Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Vampire von Düsterburg] Tag 6
Nachdem die Stadtgemeinschaft am Abend erneut einen Vampir hingerichtet hatte, waren die meisten guter Dinge. Doch eines beunruhigte sie: der (oder die?) Mörder waren bislang immer noch nicht gefunden.
So gingen die Morde also weiter und auch an diesem neuen Morgen sollte es erneut ein Todesopfer geben: den englischen Grafen Rowan von Fiddleburg (R.F.).
Der Tag dauert bis mindestens Sonntag Abend, je nach Wunsch kann bis Montag Abend verlängert werden.
Spitfire
02.12.2011, 16:13
Graff Zaroff beschloss sein Haus lieber doch zu verlassen. Er hatte am letzten Tag nicht abgestimmt, weil der Vampir Talis sich ja sowieso geoutet hatte.
Er hatte nicht viel Kontakt du den anderen Dorfbewohnern und entschied sich deshalb in seinem haus zu warten, bis sich die ersten Leute in der Taverne treffen würden um über die Geschehnisse des letzten Tages zu reden.
"Kannst du das nicht verschieben?" "Nein, das geht leider nicht." "Dann versprich mir, dass du auf dich aufpasst! Ok?" "Ja, versprochen."
"Wie die Tiere..."
"Ist es wirklich schon ein Jahr her? Das kann ich noch gar nicht glauben." "Und doch ist es so. Warte es nur ab." "Weißt du..." "Ja?" "Ach, nichts. Was hast du dir ausgedacht?" "Mach einfach nur die Augen zu und lass dich überraschen."
Hatte sie etwas geahnt? Wahrscheinlich...immer wenn sie so war, war irgendwas auf Rowans Abenteuern passiert, was er nur mit viel Glück überlebte. Oder hatte er einfach nur einen guten Schutzengel?
Rowan war müde von all diesen Anschuldigungen, die seit diesem Werwolfaufkommen tagtäglich gemacht wurden, es war keine Jagd, es war ein Massaker und es wurde von allen unterstützt. Er war es einfach nur leid, dass alle ohne driftige Gründe wüste Anschuldigungen machten und bei einer Fehlentscheidung sofort die Schuld bei den anderen suchten. Rowan verlies die Kelterei noch ehe Talis verurteilt wurde.
"Jetzt kannst du die Augen aufmachen, wir sind da." nun waren sie seit einem Jahr zusammen und noch immer war alles da von dem Zauber, der sie damals traf, doch so schön der Ort auch war, den Rowan ihr zeigt, so deutlich konnte er ihre Sorge in ihren Augen erkennen. "Nun sag schon: was bedrückt dich?" "Nichts nichts, das hier ist ein wunderschöner Ort." das war es tatsächlich, fernab von jeglicher Zivilisation hatte Rowan sie an einen See geführt, ein See, so groß, dass er wie das weite Meer wirkte und die Sonne am Horizont zu betten schien, denn sie waren zum richtigen Zeitpunkt angekommen.
An seinem ersten Tag hatte Rowan, in seiner Eile den Fürsten aufzusuchen, ihn bereits bemerkt, es war ein unscheinbar wirkender Platz, ein Park um genau zu sein. In seiner Mitte war ein See. Das war der Ort, den Rowan aufsuchte, um von all dem Trubel loszukommen, er wollte nur noch weg hier. So setzte er sich ins Gras und legte seine komplette Ausrüstung nieder. Danach kramte er es hervor.
Mittlerweile war die Sonne untergegangen und die beiden saßen eng aneinandergeschmiegt da. Der Mond war aufgegangen und die Sterne funkelten, beides spiegelte sich auf der Oberfläche des Sees in dieser klaren Nacht. Licht traf auf das Amulett, das sie trug und dieses warf einen fahlen Schein.
Es ließ sich mühelos öffnen, nach all den Jahren, die es verklebt in Rowans Taschen, oder auf irgendeinem Tisch lag. Nach all den Jahren, in denen es sich nicht öffnen ließ.
Dunkelheit...und Schatten.
Die Zeit flog nur so vorbei, es war irgendwann mitten in der Nacht. Die Schatten erhoben sich zu großen Gestalten. Rowan merkte, dass etwas nicht stimmte, als sie begann, sich ganz fest an ihn zu klammern. Als er sich umsah, konnte er eine Menge Gestalten erkennen.
Rowan sah, wie diese Kreaturen auf ihn zukamen, sie sahen wie Wölfe aus und Rowan konnte ein hecheln hören, wie von einer Schar Hunde.
Es waren Banditen, jene, die auf Blut auswaren und sich nicht mit Gold zufrieden gaben, das sah man schon in ihren Augen. Sie beide standen auf und Rowan umgriff sie schützend. Das Licht des Mondes traf auf die Gesichter der Banditen und ließ ihr irren Grinsen erkennen. Rowan konnte das klicken von Pistolen erkennen.
Rowan stand auf, das Amulett in der Hand. Die Werwölfe blieben ganz ruhig stehen, bis er Blickkontakt mit ihnen herstellte. "Ihr seid das, hm?" Ein wenig irritiert setzten sie zum Sprung an.
Es fielen Schüsse, beide hatten die Augen geschlossen. Als alles vorbei war, öffnete Rowan die Augen und merkte, dass sie ihm etwas in die Hand gedrückt hatte.
Die Werwölfe stürzten jäh, als sie Rowan durchschritten, als wäre er nichts weiter als ein Geist. Er zeigte keinerlei Verletzungen, nicht einmal ein Kratzer war zu erkennen, geschweigedenn Blut. Er blickte nur müde zum Himmel und wandte danach seinen Blick auf...
...das Amulett. Sie hatte es ihm in die Hand gedrückt, doch...das Bild, das Bild das darin war, das Bild, das sie beide zusammen darstellen sollte, es war voller Blut. Doch es war nicht das seine.
Das Amulett war offen und enthielt ein von eingetrocknetem Blut bedecktes Bild. All die Jahre hatten daran gefressen, allerdings waren noch immer schwache Konturen zu erkennen. In einem Schwung war Rowan es hoch in die Weiten des Himmels.
Verzweiflung macht sich in ihm breit. Das durfte nicht passiert sein, es konnte einfach nicht sein. Ihr Körper fiel leblos zu Boden und alles um Rowan herum wurde mit einem Mal schwarz.
Es fiel an dem Abend nur ein einziger Schuss.
Was war nur passiert? Warum war es ausgerechnet heute? Hatte sie es gewusst? Warum hatte sie nichts gesagt? Als Rowan endlich wieder zu sich kam, war sein Mantel voller Blut und um ihn herum lagen die leblosen Körper all dieser Banditen, in seiner Hand hielt er immer noch das Amulett. Das war der Anfang einer langen Jagd...doch was jagte er?
Endlich wusste er es, er hatte ihr endlich in die Augen geblickt und er brauchte nur einen Schuss, um sie zu erlegen. Die Werwölfe schienen erstarrt von dem Schuss und kamen nur langsam wieder zu ihren Sinnen. Doch wo war Rowan? Sie hatten ihn umkreist, weshalb er nicht entkommen konnte, doch er war nirgends zu sehen. Das einzige, was noch da war: seine abgelegten Waffen und eine Menge Metallsplitter, die auf der Oberfläche des Sees trieben.
"Trauer und Verzweiflung, das sind die Gefühle, die entstehen, wenn jemand stirb. Vollkommene Verzweiflung, wenn man unschuldig beklagt ist. Zorn verblendet nur und ist ihr weg."
Jeder, der an diesem Abend zum Himmel blickte, konnte ihn sehen, einen weißen Mantel, der scheinbar schwerelos durch die Lüfte trieb und der von weitem wie die Flügel eines Engels aussah, so rein war das weiß. Rowan war für immer verschwunden und selbst noch Jahre danach konnte niemand erklären, wo er verblieben war.
Nur eines waren sich die Dorfbewohner am folgenden Tag sicher: am heutigen Tage war nicht nur der falsche Seher von der Bildfläche verschwunden.
In all dem Licht gab es nur einen Punkt an dem Schatten war. Es war die Gestalt einer jungen Frau, die ein warmes freundliches Lächeln hatte, dasverdiente Ende einer verzweifelten Jagd.
Ein Gefühl, als würde seine Hand mit einem warmen Lappen immer und immer wieder abgewischt werden, weckte Adryan sanft.
Als er langsam die Augen öffnete sah er, dass der neue Tag mit kaltem Licht hereingebrochen war und mit einem schlaftrunkenen Blick bemerkte er, dass es die Hündin Julie war, die seine Hand ableckte. Er lächelte und streichelte den Kopf des Tieres.
Sein ganzer Körper schmerzte und der Schlaf hatte ihm kaum Erholung gespendet. Adryan streckte sich und seine Gelenke gaben ein deutliches Knacken von sich.
Ein rascher Blick auf das Bett sagte ihm, dass Libra noch immer fest schlief, der schmerzverzerrte Ausdruck des Vortages war einem der Ruhe gewichen. Das war zumindest etwas.
Julie sah ihn mit großen Augen an und Adryan glaubte einen beinahe schon menschlichen Ausdruck der Sorge im Gesicht der Hündin zu erkennen. "Du machst dir wohl auch Sorgen um sie, was?", fragte er und strich erneut mit der Hand durch das weiche Fell. "Ich mir auch.", sagte er und blickte die rothaarige Frau an. "Ich mir auch.".
Selene war nach der Versammlung von Edmond wachgerüttelt worden und hatte sich dann ins Gasthaus begeben. Doch auch dort fand sie keinen Schlaf und kritzelte fieberhaft an den Notizen die sie im Keltereikeller begonnen hatte und die sie nun auf einem Bierfilz notiert hatte weiter herum. Unter anderem standen da Notizen wie „4 Vampire, kein Opfer seit 1. Tag“ oder „Talis hat gelogen, Ava und Maxim schuldig? Dankwart = Prinz?“ „Rowan hat Talis am 2. Tag bereits verdächtigt. Edmond denkt das Rowan mehr weiß als er sagt. Aber Fehler bei Rafael. Wieso? Zu wenig Informationen!!!“ und auf der Liste fett „Train Talis Rafael Elly“ markiert.
In der Nacht blickte sie nachdenklich zum Himmel hinauf und sah etwas weißes von der Stadt fortgleiten. Sie dachte bei sich das wahrscheinlich sogar die Engel flüchteten und alle anderen guten Geister und das sie hier doch verloren waren solange ihnen nicht auch Flügel wuchsen. „Bitte lieber Gott, mach das mir Flügel wachsen damit ich ganz weit weg fliegen kann...“
Mit Tränen in den Augen wachte sie am nächsten Morgen auf und stolperte die Treppen hinunter zum Gastwirt. „Verzeiht, aber könnt ihr mir sagen ob eure anderen Gäste schon wach sind?“ „Wen sucht ihr denn?“ „Nun Graf Rowan von Fiddleburg – ich hätte einige Fragen an ihn.“ „Tut mir Leid, aber der hat heut Nacht nicht mehr hier genächtigt.“
Selene blickte ihn entgeistert an. „Ja und da habt ihr keinen Alarm geschlagen?“ „Wieso denn, gute Frau, der Graf ist ein leidenschaftlicher Jäger der sich draussen gut auskennt. Ausserdem war er doch bewaffnet. Und vielleicht hat er ja draussen übernachtet? Er hat den Park im Norden der Stadt mal erwähnt, dort scheint es ihm gut gefallen zu haben. Und grad vorhin kam einer der Wachleute hier rein und fragte mich ob ich den Schuss gehört hab. Es scheint was vorgefallen zu sein im Park heut nacht.“
„Danke.“, flüsterte Selene leise und legte dem Gastwirt einen kleinen Kupfertaler hin. „Könnt ihr mir das Frühstück für heute einpacken? Ich bin etwas in Eile.“ „Kein Problem“.
Sie wollte ihn fragen was „damals“ passiert war. Und wie das Schicksal damals abgewendet worden war, in der Hoffnung irgendjemanden aus dieser Stadt lebendig herauszubekommen ohne die Mörder entwischen zu lassen.
~*~
Kurz darauf lief Selene eingehüllt in den warmen Kutschermantel durch den Park Düsterburgs. In er Nacht hatte es wieder gefroren und der Schnee knarzte unter ihren Füßen. Zwei Fußspuren verliefen durch den Eingang des Parktors, denen sie bis zum See folgte. Dort war schon ein Großteil der Wache versammelt, aber es waren nur 4 Mann – alle anderen waren aus der Stadt getürmt. Ihr Onkel grüßte sie herzlich und drückte sie kurz fest an seine Brust. „Lene, es scheint als sei heut Nacht wieder jemand verschwunden. Kennst du eine dieser Waffen hier?“ Er wies auf einen Stapel Schusswaffen und obenauf lag der Revolver den Rowan am gestrigen Morgen in der Hand gehabt hatte, als sieihm die Schnapsflasche reichte. „Oh nein... es... es ist … diese da gehörte Rowan von Fiddleburg.“ Selene musste ein Schluchzen unterdrücken. Rowan hatte etwas gewusst. Er hatte sich bei Rafael geirrt, das hieß vielleicht das er nur von Talis gewusst hatte das er schuldig war und von zwei anderen gewusst hatte das sie unschuldig waren – er hatte als er Elly nominierte gesagt das er Grandys Gruppe vertraute.
Also würde Selene ihnen auch vertrauen. Zumindest den beiden, die übrig waren. Adryan hatte sie gestern mit seinem Verhalten verwirrt, lag es nur daran das er ein Mann war oder wieso stellte er ihre Argumente immer wieder als nutzlos hin? Und Edmond... bei ihm und Maxim wusste sie weder aus noch ein. Sie wollte ihnen vertrauen aber konnte es gleichzeitig nicht.
Eine Weile blieb sie noch, hörte wie ihr Onkel von den übrigen Wachleuten erzählte – 8 waren übrig, 4 an Posten an den Toren die nun vollends geschlossen worden waren und er und 3 weitere untersuchten alleine die Morde. Nur kamen sie nicht weiter, da die Spuren sorgfältig verwischt wurden. „Sogar hier auf dem gefrorenen Boden, Lene, sogar hier haben wir nichts verwertbares gefunden ausser Metallsplitter und die Waffen. Es sind dunkle Tage, wahrlich. Gut das du den Elchhuf noch hast, nicht? Ich hab mir auch einen besorgt.“
Als ihre Füße klamm und nass wurden lief sie wieder aus dem Park hinaus und setzte sich in die Taverne, in der noch der Blutgeruch vom gestrigen Tag hing. Aber überall in der Stadt roch es nach Tod. Der frische Schnee konnte auch nichts daran ändern.
„Rowan ist heut Nacht verschwunden. Die Wache fand nur seine Waffen.“, flüsterte sie als der Wirt ihr ein Bier brachte. Eine Träne fiel auf die Schaumkrone und versank, wie ihre Träume davon das salzige Schicksal dieser Stadt mit Süße zu verzaubern.
Der Wirt schluckte nur und lief als er seine anderen Gäste mit Frühstück versorgt hatte hinüber zum Wirt, zum Bäcker... bis alle in Düsterburg es wussten: Rowan von Fiddleburg war heut nacht im Park verschwunden und nur seine Waffen waren noch da. Und ein Mann ohne Waffen war ein toter Mann.
Ligiiihh
02.12.2011, 21:31
Maxim schlief die Nacht ziemlich schlecht. Er wachte merhmals auf und brauchte immer wieder sehr lange, um einzuschlafen. Irgendwann bemerkte er, wie gut er doch sein kleines Zimmer erkennen konnte und plötzlich wurde es hell. Mit einem schlechtem Gefühl stand er auf und bewegte sich langsam zur Küche. Er setzte sich dort hin und blieb eine Weile so. Sein Körper war gelähmt, er schaute die ganze Zeit ins Leere. Er knackste zweimal mit seinem Hals und machte dann eine einfache Tomatencremesuppe. Sein Vorrat wurde knapp, doch er hatte keine Lust Einkaufen zu gehen. Während er das Essen Köcheln ließ, schaute er die ganze Zeit nur aus dem Fenster. Der Tag sah wieder sehr neblig aus, fast schon kälter als der gestrige Tag. Doch anders als vorher spürte er dieses Mal die Kälte nicht. Er hielt sein Gesicht über den Kochtopf, der seinen heißen Dampf in die Luft sprühte. "Uwaah, heiß, heiß, heiß!!", schrie er plötzlich und rieb seinen Arm über sein Gesicht. "Mhh, was habe ich mir denn jetzt dabei nur gedacht?", sagte er zu sich selbst und kratzte sich am Kopf. Zumindest wusste er, dass er noch lebendig war. Doch Sekunden später bedrückte ihn wieder etwas. Vielleicht waren es die letzten Tage, die ihn so zurichteten, doch er dachte nicht viel nach sondern fühlte sich nur schlecht.
Als er fertig war, ging er sich umziehen. Er zog wieder nur sein Stoffhemd an, denn sehr viel mehr hatte er nicht. Die Tomatencremesuppe ließ er eine Weile liegen. Eine Portion musste er jedoch zubereiten, da Ava immer noch Gast bei ihm war. Liebvoll bereitete er ihr ein Suppenteller zu und brachte die Portion in ihr Zimmer, zusammen mit einem Tässchen, welcher mit Croutons gefüllt war, die er von Edmond geschenkt bekam. Sie schlief noch, doch der Duft würde sie sehr schnell wecken. Er selber aß nichts. Stattdessen machte er den Kochtopf wieder mit einem Deckel zu. Er ging nach draußen, wo ihn gleich ein unfreundlicher Nebel begrüßte. Heute hatte er wieder eine Teilzeitarbeit im Gasthof zu erledigen. Er machte sich ohne viel Nachzudenken zum Polierten Panzer auf und trat ein. Der Wirt bemerkte ihn sofort, doch die Stimmung war nicht besonders angehoben. Ohne viele Worte griff er nach einem Lappen und machte die Tische sauber.
Er war nicht sonderlich gesprächig dieses Mal. Die Gefühle von gestern kamen wieder hoch und er fing an zu Zittern. Wieder formten sich seine Lippen zu einem halben Lächeln und es lief ihm kalt den Rücken runter. Gleichzeitig machte er die Tische sauber. Es war ein angsteinflößendes Bild, wie sehr seine Gefühle zum Kontrast seiner Tätigkeit standen. Irgendwann kam er dann bei Selenes Tisch an, die ihn mit einem verwirrten und traurigen Gesicht anblickte.
Schattenläufer
02.12.2011, 21:49
Ein Vampir. Warum musste er ausgerechnet ein Vampir sein? Wäre er ein Werwolf gewesen, es hätte so vieles erklärt...
Miller war froh darüber, dass die Bürger es geschafft hatten, eine Bestie zu finden. Doch im Nachhinein musste er feststellen, dass die meisten vorgebrachten Argumente nur funktionierten, wenn man davon ausging, dass es ein Werwolf war... sie hatten sich die beste Mühe gegeben, logisch zu handeln, und dennoch hatten sie die komplett falschen Schlüsse gezogen. Und wenn er ehrlich zu sich war, dann musste er eingestehen, dass er damit hauptsächlich sich selbst meinte.
Doch nicht nur seine Argumentation, auch seine ganzen Hoffnungen hatten darauf basiert, dass Talis entweder unschuldig oder Wolf war. So, wie es jetzt stand, konnten die Bürger keine Erkenntnisse ziehen aus dessen gefälschter Liste von letztem Abend, und auch sein Wahlverhalten konnte keine Werwölfe aufdecken.
Er überlegte. Ja, gestern Abend hatte er einen Fehler begangen. War Dankwart unschuldig, so hätte ein schlauer Vampir heute Nacht sein dunkles Mal auf ihn gesetzt. Würden die Bürger heute für Dankwart stimmen, so wäre die Gefahr um ein Vielfaches höher, dass eine eventuelle Offenbarung als Prinz ihn dennoch nicht retten konnte.
Falls es noch Vampire gab, zumindest. Doch die Worte von Talis hatten siegessicher geklungen... Fürs erste blieb den Bürgern nichts anderes übrig, als Dankwart zu vertrauen. Nur der wahre Prinz, sollte es ihn geben, könnte mit einer eigenen Offenbarung und einer anschließenden Hinrichtung noch für Klarheit sorgen. Doch wäre dieser mutig genug, wenn es ihn gibt? Und wäre die Gefahr nicht trotzdem zu groß?
Diese Gedanken beschäftigten Friedrich Miller, während er die Finger seiner linken Hand über das Cello tanzen ließ und mit der rechten den Bogen wild und kräftig über die Saiten strich. Er spielte wieder das alte Stück, das ein Düsterburger Komponist vor Jahrhunderten verfasst hatte - "Symphonie der Nacht", eine leidenschaftliche Komposition eines geplagten Geistes, den Miller zu gerne kennen gelernt hätte.
Es klopfte an der Tür. Miller unterbrach sein Spiel und seufzte. In den letzten Tagen hatte er kaum Besuch gehabt, da die Unterrichtsstunden weiterhin ausfielen. Bestimmt hatte es etwas mit seiner Rolle als Vertrauensperson zu tun... und es würde die Kunde von einem weiteren Opfer der Werwölfe sein.
Einige Minuten später war Miller über den Tod von Rowan informiert.
Adryan war wieder eingeschlafen. Die Anstrengungen und die wenig erholsame letzte Nacht hatten ihren Tribut von dem Ermittler gefordert.
Und erneut erwachte - diesmal war es ein leises Murmeln, das zunächst weit entfernt zu sein schien, jedoch immer näher kam, je weiter Adryan sich aus der Welt des Schlafes entfernte.
Desorientiert blickte er sich in dem Zimmer um - die Träume, die ihn besucht hatten, hatten ihn an einen Ort und in eine Zeit geführt, die er lange hinter sich gewähnt hatte. Ebenso wie die Personen, die er in seinen Träumen sah.
Als sein Blick auf die rothaarige Frau fiel, die vor einer Hündin hockte und leise mit ihr sprach, war er mit einem Schlag hellwach.
Er räusperte sich und zog damit die Aufmerksamkeit Libras auf sich.
Sie sah ihn an, lächelte und er bemerkte, dass sie wieder genau so wirkte wie an dem Tag, da sie sich das erste Mal begegnet waren.
"Du weißt, wie man einer Frau das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein, Herr Ermittler.", sagte sie, in ihren Augen glänzte der Schalk.
Adryan sah sich in dem Zimmer um und wusste, worauf sie anspielte; mit Ordnung hatte er es nie besonders gehalten und die Umstände des gestrigen Abends waren derart außergewöhnlich, dass er an ein Aufräumen nicht mehr gedacht hatte. "Wie ich sehe bist du wohl auf.", sagte er. "Das freut mich sehr - Julie und ich haben uns große Sorgen gemacht.". Er sah die Hündin an. "Nich wahr?". Ein Bellen wurde ihm als Antwort gegeben. Beide lachten. Dann wurde Libra wieder ernst.
