Wieder kam kurz Stille auf. Dann fing sie an, leise zu schluchzen. "Das war deine Brötchen, ja?", sie hielt sich die Hände vor's Gesicht. Jetzt wurde es theatralisch. "Es tut mir so leid um Brötchen. Ich will dafür bezahlen, ja? Aber sperr' mich nicht in Zelle, ja? Ich bezahle, ja? Ich schwör." Sie weinte nicht wirklich, sie war mehr auf einem Scheideweg zwischen "sich formell entschuldigen" und "aus allen Tränsendrüsen heulen wie ein Schlosshund damit sie nicht im Knast landete". Konrad machte eine beschwichtigende Geste und legte seine Hand auf ihren Oberarm.
"Es war nur ein Brötchen, Lumi. Ist gut, dass dein Freund für dich sorgt - und um ehrlich zu sein, wenn ich alles alleine aufessen würde, was Brunhild mir so zusteckt wäre ich inzwischen so breit wie ein Breitmaulfrosch." Dabei pustete er die Backen auf und stemmte die Arme in die Seite, was ziemlich komisch aussah.
Lumi beruhigte sich langsam wieder. Gut, am Knast war sie schonmal vorbeigeschlittert. Sie wischte sich mit dem Ärmel des Gewands die Augen trocken. "Djángo hatte nur Hunger. Ich auch. Seit fast zwei Tagen."
"Zwei Tage Hunger, sind zwei Tage zuviel. Dagegen sollten wir etwas unternehmen, meinst du nicht?", sagte Konrad und stapfte gemütlich zurück zu einem Brunnen, der am Dorfplatz gelegen war. Kurz blieb er stehen und deutete mit dem Kopf in Richtung des Brunnens. "Folge mir. Keine Angst, ich beiße nicht."

Auf der einen Seite war sie misstrauisch gegenüber derart freundlichen Menschen. Auf der anderen Seite: Essen für lau. Schneller als man "Lecker" sagen konnte schnappte sie sich ihren Beutel und lief dem blonden Hünen hinterher.

Holo
21.03.2013, 19:18
Die Zeit verflog, Noel hatte sich dazu entschieden, den Wolken beim vorbeiziehen zuzusehen. Das wäre entschieden spannender als die Dorfrunde. Seit etwa einer Stunde schon starrte er schläfrig in den Himmel, sanfter Wind strich schmeichelnd durch sein Haar und die Ruhe aufgrund der Distanziertheit seiner Position vom Mob ließen ihn seine Augen schließen.
Eine Weile verblieb er so, genoß die Ruhe.

Erst, als er eine allzubekannte, melodische Stimme entfernt vernahm, richtete er seinen Kopf auf und sah zur Bühne. Warmer Honig floss durch seine Brust.
Kleine Elfe.

Offensichtlich war sie sehr aufgewühlt, wohl wegen dem Hauptmann, so schloss Noel. Doch ansonsten schien es ihr gut zu gehen, wie er beruhigt feststellte.
Lächelnd wartete er darauf, was sie wohl zu sagen hatte. Vielleicht würde sie am Ende sogar aus Zuneigung für ihn stimmen?

Noel. Lass uns nach Hause gehen. Jetzt.

Etwas verwundert drehte Noel seinen Kopf nach rechts; Deus saß neben ihm auf der Bank, den Blick ungewöhnlich düster.

Warum? Sieh nach vorne, Hündchen, meine kleine Elfe ist gerade erschienen. Das werde ich doch nicht-

Lass uns gehen. Ich meine es ernst.

Der Wolf sprach völlig ohne Spott und Hohn, und Noel tat das schon selten, also wusste er, wovon er redete. Ruhig wanderte sein Blick wieder auf die Holzbühne. Luise sah sich noch unsicher in der Masse um, zitterte ein wenig.
Sie war so unbeschreiblich süß.

Verzeih... ich weiß nicht, was mit dir los ist, Deus. Aber wie könnte ich gehen, wenn sie etwas zu sagen hat? Das will ich nicht. Die Motte flattert auf das Licht zu, und nicht von ihm weg.

Deus ließ leicht den Kopf hängen und knirschte stumm mit den Zähnen.
Noel schenkte ihm keine weitere Aufmerksamkeit und ließ seine Sinne wieder zum Wesentlichen schweifen: Dem Engel.

"L-liebe M-mitbürger. B-bitte seid n-nicht wütend auf T-tyrell. Es ist meine Schuld, d-dass der H-hauptmann starb... weil i-ich nicht rechtzeitig s-seine V-vergiftung bemerkt h-habe und Herr H-hirschdung-Apfelriese..."
Hm. Natürlich, wie immer gab Luise sich die Schuld für Alles, war sie doch so herzensgut und rein. Einmal mehr flammte das Bedürfnis in Noel auf, dieses zerbrechliche Ding zu beschützen.

"W-wi auch immer. Ich möchte jemanden n-nominieren, d-der mir heute m-morgen in der Apotheke großen B-beistand geleistet hat."

Noel stoppte im Denkvorgang. Er spürte, wie sein ausgemerkeltes Herz begann, Luft zu schnappen und schneller zu schlagen.
Bei den dreizehn Niemanden der Niemalswelt, kann das sein... ?

Noel, du solltest wissen-

Still jetzt!

"Jemand, der mich trotz Kopfschmerzen unterstützt hat. Jemand, der wahrscheinlich immernoch unter Kopfschmerzen leidet, weil er den ganzen tag so aufopferungsvoll war...

Noels Mundwinkel zogen sich träumerisch nach oben. Das war er, der Moment, von dem er geträumt hatte, seit er in dieses Dorf gezogen und das erste Mal in seinem Leben einen Lichtstrahl gesehen hatte. Einen Lichtstrahl in Form einer kleinen, rothaarigen Gestalt. Nicht, dass es ihm irgendetwas bedeuten würde, Hauptmann zu werden... es ging um Luise. Gleich hätte Noel endlich Gewissheit, das seine kleine Elfe ihn nicht hasste. Das würde der erste Sympathiebeweis aus ihrem Munde werden, seit er sie kannte. Sein Gesicht brannte und wahrscheinlich würde er jede Sekunde an Herzversagen dahinsiechen. Aber wenn er nur lange genug lebte, um die Worte aus ihrem Mund zu hören... ! Er wäre so glücklich.

Noe-

SCHNAUZE!

Das Mädchen holte ein letztes Mal tief Luft, bevor sie zu sprechen begann. Noels Herz pochte wie verrückt, als sein Grinsen endgültig wie weggetreten wirkte und er fröhlich die Ohren spitzte.

"I-ich möchte, dass Tyrell (Ligiiihh) Hauptmann wird."

Millionen graue Glasscherben regneten herab und rissen seinen Körper in blutige, trostlose Fetzen. Von ihm blieb nichts übrig als eine erbärmliche Gestalt, die atemlos in sich zusammensackte und auf ihre Knie starrte. Es war ein beispiellos zerstörerischer Moment.

Vielleicht war es nicht, was sie gesagt hatte... doch wie sie es gesagt hatte... mit einem Lächeln im Gesicht, das wohl echter war, als jedes, dass er je bekommen hatte. Begegnete sie ihm doch stets nervös und ängstlich. Aber seinen Namen hatte sie reinlächelnd gesagt, vor allen Dorfleuten.
Kein Funke Unsicherheit. Ohne, dass er es merkte, entlief Noels linkem Auge eine Träne, die sich zuerst den Weg über seine blaue Wange bahnte und schließlich auf seinen schwarzen Mantel heruntertropfte.

"Warum... ?"

Neben dem apathischen Noel schüttelte der etwas ratlose Deus den Kopf.
Ab und zu könntest du ruhig auf mich hören, Noel. Nun, ich schätze, Belehrungen sind gerade unangebracht. Das war nur eine Nominierung zum Hauptmann. Das Amt juckt dich nicht, es steht in keinem Zusammenhang zu ihrer Sympathie dir gegenüber.

