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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : selbstschädigendes Verhalten



Lysandros
16.08.2003, 04:24
Mich würde es freuen in diesem Thread über selbstschädigendes Verhalten zu diskutieren. Ich meine damit ein Verhalten, das sich mitunter durch Gewohnheit, Sucht, Manie etc. in den Charakter eines Menschen verpflanzt hat und das sich nicht ohne Überwindung größter Anstrengung wieder ablegen lässt, wobei dieses Ablegen auch nur von kurzer Dauer sein kann, man denke dabei an die verherrenden Auswirkungen von Drogen, die neben der psychischen Abhängigkeit, die das zentrale Thema dieses Threads sein soll, auch eine physische Abhängigkeit mit sich bringen und deren Überwingung zusätzliche Schwierigkeiten verursacht.
Allgemein würden mich eure Erfahrungen mit solchem Verhalten interessieren, sowohl bei der eigenen Person als auch bei anderen und wo ihr die eigentliche Gründe und Probleme seht, die sich ergeben, wenn man versucht sich ihrer zu entledigen.

aurelius
16.08.2003, 06:11
Also meine Erfahrungen mit Drogen (bei mir und in meinem Unfeld) sind eigentlich diese, dass Drogen meistens Ablenkung sind. Drogen lenken ab, von einem akuten Problem (zum Beispiel Leute, die ihren Job plötzlich verlieren und dann ein Alkoholproblem bekommen) oder von einem grundsätzlichem Problem. Viele Menschen sind auch einfach mit ihrem Leben unzufireden, und die Drogen liefern die nötige Abwechslung.

Wenn ich an mich denke, ich neige auch dazu, bestimmte Dinge zu tun, wenn es mir schlecht geht. Zum Beispiel flüchte ich mich durch ein Videospiel in eine andere Realität. im Prinzip ist das auch ein Suchtverhalten. Anstatt mich mit meinem Problem auseinanderzusetzen blende ich es aus. Und ich sehe da auch ene reelle Suchtgefahr. In dem Fall, dass mir mein normales Leben zu langweilig wird. Das ich den kontakt zu mir selbst verliere und dann, um überhaupt noch zu leben, mich in irgendetwas reinflüchte, sei es ein Videospiel oder einfach das Fernsehprogramm. Genrell denke ich, dass man von allen Dingen abhängig werden kann. Auch Liebe kann eine Droge sein. Das würde dann auch die vielen Selbstmorde aus Liebe erklären.

Anderserseits gibt es natürlich auch die direktere sucht, etwa nach den allgemein definierten Drogen. Viele Menschen rauchen beispielsweise verstörkt in Stresssituationen. Sie fallen dann in ein Ritual, das Sicherheit bietet und sie insofern vom Stress ablenkt.
Alkohol macht gute Stimmung, irgendwann verliert sich aber diese Wirkung, so dass man den Alkohol braucht, um normal gelaunt zu sein. Ohne Alkohol ist man dann permanent mies drauf.

Ich denke, dass die meisten Süchte ganz einfach psychisch sind. Vielleicht ist die physische Abhängigkeit lediglich ein Vorwand, um die sellische Abhängigkeit zu rechtfertigen.

Latency
16.08.2003, 08:03
Die WHO definiert den Begriff Drogen so: "Alles was den Menschen hilft vor ihren Problemen zu flüchten, sie zu vergessen ist eine Droge" (Ist jetzt nicht 100% korrekt, stimmt aber im allgemeinen)

Somit können auch ganz harmlose Dinge zu Drogen werden, wie z.B. (um bei Aurelius bespiel zu bleiben) Videospiele. Und sich seinen Problemen nicht zu stellen halte ich für das selbstschädigenste Verhalten überhaupt, da man solange die Probleme bestehen immer unter ihnen leiden wird.