"Talis war tatsächlich ein Vampir, wir haben uns also nicht getäuscht.". Es war eine Feststellung. Adryan nickte. "Und dennoch wird heute sicherlich wieder jemand tot gefunden werden.". Sie senkte ihren Blick und Adryan sah Tränen in ihren Augen glänzen. "Ich befürchte, du hast Recht. Und dieser Horror wird nicht eher enden, ehe wir nicht alle dieser Monster entlarvt und zur Strecke gebracht haben.", sagte er grimmig und blickte aus dem Fenster. Wer wohl das nächste Opfer sein mochte? Sicherlich würden sie es erfahren, wenn sie nach unten in den Schankraum gingen.
"Du hast doch Gestern noch über etwas nachgedacht. Hat es dir weiter geholfen?", fragte Libra und riss Adryan aus seinen Gedanken. Er schüttelte den Kopf. "Ich habe das Gefühl, noch immer im Dunkeln zu tappen. Darum muss ich heute unbedingt nochmals mit Havelock sprechen.. Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: "Alleine.". Libra nickte.
"Ich habe gemerkt, dass er sich in meiner Gegenwart nicht wohl fühlt. Ohne mich wirst du sicher mehr in Erfahrung bringen können.". Sie erhob sich und trat an den Ermittler heran - so nahe, dass er den Duft ihrer Haare fast körperlich spüren konnte. Seine Sinne wirkten wie betäubt. "Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.", sagte sie und blickte ihn unsicher an. Adryan lächelte ein Lächeln, das sein sonst so hartes Gesicht auf seltsame Weise weich wirken ließ. "Ich werde dich beschützen, Libra. Bis dieser Terror vorbei ist, werde ich dich beschützen, du hast mein Wort darauf.". Mit einer Mischung aus Überraschung, Dankbarkeit und Verlegenheit blickte sie ihn an, eine sanfte Röte auf den Wangen. Plötzlich schloss sie ihre Arme um seinen Körper und drückte sich fest an ihn, das Gesicht an seiner Brust vergraben. Sie bebte und er konnte spüren, wie sie weinte. Wortlos legte er seine Arme um sie, strich ihr über den Rücken und wartete so lange, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Langsam löste sie sich von ihm, wischte sich mit dem Handrücken über die geröteten Augen. "Lass uns gehen, ich verhungere.", sagte sie und lächelnd öffnete Adryan die Tür seines Zimmers und ging mit Libra in den Schankraum der Taverne.
Als Maxim an ihrem Tisch ankam lächelte sie ihn aufmunternt an, auch wenn sie sich selber hundsmiserabel fühlte. "Guten Tag Maxim. Du scheinst ja heute wirklich sehr wacklig auf den Beinen zu sein. Der Wirt ist doch grad ausser Haus, magst du dich nicht kurz hinsetzen?" Er blickte kurz über die Schulter und da nur Adryan und Libra in der Schenke saßen und bereits mit ihrem Frühstück versorgt waren würde ihn wohl niemand beim Wirt verpfeifen, also setzte er sich. "Du siehst wirklich nicht gut aus, mein Lieber. Wie fühlst du dich?"
Über Maxims Kopf hinweg beobachtete sie Adryan und Libras zärtliche Turtelei. Und sie gönnte sie den beiden, denn wenn Rowan Recht behalten wurde, war Libra keine Gefahr. Und sie hofft das sie wenigstens mit diesen Worten von ihm etwas anfangen konnte.
Edmond Dantès
03.12.2011, 16:10
Ein neuer Tag. Und wieder ein neues Opfer, da war sich Edmond gewiss. Doch nach der Hinrichtung des vierten Vampirs am vorigen Abend konnte Edmond endlich wieder seit langem einen ruhige, festen Schlaf finden und fühlte sich an diesem Morgen, oder vielmehr Mittag, ungewöhnlich frisch. Es war wieder einmal eine knappe Entscheidung gewesen und auch am Schluss hätte er noch an seiner Entscheidung festgehalten, Dankwarts Behauptungen zu überprüfen. Wo käme man denn nur hin, wenn sich jedweder alte Mann ankommen und sich als lang verlorener Prinz ausgeben würde? Wenigstens waren die Bewohner Düsterburgs wieder um eine Gefahr erleichtert worden, und wie viele dieser Blutsaugern konnte es schon geben? "Vielleicht war es ja nun endlich die letzte dieser Kreaturen...", murmelte Edmond hoffnungsvoll. Auch ohne diese Vampire gab es noch genug Bedrohungen abzuwenden, und so machte sich Edmond rasch aus dem Bett und bereit für den Tag, welchen er sogleich mit einem Frühstück, bestehend aus herzhaft-leckerem Schinken und einem Gläschen Rotwein, begann. Zumindest sein Koch leistete ihm noch Gesellschaft, ansonsten wurde die Stille im Anwesen nurnoch von dem Ticken der großen Wanduhr durchbrochen. Hach, wie sehr ihm doch etwas mehr Gesellschaft fehlte!
Als einer der Ersten erfuhr der Bürgermeister von dem Tode Rowans von Fiddleburg. Nun, zumindest ward der englische Graf seit diesem Morgen nicht mehr gesehen und niemand wusste, wo er nun sein mochte. Einzig seine Waffen und die Schüsse in der Nacht gaben Grund zur Annahme, dass es nun auch um ihn geschehen war. Der fallende Schnee arbeitete gegen die Stadtwache und so war es für sie nahezu unmöglich zu rekonstruieren, was in der Nacht vorgefallen war. Auch sonst war die Lage recht prekär, die Stadtwache zählte nurnoch eine handvoll Mann, mit denen es zweifellos unmöglich war, die Untersuchungen zu den Morden zufriedenstellend voranzutreiben. Was Rowan des Nachts ausgerechnet im Park getrieben haben mochte vor seinem Verschwinden? Das würde wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben, doch vielleicht hatte er seine Mörder dort schon erwartet?
Es blieb bei dieser Wetterlage und den übrigen Umständen keine andere Wahl, als die Tore dieser Stadt nun wieder vollkommen dicht zu machen, denn es war nunmehr unmöglich geworden, die ein- und ausgehenden Personen gründlich zu kontrollieren und es musste um jeden Preis verhindert werden, dass einer der Mörder unbemerkt die Stadt verlassen konnte. Und dabei waren die Werwölfe nicht die einzigen Mörder, die ihr Unwesen trieben. Sven Frankenfels war noch immer nicht gefasst worden und geradezu spurlos verschwunden, auch wenn es angeblich Bürger gegeben habe mag, die ihn am Tag zuvor noch gesehen haben wollen. Es wurde endlich an der Zeit, dass zumindest diese Geschichte ein Ende fand, damit die einfache Bevölkerung zumindest etwas erleichtert werden konnte. Aus diesem Grunde ging Edmond nach den Erkenntnissen über Rowans Verschwinden eilig zum Rathaus in sein Arbeitszimmer, wo er wie üblich folgendes Schreiben verfasste:
"Werte Vertrauenspersonen Düsterburgs,
auch wenn wir gestern einen weiteren Vampir hinrichten konnten, verstecken sich die Mörder
der letzten Nächte noch immer unter uns. Seit dem heutigen Morgen müssen wir annehmen,
dass Rowan von Fiddleburg ebenfalls das Opfer dieser Kreaturen geworden ist.
Abseits dieser Geschehnisse befindet sich Sven Frankenfels, welcher mehrere Mitglieder
der Stadtwache ermordet hat, noch immer auf freiem Fuß. Wir werden und daher heute Abend
in seinen Räumlichkeiten treffen, um ihn endlich seiner gerechten Strafe zuzuführen."
Gezeichnet
Der Bürgermeister
Das letzte, was diese Stadt noch brauchte, war ein frei rumlaufender Massenmörder, der die Bürgerinnen und Bürger weiter in Angst und Schrecken versetzte, ganz gleich, welche Rolle er bei all diesen schrecklichen Ereignissen nun spielte. Überzeugt von der Richtigkeit seiner Entscheidung verließ Edmond wieder das Rathaus und machte sich auf den Weg zum Wirtshaus, um die dortigen Gäste schnellstmöglich davon in Kenntnis zu setzen. Als er den Polierten Panzer betrat, fielen ihm sofort Adryan und Libra ins Auge, deren Treiben er mit missbilligenden Blicke beobachtete. Hatte er diesen Privatermittler nicht am Tage zuvor noch in Selenes Nähe gesehen? Kopfschüttelnd trat er an den Tisch heran, an dem schon Selene und Maxim saßen. Beide wirkten über die Neuigkeiten vollkommen niedergeschlagen, und dem jungen Fräulein war es anzusehen, wie sehr sie Rowans Tod berührt hatte.
"Guten Tag, ihr Beiden! Ihr solltet wirklich nicht so dreinschauen, sondern lieber erleichtert sein, dass wir nun wieder einen Blutsauger weniger unter uns haben! Auch wenn ich wirklich Rowans Verschwinden bedauere, sicherlich hätte er uns noch viel mehr sagen können. Maxim, hast du wieder so schlecht geschlafen? Hast du wieder von Stoffbären geträumt, du wolltest mir da doch gestern noch etwas erzählen? Und Selene, wie geht es eurem Onkel? Er ist einer der wenigen Angehörigen unserer Wache, auf die man sich noch verlassen kann, ein Glück, dass ihm nichts geschehen ist, während der Barbier Sven Frankenfels solch ein Blutbad angerichtet hat. Ich bin mir sicher, dass wir ihn heute endlich fangen und hinrichten werden!"
"Guten Tag, Herr Dantés. Mein Onkel ist wohlauf und scheint so pflichtbewusst und verbissen wie eh und je auf seiner Jagd nach den Umtriebigen zu sein. Was mit Sven Frankenfels geschehen ist weiß ich nicht - erst gestern sah ich ihn noch seine Stimme abgeben. Har er denn etwas unrechtes getan? Ihr sprecht von Blutbad - aber wieso spazierte er denn so sorglos durch die Stadt ohne das man ihn festnahm? Ich verstehe das nicht."
Sie blickte den Bürgermeister aufs höchste irritiert an, bis der ihr die Lage mit dem Verhör und dem Meuchelakt des Barbiers erklärt hatte. Selene griff sich an die Kehle und stürzte das Bier, das noch vor ihr stand in den Hals, das ihr die Augen tränten. Maxim hob ein wenig müde dreinsehend den Kopf und nickte Edmond zu. "Eine wirklich grausame Vorstellung. Er hat also zwei unschuldige Leben auf dem Gewissen und es kümmert ihn nicht. Und wozu das alles? Er wäre doch nie wirklich in Gefahr gewesen? Aber Edmond, meint ihr wirklich das so jemand wie er... nein so jemand kann doch nichts mit den nächtlichen Morden zu tun haben. Das wäre doch wirklich sehr sehr naiv. So dumm ist doch kein Wolf, zumal sie so lange überlebt haben..."
"Nein so dumm ist kein Wolf...", flüsterte Selene leise und winkte Adryan und Libra zu ihrem Tisch heran, an den sich nun auch Edmond gesetzt hatte. Auch Dankwart, der soeben die Schenke auf der Suche nach der rothaarigen Begleiterin betrat trat zu ihnen an den Tisch. "Allen die hier sind, Maxim, Edmond, Libra, Adryan, Dankwart wie auch Dragoneri der wie immer mit seiner Abwesenheit glänzt, vertraue ich. Auch wenn ihr keinen Grund habt dies auch bei mir zu tun, dennoch hoffe ich auf wenigstens darauf das ihr mir zuhört. Wir sind nur sieben und ich befürchte das es sich bei den anderen sieben um die Mörder handelt – oder um weitere Vampire, eventuell auch maximal zwei einfache Bürger, aber das kann ich leider nicht genau sagen und es nur schätzen.
Dankwart, Rowan hat sich eurer Meinung immer angeschlossen. Er sprach wortwörtlich davon das „Grandys Gruppe ihm bisher recht vertrauenswürdig erschien.“ Natürlich kann es sein das er nur zwei von euch dreien überprüfte, aber mir genügt sein Wort, das sich im Urteil nie geirrt hat wenn wir vom bedauerlichen Ablauf mit Rafael absehen- und daher vertraue ich euch beiden.
Was ist nun mit den übrigen sieben? Miller hebt sich durch sein analytisches Geschick sowie seine unabhängigkeit bei den Wahlen ab, wie es auch Rowan tat. Ich muss ehrlich sagen das ich gestern, als Edmond seine Meinung zu Rowan kundtat, noch Miller für jemanden mit besonderen Fähigkeiten hielt.
Leider hat meine Liste mit den Stimmabgaben nur zu einen wenig ergiebigen Ergebnis geführt. Es gibt keine Gruppen die sich an allen fünf Tagen zusammentaten, aber Shael und Rebecca stimmten immerhin viermal gemeinsam ab. Rebecca und Ava dreimal. Auch wenn ich Talis Worten keinen Glauben schenken mag, da alles was aus seinem Mund kam erstunken und erlogen war, so möchte ich ebenfalls einmal auf Ava und Rebecca sowie Shael das Augenmerk richten. Wobei es natürlich interessant ist das weder Shael noch Ava für Rebecca gewählt haben als es möglich war- ja mehr noch, weder Shael noch Ava wurden je angeklagt. Und Miller, Sven sowie Maxim hier sind die einzigen "Überlebenden" die es noch gibt, die für Rebecca gestimmt haben und noch nicht unter der Erde liegen.
Sie verhält sich seit der Ernennung Caspar von Buschs zum Bürgermeister äußerst, äußerst merkwürdig... aber damit ist sie ebenso auffällig wie Sven. Was mich ehrlich gesagt verwundert.
Havelock erscheint mir... seltsam, wie auch Sven. Dazu unerschrocken im Angesicht des Todes und übernatürlichem. Was verbirgt er? Kann mir hier jemand sagen ob er dem Antiquar auch nur annähernd vertrauen kann?
Sollte sich allerdings die Theorie das es sich um eine Gruppe von Mördern handelt, was auch Rrowan nach den ersten zwei Tagen mehrfach betonte, auflösen dann steht Miller als einziger Einzelgänger dar. Auch wenn ich dem Zwist zwischen ihm und Adryan wenig Beachtung geschenkt habe – meint jemand hier es könnte ein Grund sein jemanden anzugreifen, mit dem man einen persönlichen Zwist hatte? Oder wäre dies nicht zu auffällig?“
Selene drehte die Stimmliste, auf der die Stimmen der übrigen 7 Personen zu sehen waren auf dem Tisch in Richtung der anderen Anwesenden und lehnte sich zurück. Man würde sehen was dieser Tag brachte.
Talis: Shael +, Rebecca, Miller +
Dankwart: Ava, Havelock
///
Grandy: Rebecca, Zaroff, Ava
Talis: Shael, Sven, Miller, Havelock
///
Rafael: Havelock, Sven
Leonardo: Shael, Rebecca, Zaroff, Ava
Sonstige: Miller
///
Chester: Havelock,
Havelock: Shael, Rebecca, Ava
Sonstige: Miller
///
Train: Shael, Rebecca, Ava, Sven,
Adryan: Miller
"Noch ein Wort - da ich in Havelock dennoch eine gute Seele vermute befürchte ich das einer von uns 8 den Vampiren zugetan war wie Caspar von Busch es bei den Wölfen war. Das allerdings ist vernachlässigbar, da wir sie ja hoffentlich alle umgebracht haben - oder dies noch tun werden. Nicht das jemand denkt ich hätte diese Person vergessen, aber ich denke sie fällt einfach nicht mehr ins Gewicht."
Der Geruch von Tomatencremesuppe weckte Ava. Maxims Frühstücke waren wahrlich immer köstlich gewesen, dennoch drehte sich ihr Magen allein beim Gedanken an Essen herum. Schwerfällig versuchte sie sich aufzusetzen, doch ein Schwindelanfall ließ sie den Versuch schnell wieder aufgeben. Verschwitzt und fiebrig lag sie im Bett und konnte nicht fassen, dass sie ausgerechnet zu so einem ungünstigen Zeitpunkt krank geworden sein sollte.
"Ich kann nicht liegen bleiben", stöhnte sie, "Ich bin eine Vertrauensperson. Die Anderen zählen auf mich...."
Doch kaum hatte sie es ausformuliert, fiel sie auch schon wieder in einen erschöpften Schlaf.
Shael war ebenfalls zum Polierten Panzer gegangen und stand gerade in der Tür, als Selene angefangen hatte zu reden. Sie zog Parralelen im Abstimmungsverhalten zwischen ihm, Ava und Rebecca. "Selene.", meinte Shael, der nun aus dem Eingangsbereich heraustrat und zu Selene und den sechs anderen ging, "meint Ihr nicht, dass Ihr da etwas viel hineininterpretiert? Sicher, ich verstehe durchaus, bei der Werwolfjagd muss man irgendwo anfangen - und gerade diese Übereinstimmungen verleiten einen gerne dazu - , aber Ihr seid Euch doch genauso im Klaren, dass diese Übereinstimmungen genauso rein zufälliger Natur sein könnten, weil wir eben derselben Meinung waren, wer ein Werwolf ist? Vollkommen logisch ist, dass Ihr dies auch nicht wirklich annehmen werdet, denke ich, denn dafür ist diese Übereinstimmung wahrscheinlich zu verlockend. Aber ich kann auch nicht mehr sagen als das."
Edmond Dantès
03.12.2011, 21:59
Argwöhnisch musterte Edmond die anderen Anwesenden, die Selene benannt hatte und ließ ihre Schlussfolgerungen eine Weile auf sich wirken. Doch konnte es selbst nach so vielen toten Vampiren tatsächlich noch immer so schlimm um das Leben der Stadtbewohner stehen, dass man davon ausgehen musste, noch viel mehr dieser Kreaturen unter sich am Leben zu haben? Während der junge Graf zunächst noch ein wenig darüber grübelte, ohne sich etwas davon anmerken zu lasen, trat auch schon Shael ein, welcher von dem ehemaligen Dienstmädchen als Verdächtiger benannt worden war.
"Nun, Selene, eure Überlegungen sind durchaus plausibel, doch sollten wir unsere Feinde wahrlich nicht überschätzen. Wie viele davon kann es schon noch geben? Vier Vampire sind tot, so wie Caspar, welcher den Werwölfen wohl eine Unterstützung hätte sein sollen. Das allein sind schon fünf Gestalten, und ich bin der festen Überzeugung, dass wir damit auch schon mehr als die Hälfte geschlagen haben. Selbst wenn wir tatsächlich noch einen Menschen dazurechnen müssten, der sich auf Seiten der Blutsauger befand, so schätze ich die Zahl dieser haarigen Ungeheuer auf gerademal drei, mit ein bisschen Pech haben wir vielleicht sogar noch so eine haarige Bestie oder einen Blutsauger mehr, mehr werden es jedoch keinesfalls sein.
Inwieweit Rowans Vertrauen zu diesen Neuankömmlingen Libra und Dankwart begründet gewesen sein mochte, können wir nunmehr in keinster Weise nachvollziehen, geschweige denn die Frage danach, ob er selbst vollkommen von ihrer Unschuld überzeugt gewesen sein mochte. Ein schwächlicher, alter Mann, der einfach so auftaucht und behauptet, gar ein Prinz zu sein? Dabei steht der doch schon mit einem Bein im Grab, doch immerhin, wer hätte es gedacht, er hat den gestrigen Tag überlebt. Ein Wunder, denn ich glaube nicht daran, dass es noch weitere Vampire gibt. Wir sollten uns daher vielmehr auf die Mörder konzentrieren, die uns im Gegensatz zu den anderen Feinden tatsächlich Nacht für Nacht jemanden aus unserer Mitte gerissen haben, auch wenn es ironischerweise Vampire gewesen sein mochten.
Niemand von uns weiß, was Sven Frankenfels zu verbergen haben mag, doch ganz gleich was es ist, wird es Zeit, ihn für seine Taten zu richten. Wir können nicht zulassen, dass die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt in Angst und Schrecken versetzt werden, weil wir solche Subjekte frei durch die Straßen laufen lassen. Mir selbst wäre es sogar am liebsten gewesen, wäre er letzte Nacht von den Werwölfen verschlungen worden, dann hätten wir zumindest schonmal ein Problem weniger gehabt. Ich bin mir sicher, dass wir bei ihm weitere Hinweise finden, die uns bei der Suche nach den Mördern dienlich sein werden.
Tatsächlich haben sich in den letzten Tagen manche Personen von uns ziemlich rar gemacht. So auch Rebecca, welche bereits seit dem Tode derer von Busch nahezu unsichtbar zu sein scheint, man konnte sie lediglich nur dann kurz sehen, wenn sie gerade dabei war, ebenfalls einmal am Abend ihre Stimme abzugeben, nur um dann wieder sofort wortlos zu verschwinden. Ähnliches gilt auch für Shael hier, so dass diese beiden Personen bemerkenswerterweise nahezu unbemerkt die letzten Tage überstanden haben, ohne dass sie groß von den anderen Personen erwähnt worden wären. Vielleicht liegt ja auch darin unser Fehler? Dass wir nur diejenigen verdächtigen, die sich auffällig verhalten haben und meist auch in Gesellschaft anderer Stadtbewohner waren? Wie heißt es doch gleich: Aus dem Auge, aus dem Sinn.
Was Miller und Havelock angeht, so lassen sie sich nur schwer einschätzen. Ein Kirchenkomponist und ein Antiquar, beides alte Männer und schon lange Bürger dieser Stadt. Da ich selbst mit ihnen bisher nur kaum ein Wort gewechselt habe, lässt sich für mich nur schwer eine Meinung bilden, doch vielleicht kann uns ja unser Privatermittler, Adryan, hier weiterhelfen? Jedenfalls scheinen mir diese Überlegungen äußert hilfreich zu sein, Selene, dafür liefert uns das Wahlverhalten der einzelnen Personen leider zu wenig Anhaltspunkte. Wir sollten uns daher lieber wieder auf unseren gesunden Menschenverstand vertrauen, um endlich die List unserer Gegner zu durchschauen und darauf hoffen zu können, möglichst lebendig aus dieser Sache wieder herauszukommen!
Und Maxim, wenn du nun endlich schon wieder abstimmst, dann solltest du deine Stimme ab sofort besser nicht mehr verschwenden und lieber auf mich hören..."
