Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Krisensitzung
Arranges trat ohne weiteres Zögern in die Taverne ein. Die Wirtin war eine Dunmer, wobei man das bei dem düsteren Licht hauptsächlich an den Augen erkennen konnte. Der Kaiserliche wusste um das Misstrauen der Bewohner Fremden gegenüber bescheid. Lediglich das Klimpern von Septimen konnten hier einem Reisenden zu einer annehmbaren Unterkunft verhelfen.
'Seid gegrüßt...' Die Dunmer blickte fragend auf, aus ihren Augen sprach die pure Abneigung. 'Grüße... wie kann ich euch helfen?' Fragte sie kühl. 'Ich benötige nur eine Auskunft, weiter nichts...' Das Gesicht der Dunmer wurde direkt einen Tick weicher. 'Was wünscht ihr zu wissen Kaiservolk?'
'Ich bin auf der Suche nach dem alten Harchaxas... er kommt hin und wieder hier durch auf seinen Wegen durch das Herzland... war er in den letzten Tagen oder Wochen hier?'
'Harchaxas? Nun, wenn ihr den Druiden meint, ja, der kam hier vor zwei Wochen durch...' Arranges Miene hellte sich sofort ein Stückchen auf. 'Hat er gesagt, wo er hin will oder etwas ähnliches, was dieser Information nahekommt?'
'Der Alte redet immer viel, ständig will er einem die Bodenständigkeit der Natur aufdrücken... als ob wir hier nicht schon bodenständig genug leben würden, muss dieser bereits schimmelnde Argonier uns trotzdem noch ins Gewissen reden und uns davon abbringen wollen, weiterhin dem Kaiserreich mit seinem Fortschritt, dem Brunk und Protz zu folgen... er faselte etwas von der Echohöhle am Fuße der Jerallberge... ich weiss allerdings nicht, ob er dort selbst hinwollte oder nur wieder unzusammenhängend von diesem Ort sprach, das war jedenfalls der einzige Name, der mir tatsächlich unter den vielen Bezeichnungen, die die Echse für jeden einzelnen Stein und Baum hat, aufgefallen wäre...' Hässliches Blutauge... du hast keine Ahnung, wie gern ich dir für deine Worte den Hals umdrehen würde... du hättest nichteinmal das Recht so irgendwie über Harchaxas zu reden, selbst wenn du nur mit einem Schurz bekleidet seit über 50 Jahren im Forst von der Natur leben würdest... Hauptsächlich die Information, wo sich der Argonier aufhalten könnte, hielt Arranges davon ab, seiner Wut Luft zu verschaffen... 'Ich danke euch...' Sagte er, wobei es ein wenig so klang, als müsste er sich dazu zwingen, seinen Mund beim Sprechen zu öffnen, statt durch die aufeinandergepressten Zähne zu zischen...
Arranges fuhr auf dem Absatz herum und verließ die Taverne. Draußen angekommen blieb er ersteinmal kurz stehen. Ein anderer Dunkelelf schlich um ihre Pferde herum. 'Was zum Henker?!' Mit großen Schritten war der Nekromant bei dem Blutauge. 'Was wird das?' Der Mer hob den Kopf. Er hatte einen mehr als irren Blick in den Augen. Ein unterdrücktes, schrilles Kichern erklang. '... Schöööne... Pferde, oh ja, seeehr schööön... darf, darf, darf er eines haben... eines der schöööÖÖÖööönen Pferde?' Bleichersweg... die Inseln waren ein Witz gegen diese Ansammlung von lauter total hirnverbrannten Leuten... Der Dunmer machte sich daran seinem Rotfuchs über die leichte Blässe zu streichen. Ohn nein, das wirst du schön bleiben lassen! Die Hand des Dunmers hatte noch kein Haar des Tiers berührt, als er plötzlich jaulend die Hand zurückriss, so, als ob er einen glühenden Stein angefasst hätte. 'Na los, verschwinde!' Herrschte ihn der Kaiserliche an. 'Bloß weg hier, bevor noch mehr diese Leute auftauchen...' Sagte er an Erynn gewandt und machte sich daran, seinen Fuchs die Hänge nordwestlich des Dorfes hinaufzuführen...
Glannaragh
06.04.2011, 18:54
Ein wenig angewidert von dem seltsamen Zeitgenossen beeilte sich Erynn, dem Beschwörer zu folgen. Sie schlugen sich tiefer in die Wälder, weiter bergan. Das also war Bleichersweg... hervorragend. Nicht, daß es ein Verlust gewesen wäre, diesen Ort nicht zu kennen. Mißmutig sah sie auf und blickte den vermuteten Weg entlang. Es geht schon wieder in die Berge! Der letzte Ausflug dahin reicht mir bis heute völlig.
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Fuchs vor ihr plötzlich erschrak und ins Rutschen geriet. Sie fluchte und sprang zur Seite. Das Pferd schlitterte vielleicht vier Schritte den Hang hinab, bevor es zitternd zum Stehen kam. Die Eisen schlugen Funken auf dem felsigen Boden. Es dauerte eine geraume Weile, bis der Hengst zum Weitergehen bereit war. Na großartig. Und wir sind noch keine Stunde unterwegs. Wenn das so weitergeht, wird das ein sehr langer Tag...
Es wurde ein langer Tag. Bis sie schließlich die Orangene Straße erreichten, war es Abend geworden und Zwei- wie Vierbeiner waren trotz des kühlen Wetters klatschnaß geschwitzt, obwohl sie effektiv nur deprimierend wenig Wegstrecke zurückgelegt hatten. „Genug für heute“, meinte Arranges sichtlich entnervt, und so schlugen sie ihr Lager etwas abseits des Weges auf und rieben die Reittiere trocken. Der Rotfuchs hatte eine leichte Schwellung an der linken Fessel des Hinterbeins, lahmte aber nicht. Trotzdem opferte der Kaiserliche einen Heiltrank und benetzte einen Umschlag damit, den er dem Pferd um das Bein wickelte.
Als sie sich endlich am Feuer niederließen beschloß die Elfin, für das letzte Tageslicht eine sinnvolle Verwndung zu finden. „Wie wäre es“, fragte sie ohne Einleitung, „wenn du mir jetzt zeigst, wie daedrische Zeichen gelesen werden?“ Der Beschwörer warf ihr einen Blick zu, der ungefähr so motiviert wirkte wie ein verkaterter Tagedieb. „Muß das heute sein?“ Erynn zog eine Augenbraue hoch. „Nein, nicht unbedingt“, antwortete sie und zog die Windwandlerrolle unter ihrer Rüstung hervor, entfaltete sie und hielt ihm das Pergament unter die Nase. „Aber wenn ich dieses Ding schon mit mir rumschleppe, sollte ich wenigstens ungefähr wissen was draufsteht, oder?“ Sie gab sich Mühe, wirklich. Doch nach einigen Augenblicken war es ihr schlicht unmöglich, das Grinsen noch weiter zu verbergen.
Verdammt... und ich habe mich noch gewundert, wo die Schriftrolle plötzlich hinverschwunden ist... Arranges atmete genervt seufzend aus. 'Gib her...' Schnaufte er und nahm ihr das Pergament ab. Ihm selbst waren die Zeichen bekannt und so legte er kaum noch Wert darauf, Schriftrollen wirklich mit Verstand anzusehen. Nuschelnd las er kurz über die eine Zeile, die da stand. 'Sieh her...' Er rückte neben sie und hielt das Papier so, dass sie ebenfalls auf die Schrift sehen konnte. 'Im Grunde steht hier: Leid komme über dich oder Leid wird über dich kommen... Das klingt an und für sich seltsam, aber die Formeln sind uralt und keiner kennt mehr genau ihre ursprünglich zugedachte Bedeutung... warte einen Moment.' Arranges drückte Erynn das Papier wieder in die Hand und stand auf. Er ging zu seinen Satteltaschen und kramte eine Weile darin herum, bis er sein Studienbuch, das eher aussah, wie eine gebundene, unsortierte Sammlung vieler verschiedener Aufzeichungen. Er blätterte eine Weile darin herum und riss dann eine beinahe leere Seite heraus und nahm sich noch Tinte, wie Federkiel. Er setzte sich wieder neben Erynn und begann damit, das Alphabet der Daedra aufzuschreiben: Ayem, Bedt, Cess, Doth, Ekem, Hefhed, Geth, Hekem, Iya, Jeb, Khot, Lyr, Meht, Neht, Oht, Payem, Quam, Roht, Seht, Tayem, Yoodt, Vehk, Web, Xayah, Yahkem, Zyr. 'Hier, jetzt kannst du es selbst lernen...' Er Gab ihr das Pergament und verstaute dann sein Studienbuch und das Schreibzeug wieder in den Satteltaschen.
Meine Güte, der hat ja wieder gute Laune heute... Erynn nahm das Papier entgegen und ließ die geschwungenen, mit sicherer Hand gezeichneten Symbole eine Zeitlang auf sich wirken. Die Namen der Buchstaben hatte sie gar nicht erst aufgenommen, dafür war die Abfolge zu schnell gewesen. Nach einer Weile begann sie, die unvertrauten Linien mit dem Finger nachzuziehen. Es gelang ihr, sich die ersten fünf Zeichen einzuprägen, danach kam sie durcheinander. Das war also der mühselige Teil, und dabei waren es gerade mal gut zwei dutzend. Als sie das Papier entnervt zusammenfaltete, war es gerade mal dunkel geworden. Sie zögerte. Jede weitere Frage würde ihr nur eine entnervte Antwort einbringen, dafür kannte sie ihren Begleiter längst gut genug. Andererseits ging ihr Arranges' unterschwellig aggressive Haltung auf die Nerven. "Was ist los mit dir?" fragte sie ruhig. "Irgendwas paßt dir doch nicht."
'Ja verdammt, mir passt sehr viel nicht...' Das Erste, was er jetzt eigentlich hätte aufzählen wollen, schluckte er aber wieder hinunter. Nachdem Erynn ihm wieder die Windwandlerrolle gezeigt hatte, war ihm wieder aufgefallen, warum er sie vor einigen Wochen nach Skingrad zurückschicken wollte... jetzt nach der Entführung hegte er diesen Wunsch mehr denn je. Vielleicht kann ich sie in die Obhut von Bruder Marbell geben oder noch besser, ich frage Harchaxas... Der Magier war sich selbst immer mehr darüber im Klaren, dass er die Person, die ihm seit seine Eltern nicht mehr waren, näher stand, alles alle anderen, nicht ausreichend schützen konnte... Er beschloss unterbewusst, dass er seinen Zorn über die Bemerkungen der Wirtin, vorschob. 'Ich bin der Wirtin aus Bleichersweg wirklich dankbar, dass sie wenigstens den Ansatz einer brauchbaren Auskunft hatte, aber für ihre Urteilung über den alten Harchaxas hätte sie schlichtweg vom Antlitz Nirns entfernt werden müssen...' Im Schein des Feuers war deutlich zu sehen, wie eine Ader an der Schläfe des Kampfmagiers immer dicker wurde...
Erynn wußte genau, daß sie jetzt eigentlich aufhören sollte. Doch da war noch etwas, irgendetwas, das der Beschwörer zurückhielt - und sie war nicht mehr bereit, sich mit Informationsfetzen zufriedenzugeben, nachdem sich die Bedrohung durch die Abtrünnigen noch einmal verschärft hatte. "Du regst dich garantiert nicht so über irgendwelche hohlköpfigen Leute auf... wer ist dieses Weib schon? Laß die Ausflüchte und sag mir, was nicht stimmt."
Ruckartig hob der Kaiserliche seinen Kopf und schleuderte der Dunkelelfe einen vernichtenden Blick entgegen. 'Ich war ein Trottel, dich gestern am Gehen gehindert zu haben...' Knurrte er. Tatsächlich fiel ihm jetzt erst auf, wie hin und her gerissen er war. Einerseits wollte er ohne Erynn nicht weitergehen, aber auf der anderen Seite musste er sie in Sicherheit wissen. Die Gedanken, sich weiterhin ihrer Unversehrtheit gewiss sein zu können, überwiegten schließlich doch... 'Zunächst einmal rege ich mich auf über wen oder was ich will... das solltest du wissen... und zweitens hast du wohl wieder einmal vergessen, wie dumm es ist, mich zu reizen, wenn ich mich bereits ärgere...'
Die Elfin senkte den Blick und schwieg eine Weile. Als sie wieder aufsah, sprach die schiere Verunsicherung aus ihrem Gesicht. "Du... du willst mich loswerden? Jetzt? Warum? Was habe ich dir getan?"
Blitze schossen aus den Augen des Magiers hervor, ihr entgegen, als sie ihre Frage beendet hatte. Wütend sprang Arranges auf. 'Was du mir getan hast?! Wie bescheuert kann man sein?! ... Du drängst dich in mein Leben, willst etwas von mir, zwingst mich dazu, dass ich mir tatsächlich ernsthafte Gedanken um jemand anderes, als um mich selbst und mein Pferd mache... DU parkst deine knochige Erscheinung in meinem Kopf so unpraktikabel, dass ich sie nicht mehr ohne weiteres herausgeschoben bekomme ohne, dass sie sich weiter verkantet, je mehr ich mich dagegen stemme... du hast mir mehr Freiheit und Unabhängigkeit genommen, als es die Gathering jemals gekonnt hätte... du hängst an mir dran, wie ein Klette und ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich dich nicht vor den Abtrünnigen schützen kann, egal, was ich auch anstellen würde... und noch viel weniger, wenn du direkt bei mir bist...!' Schwer atmend stand er mit gespreizten Beinen vor ihr, seine Halsschlagadern waren beinahe fingerdick hervorgetreten, gleichzeitig aber war sein Blick absolut undeutbar...
Wieder schlug die Dunmer die Augen nieder, machte sich so klein wie möglich und wagte kaum zu atmen. Und ich dachte, über das Stadium seien wir lange hinaus. Bereust du, was du mir erzählt hast? Traust du mir doch nicht? Irgendwann nahm sie all ihren Mut zusammen und sagte mit erstickter Stimme: "Ich habe nichts genommen, was du mir nicht freiwillig gegeben hättest. Habe ich nur einmal versucht, dich von deinem Weg abzubringen?" Sie schluckte einmal und sprach dann etwas sicherer: "Dialga ist ohnehin hinter mir her, auch wenn ich nicht weiß, warum genau. Für mich gibt es keinen sicheren Ort, bis dieses Schwein nicht vernichtet ist. Nirgendwo."
Es gibt einige sichere Orte in Cyrodiil... nur bin ich keiner davon... Er ließ die Schultern hängen. Er konnte kaum etwas gegen ihre Worte sagen, schließlich hatte sie irgendwo Recht. Und dennoch... 'Lächerlich... was sollte Dialga mit dir vorhaben? Zwei Dinge, die ich ihm in dieser Hinsicht zutrauen würde, für die aber irgendeine Frau von der Straße mehr taugen würde als du... Hör zu, Dialga ist zwar ein perverser Bastard, aber weder für irgendwelche abstrakten Zuchtprogramme, noch für seinen Harem hättest du eine sinnvolle Verwendung... nichteinmal seine Handlanger würden Hand an ein Blutauge wie dich legen... und wegen deines Prügelknabendaseins könnten sie dir auch nichteinmal ab dem Hals aufwärts etwas brauchbares abgewinnen...' Es tut mir leid Erynn, aber so lange wir verfolgt werden, kannst du nicht bei mir bleiben... und wenn nicht einfach, muss ich dich eben davon überzeugen, dass du nicht mehr bei mir bleiben willst...
"Wenn du das sagst..." Erynn sprach danach nicht mehr. Sie verstand nicht, was den Kaiserlichen so plötzlich zu diesem Verhalten trieb, aber ihr war klar, daß sie nicht zu ihm würde durchdringen können. Wie kannst du nur so grausam sein? Einmal willst du, daß ich an nichts und niemand anderen denke als an dich, dann wieder beleidigst du mich und willst du mich fortjagen. Was soll ich davon halten, Arranges? Ich bin doch nicht dein Eigentum, so kannst du nicht mit mir umspringen! Verwirrt und verletzt blieb sie sitzen, wo sie war. Vielleicht würden die Dinge klarer, wenn der Beschwörer sich wieder abgeregt hätte. Solange wußte sie sich nicht ander zu helfen als den Kopf einzuziehen und zu hoffen, daß seine Launen vorbeigingen.
Sie war endlich still. Gut, das wird sie eher davon abhalten, sich Harchaxas entreissen zu wollen... ja, der Druide wird wohl den besten Schutz für sie gewährleisten können... dazu ist er sehr viel umgänglicher, als Bruder Marbell und hat eine ruhige, angenehme Art an sich... sie wird die Zeit bei ihm überleben... Ich sage ihm einfach, er soll sie irgendwo am südwestlichen Rand des Großen Forstes absetzen, von da aus kann sie schnell nach Skingrad kommen oder sowas... Arranges wartete, bis Erynn wohl im Sitzen eingedöst war. Vorsichtig legte er ihr eine der Wolldecken um den Leib und wachte bis zum Morgengrauen. Es wird wohl besser sein, wenn wir die Pferde in Bruma abgeben... Dachte er und warf einen Blick auf seinen Fuchs.
Glannaragh
07.04.2011, 12:50
Auch am nächsten Morgen sagte Erynn kein Wort, sattelte nur stumm ihr Pferd und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde. Ja, vielleicht sollte ich wirklich einfach verschwinden. Warum tue ich mir diesen ganzen Mist überhaupt an? Ich sollte mich endlich um die Belange meiner eigenen Gilde kümmern – als gäbe es da nicht genug zu tun. Ja, genau das sollte sie machen, während sie darauf wartete, daß irgendein Botschafter der Gathering erschien, um ihr entweder mit Nachdruck einen Vertrag unter die Nase zu halten oder aber ihr gleich den Kopf abzuschlagen – je nachdem, wie großmütig sich der Rat gerade fühlte. Darüber hinaus glaubte sie keinen Herzschlag lang daran, daß die Abtrünnigen sie in Frieden lassen würden, sobald sie nicht mehr mit dem Kaiserlichen unterwegs war. Wenn sie wirklich keinen Nutzen für sie hätte, gab es keinen Grund, warum man sie bei Fanacasecul nicht einfach hätte töten sollen und Arranges gleich dazu, wenn er schonmal völlig außer Gefecht gesetzt so praktisch mitten auf dem Weg gelegen hatte.
Nein, das ergab alles keinen Sinn. Darüber hinaus ärgerte sie sich maßlos, daß der Beschwörer sich in den Kopf gesetzt hatte, sie von der Jagd nach den Verrätern auszuschließen, ihr jede Möglichkeit zu nehmen, selbst zur Lösung dieses Problems beizutragen. Als sei sie ein kleines, dummes Kind! Du spinnst dir doch schon wieder etwas zurecht. Du erträgst es nicht, daß du deine Maske hast fallen lassen, und jetzt suchst du einen Vorwand mich loszuwerden, um nicht ständig an diese ‚Schwäche’ erinnert zu werden. Jammerschade, daß du nicht den Arsch in der Hose hast, mir das ins Gesicht zu sagen... Aber woher solltest du das auch können? Mit Toten diskutiert es sich recht einfach, schätze ich.
Erynn hatte die Schnauze endgültig voll. Sie war dicht davor, ihr Pferd herumzureißen und zurück nach Skingrad zu jagen, einzig die vage Hoffnung, noch ein paar Informationen mehr über die Verräter zu erhalten, hielt sie noch davon ab. Still vor sich hinbrütend achtete sie kaum auf den Weg, der sie nach Bruma führte. Nicht einmal die zunehmende Kälte nahm sie wahr, je weiter sie nach Norden kamen. Zu heiß pochte der Zorn durch ihre Schläfen.
Arranges drängte zur Eile, daher ritten sie durch, bis sie Bruma erreicht hatten. Im Morgengrauen tauchte die Stadt vor ihnen aus dem nebligen Dunst auf, der seit der halben Nacht überall im Vorgebirge stand. Alles ringsherum war weiß, lediglich Felsen und Bäume nahe der Straße konnte man erkennen. Die Kälte jedoch stach nicht so schmerzend ins Gesicht, wie Arranges es hier oben schon so manches Mal erlebt hatte.
'Ich werde mein Pferd hier abgeben... du kannst meinetwegen gerne weiterhin reiten... Ich weiss nicht, ob du schonmal in den Jerallbergen warst, aber sie stehen an Grausamkeit dem Velothimassiv, über das wir geritten sind, in nichts nach... Die Echohöhle liegt ein ganzes Stück im Westen, zwischen zwei Bergflanken, der Weg ist alles andere als einfach, ich rate dir, ebenfalls zu Fuß zu gehen...'
Die Tore der Stadt wurden gerade geöffnet, während die Wachablösung stattfand. Arranges stieg bei den Stallungen ab und klopfte einen Stallburschen, einen milchgesichtigen Jüngling mit roten Haaren und Hasenzähnen heraus. Der Nekromant gab dem Burschen ein paar Septime, woraufhin dieser sich beeilte, den Fuchs ordentlich zu versorgen. Nachdem er sich das Wichtigste an seinen Gürtel gehängt hatte, wartete Arranges darauf, dass Erynn auch so weit war. 'Willst noch ein paar Stunden schlafen oder sollen wir direkt loslaufen?' Er klang etwas monoton, aber im Vergleich zu dem recht einseitigen, groben Wortgefecht im großen Forst, war es fast schon wieder freundlich.
Glannaragh
07.04.2011, 16:34
„Ich glaube, du unterschätzt meine Ausdauer“, gab Erynn unfreundlich zurück, lud ihr Pferd ebenfalls ab und hängte die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände an ihren Gürtel. „Also los, geh vor. Ich kenne den Weg nicht.“
Sie folgte dem Kaiserlichen, nachdem er sich endlich in Bewegung gesetzt hatte. Der Weg war tatsächlich nicht einfach, führte sie in einem weiten Bogen um Bruma herum, dann eine ganze Weile gerade nach Westen. In dieser Höhe wuchs kaum noch etwas außer krüppeligen Nadelbäumen, die störrisch den lebensfeindlichen Temperaturen trotzten und sich mit ihren Wurzeln an jedes noch so kleine Fleckchen Erde klammerten, das sie zwischen dem allgegenwärtigen Geröll erreichen konnten. Hin und wieder waren auch ein paar Büschel kleinerer, holziger Pflanzen und kleine Gruppen von Pilzen zu sehen, die sich wie schutzsuchend hinter einen Felsen kauerten. Bald schon war Bruma außer Sicht verschwunden, und nachdem sie einen kleinen, abgelegenen Hof passiert hatten, blieb die Zivilisation endgültig hinter ihnen zurück.
Erynn konnte nicht umhin, die bizarre, unwirkliche Schönheit des Hochlandes zu bewundern. Als sie vor... Wie lange ist das her? ...die Valusberge überquert hatten, hatte sie keinen Blick für diese Dinge gehabt, so entsetzlich hatte sie gefroren.
Als die Sonne schon im Sinken begriffen war, kreuzte ein kleines Wolfsrudel vielleicht hundert Schritte vor ihnen den Weg. Die Elfin blieb sofort reglos stehen und beobachtete die Tiere aufmerksam. Die Wölfe hielten ebenfalls inne, sträubten das Fell und fletschten die Zähne. Mit einigem Geknurre wichen sie schließlich zurück und verschwanden zwischen mehreren großen Findlingen. Als die Reisenden für die Nacht das Lager aufschlugen und ein Feuer entzündeten, konnten sie noch für lange Zeit ihr Geheul hören.
Die Dunmer versuchte noch immer nicht, ein Gespräch in Gang zu bringen. Sie fühlte sich unangenehm an die erste Zeit erinnert, in der sie mit dem Beschwörer unterwegs war, wo seine Verschlossenheit und Unnahbarkeit sie mehr als nur ein wenig eingeschüchtert hatten. Es schien, als fiele er jetzt genau in dieses Verhalten zurück, und es verunsicherte sie noch immer genauso. Allein, diesesmal war sie entschlossen, ihre Verunsicherung hinter finsteren Blicken versteckt zu halten.
Der nächste Morgen war klar, windstill und so kalt, daß die Luft selbst zu gefrieren schien. Sie waren noch nicht lange gegangen, bis sie auf einen anderen, weit schmaleren Pfad abbogen, der direkt nach Norden führte. Er endete schließlich an einem Höhleneingang, der von einem stabilen, hölzernen Tor verschlossen wurde. Erynn schauderte plötzlich. Die Höhle war mit Sicherheit bewohnt, aber nichts hier wirkte so, wie sie es von der Behausung eines Druiden erwarten würde. Einige der niedrigen Pflanzen in der Umgebung waren plattgetreten, links neben dem Eingang lag ein kleiner Berg aus Müll, den jemand nachlässig angezündet hatte und der infolgedessen nur halb verkokelt war. Hinzu kam ein schlecht hinter einem Stein versteckter, sauber aufgeschichteter Haufen aus geborstenen Knochen, die nicht alle aussahen, als würden sie von Tieren stammen. „Fragend schaute die Dunmer den Beschwörer an. „Bist du sicher, daß wir den Druiden hier finden werden?“
Arranges sah die Dunmer an. 'Ich muss zugeben, dass ich mich auch ein wenig wundere, warum der alte Harchaxas sich hier herumtreiben soll...' Vielsagend blickte sich der Kaiserliche um. Hier wuchs kaum etwas. Nein, das war nicht die Welt des Argoniers, er hielt sich seit... ja seit wie vielen Jahren eigentlich? Es mussten unzählbar viele sein, die er schon im Großen Forst lebte... Fast ein wenig niedergeschlagen ließ der Nekromant die Schultern hängen. 'Es war wohl eine dämliche Idee, der Weisung der Wirtin zu folgen... los, gehen wir, bevor der Bewohner der Stollen noch auf die Idee kommt, im falschen Moment ein wenig frische Luft zu schnappen...' Die Enttäuschung war deutlich in seiner Stimme zu hören, aber statt auf eine Antwort zu warten, trottete Arranges einfach los, den Weg wieder zurück, den sie gekommen waren...
Nach einer Weile hatten sie die Kreuzung, von der aus ein Pfad zurück nach Bruma führte, wieder erreicht. Ein lauter Schrei, hoch über ihnen, weckte die Aufmerksamkeit der beiden Wanderer, aber nur für einen Moment, nachdem sie aufgeblickt hatten und feststellten, dass es nur ein Falke war, der weit oben seine Kreise zog und immer wieder einen langen Ruf ausstieß, der so unverkennbar für diese Vögel war.
Es wurde Nachmittag, sie waren immernoch auf dem steinigen Pfad unterwegs. Arranges, der normalerweise jedem noch so geringen Gewächs und jeder noch so lebensfeindlichen und abweisenden Landschaft irgendeine Faszination abringen konnte, hatte kein Auge mehr für seine Umgebung. In ihm brodelte Wut und Niedergeschlagenheit gleichermaßen. Der Druide und Bruder Marbell waren jetzt noch die einzigen bei denen er sich ganz sicher sein konnte, dass sie nicht unter dem verderbenden Einfluss der Abtrünnigen standen und keinen davon konnte er gerade wirklich schnell erreichen. Bruder Marbell, weil keiner außer mir weiss, wo er zu finden ist, aber selbst ich muss eher noch einen Tag Suche einplanen... Und der Druide, weil er schlicht ständig unterwegs ist... Der Magier hing weiterhin seinen Gedanken nach, während er durch das für ihn nur noch monotone Grau stapfte und sich nicht wirklich um Erynn kümmerte. Plötzlich jedoch durchbrach ein leises, aber eindringliches Piepsen die Stille. Ein Geräusch, das an abgehacktes Vogelgezwitscher erinnerte. Ein Rauschen, schnelles, quirliges Flügelschlagen. Ein graugelbes Etwas schoss zwischen den beiden hindurch und kam heftig und schnell mit den beiden kleinen Flügelchen wedelnd und schlagend, zum Stehen, ließ sich auf den Boden zu ihren Füßen gleiten und schaute zu Erynn und Arranges auf.
Die nachtschwarzen, kleinen Augen des Zaunkönigs wirkten seltsam intelligent. Nur einen Moment später, nachdem sich weder Arranges, noch Erynn vor Verblüffung nicht wirklich rühren konnten, begann das kleine Tierchen aufgeregt hin und her zu hüpfen und quengelnd zu piepsen und zu zwitschern. Was zum Teufel... Arranges sah sich einen Moment suchend um, schüttelte dann aber den Kopf und trat über das Vögelchen hinweg und machte sich daran, ihren Weg fortzusetzen. Der Zaunkönig verstummte, drehte ruckartig den Kopf und blickte Arranges hinterher. Dann schaute er wieder zu Erynn auf. Ein weiteres, kurzes Gezwitscher folgte, dann hüpfte das Tierchen an ihr vorbei, so dass sie sich unweigerlich umdrehen musste um ihn weiterhin sehen zu können. Der Vogel drehte den Kopf zu ihr herum. Ein kurzes Fiepen, dann flog er davon, zog eine weite Schleife nach Süden und kam wieder zurück zu der Elfe. Wie selbstverständlich landete der Vogel auf ihrer Schulter, drehte aber den Kopf und blicke in die andere Richtung, nach Nordosten, zu Arranges. Dieser hatte sich mittlerweile umgedreht und rief Erynn entgegen: 'Schön, du hast einen neuen Freund gefunden... bist du festgefroren oder willst du die schöne Aussicht genießen?'
Ein kurzes, leises Piepen erklang an ihrem Ohr von dem Vogel, der sie jetzt, da sie den Kopf drehte, mit den kleinen Augen anschaute, als wolle er ihr irgendetwas sagen...
Glannaragh
07.04.2011, 18:36
Erynn ignorierte das Gemaule ihres Begleiters. Das Vögelchen zirpte ihr mittlerweile mit beeindruckender Lautstärke ins Ohr und pickte nach einer weißen Haarsträhne. Sie hob die Hand und ließ das kleine Wesen daraufhüpfen. Es schüttelte sein Gefieder, als wäre es empört über die Untätigkeit der beiden Reisenden, flog eine weitere Schleife und kehrte dann zurück. „Arranges, so benimmt sich doch kein Vogel...?“ Sie betrachtete das Tier genauer. „Du bist doch nicht irgendwo gegengeflogen, daß du so seltsame Sachen machst?“ murmelte sie ihm zu. Schließlich zuckte die Elfin die Achseln. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß der Vogel ihr irgendetwas mitteilen wollte, aber so wie es aussah, hatten sie gerade ohnehin jede Menge Zeit und sie war neugierig, warum er sich wohl so völlig umgekehrt zu jedem natürlichen Instinkt verhielt. Außerdem war er gerade die eindeutig angenehmere Gesellschaft.
Vorsichtig folgte sie ihm in südliche Richtung, als er eine weitere Runde drehte. Ihre behutsamen Bewegungen waren gar nicht nötig, stellte sie fest. Das Vögelchen schien entschlossen, sich nicht beirren zu lassen. Sie war so fasziniert, daß sie Zeit und Umgebung völlig vergaß, während es von Ast zu Ast flatterte und zwischendurch immer wieder zu ihr zurückkehrte. Irgendwann blieb es in einem niedrigen Busch sitzen und stimmte ein länger andauerndes Gezwitscher an. Erynn hätte schwören können, daß es begeistert klang...
Arranges fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Nach einigen Augenblicken, in denen er hasserfüllt auf Erynns Rücken schaute, gab er nach. Er war an einem Tiefpunkt seiner Laune angekommen und alles, was dort zu finden war, war Resignation, er hatte noch zwei, genau zwei Personen, denen er vertrauen konnte und egal, was er tun würde, es würde in jedem Fall inakzeptabel viel Zeit verschlingen, eine von beiden aufzusuchen...
Als er bei Erynn angekommen war, verstummte der Vogel, sah den Kaiserlichen einen Moment lang verstört an und flüchtete sich dann zu Erynn, die ganz automatisch eine Hand ausstreckte und dem Tierchen einen sicheren Landeplatz bot. Stumm aber deutlich genervt verdrehte Arranges die Augen. 'Was hast du jetzt vor? ... Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, dir die Hand weiß sprenkeln zu lassen, wenn der Pipmatz mal vergisst unterwegs fallen zu lassen? ... Naja, würde jedenfalls zu deinen Haaren passen...' Arranges verzog keine Miene, als er sprach.
Der Zaunkönig schenkte dem Magier keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Er schaute wieder Erynn in die Augen, zwitscherte kurz und flog dann weiter in südlicher Richtung davon. Auch Erynn beachtete den Nekromanten nicht weiter und folgte dem gelbbraunen, flatternden Punkt vor dem bewölkten Himmel. Der Beschwörer musste ihnen folgen, er konnte Erynn hier unmöglich allein durch die Gegend laufen lassen. Der Abend brach herein, weit unter sich konnten sie bereits wieder die Ausläufer des Großen Forstes erkennen. Der kleine Vogel flog nochmal ein Stück voraus und blieb dann bei einer knorrigen, aber dichten Gruppe brusthoher Büsche auf einem vrospringenden Ästchen sitzen. Nachdem Erynn angekommen war, stimmte der Vogel wieder ein leises Gezwitscher an. Ein friedlicher, angenehmer Vogelgesang... bis Arranges sie ebenfalls eingeholt hatte. Der Kaiserliche trat neben Erynn und der Zaunkönig änderte seinen Gesang: Die zuvor noch zierlichen, geschmeidigen und entspannten Laute wandelten sich schlagartig in dunkle und beeindruckend tiefe, abgehackte und beinahe bedrohliche Töne, die nichts mehr mit der flüssigen Melodie von vor einer Minute gemeinsam hatten... Der Vogel beendete seinen Gesang augenblickglich, nachdem die Augen des Kaiserlichen aufloderten. das Vögelchen duckte sich kurz unter dem Blick des Magiers und flatterte dann hektisch zu Erynn, setzte sich wieder auf ihre Schulter und schmiegte sich an ihren Hals.
'Dann... werden wir hier wohl unser Lager aufschlagen...' Knurrte Arranges.
Glannaragh
07.04.2011, 21:47
„Ja, mach das“, meinte Erynn zerstreut und streichelte vorsichtig die Flügeldecke des Zaunkönigs. Sie hörte dem Nekromanten nur halb zu und es ärgerte sie, wie er den kleinen Vogel ansah. Mittlerweile war sie sich sicher, daß mit dem Tier etwas nicht stimmte. Er hatte sie praktisch bis hierher geführt, über viele Meilen. „Bist du aus irgendeinem Käfig abgehauen?“ fragte sie. „Warum sonst wärst du so zutraulich?“ Andererseits... wäre er dann wirklich so weit geflogen, bis mitten ins Nirgendwo der Jerallberge?
Das Vögelchen flog ein Stück tiefer in das Gewirr aus Büschen herein und tschilpte auffordernd. Zumindest glaubte die Elfin, das es eine Aufforderung war. „Da rein? Dir ist schon klar, daß ich nicht von Zweig zu Zweig hüpfen kann, so wie du?“ Sie seufzte, warf einen Blick auf das schwindende Tageslicht und entschied dann, daß es völlig egal war, wo sie sich letztendlich zum Schlafen zusammenrollte. In dem dichten Gestrüpp war wenigstens die Möglichkeit geringer, daß irgendwelche seltsamen Leute sie finden würden. Daraufhin schob sie die Zweige auseinander und schob sich durch die entstandene Lücke. Es war mühsam, und sie kam nur langsam voran. Das Unterholz wurde zunehmend dichter, und sie blieb mehrmals hängen oder stolperte über halb verborgene, gewundene Wurzeln. Bald schon steckten Unmengen an kleinen Stöckchen und Blättern in ihrem Haar. Erynn kämpfte sich weiter, mit einem Auge immer den kleinen Vogel im Blick. In diesen Teil des Waldes war sie noch nie vorgedrungen. Es gab keinen Pfad, keine Lücke im Bewuchs, nur verflochtenes, ungezähmtes Geäst zwischen uralten, mächtigen Bäumen. Das Blätterdach wurde so dicht, daß es die letzten Strahlen der Abendsonne aussperrte.
Der Dunmer kamen langsam aber sicher ernste Zweifel. Wohin führst du mich? Hier gibt es nichts, gar nichts... oder hast du hier ein Nest? Nein, unmöglich. Dann wäre das Tier auf keinen Fall so weit nach Norden geflogen, darüber hinaus gab es keinen einzigen vorstellbaren Grund, warum es sie zu seinem Brutplatz führen sollte. Oder bin ich nur im wirren Kopf meilenweit hinter irgendeinem Vogel hergerannt, der einfach einen Dachschaden hat? Sie blieb stehen, hörte wie Arranges hinter ihr fluchend durch die Büsche brach und schüttelte den Kopf. Nene. Die Genugtuung gebe ich dir nicht! Sie ließ ihren Blick wieder zu dem Zaunkönig schweifen. Er saß auf den obersten Zweigen eines Dornenbusches, blickte ihr gerade in die Augen, plusterte sich auf und schüttelte das Gefieder. Dann kam er zu ihr zurück und nahm wieder auf ihrer Hand Platz. Warum bist du so hartnäckig, du kleines Wesen? Du führst dich mehr auf wie ein Hütehund denn wie ein wildes Tier. Warum...? Die Dunmer hielt inne. Wer würde sich die Mühe machen, einen so winzigen Wildvogel abzurichten? Ein bestimmter Verdacht beschlich sie.
„Weiter“, sagte sie leise zu dem Vögelchen, und es flatterte wieder davon, während es fröhlich zirpte. Es war dunkel hier, so unglaublich, tintig dunkel und Gestrüpp und Bäume wirkten fast wie verzerrte, knorrige Gestalten, die mit deformierten Klauen nach ihr zu greifen schienen. Sie schüttelte den Eindruck ab. Ich bin seit frühester Kindheit durch Wälder geturnt... wäre ja noch schöner, wenn ich mich jetzt verrückt machen ließe!
Nach vielleicht zwei weiteren Meilen, es könnte auch nur eine gewesen sein, reichte das wirre Unterholz ihr bis fast ans Kinn und die Bäume standen so dicht, daß kein Vorankommen mehr möglich war. Der Zaunkönig setzte sich wieder auf ihre Schulter und begann, sich ausgiebig die Schwanzfedern zu putzen. Erynn sah sich etwas hilflos um. Und jetzt? Sie spürte den Blick des Beschwörers in ihrem Nacken und mußte nicht hinsehen um zu wissen, daß dieser vernichtend war. „Ich denke“, sagte sie lakonisch und ohne sich umzudrehen, „das hier ist ein ausgezeichneter Platz für ein Lager.“
Arranges brach sich seinen Weg regelrecht durch das Unterholz, er gab sich nicht die geringste Mühe, irgendwie leise oder vorsichtig zu sein. Ärger brodelte in ihm, aber noch gelang es dem Magier, diesen im Zaum zu halten. Als das filzige Buschgewirr immer dichter und höher wurde, konnte Erynn nicht mehr weiter und blieb stehen. Arranges wollte gerade erleichtert aufatmen, als der Zaunkönig bei ihren Worten wieder aufgeregt zu Piepsen und zu zwitschern begann... Er flog nochmal einige Meter voraus und verschwand zwischen den Bäumen. Auf der Stirn des Beschwörers, der hinter ihr stand, bildete sich langsam aber sicher eine tiefe Falte der Wut. Ich dreh dir den Hals um, wenn du jetzt weiterläufst... Aber genau das tat Erynn...
Es dauerte keine halbe Stunde, bis sie feststellten, dass das dichte Unterholz schnell abnahm... Sie schienen sich jetzt in einer vollkommen anderen Welt zu bewegen. Bis auf Gestrüpp dicht am Boden, war der Raum zwischen Grund und Blätterdach völlig leer. Ein tiefgrünes, Licht flutete von oben durch die Blätter und tränkte den Wald, in dem sich kein Lüftchen regte, die Zeit schien hier seit mehreren Jahrtausenden still zu stehen. Kein Tierlaut, kein Rauschen oder Rascheln war zu hören. Die Luft war dick, es roch irgendwie, fast schon angenehm, nicht penetrant nach Moder. Mächtige, von dunkelgrünen Flechten überwachsene Stämme standen breit gefächert auf dem moosigen Grund und hielten wie die Säulen in einer großen Halle das Dach des Waldes, von dem vereinzelt breite, dunkelgrüne, bis schwarze Filzteppiche herunterhingen. Einzig das Flattern des Vögelchens war zu hören und es klang beinahe störend, unangenehm laut, in dieser überwältigenden Ruhe...
Der Zaunkönig flog noch ein Stück voraus, bis er bei einem weiteren, sehr breiten Filzteppich kreiste und wartete, bis sie nachgekommen waren. Das Licht war zwar mittlerweile nur noch spärlich vorhanden, aber sofort fiel dem Nekromanten etwas Vertrautes an dem Filzteppich auf. Nein... und mir ist es die ganze Zeit nicht in den Sinn gekommen... Der Vogel flog um den jetzt gar nicht mehr so schlaff von oben herabhängend wirkenden, sehr breiten Moosteppich herum. Arranges hielt Erynn grob zurück, als sie versuchte dem Vogel zu folgen. 'Halt den Rand und beuge dein Haupt, wenn ich es tue... und mach keine Faxen!' Zischte der Kaiserliche eindringlich, dann ließ er sie los. Auf der anderen Seite war ein leises Zwitschern zu hören, dann eine lange Pause. 'Ahh... er hat also doch noch hergefunden... und seit er das letzte Mal hier war, vieles vergessen, was ich ihm erzählte...' Die Stimme, die zu hören war, wirkte, als würde die Kehle nur Luft aus den Lungen entweichen lassen, ein tatsächlicher Ton war gar nicht zu hören. Und doch waren die Worte voluminös und deutlich zu verstehen. Ein tiefes, jedoch nicht bedrohliches Grollen schwang in der Stimme mit. Ein Ruck ging durch den natürlichen Vorhang und plötzlich schien sich die ganze Waldkulisse vor ihnen zu bewegen. Auf dem Boden zu ihren Füßen rührte sich jetzt ein oberschenkeldicker, schuppiger Schwanz, den sie zuvor schlicht nicht gesehen hatten. Bewegung kam in die ganze Gestalt, bis sie sich einem gewaltigen Umriss, der sich absolut schwarz vor dem restlichen Forst abhob, gegenübersahen... Ein warmes, angenehmes Licht schien plötzlich von überall herzukommen und eine Lichtinsel inmitten der Dunkelheit des Waldes zu bilden. Die Gestalt des Argoniers war mächtig und hatte mit der Erscheinung jener Argoniere, die man sonst auf Tamriel antraf, nur mehr wenig gemein. Die Beine der Echse waren ihrer natürlichen Form Willen, im Sprunggelenk und Knie leicht angewinkelt, es sah ein wenig so aus, als würde er immer halb hocken, statt mit ganz ausgestreckten Gliedmaßen stehen. Was seine Größe jedoch nicht minderte. Arranges reichte dem Druiden gerade bis zum Brustbein. Aber die Gestalt war nicht nur groß, sondern wirkte aufgrund der Körperhaltung auch recht breit, vor allem die gewinkelten Knie, welche leicht zur Seite gespreizt waren, verstärkten diesen Eindruck. Auf dem kurzen Hals saß ein massiger Schädel. Eine makellos gleichmäßige Form ließ den leicht geneigten Kopf erhaben und unendlich wirken. Die leicht gebogene Linie des langen Nasenbeins beibehaltend, saßen leicht versetzt über den Augen auf beiden Seiten des Kopfes jeweils ein gewaltiges, makellos ebenes Horn, welches geradewegs nach hinten seitlich aus dem Schädel trat. Die großen, nackten Füße und die relativ großen Hände waren mit leicht gebogenen, jedoch nicht sehr langen Klauen bewehrt. Die einzigen beiden Kleidungsstücke, die der Druide am Leib trug, waren der Filzteppich, der als Umhang diente und ein breiter, vom Wetter gezeichneter Lendenschurz. Der Rest des Körpers wurde von feinen Schuppen bedeckt, deren Farbe je nach Körperteil wechselte. Der Bauch war hellgrün, während einzelne Schuppen am Kopf und auf den Armen dunkelblau waren und seltsame Muster bildeten, der Rest wechselte zwischen dunklem Braun und grün... Die Augen waren trüb und in die Höhlen eingesunken. Aber trotz dessen, dass Harchaxas uralt wirkte, fast blind zu sein schien, leuchteten im Zentrum der milchig getrübten Augen jeweils ein kaum wahrzunehmender, rotgelber, kleiner Punkt. Typische Dinge, die man bei einem Druiden vielleicht erwartete hätte, fehlten. Schmuck besaß und brauchte er nicht, genau wie vieles andere nicht. Lediglich ein kleiner Beutel hing an dem Band, das seinen Schurz um die Hüften hielt und ein eng geschnürtes, kleines Felltotem an einem Handgelenk.
Die Szene, wie der Argonier sie nur für einige Sekunden musterte, wurde lediglich von dem leisen Gezwitscher des Zaunkönigs wieder wachgerüttelt, der sich jetzt auf ein Horn des Druiden setzte und fröhlich und unbeirrt weiterzwitscherte. 'Arranges.' War wieder die langatmige, aber doch irgendwie warme Stimme zu hören, die wie ein surreal sanftes, weiches Donnergrollen über den Kaiserlichen und Erynn hinwegrollte, zu hören. 'Es ist eine Freude, dich wiedereinmal bei mir begrüßen zu dürfen...' Die Worte wirkten unglaublich zäh, obwohl der Druide mit ganz normaler Geschwindigkeit sprach. 'Es ist mir eine Ehre, euch besuchen zu dürfen Harchaxas...' Gab Arranges ehrfürchtig zurück und beugte sein Haupt. Erynn tat es ihm nach einer Sekunde des Zögerns gleich. 'Ihr... seid nicht allein gekommen... darf ich wissen welches Kind aus dem Schoße des Roten Berges ich ebenfalls in meiner Gesellschaft willkommen heißen darf?'
'Das ist Lady Erynn Releth... seit einiger Zeit meine Begleitung...'
'Ahhh... Erynnnnnnn... was für ein herrlicher Klang... kommt ein wenig näher Erynn...' Zögernd trat die Dunmer auf den Druiden zu. Wirkte Arranges schon recht klein vor dem massigen Körper, so ging die Elfe mit ihrer zierlich drahtigen Statur beinahe unter vor dem Leib des Argoniers. 'Ihr... habt ein schönes Gesicht Erynn und wunderbar reine Augen...' Wie zur Bestätigung stieß der Zaunkönig zwei hohe Töne aus und hüpfte einmal aufgeregt auf dem Horn auf und ab. '... er sagt, ihr habt ein gutes Herz... und was er sagt glaube ich... er ist viel zu klein um über etwas wie Lügen nachdenken zu können... es wundert mich fast ein wenig, da ihr mit jemandem wie Arranges unterwegs seid...' Erynn bekam nicht mehr als ein zögerndes Nicken zu Stande. 'Ahhhjaaa... ihr habt wie ich vor langer Zeit ebenfalls erkannt... dass sich hinter dem Nekromanten, den auch ich so nicht gutheiße, ein guter Mensch verbirgt... Arranges?'
'Ja Harchaxas?'
'Es gibt einen bestimmten Grund dafür, dass ihr vor einigen Tagen in meinen Wald eingedrungen seid und in der Siedlung Bleichersweg nach mir fragtet...'
'Nun ja, den gibt es... genau genommen gibt es zwei...'
'Nun mal langsam Arranges... habt ihr denn wirklich alles... vergessen, was ich euch beigebracht hatte?'
'Nein...'
'Gut, dann lasst die hektische, schmutzige Welt draussen vor sich hinrotten und denkt nach, bevor ihr mich um etwas bittet und denkt nochmals nach, bevor ihr mich um das Zweite bittet...'
'Ich brauche eine Auskunft von dir Harchaxas...'
'Eine Auskunft ist viieeel wert Arranges... sie kann sowohl Leid, als auch Freud bedeuten, habt ihr das reichlich überlegt?'
'Ja...'
'Dann will ich versuchen, euch Auskunft zu gebe, Arranges...'
'Ich brauche Auskunft über den Standort eines Oblivionstors... nur den Ort wo es steht, weiter...'
'Genug! ... Stellt nicht zwei Fragen auf einmal oder noch schlimmer, ihr stellt eine Frage und denkt dann, ihr müsst sie noch erklären, ich bin alt aber nicht dumm! ... Hmmmm... ich weiss zwar nicht, was ihr bei einem Obliviontor wollt, aber das ist mir im Grunde gleich, es war nicht Gegenstand unseres Gesprächs... ich komme gerade aus dem Süden... am äußersten Rand meines Waldes in der Nibeney habe ich die Kunde erhalten, dass sich wohl irgendwo eines im Dunkelwald aufgetan haben muss... ich bin mir selbst nicht sicher, aber das kann ich ändern, die Information scheint euch zu wichtig zu sein, als dass ich mich damit zufrieden geben könnte, euch nur eine halbe Antwort zu geben... Ich will euch die genaue Position sagen... sobald ich sie selbst weiss...' Einen Augenblick später segelte der Zaunkönig zwitschernd davon und verschwand im Wald zwischen den Stämmen. 'Aber bis es so weit ist, will ich euch und Lady Erynn einladen, meine Gäste zu sein...' Beide nickten sie. 'Gut... dann soll uns Speis, Trank und das Erzählen die Zeit verkürzen...' Ohne irgendeine Regung, ohne, dass der Argonier den Blick von den beiden nahm und ohne, dass sich sonst großartig etwas regte, bemerkte sowohl Arranges, als auch Erynn, dass sie nicht mehr allein waren. 5 Zweiglinge traten aus dem Schatten des Waldes hervor. Nur wenige Minuten später, saßen alle drei an einem Tuch, gewoben aus Gras, aber so fein wie ein Wolltuch - Erynn und Arranges nebeneinander, dem Argonier gegenüber - auf welchem sich zahlreiche exotisch wirkende Dinge befanden. Wildes Gemüse und Beeren in Hülle und Fülle...
'Nun, fehlt noch das Erzählen... Erynn, lasst mich ein wenig von euch wissen, bitte...' Erynn erzählte also von sich. Aufmerksam hörte der Argonier zu und stellte hin und wieder Fragen, bis sie allmählich zum Ende der groben Erzählung über ihr Leben und sich kam. 'Das soll genug für heute sein... Arranges, ihr hattet doch noch eine zweite Bitte... ich glaube, dass ihr reichlich darüber nachgedacht habt, also, stellt eure Frage...' Aber statt eines Wortes seitens des Kaiserlichen, sah der dem Druiden nur in die Augen. 'Hmm... es ist eine Schande, wie ihr zu manchen eurer Begleiter steht Arranges, aber auch das geht mich im Grunde nichts an...' Von hinten trat lautlos eine der Zweiglinge an Erynn heran, legte sanft ihre Hände auf die Schultern der Dunmer und strich dann mit einer zärtlichen und fast ein wenig verheißungsvoll und verführerischen Bewegung über ihre rechte Wange. In tiefen Schlaf gesunken, kippte Erynn nach hinten, wo sie von dem Zweigling aufgefangen und vorsichtig auf dem Boden abgelegt wurde.
Arranges indessen handelte mit dem Druiden aus, dass er auf Erynn aufpassen solle. Während sie das Für und Wieder diskutieren, kam der Zaunkönig wieder zurück und piepste aufgeregt. Der Kaiserliche erfuhr, wo sich das Tor genau befand. 'Aber seid auf der Hut Arranges, ich weiss nicht, was dort draussen wieder los ist, aber seit ihr bei Bleichersweg in meinen Wald eingedrungen seid, hat zweimal etwas abgrundtief Böses versucht hier ebenfalls hereinzukommen... irgendetwas hat eure Fährte aufgenommen... das ist im Übrigen auch der Grund, warum ich Erynn für euch in meinen Schutz nehmen werde...' Arranges bedankte sich ausgiebig und ließ sich dann von dem Vögelchen noch in der selben Nacht aus dem Wald auf die orangene Straße führen...
Glannaragh
08.04.2011, 17:35
Erynn beendete ihre Erzählung. Dieses abgeschiedene, wie aus der Zeit genommene Fleckchen Wald vermittelte einen Frieden, wie sie ihn bisher noch nicht gekannt hatte. Wie einfach wäre es, wenn wir schlicht hierbleiben und die Welt ihre eigenen Kämpfe ausfechten lassen könnten... Sie horchte auf, als Harchaxas wieder sprach. Was soll das heißen, wie er zu seinen Begleitern steht... Ist das eine Falle? Sie wollte aufspringen, als sie eine Berührung wahrnahm, so leicht und sanft wie von einem Blatt, das ihre Wange streichelte. Arranges, du verdammter...
Das erste, was sie wieder mitbekam, war der Geruch. Schwere, fruchtbare Erde und einen Hauch von Lebendigkeit und Blütenduft. Für eine Weile weigerte sie sich einfach, die Augen zu öffnen und den Moment zu stören. Die Elfin hatte keine Ahnung wo sie sich befand – es war ihr auch egal. Sie konnte hier liegenbleiben und sich völlig sicher sein, daß kein Abtrünniger sie hier erreichen würde. Abtrünnige...? Erynn riß die Augen auf und sah sich wild um. Zunächst glaubte sie, völlig allein zu sein, bis ihr eine Bewegung auffiel. Die dryadengleichen, so seltsam anmutigen Zweiglinge standen verteilt zwischen den hohen Bäumen und wiegten sich leicht im Wind. Die Elfin glaubte, ein helles, plätscherndes Lachen von ihnen zu hören, aber es konnte sich genauso gut um eine Sinnestäuschung handeln. Sonst war niemand zu sehen. Es gab keine Hinweise darauf, daß außer ihr und den magischen Kreaturen überhaupt jemals jemand hier gewesen war.
Arranges und dieser Druide also... verdammt, was fällt dir ein, mich einfach so zurückzulassen? Alleine überlebst du in so einem Tor keine hundert Herzschläge lang! Wie kann man nur so dermaßen blöd, unvernünftig und sturköpfig sein? Sie begann am Rande des hohen Gestrüpps herumzutigern, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ihr half zu verstehen, was eigentlich vor sich ging...
Arranges hechtete dem Vogel hinterher. Der kleine Flattermann war plötzlich erstaunlich schnell unterwegs und der Kaiserliche hatte Mühe ihm zu folgen. Die Macht des Druiden wurde jetzt aber, da es eilte und Arranges mit dem Zuspruch Harchaxas den Wald durchquerte, deutlich spürbar. Der Nekromant hatte das Gefühl, als gingen ihm die Bäume plötzlich aus dem Weg, das Gestrüpp wurde hart und unnachgibig, bildete einen sicheren Grund unter dem Sprinter. Was Arranges nicht wusste, jedoch ahnte, war, dass ihn der Zaunkönig aus dem Wald heraus in südöstlicher Richtung auf die Ringstraße führen würde. Im Morgengrauen legte der Magier eine kurze Rast ein um verschnaufen zu können. Einmal mehr in seinem Leben dankte er seiner ihm von den Göttern gegebenen Ausdauer. Er hatte zwar nicht Arme und Beine eines Kriegers, aber seine Kondition war ausgezeichnet. So ging das die darauffolgende Nacht, bis hin zum nächsten Morgen weiter... bis Arranges endlich völlig erschöpft aus dem Wald hervorbrach und auf eine Heide stolperte. Einige Meter weiter unten an dem sanft ansteigenden Hang, erblickte er vor sich die Ringstraße. Etwas weiter östlich konnte er hinter einer niedrigen Kuppel im Hang die Dächer von Bockbierquell sehen. Vor sich, im Süden erstreckte sich der Rumaresee, in dessen Mitte die Kaiserstadt thronte.
Erst jetzt gönnte er sich eine richtige Rast. Völlig erschöpft und schwer atmend, ließ er sich einfach ins Gras fallen. Ich will nie Staffelläufer werden... Dachte er zwischen zwei Schnaufer. Der Zaunkönig ließ sich auf die Brustplatte gleiten und sah den Kaiserlichen an. Arranges hob den Kopf und blickte den kleinen Vogel an. 'Überbringe Harchaxas meinen Dank und sag ihm, dass ich ihm vertraue, was Erynn angeht...' Der kleine Vogel piepste ein paarmal und flatterte dann davon, wieder zurück in den Wald. Nach einer Weile setzte sich Arranges auf. Langsam drehte er sich um in Richtung Waldrand. Einige Minuten blickte er auf die grünschwarze Wand... Wäre auch zu schön gewesen... Dachte er und spürte plötzlich einen hässlichen Stich in der Brust. Nein Arranges, lass dich jetzt nicht auf eine Diskussion mit deinen Gefühlen ein...! Er beschloss, sein Unterbewusstsein einfach auszuschalten. Mit etwas unsicherem Schritt ging er auf die Straße zu und versuchte, wieder einen normalen Puls zu bekommen, regulierte seine Atmung und nach einigen Metern konnte er fast wieder normal laufen. Was man ihm jedoch nicht ansah, seine Beine waren schwer wie Blei und er war im Begriff, im Laufen einzuschlafen. Nur noch bis zur Taverne, dann kann ich endlich schlafen... Er würde den restlichen Weg zum Tor zu Fuß bestreiten. Spätestens bei Cropsford ging es wieder in den Dunkelwald und dort konnte man nicht reiten...
Am nächsten Tag verließ Arranges Bockbierquell und folgte weiter der Ringstraße. Er kam gut voran, das Wetter war einigermaßen gut und er war ordentlich erholt, trotz grausigem Bett. Aber irgendetwas störte ihn. Während der nächsten beiden Tagen hing er seinen eigenen Gedanken nach. Er hatte mittlerweile den Bogen, den die Straße nach Süden beschrieb, erreicht. Die Dämmerung brach herein und er schlug am Straßenrand sein Lager auf. Am Feuer sitzend, kam ihm wieder in den Sinn, dass etwas fehlte und zwar sehr. Mit ein und dem selben Gedanken schlug er sich nun schon seit den letzten drei Abenden herum. Er wusste nicht was fehlte, aber es fehlte etwas. Irgendetwas hatte er vergessen... oder wurde er langsam aber sicher wirklich schon verrückt... der Druck, der auf ihm seit dem Verrat der Meister ruhte, lastete schwer auf seinen Schultern, es war also kein zu absurder Gedanke, dass er mehr und mehr am Rad drehte. Sobald das hier vorbei ist, werde ich mich für eine ganze Weile bei Bruder Marbell einquartieren und ENDLICH das Buch studieren...
Glannaragh
10.04.2011, 16:48
Je länger die Elfin am Rand des undurchdringlichen Unterholzes entlanglief, umso mehr fühlte sie sich wie ein gefangenes Tier. Es bestand längst kein Zweifel mehr, dem Kaiserlichen war es gelungen, sie loszuwerden. Ich weiß deine Sorge ja zu schätzen, Beschwörer, aber das ist langsam mehr als albern. Ich bin doch kein kleines Kind, das du aus allem raushalten und beschützen müßtest... Und was zum Donner gibt dir eigentlich das Recht dazu, mich hier einfach kaltzustellen? Noch einmal blickte sie sich suchend um, aber noch immer war außer den Zweiglingen, die sie wachsam beobachteten, keine Seele zu sehen. „Harchaxas? Was soll dieses Spielchen? Zeigt Euch, verdammt noch mal!“
Einen Augenblick, nachdem ihr Ruf verklungen war, raschelte es im Blätterdach hoch über ihr. Ein einzelnes, grünes Blatt, gefolgt von zwei bereits vergilbten, abgestorbenen, selgelten hinter ihr zu Boden. Ein weiteres Rascheln von oben und plötzlich kam etwas Riesiges aus den Kronen heruntergeflogen. Ein dumpfer Aufprall, der den Boden kurz erzittern ließ... 'Ihr hättet natürlich auch warten können, bis ich euer Erwachen mit Worten meinerseits versehen hätte um euch einen möglichst schönen Morgen gewünscht zu haben...' Nachdenklich blickte Harchaxas zu Boden und hob das grüne Blatt auf. 'Hmm... ganz nebenbei, was fällt euch ein, Lady Erynn, mich in die Hektik der Welt draussen hinein zu ziehen?! Wagt es nicht noch einmal, mich herbeizurufen, wie einen Hund!'