Allerdings gibt es auch harmlose Beispiele, wie z.B. das knacken mit den Fingern. Genaugenommen ist es ja auch ein selbstschädigendes Verhalten, da man seine Gelenke schädigt. Wenn ich z.B. aufgeregt, gelangweilt... bin knacke ich mit den Fingern um mich abzulenken. Zwar hab ich schon ein paar mal versucht damit aufzuhören, jedoch ist es mittlerweile schon zur Gewohnheit geworden.

Und ich stimme Aurelius zu. Alle Süchte haben ihren Ursprung im Kopf. Die Drogen die wir nehmen sind nur dazu da unsere Probleme zu vergessen, oder es uns leichter machen sie anzunehmen.

kelaino
16.08.2003, 18:08
zunächst muss man unterscheiden zwischen selbstschädigen und selbstverletzen...

ersteres meint nicht nur drogen sondern kann sich durch essstörungen (bulimie, magersucht oder fresssucht) äußern, massiver schlafentzug usw. selbstverletzen hingegen fängt, um es krass aber deutlich auszudrücken, mit dem benutzen von gegenständen zum schneiden an und kann im extremfall zu eigenamputationen führen. man merkt also, das dieses thema sehr ein sehr ernsthaftes problem für die betroffenen ist und auf keinen fall oberflächlich behandelt werden soll.

auslöser, um unbewältigte probleme durch ssv und svv zu kompensieren, sind starker selbsthass und enttäuschungen im zwischenmenschlichen bereich... entweder geht das selbstwertgefühl so weit nach unten, dass man den eigenen körper zu hassen beginnt ... oder aber man bemerkt, das man bestimmte dinge, die einen beschäftigen, durch schmerzzufügen betäuben kann. je mehr die dinge auf einem lasten und je stärker das selbstschädigende verhalten körperliche beeinträchtigungen mit sich bringen (was auf dauer immer der fall sein wird), die nach außen sichtbar werden (untergewicht, übergewicht, narben usw.), um so mehr ergibt sich ein teufelskreislauf... es gibt immer mehr druck, der triggernd (=das ssv/svv auslösend) wirkt... druck von außen (reaktionen anderer menschen, keine brührungen zulassen), druck von innen (=unzufriedenheit, hass gegen sich selbst, das gefühl von unfähigkeit, fliehen wollen, sich betäuben wollen)... druck sich durch freitod dem leiden zu entziehen.

aus diesem kreislauf ist es nur sehr sehr schwierig wieder herauszukommen, da nicht die symptome sondern die ursachen bekämpft werden müssen. meist kennt man die wurzel selbst nicht mehr, da man die ursache der solchen wahrscheinlich schon vor ewigkeiten verdrängt hat. es ist ein langwieriger prozess, diese ursachen durch professionelle hilfe ans licht zu bringen und ein noch längerer prozess, diese dann entgültig zu verarbeiten.

ein sehr guter freund hat da die hölle auf erden durchlebt und lange zeit garnicht gewußt, woher sein ssv hergekommen ist, und das eben unverdaute probleme auf ihm lasteten... am ende standen isolation und das selbst betäuben. erst durch einen klinkaufenthalt konnten die ersten schritte auf dem weg zur heilung erreicht werden und er ist schon verdammt weit auf dem weg nach oben, aber dennoch noch lange nicht "geheilt"...

hauptproblem an der heutigen gesellschaft ist, das bestimmte formen von ssv/svv als zeichen von "coolness", individualität und freakig-sein imitiert werden. in der schwarzen szene ist es besonders das ritzen, bei vielen sind es drogen und alkohol... und genau das macht es so schwer, betroffenen zu helfen, da der mensch zu oft bestimmte krankheitsbilder vor augen hat und die sensibilität abstumpft, was jetzt krank oder als schick gilt... sprüche wie "stell dich nicht so an" sind im prinzip das falscheste, was kommen kann.

kel...

Pyrus
17.08.2003, 02:38
@Kel: du sprichst von Krankheit. Doch was ist Gesundheit?