Gestriger Tag:
Keuchend und panisch flüchtete sich Fabius in sein Elternhaus und verschloss die Tür. Sein Vater ist bereits eine halbe Woche vor den Geschehenissen in Düsterburg nach Sizillien verreist, um dort das Erbe eines reichen Verwandten anzutreten. Von seiner Mutter fehlte schon seit Tagen jede Spur. Niemals hatte der Junge soviel Angst um sein Leben wie heute. Er dachte, er würde durch seine Aussagen unter dem Schutz der Wachen stehen. Und nun will ihm ein Wahnsinniger ans Leder.
Er fiel zu Boden und begann zu heulen. Doch es dauerte keine fünf Sekunden, bis eine Gestalt vor Fabius erschien. "Schach, Fabius. Wie schlecht konnte man nur spielen, dass selbst der eigene Lehrer einem eigentlich friedlichen Burschen, wie dir, den Tod wünscht?" Verwundert starrte Fabius diese Person an. Es war ein Mann mit einem dunkelgrünen Umhang und einer weißen Theatermaske. Der Gesell wusste nicht, dass dieser Mann mit Sven zu tun hatte. "Oder dein Lehrmeister spielt einfach nur miserabel. Er hat enge Verbindungen mit "einem Herren der Ehre und des Spiels" geschlossen. Doch es ist nicht die ehrliche Art, seinem Gegenspieler die Kehle aufschlitzen zu wollen." Fabius konnte nicht glauben, dass dieser Verrückte in sein Haus einbrach und irgendetwas von Spielen daherlabberte. Das Leben ist verdammter Ernst! "Ich kann deine Angst deutlich spüren, und ich werde dafür sorgen, dass dieser Betrüger aufhören wird, dich zu jagen." Der Maskierte zog einen recht kurzen, silbrig-goldenen Stab aus einer Tasche unter dem Umhang heraus. Als Fabius diesen erblickte, fiel ihm plötzlich das Atmen schwer und ihn überfiel ein grausames Schwindelgefühl. Als hätte ihn ein Fluch getroffen. Dann wurde er ohnmächtig. "Das Spiel wird noch nicht enden."
"Shael du hast Recht mit dem was du sagst, aber wenn wir keine anderen Anhaltspunkte haben so bin ich für meinen Teil gewillt nach solchen Strohhalmen zu greifen in der Hoffnung das es uns weiterbringt. Und ihr Edmond solltet endlich einmal erklären was ihr gegen Dankwart habt, diese Spannung in der Luft ist ja nicht auszuhalten zwischen euch. Seid ihr am Ende selbst kein Graf sondern ein verschollener Prinz?"
Sie versuchte bissig auszusehen, aber die Tage und vor allem die unruhigen Nächte hatten sie gekennzeichnet und ihre Müdigkeit ließ sie nicht so überzeugend wirken wie die letzten Tage. Dazu war sie es auch Leid zu entscheiden wer sterben sollte. Sie war es Leid Anklagen zu verfassen. Sie war müde und gereizt und irgendwie... schrecklich orientierungslos. Rowan... er hätte ihnen helfen können.
Aber vielleicht konnte Miller sie ja auf eine Spur bringen, klug wie er war. Als der Wirt grade wieder zur Schenke hineinkam gab sie ihm einen kleinen Brief den er Miller bringen sollte. Und da Maxim sich schon wieder auf die Beine gebracht hatte und die Bedienung übernahm kam der Wirt dieser Bitte auch nach.
~*~
Aus dem inneren des kleinen Hauses war das tiefe, stete Summen eines Cellos zu hören. Die Melodie war geladen und voller Tiefe - nichts für einen Mann wie Ellys Vater. Er eilte sich also zu klopfen und dem Komponisten den kleinen Brief zu bringen. "Sie wünschen?" "Guten Tag Herr Miller. Das hier ist ein Brief von Frau Selene - die sitzt derzeit im polierten Panzer mit 7 anderen Vertrauenspersonen und meinte, sie sollten das hier bekommen. Scheint eine sehr unruhige Nacht gewesen zu sein, Rowan von Fiddleburg scheint verschwunden zu sein. Sehr bedauerlich, wahrhaftig. Nu, ich muss zurück an die Arbeit, gehabt euch wohl!"
Als Miller den kleinen Brief öffnete standen da nur einige wenige, hastig hingeschriebene Zeilen:
"Brauche eure Hilfe. Wie wichtig erscheint es euch noch Dankwart zu überprüfen?
Es gibt Mittel und Wege dies einzuleiten ohne das er zu schaden kommt.
Wem können wir vertrauen? Was sollten die nächsten Schritte sein?
Kommt bitte bald in den polierten Panzer,
wir brauchen einen Mann von eurem Format und mit eurem Verstand.
Selene"
Mr.Räbbit
04.12.2011, 14:38
Als das erste Licht des neuen Tages den Schreibtisch im Antiquariat traf, saß Havelock noch immer wach und versuchte sich auf die Worte vor ihm zu konzentrieren.
Als aber draußen jemand lauthals rief, dass Rowan gestern Nacht auf geheimnisvolle Weise verschwand, wurde Havelock klar, dass wieder jemand umgekommen war.
Mit bedächtigen Bewegungen stand er auf, griff sich den Stockdegen und seinen Hut und ging auf die Straße hinaus, wo er die frische morgendliche Luft einatmete.
Er entschied seine Schritte in die Richtung des "polierten Panzers" zu lenken.
Als er in den schummrigen Innenraum eintrat bemerkte er bereits eine Gruppe von Vertrauenspersonen, welche sich um einen Tisch herum versammelt hatte. Einige blickten ihn mit unverhohlen, misstrauischem Blick an. Havelock wusste nicht was er davon halten sollte und beschloss zu den Versammelten hinüber zu humpeln und sie ein wenig mit seiner Anwesenheit zu belästigen.
"Ich habe es bereits gehört, es hat den Grafen Fiddlesburg erwischt und mit ihm haben die Bestien einen wertvollen Verbündeten aus unserer Mitte gerissen." Er erntete weiterhin skeptische Blicke und setzte sich, sich einige aufschlussreiche Informationen erhoffend.
Schattenläufer
04.12.2011, 15:22
Er faltete den Zettel wieder zusammen und blickte bedauernd in Richtung Cello. Gerne hätte er noch ein wenig länger gespielt, er musste wieder in Übung kommen... doch dann besann er sich. Es war wichtiger, die mordenden Bestien zu besiegen, gegen die Musik nicht helfen würde... nur ein fester Strick um den Hals eines Mitbürgers.
Unwillig machte sich Miller auf den Weg zum Polierten Panzer. Selene hatte ihm in den wenigen Zeilen sehr geschmeichelt, doch er kam sich momentan gar nicht vor wie ein Mann von "Format und Verstand", und glaubte nicht daran, dass sein Rat hilfreich sein würde. Trotzdem beeilte sich Miller und betrat das Wirtshaus schließlich kurz nach dem Wirt selbst. Schnell erblickte er die Gruppe von Havelock, Selene, Edmond, Libra, Adryan, Shael und Dankwart. Als Selene ihn erblickte, winkte sie ihm schnell zu. Sie wirkte entnervt und ein wenig verloren.
"Da seid Ihr ja, Herr Miller! Habt ihr meine Nachricht erhalten? Setzt euch doch."
Miller kam der Aufforderung nach und antwortete: "Ja, ja. Doch ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, denn als Talis sich gestern als Vampir offenbarte, sind nahezu all meine kleinen Ideen und Theorien... verpufft. Ich werde hier kaum behilflich sein können." Mit einem Seitenblick auf Dankwart fügte er hinzu: "Bezüglich der anderen Frage... Dankwart stimmte gestern für sich selbst. Die Stimmzahlen waren zu knapp, als dass ich das als Finte werten würde. Auch hätte es keinen Sinn gemacht, dass er mit einem Selbstopfer Talis schützen möchte. Ich denke, er... er könnte wahrhaftig unser verschollener Prinz sein." Erst jetzt wurde ihm gewahr, mit wem er da am Tisch saß. Seine Augen weiteten sich leicht, doch dann konzentrierte er sich wieder auf das Gesprächsthema.
"Das ist auch alles, was ich dazu sagen kann, fürchte ich. Er ist mir nicht verdächtig und ich denke weiterhin, wir verlieren Zeit, wenn wir ihn hinrichten... auch wenn ich mittlerweile einsehen muss, dass die Idee gestern nicht so schlecht war, wie ich annahm. Aber die Theorie dahinter ist ebenfalls mit Talis, dem Vampir, gestorben."
Havelock strich sich über den Spitzbart und musterte Miller. "Ihnen sind also die Theorien ausgegangen? Das heißt, sie haben keine Verdächtigen zurzeit, sehe ich das richtig?"
"Das habe ich nicht gesagt. Mir sind einige Personen verdächtig... doch es gibt keine klaren Anhaltspunkte. Sie könnten ebenso gut Vampire sein. Wer weiß, vielleicht macht ja nur ein einzelner Werwolf die nächtlichen Straßen unsicher? Dann suchen wir die Nadel im Heuhaufen, während er sich ins Fäustchen lacht."
Selene schüttelte den Kopf. "Aber Herr Miller, Rebecca zumindest kann kein Vampir sein. Talis hätte sie sonst niemals in seiner erlogenen Offenbarung genannt und anschließend angeklagt."
Miller überlegte, dann nickte er langsam. "Ja... mir ist immer noch nicht ganz klar, was er mit dieser Liste bezweckte, aber wahrscheinlich hast du recht. Womöglich klagte er sogar Rebecca in der Hoffnung an, dass sie ein Werwolf ist, um seine Aussage glaubwürdiger zu machen."
Er seufzte und warf einen Blick in die Runde. "Wenn ich heute Abend für Rebecca Stepback stimmen würde, könnte ich mir die Unterstützung einiger Personen hier am Tisch erhoffen? Ich glaube ehrlich gesagt noch nicht, dass die Vampire besiegt wurden, und ich möchte weiterhin kein unnötiges Risiko eingehen."
Selene nickte Miller zustimmend zu. "Ja, ich denke bei eurer Wahl für Rebecca hättet ihr auf jeden Fall meine Unterstützung. Auch wenn sie sich für meinen Geschmack zu auffällig verhält, so ist der Kreis in dem ich derzeit Suche sehr klein geworden. Und wie Edmond bereits sagte - vermutlich gibt es nur noch wenige Kreaturen die nachts unsere Straßen unsicher machen. Ich schätze mindestens 2 Mörder, eher noch drei, weil eben Rowan seit dem dritten Tag nach der Bürgermeisterwahl so sehr darauf pochte das es mehrere Kreaturen sein müssten. Und eher kein Vampir, nur noch eine Person die ihnen zugetan ist."
Sie lächelte Miller schwach zu, ja Rebecca verhielt sich wirklich merkwürdig. Und bisher hatten nur drei Bürger gegen sie geklagt - und alle drei hielt Selene für unschuldig. "Also Rebecca", murmelte sie leise und wartete ab ob die anderen Anwesenden noch etwas dazu sagen würden. Sie hoffte ja fast darauf, das die Mörder sich gegenseitig schützen würden... also mussten sie nur warten.
Libra fühlte immernoch eine ungemeine Leere in sich. Adryan war zwar in der Lage, diese ein wenig aufzufüllen, aber nichtsdestotrotz...Ein...oder mehrere... mordende Biester zogen nachts durch die Straßen, und es gab keinen Anhaltspunkt, wie Miller eben treffend formulierte. Natürlich, man könnte sich jetzt an Vampiren und ihren Günstlingen aufhalten (in Gedanken schaute sie kurz Edmond an, der sich stets royal großmütig und arrogant bis zum Erbrechen gab), allerdings schienen diese Monster in eher unangenahmer Gesellschaft zu verkehren und allgemein nicht so wahnsinnig viel Schaden anzurichten. Eine Vampirgruppe um einen versoffenen Einzelhändler und einen verfressenen Auftragskiller? Beeindruckend. Die nächtlichen Mörder machten ihr da mehr Sorgen.
"Und was ist, wenn sich ein Werwolf...oder einige...zwar unter uns befinden, aber in der menschlichen Interaktion...zurückhalten? Es gibt einige Vertrauenspersonen, zu denen ich persönlich noch gar keinen Kontakt hatte. Das muss jetzt natürlich nichts Schlechtes sein, wie man an Dragoneri sieht, aber genau dieser Umstand, nämlich das engagierte Auftreten vor den anderen Personen, die Meinungsmacher, sozusagen, wie Selene oder Miller hier, ich denke, das unterscheidet die Biester von uns - natürlich wollen sie ungern in den Fokus geraten. Deswegen halte ich ja auch einige der hier Anwesenden...Selene...Miller...Havelock..." Sie nickte den Dreien jeweils kurz zu "für unschuldig. Ebenso ist Adryan wenigstens kein Wolf, vermutlich auch kein anderes böses Wesen" Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. Die ganze Situation, zu debattieren, wer jetzt nun wirklich ein Mensch war, war immernoch sehr seltsam. "Dankwart vertraue ich, dass er ein Prinz ist. Ein menschlicher Prinz, wohlgemerkt! Bleiben für mich übrig - und das soll kein Schuldspruch sein! - Shael, Ava, Sven, Rebecca und..." sie seufzte "Edmond und Maxim - welche aber geringe Priorität in der Überprüfung für mich haben. Die Chance, dass sie Böse sind, ist für mich am Geringsten"
Nach dieser kurzen Rede schaute sie in die Runde. Sie war erschöpft. Trotz der ruhigen Nacht in Adryans Bett - der Gedanke daran liess sie leicht erröten.
Zu Miller gewandt sagte sie:
"Wenn ihr heute Rebecca Stepback anklagen wollt, würde ich mit euch mitgehen. Nicht, weil ich Argumente hätte, oder eine Theorie, oder einen Plan. Ich weiß nur sonst nicht ein und aus, und ich würde ungern jemanden anklagen, den ich zu wenig kenne, und dann am Ende allein dastehen. Hier wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, in der Hoffnung, einen Hinweis zu erhaschen. Ich will keine Front machen - aber etwas anderes fällt mir einfach nicht ein."
Edmond Dantès
04.12.2011, 15:52
"Es ist geradezu erschütternd, wie leichtfertig ihr im Angesicht eurer Ratlosigkeit nunmehr dazu übergehen wollt, selbst einfache Dienstmädchen zum Schafott zu führen. Rebecca ist nicht mehr oder weniger auffällig als alle anderen Personen, welche sich in den letzten Tagen im Hintergrund gehalten haben. Zudem hat sie nicht nur den Verlust ihrer ehemaligen Dienstherren zu verkraften, sondern auch den Verlust ihrer Schwester. Sie deswegen als Mörderin zu verdächtigen, welche des Nachts brave Bürger überfällt, ist einfach absurd.
Talis war nichts weiter als ein Lügner, der sich mit seinen letzten wirren Lügen erhofft hat, dass sie ihn vor dem sicheren Tode bewahren können. Von daher mag es geradezu lächerlich anmuten, dass ihr nun auf Grundlage seiner frei erfundenen Anschuldigungen jetzt plötzlich zusammen ausgerechnet Rebecca Stepback anklagen wollt, wo es doch so viel verdächtigere Personen gäbe, wie wir zuvor bereits festgestellt haben.
Noch immer bin ich hier der Bürgermeister, und als solcher gibt es für mich keinen vernünftigen Grund, aufgrund dieser wagen Verdächtigungen eine weiteres junges Mädchen zum Tode zu verurteilen. Abgesehen davon, dass bereits unverhältnismäßig viele Frauen den Mördern zum Opfer gefallen sind, treibt sich noch immer ein bekannter Massenmörder, Sven Frankenfels, in den Gassen Düsterburgs rum und es ist absolut unverantwortlich, ihn noch weiter seinen Machenschaften nachgehen zu lassen.
Doch die meisten Anwesenden scheint das hier nicht zu stören? Oder, Miller? Sollte euch dieser Umstand nicht vor allem euch ängstigen, Libra und Selene? Und doch schmiedet ihr hier vor den Augen aller Anwesenden ein Komplott gegen jenes Dienstmädchen, das soll mir mal einer erklären! Und das, obwohl ihr nicht einmal ein vernünftiges Argument gegen sie hervorbringen könnt.
Zum Wohle und Schutze aller Bürgerinnen und Bürger müssen wir auch weiterhin für Recht und Ordnung sorgen, ehe alles hier in Chaos versinkt, in dem jeder nach eigenem Belieben handeln darf. Wir müssen diesen grausamen Massenmörder Sven Frankenfels heute endlich hinrichten! Ansonsten müsste ich ja sogar davon ausgehen, dass ihr alle gar kein interesse daran habt, weitere Opfer durch diese finstere Gestalt zu verhindern? Oder warum sollte man als Fremde ausgerechnet Rebecca jemandem wie Sven Frankenfels vorziehen, Libra? Und Ihr, Miller, der Ihr doch bisher immer so wohlüberlegt handeln wollte?"
"Liebe Libra, ich schätze euer bedachtsames Vorgehen sehr. Aber eine Frage habe ich noch: Ihr spracht von den Wölfen und das ihr sie bei den unauffälligen vermutet. Habe ich euch dahingehend richtig verstanden das ihr Shael, Ava, Sven und Rebecca hierbei in den engeren Kreis zieht? Und Edmond und Maxim sind für euch ... was genau? Grandy sprach doch Edmond zumindest frei von jeder Bösartigkeit - was das Wölfische betrifft. Ich selber denke da Talis Maxim beschuldigte wird es sich falls sich überhaupt ein Günstling der Vampire unter uns befindet eher bei Edmond um eben diesen handeln. Aber auch das dies sekundär ist - zumindest hoffe ich das - da die Vampire wirklich das kleinere Übel darstellen nachdem schon 4 von ihnen zu Asche geworden sind."
Edmond reagierte genau so, wie sie es geahnt hatte: Er sprach ihr als Besucherin der Stadt ab, eine Vermutung zu haben, manipulierte, wollte seine Meinung durchsetzen - was ja auch in Ordnung war, schliesslich ist er Bürgermeister.
"Selene...Natürlich glaube ich Grandy, dass unser Graf Edmond ein Mensch ist, aber ich weiß neben nicht, ob er ein guter Mensch ist...oder eben nicht. Allerdings, wie ihr gerade gesagt habt: Selbst wenn er ein Günstling der Vampire sein sollte - er wäre keine so gewaltige Gefahr für uns wie die Werwölfe es derzeit sind. Allerdings würde das Übles für Maxim bedeuten..."
Sie schaute Edmond von der Seite an. Sein Verhalten in den letzten Tagen erschien ihr einfach zu verdächtig...Er war immer einer der Ersten, die gegen die Nominierung von Vampiren sprach und Talis bis zu Schluss verteidigt hatte, und bis zum Ende Dankwart..und...Grandy angeklagt hatte, beinahe schon fanatisch war. War er nur so blind, oder hatte das Methode?
"Ich denke, Talis hat gestern nur geraten, als er Rebecca und Dankwart als Böse bezeichnete. Es wurden aber vorher schon Stimmen laut, dass Rebecca ein Monster sei, und er woltle sich dahinter verstecken. Hatte ja am Tag zuvor ja schonmal geklappt, als ihr Grandy abgeschlachtete habt..."
"Schlag ihn bitte nicht..." flüsterte Adryan ihr lächelnd ins Ohr. Er wusste schliesslich, wie sauer sie werden konnte. Und sie war genau das: Sehr wütend.
Lichtdrache
04.12.2011, 16:38
Leonardo erwachte und zog sich an.
Als die uhr erblickte sah er das abend war er beeilte sich zur versammliung zu kommen was bei Sven frankenfels war.
als ankamm sah er schön die rede beginnen, er setzte sich und hörte zu.
Edmond Dantès
04.12.2011, 16:44
"Oh, Libra, Ihr solltet nicht versuchen, mir die Worte im Munde umzudrehen. Ihr selbst sagtet doch, keine Theorie, keinen Plan, kein Argument in der Hand zu halten. Und doch wollt ihr euch wie aus heiterem Himmel einfach den anderen Personen hier anschließen, nur um am Ende nicht alleine da zu stehen, sollte es die falsche Wahl gewesen sein? Ihr wisst ganz genau, dass ich Talis zu keinem Zeitpunkt vertraut habe, und genauso wenig war es mir möglich Dankwart zu vertrauen. Und doch wollt ihr mein Verhalten nun gegen mich verwenden, doch warum verdächtigt ihr dann nicht auch all jene Personen, die sich ebenfalls meiner Meinung angeschlossen haben, als wir Grandy hinrichteten?
Mein Bestreben, einen stadtbekannten Mörder zu verurteilen wertet ihr als Versuch, einen dieser finsteren Kreaturen schützen zu wollen, eine Person, die ihr selbst nicht einmal kennt? Die Beschuldigungen von Talis waren geradezu wahllos und woher hätte er auch schon wissen sollen, wenn es sich bei Rebecca tatsächlich um einen dieser Werwölfe handelt? Indem man schweigt und sich versteckt, hilft man niemanden weiter, außer unseren Feinden. Denn dadurch können gerade die Werwölfe einen Vorteil ziehen und den Verlauf der Abstimmungen beeinflussen, indem sie sich eben nicht verstecken, sondern aktiv am Geschehen beteiligen. Warum sonst haben wir bisher noch niemanden von ihnen erwischt?
Und auch du solltest ein wenig deine Zunge hüten, Selene. Auch wenn wir zurzeit in schwierigen Umständen befinden, sollten wir nicht den Kopf verlieren und solchen Anschuldigungen einen Boden geben. Da die Vampire ohnehin inzwischen ausgelöscht sein dürften, bringen uns solche Behauptungen auch keinen Schritt mehr weiter. Die Verurteilung von Sven Frankenfels scheint mir die einzige richtige Lösung für den Augenblick zu sein, und wer weiß, vielleicht verbirgt sich hinter diesem Mörder tatsächlich auch einer der Werwölfe, nur dass bestimmte Personen hier seinen Tod gerne verhindern würden?"