Ja, das stimmte. Deus hatte recht, das war doch nur eine Nominierung, wahrscheinlich hatte seine kleine Elfe nichtmal an ihn gedacht, es gab nicht den geringsten Grund, anzunehmen, irgendetwas an dem Verhältnis der beiden hätte sich geändert.
Ich habs! Ich werde einfach ihre Gedanken lese-

NEIN!
Noels Tatoo fing urplötzlich höllisch an zu brennen, stöhnend fuhr er sich mit der linken Hand an die Wange, verkniff sich einen Schrei.
Normalerweise hatte Noel seine Gedankenlesefähigkeit nie auf Luise angewendet. Bei jedem, aber nicht bei ihr. Das wäre ihm wie ein Eindringen in ihre Privatsphäre erschienen, eine Verletzung ihrer heiligen Grenze. Aber als er es jetzt versuchen wollte, funktionierte es nicht.

Verdammt, Deus! Warst du das?!

Ja Noel, das war ich, hrr! Erspar es dir um Himmels Willen, jetzt auch noch in ihren Kopf zu blicken! Lass es bleiben, Bengel!

Du hast mir gar nichts zu sagen! Ich mache, was ich will!
Ein erneuter Versuch. Wieder brannte seine linke Gesichtshälfte höllisch, intensiver als vorher nun. Noel musste sich mit den Händen im Mantel festkrallen, um nicht zu brüllen.

Was... was hast du mit mir gemacht?!

Der Wolf sah mit einem undeutsamen Blick weg, knurrte kurz.

Du kannst jetzt nicht mehr gedankenlesen. Wenn du es versuchst, brennt dein Tattoo. Jedes Mal stärker. Glaub mir, ich mache das, weil ich dich leiden kann. Diese Fähigkeit wird dich nicht glücklich machen.

Du dreckiger Köter, gib mir-

Doch da war der Wolf bereits verschwunden. Das wars, kein Gedankenlesen mehr. Stumm sank Noel auf der Bank zusammen, sein Blick fiel auf die Bühne; Luise schüttelte Tyrell lächelnd die Hand, welcher breit grinsend in die Masse winkte.

Wie ironisch. Hatte er den Burschen gerade noch in den Schlamm geworfen, war es nun Tyrell, der Noel wie einen Hund zusammentrat und ihn in den tiefsten Dreck warf.

Mit zitternden Augen und einer Kälte in der Brust, die ihm übel werden ließ, erhob Noel sich schlurfend von der Bank und schlich stumm in Richtung seines Hauses davon.

Zirconia
21.03.2013, 20:14
Rekon bekam das ganze Geschehen nur so halb mit, da er noch große Trauer empfand. Trauer, die einem verstorbenen guten Freund galt. Jedoch sah er, dass Noel aus irgendeinem Grund Schmerzen erlitt, obwohl jener das verbergen wollte. "Noel De'chrones'tulem... Was ist nur los mit diesem Bengel... Starrt manchmal gedankenverloren in die Gegend, verschließt sich vor uns, doch trotz allem will er sich selbst zum Hauptmann wählen..." Rekon lief Noel hinterher. Er interessierte sich für diesen Jungen. "Noel, alles okay bei dir?" Dies waren die Worte, die er ihm hinterher rief, jedoch reagierte er nicht. Desweiteren sah Noel auch recht müde aus, weshalb Rekon sich entschlossen hat, ihn in Ruhe zu lassen und am nächsten Tag noch einmal darauf anzusprechen. Rekon kehrt zum Dorfplatz zurück, um sich das Geschehen weiter anzusehen.

Ligiiihh
21.03.2013, 20:57
Luises Wahl auf Tyrell überraschte ihn doch sehr. Mit leicht geöffnetem Mund stehend und sichtlich verwundertem Blick irrte er mit seinem Gesicht ein wenig durch die Luft, seine Sicht bei Luise endend. Er schüttelte kurz den Kopf und trat ihr näher: "Luise... hast du dir das gut überlegt? Du musst das nicht tun, nur, weil ich heute ein bisschen für dich da war, immerhin ist doch Konrad dir gegenüber viel aufopferungsvoller, dein Cousin!" Luise schaute verschüchtert zur Seite und nickte einmal kurz. Was wollte er noch von ihr? Wie auch immer, er wäre in dieser Situation lieber dankbar ihr gegenüber. "Nun, was soll ich sagen... dankeschön! Das hätte ich nicht erwartet." "I-ist schon gut, Tyrell, i-ich v-vertraue dir nur..."

Eine ganze Weile standen beide da, in der Menge stehend mit verschiedenen Ausrufen. Darunter ein motivierendes "Ach, Tyrell ist weiß Gott keine Fehlwahl! Würde mich nicht stören, wenn er das in die Hand nehmen könnte!". Unbeholfen lächelte Tyrell nur zurück und winkte ein wenig bescheiden. In der Ferne sah er dann Noel für einen Augenblick wegtreten. Sein suspekter Gesichtsausdruck folgte ihm, bis Noel in einen toten Winkel verschwand. Er dachte eine Weile mit einer ernsten Miene nach, dann wandte er sich wieder zurück an Luise.

"Luise, hör mir mal kurz zu."
"J-ja?", antwortete sie überrascht von Tyrells Gesichtausdruck.
"Hör mal... Noel... dieser Hübschling in dieser Kluft... hüte dich vor ihm."
"Äh... ja...?"
"Ich zwinge dich nicht auf mich zu hören...", setzte er fort, "...aber ich bitte dich wenigstens, vorsichtig ihm gegenüber zu treten."
Luises Blick schien ein bisschen ängstlich. Als würde sie gar nicht wirklich wahrnehmen wollen, was Tyrell zu sagen hatte.
"Hör mal... es geht mir dabei nicht um Noels Vergangenheit, über die wir nichts wissen und wahrscheinlich sowieso nicht ganz koscher ist (oh Gott, dieses gruselige Tattoo) oder Machenschaften... da kann jeder Mensch anders sein, egal, was er durchmachen musste... aber er hat gewisse Eigenschaften an sich, die geradezu unmenschlich sind... er handelt nicht mit Herz... nicht mit einem richtigem... ich bin ehrlich. Ich fürchte mich vor ihm. Er ist nahezu unberechenbar, aber ich weiß, dass dieser Kerl verdammt widerlich ist, nach der Aktion, die er gerade mit mir getrieben hatte. Er scheint ein gewisses Händchen dafür zu haben, Leute zu täuschen."
Bei den nächsten Worten wurde Luise jedoch etwas hellhörig.

"Was ich jedoch glaube zu wissen... du bist die einzige Person, zu der er ehrlich ist... ich will dir nicht sagen, dass du dich nicht von ihm um den Finger wickeln lassen sollst, aber... nutze seine Sympathie dir gegenüber weise... damit dir nichts passiert... in Ordnung? Mit mir hat er es sich leider verscherzt, ich kann ihm allerdings schlecht verbieten, sich aus den Dorfangelegenheiten rauszuhalten. Er trat immerhin freiwillig für das Schicksal unseres Dorfes... und dessen Bewohner hervor, also muss ich das akzeptieren. Also... pass auf dich auf."

Mit schwindelndem Kopf und einer Hand auf der Stirn setzte dies einen Punkt bei Tyrells Appell an Luise. Er wartete noch ein wenig ab, dann würde er wieder nach Hause gehen und sich endlich an seinen Tee setzen und ihn lange genug ziehen lassen, um friedlich den Tag zu beenden.