Erynn legte den Kopf in den Nacken, um dem Argonier in die Augen sehen zu können. Der Druide war einschüchternd, ohne Zweifel, und sie mußte jede Menge Zorn und Mut zusammenkratzen, um dennoch mit fester Stimme antworten zu können: "Solange Ihr mich hier eingesperrt haltet wie ein wildes Tier, sehe ich keinen Grund für Geduld. Was habt Ihr und Arranges ausgekungelt? Warum glaubt ihr beide, ihr könntet mich einfach hier festhalten?"
Der Argonier seufzte. 'Ich glaube nicht, euch hier festhalten zu können, ich weiss, dass ich es kann... Arranges hat mich nur gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass euch nichts geschieht... Um so mehr, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass irgendetwas gezielt nach ihm sucht... Ich kann ihn verstehen, wenn er mich bittet, euch zu schützen... Allein die Tatsache, dass er gerade mich dafür aufsucht, zeigt, wie wichtig das für ihn ist und wie sehr ihr ihm am Herzen liegt, auch wenn euch das bis hierhin noch nicht aufgefallen sein dürfte... Und seid unbesorgt, ihr werdet euch nicht länger eingesperrt fühlen müssen, ich werde weiter in Südwestliche Richtung wandern und ihr kommt mit!'
"Von allen sturköpfigen, arroganten... dieser verdammte Idiot!" Erynn schnaubte. "Ich weiß, daß irgendwelche Leute hinter uns her sind! Und sie werden damit nicht einfach durchkommen! Was glaubt Arranges eigentlich, wer er ist? Ich brauche keinen Schutz und ich habe nicht darum gebeten!" Sie atmete tief durch. "Harchaxas, Ihr sagt, Ihr seid ein Freund des Magiers. Wieso laßt Ihr ihn dann allein durch die Gegend rennen, obwohl Ihr genau wißt, daß die Verräter ihm im Nacken sitzen? Ich begreife das einfach nicht... Wißt Ihr wenigstens, wer genau uns verfolgt hat? Wieviele sind es? Wie sind sie ausgerüstet? Davon abgesehen: Ich habe nicht das geringste Bedürfnis mit Euch zu kommen und Ihr werdet mich nicht dazu zwingen!"
'Genug! ... Ich will nicht wissen, warum Arranges verfolgt wird, es ist mir auch ersteinmal egal... warum mich das nun trotzdem etwas angeht beruht darauf, dass sich seit ihr durch Bleichersweg gekommen seid, zweimal irgend eine aggressive Widernatürlichkeit versuchte, sich Zugang in meinen Wald zu verschaffen um euch vor dem Erreichen der orangenen Straße abzufangen... Die Kreatur oder was auch immer das war, schreckte vor nichts zurück, um irgendwie in den Wald vordringen zu können, nur mit Mühe konnte ich mein Reich vor dieser Verschmutzung schützen... wäre ich selbst da gewesen, hätte ich das Ding dorthin zurückgeschickt wo es herkam... Seid Arranges nun den Großen Forst verlassen hat, ist auch sein Verfolger wieder verschwunden... Die Gedanken dieses Menschen gehen mich nichts an und ich frage auch nicht weiter danach...' Harchaxas fixierte Erynn mit seinen Augen. 'Ich zwinge euch nicht mitzukommen, ihr werdet das freiwillig tun...'
Die Dunmer ließ sich auf den Waldboden sinken. Ihr Geschrei würde zu nichts führen; es interessierte den Druiden nicht einmal. "Wie könnte ich mit Euch kommen nach dem, was Ihr mir gerade erzählt habt?" fragte sie hilflos. "Arranges mag mächtig sein, aber er ist auch draufgängerisch und unvorsichtig. Wir haben oft Seite an Seite gekämpft... Meistens endete es damit, daß er es war, der mehr tot als lebendig im Dreck lag, nicht ich. Er macht sich etwas vor wenn er glaubt, mich beschützen zu müssen oder es mit allen Gefahren allein aufnehmen zu können. In dieser Art von Selbstbetrug hat er es übrigens zur Meisterschaft gebracht." Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde mir diesen Irrsinn nicht tatenlos mit ansehen, Harchaxas... selbst wenn es nicht der Beschwörer selbst wäre, um den ich fürchtete, so hängt zu viel von der Suche nach diesen Toren ab, als daß ich noch ohne Ekel in den Spiegel schauen könnte, wenn ich Euch jetzt nachgebe."
'Ihr unterschätzt den Magier... Arranges ist wahrlich nicht oft in Begleitung unterwegs, er agiert auch nur dann unklug, wenn er jemanden um sich hat... das war schon immer so. Ist er allein, bewegt er mit seiner unbändigen Zähigkeit schonmal Berge... für euer seelisches Befinden kann ich leider nichts tun, ich soll eure körperliche Unversehrtheit wahren, mehr nicht...'
Erynn spürte, wie ihre Halsschlagader pochte. Schiere Wut über die Bevormundung verdrängte jede Vorsicht vor dem alten Argonier. "Was fällt euch beiden überhaupt ein?! Was ich will, zählt wohl gar nicht, oder was? Wie könnt ihr es wagen über mich zu entscheiden als sei ich ein Gegenstand ohne freien Willen? Meine 'körperliche Unversehrtheit' interessiert mich gerade nicht besonders... Jene, die uns verfolgen glaubten ebenfalls, über mich verfügen zu können und dafür werde ich sie zur Strecke bringen! Und weder Ihr, noch Arranges, noch dieses elende Dornengestrüpp werden mich davon abhalten! Also: Entweder, Ihr gebt mir den Weg durch das Unterholz frei -ich bin mir sicher, daß Ihr dazu in der Lage seid, Druide- oder ich hacke mir den Weg hindurch!"
Harchaxas zeigte kaum eine Regung. 'Ihr seid recht dumm Erynn, auch wenn es mir widerstrebt, diesen Eindruck von euch zu haben, ihr wisst nichteinmal, in welche Richtung Arranges gegangen ist... Um ehrlich zu sein, kann ich die Sorgen des Magiers langsam ein wenig verstehen... ich werde versuchen, meine Gesellschaft für euch so angenehm wie möglich zu gestalten...' Der Druide schien gar nicht zu verstehen wollen, was Erynn so in Rage versetzte. 'Der Wald, gehorcht nicht mir, er folgt seinem eigenen, unergründbaren Wesen... Mir gehorchen nur die Zweiglinge, die Hüter des Waldes...' Und als ob er diese Aussage beweisen wollte, trat eine der Dryaden von hinten an die Dunmer. 'Wie gesagt, ich werde euch nicht zwingen, bei mir zu bleiben...' Der Zweigling legte sanft eine Hand auf die Schulter der Dunmer, während die andere vom Nacken aus nach vorn am Hals entlangstrich, sich seitlich um das Kinn der Kriegerin legte und sie zwang, zur Seite zu blicken, in die Augen des Zweiglings... Die Zeit schien still zu stehen, während sich ihre Lippen für einen Augenblick, der doch so lang wie die Unendlichkeit wirkte, aufeinanderlegten...
Du willst es einfach nicht begreifen! Laß mich einfach meiner Wege ziehen und wir beide sind glücklich... was zum...? Nicht schon wieder! Harchaxas, pfeif dieses Biest zurü..."
Was dann geschah überrumpelte die Elfin völlig, so daß ihr nicht einmal einfiel, sich wehren zu wollen. Wie paralysiert sackte sie in den Armen der Dryade zusammen und genoß die stille, sanfte Liebkosung, ohne einen Gedanken an die Seltsamkeit der ganzen Szene zu verschwenden, schloß die Lider und ließ den Kuß einfach geschehen. Sie fühlte, wie ein tiefer Frieden sie erfaßte und die Wut, die Sorgen und die Welt außerhalb der Lichtung hinfortspülte wie kühles, kristallklares Wasser. Unwillkürlich strich Erynn mit den Fingerspitzen über die borkige Haut am Arm des Wesens, komplett vereinnahmt von seinem Geruch, seinen Bewegungen und jeder seiner Berührungen. Wie viel Zeit verstrich, während sie so dasaß, fest an den schlanken, fremdartigen Körper der Baumfrau geschmiegt, vermochte sie danach niemals zu sagen. Es schien wie eine Ewigkeit.
Ein leiser, unwilliger Laut entrang sich ihrer Kehle, als der Zweigling sie schließlich vorsichtig auf dem Boden ablegte. Geh nicht weg... noch nicht jetzt... Sie schlug die Augen auf, stemmte sich auf die Ellbogen hoch und schaute reichlich verwirrt direkt in das Gesicht des Druiden. Hinter sich hörte sie ds leise, glockenhelle Kichern der Dryade. "Was... ist passiert?" fragte sie benommen. "Ich wollte irgendwas sagen, aber... es ist mir entfallen, wie es scheint..."
'Nun... wenn ihr nicht mehr wisst, was ihr sagen wolltet, wird es auch nicht weiter wichtig gewesen sein denke ich...' Der Druide machte eine auffordernde Bewegung mit einer der gewaltigen Hände. 'Wenn... ihr euch dann erheben würdet, Lady Erynn? Wir weilen schon zu lange am selben Ort... und...' Ein leises, vertrautes Zwitschern erklang aus dem Dickicht um die Lichtung. Der Zaunkönig kam aus dem Gebüsch geflogen und ließ sich wie auch schon am Abend zuvor, auf eines der Hörner des Druiden gleiten. Für Harchaxas schien das wohl keine weitere Bedeutung zu haben, außer eben jene, dass der Vogel von wo auch immer zurückgekehrt war. Der Argonier winkte Erynn und machte Anstalten, sich zum Gehen zu wenden...
"Ja... ja, so wird es wohl sein. Geschmeidig stand sie auf und folgte Harchaxas, während sie sich über das Bild des kleinen Vogels freute, der sich sich auf dessen horngekröntem Kopf sehr wohl zu fühlen schien. Woran habe ich bloß eben noch gedacht? Nun, vielleicht war es wirklich nichts besonderes... was solls.
Arranges setzte seinen Weg am nächsten Tag fort. Er folgte der Straße weiter nach Süden, bis er an die Kreuzung kam, wo die Straße in östlicher Richtung nach Cheydinhal führte. Er bog auf diese Straße ein und wanderte weiter, bis endlich Nagastani in Sichtweite kam. Arranges beabsichtigte auf Höhe der Ruine die Straße zu verlassen und dann in die nördlichen Ausläufer des Dunkelwaldes zur Nibenay zu gelangen.
Die Sonne war bereits hinter dem Rand der Welt versunken, als er den Waldrand endlich erreicht hatte und ein Feuer aufschichtete. Das Gefühl, das ihn schon seit er den Druiden verlassen hatte, zermürbte, war im Laufe der Tage immer stärker geworden. Er konnte es auch nicht mehr ausblenden. Als er am Feuer saß und den Proviant wieder einpackte, nachdem er festgestellt hatte, dass er gar keinen Hunger verspürte, beschloss er doch auf diese grausig ablenkende Wahrnehmung einzugehen... er hatte kaum damit angefangen zu überlegen, schon traf ihn die Erkenntnis hart wie ein Faustschlag ins Gesicht. Erynn...! Verwundert und gleichermaßen erschrocken über sich selbst, konnte er sich weiteren Eindrücken seines Unterbewusstseins nicht mehr erwehren und so haderte er mit sich selbst, bis er Argumente gefunden hatte, mit denen er seine Entscheidung zum Wohle ihres Schutzes, vor sich selbst zu rechtfertigen vermochte...
Während er jedoch stumm mit sich selbst stritt, bemerkte er nicht, wie hinter ihm im Wald ein paar Zweige knackten. Erst, als ein leiser, glucksender Laut gefährlich nahe zu hören war, schrak Arranges auf. Doch es war zu spät. Der Zauber war bereits auf dem Weg und traf Arranges, ehe er ausweichen konnte. Seine Magie entzog sich seinem Zugriff, ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können. Verdammt... Wegelagerer... Der Magier riss sein Schwert aus der Scheide und machte ein paar Schritte rückwärts, weg vom Wald. Zwei Goblins tauchten aus dem Dunkeln auf, mehr oder weniger gut gerüstet, viel gefährlicher war jedoch der Schamane, der wohl auch den Zauber gewirkt hatte und hinter den beiden Kriegern aus dem Dickicht trat... Das... könnte hässlich werden... Sofort waren alle Gedanken an Erynn oder den Druiden verflogen, er konzentrierte sich nur noch auf die beiden heranstürmenden Goblins....
Glannaragh
11.04.2011, 01:32
Erynn ging hinter dem Druiden her durch den Wald. Sie kam nicht umhin, Harchaxas’ Bewegungen zu bewundern. War sie doch recht zufrieden über die Sicherheit, mit der sie selbst sich in schwierigem Gelände bewegen konnte, so mußte sie jetzt feststellen, daß sie im Gegensatz zu dem Argonier bestenfalls ein Amateur war. Trotz seiner massigen Gestalt und der Krallen an seinen Füßen verursachte er beim Laufen kein Geräusch und hinterließ keine sichtbaren Spuren. Es war, als berührte er den Boden gar nicht. Während die Elfin ihm gedankenverloren folgte, fragte sie sich plötzlich, wohin sie eigentlich gingen. Wie kam es, daß sie allein mit diesem Druiden unterwegs war und noch dazu, warum erschien es ihr nicht seltsam? Irgendetwas fehlte. Etwas, das sie vergessen hatte. Ihr Blick blieb an dem Zaunkönig hängen. Sie war diesem Vögelchen gefolgt, bis zu der lichten Stelle mitten im Wald, an der sie auf Harchaxas getroffen war. Nur... warum eigentlich? Sie zermarterte sich das Hirn darüber, warum sie dem Tier hätte hinterherlaufen sollen Zunächst dachte ich, daß vielleicht etwas nicht stimmt mit ihm. Dann habe ich mich darüber geärgert, daß Arranges es wegjagen wollte und... Moment mal. Stück für Stück fiel die Erinnerung wieder an ihren Platz. Von der ersten Begegnung mit dem Argonier über den seltsamen, unnatürlichen Schlaf bis hin zu dem Disput mit dem Druiden und dem Zweigling. Dieses elende Baumweib... Erynn dachte darüber nach und stellte fest, daß die Erinnerung daran keinesfalls unangenehm war. Ganz und gar nicht – wenngleich sie das nicht einmal in volltrunkenem Zustand und zugedröhnt mit Mondzucker zugeben würde.
Also schön, Argonier. Die letzte Runde ging an dich. Dann auf ein Neues... Vier schnelle Sprünge brachten sie neben den Tiermenschen. „Harchaxas? Könnt Ihr mir nicht wenigstens sagen, wo sich dieses Tor befindet? Es ist nur... ich wüßte es einfach gern.“
Harchaxas seufzte. 'Ich wüsste auch vieles einfach gern... frage aber trotzdem nicht ständig danach... was ich erfahren soll, das erfahre ich, was ich nicht erfahren soll, behält die Welt für sich...'
Erynn hob die Hände in flehender Geste zum Himmel. "Oh bitte, hört auf damit! Ihr habt doch bekommen was Ihr wolltet. Ich laufe hinter Euch her, oder nicht? Warum könnt Ihr es mir nicht einfach sagen?" Laß endlich die schlauen Sprüchen und sag mir schlicht, was ich wissen will!
'Wisst ihr Erynn, warum ich erst nach einer kurzen Diskussion mit Arranges zugesagt habe, euch zu schützen? ... Weil es genau das ist, was ihr gerade tut, was ich an euch Fremdlingen in meinem Wald hasse... ihr habt ständig das Bedürfnis, zu plappern, ihr macht schlicht Krach, den ich nicht dulde...' Aus dem Wald vor Erynn tauchte ein Zweigling auf und blieb genau auf der Linie stehen, die Erynn neben dem Argonier herging, sie schien fast auf die Dunmer zu warten.
Sie blieb abrupt stehen, als die Dryade ihr den Weg vertrat. Nicht schon wieder... "Harchaxas, bitte. Euch dieser Zweiglinge zu bedienen, um mir Euren Willen aufzuzwingen, ist keine besonders anständige Haltung, meint Ihr nicht auch? Überhaupt eine sehr kreative Definition von 'freiwillig', die Ihr da habt... Sagt mir nur, wo dieses Tor ist, und Ihr werdet kein weiteres Wort von mir hören."
Der Argonier fuhr zu Erynn herum. 'Ihr müsst sagen, wenn euch die Sache mit den Zweiglingen unangenehm ist... ich dachte nur, das wäre vielleicht die bessere Lösung... aber wenn ihr wollt, kann ich euch gerne fesseln und knebeln, mir über die Schulter werfen und euch mit mir herumtragen wie einen nassen Sack...' Er atmete hörbar aus. 'Was hättet ihr denn davon, wenn ich euch sage, wo das Tor ist?' Langsam glitt der Zweigling auf Erynn zu.
"Ja, ich scheine diese Wirkung auf Leute zu haben...", gab Erynn lakonisch zurück. Leicht geduckt wich sie Schritt um Schritt vor dem Zweigling zurück. Ihre Rechte wanderte automatisch zum Griff ihres Schwertes, doch sie besann sich schnell eines besseren und ließ die Hand wieder sinken. "Was für Geschichten hat Aranges Euch eigentlich über mich erzählt? ...Ach, vergeßt es. Ich will es gar nicht wissen." Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter, um nicht eventuell einer zweiten Dryade direkt in die Arme zu stolpern. "Warum ich diese Information haben will? Um dort irgendwann in Zukunft mal vorbeizuschauen und die verkohlten Reste des Beschwörers zusammenzufegen... bitte, Harchaxas. Es ist mir wirklich wichtig!"
Die Dryade stoppte. 'Wenn es euch so wichtig ist, warum habt ihr ihn dann nicht davon überzeugen können, ihn begleiten zu dürfen?' Die Dryade nickte dem Argonier zu und verschwand wieder im Wald. 'Ich werde es euch sagen, aber nur unter zwei Bedingungen: Ihr werdet nicht versuchen zu flüchen, Arranges konnte sich noch immer auf mich verlassen und ich will, dass das weiterhin so bleibt, zweitens werdet ihr euren Mund halten und nicht mehr ständig den Wald mit eurem Geschnatter stören! ... Ich habe dem Magier gesagt, dass er in der Nibenay südlich von Hame am Fuß der Valusberge nach dem Tor suchen soll...'
Erynn brachte eine knappe Verbeugung zustande und schwieg daraufhin, wie sie versprochen hatte. Sie ließ sich wieder ein paar Schritte zurückfallen und beobachtete nachdenklich den breiten Rücken des Druiden. Hame also... ein ganzes Stück südöstlich von Cheydinhal, jenseits des Corbolo... Erynn wußte nur so ungefähr, wo die Ruine sich befand. Sie war auf einigen Karten eingezeichnet, die den weiteren Umkreis ihrer Heimatstadt zeigten. Dennoch, es war wohl die beste Beschreibung, die sie bekommen würde. Wenn ich dorthin wollte, vom Großen Forst aus... nein, Arranges wird nicht den Weg über Cheydinhal nehmen. Nicht nach dem, was das letzte mal dort geschehen ist. Er wird sich irgendwo von der blauen oder der Ringstraße aus in die Wildnis schlagen... Wie weit er wohl gekommen sein mag? Wie viel Zeit ist eigentlich vergangen, seit wir hier angekommen sind? Sie warf noch einen prüfenden Blick auf den Druiden, dann auf den umgebenden Wald. Die Zweiglinge waren nirgendwo zu sehen, aber die Elfin wußte, daß sie da waren. Sie würde schnell sein müssen. Wie waren die Worte nochmal? Ach ja, richtig... Noch ein paar Schritte ging sie ruhig weiter, ging ihr Vorhaben im Kopf wieder und wieder durch. Dann zog sie mit einer raschen Bewegung die Windwandlerrolle hervor. „Leid komme über dich“, murmelte sie.
Plötzlich verschob sich ihre Welt, schien träger, langsamer zu werden, während sie sich als einzige noch normal bewegen konnte. Erynn warf sich herum und lief, stellte fest, daß sie mit jedem Schritt unglaublich viel Raum griff. Sie stürmte voran, nahezu unbehindert durch jegliches Hindernis, glitt um Bäume und Felsen herum wie fließendes Wasser, immer weiter nach Osten. Wie lange sie so rannte, wußte sie nicht. Aber die schiere Geschwindigkeit war berauschend.
Irgendwann bemerkte sie, wie die Wirkung des Zaubers nachließ und kam schlitternd zum Halt. Sie befand sich nur vielleicht zehn Schritte von der Blauen Straße entfernt und war kein bißchen erschöpft. Sie nutzte das Adrenalin, das durch ihre Adern peitschte, und verfiel in einen schnellen Lauf, an dem Kleinen See südlich der Straße vorbei und weiter in östlicher Richtung in das Hinterland hinein, dem Waldrand entgegen. Ab hier gab es kaum noch einen anderen Weg, den er gewählt haben könnte. Außer der gelben Straße vielleicht, aber das wäre ein Umweg gewesen... nein, der Beschwörer mußte hier irgendwo sein. Sie hielt inne und sah sich um. Es war längst dunkel geworden, und so sanken ihre Chancen, irgendwelche Spuren zu finden, beträchtlich. Selbst wenn jene, die Arranges für gewöhnlich hinterließ, ungefähr so deutlich waren wie die einer ganzen Herde Minotauren. Was sie gegen den finsteren Waldrand jedoch recht deutlich sehen konnte, war der flackernde Schein eines Feuers in einigen hundert Schritt Entfernung. Geduckt huschte sie darauf zu. Sie wollte sich dem Kaiserlichen nicht sofort zu erkennen geben – wenn er es denn überhaupt war.
Erynn wurde schneller, als sie Kampfeslärm und das charakteristische Schnattern von Goblins vernahm. Einige Augenblicke später sah sie es. Ihr Begleiter befand sich in üblem Gehacke mit zweien von den Biestern. Ein Schockzauber jagte nur knapp über seinen Kopf hinweg. Warum hat er keinen Diener an seine Seite gerufen? fragte sie sich noch, zögerte dann aber nicht länger. Sie nahm den Bogen von der Schulter, legte an und feuerte. Mit einem gurgelnden Schrei stürzte der Schamane. Erynn griff nach einem weitern Pfeil und wartete auf einen günstigen Moment. Sie bekam ihn, als einer der Gobbos sich mit einem flinken Sprung nach hinten aus der Reichweite der Silberklinge brachte. Das letzte der Viecher starb, als Arranges sein Schwert in dessen Brust versenkte.
Die Elfin wartete noch einige Herzschläge ab, bevor sie langsam aus den Schatten in den Lichtkreis des Feuers trat. „Sieh an“, sagte sie ruhig. „ich merke, du brauchst meine Unterstützung wirklich nicht... zu blöd, jetzt habe ich mir vermutlich völlig umsonst den Zorn eines sehr mächtigen Mannes zugezogen. Schon wieder.“
Arranges befand sich binnen weniger Sekunden mitten im Kampf mit den Goblins. Die beiden Krieger waren dabei nicht das Problem, viel übler war der Schamane im Hintergrund, der ihn mit Zaubern eindeckte und gleichzeitig seine Magie gebannt hielt... Und plötzlich sah der Nekromant, während er sich unter einem weiteren Zauber wegduckte, wie der Schamane zu Boden sank, von einem Pfeil getroffen. Ein harter Block, eine weite Drehung mit ausgestrecktem Schwertarm verschaffte ihm ein winziges Zeitfenster. Aber er konnte niemanden sehen... Umso erstaunter war er, als er sah, wie der Goblin, der seinem ausladenden Streich ausgewichen war, ebenfalls zusammensackte. Auch von einem Pfeil getötet. Der Streitkolben des letzten Goblins flog heran, Arranges steuerte sein Schwert dagegen, lenkte den Schlag ab, drehte sich in die direkte Torsofront ein und zwang unter knirschenden Geräuschen das Schwert in den Brustkorb seines Gegners... Er riss die Klinge aus dem toten Leib und fuhr herum, als er eine Stimme hinter sich hörte. Wäre auch zu schon gewesen... Der Tod des Schamanen hatte ihm seine Magie wiedergegeben und er hatte den Zauber schon auf den Lieppen, als er Erynn erkannte. 'Erynn!' Es klang überrascht und deutlich erfreut. Er ließ sein Schwert sinken, während sich seine überraschte Miene verfinsterte. 'Erynn...?!' Wiederholte er jetzt eindeutig verärgert. 'Was zum Teufel... machst du hier?!'
"Ich töte Goblins, das siehst du doch." Jetzt, da sich herausstellte, daß der Beschwörer nicht zerfetzt von irgendeinem unaussprechlichen Verfolger in seinem eigenen Blut lag, kehrte ihre Grantigkeit mit Macht zurück. "Außerdem schätze ich es nicht besonders, wenn man über meinen Kopf hinweg entscheidet, was gut für mich sei oder zum Schaden... ich habe daher beschlossen, nicht bei Harchaxas zu bleiben."
Mit einem argen Ruck versenkte Arranges sein Schwert in der Lederscheide und ging auf Erynn zu. 'Ich weiss nicht, wo dein von den Göttern verdammtes Problem liegt?' Herrschte er sie an, packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig, aber nicht grob. 'Warum? ... Warum konntest du nicht einfach bei dem Argonier bleiben... wieso stellst du dich so dermaßen quer, Erynn?!' Er ließ die Arme wieder sinken und funkelte sie an...
Eine steile Falte erschien auf der Stirn der Elfin. "Ich glaube mittlerweile, daß du es wirklich nicht verstehst, also werde ich es dir erklären. Ganz langsam, zum mitmeißeln. Erstens: Ich mag es nicht, wenn man mich in einen Hinterhalt lockt. Genau das hast du aber getan. Zweitens: Ich mag es ebensowenig, wenn Leute glauben, sie müßten mich vor den Gefahren der Welt beschützen. Ich bin Söldnerin, verdammt noch mal! Mir kann jeden Tag irgendwas über den Weg laufen, das mich umbringt. Drittens: Ich will diese Verräter ebenso zur Strecke bringen wie du. Du wirst mich nicht davon ausschließen, nur weil es gefährlich ist. Ich kann schon auf mich aufpassen."
Das Gesicht des Magiers wurde arg rot. 'Du kannst auch dich aufpassen?! ... Du weisst gerade mal, wie Magie funktioniert und sagst, du kannst in meiner Welt auf dich aufpassen?! ... Hör zu, Erynn! Hier sind es nicht meistens einfache Goblins, gegen die du dich behaupten musst... es war Torrah, der wir nachjagten und kein Bär... Es war reines Gemetzel und kein sauberes Töten, was du in Valenwald erlebt hast... Botschafter oder andere Bösartigkeiten lauern uns auf und keine schwachen Wegelagerer... und du besitzt tatsächlich die Dreistigkeit, dich hier, vor mich hinzustellen und zu behaupten, dass du als Prügelknabe der Kriegergilde, auf dich aufpassen kannst... Ein Stück Brot kann besser schimmeln als du deinen Kopf zu gebrauchen vermagst!' Seine Rechte wurde von einem grünlichen Schimmer eingehüllt. 'Du wirst zurück zu Harchaxas gehen... oder ich schleife dich dorthin!'
Erynn starrte wie gebannt auf den Zauber, dann wieder in das Gesicht des Magiers. "Das wagst du nicht..." Ein zorniges Blitzen trat in ihre Augen. "Hör endlich mit diesem Blödsinn auf! Du wirst mich nicht rumkommandieren... Arranges, ich weiß zu schätzen, daß du dir Sorgen um mich machst. Aber ich brauche kein Kindermädchen! Es ist schier unerträglich, wie du dich aufführst. Ich bin keine Puppe, die man in schöne Kleider stecken und sie dann in ein Regal setzen kann, damit sie nicht kaputtgeht... ich sag dir was: Wenn dieses letzte Tor geschlossen und die Steine sicher abgeliefert sind, kannst du mich meinetwegen zum Teufel jagen. Bis es so weit ist, habe ich Anteil an der ganzen Sache. Diese Verräter haben auch mir übel mitgespielt - ich habe das dreimal verfluchte Recht darauf, mich hier einzumischen!" Schwer atmend funkelte sie den Beschwörer an. Wag es nicht, mich zwingen zu wollen. Sonst prügel ich dir höchstpersönlich den Verstand in deinen Schädel zurück...
Das grüne Glimmen erlosch. 'Du verstehst das einfach nicht Erynn...' Sagte er leise, während sich seine Wut langsam wieder legte. 'Warum machst du mir die ganze Sache so verdammt schwer...?' Das grüne Leuchte kehrte zurück und ehe Erynn reagieren konnte, berührte er mit seiner Hand ihren Brustkorb und stieß sie leicht nach hinten. Bevor sie jedoch auf dem Boden aufschlug, trat er schnell nach, griff nach ihr und fing ihren Sturz ab, dann hob er sie hoch und legte sie am Feuer ab. Die Goblinleichen nährten nur wenige Minuten später ebenfalls die Flammen. 'Ich werde dir ein wenig Zeit geben, wieder abzukühlen.' Dann setzte er sich neben sie ans Feuer... Das komische Gefühl, dass irgendetwas... oder vielmehr Erynn, fehlte, war verschwunden... nach einer Weile löste er den Zauber und blickte Erynn auf eine Reaktion wartend an... er hätte nicht sagen können, was er erwartete, jedoch spannte er zur Vorsicht jeden Muskel im Leib...
Sie wehrte sich nicht gegen die Wirkung des Zaubers, wußte sie doch, daß sie ohnehin keine Möglichkeit hatte den Bann zu brechen. Ruhig blieb die Elfin liegen und sammelte ihre Kräfte. Irgendwann, es mußte eine recht lange Zeit vergangen sein, spürte sie, wie die Kontrolle über ihre Glieder zurückkehrte. In einer langsamen, fließenden Bewegung kam sie auf die Füße und schaute auf den Beschwörer herab. "Du bist es, der nicht versteht, Arranges", murmelte sie und war mit einem schnellen Schritt hinter ihm. Ansatzlos packte sie sie rechte Schulter und Handgelenk und verdrehte seinen Arm, so daß der Kaiserliche gezwungen war ihrer Bewegung zu folgen, bis er flach auf dem Bauch lag. Mit einem Knie übte sie langsam stärker werdenden Druck auf seine Niere aus, während sie das Handgelenk bis zum Halsansatz hochzerrte. "Du glaubst, daß du der einzige bist, der sich sorgt?" fragte sie mit einer Stimme so sanft und traurig wie warmer Regen, die im krassen Gegensatz zu dem brutalen, unnachgiebigen Griff stand. "Sieh dich jetzt an. Du magst dich vielleicht der meisten Zauber erwehren können, aber was ist, wenn du nicht schnell genug bist? Unsere Feinde wissen das, und sie stellen sich darauf ein. Hast du die Pila schon vergessen? Ich konnte nicht bei dem Druiden bleiben, denn ich fürchte nicht minder um dein Leben als du um meines... ob dir das nun gefällt oder nicht, es wird Zeit, daß du dich endlich an diese Tatsache gewöhnst."
Arranges hatte etwas in dieser Richtung erwartet. Er verzerrte das Gesicht vor Schmerzen, aber kein Laut kam über seine Lippen. Er wartete einige Augenblicke, bevor er unterdrückt keuchte. 'Erynn... es ist mir egal, was du fürchtest oder um wen oder was du dich sorgst... ich will einfach nicht, dass dir etwas geschieht... ich wollte dich nie irgendwie zwingen, aber nachdem mir Harchaxas sagte, dass die Abtrünnigen gezielt hinter mir her wären, blieb mir kaum eine Möglichkeit, als dich von mir zu trennen und jetzt, da du wieder bei mir bist, zerbreche ich mir bereits wieder den Kopf darüber, dich gegen jede noch so unerwartete Gefahr zu schützen...' Er stemmte sich in keinster Weise gegen ihren Griff, er wartete einfach weiterhin mit schmerzverzerrtem Gesicht, auf eine Regung oder Antwort ihrerseits.
Erynn machte keine Anstalten ihren Griff zu lockern, packte stattdessen mit der freien Hand den Schopf des Beschwörers und riß seinen Kopf in den Nacken. "Dann haben wir hier wohl eine Art Pattsituation", sagte sie sehr dicht an seinem Ohr. "Denn im Gegenzug interessiert es mich einen Scheißdreck, daß du alleine in dein Verderben rennen willst... Wenn die Verräter dich haben wollen, hab ich ja eigentlich nichts zu befürchten, oder?" Sie ließ zu, daß sein Handgelenk bis auf die Höhe der Schulterblätter herabrutschte. "Du weißt es noch nicht, aber Remogius sagte, daß sie dich zerstören könnten wenn sie uns voneinander trennten. Ich bin mir nicht ganz sicher was das bedeuten mochte, aber es genügt mir als Begründung, weshalb ich deinem Wunsch nicht entsprechen kann. Finde dich damit ab... Freund."
Arranges wehrte sich nicht im Geringsten gegen ihren Griff, er kniff nur angesichts seiner recht unbequemen Liegeposition die Augen zusammen um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken oder was auch immer er sich aus diesem Reflex erhoffte. 'Ich weiss, was Remogius damit meinte... aber ich werde den Teufel tun, es dir zu erklären... und was unsere Verfolger angeht, ich behaupte, dass die sicher auf Schwachstellen, wie auch zuvor schon, von mir abzielen... und warum das möglich ist, wenn ich dich dabei habe, solltest du wissen, ich habe es dir bereits einmal gesagt...'
Sie seufzte, ließ ihren Begleiter los und wich ein Stück zurück. "Es ist schon seltsam... wer hätte gedacht, daß es so weit kommen könnte, seit wir diesen Goblinbau ausgeräuchert haben...", murmelte sie. "Laß uns diese verdammte Sache einfach zu Ende bringen. Sobald wir die Steine abgeliefert haben, liegt das Ganze wieder in der Hand der Großmeister..."
Arranges richtete sich auf. Bei ihren Worten war er fast ein wenig erstaunt über sich selbst. 'Ja... aber das Einzige, was ich seit dem bereue, ist die Tatsache, dass ich nicht sofort den Menschen...' schüchtern, beinahe entschuldigend, sah er ihr in die Augen, 'ich meinte den Mer, in dir sah, der mir jetzt so viel bedeutet...' Er räusperte sich. 'Nun, ich hoffe wirklich, dass wir diese ganze Sache mit dem Abliefern der Steine endlich hinter uns lassen können... Erynn? Ich glaube zu wissen, wie du mir so schnell folgen konntest...' Ein schwaches Grinsen huschte über sein Gesicht. Er tastete an seinem Gürtel und fand die Bestätigung, die er suchte. 'Könntest du... die Nachtwache übernehmen? Ich bin hundemüde... mehr noch nach diesem Kampf... und wenn du schon unbedingt mit mir durch die Sümpfe wandern willst, kannst du dich auch etwas nützlich machen... du dürftest ja kaum erschöpft sein...' Das Grinsen wurde etwas deutlicher, dann lehnte er sich an einen Baum und betrachtete die Sterne, bis er schließlich halb sitzend, halb liegend, einschlief...
Glannaragh
12.04.2011, 14:02
Ein leises Lächeln stahl sich auf Erynns Gesicht, als sie spöttisch salutierte. Dann setzte sie sich mit dem Rücken zum Feuer und beobachtete den Waldrand. Wo drei Goblins herkamen, konnten leicht noch mehr von ihnen sein. Nach einer Weile schweiften ihre Gedanken ab.
Ja, wahrhaftig, sehr seltsam. All das Leid und der Kummer, den wir uns gegenseitig zugefügt haben... und es sieht nicht so aus, als würde es davon in Zukunft weniger geben, wenngleich aus anderen Gründen.
Sinnend betrachtete sie den schlafenden Nekromanten. So viele Ansichten hatten sich verschoben, seit sie mit ihm unterwegs war, so viele Dinge hatte sie gesehen und erlebt, von denen sie zuvor nichts gewußt hatte. Es waren verwirrende, verstörende und oft genug schlicht angsteinflößende Geschehnisse gewesen, und doch fühlte sie sich seit den letzten Wochen lebendiger als je zuvor, auch wenn sie fast die ganze Zeit am Rande der totalen Erschöpfung stand. Sie hatte sich verändert. War über sich hinausgewachsen, hatte Grenzen durchbrochen, von denen sie nicht einmal gewußt hatte, daß sie existierten... und sie hatte viel gelernt. Zu viel, um jemals wieder das einfältige Mädchen und das Nesthäkchen des Skingrader Gildenhauses zu sein.
Erynn fragte sich was sie tun würde, wenn all das hier vorbei war. Vielleicht würde sie auf eigene Faust ein wenig umherziehen, die Niederlassungen der Gilde abklappern und ein paar der riskanteren Aufträge annehmen. Daß sie mittlerweile dazu fähig war, dessen war sie sich sicher... vorausgesetzt, die Gathering entschied, sie in Ruhe zu lassen. Ansonsten wären all ihre Pläne ohnehin Makulatur.
Es blieb ruhig in dieser Nacht. Weder Goblins noch andere, finsterere Gestalten versuchten, sich ihnen zu nähern. Nach einer Weile ließ auch der Gestank von verbrennendem Fleisch nach. Die Elfin döste ein wenig im Sitzen und mit halbgeschlossenen Augen, verließ sich wie so oft mehr auf ihr Gehör, das ihr in der Dunkelheit und bei durch den Feuerschein behinderter Nachtsicht weit bessere Dienste leistete. Sie hob den Kopf erst wieder, als die ersten Vögel ihre Lieder anstimmten, ein sicheres Zeichen dafür, daß der Sonnenaufgang nicht mehr fern war. Den Beschwörer zu wecken brachte sie noch nicht übers Herz. Es war selten, daß ein so friedlicher Ausdruck wie gerade jetzt, in tiefem Schlaf, auf seinem Gesicht lag, und sie prägte dieses Bild in ihre Erinnerung ein. Wer konnte sagen, wann und ob sie es ein weiteres mal sehen würde. Erst als das Licht des Morgens sehr viel heller geworden war erhob sie sich, kratzte das Feuer auseinander und weckte ihren Begleiter, indem sie leise seinen Namen rief.
Arranges schlug zögernd die Augen auf, als Erynn seinen Namen rief. Mühsam stemmte er sich aus der zusammengesackten, jetzt plötzlich mehr als unbequemen Position am Fuße des Baumes, hoch... Einige Wirbel in seinem Rücken knackten dabei ordentlich. 'Ich werde langsam zu alt für sowas...' Murmelte er, während er sich hochwuchtete. Er blickte zu Erynn und lächelte warm. 'Ich fürchte, das wird wieder ein recht grausamer Spaziergang... in den Süden... bist du sicher, dass du mitkommen willst?' Fragte er herausfordernd und mit ordentlich Spott... Er ordnete seine Montur und blickte der Schützin wieder grinsend in die Augen. 'Ich werde dich ja doch nicht los... Nun, wir werden zunächst südlich des Seitenarms des Corbolos entlanggehen und den Fluss nach Osten überqueren... das wird lange genug dauern... Irgendwo dort befindet sich ein Gehöft, wenn ich mich nicht täusche... wir sollten also noch einmal ein warmes Bett für die Nacht haben, bevor wir uns in das rauhe Gelände dort wagen... Ab da müssen wir die Augen offen halten und nach dem Tor suchen, sobald wir Hame erreicht haben...' Sie verschwendeten keine weitere Zeit und schon nach einer Stunde befanden sie sich mitten in den recht dichten Ausläufern des Dunkelwalds. Der Forst war hier weit weniger dicht und tückisch, als das riesengroße Schlammloch östlich von Leyawiin. Die Sonne hatte den höchsten Stand noch nicht ganz erreicht, als sich der Wald zu ihrer Linken lichtete und sie nur wenig später an einem kleinen See entlangkamen. Es waren vielleicht zweihundert Schritte bis zum anderen Ufer. Sacht legte Arranges seine Hand auf die Schulter seiner Begleiterin und gebot ihr so, stehen zu bleiben. 'Sieh...' Sagte er mit gedämpfter Stimme in ihrem Nacken und deutet mit einer Hand zum anderen Ufer hinüber. 'Du wolltest doch etwas über die Daedraprinzen wissen... Dort drüben steht zwischen den Bäumen der Schrein Vaerminas... Sie herrscht über die Träume der Sterblichen... die bizarre Oblivionebene, über die sie wacht, heißt Modderfenn, ein sich ständig wandelnder Traum... Von ihren Anhängern wird sie nach Überlieferungen immer am 10. Tag der Sonnenhöhe beschworen, damit sie ihnen die Gunst gewährt, zu ihnen zu sprechen und ihrer Stimme lauschen zu dürfen...'
Glannaragh
12.04.2011, 18:44
Mit ihrem Blick folgte die Elfin dem ausgestreckten Arm ihres Begleiters. Sie konnte eine Statue auf einem Sockel erkennen. Es war das Abbild einer Frau, die in der Pose einer Puppenspielerin dargestellt war. Komisch... da bin ich so oft durch diesen Teil des Waldes gestreift, aber der Tanzplatz dieses Covens ist mir nie aufgefallen... wer weiß, vielleicht ist das auch besser so. Möglicherweise hätte ich sonst doch versucht, mit dem Zirkel Kontakt aufzunehmen. Für eine Weile beobachtete sie die Gestalten, die in stiller Kontemplation vor dem Bild der Daedrafürstin verharrten. Es war ein befremdlicher Anblick, vor allem für Erynn, die von Haus aus nicht besonders viel Religiösität mitbekommen hatte. Schließlich nickte sie dem Beschwörer stumm zu und sie setzten ihren Weg leise fort, bis der Schrein außer Sicht verschwunden war.
Das Gelände wurde zusehends schwieriger. Eigentlich wollte sie Arranges gern mit Fragen über Vaermina löchern, doch sie besann sich eines besseren und sparte ihren Atem, während sie eine steile Steigung hochkraxelten. Außer gelegentlichem Gefluche, wenn ein Fuß von einem unter hohem Gras verborgenen Stein abglitt oder sich eine Blinde Fliege eine besonders unangenehme Stelle für einen Stich gesucht hatte, war von keinem der beiden ein Wort zu vernehmen. Erst am Nachmittag errechten sie endlich den Kamm der Anhöhe. Die Kriegerin sah sich um und stellte fest, daß sich der schweißtreibende Aufstieg zumindest im Hinblick auf eine bessere Aussicht kein bißchen gelohnt hatte. Ein geschlossenes Blätterdach erstreckte sich um sie herum wie ein grünes Meer und ließ kaum einen Blick auf irgendwelche Landmarken zu. Einzig das glitzernde Band des Corbolo ließ sich anhand einer schmalen Schneise in dem allgegenwärtigen Grün erahnen. Die Reisenden warfen sich einen stummen Blick zu und gelangten zu dem wortlosen Einverständnis, daß sie die Zeit nutzen wollten, solange es noch genügend Tageslicht gab, und so setzten sie ihren Weg fort. Der Abstieg von dem Grat erwies sich als noch tückischer als der Aufstieg zuvor, und der Wald zahlte ihnen die Störung seiner Ruhe inform von schmerzenden Knien und Fußgelenken heim. Es wurde rasch dunkler, als sie etwa auf halber Höhe agekommen waren. Erynn fluchte halblaut. Sie würden sich beeilen oder aber eine halbwegs ebene Stelle in dem Hang finden müssen, an der sie bis zum nächsten Morgen abwarten könnten. Im Finsteren hier rumzukrabbeln ist Wahnsinn... mit gebrochenem Genick läßt es sich so schlecht gegen Daedra kämfen.
Die Sonne schickte gerade ihre letzten Abschiedsgrüße an diesen Tag über den Horizont, als es unter dem Blätterdacht arg finsetr wurde. Es war zwar deutlich weniger schlimm, als im Dunkelwald direkt, aber dennoch reichte die fast schlagartig eintretende Nacht die beiden anhalten zu lassen. Verfluchte Dunkelheit...! 'Und was haben wir wieder nicht dabei? ... Fackeln verdammt!' Maulte Arranges im Selbstgespräch. Er hob die Rechte und eine Flamme stieß Funken schlagend daraus hervor. Das Dunkelrot vermochte die Schwärze kaum zu lichten, aber es war im Moment besser als nichts... Wo sie standen, konnten sie unmöglich rasten. Nach Osten hin fiel der Hang zusehens steiler zum Corbolo ab. Sie hielten sich ein wenig nach Westen, mussten aber schon sehr bald feststellen, dass sich der Hang hier unter dem lockeren Gestrüpp in eine Geröllhalde verwandelte. Sie stolperten noch eine Weile umher, aber den besten Platz, den sie fanden, war ein massiver Findling, der aus dem Hang ragte. Er bot gerade drei Schritte in der Breite und vielleicht zwei in der Länge. Für ein brauchbares Feuer bestand jedoch keine Chance. Sie würden die Nacht so verbringen müssen.
Arranges drängte Erynn irgendwann dazu, ein wenig zu schlafen, sie hatte schließlich eine ganze Nacht hinter sich, die er wunderbar durchgeschlafen hatte. Sie gab seinem Drängen nach einer recht kindischen Diskussion nach und döste schließlich doch ein. Der Kaiserliche versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren, was gar nicht so einfach war, er hatte zwar recht gute Ohren, aber sehen konnte er rein gar nichts. Die Nacht plätscherte zäh vor sich hin und alles was Arranges hörte, war das Rauschen des Windes in den Baumkronen über ihnen. Wenigstens ist es nicht zu kalt... Dachte er und kam nicht umhin, zu Erynn zu blicken... was wie er feststellte, ziemlich dämlich war, denn er konnte nur die ganz groben Umrisse der Dunmer sehen, wie sie am steilen Hang neben ihm lehnte. Arranges hob eine Hand zur Faust geballt. Ein kleines Flämmchen züngelte aus dem leeren Griff zwischen Daumen und Zeigefinger aus der Hand. Er betrachtete Erynn im dem schwachen Schein und stellte fest, dass sie ganz leicht zitterte. Es gelingt ihr noch immer nicht, den Zauber auch über ihr Unterbewusstsein konstant zu halten... Der Magier zog die Decke wieder ein wenig zurecht und ließ das Flämmchen dann verpuffen. Gerade hatte er sich wieder herumgedreht, da vernahm er einen Laut unter ihnen am Hang. Leise, als ob ein Bärenjunges versuchte zum ersten Mal zu Knurren oder zu brüllen. Arranges hörte genauer hin. Ein Rascheln im Gebüsch gefolgt von einem leisen, aber deutlich drohenden Knurren. Verfluchte Scheisse... Arranges richtete sich langsam auf und spähte in die Dunkelheit unter sich am Hang. Ein weiteres Rascheln war zu hören... Plötzlich tauchten zwei rot glimmende Punkte aus einem Gebüsch auf. Das Knurren erklang wieder. Was zum Teufel ist das... Während Arranges noch fragend zu dem Ding dort unten blickte, drehten sich die Augen herum und verschwanden wieder in der Dunkelheit. 'Erynn!' Flüsterte der Nekromant und stieß sie mit dem Fuß an. Seufzend erwachte sie aus ihrem flachen Schlaf. 'Was...'
'Still!' Zischte Arranges. Sofort war die Elfe in Alarmbereitschaft. Sie kam lautlos auf die Beine. Alles war still. 'Wir haben irgendein Wolf oder eine andere Kreatur des Waldes auf uns aufmerksam gemacht, wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen...' Und wie zur Bestätigung erklang ein lautes, langgezogenes Heulen, allerdings jedoch vom Gipfel des Grates, von dem sie am Abend abgestiegen waren. 'Verdammt...' Sie waren sich einig, dass es nur schlecht für sie sein konnte, wenn ein Rudel Wölfe sie hier einkreiste. Nach dem Geheul war jedoch weiter nichts mehr zu hören, seltsamerweise auch keine Antwort. Sie machten sich hastig an den Abstieg, kamen aber durch das fehlende Licht nur sehr sehr langsam voran. Der Hang schien etwas flacher zu werden, nachdem sie eine gute Stunde durch die Nacht gestolpert waren... oder vielmehr war Arranges gestolpert, Erynn bewegte sich trotz der Dunkelheit mehr oder weniger lautlos...
Während der Zeit bemerkten sie kein weiteres Anzeichen mehr davon, dass ihnen Wölfe oder andere Kreaturen des Waldes nachgestellten. Schnaufend kam der Kaiserliche neben Erynn zum Stehen. 'Vielleicht war es nur eine Warnung...' Keuchte er. Erynn wollte gerade etwas erwiedern... Ein nahes Kleffen schreckte die beiden auf. Sowohl der Magier, als auch die Kriegerin fuhren herum. Zwei rote Augenpaare schälten sich nur wenige Meter neben ihnen aus dem Gebüsch. Zumindes bei dem, was man in der Dunkelheit erkennen konnte, konnte man auf Wölfe schließen, aber das tiefe, kehlige Knurren wiederlegte dies. Schritt um Schritt wichen die beiden langsam zurück, während die Kreaturen immer näher kamen. 'Jetzt reicht es...' Blaffte Arranges. 'Ich werde mich doch von deformierten Hunden nicht in die Enge treiben lassen!' Entschlossen trat er vor Erynn. In seiner Rechten wallte Feuer auf und kurz darauf flog einer der Kreaturen ein Feuerball entgegen. Doch was das Gleißen des Zaubers enthüllte, ließ Arranges für eine Sekunde stutzen. Form und Größe waren die eines Wolfes, doch die Körper wirkten eher wie schwarzer Nebel. Zwar waren da vier Beine und eine muskulöse Silhouette, doch die Leiber selbst schienen in sich ständiger Bewegung zu wallen... Der Feuerball verfehlte sein Ziel nicht, jedoch hatte das Ding nichteinmal Anstalten gemacht, zur Seite zu gegehn. Das Geschoss traf und... wurde verschluckt, es war einfach weg, ohne, dass es irgendeine Wirkung gezeigt hätte, im Gegenteil, die Kreatur schien zwar fast unmerklich, aber doch noch deutlich genug, ein wenig anzuschwellen, ihre Masse ein kleines Bisschen zu erweitern. Dem Kaiserlichen entgleisten für einen Moment alle Gesichtszüge und so starrte er nur weiterhin auf die zwei Augenpaare, die jetzt völlig unbeeindruckt wieder näherkamen. Ein Markynaz trat aus einer grellroten Kaskade vor dem Beschörer, doch noch bevor dieser seine Waffe ziehen konnte, ging ein leichter Ruck durch seinen Körper. Eine der Geistkreaturen hatte sich für eine oder zwei Sekunden verwandelt und glitt nun sanft durch den Leib des Daedra. Nur der Kopf behielt seine Form, während der Rest des Nebels in einem Schweif hinterherschwebte. Direkt vor Arranges formte sich wieder das Abbild eines Wolfes, während das Dremora einfach zerbrach.
Entsetzt, aber dennoch entschlossen, riss der Magier sein Schwert aus der Scheide. 'Lauf!' brüllte er über die Schulter zu Erynn. Ein drittes Augenpaar erschien plötzlich links von Arranges. Ein weiterer Zauber schwoll in der freien Hand des Magiers an. 'Verfluchtes Blutauge, mach, dass du hier wegkommst...!' Schrie er nochmal, ohne den Blick von den Kreaturen zu nehmen... ein bröckelndes Geräusch rauschte durch seinen Kopf und mit einem Mal waren seine gesamten Magiereserven einfach weg... Wie gebannt starrte Arranges auf seine erhobene Hand, die gerade eben noch einen Zauber gewoben hatte... 'HAU AB!' Brüllte er Erynn entgegen, als er sich herumwarf...
Glannaragh
14.04.2011, 15:15
Die Elfin starrte wie paralysiert auf die gräßlichen Kreaturen vor ihnen. Das muß es gewesen sein, wovon Harchaxas sprach. Aber was... sind das für Biester? Unwillkürlich mußte sie an den Schatten denken, der sie drch die Klosterruine gejagt hatte, vor so vielen... Wochen? Monaten? Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Voller Entsetzen beobachtete sie, wie die Geisterwölfe jeden Zauber zur Seite wischten, den Arranges ihnen entgegenwarf und es dauerte eine Weile, bis die Stimme des Beschwörers sie aus ihrer Starre holte. Dann stürzte sie hinter ihrem Begleiter her.
Die Zeit schien sich für Erynn zu dehnen, während sie in wilder Flucht durch den Wald jagte, fort, nur fort von diesen dämonischen Wölfen. Die Dunkelheit beeinträchtigte sie plötzlich kaum noch. Sie sah ihre Umgebung mit einem mal sehr scharf, in deutlich abgesetzten Konturen. Was sie nicht bewußt sah, spürte sie und setzte über mehrere halbverborgene Wurzeln hinweg, anstatt darüber zu stolpern. Längst schon waren keine klaren Gedanken mehr in ihrem Kopf, die dünne Patina der Vernunft war fortgerissen und durch reinen, ursprünglichen und kompromißlosen Instinkt ersetzt worden. Sie fühlte keine Erschöpfung, nur das wilde, schnelle Pumpen ihres Herzens und das rauschende Blut in ihren Ohren.
Noch machten die Wölfe keine Anstalten die Dunmer oder den Kaiserlichen anzuspringen, sie trieben sie nur in einer weit gefächerten Phalanx vor sich her, begannen nach einer Weile aber, den Kreis langsam um sie zu schließen. Erynn sah einen von ihnen aus dem Augenwinkel, wie er Zoll um Zoll zu den Flüchtenden aufschloß. Sie hörte das leise Knurren und sah mit erschreckender Deutlichkeit die unnatürlichen, wie besessen leuchtenden Augen des Tieres.
Plötzlich fiel der Boden vor ihr steil ab. Ihre Füße verloren den Halt und sie geriet ins Rutschen. Einige Meter unter sich sah sie das breite, schwarze Band des Corbolo, das sich durch den Einschnitt im Gelände wand...
Arranges hechtete ohne Rücksicht durch das Unterholz, mehrere Male peitschten ihm Dornen, Gestrüpp und niedrige Äste ins Gesicht. Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung bemerkte er, wie sein linkes Auge für einige Sekunden blind wurde. Als er es wieder öffnete, bemerkte er, wie ihm langsam Blut von der Augenbraue übers Gesicht lief... Plötzlich war der Boden unter ihnen weg, es war, als würden sie durch einen Wand aus dunklen Leinen ins Freie treten. Der Kaiserliche registrierte noch, wie er mit den Armen rudernd, stürzte und den Hang hinunter, mehr flog als schlitterte. Das Ufer des Corbolo ging genauso steil ins Wasser über, wie es oben an der Böschung vom Wald her, abbrach. Der Magier klatschte mit lautem Platschen auf die Wasseroberfläche. ein paar Steine saßen dort zu allem Übel noch an ungünstiger Stelle. Er schrammt mit einem Fuß an einem der Felsen vorbei und gerade hatte er sich orientiert, krachte ihm etwas oder jemand in den Rücken. Blubbernd entwich ihm die Luft aus den Lungen, als er nach unten gedrückt wurde. Prustend kam er wieder hoch und hatte sogleich auch begriffen, was ihn da hart im Rücken getroffen hatte, Erynn war auf ihm gelandet und versuchte sich jetzt ebenfalls wie er, an dem Steilhang irgendwie über den Wasserspiegel zu ziehen. Von oben war bereits das Gekleffe der Geisterwölfe zu hören. 'Wir müssen ans andere Ufer gelangen!' Japste Arranges und zerrte an der Schulter der Dunmer...
Sie hatten die halbe Strecke geschafft, als Arranges auffiel, dass das Bellen verstummt war. Ungläubig drehte er sich um. Er hielt inne in seinen Schwimmzügen und starrte völlig gebannt zur Uferböschung hinauf. Dort, wo das Gelände schlagartig zum Fluss hin abfiel, stand eine kleine Gestalt, gehüllt in einen dunkelgrauen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass nur Schwärze, statt eines Kopfes zu sehen war. Das Verwirrenste an der Gestalt jedoch war, dass es sich von den Konturen her praktisch um ein Kind handeln musste... Die Gestalt stand stumm und völlig unpassend da und beobachtete sie lediglich. Nach einigen Herzschlägen drehte sich die kindliche Gestalt um und ging langsam, mit kleinen Schrittchen zurück in den Wlad...
Komplett erschöpft zogen sich die beiden auf einen flachen Stein am anderen Ufer, der aus der hier ebenfalls recht steilen Böschung, ragte. Arranges blieb einfach auf dem Bauch liegen, ihm schmerzte der Rücken, die kleine Wunde in der linken Braue blutete recht ordentlich und auch sonst hatte er an Händen und Beinen kleinere Schnittwunden. Nach einer Weile wischte er sich fahrig übers Gesicht und stemmte sich hoch. 'Los, wir müssen weiter... irgendwo in südlicher Richtung am Corbolo muss dieses Gehöft sein...' Sagte er schnaufend und wuchtete sich auf die Beine.
Glannaragh
15.04.2011, 16:35
Keuchend blieb Erynn für einige Augenblicke einfach nur liegen. Jetzt, da die unmittelbare Gefahr vorbei zu sein schien, holten die Reaktionen ihres Körpers sie ein. Ein Schaudern durchlief ihren ganzen Leib, und für einige Herzschläge lang zitterte sie unkontrolliert. Was war das? Ein Kind? Aber wie... und wo sind die Wölfe? Was geschieht hier? Bevor sie ihre Gedanken jedoch in Worte fassen konnte, trieb Arranges sie auf die Füße. Nach einem letzten, verwirrten Blick auf die gegenüberliegende Seite des Flusses riß sie sich zusammen und verschaffte sich einen raschen Überblick
Hastig erklommen sie das steile Südufer. Der lockere, sandige Boden rutschte unter ihren Füßen weg, und schon bald waren Haut und Rüstungen dreckverkrustet. Nach einer Weile, die wie eine Ewigkeit schien, zogen sich die Elfin und ihr Begleiter schließlich über die obere Kante der Böschung auf verhältnismäßig ebenes Gelände. Nach Süden also... Die Dunmer mußte tatsächlich erst kurz überlegen, in welcher Richtung das wohl liegen mochte. Die wilde Flucht war ihrer Orientierung nicht zuträglich gewesen.
Sie stolperten also weiter am Ufer des Corbolo entlang, nicht wirklich in leichtsinnigem Tempo, aber dennoch zügig. Erynns Gedanken rasten. Warum haben die Geisterwölfe aufgehört, uns zu verfolgen? Warum überhaupt haben sie uns nicht zur Strecke gebracht? Es hätte ihnen doch wohl ein Leichtes sein dürfen, so wie sie wirkten. Oder wurden sie letztendlich gar nicht von den Abtrünnigen geschickt? Wie zum Henker paßt dieses Kind... oder was auch immer das für eine Gestalt war, dort hinein? Sie zerbrach sich wirklich den Kopf darüber, übersah deshalb einen halbvermoderten Baumstumpf und fing sich gerade noch, bevor sie der Länge nach hinschlug. Für eine kleine Weile schenkte sie der Umgebung daraufhin etwas mehr Aufmerksamkeit, fand aber doch wieder zu ihren Grübeleien zurück. Und wenn die Tiere tatsächlich ganz wo anders herkamen? Vielleicht waren sie so etwas wie... Waldgeister, die uns als Eindringlinge sahen. Warum sonst sollten sie so plötzlich auf der anderen Seite des Flusses stehengeblieben sein, wenn der nicht die Grenze zu einem Revier markierte? Vor einer Woche noch hätte sie bei solchen Überlegungen abgewunken und sich an die Stirn getippt. Seit sie wußte, daß es Männer wie Harchaxas gab, fühlte sie sich durchaus genötigt, diese Einstellung zu überdenken.
