PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage: USB-Mikro vs. mobiler Recorder



robx
27.12.2012, 00:06
Moin,
meine Schwester will hobby-mäßig, also ohne Anspruch auf Professionalität, ihren Gesang aufnehmen und es stellt sich die Frage nach der passenden Hardware. Erste Anlaufstelle wären da wohl USB-Mikrofone, also etwa sowas (http://www.thomann.de/de/the_tbone_sc450_usb_podcast_bundle_2.htm), aber mittlerweile haben wir auch diese kleinen mobilen Digital-Recorder im Blick, besonders den Olympus LS-5 (http://www.amazon.de/Olympus-LS-5-Digitaler-PCM-Rekorder-Metallgeh%C3%A4use/dp/B003QCK6F8/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1356561114&sr=8-1). Das heißt dann entweder über USB direkt am PC oder unterwegs auf internen Speicher aufnehmen.

Jetzt kommt meine Frage: Sind solche Recorder überhaupt gut geeignet, um Gesang aufzunehmen? Scheinen sehr versatil zu sein, werden von Musikern, Konzert-Gängern, Hobby-Filmern benutzt, aber ich kenne mich mit Arten von Mikrofonen nicht wirklich aus. Der mobile Aspekt wäre halt schon ganz praktisch, aber wenn es dann klingt wie mit dem Handy aufgenommen, weil es für Gesang aus nächster Nähe einfach nicht gemacht ist, nützt das auch nichts.

Danke für's helfen!

Cuzco
27.12.2012, 00:56
N'abend,


Sind solche Recorder überhaupt gut geeignet, um Gesang aufzunehmen? Scheinen sehr versatil zu sein, werden von Musikern, Konzert-Gängern, Hobby-Filmern benutzt, aber ich kenne mich mit Arten von Mikrofonen nicht wirklich aus. Der mobile Aspekt wäre halt schon ganz praktisch, aber wenn es dann klingt wie mit dem Handy aufgenommen, weil es für Gesang aus nächster Nähe einfach nicht gemacht ist, nützt das auch nichts.

Du wirst Dich wundern, wie gut diese mobilen Recorder klingen. Sie lassen sich ziemlich bequem überall mithinnehmen und reichen für Stereo-Demo-Aufnahmen vollkommen aus. Ich kenne Leute, die machen Konzertmitschnitte damit (klassische Konzerte, die möglichst neutral eingefangen werden sollen). Diese Recorder klingen dabei um einiges besser, als Mobiltelefone und sind sehr einfach zu benutzen. Der Recorder hat bereits eine Stereo-Mikrofonie eingebaut mit welcher nicht allzuviel schief gehen sollte. Das einzige was Du noch tun musst ist, auszuprobieren in welchem Abstand Du das Gerät zur Schallquelle aufstellen möchtest. Das Einsatzgebiet hier ist natürlich ein vollkommen anderes, als bei einem USB-Mikrofon. Du nutzt den Recorder meistens dafür, Musik unterwegs komplett aufzuzeichnen - also quasi nicht nur die Singstimme, sondern das ganze Ensemble/die ganze Band. Dabei stellst Du es auch nicht direkt am Sänger auf, sondern in einiger Entfernung. Die Einzelabnahme ist natürlich auch möglich, aber bringt evtl. nicht den gewünschten Effekt, gerade wenn Du das ganze später mit anderen Spuren zusammenwischen möchtest.

Das USB-Mikrofon ist ein Großmembram-Kondensatormikrofon - dafür gemacht, eine einzelne Schallquelle, wie ein Instrument oder die Stimme in Mono alleine aufzunehmen. Willst Du hier Stereoaufnahmen machen und ein Ensemble als ganzes aufnehmen, benötigst Du noch ein zweites. Da es hier aber ein USB-Mikrofon ist, was bedeutet, dass die Soundkarte sich bereits im Mikrofon befindet, ist dies jedoch nicht ohne weiteres möglich (beim Mac geht es, weil man Soundkarten kaskadieren kann, bei Windows wirst Du Dir die Zähne ausbeißen). Dieses Set ist somit als solches gedacht immer nur einzelne Signale aufzunehmen und ggf. später zusammen zu mischen. In der Regel steht die Sängerin nicht weiter als zwei Handbreit vom Mikrofonkorb entfernt.