Zitroneneis
21.03.2013, 21:06
Auf sich aufpassen sollte sie? Und sich in Acht nehmen vor Noel. Es war seltsam, wie viele Leute das sagten. Auch ihr Vater Adalbert hatte Bedenken geäußert und Konrad wirkte ebenfalls besorgt. Hatte ihr mulmiges Gefühl gegenüber dem jungen Mann sie etwa doch nicht betrogen? Konnte es sein, dass es dabei um mehr ging, als nur um dieses blutrote Haar und das seltsame Mal in seinem Gesicht? Konnte es sein, dass Noel anderen Menschen anders gegenüber trat als ihr? Warum sollte er das tun?
Und... was war nun zwischen Tyrell und Noel gewesen? Was war diese Aktion, die der unheimliche Mann mit dem jungen Bastler getrieben hatte?
Luise öffnete den Mund, um zu fragen. Doch bevor sie einen Ton herausbrachte, überlegte sie es sich anders. Tyrell schien wirklich besorgt zu sein, sie musste ernstnehmen was er sagte, wenn sie sein Bemühen nicht mit Füßen treten wollte. Und das wollte sie gewiss nicht. Genausowenig, wie sie in ein Fettnäpfchen treten wollte, indem sie ihn nach dieser "Aktion" fragte.
Auf der anderen Seite, wenn sie wissen wollte, ob Noel tatsächlich zwei Gesichter trug - wäre es dann nicht am besten, wenn sie versuchen würde, ihn etwas besser kennenzulernen? Bisher hatte sie immer versucht, ihm auszuweichen. Noch mehr als allen anderen Dorfbewohnern. Vielleicht sollte sie einfach einmal von sich aus ein Gespräch mit ihm beginnen. Am besten ein seichtes, unbefangenes. Ein ungefährliches. Genau - morgen würde Luise zur Bibliothek gehen, um nach einem Buch über ein harmloses Thema zu suchen, über das man gut philosophieren konnte. Ein Thema wie - Schiffbau. Luise hatte erst einmal im Leben ein Schiff gesehen, aber es handelte sich bestimmt um ein spannendes Thema.
Plötzlich bemerkte sie, dass ihr Mund immer noch offen stand, ohne dass sie etwas gesagt hatte. Also schloss sie ihn wieder, nur um sich dadurch noch dümmer zu fühlen. Schließlich sagte sie einfach:
"Danke. Ich... ich werde vorsichtig sein. Und danke, d-dass du dir Sorgen machst."
Sie bemerkte, dass Tyrell die Hand an die Stirn gelegt hatte. Da dämmerte ihr etwas.
"Ähm... h-hast du etwa noch immer Kopfschmerzen?", fragte sie schuldbewusst. "I-ich will dich nicht aufhalten. W-wenn es dir schlechtgeht, dann ruh dich besser aus."
Dann hellte sich ihre Miene ein wenig auf. "Ähm, weißt du...", begann sie schüchtern. "I-ich dachte gerade... du w-wohnst ja ganz alleine, a-also musst d-du dir bestimmt noch etwas zu Essen m-machen... mit den Kopfschmerzen... und da dachte ich..." Scheu brach sie ab und wischte sich nervös die Haare aus dem Gesicht. "W-wenn du magst, k-kannst du ja heute b-bei uns z-zu Abend essen. Konrad f-fastet im M-moment u-und mein Vater i-ist noch krank... also b-bleibt immer v-viel übrig. E-es ist nichts b-besonderes, aber... ähm... man k-kann es essen und ähm... du musst nicht mit Kopfschmerzen kochen... und wir k-können den Kräutertee auch bei mir kochen. Das heißt... äh... wenn du willst."

Mephista
21.03.2013, 21:34
[Haltero de Platz: Konrad und Lumi, ggf. Peter, aber kommt auf die Zeit an. Brunhild tauscht alten Köter gegen flinkes Frettchen und übernimmt die Weltherrschaft. Oder so.]

Viviane
21.03.2013, 21:35
Luminitsa. Ein schöner Name. Er hatte von den reichen Männern weit, weit im Osten gehört, die Tsaren hießen, oder so ähnlich. Ob sie wohl so eine Zarentochter war, auf der Suche nach ihrer Familie? Und ob es in ihrem Land üblich war, das Frauen alleine mit Frettchen im Gepäck durchs Land zogen. Vielleicht war Lumi nur ein Wort für Hermeline – und Luminitsa bedeutete Prinzessin der Marder. Als der schwarze Marder vorhin mit seinem Brötchen in der Menge verschwunden war, fühlte Konrad das etwas Höheres am wirken war. Manchmal war das einfach so, das er sich treiben ließ und am Ende da herauskam, wo Gott ihn haben wollte.

„Nichts passiert ohne Grund“, hatte sein Meister immer gesagt, wenn er mal wieder ein Brett verschnitten oder eine Diele uneben gehobelt hatte. Er hatte immer Recht behalten, denn auch wenn die Hölzer dann anders verbaut wurden hatte es sich als Fügung herausgestellt – mal war eben dieser Ausschuss die letzte Färbung, die man für eine Reparatur brauchte, dann hatte ein Brett grade die richtigen Maße um beim Dielen legen an eine Wand anzugrenzen.
Und von Luise hatte er gelernt, das nicht jedes Unkraut wirklich ein Unkraut blieb – wenn man nur seinen Namen kannte.

„Jeder ist seines Glückes Schreiner.“, murmelte er leise. „Sag Mal Lumi, wo schläft dein Freund denn?“ „Na hier drin.“, sie klopfte auf ihre Tasche, in der es verdächtig klackerte. „Ich könnt ihm ein Schlafkisterl machen, weißt du mit Heukissen und Decke zum verkriechen. Zwar bin ich kein Marder, aber vom schaukeln wird mir immer schlecht.“, er grinste. „Versteh nicht, was die Leute am Boot fahren so toll finden. Ausser den Fisch, natürlich.“
Er grinste weiter und rieb sich nachdenklich die Stirn. „Ist nur so, wir haben hier im Dorf meiner Meinung nach zu viele Jäger und kaum einen der sonderlich viel für Tiere hier übrig haben will. Naja, wenns nicht grad ein dressierter Mops ist oder ein Pferd, das für sein Futter arbeitet. Dein Freund sollte besser nicht so sorglos hier herumlaufen. Weißt du, die letzten Jahre haben die Leute hier bissig gemacht. Wie... Wölfe in einem besonders kalten Winter. War nie einfach hier, auch wenn alles friedlich scheint und den meisten hier runde Bäuche gewachsen sind.“ Lumi und Django waren voll damit beschäftigt sich über das Bündel mit Essen herzumachen. Also beließ Konrad es dabei, sie beim essen zu beobachten und freute sich darüber das ihre Miene sich mehr und mehr aufhellte.

Konrad blickte ein wenig wehmütig in Richtung Luise und ab und zu streifte sein Blick nachdenklich die Nonne Maria. „Sie werden so schnell groß.“, murmelte er, in Gedanken bei Marias Worten von wegen "Noel sei ja alt genug zum heiraten" - und damit war natürlich er selber auch gemeint. Django leckte grade auf der Suche nach Futterresten Konrads Finger ab und versenkte die spitzen Zähnchen im letzten Stück Rosinenkuchen mit Beerenmus, das übrig geblieben war. „Na, Frettchen bleiben so. Was du meinst sein Stinkemarder. Django sein kein dicker Stinkemarder.“
„Meinst du dein Django wird immer bei dir bleiben? Ich meine, haben nicht alle Tiere irgendwann das Bedürfnis eine eigene Familie zu gründen?“ „Django und ich sind Familie. Wir sorgen uns umeinand' und nja beißen uns durch. So sagt man doch – durchbeißen? In guten und schlechten Zeiten. Ist auch einfacher so, weil was er weniger isst als ein Kerl. Das kann ich dann haben. Besser für mich auf jeden Fall.“

Konrad bewunderte Lumi. Nur daran denken zu können was für einen selber das Beste war. Er dachte immer zuerst an die andren. Gott, Familie, Nachbarn. Da blieb am Ende kaum Zeit für sich selbst – weder für Gedanken noch für andere Dinge. Und am Ende sitzt man hier, so wie jetzt, die die man lieb hat sind plötzlich „alt genug zum heiraten“ oder "alt genug um den Löffel abzugeben" weil die Kirche oder die Dorftratsche das so sagt und man selber ist aber nicht alt genug um für ein ehrenvolles Amt in Frage zu kommen. Oh schnöde Welt.