Beide waren völlig fertig und zumindest die Elfin ziemlich durchgefroren, als das kleine Gehöft endlich in Sicht kam, von dem der Beschwörer gesprochen hatte. Zweifelnd ließ sie den Blick über ihrer beider Erscheinungsbild schweifen. Sie sahen aus wie abgerissene Wegelagerer, im besten Falle. Wer immer in dieser abgelegenen Kate wohnen mochte, Erynn hoffte, daß sie die Person nicht allzusehr verschrecken würden. Als sie das Gebäude jedoch erreicht hatten, zögerte sie nicht lange. Sie war todmüde, ihr war schlecht vor Erschöpfung und die Klamotten klebten ihr naß, kalt und schwer am Körper. Die Möglichkeit eines warmen Feuers und eines Dachs über dem Kopf verdrängte alles andere. Sie hob die Hand und klopfte an die Tür. Drinnen hörte sie bald darauf Geräusche und einen halblauten Ruf. Einige Augenblicke später wurde der Riegel zurückgeschoben und die Tür ein erstaunlich weites Stück geöffnet. Die Dunmer schaute direkt in das fragende Gesicht älteren Bretonin mit stechenden, blauen Augen.
Die Augen der alten Bretonin, die vielleicht gerade so groß war wie Erynn, waren kalt und abweisend. 'Wer seid ihr und was wollt ihr?' Fragte sie weder freundlich, noch irgendwie harsch. 'Wir sind auf einer Reise durch den Dunkelwald und von der Nacht ein wenig überrascht worden...' Antwortete Arranges. Er senkte den Blick, als die Bretonin zu ihm aufsah. Sie musterte den Kaiserlichen für einige Augenblicke sehr intensiv, dann wandelte sich der Ausdurck auf ihrem Gesicht von abweisend zu erstaunt. 'Arranges?' Der Magier zuckte leicht zusammen und sah dann auf. Verdammt... 'Ihr... erkennt mich wieder Melisande?'
'Wie könnte ich jemanden wie euch vergessen... aber um ein Haar hätte ich euch fast nicht wieder erkannt... Ihr seid kantig und groß geworden Arranges... und die Zornfalte auf eurer Stirn ist ebenfalls um einiges tiefer geworden...' Arranges atmete leicht genervt aus. 'Ja, ich gebe zu, dass ich vielleicht mal von mir hätte hören lassen sollen... aber um über vergangene Tage zu reden ist jetzt nicht die Zeit Melisande... ich und meine Begleiterin brauchen ein Quartier für die Nacht...'
'Ah... schon in Ordnung... ihr ward ja noch nie irgendwie anders... kommt rein...'
Ein Vorteil an der Bretonin, die Arranges aus der Zeit noch vor der Gathering kannte und für den er sie schätzte, war, dass sie gelegentlich nur Andeutungen machte, aber nie nachfragte. Sie bot den beiden einen Schlafplatz im Haus an. Es war allerdings eher eine bessere Hütte, aus Bruchstein, grob gemauert mit einem Strohdach. Mehr als eine einfache Wäsche mit Lappen und einer Schüssel heißem Wasser konnte die alte Frau jedoch nicht bieten. Arranges überließ das Erynn, er nahm lediglich die Kette und den Umhang ab und richtete sich dann so am Feuer in dem kleinen, aber massiven Kamin ein. Die Nacht war mehr oder weniger erholsam. Sie brachen früh am nächsten Morgen bereits wieder auf.
Die Richtung, die sie einschlugen, war einfach zu halten. Durch die Wipfel der Bäume hindurch konnten sie recht gut die weit in den Himmel ragenden Gipfel der Valusberge erkennen. Sie gingen fast geradewegs auf die Berge zu. Am Fuße des Massivs würden sie ihrem Verlauf nach Süden folgen und so zur Ruine Hame gelangen, dort musste dann das Tor irgendwo sein.
Es war Mittag, als sie eine Rast einlegten. Arranges verdrängte die Gedanken an die seltsamen Wölfe. Melisande hatte auch nicht danach gefragt, warum sie so verdreckt waren und so abgerannt aussahen...
Glannaragh
17.04.2011, 19:08
Erstaunlich, wo du überall Leute kennst... noch erstaunlicher, daß du bei ihnen nur auftauchst, wenn du irgendwas willst und trotzdem nicht abgewiesen wirst. Wie machst du das nur, Beschwörer? Nicht, daß Erynn sich beschweren wollte. Sie war mehr als dankbar für des Angebot der Bretonin, unter ihrem Dach zu nächtigen. Wortlos, aber mit einem Lächeln für Melisande, folgte sie dem Nekromanten ins Innere des kleinen Kottens. Es war eng, aber warm, und das genügte der Elfin vollauf, um zufrieden zu sein. Sie nahm sich noch die Zeit, ihr Gesicht vom gröbsten Dreck zu befreien, kauerte sich aber bald darauf in eine Ecke und fiel in einen tiefen, fast totengleichen Schlaf.
Am nächsten Morgen glaubte sie, irgendetwas von ihren Gildenkameraden, Vaermina und Untoten geträumt zu haben, außerdem von jeder Menge Feuer, aber sie brachte die Bruchstücke beim besten Willen nicht mehr zusammen. Vermutlich ergab das ganze ohnehin keinen Sinn. Sie fühlte sich erstaunlich erholt nach dieser Nacht und brauchte daher nicht lange, um sich soweit gesammelt zu haben daß sie abmarschbereit war.
Die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt, als sie und der Kaiserliche aus der Tür der Kate traten. Die Bretonin wie auch ihr Begleiter hatten nicht viele Worte zum Abschied verloren, vor allem aber hatte die geheimnisvolle Frau nicht eine einzige Frage danach gestellt, woher sie kamen oder wohin sie gingen. Die Dunmer fragte sich, was Arranges und die Alte wohl gemeinsam haben mochten, daß sie sich praktisch ohne Sprache verstanden. Andererseits, so dachte sie, ging es sie auch weiter nichts an.
Sie waren vielleicht einen halben Tag unterwegs, als sie sich schließlich für eine kurze Pause auf einem großen Stein niederließen. Erynn grübelte vor sich hin. Die seltsamen Geisterwölfe gingen ihr nicht aus dem Kopf, ebensowenig das plötzliche Ende der Verfolgung. Vielleicht kann sich der Beschwörer einen Reim darauf machen... ich jedenfalls habe von derartigen Dingen noch nie gehört. Sie warf ihm einen Seitenblick zu. Der Nekromant wirkte wieder, als sei er tief in Gedanken versunken und nehme ihre Anwesenheit bestenfalls am Rande wahr. Irgendwie nervte diese Zerstreutheit sie, jetzt gerade ganz besonders. Konnte er sich nicht vorstellen, daß ihr unzählige Fragen durch den Kopf schossen? Es wäre wirklich einfacher, wenn du ab und zu mal von dir aus auf solche Dinge eingehen könntest und nicht immer versuchen würdest, mich so unwissend wie möglich zu halten...
Die Elfin entschied, daß sie das Schweigen nun lange genug ertragen hatte. „Arranges?“ fragte sie, entschlossen, zumindest ein paar Antworten zu bekommen. „Wer, glaubst du, hat diese Wölfe auf uns gehetzt? Je länger ich darüber nachdenke, umso verwirrender erscheint mir diese Sache...“
Arranges hob langsam den Kopf und blickte Erynn in die Augen. Erst nach einem weiteren Moment, schien er ihre Frage registriert zu haben. 'Was glaubst du, Erynn?' Er machte eine auffordernde Geste, die sie wohl zum Nachdenken anregen sollte. 'Diese Kreaturen sind doch der Grund, warum du mir unbedingt folgen musstest, statt bei Harchaxas zu bleiben, wo du in Sicherheit gewesen wärst...'
Sie ignorierte den Seitenhieb ebenso wie den abweisenden Tonfall. "Warum haben sie die Verfolgung dann so plötzlich abgebrochen? An dem steilen Südufer spätestens hätten sie uns gehabt. Erzähl mir nicht, daß das irgendwie Sinn ergäbe. Und was war das für eine Gestalt, die auf einmal auftauchte ...die hast du doch gesehen, oder? Sehr klein, mit einem Mantel."
Arranges ließ genervt die Luft aus seinen Lungen entweichen. 'Woher, Erynn, soll ich wissen, warum diese Bestien uns nicht weiter nachgesetzt haben? Ich weiss, dass sie mächtiger sind als ich, diese Erkenntnis reicht mir völlig, mehr will ich gar nicht wissen... was das für eine Gestalt war?' Er hob die Schultern. 'Wenn ich es nicht besser wüsste, was ich in dem Fall nicht tue, würde ich sagen ein Kind, das zugesehen hat, wie du mir schier das Rückgrat brichst...' Es war deutlich zu spüren, dass ihn ärgerte, dass er gegen diese seltsamen Verfolger nichts hatte ausrichten können...
"Du hast also schlechte Laune, hervorragend", gab sie spitz zurück. "Hätte ich auch, wenn meine Hände so entzündet wären wie deine... wobei der Dreck in diesen Schnitten ja kein Problem darstellen sollte, das sich nicht mit einem Schwamm und etwas heißem Wasser lösen ließe. Eigentlich. Aber was rede ich... bei all deiner Klugheit war Vernunft noch nie deine Stärke." Ein wenig enttäuscht war sie schon, daß sie nicht mehr über die Geistertiere hatte in Erfahrung bringen können. Allerdings würde jeder Anflug von Bedauern gleich hinweggefegt von dem schieren Unverständnis für Arranges' grantiges Benehmen - und sie war entschlossen, sich das nicht länger bieten zu lassen. "Ich bin dir wohl noch lange nicht fest genug ins Kreuz gesprungen, um dir nachhaltig gesunden Merverstand einzuhämmern!"
Für einen kurzen Moment war er erstaunt über diesen Anflug von unerwartetem Widerstand. 'Wenn ich so an dich denke, bin ich ganz froh, dass ich möglicherweise nur sehr wenig Merverstand besitze...' Er blickte kurz auf seine Hände. Sie waren tatsächlich derb aufgerissen, aber im Grunde nichts Ernsthaftes. Dann sah er wieder auf und seine Augen funkelten. 'Wenigstens habe ich einen Kopf, den ich auch tatsächlich gebrauchen kann und nicht wie du nur dafür, dass es dir nicht in den Hals regnet...' Er überlegte kurz und fuhr sich währenddessen unwillkürlich mit einer Hand über die linke Augenbraue. Er fühlte dort zwar nur eine kleine, aber dennoch hässlich zerfranste Platzwunde. Und mit einem Mal, spürte er auch den Bluterguss, der sich an seinem Bein gebildet hatte. Mitten in der Bewegung hielt er inne und starrte beinahe erschrocken die Dunmer an. 'Nein... vergiss es...'
Erynn legte den Kopf schief und konnte sich einen betont unschuldigen Blick sowie ein zuckersüßes Lächeln beim besten Willen nicht verkneifen. Ach, Arranges... manchmal bist du so... nein. Dafür gibt es kein Wort. "Was soll ich vergessen? Wie blöd es ist, mit aufgerissenen Händen ein Schwert zu führen?" fragte sie, während ihr Blick an der Schramme auf seiner Stirn hängenblieb. "Ich habe aus zwei Gründen bisher nichts dazu gesagt. Erstens wollte ich dich nicht nerven und zweitens bin ich davon ausgegangen, daß du früher oder später von allein darauf kommst... offenbar nicht. Diese Wunden werden ausgewaschen und mit einem Trank versorgt. Ich überlasse es dir, ob du dich selbst darum kümmerst oder mich das tun läßt."
Sie nahm ihm komplett den Wind aus den Segeln. Was bildest du dir ein... Unbewusst wich er ein wenig zurück. Er versuchte wieder zu der abweisenden Miene zurück zu finden. 'Weder das Eine, noch das Andere... warum sollte ich Zeit und einen Heiltrank auf diese lächerlichen Kratzer verschwenden? ... Ich kann mein Schwert wunderbar führen... Und wage es nichteinmal daran zu denken, irgendwo an den Wunden herumzufingern!' Seine Stimme klang bei weitem nicht so barsch, wie er es gern gehabt hätte, dafür aber sprüten seine Augen Funken.
"Es braucht gar keinen kompletten Heiltrank dafür, höchstens ein paar Tropfen." Sie seufzte. "Arranges, was soll dieser Mist? Ich weiß, diese Schrammen sind mehr ärgerlich als gefährlich, aber trotzdem unter Garantie schmerzhaft, wenn dir erst der Schweiß dort hineinrinnt. Wir wollen in die Oblivionebene, schon vergessen? Solche unnötige Ablenkung können wir da garantiert nicht gebrauchen."
'Lächerlich... bis wir das Tor erreicht haben, sind diese Wunden längst verheilt... und nein, selbst ein paar Tropfen des Tranks sind noch zu kostbar... Und davon mal abgesehen, wenn ich mein Schwert nicht führen würde können, so hätte ich noch unzählige andere Waffen... Außerdem habe ich dir doch schon öfter gesagt, dass meine Wunden oder nicht Wunden, meine Sache sind... warum kümmerst du dich noch darum... mich interessieren deine Leiden doch für gewöhnlich auch eher nicht wie schon...' Er wusste nicht, was er noch sagen konnte, um ihr diesen Gedanken auszureden... Er war drauf und dran, einfach weitergehen zu wollen und somit diese Diskussion zu beenden...
Erynn verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße darin zu sehen war. Sie konnte den Kaiserlichen schlecht zwingen, einigermaßen schonend mit sich umzugehen, wenn er das nunmal partout nicht wollte. Diese selektive Wahrnehmung aber, die schon wieder aus seinen Worten sprach, war eine Sache, die sie wirklich zur Weißglut trieb. Dennoch bemühte sie sich, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben als sie antwortete: "Ja, du sorgst dich so wenig um jedes Leid, das mir widerfahren könnte, daß du mich am liebsten aus jedem Kampf heraushieltest, obwohl das Kämpfen mein Handwerk ist. Netter Versuch, Arranges, aber ich kaufe es dir nicht ab. Und jetzt laß mich deine Hände ansehen..."
Der Kaiserliche zuckte bei ihren Worten deutlich zusammen, er wusste, dass sie nuneinmal Recht hatte... Sein Gesicht versteinerte. 'Schon gut, schon gut, ich werde selber nach den Verletzungen schauen...' Er blickte für einige Herzschläge konzentriert auf seine Hände, drehte sie ein wenig um alle Schnitte sehen zu können, fuhr sich dann nochmals über die Wunde an der Stirn und blickte dann wieder Erynn in die Augen. 'Alles prima... es braucht keine weitere, größere Versorgung...' Sagte er nur. Er machte weder Anstalten weiterzugehen, noch tat er irgendetwas um seine Wunden tatsächlich zu versorgen.
"Na schön", gab die Elfin resignierend nach, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. Stattdessen betrachtete sie ihren Begleiter nur wachsam. "Du bist ein erwachsener Mann, ich kann dir also schlecht vorschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Auch wenn ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß irgendjemand das dringend tun sollte..." Sie ließ die Worte kurz einsinken, was ihr einen halb überraschten, halb zufriedenen Blick von Arranges einbrachte. "Verrate mir nur eines", fuhr sie fort, bevor er ihr irgendeinen hochmütigen Kommentar reinwürgen konnte. "Warum ist es so entsetzlich für dich, wenn dich jemand anfaßt? Kennst du mich immer noch nicht gut genug, um mir so weit trauen zu können?"
Arranges sah sie nach ihrer Frage erst eine Weile nur an. Man konnte förmlich hören, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. 'Es hat nichts mit Vertrauen zu tun, Erynn... es hängt ein wenig mit meiner Angst vor Nadeln, Skalpellen und dergleichen zusammen... es ist auch eher kompliziert. Ich bin mehrere Male schon innerhalb der Gathering offiziell, wenn du so willst, verarztet worden... weisst du, was Folter ist? Ich meine richtige Folter, nicht die Grausamkeiten, die ich dir schonmal angetan habe...?' Erynn nickte zögernd. 'Es wird darauf geachtet, dass man bei Bewusstsein ist, während man versorgt wird. Die Feldscher tränken ihre Hände zuvor in purem Alkohol. Man wird in der Regel nicht etwa fixiert, sondern von mehreren zugleich festgehalten, während man die brennenden Berührungen der Feldscher ertragen muss... Das alles hat eine ganz einfache Begründung: Es sind meist Novizen, die sich wirklich schwerwiegende Verletzungen zuziehen. Sie werden so zur Unverwundbarkeit erzogen... es verhält sich damit ähnlich wie mit dem Kaltblutritual... den Schülern wird praktisch gewaltsam anerzogen, sich nicht verletzen zu lassen... Ein Nebeneffekt davon ist, dass manche der Novizen daraus ein Verhalten und eine Mentalität entwickeln, die sie unnahbar erscheinen lässt, so dass sich irgendjemand ersteinmal gar nicht traut, ihnen irgendwie zu nahe zu kmmen, sie gar zu berühren und somit verletzen zu können... Mir haben sich diese wenigen Male als Erlebnis ins Gedächtnis eingebrannt, es ist eine Art Reflex, dass ich mich nicht einfach anfassen lasse...' Er seufzte und streckte ihr dann zögernd die Hände hin. 'Aber bitte... sei vorsichtig...' Er wusste selbst, wie unsinnig diese Bitte war, aber er kam nicht umhin, sie trotzdem auszusprechen.
Erynn spürte, daß sie sehr bleich wurde, als sie Arranges zuhörte. Fast zaghaft legte sie seine sehr viel grobknochigere Hand in ihre schmale Linke. "So vorsichtig, wie ich nur sein kann", versprach sie und merkte, daß ihre Stimme ein wenig zitterte. Seine Erzählung hatte sie wirklich schockiert. Sie nahm sich Zeit, die ausgefransten Schrammen und Schnitte mit etwas Wasser und einem Stück Leinen so umsichtig wie möglich von Sand und Dreck zu befreien, zuerst seine rechte Hand, dann die linke. Die Wunden waren tatsächlich nicht tief, dafür aber zahlreich und viele davon hatten längst begonnen, unschön zu nässen. Sie fühlte, wie die Finger ihres Begleiters sich in ihrem Griff verkrampften, während er sich bemühte stillzuhalten. "Weißt du", murmelte sie uns strich unwillkürlich mit dem Daumen über seinen Handrücken, "mir ist ehrlich gesagt völlig unverständlich, warum ihr glaubt euch das gegenseitig antun zu müssen, Abhärtung hin oder her. Aber du sollst niemals glauben, daß ich vorsätzlich grausam zu dir wäre..."
Nachdem Erynn mit dem Ergebnis ihrer Benühungen endlich zufrieden war, verteilte sie eine kleine Menge eines Heiltranks auf den verletzten Stellen. Man konnte praktisch dabei zuschauen, wie die Schrammen eintrockneten und sich fester Schorf bildete, der nur in wenigen Stunden von neugebildeter Haut abfallen würde. Dann warf sie noch einen kritischen Blick auf die Platzwunde über dem Auge. Es sah nicht unbedingt schön aus und eine Narbe würde mit ziemlicher Sicherheit bleiben, aber die Verletzung hatte heftig genug geblutet, um weitgehend sauber zu sein. Die Elfin verstaute Tuch und Wasserhaut wieder und blickte den Beschwörer dann fragend an. "Gehen wir weiter?"
Arranges verwehrte sich erst komplett gegen die sanften und vorsichtigen Berührungen Erynns. Dass von ihren Händen keinerlei Schmerz, noch irgendeine Art der Einschränkung für seine Bewegungen ausging, drang erst zu ihm durch, als sie begann zu reden. Er versuchte wenigstens seine Hände locker zu lassen, schaffte es aber nur teilweise. Ihr Worte nahm er stumm zur Kenntnis. Aber anders, als andere Dinge, die sie ihm schon gesagt hatte, berührten sie ihn nicht. Die Erlebnisse in den Lazaretten der Gathering saßen zu tief und zu fest. Er würde diese Empfindung nie abschütteln können. Als sie endlich fertig war, blickte er kurz ungläubig auf seine Hände. 'Danke!' Meinte er und sah ihr für einen Momen fest in die Augen. Dann nickte er. Sie machten sich wieder auf in Richtung Osten, zu den Kämmen der Valusberge...
Glannaragh
18.04.2011, 21:22
Erynn achtete nicht wirklich auf ihre Umgebung, während sie sich weiter durch den zunehmend dichter und ursprünglicher werdenden Wald schlugen. Ihre Stimmung wandelte sich mehr und mehr von geschockt zu rotglühendem Zorn. Krankes Pack, alle miteinander! Wenn das so weitergeht, könnte ich tatsächlich noch ein gewisses Verständnis für die Abtrünnigen entwickeln... Sie hielt in ihrem wortlosen Toben inne und schüttelte den Kopf über sich selber. Besser nicht. Ich hab auch so schon genug Ärger.
Praktisch ohne daß sie es bemerkt hatte, war eine gewisse Gewöhnung an die Umgebung eingetreten. Die Elfin paßte ihre Schritte und Bewegungen mehr und mehr an das Gelände an, stolperte immer seltener über ein unvorhergesehenes Hindernis - die jahrelange Arbeit in der Wildnis zahlte sich wieder einmal aus. Sie gingen noch mehrere Stunden lang, das Valusmassiv immer irgendwo zu ihrer Linken, ohne daß irgendetwas oder jemand versuchte, sie aufzuhalten. Hier und jetzt, unter dem warmen Licht der Nachmittagssonne und dem Gezwitscher unzähliger Vögel, wirkte der Angriff der Geisterwölfe beinahe wie ein böser Traum, so als hätte es die Geschehnisse der vergangenen Nacht niemals wirklich gegeben.
Arranges hatte nicht mehr gesprochen seit ihrer kurzen Rast am Mittag, ein Umstand, den Erynn ihm kaum verdenken konnte. Im Lichte dieses neuen Bruchstücks seiner Geschichte ergaben viele Verhaltensweisen, die ihr bisher unbegreiflich geblieben waren, einen ganz neuen, traurigen Sinn.
In der Nacht rasteten sie in einer relativ geschützten kleinen Mulde, die von mehreren alten, starken Buchen gesäumt wurde. Sie verzichteten darauf, ein Feuer zu entzünden; vielleicht würden sie ihre uneingeschränkte Dunkelsicht noch brauchen, sollte wieder irgend etwas versuchen, sich ihnen in den Weg zu stellen. Diese Möglichkeit verhinderte, daß auch nur einer von ihnen viel Schlaf fand, doch sie sollten diesesmal unbehelligt bleiben. Mit dem ersten Licht des neuen Morgens gingen sie weiter, aßen während sie liefen und hielten sich auch sonst nicht weiter auf. Dennoch wurde es Nachmittag, bis sie die weißen Mauern von Hame zum ersten Mal durch die Blätter des Waldes schimmern sahen...
Sie kamen gerade in Sichtweite der schneeweißen Ruinen und traten auf eine kleine Lichtung hinaus. Arranges klebte während der nächsten paar Schritte förmlich an den Mauerresten des uralten Bauwerks. Er hatte nur wenig Lust darauf, wieder so überrascht zu werden wie bei Beldaburo. Allerdings konnte er nichts verdächtiges entdecken und so kehrte er den Blick gerade wieder nach innen, als plötzlich eine Gestalt langsam, vielleicht 20 Schritte vor ihnen, aus dem Wald trat. Der Nekromant fixierte den Zweigling sofort und blieb ruckartig stehen. Er hob die Hand um Erynn zu signalisieren, dass sie ebenfalls sofort stehen bleiben solle. Er sänkte eine Hand zum Schwert, während er vor sich hin knurrte: 'Warum ausgerechnet Zweiglinge... ein Wegeglagerer oder soetwas hätte es doch auch getan...' Aber die Dryade schien gar nicht die Absicht zu haben, sie angreifen zu wollen, sie beschwörte weder irgendein Tier der Wildnis, noch hatte sie eine deutlich aggressive Haltung. Sie fasste lediglich die Dunmer in ihren Blick und kam gähnend langsam näher.
Es entstand ein seltsamer Moment, als sich die Blicke von Elfin und Zweigling kreuzten. Das Baumwesen legte den Kopf schief und setzte sich langsam in Bewegung, während es sie fest im Blick behielt. "Ach du Scheiße", war alles, was Erynn auf die Schnelle dazu einfiel, bevor sie selbst ein paar Schritte nach hinten machte um die Dryade daran zu hindern, den Abstand zwischen ihnen beiden zu schließen.
Arranges war für einen Moment nur erstaunt und starrte Erynn an, als wäre sie irgendeine geistig Arme. 'Zur Hölle Erynn, das ist ein Holzscheit auf zwei Beinen, warum weichst du zurück?!' Er riss das Schwert aus der Scheide und tat einen entschlossenen Schritt auf das Baumweib zu. Die Dryade schien ihn aber nicht zu beachten. Stattdessen bemerkte er eine Berührung an der Schulter. Er fuhr auf dem Absatz herum und sah sich direkt einem weiteren Zweigling gegenüber. Das Wesen blickte ihn nur stumm an und plötzlich ließ der Kaiserliche sein Schwert sinken. 'Harchaxas entrichtet euch seinen Gruß und bedauert zugleich, eurem Wunsch nicht nachgekommen zu sein...' Hörte er eine seltsame Stimme in seinen Gedanken. 'Er hat uns geschickt, sie wieder in Sicherheit, zu ihm, zu bringen... Harchaxas bittet euch inständig um Verzeihung...' Der Nekromant war völlig erstarrt und baff. Langsam drehte er den Kopf und zuckte erschrocken zusammen, als er sah, wie Erynn gerade noch einen Schritt zurückwich. Er konnte sie nicht mehr warnen oder sonst etwas sagen... Längst war hinter der Kriegerin ebenfalls ein Zweigling aus dem Wald getreten und hatte darauf gewartet, dass die Dunmer ihr in die Arme lief. Sanft legten sich die Hände auf ihre Schultern, während die andere Baumfrau weiter auf sie zuschritt...
Erynn registrierte, daß der Zweigling weder zum Angriff überging noch sonderliches Interesse an ihrem Begleiter zeigte, sondern ausschließlich an ihr selbst. Für dieses Verhalten gab es, genau betrachtet, nicht gerade viele Erklärungsmöglichkeiten. Verflucht noch mal... sind mir diese Biester etwa bis hierher gefolgt? Wirklich härtnäckig, das muß ich schon sagen... Sie duckte sich instinktiv als sie spürte, wie sich starke, lange Finger auf ihre Schultern legten. Die Dryade folgte ihrer Bewegung und im nächsten Augenblick fand sich die Elfin in einem kräftigen Griff gefangen, aus dem es kein Entkommen gab. Ein Arm des Zweiglings war fest um ihre Taille geschlungen, der andere lag um ihren Hals, weit genug, um ihre Atmung nicht zu behindern, zu eng, um sich irgendwie herauswinden zu können. Zudem war das Wesen für den Moment starr wie ein einfacher Baum geworden, aber Erynn hörte sein helles, so seltsam verführerisches Lachen in ihrem Kopf. Für einen kurzen Moment lehnte sie sich gegen den Leib der Baumfrau und schloß die Augen... nur um sie einen Herzschlag später wieder aufzureißen, wütend auf sich selbst, auf diese magischen Kreaturen und den Kerl, der ihr die Viecher vermutlich hinterhergehetzt hatte. Was zum Donner...? "Arranges! Wenn dein Druidenfreund hier irgendwo in der Nähe ist, sag ihm er soll diese Baumweiber zurückpfeifen", tobte sie. "Ich lege verdammt noch mal keinen Wert auf seine seltsame Vorstellung von Gastfreundschaft!"
Noch bevor Arranges auch nur irgendetwas tun konnte, hörte er wieder die Stimme des Zweiglings in seinem Kopf: 'Harchaxas ist nicht hier, er hat uns aber damit beauftragt, sie wieder zu ihm zu bringen, damit er über sie wachen kann, so, wie ihr er ursprünglich mit ihm besprochen habt, Arranges.'
'Was äh...' Komplett impulsiv und eher der Eingebung eines Instinkts folgend, ließ der Magier sein Schwert fallen und krümmte beide Hände vor sich zu Klauen nach oben, während er einen Schritt von dem Zweigling weg tat. Plötzlich wurden seine Hände von beinahe massiv wirkenden Flammennovas eingehüllt. 'Die Absprache hat sich einseitig geändert, Erynn bleibt bei mir...' Der Zweigling, welcher mit ihm gesprochen hatte, zeigte sich zunächst unbeeindruckt, wich aber trotzdem ein wenig zurück. 'Ihr wisst, dass Harchaxsas soetwas nicht gutheißen wird? Wir bringen Lady Erynn zurück zu ihm, wie uns aufgetragen wurde...' Währenddessen hatte die zweite Dryade Erynn erreicht beide schlossen sie die Dunmer in einer Art Umarmung zwischen sich ein. Ein Entkommen war praktisch nicht mehr möglich. 'Gebt sie frei!' Sagte Arranges drohend. 'Warum sollten wir uns gegen Anweisungen Harchaxas auflehnen?'
'Weil ich wünsche, dass Lady Erynn bei mir bleibt!'
'Wie könnt ihr das verwantworten, war eure ausdrückliche Bitte an ihn doch, dass er sie schützt, mit der Begründung, dass ihr dazu nie und nimmer in der Lage sein würdet?'
'Lasst sie gehen, das ist meine letzte friedliche Forderung...!'
'Nein...' ... Augenblicklich wurde der Zweigling zurückgeschleudert, getroffen von einem starken Feuerzauber. Der zweite Feuerball folgte, noch bevor die Dryde ganz auf dem Boden aufgekommen war. Noch lauter als der vorangegangene, krachte der Zauber in die Baumfrau und bescherte ihr einen weiteren Flug durch die Luft, der sie geradezu grotesk wirken ließ.. Mit komplett verkohlter Front stemmte sich das Baumwesen nach einigen Augenblicken hoch. 'Das letzte Wort hat Harchaxas...' War das Letzte, was Arranges hörte, dann verschwand der Zweigling wieder im Wald. Als Arranges sich umdrehte, sah er gerade noch, wie die beiden anderen Dryden im Unterholz verschwanden. Mit ein paar großen Schritten hatte er Erynn erreicht und stützte sie. 'Alles in Ordnung?'
Die Elfin hörte auf zu zetern, als die zweite Dryade sie erreicht hatte. Genau genommen hörte auf damit, irgendetwas zu tun, außer dem Geflüster der Wesen in ihrem Kopf zu lauschen. Es klang wie ein leichter Wind, der durch junge Haselruten fährt. Sie glaubte, unter der rindenartigen Haut der Wesen so etwas wie Pulsschlag zu fühlen, ein stetiger, urtümlicher Rhythmus, unbeeinflußt, unbeeindruckt vom Werden und Vergehen der menschlichen Belange.
Plötzlich drang Kampfeslärm zu ihr herüber und riß sie aus ihrem tranceartigen Zustand. Die beiden Zweiglinge, die sie eben noch so schützend umfangen hatten, wichen unvermittelt vor ihr zurück. Verwirrt und auf unsicheren Füßen blieb Erynn stehen wo sie war, taumelte und wurde von irgendwem aufgefangen... Arranges. "Was? Ja... es geht mir gut. Denke ich. Warum sind die Dryaden weggegangen?"
Arranges langte mit der anderen Hand nach und zog sie richtig auf die Beine, damit sie ihm nicht in den Armen zusammensackte. Auf ihre Frage hin, blinzelte er nur kurz bedächtig in den Himmel, wo die hauchzarten Rußschlieren seiner Feuermagie gerade vom Wind verweht wurden. 'Ich habe ihnen mit... etwas Nachdruck zu verstehen gegeben, dass sie dich nicht mitzunehmen brauchen und dass ich wünsche, dass du bei mir bleibst...'
"Mhm..." Erynn hörte offenbar nur halb zu, schaute stattdessen mit noch etwas vernebeltem Blick in die Richtung, in welche die Baumfrauen verschwunden waren. "Wie schade. Du hättest sie gemocht. Bestimmt." Sie versteifte sich, als ihre Augen nach und nach klarer wurden. Eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn, als ihre Augenbrauen sich zusammenzogen. Die Dunmer sah zu Arranges auf. "Was hab ich gesagt? ...Was auch immer es war, es kann nicht wichtig gewesen sein. Schön, daß du beschlossen hast, mich nicht zu diesem seltsamen Druiden zurückzuschicken..."
Arranges überging ihr Gebrabbel, er wollte gar nicht erst wissen, welche Bedeutung sich dahinter verbergen konnte. Er hielt sie noch einen Moment fest, dann ließ er sie langsam los und tat einen Schritt nach hinten. 'Ich hätte dich wenige Tage später sowieso wieder an mir hängen gehabt, da kann ich dich auch gleich als Ablenkung für Gegner einsetzen oder so... aber sag mal, was meintest du vorher damit, du wärst an seiner Vorstellung von Gastfreundschaft nicht interessiert?'
Für eine schlagfertige Antwort war die Dunmer noch immer ein wenig zu durcheinander, und so kam es, daß sich ihre tatsächlichen Gedanken recht deutlch in ihrem Gesicht abzeichneten. Sie zug einen kleinen Schmollmund. "Das ist gar nicht der wirkliche Grund, weshalb du sie weggeschickt hast", verkündete sie überzeugt. Ihr Blick blieb an seinen betont unbeeindruckten Augen hängen. Für einen Moment hielt sie dem stand, doch dann wand sie sich unwillkürlich unter dem forschenden Starren. "Ach, nichts weiter... es ist nur... Harchaxas ist ein Dickschädel, der nicht mit sich reden läßt. Und er umgibt sich mit diesen Zweiglingen, die ihm wiederum gehorchen. Das ist... unheimlich." Es war ihr unmöglich, dem Blick dieser dunklen Augen noch länger standzuhalten, die manchmal einfach zu tief unter die Oberfläche sahen, vor allem wenn sie versuchte zu lügen oder dem Beschwörer etwas zu verheimlichen. So wie jetzt...
Arranges zog eine Augenbraue hoch. Nach einem weiteren Augenblick machte er eine gespielt ungeduldige, auffordernde Geste. 'Und... weiter? ... Erzähl mir doch zur Abwechslung etwas, das ich noch nicht weiss...'
Erynn seufzte und ließ sich auf einen in der Nähe liegenden Steinquader sinken. Dann sah sie ein weiteres Mal zu dem Kaiserlichen auf -sehr viel vorsichtiger diesesmal- und versuchte herauszufinden, wie ernst ihm diese Frage tatsächlich sein mochte. Sie überlegte an einer Ausrede herum. Viel zu lange, als daß irgendetwas von dem, was sie hätte sagen können, auch nur im Ansatz glaubwürdig geklungen hätte. In Ermangelung weiterer Möglichkeiten entschied sie sich schließlich für die Flucht nach vorn. "Äh... nein?" Ein etwas trotziger Ausdruck trat in ihr Gesicht. "Ich will dir nämlich überhaupt gar nichts erzählen. Du mußt nicht alles wissen."
'Was du willst ist mir im Grunde ersteinmal egal... sollte dir eigentlich schon längst einmal aufgefallen sein...' Er setzte sich neben sie. 'Du kannst mir jetzt verraten, was Harchaxas dir... angetan hat oder aber ich überlege mir nochmal, ob ich dich tatsächlich bei mir haben will... hmm... bis Leyawiin, zum Haus von Meisterin Marie wäre es nicht sehr weit... ihr habt euch in Valenwald doch so gut verstanden... ich bin mir sicher, dass sie das Kindermädchen für dich spielen kann... sehr viel besser und verlässlicher als der Argonier vermutlich...'
Die Dunmer war so baff, daß sie für einen Moment überhaupt nichts sagte. "Das ist nicht gerecht, Arranges", brachte sie endlich heraus. "Es geht dich nichts an, wirklich nicht. Laß mich in Ruhe!" Sie sprang auf und fluchte unterdrückt. Aus dieser Nummer kam sie nicht mehr heraus, so viel war sicher. Möglicherweise konnte sie aber wenigstens den Schaden begrenzen. Zögernd setzte sie sich wieder. "Das Ganze ist... ziemlich heikel, für mich jedenfalls. Wär es nicht möglich, daß du dich einfach damit zufriedengibst und mir zur Abwechslung mal zutraust, eigene Entscheidungen treffen zu können?"
Der Kaiserliche schüttelte nur wortlos den Kopf. 'Es war deine Entscheidung mir zu folgen... und jetzt, da es wieder an mir ist, zu sehen, dass du möglichst heil wieder aus dem Obliviontor herauskommst, will ich auch wissen, weshalb ich den Zorn des Druiden auf mich gezogen habe, indem ich einen seiner Zweiglinge fast zum Teufel gejagt habe... wie gesagt, du weisst gerade mal, wie man Magie schreibt... und ich soll dir zutreuen, dass du Entscheidungen allein treffen kannst, die indirekt auch mich angehen? ... Nein Erynn, es sah nicht unbedingt so aus, als wärst du gern bei Harchaxas geblieben... was ich auch nicht erwartet hatte, aber zumindest dachte ich, dass er dich soweit gut behandelt, dass du nicht sofort reissaus nimmst...'
„In Neungötternamen, so laß mich doch einfach in Frieden, Arranges“, sagte sie matt und stützte den Kopf in beide Hände. Wie sollte sie bloß erklären, was wirklich in ihr vorging? Sicher, sie traute dem Beschwörer mittlerweile, aber reichte das aus? Wäre er überhaupt imstande nachzuvollziehen, was sie so bis ins Innerste verschreckte, daß sie die Empfindung am liebsten aus ihrem Herzen gerissen und weit von sich geschleudert hätte?
Noch einmal sah sie zu ihrem Begleiter auf, der sie weiterhin fixierte, ohne kaum einmal zu blinzeln. Es war ein Blick wie jener, der sie schon ganz am Anfang ihrer Bekanntschaft so völlig aus dem Konzept gebracht hatte, als er sie beim Friedhof von Skingrad in die Falle gelockt hatte. Bis heute hatte er nichts von seiner Wirkung auf sie verloren. Es waren Momente wie diese, in denen sie sich noch immer vor Arranges fürchtete. Momente, in denen das Machtgefälle, das zwischen ihnen herrschte, so überdeutlich zu Tage trat.
Erynn schüttelte den Kopf, und die Geste wirkte wie eine Kapitulation. Dennoch dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie schließlich sprach. Wo beginnen...? „Ich... weiß nicht genau, wo ich anfangen und wo aufhören soll. Aber da du ohnehin nicht lockerlassen wirst, kann ich auch gleich etwas weiter ausholen. Harchaxas hatte offenbar kein Interesse daran, mit mir das Für und Wider meines unfreiwilligen Aufenthalts bei ihm zu diskutieren... Er schickte eine dieser Dryaden zu mir. Sie... küßte mich. Und da war noch irgendetwas. Intensiver. Ich weiß nicht mehr genau, aber es genügte wohl, mich für ein paar Stunden ruhigzustellen... versteh mich nicht falsch. Auf den ersten Blick war nichts offen gewalttätiges daran. Aber im Nachhinein... fühlt es sich an wie ein Überfall. Schon wieder.“ Sie atmete einmal zitternd ein. Wenn sie schon so weit war, könnte sie den Rest gleich auch noch erzählen, dann wäre es wenigstens heraus. „Was ist bloß los in letzter Zeit?“ knurrte sie, konnte aber dennoch nicht ganz verbergen, wie eingeschüchtert sie eigentlich war. „Ist ganz Nirn verrückt geworden? Zuerst dieser Novize, der tatsächlich die Stirn hatte zu glauben, er könnte mich hinter sich herschleifen. Als nächstes Geshrak...“ sie hielt inne und brauchte ein paar Augenblicke, um einen bitteren Klumpen Galle wieder herunterzuwürgen. Dann schüttelte sie sich wie ein Hund und fuhr fast trotzig fort: „...und zuletzt Harchaxas, der glaubt, mir seinen seltsamen Harem auf den Hals hetzen zu können.“
Sie ließ den Kopf hängen und schlang die Arme um ihren Leib. „Ich bin doch kein... wasauchimmer. Warum glaubt alle Welt plötzlich, sich mir aufzwingen zu können?“ Mit verkrampften Kiefern starrte sie vor sich auf den Waldboden. Nur zu gern hätte sie dem Beschwörer jetzt einen herausfordernden bist-du-dann-endlich-zufrieden – Blick zugeworfen, aber das brachte sie beim besten Willen nicht mehr fertig. Es war schon unter normaleren Umständen schwierig diesen dunkelblauen Augen standzuhalten, um deren Wirkung der Kaiserliche genau wußte. „Das sind die Dinge, vor denen ich mich wirklich fürchte, Arranges. Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins kann man nicht mit Pfeil noch Stahl bekämpfen..." Ein flehender Ton schlich sich in ihre Stimme. "Bitte, frag jetzt nicht weiter...“
Im Kopf des Kaiserlichen überschlugen sich die Gedanken, während er ihr zuhörte. Er wandte den Blick ab, als sie geendet hatte und wartete einen Moment. Du scheinst allmählich zu durchdringen, in was für einer Welt ich lebe... und wieder tut es mir leid, dich da mitreingezogen zu haben... Er rückte ein wenig näher an die Dunmer heran und legte zögernd einen Arm um ihre Schultern. Erst nach einigen langen Augenblicken, in denen er versuchte, ihr schweigend irgendwie Trost und Sicherheit zu spenden, begann er mit ruhiger Stimme zu sprechen: 'Ich kann dich ganz gut verstehen Erynn... ich hatte und habe sehr ähnliche Ängste... ich hätte nicht fragen sollen...'
Sie schüttelte den Kopf. "Nein, du verstehst das immer noch nicht richtig... wie auch, ich habe ja selbst kaum Worte dafür." Sie gab sich einen Ruck. "Hör zu. Ich werde versuchen es dir zu beschreiben, aber nur dieses eine Mal... es ist nicht, daß irgendwelche Leute glauben, sie könnten Macht über mich mich ausüben. Das ist normal, wenn auch nicht immer berechtigt. Ich meine vielmehr... du bist keine Frau, Arranges. Ich bezweifle, daß dich jemand ansieht oder mit dir umgeht in der Überzeugung, über deinen Körper verfügen zu dürfen, als sei es eine Selbstverständlichkeit... als sei das... irgendwie normal." Sie schluckte hart und fuhr dann sehr viel leiser fort. "Bisher ist mir das aus offensichtlichen Gründen erspart geblieben... aber nachdem sich nun schon zweimal irgendwelche Leute dieser... Schwäche bedienen wollten, um mir ihren Willen aufzuzwingen, muß ich sagen daß... es mich zu Tode ängstigt." Sie sah auf und streckte Arranges in fast hilfloser Geste die leeren Handflächen entgegen. "Ich kann es dir nicht besser erklären, beim besten Willen nicht. Ich verstehe es ja selbst nur zur Hälfte..."
Arranges zuckte erschrocken zusammen, als er fast zu plötzlich begriff, was sie eigentlich meinte. Verdammt, Arranges, wie blöd bist du eigentlich... das war doch schon bei ihren ersten Worten offensichtlich genug... Er versuchte eine ganze Weile Worte zu finden, die er ihr sagen konnte... 'Erynn... glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich diese... Angst, von dir nehmen würde, wenn ich könnte... ich kann nicht so ganz nachfühlen, was in dir vorgeht... aber wie du bereits vermutet hast, ich kenne streng genommen keine vergleichbare Situation, die ich bis jetzt erlebt habe...'
Die Dunmer rang sich ein tapferes Lächeln ab. "Du kannst daran nichts ändern, Arranges. Niemand kann das. Es ist schon gut... Sag, können wir vielleicht bis morgen hierbleiben? Ich glaube nicht, daß die Zweiglinge so bald wiederkommen. Außerdem bin ich gerade gewiß nicht in der Lage, mich durch die Totenlande zu schnetzeln..."
'Natürlich...' Sagte Arranges leise und lächelte ebenfalls. Nach einem weiteren Augenblick nahm er den Arm wieder von ihren Schultern, stand auf und machte sich daran, ein wenig Feuerholz zu sammeln. Wenig später hatte er ein ansehnliches Feuer in Gang gebracht... 'Ich würde die Nachtwache übernehmen... wenn es denn so weit ist...' Dabei schielte er in den hellen Himmel, die Sonne war zwar bereits auf dem Weg zum westlichen Horizont, aber es war bestenfalls später Nachmittag...
Glannaragh
21.04.2011, 15:32
Erynn nahm das Angebot ihres Begleiters nur zu gern an und gestattete sich, sich für den Augenblick einfach hängen zu lassen, beobachtete Arranges ein wenig träge dabei, wie er das Klaubholz zusammensuchte. Sie merkte wie sehr es ihn fuchste keine Lösung für ihren Kummer parat zu haben, und senkte den Kopf um ein weiteres, kleines Lächeln zu verbergen. Es war in der Tat erstaunlich, bedachte man, wie kurz es erst her war, daß sie jede sich bietende Angriffsfläche genutzt hätten, um den anderen in die Schranken zu weisen, statt sich gegenseitig aufzufangen, wo es nötig war.
Sie schaute den Flammen zu, die zunächst klein, dann rasch größer und kräftiger werdend um Reisig und Äste spielten, das nicht ganz trockene Holz zum Knacken und Zischen brachten, während sie gedankenverloren auf einem Stück Dörrfleisch herumkaute. Das Schweigen, welches sich wieder über sie beide gesenkt hatte ging ihr zusehends auf die Nerven, so daß sie beschloß, diesen Umstand zu zu ändern. Sie wollte jetzt nichts fragen und auch gar keine neuen Dinge erfahren, auch wenn der Vaerminaschrein ihr nach wie vor nicht aus dem Kopf ging. Aber sie hatte gerade keine Konzentration dafür, sich irgendwelche Informationen zu merken. Stattdessen begann sie einfach das erstbeste zu erzählen, das ihr gerade einfiel. Es war gar nicht so wichtig, ob Arranges sich die Mühe machte zuzuhören, es reichte ihr, den Klang ihrer eigenen Stimme zu hören.
„Weißt du“, sagte sie mit einem Blick auf die umgebende Wildnis und ohne besondere Einleitung, „eigentlich war niemals geplant, daß ich mich der Kriegergilde anschließe. Ich sollte Jägerin werden. Mein Vater hat Jagdrechte für die Grafschaft Cheydinhal, und ich sollte sie eines Tages erben.“ Erynn ließ sich auf den Rücken zurücksinken und betrachtete den sich langsam rot färbenden Himmel. „Ich kann mich kaum an eine Zeit erinnern, in der ich nicht mit durch die Wälder gestreift bin und all die Dinge gelernt habe, die mir später nützlich sein sollten. Aber je mehr Routine ich bekam, je weniger das Lauern auf die Beute oder dieser eine Moment, bevor sich der Pfeil von der Sehne löst, noch eine Herausforderung darstellten, umso unzufriedener wurde ich mit der Aussicht, das für den Rest meines Lebens machen zu müssen. Es gab einige unschöne Diskussionen, zumal ich nicht die geringste Ahnung hatte, was ich stattdessen hätte tun können... ich hatte mich auch nicht wirklich bemüht, meine neugefundene Einstellung meinen Eltern möglichst schonend beizubringen... Die Kriegergilde war die naheliegende Wahl, schätze ich. Ich hatte einige der Fähigkeiten, die man dort gebrauchen konnte und darüber hinaus konnte ich vorerst in Cheydinhal bleiben... bis dahin hatte ich übrigens noch nie ein Langes Schwert in der Hand, nur Dolche und Messer. Das Schwertfechten war so ziemlich die erste Fähigkeit, die nur mir gehörte... die ich aus eigenem Antrieb gelernt habe und nicht, weil irgendjemand sagte, ich müsse das tun, weil wegen dieser und jener Gründe, die ich doch einsehen müsse.“ Sie grinste schief. “Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob meine Entscheidung für die Gilde wirklich so eine schlaue Idee war. Aber besser, als bis zu den Ellbogen in einem aufgebrochenen Stück Wild zu stecken, ist es allemal...“
Die Elfin verstummte, ein wenig verloren in ihren von der heutigen Warte aus betrachtet eher beschaulichen Erinnerungen. Nach und nach ergriff die Müdigkeit Besitz von ihr, und sie hieß sie willkommen. Es war noch kein Mond am Himmel zu sehen, als sie schließlich einschlief.
Arranges hörte Erynn schweigend zu. Er wäre auch nicht beleidigt gewesen, hätte sie einfach geschwiegen, aber das Reden schien ihr wohl irgendwie wichtig... eine Sache, die er seit ihrer ersten Begegnung bis jetzt, nicht ganz verstehen konnte. Immerzu brauchte diese Frau einen Grund zum Reden... und wenn es keinen Gab, dann dachte sie sich einen aus. Andererseits war Erynn auch jemand, der trotz seiner Unbildung nicht nur sinnlosen Mist von sich gab, wie sehr viele andere... sie... ging praktisch bei fast jedem Gespräch und störte es ihn noch so sehr, auf ihn ein... Völlig verwundert über seine eigene plötzliche Feststellung, jetzt, da er darüber nachdachte, drehte er den Kopf und schaute zu Erynn hinüber. Die Dunkelelfe lag auf dem Rücken im Gras und war mittlerweile eingeschlafen... Er hatte das gar nicht bemerkt und erst jetzt fiel ihm auch auf, dass er ihr über seine Gedanken hinweg, wohl doch nicht zugehört hatte... Langsam stand er auf und deckte sie mit der einen Decke die sie mitgenommen hatten zu. Sogar die Zeltplane haben wir in Bruma gelassen... warum zur Hölle bin ich so nachsichtig unterwegs in den letzten Tagen?! Er setzte sich wieder ans Lagerfeuer und wachte die Nacht hindurch über sie beide.
Am nächsten Tag weckte er die Dunmer vorsichtig. Sie hatte sich nur ungenügend erholt, aber er stocherte nicht nach dem Grund, er konnte ihn sich zur Hälfte selbst denken. Sie machten sich wieder auf den Weg. Es dauerte nicht sehr lange, bis sie die Ruinen erreicht hatten, die Sonne war gerade zur Gänze hinter den Valusbergen aufgetaucht, als Arranges sich auf den leicht erhöhten Hauptsockel in der Mitte der drei bröckelnden Torbögen stellte und seinen Blick umherschweifen ließ. 'Seltsam, ich hatte Hame irgendwie größer in Erinnerung...' Direkt konnten sie kein Tor sehen. Im Süden erhob sich praktisch direkt vor ihrer Nase ein hoher Ausläufer der Valusberge. Im Westen war nichts anderes als Bäume und im Norden konnten sie ebenfalls wenig erkennen...
Leicht frustriert stieg er wiede von dem Sockel herunter. 'Wir sollten wohl den Angaben des Druiden folgen...' Er deutete nach Osten, wo sich unweit fast übergangslos, das Massiv der Valusberge erhob. 'Wir werden am Fuß der Berge nach Süden gehen, irgendwann sollten wir dort auf ein Tor treffen...'
Glannaragh
22.04.2011, 22:21
Die Nacht war viel zu früh vorbei für Erynn, wenngleich die Sonne schon recht hoch am Himmel stand, als eine Berührung an der Schulter sie weckte. Sie mußte wirklich tief und fest geschlafen haben. Arranges hatte sie zugedeckt, wie sie feststellte. Am Abend zuvor hatte sie nichts davon bemerkt.
Die Elfin setzte sich schließlich auf und stellte sich der Realität – einfach hier liegenbleiben konnte sie ja schlecht. Außerdem wollte sie gewiß nicht riskieren wieder von Arranges darauf gestoßen zu werden, daß sie nicht mit hierher hätte kommen müssen. Sie packte zusammen und trottete hinter dem Kaiserlichen her bis zu der Stelle, an dem sich der Hauptteil der Ruine in die Baumwipfel reckte, als wolle er dem unausweichlichen Verfall mit aller Macht trotzen. Das Gemäuer war unzweifelhaft ayleidisch, schien aber keine alte Stadt oder größere Befestigung zu sein. Bestenfalls war es einmal ein freistehender Wachturm gewesen. Es war auch kein Eingang oder ähnliches mehr auszumachen.
Der Beschwörer kam recht bald auch dahinter, daß dies nicht ihr Ziel sein konnte. Sie blickte wie er die Kette der Valusberge entlang - wenigstens hatten sie von ihrer etwas erhöhten Position auf den alten Mauern einen halbwegs brauchbaren Überblick auf das Gelände, das vor ihnen stetig abfiel... bis zu einem hohen und recht steilen Kamm, der direkt in der Richtung lag, die sie würden einschlagen müssen. Zweifelnd schaute sie ihren Begeiter von der Seite an: „Äh... da rauf? Meinst du das ernst?” Sie folgte dem Verlauf der Erhebung mit den Augen. „Da kommen wir nie hoch. Aber wir müßten das Ding eigentlich umgehen können...“ Sie sah ein weiteres Mal zu Arranges auf und stellte sich unwillkürlich auf eine längere Diskussion ein. Allein das Wort „Umweg“ schien bei ihm sowas wie eine allergische Reaktion auszulösen. Andererseits hatte Erynn nicht die geringste Lust, diese steile Wand hochzuturnen, die sich einige Meilen vor ihnen erhob. Sie wußte ohnehin nicht, wie sie das hätte anstellen sollen. „Arranges? Ich glaub echt nicht, daß das eine gute Idee ist. Schon gar nicht mit der ganzen Ausrüstung, die wir mit uns rumschleppen...“
[Teil 1]
Es dauerte nicht sehr lange, bis Arranges begann, sich ernsthaft zu wundern. Er hatte Hame nur einmal gesehen und das war auch nur aus der Entfernung. Aber damals meinte er sich erinnern zu können, stand er in einem recht schmahlen Tal, sehr viel weiter in südlicher Richtung. Zudem war das Tal nach Süden hin offen und man konnte von weiter oben in dem Einschnitt aus, eine Quelle des Panthers am Taleingang schimmern sehen. Verfluchte Scheisse, wir sind zu weit nördlich, auf der ganz falschen Seite... Dass Erynn seinen Gedankengang gerade jetzt mit ihren Worten unterbrach, machte die Situation nicht besser. Abrupt blieb er stehen und belegte die Dunmer mit einem Blick, der sie förmlich durchbohrte. 'Du kannst gern drumherum laufen... oder du hättest besser daran getan, noch ein bisschen weniger zu essen in den letzten Tagen, hättest du jetzt vermutlich sogar drüberfliegen können...' Er war stinksauer, allein schon deswegen, weil er, Arranges, sich verlaufen hatte...
Du oller, jähzorniger Bock... was hab ich dir jetzt schon wieder getan? Sie konnte nicht verhindern, daß sie ein kleinwenig zusammenzuckte, bevor sie die Schultern straffte und ihrerseits einen leicht giftigen Blick auf den Beschwörer abschoß. "Das laß mal meine Sorge sein. Ich werde schon nicht vor Entkräftung zusammenbrechen... Wie dem auch sei: Ich glaube nicht, daß es eine gute Idee ist einfach geradeaus zu rennen. Sieht von hier aus wirklich ziemlich steil aus... Kannst du überhaupt klettern?"
'Das lass mal meine Sorge sein...' Äffte er sie nach... 'Wie gesagt, du kannst gern drum herum laufen, ich hinder dich sicherlich nicht daran... Du hättest natürlich auch bei dem Argonier bleiben können, dann wären dir solcherlei Sorgen erspart geblieben...' Er wandte sich ab und reckte die Hände in flehender Geste zum Himmel, während er knurrte: 'Warum hab ich die Zweiglinge nicht einfach machen lassen...'
Erynn entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Wie aus Reflex erhob sie die Rechte zum Schlag, ballte die Hand dann langsam zur Faust, bevor sie sie wieder sinken ließ. Manchmal machst du es einem wirklich schwer, nicht zuzuschlagen, Arranges... "Vielleicht", gab sie kalt zurück "weil du irgendwo doch noch einen Funken Anstand im Leib hast. Auch wenn dir diese Tatsache hin und wieder entfällt... und jetzt hör auf mich anzupampen. Ist schließlich nicht meine Schuld, daß du zur falschen Ruine gerannt bist."
Arranges wollte ihre Worte ignorierend, gerade schon weiterlaufen. Der letzte Satz jedoch ließ ihn herumfahren. Innerhalb von vielleicht 3 oder 4 Herzschlägen stand dem Magier die Wut mit dicken, roten Lettern ins Gesicht geschrieben. 'Du weisst ja noch nichteinmal, wie man Hame schreibt... vermutlich ist es deine Blödheit, die langsam aber sicher auf mich abfärbt... mein Unterbewusstsein hatte wohl doch recht gute Gründe dafür, dass es mich gleich zweimal dazu bewegt hat, dich irgendwo einfach abzusetzen...'
Wenn seine Worte dazu gedacht waren die Diskussion über Sinn und Unsinn des Weges abzuwürgen, so hatte es funktioniert, zumindest für eine Weile. Wenn es sie generell zum Schweigen hatte bringen sollen, so würde sie den Magier wohl enttäuschen müssen. Du bist und bleibst ein Ekel, Arranges. Na warte! "...und du weißt scheinbar nicht, wie man eine Karte liest, sonst wären wir ja wohl kaum hier gelandet", meinte Erynn lakonisch, während sie hinter ihm her den Hügel hinuntertrottete. "Hast du überhaupt eine dabei, oder bist du einfach aufs Geratewohl losgestürmt?"
Alles klar, jetzt reichts! Wieder blieb Arranges stehen. 'Ich brauche! ... Keine Karte!' Seine Rechte wurde von einem leicht grünlich schimmernden Nebel umgeben. 'Du wirst jetzt den Mund halten und mir entweder über den Kamm dort folgen oder eben drum herum laufen... Und wage es nicht nochmal, meine geographischen Kenntnisse in Frage zu stellen...'
Erynn starrte auf den Zauber, der die Hand des Magiers umspielte. Sie sollte wirklich still sein, und zwar sofort. Daß er es allerdings noch immer wagte ihr damit zu drohen, sobald sie nicht funktionierte wie er wollte, machte sie viel zu wütend, um sich um die Konsequenzen zu scheren. "Nein, natürlich nicht. Du brauchst keine Karte, keine Ratschläge und alles in allem überhaupt keinen verdammten Plan! Weil du ja so unglaublich unfehlbar bist! ...Arranges, verdammt noch mal, ich stelle gar nichts in Frage. Ich erlaube mir lediglich, eigene Beobachtungen zu machen. Du solltest dir wirklich abgewöhnen, von dir selbst auf mich zu schließen."
'Ich habe dir aber nicht erlaubt, eigene Beobachtungen zu machen...' Er funkelte sie für einige Augenblicke lediglich bösartig an. 'Und ja, ich im Gegensatz zu dir, brauche auch keinen Plan, wenigstens ist mir aufgefallen, dass das dort oben nicht Hame war, sondern nur ein haufen weißer Quader, die die Ayleiden irgendwann mal aus Langeweile aufeinandergestapelt haben...' Arranges steigerte sich immer mehr in die Sache hinein, aber dabei war er nichteinmal böse auf Erynn, sondern vielmehr verärgert über sich selbst, weil er nicht direkt richtig gelaufen ist. Nach einem weiteren Blick, der sie, wäre dies möglich gewesen, getötet hätte, verpuffte der Zauber. Arranges drehte sich auf dem Absatz um und ging einfach weiter...
