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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein paar Fragen zur Schriftstellerei



Kelven
18.03.2011, 15:11
Nur so aus Interesse:

Wie seriös sind eigentlich Seiten, auf denen man seine Texte online veröffentlichen kann? (beispielsweise so was wie xinxii.com). Hat jemand damit schon Erfahrungen gemacht? Welche Seiten würdet ihr empfehlen? Sind sie überhaupt eine Alternative zu Verlagsveröffentlichungen?

Hat jemand von euch das ganze Prozedere von wegen "Geld für seine Texte verlangen" schon mal durchgemacht? Man gilt dann ja soweit ich weiß als Freiberufler und das muss beim Finanzamt angemeldet werden. Wie sieht's mit Versicherungen aus? Gibt es da irgendwelche Verpflichtungen?

Ranmaru
19.03.2011, 02:11
Also was Du über Online-Veröffentlichung wissen mußt: einmal veröffentlicht heißt immer veröffentlicht. Alles, was Du irgendwo hochlädst, wird Dir danach kein Verlag mehr abnehmen, weil die in ihren Verträgen alle explizit verlangen, daß die Werke in ihrer Gesamtheit nicht vorveröffentlicht sind. Wie das mit Auszügen aussieht, ist von Verlag zu Verlag unterschiedlich, die meisten sind da allerdings relativ kulant, wenn Du z.B. das ein oder andere Kapitel mal in einem Forum gepostet hast, um Kritik zu bekommen.

Ich würde auf jeden Fall von Plattformen zur Online-Veröffentlichung abraten, wenn es um mehr als nur eine Kurzgeschichte geht. Ich sage immer, daß jeder, der die Ausdauer hat, einen ganzen Roman zu schreiben, auch potentiell veröffentlicht werden kann.

Wenn Du dann einen Verlag suchen gehst, gibt es zwei Möglichkeiten, die beide ihre Vor- und Nachteile haben. Entweder, Du schreibst die Verlage direkt und selbst an, oder Du machst das über einen Agenten. Alles selber in die Hand zu nehmen ist mehr Arbeit, und Du wirst vermutlich mehr Ablehnungen als alles andere kriegen. Dein Buch muß dem Verlag passen, es muß dem Lektor spontan gefallen (also eine gute Hook haben, denn wenn die ersten drei Seiten langweilig sind, liest keiner weiter, wenn noch hundert andere Einsendungen auf dem Schreibtisch liegen), und so weiter. Es hängt viel Glück und Zufall daran. Wenn Du es aber doch schaffst, dann bist Du der direkte Vertragspartner. Auch das hat wieder Vor- und Nachteile. Du mußt natürlich erstmal gut verhandeln können, um Geld daraus zu machen. Aber wenn Du es schaffst, dann gehören die Tantiemen auch zu 100% Dir.
Beim Agenten sieht das etwas anders aus. Der nimmt Dir die meiste Arbeit ab. Er sucht einen passenden Verlag, er kennt sich in der Szene auch aus und weiß, auf was die Verlage stehen. Er hat außerdem Kontakte und kriegt ein Buch schneller durch, als jemand, dessen Namen noch nie irgendein Verleger gehört hat. Außerdem verhandelt ein Agent für Dich gute Konditionen aus, denn sein Honorar hängt auch davon ab, wie viele Tantiemen Du kriegst. Das ist dann aber auch schon wieder der Nachteil: Du drückst immer ein paar Prozent an den Agenten ab. Außerdem ist es ebenso schwierig, einen guten Agenten zu finden wie einen guten Verlag zu finden, und in der deutschen Szene nehmen Agenten oft nur in Ausnahmefällen unveröffentlichte Autoren auf. Da mußt Du schon was verdammt gutes geschrieben haben.
Für Einsteiger empfehle ich daher eher, erstmal selbst den Verlag anzuschreiben und zu gucken, was dabei rumkommt. Da gibt's ein paar Tricks, wie man sich selbst gut verkauft, etc. Später sollte man aber auf jeden Fall auf einen Agenten zurückgreifen, denn wenn der eigene Name erstmal im Spiel ist, geht's für alle Beteiligten nur noch ums Geld, und da ist es von Vorteil jemanden zu haben, der sich mit Vertragsverhandlung auskennt.

Als hauptberuflicher Schriftsteller bist Du auf jeden Fall freischaffend, ja. Zählt als Künstler, genau wie Maler oder Bildhauer, und geht rechtlich in der selben Ecke hausieren wie freischaffende Journalisten, Fotographen, etc. Aber das ist auch der Knackpunkt! Es gibt nur ganz wenige Schriftsteller, die wirklich vom Schreiben leben können. Die meisten machen nebenbei noch was anderes und verdienen sich was dazu. Von dem Ziel, durch Schriftstellerei reich und berühmt zu werden, sollte man ganz schnell runterkommen, denn das ist relativ unmöglich. Und dabei ist Deutschland zusammen mit Österreich und der Schweiz der zweigrößte Markt für Bücher, den es gibt.
Aber gehen wir mal davon aus, daß Du das wirklich geschafft hast. Du bist renten- und krankenversicherungspflichtig in der Künstlersozialkasse (http://www.kuenstlersozialkasse.de/), zahlst 50% der Beiträge privat, die anderen 50% stammen aus öffentlichen Mitteln. Dabei kannst Du Dich sowohl privat als auch gesetzlich versichern, die KSK bietet beides an. Auf deren Homepage findest Du weitere Informationen.

Kath
24.03.2011, 20:29
Hallo Ranmaru,



Für Einsteiger empfehle ich daher eher, erstmal selbst den Verlag anzuschreiben und zu gucken, was dabei rumkommt. Da gibt's ein paar Tricks, wie man sich selbst gut verkauft, etc.
Ich weiß nicht, ob ich das so unterschreiben würde. Ich denke nämlich nicht, dass es schwieriger ist, als unbekannter Autor bei einer Agentur zu landen, als bei einem Verlag. Letztendlich ist es eher so, dass weder die einen, noch die anderen prozentual gesehen eine besonders große Zahl an unbekannten Autoren unter Vertrag nehmen.
Was mich persönlich allerdings dazu antrieben würde, es zu erst bei Agenturen zu versuchen, ist ganz einfach die Tatsache, dass Agenturen in aller Regel eine Angabe verlangen, welchen Verlagen das Manuskript bereits zur (erfolglosen) Prüfung vorgelegt wurde. Das ist auch logisch so, denn stell dir mal vor, du würdest als Literaturagent einem Verlag ein Manuskript präsentieren, dass dieser bereits abgelehnt hat - das würde dich einiges an Seriösität kosten.
Verlage dagegen, deren Interesse eben nicht darin liegt, das erworbene Manuskript weiterzuverkaufen, verlangen diese Angabe nicht, weil es für sie schlichtweg um uninteressante Informationen handelt. Deshalb ist es denke ich erfolgsversprechender, das Manuskript erst im zweiten Anlauf an Verlage zu verschicken, weil man auf diese Weise die Agenturen nicht von vorn herein ausschließt.