Sven wachte an diesem frühen Dienstagmorgen mit einem misserablen Gewissen und einer entsprechenden Laune auf. Er achtete auf garnichts. Das sonne Wetter im Freien war ihm egal. Die Ruhe auf den Straßen, welche man den Mördern zu verdanken hat, war ihm egal. Er verspürte keinen Hunger oder sonstige Bedürfnisse. (In welche Scheiße ich mich nur hineingeritten habe...) Der Barbier wollte nurnoch seine Gedanken und Erlebnisse fassen, welche er in den letzen fünf Tagen erlebte. Müde taukelte er in sein dunkles und kaltes Arbeitszimmer und setzte sich auf seinen abgenutzten Holzstuhl. Er fasste sich mit beiden Händen an Kopf und ließ seinen Gedanken einfach freien lauf. All die Tage zogen zäh und ekelhaft an ihm vorbei. Am Mittwoch, dem Tag vor den ersten Toten, stritt sich Sven mit seinem Gesellen. Fabius erinnerte ihn an seine Ankunft in Düsterburg. Wieso nahm er sich die Freiheit Barbier zu werden und nicht seine Fähigkeiten als Schreiner fortzuführen? Er musste an seine Flucht aus Bamberg denken, als er die merkwürdigen Steine bemerkte, welche ihm einen Fluchtweg offenbahrten. Dass es ein Zeichen seines "Herren" war, bemerkte er erst, als er zum ersten Mal den "Nkriza" begegnete. Eine Bruderschaft aus scheinbaren Zauberern, welche von seiner Flucht und seiner Unschuld wussten und die Bewegung der Steine als Offenbahrung ihres "Herren" deuteten. Damals war Sven naiv und akzeptierte die Religion der "allwissenden" Nkriza. Doch sie verrieten Sven noch mehr. Sie sahen ihn als einen von mehreren Auserwählten an, welche aufgrund ihrer Fähigkeiten, Vergangenheiten und familieren Umstände angeblich zu einer Aufgabe auserkoren gewesen waren, welche ein langsam wachsendes Problem in Mitteleuropa beseitigen sollten. Damals war Sven wirklich naiv. Sie überedeten ihn dazu, den unscheinbaren Beruf eines Barbiers zu erlernen, da dieser, einem traditionellen Aberglauben nach, am wenigsten von "den Problemen" nicht als ärgster Feind verdächtigt werden würde. Sie überredeten Sven, dass er sich mit einigen anderen Barbieren zusammenschloss und in einem kritischen Gebiet eine Zunft bildet, welche gemeinsam gegen das Problem vorgehen sollte. Und so schuf der junge, dankbare Sven einen Neuanfang in zwei verschiedenen Städten. Die erste war der Kaisershügel, die zweite Düsterburg. In Kaisershügel erlernte Sven mit seinen Kameraden das Handwerk des Barbiers unter einem eingeweihten Meister. Diese Zeiten waren freundlich und ließen Sven stets lächeln. Doch er vergaß nicht, dass Kaisershügel mit jenem Problem belastet war, weswegen er immer eine gewisse Vorsicht walten ließ. Nach zwei friedvollen Jahren brachte plötzlich die heimliche Freundin von Conlin, einem der Barbiere, ein Kind zur Welt - was nach den Gesetzen der Bruderschaft verboten war. Doch die Barbiere konnten dieses Kind, welches Fabius genannt wurde, vor weiteren Mitgliedern der Bruderschaft verstecken. Nach fünf Jahren, welche er in dieser Stadt verbrachte, zeigten sich erstere Anzeichen des Übels. Die selben wie in Düsterburg: Menschen wurden von "Kreaturen der Nacht" getötet, Stadtbewohner am einem bestimmten Alter bildeten einen Rat und diskutierten, wer sich am verdächtigsten verhielt und gegen den die besten Beweise vorlagen. Diese Personen wurden dann hingerichtet. Doch jede Nacht streiften Sven und seine Zunftmitglieder durch die Straßen und klapperten unentdeckt verschiedene Häuser ab und merkten sich diejenigen, die in dieser Nacht fehlten. An den Tagen darauf nutzte man verschiedenste Möglichkeiten, die Schuld der Fehlenden zu beweisen und sie hinzurichten oder heimlich zu erledigen - mit einer unglaublichen Sorgfalt, Taktik und Geschwindigkeit, über welche Hexenjäger der damaligen Zeit nur staunen konnten. Doch an einer Nacht geriet Leonhard, einer der Gruppe, in Schwierigkeiten: er wurde von einem der Biester tödlich verwundet. Und Arthur, sein Partner, wurde von einer Bürgerpatroullie entdeckt um am Tag darauf vor den Hackblock gezerrt. Doch die Katasprophe wurde überwunden und alle Kreaturen der Nacht vertrieben oder getötet. Die Barbierzunft wurde innerhalb der geheimen Bruderschaft geehrt und gefeiert. Doch nach dem Fest wurde die Gruppe in eine andere Stadt entsandt: Düsterburg. Doch woher wussten die "Oberjäger", dass dieses kleine und unbedeutene Düsterburg verflucht ist? Haben sie eine Offenbahrung des "Herren" erhalten oder Indizien entdeckt? Diese Frage konnte ihm jetzt niemand beantworten. Die Barbiere zogen nach Düsterburg und sollten sich ersteinmal in der Stadt einfinden. Fabius und seine Mutter kamen mit. Neun Jahre lang geschah nichts wirklich besonderes. Conlin erklärte Sven zu Fabius Paten - allerdings nicht ofiziell, da weitere Mitglieder sonst Verdacht schöpfen würden. Vor anderthalb Wochen sollte Conlin ein Erbe eines sizillischen Verwandten antreten. Damit waren die erwachsenen Barbiere noch zu fünft. Doch was ist aus den anderen vier geworden?
Wenn sie getötet wurden, wie lange würde Sven dann noch überleben? Würde man ihn noch heute aus dem Haus zerren und hinrichten? Und wieso hat er, nachdem die Massaker angefangen haben, nicht an seine Zunft gedacht? "Du hast dich selbst vergessen.", anwortete Sven ihm vertraute Stimme. Er erschrak und wandt sich um. Doch keiner war da. Nur die Stille des Arbeitszimmers. Geister? Und was meinte die Stimme mit "Du hast dich selbst vergessen"?
Ihm wurde es zu unheimlich in diesem kühlen Raum. Er vertrat sich in seinem Haus die Beine, bis er an einem Spiegel vorbeiging und sein Ebenbild sah. Seine Haut war leichenblass und sein Gesichtsausdruck wie der eines Toten. "Was ist nur aus mir geworden? Wieso habe ich die Jahre lang meinen Optimismus verloren, obwohl meine Freunde und Kameraden doch noch bei mir geblieben sind?" Er hoffte darauf, dass wieder diese Stimme antwortete. Doch Sven hörte nichts. "All die Zeiten, und ich vergaß, wie sehr ich Fabius gemocht habe? Wie einen eigenen Sohn? Und dann wollte ich ihn umbringen?" In ihm wollte sich eine Wut aufbauen. Eine Wut, welche den Spiegel zerbersten und die Wand dahinter einreißen wollte. Doch seine Friedfertigkeit, welche langsam in ihm erwacht, ließ Sven nur ein tiefes Seufzen herausbringen.
Adryan strich sich mit der Hand über das Gesicht - schon wieder.
Seine Augenlider fühlten sich schwer wie Blei an, der Schlafmangel ging ihm an die Substanz.
"Vielleicht mag es dem werten Herrn Bürgermeister noch nicht in den Sinn gekommen sein, aber der Grund, weshalb am Ende des Tages bisher noch kein Werwolf hing, könnte sein, dass sie uns geschickt auf falsche Fährten locken.", beteiligte sich Adryan zum ersten Mal an diesen Abend an dem Gespräch.
"Doch unabhängig davon halte ich einige eurer soeben getätigten Aussagen für reichlich gewagt, werter Her Bürgermeister - zum Beispiel die Tatsache, dass ihr Talis bis zum Ende mistraut haben wollt.". Der Ermittler lachte laut auf. "Wenn dem so gewesen wäre, warum habt ihr dann an eurer Hexenjagd gegen Dankwart festgehalten und eure Stimme nicht Talis gegeben?". Er schüttelte den Kopf. "Ihr müsst mir darauf jetzt keine Antwort geben, verehrter Herr Bürgermeister.". Seine Stimme klebte förmlich vor Sarkasmus. "Ich für meinen Teil möchte mich jedoch der herrschenden Meinung anschließen und euer Dienstmädchen, Rebecca Stepback anklagen. Nicht, weil sie sich unauffällig verhalten hat, sondern gerade weil sie in meinen Augen ein Verhalten an den Tag gelegt hat, das mir sehr befremdlich vorkommt.". Er räusperte sich. "Die wenigen Male, die ich sie bei den abendlichen Verhandlungen gesehen habe, geben mir zumindest Grund genug, ihr nicht zu trauen - vielleicht mag sie sich am Ende als nymphomanisch veranlagt herausstellen oder sonstigen Dingen dieser Richtung fröhnen. Ich jedoch bezweifle, dass ein Werwolf, der unerkannt des Nächtens morden kann, tagsüber in seiner menschlichen Gestalt, die alle hier kennen, ebenfalls Morde begeht. Es sei denn, es handelt sich bei jenem Mann um einen ausgemachten Dummkopf.".
Mit diesen Worten lehnte er sich zurück.
Dankwart lauschte der Versammlung lange Zeit, vorallem Edmond war ihm erneut ein Dorn im Auge oder wie er es ausdrücken würde... eines seiner Gebrechen.
Er mochte ihn nicht, das war mittlerweile wohl bekannt, dafür hatte er Gründe, Vermutungen, Argumente. Ihm war es einerlei wieviele von ihm bald dachten würden, dass er verrückt sei oder sonstiges. Aber Edmond führte sich auf, als wäre er der Herrscher über alles und jeden. Als könnte er sich alles rausnehmen. Er wollte die Ordnung aufrecht erhalten und wiederherstellen indem er Sven umbringen lies... und innerlich fragte sich Dankwart nur welche Ordnung dieser Taugenichts meinte.
"Edmond... mit Verlaub, wenn hier jemand das sagen haben sollte, dann seid ihr das nicht. Schon lange nicht mehr, ihr hättet es nie haben dürfen. Ihr sagt, ihr wollt die Ordnung wiederherstellen? Welche verdammte Ordnung wollt ihr wiederherstellen indem ihr Sven umbringt? Selbst die Luft brennt und ist im Chaos, falls ihr das noch nicht gemerkt habt."
Seine Stimme war ernst und bestimmt. Hier sprach ein Mann von royalem Blut, das konnte jeder merken und raushören, selbst die, die ihm immer noch kein Vertrauen schenken wollten.
"Ihr seid vielleicht fähiger als euer Vorgänger... aber ihr wisst, wie einfach das ist und mit Ruhm bekleckert ihr euch nicht indem ihr Talis verteidigt habt und mir weiterhin nicht glauben wollt, dass ist euch hoffentlich bewusst. Ihr seid ein wahrlich guter Rhetoriker und wisst ihr was? Ihr seid es, die jedem hier das Wort im Munde herumdrehen würde. Selbst bei mir werdet ihr es versuchen... tut es ruhig. Beschuldigt ruhig den alten Mann wenn es euch beliebt, aber ihr wisst, dass es ein Nachspiel haben wird... solltet ihr am Ende dieses... Höllenszenarios noch leben."
Dankwart schaute sich kurz um, ging die Theorien im Kopf durch die bereits fielen und die, die er sich selbst erdachte.
"Grandy gestand euch vielleicht zu, ein Wesen mit gutem Ursprung zu sein... aber... und das ist das wichtigste Wort, aber... nur weil ihr einen reinen Ursprung habt, muss das nicht bedeuten, dass ihr von guter Natur seid. Somit äußere ich hier laut den Verdacht der bereits fiel, ihr steckt mit den Monstern unter einer Decke und es ist mir einerlei mit welchen, ihr habt etwas mit ihnen zu schaffen, seid einer ihrer Günstlinge, vielleicht auch der letzte verbliebende Günstling."
Mr.Räbbit
04.12.2011, 17:58
Die aufgebrachten Stimmen häuften sich, Havelock saß, bis auf den einen oder anderen Kommentar, still da und trank das kürzlich herbeigebrachte Bier bis auch er sein Wort erhob:
"Werter Herr Bürgermeister, ich stimme Euch in dem Punkt zu, dass ein Mörder wie Sven Frankenfels einer ist, seiner gerechten Strafe zugeteilt werden soll. Seit vielen Tagen hat ihn keiner mehr gesehen, was ihn ohnehin verdächtigt macht. Ich will aber irgendwie nicht glauben, dass es mit den jüngsten Angriffen in Verbindung steht. Ich schlage nicht vor ihn zu verschonen, nur sollten wir Prioritäten setzen."
Er blickte sich langsam in der Runde um und verzog seine Augenbrauen;
"Rebecca Stepback verdächtige ich nur aus einem Bauchgefühl heraus, welches mich aber, wie ich leider zugeben muss, schon oft getäuscht hat. Doch muss ich auch sagen, dass ich, abgesehen von den bewiesenermaßen Unschuldigen, niemandem hier traue." Er nahm einen Schluck aus dem Krug;
"Seltsamer aber finde ich, dass es Vertrauenspersonen gibt, welche kaum an den Diskussionen teilnehmen, aber sich dann gerne lauthals an den Wahlen beteiligen. Es wäre ein großer Gewinn für unserer Entscheidungsfähigkeit, wenn wir diese Personen stärker mit einbeziehen. Spontan würden mir da die Namen Maxim, Ava und Dragoneri einfallen... obwohl der Alchimist wahrscheinlich jenseits unserer Sphären die Geschicke dieser Stadt leitet..."
Havelock trank einen weiteren Schluck.
"Allerdings würde ich nach dem gestrigen Tag, kaum noch meinen eigenen Worten trauen, denn mein Spürsinn hat mich wohl verlassen, was bleibt ist ein vages Gefühl und die Zeit im Nacken, welche sich mit Klauen und Fängen langsam in unsere Nacken bohrt. Ich bin momentan versucht die Stepback zu wählen, will meine Entscheidung aber noch nicht festigen..."sagte er, leerte den Krug und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Gespräche um ihn herum.
Edmond Dantès
04.12.2011, 18:04
"Hexenjagd gegen Dankwart? Ihr verkennt die Situation eindeutig, Adryan. Rafael hatte damals behauptet, jemand mit magischen Fähigkeiten zu sein, der Euch wiederbelebt und Marina getötet hat. Hat er die Wahrheit gesagt? Nein. Ausgerechnet Grandy will daraufhin mit seinen paranormalen Fähigkeiten gesehen haben, dass sich in Rafaels Umgebung eine dieser finsteren Kreaturen aufhält. Hat er die Wahrheit gesagt? Nein. Talis hat behauptet, hellseherische Fähigkeiten zu besitzen. Hat er die Wahrheit gesagt? Nein. Ich selbst war derjenige, der am gestrigen Abend zu allererst seine Stimme gegen Talis erhob. Doch war es die vermeintliche Offenbarung Dankwarts, die mich und viele andere Personen dazu brachte, ihre Meinung zu überdenken. Am Ende war Dankwart sogar bereit gegen sich selbst zu stimmen, und hätten wir ihn verurteilt, so wäre ihm als Prinz gewiss kein Leid geschehen. Zwar konnten wir nun keine endgültige Gewissheit erlangen, doch dafür wurde verhindert, dass Talis einen weiteren Tag Gnadenfrist erhielt. Auch als Bürgermeister habe ich eine zwei Stimmen, daher wollte ich unbedingt in Erfahrung bringen, wie ernst es mit Dankwarts Behauptungen war, bis am Ende nurnoch eine Stimme den Unterschied im Urteil machte.
Wir haben schon längst festgehalten, dass weder Rebecca, noch Shael oder Ava sich in letzter Zeit allzu bemerkbar gemacht haben und höchstens bei den Abstimmungen anwesend waren.Ich für meinen Teil habe eine Pflicht gegenüber den einfachen Stadtbewohnern zu erfüllen und muss daher darauf bestehen, den gesuchten Mörder Sven Frankenfels zu verurteilen. Was wäre es nur für ein Zeichen, wenn solche wahnsinnigen Personen morden könnten, ohne dafür gerichtet zu werden? Schlussends ist es eure Entscheidung, wem ihr eure Stimme gebt, doch ich wasche meine Hände in Unschuld, sollte es sich bei diesem armen Dienstmädchen wie erwartet nur um einen Menschen handeln.
Und Dankwart, sagt was ihr wollt, doch wertet meine Verteidigung nicht als Versuch, euch die Worte im Munde zu verdrehen. Ich habe zwar nicht vor, Euch vorerst weiter zu beschuldigen, doch solltet gerade Ihr in der Lage sein, zu erkennen, dass es unentschuldbar ist, einen gesuchten Mörder entkommen zu lassen und stattdessen das ehrlose Verhalten zu befürworten, welches hier gegen eine wehrlose Frau geschmiedet wird. So etwas ist ebenfalls nicht gerade rühmlich, wisst ihr?"
Aus irgendeinem Grund hatte Rebecca ein Zwicken am Hals, als ob sie jemand irgendwo anklagen täte. Vielleicht war man auch gerade dabei ihren Tod zu bestimmen. Aber nicht mit ihr. (Total aus Versehen) brüstewackelnd warf sie die Tür zur Versammlung auf. "Schönen guten Abend, meine Damen und Herren!" Missgünstige Blicke bestätigten ihr, dass man nicht gerade entschied eine Statue für sie zu errichten. "Ich bin hier, um meinen Tod zu verhindern. Ich weiß, dass ihr mir misstraut. Aber das ist ein Fehler. Was habt ihr für Hinweise, außer dass alle in meiner Umgebung gestorben sind, ich den halben Tag abwesend bin und lunatische Monologe führe? Richtig, keine! Ich bin heute hier, um euch die Wahrheit zu erzählen."
Rebecca atmete tief ein - und hob ihren Rock. Die Botschaft des sich dort zeigenden brannte sich wohl tief in die Gehirne der Besucher der Versammlung an.
"Sagen wir... mein ehemaliger Geliebter Chester war eine Jungfrau - und reich. Reiche Kinder werden in so vielen Dingen unterrichtet, aber darin wie eine Frau aussieht... da mangelt es."
Etwas wippte beim Sprechen rhythmisch mit. "Noch Fragen?"
Selene fiel erst die Kinnlade herunter und dann der halbvolle Bierkrug, der lautstark am Boden zerschellte. Sie fand keine Worte dafür was hier in dieser Stadt vor sich ging. Wirklich gar keine. Noch dazu nachdem Rebecca auch noch lautstark herumposaunte das "alle in ihrer Umgebung gestorben waren". War sie auch noch stolz darauf? "Gnnnh...", murmelte sie nur und fasste sich dann an den Kopf."Ich für meinen Teil habe wahrlich genug gehört und gesehen, bedeckt doch endlich eure Blöße, wir alle hier sind aufgeklärt genug, vielen Dank." sie lief auf Rebecca zu und zerrte ihr den Rock wieder nach unten, dann starrte sie ein wenig entsetzt auf die Beule vor ihrem Gesicht und nahm wieder ein wenig Sicherheitsabstand ein und atmete tief durch.
Rebecca strich sich den Rock glatt.
"Selene, statt den Wölfen im Männerpelz willst du den Mann im Mädchenpelz hängen? Von einem ehemaligen Dienstmädchen aus dem Hause von Busch hätte ich mehr erwartet. Auch wenn es dir nicht gefällt, ich bin kein Monster, ich bin nur ein harter Kerl." Und wie hart er war.
Schattenläufer
04.12.2011, 19:16
Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, wandte sich Miller an den Bürgermeister:
"Herr von Dantes, der Grund, warum sich hier niemand für ihren frei herumlaufenden Mörder interessiert, ist folgender: Sie haben ebenso wenig Hinweise darauf, dass er ein Werwolf ist, wie wir bei unseren Verdächtigen. Ich schätze sogar, dass sie eher noch weniger haben. Und wir sind nicht die Stadtwache, die sich um Kriminelle kümmert, die eindeutig identifiziert und auf der Flucht sind. Wir sind Bürger, deren Ziel es ist, in ihrer Mitte diejenigen zu finden, die von Lykantrophie oder porphyrischer Hämophilie betroffen sind. Das können wir nur tun, indem wir sie am Galgen hängen und so ihre wahre Identität herausfinden. Sagen Sie mir, warum sollten wir verpflichtet sein, Ihrer Pflicht als Vorstehender der Stadtwache nachzukommen? Wir müssen nicht demokratisch abstimmen, ob Frankenfels ein Mörder ist, wir wissen es bereits. Sie können der Stadtwache einfach befehligen, ihn zu finden und zu hängen.
Aber daran denken Sie anscheinend gar nicht. Sie halten sich für weise und pragmatisch, dabei stochern Sie genauso im Dunkeln wie jeder andere hier.
Und dabei, möchte ich hinzufügen, haben Sie mittlerweile mehr unschuldige Bürger auf dem Gewissen als Ihr vermeintlicher Massenmörder Frankenfels."
Edmond Dantès
04.12.2011, 19:33
"Sven Frankenfels ist nicht nur ein Mörder, sondern leider Gottes auch einer der von Caspar von Busch ernannten Vertrauenspersonen. Als solcher fällt er nicht unter die direkte Justiz der örtlichen Stadtwache, sondern kann ebenso wie wir alle nur durch die anderen Vertrauenspersonen zum Tode verurteilt werden. Niemand von uns hat je ein Wort mit ihm gesprochen, geschweige denn ihn in den letzten Tagen überhaupt zu Gesicht bekommen. Macht nicht gerade das Sven Frankenfels zur verdächtigsten Person von uns allen? Er kann ein Mensch oder ein Werwolf sein, seine Taten sind dabei absolut irrelevant. Obwohl er durch seine Verbrechen inzwischen ein stadtbekannter Mörder ist, scheint sich hier dennoch niemand für ihn zu interessieren! Warum nicht? Sven Frankenfels hat sich durch sein aggressives Verhalten ebenso ausgezeichnet wie Chester oder Train, und dennoch erhebt außer mir niemand seine Stimme gegen ihn? Nicht nur, weil er brave Bürger abgeschlachtet hat, sondern weil wir aufgrund dieser zwielichtigen Umstände davon ausgehen müssen, dass es sich bei ihm um einen dieser gesuchten Kreaturen handelt, müssen wir ihn heute verurteilen.
Und noch etwas. Rebecca: Du bist entlassen. So viel Männlichkeit kann ich neben mir in meinem Anwesen nicht dulden."
Schattenläufer
04.12.2011, 21:52
Miller runzelte mit der Stirn. Sven konnte also nicht einfach gefasst und hingerichtet werden, da er eine gewisse Immunität in seiner Funktion als Vertrauensperson hatte. Das gestaltete die Sache schon ein wenig problematischer. Er trank von seiner Weinschorle, lehnte sich zurück und sah den Bürgermeister an.
"Das war mir nicht bewusst. In diesem Fall muss ich Ihnen zustimmen, dass der Fall mit Sven Frankenfels... höchste Priorität haben sollte." Er schlug verärgert auf den Tisch. "Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie gefährlich Sven Frankenfels ist. Wird er weiter morden, oder war dies ein Einzelfall? Wie kam es überhaupt zu den Morden? War er hinterlistiger Angreifer oder in die Ecke getriebener Verteidiger? Die Werwölfe hingegen morden jede Nacht, hinterlistig und wahllos."