"Bitte was?!" Erynn weigerte sich für einen Moment, das Gehörte für wahr zu halten. "Für den Fall, daß du es vergessen hast, du arroganter Hammel: Dieses Schüler - Mentor Dingens ist nur vorgeschoben, jedenfalls war das deine Aussage. Also sag mir gefälligst nicht, was ich zu denken habe!" Sie schloß mit zwei raschen Sprüngen zu Arranges auf. "Manchmal", knurrte sie finster, "bist du wirklich unausstehlich!"
'Verflucht nochmal, wenn du micht jetzt noch einmal zwingst anzuhalten, nur um dir in die Augen blicken zu können, wenn ich dir sage, dass du jetzt genauso gut in Skingrad oder bei Harchaxas sein könntest, hast du wirklich ein überaus hässliches Problem, Erynn... Zweimal,' er fuchtelte mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger vor Erynns Gesicht herum, 'habe ich dir die Möglichkeit gegeben, mich nicht länger ertragen zu müssen, wenn du mir dennoch weiterhin hinterherläufst, wie ein Schoßhündchen, das an mir dranhängt wie ein Matschklumpen am Stiefel, kann ich dir bei allen mir bekannten Göttern wirklich nicht helfen...' Er wirkte nicht mehr ganz so aggressiv, die Wut, war aber noch immer mehr als deutlich zu spüren. Mit seinen Augen hielt er die ihren gefangen und trieb sie in die Enge...
Glannaragh
23.04.2011, 19:44
Die Dunmer zuckte zusammen und duckte sich unwillkürlich unter dem schaurigen Blick, als habe der Beschwörer sie geschlagen. Hör doch endlich auf, verdammt noch mal! Was habe ich dir getan, daß du mich herumschubst wie eine Küchenmagd? Warum fängst du damit jetzt wieder an? Hatten wir das nicht alles schon durch? Du kennst meine Gründe doch längst... „Wag es nicht“, sagte sie leise, doch ihre Stimme zitterte und sie hielt die Augen gesenkt. „Wag es nicht, mich so zu nennen. Ich bin kein Schoßhund und ich gehe, wohin ich will..."
Arranges zeigte sich nichteinmal im Ansatz beeindruckt. 'Achso? Nun, wie soll ich dich sonst nennen? ... So ein Verhalten kenne ich sonst nur von Schoßhunden... und... wenn du gehen willst, wohin es dir beliebt, warum belagerst du mich dann damit, dass es besser wäre, nicht zu klettern? Lauf doch außenherum... Na los, auf was wartest du noch?' Seine Stimme klang steinig und absolut kalt...
"Arranges... es war nur ein Vorschlag. Ich habe mit keinem Wort darauf bestanden", antwortete sie, noch immer eingeschüchtert und mit gesenktem Kopf. "Was habe ich eigentlich gesagt oder getan, daß du so grausam bist? Behandle mich nicht wie Dreck, nur weil du schlechte Laune hast, in Neungötternamen!"
Für die Dauer eines Lidschlags trat ein Ausdruck auf sein Gesicht, den man als schiere Verblüffung hätte deuten können. 'Ich kann auch nichts dafür, dass es dir genügt, Mittelmaß zu sein... Aber mir das selbe unterstellen zu wollen, kannst du vergessen... ich lasse mich nicht von einem Blutauge bloßstellen!' Die steinerne Maske hatte sich inwzischen aufgelöst und war purem Zorn gewichen.
Erynn ließ sich auf die bloße Erde sinken. Hier und jetzt bereute sie es bitterlich, dem Kaiserlichen noch am vergangenen Tag so viel Vertrauen geschenkt zu haben. Eine wirklich blöde Idee, Mädchen... alles was du getan hast war, ihm eine Waffe in die Hand zu geben. "Wovon redest du eigentlich? Womit sollte ich dich bloßstellen?" Ein mißtrauisches Blitzen trat in ihre Augen, und sie legte den Kopf in den Nacken, um ihrem Begleiter in die Augen zu sehen. "Was spinnst du dir jetzt schon wieder zusammen, Beschwörer?"
'VERDAMMT NOCHMAL! ... Ich bemühe mich doch schon, irgendwie alles richtig zu machen, warum musst du dann jeden kleinen Fehler trotzdem nochmal vor meinen Füßen breittreten, es reicht, wenn ich mich schon selbst darüber ärger und mich im Geiste ohrfeige dafür, dass ich Hame, mit diesem weißen Kieshaufen dort oben verwechselt habe...' Brüllte er völlig zusammenhangslos und ohne auf sie wirklich einzugehen, los...
Die Elfin sprang auf die Füße. Langsam aber sicher dämmerte ihr, woher der Wind eigentlich wehte. "Jetzt beruhig dich mal wieder", schrie sie zurück. "Du willst mir allen Ernstes erzählen, du machst so einen Aufstand, weil du vom Weg abgekommen bist?" Nicht zu fassen. Einfach... nicht zu fassen. Entgeistert starrte sie ihren Begleiter an - und fragte sich, warum sie jetzt plötzlich das Gefühl hatte, sich unangemessen verhalten zu haben. Erynn schüttelte sich und streifte die Empfindung ab. "Ich trete gar nichts breit, du Bockskopf! Mir ist doch scheißegal, ob wir diese Ruine beim ersten Versuch gefunden haben oder nicht! Meine Güte, um was machst du eigentlich so ein Theater?"
'Aber mir nicht...! Und hör auf mir solche Fragen zu stellen, du bist sowieso zu dämlich um es zu verstehen...' Bellte er.
In diesem Moment reichte es Erynn. Sie ertrug seine Launen, wenn ihm irgendwas nicht paßte. Sie verband seine Wunden, wann immer es nötig war. Sie war auf seine Bitte hin in diesen ganzen Schlamassel verstrickt, und er hatte nichts besseres zu tun als das Ganze so hinzudrehen, daß es ihre Idee gewesen sei und sie sich doch am liebsten einfach verpissen möge.
"Vielleicht hast du damit sogar recht, Beschwörer. Ich muß wirklich überaus dämlich sein, daß ich mir all das bieten lasse... aber wenn ich mich entscheiden müßte, wäre ich lieber dämlich als grenzenlos arrogant, lieber Mittelmaß als mich so vor einem Fehler fürchten zu müssen, wie du es tust und lieber einfach als sprunghaft wie ein Irrlicht. So bin ich. Erynn. Und du wirst mein Wesen nicht zerstören, ganz gleich, wie viele Boshaftigkeiten du mir auch entgegenschleuderst und wie oft du mir noch sagst, wie dumm ich doch bin... und das alles nur, weil du dich über dich selber ärgerst. Hast du das wirklich nötig?"
Der Kaiserliche war völlig irritiert, er hatte vielmehr damit gerechnet, dass sie jetzt endlich fertig wäre... Für einige Minuten schaute er sie nur stumm an und forschte in ihren Augen. Dann hob er plötzlich die Hand zum Zauber, ließ sie aber beinahe direkt wieder sinken. Er wandte den Blick zu Boden. 'Was soll ich denn tun? ... Ich verliere immer noch mehr Zeit, während die Gathering den Bach runtergeht... und jetzt verlaufe ich mich auch noch, etwas, das mir zuvor so noch nicht passiert ist...' Mit hängenden Schultern machte er ohne ein weiteres Wort, Anstalten, sich abzuwenden um weiterzugehen...
Erynn nickte langsam und ließ es gut sein. Etwas, das näher an ein Eingeständnis herankam, daß ihr Begleiter überreagiert hatte, würde sie nicht bekommen... gut, so sei es. Warum nicht gleich so, fragte sie sich stumm, hütete sich aber davor, die Worte laut auszusprechen. Nicht jetzt, da gerade wieder alles begann, in erträglichen Bahnen zu laufen. Schweigend ging sie neben dem Nekromanten her in Richtung Süden. So wie es aussah, würden sie ihr Glück also im direkten Weg suchen...
Das Land stieg zunächst nur mäßig an. Bäume, kleinere Findlinge und viel Buschwerk, zierten das Landschaftsbild. Sie machten öfter als gewöhnlich eine Pause. Erynn war das meistens eher weniger recht und auch Arranges legte diese Verschnaufminuten nur wiederwillig ein, aber er wusste, dass es weiter oben, dort, wo sie sich nur noch an den nackten Fels klammern werden müssen, böse enden konnte, sollten sie ihre Kräfte hier, wo das noch möglich war, nicht schonen. Sie waren den ganzen Tag unterwegs. Der Magier wählte einen Weg, der zunächst parallel zum Hang nach Süden führte. In einer weit ausholenden Serpentine wechselte er die Richtung, als die Sonne sich bereits wieder gen Westen wandte. Das Gelände begann allmählich steil nach Norden hin abzufallen, während die Zahl der Bäume ebenfalls abnahm.
Die Sonne berührte im Weste gerade den Rand der Welt, als Arranges beschloss, dass es genug für einen Tag war. Sie waren gerade in den letzten Stunden nur noch langsam vorangekommen. Knorrige Wurzeln, zu denen irgendwie die Bäume fehlten und die mittlerweile sehr viel größeren Felsbrocken, versperrten ihnen den Weg, so, dass oft umständlich drum herumklettern mussten. Sie hatten vielleicht zwei Drittel des Kamms erklommen. Bis hierher war es noch nicht sehr anstrengend gewesen, aber der Blick nach oben verriet, dass der nächste Tag alles andere als einfach werden würde...
Sie richteten sich zwischen zwei großen Felsen ein, die spitz aus der Flanke des Ausläufers herausstachen. Mit dem letzten Sonnenlicht konnten sie weit in die Grafschaft Cheydinhal hineinblicken. Sah man genau hin, so konnte man sogar die grauen Umrisse der Türme und Mauern der Stadt weit in der Ferne zwischen den Wäldern erkennen. Arranges kümmerte sich um ein ordentliches Feuer und nur wenig später saßen sie beide in Decken gehüllt, an einem prasselnden Lagerfeuer. Wenigstens findet man hier oben noch Holz... das wird sich auch ändern, sobald wir die Baumgrenze passiert haben... Arranges wusste nicht mehr genau, wie hoch Hame lag, aber er meinte sich dunkel erinnern zu können, dass die Ruine nur mehr von größeren Büschen überwuchert war... Sekunda und Masser stiegen am Himmelszelt auf. Der Nekromant blickte blötzlich, jetzt, da er die beiden Monde gesehen hatte, aufmerksam ins Tal des Corbolo hinab. Es vergingen einige Minuten, bis er beinahe ruckartig aufstand, die drei Schritte an den Eingang in ihre Felsnische ging und hinunter ins Flachland schaute. Wieder einen Moment später, drehte er sich um und winkte Erynn zu sich. Nach kurzem Zögern, während dem sie den Magier mit einem verwirrt fragenden Blick maß, stand sie dennoch auf und kam zu dem Beschwörer. 'Sieh, dort unten...' Er zeigte auf einen Punkt am Fuße der Berge. Etwas zwischen den Bäumen reflektierte das Mondlicht von Sekunda. 'Das, was dort so blinkt, ist der Schrein des Daedraprinzen Boethia...' Arranges wartete kurz, bis Erynn seinem Zeig gefolgt war, bevor er leise und sanft, als wolle er den Moment nicht stören, weitersprach: 'Boethia gilt als der daedrische, göttliche Vorfahre der Dunkelelfen... Durch seine göttliche Führung lösten sich die Chimer, die Ahnen der Dunmer, von den Altmern und gründeten so das Volk, dem du heute entstammst... Geführt vom Propheten Veloth schufen die Chimer eine Nation, welche sich durch ihr ganz selbstverständliches Bekänntnis zu den Daedra, so sehr von den anderen Vörlkern und Ländern Nirns abhebt... Boethia selbst ist der Schutzpatron der Assassinen, seine Sphäre ist die der Heimtücke und die des Verrats... jedoch zählt er zu den drei guten Daedra, da er laut Überlieferungen sein Volk liebt und immerzu versuchte und versucht, es vor Bedrohungen höherer Macht zu schützen... so jedenfalls heißt es... sein Beschwörungstag ist der zweite Tag des Sonnenuntergangs...'
Glannaragh
25.04.2011, 16:28
Erynn ertrug die dauernden Verzögerungen kommentarlos, wenngleich mit eindeutig nicht begeistertem Gesichtsausdruck. Hatte der Kaiserliche zuvor noch so viel Druck gemacht, konnte sie sich die ständigen Verzögerungen jetzt nur so erklären, daß er ihr zeigen wollte, wo seiner Meinung nach ihr Platz war. Sie verstand diesen letzten, häßlichen Ausbruch ihres Begleiters noch immer nicht so ganz, entwickelte aber eine plausibel erscheinende Vermutung, während sie in brütendem Schweigen durch die Wildnis stapfte: Sie waren sich doch recht nahe gekommen in letzter Zeit. Vielleicht zu nahe, als daß der eher einzelgängerisch veranlagte Mensch es noch ertragen konnte. Die Elfin nahm sich vor, in nächster Zeit etwas vorsichtiger damit zu sein, welche Fragen sie ihm stellte und welche Antworten sie gab. Dieser Kerl mochte alles andere als gute Gesellschaft für sie sein, aber trotz seines unberechenbaren Temperaments schätzte sie ihn längst viel zu sehr, als daß sie riskieren wollte, daß er sich wieder in sich selbst zurückzog. Bis zum frühen Abend, als sie ihr Lager an einer relativ ebenen Stelle in der steilen Erhebung aufschlugen, war ihr Zorn weitestgehend verraucht.
Zweifelnd warf sie einen Blick auf die Strecke, die am nächsten Tag vor ihnen liegen würde. Bis hierher war alles schaffbar gewesen, wenngleich sich die Dunmer schon an mehreren, tückischen Stellen recht verkrampft an den Fels gekrallt und es das ein oder andere Mal ernsthaft bereut hatte, einen Blick nach unten geworfen zu haben. Weiter oben schien es aber noch um einiges steiler zu werden und Erynn begann sich ernsthaft zu fragen, wie sie sich dort fortbewegen sollte. In dem ungewohnten Gelände kamen ihre Bewegungen ihr jetzt schon ungeschickt und linkisch vor, und das ärgerte sie maßlos - vor allem aber konnte sie sich nicht die Blöße geben, das vor dem Beschwörer zuzugeben. Sie würde sich irgendwas einfallen lassen müssen, um über diesen Grat zu kommen.
Sie grübelte darüber nach, während sie in die Flammen des Lagerfeuers starrte und der Himmel über ihr zusehends dunkler wurde. Durch diese Überlegungen ziemlich in Anspruch genommen, zuckte sie leicht zusammen, als Arranges plötzlich unerwartet aufstand. Automatisch tastete sie nach ihrem Bogen, entspannte sich aber sofort wieder. Zwar wußte sie nicht, was dem Kaiserlichen aufgefallen war, aber es schien zumindest keine unmittelbare Gefahr davon auszugehen. Etwas verwirrt, aber nichtsdestoweniger neugierig, kam sie seiner Aufforderung nach, als er sie mit einer Geste zu sich winkte. Leise trat sie neben den Nekromanten und hörte gebannt zu, während er sprach. Viel mehr als ein gelegentliches Aufflackern von Licht war in der Finsternis nicht auszumachen, aber dennoch blieben die Augen der Elfin fest auf diesen fernen Punkt geheftet. Nicht alles von dem, was Arranges sagte, war ihr neu. Ja, Boethia... ein Widerspruch in sich, wie es scheint, mit der harten Gnade und der entsetzlichen Liebe, die er für mein Volk bereithält. Ob jene, die da unten an dem Schrein versammelt sind, seine Motive wohl verstehen? Kann man das Wesen eines Daedrafürsten überhaupt verstehen, oder ist allein der Gedanke daran bereits vermessen...?
Sie sollte sich eines Tages genauer damit auseinandersetzen. Normalerweise achtete sie nicht darauf und verschwendete auch keinen Gedanken daran, daß sie als Dunmer in Cyrodiil praktisch keine Vergangenheit hatte, aber jetzt, in diesem Moment, spürte sie ihre eigene Entwurzelung mit beinahe schmerzhafter Deutlichkeit. Sie blieb noch eine ganze Weile an dem Hang stehen, nachdem Arranges längst zum Feuer zurückgekehrt war. Irgendwann, als ihre Augen längst vor Anstrengung brannten, riß Erynn sich los. Wenigstens für eine kleine Weile sollte sie in dieser Nacht schlafen, wenn sie nicht riskieren wollte, am nächsten Tag fahrig vor Müdigkeit zu sein und womöglich noch aus der Felswand zu stürzen.
Es fiel ihr nicht leicht, zur Ruhe zu kommen. Da war etwas mit den Daedra. Etwas, das tief in ihrem Wesen ruhte und in Momenten wie diesen an ihrem Herzen rührte. Etwas, das zu ihr gehörte, oder vielleicht auch zum Volk der Dunmer im allgemeinen. Und je länger sie unterwegs war, um diese Siegelsteine zu beschaffen, je mehr sie zu sehen bekam von den fremdartigen Welten von Oblivion, umso lauter verlangte dieses Etwas nach Aufmerksamkeit.
Sie brachen am nächsten Tag früh auf. Die Sonne war noch nicht hinter den Valusbergen aufgegangen, lediglich der graue Schimmer der Dämmerung im Osten, diente ihnen die ersten Stunden als Lichtquelle. Der Weg wurde zusehends steiniger und als die Sonne schließlich über die Gipfel der Berge stieg, hatten Arranges und Erynn die Baumgrenze erreicht. Bereits als sie losgelaufen waren, wurden sie nur noch von größeren Gruppen Kiefern umgeben, die sich an den Fels klammerten. Jetzt gab es nur mehr niedrige Nadelbüsche, die an die mächtigen Vertreter weiter unten erinnerten. Gras und Blumen wuchsen jedoch zu hauf. Die regelmäßigen kleinen Pausen vom Vortag setzten sich auch an diesem Tag fort.
Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten. Auch das Gras uns vor allem die Blumen wichen stetig aber sicher zurück, bis die beiden schließlich bald nur noch umgeben von Geröll und weit verstreuten, einzelnen Grasstöcken umgeben waren. Arranges schätzte ihre Position jetzt etwa nordnordwestlich von Hame. Sie würden den Kamm nicht einfach überqueren, sondern versuchen, von oben, also östlicher Seite an die Ruine heranzukommen. Der Kaiserliche hatte am Vortag bereits abgewägt, welcher Weg sinnvoller wäre, aber so, wie er das Bild noch im Kopf hatte, wäre es unmöglich gewesen, den Steilhang, an den sich die Ruine lehnte, sicher von dem Kamm aus zu passieren.
Mittlerweile hatten sie etwas flacheres Gelände erreicht. Der Ansatz, aus dem sich weiter unten der Kamm im Bogen nach Süden aus dem Gebirge heraus erstreckte. Die Bergflanken nach unten waren teilweise so steil, dass Arranges sich keinen richtigen überblick verschaffen konnte. Er sagte aber nichts zu Erynn, ihr war auch so anzusehen, dass sie sich bei der Kletterei schwer tat. Er selbst musste seinen Rüthmus erst lange suchen, bevor er wieder sichere Schritte setzen konnte, aber Erynn war so eine Art der Wanderung wohl eher nicht gewohnt. Ich vermisse ebenfalls den Komfort des Passes, den wir nach Morrowind genommen haben... Dachte er, als er einen schnellen Blick in das Gesicht der Dunmer warf. Er selbst bemühte sich sicher zu wirken, um der Elfe ein wenig Rückhalt zu geben.
Obwohl es nocht nicht dunkel war und die Sonne wohl noch eine Stunde am westlichen Himmel stehen würde, bis sie den Horizont erreicht hätte, beschloss Arranges, dass sie auf dem ausladenden, relativ flachen Plateau rasten würden. Arranges versucht noch mehrmals eine brauchbare Orientierung zu bekommen. Aber alles, was er aus den unzähligen, waghalsigen Blicken über den Rand der Felsnase und hinauf zu den Gipfeln herausbekommen konnte, wusste zum Teil schon. Sie mussten sich irgendwo weit über Hame in nördlicher Richtung befinden. Der Weißgoldturm und die Jerallberge in der Ferne halfen bei der Orientierung nur herzlich wenig. Schließlich ließ der Magier es bleiben, es würde ja doch nichts helfen.
Am nächsten Tag brachen sie wie auch schon davor, sehr früh auf. Allerdings mussten beide schon nach kurzer Zeit feststellen, dass ohne genügend Tageslicht kein Weiterkommen war. Die Hänge fielen bald schier senkrecht nach unten ab und nur zerklüftete Felsterassen erlaubten es ihnen wenigstens irgendwie ihren Weg zu finden. Nachdem auch diese Felsterassen immer weniger wurden, machte Arranges halt. Sie hingen in einer kleinen Einkerbung in ener Steilwand. Die Gipfel waren nach oben nicht einzusehen. Schauten sie nach unten, konnten sie im Süden vage das Tal des Panthers erkennen, während sich in ihrem Rücken der Fels auftürmte. 'Erynn, wir können so nicht einfach weiter. Hame muss sich irgendwo unter uns befinden... aber bevor wir den Abstieg wagen, sollten wir uns gegenseitig ein wenig sichern...' Die Dunmer war das Klettern alles andere als gewohnt, wie Arranges jetzt, da es wirklich nur noch mit Händen und Füßen funktionierte, deutlich bemerkte. Er Zog den schlanken, aber recht Langen Strick hervor, mit dem er Erynn damals an ihr Pferd gefesselt hatte. Nach einem kurzen Blick in ihr erschöpftes Gesicht, ging er wortlos vor ihr in die Knie und begann damit, das Seil fest, aber nicht abschnürend, um ihre Hüfte zu binden. das andere Ende band er um seine eigene Taille, nachdem er seinen Umhang abgenommen und zusammengerollt an seinem Gürtel befestigt hatte. Arranges versuchte immer einfache und nicht zu augesetzte Stellen zum Abstieg zu finden. Nicht nur einmal rutschten sie mehr über den Fels, als dass sie wirklich gezielt ihre Füße und Hände setzten. Der Magier ließ Erynn stets voranklettern, damit er sie im Notfall am Seil auffangen konnte. Er selbst war kein routinierter Bergsteiger, aber dennoch wusste er um die Tücken zerklüfteter Steilhänge.
Nach einer schier nicht enden wollenden Kletterei, die arg an den Kräften zehrte, wurde der Abstieg endlich ein ganzes Stück einfacher. Während einer weiteren kurzen Verschnaufpause - Arranges hing relativ unbequem in in einer Felsspalte, während er Erynn soweit hinuntergelassen hatte, dass sie auf einem hervorspringenden Fels sitzen konnte, richtete er aufmunternd das Wort an sie: 'Wir haben es fast geschafft. Der Hang sollte bald abbrechen und eine Art Nische in der Flanke des Berges bilden... In dieser Nische müsste sich Hame befinden...' Er blickte prüfend in die Sonne. Sie lagen gut in der Zeit. Es würde vielleicht noch zwei oder drei Stunden dauern, bis sie die Ruine erreicht hätten und dann dürfte bereits auch wieder die Dämmerung einsetzen.
Wie Arranges versprochen hatte, wurde das Gelände bald wieder sehr viel einfacher. Eine letzte Biegung noch und man konnte von schräg oben herab, die Ruine einsehen. Um das Bauwerk war sogar wieder ein wenig Grün zu sehen. Wie ein stiller Zeuge vergangener Zeit, schmiegte sich das Bauwerk an den Berg und überblickte die gesamte Nibenay. Der Nekromant beschloss auch schon nach einigen weiteren Metern, dass es das Seil nicht mehr brauchte. Knapp eine Stunde später standen sie auf dem Sockel des Turmes, der praktisch die komplette Ruine darstellte. Direkt an den Rand des kleinen Plateaus gebaut, konnten sie beide von der Ayleidenruine aus, in den ungetrübten Sonnenuntergang schauen, während die feuerrote Scheibe im Westen versank und zum letzte Gruße den Himmel in ein geradezu atemberaubendes Purpur tauchte.
Glannaragh
26.04.2011, 17:31
Die Elfin ließ sich einfach auf den Kalkstein der Ayleidenruine fallen, dankbar, die Kraxelei über den Kamm unbeschadet überstanden zu haben, ohne sich auch nur einmal zu beklagen. Seit Hame in Sicht gekommen war, hatte der Anblick der weißen Steine ihr die Ausdauer verschafft, einfach weiterzulaufen, doch jetzt, da die Etappe hinter ihr lag war ihr, als könne sie keinen einzigen Schritt mehr tun. Von den ungewohnten Bewegungen brannte jeder Muskel in Armen, Bauch und Beinen wie Feuer. Für den Moment war sie völlig zufrieden damit, still dem Sonnenuntergang zuzuschauen, der den Himmel über ihnen in Brand setzte.
Stumm teilten die beiden Reisenden diesen Augenblick voller Schönheit. Es mochte das letzte Mal sein, daß sie das Abendrot sah, schoß es der Dunmer durch den Kopf. Wer konnte schon sagen, ob sie das Obliviontor morgen fanden und ob es ihnen vergönnt sein würde, es wieder zu verlassen.
Sie schob die Überlegung beiseite. Sich Gedanken über die Fäden der Schicksalsweberin zu machen, war ohnehin müßig. Nach einer Weile, wärend der das Rot des Himmels mehr und mehr einem dunkler werdenden Blau gewichen war, gelang es Erynn die Energie aufzubringen, sich ein wenig umzusehen. Sie ging langsam über die alten, sauber behauenen Steinblöcke, folgte mit den Augen dem Schwung des einzigen kühnen, filigranen Spitzbogens, der noch erhalten war. Ihr Blick glitt weiter, über den Wald unter ihnen und dann weiter die mächtige Flanke der Valusberge entlang. Dem Gebirge wohnte eine gewisse Schönheit inne, ohne Zweifel, aber sie selbst gehörte definitiv eher unter das Blääterdach des Großen Forstes oder in die Westebene als in diese kalten, zugigen Höhen. Die Elfin wollte sich gerade abwenden, als sie etwas aus dem Augenwinkel wahrnahm. Oberhalb ihres Standortes glaubte sie, eine dünne Rauchfahne auszumachen, die sich nur sehr schwach gegen den Himmel abhob. Sie konzentrierte sich und sah genauer hin. Tatsächlich. Eine Wolke war es jedenfalls nicht. „Arranges! Schau mal, da oben.“ Mit ausgestrecktem Arm deutete sie auf den feinen Rauchschleier. „Vielleicht ist dort das Tor, das wir suchen.“
Arranges nahm den Hinweis von Erynn nickend zur Kenntnis. Sie würden wohl nachsehen müssen, ob die Rauchsäule den Standort für das dritter Tor markierte, von dem Harchaxas ihnen erzählt hatte. Sie beschlossen aus dem wenigen Buschholz, das sie finden konnten, Fackeln zu binden, anstatt damit ein Feur zu machen... Die Facklen würden sie am nächsten Morgen für den Anstieg brauchen, wenn die Sonne noch nicht über die Gipfel der Valusberge aufgestiegen sein würde. Arranges musterte etwas missmutig die Felswand, die sie am nächsten Tag hinaufklettern würden. Im groben Vergleich zu dem, was sie bis jetzt hinter sich gelassen hatten, würde ihnen das hier wohl alles abverlangen. Und Erynn scheint bereits am Ende ihrer Kräfte zu sein... Arranges würde sich etwas überlegen müssen, um sie ohne Absturz da hinaufbuxieren zu können. Währe es wenigstens eine Rinne gewesen, hätte ich sie ja noch tragen können, aber diese Felswand ist komplett ausgesetzt, tragen oder etwas in dieser Richtung ist absolut ausgeschlossen... Verdammt! Der Magier, wie auch die Kriegerin fanden in dieser Nacht nur unzureichend Schlaf. Der Kaiserliche zerbrach sich die ganzen Stunden über, die er Wache hielt, den Kopf darüber, wie sie diese Felswand am einfachsten hinaufkommen konnten.
Der nächste Morgen zerstörte jede Hoffnung auf ein einfaches Weiterkommen. Es war disig und die Felsen glitzerten leicht. 'Na großartig, jetzt ist die Wand nicht nur mehr abartig steil, sondern auch noch nass und glitschig...' Maulte Arranges, während er sich das Seil wieder um die Hüfte band und dann Erynn aus dem Halbschlaf weckte. Trotz dem Wiederwillen, den die Dunmer ganz eindeutig zeigte und Arranges sie erst mit ein paar wenig netten Worten darauf hinweisen musste, dass er ihr das Seil selbst anlegen würde, verknotete er den Strick vor ihrem Bauch und kontrollierte kurz, ob der Knoten eventuell ruckartigem Zerren auch standhalten würde. Dann machten sie sich daran, die Felswand zu erklimmen.
Arranges hatte die drei provisorischen Fackel alle an seinem Gürtel hängen. Er ging voran. Er hatte erst überlegt, Erynn vorausklettern zu lassen, aber anders, als wenn er sehen konnte und sogar musste, wohin sie lief, während sie über steile Geröllhalden hinwegstiegen, war es hier besser, wenn sie unter ihm kletterte. Das hatte den Vorteil, dass ihr Gewicht, sollte sie aus der Wand fallen, ihn nicht mitzerren konnte, da das Seil im Idealfall sowieso fast spannte. Die Kriegerin würde somit keinen nennenswerten Fall haben und schlicht an dem Seil baumeln, bis sie wieder Halt gefunden hätte. Der untere Teil der Felswand war noch nicht wirklich senkrecht, sodass der Anstieg auch mit einer Hand zu schaffen war. Mit der anderen Hand balancierte der Magier die Fackel, während er versuchte seine Augen überall gleichzeitig zu haben: Dort, wo er hintrat und sich festhielt, nach oben, nach unten und bei Erynn um zicher zu gehen, dass sie keinen falschen Tritt tat. Sie hatten gut ein Drittel der Wand geschafft, als die Sonne endlich über den Bergen im Osten aufging und das Land erhellt, sodass keine Fackeln mehr nötig waren. Nicht unbedingt zu spät. Das dürre, verkrüppelte Reisig brannte viel zu schnell herunter und gerade, als die Sonne aufgegangen war, war die letzte Fackel bereits wieder zur Hälfte verbrannt. Arranges schaute sich einen Moment suchend nach der hellen Scheibe am Himmel um. Nachdem er den Sonnenstand bestimmt hatte und somit die grobe Uhrzeit, klopfte er die Fackel am Fels aus und hängte sie sich wieder an den Gürtel. Der weitere Weg hinauf wurde deutlich einfacher mit dem stetigen Sonnenlicht. Es musste früher Nachmittag sein, als Arranges sich plötzlich einem leichten Überhang gegenüber sah, der von unten nicht zu erkennen gewesen war. Verfluchte Scheisse... Der Kaiserliche lehnte sich ein Stück aus der Wand heraus um so weit wie möglich nach beiden Seiten blicken zu können, aber so wie es aussah, stellte der Überhang den Rand eines kleinen Plateaus dar. 'Verdammt...' Knurrte er. Ein kurzer Blick nach unten verriet ihm, dass Erynn wohl bemerkt hatte, was ihn gerade ärgerte. 'Das wird ein wenig heikel, wir müssen einen leichten Überhang erklimmen... wir machen das am besten so, dass ich vorauskletter und dich dann hochziehe...' Erynn blieb kaum etwas anderes übrig, als dem Vorschlag zuzustimmen, beide hingen sie seit bald mehr als 5 Stunden in der beinahe senkrechten Felswand und alles, was die Aussicht auf ein Ende dieser grausigen Kraxelei bot, war sowohl der Kriegerin, als auch dem Magier mehr als recht. Erynn kletterte neben Arranges, sodass er so viel Seil wie möglich hatte um hochzukommen. Es dauerte eine Weile, bis der Nekromant einen Ansatz gefunden hatte, an dem er sich um den Fels hangeln konnte. Er verkrallte sich regelrecht in das Gestein, als er einen Halt an der Kante des Überhangs gefunden hatte und sich dann mit den Füßen von der Felswand löste. Für einige Sekunden baumelte er in der waghalsigen Höhe, bevor er sich keuchend und schnaufend nach oben zog. Nur nicht zu viel zappeln und vor allem kein Fehlgriff... Endlich lag er mit dem Oberkörper auf dem sicheren Fels. Er musste erst einige Male tief ein- und ausatmen, bis er sich wieder von diesem Kraftakt erholt hatte. Wenn ich gewusst hätte, dass mein Panzerhemd tatsächlich so schwer ist, hätte ich längst auf Schildzauber umgestellt... Während er sich auf die Knie wuchtete, ließ er den Blick kurz umherschweifen. Es war, wie er vermutet hatte. Eine große, recht flache Geröllhalde breitete sich vor ihm aus. Im Norden und Süden wurde das Steinfeld schnell wieder steiler, während sich die Furche, welche unten das Tal bis zum Panther hinab bildete, hier oben flach fortsetzte und im Osten in einen mächtigen Gipfel überging, der aber nicht mehr zu sehen war, da sich weiter oben dicke, graue Wolken um die Spitze des Bergs drängten. Von seinem Standpunkt aus gesehen, schraubte sich in der rechten Kerbe, in die dieser Berg abfiel, eine Rauchsäule in den Himmel. Dort muss das Tor sein...
*Erynn?' Rief Arranges über den Rand des Plateaus. Eine schwache, aber deutliche Antwort kam von unten herauf. 'Wenn ich es dir sage, stößt du dich leicht von der Felswand ab und sieh zu, dass du ordentlich in der Seilschlinge sitzt...' Wieder nur eine schwache, aber wohl sehr unsichere Antwort. Der Kaiserliche konnte ihren Unmut nur zu gut verstehen, ihm war zuvor auch nicht ganz wohl gewesen, als er das Gefühl hatte, an einer glitschigen Wolke, direkt über der Nibenay zu hängen. Er stellte sich möglichst breitbeinig, so hin, dass er nicht mit den Füßen wegrutschen konnte. Als er überall sicheren Halt hatte, brüllte er nach unten: 'JETZT!' Nach einem kurzen Zögern bemerkte er, wie plötzlich ordentlich Zug auf das Seil kam. Er musste sich heftig dagegenstemmen und gegen die Pendelbewegungen steuern um nicht einfach hinabgerissen zu werden, aber schließlich kam Erynn, mithelfend, so gut es ihr möglich war, Stück für Stück über den Rand des Überhangs. Sie zeigte eine ähnliche Reaktion wie er. Erst nach einer Weile stemmte sie sich hoch und kam keuchend neben ihm zum Stehen. 'Dort...' Arranges deutete auf die Rauchschwaden. Nach einer weiteren kurzen Verschnaufminute, machten sie sich von dem Seil los und bewegten sich über das ihnen jetzt wie eine ordentlich gepflasterte Straße vorkommende Geröllfeld auf den vermeindlichen Standort des Tors zu...
Glannaragh
28.04.2011, 15:36
Bisher hatte Erynn die Berge nicht gemocht, weil es ab einer gewissen Höhe dort immer irgendwie kalt war. Mittlerweile haßte sie diese übertriebenen Anhäufungen von Gestein einfach für die Tatsache, daß sie existierten. Mehrmals verlor sie unterwegs fast den Halt, nicht nur, weil der Fels schlüpfrig vor Nässe war, sondern auch, weil ihr in ihrer Linken tatsächlich einiges an Stärke fehlte. Normalerweise nahm sie das kaum mehr wahr, aber hier, wo sie jedes bißchen Kraft brauchte, das in ihren Fingern steckte, trat die Einschränkung doch recht deutlich zutage.
Endlich aber lag sie mit zitternden Muskeln am Rande des Felsplateaus und konzentrierte sich für eine Weile darauf, nur zu atmen. Als sie wieder Luft genug dafür hatte, verlieh sie ihrem Unmut durch einige kreative Flüche Ausdruck. „Ich mag den schrägen Humor deines Druidenfreundes immer weniger, Arranges“, setzte sie hinzu. „Diese Tore tun sich an allen möglichen Orten auf. Als ob nicht einer dabeigewesen wäre, der weniger schwer zu erreichen gewesen wäre...“
Schließlich raffte sie sich auf, löste den Knoten des Seils um ihre Taille und warf dem Beschwörer das lose Ende zu zu. Das Brennen in ihren Armen ließ so langsam nach, so daß sie sich wieder imstande fühlte, sich mit irgendwelchen Kreaturen aus den Oblivionebenen anzulegen.
Aus der dünnen Rauchfahne, die sie gestern Abend hatten sehen können, war beim Näherkommen eine recht imposante Säule geworden, die erst ein gutes Stück über dem Boden merklich zerfaserte. Sie hatte eine leicht ungesunde Farbe, ein bißchen wie gequetschtes Fleisch. Erynn glaubte außerdem, aus der Richtung ein leises Donnergrollen vernehmen zu können. Es konnte jetzt kaum mehr ein Zweifel bestehen, daß sie tatsächlich ein weiteres Portal zu den Totenlanden gefunden hatten.
Der Boden, auf dem sie jetzt standen, war von rutschigem Geröll übersäht, aber doch nahezu eben, wie Erynn erleichtert feststellte. Die losen Steine machten ihr nichts aus – es war ein bißchen so, wie sich durch das Unterholz eines Waldes zu bewegen. Ihre Füße fanden fast instinktiv die sicheren, festen Stellen.
Je mehr sie sich der Stelle näherten, von wo der Qualm aufstieg, um so weniger kalt kam der Dunmer der Wind vor, der hier oben wehte. Zuerst dachte sie es läge daran, daß ihr von der Kletterei und vom Laufen so warm geworden war, aber je weiter sie gingen, um so schwüler und drückender wurde die Luft. Das Grollen war jetzt recht laut zu hören und die Farbe des Himmels änderte sich. Zunächst schien es, als zöge die Abenddämmerung herauf, was zeitlich auch ungefähr hinkommen mochte, aber bald schon wurde die gesamte Umgebung in ein düsteres, rötliches Licht getaucht. Weit über ihnen zuckten einzelne Blitze, und es war finster genug, daß man trotz des erst frühen Abends die Sterne recht deutlich sehen konnte.
Sie bogen gerade um einen großen Felsblock, als das Tor in Sicht kam. Für Erynn war der Anblick noch immer überwältigend. Breite, elegante Dornen umgaben das eigentliche Portal wie eine martialische Krone. Kein Daedra war im näheren Umkreis zu sehen Allerdings, warum auch? fragte die Elfin sich. Hier gibt es nichts und niemanden, was man im Auge behalten müßte... Außer uns, heißt das. Unwillkürlich warf sie einen kurzen Seitenblick auf ihren Begleiter. Es war nicht zu übersehen, daß Arranges die Hitze schon wieder zu schaffen machte, während sie auf Erynns gequälte Muskeln eher entspannend wirkte. Aber warum, zum Donner, öffnen sie ein Portal hier oben, mitten im Nirgendwo? Was ergibt das für einen Sinn? Sie schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag. Wer konnte schon sagen, welche Gründe Daedra für ihr ihr Tun haben mochten.
Kaiserlicher und Dunmer sahen sich kurz gegenseitig an, dann traten sie durch die Verwerfung in Mehrunes Dagons Reich. Erynn sparte sich diesesmal die Mahnungen betreffend der Frage, wer denn nun sagte, wo es in der Oblivionebene langging. Es würde ohnehin zu nichts führen, auch wenn sie nach wie vor der Überzeugung war, einfach den besseren Überblick zu haben.
Die Desorientierung ließ nach, und die Dunmer fand sich auf mittlerweile fast vertraut wirkendem, schlackeartigem Untergrund wieder. Ein schmaler Pfad aus einst geschmolzenem und wieder erstarrtem Gestein schlängelte sich zwischen unzähligen Lavatümpeln hindurch. Harradaranken wuchsen hier und dort, aber sonst konnte sie auf den ersten Blick kein lebendes Wesen entdecken. In ziemlicher Entfernung, verschwommen durch die vor Hitze flirrende Luft, konnte sie drei Türme ausmachen. Die zwei vorderen waren durch eine Brücke in schwindelerregender Höhe verbunden, ähnlich wie im ersten Tor, das sie betreten hatten. Als Dreveni dabei war. Erynn betrachtete das mit Geröllbrocken und Mauerresten übersähte Gelände, das zwischen ihen und den Türmen lag, und wünschte sich für einen Herzschlag lang, die reaktionsschnelle Dunkelelfin bei sich zu haben. Selbst, wenn hier jetzt noch alles ruhig schien, konnte in den nicht einsehbaren Schatten und Winkeln so ziemlich alles lauern...
Arranges hatte wie auch die letzten beiden Male, das Gefühl, gegen eine Wand aus brennendem Fels zu laufen. Er brauchte erst nochmal einen Moment, bis er sich einen brauchbaren Überblick mverschaffen konnte. Er keuchte einmal hörbar auf oder war es vielleicht auch ein Seufzen... Er warf der Dunkelelfe einen kurzen Seitenblick zu. Sie störte die Hitze nicht im Geringsten. Kein Wunder, sie ist ja auch resistent dagegen... ein bisschen wie gegen Intelligenz... Er wischte sich mit der Hand nochmal übers Gesicht, was herzlich wenig brachte, da praktisch direkt im selben Moment wieder Schweiß vom Haaransatz nachrann. Dann stapfte er ohne etwas zu sagen los. Mit schweren Schritten folgte er dem Pfad, der sich durch die Lavalöcher schlängelte. Sie waren vielleicht ein paar Minuten unterwegs, als der Kaiserliche plötzlich stehen blieb und sich aufmerksam umschaute. Die Felsen und Mauerreste wurden immer größer, je näher sie den drei Türmen kamen. Irgendetwas einzelnes läuft uns nach... oder spielt mir die Hitze einen Streich?! Während er die eine Hand dirigierend zur Hilfe nahm um einen Zauber zu sprechen, legte er die andere Hand auf den Schwertgriff. Nicht zu fassen, die Temperaturen schlagen mir schon so sehr aufs Gemüt, dass ich wie ein Anfänger mit Händen und Füßen zaubern muss... Der magische Impuls rollte weitläufig über die Totenlande hinweg und tastete nach allen lebenden Objekten, die seiner Macht unterlegen waren. Arranges vorschte innerhalb dieser erweiterten Wahrnehmung, konnte aber dann doch nichts Auffälliges entdecken. Sie setzten ihren Weg fort zu den drei Türmen. Der Magier hielt den Zauber den ganzen Weg über, bis sie die kleine Anhöhe erreicht hatten, auf der die Türme standen. Das heißt vielmehr zwei der Türme. Der dritte stand auf einem zweiten Sockel etwas abseits. Zwischen diesem und einem der zwei anderen Türme spannte sich eine schmahle Brücke in luftiger Höhe. Aufmerksam die Brücke und die restliche Umgebung im Blick behaltend, näherten sie sich den Bauten. Aber seltsamerweise war nicht das geringste Anzeichen von Feinden zu erkennen. Der Hügel mit den zwei Türmen war wie es schien, vom Rest der Ascheinsel abgetrennt. Seine Hänge waren nicht besonders steil und reichten auch nicht hoch, aber dafür waren sie mit unzähligen, hervorspringenden Dornen gespickt. Es war auch nach aufmerksamerer Betrachtung nicht möglich, dort einen Weg hinauf entdecken zu können.
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als in den Turm einzudringen, der allein stand und sich über die Brücke mit den beiden anderen verband. Der Turm war um ein Vielfaches kleiner als jene, in denen man die Siegelsteine finden konnte. Eine steile Rampe schraubte sich an den Innenwänden nach oben. Auch hier war nichts zu spüren, das auf die Anwesenheit von Daedra hindeutete. Arranges wurde die ganze Sache immer suspekter, Entweder die Daedra setzen hier oben tatsächlich auf die Abgeschiedenheit der Berge oder aber wir sind gerade auf dem besten Wege, in einen Hinterhalt zu laufen... Aber jede Überlegung half nichts, sie mussten versuchen in den Siegelturm zu gelangen. Und auch der Zauber, den Arranges noch immer hielt, zeigte keinerlei Feinde an. Sie gingen vorsichtiger als sowieso schon, den Turm nach oben. In der Spitze konnte man einige frei hängende Käfige erkennen, die von der Größe her bequem Platz für einen großen Ork boten. Der Magier schenkte ihnen keine weitere Aufmerksamkeit, er war viel zu sehr damit beschäftigt, vor lauter Hitze nicht aus den Stiefeln zu kippen und gleichzeitig auf den Zauber zu achten.
Als sie auf die Brücke hinaustraten, beschlich beide ein merkwürdiges Gefühl. Jedenfalls kam Arranges sich vor wie auf dem Präsentierteller. Die Brücke selbst schien allerdings stabil zu sein und war gut anderhalb Schritte breit. Ohne irgendetwas, das Feinde ankündigte oder anzeigte, überquerten sie die Mitte der Brücke und plötzlich begann das magische Feld, welches Arranges um sie herum gespannt hatte, am äußersten Rand hinter ihnen zu flimmert und wurde nur einen Herzschlag später, einfach zerstört. Erschrocken drehte sich Arranges herum. Erynn folgte seinem Blick. Ein geradezu riesiger Xivilai war in die Tür getreten, durch die sie auf die Brücke gelangt waren. Ich wusste es... 'Geh zur Seite... und sie zu, dass du vielleicht den Siegelstein erreichen kannst...!' Knurrte Arranges und schob sich an Erynn vorbei. Hinter der massigen Gestalt des Daedra glaubte Arranges noch zwei oder drei Dremora zu sehen, die jetzt unrealistisch große Bögen zur Hand nahmen und wohl auf einen Befehl oder ein Zeichen warteten. Das Xivilai kam währenddessen mit langsamen Schritten auf Arranges zu. Na das wird lustig... Arranges zog sein Schwert und begann damit, mit der anderen Hand einen Zauber vorzubereiten. 'Sie zu, dass du hier wegkommst, Erynn!' Doch bereits als er ihren Namen sprach, wurde das kleine Tor auf der anderen Seite der Brücke aufgerissen und ein mehr als aggressiv wirkendes Daedroth kam zum Vorschan. Der Kaiserliche warf einen flüchtigen Blick über die Schulter und erstarrte. 'Verfluchte Scheisse!' Ein Adrenalinschub schoss durch seine Adern und er wechselte blitzschnell den Zauber. Ein Caitiff trat aus einer gleißenden Kaskade vor Erynn und stellte sich, den breiten Schild hoch erhoben, vor die Dunkelelfe. Arranges selbst hüllte sich nur eine Sekunde später ebenfalls in einen daedrischen Panzer.
Na dann mal los, eure verdammten Brüder haben es bis jetzt auch nicht geschafft, mich am Erreichen der Siegelsteine zu hindern...
Glannaragh
04.05.2011, 15:56
Verflucht! Ich hab es kommen sehen! Wo auch sonst hätten die Daedra sie besser stellen können als hier? Sie jedenfalls hätte es genau so gemacht. Bis zuletzt hatte Erynn gehofft, daß es ihnen vielleicht erspart bleiben möge, diese schmale, den Abstand zwischen den beiden Türmen in schwindelerregender Höhe überspannende Brücke überqueren zu müssen. Zumal spätestens seit der Kletterpartie zu diesem Tor hin kein Zweifel mehr bestehen konnte, daß sie ab einer gewissen Entfernung zum Boden nicht mehr ganz sicher auf den Füßen war.
In dem Moment, als der Kaiserliche sich an ihr vorbeischob, erschrak sie ziemlich und ließ sich instinktiv auf ein Knie sinken, um ihren Körperschwerpunkt weiter nach unten zu verlagern.
...und du willst alles allein aufhalten, was hinter uns herkommt, was? Großartige Idee, Arranges! Das funktioniert bestimmt... Die Elfin hielt diesen Plan für mehr als zweifelhaft. Trotzdem warf sie einen raschen Blick über die Schulter, als der Xivilai Anstalten machte, sich ihnen zu nähern. Hinter ihm gingen mindestens zwei Langbogenschützen in Stellung. Vielleicht konnten sie zum anderen Ende der Brücke zurückweichen und sich dem Ungeheuer auf weniger unsicherem Boden stellen. Statt auf das Portal zum zweiten Turm jedoch blickte sie direkt in die echsenartige Visage eines Daedroth.
Erynn vollendete ihre Drehung, legte einen Pfeil auf, zielte auf den Echsendämon und fluchte, als wie aus dem Nichts ein Dremora vor ihr erschien. Das Biest materialisierte sich mitten in der Schußlinie. Natürlich. Sie haßte es, wenn der Beschwörer so etwas tat. Es war genauso schlimm wie die Unsitte, sie mitten im Kampf zur Seite zu stoßen. Auch das war ihm einfach nicht auszutreiben. Langsam entspannte sie die Sehne wieder und richtete sich aus ihrer knienden Haltung zum Stehen auf, um überhaupt freie Sicht zu haben. Der Caitiff stürmte unterdessen vor. Erynn feuerte über den Kopf des beschworenen Daedra hinweg, erwartete dabei halb, daß ein Dremorapfeil sie selbst in Nacken oder Hinterkopf treffen und diese Reise sehr plötzlich und endgültig beenden würde. Was für eine Art zu sterben wäre das, fragte sie sich plötzlich und fühlte sich für einen Moment lang, als stehe die Zeit still. hier, mitten auf dieser Brücke, ohne es wirklich kommen zu sehen? ...andererseits, gäbe es denn einen besseren Ort dafür als diesen? Dann könnte ich einfach hierbleiben, müßte nie wieder weg aus den Totenlanden und weder die Gathering noch die Abtrünnigen könnten jemals über mich verfügen... eigentlich wäre das keine schlechte Lösung.
Die Dunmer schüttelte sich, als würde sie aus einem Traum erwachen. Sie hatte die Hand mit dem Bogen sinken lassen, stellte sie fest. Der beschworende Caitiff hatte den Daedroth mittlerweile erreicht und drosch wild auf das Echsenwesen ein, blockte immer wieder Hiebe der mächtigen, gekrümmten Klauen und wich dem zustoßenden Maul aus. Was machst du dir nur für Gedanken, Mädchen? schalt Erynn sich selbst und legte wieder auf das Wesen an. Auf die Entfernung war es eigentlich kaum zu verfehlen, zudem war es durch seinen massigen Leib auf der schmlen Brücke praktisch zur Bewegungslosigkeit verdammt. Solange der Dremora zwischen ihr und der Kreatur stand, konnte ihr aus dieser Richtung kaum etwas geschehen. Sie zielte auf den Kopf, doch es brauchte tatsächlich mehrere Pfeile bis einer darunter war, der die starken Schädelknochen durchdrang. Der Caitiff geriet immer stärker in Bedrängnis, als der Echsendämon die Bogenschützin schließlich als ernsthafe Bedrohung wahrnahm und versuchte mit immer rasender werdeneden Angriffen, den Dremora aus dem Weg zu räumen. Dann hielt es plötzlich inne, als frage es sich, was es hier eigentlich tue. Langsam, ganz langsam kippte der massige Körper, blieb für ein paar Herzschläge langnoch an der Dornenverzierung des schmalen Stegs hängen, bevor er von seinem eigenen Gewicht in die Tiefe gezogen wurde. Das Reißen von Fleisch war zu hören, dann fiel der Daedroth außer Sicht.
Erynn fuhr zu dem Kampf herum, der in ihrem Rücken stattfand, suchte ein Ziel während sie ihrem Begleiter zuschrie, daß er langsam zum zweiten Turm zurückweichen solle. Sie mußten von dieser verfluchten Brücke runter, so schnell wie möglich!
Hinter sich hörte Arranges, wie der Kampf zwischen dem Caitiff und dem Daedroth endbrannte. Das Monstrum, dem er selbst gegenüberstand, konnte wohl sehen, was in seinem Rücken vor sich ging. Der Xivilai zögerte noch einen Moment, ehe er viel zu plötzlich auf den Magier losstürmte. Der darauffolgende Kampf war alles andere als normal. Während der Daedra mit dem Zweihänder, den er mit nur einer Hand schwang unbarmherzig auf Arranges einschlug, versuchte der Nekromant seinerseits möglichst unbeschadet zu blocken oder auszuweichen. Beides gelang ihm meist mehr schlecht als recht. Aber mit der freien Hand konnte er seine Magie weben und ließ keine Gelegenheit ungenutzt, seinem Wiedersacher ein arkanes Geschoss entgegen zu werfen, welches nach und nach immer mehr der Lebensgeister des Dämons pulverisierten. Allerdings war es eine lächerlich lange Zeitspanne, die der Kampfmagier wirklich all sein Können mit der Klinge ausspielen konnte. Schon bald merkte er, wie ihm die Hitze wieder zu schaffen machte, während sie den Daedra eher noch stärkte. Funken stoben von den Waffen, jedes Mal, wenn sie mit so brutaler Gewalt aufeinander schlugen, dass Arranges jeden Moment fürchtete, dass eines der beiden Schwerter augenblicklich bersten würde.
Arranges war seit einer gefühlten Ewigkeit dabei, nur noch zurück zu weichen, als ihn Erynns Stimme erreichte. Er wagte es nicht, einen Blick über die Schulter zu riskieren, begann aber das Tempo, mit dem er Schritt für Schritt rückwäts ging, etwas zu erhöhen. Nach vielleicht 5 Schritten hatte der Xivilai den Grund und das Problem wohl erkannt. Mit einem Mal nahmen seine Hiebe an Härte nochmals zu und im nächsten Moment raste unbarmherziger Schmerz durch den Schwertarm des Kaiserlichen. Seine Ohren schmerzten von dem hohen Pfeifton, den der kreischende Zusammenprall der beiden Waffen, verschuldet hatte. Für einen kurzen Augenblick starrte Arranges auf das zerfranste Stückchen Silber, das gerade noch die Klinge gebildet hatte, von der er jetzt nur noch den Griff in der Hand hielt. Den Rest hatte das Ebenholzschwert des Xivilai hinfortgerissen. Das zweite Schwert, dass ihr Hundesöhne mir zerstört habt... Mit einem Satz rettete sich Arranges vor dem erneut heransausenden Bidenhänder. Das kann ich auch... Entschlossen und die Klinge bereits zum nächsten Streich erhoben, trat das Monster auf ihn zu, als Arranges plötzlich fallen ließ, was noch von seiner Waffe übrig war. Beide Arme vorgestreckt, blieb er reglos vor seinem Gegner stehen. Die Klinge raste heran und... zersplitterte plötzlich in so viele kleine, glühende Teilchen, dass es aussah, als würden Sterne vom Himmel regnen. Die leere Faust vollführte die weitere Bewegung des Schwerthiebs. Die nur den Bruchteil eines Lidschlags später folgende Reaktion, nachdem der Daedra begriffen hatte, dass sich seine Attacke buchstäblich in Luft aufgelöst hatte, zeichnete sich durch zorniges Brüllen und einen Faustschlag aus, den Arranges schlicht nicht kommen sah. Die Wucht, mit der der Kaiserliche getroffen wurde, wurde größtenteils von dem beschworenen Kronenhelm abgefangen, aber dennoch wirbelte der Magier herum und flog einige Meter durch die Luft. Hart schlug er mit dem Rücken auf der Brücke auf. Er ist wütend... sehr schön...
'Ery...' Der Ruf, welcher seine Begleiterin eigentlich erreichen sollte um sie auf den jetzt für einen kurzen Moment vermutlich sehr gut angreifbaren Xivilai aufmerksam zu machen, erstarb, als das Monster ihn mit solcher Gewalt in die Seite trat, dass ihm kurz Schwarz vor Augen wurde. Er spürte, wie er von der Wucht zur Seite fast mehr flog als rollte und plötzlich war der Boden weg... Instinktiv griff der Beschwörer nach oben und bekam einen der Dornen zu fassen, die die Brücke zur Seite hin abschlossen. Mit einem Ruck, der sich schmerzhaft in seinem Arm niederschlug, wurde sein Fall gebremst. Ungläubig blickte der Nekromant nach oben und eine Sekunde später nach unten. Bei dem alten Fleisch, das an meinen Rippen haftet, bringt Abhängen auch nichts mehr... Dachte Arranges grimmig und knurrte in seinem Helm vor sich hin. Wieder wanderte sein Blick nach oben und sogleich erschrak er. Über den Rand der Brücke gebeugt, stand der Xivilai und machte gerade Anstalten, auf den Dorn einzustampfen, der im Moment das Überleben des Kaiserlichen sicherte. 'Oh nein, wenn, dann kommst du mit!' Brüllte Arranges plötzlich und reckte die freie Hand nach oben. Er sammelte alles, was er noch irgendwie an magischer Kraft aufbieten konnte und kanalisierte es mit einem Schlag in den Zauber, den er gesprochen hatte. Und anstatt, dass der Fuß, seine Kraft darauf entlud, den Dorn loszutreten, wurde er in einem ungesunden Winkel nach oben gebogen. Der Xivilai verlor plötzlich selbst das Gleichgewicht und geriet arg ins Schwanken. Ein letzter Ruck des Fußes in Arranges Richtung und dann stürzte der Daedra selbst mit lautem Brüllen über den Rand der Brücke. Daedra scheinen wohl doch nicht so magieimmun zu... Schmerz, der sich anfühlte, als würde Arranges in der Mitte außeinandergerissen werden, stoppte seinen Gedankengang. Er blickte reflexartig nach unten und sah, wie einerseits dieses Monster sich mit aller Gewalt in einen seiner Füße verkrallt hatte und andererseits, wie sich die Welt ringsum nach hinten oder besser nach oben, verschob... Der Ruck und das Gewicht des Gegners hatten ihn so überrascht, dass er im selben Moment die Brücke losgelassen hatte, ohne es bewusst zu merken. Der Daedra hatte wohl ebenfalls begriffen, dass das das Ende des Kampfes für beide war und löste sich wie automatisch vom Bein des Magiers...
Mit wehendem Umhang, der sich jetzt befreite, da Arranges die beschworene Rüstung aufgelöst hatte, stürzte er in die Tiefe, während er einen letzten Blick nach oben zu Erynn warf, deren Umrisse über dem Rand der Brücke viel zu schnell kleiner wurden...
Glannaragh
04.05.2011, 23:11
Erynn sah die Ereignisse mit unnatürlicher Klarheit. Ihr Begleiter wurde zurückgeschleudert und im nächsten Augenblick durch einen Tritt von dem Xivilai von der Brücke gestoßen. Sie schoß einen Pfeil auf den menschenähnlichen Daedra ab, der jedoch fehlging, als das Wesen plötzlich strauchelte und seinerseits in die Tiefe stürzte. Die Elfin stürmte zum Rand der Brücke und ließ sich auf die Knie fallen. Fassungslos sah sie mit an, wie sowohl das Ungeheuer als auch ihr Begleiter fielen. Es war, als drücke ihr eine erbarmungslose Faust das Herz in der Brust zusammen. Es war anders als in der Kammer unter dem zerstörten Anwesen in Valenwald. Diesesmal gab es kein langes Bangen und Hoffen. Es war vorbei – es mußte so sein. Einen solchen Sturz konnte niemand überleben. Nein... Ich hätte nie geglaubt, daß du derjenige von uns beiden sein würdest, der diese Sache nicht übersteht. Ich dachte immer, ich würde hier zurückbleiben, wenn die Dinge schieflaufen. Und es wäre in Ordnung gewesen. Wir alle hätten uns damit abfinden können. Ich selbst, die Gilde, die Gathering und auch du. Niemand hätte dabei wirklich verloren. Warum hast du nur deine Kraft darauf verschwendet, ausgerechnet mich schützen zu wollen? Warum mußtest du so dumm sein und für mich deine eigenen Prinzipien über den Haufen werfen?