Du siehst also - für was Du Dich entscheidest, hängt in erster Linie davon ab, welchen Anwendungsbereich ihr haben möchtet. Singt Deine Schwester in ihrem Kämmerlein (also immer zu Hause) zu einem Playback Musikstücke ein, ist wohl das USB-Mikrofon die bessere Wahl. Wird sie hingegen live begleitet und die Begleitung (in Form einer Band oder eines Klaviers)soll auch mit auf's "Tonband" wäre wohl der mobile Recorder die eindeutig bessere Wahl.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen (und Du hast vorallem kapiert, was ich meine. Habe es versucht simpel zu erklären, aber ob mir das gelungen ist...?)

Greetz, Cuzco

robx
04.01.2013, 00:28
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung! Hat mir sehr weitergeholfen. Sowas in der Richtung habe ich mir schon gedacht, also Ensemble vs. Einzelabname. Meine Schwester zielt auf jeden Fall auf den "Studio-Aufnahme"-Sound ab, also wird es wohl ein Großmembran-Mikro werden. Jetzt hat sie aber noch eine Frage, die ich ihr nicht mit absoluter Sicherheit beantworten konnte: Sind Großmembran-Mikrofone auf Gesangs-Aufnahmen beschränkt oder eigenen sie sich auch für andere Instrumente? In ihren Fall würde sie nämlich gerne auch noch eine Gitarre aufnehmen (getrennt dann natürlich). Das dürfte doch kein Problem sein, oder?

Und ich hätte auch noch eine Frage, rein aus Interesse: Wie würde denn solch ein mobiler Stereo-Recorder bei "Einzelabnahme" aus nächster Nähe klingen? Hätte man immer die ganze Akustik des Raumes, also Hall etc. mit drauf?

Cuzco
08.01.2013, 10:17
Sorry, haven't been online often these days.

Natürlich kannst Du mit Großmembran-Mikrofonen such jede Art von Instrumenten aufnehmen. Es kommt meistens auf die richtige Position an. Für Gitarre ist es zum Beispiel wichtig, die richtige Stelle am Resonanzkörper zu "treffen", damit Du keine unliebsamen Nebengeräusche und auch keinen zu dünnen Sound hast. Natürlich gibt es auch hier bessere Möglichkeiten, denn nicht jedes Mikrofon ist für alle Sachen gleichtut geeignet. Allrounder sind in der Tat sehr selten und das ist auch der Grund, wieso Großmambranmikros öfter bei Sprach-/Gesangsaufnahmen zu finden sind, als beispielsweise als Schlagzeug-Overhead. Allerdings erzielst Du mit der richtigen Positionierung eines Großmembraners immer noch ein ausreichend gutes Ergebnis - Position und Raum sind entscheidend. Auch bei Gesang solltest Du schauen, dass der Raum passt. Am besten, der Raum ist sehr trocken (aber nicht zu dumpf - schalltot bringt auch nix) und hat einen sehr geringen Nachhall - denn Großmembranen sind sehr empfindlich und nehmen trotz Direktschall auch Reflexion in der Umgebung sehr gut auf, die man persönlich eher ausblendet.
Wichtig: Eine gute Aufnahme ist das A und O. Du wirst Dir nachher auch im Mix wesentlich leichter tun.

Die Sache mit der Einzelabnahme des Stereo-Recorders: Du nimmst halt ein Stereo-Signal auf - was bei Gesang nicht so toll ist, aber bei Akustik-Gitarre beispielsweise funktionieren könnte. Du kannst jetzt hergehen und die Stereospuren splitten in zwei Monospuren und dann die bessere nehmen - wenn es um Gesang geht. Die Mikros sind in einer Stereo-Mikrofonierung angeordnet und deswegen auch dafür ausgelegt. Du musst den Recorder bei Einzelabnahme so positionieren, dass der Sänger quasi in eines der beiden Mikrofone so singt - von der Position her - wie in ein einzelnes bspw. Großmembranmikrofon. Das wird relativ schwierig sein - später musst Du dann die eine Spur nehmen und die zweite wegschmeißen. Es gibt sehr gute Stereo-Recorder-Mikrofone, doch in der Regel löst ein Studiomikrofon etwas besser auf und färbt auch den Grundtonbereich etwas schöner ein, weshalb ein Stereo-Recorder für Gesangsaufnahme zwar möglich, aber nicht unbedingt ideal ist. Natürlich klingt es so immer noch wesentlich besser, als mit Handy/ Kassettenrekorder oder Headset.

Gruß, Cuzco

robx
10.01.2013, 21:18
Alles klar, war nochmal sehr informativ, dein post. Wird dann das Großmembran-Mikro werden! Fettes Dankeschön auf jeden Fall, hab jetzt einen echt ganz guten Überblick für den Anfang.