Irgendetwas sträubt sich in mir, alle Verhaltensmuster, ob jetzt Ritzen, Drogenkonsum oder Videospielen, welche allgemein "selbstschädigend" genannt werden auch als solche zu betrachten. Ich kann es mir nicht rationell erklären, was an Drogen oder am Ritzen gut sein soll, doch ich schaffe es einfach nicht sie als absolut schlecht, für jeden in jeder Situation zu bezeichnen.

Vielleicht kommt dieser innere Widerstand daher, dass ich auch gerne aus der Realität, die mir meine Sinne jeden Tag zeigen, fliehen möchte. Ich bin sogar überzeugt, dass es eine Realität gibt, die über unsere sinnliche Wahrnehmung hinausragt und dass sie für den Menschen erreichbar ist, doch bin ich irgendwie zu feige um diese Realität aufzugeben und zu riskieren ins Leere zu stürzen, so sehr ich sie auch hasse.
Drogen können auch helfen eine eigene Realität zu finden, eine Realität, welche zeitweise so real ist wie das was man allgemein als die "Wirklichkeit" versteht. Denn was ist die "Wirklichkeit" schon anderes, als das was uns unsere Sinne zeigen? Und wenn wir unter Drogeneinfluss anders wahrnehmen, so ist das doch eine der "Wirklichkeit" gleichzusetzende Realität. Vielleicht mit dem Unterschied, dass wir immer wieder in die "Wirklichkeit" zurückfallen und dort ist auch der Haken. Drogen können uns nicht helfen in eine eigene Realität zu flüchten, sondern nur in eine, welche uns bald wieder ausspuckt und welche von uns so viel abverlangt, dass die "Wirklichkeit" dannach noch härter ist. Zudem ist es nie eine Realität, die von der "Wirklichkeit" unabhängig funktioniert. In Rauschzuständen musste ich immer wieder erleben, wie das Hochgefühl durch Übelkeit oder Schwindelanfällen gestört werden.

Also für mich sind die Drogen kein Weg, doch noch immer will ich nicht verschreien, die Drogen seien für jeden nichts als schädlich. Genausosehr habe ich Mühe damit einen Drogensüchtigen als krank und andere Menschen oder mich als gesund zu bezeichnen.

Aus den oben genannten Gründen verstehe ich auch Menschen, die Selbstmord begehen, denn der Tod ist eine Realität, die einen nicht mehr ins Leben ausspucken kann. Jedenfalls glaube ich das.


Ich hoffe, dass euch meine ein wenig unstrukturierten und wirren Gedanken einigermassen klar geworden sind. :rolleyes:

Pursy
17.08.2003, 04:02
Also Pyrus, direkt nachdem ich Lysandros Post gelesen hab, habe ich das selbe gedacht wie du.
Diese "Angewohnheiten" sind im Grunde nur ein Mittel, um die Realität für kurze Zeit zu "verlassen" oder zu "verändern", damit es einem besser geht.
Bei Drogen ist dieses Wohl sehr gut sichtbar, aber selbst bei kleinen Dingen, wie dem Fingerknacken, wie Latency es gesagt hat, ist es so. Ich selber habe auch diese Angewohnheit, aber bei mir habe ich es angefangen, weil ich es als Lustig empfand, was natürlich völlig bescheuert ist. Es ist also aus reiner Langweile entstanden, aber gerade auf lange Zeit es es geblieben, egal in welcher Situation oder Stimmung.
Jetzt mache ich es aus Reflex oder um die Finger zu entspannen, weil sie sich steif anfühlen, natürlich meistens auch nur Einbildung!
Der einzige Unterschied in diesen Arten besteht darin, außer dem Unterschied der Schäden, ist das man von Drogen meist noch leichter wieder runterkommt, da man mit etwas klaren Verstand die Schäden noch sehen und erkennen kann und es einfach nicht so ein Reflex ist wie Fingernägel kauen oder Fingerknacken!

