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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : StreetArt - Vandalismus oder Kunst?



Jennifer
26.02.2012, 14:29
Hola Amigos,

ich bin gerade aus Barcelona wiedergekommen und bin total begeistert von dieser Stadt! Ich bin total verliebt von diesen ganzen süßen Ecken und versteckten Gassen...

Was mir besonders aufgefallen ist, dass es dort recht viel StreetArt gibt...

Da mir aufgefallen ist, dass es in unseren Großstädten auch immer mehr StreetArt gibt, wollte ich euch mal fragen, was ihr davon haltet?

Ist es eher Kunst oder Vandalismus des öffentlichen Raumes? Ich persönlich war nie sehr begeistert von diesen Komischen Namenskürzelgraffitis aber ich finde inzwischen geht es in die richtige Richtung! Allerdings wer entscheidet, was Kunst und was Dreck ist?

Schließlich hat ja jeder ein anderes Kunstverständnis...

Mich würde mal interessieren, was eure Meinung zu diesen Thema ist?

WeTa
26.02.2012, 15:26
Da gibt es kein oder, Streetart ist beides. Außerdem sind Streetart und Graffiti zwei paar Schuhe, da kann man nicht von "inzwischen geht es in die richtige Richtung" sprechen.

Auratus
26.02.2012, 16:08
Meinst du sowas?

http://www.youtube.com/watch?v=5JdyVxoQTrE&feature=related

Wonderwanda
26.02.2012, 16:45
Was mir besonders aufgefallen ist, dass es dort recht viel StreetArt gibt...

Du meinst die ganzen "AUSLÄNDER UND TOURIS RAUS"-Schriftzüge auf katalanisch? :bogart:.

Die Frage ist eher, was du unter StreetArt verstehst. StreetArt ist prinzipiell jegliche Kunst, die in öffentlichen Räumen geschieht. Das können bildliche Dinge sein (Graffiti, Murals, Poster, Sticker, Stencils, Flyer...), das können Installationen (Gebilde, Projektionen, Filmvorführungen...) sein, das können Performances (Öffentliches Theater, menschliche Installationen; ich würde darunter sogar bestimmte FlashMobs zählen) sein. Es geht rein theoretisch nur um die künstlerische Umgestaltung auf den Straßen, da gibt es nicht wirklich eine Richtung. Das kann mit Abstimmung mit der Stadt geschehen, was bestimmte Werbekampagnen sich zu Nutze machen, oder eben als Guerilla-Kunst, worunter die meisten Protestaktionen fallen, funktionieren. Und da muss ich sagen, dass StreetArt in Deutschland noch viel zu selten passiert, obwohl es wirklich sehr aufmerksamkeitsstark ist und unsagbar viel kreativen Freiraum bietet – sowohl künstlerisch als auch kommerziell.

Wenn du damit Graffiti meinst, finde ich nicht wirklich, dass es da eine große Zunahme gibt. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich aus der Nähe von Mannheim komme und eben meist in Großstädten wie Berlin oder Barcelona war, da waren solche Dinge nie selten. Wenn ich darin einen Trend sehen müsste, dann eher, dass es immer mehr für kommerzielle Zwecke genutzt wird. Das kann man etwas zweischneidig sehen: Einerseits sind Graffitis so oft von bekannteren Illustratoren und dementsprechend hochwertig, andererseits wird's mehr oder minder auf den Dekorationsfaktor reduziert, was ich schade finde. In Mannheim sieht man z.B. sehr viele Figürchen von einem Illustrator, der quasi die "typischen" Mannheimer darstellt. Die sind alle sehr gut gemacht und ansehnlich, haben aber wirklich keinerlei Wert außer "MANNHEIM IST ÜBRIGENS TOLL".

Ich muss ehrlich sagen, dass mich Graffiti-Sachen nie sonderlich gekratzt haben, weder positiv noch negativ. Ich find's toll, wenn welche wirklich aufwendig gestaltet sind, aber wirklich notwendig oder emotional ansprechend finde ich sie wirklich sehr selten. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber wirklich sehr subjektiv gesehen ist es ein Medium, das für mich einfach nicht viel transportiert. Ich glaube, der Reiz an der Sache ist hauptsächlich die Szene.

Jennifer
28.02.2012, 09:49
Da gibt es kein oder, Streetart ist beides. Außerdem sind Streetart und Graffiti zwei paar Schuhe, da kann man nicht von "inzwischen geht es in die richtige Richtung" sprechen.

Also naja früher war z.B. Hamburg nur voll mit "PKK", "BUND", "NNJKL", "USP", "187" usw.

Es wurden nur Namensabkürzungen an die Wandgesprayt und das wars, möglichst viel und möglichst oft... Inzwischen wenn man durch Schanzenviertel oder den Kiez geht, findet man viel mehr Raumgestaltungen geben und auch immer öfters bildliche Grafitis...