"Ich möchte nur diese Stadt von ihrer Plage befreien, und nun muss ich auf einmal Aufgaben der Stadtwache übernehmen! Das gefällt mir nicht, überhaupt nicht. Ich denke, wir verlieren damit nur Zeit. Aber gut, mein lieber Herr Bürgermeister, ich sehe ein, dass Sie Recht haben. Führen wir heute Nacht Sven Frankenfels seiner gerechten Strafe zu. Ich stimme Selene zu, dass Ava und Shael sich verdächtig gemacht haben, aber je eher wir diese Frankenfels-Geschichte beseitigen, desto eher können wir als Bürger geschlossen gegen die Werwölfe vorgehen. Ich stimme für Sven Frankenfels."
Edmond von Dantes war sichtlich überrascht von dieser plötzlichen Sinneswandlung, aber er nickte anerkennend. "Schön, dass Sie doch noch zur Vernunft kommen, Herr Miller."
"Wir werden sehen. Ich hoffe insgeheim auch, dass ich mit dieser Entscheidung meine Unschuld beweisen kann, denn auch ich habe zu Zeiten das Gefühl, von misstrauischen Blicken verfolgt zu werden. Es ist also auch eine Handlung aus purem... Selbsterhaltungstrieb, wenn Sie so wollen."
Miller wandte sich an Selene. "Vielleicht überrascht dich meine Entscheidung. Vorhin noch wollte ich Rebecca Stepback anklagen, und ihre... seine Enthüllung gerade eben sollte nichts an dieser Entscheidung ändern. Tatsache ist aber, dass mein Verdacht auf dem merkwürdigen Verhalten dieser Person beruhte. Dieser Verdacht lässt sich nicht halten, denn dieser Mann hier ist eindeutig geistig verwirrt. Er muss sich schon jahrelang als Mädchen oder junge Frau ausgegeben haben, ohne dabei ein rechtes Ziel zu verfolgen. Es ist... pervers und krank, doch nicht gefährlich. Sven Frankenfels, er ist gefährlich. Und wir sollten uns um ihn kümmern."
Er ergriff ihre Hand und blickte Selene tief in die Augen. "Du bist ein gutes Mädchen, Selene. Gib jetzt nicht auf und halte noch eine Weile durch. Du musstest, wir alle mussten viel durchmachen in letzter Zeit. Aber wir werden es schaffen, und wir werden überleben. Aber dafür brauchen wir deinen klaren Verstand. Auch wenn du meinen in höchsten Tönen lobst, so ist er doch schon ein wenig eingerostet und verstaubt." Er zwinkerte, dann ließ er von ihr ab. Er hoffte, richtig gehandelt zu haben. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass Selene überhaupt einen nackten Mann gesehen hatte. Wer konnte ihr verübeln, dass sie da überfordert war.
Ligiiihh
04.12.2011, 21:55
Maxims Kopf rauchte. Er war nicht wirklich in der Lage klar nachzudenken. Zuerst kam die Sache mit dem falschen Seher und dessen falschen Anschuldigungen und jetzt war sein einziger Anlaufspunkt praktisch dahingeschieden, indem Rebecca ihre wahre Identität aufdeckte. Besser gesagt seine, denn Rebecca war ein Mann. Es kursierten Gerüchte über eine Person, die selbst die härtesten Attentaten locker wegstecken konnte. Falls Rebecca diese Person gewesen wäre, dann wäre er als Kreatur der Nacht für ihn ausgeschlossen. Er setzte sich verwirrt hin und dachte nach. Seltsam blickte er Edmond und Selene von der Seite an. Sein Kopf war nicht wirklich hilfreich in solchen Situationen, also wartete er noch ein wenig ab. Notfalls würde er sich für Edmonds oder gar Selenes Anklage einsetzen.
"Danke Herr Miller. Ich bin froh das ihr soviel Vertrauen in mich steckt, das ehrt mich sehr. Eure Worte eben, das wir Bürger geschlossen gegen die Werwölfe vorgehen sollen, das hat mir Stärke eingeflößt. Ja, auch ich möchte das wir die Uneinigkeit aus unseren Reihen vertreiben und daher schließe ich mich euch und dem Bürgermeister an. Sven Frankenfels der Barbier, der seit Jahren Trauer trägt... und nun mordend durch die Reihen unserer Stadtwachen zog... vielleicht wünschte er sich ja den Tod und vermochte es nur nicht zu bewerkstelligen. Vielleicht tun wir ihm damit ja sogar einen Gefallen..."
Sie fröstelte ein wenig und war beinahe ein wenig traurig darüber das Miller seine Hand nicht länger auf die ihre gelegt hatte. Der Anblick von Rebeccas nacktem Körper hatte in ihr Fragen erwachen lassen... wie es sich wohl anfühlte neben einem Mann zu liegen? Ob sie es wohl jemals erleben würde? Oder ob ihr Leben wie die Scheite im Feuer nur in den Händen von schwarzen Schatten kurz aufknacken und dann verglühen würde?
Da fiel ihr Blick auf Edmond der sich wahrlich adelig verhielt zuletzt zumindest nach den hitzigen Debatten der letzten Tage, der Stärke zeigte und dessen klare Worte ihr geholfen hatten auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Und auf seine hohe Stirn, die noble Blässe die sich über seinen Wangen ausbreitete wie frischer Schnee an einem von warmer Luft durchzogenen Herbsttag. Seine grünen Augen funkelten wie Smaragde im Licht der Kerzen, die vereinzelt auf den Tischen verteilt waren. Und nur ganz kurz fragte sich Selene ob ... aber nein, sie blieb nur eine Dienstmagd. Egal wohin das Schicksal sie je tragen würde, ihr Stand würde an ihr haften bleiben, wie es Mürbteig an einer Teigrolle tat. Aber sie konnte träumen und auf eine bessere Zukunft hoffen. Wie hatte Edmond ihr gesagt, an dem Tag an dem sie ihn und Maxim um Verzeihung bat? "Selbst wenn ihr meinen Vorschlag ablehnen solltet, so könnt Ihr Euch dennoch Gewiss sein, dass ich Euch weiterhin unterstützen werde, schließlich habt Ihr doch einmal den Traum, Euch selbstständig zu machen, nicht wahr?" Ja und für diesen Traum war sie bereit zu kämpfen.
"Maxim, sei doch so gut und bring mir einen Teller Suppe, die der Wirt vorhin aufgesetzt hat. Es wäre wohl am besten wenn wir hier in der Taverne bleiben, zumindest was die heutige Abstimmung angeht." Auch einige andere begannen nun mit dem Abendmahl und Selene vermisste in diesem Moment die junge Sängerin sehr... sie hatte die Stimmung immer durch ihre Anwesenheit verzaubert und durch ihren Gesang waren die Gespräche angenehmer geworden. "Herr Miller, verzeiht, aber könntet ihr uns vielleicht ein Stück auf eurem Cello spielen? Es mag seltsam anmuten, aber ich wünsche mir nichts sehnlicher als wenigen Augenblicken dieser bedrückten Stimmung zu entkommen und was wäre da besser als Musik?"
Mr.Räbbit
04.12.2011, 22:48
Havelock leerte bereits seinen dritten Krug, als er sich schmerzlich gewahr wurde, dass er offensichtlich zu viel getrunken hatte und seine Augen ihm nun üble Streiche spielten. Doch zumindest eines filterte sein umnebelter Geist, aus dem zotigen Geschehen: "Sollte diese "Göre" tatsächlich ein nützlicher Verbündeter im Kampf gegen die Dunkelheit sein, so dürfte Sie nicht der Willkür zum Opfer fallen. Allerdings wäre Sie... Er nicht der Erste der solch tollkühne Behauptungen bezüglich seiner Identität aufstellt."
Er seufzte und blickte auf seine bisherigen Entscheidungen zurück, es gab nicht viele Beispiele einer wohlüberlegten Wahl seinerseits. Doch wer wusste schon was das Richtige ist. Entscheidungen mussten gefällt werden, auch wenn es Ihn wieder als wankelmütigen, verschrobenen Alten zeigen würde.
"Zwar traue ich dem Rat des Herrn Clerc, aber wenn das Oberhaupt unserer Gemeinde, Herr Dantes sowie Herr Miller und Fräulein Selene, den gemeinen Mörder Frankenfels hängen sehen wollen, so muss ich in Anbetracht der harten Fakten mit welchen wir soeben konfrontiert wurden, auch Sven Frankenfels anklagen. Ich will auch in diesem Falle nicht riskieren einen unschuldigen auf dem Gewissen zu haben."
Nachdem er diese Worte an die Allgemeinheit gerichtet hatte, goss er sich neues Bier in den Krug und riskierte einen Blick auf die Liste, welche Selene auf dem Tisch abgelegt hatte.
"Irgendwer spielt hier Dumme Dussel mit uns und wir bemerken nicht wer..."
Kein einziger Lykaner hatte sich bisher offenbart, dabei waren diese für die meisten Morde verantwortlich. War es wirklich nur Einer!? Wenn nicht, hatten Sie bereits soviel Einfluss?Oder doch nur Glück... Das Buch hatte ihn in letzter Zeit mehr Fragen als Antworten geliefert und half ihm in diesem Falle auch nicht weiter.
Havelock bemerkte die unterstützende Geste Millers, gegenüber Selene. Zusammenhalt war es, worauf es jetzt ankam und Miller verstand es in den Leuten ein wenig Hoffnung keimen zu lassen.
Auf dem heutigen Tag lag ein seltsamer geistiger Nebel, es schien als würde er die Hoffnungen und Träume der Menschen vernebeln und unzugänglich machen. Jeder Strohalm musste ergriffen und jeder Anker genutzt werden um dem Erstarren der Herzen Einhalt zu gebieten. Havelocks Gedanken trübten sich immer mehr, als sich die letzten Tage zu einem apokalyptischen Tagtraum formten, welcher in seinem Kopf herumspukte.
Als der üble Gedanke verflogen war, richtete er mit ruhiger Geste das Wort an den Bürgermeister Dantes:
"Herr Dantes, erlaubt mir eine Frage, was hat es mit den ständigen Wahlenthaltungen Eures jungen Protegé Maxim auf sich? Mir scheint er wurde wie wir alle ausgewählt die Geschicke der Stadt in die Hand zu nehmen? Ein Junge seines Alters sollte sich der Herausforderung gewachsen zeigen und sich nicht drücken. Es könnte sonst noch ein Verdacht aufkommen, mit Verlaub."
Schattenläufer
04.12.2011, 23:48
Millers Gesicht hellte auf, als er Selenes Bitte hörte. "Ja, Musik wäre jetzt genau das richtige. Mein Cello habe ich leider zuhause, aber das Wirtshaus hat ein formidables Klavier, das sogar erst vor kurzem gestimmt wurde, wenn mich nicht alles täuscht. Herr Cole, hätten Sie etwas dagegen...?"
"Natürlich nicht, Herr Miller", beeilte sich der Wirt zu sagen. Er machte eine Geste in Richtung des Klaviers, welches neben der kleinen Bühne stand. Miller nickte. Er setzte sich ans Klavier und klappte den Deckel auf. Lange hatte er nicht mehr an diesem Klavier gesessen. Früher hatte er sich nach ein paar Bier gerne dazu bewegen lassen, den Abend mit einer fröhlichen Melodie zu beleben, doch die Zeiten fröhlicher Ausgelassenheit waren vorbei. Er spielte einige Akkorde, sachte und sanft. Bevor er mit dem ersten Stück begann, wandte er sich noch einmal an die versammelte Gesellschaft.
"Wir haben in den letzten Tagen viele gute Bürger verloren. Freunde wie Fremde, sie wurden von uns gerissen von grausamen Bestien der Nacht. Aber wir werden diese Plage bezwingen, und wir werden überleben. Wir müssen nur zusammenhalten und die Hoffnung nicht aufgeben. Und ich hoffe, dass ich mit diesem Stück ein wenig Hoffnung in die Herzen bringen kann. Ich... widme es Thorben, dem unglückseligen Abenteurer, der das erste Opfer war; Frau von Busch, die zuerst ihren Mann und dann ihr eigenes Leben verlor; Marina, der begabten Sängerin, die heute eigentlich hier neben mir stehen sollte; Elizabeth Stepback und Grandy, Rowan und... und Elly Cole, die vom Fluch der Vampire getroffen worden war. Möge der Herr im Himmel Erbarmen mit ihr haben."
Millers Spiel war getragen und melancholisch, doch immer wieder ließ es glockenklare Harmonien erklingen. Leise und sanfte Passagen wechselten sich ab mit kraftvollen Melodien, immer wieder griff er Motive auf und fügte sie nahtlos ein. Mit geschlossenen Augen ließ er die Finger wie von selbst über die Tasten fliegen, während er der Toten gedachte und Bilder der letzten Tage durch seinen Kopf zogen.
Selene saß wie gebannt da und lauschte. Libra und Adryan warfen sich Blicke zu, Dankwart hatte die Augen geschlossen, nickte und summte leise mit, wenn er eine Melodie wiedererkannte.
Dem Wirt kullerten dicke Tränen ihm aus den Augen, doch er lächelte.
Während am Tisch langsam wieder die Gespräche einsetzten, spielte Miller noch eine Weile.
Edmond Dantès
05.12.2011, 00:27
Es verstrichen einige wortlose Minuten, in denen alle Anwesenden die vorangegangene Debatte auf sich wirken ließen und jeder sich seine eigene Meinung bildete. Diese hitzige Diskussion hatte auch Edmond ein wenig aus der Fassung gebracht, und so kam ihm diese Pause sehr gelegen, um sich und seine Gedanken ein wenig zu sammeln und wieder ein wenig Kraft zu schöpfen. Während er sich in der Menge so umsah, bemerkte er Maxim, welcher offensichtlich verwirrt war ob Rebeccas überaus bemerkenswerter Art und Weise, gewisse Geheimnisse zu lüften. Sicherlich war dieser Junge nicht der Einzige, in dem sich Verblüffung breit gemacht hatte, auch wenn die meisten Vertrauenspersonen und anderen Gäste recht gefasst reagiert hatten und kein weiteres Wort über diesen peinlichen Moment mehr verloren.
Der Bürgermeister wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als der Antiquar Havelock sich zu ihm gedreht und sein Wort an ihn gerichtet hatte.
"Natürlich sind mir Maxims Wahlenthaltungen auch bereits aufgefallen, werter Havelock. Ihr solltet Euch jedoch keinen weitere Kopf dadrum machen, da steckt nicht allzu viel hinter, mit ihm ist alles in bester Ordnung. Gewiss haben die vergangenen Geschehnisse einfach nur zu sehr an ihm gezehrt, als dass er sich genau so energisch wie wir an den Abstimmungen hätte beteiligen können. Er ist noch viel zu jung, als dass er schon so viele Gräuel hat miterleben müssen, wie wir nun in den letzten Tagen, sicherlich ist er einfach nur ein wenig überfordert mit der Situation.
Im übrigen muss ich Euch korrigieren, Havelock. Vorhin noch habt ihr unter anderem Leonardo und Maxim als verdächtige Personen aus eurer Sicht benannt, doch wissen wir bereits seit dem Tode Grandys mit absoluter Sicherheit, dass diese Beiden keinesfalls zu den gesuchten Mördern gehören können. Doch fürs Erste wollen wir der Hinrichtung von Sven Frankenfels entgegensehen und vielleicht sieht die Lage für uns morgen schon ganz anders aus."
Man konnte Edmond seine Erleichterung ansehen Angesichts der Tatsache, dass sich sowohl Miller als auch Selene dazu entschlossen haben, seiner Entscheidung Folge zu leisten und ebenfalls diesen wahnsinnigen Massenmörder anzuklagen, wo auch immer er sich wohl gerade aufhielt. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dieses Vorgehen in Frage zu stellen, auch wenn man berechtigterweise hätte fragen können, wie man einen Mörder verurteilen will, der bisher nicht einmal gefasst worden war? Aber der Tag ging zum Glück noch eine Weile, auch wenn es inzwischen allmählich Abend wurde. Nach dem Schneeregen der vergangenen Tage war der Himmel dieses Mal ungewohnt klar und es zeigte sich selbst in weiter Ferne keine einzige Wolke. Ob das ein gutes Zeichen war?
Während im Hintergrund Miller begann, auf dem Flügel eine Passagen vorzutragen, versuchte sich der junge Graf frei zu machen von jeglichen Gedanken und genehmigte sich ein Glas von dem Düsterburger Rotwein. Kurz nach Rafaels Tod war seine Kelterei wieder in Betrieb genommen worden und so mussten die Stadtbewohner nicht fürchten, dass es ihnen in naher Zukunft am Wein mangeln würde. Dabei fiel Edmond ein weiterer wichtiger Punkt ein, den der Tod von Sven Frankenfels mit sich bringen würde: Wenn sich diese Angelegenheit erst einmal erledigt hatte, würde es der Stadtwache auch wieder möglich sein, de Tore in ausreichendem Maße überwachen und somit auch den Warenverkehr wieder fließen lassen können.
Erst nach einer Weile sollte Edmond bemerken, wie Selene ihn scheu von der Seite musterte. Doch als er sich zu ihr drehte, wandte sie ihren Blick reflexartig von ihm ab und versuchte so zu tun, als hätte sie die ganze Zeit über Miller beim Klavierspiel zugeschaut. Am Tage noch hatte sie recht entkräftet von den Strapazen der beinahe vergangenen Woche gewirkt, (kaum zu glauben, es war tatsächlich schon der sechste Tag nach dem Beginn der nächtlichen Morde!), doch als Edmond sie im Schein der Kerzen betrachtete, schien wieder Leben in dieses hübsch gezeichnete Gesicht zurückgekehrt zu sein. Ihr eng geschnürtes Korsett betonte ihr schlanke Statur und mit einem Bedauern musste Edmond feststellen, dass auch an diesem Abend ihre dunkelblonden Haare von einer weißen Haube verdeckt wurden, wenngleich einige Locken daraus hervortraten. Wahrlich, trotz all der Gefahren hatte sie der Mut noch nicht verlassen und während andere einfache Dienstmägde bereits die Flucht ergriffen hätten, war sie noch immer tapfer an der Seite der anderen Vertrauenspersonen geblieben. Vor wenigen Tagen erst hatte sie sich von ihm getrennt, um ihre Zukunft in die Hand zu nehmen, und es schien, als würden sämtliche Frauen in Edmonds Nähe in besonderer Gefahr schweben. Erst Sophia, dann Marina... Vielleicht war diese Angst auch irrational, doch konnte er es riskieren sie ebenfalls zu verlieren, indem er ihre Nähe zuließ? Ein wenig besorgt musterte Edmond das junge Dienstmädchen fast schon ein wenig zu lang, als es angemessen gewesen wäre, bis er sich doch dazu entschloss, ein sanftes Gespräch mit ihr zu beginnen.
"Liebe Selene, erzählt mir, wie ist es Euch abseits dieser schrecklichen Abstimmungen ergangen? Könnt Ihr trotz alledem ruhige Nähte verbringen und genügend neue Kraft schöpfen? Wie steht es um euren Traum nach einer eigenen Confiserie? Die Pralinen, die Ihr mir geschenkt habt, waren wirklich köstlich und man konnte wahrlich die Liebe spüren, mit der sie gemacht worden sind. Ich bin mir sicher, wenn all das hier vorbei ist, dann werdet Ihr damit noch weit im Leben kommen und Euch einen Namen machen können. Vertraut mir, schon in wenigen Tagen werden wir gewiss auch den letzten all dieser Mörder erwischt haben und dann können wir gemeinsam unbesorgt in die Zukunft blicken!" Vorsichtig ergriff Edmond Selenes Hand und spürte die Wärme, die durch ihren Körper strömte. Für einen Moment versuchte er, alles andere Geschehen um sie herum zu vergessen und diesen Augenblick zu genießen...
Diese Stadt! Förmlich jede Person, die sie kennenlernte und die aus dieser verfluchten Stadt stammte war ganz klar: wahnsinnig. Nach dem Auftritt des Hausmannes Rebecca war Libra erst wütend, dann amüsiert, dann verwirrt. Aber irgendwie...GLAUBTE sie, dass man dort einen harten Burschen vor sich hatte. Im Wortsinn. Miller hatte inzwischen begonnen, am Klavier eine Trauerserenade anzustimmen. Selene und Edmond tauschten schüchtern ein paar Blicke und Worte aus, Dankwart starrte verträumt auf eine ältere Dame, die in einem Schaukelstuhl am Feuer saß. Shael wirkte geistesabwesend und Havelock ging immer und immer wieder die Notizen von Selene durch. Ein guter Zeitpunkt..."Adryan..." raunte sie dem Ermittler zu "Ich denke es wäre ein guter Augenblick, um ein Wort mit Meister Havelock zu wechseln...Nach einem Glas Wein wird er vielleicht zugänglicher sein." Er nickte ihr zu und schaute an die andere Seite des Tisches. "Du hast Recht...Wenn nicht jetzt, wann sonst?" Libra hatte das Gefühl, dass es Zeit war, kurz nach oben zu gehen und sich noch etwas "auszuruhen"...Havelocks Zunge würde diesesmal hoffentlich lockerer sein.
_______Einige Zeit später in Adryans Zimmer _________
Libra war nach oben gegangen, damit sie einige ihrer Habseligkeiten zusammensammeln konnte, und um Adryan die Möglichkeit zu geben, ein ruhiges Wort mit Havelock zu führen. Julie hatte sie begleitet und lag nun auf dem Bett und schnüffelte an Adryans Umhang. Etwa 30 Minuten später kam er in sein Zimmer und setzte sich wortlos auf das Bett. Er schien nachzudenken.
"Weisst du schon, wen du....nimmst?" Er lachte ein trockenes Lachen, dass Libra leicht frösteln ließ.
"Nein. Es wird ja viel über den Mörder geredet, diesen Barbier. Aber warum sollten wir ihn anklagen, einen menschlicher Bürger? Ich will nicht herzlos klingen, aber was kümmert uns das in dieser Funktion?"
"Du hast Recht. Was denkst du...Edmond? Shael? Maxim?"
"Nunja, dafür wäre es von Vorteil zu wissen, ob dir das Gespräch mit dem Antiquar etwas gebracht hat." Sie versuchte ein Lächeln aufzusetzen, was ein wenig misslang. "Aber selbst wenn, der Bürgermeister scheint seinen Charme ja wiedereinmal genutzt zu haben, alle stimmen wie wild für den Herren Frankenfels. Verzweiflungstat."
"Die Praxis des Probehängens scheint sich ja zu bewähren."
Eine Gesprächspause entstand, in der sich Libra neben Adryan auf das harte Bett der Wirtschaft setzte und ihm über eine Narbe am Hals fuhr. Er war den Monstern knapp entkommen. Er ergriff ihre Hand und schaute sie an.