Vielleicht gab es ja eine andere Aufgabe für ihn. Tagein, taugaus zu ackern und sich nur des Nachts an einem Humpen Bier erfreuen zu dürfen (und der war für diese Tage ja eigentlich tabu...) das war nicht das, was er sich erhoffte. Als er als Kind hierher gekommen war um Luise zu besuchen, da war eines ganz besonders gewesen – ein Mosaik im Kloster, in dem auch Maria lebte. Das Lied, das darunter eingemeißelt war hatte er nie vergessen können.
„Vögel, ihr himmlischen Brüder mein,
wie hat euch der Schöpfer bedacht!
Frei dürft ihr fliegen und fröhlich sein
in bunter und zierlicher Pracht!
Er schenkt euch das Futter und Quellen rein,
ihn sollt ihr loben und dankbar sein!“

„Genau – Vögel. Was sagst du Konrad. Komische Vögel, eindeutig zu viele in diesem... Ort.“ Konrad hatte gar nicht bemerkt, das er leise zu singen angefangen hatte und räusperte sich verlegen. Seine Stimme war nicht besonders gut... „Ja, ne Menge komischer Vögel.“ Konrad blickte Lumi nochmal an. Diesmal zog etwas tief in seinem Inneren, das mehr weh tat als die Erkenntnis das er für seine Familie daheim wie auch hier für Luise und Adalbert völlig unnütz war. Überflüssig. Nicht der Rede wert. Keiner der Dörfler hatte ihn auch nur in Betracht gezogen. Und doch gab es etwas, das noch tiefer an ihm rührte. Schicksal nennt man das wohl. „Weißt du Lumi, ich bin auch nicht von hier. Und ich denke es wird bald Zeit für mich weiterzuziehen. Wenn du magst, begleite ich dich, wenn du weiterreist.“ Er lächelte. Doch seine Augen blieben traurig, bis er sich aufs Bein klopfte und mit einem Blick auf Peter aufstand. „Doch jetzt, meine Dame“, er deutete eine Verbeugung an und zog Lumi nach oben, „besorgen wir euch einen Schlafplatz. Und zwar im vorzüglichsten Haus des Ortes.“
„Meinst du das, wo der Tote liegt? Ist größtes Haus von allen.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Nein ich meine das Haus, wo Bier und Wein in guten Holzfässern reift und die Kammern voll mit Leckereien sind. Auf auf, Lumi-Tsarentochter. Auf ins Wirtshaus. Nach dem Schrecken des Tages haben wir uns einen Trunk verdient." Er stieß zwischen den Fingern einen leisen Pfiff aus. "Peter! Lass uns auf unsren verblichenen Hauptmann trinken, ich geb einen aus.“

~*~ Wenig später in der "Hirschkuh" ~*~

Wie sagte man so schön – man trinkt das Bier, das einem gebührt. Und es gab da ein ganz besonders süffiges Starkbier das – Gott verzeih's – einen Mann alle Sorgen vergessen ließ. Es war der erste Abend, an dem Konrad nicht in die Apotheke zurückkehrte, sondern im Gasthaus blieb um der Sängerin zu lauschen und um sich Zeit zu nehmen um nachzudenken. Über sich und das, was er wollte. Und zum ersten Mal fiel ihm auch auf, das Brunhild sich ihm gegenüber anders verhielt als den andren Männern gegenüber. Vielleicht konnte das Lumi helfen ihre Zeit hier im warmen zu verbringen... ja, vielleicht... aber wie hatte Lumi gesagt? "Man muss die Karten richtig ausspielen. Ein Holzkopf kann auch ein einen gezinkten Würfel nicht richtig werfen."

"Oh süße Göttin des edlen Hopfenbräus! Du Engel unter den Malzerinnen!", Konrad erhob seine vierte Maß schwungvoll und prostete den Anwesenden zu, dann ging er vor Brunhild auf die Knie und griff nach ihrer Hand. "Hört mich an! Eine Erscheinung traf mich heut, wie sie dem edlen Franziskus einst erschien - und doch handelt es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Bettler, nein, eine Zarentochter, mittellos und von aller Welt und allem Glück verlassen trat in unser Dorf ein um uns mit ihrer Anwesenheit zu beglücken. Nun, vermögt ihr verehrteste Schankmaid und wohlgerundete Venus nicht nur süßen Nektar auszuschenken - eine Bettstatt und ein wenig Essen um diese Augen zum strahlen zu bringen, mehr braucht es nicht. Ihr würdet mich damit sehr glücklich machen - bin ich doch ebenso heimatlos nun, da meine Base von Schönlingen umschwärmt wird wie die lieblichste Blüte des Frühlings und damit ihr unsere Anwesenheit euch und allen andren prächtigen Dörflern nicht als Last empfindet werde ich doppelt so hart arbeiten um eure zarten Hände vor jedweder Arbeit zu schonen."
Drauf küsste er die vom Spülwasser aufgeweichten Wirtinnen-Hände so hingebungsvoll, das es einem allein schon vom Hinsehen die Schamesröte ins Gesicht trieb.

Aber nach dem fünften Maß (Unser gütiger Gott verzeiht auch diese Sünde, denn eins geht immer noch - und nach der ersten Sünd' liegt die nächste doch so nah) vergaß er aber auch Brunhild und den Weg nach Hause und alles andre und träumte von Feuerzeichen am Himmel und glänzenden Iltisnasen.

Ligiiihh
21.03.2013, 21:53
Tyrell nahm seine Hand weg und schaute ermüdet zu Luise hinüber. "Nett, für dein Angebot... ja klar, warum nicht... ich habe sowieso noch nicht viel gegessen..." "D-das ist schön, w-wirklich toll!", antwortete Luise anscheinend erleichtet. Wieso, wusste er nicht. Wieso sollte er ablehnen? Er war am schwächeln und hatte kaum noch was gegessen. Zu chaotisch verlief de Tag für den ansonstig geregelten Ablauf. Alle standen noch eine ganze Weile dort und beobachteten den weiteren Ablauf der Wahl. Viel passierte allerdings auch nicht mehr, Ross wurde zum Hauptmann ernannt und großartige Einwände gab es nicht. Alle machten sie auf, um wieder etwas Alltag in ihr Leben zurückzubringen.

Tyrell, Konrad und die neu aufgenommene Lumi, sowie Luise und andere Leute bewegten sich zu der hierigen Taverne. Fröhliches Zusammenspiel fand innerhalb dieser Wände statt, als wären alle Sorgen dieser Welt weggeblasen. Doch das Unheil, welches das Dorf heimsuchen sollte... das hätte sich keiner von ihnen ausmalen können. Wenige Stunden davor wirkte alles so friedlich...

WeTa
21.03.2013, 21:59
Der kleine Hunger war gestillt, doch der große Hunger folgte sofort und ohne Erbarmen. Auf dem Weg zum Wirtshaus tappste, klapperte und rummste Patricia durch ein Dorf, welches von Bärenstimmung ergriffen war.
Der Hauptmann war anscheinend hinüber und nun musste ein neuer her und alle wählten den Holzfäller (Fäller (R.F.)). Der war okay und gehörte zu den wenigen Leuten, die Patricia auch außerhalb des Dorfs manchmal antraf.

Einheit092
21.03.2013, 22:39
Das Dorf hatte sich für einen neuen Hauptmann entschieden, Ross Fäller sollte es sein. Man ging mit dunklen Vorahnungen zu Bett, die nicht unbegründet waren, denn das Böse wurde tätig.


Die Nacht beginnt und dauert bis Sonntag 12h, oder bis alle Nachtrollen sich entschieden haben.