Trotzdem finde ich es komisch, das jeder Mensch zu selbstschädigendem Verhalten neigt.

aurelius
17.08.2003, 04:45
Ich kann es mir nicht rationell erklären, was an Drogen oder am Ritzen gut sein soll, doch ich schaffe es einfach nicht sie als absolut schlecht, für jeden in jeder Situation zu bezeichnen.
Diesen Standpunkt finde ich auch richtig. Ich meinet mit meinem post auch nicht, dass alle "Drogen" schlecht sind. Ohne Drogen hätte der Mensch nie überlebt. Ein Beispiel: Ein Mann geht in einen Wald und wird von einem Wolf angegriffen. Der Wolf verletzt ihn schwer, dennoch hat der Mann keine Schmerzen. er fühlt sich plötzlich stark. Sein Körper hat eine Droge produziert, Adrenalin, das ihm diese Kraft gibt. Und ohne diese eigenen Drogen hätte der Mensch nie überleben können. Aber ein anderes Beispiel. Der Mensch hat einen Willen, also reagiert er nicht mehr nur auf Triebe. Also verliebt sich der Mensch und wieder werden Drogen produziert. Der Mensch fühlt sich gut, vital und ist einfach glücklich, jeder der mal verliebt war, kann das nachvollziehen. Das heißt, mein Schluss daraus ist, dass Drogen einfach immens wichtig waren, in der Vergangenheit jedenfalls.

Nur ist es heute so, dass viele Menschen nicht mehr zufrieden sind, mit ihrem Leben. Es fehlt ganz einfach dieses Abenteuer. Deswegen gehen Menschen auf Achterbahnen oder machen Extremsport wie Bungee Jumping. Das ist insofern ja noch natürlich, als zwar eine Gefahr nur vorgetäuscht wird, die "Drogen" aber immer noch selbst produziert werden. Ja und andere wählen halt den direkteren Weg und greifen zu künstlichen Drogen. Und da ist die Gefahr. Wobei man auch sagen muss, dass man zum Beispiel von Extremsportarten abhängig werden kann.

Und dann gibt es noch die synthetischen Drogen, die wohl am gefährlichsten sind. Ecstasy zum Beispiel. Das stimuliert die Zellen, die für die Produktion von Glückstoffen verantwortlich sind. Ich stell mir das immer vor wie viele Glühbirnen. Diese Lampen leuchten mit relativ konstanter Helligkeit, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Und je nach Helligkeit ist unser Gemütszustand. Wenn man sich jetzt aber des Ecstasies bedient, werden die Glühbirnen ganz hell, also geht es einem sehr gut. Doch wie man aus der Physik ja weiß, brennen Glühbirnen bei zu hoher Spannung schnell durch. Also gehen die Glühbirnen schnell kaputt, und es ist wesentlich dunkler. Deshalb ist man gezwungen, wieder Drogen zu nehmen, damit die verbleibenden Glühirnen umso heller leuchten, damit wenigstens die normale Helligkeit wieder hergestellt ist. Na ja, und so weiter. Irgendwann sind alle Glühbirnen kaputt. Und das ist eigentlich genauso bei den Zellen. Irgendwann bruacht man die Drogen schon, um normal drauf zu sein. Ohne Drogen ist man dann längst depressiv. Doch durch die Drogen sterben noch mehr Zellen ab und irgendwann steht man ohne da. Und ohne diese Glückshormone kann niemand leben. Da ist man einfach ohne Energie und stirbt. Darin sehe ich die Gefahr der chemischen Drogen.