Für einen Moment blieb sie reglos auf dem schmalen Steg hocken und starrte auf die rotschwarze, brennende Ebene hinaus. Was tat sie hier eigentlich? Einen Herzschlag lang war es ihr tatsächlich entfallen. Der Siegelstein. Ja, richtig. Aber... wofür eigentlich? Sie hatte doch die anderen beiden nicht. Sie wußte nicht, wo sie die Dinger hätte abliefern sollen. Eigentlich war sie die ganze Zeit nur Arranges gefolgt, hatte sich darauf verlassen, daß der Kaiserliche wußte, was er tat und wohin sie gingen. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, das dumme Küken in diesem seltsamen Gespann zu sein, daß sie es mittlerweile selber glaubte. Jetzt, plötzlich, war sie allein – und mußte auf einmal damit klarkommen, daß sie sich gerade in einer Welt bewegte, die sie mehr erfühlte, als daß sie wirklich brauchbare Informationen dazu hatte. Ein Hauch von Trotz mischte sie in den Schmerz, der ihr schier die Brust zerriß. Natürlich mußte sie die Siegelkammer erreichen. Es sei denn sie wollte hier sitzen bleiben wie ein Lamm, das seinen Schlachter erwartet.
Ein rascher Blick zu dem Portal in der Außenmauer des Turms, von wo sie gekommen waren. Die beiden Dremora schienen es nicht eilig zu haben, aber sie beobachteten die Elfin aufmerksam. Erynn starrte zurück. Mit unendlich langsamen Bewegungen verlagerte sie ihr Gewicht ein Stück nach hinten. Dann drückte sie sich ab, wirbelte herum und stürmte auf den zweiten Turm zu, leicht geduckt, um ein kleineres Ziel zu bieten. Trotzem erwartete sie jeden Augenblick, im vollen Lauf von den Füßen geholt zu werden. Haken schlagen war auf der Brücke unmöglich, aber bis nicht ein Pfeil ihren Leib durchschlug und sie zu Boden zwang, würde sie sich nicht widerstandslos umbringen lassen – schon gar nicht von Dremora, deren wildes, kämpferisches Wesen sie so sehr bewunderte. Die nächsten zwanzig Schritte würden vielleicht zeigen, welches Los die Schicksalsweberin ihr zugedacht hatte.
Pfeile zischten ihr um die Ohren, verfehlten sie nur knapp und zersplitterten an Metalldornen oder der Außenwand des Turms. Sie setzte über eine Blutlache hinweg, die nur zu dem Daedroth gehören konnte, und erreichte kurz darauf den Torbogen, durchquerte ihn, hechtete zur Seite und drückte sich an die Wand. Dann verschaffte die Kriegerin sich einen kurzen Überblick. Sie stand in einer Halle, etwa so lang wie breit. Auch hier setzte sich das allgegenwärtige Dornenmotiv fort. Sonst schien nichts und niemand hier zu sein. Entweder hatten diese Türme aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage tatsächlich nur eine Rumpfbesatzung, oder aber die übrigen Bewohner gingen davon aus, daß ihre Kollegen an der Brücke die Eindringlinge schon im Griff hatten... womit die gar nicht mal so Unrecht hätten. Erynn spähte nach den Bogenschützen, konnte sie aber noch nicht auf dem Steg sehen. Vielleicht widerstrebte es ihnen, sich selbst so angreifbar zu machen. Die Dunmer beschloß, den Moment des Zögerns ihrer Gegner zu nutzen und sich selbst weiter in den Turm hineinzubewegen. Sie befand sich irgendwo im oberen Drittel des Bauwerks. Bis zur Siegelkammer konnte es nicht mehr weit sein...
Weiße Wölkchen bildeten milchige Schleier vor seinem Gesicht, während Arranges schwer atmend, über das Eisfeld hetzte. Der Himmel über ihm war klar und die Sterne leuchteten hell. Der Schnee unter seinen Stiefeln knirschte bei jedem der weit greifenden Schritte. Frost hatte sich auf das eisige Weiß gelegt. Und trotz kompletter Windstille, war es bitter kalt, selbst Arranges spürte den Griff der Kälte deutlich und jeder Atemzug schmerzte in der Lunge. Immer wieder warf der Kaiserliche einen Blick über die Schultern nach hinten, als würde er vor irgendwelchen Verfolgern flüchten.
Was hab ich bloß getan? Den Siegelstein auf Kosten ihrer Unversehrtheit zu bekommen war mit das Bescheuertste, was ich hätte tun können...
Nach einigen weiteren schweren Schritten, blieb er stehen. Schwerfällig drehte er sich um und folgte mit den Augen den dunklen kleinen Klecksen, die die Spur seiner Schritte auf der linken Seite begleiteten. Ich hoffe ihr schmort in der Hölle... Sein Blick wanderte weiter zu dem, was seine Arme so schwer belastete und ihn so viel Kraft im Moment kostete... aber trotz der schieren Erschöpfung, die ihn plagte, dachte er nicht eine Sekunde daran, Erynn einfach zurück zu lassen. Die Kriegerin ruhte mit geschlossenen Augen und flachem Puls auf seinen Armen und hatte sich seit einer ganzen Weile nicht mehr gerührt. Seine Augen folgten ihren Beinen bis zu den Füßen, die über seinem linken Arm hingen. Eine zäh wirkende, nachtschwarze Flüssigkeit hatte sich wie eine Ranke oder geschwollene Ader um eines ihrer Beine bis hoch zum Knie gewickelt. Das war es auch, was die schwarzen Tropfen im Schnee hinterließ...
Die Ereignisse im Tor waren allerdings viel zu schnell passiert, als dass Arranges hätte sinnvoll und effektiv reagieren können. Er wusste nur eins, dass er ganz allein am Zustand Erynns schuld war. Sie verlor wohl kein Blut, aber das Zeug an ihrem Bein ließ sich auch nicht entfernen. Er hatte einen sehr kurzen Moment Zeit um sie zu untersuchen und hatte dabei auch versucht, diesen Schleim oder was auch immer es war, zu entfernen, aber obwohl flüssig, ließ es sich nicht lösen. Und seit dem war die Dunmer immer katatonischer geworden, bis sie letzten Endes nichteinmal mehr laufen oder sich sonst großartig bewegen konnte. Arranges wusste auch nicht mehr, wie lange er bereits unterwegs war, er wusste nur, dass er so nicht von den Bergen herunter kam. Ein Blick zurück ließ ihn noch immer die tiefschwarze Rauchsäule erkennen, die sich von dem Ort aus in die Höhe schraubte, an dem das Tor gestanden hatte... Er war nach Norden gerannt, weil der lange Kamm, der ihn letzt unmittelbar auf der linken Seite begleitete, hier recht flach nach osten hin abfiel...
Lautes Gebell hallte plötzlich über das gedehnte Eisfeld, das vor ihm nach Norden hin in der Nacht verschwand und im Süden, dort, wo das Tor war, von dem mächtigen Gipfel unterbrochen wurde, den sie schon am Tag, als sie das Tor durchschritten, gesehen hatten. Oh verdammt, sie haben aufgeholt... Ein letzter Blick nach hinten bestätigte, was er dachte. Weit hinter sich, waren drei Silhouetten in der Nacht aufgetaucht. Es waren Gestalten, die an Hunde erinnerten.
Als wäre Dagon persönlich hinter ihm her, sprintete Arranges wieder los, Erynn fest an sich gepresst. Die Verfolger hatten den Flüchtenden sofort wieder ins Visier genommen und Arranges hörte das Knirschen des Schnees, als 12 Pfoten ihm nachjagten. Er war noch keine 50 Meter gerannt, als sich in das Stapfen und das Trappeln plötzlich noch ein anderes Geräusch mischte. Ein stetig lauter werdendes Rauschen, je weiter er lief. Ist das nun die entgültige Erschöpfung? Noch zwei Schritte und wie aus dem Nichts tat sich vor dem Nekromanten ein Abgrund auf. Arranges hatte viel zu viel Schwung, er konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Für zwei oder drei Herzschläge hing er in der Luft, bevor er einige Meter in die Tiefe stürzte. Ein lautes Klatschen, unmittelbar gefolgt von lautem Blubbern und Rauschen, das er allerdings nur mehr durch einen dicken Vorhang hörte. Schmelzwasser umspülte sie, drang überall ein, benetzte Haut, Rüstung und Kleidung und trieb dem Kaiserlichen für einen Moment die Luft aus den Lungen. Er ließ Erynn nicht los. Seine klammen Finger krallten sich in ihre Rüstung, bis sie schmerzten, während er versuchte, irgendwie wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Nach einem schier endlosen Kampf gegen die reissende Strömung des Schmelzwasserflusses, drang er schließlich durch die schäumende Gischt. Der Fluss schien sie bereits ein ganzes Stück mitgerissen zu haben, obwohl sie gerade erst hineingefallen waren. Prustend zerrte er Erynn ebenfalls an die Oberfläche und tastete nach ihrem Brustkorb, der sich den Göttern sei Dank, noch immer leicht bewegte. Aber im selben Moment wurde er sich auch wieder der drohenden Gefahr durch ihre Verfolger bewusst und drehte sich einige Male herum, aber die Kreaturen schienen ihm nicht in den Fluss gefolgt zu sein.
Es dauerte noch einige Herzschläge, bis Arranges sich wieder komplett orintiert hatte. Er bemühte sich, irgendwie das Ufer zu erreichen, aber erst nach einigen Versuchen gelang es ihm, sich an einer Wurzel... Wurzel? Tatsächlich! Der Fluss hatte sie während der kurzen Dauer so weit mitgerissen, dass sie die Baumgrenze bereits fast wieder erreicht hatten. Neue Hoffnung schöpfend, zog Arranges sich mit steifen Muskeln an dem knorrigen Gewächs empor und lag einige Lidschläge später schnaufend auf dem teils sandigen, teils von verwehtem Pulverschnee bedeckten Ufer. Erynn hatte er neben sich mit an Land gezogen. Erst nach einigen Augenblicken spürte er, wie die Kälte jetzt noch verheerender als zuvor, zuschlug. Das Wasser tat sein Übriges. Blitzschnell, völlig ungeachtet der protestierenden Muskeln, war er aufgesprungen und sah sich um. Weit und breit nichts, was auf die seltsamen Hunde hindeutete. Ein paar Minuten später hatte der Kaiserliche um einen knorrigen, aber dichten Busch einiges an abgestorbenem Holz aufgeschichtet. Er zerrte Erynn so nahe an das entfachte Feuer, wie er sich zutraute, die Flammen kontrollieren zu können. Dann ließ er sich an ihrer Seite auf die Knie sinken, legte eine Hand auf ihren Bauch, die andere auf das Brustbein und wirkte, was seine Feuermagie noch hergab...
Glannaragh
05.05.2011, 22:36
Die Elfin betrachtete die schlanken, leicht gekrümmten Dornen, die sich aus der Decke der Halle bis etwa zur halben Höhe des Raumes herabschwangen. Das Licht war angenehm hier, nicht so furchtbar hell und blendend. Als hätte jemand an einem Hochsommertag dunkle Vorhänge vors Fenster gezogen. Außerdem war es warm hier. Warm genug, daß ihr Blut nicht mehr so langsam floß wie unter dem anderen, blauen Himmel. Es war eine gute Entscheidung gewesen hierzubleiben. Seit dieser Entschluß gefaßt war, störte sich an diesem Ort niemand mehr an ihr – und niemand störte sie. Sie konnte einfach hier liegen, an die Decke starren und den feinen Rankenmustern an den Kreuzbögen mit den Augen folgen. Erynn war sich nicht einmal sicher, ob sie wirklich lag, ob sie überhaupt noch einen Körper hatte. War es vielleicht nur noch ihr Geist, der durch diesen Turm wehte, zusammen mit der in oder anderen heißen Windböe, die manchmal um die eleganten Säulen in dem Gebäude strichen. Es schien auch nicht wichtig zu sein. Nichts war mehr wirklich von Bedeutung, außer vielleicht, daß sie die Entbehrungen der letzten Zeit nicht mehr spüren mußte. ...und alle Welt macht so einen Aufstand wegen dieser Tore. Wenn ihr Narren euch die Mühe machen würdet, auf das zu blicken was dahinter ist, würdet ihr anders darüber denken...
Irgendwo schien es einen Fehler in diesem Gedankengang zu geben, der ganz erheblich damit zu tun hatte, daß Mehrunes Dagon auf Nirn als wenig diplomatischer Aggressor auftrat. Andererseits: Sie war schließlich auch hier, friedlich in sich und dem Reich des Daedrafürsten ruhend.
Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wie sie eigentlich hierher gelang war. Das heißt, sie wußte es schon, sie hatte dieses Tor betreten, nach einer recht anstrengenden Kletterei... und dann war sie geblieben. Aber wie? Warum konnte sie so plötzlich hier sein, ohne um ihr Leben kämpfen zu müssen? Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie hatte etwas vergessen. Irgend etwas, das wichtig war.
Der Turm um sie herum geriet ins Wanken, immer stärker, je klarer ihre Gedanken wurden. Ganze Stücke brachen aus seinen Mauern, während die sichere Sphäre, in die ihr Geist sich zurückgezogen hatte, in sich zusammenfiel. Erynn kämpfte darum auf den Füßen zu bleiben -warum hatte sie plötzlich Füße?- und durch die Risse in den Wänden strömte eiskalte Luft herein und traf sie mit brutaler Wucht. Sie riß die Augen auf und keuchte erschrocken, als schmerzhaft gleißende Helligkeit ihr wie Messer in den Schädel stach. Unkontrolliert zitternd versuchte sie, sich zu orientieren. Nicht die Totenlande, da konnte wenig Zweifel bestehen. Aber wie war sie hierher gelangt? Und wo war ‚hier’?
Eine Empfindung drang zu ihr durch, die weniger gräßlich war als das blendende Licht und der schneidende Frost, welche nach dem Erwachen ihr ganzes Denken ausgefüllt hatten. Jemand hatte seine Hände auf ihren durchgefrorenen Leib gelegt und vertrieb die Kälte, zumindest ein wenig. Die Elfin zog die Augenbrauen zusammen und bemühte sich, ihrem Blick eine bestimmte Richtung zu geben. Es dauerte eine Weile, bis ein weiteres kleines Mosaiksteinchen an seinen Platz fiel. Was machst du denn hier? Ist es diesesmal wirklich vorbei? Bin ich tot?
„Arranges“, krächzte sie, das Wort durch ihre klappernden Zähne kaum verständlich. „Warum bist du hier? Ich habe dich... fallen sehen...“
Arranges spürte nach einer Weile, wie Erynn sich bewegte. Eine unbeschreibliche Erleichterung flutete seinen Körper und ein letztes Mal griff er nach jeder Reserve, derer er irgendwie habhaft werden konnte und verstärkte seine Feuermagie nochmals. Als die Dunmer dann endlich die Augen aufschlug und seinen Namen hervorpresste, blickte er auf und sah ihr in die Augen. 'NICHT... bewegen!' Sagte er bestimmt, ohne jedoch laut zu werden. Er forschte einen weiteren Moment in ihren Augen. Sie waren wieder klar, ganz im Gegensatz zu der Zeit, nachdem sie diesen elendigen Zauber abbekommen hatte. Erst jetzt erreichten ihn ihre weiteren Worte und er blickte sie fragend an. Einen kurzen Moment grübelte er, was sie meinen konnte und vergaß darüber seine Magie, die sich jetzt langsam aber sicher dem entgültigen Aus näherte. 'Du... hast mich fallen sehen... wie meinst du das?!' Fragte er verwirrt. Dass sie überhaupt etwas wie eine Erinnerung an die Oblivionebene hat, verwundert mich ja sowieso... Ich weiss noch immer nicht, was das für eine Teufelei ist, aber um ehrlich zu sein habe ich auf den letzten hundert Metern nur noch der Hoffnung nachgejagt, sie wenigstens, wenn auch sehr wahrscheinlich tot, aus den Fängen dieser Bastarde retten zu können...
Die Dunkelelfin schloß die Lider halb. Sie war so fürchterlich müde. Es war, als hätte sie irgendwo einen Schnitt am Körper, aus dem all ihre Kraft herausfloß. Schließlich antwortete sie: "Von der Brücke... die zwischen den beiden Türmen. Dabei waren wir so dicht am Ziel. Wir hatten die Siegelkammer fast erreicht..." Sie verstummte, als ein weiterer Kälteschauer sie schüttelte. Dann zwang sie sich, den Kaiserlichen wieder anzusehen, versuchte ein Anzeichen dafür auszumachen, ob er irgendwie verändert war. Seine Hände auf ihrem Leib wirkten real genug, aber wie konnte es sein, daß er diese Sache vergessen hatte?
"Du weißt nichts mehr davon?" Ein bißchen verunsichert drehte Erynn den Kopf ein wenig, um sich zumindest einen kleinen Überblick über die Umgebung zu verschaffen. "Ist das hier... das Totenreich? Warum ist es hier so kalt?" fragte sie, nun vollends verwirrt. Aber so mußte es wohl sein, wenn sie mit dem Beschwörer von Angesicht zu Angesicht sprach. Sie selbst konnte sich ja auch nicht daran erinnern, wie sie gestorben war. Warum also sollte es bei Arranges anders sein?
Kurz schaute Arranges sie nur komplett verwirrt an. 'Was bei den Neun, hast du nur erlebt oder gesehen...' Murmelte er deutlich besorgt und etwas erschrocken. 'Wir sind weder im Totenreich, noch haben wir unser Ziel verfehlt... und den Göttern sei Dank, dass du noch lebst... Aber von was für einer Brücke sprichst du? ... der Siegelturm war eine gewaltige Festung, direkt vor dem Tor, dort gab es keine Brücke... Und wir haben den dritten Siegelstein.' Zur Bestätigung seiner Worte holte er die faustgroße Kugel hervor und zeigte sie Erynn kurz. 'Wir befinden uns noch immer auf den Kämmen der Valusberge... ich bin mit dir nach Norden geflüchtet, als wir zurück auf Nirn geschleudert wurden... aber jetzt sind wir zumindest für den Moment in Sicherheit... Sag, tut dir etwas weh?' Fragte er mit ehrlicher Sorge in der Stimme.
Auf Erynns Gesicht zeichnete sich schiere Verwirrung ab. Sie hatte keine Ahnung, wovon ihr Begleiter eigentlich sprach. "Ich weiß nicht, wovon du redest, Arranges", flüsterte sie. "Ich habe keine Erinnerung an einen Fried direkt am Tor oder an eine Siegelkammer... wenn deine Version der Ereignisse stimmt, dann ist es, als sei ich niemals dort gewesen..." Sie hielt inne und dachte über seine Frage nach. Ihr war kalt - bitterlich, jämmerlich kalt, und sie war müde, aber Schmerzen hatte sie eigentlich keine. Sie horchte genauer in sich hinein und stellte fest, daß sie sich seltsam taub fühlte. Nicht nur von dem scheußlichen Frost, sondern... anders. Ihren Unterleib spürte sie kaum noch, und die Beine...
In einem Anflug von Panik stemmte Erynn sich auf die Ellbogen hoch. Ihre Beine waren noch da, wie sie feststellte, doch es war, als gehörten sie nicht zu ihr. Etwas klebte an einem davon. Es sah aus wie Pech, doch das war für den Moment ihre geringste Sorge. Durch die aufkeimende Furcht hindurch versuchte die Elfin sich aufzusetzten, irgendwie auf die Füße zu kommen. Sie selbst spürte, wie bleich sie geworden war, als sie mit flackerndem Blick wieder zu dem Beschwörer aufschaute. Ihre Stimme klang schrill und unkontrolliert, als sie schließlich hervorbrachte: "Ich... kann mich nicht bewegen! Ich kann überhaupt nichts mehr fühlen!" Sie dachte nicht mehr daran, ruhig liegenzubleiben. Sie mußte aufstehen, jetzt sofort, irgendwie die Kontrolle über ihren Körper zurückgewinnen. Die Vorstellung, hilflos hier liegen zu müssen wie ein verwundetes Tier war ihr unerträglich. Verzweifelt, schon längst nicht mehr auf ihren Begleiter achtend, bemühte sie sich, die Füße irgendwie unter ihren Körper zu bringen. Wenn ich erstmal stehe, wird alles wieder normal sein...
Ja... ich habs irgendwie befürchtet... 'Erynn!' Keine Reaktion. 'Erynn... verflucht, bleib liegen, du kannst nicht aufstehen...' Nachdem sie wieder nicht reagierte, drückte er sie ohne zu zögern, gewaltsam auf den Boden zurück. Sie war völlig durcheinander, was er ja auch irgendwie verstehen konnte, aber er war am Ende seiner Kräfte, genau wie mit seiner Gedult. 'Beruhig dich!' Er packte ihre Handgelenke und zwang sie so, liegen zu bleiben. Lediglich ihren Kopf warf sie noch ein paarmal hin und her, bevor sie keuchend liegenblieb und zu ihm aufsah. 'Lass mich erklären, was passiert ist... Ich weiss nicht, was du gesehen hast, aber wie es scheint, sind deine gesamten Erinnerungen ab dem Zeitpunkt weg, als wir das Tor durchschritten... Du erinnerst dich an die seltsamen Wölfe? Jene, die uns durch die Nibenay gejagt haben?' Erynn nickte verwirrt. 'Das ist wohl irgendeine neue Kreaturenschöpfung der Abtrünnigen, ich glaube auch, dass das die Macht war, von der Harchaxas sprach... sie sind uns durch das Tor gefolgt und haben uns direkt angegriffen... Das... Zeug, was dort an deinem Bein hängt, galt eigentlich mir, ich weiss nicht, was für eine Art Magie es ist... ich weiss nur, dass ich nicht schnell genug war... nicht schnell genug, um dich zur Seite zu stoßen... es ging alles furchtbar schnell ab da... Noch fast im selben Moment war alles plötzlich voller Dremoras... diese Dämonenhunde und die Daedra haben sich bis aufs Blut bekämpft, frag mich nicht wie oder warum... du selbst bist nur noch teilnahmslos herumgestanden, während sich dieses... Zeug an deinem Bein festgesaugt hat... und danach ging es immer mehr abwärts, du warst kaum noch ansprechbar, bist mir nur noch auf zurufen gefolgt und hast sonst kaum noch reagiert, es war... grausam... ich habe uns so gut das möglich war, unversehrt bis zur Siegelkammer gebracht, aber bevor ich den Stein überhaupt sehen konnte, brachst du zusammen. Völlig weggetreten. Ich hab dich bis zum Siegelstein hinauf getragen und dann den Stein von seinem Platz entfernt... Auf Nirn sind wir neben diesen... Geisterwölfen wieder aufgewacht, allerdings schienen sie die Dimensionsverwerfung nicht so gut verkraftet zu haben... Und dann bin ich nach Norden, hierher, geflüchtet... mit dir auf den Armen...' Er schaute ihr einen Moment in in die unruhigen Augen. 'Und jetzt bitte, ich weiss, dir ist kalt und ich weiss, dass es für dich schrecklich sein muss, nicht aufstehen zu können... aber bleib jetzt einfach liegen... ich werd dafür sorgen, dass du nicht erfrierst...' Dann ließ er langsam ihre Arme los und richtete sich wieder auf in die knieende Position.
Der Kaiserliche erfaßte scheinbar wirklich nicht, wo das Problem lag, dachte die Elfin voller Zorn. Wie kann man nur so schwer von Begriff sein? Du bist doch sonst nicht so blöde, du Idiot! Als genüge es nich, daß sie von der Hüfte abwärts bewegungsunfähig war, besaß dieser Kerl tatsächlich die Stirn, auch noch ihre Arme auf die Erde zu drücken. Nachdem sie festgestellt hatte, daß sie sich in ihrem Zustand nicht wirklich dagegen wehren konnte, starrte sie ihren Begleiter für eine Weile ebenso haßerfüllt an wie eine Katze, die man im Nackenfell gepackt hielt. In diesem Augenblick voller blinder Panik war es ihr einfach nicht möglich, Freund von Feind unterscheiden zu können.
Nur langsam drangen seine Worte in den Teil von Erynns Geist, der nicht roher Instinkt war. Für die Zeit, die sie damit beschäftigt war die Informationen zu sortieren, hörte sie kurzfristig auf um sich zu schlagen, fuhr aber sofort wieder hoch, als Arranges den Griff um ihre Gelenke löste. "Dann mach es weg!" schrie sie. Wieso der Beschwörer nicht selbst auf diese Offensichtlichkeit gekommen war, blieb ihr völlig unverständlich. Es steigerte nur die Wut, die sie gerade empfand. Sie wand sich, bis sie annähernd auf der Seite lag und machte Anstalten, selbst nach der zähflüssigen, schwarzen Substanz zu langen.
'Hirnloses Blutauge!' Brüllte Arranges aus heiterem Himmel und fasste wieder nach ihren Armen um sie daran zu hindern, sich an der seltsamen Magie zu schaffen zu machen. 'Ich habe bereits mehrmals versucht, dieses Zeug da weg zu machen... es ist nicht möglich und jede grobe Einwirkung darauf scheint es nur noch fester um deinen Fuß zu ziehen...'
Erynn zuckte zusammen, als der Beschwörer sie anschrie. Sie hörte auf zu toben, stemmte sich aber weiter gegen den Klammergriff seiner Finger um ihre Unterarme - hauptsächlich deshalb, weil es das einzige war, das sie in diesem Moment tun konnte. Was er ihr sagte, trug auch nicht dazu bei, sie weiter zu beruhigen. Als sie sich wieder ein wenig unter Kontrolle hatte und es schließlich wagte, zu dem Kaiserlichen aufzuschauen, war der flehentliche Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht zu übersehen. "Es tut mir leid. Ich weiß nicht, warum... also schön. Ich bleibe hier liegen, wenn es dich beruhigt. Aber bitte, laß dir irgendwas einfallen! Bitte... das hier ist schlimmer als tot zu sein..."
Langsam löste der Magier abermals seinen Griff. Na also, geht doch... 'Na gut, dann lass ich dich das nächste mal in den Fängen der Abtrünnigen zurück, wenn dir der Tod lieber ist...' Arranges hatte keine Gedult mehr, er fror, seine Kleidung klebte ihm nass am Körper und seine Magie verweigerte ihm aufgrund der kompletten Erschöpfung den Dienst.
Ein Teil der Wut kehrte zurück und brachte ihre Augen zum blitzen, doch sie schluckte jede scharfe Erwiderung herunter, die ihr durch den Kopf schoß. Eigentlich wollte sie in diesem Moment nichts weniger als einen Streit vom Zaun zu brechen. Tatsächlich hätte sie sich jetzt am liebsten an ihren Begleiter geklammert, so sehr verängstigte ihre totale Hilflosigkeit sie gerade. Es war noch viel schlimmer, als von einem Lähmzauber getroffen zu werden. Der verging irgendwann wieder - was bei der Magie, die sie jetzt gefesselt hielt, noch keineswegs sicher war. Erynn sank wieder auf den Boden zurück und schloß die Augen. Es mochte tiefe Nacht sein, aber die vereinzelten Fleckchen Schnee, die sich hier und dort gesammelt hatten, schienen ihr noch immer unnatürlich grell. Außerdem, so hoffte sie, würde es Arranges vielleicht nicht auffallen, daß sie weinte, wenn sie die Lider gesenkt hielt. "Du hast mich bis hierher getragen?" fragte sie leise, ohne auf seine scharfe Antwort einzugehen. Die Tatsache brachte sie trotz Furcht und Kälte zum Lächeln.
Arranges wartete einen Moment, bis er antwortete. 'Nun... ja...' Sagte er etwas zögernd, aber ruhig. Er blickte der Dunmer einige Herzschläge lang ins Gesicht. Zumindest war ein Teil der dunklen Hautfarbe zurückgekehrt. Und noch etwas bemerkte er, als er genauer hinsah. Etwas glitzerte im Schein der Flammen im rechten Augenwinkel der Dunkelelfe... und einen Moment später rann die Träne auch schon seitlich die Wange hinunter. Ohne besonderen Hintergedanken beugte sich der Beschwörer ein wenig vor und strich die Träne vorsichtig aus dem Gesicht Erynns. 'Ich... werde morgen... alles versuchen, um diese Magie irgendwie zu bannen...' Sagte er leise, als er sich wieder aufgerichtet hatte.
Sie nickte zur Bestätigung, daß sie verstanden hatte, daß Arranges jetzt nichts an ihrer mißlichen Lage ändern konnte. Es gefiel ihr nicht, ganz und gar nicht, aber offenbar war sie nicht die einzige, die hier am Ende ihrer Kräfte war. So nervenzehrend es auch gerade war, sie beschloß, still liegenzubleiben und es ihrem Begleiter nicht noch schwerer zu machen. War es nicht das, so bemerkte sie in einem Anfall von Galgenhumor, was sie an dem Kaiserlichen jedesmal zu Weißglut trieb: das ewige Rumgehampel, wenn es gerade garantiert nicht angebracht war. Sie würde das im Kopf behalten, sollte sie noch einmal das zweifelhafte Vergnügen haben, den Beschwörer zwecks Wundheilung ruhighalten zu müssen. Irgendwann beruhigte sie sich so weit, daß es ihr sogar gelang, auf die Magie zuzugreifen, so daß die Kälte, gegen die das kleine Lagerfeuer auch nur unzureichend half, sie nicht mehr quälen konnte. Es dauerte daraufhin auch nicht mehr lange, bis sie in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel.
Arranges versuchte während der Nacht die Augen offen zu halten. Er hatte nach einer Weile, nachdem Erynn eingeschlafen war und er sich die nähere Umgebung besah, herausgefunden, dass der Fluss annähernd vertikal, also von Westen nach Osten zu dem Hauptkamm der Valusberge verlief, dem er weiter oben noch vor kurzem nach Norden gefolgt war. Sie befanden sich wohl auf der Nordseite des Flusses. Nach einer Weile hatte er einige relativ gerade Stöcke gefunden, aus denen er ein provisorisches Gerüst zusammenbaute um seine Kleidung grob zu trocknen. Zum Glück hatte er die Bücher nicht dabei gehabt, die zweite Schriftrolle, die er neben der Rolle des Windwandlers jedoch noch immer dabei hatte, war im Grunde nicht mehr zu retten. Trotzdem versichte der Kaiserliche, die Nässe aus dem Pergament zu treiben. Der Proviant, den er mit sich führte, hatte größtenteils überlebt, genau wie die Waffen. Es war windstill und so waren die Kleider relativ bald weitestgehend getrocknet. Die Kette und auch die anderen Rüstungsteile ließ Arranges weg, er hüllte sich lediglich in seine Stoffkleider und die Lederstiefel. Ein kurzer, kritischer Blick auf Erynn ergab, dass sie leicht zitterte. Der Magier überlegte einen Moment, dann kniete er sich neben die Dunmer und machte sich daran, ihr die Rüstung abzunehmen. Lieber gehe ich das Risiko ein, sie teilweise nackt sehen zu müssen, als eine schwere Erkrankung durch die Kälte zuzulassen... Dachte sich Arranges, während er sie bis auf Hemd und Hose entkleidete. Zwar waren die Unterkleider mindestens so nass, wie es der Rest war, aber Arranges beließ es dabei. Er wickelte sie lediglich in seinen Umhang und die eine einzige, kleine Wolldecke ein, die er immer am Gürtel trug und wartete dann darauf, bis der Morgen graute...
Als Erynn erwachte, war der Morgen bereits kalt und diesig heraufgezogen. Sie öffnete die Augen nur kurz, kniff sie dann schnell wieder fest zusammen. Die seltsame Lichtempfindlichkeit war noch immer nicht verschwunden. Erst nach ein paar Minuten versuchte sie es nochmal, etwas vorsichtiger jetzt. Glücklicherweise war der Himmel an diesem Tag bedeckt. Still hoffte sie, daß es noch eine Weile so bleiben würde. Sie bemerkte, daß das Gewicht ihrer Rüstung fehlte. Zumindest der Kürass, über den Rest vermochte sie keine Aussage zu treffen, während sie auf dem Rücken liegend die schweren Wolken anstarrte. Habe ich doch so fest geschlafen, daß ich davon nichts mitbekommen habe? Ich muß wohl doch erschöpfter gewesen sein, als ich dachte... Die Elfin befreite sich mit einiger Mühe von den Decken und stützte sich auf die Ellbogen hoch. Das schwarze Ding lag noch immer um Knöchel und Wade geschlungen, in einem anderen Muster als gestern noch, aber offensichtlich hatte es sich nicht mit Stiefel und Beinschiene zusammen entfernen lassen. Erynn warf der Masse einen bitterbösen Blick zu, dann schaute sie sich nach Arranges um. Sie sagte nichts, als er sie schließlich ansah, doch die Frage in ihren Augen war kaum fehlzudeuten. Was hast du jetzt vor?
'Guten Morgen! ... Ist dir noch kalt?' Fragte Arranges, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern warf den Ast, mit dem er gerade noch im Feuer herumgestochert hatte, in die Flammen und kam zu ihr herüber. Neben ihren Füßen kniete er sich nieder und und besah sich das schwarze Zeug. 'Ich habe noch immer keine Ahnung, was das sein könnte... ich habe um ehrlich zu sein, bis jetzt auch noch nichts Vergleichbares gesehen...' Murmelte er wie zu sich selbst. Dann drehte er den Kopf und blickte Erynn in die Augen. 'Ich habe leider keinerlei magische Reserven mehr, das heißt, dass ich es vorläufig so versuchen muss... verzeih mir...' Dann schaute er wieder auf die arkane Masse. 'Ich habe bis jetzt noch nicht versucht, es zu schneiden, vielleicht ist das eine Möglichkeit...?'
Erynn schaute zwischen dem rankenartigen Gebilde und dem zweifelnden Gesicht des Beschwörers hin und her. Ihre eigenen Augen trugen vermutlich einen mehr als nur leicht mißtrauischen Ausdruck. Sie zögerte einen Moment, bevor sie sprach: "Keine Ahnung, Arranges. Aber man kann es anfassen, also kann man es auch kaputtschneiden. Aber ich kann genauso wenig wie du sagen, was dann passiert... ich kann das Ding noch nicht einmal spüren."
Bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme wieder ein wenig. Nein, sie war gerade wirklich nicht in der Stimmung für einen Feldversuch mit schwarzem, lähmendem Schleim. Andererseits konnte das Zeug auch nicht dort bleiben, wo es war. Es blieb ihr kaum etwas anderes übrig, als Arranges diese Möglichkeit schlicht ausprobieren zu lassen. "Versuch es einfach", sagte sie schließlich, wenngleich lange nicht so fest, wie sie es selbst gern gehabt hätte.
Arranges seufzte. Ein Versuch ist es allemal wert... was soll auch schon passieren... Er zog sein Schwert und setzte es an. Aber kaum hatte er die Klinge richtig aufgesetzt, begann der Schleim zu pulsieren, wie eine schwarze Blutader. 'Was zur Hölle...' Arranges vollendete seine Bewegung und wollte gerade in das weiche Etwas schneiden, als ein Lichtblitz durch seinen Geist schoss und für den Bruchuteil einer Sekunde seine Gedanken lähmte... Im nächsten Moment wurde er zurückgeschleudert und fand sich auf dem Rücken liegend wieder. Völlig verblüfft schaute er auf und stemmte sich hoch. Erynn schien nichts passiert zu sein, seinem Schwert aber sehrwohl. Von der Silberklinge waren nur mehr drei große Bruchstücke übrig. 'Na ganz toll... gut, das wäre also die Antwort darauf, ob man dieses Zeugs wegschneiden kann...' Er warf einen Blick auf das Feuer neben sich. 'Soll ich das auch noch versuchen?' Fragte er wenig motiviert und wies mit einer Hand auf die Flammen.
Erynn überlegte noch, obe es wohl klüger wäre sich einfach wieder hinzulegen und den Magier machen zu lassen. Stattdessen behielt sie ihre halb aufgerichtete, unbequeme Haltung bei und beobachtete, was wor sich ging. Ihr drehte sich der Magen um, als das Zeug sich auf einmal bewegte. Dann vernahm sie das ungesunde Knacken von Metall und wandte rasch den Kopf ab, um nicht von herumfliegenden Splittern ins Auge getroffen zu werden. Es wäre nicht nötig gewesen. Die Silberklinge zerfiel einfach, als sei sie Jahrhunderte alt. Erynns Blick huschte zu Arranges. Er schien nicht verletzt zu sein, aber die Abwehrreaktion der Substanz, des Zaubers oder was auch immer es war, war heftig ausgefallen. Daher war sie auch nicht besonders überzeugt davon, daß seine nächste Idee eine gute war. Sie überlegte kurz. Feuer macht mir weit weniger aus als anderen, die keine Dunmer sind... aber reicht es, um diese Ranke gefahrlos abzubrennen? Was ist, wenn etwas ähnliches geschieht wie vorhin mit dem Schwert? "Wir versuchen es", entschied sie. "Aber ich mache das selbst. Ich will nicht riskieren, daß das Feuer auf dich zurückschlägt..."
Glannaragh
08.05.2011, 03:27
'Äh... nein?' Meinte Arranges nur leicht ärgerlich. Er rappelte sich wieder vollends auf und warf seinem zerbrochenen Schwert einen verächtlichen Blick zu, bevor er wieder zu Erynn schaute. 'Du wirst schön da liegen bleiben und deine Arme bei dir behalten...' Er ging zum Feuer hinüber, aber statt nach einem Ast zu langen, den er als Glüheißen nutzen konnte, schnippte er zweimal mit den Fingern. Es funkte zwar, aber die gewünschte Flamme in seiner Hand blieb aus. Genervt ließ er seinen Atem entweichen und griff schließlich doch nach einem Ast, der am anderen Ende in grellem Weiß und Rottönen glühte. 'Hinlegen, liegenbleiben!' Sagte er bestimmt, während er sich wieder neben ihren Beinen auf den Boden sinken ließ. Er warf dem magischen Ding einen vernichtenden Blick zu, bevor er mit der einen Hand das freie Fußgelenk der Dunmer packte und festhielt. Langsam und vorsichtig näherte er die glühende Spitze des Stocks dem schwarzen Schleim. Aber entgegen jeder Erwartung, die er vom vorangegangenen Versuch mit dem Schwert hatte, passierte nichts, weder wurden seine Gedanken malträtiert, noch begann das Zeug zu blubbern oder zu pulsieren. Dafür aber wurde dem Kaiserlichen für einen Moment ziemlich heiß an der Hand, mit der er den Stock hielt. Erschrocken zuckte er ein wenig zurück und blickte auf die Hand. Nichts. Keine Flammen, keine Branntwunde oder Ähnliches. Verblüfft schaute er zu Erynn, die mit Skepsis sein Tun verfolgte. Ein kurzer Ausdruck des Zorns huschte über sein Gesicht, bevor er abermals den Stock dem schwarzen Zeug annäherte. Aber wieder spürte er plötziche Hitze auf seiner Hand. Allerdings stach er dieses Mal zu, statt die Hand zurück zu ziehen. Was dann passierte, ging viel zu schnell, als dass er oder Erynn irgendwie darauf hätten reagieren können. Der Punkt, wo Arranges den Stock in die schwarze Masse gestoßen hatte, explodierte in einem Meer aus Funken, die alles Brennbare versengten, auf dem sie landeten. Der Kaiserliche sprang vor Schreck auf und hechtete zur Seite, während Erynn... gar nichts tun konnte. Das Feuerwerk dauerte vielleicht 5 Sekunden. Aber diese 5 Sekunden reichten um dem Kaiserlichen praktisch die komplette Tunika und einen Großteil der Unterkleider zu verbrennen, sodass er jetzt praktisch nur noch mit einem längeren Lendenschurz und von Funken arg zerfressenem Hemd dastand, nachdem er sich aufgerichtet hatte. Er schaute besorgt und suchend zu Erynn hinüber. Als sein Blick auf sie viel stockte ihm für einen Moment der Atem. Erynn war praktisch nur noch von ein paar Stofffetzen bedeckt. Quer über die Lenden wehte ein übrig gebliebener Rest ihrer Hose, während sie bis auf einen weiteren Fetzen, der sich um den linken Arm und die Schulter schlang, komplett - abgesehen von dem Schleim, der unverändert an ihrem Bein klebte - nackt war. Arranges merkte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, er den Blick aber nicht so ganz abwenden konnte. Es dauerte einen weiteren Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. Und sogleich suchte er hektisch nach dem Umhang, der noch irgendwo verstreut neben Erynns Lager liegen musste. Der Umhang hatte ebenfalls ein paar Löcher, war aber noch größtenteils an einem Stück, verglich man ihn mit den Sachen, die sie selbst am Leib trugen. Völlig planlos stolperte der Magier los, ohne den Blick ganz von Erynn lösen zu können. 'Sowas... du bist ja doch nicht... so flach...' Fast im selben Moment, in dem er die Worte sprach, rügte er sich in Gedanken selbst dafür und flog noch dazu unsanft über einen Kiesel. Halb hechtend, halb stolpernd, erreichte er den Umhang. Einen Moment später segelte der dunkelgraue Stoff über Erynn und bedeckte ihre Blöße. Auf Knien und halb krabbelnd, kam der Kaiserliche die zwei Schritte zu ihr gerobbt. Allerdings hatte er jetzt den Kopf komplett abgewandt. 'Ist dir... hast du irgendwelche schweren Verbrennungen erlitten?' Fragte er stotternd...
Arranges' entsetzte Reaktion hätte zum Schreien komisch sein können, wenn... nun, wenn. Wenn sie nicht gerade Auslöser eben jenes Entsetzens und wehrloses Opfer der Umstände gleichermaßen gewesen wäre. Hektisch griff sie nach dem Wollstoff des Umhangs, hielt ihn direkt unter ihrem Kinn fest, als hänge ihr Leben davon ab und wünschte sich sehnlich, noch immer bewußtlos zu sein. Oder vielleicht auch nicht. Daß sie den Vorfall mit völlig klarem Kopf mitbekommen hatte, würde es ihr zumindest ersparen, dem Beschwörer den Grund für ihr völlig derangiertes Erscheinungsbild aus der Nase ziehen zu müssen. Und für seines. Sie starrte ihren Begleiter für eine ganze Weile lang nur an, wobei es ihr unmöglich war sich selbst darüber einig zu werden, ob sie nun eher verwirrt, geschockt, peinlich berührt, wütend oder vielleicht auf eine absurde Art sogar amüsiert war. "Wie schön, daß es dir endlich auch aufgefallen ist", brachte sie endlich schwach heraus. Eine angemessene Erwiderung wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen.
Es vergingen noch etwa zwei dutzend Herzschläge, während sie über die Frage nachdachte. "Nein. Das heißt, zumindest an den Stellen, zu denen ich eine sichere Aussage treffen kann, fühlt sich nichts verbrannt an. Du... kannst dich übrigens wieder umdrehen." Als er sich schließlich dazu überwinden konnte, sah die Elfin ihm für eine lange Zeit sehr ernst in die Augen. "Arranges", meinte sie schließlich in resigniertem Tonfall und mit einem Gesichtsausdruck, der einer Märtyrerstatue gut angestanden hätte, "ich werde dich umbringen, sobald ich mich wieder bewegen kann. Ist das Zeug wenigstens weg?"
Arranges zuckte zusammen, nachdem Erynn geendet hatte. Aber er schien sich wieder komplett gefangen zu haben. 'Ist in Ordnung, den Gedanken hatte ich auch schon öfter im Bezug auf dich...' Meinte er nur trocken auf ihre Worte hin. Dann wanderte sein Blick zu ihren Beinen. 'Nun... äh... ich kann keine Verbrennungen erkennen... nur um dir da die Sorge zu nehmen... Aber... nunja... das schwarze Zeug hängt unverändert an deinem Fuß...' Stotterte er unsicher. Er blickte ihr wieder in die Augen und konnte nicht verhindern, das ein Grinsen über seine Gesicht huschte, als er wieder zu reden begann: 'Ist dir... kalt? ...' Fast schon instinktiv wich er direkt ein wenig zurück und wuchtete sich auf die Beine ehe Erynn antworten konnte. Er ging zum Feuer hinüber und fügte dann hinzu: 'Wir sollten besser bald aufbrechen und weitergehen... äh... oder vielmehr ich gehe weiter...' Unbewusst, aber glücklicherweise stand er mit dem Rücken zu der Dunmer. Er wollte sie eigentlich nicht noch unnötig reizen, aber die Worte konnte er sich schlicht nicht verkneifen...
"Natürlich ist mir kalt", knurrte sie. Es sollte harsch klingen, was jedoch gründlich daneben ging. Verunsicherung schwang überdeutlich darin mit. Dieses Zeug, das an ihr hing, machte sie mehr und mehr nervös. Nicht nur, daß es sich nicht einfach entfernen ließ, sondern auch, daß es in gewisser Weise wehrhaft war. Sie blieb für eine kleine Weile still. Es würde wohl kaum helfen, wenn sie ihren Frust jetzt an Arranges ausließ. Auch, wenn er durch seine eher wenig intelligente Neigung, immer mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, alles mal wieder doppelt so schlimm gemacht hatte, als es sein müßte. "Ich will weder hier zurückbleiben", sagte sie schließlich, "noch gefällt mir die Aussicht sonderlich, mich noch weiter von dir tragen zu lassen. Ich hasse es einfach, dir eine solche Last zu sein... Fällt dir wirklich nichts mehr zu diesem Zeug ein?"
Erynn bemerkte, das dies genau die Art von Frage war, die den Beschwörer manchmal zubeißen ließ wie eine wütende Schlange. vor allem dann, wenn er sich ohnehin schon ärgerte. Um sich gar nicht erst einen vernichtenden Kommentar einzufangen, der Arranges' Haltung zu dummen und überflüssigen Fragen genauer umriß, fuhr sie rasch fort: "Ich habe darüber nachgedacht. Könnte dieses... Zeug vielleicht intelligent sein?" Sie klemmte den Umhang fest unter die Achseln und richtete sich ein Stück auf, um das Gebilde erneut zu betrachten. Es war seltsam, es um ihr Bein geschlungen zu sehen, aber nicht das geringste davon spüren zu können. "Vielleicht ist es auch gar kein Zauber... oder nicht nur. Ich weiß ja auch nicht, was in der Richtung alles möglich ist. Aber auf mich wirkt es irgendwie mehr wie ein... Parasit." Sie würgte ein wenig bei dem letzten Wort. Die Vorstellung, daß das, was da an ihrem Bein hing, vielleicht so etwas ähnliches war wie ein magischer Fuchsbandwurm, was alles andere als angenehm. Aber sie mußte wohl alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, wenn sie es irgendwie wieder loswerden wollte.
Arranges drehte sich wieder zu Erynn herum. Das breite Grinsen von gerade eben war verschwunden und einem halb versöhnlichen, halb ernsten Ausdurck gewichen. 'Ich würde dir wirklich gern mit Magie aushelfen und damit versuchen, dieses Ding, was immer es auch ist, zu entfernen oder vernichten, aber ich habe wirklich keine Reserven mehr...' Zur Bestätigung schnippte er einmal mit den Fingern, aber außer einem Rushauch und ein paar Funken war da nichts zu sehen. 'Es tut mir wirklich leid... ich brauchte fast alle Kräfte um uns sicher aus dem Tor zu bringen und den Rest habe ich dazu benutzt, ordentlich Abstand zwischen mich und diese... Kreaturen zu bringen, denen du deine missliche Lage jetzt zu verdanken hast...' Er ließ sich neben Erynn auf die Erde sinken und winkelte seine Beine zum Schneidersitz, während er das schwarze Geflecht auf ihrem Bein betrachtete. Schulterzuckend drehte er den Kopf und schaute ihr in die Augen. 'Ich weiss wirklich nicht, was wir noch tun könnten, außer es mit Magie zu versuchen... ich bin allerdings kein Bretone oder Hochelf... es kann Tage dauern, bis ich wieder auf etwas wie eine Basisreserve meiner Magie zugreifen kann... Es tut mir leid... Wenn ich dich also nicht tragen soll oder darf und du hier auch nicht allein zurückbleiben willst, was ich ohnehin nicht zugelassen hätte, müssen wir wohl oder übel hier lagern...' Sagte der Kaiserliche resignierend...
"Ich weiß", antwortete Erynn. "Ich mache dir auch bestimmt keinen Vorwurf daraus." Sie seufzte leise. Diese ganze Situation war zum Wegrennen. Allein, genau da lag das Problem. "Warum ruhst du dich nicht für eine Zeit lang aus, damit du deine Kräfte wenigstens ein bißchen wieder sammeln kannst? Vielleicht fällt uns bis dahin etwas ein. Wenn nicht, kannst du mich immer noch tragen..."
Eine Falte bildete sich auf der Stirn des Kaiserlichen... und wenige Herzschläge später, gesellte sich noch eine zweite dazu. 'Es ist völlig egal, ob ich schlafe oder wach bin... es ist einfach die normal kaum vorhandene Begabung des Kaiservolks, was die Magie angeht... Außerdem werde ich den Teufel tun und mich schlafen legen. Diese Geisterwölfe sind noch immer hinter uns her...' Allerdings musste sich Arranges in Gedanken eingestehen, dass er doch sehr erschöpft war, jetzt, wo er schonmal darüber nachdenken musste... Aber Erynn gegenüber zeigte er dies nicht, wie er hoffte. Und wenn schon, ich muss... die Augen offen halten... ich habe nichteinmal mehr ein Schwert und beschwören kann ich keines... also ist eine schnelle Flucht Vorraussetzung für überhaupt eine Überlebenschance...
"Aber wie willst du die Umgebung gescheit im Auge behalten, wenn du vor Erschöpfung kaum noch aus den Augen schauen kannst? Du hast schon in der Nacht nicht geschlafen. Das kann einfach nicht immer gut gehen. Außerdem... bist du immer so knurrig wie jetzt gerade, wenn du völlig übermüdet bist. Hör zu: Lehn mich einfach an diesen Felsen da drüben und überlaß mir die Wache. Geradeaus gucken kann ich ja wenigstens noch. Früher oder später wirst du ohnehin schlafen müssen - da ist es besser, du tust es jetzt gleich."
Achja?! ... Warum nur ziehe ich sie jedes Mal wieder aus der Scheisse, nur um mir als Dank dieses immerwährende Gesülze anhören zu dürfen?! ... Es reicht... endgültig! 'Ich werde überhaupt gar nichts tun... ich habe deinen knochigen Hintern mit bester Absicht nach Nirn zurückgebracht und hier durch die Nacht getragen, weil ich mir zu dem Zeitpunkt nicht anders, als mit Flucht zu helfen wusste und dir passt wieder nicht, dass ich mal etwas neben der Spur laufe und entsprechend unangenehme Laune habe... aber bitte... es steht dir frei zu gehen, du musst mich nicht aushalten...' Obwohl er deutlich zornig war, behielt er seine Stimme noch großteils unter Kontrolle.
"Ja, richtig", gab Erynn ärgerlich zurück. "Ich krieche einfach den Berg herunter, weil ich mich noch nicht längst an deine kindischen Anfälle gewöhnt habe und das Gezeter jetzt ganz plötzlich nicht mehr ertragen kann. In Neungötternamen, Arranges! Deine Launen kenne ich mittlerweile wohl alle! Alles, was ich versuche ist dir klarzumachen, daß keinem von uns damit gedient ist, wenn du dich mal wieder überflüssigerweise koplett verausgabst. Warum zum Donner geht das eigentlich nicht in deinen Schädel? Traust du mir noch immer nicht? Willst du mir einfach nur beweisen, was für ein harter Kerl du doch bist? Ich bitte dich..."
Nach einer Weile, in der er Erynn nur in die Augen gesehen hatte, glätteten sich die Falten auf seiner Stirn wieder und ein teils versöhnlicher Ausdruck trat auf sein Gesicht, wenngleich es im Großen und Ganzen eher kalt blieb. Die Vernunft und das Verlangen nach Macht, welches er mit dem Zugriff auf seine Magie stillen konnte, machten ihm schließlich eindringlich klar, dass er sich ausruhen musste! 'Halt einfach den Rand, Erynn...' Nach einem weiteren kurzen Moment schob er dann ohne weitere Vorwarnung einen Arm unter ihren Knien hindurch und den anderen so unterhalb der Schulterblätter, dass er sie ohne größere Schwierigkeit hochheben und bequem tragen konnte. Er setzte sie aufrecht an den Felsen, den sie zuvor angesprochen hatte. Dann ging er die paar Meter zurück zum Feuer, deckte sich notdürftig mit der arg zerfransten decke zu und fiel nur wenig später in einen unruhigen und eher wenig erholsamen Schlaf.
Geht doch... dachte die Elfin einigermaßen zufrieden. Sie blickte wirklich nicht dahinter, was diese immer gleichen Diskussionen um das Thema eigentlich sollten, aber zumindest war Arranges zuletzt doch noch vernünftigen Argumenten zugänglich gewesen. Bemerkenswert für einen Magier, das mußte sie ihm schon zugute halten. Sie konzentrierte sich darauf, auf jedes Anzeichen von Bewegung zu achten - es lenkte sie ein wenig von der unterschwelligen Furcht ab, die noch immer am Rande ihres Bewußtseins kauerte, bereit, sie plötzlich anzuspringen. Was ist, wenn ich nie wieder werde laufen können...?
Arranges schlief vielleicht fünf oder sechs Stunden. Er erwachte am Nachmittag und alles, was er zu Stande bekam, als er die Augen aufschlug, war ein gequältes Stöhnen, als er registrierte, dass er sich wohl irgendwann zur Seite auf einen spitzen Stein gerollt hatte. Mit knackenden Halswirbeln setzte er sich auf und drehte sich zu dem Stein um. So... dann weiss ich ja jetzt wenigstens, warum ich so schlecht geschlafen habe... Erst, als er sich hochstemmte, bemerkte er allerdings das Ausmaß des kleinen Felsklumpens. Er konnte sich zwar zur vollen Größe aufrichten, aber irgendetwas war etwa in der Mitte der Brustwirbelsäule verspannt. Ein heftig stechender Schmerz ging von dem Punkt aus, wo der hässliche kleine Steinbrocken unter ihm gelegen hatte. Mit gefletschten Zähnen drehte sich der Kaiserliche zu dem Stein um und warf ihm einen Blick zu, der ihn wohl hätte in tausend Splitter zerreissen müssen... Aber dann besann er sich wieder eines Besseren. Sie hatten keine Zeit um sich mit soetwas herumzuärgern. Er blickte zu Erynn, die noch immer unverändert an dem Felsen lehnte. Natürlich... wohin hätte sie auch groß laufen sollen... Innerlich grinste er kurz, während seine Miene den leicht scharfen Zug beibehielt. 'So... wie... hättest du es denn gern? ... Mir wäre ja die Variante dich über die schulter zu werfen, wie einen Kartoffelsack, am liebsten, auch wenn ich dabei Gefahr laufe, dass mir deine vorspringenden Hüftknochen das Fleisch von der Schulter reissen...' Meinte er, während er zu ihr herüberkam, wobei sein rechtes Bein irgendwie leicht zu lahmen schien. Verfluchter Mist... da ist irgendwo ein verdammter Nerv eingeklemmt...
Erynn legte den Kopf schief und musterte den Kaiserlichen ausgiebig und gespielt schamlos von oben bis unten. "Als ob du selbst viel zum Zusetzen hättest. Also halt einfach die Klappe." Warum zum Henker mußt du eigentlich dauernd darauf herumhacken, du Idiot? Ich habs langsam aber sicher begriffen... "Aber wenn du dir wirklich in den Kopf gesetzt hast, jetzt weitergehen zu wollen..." sie stockte kurz und ärgerte sich einmal mehr fürchterlich über ihren Zustand. Da ihr nicht einfiel, wie sie das Problem elegant hätte umschreiben können, entschied sie sich für den direkten Weg: "wie wärs, wenn du mir hilfst, die Beinschienen und Stiefel wieder anzulegen? Das dürfte zugleich auch dämpfend wirken", setzte sie noch spitz hinzu.
Sind wir jetzt etwa schon zu blöd, unsere eigene Rüstung anzulegen?! Ein kurzer Blick noch auf ihre Erscheinung. 'Es wundert mich sowieso schon länger, dass die Rüstung an besonders kantigen Stelle nicht längst durchgerieben wurde... also eigentlich fast überall...' Fügte er hinzu, als er sich umdrehte und die Lederrüstung der Elfe holte. Die Rüstteile neben ihr ablegend, ließ er sich ebenfalls neben Erynn, auf die Knie sinken und beäugte etwas misstrauisch den schwarzen Schleim. 'Ich bin ja gespannt, ob es sich auch dagegen wehrt, wenn ich den Stiefel drüberziehen will...' Murmelte er vor sich hin.
"Halt dein verfluchtes Schandmaul!" fauchte Erynn und riß dem Beschwörer den Stiefel aus der Hand. "Dann dauert es eben länger... aber das dürfte dir ja gar nicht so ungelegen kommen, nicht wahr? Du hinkst, Arranges", sagte sie mit einem bösartigen Blitzen in den Augen. "Schlecht geschlafen? Verträgst du es etwa nicht mehr, auf hartem Boden zu liegen? Du wirst alt, schätze ich... jetzt schon. Was für eine Verschwendung..." Sie packte ihr rechtes Knie mit beiden Händen, winkelte das Bein an und bemühte sich, die Beinschiene darum zu legen, bevor es wieder zur Seite fiel.
Erschrocken über diese Reaktion, zuckte Arranges zusammen und starrte Erynn einige Sekunden lang nur verblüfft an. Er wusste nicht, was er sagen sollte, die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich und doch war keiner dabei, dem er einen Sinn oder etwas Ähnliches abringen konnte... Er verfolgte einen Versuch der Elfe, sich die Beinschine anzulegen. Einen zweiten und einen dritten. Er hockte völlig zusammengesunken neben ihr. Nachdem auch der vierte Versuch, das Rüstteil anzulegen, schief ging, griff er einfach stumm zu. Ohne große Worte, legte er ihr die beiden Beinschienen an und zog ihr einen Stiefel an. Allerdings wollte der andere Stiefel nicht über das schwarze Zeug rutschen, Es wirkte beinahe so, als würde die dunkle Masse bei jedem Versuch, das Leder darüber zu streifen, gerade so weit anschwillen, dass der Stiefel schlicht zu eng war. 'Dann bleibt der Fuß eben nackt...' Arranges schaute auf. 'Soll ich dir beim Kürass auch noch helfen?' Fragte er tonlos.
"Denk nichtmal darüber nach", giftete sie den Kaiserlichen an. "Alles was du tun sollst ist, dich umzudrehen!" Verdammt, wie mach ich das jetzt? Es ist doch einfach nur zum Heulen! Nachdem sie unbeobachtet war, hob Erynn das Rüstungsteil mit einiger Mühe über ihren Kopf und ließ es dann einfach fallen, während sie den Oberkörper vom Felsen abstieß. Es funktionierte besser als erwartet. Sie zurrte alle Schnallen so fest wie möglich. Trotzdem würde es scheuern auf der bloßen Haut. Ihre Laune verschlechterte sich noch weiter, wenn sie nur daran dachte. "Fertig", meinte sie schließlich kühl, während sie haßerfüllt auf das Gebilde starrte, das sich um ihr Bein rankte. Irgendwie mußte sie dieses Ding loswerden. so schnell wie möglich!
Nachdem Arranges einen kurzen Blick auf Erynn geworfen hatte, stand er wieder auf, klaubte seine Rüstung zusammen und legte sie an. Seine Bewegungen dabei wirkten so gar nicht geschmeidig wie sonst und überhaupt fahrig. Das mochte zum Teil daran liegen, dass er noch immer völlig überrumpelt von der Reaktion Erynns war und zum anderen daran, dass die ganze linke Hälfte mehr und mehr zu schmerzen begann. Verdammter Stein... Als er seine Rüstung schlussendlich komplett angelegt hatte, kam er wieder zu Erynn herüber. 'Hör mal... es... tut mir leid, was ich vorhin sagte... wir befinden uns in einer verdammt unvorteilhaften Situation... du noch mehr als ich... und es war alles andere als klug von mir, jetzt auch noch irgendwie Streit zu provozieren...' Es klang ehrlich und in seinem Gesicht war nichts zu erkennen, das auf irgendeine vorgeschobene Floskel hindeutete.