Mephista
21.03.2013, 23:35
Die Debatte um den nächsten Hauptmann ging weiter, Ross hatte bislang sehr gute Aussichten, es zu werden, was Brunhilde sehr zusagte. Allerdings mischten sich unter die Hauptdebatte immer mehr kleine private Gespräche, aber das war eigentlich bei jeder größeren Versammlung früher oder später der Fall. Ihr Blick streifte gerade Konrad und das fremde Mädchen, die zum Dorfbrunnen gingen. Bei diesem Anblick und unter Beachtung, dass es bereits sehr spät war, fragte sich die Wirtin, wo das junge Ding denn heute Nacht oder auch für länger überhaupt zu schlafen gedenke. Kaum einer der Dorfbewohner hatte noch ein Bett geschweige denn ein Zimmer für solche Fälle frei und unter freiem Himmel zu nächtigen kam ob der doch noch sehr kalten, teils frostigen Nächte absolut nicht in Frage. Wenn nur ihre Gästekammer nicht gerade belegt wäre…
Moment, der Medicus, -Schande über ihn!- schien geflohen zu sein, oder von einem göttlichen Gericht vom Erdboden getilgt- ihr war es eigentlich einerlei. Genaugenommen war er ihr tot sogar lieber, da das Recht dann besagen würde, dass ihr alle seine hinterbliebenen Güter im Gasthaus gehörten- Gott vergebe ihr diese Gedanken. Aber vor allem war die Kammer frei und sie könnte das Mädchen fragen, ob es bei ihr schlafen wöllte. Als Gegenleistung kann sie ihr ja zur Hand gehen, im Wirtshaus und den Ställen gibt es immer mehr als genug zu tun. Apropos… Mit einem lauten *Patsch* knallte ihre linke Handfläche gegen die Stirn. Da hatte sie in all dem Aufruhr glatt vergessen, die Schankstube herzurichten und alles vorzubereiten. Dabei musste sie das Wirtshaus schon bald öffnen. Auf keinen Fall würde sie riskieren, in den Ruf zu gelangen, nicht püntklich zu öffnen oder ihr Wirtshaus nicht in astreinem Zustand den Gästen zu präsentieren. Und sie hatte das Gasthaus nichtmal abgeschlossen, sondern nur Rüdiger davor postiert. Diesen Meter verflohte Verfressenheit, der selbst vor seinem eigenen Schatten flieht. Sie könnte vollkommen ausgeraubt worden sein… Vielleicht total erledigt…!
Rasch lief die Frau zu ihrem Wirtshaus, vor welchem Rüdiger an gleicher Stelle lag, wo er zurückgelassen wurde- völlig regungslos. Vorsichtig stieß Brunhild ihm ihre Schuhspitze in die Seite, ein dumpfes Jaulen war die unzufriedene Antwort.
“Wäre auch zu schön gewesen…“, murmelte sie in sich hinein, als sie auch schon eiligst in die Schankstube lief, den Besen aus der Ecke nahm und begann, durchzukehren, danach die Stühle herunterzustellen und über alle Tische und vor allem den Tresen zu wischen. Dann entfachte sie ein Feuer im Ofen und eilte noch mit dem glimmenden Anzündholz in der Hand zur Gästekammer. Dort zog sie das alte Bettzeug mit einem raschen Zug ab, klemmte sich noch die dagebliebene Reisetasche des Medicus’ unter den Arm und schmiss alle in Windeseile in eine Ecke ihrer oberen Zimmer. Ebenso schnell ward ein frisches aus dem Schrank geholt, wieder nach unten gesprungen oder eher gestolpert und das Bett neu bezogen. Hastig riss sie die Fenster auf, kehrte noch einmal durch die Kammer und besah sich dann alles prüfend. Für’s erste musste das reichen, sie konnte ja morgen noch einmal perfekt nachrichten. Die Kammer wurde verschlossen und sie begann in der Schankstube hastig ein paar Krüge vorsorglich schon einmal mit Bier zu füllen. Gäste würden auf jeden Fall kommen, es kamen immer welche.
Just beim dritten abgezapften Bier betraten Konrad, Peter und das blonde Mädchen den Schankraum. Alle Hast war bei ihr vergessen, als sie die drei mit einem strahlenden “Immer hereinspaziert die Herren und die Dame! Peter, hat man dich wirklich mal von Weib und Herd weglocken können, warst ja schon ewig nicht mehr hier… und setzte den dreien jeweils einen Bierkrug vor die Nase.
Die gehen aufs Haus, dem verblichenen Hauptmann zu ehren…, meinte sie mit einem kurzen Blick auf die Fremde, ehe sie ihr schlicht zulächelte und gerade nach ihrem Namen und ihren Plänen hier im Dorf fragen wollte, als auch schon Patricia die Schankstube betrat. Mit breitem Lächeln empfang sie auch diesen oft gesehenen Gast:
Meine gute Patricia, schön Dich zu sehen, setz Dich nur, setz Dich nur, ich bring Dir gleich was zur Erfrischung und was Ordentliches für den Magen…
Geschwind wurde ein neues Bier abgezapft und vor der imposanten Erscheinung abgestellt, und alsbald wuselte Brunhild schon zurück hinter den Tresen, um die nunmehr bereits leeren Krüge aufzufüllen und danach in der Vorratskammer nachzuschauen, was sich für Patricia eignete. Mit einigen gut abgehangenen Würsten, einem halben Laib Käse und einem Kanten Brot beladen trat sie wieder heraus, schubste den neugierig-sabbernden Rüdiger unwirsch zur Seite und präsentierte die Speisen auf einem ausladenen Holzbrett. Dass Patricia sich um’s Fasten Gedanken machte, durfte mehr als angezweifelt werden, sonst hätte sie bereits an früheren Abenden protestiert.
So verging die Zeit und die grauen Gedanken an das Verscheiden des guten Hauptmannes hatten neben der Schankroutine kaum Platz, auzukeimen, und wurden entgültig verdrängt, als die Wirtin gerade an Konrad vorbeischritt, um Patricias nunmehr zum zweiten Mal geleerte Platte mitzunehmen.
"Oh süße Göttin des edlen Hopfenbräus! Du Engel unter den Malzerinnen!" , Konrad erhob seine vierte Maß schwungvoll und prostete Peter zu, dann ging er vor Brunhild auf die Knie und griff nach ihrer Hand. "Hört mich an! Eine Erscheinung traf mich heut, wie sie dem edlen Franziskus einst erschien - und doch handelt es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Bettler, nein, eine Zarentochter, mittellos und von aller Welt und allem Glück verlassen trat in unser Dorf ein um uns mit ihrer Anwesenheit zu beglücken. Nun, vermögt ihr verehrteste Schankmaid und wohlgerundete Venus nicht nur süßen Nektar auszuschenken - eine Bettstatt und ein wenig Essen um diese Augen zum strahlen zu bringen, mehr braucht es nicht. Ihr würdet mich damit sehr glücklich machen - und damit ihr ihre Anwesenheit nicht als Last empfindet werde ich doppelt so hart arbeiten um eure zarten Hände vor jedweder Arbeit zu schonen."
Drauf küsste er die vom Spülwasser aufgeweichten Wirtinnen-Hände so hingebungsvoll, das es einem allein schon vom Hinsehen die Schamesröte ins Gesicht trieb.
Bei Brunhild selbst war dies mehr als der Fall. Mit geweiteten Augen und einem Mund, der immer wieder auf und zu ging, weil sie nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Eine niegekannte Wärme breitete sich von der geküssten Hand aus in Windeseile in ihrem Körper aus, sodass sie das Gefühl hatte, sich mitten in einem Schmelzofen zu befinden. Schnell und unregelmäßig pochte ihr Herz gegen die sich rasch hebende und senkende Brust und ihr war, als würde sie gleich ohnmächtig werden.
Doch just das war es, was sie wieder zur Besinnung kommen ließ- wie könnte sie sich je erlauben, während der Ausschankes ohnmächtig zu werden, weil ein trunkener Jungspund kniend ihr Worte wie Honig zusprach in Verbindung mit einem Handkuss, der jede Burgherrin hätte neidisch werden lassen. Und eigentlich genau das war, was sich Brunhild von Konrad erhofft hatte- vielleicht ohne die Trunkenheit, aber besser als garnichts. Auch dieser Gedanke wurde gleich verbannt; was war denn auf einmal los, dass sie sich während der Arbeit so vollkommen vergaß?
Da sie wie eingefroren dastand und 10 Augenpaare auf ihr lagen (Rüdigers nur, weil er sich erhoffte, dann Patricias Platte abschlecken zu dürfen), entzog sie ihre Hand Konrads griff, rieb sich vergessen mit der anderen über die geküsste Stelle und meinte:
“Ähm…nun, ja, natürlich kann das junge Fräulein hier bleiben…äh ja. Ich habe die Gästekammer bereits für Dich hergerichtet, weil ich auch schon daran dachte- ähm…Mädchen, ja…komm, komm am besten mal mit, dann zeige ichs Dir und Du kannst Dich gleich zu Bett begeben, wenn Du magst…“
Mit einem Kopfnicken wies sie die blonde Fremde an, ihr zu folgen, führte sie zu der Kammer, erklärte ihr fahrig alles Notwendige und händigte ihr schließlich den dazugehörigen Schlüssel aus. Die Wirtin kam zurück in die Schankstube, in der die beiden Männer am Tresen bereits ihre nächste Runde forderten und Patricia ebenfalls schon ungeduldig wartete. Rüdiger war zu ihr getrottet und sabberte fiepend auf ihren Rocksaum, während Brunhild noch immmer bzw. wieder über ihre Handfläche strich.
Das würde auf jeden Fall eine lange, lange Nacht für sie werden…