"Kann ich auf dich zählen, wenn ich heute abstimme? Können wir uns gegenseitig glauben, dass der andere kein...Monster ist?"
"Ich habe es dir versprochen...ich werde dich beschützen. Und wenn es vor diesem schmierigen Graf sein muss."
Im schwachen Schein der Kerzen waren die Beiden allein in diesem Zimmer. Lächelnd darüber, ein bisschen Glück in Zeiten der Not gefunden zu haben.
Selene lauschte Millers Klavierspiel mit innigem Entzücken. Er spielte nicht nur wunderschön, auch die Lieder die er anstimmte waren aufmunternd und vielen Anwesenden bekannt.
Die Musik, der Wein der ausgeschenkt wurde und die Leichtigkeit die sich nun in ihr Herz schlich machten es ihr leichter die richtigen Worte zu finden als der Graf sie ansprach. Lächelnd hörte sie ihm zu und sie musterte seine langen schlanken Hände mit denen er leidenschaftlich jedes Wort unterstrich. Als er ihre Pralinen lobte und sich verstohlen über die Lippen leckte machte ihr Herz einen kleinen Sprung vor Freude. Als seine kühle Hand nach ihrer griff zuckte sie nur einen kurzen Moment zurück und blickte um sich ob nicht eine der Vertrauenspersonen einen Einwand haben würde – immerhin war sie nicht von Stande.
„Edmond, meint ihr es ist schicklich? Ich möchte euch keine Probleme bereiten, wisst ihr.“ Sie errötete leicht aber entspannte sich als sie sein selbstbewusstes Lächeln sah. „Nur keine Furcht meine Schöne, ich denke in diesen Tagen ist alles ein wenig anders und ihr wart in den letzten Tagen so mutig wie es eine Dame aus gutem Hause nur sein könnte. Für mich macht es keinen Unterschied woher ein Mensch kommt, wichtig ist was in ihm schlummert.“ Ein wenig aufgeregt griff Selene nach ihrem Weinglas, kleckerte allerdings ein kleines bisschen auf die Schnürbänder ihrer Haube. Sie biss sich auf die Unterlippe und nahm die Haube ab und nutzte die Gelegenheit um ihre Haare neu zu flechten. „Nungut, ich vertraue eurem Urteil noch ein zweites Mal. Zu euren Fragen... hmmm nun meine Nächte... sie waren ungewöhnlich. Auch wenn ich kurze Nächte gewohnt war, so angespannt wie es derzeit zugeht bekommt man ja kaum ein Auge zu. Vor allem wenn man sich Sorgen machen muss um die, die einem wichtig sind.“ Sie blickte Edmond lange in die Augen, ließ die Haarflechten lose auf ihre Schultern fallen, errötete dann als sie bemerkte was sie da gesagt hatte und setzte hinzu, „Dankwart beispielsweise. Oder Maxim. Ja ich habe sogar Libra dort sehr gern gewonnen, so kurz ich sie auch kenne, unter ihrem feuerroten Haar scheint ein ebenso lebendiger Geist zu sitzen. Sie ist wahrlich eine Frau die sich mit Männern messen kann.“
Edmonds Augen leuchteten kurz auf als sie die Sorge und die Angst um andere erwähnte – er strich mit dem Handrücken über ihre Wange, so als sei sie etwas besonders kostbares, zerbrechliches und griff dann neugierig nach ihren hellleuchtenden Locken. Ihm schien zu gefallen was er sah, und Selene überließ es ihm sie zu „frisieren“, was vor allem darin bestand die beiden Zöpfe nach und nach aufzutrennen und mit den Fingern unendlich langsam durch die Wellen zu kämmen. Sie schloss genießerisch die Augen während sie weiter das Gespräch mit ihm suchte. „Es war sehr nobel von euch wie ihr Maxim vorhin verteidigt habt. Ich glaube er kümmert sich leidenschaftlich um andere, aber auch er braucht jemanden der auf ihn Acht gibt. Ich bin sehr froh ihn in eurer Obhut zu wissen.“ Dann schlug sie die Augen wieder auf und bemerkte ein Lächeln auf seinen Lippen – das seit Marinas Tod von seinem Gesicht fortgewischt gewesen war. „Ihr seht sehr glücklich aus Graf. Erleichtert, fast so als sei eine Sorge weniger auf eurem Herzen.“ „Das zwei Bürger meiner Wahl vertrauen ehrt mich ebenso wie es mir das Herz erleichtert, meine Dame. Ich hatte Sorge das ich selbst, in dem Sturm der Gefühle die sich bei den Diskussionen heute anbahnten, meine klare Sicht einbüßen würde die ich doch so dringend brauche in meinem Amt. Umso mehr freut es mich das ihr mir bei dieser Wahl vertraut.“ Selenes Augen glitzerten leicht, als sie ein wenig näher an Edmond rückte, bis ihre Knie sich berührten und sanfte Schauer durch ihre Körper schickten. „Meine Dame“ hatte sie nun wirklich noch nie jemand genannt. Ihr Blick fiel auf Adryan und Libra, die es sich auf einer Eckbank der Taverne so gut es ging gemütlich gemacht hatten. Sie lag an seiner Brust, er fuhr ihr zärtlich mit den Fingern durchs Haar. Dann tauschten sie einige Worte, einige Blicke und verschwanden nach oben auf ihr Zimmer.
Vor dem Fenster blinkten ein paar Sterne hell auf, fast so als wollten sie den Bürgern, die in der hellerleuchteten Schenke saßen einen Weg weisen, dorthin wo ihre Träume wahr werden konnten. „In wenigen Tagen“, murmelte Selene leise, „gemeinsam...“ und dann vergaß sie alles um sie herum und überließ sich einfach nur dem Augenblick, dem Wein, der Musik und der Wärme die sie umgab.
~*~
Miller spielte eine Volksweise, die seit Generationen hier in Düsterwald geläufig war – ein Lied das Hoffnung in die Herzen der Anwesenden setzte – und viele summten mit, als Miller die letzten Strophen spielte:
Schulter an Schulter, Hand in Hand,
gemeinsam vor Abgründen stehn
nicht zurückschrecken sondern vorwärts gehen
brückenschlagen in den Nebel hinein.
Kein Bedauern, kein Zaudern,
denn wir haben nichts zu verliern.
Wir leben unser Leben, so wie wirs uns wünschen
nehmen unser Schicksal selbst in die Hand.
Wir finden einen Weg ins Herz der andren
bis jeder sein Innerstes nach aussen zeigen kann.
der Stolz meiner Leute, mein Volk, meine Kameraden
zusammen wird es gehen, gemeinsam überstehen wirs!
Zeigt uns den Weg, zeigt uns wohin wir gehören
Wie ein Stern, der uns führt -
so brennt unser Herz und leitet uns.
Der Weg ist schwer, doch keiner bleibt allein.
"Adryan...". Die Stimme Libras war nicht mehr als ein heiseres Flüstern in seinen Ohren."Ich denke es wäre ein guter Augenblick, um ein Wort mit Meister Havelock zu wechseln...Nach einem Glas Wein wird er vielleicht zugänglicher sein.". Adryan nickte und warf dem Antiquar einen kurzen Blick zu."Du hast Recht...Wenn nicht jetzt, wann sonst?". Mit diesen Worten erhob er sich und setzte sich neben Havelock, der das Erscheinen des Ermittlers mit nur mäßigem Interesse zu verfolgen schien. "Mir dünkt, ihr schuldet mir noch eine Unterhaltung, werter Havelock. Die gestrigen Ereignisse haben einige Fragen in mir geweckt, auf die ihr sicherlich eine Antwort kennen dürftet.". Gebannt wartete er ab, was Havelock ihm zu sagen hatte.
------------------------------------ In Adryans Zimmer -------------------------------------
Seine Sinne wirbelten eine bunte Mischung aus Emotionen in seinem Inneren umher, von denen er dachte, sie seit jenem schicksalshaften Tag verloren zu haben. Er widerstand dem Drang, sich mit der Hand über die Narbe zu fahren und strich stattdessen durch das feurige Haar von Libra, die ihm so nahe gegenüber saß. Jede Nuance ihres Geruchs strömte auf ihn ein, machte ihn benommen, berauschte ihn.
Ein Schweigen herrschte zwischen ihnen - eines von der Art, wie sie immer eintraten, bevor etwas geschah.
Und zum ersten Mal spürte Adryan eine Andeutung von Unsicherheit und Nervosität in sich aufkeimen. "Ich glaube, ich habe einen Fehler gemacht, das Hausmädchen - den Hausmann - des Bürgermeisters anzuklagen.", begann er unsicher. "Ich werde meine Stimme noch ändern.". Für einen Moment sah Libra ihn fassungslos an und langsam verwandelte sich ihr Gesicht in eine Maske der Empörung und der Wut. "Das ist ja nicht zum aushalten!", brauste sie los und riss Julie damit aus ihren Schlaf. Vorwurfsvoll blickte die Hündin die rothaarige Frau an. Diese seufzte und rollte die Augen himmelwärts. "Diese Stadt!", sagte sie und setzte - dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen - zu einem neuerlichen Wutausbruch an, da gab Adryan seiner Intuition nach: er schlag seine Arme um sie, zog sie dicht an sich heran und drückte seine Lippen sanft auf ihren Mund.
Welche Worte auch immer sie hatte sagen wollen, sie blieben ungesagt.
Mr.Räbbit
05.12.2011, 12:57
----------------------Nur in der Schankstube-----------------------------------------------------
"Mir dünkt, ihr schuldet mir noch eine Unterhaltung, werter Havelock. Die gestrigen Ereignisse haben einige Fragen in mir geweckt, auf die ihr sicherlich eine Antwort kennen dürftet."
Havelock bedachte den Ermittler mit einem leicht benommenem, aber noch immer wachem Blick:
"Nun Herr Clerc, es gibt vieles auf das wir alle gerne eine Antwort wüssten... und dann gibt es jene Dinge die nur schwer in Worte zu fassen sind." Die Schankstube wurde durch die Musik Millers von einer Atmosphäre der Zweisamkeit umhüllt, welche die Überlebenden dazu brachte, sich näher zu kommen. Wie das letzte Ballet auf einem untergehenden Schiff, tanzend, verlangend, Hoffnung und Liebe suchend. Bis in den Untergang hinein, dem Glück engegenstrebend.
Adryan rutschte ein wenig unruhig auf seinem Sitz umher, als er auf eine klare Antwort Havelocks wartete. Libra beobachtete das Gespräch, von der Stimmung angesteckt, den schmachtenden Blick immer wieder auf die von Kerzenschein umrahmte Sillouette Adryans gerichtet. "Der Kopf, Havelock... was habt Ihr mit dem Kopf des Callan Fidian angestellt. Es erscheint nicht nur mir äußerst merkwürdig, dass ihr ihn einfach mitgenommen habt..." Der Antiquar wandte den Blick nicht von der Liste ab als er zu einer Antwort ansetzte: "Ich habe getan, was getan werden musste... Wusstet Ihr das der Körper eines toten Obervampirs, auch Jahrzehnte nach dessen ableben, wieder zu neuem Leben erwachen kann, wenn auch nur ein Tropfen Blut die Asche seines verfallenden Leibes benetzt!? So heißt es jedenfalls; und ich wollte bei Fidian kein Risiko eingehen. Zumal ich ihm im Feuer der Verzweiflung versprach, seinen Geist den ewigen Qualen des Fegefeuers zu überantworten. Nein, er durfte sich nicht einfach so aus dem Leben schleichen, ohne für seine Taten zu büßen."
Adryan nickte, ob auch dunklen Gedanken nachgehend, was die Kaltblütigkeit des Antiquars anging.
Libra kam nun, mit einem Blick, wie ein verträumter Sonntag Morgen in Seiden umhüllten Tüchern, zu den beiden herüber und legte Ihre Hand sanft auf Adryans Schulter.
"Meister Havelock, auch ich weiß noch nicht recht, was ich für Schlüsse aus Eurem Verhalten ziehen soll, Ihr umgebt Euch mit mehr Geheimnissen und vagen Antworten, als es selbst der verschlossenste Freimaurer vermag. Doch merkt man auch, das Ihr zwar nicht ganz offen sprechen wollt, aber immer wieder Informationen über Euch unter die Leute streut. Was bezweckt Ihr damit?"
Havelock jauchzte und trank einen großen Schluck aus dem vor ihm stehenden Krug;
"Der Geist eines Menschen steckt voller dunkler Türen und hellen Lichtungen. Verübelt es einem alten Griesgram, welcher sein Leben lang allein umherwandelte nicht, dass er auf seine letzten Tage versucht, die verschlossenen Türen zu öffnen und seine Umwelt auf die hellen Lichtungen seines Geistes führen will. Ich weiß, dass ich vieles getan, was misstrauen in so manchem Gedankengang erweckt hat. Doch glaubt mir wenn ich Euch sage, dass ich genau weiß was ich tue und niemandem schaden will, der Gutes für die Stadt vollbringt..." Missmutig starrte er in die Leeren des Kruges vor ihm. "Auch wenn die eigenen taten nicht immer das wiederspiegeln, was man von ganzem Herzen will." Sein Blick wanderte auf das tänzelnde Pärchen, Selene und Edmont Dantes, Havelock seufzte:
"Vielleicht habe ich mein Leben vertan, vielleicht hätte ich anderen Dingen den Vorzug geben sollen. Doch selbst eine Sekunde in der Vergangenheit ist weiter entfernt als 100 Jahre in der Zukunft, denn was geschehen ist, kann nicht verändert werden."
Er versah Adryan und Libra mit einem weisen Blick an:
"Ihr beide seid noch jung und habt Euer Leben noch vor Euch, ihr solltet die Zeit die Euch bleibt nutzen und das richtige tun. Jede Sekunde zählt..."
Adryan und Libra warteten darauf, dass der Antiquar weiter reden würde, doch dieser saß nur noch schweigend über der Liste und ging seinen eigenen, vom Alkohol vernebelten Gedanken nach.
Und als weiter keine Antwort kam, verabschiedeten sie sich vom Antiquar und gingen dem nach, was auch die letzten Tänzer des untergehenden Schiffes getan hatten.
Sie tanzten dass sich stetig wiederholende Ballet des Lebens, im Angesicht des Todes, nach Glück und Zusammenhalt suchend...
Als die beiden sich entfernt hatten, blickte Havelock durch das Licht der Kerzen in eine ferne Vergangenheit, eine Zeit als auch er jung gewesen ist, als er noch Hoffnung und Zuversicht in sein Leben gelegt hatte.
---------------------------Viele Jahre vorher in Düsterburg /oder warum Havelock wurde, was er ist--------------------------------------------------------
Dunkelheit, der Boden ist feucht und voller Schlick, der Betrachter erblickt im schwachen Schein des durch ein Loch hereindringenden Mondlichts die Konturen einer bemoosten Ziegelwand. Schritte nähern sich, Schatten werden an die Wände geworfen und tanzen ein diabolisches Ballet an den Wänden des unterirdischen Gewölbes.
Der Schein einer Laterne wird sichtbar, getragen von einem jungen Mann mit Spitzbart und vollem Haar. Seine Stiefel sind mit Schlamm verkrustet und ein Lederbeutel auf seinem Rücken ist gefüllt mit klimpernden Gegenständen. Er trägt eine kleine Spitzhacke an seinem Gürtel und versucht im Licht der Laterne eine Karte zu lesen.
"Ich müsste jetzt genau unter dem Anwesen der Familie Fortesque sein..." Kaum hatte der junge Mann diese Worte an sich selbst gerichtet, als plötzlich ein Knacksen von der Decke her zu hören war. Der Blick des heranwachsenden Waisen glitt langsam nach Oben:
"Oh, oh..." sprach er noch, als ein schwall aus Ziegeln, Schutt und vor allem dem Schrei einer jungen Frau direkt aus der Decke auf ihn niederprasselte. "Verdammt nochmal was...!?"
Der junge Havelock, ging ihn die Keller der Stadt um das nötigste für sein Überleben zusammenzutragen, doch was er nun erblickte, war nicht gerade das, was man jeden Tag in den Kellergewölben Düsterburgs fand.
Eine junge Frau, in einer rosa Wolke aus Seide und Brokat. Havelock war von dem Anblick der sich ihm bot gefangen und befreite das Mädchen behutsam von dem heruntergekommenen Schutt:
"Bleib ganz ruhig, du hattest einen Unfall..." "Wer...seid Ihr?... Was ist geschehen, aah..." Die junge Frau hatte sich beim Sturz am Knöchel verletzt und hatte nun ganz offensichtlich furchtbare Angst. "Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, Mylady, ich werde Euch nichts tun. lasst mich Eure Wunde ansehen." Noch immer angstlich nickte sie Havelock zu und gab ihm so zu verstehen, dass er sich die Verletzung ansehen dürfe. Es stellte sich heraus, dass sie sich den Knöchel nur angeknackst hatte. " Erlaubt mir Euch aus diesem Loch zu befreien, ich kenne den Weg hinaus." Die junge Frau war verwirrt, ließ es aber zu dass der junge Mann Ihre Arme um seine Schultern legte um sie bei dem Gang aus den Kellern zu stützten.
"Ihr habt mir das Leben gerettet. Ich wäre noch viele Tage lang in den Kellern umher geeirrt, wäre ich nicht wie durch die Fügung des Schicksals auf Euch herabgestürzt. zurzeit ist bis auf den Alten Diener unserer Familie niemand anwesend und er hätte wahrscheinlich nicht einmal mein fortbleiben bemerkt, ich muss Euch Dank sagen, Herr...? "
"Havelock... einfach nur Havelock" ;dieser Blick..."Mariella... Mariella Fortesque..."
Die folgenden Tage wurden zu Havelocks glücklichster Erinnerung. Jeden Tag besuchte er die junge Lady, brachte ihr Blumen und Schmuck den er aus den Kellern barg. Die tage waren erfüllt von Glück und das Leben erstrahlte in seinen schönsten Farben.
Doch sollte sich dies auf schmerzlichste Weise ändern. Denn nach einigen Wochen kam Lord Fortesque von seinen Reisen zurück und als dieser erfuhr, dass seine adelige Tochter von einem dreckigen Waisenjungen umworben wurde, zerfetzte er die Hoffnungen des jungen Paares auf schändlichste Weise.
"Du wirst aufhören diese Straßenratte zu treffen, oder ich schwöre bei den Wurzeln unserer Familie, ich werde sein Blut mit meiner Klinge benetzen. Unser Stammbaum wird nicht mit dem Blute eines eleneden Straßenköters verwässert werden, dafürt habe ich bereits Sorge getragen." Die verzweifelten Rufe Mariellas, prallten an der Borniertheit des hochgeborenen Lord Fortesque ab, als dieser sich anschickte das Glück des jungen Paares, unter eisernen Stiefeln zu zertreten.
"Ich habe bereits die Vermählung mit Lord Andre aus Königsberg arrangiert, du wirst noch heute Abend abreisen..." er blickte Mariella nicht einmal in die Augen als der diese Worte sprach und verschloss die Tür zu ihrem Gemach, dem hoffnungslosen Jammern seiner Tochter keine Beachtung schenkend.
Als Havelock, unwissend ob der Geschehnisse, wie jeden Abend am Fenster seiner Geliebten stand um Ihr seine Liebe zu offenbaren, wurde ihm schmerzlich gewahr dass Mariella Heute nicht auf seine rufe hören würde.
Nein, nie wieder würde er Ihre sanften Umarmungen spüren und den lieblichen Duft ihres Parfüms in sich aufnehmen.
Die Schläger des Lords hatten ihm bereits aufgelauert und die herrische Stimme desselben sprach jene Worte an ihn, welche von nun an eine klaffende Wunde in seinem herzen hinterlassen würde.
"Du dreckiger Abschaum, wirst meine Tochter nie wieder belästigen! Sie hat dich nie geliebt, wie könnte Sie auch, Ihre Kutsche ist bereits auf dem Weg nach Königsberg und du, du elender Köter wirst nirgendwo mehr hingehen!"
Mit diesen Worten stürzten sich die Schergen mit Ihren Knüppeln auf den jungen Havelock und hieben auf seine Beine ein, ihm keine Chance zur Gegenwehr lassend. Er versuchte zu fliehen, als ein wuchtiger Schlag sein Knie traf und es laut knackste.
Nachdem die Schläger von ihm abgelassen und ihn blutend und halb tot auf die Straße gezerrt hatten, umnebelten sich die Gedanken des jungen Waisen und er kroch mit letzter Kraft in eine kleine Gasse und rutschte durch ein kleines Loch in einen der Keller hinunter. Von Glück und Hoffnung verlassen, auf den sich langsam nähernden Schnitter wartend, lag er da und verfluchte den Adel, die Liebe seines Lebens zerstört zu haben...
Er würde nie mehr der Gleiche sein...
Er wusste selbst nicht, wie er es wagen konnte, in miserabler Schuld auf die Straße zu gehen. Ob ihn jemand sieht und die Stadtgarde verständigt, war ihm im Grunde genommen egal. Ohne einen guten Trupp hätte er der die ihm angedrehte "Bestimmung" sowieso nicht erfüllen können.
Er lief den halbgewohnten Weg von seinem Haus bis zum Stadtplatz ab, dabei ließ er seine Augen über jedes Haus und jede Gasse gleiten. Um diese morgendliche Zeit warf anscheinend niemand auch nur einen Blick aus dem Haus. Mit hoffnungsvollem Verdacht nominierte er, wie auch gestern, Rebecca Stepback. Sie musste einfach eine dieser Kreaturen sein - so zumindest Svens Hoffnung.
Die restliche Zeit wird er wohl mit einem Rundgang durch diese tot wirkende Stadt verbringen. Bei ironisch lächelnder Sonne.
Edmond rieb sacht seine Stirn an ihrer und seufzte wohlig auf. Eben als sie ihre Lider niederschlug und er seine warme Hand sich auf ihre Wange legte um sie ein Stückchen näher an sich zu ziehen warf jemand die Tür zur Gaststube auf. Sofort verstummte Millers Klavierspiel, alle Augen wandten sich zum Eingang.