@ Fingerknacken:
Das kenne ich. Und ich denke, das ist auch eine Sucht. Wenn man mal darauf achtet, wann man das macht, wird es deutlich. Wenn einem langweilig ist und wenn man unter Stress steht. Genau dann fällt man in dieses Ritual. So gesehen ist man also umgeben von Drogen, man merkt es nur nicht. Aber ich denke, dieses Fingerknacken ist immerhin noch besser, als sich stattdessen eine Zigarette anzuzünden. Apropos Zigarette, viele Menschen haben auch aus Langeweile Sex. Der Sex stimuliert ja auch die Glücksbotenstoffe, so dass es einem normalerweise dannach wesentlich besser geht. Viele Menschen niegen dazu, Sex als Ablenkung zu benutzen. Entweder ist es die Langeweile, aber manchmal auch wegen zuviel Stress. Und diese Tatsache zeigt ja, dass "Drogen" also ganz natürlich sind, denn wenn eines natürlich ist, dann wohl der Sex.

edit:
Der ganze Text spiegelt nur meine Meinung wieder. Nicht, dass sich jemand dadurch irgendwie angegriffen fühlt.

Pursy
17.08.2003, 05:06
Ich glaube, mit deinem Post fühlt sich niemand angegriffen. Natürlich sind Körperleigene Drogen etwas anderes, auch wenn viele darauf ansetzten, diese Freizusetzten, wie mit Bungjee Jumping oder Basejumping oder was auch immer.
Da dass eine Körpereigene Reaktion ist, ist es auch nicht wirklich schädlich, auch wenn die Freisetztung oft riskanter ist, als sonst irgendwelche Drogen zu nehmen.
Das du also nicht gegen 'Diese' Drogen hast, ist O.K., aber Ritzen kann nicht gut sein, egal ob es Spass macht oder nicht (aber warum sollte man es trotzdem tun! :confused: )

aurelius
17.08.2003, 06:14
Ich glaube, mit deinem Post fühlt sich niemand angegriffen. Ich habe es auch nur zur Sicherheit hingeschrieben, weil ich normalerweise vor solche Sachen immer ein "ich denke", "meiner Meinung nach" oder "imo" setze. Diesmal irgendwie nicht, deswegen habe ich den kommentar angefügt. Denn wie gesagt, es ist letzendlich eine Meinungsfrage, und ich will meinen tandpunkt nicht als einzig richtig darstellen.

aber Ritzen kann nicht gut sein, egal ob es Spass macht oder nicht (aber warum sollte man es trotzdem tun!
Also da muss ich widersprechen. Ich denke dieses Ritzen ist alles andere als Spaß. Natürlich gibt es immer Leute, die das nurmal ausprobieren wollen, in der Pubertät hat man halt manchmal solche Phasen. Aber Leute die das regelmäßig tun und dannach süchtig sind eindeutig krank und müssen auch behandelt werden. Dieser Selbstverletzungstrieb ist meistens ein Zeichen von seelischer Zerworfenheit. Und offenbar haben diese Menschen keine andere Möglichkeit, als diese inneren Schmerzen auf diese Weise nach aßen zu tragen. Natürlich ist das auch eine Form von Befriedigung, durch den Schmerz. Nur sind diese leute auch sehr oft suizidgefährdet, da offenabr eine Störung zwischen Unterbewusstsein und Bewusstsein herrscht. Das Unterbewusstsein will die psychischen probleme bearbeiten, doch das Bewusstsein ist nicht dazu bereit. Insofern kommt es dann zu solchen Selbstverletzungen, die im Endeffekt auch unbewusst passieren und deren Folgen nur bewusst wahrgenommen werden. Und ich denke, der einzige, der da helfen kann ist ein Psychologe.

Pursy
17.08.2003, 06:45
Original geschrieben von aurelius
Also da muss ich widersprechen. Ich denke dieses Ritzen ist alles andere als Spaß. Natürlich gibt es immer Leute, die das nurmal ausprobieren wollen, in der Pubertät hat man halt manchmal solche Phasen. Aber Leute die das regelmäßig tun und dannach süchtig sind eindeutig krank und müssen auch behandelt werden. Dieser Selbstverletzungstrieb ist meistens ein Zeichen von seelischer Zerworfenheit. Und offenbar haben diese Menschen keine andere Möglichkeit, als diese inneren Schmerzen auf diese Weise nach aßen zu tragen. Natürlich ist das auch eine Form von Befriedigung, durch den Schmerz. Nur sind diese leute auch sehr oft suizidgefährdet, da offenabr eine Störung zwischen Unterbewusstsein und Bewusstsein herrscht. Das Unterbewusstsein will die psychischen probleme bearbeiten, doch das Bewusstsein ist nicht dazu bereit. Insofern kommt es dann zu solchen Selbstverletzungen, die im Endeffekt auch unbewusst passieren und deren Folgen nur bewusst wahrgenommen werden. Und ich denke, der einzige, der da helfen kann ist ein Psychologe.