Holo
22.03.2013, 00:04
Still entkleidete sich Noel und warf sich auf sein Bett, zog die schwarze Satindecke über den blassen, vernarbten Körper. Es war stockdunkel in seiner kleinen Hütte. Durch die schwarzen Vorhänge konnte man schon des Tages kaum etwas sehen, doch Nachts war es beinahe pure Finsternis.

Noel lag auf der Seite und hielt sein silbernes Amulett in der einen Hand, während er es mit der Anderen streichelte wie ein lebendes Wesen. Sein Körper zitterte, obgleich der wärmenden Decke und der junge Mann fühlte sich innerlich wie tot.
Vor dem Bett auf dem Fußboden lag Deusexus, welcher ihn schweigend mit verdrieslicher Miene beäugte.

Noel drückte das Amulett an sich und flüsterte etwas, seine Stimme bebte.
Es war ein Singsang.



"Kleine Elfe, hast du mich gesehen?
Kleine Elfe, willst du zum Flusse gehen?

Kleine Elfe, lächelst hell da wie das Licht.
Kleine Elfe, streichle dein Gesicht.

Kleine Elfe, tanzt im Wasser galant,
Kleine Elfe, hast mich Bruder genannt

Kleine Elfe, unsere Liebe ist so rein.
Kleine Elfe, lass ewig uns zusammen sein."



Noel weinte nicht, da brauchte es mehr, als so eine wahrscheinlich nur eingebildete Missachtung seitens Luise. Aber immerhin schluchzte er stumm, und offenbar reichte dies, damit sein pelziger Freund sich Sorgen um ihn machte.

Nun reiß dich mal zusammen! Eine Hauptmannwahl, gute Güte. Du führst dich ja auf wie ein kleines Kind, was ist denn heute bloß Los mit dir?!

Noel lag mit dem Rücken zu Deus, und natürlich drehte er sich nicht, als er ihm flüsternd antwortete.

"Deus... beantworte mir eine Frage.
Habe ich es nicht verdient?
Habe ich nicht die Zuneigung eines einzigen Menschen verdient?

Ich habe jahrelang diese schrecklichen Parasiten gemordet... jeden Abend war mein ganzer Körper voll mit dem Blut dutzender Menschen. Habe ich es nicht verdient, auch endlich etwas Ruhe zu finden?!"

Der Wolf antwortete nicht. Noel wollte auch gar keine Antwort von ihm, dessen waren sich beide bewusst.
Er legte seinen Kopf auf die Pfoten, es war ein langer und ereignisschwerer Tag. Morgen würde es beginnen, das morbide Spiel der Deuses'. Hoffentlich, so dachte Deus, würde sein Schützling nicht als Erster fallen.

Noel drückte das Amulett an seinen Kopf, genoss die metallische Kälte auf seiner heißen Wange, immer noch das Lied summend und zitternd schlief er unruhig ein mit dem Bild von roten Strähnen im Kopf.

Viviane
22.03.2013, 00:22
"Die gehen aufs Haus, dem verblichenen Hauptmann zu ehren."
"Ihr trinkt doch sicherlich auch auf den verehrten Hauptmann, nicht Brunhild?"
Natürlich tranken alle auf ihren braven verblichenen Hauptmann.

"Und noch einen auf die Gesundheit von Lumi-Zarentochter hier. Trinkt Leute, die Rechnung heute Abend nach der ersten Runde geht heute auf mich."
Wie Lumi gesagt hatte - Essen für lau ließ man sich nicht zweimal sagen.
"Und auf Peter, den Prachtkerl, einer der wenigen in diesem Dorf bei dem man weiß, was man an ihm hat."
Auf Peter!
"Und einen auf den alten Kirschbaum, möge er noch 100 Jahre dort stehn!"
Auf den Kirschbaum!

[...Es folgt der leidenschaftliche Handkuss...]

Konrads Geldbörse war merklich schnell leer geworden, dafür stieg die Stimmung im Wirtshaus bei jeder Runde die er ausgab um einiges an. Als Konrad die Stimme wieder erhob blickte er Brunhild verheißungsvoll und lange in die Augen.
"Und..." Leckte sich über die vollen Lippen. "...noch einen..." Legte den Kopf auf seine Hand, während sein aufgeschnürter Hemdsauschnitt einen großzügigen Blick auf die festen, geschmeidigen Muskeln freigab. Eben als Brunhild die fünfte Maß zapfte, beugte er sich über den Tresen und fuhr mit dem Zeigefinger seiner freien Hand den Rand ihres heruntergerutschten Schürzenträgers nach und zog ihn mit einem Zwinkern wieder an die richtige Stelle. "einen für das Beste... zum Schu... uhuss." Dann fiel sein Blick in ihr Dekollté.

Und nur einen Wimpernschlag später auf den treuen Schäferhund Rüdiger, der sich nun an sein Bein drückte.
"... und zwa..~haaar.. einen auf... Rü-rü-rüdigaaa..~har. Weil ... er ~aaalles richtig macht, die treue Seele. Sie säen nicht und er ernährt sie doch, hm? N' Hund müsste man sein. An eurem Kachelofen liegen, verehrte Wirtin, den goldenen Stimmen der holden Maiden lauschen die sich hierher verirren und keine Sorgen haben, als den besten Sonnenplatz zu finden. Jaah... das wär schon was." Konrad ging auf die Knie, nachdem er umständlich vom Stuhl geklettert (und halb gefallen) war, kraulte Rüdiger hinter den Ohren und streichelte ihm über den Bauch, bis dieser vor Wohlbehagen anfing leise zu brummen wie eines der aufgezogenen Spielzeuge von Tyrell.
"Was hälst du davon Lumi, du und Django und ich und Rüdiger, hm?" "Wie meinen?" Seine einzige Antwort war ein breites vorfreudiges Grinsen, das ihn einige Jahre jünger (und um einiges weichbirniger) wirken ließ. "Wir lassen es uns gut gehen Rüdiger, du alte Wurst.", murmelte er dem Schäferhund liebevoll zu, der leise und erwartungsvoll japste und ihm einmal übers Gesicht schleckte.