Im Türrahmen standen zwei Männer der Stadtwache und hinter ihnen humpelte Sven – mit Stricken um Arme und Beine stramm gefesselt. „Herr Dantés, wir haben den Flüchtigen gefasst. Er lief einfach so auf der Straße herum und leistete auch kaum Gegenwehr als wir ihn festnahmen. Was sollen wir mit ihm tun?“
„Da Sven Frankenfels immer noch eine der Vertrauenspersonen ist möchte ich euch bitten ihn vorerst hier zu lassen. Aber nehmt ihm die Fesseln nicht ab, damit er nicht fortlaufen kann. Habt ihr seine Waffen sichergestellt?“ „Diese Rasierklingen, Herr Bürgermeister. Blitzblank und höllisch scharf die Dinger sie passen auch zu den Schnitten... und aus seinen Stiefeln haben wir zwei Messer entfernt. Ansonsten ist er unbewaffnet gewesen. Diesen kleinen Rasierspiegel haben wir ihm noch abgenommen... aber das ist alles was er bei sich hatte.“ „Ich verstehe.“
Die beiden Wachen hievten Sven über die Schwelle und zogen ihn dann auf einen nahestehenden Stuhl. Der Barbier sah armselig aus, seine Kleider klebten ihm förmlich am Leib, hier und da waren Blutflecke zu sehen. Er schien abgestumpft zu sein – spürte die eigenen rissigen Lippen nicht mehr, den Durst nicht, den Hunger nicht. Mit wirrem Blick sah er in die Runde, als würde er ahnen welches Schicksal auf ihn zukam.
Ligiiihh
05.12.2011, 16:42
"Hm...?" Maxim blickte auf die Strichliste. Da hatte doch tatsächlich jemand Rebecca Stepback an den Galgen liefern wollen. "M-moment... wie ich das mitbekam, hatte Herr Talis gestern Rebecca für schuldig erklärt. Im Nachhinein stellte er sich als Vampir heraus... also musste er genau gewusst haben, was Rebecca für eine Person ist. Da ich es für ausgeschlossen halte, dass es noch einen Vampir gibt, können sie also keine Komplizen sein, die uns ein Theaterstück vorspielen... hinzu kommt, dass sich Rebecca der Öffentlichkeit preisgegeben hat. Und dennoch soll Rebecca angeklagt werden? Das ist doch Schwachsinn... wer war denn die Person?" Der Wirt sprach ihn an: "Das war diese merkwürdige Type, Sven. Der ist uns allen sowieso nicht mehr koscher, weißte?" "Verstehe... nun... dann ist es ja klar, wen ich heute nominiere." Maxim setzte einen Strich hinter Sven.
Die Welt um Libra und Adryan stand still, ihre Wut verflog, ihr Herz füllte sich...mit so etwas wie Ruhe, ein Gefühl, dass sie schon lange nicht mehr spüren durfte. Eine unbestimmte Zeit saßen sie einfach ganz still da, als es an der Tür klopfte und Dankwart seinen Kopf ins Zimmer steckte. Er hob eine Augenbraue. "Ihr solltet abstimmen kommen. Der Mörder ist da. Also...der menschliche. Vermutlich."
Nachdem sie wieder in den Schankraum hinuntergestiegen waren lagen alle Blicke auf ihr und Adryan. Libra blieb gleich stehen, denn sie hatte etwas zu sagen.
"Liebe Vertrauenspersonen. Ich schätze, dass ihr heute diesen armen Mann ihr, Sven Frankenfels, hängen wollt, wieder aufgrund des Vorschlages des Bürgermeisters. Ebenso schon, wie in den letzten Tagen. Er und Maxim meinten zu uns, sie hätten eine Verbindung wie sie nur Menschen haben können. Niemals hat das jemand in Frage gestellt. Wenn ich nun einen der Beiden wähle, wird das heute nichts verändern, ja. Aber ich folge meinen Prinzipien, meiner Überzeugung, meiner Vermutung. Was auch immer. Dreht mir daraus einen Strick, weil ich ihm nicht folge. Es erfodert mehr Mut, zu widersprechen, als zu folgen.
Ich nominiere Edmont Dantes."
Mit einer Mischung aus Überraschung und Bewunderung betrachtete Adryan die Frau mit den roten Haaren. Sie hatte sich offen gegen den Bürgermeister gestellt, der in der Tat mit so mancher Nominierung eher eigene Ziele denn die des allgemeinen Wohles zu verfolgen schien. Ihre Wahl mochte vielleicht töricht sein, hatte sie sich damit doch den momentan mächtigsten Mann Düsterburgs zum Feind gemacht, auf der anderen Seite hatte sie Recht: eine große Mehrheit war bislang den Anklagen von Edmont Dantes gefolgt - zumindest bis zum gestrigen Abend. Der Einfluss oder die "Macht" des Bürgermeisters war zum ersten Mal, seit er dieses Amt von dem verstorbenen Herrn von Busch übernommen hatte, ins Wanken gekommen. Da schien ihm ein freilaufender Mörder wie Sven Frankenfels genau richtig zu kommen.
Mit großen Schritten nährte sich der Ermittler der Tafel und wischte seine Stimme hinter Rebecca Stepback weg. Zwar hatte ihre (seine) Enthüllung von ihrer (seiner!) wahren Natur seinen Argwohn nicht gemildert, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich die Natur an dieser Person schon genug versündigt hatte, als dass Rebecca Stepback obendrein noch ein Werwolf oder eine andere dunkle Kreatur hätte sein können.
Stattdessen machte er mit der Kreide demonstrativ langsam einen Strich hinter den Namen Edmont Dantes.
"Werter Herr Bürgermeister", begann Adryan spöttisch. "Hiermit nominiere ich sie. Euer adliges Geblüt scheint euch zwar mit einem gewissen Selbstvertrauen - oder wie wir einfachen Leute in eurem Fall sagen würden: Arroganz - ausgestattet zu haben, doch ganz sicher nicht mit Subtilität. Ich für meinen Teil finde es doch sehr auffällig, wie gelegen euch Sven Frankenfels kommt, um eure angekratzte Stellung wieder zu polieren. Dass sich euch gestern Abend nicht wie vorher die Mehrheit angeschlossen und Dankwart hingerichtet hat dürfte seine Spuren an eurem Ego hinterlassen haben. Ich weiß zwar nicht, welche seltsamen Ziele ihr verfolgt, aber ich spüre, dass sie nichts Gutes bedeuten können.".
Dankwart nickte zustimmend, er war sich sicher, dass Edmond Böses im Schilde führt.
"Danke ihr beiden... ihr sprecht aus, was ich denke. Edmond verhält sich komisch... Grandys Fakten müssen nichts direktes beweisen, Edmond mag vielleicht ein Mensch sein, aber ich vermute, dass er unter einer Decke mit unseren Gegenspielern steckt."
Dankwart schritt auf und ab, seine Nase juckte furchtbar, so sehr, dass er sie sich mit Daumen und Zeigefinger rieb.
"Eines sage ich euch Bürger Düsterburgs, wenn euer Bürgermeister, der Lenker der Geschehnisse wie es scheint, wirklich ein... Speichellecker sein sollte, dann ist der gute Maxim sein letzter Meister, ich lege meine Hand dafür ins Feuer wenn es nötig ist."
Der alte Mann schritt zur Tafel an der einige Namen und viele Striche waren...
"Maxim... euch wird es nicht stören. Ich denke die Stimme wird euch nicht umbringen, immerhin beißt ihr euch nicht selbst, nicht wahr?"
„Libra, Adryan – ich respektiere euren Verdacht, verstehe aber eure Nominierung absolut nicht. Ihr selber sagtet heute morgen, Libra, das Edmond und Maxim euch zwar verdächtig aber nur sekundär verdächtig seien und erklärtet mir das ihr natürlich wisst das Edmond ein Mensch ist – immerhin hat Grandy genau dies für uns alle mit seinem Leben bewiesen. Eure Wut und eure Trauer nach Grandys Tod sind nachvollziehbar, nicht jedoch wieso ihr euch plötzlich gegen eure eigenen Pinzipien stellt. Wir suchen nach Mördern und waren uns doch einig das wir diese auf der Seite der Stillen suchen müssten. Weshalb euer plötzlicher Sinneswandel, was wollt ihr damit bezwecken? Ist Edmond euch am Ende nun doch ein Dorn im Auge geworden da er nicht auf eurer Seite steht und eurem Zwecke nicht dienlich ist? Ich möchte das wir unser Augenmerk weiterhin auf Sven, Ava und Shael legen. Solange niemand Rebeccas Identität als harter Kerl anzweifelt gibt es keinen Grund sie zu nominieren.“
Nachdem Dankwart seine Stimme abgegeben hatte war Selene wirklich baff.
"Aber es kann doch nur zwei Gründe geben weshalb sich Edmond und Maxim den Rücken stärken - entweder sind beide Mörder, egal ob Wolf oder Vampir, oder beide sind auf andere Weise miteinander verbunden - ersteres schließt sich durch Grandy aus, letzteres ist doch absolut glaubwürdig da niemand hier etwas dagegen einzuwenden hatte? Falls ihr selber ein solches Band für euch in Anspruch nehmt, dann sprecht es aus, aber hört auf mit euren Vermutungen die kaum Sinn ergeben." Selene versuchte sich zusammen zu reißen. Mit Dankwart würde sich reden lassen... "Also Dankwart... ihr denkt es gibt noch mehr Vampire? Und Edmond soll ihr Günstling sein? Wie kommt ihr auf so etwas? Wenn ihr seine Nominierungen vorlegt dann seid ihr Dankwart und ihr Libra im mindesten genauso verdächtig- genau wie ich selbst. Nur ein rasches Urteilsvermögen zu haben heißt doch nicht das man sich mit irgendwelchen Mächten eingelassen hat." Jetzt musste sie sich erstmal setzen. Das war ja ungeheuerlich was sich hier zusammenbraute. hoffte sie zumindest.
"Dankwart, versteht doch- falls eure Theorie stimmt und es noch einen Vampir unter uns gibt ist keinem geholfen wenn wir wahllos in der Gegend herumanklagen. Also solltet sowohl ihr als auch Libra und Adryan eure Nominierung überdenken. Ich bitte euch inständig. Wenn ihr drei nicht glaubt das Sven etwas mit den nächtlichen Umtrieben zu tun hat - was ich verstehen kann - dann schlagt jemanden vor, dessen Leben ihr dafür opfern würdet. Oder sagt welche Informationen ihr habt, die wir aber noch nicht kennen. Ich schließe mich gerne an, wenn mein Verstand eure Schlussfolgerungen nachvollziehen kann."
Ava erwachte aus ihrem Fiebertraum. Sie konnte sich nicht an den genauen Inhalt erinnern, dennoch versetzte er sie immer noch in Angst. Sie war allein gewesen in ihrem Traum, schrecklich allein. Ava hatte Einsamkeit noch nie ertragen können, es war das Einzige, wovor sie sich fürchtete.
Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie seit dem Tod ihres Mannes immer allein gewesen war. Selbst Wilhelm hatte die Lücke, die er zurückließ, nicht füllen können. Sie hatte auch keine wahren Freunde. Nur Bekannte, mit denen sie ein Schwätzchen hielt, oder die sie um Rat fragte. Doch über einen Austausch von Höflichkeiten war das nie hinausgegangen.
Schmerzerfüllt barg sie ihr Gesicht in ihrem Kissen und weinte leise hinein. Wie hatte sie es so weit kommen lassen können? Hatte sie die Beziehungen zu den Städtern so brachliegen lassen?
„Heute... ich werde noch heute zu ihnen gehen. Abstimmen...“ Mit tränenverschleiertem Gesicht und wankenden Schritten verließ Ava ihre Kammer. Anscheinend war sie bei weitem noch nicht gesund. Langsam machte sie sich auf den Weg zum polierten Panzer, wobei sie sich immer mit einer Hand an der Häuserwand abstützte.
Vorsichtig öffnete Ava die knarrende Tür. Im Schankraum sah sie die Vertrauenspersonen versammelt, nur... warum war Sven gefesselt...? Und warum sahen alle Rebecca, die anscheinend wieder aufgetaucht war, so angewidert an?
Dann bemerkte sie Selene, die gerade eine kleine Rede hielt. „Libra, Adryan – ich respektiere euren Verdacht, verstehe aber eure Nominierung absolut nicht. Ihr selber sagtet heute morgen, Libra, das Edmond und Maxim euch zwar verdächtig aber nur sekundär verdächtig seien und erklärtet mir das ihr natürlich wisst das Edmond ein Mensch ist – immerhin hat Grandy genau dies für uns alle mit seinem Leben bewiesen. Eure Wut und eure Trauer nach Grandys Tod sind nachvollziehbar, nicht jedoch wieso ihr euch plötzlich gegen eure eigenen Pinzipien stellt. Wir suchen nach Mördern und waren uns doch einig das wir diese auf der Seite der Stillen suchen müssten. Weshalb euer plötzlicher Sinneswandel, was wollt ihr damit bezwecken? Ist Edmond euch am Ende nun doch ein Dorn im Auge geworden da er nicht auf eurer Seite steht und eurem Zwecke nicht dienlich ist? Ich möchte das wir unser Augenmerk weiterhin auf Sven, Ava und Shael legen. Solange niemand Rebeccas Identität als harter Kerl anzweifelt gibt es keinen Grund sie zu nominieren.“
Ava sah sie erschrocken an. Nun war sie also in den Kreis der Verdächtigten geraten.
Doch sie fing sich schnell wieder und räusperte sich leise. Dann sagte sie zu Selene gewandt: „Wenn ich dir den Anreiz gegeben haben sollte, an meiner Treue gegenüber den Menschen zu zweifeln, so bitte ich vielmals um Verzeihung. Aber wie dem auch sei, ich habe keinen Grund mich gegen die Bürger von Düsterburg zu wenden. Wenn du dir an meinem Wahlverhalten Anstoß genommen hast, so lass mich erklären, dass ich nicht wie Grandy paranormale Fähigkeiten habe. Ich bin nicht frei von Fehlern. So sind auch mir einige Fehlkalkulationen untergekommen.“
Sie sah den Bürgermeister an. „Doch obwohl Grandy kein normaler Mensch war, stelle ich in Frage, dass Edmond Dantes auf unserer Seite steht. Dass Caspar von Busch ihn erwählt hat, obwohl er auf Seiten dieser haarigen Biester stand, hätte schon viel früher Aufsehen erregen müssen.“
Mr.Räbbit
05.12.2011, 18:16
Havelock erwachte aus seinem Tagtraum und traute seinen Ohren nicht. Ausgerechnet die beiden, mit denen er sich gerade unterhalten hatte, klagten nun den Bürgermeister Dantes an, welcher, wie durch den Tod Grandys bewiesen wurde, ein Mensch war!?
"Seid ihr des Wahnsinns? Wie kommt ihr auf solch törichte Ideen? Ich bitte Euch inständig Eure Wahl noch einmal zu überdenken!"
Havelock war der letzte der die arrogante Art Edmonds schätzte, aber einen offensichtlich Unschuldigen anzuklagen, ergab für Ihn einfach keinen Sinn.
Und jetzt auch noch der vermeintliche Prinz Dankwart... irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er hoffte die 3 würden noch zur Vernunft kommen, denn was sich jetzt hier offenbarte, klang für Havelock nach dem Werk der Bestien.
"Hier habt ihr mich nun", brachte Sven recht ruhig und bewusst heraus. Er scheint, als wolle er eine Diskussion beginnen und überlegte, was er sagen könnte. Nach einigen Momenten voller Ruhe schuf er ein zweifelndes Lächeln und fragte: "Habt ihr Fragen an mich, oder darf ich zuerst meine an euch stellen?"
Mr.Räbbit
05.12.2011, 18:29
Trotz des irritierenden, plötzlichen Trubels, bemerkte Havelock nun den in Ketten gelegten Gefangenen. Er humpelte langsam zu ihm hinüber und nickte den Wachen zu, welche den Mörder mit großer Anspannung im Auge behielten.
"Herr Frankenfels, ihr wisst wahrscheinlich bereits, dass Ihr euer Leben durch Eure Taten verwirkt habt. Mir ist gewahr, dass noch niemand das Wort an Euch richtete, was ich seltsam finde, deswegen werde ich diese Aufgabe übernehmen."
Havelock zog einen Hocker zu sich heran und setzte sich, seine schmerzenden Knie entspannend.
"Herr Frankenfels... Sven...früher kam ich oft in Euer Geschäft und ich muss sagen dass Ihr äußerst geschickt mit der Klinge umzugehen versteht." Sven lächelte, sagte aber nichts.
"Was hat Euch dazu getrieben diese Fähigkeit für solch üble Zwecke zu missbrauchen? Ich denke nicht das ihr ein Monster seid und wenn mich mein Gefühl dieses mal nicht täuscht, so könnten wir Eure Fertigkeiten im Kampf gegen die Wölfe gebrauchen!"
"Bitte nennt mir den Grund, Sven, wenn Ihr etwas wisst, so sagt es jetzt, wir haben nicht mehr viel Zeit!"
Die Stimmung in der Schankstube kochte bereits und die Vertrauenspersonen zeigten Ihr übelstes Inneres, doch das ruhige lächeln Svens, machte das alles keinen Deut weniger bedrohlich...
Shael wandte sich an Havelock. "Verzeiht, aber meint Ihr nicht, dass da durchaus etwas dran sein könnte? Ich meine ja nur. Es macht sogar relativ viel Sinn. Der verstorbene paranormale Ermittler sagte ja, Edmond sei ein Mensch. Dass das hieb-und stichfest ist, daran zweifle ich kein Stück. Allerdings könnte er auch ein vin Faszination erfüllter Mensch diesen Blutsaugern gegenüber sein. Das erklärt auch, zumindest von einer Seite aus, wieso er immer noch lebt, obwohl der Bürgermeister ein äußerst mächtiger Mann ist. Logischerweise wäre er dann ein Fan von Maxim, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel." Nun fuhr Shael mit der Gegenseite fort. "Dem gegenüber steht Sven ein Krimineller, der sich in letzter Zeit ebenfalls äußerst seltsam verhalten hat."
Mr.Räbbit
05.12.2011, 18:46
Shael kam hinzu und sprach Havelock an:
...Das erklärt auch, zumindest von einer Seite aus, wieso er immer noch lebt, obwohl der Bürgermeister ein äußerst mächtiger Mann ist. Logischerweise wäre er dann ein Fan von Maxim, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel." "Dem gegenüber steht Sven ein Krimineller, der sich in letzter Zeit ebenfalls äußerst seltsam verhalten hat."
"Das mag vielleicht so sein, doch wenn die Theorie der beiden stimmt, welchen Sinn hätte es den Günstling und nicht den vermeintlichen Vampir selbst anzuklagen, das ist es was mir Kopfzerbrechen bereitet! Wieso wird der Günstling attackiert, wenn man schon weiß wer der Vampir ist?? Das ergibt doch vorne und hinten keinen Sinn! Würde der Verdacht auf Maxim fallen, wäre das noch logisch zu erklären, aber ein Günstling kann soweit ich weiß niemandem Schaden zufügen, sondern nur die verbale Drecksarbeit des Vampires erledigen..." Havelock war außer sich, wie konnten alle dieses wichtige Detail übersehen haben und sich dennoch als Menschen bezeichnen. er hoffte Sven würde noch etwas zu sagen haben, denn sonst stand seine Wahl fest.
Dankwart war zumindest nicht auf den Kopf gefallen, er hatte einen Verdacht geäußert, den auch Havelock schon kultiviert hatte. Das mit der Wahl gegen den Bürgermeister mochte verstehen wer will...
Die Aussage Ava´s strotzte von fehlender Logik und falschen Zusammenhängen, sie war zudem auch stets eine der Stimmen im Hintergrund gewesen, was Havelock auch dieses mal ungute Bauchgefühle gebracht hatte...
Edmond Dantès
05.12.2011, 19:12
Wieder einmal wurde Edmond von Fassungslosigkeit ergriffen, als ihm die neuerlichen Anschuldigungen zu Ohren kamen. Gerade noch verdächtigte man Rebecca, das brave Hausmädchen, oder anscheinend vielmehr Hausmann, und jetzt auf einmal hatten es jene Personen mit ihren wilden Behauptungen ausgerechnet auf ihn abgesehen!
"Und wieder einmal bringt ihr mich alle zum Lachen und zum Weinen zur gleichen Zeit. Gerade noch wollten wir einen verurteilten Mörder hinrichten, und nun stehe ich auf einmal selbst im Mittelpunkt? Ich verstehe nicht, was für ein Spiel hier getrieben wird, doch bleibt nur anzunehmen, dass sich hinter diesen haltlosen Behauptungen eine fiese Strategie der Werwölfe dahinter steckt, die Menschen hier dazu zu bringen, ihresgleichen zu lynchen.
Niemand hat je die besondere Beziehung zwischen mir und Maxim angezweifelt, und nun zeigt sich der verzweifelte Versuch, uns dennoch hängen sehen zu wollen. Wie wir alle wissen, unterstütze Caspar von Busch die Machenschaften dieser Werwölfe. Warum also sollte er ausgerechnet jemanden zum Nachfolger erwählen,der seinerseits die Vampire unterstützt? Und viel mehr noch, müsste dieser Umstand die Werwölfe nicht schon längst dazu bewegt haben, gerade mich des nachts anzugreifen?
Am meisten verwundert es mich, dass ausgerechnet jemand wie Libra oder Dankwart das Andenken ihres toten Kameraden Grandys mit den Füßen treten, indem sie auf solchen Abwegen umherirren. Leonardo und ich sind ohne jeden Zweifel unschuldig, und somit auch Maxim, da ich für ihn bürge und niemand dem je widersprach. Bereits an meinem ersten Tag als neuer Bürgermeister habe ich einen Vampir entlarven können und wäre ich jener Günstling,, so hätten mich die Vampire sicherlich schon längst bis auf das den letzten tropfen Blut ausgesaugt.
Inzwischen mussten wir schon so viele Verluste beklagen und die wahren Mörder unter uns wollen diesen Umstand nun nutzen, um die verbliebenen Menschen gegeneinander aufzuwiegeln. Ich verstehe zwar nicht, warum ihr mir Arroganz und verletztes Ego als Motive für mein handeln vorwerft, doch zeigt mir das ja doch nur, dass die Entscheidung, Sven Frankenfels endlich hinzurichten, die einzig richtige zu sein scheint. Und nur, weil eine eifersüchtige und zornige rothaarige Frau ihre Stimme gegen mich erhebt, kann man das nicht drekt Mut nennen, sondern unter diesen Umständen vollkommenen Wahnsinn."
"Havelock, das was Ihr sagt, erscheint durchaus vernünftig. Ich will von daher meine Stimme auch Maxim geben. Letztendlich ist Edmond aber im Grunde genommen auch nicht gerade unschuldiger als Maxim selbst, wenn ihr euch einmal überlegt, dass er lediglich ein einziges Mal an dem Tod eines Untiers beteiligt war, nämlich bei Chester. Alle anderen sind entweder tot, so wie Grandy, leben noch, so wie Dankwart und Sven - oder sind fort, wie Zaroff zum Beispiel.