Ich kann es schwer beschreiben aber im Vergleich zu 8 Jahren zuvor, gibt es eine gewaltige Entwicklung, sozusagen weg von der Monotonen Namenskürzelgrafitis hin zu der ganzen Vielfalt der Kunst... Bei Facebook gibt es die Steetart Hamburg Seite und die zeigen immer ganz nette Beispiele ;-)

Vlt. war richtige Richtung falsch ausgedrückt, aber das war, das was ich meinte :D

Aber ich glaube es ist auch diesmal nicht viel verständlicher ^^

La Cipolla
28.02.2012, 12:08
Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass Graffiti als Kunstform akzeptierter ist; und ich meine dabei gar nicht die Kultur oder den illegalen Aspekt, sondern einfach den künstlerischen Stil. Unser Zahnarzt nebenan hat auch ein dickes Gaffiti an der Häuserwand, mit einer Grinsenden Zahnpastatube. :p

WeTa
28.02.2012, 15:46
Ah, zum Thema vielleicht noch interessant:
Unlike U - Dokumentation über Berliner Trainwriter, ihren Alltag, ihre Motivation und die Anfänge der deutschen Szene

http://vimeo.com/32521411
Trailer zu Exit through the Gift Shop Window (bin jetzt mal nicht so cool und verlink den ganzen Film, auch wenn Banksy bestimmt nix gegen hätte, illegal wärs trotzdem. Ist aber auf bekannteren Videoportalen einer der ersten Googlehits)

http://www.youtube.com/watch?v=GTlm6dU2xHk

Viviane
28.02.2012, 18:24
Hei Jennifer,

da du ja in Barcelona warst hast du eventuell ja einige Fotos gemacht. Es ist ziemlich schwierig allgemein über "StreetArt" zu reden, finde ich.

Danke an Wetako - beim Titel des Themas musste ich sofort an Banksy denken und seine Arbeiten sind für mich definitiv Kunstwerke.

Ich hab hier im Regal auch einen Bildband von ihm, einfach nur ich bei seinen Arbeiten genau das finde, was ich in der modernen Kunst so oft vermisse:
-Handwerkskunst (die Schablonen die er zum sprayen benutzt zeichnet er vor, damit es vor Ort schnell gehen kann, aber die Motive sind immer durchdacht und sauber ausgearbeitet und eben nicht hingeschmiert)
-Eine Message (egal ob es nur die Aktion an sich ist - Bsp. ein gefaktes Ölbild in eine Kunstaustellung zu kleben und der Fakt das es tagelang dort hängt ohne aufzufallen - oder eben die Motiv- und die Ortswahl die nicht zum konsumieren da ist, sondern ganz klar einen Standpunkt klar macht)
-Wert der Kunst unabhängig von Geldgebern, Auftraggebern oder Auswahl von Gallerien; öffentlicher Raum ist ja auch so ein Punkt der für Performancekunst wichtig ist wodurch es sich vom "klassischen" Theater abhebt - das Publikum wird nicht vorher ausgewählt, es ist zufällig wer vor Ort ist und wer das Graffiti sieht bevor es entfernt wird

Ich hab bisher selber zwei Wandflächen bemalt - in meiner alten Schule einen Treppenaufgang und hier in meinem Wohnheim einen Korridor. Und es ist irre wieviele Leute diese Sachen sehen und wirklich wahrnehmen - nicht wie in einer Gallerie, wo man stumpf an den vielen Bildern vorbeigeht ohne wirklich zu verstehen was da dahintersteckt. Ist jetzt zwar nicht umbedingt öffentlicher Raum, aber ich hab dadurch erst gemerkt, wie sich die Größe eines Motivs auswirken kann.

StreetArt ist, wenn sie gut gemacht ist, auf einen Blick auch mal schnell aus dem Autofenster raus "konsumiertbar" und bewirkt immernoch was. Aber es gibt eben solche und solche - daher, her mit den Beispielen. :)

http://www.briansewell.com/artist/b-artist/banksy/banksy-palestinian-tag.html
http://www.socialsounder.com/2011/10/31/banksys-protest-art/
http://mens-finest.de/wp-content/uploads/banksy/banksy.jpg
http://image.guardian.co.uk/sys-images/Arts/Arts_/Pictures/2008/05/06/banksy.jpg

Mir ist eben beim Bilder suchen aufgefallen das StreetArt per se ja auch Zeichnungen auf der Straße bezeichnet, Projektionen auf Hauswände - eben alles im öffentlichen Raum. Die Sachen die du in Barcelona gesehen hast, waren Graffitis, oder?