Erynn seufzte, halb resigniert, halb froh darüber, das dieses erneute Geplänkel hiermit anscheinend ein Ende hatte. "Ist schon gut, Arranges", sagte sie müde. Nicht, daß er es verdient hätte, so einfach vom Haken gelassen zu werden. Aber sie würde diesen Mann ohnehin niemals ändern. Wozu die Dinge also unnötig komplizieren? "Wir sind beide mit den Nerven am Ende. Sehen wir allso zu, daß wir hier wegkommen und endlich diese verdammten Steine abliefern können..."
Arranges nickte nur. 'Gut, dann brechen wir also auf...' Aber statt Anstalten zu machen, sie hochzuheben, blieb er nur stehen und blickte fragend auf sie herab. 'Wie mach ich das jetzt bloß...?' Murmelte er. Ihm war klar, dass er Erynn jetzt wohl für relativ lange Zeit tragen würde müssen. Und das am besten so komfortabel wie möglich für ihn und für sie. Ihm war anzusehen, dass er nicht recht wusste, wie er fragen sollte. 'Wie äh... was wäre denn für dich am einfachsten?' Die Worte kamen mehr gestolpert, als gesprochen daher, was wohl daran lag, dass es eine völlig andere Situation als in der Nacht zuvor war, als es nur darum ging, sie irgendwie sicher zu halten und möglichst schnell vorwärts zu kommen...
Arranges' Ratlosigkeit nötigte ihr ein kleines Lächeln ab, so sehr es sie auch ärgerte, sich tragen lassen zu müssen. "Kannst du mich auf den Rücken nehmen?" fragte sie. "Hochziehen kann ich mich selber, denke ich... und noch etwas: nimm mein Schwert für dich. Wer weiß, was uns noch begegnet, und im Moment wird es dir von besserem Nutzen sein als mir."
Arranges wollte erst einen Kommentar über das einfache Feinstahllangschwert verlieren, verkniff es sich aber dann und nahm es stattdessen nur dankend entgegen. Mit einiger Anstrengung, bei der Arranges dachte, dass sein Rückgrat gleich in zwei Teile zerbersten würde, aber keine Miene verzog, saß Erynn schließlich an seinen Rücken gelehnt, auf seinen verschränkten Armen. 'Verdammt... das Feuer...' Knurrte der Kaiserliche. Er machte die ersten Schritte zu dem glühenden, vereinzelt noch flammenden Haufen und schob ihn mit den Füßen außeinander. Das wird richtig lustig... Dachte er bei sich, als er sich dann auf den Weg machte. Dass Erynn ein regelrechtes Fliegengewicht war, änderte nichts an der Tatsache, dass sich die paar verspannten Wirbel arg protestierend meldeten. Anzumerken war ihm das allerdings nur an der teil schnappenden Atmung, wenn er einmal etwas zu tief eingeatmet hatte. Sie folgten grob dem Flusslauf weiter nach Nordosten in das breite Tal zwischen dem Massiv der Valusberge im Westen und den ersten Ausläufern der Velothiberge im Osten.
Glannaragh
10.05.2011, 00:37
Erst nach einer ganzen Weile hörte Erynn auf mit sich zu hadern und fügte sich schließlich in die Tatsache, daß sie nunmal nicht anders konnte als unnütz auf Arranges’ Rücken zu hängen wie ein Sack Getreide. Sie schwieg, während sie unterwegs waren, zum Teil deshalb, weil sie keine Nerven für eine knurrige Antwort hatte, zum Anderen, weil sie angestrengt darüber nachdachte, wie sie dieses Zeug von ihrem Bein loswerden konnte – vorzugshalber, ohne es auf Kniehöhe abzuhacken. Es ließ sich also nicht wegschneiden, nicht ausbrennen und vermutlich auch nicht abwaschen... das schloß die Dunmer jedenfalls daraus, daß sie in der vergangenen Nacht pitschnaß aufgewacht war und das verfluchte Ding trotzdem an ihr klebte. Wenn es Magie ist, dann muß man es vielleicht tatsächlich mit Magie entfernen. Gleiches mit Gleichem... Sie würde den Beschwörer fragen, was er davon hielt, wenn sie das nächste mal rasteten. Vielleicht war ihr Einfall ja doch gar nicht so dumm. Langsam aber sicher sackte ihr Kopf auf Arranges’ Schulter, während sie im Halbschlaf vor sich hindöste.
Erynn wußte nicht, wie lange sie unterwegs gewesen sein mochten, als Arranges schließlich anhielt. Sie hatten eine Baumgruppe erreicht, die ein wenig Schutz vor Witterung und unerwünschten Blicken versprach. Es war noch hell, aber die Sonne blieb hinter dichten Wolken verborgen, so daß sie nicht genau zu sagen vermochte, wie spät es tatsächlich war. Der Kaiserliche ging langsam in die Knie und packte ihre Handgelenke um zu verhindern, daß sie einfach hintenüberschlug. Sie wartete, bis er sich wieder aufgerichtet und zu ihr umgewandt hatte. Es war nicht zu übersehen, daß ihm die Bewegung Schmerzen bereitete, aber sie würde sich hüten, ihn jetzt darauf anzuprechen. Er würde es doch nur wieder in den falschen Hals bekommen. Stattdessen sah sie ihn zunächst nur wachsam an wärend sie darauf wartete daß er ihr darlegte, wie der weitere Plan aussah.
Arranges beachtete Erynn zunächst gar nicht, er versuchte erst etwas umständlich sich auf die Erde zu setzen. Auf dem halben Weg dorthin jedoch entgleisten für einen Moment seine Gesichtszüge, ohne, dass jedoch ein Laut über seine Lippen kam. Einen Herzschlag später ließ er sich dann schließlich einfach auf den Hintern plumpsen, wobei er beim Aufkommen nochmal kurz die Augen zusammenkniff, bevor er Erynn anblickte, als wäre nichts gewesen. Beim Haus des Chaos... ich werde wohl wirklich zu alt für sowas... Zeit, dass ich mich vielleicht doch nochmal zum Meister machen lasse und mich dann irgendwo in das, was andere wohl Ruhestand nennen würden, zurückziehe... 'Gut geschlafen?' Fragte er und ein kurzes, aber dennoch warmes und freundliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Aber sogleich wanderten seine Augen zu dem schwarzen Geflecht an ihrem Bein. Für einen kurzen Moment horchte er in sich hinein, dann sah er wieder auf. Sein Blick wurde für einen Moment verwirrt, als er gerade den Mund öffnen wollte, um etwas zu sagen, dann aber nur den Kopf schüttelte... 'Teilweise hat sich bereits wieder etwas regeneriert...' Er ballte seine Hand zur Faust und öffnete sie gleich daruf wieder ruckartig vor sich. Eine kleine, dunkelrote Stichflamme quoll für einige Sekunde aus der Handfläche hervor. 'Nicht viel, aber wenigstens ein Anfang...' Meinte der Magier aufmunternd.
Erynn schüttelte unmerklich den Kopf. Es war eine weise Entscheidung gewesen den Mund zu halten, was Arranges' Rücken betraf. "Ich habe nicht geschlafen", sagte sie schließlich mit einem Lächeln, "sondern nachgedacht. Als ich aufgewacht bin, hatte ich das Gefühl, als entziehe mir irgend etwas alle Kraft." Sie wand sich wieder, bis sie auf die Ellbogen gestützt zu der schmierigen Ranke herabsehen konnte. "Das muß dieses Ding gewesen sein. Es scheint irgendwie kein... weltliches Mittel zu geben, es loszuwerden. Weder Feuer, noch Wasser, noch eine Klinge konnten es wirklich verletzen. Vielleicht kann man ihm mit etwas beikommen, das ihm ähnlich ist. Ein Zauber, der ebenso wirkt... ich weiß nicht. Das wäre dann wieder dein Fachgebiet." Sie blickte etwas hilflos drein und hoffte, daß ihr Begleiter verstand, was sie eigentlich sagen wollte. Ihr fehlten gerade zu viele Wörter, stellte sie ein wenig frustriert fest.
Arranges nickte. 'Du meinst also, wir sollten Feuer mit Feuer bekämpfen?' Ihre Idee war an und für sich nicht schlecht, war es ja auch seine ursprüngliche Überlegung gewesen, irgendwie mit Magie darauf einzuwirken. Nur war es eben nach wie vor ein Problem, dass er schlicht nicht wusste, was das für eine Art Magie darstellte. 'Ich sollte es mir nochmal genau ansehen, vielleicht kommt mir ja der zündende Gedanke, was es sein könnte.' Er wollte sich eigentlich aufrichten um zu Erynn hinüberzugehen, aber es... ging nicht. Was bei den Wassern Oblivions...?! Wieder versuchte er aufzustehen, aber irgendetwas... wollte einfach nicht. Mit dem Gesicht buchstäblich ein Fragezeichen formend, lehnte er sich nach vorn um vielleicht so hochzukommen. Plötzlich zuckte ein Schmerz durch seinen Rücken und strahlte in die Beine aus. Ein erstickter Laut entrang sich seiner Kehle. 'Verdammter... Dreck' Keuchte er. Dann aber presste er die Kiefer aufeinander und stand gegen die protestierenden Muskelfasern in seinem Rücken einfach auf, stakste die zwei Schritte zu Erynn hinüber und ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. Er verzog keine Mine mehr wegen seines Rückgrats... Vorsichtig befühlte er den Zauber. Es fühlte sich weder hart, noch flüssig an... es schien eher blitzschnell zwischen beiden Zuständen zu wechseln. 'Hmm... ich bin mir ehrlich nicht sicher, aber es scheint etwas zwischen Illusion und Beschwörung zu sein... Halt still, ich werde etwas versuchen...' Nach einigen weiteren Herzschlägen begann seine Hand ungesund zu leuchten und noch im selben Moment schien sie irgendwie... gegen die Bewegung des Kaiserlichen von dem schwarzen Schleim weggedrückt zu werden. Sein Arm begann zu zittern, während sich seine Muskeln spannten. Nach wenigen Sekunden jedoch musste er den Zauber bereits wieder lösen. 'Es richtete jeden Zauber und auch sonst alles andere, gegen denjenigen, der es versucht anzugreifen... ich habe eben einen Zauber gewirkt, der normalerweise Untote in blinde Flucht verfallen lässt, aber du hast selbst gesehen, dass ich gar nicht mehr herankam... alles wird umgelenkt...' Schulterzuckend setzte er sich wieder aus seiner leicht vorgebeugten Haltung auf... was er sogleich wieder bereuhte. 'Beim Wahnsinn Sheogoraths...' Presste er zwischen den Zähnen hervor... Nach zwei stockenden Atemzügen richtete sich Arranges wie in Zeitlupe, gähnend langsam auf... 'Ich werde mal etwas Holz zusammentragen...' Sagte er, sichtlich um eine ganz normale Tonlage bemüht...
Sie biß sich auf die Lippe, während sie die gequälten Bewegungen des Kaiserlichen verfolgte, die er sich am liebsten nicht anmerken lassen wollte. Erynn verstand so halb, daß es sich dabei um eine Art Versuch handelte, etwas Sicherheit zu vermitteln, sowohl ihr als auch ihm selbst. Es machte die Tatsache, daß sie nutzlos hier herumlag, nur noch schlimmer.
Halt still... natürlich, was soll ich auch sonst groß machen? Aufmerksam hörte sie Arranges' Erklärungen zu und beobachtete mißtrauisch, wie sich das verfluchte Rankending auch gegen den Zauber wehrte, den ihr Begleiter darauf sprach. Nachdem er ihr eröffnet hatte, was genau er da eigentlich tat, entgleisten ihr alle Gesichtszüge. Sie starrte ihm hinterher, als er sich abwandte, um Feuerholz zusammenzuklauben. "Du meinst, dieses... Etwas... ist untot?" Ihre Stimme überschlug sich, als ihr Blick gehetzt zwischen Ranke und dem Rücken des Kaierlichen hin und herzuckte. "Arranges! Willst du damit sagen, daß irgendein untotes Ding das Gefühl aus meinen Beinen saugt?!"
Übervorsichtig drehte sich Arranges zu Erynn hin um. 'Ich sage gar nichts... aber ich bilde mir ein, mich mit Daedra gut genug auszukennen um behaupten zu können, dass so ein... Wesen... in keiner der unzähligen Sphären Oblivions herumspukt. Gut möglich, dass es eine Beschwörung aus reiner, untoter Essenz ist...' Allerdings bin ich mir nicht sicher... obwohl diese komischen Wölfe auch mehr an Ahnengeister oder Düstergespenster erinnerten, als an Daedra oder etwas anderes in dieser Richtung...
"Gut möglich...? GUT MÖGLICH?!" Erynn versuchte nicht einmal mehr, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. "Warum hätte es überhaupt auf deinen Zauber reagieren sollen, wenn es nicht untot ist?" Sie sah sich gehetzt um, als suche sie irgendeinen Fluchtweg. Alles in allem wirkte die Elfin wie ein wildes Tier, das man mit Fackeln in die Enge getrieben hatte. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas wölfisches angenommen - es war nicht zu verkennen, daß es mit der erzwungenen Selbstbeherrschung, mit der sie nekromantische Phänomene sonst wahrnahm, unrettbar vorbei war. So sehr sie sich auch bemühte, ihre Abneigung gegen diese Art von Magie zu verbergen und sie sogar versuchte, ein gewisses Verständnis dafür zu entwickeln, sie war und blieb Dunmer. Das hier war zu viel. "Verflucht nochmal, Beschwörer, sieh zu, daß du dieses Ding hier abmachst! Mir ist völlig egal, wie du das anstellst... aber ich will das da keinen Herzschlag länger an mir hängen haben!" Ohne wirklich wahrzunehmen was sie eigentlich tat, unternahm sie einen neuen, nutzlosen Versuch, auf die Füße zu kommen.
Arranges kam bei ihrer Reaktion einfach nicht umhin, die Augen zu verdrehen. Aber als sie zusehens wilder um sich schlug und sich versuchte irgendwie aufzurichten, wurde ihm ihre Empfindung seiner Vermutung zu gruselig. Ein Anflug von Sorge und dem dringenden Bedürfnis, ihr zu helfen, rauschte durch seine Gedanken. Ungeachtet seiner eigenen Beschwerden, ließ er sich schnell neben ihr auf die Knie sinken und packte sie beidseitig bei den Schultern und zwang sie so, ihn anzusehen. 'Erynn!' Donnerte er und schüttelte sie kurz aber kräftig, damit sie wenigstens für einen kurzen Moment bei ihm war. 'Ich vermute, dass es untot ist, deshalb muss es das längst nicht sein! Dass es auf meinen Zauber reagiert hat, kann auch eine allgemeine Abwehrreaktion sein... schließlich ist es ebenfalls nicht aus Holz, was die Sache mit dem Stock logisch erklären würde... Also beruhig dich, ich werde, sobald sich wieder etwas Magie regeniert hat, alles in meiner Macht stehende tun um dieses Drecksding, was immer es auch ist, von deinem Bein zu lösen...' Seine Stimme klang fest und überzeugt, vor allem aber über alle Maße entschlossen, diesen Zauber zu vernichten...
Die Stimme des Magiers brachte die Elfin halbwegs wieder zu Sinnen, wenngleich sie weiterhin zitterte und ihr Herz viel zu schnell schlug. Sie krallte ihre Finger in das Kettengeflecht des Mithrilhemdes und klammerte sich an ihren Begleiter, als hänge ihr Leben davon ab - und vielleicht war dem auch so. Schließlich nickte sie zögernd. "Vergib mir", flüsterte sie, während sie auf einen unbestimmbaren Punkt in der Nähe starrte. "Es ist nur... ich kann es nicht ertragen, mich nicht bewegen zu können und ich weiß nicht, was dieses Ding vielleicht noch tut, außer mich zu lähmen... ich habe einfach Angst, verstehst du?"
Für einen kurzen Augenblick war Arranges irritiert, allerdings weniger wegen ihrer Reaktion, sich an ihn zu klammern, als wäre er der Einzige auf der Welt, der ihr helfen könnte, sondern vielmehr von dem Knirschen, das er in seinem Rücken mehr spürte als hörte, als das Gewicht der Elfe ihn ein wenig nach vorn zog. Aber dann ignorierte er es einfach und schloss sie fest in die Arme. 'Ja, ich verstehe...' Flüsterte er nur, während er sie einfach nur für ein paar Minuten hielt, bis sich ihr Herzschlag wieder ein wenig beruhigt hatte und das Zittern deutlich nachließ. Er löste sich gerade so weit von ihr, dass er ihr in die Augen blicken konnte. 'Es... wird dir nichts weiter tun, versprochen...' Sagte er leise, aber fest. Dann löste er sich entgültig aus ihrem Griff und wuchtete sich hoch. Oh verfluchte Scheisse... Ich glaub gleich bricht meine Wirbelsäule in der Mitte...
Wieder nickte Erynn zaghaft, sagte aber nichts mehr. Sie ließ sich einfach auf die Erde sinken, fühlte sich nach ihrem Ausbruch einfach nur noch ausgelaugt und müde. Sie folgte Arranges mit den Augen, als er sich wieder daran machte, Holz zusammenzusuchen. Es war doch zum verrücktwerden. Als reiche es nicht, daß ihre Beine so nutzlos waren wie die einer achthundertjährigen Vettel, schien sich der Kaiserliche tatsächlich übler verrenkt zu haben, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Es hatte wahrscheinlich auch nicht geholfen, daß sie ihm dazu noch den ganzen Tag lang im Kreuz gehangen hatte. Die Dunmer stieß frustriert den Atem aus. Das wird ja alles immer besser...
Arranges hatte alsbald ein wärmendes Feuer aufgeschichtet und entfacht. Ob es wohl Sinn macht, einen Heiltrank auf die Verspannung anzuwenden... Die Wolken hatten sich, seit sie rasteten nochmal deutlich verdichtet. Es musste früher Abend sein und die Dämmerung würde schon bald dafür sorgen, dass die Schatten außerhalb des Feuerscheins annähernd undurchdringlich werden würden. Murrend begann Arranges eine oberflächliche Bestandsaufnahme der Vorräte, die er bei sich trug. Es war nicht mehr sehr viel. Es würde vielleicht noch für 5 Tage reichen. Die zwei ledernen Beutel wieder fest verschnürend, gesellte er sich zu Erynn und wollte sich setzen... Allerdings hatte es mehr Ähnlichkeit mit einem großen Felsklumpen, der hart auf dem Boden aufschlug. Der Magier hatte weder Kraft, noch Gedult, sich weiter gegen die Verspannung zu stemmen, er hatte sich einfach auf den von teils braunem, aber dennoch dichtem Gras bewachsenen Grund fallen lassen. Au...! Er drehte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. 'Willst du etwas essen? ...'
Die Elfin beobachtete ihren Reisegefährten hinter halbgeschlossenen Lidern, während er seinen Arbeiten nachging. Sie wünschte, ihr fiele etwas ein, wie sie sich nützlich machen könnte. Arranges dabei zusehen zu müssen, wie er sich mit jeder Bewegung quälte, frustrierte sie nur nochmehr, als es ohnehin schon der Fall war. Stumm brütete sie vor sich hin, so daß es einen Moment dauerte, bis sie auf seine Frage reagierte. Essen? Jetzt? Igitt... Erynn war noch so verschreckt von dem vorangegangenen Panikanfall, daß ihr ohnehin latent übel war. Allein bei dem Gedanken daran, jetzt noch irgendwelche Nahrung herunterwürgen zu müssen, drehte sich ihr der Magen um. "Nein", sagte sie und bemühte sich, nicht allzu angeekelt zu klingen. "Ich hab wirklich keinen Hunger..."
'Hmm... gut, dann eben nicht...' Genau genommen hatte er selbst keinen Hunger, aber als er ihr kurz ins Gesicht sah, überlegte er doch ernshaft einen Momant lang, ob er sie nochmal fragen sollte. Das Bild, das er von ihr in Erinnerung hatte, als sie von Skingrad nach Norden ins Hochland aufgebrochen waren, sah irgendwie ganz anders aus. Jetzt wirkten ihre Wangen doch leicht eingefallen und auch sonst hatte er irgendwie das Gefühl, als wäre sie zerbrechlicher denn jeh. Unmerklich schüttelte er den Kopf und blickte wieder in die Flammen. Das bildest du dir ja doch nur ein... Nach einer Weile des Schweigens ergriff er wieder das Wort: 'Versuch ein wenig zu schlafen... ich werde die Wache übernehmen...' Leise knurrend fügte er mehr zu sich selbst hinzu: 'Hinlegen werde ich mich nicht, sonst laufe ich noch Gefahr, morgen gar nicht mehr aufstehen zu können...'
"Ich wußte doch, daß es schlimmer ist als du tust", bemerkte sie und musterte den Beschwörer wachsam. "Warum willst du dann unbedingt schon wieder wach bleiben? Lehn dich an einen Baum zum Schlafen, das tust du sonst doch auch..."
Der Kopf des Kaiserlichen fuhr herum. 'Du hast nicht die geringste Ahnung!' Blaffte er. 'Ich bin froh, wenn es außerhalb jeder Berührung oder Belastung nur ein bisschen weniger schmerzt... Außerdem... willst du etwa Wache halten? Nachts und praktisch bewegungsunfähig?! ... Leg dich einfach hin und mach die Augen zu...!'
Ich wußte, es ist eine dumme Idee, ihn darauf anzusprechen. Unverletzlich, nicht wahr, Beschwörer? Du hast wirklich nen üblen Hau, was das betrifft... Erynn hatte nicht das geringste Interesse daran, diese leidige Diskussion schon wieder auf die Spitze zu treiben. Sie ahnte zwar, daß ihre Sorge bei Arranges so ankommen mußte, als unterstelle sie ihm Schwäche -in der Hinsicht war er ihren Kriegerkollegen ähnlicher, als ihm vermutlich lieb gewesen wäre- andererseits machte sie sich in Momenten wie diesen wirklich Gedanken. Aber sie hob nur beschwichtigend die Hände, um den Magier nicht weiter in Rage zu bringen. "Ich meinte nur... nein. Du hast wahrscheinlich recht", sagte sie und tat wie geheißen, wenngleich sie nicht glaubte, so bald Schlaf finden zu können.
Arranges schrak hoch, als ihn ein eiskalter Luftzug im Gesicht streifte. 'Was zur Hölle...' Nuschelte er, als er sich verwirrt umblickte. Er lag neben einem Baum in einer eher unbequemen Position. Vor sich erkannte er den übriggebliebenen Kohlehaufen des Feuers, von dem eine dünne Rauchfahne aufstieg, außerdem lag... Schnee? ... ! Eine hauchzarte Decke aus reinem Weiß hatte sich während der Nacht über diesen entlegenen Teil Tamriels gelegt... und er... war eingeschlafen. Völlig ausgekühlt, spürte er jetzt, dass beißende Kälte wie tausend Nadeln in jeden Muskel seines Körpers stach, vor allem aber sein Rücken schmerzte noch mehr. Sein Blick wanderte zu Erynn, die nur leicht zitternd inmitten des Schnees lag. Den Umhang hatte er unnütz um die Schulter geschlungen, genau wie die Decke zusamengerollt an seinem Gürtel hing. Verdammt! Strauchelnd kam er auf die Beine und riss sich noch während er zu ihr hinüberging, den Umhang von den Schultern. Er verkniff sich die Frage, ob sie gut geschlafen hatte, dem war offensichtlich nicht so. Noch während er allerdings nach dem Umhang die Decke ebenfalls über sie breitete, zuckte er erschrocken zusammen. Ihr Gesicht sah... total eingefallen und so überhaupt nicht gesund aus. 'Erynn... was... geht es dir gut?' Fragte er ehrlich besorgt, als er sie unwillkürlich im Nacken hochstützte und sie ihn mit flatternden Lidern ansah...
Die Dunmer war gut damit beschäftigt, ihre Gedanken so weit zusammenzuzuhalten, daß sie den Feuerzauber aufrechterhalten konnte, mit dem sie sich zu wärmen versuchte. Aber sie war es einfach nicht gewohnt, sich so lange zu konzentrieren, und so entglitt die Magie ihr wieder und wieder, wenn sie in ihren Überlegungen abschweifte. Und dann mußte es natürlich auch noch anfangen zu schneien! Immer wieder dieser verdammte Schnee! Als Arranges sie völlig unerwartet ansprach, zerriß das feine arkane Gespinst völlig, das sie bis dahin mit so viel Mühe zusammengehalten hatte. Verwirrt schaute sie ihn an, als sie fühlte, wie er die Hände unter ihren Nacken schob und ihren Kopf vorsichtig anhob. Die Sorge in seiner Stimme war kaum zu überhören gewesen. "Hm? Ja... also, nein. Mir ist kalt und es gelingt mir nicht wirklich, die Feuermagie zusammenzuhalten... und der Schnee ist so verdammt hell...", antwortete sie zerstreut.
Gar nicht weiter darüber nachdenkend, griff Arranges einfach nach seiner Magie, während er Erynn aufsetzte und einen Arm um ihre Schultern legte. Erst einige Herzschläge später fiel ihm auf, dass sich auf Kosten seiner geistigen Anwesenheit wohl doch wieder relativ viel seiner arkanen Kräfte wieder regeneriert hatten. Auch wenn es noch lange nicht für solide Zauber reichen würde, aber die kleinen Annehmlichkeiten der Magie waren damit wiedergekehrt und im Moment brauchte er nicht mehr, als den simplen Wärmezauber um Erynn zu helfen. Ein weiterer Blick in ihr Gesicht bestätigte, dass sie tatsächlich einen beinahe alten Eindruck machte. Einer Eingebung folgend, warf er einen Blick auf den zauber an ihrem Bein. Der schwarzen Masse schien die Kälte nichts ausgemacht zu haben, aber irgendwie glaubte Arranges, dass sie ausgefransten Ränder des Geflechts ein wenig weiter um sich gegriffen hatten. Wieder schaute er in die Augen der Kriegerin. 'Erynn... sag mal... fühlst du dich irgendwie... geschwächt?'
"Ich... ja. Das hab ich schon versucht, dir zu sagen. Es ist dieses Ding an meinem Bein..." sie verstummte für eine Weile wieder und genoß einfach die Wärme, die der Kaiserliche in ihre kalten Glieder schickte, ein stetiger, kräftiger Strom im Gegensatz zu ihren erbärmlichen und flüchtigen Versuchen, irgendwie brauchbare Magie zu weben. "Warum fragst du? Ist dir irgendwas eingefallen?"
'Nun... ja... irgendwie siehst du abgemagert aus, als hättest du seit Wochen kaum etwas gegessen...' Arranges hatte die allgemeine Verwirrung noch nicht ganz überwunden. 'Nein... mir ist noch nichts eingefallen... aber jetzt, da ich dich so sehe, hat es fast den Anschein, als würde der Zauber irgendwie an deinen Kräften zehren...' Er war beinahe selbst erschrocken von seiner Überlegung, aber eben genau so sah es aus, zählte man in diesem Moment eins und eins zusammen...
"So fühlt es sich jedenfalls an", sagte sie, froh darüber daß Arranges scheinbar endlich begriffen hatte, was sie ihm schon seit einiger Zeit klarzumachen versuchte. Diese Ranke saugte sie irgendwie aus. Ganz langsam nur, aber stetig. Wieder wurde ihr ein wenig übel, als sie das Ding an ihrem Bein betrachtete. "Nein, ich habe genug gegessen, mach dir keine Gedanken. Bis ich mir dieses Zeug eingefangen hatte, war ich jedenfalls bei Kräften..."
'Vielleicht solltest du wenigstens versuchen etwas zu essen...' Murmelte er halblaut, aber noch immer besorgt, während er auf das schwarze Zeug schaute. Je genaue er es betrachtete, desto weniger Zweifel hatte er, es war wirklich gewachsen... Aber was soll damit bezweckt werden...? Ich kann noch immer keinen Sinn dahinter erkennen...
Erynn, die gerade wieder einmal die schleimige Masse genauer angeschaut hatte, als gut für ihre Nerven war, merkte, wie sie bleich wurde. Um mit diesem Eindruck im Kopf auch nur an etwas Eßbares zu denken, war sie definitiv noch lange nicht hungrig genug. Fang nicht schon wieder an... sieh lieber zu, daß du dieses Ding irgendwie zerstört kriegst. "Nein", sagte sie stattdessen "ich mag einfach nichts essen. Dieser Schleim hier..." sie verzog das Gesicht ein wenig "...das ist doch irgendwie ekelhaft."
Arranges seufzte. 'Gut... aber früher oder später musst du essen...' Er rückte von ihr ab und richtete sich mit unterdrückt schmerzverzerrtem Gesicht auf. 'Dann würde ich vorschlagen, dass du dir den Umhang und die Decke umhängst... dann setzen wir unseren Weg fort...'
Glannaragh
11.05.2011, 00:52
Erynn schüttelte den Kopf und sah dem Magier dann ernst in die Augen. "Du willst mich tragen? Jetzt? Laß es bleiben, Arranges. Ich sehe doch, daß du Schmerzen hast... es ist nur schlimmer geworden, seit wir gestern aufgebrochen sind." Sie überlegte fieberhaft, wie sie den Kaiserlichen von seinem nicht sehr weisen Vorhaben abbringen könnte, ohne daß es ein größeres Theater gäbe. "Ich würde stattdessen vorschlagen, daß wir hierbleiben, und sei es nur für eine weitere Nacht..." Sie hob eine Hand, als er zu einer Erwiderung ansetzte. "Ich weiß, du willst das alles nicht hören. Aber wenigstens einer von uns muß halbwegs bei Kräften bleiben, sonst sind wir in dieser Wildnis beide verloren."
Fast ein wenig verblüfft starrte er sie an. Sie hat leider Recht, aber andererseits... 'Vom Herumsitzen und Herumliegen wird es auch nicht besser, also warum noch weiter Zeit verschwenden... außerdem merkst du davon doch sowieso nichts, es reicht, wenn du auf meinem Rücken nicht anfängst herumzuturnen... Also los, bind dir irgendwie die Decken um und hör auf dich quer zu stellen...' Obwohl er seine Worte doch recht ernst meinte, klang seine Stimme eher resignierend und tonlos...
Die Elfin seufzte schwer. Nun stell dich doch nicht dümmer, als du bist, Beschwörer. Es geht doch gar nicht darum, ob ich davon irgendwas merke oder nicht, Arranges. Es geht darum, daß du dich nicht selbst zuschanden treiben sollst. Es ist keinem damit gedient, wenn du nicht mehr weiterkannst... Ich könnte die Steine nämlich nicht zurückbringen, selbst wenn ich laufen könnte. Das Anwesen in Morrowind würde ich niemals wiederfinden..."
Der Kaiserliche machte eine wegwerfende Geste. 'Als ob mich so ein verspannter Wirbel in meinem Rückgrat davon abhalten könnte, meine Aufgabe zu erfüllen...' Er atmete genervt aus. 'Also gut... aber morgen werden wir ohne weitere Verzögerungen weitergehen...' Er machte sich nochmals daran, einiges an Feuerholz aufzusammeln. Nur wenig später flackerte wieder ein ordentliches Feuer vor ihnen und vertrieb den Schnee im näheren Umkreis.
Mit einem Aufatmen ließ Erynn sich wieder zurücksinken. Nein, ein verspannter Wirbel vielleicht nicht. Ein verspannter Wirbel, der dich daran hindert, schnell zu handeln, vielleicht schon... Während das diesesmal recht hoch geschichtete Feuer langsam aber sicher die schlimmste Kälte aus den Knochen der Elfin zog, grübelte sie weiter darüber nach, wie sie die Ranke wohl loswerden mochte. Bisher hatten sie sich darauf konzentriert, die Masse direkt anzugreifen, überlegte sie. Vielleicht mußten sie einfach ein wenig geschickter vorgehen... Langsam reifte eine etwas verwegene Idee in ihrem Kopf. Sie würde den Beschwörer fragen was er davon hielt, entschied sie...
Arranges blickte in die Flammen, schielte aber immer wieder zu Erynn hinüber. Er musste sie irgendwie zum Essen bewegen. In diesem Moment tat es ihm fast leid, dass er immer so über ihre etwas knochige Statur hergezogen war. Gerade in diesem Augenblick wünschte er sich, dass sie lediglich etwas knochig war, aber nicht plötzlich derart abgemagert. Aber ich kann sie auch schlecht zwingen, etwas zu essen... das würde nicht funktionieren... Gerade, als er sie nochmals darauf ansprechen wollte, begann sie ebenfalls etwas zu sagen. Sogleich verstummte der Magier. 'Du zuerst...' Nuschelte er.
"Wegen diesem Zeug... Was ist, wenn wir versuchen die Verteidigung zu umgehen, die es scheinbar aufgebaut hat?" Sie bemerkte Arranges fragenden Blick und erklärte: "Wenn man es direkt angeht, wehrt es sich. Aber... wenn wir... also du... stattdessen die Haut wegschneiden würdest, auf der es sich festklammert? Mitsamt der Ranke?" Sie verzog das Gesicht. Jetzt, da die Überlegung irgendwie konkret geworden war, indem sie sie ausgesprochen hatte, war ihr der Plan noch weniger geheuer als vorher schon. Wieder sah sie zu dem Magier auf. "Schau mich nicht so an. Ich hätte das nicht vorgeschlagen, wenn ich noch eine andere Idee hätte. Außerdem werde ich davon wahrscheinlich gar nichts merken..."
Alles klar... das Ding scheint nicht nur zu lähmen, Kraft zu entziehen, sondern auch den Verstand zu mindern... mit letzterem dürfte es nicht sehr lange beschäftigt sein, wie ich grade feststellen muss... Statt einer richtigen Antwort jedoch tippte sich Arranges nur mit dem Finger an die Stirn und schüttelte dann den Kopf. 'Das ist Wahnsinn... Erynn... bitte... ich musste dir bereits einen Finger von der Hand schneiden... zwing mich jetzt nicht auch noch dazu, dein Bein zu häuten...' Ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass ihr das sehrwohl ernst war, auch wenn da ebenfalls irgendwo Furcht und ein wenig Unsicherheit war. Erneut schüttelte Arranges den Kopf.
Sie schluckte einmal schwer. Wenn man so direkt aussprach wie Arranges, was sie gerade vorhatte, klang es tatsächlich ziemlich... abstoßend. "Ich meine doch... nicht alles. Nur da, wo diese Ranke ist..." sie schüttelte nun ihrerseits den Kopf. "Außerdem war von dem Finger ohnehin nichts mehr übrig... und Haut wächst nach!" Wieder verstummte sie kurz, als merke sie erst jetzt ganz plötzlich, daß sie über ihr eigenes Fleisch sprach - in ihrer Furcht hatte sie irgendwelche Konsequenzen gar nicht bedacht und wenn sie ganz ehrlich war, war sie mehr als erleichtert über Arranges' Zögern. Vielleicht gab es ja tatsächlich eine weniger drastische Möglichkeit. "Also schön", sagte sie schließlich leise. "Ich weiß nicht, was genau du vorhast, aber wenn das alles nichts bringt, versuchen wir es auf diese Art. Dieses Ding... ich will, daß es verschwindet, um jeden Preis."
Erleichtert atmete er aus. 'Wir sind auf dem Weg nach Norden, zu den Ratshallen der Gathering... dort wird garantiert der ein oder andere Großmeister zugegen sein... sie können ganz sicher helfen...' Arranges sprach überzeugt und angesichts der Macht der Großmeister, die nunmal Tatsache in ihrem Bestehen war, war diese Überzeugung und das stumme Versprechen seinerseits gar nicht so abwegig.
Bei der Erwähnung der Großmeister zuckte sie kurz zusammen, brachte es ihr doch die andere mißliche Lage, in der sie sich befand, recht deutlich wieder zu Bewußtsein. In den letzten Tagen hatte sie es erstaunlich erfolgreich verdrängt. Dann aber nickte sie resigniert, lehnte sich zurück, bis sie flach auf dem Boden lag und schaute mit wenig zufriedenem Blick den tiefhägenden Wolken zu, wie sie sich langsam über den Himmel schoben. Wenn sie irgendetwas abgesehen von diesem Ding an ihrem Unterschenkel ganz sicher nicht wollte, dann war es, sich in die Hände dieser unheimlichen Gestalten zu begeben...
Am nächsten Tag setzten sie ihren Weg fort. Arranges gelang es zwar nicht, die nach wie vor argen Schmwerzen im Rücken gänzlich zu verbergen, aber nach einem weiteren, etwas hitzigeren Wortwechsel, gelang es ihm, Erynn davon zu überzeugen, dass er sie ohne weiteres würde tragen können. Sie setzten ihren Weg entlang des Flusses fort, der sie zusehens in die niederen Gefilde Morrowinds führte. Arranges beschloss, die Velothiberge südlich zu umgehen. Er hatte sich den Ratshallen zwar noch nie aus dieser Richtung genähert, sondern war praktisch immer über die zwei Pässe im Norden gekommen, aber mit Erynn in ihrem jetzigen Zustand, war es unmöglich den hohen Pass über das Velothimassiv zu nehmen. Außerdem wäre es ein Umweg... ein sehr viel längerer und anstrengenderer, als würde er sich ein- oder zweimal im Süden verlaufen...
Es war bereits wieder später Nachmittag, aber sie waren gut vorangekommen. Die Landschaft war wieder deutlich grün geworden. Den Schnee und die damit verbundene Kälte, hatten sie bereits zum Mittag wieder hinter sich gelassen. Arranges hatte die Karte von Morrowind nicht wirklich gut im Kopf, ihm genügte bis zum heutigen Zeitpunkt nur gewusst zu haben, in welcher Richtung Juranos Anwesen und wo genau die Ratshallen zu finden waren. Wie Vvardenfell aussieht und wo in etwa die Grenzen der gesamten Provinz verlaufen, wusste er, aber mehr auch wirklich nicht.
Die Wolken hatten sich mittlerweile ebenfalls verzogen und gaben den Blick auf einen Himmel, komplett in Purpur, frei. Das Abendrot wandelte sich recht schnell zur Dämmerung und nur wenig später ließ Arranges Erynn wieder auf den Boden gleiten, schichtete ein Lagerfeuer auf und setzte sich zu der Dunmer. Er hatte mangels Pausen den ganzen Tag keinen Blick in ihr Gesicht geworfen... Aber jetzt, da er es im restlichen Licht des Tages und dem Schein der Flammen genauer betrachtete, zuckte er unweigerich zusammen. Was im Namen der Götter ist da nur los?! Ihr Gesicht hatte bald mehr Ähnlichkeit mit einem Totenschädel, als mit dem lebendigen, runden und überhaupt sehr wohlgeformten Antlitz der Dunmer, mit der er vor gerademal 4 Tagen durch das Tor gegangen war. Aber mehr, als einen entsetzten Blick, brachte er in diesem Moment nicht zu Stande...
Glannaragh
12.05.2011, 14:05
Erynn protestierte zwar, aber nicht besonders laut und auch nicht lange. Ihr war selbst klar, daß sie nicht zu lange hier verweilen durften. Zwar schienen sie ihre Verfolger für den Augenblick abgehängt zu haben, aber es war immer noch möglich, daß diese ihre Fährte wieder aufnehmen würden – oder das sogar bereits getan hatten. Also ließ sie sich einen weiteren Tag durch die Wildnis tragen, mit rabenschwarzen Gedanken im Kopf und jeder Menge Schuldgefühlen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Augen wieder schloß, weil das Tageslicht ihr viel zu grell war, und kurz darauf sank ihre Stirn wieder auf die Schulter des Kaiserlichen, und sie döste eine ganze Zeitlang vor sich hin und bekam daher gar nicht mit, wie sich die Landschaft um sie herum langsam aber sicher veränderte, zusehends abwechslungsreicher und weniger lebensfeindlich wurde. Als wäre ich es, die den Gefährten durch die Wildnis schleppen würde und nicht umgekehrt, so müde bin ich... dieses verfluchte Ding wird nicht zufrieden sein, bis ich einschlafe und nicht mehr aufwache...
Arranges hatte sie tatsächlich den ganzen Tag getragen, stellte sie ziemlich beeindruckt fest, als sie irgendwann den Kopf hob und einen Blick auf den dunkler werdenden Himmel warf.
Es dauerte nicht mehr lange, bis der Beschwörer sie absetzte und sich daran machte, ein Feuer aufzuschichten und es zu entzünden. Erynn sagte nichts dazu, ärgerte sich nicht einmal mehr über ihre eigene Nutzlosigkeit. Eine tiefgreifende Erschöpfung hatte sie erfaßt, die sie mehr und mehr apathisch und desinteressiert an den Vorgängen um sie herum werden ließ. Als hätte die seltsame Ranke an ihrem Bein auf die Entschlossenheit der Elfin reagiert, sich ihr mit allen Mitteln zu entledigen, und versuchte auf diese Art, sie ruhigzustellen.
Nach einer Weile hob sie den Kopf, um Arranges um etwas Wasser zu bitten – und schaute direkt in sein entsetztes Gesicht. Erynn zuckte und schaute sich gehetzt um, konnte aber nichts sehen oder hören, was auf Angreifer hindeutete. „Was ist los“, fragte sie alarmiert. „Was hast du gesehen?“
'Ähm... äh... nichts' Stotterte Arranges und rang um Fassung. Er reichte ihr einen Wasserschlauch, konnte aber die Augen nicht von ihr abwenden... Ihr Anblick war in diesem Moment einfach zu abartig.
Erynn nahm die Wasserhaut mechanisch entgegen, schenkte ihr dann aber keine weitere Beachtung. "Arranges? Warum starrst du mich so an? Ist irgendwas mit diesem... Ding?" Nervös stemmte sie sich hoch, um einen Blick auf die klebrige Masse werfen zu können. Sie sah aus wie immer, hatte sich vielleicht ein bißchen bewegt, aber wenn, dann nicht viel. Sie besah sich den Fluch genauer. Ist es... mehr geworden? Mit fragenden und etwas ängstlichen Augen schaute sie zurück zu dem Beschwörer.
'Mit dem Zauber selber eher weniger... aber... mit... dir... Du siehst aus, als wärst du mindestens 500 Jahre alt.' Brachte der Nekromant mühsam heraus. 'Das würde auch erklären, warum du den ganzen Tag verschlafen hast, trotz einer recht unbequemen Position...' Er warf einen äußerst feindseeligen Blick auf die schwarze Masse, dann schaute er wieder Erynn in die Augen.
Sie starrte zurück. Ihr Begleiter schien wörtlich zu meinen, was er sagte. Unwillkürlich strich sie sich mit den Fingerspitzen über das Gesicht. Dem nach zu urteilen, was sie spüren konnte, schien sich die Haut tatsächlich straffer über die Knochen zu spannen als zuvor. Arranges' Blick hingegen sprach Bände. "Es ist dieser Zauber", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ich glaube, er tötet mich... langsam, aber unaufhaltsam..."
Entschieden schüttelte Arranges den Kopf. 'Wohl kaum...' Sagte er grimmig. 'Es würde den Verfolgern nichts bringen... aber ohne Zweifel entzieht es dir enorme Kräfte... für was auch immer... Erynn du musst essen, sonst stirbst du langsam aber sicher...' Die letzten Worte klangen bestimmt, aber ein fast flehender Unterton schwang in ihnen mit.
Allein bei der Erwähnung des Wortes würgte die Elfin unterdrückt. Arranges hatte wahrscheinlich recht, aber ihr war schlicht kotzübel vor Furcht, seit sie festgestellt hatte, daß sie gelähmt war. Sie wollte schlicht nichts essen und sah es momentan eher als großen Vorteil, daß sie nichts im Magen hatte, das sie hätte ausspucken können. "Ich muß nichts essen... wenn das so wäre, hätte ich ja Hunger, oder?" versuchte sie, das Gespräch zu beenden, bevor es richtig angefangen hatte.
Arranges wollte gerade etwas erwidern, als beide plötzlich ein Geräusch vernahmen, das stark an das erstickte protestieren eines Magens, der zu lange vernachlässigt wurde, erinnerte. Der Kaiserliche klappte den Mund wieder zu und schaute die Elfe nur mit hochgezogenen Augenbrauen und der Bestätigung, die er so eben bekommen hatte, an. 'Ich glaube... das sieht dein Körper aber anders...' Sagte er mit einer Stimme, die der eines Monarchen, der ganz selbstverständlich immer Recht hatte, in nichts nachstand. Dann aber wechselte er den Ton wieder und wurde deutlich ernster: 'Erynn, ich bitte dich... versuch etwas zu essen... du musst...'
Im Stillen schalt die Elfin ihren Magen einen Verräter, dann sah sie den Kaiserlichen mit einem halb angewiderten, halb flehenden Blick an. "Arranges... nein. Ich will nicht. Laß mich damit in Ruhe. Mir ist schon schlecht!"
"Erynn..."
"Nein!"
"Stures Blutauge, verdammt noch mal!"
"Ich hab gesagt, laß mich in Ruhe!"
Langsam aber sicher wurde der Magier zornig. Ihm war es bis hierher egal gewesen, ob Erynn aß oder halt auch nicht... Anspielungen zu ihrer Statur würde er sich so und anders nicht verkneifen, aber hier ging es ihr schlicht nicht gut und das lag nuneinmal daran, dass dieser hässliche Fluch an ihrem Bein sie auszehrte. Sie muss essen! 'Erynn, zwing mich bitte nicht...' Seine Stimme war noch ruhig, aber man merkte, dass im Unterton eine gewisse Drohung mitschwang, die durchaus keine Zweifel daran ließ, dass er es versuchen würde...
Mit einem ziemlich mißtrauischen Ausdruck im Gesicht sah Erynn zu dem Magier auf. Diesen Tonfall kannte sie - ein eindeutiges Anzeichen dafür, daß Arranges' Geduldsfaden gefährlich dünn wurde. Du würdest doch nicht... das wagst, du nicht, Beschwörer! Ein gewisses Maß an Trotz mischte sich in ihren Blick, nicht zuletzt befeuert durch die langsam aber sicher stärker werdende Übelkeit. "Versuchs doch", gab sie zurück. "Ich kotz dir ja doch alles wieder ins Gesicht."
'Erynn... ich will dich wirklich nicht zum Essen zwingen, also tu uns beiden einfach einen Gefallen und iss... versuch es doch wenigstens... bitte...' Wenn nicht, wirds ungemütlich für dich... auch wenn ich dich dann zu deinem Glück mit etwas Gewalt drängen muss, dein Überleben wäre mir deinen Zorn hinterher allemal wert...
"In Neungötternamen, Arranges", mittlerweile war ihr wirklich flau zumute. "Dann laß es doch einfach!" Erynn drehte den Kopf weg, fest entschlossen, dieses Thema zu beenden und angestrengt darum bemüht, an irgend etwas anderes als die Reiserationen zu denken. Warum begriff der Kaiserliche das einfach nicht? Sie war doch kein Kind mehr und wußte selbst, was gut für sie war und was nicht. "Warum glaubst du eigentlich, mich bemuttern zu müssen?"
Gar nicht so sehr auf ihre Worte eingehend, wenngleich er sie sehrwohl gehört hat, packte Arranges plötzlich die blanke Wut. 'Jetzt pass mal gut auf!' Knurrte er. 'Du wirst jetzt selbst etwas essen, sonst werde ich dafür sorgen, dass du es tust... und glaub mir, du wirst essen...' Er packte sie unsanft an der Schulter und zwang sie so, zu ihm zu schauen. 'Also nochmal. Würdest du jetzt bitte... etwas zu dir nehmen?!' Er hielt seine Stimme nur noch mit viel Mühe unter Kontrolle, aber die so typische Falte auf seiner Stirn war nicht zu übersehen...
Für einige Herzschläge lang starrte Erynn ihren Begleiter nur erschrocken an. "Was?" brachte sie schließlich heraus. "Willst du mich verarschen? Laß mich los, verdammt noch mal!" Ihr Erschrecken wandelte sich langsam aber sicher zu Ärger. Er begriff es einfach nicht! Was zum Donner ist so schwer zu verstehen daran, daß mir dank dieses Fluches an meinem Bein nunmal jeglicher Appetit vergangen ist? Wieder wandte sie den Kopf ab, diesesmal mit einem eindeutig störrischen Ausdruck im Gesicht.
Na gut... wenn du das unbedingt so haben willst... Dem Magier reichte es an dieser Stelle entgültig. 'Bescheuertes, engstirniges und unfähiges Blutauge!' Mit einem Ruck riss er sie an beiden Schultern herum, drückte sie auf den Boden und fixierte sie dort mit einem Knie, dass sie gerade noch atmen konnte. Während die eine Hand ein Stück Brot aus einem der beiden Vorratsbeutel angelte, hielt Arranges mit eisernem Griff den Kopf der Elfe so, dass er nicht ganz flach auf dem Boden lag und er ihr ins Gesicht schauen konnte. 'Willst du selbst abbeissen oder muss ich das auch noch für dich erledigen!' Seine Stimme war alles andere als freundlich und sie machte klar, dass er diese Frage exakt einmal stellen würde und das war jetzt...
Erynn konnte gar nicht so schnell schauen, wie sie sich platt auf dem Rücken liegend und praktisch bewegungsunfähig wiederfand. Arranges hatte eine Hand in das Haar an ihrem Hinterkopf gekrallt und zwang sie, ihn anzusehen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß diese Diskussion endgültig beendet war und zwar auf eine andere Weise, als die Elfin es gerne gehabt hätte. Ihr Magen knurrte zwar, aber sie mußte trotzdem heftig würgen, als ihr der Geruch des Brotes in die Nase stieg. "Arranges, bitte!" Es klang fast verzweifelt, und sie stemmte sich schwach gegen den Griff, mit dem er sie beim Schopf gepackt hielt. "Hör auf damit!"
Im Gesicht des Nekromanten war keine Regung zu erkennen. Stattdessen wechselte die Hand, welche ihren Kopf hielt, blitzschnell die Position und drückte ihr nun auf einer Seite des Kiefers den Daumen in die Seite, so dass sie, nachdem sie das Gesicht verzogen hatte, den Mund unweigerlich öffnen musste um den Schmerzen im Kiefergelenk zu entgehen. Vorsichtig, fast zärtlich schob der das Brot ein wenig in den offenen Mund der Dunmer. Peinlich darauf achtend, keine ruckartige Bewegung zu machen... schließlich wollte er sie am Leben halten und nicht dafür sorgen, dass sie erstickt, weil sie sich verschluckt...
Die Dunmer war so beschäftigt mit den widersprüchlichen Reaktionen ihres Körpers, daß sie nicht mehr dazu kam, weiterhin zu protestieren. Da mußte sie scheinbar durch, wenn sie endlich ihre Ruhe haben wollte. Nachdem sich ihr Magen jedoch nach ein paar krampfhaften Zuckungen wieder beruhigte, stellte sie fest, daß sie tatsächlich Hunger hatte. Arranges nahm das Knie von ihrem Brustbein, als sie schließlich aufhörte sich zu wehren, gab ihr den Kanten Brot in die Hand und stützte ihren Kopf, bis sie aufgegessen hatte. "Na bitte, es geht doch", war sein einziger Kommentar, während er sie mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. Erynn erwiderte nichts. Sie war zu beschäftigt damit, ihr Bedürfnis nach Nahrung zu stillen, das sich so plötzlich wieder meldete.
Nachdem das Brot verschwunden und Arranges endlich zufrieden war -und sie auch, wie sie widerwillig zugeben mußte- drehte sie den Kopf ein wenig und betrachtete ein bißchen schläfrig die Flammen des Lagerfeuers. Die Übelkeit war größtenteils verschwunden, stellte sie fest, und sie fühlte sich etwas weniger schwach. Der Kaiserliche hatte wohl recht gehabt mit seiner Einschätzung...
Arranges war erleichtert und froh gleichermaßen, als Erynn endlich aß. Es war zwar nicht wirklich viel, aber sie aß und das zählte im Moment. Sie saßen am Feuer, bis die Dämmerung schließlich fast vorüber war und nur noch die Sterne und das Feuer Licht spendeten... Erynn döste friedlich, während Arranges in die Flammen blickte und auf die Geräusche der Nacht achtete... Ein plötzliches Knarzen und Knacksen ließ den Kaiserlichen hochfahren. Alarmiert lauschte er. Die Muskeln bis zum Zerreissen gespannt und die hand bereits am Schwert, aber noch wartete er, bevor er aufsprang. Der Laut wiederholte sich nochmals, aber wieder nur sehr kurz. Jetzt war auch Erynn aus ihrem Halbschlaf erwacht und blickte den Magier fragend an. Arranges legte nur einen Finger auf die Lippen. Eine Bewegung im Augenwinkel zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte ruckartig den Kopf und sah mit sich weitenden Augen, wie das schwarze Zeugs an Erynn Bein begonnen hatte, Blasen zu schlagen, als würde es von innen heraus kochen. 'Beim Haus des Chaos...' Nuschelte Arranges abwesend, während er wie gebannt auf das Schauspiel starrte. Im nächsten Moment schien der Schleim von ihrem Fuß zu fließen, wie Harz. Dort, wo die ersten Fäden ziehend Tropfen den Boden berühren schien die Erde selbst von der Berührung der schwarzen Magie zurückweichen zu wollen. Schlagartig breiteten sich feine Adern, wie ein Spinnennetz aus und hatten nur wenige Sekunden später den ganzen Boden um das Feuer bedeckt. Das Schauspiel war so überwältigend, dass weder Erynn, noch Arranges weder in der Lage waren, irgendetwas zu tun, noch den Blick irgendwie davon abzuwenden. Der Fuß war unversehrt, aber Krämpfe schienen ihn zu beherrschen, als der Körper der Dunmer versuchte, die Kontrolle über die zurückgewonnenen Extremität zu bekommen... Währenddessen wurde der Platz um das Feuer fast von einem Moment auf den anderen schlagartig dunkel. Zwar waren weit oben noch die Sterne zu sehen und teils auch noch die Konturen nahestehender Bäume oder Felsen, aber im Großen und Ganzen konnte man kaum noch etwas richtig erkennen, vom Feuer einmal abgesehen. Ein relativ nahes Heulen, das Arranges nur zu bekannt vorkam, zerriss die Stille der Nacht, aber bevor er noch ganz aufgesprungen war, wuchs vor ihm eine kleine Gestalt aus dem Boden... Es war das Kind, das sie in der Nibenay an der Böschung des Corbolo gesehen hatten, als sie geflüchtete waren. Allerdings war auch jetzt nicht mehr zu erkennen, als eine vergleichsweise dünne und eher zierliche Gestalt, mit einer weiten Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war und einer Art Umhang, der alles an Körperkonturen verschluckte. 'Bei den Göttern.' War wieder alles, was Arranges in diesem Augenblick des puren Entsetzens hervorbrachte, während er verzweifelt versuchte irgendwie Magie zu mobilisieren... Der leicht gesenkte Kopf... oder vielmehr die Kapuze zuckte plötzlich nach oben, als wolle die Gestalt, dem gut drei Köpfe größeren Magier in die Augen schauen, aber alles, was Arranges sah, war eine schwarze Fläche, wo eigentlich hätte ein Gesicht sein müssen. Ein näherkommendes Bellen erklang und rauschte über sie hinweg, ohne, dass sie hätten eine Quelle ausmachen können... Plötzlich zerplatzte die Gestalt des seltsamen Kindes in eine Wolke aus puren Schatten, welches sich aber gleich darauf zu den drei Geisterwölfen manifestierte, die sowohl Erynn, als auch Arranges bereits kannten. Verdammt, jetzt haben sie uns... Die Wölfe schenkten Erynn praktisch keine Beachtung, sie waren wohl nur darauf angesetzt gewesen, den Magier zu vernichten. Der kaiserliche wich zurück, während die drei Wölfe langsam näherkamen. das Schwert würde ihm nichts bringen und auch seine lächerlichen Reserven waren streng genommen zu nichts zu gebrauchen... Etwas, das man hätte Geifer nennen könnten, das aber viel mehr an jene schwarze Masse erinnerte, die Erynn vor wenigen Augenblicken noch an ihrem Fuß hatte, troff seitlich aus den halb geöffneten Mäulern der geisterhaften Raubtiere. Zwei der Wölfe machten gerade Anstalten, zum Sprung anzusetzen, als ein grelles Licht wie aus dem Nichts, plötzlich durch die Dunkelheit drang. Sowohl Arranges, der gerade zur Seite hechten wollte, als auch die Wölfe erstarrten... mehr noch, die Geisterkreaturen schienen zurück zu weichen... Die Augen gegen die gleißende Quelle des Lichtes schirmend, versuchte Arranges zu erkennen, wer da neue auf den Plan getreten war. Aber alles, was er erkennen konnte. Ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf, als er ein paar Details erkennen konnte. Meryann?! ... Sogleich erreichte ihn eine Stimme, die der der Bretonin gar nicht so unähnlich war: 'Arranges, fangt!' Eine Schriftrolle segelte ihm entgegen... mehr durch einem Reflex, statt dem Bewusstsein folgend, angelte der Magier das zusammengerollte Pergament aus der Luft, rollte es außeinander und las die Zeilen. Ein gewaltiger Schub magischer Ströme jagte durch jede Faser seines Körpers und eröffnete seinem Geist für einen kurzen Moment alle irgendwie erdenklichen Arten der Magie... Der Kaiserliche dachte gar nicht weiter darüber nach, was er tat und woher die Frau plötzlich gekommen war, aber sie musste wohl irgendwie auf ihrer Seite stehen. Gewaltige Mengen Magie in seinen Handflächen fokussierend, ballte sich dort schon nach einer Sekunde ein greller Lichtball, der dem Gleißen des Lichtzaubers sehr nahekam, aber außerdem noch rot wie Sonne von innen heraus brannte. 'Sterbt!' Knurrte Arranges grimmig, während er den Zauber auf die Wölfe richtete...
Der Schattenwolf, welcher in der Mitte stand, wurde buchstäblich von dem Feuerball pulverisiert. In dem Lichtblitz, der direkt darauf folgte, gingen auch die beiden anderen Geisterwölfe unter. Das Feuerwerk dauerte nur wenige Sekunden aber danach waren sowohl die seltsamen Kreaturen, als auch das schwarze Geflecht, welches sie in einen Kokon aus purer Dunkelheit gehüllt hatte, verschwunden und sie standen wieder in der sternenklaren Nacht. Fragend sah sich Arranges nach der Bretonin um. Erst jetzt realisierte er sie richtig. Fast ein wenig erschrocken zuckte er zusammen, als er sie kurz genauer betrachtete. Sie sah Meryann tatsächlich zum Verwechseln ähnlich, nur, dass sie ein wenig kleiner war als die Bretonin, mit der er die Zitternden Inseln erkundet hatte. 'Wer seid ihr?' Ein verschmitztes Grinsen huschte über ihr Gesicht. 'Arranjenne Tayrin... Mentorin unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil, Zweitmentor seit zwei Tagen... stets zu euren Diensten, Mentor Arranges Moryn.' Sprach sie respektvoll, aber nicht unterwürfig. Ihre Stimme hatte einen hellen, reinen Klang und war frei von jeglichem Makel... Sie sieht tatsächlich aus wie Meryann... Dachte sich Arranges erneut und bemerkte, wie ihm ein kleinwenig das Herz schwer wurde. Er brachte kein Wort heraus, zu sehr war er im Moment noch überrumpelt von dem Auftauchen des Zweitmentors und überhaupt der ganzen Situation... Nach einem weiteren Augenblick in dem er sie nur anstarrte, wandte er sich fast ein wenig hilflos zu Erynn um, die sich in diesem Moment wieder aufrappelte...