Natürlich sind Leute, die es längere Zeit machen, auch Phsychisch Krank und verletzt, aber jeder fängt von denen fängt mal damit an, weil es ihnen Spass macht!
Später ist es für sie nur das Verdeutlichen ihrer Inneren Schmerzen, was sie meistens aber nicht wirklich ihrere Umwelt zeigen wollen. Solche Leute leben dann zurückgezogen und trauen sich kaum noch aus dem Haus, vereinsamen so und fallen in ein noch tieferes Loch.
Natürlich bezweifel ich nicht, dass solche Menschen Suizidanfällig sind, aber manchmal schaffen es die Leute doch noch anschluss an die Gesellschaft zu finden, meist mit Phsychologischer Hilfe natürlich.
Meist steht dem aber immer erst ein Kontakt mit 'neutraleren' Personen gegenüber, weil sich kaum eine dieser Personen traut, direkt zu einer Theraphie zu gehen. Oft sind es dann Verwandte oder übergebliebene Freunde, die man dann nur noch selten hat.
Es hilft ihnen, sich zuerst an eine Neutrale Person zu wenden, solang man nicht selber den ersten Schritt machen muss! Oft müssen diese Helfer den ersten Schritt machen.
Dann kann man auch seine Unterbewussten Probleme lösen, die das Bewusstsein nicht lösen konnte. Man kann seine Probleme teilen, die jemanden wie eine Fessel festhielten!
Vielleicht bin ich ein bisschen anbgeschweift, aber ich denke, es wird klar, was ich sagen will:
Alleine schafft man es kaum raus, egal wie tief man nun drinsitzt!

Pyrus
17.08.2003, 06:52
Was mich jetzt echt mal interessieren würde: Wo sind denn für all die, die von "Krankheit" und "Zerworfenheit der Seele" sprechen die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit, zwischen Vernunft und Wahnsinn? Mir missfällt es einfach von gesunden und kranken Menschen zu sprechen. Nicht weil "krank" abfällig klingt, sondern weil ich einfach keine Grenzen sehe, weil imo ein "kranker" und ein "gesunder" Mensch genau gleich funktionieren und eine Lebenslage für mich keine Krankheit ist.

Ich halte eigentlich auch nichts von all den Weiheiten, wie man MUSS sich gegenüber ehrlich sein oder man MUSS sich den Problemen stellen usw. Weiss nicht, irgendwie kann ich das einfach nicht akzeptieren und es will mir nicht einleuchten, wie einem ein solcher allgemeiner Spruch helfen kann.

Pursy
17.08.2003, 07:07
Original geschrieben von Pyrus
Was mich jetzt echt mal interessieren würde: Wo sind denn für all die, die von "Krankheit" und "Zerworfenheit der Seele" sprechen die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit, zwischen Vernunft und Wahnsinn? Mir missfällt es einfach von gesunden und kranken Menschen zu sprechen. Nicht weil "krank" abfällig klingt, sondern weil ich einfach keine Grenzen sehe, weil imo ein "kranker" und ein "gesunder" Mensch genau gleich funktionieren und eine Lebenslage für mich keine Krankheit ist.

Das ist ja gerade das Problem! Es gibt keine klare Grenze, wo man sagen könnte: "Ja, so ist es! Ich hab ein Problem!" Man muss es selber einsehen und erkennen, wobei wir bei deinem zweiten Problem sind!