~*~

Konrad stand nach den 5 Bier zwar nur noch auf halbwegs festen Beinen, es gelang ihm aber noch in der Speisekammer ein besonders lang eingelagertes Bier aufzutreiben.
"Adalbert krank, Tyrell krank, Noel beißt wie ne Zecke und der Hauptmann ist tot. Wenn ich Ostern noch erlebe - das wär'n Wunner." Was musste er wohl tun um Brunhild dieses kostbare Fässchen abzuschwatzen? Er war ganz gut im Geschichten erzählen, immerhin hatte er ein Gedächtnis wie ein Eisenholzbaum seine Rinde. Würde er wohl mal nachsehen, was seine hochverehrte Arbeitgeberin so tat. "Wenn ichs mir nu recht bedenk, kann ich froh sein wenn ich hier wegkomm bevor mich irgendwer verheiratn will tun. Luise braucht mich ja nu nich mehr - sie hat ja Tyrell. Bei meinm Barte. Nu ich kann nich lesen, nich - egal was für Briefe die mir hinnerherschniggn, kann mir nu egal sein. Kann die ja nicht lesn, nich." Er wirkte höchst zufrieden über dieses ausgefuchste Detail seines "Fluchtplans". "Und wenn i nich lesn kann, sag ich Bruni einfach ich hätt gedacht dassei das Fass dassi nur fürs Restbier hernimmt. Kann ja nich lesn tun." Ein Hammerschlag, ein Bierhahn flugs aufgedreht, ein voller Krug zur Güte. "Prost, Konrad, du alter Hund, du. Auf dich. Mögen dir deine Locken nie ausfallen. Prost du Teufelskerl."

Das (ein wenig leichter gewordene) Fäßchen sorgsam unter einen Arm gepackt und aus Gewohnheit eine feine Wurst für Rüdiger eingesteckt, stromerte der Lockenkopf los und schlingerte zurück in den Schankraum, wo er sich am warmen Kachelofen ausstreckte wie ein fauler Braunbär und sich wohlig die Brust kraulte. "Wenn wir die Banditen im Wald finden könnten... auf die ist ein Kopfgeld ausgesetzt, wisst ihr?" "Kopfgeld?" "Aye, Kopfgeld. Damit könnte man sicher was machen." "Wenn man den Kopf hat, klar. Aber woher solln wir den Banditenkopf kriegen - bevor die Banditen aus uns Gulasz machen? Dumme Plan, Dummkopf."

"Nur noch nicht ganz... ausgereift... wir könnten ja den Wyrm zu ihrem Versteck.. locken. Der macht das dann schon für uns.", murmelte Konrad schläfrig und spielte mit Rüdiger, der neben dem Ofen lag das "erschieß mich"-Spiel. Der Hund hob aber immer schneller als er die Pfoten... als Konrad zum vierten Mal "getroffen" zu Boden fiel war es das letzte an was er sich erinnerte. Irgendwie war er aber in seine Werkstatt in der Apotheke gekommen. Irgendwie nur mit dem Kopf voraus in einem Korb voller Lavendel. Und Fuchsbaby. "Ein Hund müsste man sein", seufzte er glücklich und zufrieden mit sich und der Welt und dem Bauch voller Bier und dem Mund voller Fuchsschweif.

Himbeereis
23.03.2013, 09:58
Unsicher drückte Viktoria Luise noch immer die Hand, als sie merkte das Luise sichtlich nervös wurde, während die beiden den vollen Dorfplatz betraten.
Konrad lief auf die beiden Mädchen zu.
Er begrüßte Viktoria höflich und sie lächelte ihm freundlich zu als er schließlich zu Lusie sagte: "Luise... es ist etwas passiert"
"Ich... weiß. Weil ich schuld... dran bin.", stammelte Lusie ihm als Antwort zu.
Viktoria neben ihr schüttelte den Kopf langsam hin und her. Es schien für sie noch immer unbegreiflich, dass Luise das denken konnte.
Während Konrad Luise als Antwort in ihren Mantel wickelte und sich mit ihr an den Brunnenrand setzte.
Plötzlich huschte ein glühendes Licht über den Wald hinweg.
„Hast du das Feuer gesehn, Konrad!“ „Das war eine Schnuppe, nicht?“ „Nein, das war der Wyrm, aus dem Wald, der Feuer gespeit hat.“ Konrad lächelte den beiden zu: „Ich denke, es war ein himmlisches Zeichen, das unsrem guten Hauptmann den Weg zeigen soll. Ihr betet heute abend für ihn, ja?“ "Ja, das machen wir!"
Viktoria blickte noch einen Moment lang gedankenverloren in den Himmel und dann zurück zum Dorfplatz.
Gerade als sie überlegte, wen sie zum Hauptmann wählen sollte, sagte Konrad zu ihr, :"Was denkst du, was es wirklich war?"
Sie sah ihn an. Einen Moment lang schien sie zu überlegen und es nicht recht zu wissen.
Schließlich antwortete sie, :"Ich weiß es nicht, aber irgendwie macht es mir ein mulmiges Gefühl. Ich denke ebenfalls, dass es ein Zeichen für uns ist, aber wer sagt uns das es ein positives ist?"
Sie starrte wieder auf die Menschen die auf dem Dorfplatz standen und sich darum stritten, wer heute zum Hauptmann gewählt werden sollte.
Schließlich beschloss sie innerlich sich aus dem ganzen Streit heraus zu halten und sich zu enthalten. So wie sie es fast immer tat. Sie wollte lieber unauffällig bleiben und sich nicht zur Schau stellen, indem sie am Ende jemanden wählte der den meisten des Dorfes nicht gefiel.

Am Abend dieses Tages machten sich die anderen Dorfbewohner auf den Weg um im Wirtshaus noch etwas zu essen.
Viktoria nutzte die Gelegenheit um unbemerkt nachhause zu laufen, wo ihre Mutter schon auf sie wartete.
"Wo warst du so lange?!", fragte sie streng.
"Weg", antwortete Viktoria nur, weil sie keine Lust hatte ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Ihre Mutter hatte also nicht mitgekriegt, was passiert war. Sie hatte nicht mitbekommen, dass der Hauptmann vergiftet wurde, ihr war nicht aufgefallen das der Dorfplatz voll gewesen war, weil dort der neue Hauptmann gewählt worden war.
Viktoria rannte in ihre Kammer und schloss die Tür hinter sich.
"Viktoria Valeria von Eichenstein!", brüllte ihr ihre Mutter hinterher und lief ihr nach.
"Hast du so schlechte Ohren?! Ich habe dich gefragt wo du dich den ganzen Tag herum getrieben hast?", sie glühte fast vor Wut.
Viktoria gab ihrem Hund, der auf ihrem Zimmerboden lag ein paar Brutkrummen aus der Hand. Er leckte sie auf. "Ich war auf dem Dorfplatz."
"Was macht eine junge Frau wie du auf einem Dorfplatz?! Viktoria Valeria das geht zu weit! Ich möchte das du tagsüber deine Arbeit erledigst in der Schneiderei, die nun schon seit 5 Generationen in der Familie der von Eichensteins geführt wird! Ich habe dich gebeten deine Arbeit ernst zu nehmen. Ich dachte wir hätten uns darauf geeinigt?!"
"Haben wir auch, Mutter", entgegnete Viktoria kleinmütig.
"Gut! Dann möchte ich das du das tust und dich nicht zum Vergnügen auf dem Dorfplatz herumtreibst."
"Okay", nickte Viktoria.
Ihre Mutter haute die Tür hinter sich zu.