Also meine Meinung ist: Graffitis haben das Potential das rüberzubringen was man sich von Kunst erwartet. Aber klar, die Künstler nennen sich nicht umsonst "Guerilla"Künstler - solange man sich die Wandflächen nicht legal freistellen lässt, bleiben Graffitis ein Akt von Vandalismus. Auf den illegalen Aspekt könnte man meiner Meinung nach gut verzichten, es gibt genug Städte die Flächen freigeben. Aber das ist wohl ein Streitpunkt für sich. ;)

WeTa
28.02.2012, 18:50
Der Vandalismus ist allerdings bei vielen Graffiti Künstlern auch Teil der Aussage. Das auf legalen Wänden zu machen wäre, als ob die Damen und Herren von Voina ihr eigenes Auto angesteckt hätten. Erst der brennende Polizei-Van bringt die Aussage rüber oder so.

Mrs.Pink
29.02.2012, 14:17
Ich bin der Meinung, das es eine Spirale ist: Die Häufigkeit mit der Street Art auffällig wird, nimmt zu. Damit nimmt auch der Dialog darüber zu. Damit steigt auch die Akzeptanz, weil ja auch ständig sehr schöne Kunstwerke entstehen, die den Vandalismus Faktor überschatten. Ich bin selbst auch ein riesiger Fan und wohne in meiner Heimatstadt Berlin natürlich auch perfekt, um jeden Tag eine mega Vielfalt an tollen Street Art Kunstwerken zu sehen.

Ich mag die Kunstwerke, die in diesem Blog (http://spitalfieldslife.com/2010/04/28/the-return-of-roa-street-artist/) beschrieben werden.

Viviane
29.02.2012, 23:51
Wow, danke fürs teilen!

Auratus
01.03.2012, 19:21
Sehr schöne Werke, "StreetArt" paßt zu sowas glaube am besten. This is rlly art!

Shinryu
14.06.2012, 16:21
Graffiti ist für mich Vandalismus. Sicher, manche der Zeichnungen/Bilder/Schriftzüge/whatever sehen vielleicht für den einen gut aus, für den anderen sind sie aber eine Verunstaltung. Und weil Geschmäcker eben unterschiedlich sind, kann und sollte man jemandem nicht seine Kreationen zur Betrachtung aufzwingen.

PiqueValet
15.06.2012, 18:11
Graffiti ist für mich Vandalismus. Sicher, manche der Zeichnungen/Bilder/Schriftzüge/whatever sehen vielleicht für den einen gut aus, für den anderen sind sie aber eine Verunstaltung. Und weil Geschmäcker eben unterschiedlich sind, kann und sollte man jemandem nicht seine Kreationen zur Betrachtung aufzwingen.

Are you kidding me?
Hast du dich mal in einer durchschnittlichen Stadt umgesehen?
Graffiti mal ganz beiseite, Skulpturen und Kunstwerke werden von der Stadt oder von Künstlern mit Genehmigung aufgestellt, mittlerweile steht doch "Kunst" auf jedem 2. Verkehrskreisel, sind das alles Vandalen?

Oder Straßenmusikanten, auch deren Kunst bin ich zu hören gezwungen sobald ich durch die Fußgängerzone laufe...Sind auch das Vandalen?

Unter der Argumentation sind auch Architekten, die bei uns ein Haus in die Pampa setzen, das mir überhaupt nicht gefällt fiese Vandalen.

Liferipper
16.06.2012, 08:45
Are you kidding me?
Hast du dich mal in einer durchschnittlichen Stadt umgesehen?
Graffiti mal ganz beiseite, Skulpturen und Kunstwerke werden von der Stadt oder von Künstlern mit Genehmigung aufgestellt, mittlerweile steht doch "Kunst" auf jedem 2. Verkehrskreisel, sind das alles Vandalen?

Oder Straßenmusikanten, auch deren Kunst bin ich zu hören gezwungen sobald ich durch die Fußgängerzone laufe...Sind auch das Vandalen?

Unter der Argumentation sind auch Architekten, die bei uns ein Haus in die Pampa setzen, das mir überhaupt nicht gefällt fiese Vandalen.

Wenn ich vor deinem Haus die Hose runterlasse und einen großen braunen Klumpen auf die Straße setze, ist es dann auch Kunst, wenn ich selbst es als solche bezeichne?

Wonderwanda
16.06.2012, 08:55
Wenn ich vor deinem Haus die Hose runterlasse und einen großen braunen Klumpen auf die Straße setze, ist es dann auch Kunst, wenn ich selbst es als solche bezeichne?

Hast du dafür eine Genehmigung? Pique geht nämlich auf den Vandalismus-, nicht auf den Kunst-Begriff ein.

Tüp
24.06.2012, 11:12
Die Graffitikünstler, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, befolgen eigentlich der Regel nur öffentliche Gebäude zu besprühen. Heißt also keine Häuser von Privatpersonen etc.
Allerdings sieht das in Grossstädten ganz anders aus...

Das Namen spühen oder taggen dient lediglich dazu den Namen der eigenen Crew zu verbreiten...Was meist ziemlich hässlich ausfällt...
Ich find den Vandalismusakt auch blöd, aber über schöne Kunst freue ich mich dann doch jedesmal...schwieriges Thema^^