Glannaragh
15.05.2011, 16:47
Erynn war es gelungen, sich bis auf die Knie hochzustemmen. In dem Moment, als sich die schwarze Ranke von ihrem Bein zurückzog, kehrte das Gefühl in ihre Glieder zurück, Kontrolle hatte sie jedoch noch nicht wieder darüber. Ihre Muskeln krampften, als wollten sie alle Befehle zugleich ausführen, denen sie in den letzten Tagen nicht hatten nachkommen können. Starr vor Schreck und völlig überrumpelt von der schnellen Abfolge der Ereignisse versuchte sie zu erfassen, was eigentlich vor sich ging.
Vorsichtig hob sie den Kopf und blinzelte, bis die dunklen Flecke vor ihren Augen verschwanden, nachdem das Gleißen von Arranges’ Zauber verblaßt war und sich die letzten Überreste der finsteren Magie, die sich in ihrem Fluch und den Geisterwölfen manifestiert hatte, als ölige, schmierige Rauchwölkchen vom Wind davongetragen wurden. Es dauerte einen Augenblick, während dem die Elfin nur dahockte und auf die sich vor ihr ausbreitende Szene schaute, dann aber schlug die Erkenntnis ein, daß sie sowohl die unheimlichen Verfolger losgeworden waren als auch, daß sie sich wieder bewegen konnte. Unbändige Freude erfaßte sie für einen kurzen Augenblick, die sie still über sich hinwegspülen ließ wie eine erfrischende, erlösende Meereswoge an einem viel zu heißen Tag.
Ihr nachdenklicher Blick fiel auf die andere Mentorin. Seltsam, daß sie gerade jetzt auftaucht, im allerletzten Moment, wo alles verloren schien. Woher kannte sie den Zauber, mit der man die Magie der Abtrünnigen brechen konnte? Warum hat sie ihn nicht selbst gesprochen? Erynn war es, als könne sie die gewaltigen arkanen Energien noch immer fühlen, die selbst für ihre nur rudimentär geübten Sinne fast schmerzhaft deutlich spürbar gewesen waren. Vielleicht war sie nicht stark genug dafür... aber wie zum Donner hat sie uns gefunden, hier, mitten im Nichts?
Die Elfin schüttelte den Kopf über sich selber. Diese Frau hatte ihnen beiden wohl eben das Leben gerettet – und hier hockte sie und war mißtrauisch, weil die Bretonin zu einem so seltsamen Zeitpunkt aufgetaucht war, anstatt sich darüber zu freuen, nicht nur lebendig, sondern auch wieder im Vollbesitz der Kontrolle über ihren Körper zu sein. Die Art des Nekromanten färbte definitiv auf sie ab. Langsam aber sicher wurde sie paranoid. Dennoch ist es seltsam... oder aber sehr geschickt von dieser Frau. Arranges hat keinen Hehl daraus gemacht, daß er einen neuen Mentor als Eindringling in seinem Revier betrachten und bekämpfen wird. Dadurch, daß sie uns geholfen hat, dürfte die Tayrin ihm da ziemlich den Wind aus den Segeln genommen haben... zumindest steht er für den Moment in ihrer Schuld... Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, Arranges. Verdammt vorsichtig. Wenn sie nur halb so verschlagen ist, wie Torrah es war, dann hat sie längst begonnen, ihr Netz zu spinnen.
Arranges schien zu einem ähnlichen Schluß gekommen zu sein, jedenfalls deutete die Dunkelelfin sein Schweigen und seinen Gesichtsausdruck auf diese Weise. Als er seinen Blick auf sie richtete, kam sie mühsam auf die Füße und rang einen Moment um ihr Gleichgewicht, bis sie schließlich eine knappe Verbeugung vor der Bretonin zustande brachte. Dann schaute sie zurück zu ihrem Begleiter und schlüpfte wieder in ihre Rolle. Zwar hatte sie keine Ahnung, wie lange Arranjenne sie beide beobachtet und ob sie etwas von der Vertrautheit, mit der Kaiserlicher und Dunmer mittlerweile miteinander umgingen, mitbekommen hatte, aber Erynn entschied, sich weiterhin so zu geben wie bisher, wenn andere Gatheringmitglieder anwesend waren: „Ich bin nicht verletzt, Mentor“, sagte sie ruhig. „Wünscht Ihr, daß wir den Weg jetzt fortsetzen?“
Arranges war für einen Moment komplett irritiert, er hatte die Schülerrolle von Erynn ganz vergessen und brachte dies durch seinen Miene wohl mehr als deutlich zum Ausdruck. Aber dann fing er sich schnell wieder und hoffte, dass Arranjenne nichts bemerkt hatte. Er hob nur kurz die Hand um Erynn zu signalisieren, dass sie ruhig sein soll. Er blickte der Bretonin wieder in die Augen. 'Arranjenne... erlaubt, dass ich frage, woher ihr so plötzlich aufgetaucht seid?'
'Ich hätte es euch sogar gesagt, wenn ihr nicht danach gefragt hättet... Die Gathering hat all ihre Kräfte mobilisiert, nachdem auch sehr bald schon aus Valenwald, dessen einziges, befestigtes Anwesen ihr zunächst noch mit allen Mitteln versuchtet zu halten, ebenfalls keine Nachrichten mehr kamen... Es musste schnell gehandelt werden, nachdem auch klar wurde, dass die Abtrünnigen nicht nur die Kommunikation durch die Botschafter unterbanden, sondern auch noch gezielt die Staffelläufer jagten... Zunächst wurde Meisterin Marie dazu gezwungen zumindest dieser Sache nachzugehen, wenn sie sich schon nicht direkt an den Kämpfen beteiligen wollte...' Interessant, es weiss also keiner, dass Marie dafür verantwortlich ist, dass ich überhaupt lebend aus Valenwald zurückgekommen bin... 'Viele der Jäger wurden vernichtet... außerdem ging bald die Kunde um, dass die Großmeister wohl gedenken die Korruptoren einzusetzen.'
'Was?!' Arranges war für einen kurzen Moment erstaunt über sich selbst und seine Frage und überhaupt diese Erwähnung. Der Name dieser Dinger kam so überraschend für ihn und vor allem, dass offen über diese Kreaturen gesprochen wurde, war ebenfalls etwas, das es normalerweise nicht gab. 'Ja... und sie wurden tatsächlich eingesetzt um Valenwald und Hammerfall von den Abtrünnigen zu säubern... ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Großmeister das genau angestellt haben, aber es hat wohl funktioniert, die Abtrünnigen wurden restlos vernichtet oder sind geflohen, wenn sie die Chance zur Flucht irgendwie ergreifen konnten... Das ist mit ein Grund, warum ich euch aufsuchen sollte... Die Abtrünnigen... haben etwas ähnliches wie einen Korruptor erschaffen... die Wölfe, die euch angegriffen und verfolgt haben... man ging zunächst davon aus, dass ihr selbst damit fertig werdet, aber als man von euch schließlich auch über die Botschafter, die eure Schritte normalerweise mitverfolgen, nichts mehr gehört hat, war klar, dass ihr das nicht werdet, ich wurde vor zwei Tagen direkt aus dem Schülerstand zum Mentor ernannt... ohne das Kaltbluritual... dafür war keine Zeit, die Gathering ist zu sehr damit beschäftigt, die Korruptoren irgendwie zu lenken, ohne, dass Novizen aus den eigenen Reihen bei den Kämpfen ebenfalls sterben... Das Problem der Korruptoren kennt ihr selbst Arranges, auch wenn ihr noch keinen jemals gesehen habt...'
'Äh... ja... aber... oh verflucht...'
'Genau... ich wurde also nicht nur geschickt, euch zu helfen, sondern auch noch darüber aufzuklären, wo ihr zunächst hinmüsst um die Siegelsteine abzugeben und was ihr wegen den Korruptoren beachten solltet.' Dabei warf sie einen Blick auf Erynn. Arranges nickte nur stumm. 'Es ist so, dass die Gathering eine Festung in den Jerallbergen eingekesselt hält... dort halten sich die drei abtrünnigen Meister auf... in diesem Moment läuft noch die Säuberung von Hochfels... Wichtiger ist es aber, die drei Meister zu zerstören. Die Gathering hat in einem sehr weiten Bogen um diese Festung, teilweise auch in den niederen Gefilden, kleinere Lager errichten lassen... hier wird seit einigen Tagen der Sturm auf diese Festung geplant. Eines dieser Lager wurde um das Anwesen Juranos errichtet, ihr sollt so schnell wie möglich dort hinkommen, nachdem ich euch dies sagte... jetzt zu den Korruptoren: Sie halten sich überall um diese Lager auf. Allerdings kann keiner das Für und Wieder genau bestimmen oder voraussagen, also wurde verfügt, dass die Mentoren auf ihre Schüler selbst zu achten hätten...' Arranges wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er nickte lediglich. 'Gut, dann hätte ich meine Aufgabe hier erfüllt... ich bin im Übrigen nicht zu Fuß gekommen, das wäre bei der Strecke auch gar nicht möglich gewesen... allerdings hatte ich nicht daran gedacht, dass ihr eine Schülerin auf eurer Mission, die Steine zu besorgen, dabei hättet, daher habe ich nur ein weiteres Pferd mitgenommen... entschuldigt bitte dieses Missgeschick meinerseits, Mentor Arranges...'
'Schon in Ordnung...' Schon wieder laufen, während dieses Blutauge mir entweder im Kreuz hängt oder reitet... und jetzt kann ich mir auch noch etwas wegen diesen Korruptoren überlegen... Unmerklich knirschte er mit den Zähnen. 'Und... wohin wird euch euer Weg führen Arranjenne? Werdet ihr uns begleiten?'
'Nein... aber wir werden uns im Lager bei Juranos Anwesen wiedersehen...' Die Bretonin steckte zwei Finger in den Mund und pfiff einmal laut. Nur einen Moment später hörte man schwaches Hufgetrappel zwischen den Bäumen hindruch näherkommen. Zwei Schecken, einer davon ordentlich mit Vorräten beladen, kamen zum Vorschein.
'Ich... hoffe, dass es keine weiteren Umstände macht, dass es nur ein Pferd ist...' Arranges winkte ab. Das nahm die Bretonin als Anlass, sich zu verabschieden. Sie schenkte dem Kaiserlichen nochmal ein warmes Lächeln, bevor sie sich in den Sattel schwang und nach Nordwesten, beinahe direkt auf die Kämme der Valusberge zu, davonritt.
Seufzend ließ der Magier die Schultern hängen, als er sich zu Erynn herumdrehte. 'Na los... sitz auf, wir gehen weiter... je eher wir losgehen, desto schneller sind wir da...' Meinte er resignierend, während er sich daran machte, das Feuer auszutreten...
Glannaragh
16.05.2011, 17:56
Erynn verzichtete diesesmal auf irgendwelche Diskussionen. Sie kletterte reichlich wenig elegant auf den Rücken des Schecken und fiel dem armen Tier recht übel ins Kreuz, als sie die Stärke ihres linken Beines falsch einschätzte. Scheinbar würde es noch ein bißchen dauern, bis die Nachwirkungen des Fluchs vollständig abgeklungen waren. Sehr still und nachdenklich hockte sie im Sattel und ließ die Landschaft an sich vorbeiziehen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Man hatte es also tatsächlich geschafft, die führenden Köpfe der Abtrünnigen vom Großteil ihrer Anhänger abzuschneiden und einzukesseln – der ganze Spuk konnte bald vorbei sein. Die Elfin nahm diese Information zur Kenntnis, wenngleich nicht mit ungetrübter Erleichterung. Die Verräter schienen ihr noch schlimmer zu sein als die Gathering selbst, was ihre Methoden betraf, andererseits spielten sie auch auf Sieg oder totale Vernichtung. Möglicherweise erklärte das schon einen Großteil ihrer Brutalität. Ganz im Stillen, tief verschlossen in ihrem Herzen und verborgen vor aller Welt und häufig auch vor sich selber hatte Erynn gehofft, Gathering und Abtrünnige mögen sich gegenseitig auslöschen und alle miteinander vom Angesicht Nirns verschwinden. Sie wäre frei. Arranges wäre frei. Doch niemals, niemals hätte sie gewagt, diese Gedanken in Worte zu fassen. Zu keiner Zeit und an keinem Ort.
Jetzt also sah es so aus, als zeichne sich eine Entscheidung ab, nachdem die Erwachten den alteingesessenen Nekromantenzirkel mit ihren Guerillaangriffen für eine ziemliche Zeitlang in Atem gehalten und vielleicht sogar in ernsthafte Bedrängnis gebracht hatten. Die Kriegerin vermochte jedoch nicht zu sagen, wie groß die Schäden für die Gathring wirklich sein mochten, abgesehen von einem recht angeknacksten Selbstvertrauen möglicherweise. Der Kampf in Valenwald war ihr als entsetzliches Gemetzel erschienen, aber letztendlich hatten sie das praktisch bereits völlig zerstörte Anwesen relativ lange halten können – mit fast nichts in der Hand. Vielleicht wog der Schock über den Verrat in der Bruderschaft der Totenbeschwörer weit schwerer als es die Bedrohung tatsächlich war. Vielleicht waren alle Beteiligten so verstrickt in ihre selbstgeschaffenen Mythen, daß sie aus allem ein größeres Drama machten, als eigentlich gerechtfertigt war. Die Tatsache, daß es ihr gelungen war einen der Botschafter zu töten -aus dem Hinterhalt und der Entfernung sicherlich, aber doch mit nichts weiter als zwei profanen Pfeilen, scharfem Auge und einem starken Pflanzengift- wo es doch hieß, ein Normalsterblicher könnte diese monströsen Kreaturen nicht besiegen, schien für ihre Überlegung zu sprechen. Andererseits: Was konnte sie eigentlich genau beurteilen? Sie hatte ein Scharmützel gesehen, hatte vielleicht einen Hinterhalt gelegt, war aber ebenso selbst in einen hineingeraten. War von geisterhaften Wölfen gejagt worden, gegen die nur wenige, sehr mächtige Personen überhaupt eine Verteidigung ersinnen konnten. Alle Gedanken, die sie sich machen konnte, alle Überlegungen, die sie anstellte, blieben wie so oft nichts als Spekulationen über eine Welt, die sie nicht verstand.
Erynn seufzte resigniert. Es mochte sein, daß sie nichts davon verstand, doch das würde so nicht bleiben. Sei es, weil man ihr keine Wahl lassen würde, sei es, daß sie eines Nachts genug davon haben würde schweißgebadet aufzuwachen, verstört von Dingen und Bildern, deren Bedeutung sich ihr entzog. Sie hatte längst zu tief in diese Welt gesehen, in der Macht und Ohnmacht so dicht beienander lagen, daß man das eine vom anderen manchmal nicht unterscheiden konnte, in der das, was das Auge sah mitunter nicht wahr war und in der man besser daran tat das für real zu halten, was wie ein böser Traum erschien. Wie immer ihr weiterer Weg aussehen würde, sie könnte sich nicht einfach abwenden und vergessen, was sie gesehen hatte. Ebensowenig würde sie es auf sich beruhen lassen können: Sie fühlte sich, seit sie mit dem Beschwörer unterwegs war, wie ein kleines Mädchen, das den Gruselgeschichten der alten Weiber nachgegangen war und bestürzt festgestellt hatte, daß die Gespenster wirklich da waren – und wenn sie deswegen nicht verrückt werden wollte, mußte sie verstehen, was eigentlich dahinter steckte. Am besten wäre es, sie finge jetzt gleich damit an. Sie hatte diese Erkenntnis ohnehin schon viel zu lange von sich fortgeschoben. „Arranges“, fragte sie mit ruhiger Stimme. „Was sind denn überhaupt ‚Korruptoren’?“
Arranges fühlte sich direkt seltsam, als er nach dem Strick des fremden Pferdes langte und den Schecken begann zu führen. Arranges fühlte sich beinahe irgendwie ertappt, als er mit einem Mal etwas wehmütig an seinen Rotfuchs dachte, der jetzt in den Stallungen von Bruma stand... Im Stillen dankte er Erynn, als sie ihn aus seinen Gedanken riss und etwas fragte. 'Äh was... achso... Naja, du kennst die Botschafter... kennst ihre gleichgültige, ausschließlich auf Gehorsam getrimmte Gesinnung und ihre unbändige Macht. Wenn die Ausbildung eines Botschafters schief läuft... so ist das, was am Ende übrig bleibt, ein Korruptor...'
Die Elfin dachte über diese Information nach. "Wenn etwas... schief läuft? Wie kann... ich meine, trifft man keine Auswahl unter den Anwärtern? Oder melden sich die Typen gar nicht freiwillig dafür? Dann kann ich mir natürlich vorstellen, daß da hin und wieder einer abtickt..." Sie seufzte, als sie bemerkte, daß sie ihre wirren Gedanken laut aussprach und verdrehte entnervt die Augen. "Gut, also nochmal und der Reihe nach: Was kann da schieflaufen, wie sieht das aus, was übrigbleibt und warum sind sowohl die neue Mentorin als auch du so nervös deswegen?" Erynn wußte, daß in ihrer Stimme lange nicht so viel Sicherheit lag, wie sie es bei diesen Worten gerne gehabt hätte, aber die Unruhe ihres Begleiters, als das Thema zur sprache kam, hatte sie angesteckt.
'Nun... wie erkläre ich dir das am besten, ohne, dass du dem Gaul in den Nacken kotzt... Ich sag dir gleich, dass ich selbst noch keinen Korruptor gesehen habe... Im Grunde sieht man die Korruptoren auch nicht. Vielleicht bekommt sie in einigen Außnahmen mal ein Meister zu Gesicht, aber normalerweise haben nur Großmeister mit diesen fehlgeleiteten Geschöpfen zu tun. Und das hat einen einfachen Grund, den ich dir zu erklären, ein wenig ausholen muss. Normalerweise wird bei Novizen schon früh festgestellt, ob sie zum Botschafter oder zum Mentor geeignet sind. Der größte Teil der Novizen wird Mentor durch das Kaltblutritual. Den restlichen wird angeboten, sich zum Botschafter ausbilden zu lassen, wobei es hier meistens junge Männer sind... es kursiert wohl allgemein die Meinung, dass Frauen zu emotional für die Ausbildung zum Botschafter wären... aber wie dem auch sei. Jedenfalls wird den angehenden Elitekriegern jeglicher eigene Wille abtrainiert. Ihnen wird eine sehr viel härtere magische Ausbildung zuteil, als es bei den angehenden Mentoren der Fall ist... sie werden praktisch dazu verdonnert, ihre Menschlichkeit zum Preis der absoluten Macht zu verkaufen, was die meisten sehr bereitwillig machen. Bedenke, dass die Entscheidung eine freie bleibt, ob Mentor oder Botschafter. Allerdings kommt es öfter mal vor, dass sich das eigene Denken während der Ausbildung durchsetzt oder nach der Ausbildung aus dem Unterbewusstsein hervorbricht. Die Botschafter haben Macht und einen eigenen, verstümmelten Willen... Stell dir einen Oger mit dem Verstand eines 5-jährigen Kindes vor. Das Kind will niemandem wirklich etwas Böses, aber es unterschätzt seine Kräfte oft und reagiert darüber hinaus sehr oft nicht mit gesundem Verstand, sondern aus einer impulsartigen Emotion heraus. Zum Beispiel wird ein Korruptor sehr schnell zornig, obwohl der Grund dafür eher lächerlich ist... Das nächste, sehr viel größere Problem, welches ein Korruptor darstellt ist jenes, dass keiner, nichteinmal die Großmeister wissen, wie genau der veränderte, geschundene Verstand einer solchen Kreatur funktioniert. Nur eines ist sicher und zwar, dass sie grundsätzlich gereizt auf jedes Gatheringmitglied reagieren, welches das Kaltblutritual noch nicht durchlaufen hat... das trifft im Grunde nur zwei Gruppierungen innerhalb der Gathering: Die Staffelläufer und die Novizen... Sicher, man könnte sie auch einfach zerstören, dazu wären die Großmeister in der Lage, aber der Aufwand dafür wäre ungemein größer, als das, was sie jetzt für diese Kreaturen tun... sie geben ihnen sinnvolle Aufgaben. Keiner der Gathering ist gewillt, einen Korruptor so wie er ist, auf die Welt loszulassen... man hat sich insgesamt darauf geeinigt, den Korruptoren ein sinnvolles Dasein zu gewähren... bis sie schließlich selbst entscheiden, dass sie nicht mehr länger auf Nirn weilen wollen... Man möchte es als eine Art Widergutmachung dafür ansehen, dass die Ausbildung zum Botschafter vom zielführenden Weg abgekommen ist...'
Erynn konnte einmal wieder im Zusammenhang mit der Gathering nichts anderes tun, als fassungs- und verständnislos den Kopf zu schütteln. Ich begreife wirklich nicht, warum ihr euch gegenseitig solche Abscheulichkeiten antut... Sie mußte wohl reichlich erschrocken ausgesehen haben, wenn sie den Blick richtig deutete, den Arranges ihr von unten zuwarf. "Was muß man erlebt haben", murmelte sie, "um es als erstrebenswert zu empfinden, seinen eigenen Willen aufzugeben? Macht hin oder her, sie nutzt einem doch ohnehin nichts, wenn so jemand sein ganzes Sein in in den Dienst eines Meisters stellt." Sie zog die Augenbrauen zusammen. "Und wie... will man diese armen Kreaturen kontrollieren, wenn sie so impulsgesteuert sind und an sich unberechenbar? Vor allem in einem Umfeld wie einem Feldlager." Was auch immer geschehen würde, sobald sie an ihrem Bestimmungsort angekommen sein würden, würde sie sich dicht an Arranges' Seite halten. Auf keinen Fall wollte sie als jemand, die das Ritual nicht durchlaufen hatte, diesen Kerlen allein über den Weg laufen...
'Hm... vielleicht sind es Novizen, die ähnlich grausam veranlagt sind wie ich... aber nicht die Willensstärke besitzen, darüber hinweg zu sehen und einfach weiter zu machen... Oder es sind Novizen, die ihren Verstand als nicht würdig betrachten und deswegen das größere Übel gegen das kleinere tauschen... ich kann es dir ehrlich nicht sagen...' Arranges zuckte mit den Schultern. 'Ein Korruptor wird nicht gesteuert oder kontrolliert, er lässt sich nichts befehlen, eher greift er einen Großmeister an, bevor er einen direkten Befehl von ihm ausführt... einen Korruptor bittet man. Und auch, wenn viele der Korruptoren nichteinmal mehr richtig sprechen können und vermutlich auch nur noch die Hälfte verstehen, von dem, was man zu ihnen sagt, aber Respekt nehmen sie wahr. Fehlt dieser, greifen sie an... Ich habe irgendwann mal gehört, dass Meister Parlovar eine kurze Zeit lang einen Korruptor in seinem Anwesen beherbergte... er hat dort die Weinflaschen im Keller des Meiters sortiert... das mag vielleicht banal, bis lächerlich klingen, aber ein Korruptor sieht darin einen Nutzen, den andere aus ihm ziehen und verbindet das wohl auf eine absurde Art und Weise mit Respekt... Wie das mit der Kontrolle der Korruptoren in und um die Feldlager aussieht, kann ich mir auch nicht ganz vorstellen, dort muss es von Novizen im Grunde nur so wimmeln... ich kann es dir nicht sagen, wie das geregelt wurde...' Arranges wollte gerade noch etwas anfügen, als er wiederholt auf dem teils vom Moos glitschigen Grund ein wenig rutschte. Fast reflexartig schoss seine freie Hand zum Rücken und hielt sich eine Stelle auf halber Höhe der Brutswirbelsäule. Oh verfluchter Mist... jetzt wars doch fast einen Tag lang gut, warum muss das ausgerechnet jetzt wieder anfangen?!
Die Elfin drückte die Knie fest an die Sattelblätter und brachte das Pferd damit zum Stehen. "Ich halte dich nicht für grausam", sagte sie ruhig, nachdem Arranges sich wieder einigermaßen gefangen hatte. "Nicht sehr, jedenfalls. Wie dem auch sei..." sie schwang ein Bein über den Hals des Pferdes und ließ sich langsam zu Boden rutschen. Ihre Beine trugen sie sicher, wie sie erfreut feststellte. "...du bist dran. Auf diesem Klepper zu sitzen ist zwar auch alles andere als angenehm, aber es wird besser sein als wenn du weiterhin daneben herläufst." Sie zuckte die Achseln und wechselte Tonfall und Thema. "Wenn... für den Fall, daß diese Kerle tatsächlich frei im Lager herumlaufen sollten... kannst du mir sagen, wie ich... mit denen umgehen soll?"
Arranges schaute sie nur einen Moment verwirrt an. 'Nein, kommt nicht in Frage... jetzt sitz wieder auf, wir haben gerade wirklich keine Zeit übrig!' Sagte Arranges leicht ärgerlich, während er Erynn eindringlich ansah und fast schon mit den Augen zu beschwören schien, damit sie ihren knochigen Hintern wieder in den Sattel schwingen möge...
"Eben." Erynn mußte fast übermenschliche Selbstbeherrschung aufbringen, aber es gelang ihr, nicht entnervt die Augen zu verdrehen oder anderweitig zur Seite zu blicken. Noch immer machte es sie nervös, wenn der Totenbeschwörer sie auf diese Weise anschaute. "Ich hatte Zeit mich auszuruhen. Laufen kann ich auch wieder. Wenn wir also schnell sein müssen, laß mich neben dem Pferd hergehen." Meine Güte. Es ist wirklich jedesmal dasselbe! Bist du wirklich so stur wie ein Schlachtroß, oder bist du einfach nur altmodisch? Hör bitte endlich auf die Dinge zu verkomplizieren, nur weil du den harten Kerl raushängen lassen willst!
Arranges wollte sie eigentlich gerade mit einem saftigen Kommentar zurück auf das Pferd scheuchen, als ein erneutes Stechen im Rücken ihn mahnend daran erinnerte, dass er besser täte, den Rat der Dunmer zu befolgen. Vor sich hinknurrend, zog er sich in den Sattel. Als er sich aufgerichtet und sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten, ergriff er wieder das Wort. 'Du... kannst dich weder richtig noch falsch verhalten, wenn dir ein Korruptor gegenübersteht... Mentoren und alles, was danach an ranghöheren Mitgliedern folgt, werden von ihnen einfach akzeptiert... ich weiss gar nicht mehr, was uns damals, als ich und zwei weitere gerade zu Novizen ernannt wurden, alles gesagt wurde, was wir zu tun hätten, für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass wir einmal einem Korruptor begegnen sollten... Aber eines blieb hängen: Sind die Augen eines Korruptors noch deutlich erkennbar, schau sie niemals direkt an, der Korruptor wird das in jedem Fall als Provokation werten und dich schneller auslöschen, als du deine Lider schließen könntest... Aber um ehrlich zu sein war das nur eine Faustregel und es ging vielmehr darum, dass der Korruptor per Zufall in dem Moment, in dem er dich sieht, entscheidet, ob ihm ein Schüler in den Kram passt oder nicht... trifft zweiteres zu nun... dann...' Arranges seufzte, bevor er weitersprach und wohl plötzlich das Thema gewechselt zu haben schien. 'Ich war gerade ein Jahr Novize bei der Gathering und wir haben uns mit Meister Jurano für einige Tage bei den Ratshallen aufgehalten. Du weisst, dass dort öfter auch Schüler und gerade Schreiber die Hallen immer mit einer kleinen Zahl Mitglieder pflegen und besetzen... Es war früher Morgen, als ich und eine Schülerin auf den Hof vor der Jagdhütte traten und uns schier das Blut in den Adern gefror. Der ganze Platz vor dem Haus war rot, aber nicht etwa von Blut... es war das Sonnenlicht, das sich rot verfärbend durch die aufgespannten Eingeweide eines jungen Schülers in den Ästen der Bäume auf den Hof ergoss. Einige Meter vor dem Haus lag, was übrig war. Die Haut des Jungen ausgebreitet wie eine Tierfelltrophäe in mitten eines Pentagramms aus den Knochen des Novizen. Ein Korruptor war für diese Tat verwantwortlich, wie uns einige Tage später mitgeteilt wurde. In der Nacht kam ein Großmeister auf der Durchreise vorbei. In seinem Gefolge fand sich eine dieser Kreaturen wieder. Eigentlich nur um das Gepäck zu tragen und als einfache Begleitung wie du für mich, sah er den Schüler aus der Hütte treten und verrichtete sein blutiges Werk, ohne, dass der Großmeister hätte irgendwie eingreifen können...'
Erynn schluckte einmal. Nein, beim besten Willen, sie verstand es nicht. Weder begriff sie, weshalb sich jemand freiwillig einer Prozedur unterzog, die den eigenen Körper auf so groteske Weise veränderte und den freien Willen praktisch auslöschte, noch erschloß sich ihr, warum man die fehlgeschlagenen Experimente in ihrer jämmerlichen Existenz verweilen ließ statt ihnen einfach den Gnadenstoß zu geben. Sie wußte nicht, was von beidem sie mehr abstieß. "Und das hatte... keine Konsequenzen?" fragte sie schließlich vorsichtig. "Der Novize war einfach tot, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war und der Korruptor blieb am Leben, als sei nichts geschehen? Arranges, das ist... ich meine, kein tollwütiger Hund gebärdet sich auf eine solche Weise..." Die Elfin kämpfte eine ganze Reihe zorniger Kommentare darüber zurück, was sie von den Praktiken der Gathering hielt und in welchem Höllenloch die ganze Veranstaltung ihretwegen versinken könnte. Es wäre nicht nur wenig zielführend gewesen, sondern auch brandgefährlich, gerade jetzt, wo die Nekromantenbruderschaft sich mit den Verrätern herumschlug, hätten Worte wie jene, die ihr gerade auf der Zunge lagen, sie nur allzu leicht selbst als das nächste groteske Kunstwerk enden lassen können. Grollend und, wenn sie ehrlich war, auch ziemlich eingeschüchternd angesichts der Aussicht, auf diese Korruptoren zu treffen, richtete sie ihren Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. Sie wußte nicht, was sie noch weiterhin sagen oder fragen sollte. Diese... was auch immer sie waren würden ihre Anwesenheit entweder akzeptieren oder auch nicht. Keine angenehme Vorstellung, wirklich nicht. Aber welche Wahl habe ich schon?
Arranges bemerkte, dass Erynn wohl angespannt war, nicht nur aus Furcht, sondern auch aus Zorn auf die Gathering. Einmal mehr tat es ihm ehrlich leid, sie da mitreingezogen zu haben und irgendwie musste er sie von dem Thema wegbringen oder wenigstens überlegen, wie er ihr das vielleicht etwas weniger... direkt erklären konnte. 'Natürlich war es nicht so, dass der Großmeister ohne mit der Wimper zu zucken zusah, während der Korruptor den Schüler außeinandernahm... aber vielleicht ist es auch schwer zu verstehen und ich kann es vermutlich auch nicht recht erklären, da ich selbst noch keines dieser Geschöpfe gesehen habe...' Er machte eine kurze Pause und überlegte. 'Erynn, das klingt vielleicht nicht überzeugend, weil es praktisch nicht sein kann, aber ich werde mich zwischen dich und einen Korruptor stellen, sollte er Anstalten machen, dich anzugreifen...' Arranges wusste selbst, dass der Sinn einer solchen Aktion gegen null ging und entsprechend klangen auch seine Worte, aber etwas wirklich besseres als das wollte ihm in diesem Moment nicht einfallen...
Die Elfin stieß zischend die Luft aus den Lungen und zerrte an dem Lederkürass. Das verfluchte Ding scheuerte auf der bloßen Haut, wie sie prophezeit hatte. Bei nächster Gelegenheit würde sie es von innen mit Wolltuche aufpolstern, egal wie unwahrscheinlich die Möglichkeit war, daß ihr ein reflektierter Zauber noch einmal die Klamotten vom Leib fetzte. Fluchend gab sie es schließlich auf und fand sich damit ab, daß sie bis zum Abend an allen Stellen, wo sich Knochen dicht unter der Oberfläche befanden, wohl ziemlich räudig aussehen würde. Also fast überall, dachte sie resignierend. "Wenn du glaubst, daß das sinnvoll ist..." entgegnete sie wenig begeistert auf die Ankündigung ihres Begleiters. "Hör zu: Ich habe keine Lust, darüber zu spekulieren, was vielleicht passieren könnte oder auch nicht. Wenn so ein Ding austickt, kannst du auch nichts daran ändern. Laß uns einfach diese Steine abliefern und dann weitersehen, ja?"
'Nun gut... ich muss das ebenfalls nicht diskutiert haben...' Der Kaiserliche warf einen Blick in den Himmel und stellte direkt wieder fest, dass die Bewegung, den Kopf in den Nacken zu legen eine sehr schlechte Idee war. Scharf zog er die Luft zwischen den Zähnen ein und versuchte irgendwie den Kopf wieder aus dieser unschönen und vor allem sehr schmerzhaften Lage zu bekommen. Ein bis ins Genick strahlender Schmerz schoss durch seinen Rücken und verging langsam wieder, als er den Schädel wieder nach vorn gekippt hatte. Keine Chance... ich muss mich hinlegen, auf dem Gaul zu reiten bringt auch nichts... Es war zwar noch immer dunkel, aber bis zum Morgengrauen konnte es nicht mehr sehr weit sein. 'Erynn... ich brauch eine Pause...' sein Stolz verhinderte, dass er die Worte flüssig aussprechen konnte, aber er musste einfach ein wenig liegen oder wenigstens ruhig sitzen.
Die Dunmer nickte nur, griff nach den Zügeln und führte den Schecken fort von dem Pfad zu einer relativ windegeschützten Stelle hinter ein paar moosüberwucherten Felsen. Wird auch Zeit, daß du von selbst darauf kommst. Sie verzichtete darauf, Arranges ihre Hilfe dabei anzubieten, vom Rücken des Pferdes zu klettern. Wenn er sich zur Abwechslung schonmal vernünftig verhielt, wollte sie lieber nichts tun, um diese so seltene Anwandlung zu stören. Stattdessen sammelte sie ein paar Steine und Äste zusammen und kratzte eine Stelle auf dem Waldboden frei, um dort ein Feuer zu entzünden. Sie wußte zwar nicht genau, wie lange der Kaiserliche hierzubleiben gedachte, aber selbst wenn es nur kurz sein sollte, wollte sie doch eines brennen haben, um irgendwelche Tiere fernzuhalten, zumal sie nicht wußte, was für Kreaturen hier in Morrowinds Wäldern überhaupt lebten...
Der Kaiserliche kümmerte sich nicht weiter um Erynn, er war mindestens die selbe Zeit, wie die Dunmer benötigte, um das Feuer zu schichten, damit beschäftigt sich irgendwie bequem an einen Baum zu lehnen... nur um dann festzustellen, dass er nicht mehr hochkam, als Erynn das Feuer entfacht hatte und er zu seiner Satteltasche wollte. Klasse... eine wahre Meisterleistung und das woh ich noch nichteinmal die Hälfte einer normalen Lebensspanne hinter mir habe... Trotzig verschränkte Arranges die Arme vor dem Feuer, warf den Flammen eiskalte Blicke zu und hoffte, dass Erynn nichts auffallen möge. Die Wirbel würden sich bis zum Morgen schon wieder mit ihm arangiert haben...
Glannaragh
17.05.2011, 22:16
Das Feuer war schon nach kurzer Zeit groß genug, daß es ohne weiteres eine Weile am brennen bleiben würde, und Erynn stand wieder auf und schritt den Lagerplatz in einem großzügigen Bogen ab. Sie suchte gar nichts bestimmtes, sondern vielmehr war ihr Bewegungsdrang nach der langen Zeit, die sie gezwungen war bewegungslos an einem Fleck zu liegen, noch längst nicht gestillt. Ich wäre wohl daran eingegangen, wenn dieser Fluch, oder was auch immer es war, mich dauerhaft gelähmt hätte, dachte die Elfin mit deutlichem Schaudern, während sie sich leichtfüßig auf einen der großen Steine schwang, die ihren Lagerplatz ein wenig vor eventuellen unerwünschten Blicken vom Pfad aus abschirmten. Nicht, daß sie von dieser erhöhten Position aus durch die tintige Dunkelheit viel mehr hätte sehen können als sonst auch, aber sie freute sich einfach an der wiedergewonnenen Freiheit und der Kraft ihres Körpers, den sie endlich wieder so vollkommen unter Kontrolle hatte wie zuvor. Kurz blieb sie auf dem Findling hocken, bevor sie wieder heruntersprang und sich daran machte, das Pferd für die Nacht abzuladen. Arranges sah nicht wirklich so aus, aus wollte er sich in nächster Zukunft über eine weitere Strecke bewegen als unbedingt notwendig, daher sah sie keine Notwendigkeit darin, den armen Klepper abmarschbereit zu lassen. Das Tier war nicht mehr ganz jung, dafür aber nervenstark und trittsicher. Es hatte sie bis hierher gebracht, ohne daß seine Hufe einmal unter ihm weggeglitten oder es gestolpert wäre. Scheinbar war es mit der Wildnis genauso vertraut wie sie selbst, überlegte die Elfin, während sie den Schecken hinter den Ohren kraulte und ein bißchen mißmutig darüber nachdachte, daß sie schon jetzt keine Lust hatte bis nach Bruma zu latschen, um ihr eigenes Pferd von dort abzuholen.
Erynn schleppte Lederzeug und Ausrüstung näher ans Feuer und legte den Kram dort ab, bevor sie den Blick des Beschwörers über die Flammen hinweg einfing. Er sah... verärgert aus. Genaugenommen eher stinkwütend. Sie erschrak ein wenig und rekapitulierte rasch die letzten Stunden im Kopf, aber ihr fiel nichts ein, was sie getan haben könnte um den Kaiserlichen in Rage zu bringen. Wenn er also wütend war, dann hing es wahrscheinlich eher mit der allgemeinen Situation zusammen als mit irgendetwas, das sie gesagt oder getan hatte. „Essen?“ fragte sie, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern kramte etwas Brot aus der Satteltasche und warf es ihrem Begleiter zu. Sie selbst machte sich über einen zweiten Kanten her, hatte sie doch einiges nachzuholen, nachdem ihr Hungergefühl endlich zurückgekehrt war...
Arranges beobachtete die Elfe schielend aus den Augenwinkeln. Ja, ist schon in Ordnung, führ hier deinen Regentanz ruhig auf, das macht mir gar nichts...
Der Magier fing das Brot, aber anstatt es zu essen, drehte er es nur abwesend in der Hand. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu ärgern, dass er gar keinen Gedanken daran verschwendete, zu essen. Manchmal hasse ich dich wirklich ehrlich, Erynn! Er warf dem Feuer noch einige Blicke zu, die es, wäre dies möglich gewesen, einfach hätten verpuffen lassen, bevor er das Wort an die Dunmer richtete. 'Weisst du Erynn, als du dieses Zeug am Bein hattest, warst du so viel umgänglicher... und vor allem konntest du nicht irgendwo unkontrolliert herumhampeln... jammerschade, dass sich der Fluch von ganz allein aufgelöst hat...' Seine Augen blitzten, als er sie lauernd ansah. Allein die Tatsache, dass ihm die Magie dafür fehlte, hinderte ihn in diesem Moment daran, die Kriegerin mittels Lastzauber an die Erde zu heften.
Er wachte zwar oft mit knackenden Gelenken auf, aber noch nie war es so gewesen, dass ihm ein paar verspannte Muskeln derartige Probleme bereitet hatten... Er war zornig über diese scheinbare Schwäche und dass Erynn wieder einfach laufen konnte und er nun auf ihre Hilfe angewiesen war wie es schien, passte ihm ähnlich wie die Wundversorgung einfach nicht. Bei diesen ganzen Gedanken hatte er wieder den Nachhall ihrer Worte im Hinterkopf: Du wirst wohl alt, Arranges...
Glannaragh
18.05.2011, 20:50
Überrascht und ein wenig verletzt blickte Erynn auf und forschte im Gesicht des Kaiserlichen. Er war auf Streit aus, daran konnte kaum ein Zweifel bestehen. Innerlich seufzte die Elfin abgrundtief, während sie sich fragte, womit sie es schon wieder verdient hatte, Ziel seines Unmuts zu sein – abgesehen davon, daß sonst gerade niemand greifbar war, verstand sich. Sie legte den Kopf schief und sah den Beschwörer an. „Du bist aber empfindlich heute“, bemerkte sie wenig diplomatisch. „Was paßt dir denn jetzt wieder nicht?“
'Was... mir nicht passt?! Du bist wirklich grade so intelligent wie ein Stück vertrocknetes Brot!' Herrschte Arranges und stemmte sich dann mit aller Gewalt hoch. Seine Wirbelsäule knackte protestierend und Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er sich komplett aufgerichtet hatte, sich aber an den Baum stützen musste, an dem er gelehnt hatte. 'Nicht nur, dass ich selbst feststelle, dass mein Körper wohl langsam aber sicher nicht mehr der eines 20-jährigen Schülers ist... nein, du musst mir das auch noch an den Kopf werfen und dann auch noch so dreist hier herumturnen...'
"Dreist? Ach, wirklich?" Erynn merkte, daß sie sich von Arranges' Ärger anstecken ließ, obgleich sie eigentlich genau das hatte vermeiden wollen. Aber nicht einmal diese kleine Freude konnte er ihr lassen und das nur, weil die Dinge nicht so liefen wie er es gerne hätte. "Zufällig geht es hier gerade ausnahmsweise mal nicht um dich. Ich springe herum, wie es mir paßt und ich habe nicht vor, dich deshalb um Erlaubnis zu bitten. Wenn dir das nicht gefällt, dann schau in die andere Richtung... und wenn es dir nicht paßt, daß dein Körper müde wird, dann überleg doch mal, inwiefern du selbst zu diesem Zustand beigetragen hast, Beschwörer."
Man konnte förmlich beobachten, wie aus der eigentlich standardmäßigen Falte auf seiner Stirn, zwei wurden und sich sein Gesicht rot verfärbte. 'Achja richtig! Hätte ich nur mal mehr auf mich geachtet, vermutlich uns beiden damit einen Gefallen getan und dich in Torrahs Schlammloch liegen lassen... sehr wahrscheinlich hätte ich auch sehr vielen anderen Menschen damit ebenfalls einen Haufen Ärger und Frust erspart, nachdem man dich auch einfach mit einer Vogelscheuche oder einer leeren Vase in der Kriegergilde hätte ersetzen können... Vermisst, was das Gewicht oder die Sperrigkeit anginge, hätte man dich damit auch nicht...'
Die Kriegerin gab sich alle Mühe sich nicht anmerken zu lassen, wie hart die Worte sie wirklich trafen. Stattdessen atmete sie ein paarmal tief durch, huschte dann um das Feuer herum und ging sehr dicht vor Arranges in die Hocke. Ich hatte gehofft, mit diesen Dingen seien wir durch, aber jetzt gerade scheinst du es wieder einmal zu brauchen, daß dir jemand den Kopf geraderückt. "Du hast mich dort aber nicht zurückgelassen", sagte sie fest. "Es war deine Entscheidung zu dem Zeitpunkt, also steh dazu... und was das Vermissen angeht: Du weißt nichts über meine Freunde, nichts über die Leute, mit denen ich mich sonst umgebe. Wie willst du beurteilen können, was ich ihnen wert bin und sie mir? Eines nur: Ich vernachlässige diese Menschen und Mer sehr, um mit dir unterwegs sein zu können - und sie werden es akzeptieren. Weil ich ihnen etwas bedeute und sie mir. Also erzähl mir nicht, du könntest ermessen, wer mich vermissen könnte oder nicht!"
Für einen kurzen Moment hielt er inne, dann aber antwortete er ihr, aber im Gegensatz zu vorher, sank seine Stimme auf ein Knurren herab: 'Du?! ... Willst mir also sagen, was ich zu denken habe? ... Ich habe dir das bereits einige Male gesagt und werde es auch jetzt nochmal wiederholen, da du anscheinend zu blöd bist, es zu verstehen... aber gut, von einem Salatkopf oder drei Schritt Feldweg erwarte ich ja auch nicht, dass sie auf Anhieb verstehen... Ich habe dir angeboten, dich sogar gezwungen, mich nicht weiter zu begleiten, mit mir unterwegs zu sein. Du könntest also jetzt in Skingrad, bei der Truppe eingedoster Orks und nervtötender Bosmer sitzen und dir von denen erzählen lassen, wie toll sie dich finden und wie gern sie dich haben... scheint ja Gang und Gebe zu sein, sich in dem Haufen gegenseitig hoch zu loben... würd ich aber wohl auch brauchen, wenn ich mir vorstellen müsste, den Rest meines Lebens als Schläger, der vielleicht von 12 Uhr bis Mittag denken kann, verbringen zu müssen...'
"Das reicht, Arranges", sagte sie leise. "Ich werde dir diese Worte verzeihen, denn die Schmerzen scheinen dich mürbe zu machen... nein, es ist mir nicht entgangen, wie du dich fühlst." Die Elfin machte eine kurze Pause, aber nicht lange genug um dem Kaiserlichen die Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. "Wenn du dich weiter hinter bissigen Beleidigungen und Zynismus verstecken willst, ist das deine Sache. Aber auch du wirst mir im Gegenzug nicht sagen, was ich zu denken und wie ich zu handeln habe. Ich mag nicht so klug sein wie du. Auch nicht so gebildet. Aber das bedeutet weder, daß du deshalb weißt, was ich für ein Mer bin, noch gibt es dir das Recht über meine Freunde zu urteilen... was bringt es dir überhaupt, daß du so garstig bist?"
'Zunächst kannst du nicht wissen, wie ich mich fühle... warum willst du mir meine Worte verzeihen, ich steh zu ihnen, wie du verlangtest... Und was es mir bringt, so zu sein, wie ich bin?' Arranges durchbohrte Erynn förmlich mit seinem Blick. 'Du wolltest doch nicht das kleine, dumme Mädchen sein... also gebrauche deinen Kopf mal zum Denken anstatt als zierenden Abschluss für deinen Hals... wobei er nichtmal das ist...'
"Wenn dein Gerede nur darauf abzielt mich zu verletzen, weil du deine Wut an irgendwem auslassen mußtest, dann kannst du jetzt aufhören, denn es hat funktioniert. Wenn du das ernst meinst, dann frage ich mich, was deine Worte von Freundschaft wirklich wert sind. Und wenn du mich tatsächlich so dringend los sein willst, nun, das hängt wohl davon ab, ob dir eine brauchbare Geschichte einfällt, die du den Großmeistern auftischen kannst..." ...und es sollte besser eine sein, die unser beider Hälse aus der Schlinge zieht, oder ich schwöre bei allen Schrecken Oblivions, ich werde dein ganzes Spielchen auffliegen lassen, bevor deine Kollegen mich in Stücke reißen. Erynn wandte sich ab und machte Anstalten, sich wieder auf die andere Seite des Feuers zurückzuziehen. "Sag mir bescheid wenn du dich so weit abgekühlt hast, daß man wieder vernünftige Sätze aus dir herausbekommt und nicht nur Beleidigungen."
Arranges folgte Erynn mit den Augen, regte sich aber sonst nicht weiter. Eine ganze Weile vergrub er sich in einen Winkel seines Bewusstseins und starrte nur in die Flammen. Aber schlussendlich hob er doch den Kopf und blickte zu Erynn hinüber. Der stechende Blick in seinen Augen war verschwunden, ebenso wie die Falten auf der Stirn und die Zornesröte. 'Erynn?' Er wartete einen Moment, bis er ihre Aufmerksamkeit hatte, ehe er weitersprach. 'Du als Kriegerin weisst nicht zufällig, wie man Verspannungen im Rückgrat loswird?' Seine Stimme klang normal, so, wie er in der Regel immer redete...
Überrascht sah die Dunkelelfin auf. Eigentlich hatte sie sich längst auf eine Nacht in eisigem Schweigen eingerichtet, und selbst wenn nicht, so waren dies doch die letzten Worte, die sie zu hören erwartet hatte. "Ich... so ungefähr", antwortete sie ziemlich überrumpelt. "Kommt darauf an, wie schlimm es ist."
Der Kaiserliche zuckte nur mit den Schultern. Er konnte doch nicht beurteilen, wie schlimm oder nicht schlimm, diese Verspannung war... 'Ich weiss es nicht, es tut nur höllisch weh...' Er deutete auf das Brustbein. 'Ungefähr auf der Höhe... ich würde ja selbst etwas dagegen unternehmen, wenn ich hinsehen könnte... Im Sitzen zu schlafen ist wohl doch noch gesünder als im Liegen...' Fügte er hinzu und ein scheues, kaum erkennbares Lächeln huschte über sein Gesicht.
Erynn nickte und brachte ein ganz leichtes Lächeln zustande. Wenn Arranges jetzt versuchte, die Ursache seines Unmuts auf irgendeine Art zu beseitigen, war dies das einer Entschuldigung am nächsten Kommende, was sie erwarten konnte. "In dem Bereich habe ich das tatsächlich schon recht häufig gesehen. Es geschieht zum Beispiel schnell, wenn Leute ihre Kraft mit dem Bogen falsch einschätzen und die Rückenmuskeln überanstrengen. Ich werde sehen, was ich tun kann." Sie hielt inne und erinnerte sich an das, was Arranges ihr erzählt hatte, nachdem sie den Erpelgrund-Hof verlassen hatten. "Darf ich... dich anfassen?" fragte sie zögerlich.
Arranges wollte sich gerade auf die Beine wuchten, als Erynn noch eine Frage anfügte. Eine... seltsame Frage vor allen Dingen... Wundheilung oder etwas in dieser Richtung wurde meist einfach vorgenommen. Keiner fragte und er hatte hinterher auch eigentlich gar nicht das Recht sich zu beklagen, da er jedes Mal noch wieder aufgestanden war und im Großen und Ganzen einwandfrei versorgt worden war. Aber die Frage der Dunmer jetzt, erstaunte ihn doch sehr irgendwie. Er blickte ihr kurz in die roten Augen, als forsche er nach etwas, was die Frage nicht so... andersartig und komisch erscheinen ließ, fand aber nichts. 'Ja, darfst du... aber vorsichtig... bitte...' Dann kam er etwas mühsam auf die Beine, nahm sich den zerschlissenen Umhang ab und entledigte sich des Kettenhemdes. Das, was von seiner Tunika übriggeblieben war, wurde von den Ringen gleich mitgerissen. Es musste ein beinahe belustigender Anblick sein, jetzt, da man sah, wie viel breiter und relativ kräftiger Arranges allein durch seine Rüstung und die Kleidung wirkte. Der drahtige und teils hagere Oberkörper ragte aus einem recht breiten Sockel gepanzerter und gepolsterter Beine, deren wahren Umfang man jetzt anhand des restlichen Körpers ganz gut schätzen konnte. Der Gurt, an dem der Magier so viel seiner Ausrüstung mit sich trug, wirkte beinahe wie ein Rettungsring. Etwas unsicher, die Arme hängen lassend, stand er da und wartete darauf, dass etwas passierte oder Erynn etwas machte.
Die Elfin biß sich auf die Unterlippe und drehte den Kopf schnell zur Seite Richtung Feuer, als suche sie irgendwas. Was sie in Drevenis Haus und nach dem Malheur mit der Ranke mehr geahnt als wirklich gesehen hatte, fand hier seine eindeutige Bestätigung: Der Kaiserliche war eigentlich nicht wirklich in der Position, über ihren eher sehnigen Körperbau zu lästern. Sie fing sich jedoch sofort wieder und sprach ruhig weiter, als wäre nichts geschehen: "Setz dich ans Feuer, wo es warm ist, leg die Arme auf die Knie und stütz den Kopf darauf. Arranges tat nach einem Moment wie geheißen und Erynn kniete sich neben ihn, fuhr mit den Fingerspitzen über die flachen, aber deutlich abgegrenzten Muskelstränge. Die Narbe, wo das Schwert eines Untoten wieder ausgetreten war fiel ihr ins Auge, ein schmaler, farbloser Streifen, der sich gegen die umliegende Haut abzeichnete. Als das geschehen ist, kannten wir uns erst wenige Tage... und ich habe darüber nachgedacht, ob ich dich einfach verbluten lasse... Die zweite Narbe am Rücken, die das Pilum hinterlassen hatte, war noch dunkel und dadurch sehr viel auffälliger, auch wenn sie kleiner war. Erynn schauderte, als sie an jenen schrecklichen Tag in Valenwald zurückdachte und wandte sich wieder ihrem eigentlichen Vorhaben zu. Schließlich fand sie die Stelle, die sie gesucht hatte - einen festen, relativ großen Knoten in dem Muskel dicht neben der Wirbelsäule. Sie legte die Finger darauf und übte langsam stärker werdenden Druck darauf aus.
Arranges fühlte erst einige Augenblicke lang ein seltsames Unbehagen, als die kühlen Finger der Elfe leicht über seinen Rücken strichen, aber dann kam er nicht um hin, trotz des Zerrens in dem Muskel, ihre Berührungen auf eine seltsam verdrehte Art zu genießen. Die Wärme des Feuers tat ihr Übriges. Der Kaiserliche entspannte sich fast automatisch und als Erynn leichten Druck auf den Muskel, welcher ihm solche Probleme bereitet hatte, ausübte, spürte er eine wohltuhende Erleichterung. Das Zerren gab mit einem mehr fühl- als hörbaren Knirschen nach und plötzlich war der Schmerz weg. Arranges wollte erst protestieren, als sie die Finger wegnahm, besann sich dann aber wieder. 'Danke!' War alles, was er schließlich sagte.
Erynn fühlte, wie sich der Knoten unter ihren Fingern langsam auflöste und sich daraufhin die Haltung ihres Begleiters fast unmittelbar völlig veränderte. "Gern geschehen", antwortete sie und reichte ihm Mantel und Decke. "Sieh zu, daß du warm bleibst, sonst ist es morgen vielleicht wieder genauso schlimm wie vorher." Sie selbst zog sich wieder auf die andere Seite des Feuers zurück, legte sich dicht neben die Flammen und schloß die Augen. Schon bald würde der Morgen dämmern, und zumindest den Rest der Nacht wollte sie nutzen, um ein wenig Schlaf zu bekommen...
Arranges wickelte sich in seinen Umhang. Er entschied das Kettenhemd für diese Nacht wegzulassen. Am nächsten Tag mussten sie sehen, dass sie ein Stück vorankamen. Die Sache mit den Abtrünnigen dauerte ohnehin schon viel zu lange. Der Magier überschlug kurz grob die Zeit, die er nun schon damit beschäftigt war, diesen verfluchten Siegelsteinen nachzujagen. Es mussten bis jetzt auf jeden Fall gute zwei Monate sein, wenn nicht noch mehr. Und wenn man die Zeit davor mitzählt, kenne ich Erynn nun schon beinahe viereinhalb Monate... Und sie kennt mich praktisch besser als jede andere Person... im Gegenzug schenke ich ihr zumindest so viel Vertrauen, dass ich ihr bewusst gestattete, mich im Zuge einer gesundheitlichen Versorgung... anzufassen... Arranges war ein wenig erstaunt über sich selbst. Von seinem Rotfuchs mal abgesehen stand ihm außer seinen Eltern damals, vermutlich niemand jeh so nahe, wie Erynn es jetzt tat. Natürlich, Falanu ist eine langjährige Bekanntschaft, die ich eigentlich nicht missen will. Ebenso Nienna oder eben Meister Jurano. Aber nie... war jemand so anders als diese Dunmer gewesen... Vielleicht mochte es an ihrer Naivität liegen oder überhaupt daran, dass sie anders als Jurano, Nienna oder teilweise Falanu, einfach nichts mit der schmutzigen Magie am Hut hatte... Und das wird auch so bleiben... Zerstörung und die Beschwörung von Daedra wird das Einzige sein, das ich sie lehren werde... Arranges hielt den Rest der Nacht Wache. Am nächsten Morgen, zu dem es nur noch vielleicht 3 Stunden hin gewesen waren, brachen sie wieder in Richtung Norden auf. Sie waren nochmal zwei volle Tage unterwegs und Arranges bestand darauf, dass Erynn die meiste Zeit ritt. Er selbst regenerierte in den letzten Tagen mit fortlaufender Dauer, immer schneller und vollständiger seine Reserven. Sie hatten mittlerweile die Tiefebenen Morrowinds, östlich der Velothiberge erreicht. Es würde nicht mehr weit sein bis zum Anwesen Juranos. Arranges schätzte noch einen halben Tag.
Die Dämmerung setzte ein und die Sonne war schon bald hinter den hohen Bergen im Westen verschwunden und Dunkelheit senkte sich über das Land, erhellt nur von einzelnen Sternen. Eine sehr lückenhafte Wolkendecke war dem Abendrot gefolgt. Das allerdings war nicht weiter Schlimm, sie befanden sich hier auf einer annähernd ebenen, steppenartigen Fläche, bewachsen nur von mehr oder weniger kahlen, knorrigen Bäumen und niedrigen Büschen. Sie konnten das Land um sie herum weit einsehen, auf der anderen Seite wurden aber auch sie über Meilen hinweg gesehen durch das Feuer.
Arranges hatte sich bald damit arangiert, dass sein Umhang seinen eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllte und legte ihn mittlerweile fetzenweise unter die verstärkten Schulterteile seines Kettenhemdes, damit das Mithril dort die Haut nicht aufrieb.
Sie saßen gerade am Feuer und waren dabei eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Der Kaiserliche, wie auch Erynn hatten nur wenig gesprochen. Die Reise und vor allem die halbe Flucht über die Berge hatte beide sehr ausgezehrt, dazu kam noch, dass sie im Grunde seit Erpelgrund keine richtige Zivilisation mehr um sich hatten. Arranges biss gerade in eine Brotscheibe, als er vielleicht zehn Schritte in seinem Rücken ein leises, aber deutliches Klicken, gefolgt von einem kurzen, klaren Schaben hörte. Ein nasses Klatschen folgte nur eine Sekunde später und ihr Pferd brach wiehrend zusammen... Arranges verschluckte sich vor Schreck ersteinmal gründlich und wuchtete sich dann aber blitzschnell in die Höhe. Ein weiteres Geräusch verriet die Anwesenheit eines zweiten Armbrustschützen. Im nächsten Moment spürte der Nekromant auch schon, wie ein Bolzen ihn in Brusthöhe traf, das Kettengeflecht aber nicht durchschlagen konnte. Das Geschoss hatte sich im Kreuz dreier Ringe verkantet. Abtrünnige?!
Sofort war der sich bereits im Halbschlaf befindende Verstand des Kampfmagiers wieder hellwacht. Während die eine Hand das Schwert zog und die andere eine kurze, schwungvolle Bewegung ausführte, spürte Arranges auch schon, wie ein zweiter Bolzen ihn traf... oder nur streifte, was aber in diesem Fall nicht unbedingt besser war. Das Geschoss streifte seine rechte Schläfe und riss die Haut in gerader Linie von der Schläfe, über dem Ohr, bis hin zum Hinterkopf auf. Ein brennender Schmerz löste gleichzeitig den Reflex aus, den Kopf zur Seite zu drehen und ein wenig in die Hocke zu gehen. Aber nur für einen kurzen Moment. Der dritte Bolzen, der den Kaiserlichen unzweifelhaft richtig getroffen hätte und sehr wahrscheinlich tödlich, blieb in dem mächtigen Schild eines Skelettwächters stecken, der vor Arranges auftauchte. Arranges selbst legte direkt einen Zauber nach um zu sehen, wie vielen Angreifern sie gegenüberstanden. Es waren ihrer vier. Drei von ihnen kamen jetzt näher und bewegten sich in den Lichtschein des Feuers. Arranges konnte die typischen Rüstungen der Dunklen Bruderschaft erkennen. Die waren auch schonmal besser... wohl eine letzte Verzweiflungstat der Abtrünnigen... Arranges blieb einfach stehen und wartete ab, während das Skelett vorstürmte und direkt zwei der Angreifer in eine harte Hackerei verwickelte. Der Dritte zog derweil einen leicht gebogenen Dolch dessen Material rein äußerlich an Adamant erinnerte. Aber genauer konnte Arranges nicht darüber nachdenken, denn schon blockte er den ersten verflucht schnell geführten Agriff mit dem feinstahlschwert Erynns...