Viktoria legte sich ins Bett und weinte, wie so oft. Es war einfach zu viel. Sie vermisste ihren Vater in den Momenten. Ihre Mutter verbot ihr alles woran sie Spaß hatte. Es gab nur eine Sache die sie ihr nicht verbieten konnte!
Viktoria erhob sich wieder, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und ging zu ihrem Schrank. Dort hatte sie ihre Lockenwickler versteckt. Sie drehte sie mit viel Geduld in ihre glatten braunen Haare. Während die Lockenwickler in ihren Haaren steckten schlüpfte sie, nachdem sie sicher gestellt hatte, dass ihre Familie schlief, in ihr rotes Kleid mit den Schleifen. Das schönste Kleid was sie besaß.
Sie schmierte sich das grüne Färbemittel in das inzwischen gelockte Haare.
Dann setzte sich die weiße Halbmaske auf und schlich aus dem dunklen Haus in den Garten um durch den Wald zum Wirtshaus zu laufen. Dort war die Stimmung bereits gehoben. Viktoria schlich sich zur Hintertür und das so das niemand sehen konnte woher sie gekommen war.
Dann lief sie durch diesen Eingang auf die große Fläche innerhalb des Wirtshauses, in der sie jeden Abend auftrat.
"Die rote Viola!", rief sofort jemand aus dem Publikum.
Viktoria scherte sich nicht darum, sie begann einfach zu singen und ließ alle Gefühle des heutigen Tages in ihre Stimme einfließen.
Die Traurigkeit von Luise die sie zutiefst bewegt hatte, sie mochte sie, hatte sie lieb gewonnen und wollte gerne eine Freundschaft mit ihr aufbauen. Die Wahl des Hauptmanns, den Schock darrüber, dass der alte Hauptmann tot war. Die Wut auf ihre Mutter.
All das floß in ihre Stimme und ließ diese aufbeben. Niemand erkannte sie, niemand wusste, dass es die langweilige Viktoria Valeria von Eichenstein war, die auf der Bühne stand und mit all ihren Gedanken sang. Die nun vollkommen abwesend war und in der Musik war. Die gerade nicht sie selbst war.
Als sie ihre Stimme ruhiger werden ließ und sich nach dem letzten Ton verbeugte applaudierten die Menschen für sie.
Sie lächelte, dann rannte sie einfach hinaus. Raus in den dunkelen Wald und nachhause. Ob ihr jemand hinterherrannte bekam sie nicht mehr mit.
Sie war mit den Gedanken bereits zuhause, wo ihre Mutter nicht merken durfte, dass sie weg war.
Sie wusch ihre Haare in dem Regenauffangbecken vor dem Haus aus, lief hinein, zog ihr Kleid aus und kämmte ihre Haare, solange bis sie wieder glatt und langweilig von ihrem Kopf hingen. Dann legte sie sich ins Bett.
Sie fühlte sich gut! All ihr Ärger war vergessen, denn sie hatte es in das Lied des kleinen Elefanten gesteckt, was sie als 7-jährige von ihrem Vater gelernt hatte.

Zitroneneis
23.03.2013, 11:51
Luise war froh, eine Möglichkeit zu haben, Tyrell für seine Bemühungen zu entschädigen. Außerdem hob es ihre Stimmung, dass er ihr offensichtlich nicht böse war.
Sie glaubte noch immer, dass er einen guten Hauptmann abgegeben hätte.
Nachdem die Hauptmannsentscheidung also auf Ross gefallen war, gingen beide zu Luises Haus, wo zu allererst Tyrells wohlverdienter Tee gekocht wurde.
Auch das Essen war schnell zubereitet, und so standen schon bald dampfender Getreidebrei und ein wenig Gemüse auf dem Tisch.
Konrad schien heute, wie so oft, seinen Abend in der Taverne zu verbringen und Adalbert war zu schwach um aufzustehen, weshalb er seine Mahlzeit in seinem Bett zu sich nahm.
Aus diesem Grund waren Luise, Tyrell und der friedlich an etwas Dörrfleisch knabbernde Fuchswelpe Kürbis alleine in der kleinen Küche.

Nach dem Abendessen schlug Tyrell vor, sich dem bunten Treiben in der Taverne anzuschließen.
Etwas mulmig war Luise dabei zu Mute, immerhin geziemte es sich für ein so junges Mädchen eigentlich nicht, zu so später Stunde das Haus zu verlassen und einen solchen Ort aufzusuchen. Einen Ort mit vielen, lauten Erwachsenen.
Aber irgendwie widersprach sie dem jungen Bastler nicht und so fand sie sich bald vor der Eingangstür zum Gasthaus wieder. Drinnen herrschte lebhaftes Treiben. Luise hörte Konrads ungewöhnlich laute Stimme bis nach draußen. Und sehr lautes Lachen. Irgendwie gefiel ihr das nicht. Hoffentlich würden die ganzen Erwachsenen nicht wieder die ganze Zeit Scherze machen, die Luise nicht verstand...
Als sie das Wirtshaus betreten hatte, stellte sie sich erstmal scheu in eine Ecke, wo nicht allzu viele Leute vorbeikamen. Tyrell war bald anderweitig beschäftigt und sonst wurde sie von niemandem angesprochen. Nicht mal Konrad schien bemerkt zu haben, dass sie hier war. Er schien aber auch sehr damit beschäftigt zu sein, das fremde Mädchen mit dem kranken Auge und die freundliche Brunhilde zu unterhalten.
Luise fühlte einen Stich im Herzen. Konrad war immer wie ein großer Bruder für sie gewesen. Ein ältere Junge, der stets gut gelaunt war, sie manchmal gerne neckte aber auch immer ein offenes Ohr für sie hatte. Ein netter Junge.
Doch in diesem Moment wurde ihr schmerzlich bewusst, dass er kein Junge mehr war. Er war ein Erwachsener. Und früher oder später suchte sich jeder Erwachsene einen anderen Erwachsenen. Um den Rest des Lebens miteinander zu verbringen.
Luise fühlte einen Stich im Herzen. Niemals hatte sie daran gedacht, dass Konrad sie jemals verlassen würde. Dass er immer für sie da sein würde. Aber nun, da sie ihn hier sah, taten sich in ihr Zweifel auf. Sie war unsichtbar für ihn. Er hatte nur Augen für die anderen Erwachsenen. Und das war doch in Ordnung. Wer war sie, dass sie ihn aufhalten sollte? Dankbar sollte sie ihm sein, dafür dass er ihr so viel half und sie immer umsorgte.
Dennoch... selten zuvor hatte sich Luise so fehl am Platze gefühlt wie in diesem Augenblick.
Sie dachte schon daran, das Wirtshaus heimlich und still zu verlassen. Doch ehe sie diesen Plan in die Tat umsetzen konnte, betrat jemand den Schankraum... und einen Moment lang stockte es Luise den Atem.
Jemand im Raum rief aufgeregt: "Die rote Viola!"
Doch es war nicht das auffällige rote Kleid, welches Luise zuerst ins Auge sprang. Es war nicht die auffällige Maske, welche das wahrscheinlich sehr hübsche Gesicht halb bedeckte.
Es war das Haar. Das wundervolle, glänzende, seidige Haar, in einer so himmlischen Farbe. Wie das Grün eines Baumes im Sommer.
Und ehe Luise schmerzlich an ihr eigenes, schreckliches rotes Haar erinnert wurde, erhob die Rote Viola ihre Stimme. Und Luises Sorgen waren wie weggeblasen. Gebannt lauschte sie der sanften Stimme, war für einen Moment nicht mehr im Wirtshaus "Zur Runden Hirschkuh", sondern nur dort wo das Lied sie hintrug.
Wie lange sie dort gestanden und dem wundersamen Lied gelauscht hatte, wusste Luise nicht. Doch der Zauber war gebrochen als Violas Stimme verstummte und die Besucher der Taverne in lauten Applaus ausbrachen. Und die Rote Viola den Schankraum verließ, um auf die Straße zu laufen.
Ohne lange nachzudenken, hastete Luise ihr hinterher und rief noch: "W-warte bitte..."
Doch schnell wie der Wind war die Rote Viola in der Dunkelheit verschwunden und zurück blieb eine ratlose Luise.
Sie hatte nur aus Geschichten von jenen großen Bestien gehört. Sie waren angeblich gigantisch, mit riesigen Zähnen ausgestattet und besaßen eine endlos lange Nase, mit der sie selbst den stärksten Mann von den Füßen reißen konnten.
Aber vielleicht waren sie in Wirklichkeit ja ganz freundliche Tiere. So wie Kürbis kein listiger, hühnerraubender Jäger war, sondern ein niedlicher, flauschiger Welpe.
Danach hatte Luise die Frau fragen wollen. Und auch danach, wer sie war. Doch dazu war es nun wohl zu spät.
Der Mond stand schon hoch am Himmel und der kalte Nachtwind brachte Luise eine Gänsehaut ein. Nun, da die mysteriöse Sängerin verschwunden war, würde Luise wohl kaum zurück in die Taverne gehen.
Stattdessen machte sie sich zu ihrem eigenen Haus auf. Und sang währenddessen leise vor sich hin:
"Ich schreibe ein Lied für dich,
Über einen Elefant, den du nie erschießen sollst,
Den du nie erschießen sollst..."