Original geschrieben von Pyrus
Ich halte eigentlich auch nichts von all den Weiheiten, wie man MUSS sich gegenüber ehrlich sein oder man MUSS sich den Problemen stellen usw. Weiss nicht, irgendwie kann ich das einfach nicht akzeptieren und es will mir nicht einleuchten, wie einem ein solcher allgemeiner Spruch helfen kann. [/B]

Ein solcher Spruch kann einem nicht helfen, aber dass soll er auch nicht. Er soll nur darauf Hinweisen, dass man ein Problem hat, also hilft er nur indirekt!
Trotzdem ist es leider so, dass man sich seinen Problemen stellen muss, damit man es lösen kann. Anders kann man Probleme nicht lösen.
Anders gesagt: 'Es muss erst ein Foul geben, bevor der Schiri es pfeifen kann. Dann sollte er es aber auch tun und sich nicht vor der Entscheidung drücken.'
Und obwohl es eine andere Situation ist, ist die Lehre eigentlich die Gleiche! FAST die Gleiche... ;D

Pyrus
17.08.2003, 08:11
Was ist mit Problemen die unlösbar sind? Was ist, wenn ich kleiner Mensch gegen die unendliche Dunkelheit antreten will, bloss weil ich ein Problem mit der unendlichen Dunkelheit habe? Wird es dann hell? Ist es nicht besser, wenn ich einfach die Augen schliesse und mir denke es sei hell?

Es ist nicht so einfach: Suchen und Zerstören. Es gibt Probleme, die sind zwar aufzuspüren, aber nicht zu zerstören. Das einzige was man machen kann ist sie zu überschatten, auf welche Weise auch immer. Imo macht das auch die Psychologie nicht selten. Habe ich ein Problem damit ein Mensch zu sein, da ich nach reiflicher Überlegung zur Überzeugung gekommen bin, dass der Mensch nichts Gutes an sich hat, so kann mir die Psychologie nicht die wirkliche Wahrheit zeigen, sondern mir lediglich mit irgendeiner anderen "Lüge" klarmachen, dass ich in Ordnung bin, so wie ich bin.

Und zum sich gegenüber ehrlich sein: Ich glaube es würde jeden Menschen zugrunde richten, wenn er sich gegenüber absolut ehrlich wäre. (Wobei der Mensch dazu imo gar nicht fähig ist)

Pursy
17.08.2003, 08:25
Natürlich gibt es Probleme, die man nicht lösen kann. Man kann sie nicht besiegen, also muss man mit ihnen leben.
Das heißt aber nicht, dass man daran zugrunde gehen muss. Es gibt Gegner, die kann man nicht besiegen, aber manchmal muss man das nicht. Manche Dinge muss man akzeptieren, wie sie sind.
Man kann sich gegen das 'Unendliche Dunkel' und verlieren, oder einfach nur Wiederstand leisten, aber nicht dagegen kämpfen.
Zünde eine Lampe gegen die Dunkelheit an, aber versuch nicht damit, das Dunkel überall zu vernichten, dass schaft man nicht!

Und natürlich haben Menschen auch etwas Gutes an sich, auch wenn es nicht viel ist und fast nur falsch eingesetzt wird!
Unser Verstand zum Beispiel. Wir benutzen ihn, um unseren Eigenen Verstand mit Drogen zu fesseln (@ Topic, damit ich nicht ganz zu sehr abschweife), zerstören die Umwelt... aber schaffen es auch, Tierrassen vor dem Aussterben zu retten (auch wenn wir daran schuld sind!)

Und ja, es würde Menschen zu Grunde richten, wenn er sich gegenüber absolut ehrlich wäre. Deswegen ist es imho auch gut, dass wir dazu garnicht fähig sind! Wir würden vielleicht noch dümmere Sachen machen, als wir jetzt schon tun, weil wir uns nicht mehr von unserem Verstand leiten würden.
Auf dem Motto:
"Stell dich einem Affen gegenüber, und er tut dir nichts. Schrei ihn an, und renne besser schnell weg!"