Sven schaffte es, Worte auf die Fragen von Havelock zu finden. Allerdings in einer halbbesorgen Tonlage: "Gut. Wisst ihr, man hat mich aufgrund von beweislosen Anschuldigungen verhaftet, ohne, dass ich mich mit Worten widersetzen konnte. Man brachte mich in eine Folterkammer und wollte mich geißeln." Er hielt einen Moment inne und sprach dann weiter. "Ich geriet in Panik. Ich wusste, dass sie mich trotz des Verhörs aufgrund von den immernoch bestehenden Anschuldigungen hingerichtet hätten. Egal, wie man meine Unschuld bewiesen hätte. Diese Teufel hatten definitiv etwas persönliches gegen mich." Sven begann, zu zittern, aber änderte seinen noch ruhigen Ton nicht. "Ich hatte keine Wahl. Was ich euch jedenfalls noch fragen wollte: wie steht es? Wer wird hingerichtet werden? Als ich zuletzt den Plan sah, stand die Sonne erst am Horizont."
Mr.Räbbit
05.12.2011, 19:29
Havelock war froh, Shael zumindest scheinbar zur Vernunft gebracht zu haben, musste aber zur ruhigen Antwort Svens, traurig den Kopf schütteln.
"Herr Barbier, es sieht so aus als wäre es der letzte Sonnenaufgang gewesen, den ihr je gesehen habt. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber euer Kopf steckt schon in der Schlinge. ich hoffe es steckt mehr hinter dem was Ihr tut, als hinter der Maske die ihr Euch auferlegt habt."
"Gerne würde ich hören was Ihr über die momentanen Vorgänge wisst, denn ich glaube in Euch steckt mehr, als ein Gefangener in Ketten. Und ich fürchte auch ich werde ein Kreuz bei Eurem Namen setzen. Denn unschuldig seid Ihr in meinen Augen bis jetzt noch nicht... Es sei denn ihr könnt Licht ins dunkel dieses Geheimnisses bringen, es wäre weise... Friede sei mit Euch, Herr Frankenfels..."
"Seid ihr sicher, eine lange Geschichte hören zu wollen? Ich weiß nicht, ob sie meine Unschuld beweisen würde. Aber...ein wenig Licht ins Dunkel würde die schon bringen." Sven atmete durch. (...nicht, dass ich nicht schon von Vorherein verdammt gewesen wäre...)
Ligiiihh
05.12.2011, 19:37
Maxim wischte den Strich hinter Sven weg. "Stopp, stopp, stopp, stopp! Jetzt langt es aber! Jeder, der es wagt, Edmond, der Edmond, der mir in den letzten Jahren so eine große Hilfe war, anzuklagen, wird geradewegs zu meinem Feind, dass sage ich Euch! Ich bitte euch alle inständig, besonders dich, Ava, bitte deine Wahl zu überdenken! Ich halte Edmond immer noch für einen Unschuldigen, ja, noch nicht einmal für irgendeinen Fanatiker dieser Nachtgeschöpfe." Mit einem ernsten Gesicht drehte er sich zur Truppe, die ihn und Edmond anklagten. "Es mag sein, dass Caspar von Busch Edmond das Bürgermeisteramt übernehmen ließ, doch dies ist eine Falle, liebe Leute! Ich bin mir sicher, dass Herr von Busch genau dies bezwecken wollte, dass ihr denkt, dass Edmond unschuldig ist. Seid bitte nicht dumm und denkt nach!" Maxim fixierte seinen Blick auf Dankwart, sein Gesichtsausdruck war untypisch dieses Mal. Er hatte einen Hauch von Respektlosigkeit. "Ihr wollt also mir weismachen, dass Ihr genau wisst, dass ich ein Vampir sei? Nun, zufälligerweise weiß ich genau, dass ich eben keiner bin. Ob Prinz, oder nicht, und ich hoffe letzteres. Schaut jetzt genau her und Ihr wisst fortan, was ich von Euch halte." Ein Strich an Dankwart ging von Maxims Hand aus.
"Caspar von Busch konnte nie ahnen was oder wer ihr seid, er starb noch bevor er irgendwas hätte ahnen können. Solche Argumente ziehen in keinster Art und Weise. Ihr gebt mir nur einen Grund mehr euch für verdächtig zu halten Maxim, Edmond... ich glaube, dass die Schlinge sich bald um euren Hals legen und zuziehen wird, da bin ich mir sicher... und wenn ich es heute sein sollte der durch die Anklage stirbt kleiner Mann..." er richtete sich eindeutig an Maxim, Dankwart klang ungewöhnlich düster und hart, gewaltvoll und herausragend "...dann habt ihr euer Todesurteil unterzeichnet. Ich bin bereit den Lynchvorgang über mich ergehen zu lassen falls ihr doch kein Vampir seid, damit habe ich kein Problem. Hinter mir stehen zuviele Männer die nicht zulassen werden, dass ich sterbe."
Sein Blick richtete sich gegen Edmond.
"Euch will ich garnicht mehr mit Argumenten kommen, eure Verblendung, eure Arroganz, euer Stolz... ihr seid resistent gegen jegliche Form von Argumentation, degradiert Menschen, beleidigt sie, diffamiert sie... einem Mann wie euch, kann ich nicht viel entgegenbringen, ich will es auch garnicht. Seid euch nur bewusst, dass ihr euch bei mir nicht mehr retten könnt. In meinen Augen seid ihr der Günstling der Vampire... und für euch zu stimmen ist sicher keine Dummheit..." Dankwarts Blick richtete sich in die Menge "...denn die, die sich fragen warum man sich auf den Günstling stürzt anstatt auf den Vampir... seine Schuld ist genauso groß wie die des Monsters selbst. Er hat sich freiwillig in ihre Fänge begeben und wer sich auf solch einen Pakt einlässt, der ist es wert angeklagt zu werden. Sven wird heute wohl hängen wenn ihr weiterhin dem Bürgermeister vertrauen wollt... dem Mann, der seinen Verteidiger umbrachte, der Mann, der den Vampir beschützte um mich umzubringen... ich glaube nicht mehr an die Unschuld Edmonds, ich tat es... doch das ist vorbei. Edmond Dantès, ich schlussfolgere aus eurem Verhalten, dass ihr ein Mensch seid... aber keiner der etwas Gutes im Schilde führt und Maxim bezichtige ich der Gräueltat, des Nachts Jagd auf das Blut Unschuldiger zu machen. Wer aber immer noch glaubt, ich sei nicht das, was ich behaupte zu sein... und zwar euer rechtmäßiger Herrscher, dem kann ich weiterhin anbieten mich zu lynchen, auch wenn es mein sicheres Todesurteil sein wird. Vor dem Strick mag man mich bewahren können, aber nicht vor den Dolchen die in den Mündern der Ruhelosen Nosferatu stecken!"
„Es tut mir so Leid, Maxim...“ Schuldbewusst sah Ava den aufgelösten Jungen an. „Du hast Recht, Edmond mag unschuldig sein, doch statt ihm werde ich nun dich anklagen müssen. Es zerreißt mit das Herz, du hast wahrlich immer gut für mich gesorgt... dennoch klingen Dankwarts und Shaels Worte einleuchtend. Erschreckend einleuchtend. Verzeih mir.“
Plötzlich wurde ihr schwindelig. Bevor sie fallen konnte, schaffte sie es noch, sich an einem Stuhl festzuklammern. Völlig ausgelaugt ließ sich Ava schließlich darauf nieder.
Ligiiihh
05.12.2011, 20:06
Geschockt blickte Maxim den Mitmenschen ins Gesicht. "Jetzt werdet nicht schwachsinnig, Leute! Ihr tappt geradewegs in die Falle dieser blutrünstigen Biester und es scheint euch noch nicht einmal zu jucken. Nun gut, Leute. Dann bitte ich euch zumindest, dass Edmonds Anklagen an mich gerichtet werden. Ihr werdet sehen, ich war unschuldig, Edmond war unschuldig und Dankwart ist entweder ein hinterhältiges Biest oder ein alter Narr, der vor lauter Prinzlichkeit, die er vorgibt, nicht mehr nachdenken kann. Ich sage es euch, der Verbündete der Werwölfe lenkt euch, selbst nach seinem Tode, in eine Falle!" Doch alle schauten ihn skeptisch an. Er blickte zum Fußboden, den er gerade so schön gewischt hatte. Man konnte sich regelrecht darin spiegeln. Doch das Spiegelbild wurde gewaltsam von einem salzigen Tropfen zerstört. Maxim stand da. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Die Leute um ihn herum begannen sich zu gruseln. Es lief ihnen kalt den Rücken runter, sie wollten schon fast in einen anderen Raum flüchten. Doch dann erhob Maxim seinen Kopf. Lächelnd, völlig ausgewechselt, ging er auf Selene zu. Resignierend hatte er eine Bitte an sie: "Nun, die Leute sind scheinbar schon vom Fangnetz eingewickelt worden und sind zu blöd, das Messer zu zücken, um daraus zu flüchten. Wenn Ihr also so nett wärt, Selene, Eure Stimme an mich zu richten? Mein Tod wird sicher vieles bewirken können. Solltet Ihr Euch weigern, kann es mir auch egal sein. Ob ich heute sterbe oder morgen, das spielt keine große Rolle. Nur, dass diese Wesen dann ein gutes Stück vom Vorsprungskuchen erhalten."
In einer knappen Wahl entschieden die Bürger sich heute dafür einen bewiesenen Mörder, den Barbier Sven Frankenfels, hinzurichten. Ob dieser auch etwas mit den nächtlichen Morden zu tun hatte?
Er berichtete Havelock von entscheidenten Punkten seiner Vergangenheit. Den Geschehenissen in Kaisershügel, seinem Leben als Schreiner und von der merkwürdigen Sekte. Dabei trank er einen simplen Wein. Wahrscheinlich seinen letzten.
"...Eine Ironie ist das: man habe mich des Mordes beschuldigt. Dann wurde mir ein Ausweg aus dieser Situation gezeigt. Und nun stecke ich erneut in diesem Schlamassel. Und kein Ausweg zeigte sich mir..."
Doch das Gespräch endete zwar darin, dass Havelock Svens Unschuld anerkannte, aber diejenigen, die ihn wählten, sich letzten Endes doch nicht umentschieden.
"Der Tageszeit zu urteilen wird es nun Zeit, Herr Frankenfels." Mit einem Angstschauer ließ er sich an den Richtplatz geleiten. Erstaunlich, dass er sein Ende durch den Galgen finden würde.
Als Sven vor diesem L-förmigen Gebilde stand, wandt er sich an die Schaulustigen: "Bewohner Düsterburgs...ich bin als Schreiner geboren und wurde aus Unschuld angeklagt - ich entkam und überlebte. Ich kämpfte gegen Werwölfe in einer Stadt namens Kaisershügel - und überlebte. Und dann zog ich nach Düsterburg und erlebte zum zweiten Mal dieses Spektakel - und werde vermutlich sterben. Das ist ein Spiel, meine Mitmenschen." Und dann trat Sven sein Todesurteil mit stolzen Bewegungen, aber einem sehr unsicheren Gesichtsausdruck an.
Doch keiner wusste, dass Sven vor Selenes Zimmer eine tödliche Falle plazierte. Erstaunlich, dass seine mysteriöse Amnesie ihn seine Aufgabe als Jäger von Werwölfen und Vampiren vergessen ließ. Vielleicht hat zu seinen glücklichen Zeiten zu viel getrunken? Oder Herr von Busch als Zaubermeister hatte seine Finger im Spiel? In einem Spiel, welches jedenfalls in einem spannenden Moment eine entscheidende Wende fand.
Und so war dieser Abend nicht nur der letzte im Leben von Sven Frankenfels, sondern auch dieser der ehemaligen Dienstmagd und angehenden Konditorin Selene.
Und noch ein weiteres Todesopfer sollte sich an diesem Abend finden: Rebecca.
Nachdem den guten Sven endlich das Schicksal ereilte das jedem Doppelmörder zustand – nämlich die Todesstrafe – zog sich Selene bald schon zurück. Zum einen weil die Aufregung am Abend wirklich viel Stoff zum nachdenken gegeben hatte, aber auch weil sie für den heutigen Abend fit sein wollte und daher jetzt schon schlafen gehen wollte. Das Gasthaus lag verlassen da, alle nahmen an der Hinrichtung teil. Selene machte sich nicht viel Mühe und nahm nur eine der Kerzen mit, die auf einem der Tische im unteren Geschoss standen, als sie die Treppen hinauf zu den Zimmern hing. Im engen Lichtkreis der Kerze übersah sie dann auch die Bügelschlagfalle, die Sven dort im Laufe des Morgens dort postiert hatte (als er ungesehendurch das Fenster des Nebenzimmers einstieg, erst versuchte durch Schnuppern Selenes Zimmer ausfindig zu machen und dann beschloss eine random-Falle in einem Gästehaus auszulegen, weil irgendjemanden würde er ja sicher damit erwischen.) Die scharfen Kanten des Eisens hätten einem Bär eine Tatze absägen können – in Selenes Fall war es ihr linkes Bein, das sauber bis knapp unterm Knie abgetrennt wurde.
~*~
Der Gastwirt hatte das Schluchzen und Schreien erst eine ganze Weile später bemerkt, als er von der Hinrichtung zurückkam. Selene hatte soviel Blut verloren, dass der junge Feldscher, der hinzugezogen wurde, ebenfalls nichts mehr ausrichten konnte. Er schlug vor ihren Beinstumpen auszubrennen um Wundbrand zu vermeiden aber gleichzeitig schien er sich sehr unsicher zu sein und Selene am liebsten gar nicht behandeln zu wollen.
~*~
Es war spät und der Tag war schrecklich gewesen – in vielerlei Hinsicht. Edmond aber freute sich im Stillen darauf das er vollends zuende ging, denn einen Lichtblick gab es – Selene wollte ihn heute Abend noch besuchen. Maxim war noch bei ihm, verwirrt und müde dreinblickend half er ihm dabei die Unterlagen der Stadtwache Sven Frankenfels betreffend zu ordnen und abzuheften. Als der Brief des Gastwirtes bei ihm ankam, ob er wohl bereit sei für eine verletzte Vertrauensperson die Arztkosten zu tragen, waren bereits zwei Stunden vergangen.
~*~
„Ich habe meinen Leibarzt verständigt, sie werden hier nicht mehr gebraucht.“ Der Feldscher schlug nur rasch ein Kreuz und eilte sich dann aus dem Gasthaus zu kommen wobei er murmelte „Vampire, Werwölfe … soll sie doch alle der Teufel holen wer weiß was das Weib in der Brust trägt.“ Maxim war Edmond ins Gasthaus gefolgt und stand hinter ihm im Eingang von Selenes Gästezimmer. Der Boden vor ihrer Türe sah aus, als wäre er mit frischem Ochsenblut gestrichen worden. Aber ein rascher Blick auf ihre Bettstatt zeigte – das Blut war alles andere als tierischen Ursprungs.
~*~
Die engen Kompressen bluteten so schnell durch, das es sich fast nicht lohnte neue anzulegen. Edmond und Maxim wechselten sich dabei ab Selenes Beinstumpf oben zu halten und dabei Tücher auf die Wunde zu pressen. Als endlich der Leibarzt von Edmond das Haus betrat und die Aterie abschnürte warf sich Selene bereits grau wie ein Laken und mit hohem Fieber auf ihrem Bett herum, wobei sie sich aber einbildete zu frieren. „Das ist der hohe Blutverlust. Ich befürchte da kann ich nichts mehr machen. Ausser der offenen Wunde hat sie durch die Quetschung auch schlimme innere Blutungen erlitten. Ich fürchte wenn sie nicht am Blutverlust und dem einhergehenden Luftmangel erstickt wird sie zumindest schlimme Einbußen haben, was ihre Denkfähigkeit betrifft. Ich wünsche es ihr fast, das sie das nicht überlebt.“ Wut und Hilflosigkeit schüttelten Edmond in diesem Moment. Er war kurz davor seinen Arzt am Kragen zu packen und ihn anzuschreien er solle etwas tun – irgendwas. Aber das würde ihr auch nicht mehr helfen.
~*~
„Und bin ich auch ein wildes Tier, so kann ich doch nichts dafür – es ist nicht meine Schuld.“ Edmond und Maxim erstarrten als sie plötzlich Selenes Stimme hörten – ruhig, liebevoll, entspannt. „Eine englische Autorin hat das geschrieben. Dieser Jäger scheint meine langen Reden nicht gerade geliebt zu haben, hm?“ Sie lächelte. „Das einzige Biest das uns belebte war Schärfe mit der wir die Schwächen und Widersprüche dieser Parasiten aufgedeckt haben. Und die Leidenschaft, von der wir wissen das sie Leiden schafft. Halt noch mal meine Hand, mein lieber Edmond.“ Er setzte sich zu ihr ans Bett und betrachtete sie mit ruhigem Blick. Die Lippen die sich bläulich verfärbten. Ihre Brust die sich hungrig nach Atemluft rasch und flatternd senkte und hob. Ihr Finger, die den Druck seiner Hände nicht mehr erwidern konnten. Ihre Augen, die den Blick seiner Augen klar und völlig bei Sinnen erwiderten. „Ich werde so sterben wie ihr mich zu leben gelernt habt: Frei und stolz ohne Groll im Herzen. Hab keine Furcht vor dem was kommt. Ich war euch ja sowieso keine besonders Große Hilfe. Auch ohne mich werdet ihr es schaffen. Denk nach vorne und nicht zurück. Vor dir liegt ein neues Leben, wenn du weißt wohin du gehörst, wo du wirken kannst. Ort und Zeit ist unwichtig. Nur das ist wichtig was man tut. Verzeih das ich es versäumte Rowan zu schützen. Verzeih...“ Kurz darauf begann sie zu fantasieren. Das Eckhaus beim großen Platz hinter der Kirche – neben den Lavendelbüschen und den Rhododendronhecken - dort hätte sie ihre Chocolatierie eingerichtet. Sie schwärmte von Kindern, jede Menge Kindern hätte sie gehabt, 5 oder 6. Mit dunklem Haar und grünen Augen wie Edmond sie hatte. Und alle die nach Düsterburg gekommen wären hätten gelernt was es heißt Gleiche unter Gleichen zu sein. Und was es hieß das Salzige im Leben mit der Süße zu ergänzen. Denn beide gaben dem Leben Schönheit, Reinheit und Sinn.
~*~
Edmond verließ das Zimmer nur kurz um einige Decken zu holen. Als er zurück ins Zimmer kam, murmelte Maxim ihm zu "Sie ist wohl ohnmächtig geworden".
Der Arzt legte eben seine Hand über ihren Mund, dann auf ihren Hals. Dann blickte er Edmond an und schüttelte den Kopf ohne ein Wort zu verlieren.
Der Leibwächter der nachts mit Degen und Mantel um die Häuser geschlichen war um die Leben der Bürger zu beschützen war tot.
Der harte Kerl ist jetzt schlaff. Also spätestens morgen Nacht. Heute schaff ich es nicht.
(Thread kann nach Viviane trotzdem geschloßen werden, ich nutze dann einfach die magischen Webbie-Kräfte)
Ligiiihh
06.12.2011, 00:34
[...] Als der Arzt eintraf, war Maxim bereits eingeschlafen. Er saß neben dem Nachtisch und stützte dort mit seinen Armen seinen Kopf ab. Es war sehr spät und die Aufregung in den letzten Tagen machte ihn zu schaffen. Schlaftrunken hörte er ein Gemurmel in seinem Kopf dröhnen, es war, als würde er träumen. Doch dann vernahm er Selenes Stimme und seine Augen weiteten sich urplötzlich aus. Edmond und er drehten ihr Gesicht zu ihr. Selene redete seltsam. So seltsam redete Maxim auch einst, als er schwerkrank und wochenlang ans Bett gefesselt war. Sein Großvater meinte, dass er schon fast dachte, dass Maxim ebenfalls in seinem Alter wäre. Sehr träumerisch und fantasiehaft. Das Leben ging in seinen Augen am Ende immer zu seinen Wurzeln zurück. Zuerst verfallen die Haare... dann die Zähne... und letzlich macht der Verstand, was er will. Doch eine gute Sache hatte das Schwinden des Verstands: Man war glücklich, wie ein Neugeborenes. So glücklich, dass man nicht mehr denken wollte, nur noch glücklich sein. Mit Selenes Worten dachte Maxim darüber nach. War sie glücklich? Er war sich nicht sicher. Seine Gedanken übertönten Selenes Abschiedsworte. Es war viel passiert und er verlor viel. Und bekam aber auch viel... doch an eins erinnerte sich Maxim jeden Tag. An die Worte seines Großvaters, die er ihm im Sterbebett zuflüßterte: "Maxim, mein Kind. Glückseligkeit basiert nicht auf Dinge, die du hast, sondern auf das, was du davon hältst. Du kannst glücklich mit wenigen, aber auch sehr unglücklich mit vielen Dingen sein..." Selene hatte nicht viel. Sie fantasierte viel herum, während sie sprach. Doch sie sah so zufrieden aus. Maxim hielt es im Kopf nicht aus. Er fasste sich an seine Stirn und legte wieder seinen Kopf auf den Nachttisch. Edmond verließ den Raum. Das Schließgeräusch der Tür weckte ihn. Verschwommen sah er Richtung Selene. Sie war plötzlich ganz still und regte sich nicht. Der Arzt saß nur neben ihr und schüttelte seinen Kopf. Dann kam Edmond mit Decken in seinen Händen zurück. Maxim zitterte, meinte aber nur lächelnd: "Sie ist wohl ohnmächtig geworden." Edmond eilte zum Arzt. Dieser gab eine sehr traurige Antwort mit seinem Kopfschütteln, doch Maxim schaute nicht hin. Er ging nur Richtung Tür blieb vor der Wand stehen. Bilder mit Essmotiven und wohlhabenden Leuten befanden sich vor ihm. Er stützte sich mit seinen Händen ab und sackte halb zusammen. "Ehehe... sie... sie ist nur eingeschlafen. Lächelnd eingeschlafen u-und w-wacht wohl für's erste nicht mehr auf, o-oder? S-sie ist doch glücklich, oder? I-ich weiß, sie ist es, aber warum? Ich sollte mich für sie freuen, aber ich tu's nicht...!", murmelte er laut vor sich, "Ich bin nicht glücklich, obwohl ich es sein möchte. W-warum ist sie nur glücklich? Sie sollte es nicht sein, nein, sie sollte es nicht sein!!" Die Bilder von vor zwei Jahren kamen wieder hoch, als würde er es wieder erleben. Sein Großvater, seine einzige Vertrauensperson von damals, die er vn Herzen liebte. Sie war weg und lächelte. Sie verließ ihn ohne Grund und war glücklich. Maxim brach endgültig zusammen. Edmond näherte sich ihm langsam. Das gleiche tat er damals auch.
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