Glannaragh
23.05.2011, 14:49
Die Elfin stand bereits auf den Füßen und hatte den Bogen zur Hand, als der Körper des Pferdes auf dem Boden aufschlug. Noch dreimal hörte sie das charakteristische Klacken, mit dem ein Armbrustbolzen abgefeuert wurde, während fast zeitgleich eine von Arranges’ Dienerkreaturen aus dem Nichts trat. Drei dunkel gekleidete Gestalten huschten in den schummrigen Lichtkreis, der von dem Lagerfeuer gebildet wurde. Sie schenkten ihr keine Beachtung, noch nicht, schienen es zunächst einzig und allein auf den Kaiserlichen abgesehen zu haben. Drei Angreifer, aber vier Bolzen? Zum Nachladen reichte die Zeit nicht. Nie und nimmer... da ist noch einer! Geduckt entfernte sie sich von dem Kampfgeschehen, heraus aus dem hellen Fleck um das Feuer herum, dann schlug sie einen Bogen in die Richtung, aus der die Angreifer gekommen waren. Im Laufen zog sie einen Pfeil aus dem Köcher. Wir müssen beide erschöpfter sein, als wir uns selbst eingestehen wollten. Hier ist auf Meilen nichts als offenes Gelände. Wie konnte uns nur entgehen, daß diese Kerle uns folgen? So gut können sie nicht sein – sonst wären wir beide längst tot...
Nur Augenblicke später sah sie den letzten der gedungenen Mörder. Ihr Feind hatte sie längst im Blick, wahrscheinlich war ihm nicht entgangen, wie sie sich von dem direkten Kampfgeschehen entfernt hatte. Gerade richtete er sich wieder auf, die Armbrust neu gespannt, und legte ein weiteres Geschoß in die Bolzenrinne. Erynn fluchte, bemühte sich gar nicht mehr, den Angreifer ins Visier zu nehmen und schlug stattdessen einen schnellen Haken nach rechts. Sie spürte, wie das Projektil hart in die Schulterplatte ihrer Rüstung einschlug, ohne größeren Schaden anzurichten. Die Kriegerin richtete sich wieder auf, schloß mit einigen schnellen Sprüngen den Abstand zu ihrem Gegner und stieß mit einem Wurfarm des Bogens in ihrer Hand nach dem Gesicht, das unter einer dunklen Kapuze im Schatten lag. Sie mußte einigermaßen getroffen haben, wie sich dem folgenden, unterdrückten Schmerzlaut entnehmen ließ, ausgestoßen von einer Frau. Erynn nutzte den Moment, in dem ihre Widersacherin taumelte, brachte die rechte Schulter herum und setzte mit einem Fausthieb nach, doch sie hatte die Flinkheit der Anderen unterschätzt. Die Mörderin duckte sich unter dem Schlag hinweg und setzte zu einem schnellen Konter an, und so war es die Dunkelelfin, die einen schmerzhaften Ellbogenstoß in die Rippen kassierte. Im nächsten Moment sprangen beide Frauen zurück und begannen, sich gegenseitig zu belauern.
War ihre Flinkheit und Geschmeidigkeit zumeist ihr größter Trumpf in einem Kampf, so fand die Elfin in der Assassinin einen Gegner, der ihr in dieser Hinsicht zumindest ebenbürtig war. Eine schmale, leicht gebogene Klinge blitzte in der Hand der Angreiferin auf, zusammen mit einem wilden Grinsen in ihrem Gesicht. Sie war eine Menschenfrau, wie Erynn jetzt erkennen konnte, eine Kaiserliche wahrscheinlich. Mit raschen, aber noch ungezielten Bewegungen stach sie nach der Dunmer, die ihren Bogen nutzte, um das Messer beiseite zu schlagen. Bald jedoch wurden die Angriffe ihrer Feindin kontrollierter und zielstrebiger, während die Kriegerin nur noch zurückweichen konnte. So geht das nicht weiter. Bis ich den Dolch in meinem Stiefel erreicht habe, hat dieses Weib mich niedergestochen...
Und selbst wenn es ihr gelungen wäre, rechtzeitig an ihre Waffe heranzukommen, hätte sie für die Mörderin damit kaum eine Gefahr dargestellt. Die Frau führte ihre Sica so geschickt, daß Erynn sich keine Illusionen über ihre Chancen machte. Ihr fiel nichts anderes mehr ein als zu versuchen, Magie einzusetzen, eine Möglichkeit, die sie nicht mehr gewagt hatte offensiv zu gebrauchen, seit sie damit bei der Ruine Beldaburo um ein Haar sowohl sich selbst als auch ihren Begleiter in ein Häufchen Asche verwandelt hätte. Jetzt aber konnte es ihr letztes As im Ärmel sein in einem Kampf, in dem sie die Niederlage vielleicht noch eine Weile herauszögern, mit Sicherheit aber nicht abwenden konnte, wenn sie sich nur auf ihre gewohnte Art zu kämpfen verließ. Außerdem hatte sie keine Zeit zu verlieren. Irgendwo in ihrem Rücken waren noch drei weitere Angreifer, und sie wußte nicht einzuschätzen, wie Arranges und seine Kreatur sich gegen die Übermacht hielten. Besser, sie brachte das hier zu einem schnellen Ende.
Wieder umkreisten sich Kaiserliche und Elfin lauernd, während Erynn mit ihrem Willen in die Machtquelle kurz unter ihrem Herzen griff. In ihre Augen trat kurz ein abwesender Ausdruck, die Gelegenheit, auf welche die Andere nur gewartet hatte. Wie eine zustoßende Schlange schnellte sie vor. Erynn hob den Bogen in ihrer Linken, um den Stich damit abzulenken, konnte jedoch nicht verhindern, daß die scharfe Klinge der Sica über ihren Oberarm schlitzte und einen tiefen Kratzer im Leder der Rüstung hinterließ. Entschlossen machte sie einen Ausfallschritt nach vorne, streckte den rechten Arm vor und drückte ihre Finger in das Gesicht der Assassinin. Dann ließ sie den Feuerzauber frei.
Das erschrockene Einatmen ihrer Feindin wandelte sich zu einem widernatürlich klingenden Gurgeln, als sich die magischen Flammen durch ihren Hals in die Lunge fraßen, genährt von der Luft ihres eigenen Atems. Die Augen der Menschenfrau weiteten sich vor Schmerz und entsetztem Begreifen, dann stürzte sie, die Hände nutzlos um ihre Kehle geklammert. Erynn hatte nicht das geringste Bedürfnis dabei zuzusehen, wie ihre Widersacherin erbärmlich verreckte. Sie wandte sich rasch wieder dem Kampfgeschehen im Schein des Lagerfeuers zu, hoffte dabei inständig, daß sie nicht so lange abgelenkt worden war, um den verbleibenden Angreifern einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen...
Irgendetwas spritzte Arranges ins Gesicht, als er die Schneide vor sich mit dem Stahlschwert blockte. Eine feuchte Klinge? ... Gift! Verflucht! Arranges riss das Schwert im Halbkreis nach links herum und zwang so seinen Angreifer zurück. Kreischend trennten sich die zwei Waffen voneinander. Aber kaum hatte der Magier sein Schwert wieder in eine gute Hiebposition gebracht, schnellte der Dolch des Mörders wieder vor. Funkensprühend glitt das Adamant an dem Mithril entlang. Arranges nutzte diesen kurzen Moment, drehte sich aus der Richtung, in die der Assassine jetzt einen Schritt vorstolperte und holte den Schwung aus der Drehung aufnehmend, Schwung. Das Schwert drang knackend in den Leib des Assassinen ein. Der Kaiserliche spürte, wie die Schneide die Lederrüstung, Kleidung und Haut fast mühelos durchdrang. Ein keuchendes Würgen war von unter der Kapuze zu hören. Arranges wollte das Schwert wieder zurückreissen um seinem Widersacher den Gnadenstoß zu verpassen, aber die Schneide hatte sich in einem Wirbelknochen verhakt und zumindest in diesem Augenblick war sie nicht frei zu bekommen. 'Verfluchtes Material!' Knurrte Arranges. Er wollte zum Zauber ansetzen, als er plötzlich einen üblen Schmerz in der linken Hüfte spürte. Ein schmatzendes, schleifendes Geräusch war zu hören, als der Assassine mit dem letzten Atemzug seinen Dolch, den er bis gut zur Hälfte im Fleisch des Kaiserlichen versenkt hatte, wieder herauszog und röchelnd auf den Boden sank. Von den höllischen Schmerzen mal abgesehen, die außen durch das Hüftgelenk pochten, spürte der Nekromant, wie sein linkes Bein langsam taub wurde. Gift... gut... wie du willst... Arranges drehte sich herum und mit einem gezielten Aufstampfen beendete er das Röcheln des Sterbenden. Er spürte Nasenbein, Kiefer und Schädeldecke unter seiner Stiefelsohle bersten, während links und rechts des Fußes zwei kleine, rote Fontänen herausschossen, als würde er einen großen Käfer zertreten.
Ein kurzer Blick in die Runde zeigte ihm, dass Erynn sich gerade noch um den vierten Angreifer kümmerte. Die Beiden anderen Meuchelmörder waren noch immer mit dem Untoten beschäftigt, wobei einem von ihnen bereits ein halber Arm fehlte. Der Unterarm bestand nur noch aus Gewebefetzen, während die Hand nur noch nutzlos an einigen Sehnen und ein wenig haut baumelte. Das Skelett hatte allerdings auch heftig einstecken müssen und wehrte sich bereits nur noch mehr, als dass es seinerseits angriff. Gut, dann werde ich das mal beenden... Mit einer Hand wischte sich der Kampfmagier über die linke Gesichtshälfte um den vom Blut teils verschwommenen Blick ein wenig zu klären, dann humpelte er ungeachtet des immer steifer werdenden Beins, zu den Kämpfenden hinüber.
Ein beschworenes Cleymore fand sich in seinen Händen wieder, als er die Keilerei erreicht hatte. Mehr aus Reflex drehte sich der noch unverletzte Mörder, der ihm am nächsten stand, zu ihm herum. Aber die Abwehr seines Dolches kam zu spät. Der Zweihänder drang knackend von schräg oben auf der rechten Seite zwischen Hals und Schulter in das Fleisch des Mannes ein. Ein grausig gurgelnder Laut war zu hören, als der Beschwörer die Waffe mit einem Ruck zurückzog. Im gleichen Moment flog von hinten der Streitkolben des Skeletts heran und zertrümmerte den Schädel des Assassinen. Leblos sackte er zusammen und blick liegen, während das ersterbende Herz mit einigen restlichen Zuckungen dafür sorgte, dass mächtig viel Blut aus den Wunden quoll. Ein sehr schneller und sehr gezielter Streich des verbliebenen Kontrahenten sorgte dafür, dass das Skelett klappernd außeinanderflog und verpuffte. Was?! Du auch noch...? Arranges tat einen Schritt nach. Ein weiterer, verdammt schneller Stoß des Dolches fand nicht sein zugedachtes Ziel, sondern blieb in der rechten Lederarmschiene des Kaiserlichen Stecken. Arranges hatte den Stoß mehr per Zufall kommen sehen und die Rechte von seinem Bidenhänder gelöst um den Angriff abfangen zu können. Blitzschnell schoss seine Hand nun mit der Handinnenfläche auf den Kopf des Angreifers zu, verschwand kurz im schatten unter der Kapuze und traf wie beabsichtigt. Das Nasenbein des Angreifers wurde durch die Wucht des Aufpralls nach oben ins Gehirn getrieben. Augenblicklich tot, kippte der Assassine einfach nach hinten weg und schlug dumpf auf dem Boden auf.
Aufblickend, sah er, dass Erynn ihren Widersacher ebenfalls zur Strecke gebracht hatte. Das Cleymore in seiner Linken löste sich auf und während er zu ihr gehumpelt kam, wischte er sich abermals fahrig über das Gesicht...
Glannaragh
24.05.2011, 00:31
Erynn sah gerade noch, wie Arranges den letzten der Angreifer mit einem Faustschlag zu Boden schickte. Hab ich wirklich so sehr rumgetrödelt, oder kämpft dein Gerippe so gut, Beschwörer? dachte sie säuerlich. Dann aber veränderte sich ihr Gesichtsausdruck zu eindeutig besorgt, als sie sich den Kaiserlichen genauer ansah. Nicht nur, daß er deutlich hinkte, er schien darüber hinaus auch nicht völlig klar im Kopf zu sein. Mit vier schnellen Schritten war sie bei ihrem Begleiter, als er strauchelte, sich dann aber wieder fing. Sie streckte ihren Arm aus, überließ es dem Kaiserlichen jedoch noch selbst, ob er sich darauf stützen wollte. Ihre Stimme hingegen klang nicht als beabsichtige sie, längerwährende Verhandlungen zu führen. „Zurück ans Feuer und hinsetzen, los.“
Etwas irritiert schaute Arranges auf. Zurück ans Feuer?! Klar... damit wie für die nächste Truppe der Bruderschaft ein erneut einfaches Ziel bieten... vergiss es Erynn! Er schüttelte bestimmt den Kopf, wobei sich ein paar wenige Tropfen aus dem Blutstrom lösten, welcher über seine linke Gesichtshälfte floss. 'Sieh zu, dass du das Schwert aus dem da bekommst,' er deutete auf den Mörder, mit dem Feinstahlschwert im Rücken, 'ich geh derweil das Feuer löschen. Es kann nicht mehr weit sein und wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, die Lage spitzt sich langsam aber sicher zu...' Erynn rührte sich nicht. Arranges wartete noch einen Moment, bevor sich der Ausdruck auf seinem Gesicht zu Zorn wandelte. 'BEWEG DICH!' Herrschte er die Dunmer an und wollte wohl noch eine Beleidigung anhängen, als er aber plötzlich stark husten und würgen musste. Das gelähmte Bein gab einfach unter ihm nach...
Rasch packte die Dunmer zu und fing ihren Begleiter auf, wobei sie selbst ziemlich weit in die Knie ging, bis sie ihn in sicherem Griff hatte. "Ich schlage vor, um das Schwert und das Feuer kümmern wir uns später", sagte sie lakonisch, während sie Arranges in Richtung des Lichtkreises schleifte, wenngleich sie nicht ganz sicher war, daß ihre Worte über den Hustenanfall hinweg bei ihm angekommen waren. Als sie den Kaiserlichen dort hatte, wo sie ihn haben wollte, ließ sie ihn langsam zu Boden gleiten und warf einen besorgten Blick in sein Gesicht. Seine Augen hatten einen ungesunden, fiebrigen Glanz und erst jetzt konnte sie erkennen, wie heftig die Kopfwunde wirklich blutete. Eine weitere prüfende Musterung ergab eine Stichwunde in Hüfthöhe - ähnliches hatte sie schon erwartet. "Bleib hier und beweg dich so wenig wie möglich", fuhr sie im gleichen Tonfall wie zuvor auch schon fort, ohne sich weiter um seine Einschätzung der Situation zu scheren. "ich hole einen Heiltrank."
Ehe sich der Magier versah, fand er sich neben dem Lagerfeuer wieder. Liegend, mit Schmerzen in Bein und Kopf. Die Worte der Dunkelelfe drangen nur halb zu ihm durch. Wie... unfähig kann ein Elf eigentlich sein?! Arranges stemmte sich hoch, bemerkte aber sogleich, dass sein linkes Bein zwar nicht unbedingt taub war, aber er auch nicht mehr als ein Zittern der Muskeln hinbekam. Dann eben anders... Er war noch immer überzeugt davon, dass sie hier so schnell wie möglich wegmussten. Ein kurzer Blick auf das Feuer und schon hatte er eine ungefähre Idee, wie er die Flammen ausbekommen konnte. Eiszauber waren wohl eher ungeeignet dafür, aber wenn man das Feuer außeinanderreissen würde, würden die einzelnen Holzscheite auch recht schnell verlöschen... zur Not müsste man die größeren eben doch noch austreten. Er konzentrierte sich kurz und schon floss die Magie. Telekinese war zwar etwas, das er nicht sehr oft brauchte, aber in diesem Moment war es doch recht nützlich, außerdem musste er es nicht sehr präziese einsetzen, es würde reichen, wenn er damit das Feuer ausbekommen konnte... Es dauerte nur wenige Augenblicke und schon lagen die einzelnen Äste und Holzprügel verteilt auf dem Lagerplatz...
Erynn hatte den Kadaver des Schecken gerade erreicht und in der Satteltasche tatsächlich noch zwei unzerstörte Phiolen mit Heiltränken und ein paar saubere Tücher gefunden, als sie plötzlich im Dunkeln saß. Kurz sackten ihre Schultern herab und sie schloß die Augen, während sie sich zwang, ein paarmal tief durchzuatmen. Also schön... geht dir also noch gut genug, um Theater zu veranstalten. Das kann ja heiter werden... Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie es dazu kam, daß sich die einzelnen Holzscheite des Lagerfeuers auf einmal in einem Umkreis von ungefähr sechs Schritt verteilten, aber das wie war ihr für den Moment auch herzlich egal. "Arranges", fragte sie mit erzwungener Ruhe, "würdest du vielleicht die Güte haben mir zu erklären, was dieser Aufstand soll? Und, wenn wir schon dabei sind, mir ebenfalls darlegen, wie ich den Trank ohne ausreichendes Licht anständig aufbringen soll?"
Er blickte in die Richtung, aus welcher Erynn Stimme kam und sah ihre schwarze Silhouette gegen die sie umgebende Nacht. 'Was das soll?! Du hast es wohl noch nicht begriffen, aber das habe ich auch nicht erwartet... Jetzt hör auf dumme Fragen zu stellen, hol endlich das Schwert und lass gefälligst die Heiltränke, die brauchen wir vielleicht noch... aber jetzt sicherlich noch nicht...' Seine Stimme klang verärgert, aber noch nicht zornig.
Vielleicht hast du recht, und wir brauchen sie wirklich noch nicht, sondern erst so in drei- oder vierhundert Schritten... Wortlos verstaute Erynn die beiden Fläschchen in einer Tasche an ihrem Gürtel, stopfte die Tücher dazu und ging zu der übel zugerichteten Leiche hinüber, aus der ihr Schwert ragte. Sie schluckte die aufkommende leichte Übelkeit herunter, stellte einen Fuß auf den Torso des Toten und hebelte ihr Schwert heraus. Daraufhin kehrte sie zu Arranges zurück. "Ich weiß wirklich nicht, was diese Hektik jetzt soll, Beschwörer. Daß es dich stört, daß vier Tote um uns herum liegen, kann ich mir nicht so ganz vorstellen, ebensowenig, daß noch mehr gedungene Mörder in den Büschen hocken. Warum also dieses Theater?"
'Ich mache kein Theater, ich will nur einfach keine weiteren Überraschungen riskieren... zumal ich nicht laufen kann. Dieser Bastard mit der Adamantklinge hat irgendein Gift verwendet... Nichts destotrotz sollten wir so schnell wie möglich weitergehen...' Arranges versuchte sich wieder auf die Beine zu wuchten, aber es ging schlicht und einfach nicht. Sein linker Fuß kippte weg, ehe er ihn überhaupt belasten konnte. 'Wie es aussieht, müssen wir wohl warten.' Grollte er. Einen Augenblick später ging ein magischer Impuls von ihm aus. Ratten, Mäuse und anderes Kleinvieh tummelte sich auf der Ebene um sie herum, aber im Umkreis von vielleicht 30 Schritt war nichts, das irgendwie eine bedrohende Größe gehabt hätte. Der Kaiserliche zuckte mit den Schultern. 'Kein weiterer Mörder in der Nähe... das Feuer zu löschen wäre gar nicht nötig gewesen.' Es schien fast so, als wüsste er gar nicht mehr, dass er das Feuer gerade eben noch selbst zerlegt hätte...
"Ja, schon in Ordnung", antwortete Erynn, während sie den Beschwörer mit schiefgelegtem Kopf eindringlich musterte. Du fängst mir jetzt doch nicht an, wirr in der Birne zu werden, oder? Sie bemerkte, daß sie immer noch das Schwert in der Hand hielt, und legte es ab. Dann drehte sie sich um, schritt den Lagerplatz ab und schob einen Teil der Äste mit den Füßen wieder zusammen. Ermutigt von ihrem Erfolg vorhin nutzte sie die Magie, um das Feuer wieder zu entzünden. Natürlich bekam sie die Dosis nicht ganz richtig hin und zuckte gerade noch rechtzeitig mit dem Kopf zurück, um ihre Augenbrauen behalten zu können. Aber immerhin: Es brannte wieder. "Haben wir irgendwas gegen Gifte?" fragte sie den Kaiserlichen, während sie neben ihm in die Hocke ging.
'Äh was?' Der Magier blickte ihr kurz in die Augen und versuchte ihre Frage abzuschätzen. Und plötzlich wurden seine Augen wieder für einen kurzen Moment klar. 'Nein, warum sollten wir auch etwas gegen Gifte dabei haben? Gifte wirken meist nicht länger als eine oder zwei Stunden, ein Trank dagegen wäre reine Geldverschwendung... und außerdem,' er lehnte sich zur Seite und schaute an Erynn vorbei auf das Feuer, 'warum zum Teufel ist das Feuer wieder an? Ich habe es doch extra gelösch... löscht... lö... sch... t...' Er schüttelte den Kopf und wischte sich wieder das Blut aus dem Gesicht. 'Erynn verdammt nochmal, wir müssen hier weg, ehe noch mehr dieser Mörder auftauchen...'
"Mhm. Gleich. Versprochen. Jetzt laß deine Hände aus dem Gesicht, ich mache es sauber." Verflucht! Erynn begann, das Blut fortzutupfen, das nach wie vor aus der Kopfwunde quoll. die Wunde an der Hüfte suppte ebenfalls noch, aber lange nicht so heftig. Außerdem, so hoffte die Elfin, wurde dadurch viel von dem Gift wieder herausgespült. "Leg den Kopf ein wenig schief", bat sie schließlich, damit ich den Trank auf die Wunde fließen lassen kann."
Arranges wunderte sich zwar, was die seltsame Frau da neben ihm mit den roten Augen eigentlich genau wollte oder tat, aber es schmerzte auf jeden Fall erstmal nicht und das sah er durchuas positiv. Erst, als die Dunkelhaut irgendetwas von Trank sprach, zuckte er zusammen. Fragend starrte er sie an. 'Was... was meintet ihr?! Nein, nein... ihr braucht dafür keinen Trank verschwenden, das geht auch so...' Reichlich verwirrt schaute er sich um ehe er aufstand. Einfach so, als hätte es weder Verletzung, noch Gift jeh gegeben. 'Sagt...' er blickte sich weiterhin am Kopf kratzend um, 'habt ihr meinen Rotfuchs gesehen, Mädchen?' Er wartete die Antwort nicht ab, sondern wollte einen Schritt in eine eher zufällige Richtung machen, klappte dann aber plötzlich zusammen. 'Erynn...' Keuchte er, während er sich einen Herzschlag später wieder hochstemmte. 'Wasser...! ... Und Ruhe... das Gift ist irgendein... seltsames Zeug, das den Verstand verwirrt...' Arranges musste würgen und übergab sich schließlich an Ort und Stelle...
Erynn erwiderte nichts darauf. Schnell stellte sie den Trank ab und hielt den Kopf ihres Begleiters, bis das abgehackte, krampfende Würgen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich nachließ. Dann zog sie ihn ein Stück von der unappetitlichen Lache fort und legte ihn schließlich auf dem Boden ab. "Ich hole dir Wasser", murmelte sie und huschte wieder zu dem toten Pferd hinüber. Als sie zurückkam, gab sie Arranges eine der Wasserhäute direkt in die Hand und stützte ihm wiederum den Kopf, damit er trinken konnte. "Schön, daß wir uns endlich einig sind", konnte sie sich nicht verbeißen zu sagen, wenn gleich eher Mitgefühl als Spott aus ihrem Gesichtsausdruck sprach. Wie immer mußte Arranges die Dinge erst bis zum Kollaps treiben, bevor die Vernunft ihre gerechte Chance bekam...
'Halts Maul Erynn!' Knurrte er, bevor er den Wasserschlauch ansetzte und einige gierige Züge trank. Nur um direkt festzustellen, dass das kühle Nass zwar die seltsam losgelöste Wirkung des Giftes ein wenig verdrängte, aber im gleichen Moment eine andere auslöste. Seine Hand krampfte um das metallene Mundstück des Schlauchs und er konnte nichts tun um loszulassen. Plötzlich von wilder Panik angesprungen, schüttelte er seinen Arm, während er mit der anderen Hand wild herumfuchtelte. 'Wenn ich... beim Haus des Chaos... wo zum Henker ist dieser... tote Drecksack, dieser Meuchelmörder, den ich noch viel zu gnädig ins Jenseits geschickt habe?!' Seine Stimme troff vor Zorn und trotz dem spastischen Zucken aller Muskeln, die er besaß, versuchte er, sich aufzusetzen. Er stieß Erynn unsanft zur Seite. Sein Kopf zuckte herum und als er einen der Mörder, den Mann mit der platten Nase, am Rand des Feuerscheins liegen sah, hechtete er schneller als Erynn reagieren konnte, zu dem Assassinen hinüber. Das Bein schien wieder mehr oder weniger kontrollierbar... allerdings lenkte der Rest der folgenden Szenerie so sehr davon ab, dass es nicht wirklich auffiel. Arranges kniete über den Torso des Toten gebeugt. Einen Augenblick später knackte das Brustbein. Das Bild wäre wohl sehr viel weniger heftig ausgefallen, würde Arranges durch das Zittern und Beben seines Leibs nicht wie eine Bestie wirken, die gerade dabei ist, ihr Opfer zu verschlingen... Die Rechte des Nekromanten verschwand ein dutzend Herzschläge später in einem blutigen Loch in der Brust des Toten. 'Oh... was... ist das?' Fragte Arranges mit irrer Stimme und kicherte wie ein kleines Kind. Er zog einen dicken, dunklen Klumpen aus dem Körper hervor. Der Kaiserliche musste ein wenig an dem Ding herumzerren, bis endlich die letzten Arterien rissen und er schließlich das Herz des toten Mörders in Händen hielt. 'Ahh... welch Schönheit... wunderbare Form, beinahe makellose Symmetrie...' Das kurze, aber kräftige Auflodern einer Stichflamme war zu hören und von dem Organ blieb nicht mehr als ein kleines Aschehäufchen auf der Hand des Nekormanten. 'Hoppla...' Direkt griff Arranges wieder in den Torso, dieses Mal zog er an etwas Größerem, das aber auch nachdem er mit beiden Händen daran herumriss, nicht laufen ließ. 'Ach... du willst nicht?!' Herrschte er den Toten empört an. Ein gleißendes Leuchten ging von seiner Rechten aus, die noch immer im Körper des Toten steckte. Dann zog er seinen Arm aus dem Fleisch, stand auf und wandte sich zu Erynn um. Er sah von vorn aus wie ein Metzger, der gerade mit dem Zerlegen eines Rehs fertig geworden war. An den Händen hingen Gewebefetzen und Blut tropfte herunter, als er die drei Schritte auf die Dunmer zuging, wobei der Ausdurck auf seinem Gesicht nicht verriet, ob er nun fertig war oder sie gleich ein ähnliches Schicksal wie den Toten ereilte. Als er vor ihr stand quoll der Leichnahm kurz ein wenig auf, ehe er plötzlich in einer schrill scheppernden Explosion in viele hundert Teile zerfetzt wurde... Arranges Blick veränderte sich von abgrundtief böse, zu seltsam flehend, dann gab das linke Bein unter ihm wieder nach und er sackte nach Erynn greifend wieder zusammen... 'Mir... ist kalt...' stotterte er. Und tatsächlich, er schien nun nicht mehr wegen der Krämpfe zu zittern, sondern weil er tatsächlich fror wie ein Schlosshund.
Erynn war aufgesprungen und beobachtete die ganze Szene mit namenlosem Entsetzen. Langsam, Schritt um Schritt wich sie zurück, als Arranges auf sie zukam und hätte sich um ein Haar fallenlassen und zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, als der Leichnam zerplatzte. Tatsächlich aber fuhr sie nur heftig zusammen, duckte sich und riß einen Arm vors Gesicht, als hoffe sie, sich damit vor dem Beschwörer schützen zu können. Langsam richtete sie sich wieder auf, als ihr Begleiter vor ihr in die Knie brach.
"Ach ja?" brüllte sie ungehalten, als sich der Schrecken in einem plötzlichen Wutausbruch entlud. "Und mir ist schlecht, du Idiot!" Sie wandte sich ruckartig ab und versetzte einem größeren Stein einen heftigen Tritt, während sie ihre eigene Gewaltphantasie zurückkämpfte, die im Wesentlichen Arranges' Schädel und einen schweren Knüppel mit Nägeln drin zum Inhalt hatte. Nach einem weiteren, diesesmal unartikulierten und überraschend tiefen Schrei hatte sie sich wieder so weit im Griff, daß sie dem Magier zumindest nicht mehr sofort an die Kehle gehen würde. Suchend sah sie sich nach der Phiole mit dem Heiltrank um. Wenn sie es hinbekam, daß sein Körper heil wurde, würde der Geist vielleicht von selber folgen. Das Fläschchen war in dem Tumult zerbrochen. Natürlich... was auch sonst? Sie kniete sich wieder neben den Beschwörer, der bis hierher keine Anstalten mehr gemacht hatte, sich irgendwie zu bewegen. Die Stichwunde in der Hüfte blutete wieder stärker, war scheinbar weiter aufgerissen während des Tobsuchtsanfalls. Erynn machte sich ein weiteres Mal daran, Arranges' Gesicht und Schädel von Blut zu säubern. "Neuer Versuch", sagte sie weit ruhiger, als sie sich fühlte. "Leg den Kopf ein Stück zur Seite... bitte."
Arranges war so kalt, dass er nicht wusste, ob er sich wärmesuchend an Erynn klammern sollte oder sich darüber wundern, dass ihm überhaupt einmal dermaßen kalt gewesen wäre. Sein Kopf war soweit wieder klar, aber sein Körper war noch mit dem Gift beschäftigt. Bereitwillig und ohne eine Miene zu verziehen, drehte er den Kopf so, dass Erynn das Blut abwischen konnte. Bevor sie sich jedoch an die Wunde in der Hüfte machen konnte, griff er beinahe verzweifelt nach ihrer Hand... und wusste bei der ersten Empfindung kurz nichtmher, was er eigentlich fragen wollte, so angenehm warm war der Arm der Dunmer. Erst einen Augenblick später begann er abgehackt zu sprechen: 'Erynn... eine Decke... oder irgendetwas anderes... das wärmt...' Er war so mit Zittern beschäftigt, dass er sich einfach nicht recht auf seine Feuermagie konzentrieren konnte.
Klar im Kopf ist er offenbar noch längst nicht wieder. Vielleicht ist dieser Streifschuß doch schlimmer, als ich bisher dachte... Ohne weitere Umschweife packte sie den Kaiserlichen und schleifte ihn wieder näher an die Flammen, dann löste sie die Wolldecke von seinem Lastgurt und wickelte ihren Begleiter darin ein, bevor sie ihn auf die Seite legte und den Heiltrank entkorkte. Einen Teil davon brachte sie auf den langen Schnitt am Kopf auf, schob danach die Decke wieder ein Stück zur Seite, um sich der Wunde in der Hüfte widmen zu können. Es war ein aufwärts geführter Stich gewesen und eigentlich nicht schlecht gezielt. Dem Assassinen war es gelungen, sein Messer unter den Schurz des Kettenhemdes zu bugsieren und knapp oberhalb der Stelle zuzustechen, an der die Beinschienen aufhörten. Dennoch, mit Hilfe des Tranks sollte diese Sache schnell erledigt sein. Mehr Sorge bereitete Erynn das Gift. Sie hoffte inständig, daß dessen Wirkungen bald ausgestanden sein mochten und es keine weiteren, unschönen Überraschungen bereithielt.
Die Elfin hockte sich wieder auf die Fersen und beobachtete den Beschwörer wachsam. Nach einer Weile erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn, während sich zunehmende Verwirrung bei ihr ausbreitete. Warum hört es nicht auf zu bluten? "Arranges? Wo hast du diesen Trank her? Er wirkt nicht..."
Die Decke und die Nähe zum Feuer verdrängte die ärgste Kälte, sodass Arranges wieder etwas mehr Kapazitäten hatte, um sich auf die Feuermagie zu konzentrieren. Die Wärme flutete durch seinen Körper, während er Erynn einfach machen ließ. Als sie dann doch noch etwas sagte, drehte er den Kopf. 'Wieso... Ich meine, dass ich die Tränke in Bruma gekauft habe...' Er befreite eine Hand aus der Decke und fasste sich vorsichtig an die Kopfwunde. Seine Fingerspitzen waren nach wie vor blutig. Fragend blickte er der Dunmer in die Augen. 'Hast du vielleicht einen der arkanen Tränke in den Satteltaschen erwischt?'
Ehrlich erschrocken zuckte die Kriegerin zusammen. Konnte ihr wirklich ein so gnadenlos dämlicher Fehler unterlaufen sein? Nach einem Blick auf das Etikett an der Flasche schüttelte sie den Kopf. "Nein, es ist schon das richtige Zeug, jedenfalls der Beschriftung nach." Wieder drückte sie das Leinentuch auf die Wunde an der Schläfe - das zumindest schien mehr Wirkung zu zeigen als das verfluchte Gesöff aus Bruma.
'Autsch... nicht so fest draufpressen... das Tuch... bitte...' Sagte Arranges tonlos, während er wohl zu überlegen schien. 'Ich weiss ehrlich nicht, an was das liegt... Heiltränke sind normalerweise unbegrenzt haltbar, sofern sie von normaler Qualität sind... vielleicht bin ich auch nur zu sehr an die Extrakte Falanus gewöhnt...' Außer das Gift behindert die Wirkung der Tränke... Innerlich schüttelte der Kaiserliche den Kopf... aber dennoch fiel ihm keine andere Erklärung ein. 'Es könnte sein, dass das Gift daran schuld ist, dass der Heiltrank keine Wirkung zeigt, aber ich bin mir alles andere als sicher...'
Glannaragh
24.05.2011, 15:35
Erynn reagierte, indem sie ihre Hand jetzt ein wenig leichter auf dem Schnitt ruhen ließ. Allein das kurze Zucken des Kaiserlichen hatte ausgereicht, die Blutung wieder zu verstärken. Normalerweise wäre die Elfin nicht zu sehr beunruhigt gewesen, eine Kopfwunde blutete nunmal, als hätte man ein Schwein abgestochen. Aber hier schien es gar nicht mehr aufzuhören. Hinzu kam der verdammte Stich. "Was auch immer die Ursache ist, Arranges", sagte sie müde, aber bestimmt, "so, wie es ist, kann es nicht bleiben."
Die Augen des Kaiserlichen wurden größer. 'Was... meinst du, so kann es nicht bleiben?' Er zog die Augenbrauen zusammen und überlegte kurz, bevor sich seine Augen schlussendlich wieder weiteten. 'Oh nein... vergiss es... nein, auf keinen Fall wirst du da irgendwo auch nur daran danken, eine Nadel anzusetzen... nein Erynn!' Er versuchte sich aufzurichten, aber der Blutverlust machte sich schleichend doch noch bemerkbar, sodass er sich nicht einfach hochstemmen konnte, sondern zunächst damit beschäftigt war, die Hände aus den Falten der Decke zu befreien...
Ich hab es ja kommen sehen... "Arranges! Dreh jetzt bloß nicht gleich durch, verdammt noch mal." Mit der Linken hielt sie seine Schulter gepackt, während ihre Rechte fast unbewußt durch das blutverkrustete Haar des Magiers strich. "Ich weiß, daß es schmerzhaft ist. Ich weiß auch, daß du dich fürchtest und warum... Aber seit dem Ende des Kampfes haben die Monde ihren Kreis nunmal schon sehr viel weiter gezogen, ohne daß es nennenswert weniger bluten würde. Dein Exkurs in Sachen Anatomie vorhin hat auch nicht unbedingt dazu beigetragen, daß die Sache sich verbessert. Und jetzt halt still, in Neungötternamen, du machst alles nur noch schlimmer!"
Arranges spürte ihre Hand in seinem Haar. Was zur Hölle... Und auf seiner Schulter und überhaupt. Verdammte Scheisse... Hände weg! Fast schon reflexartig drehte er den Kopf weg und entwand sich damit ihrer Berührung. Seine Hände hatte er mittlerweile frei und stemmte sich gegen ihren Griff hoch in eine sitzende Position. 'Ich weiss nicht, was du abbekommen hast während des Kampfes, aber ein wuchtiger Schlag gegen den Kopf war sicher dabei... Das mit dem Nähen kannst du dir verreiben... vergiss es, eher verblute ich... davon mal abgesehen ist es normal, dass Kopfwunden so arg sabbern...' Er rückte ein wenig von der Elfe weg und verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust, während ihm das blanke Entsetzen vermischt mit Ärger, ins Gesicht geschrieben stand.
Die Kriegerin seufzte. Sicher, sie hatte mit ziemlich genau dieser Reaktion gerechnet. Sie wußte auch, daß sie wirklich, wirklich Verständnis dafür aufbringen sollte. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, daß sie sich zum zweiten Mal in dieser Nacht einen soliden Knüppel wünschte, wenngleich diesesmal vielleicht ohne Nägel. "Beruhig dich endlich, bitte!" Beschwichtigend hielt sie ihm die leeren Handflächen hin. "Was willst du denn tun? Verbluten ist übrigens keine Option, so viel kann ich dir versichern."
'Ach... und was willst du dagegen tun?!' Er fixierte sie mit den Augen. 'Wie kommst du überhaupt dazu, mir Optionen zu bieten? Wenn ich sage, dass ich eher verblute, als dass du da mit deinem Dämonenwerkzeug herumstocherst, dann ist das so!' Er musterte die Elfe eindringlich, aber sie gab seinem Blick nicht nach. 'Zwing mich nicht dazu, dich kalt zu stellen, Erynn!' Sagte er drohend, aber mit einem leicht verängstigten Unterton. Er wusste, dass sie nicht nachgeben würde und irgendwann würde er zu müde sein um sich noch gegen ihr Drängen zu wehren und dann... Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Nein, die Wunden sind nichteinmal lebensbedrohlich... kein Nähen, kein gar nichts!
"Ich werde das nicht gegen deinen Willen machen, wenn es sich vermeiden läßt", antwortete Erynn mit einem Seufzer, die leeren Handflächen weiter gut sichtbar vor sich haltend, "aber du wirst auch nicht verbluten, Arranges. Hör auf, solchen Unfug von dir zu geben." Noch einmal musterte sie den Schnitt sehr genau. "Ich kann versuchen die Verletzungen fest zu verbinden, bis wir am Ziel sind. Vielleicht reicht das so lange aus." Hat ja schonmal grandios funktioniert, setzte sie in Gedanken säuerlich hinzu. "Wenn du also partout nicht willst, daß ich mich darum kümmere, sondern du lieber riskierst, daß das heute Mittag diese Metzger tun, die ihr in der Gathering als Heiler bezeichnet... vor meinen Augen vielleicht auch noch... nun, dann werde ich zusehen, daß ich irgendwie ein brauchbares Provisorium hinbekomme..."
Arranges wollte schon selbstzufrieden grinsen, aber die letzten Worte der Dunmer verhagelten ihm dieses Bedürfnis komplett. Für einen kurzen Augenblick wusste er nicht, ob er sich irgendwo verkriechen oder sie einfach anbrüllen sollte. Sie hat Recht... die wenigen Male, die ich von den Gatheringsanitätern zusammengebastelt worden bin, reichen mir eigentlich voll und ganz... aber... sie will... nähen... Schließlich nahm seine Miene etwas von einem steinernen Klotz an, während er die Arme hängen ließ. 'Du... bist dir sicher, dass du das nähen könntest? ... Ich meine, das ist etwas anderes am Kopf, als am Oberschenkel...' Er würde den Schnitt nur zu gerne nähen lassen, aber andererseits auch nicht, es war zum Davonlaufen, was man dem Kaiserlichen auch teilweise deutlich ansah...
Sie blickte ihrem Gegenüber fest in die Augen. Tut mir Leid, Arranges. Aber bevor ich mir so ein Schauspiel gebe, mach ich das lieber selbst. "Ja, ich bin mir sicher, daß ich es kann", antwortete sie ruhig. "Und ich bin mir sicher, daß ich es kann, ohne Gewalt anzuwenden." Erynn nickte zur Bestätigung, machte aber ansonsten keine Anstalten, sich zu bewegen, sondern wartete noch auf eindeutige Zustimmung seitens des Kaiserlichen.
Für einige Minuten sah er sie nur schweigend an. Er wusste, dass Erynn ihm nur helfen wollte, aber die Art, wie sie ihm zu helfen gedachte, war... nicht, was er sich so von Wundheilung erhoffte. Schließlich aber siegte das Vertrauen zu ihr und die Furcht vor den Feldschern der Bruderschaft. Er atmete gequält aus. 'Nun gut,' seine Stimme war alles andere als sicher, 'dann... näh den Schnitt...' Er wollte wohl noch etwas anfügen, schwieg aber dann. Dass sie vorsichtig sein soll, brauchte er mittlerweile wohl wirklich nicht mehr erwähnen, auch wenn er sie trotzdem misstrauisch und ein wenig ängstlich mit den Augen verfolgte, als sie sich erhob.
Erynn sammelte ohne weitere Umschweife die Utensilien zusammen, die sie brauchen würde, während sie im Stillen für ihrer beider Nervenkostüm hoffte, daß sie das ganze Theater für die Stichverletzung nicht noch einmal würden durchgehen müssen. Mit etwas Glück jedoch hätte sich Arranges bis dahin längst für eine Weile aus der Realität verabschiedet, so daß sie in Ruhe arbeiten könnte und ihr die Diskussion erspart bliebe. Dann brachte sie den kaiserlichen mit leichtem Nachdruck dazu, sich flach auf den Rücken zu legen. Mit umsichtigen Bewegungen begann die Elfin, die Wunde ein weiteres Mal sauberzutupfen. Das Haar störte sie, blieb immer wieder in dem Kratzer kleben und schränkte ihre Sicht auf die Verletzung ein, wenngleich es nur relativ kurz war. Sie überlegte einen Augenblick, bis sie auf das Naheliegende kam, zog ihr scharfes Gebrauchsmesser und schor die Haare etwa zwei Fingerbreit ober- und unterhalb des Schnitts dicht an der Kopfhaut ab, achtete darauf, ihren Begleiter nicht zu schneiden, als er unwillkürlich zusammenzuckte. "Es geschieht nichts Wildes", sagte sie -etwas verspätet, wie sie sich eingestehen mußte- "Ich muß nur besser sehen können."
Nachdem die Dunmer zufrieden war, spülte sie die übriggebliebenen losen Härchen fort, griff nach der Nadel und drückte mit Daumen und Zeigefinger die Wundränder in der dünnen Kopfhaut ein wenig zusammen. Sie würde an der Stelle knapp hinter dem Ohr beginnen und sich dann bis zur Schläfe vorarbeiten. Also, dann los, dachte sie und atmete einmal tief durch. "Ich verspreche, ich beeile mich so sehr wie möglich..."
Mach lieber vorsichtig als schnell... Dachte Arranges bei sich und hielt unbewusst die Luft an, als er die Nadel am Kopf spürte. Schon nach dem dritten Stich verschwamm sein Sichtbild und die alles andere als regelmäßige Schnappatmung, die er die letzten paar Herzschläge hindurch hatte, ging rapide runter. Ein letztes, unterdrücktes Wimmern, dann war er weg, wurde von tiefer Dunkelheit umfangen und klinkte sich einfach aus...
Das ging ja flott... Die Dunmer legte rasch die Linke an den Hals ihres Begleiters. Die Ader unter ihren Fingern pulsierte zu schnell, aber kräftig. Sie wandte sich wieder dem Kratzer zu, den der Bolzen hinterlassen hatte. Hier und da war der Schädelknochen selbst durch das umgebende Rot zu sehen. Diesesmal war es wirklich knapp, Beschwörer. Du hast mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt...
Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis Erynn ihre Arbeit beendet hatte, umso dankbarer war sie für die Tatsache, daß Arranges praktisch sofort ohnmächtig geworden war. Das Werkzeug, das ihr zur Verfügung stand, war für diese feine Aufgabe im besten Falle grenzwertig, aber nach sechs oder sieben Stichen hatte sie den Bogen raus. Sie verlor keine Zeit, sich der Messerwunde zuzuwenden, nachdem der Kratzer am Kopf versorgt war. Nach Möglichkeit wollte sie längst fertig sein, bevor ihr Weggefährte wieder zu sich kam. Hier war sie schneller - es war der Wunde, die sie bei dem Magier nach ihrer Flucht aus dem Kloster zusammengenäht hatte, nicht ganz unähnlich, und so wußte sie schon mehr oder minder, wie sie es am besten anstellte.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, machte sie den letzten Knoten in den Zwirn und legte ein sauberes Tuch über die Naht, bevor sie Arranges wieder zudeckte und ihr Werkzeug zusammenpackte. Noch einmal schritt sie den Lagerplatz ab, sammelte weitere Holzscheite wieder ein und warf sie aufs Feuer. Dann wartete sie, wachte über den Beschwörer, der langsam aber sicher von der Ohnmacht in einen tiefen, bleischweren Schlaf hinüberglitt. Es wurde später Vormittag, bis er sich schließlich wieder regte.
Arranges erwachte spät am Mittag des nächsten Tages. Das Erste, was er spürte war der leichte Zug an seiner linken Schläfe. Er unterdrückte den Drang, an die Naht zu fassen und dankte der Elfe stattdessen für die Versorgung. Mit arger Missbilligung spürte er jedoch den kühlen Luftzug auf der nackten Kopfhaut. Ich hätte es doch irgendwie bluten lassen sollen... Dachte der Kaiserliche bei sich, sagte aber nichts weiter dazu. Sie sammelten alles ein, was sie noch gebrauchen konnten. Viel war es nicht, das Pferd hatte beim Sturz das Meiste unter sich begraben und so waren sie nur mit leichtem Gepäck unterwegs.
Sie waren vielleicht gerade drei Stunden gelaufen, als sich die spärliche Vegetation immer mehr verteilte und gleichzeitig noch weniger wurde. Die Dämmerung setzte ein, als weit vor ihnen am Horizont endlich eine flache, aber dennoch eindeutige Silhouette auftauchte. Sie waren fast da. Erste Fackeln wurden bereits angesteckt, als Arranges und Erynn so nahe heran waren, dass sie grobe Einzelheiten erkennen konnten. Zehn, vielleicht zwölf, größere Jurten standen um den wuchtigen Bau des Anwesens verteilt. 'Das ist das Anwesen meines Meisters.' Erklärte Arranges, während sie unter dem immer dunkler werdenden Himmel auf das Anwesen zugingen. Sie waren noch gut eine halbe Meile entfernt. 'Jurano heißt er, ein Dunmer... Wenn wir ihm über den Weg laufen tu mir den Gefallen und... benimm dich einfach. Er ist ein uralter Mer. Das genaue Alter weiss ich nicht, aber irgendwann, das ist noch gar nicht so lange her, hat er mir einmal verraten, wie alt er in etwa ist. 890 Jahre... oder in Menschenjahren etwa um die 75 Jahre herum, was ein gewaltiges Alter ist, wenn man bedenkt, wie alt ich bin oder wie alt der Sprecher der Gathering ist... du, erinnerst dich an den Kaiserlichen, der dich damals angehört und zu meinem Novizen ernannt hat? Man sieht es ihm nicht unbedingt an, ähnlich wie bei Meisterin Marie. Der Sprecher dürfte in etwa 60 sein...' Arranges wollte gerade noch etwas sagen, als plötzlicher Wind vom Lager her aufkam, obwohl es bis zu diesem Zeitpunkt absolut windstill gewesen war. Unwillkürlich rümpfte der Magier die Nase und hielt sich die Hand vor den Mund, als ihnen ein Gestank, wie ein übler Pesthauch entgegenschlug. 'Was zur Hölle Oblivions ist das nun wieder?!' Fragte Arranges keuchend mehr sich selbst, während er mit weit geöffneten Augen in die Richtung blickte, aus der der Gestank kam. Er musste nicht wirklich lange auf eine Antwort warten. Zwischen den Tränenschleiern, die der Verwesungsgeruch in seinen Augen auslöste, sah er, wie keine 5 Schritte vor ihnen eine Gestalt mehr oder weniger direkt aus dem Boden wuchs... Arranges blinzelte. bei dem Anblick der Gestalt musste er ebenfalls nicht wirklich lange überlegen, was er da vor sich hatte. Obwohl der Nekromant noch nie einen Korruptor gesehen hatte, war die arkane Aura, die von der Bestie ausging mindestens so gewaltig, wie jene der Gathering. Oh verfluchte Scheisse, das Haus des Chaos möge mir beistehen... War alles, was er an Gedanken hervorbrachte.
Mehr als die bloßen umrisse des Korruptors, erinnerten nicht an eine humane Gestalt. Dort, wo die Haut noch vorhanden war, war sie mit eitergelben Blasen und faustgroßen, fauligen Löchern übersäht. Die Lenden und das rechte Bein wiesen gar keine Haut mehr auf. Triefendes, roh wirkendes Fleisch hing von den angefressen anmutenden Knochen herab. Genauso der komplette rechte Arm. Wobei die Hand hier nur noch aus den schimmlig grünen Knochen bestand. Der Kopf grenzte sich vom Kragen nur noch in sofern ab, als dass er eine deutliche Ausbeulung zwischen den Schultern darstellte, der Hals schien komplett zu fehlen. Der Unterkiefer war auf einer Seite ausgerenkt, die Knochenpfanne zur Hälfte abgefault und Zähne suchte man in dem sich dunkel eröffnenden Rachen vergeblich. Die Nase war praktisch nicht mehr vorhanden, von haaren im Allgemeinen ganz zu schweigen. Eine der beiden Augenhöhlen war dunkel, ein schwarzes Loch im Schädel. Auf der anderen Seite sickerte irgendetwas aus der total mit knallrot entzundenem Fleisch zugeschwollenen Augenhöhle heraus, das zumindest von der Färbung her, das Weiße eines Auges hätte sein können.
'Bei den Göttern...' Murmelte Arranges erneut und sofort zuckte sein Kopf zu Erynn herüber. Die Dunmer sah total verängstigt aus. Bei der plötzlichen Bewegung des Magiers ging ein Ruck durch den Körper des Korruptors, wobei der Kieferknochen einen Moment mitschaukelte. Bis eben wirkte es noch eher so, als würde die Kreatur auf den Boden vor sich starren, aber jetzt blickte sie - zumindest sah es so aus - Erynn direkt in die Augen. Bitte... alle mir bekannten Götter, seid ihr gnädig! Der Kaiserliche stand noch immer wie angewurzelt da und betete stumm, dass der Korruptor wieder verschwinden würde. Plötzlich stieß die Bestie ein tiefes, kehliges Knurren aus, wobei Faulschlamm, gefolgt von einer grüngelblichen Atemwolke aus dem Loch unterhalb der Augen drang. Es hörte sich an, als würde man den Fuß sanft in eine Wasserlache setzen, versuchend so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen, als der geschändete zwei Schritte auf die Dunmer zutat, dann aber wieder stehen blieb, den Blick aber nicht von ihr wandte.
'Wenn ihr versuchen wollt zu verhindern, dass die Novizin Erynn gleich stirbt, dann zeigt ihr dem Korruptor am besten jetzt direkt, dass sie zu euch gehört und nicht fremd ist!' Die Stimme des Botschafters, der einfach hinter dem Korruptor aufgetaucht war, drang wie durch einen Schleier zu Arranges. Und der Kaiserliche gehorchte wie fremdgesteuert. Das weitere Knurren der Kreatur ignorierend, trat er mit offenen Armen auf die Dunkelelfe zu und drückte sie so fest er es vermochte, an sich. Den Korruptor schien das zunächst kalt zu lassen, er trat weiter auf Erynn zu, bis er nur noch zwei handbreit mit seinem Gesicht von ihrem entfernt war. Die knochige Hand hob sich gähnend langsam. Den Zeigefinger oder das, was noch davon übrig war, ausstreckend, wollte er sie gerade an der Wange berühren, hielt aber plötzlich mit einem Ruck inne. Sein Kopf drehte sich völlig unerwartet so, dass er hinter sich, zum Lager blicken konnte. Etwas, das man ein bellen hätte nennen können, erklang, dann wandte sich der Rest des Körpers auch um mit ungeahnter Geschwindigkeit sprintete der Korruptor plötzlich los, zurück zum Lager. Der Pesthauch verflüchtigte sich ebenfalls, als das Geschöpf die Zelte erreicht hatte und außer Sicht verschwand... Ein durch ungeahnte Pein erzeugter Schrei ertönte plötzlich, dann herrschte wieder die Stille.
Arranges konnte weder denken, noch reden, er war in diesem Moment so sehr erleichtert, dass er erst gar nicht bemerkte, wie er die Luft angehalten hatte und jetzt hustend frische Luft in seine Lungen sog.
'Das war wohl Glück in seiner reinsten Form...' Sprach der Botschafter, als er näherkam. Arranges ließ die Dunmer los und sah zu dem Riesen auf. 'Ich soll euch direkt nach eurer Ankunft zu Meister Jurano bringen...' Arranges schluckte eine scharfe Bemerkung hinunter. Sie folgten dem Botschafter ins Lager. Sie hatten die Zelte fast erreicht, als Arranges bemerkte, wie zwischen den Jurten eine vielleicht fünf Meter lange Fahnenstange aufgerichtet wurde. Er musste schlucken, als er sah, was am oberen Ende hing. Es war die Haut eines Orks, sauber vom Rest des Körpers getrennt, hing sie jetzt als grotesker Wimpel am oberen Ende der Fahnenstange. Als sie in das Lager schritten, blickte der Magier zur Seite und sah, wer für das seltsame Wappen verantwortlich war. die Holzstange steckte in dem Haufen Gedärme und Fleisch, das wohl vor einigen Minuten noch die grüne Schuppenhaut ausgefüllt haben musste. Neben der Fahnenstange stand der Korruptor und folgte den dreien mit dem, was man bei anderen wohl Augen genannt hätte...
Nur kurze Zeit später fanden sich Arranges und Erynn im Wohnraum des Haupthauses von Juranos Anwesen wieder. Aber der Meister selbst war nicht da, stattdessen sahen sie sich jetzt Yuphaistos gegenüber, dem Botschafter des Meisters. 'Ah, ihr seid endlich angekommen... ich hoffe, dass der Korruptor nicht zu viele Umstände gemacht hat...'
'Naja... ich durfte meiner Schülerin recht eindrücklich meine Zuneigung zeigen, das reichte ihm wohl... dafür musste ein anderer Novize herhalten.'
'Gut, gut... es tut mir leid, dass Meister Jurano in diesem Moment nicht anwesend ist. Zwei der Großmeister werden am morgigen Tag hier eintreffen, dann sollte auch Jurano zurück sein. Die Großmeister, Jurano und ihr, Arranges, werdet dann den Sturm auf die Festung der Abtrünnigen vorbereiten, ich weiss selbst nicht genau, was das heißt, ich weiss nur, dass mir aufgetragen wurde, euch dies zu sagen... achja und noch etwas,' Yuphaistos zog einen umschlag unter seinem Waffengurt hervor, ' das hier soll ich euch geben. Jurano hat darin wohl einige Wichtige Informationen aufgeschrieben... nun entschuldigt mich Arranges, ich muss mich um die Sauerei draussen kümmern... wird Zeit, dass diese Bestien wieder zu den Großmeistern zurückkommen...' Dann verschwand der Nord nach draussen.
Arranges warf Erynn einen kurzen Blick zu, ehe er den Umschlag öffnete und darin zu lesen begann. Als er wieder aufblickte, wusste er nicht, ob er grinsen oder heulen sollte. Er beschloss beides bleiben zu lassen. 'Nun... für uns wurde oben ein Zimmer bereitet... ja, es ist wieder nur ein Zimmer... mit Doppelbett... und nein, so leid es mir tut, aber hier wird es wohl eher kein extra Feldbett für dich geben... allerdings nicht weiter schlimm, ich habe zumundest für die heutige Nacht noch vor mit einigen Leuten zu sprechen... zuvor allerdings muss... ich dir noch etwas... erklären...' Die letzten Worte sprach er mit sichtlichem Unbehagen.
Das Zimmer war großzügig und recht behaglich eingerichtet. Möbel aus noblerem Holz und sowohl Kissen, als auch Bettwäsche aus Samt gefertigt. Ein kleines fenster, mit einem leichten Grünstich war direkt auf den Innenhof des Anwesens gerichtet. Arranges blieb einfach im raum stehen und schob die Tür hinter sich ins Schloss.
'Gut, bitte... schrei nicht, wenn ich dir jetzt erkläre, welche Möglichkeit es gibt, dich der Bedrohung der Korruptoren zu entziehen.' Der Kaiserliche wartete, bis er die Aufmerksamkeit der Elfe hatte. 'Und zwar... sollte Schüler eine Art Halsband aus dem Stoff eines Kleidungsstücks seines zugeteilten Mentors oder Meisters tragen... das hat folgenden Hintergrund, dass ein Korruptor wohl zuerst Brust und Hals seiner Ziele attackiert...' Obwohl der Magier selbst nicht wirklich von der Idee überzeugt schien, konnte er sich ein leichtes Grinsen einfach nicht unterdrücken
Glannaragh
24.05.2011, 20:17
Es dauerte, bis Arranges wieder ganz zu sich gefunden hatte, doch er schien die Strapazen der vergangenen Nacht recht gut verkraftet zu haben. Schon bald darauf waren sie wieder unterwegs, und während der Kaiserliche die Gelegenheit nutzte, ihr ein paar Verhaltensregeln einzuschärfen, wurde Erynn zusehends stiller. Ihr war, als begäbe sie sich wie ein Lamm mitten unter die Wölfe.
Sie roch den Korruptor eher, als daß sie ihn sah. Und irgendwie... spürte sie ihn auch. Nicht nur seine Erscheinung sondern auch das, was darunter lag, die ganze Essenz des Wesens, strahlte Fäulnis aus, als sei seine Seele ebenso zerfressen wie sein Fleisch und befände sich noch immer in einem Zustand fortschreitender Auflösung. Die Elfin wollte sich nicht vorstellen, welche Qualen es wohl in jedem Augenblick litt, und sie fragte sich, in wie weit wohl der Fluch, in dieses faulige Fleisch gekleidet zu sein seinen Verstand noch weiter zerrüttete und es so unberechenbar und bösartig sein ließ. Ihre Gedanken setzten aus, als der Korruptor auf sie zukam. Der abstoßende Gestank wurde überwältigend und brachte ihren Kopf zum Schwimmen. Daß Arranges seine Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte, bekam sie kaum mehr mit, so vollständig füllte die unheilige, durch finstere Magie geschaffene Präsenz ihr Denken aus.
Von dem Moment an, in dem die abstoßende Kreatur sich abwandte und verschwand, bewegte sich Erynn durch das Anwesen, als hätte man sie vor den Kopf geschlagen, so tief saß der Schock. Sie sprach nicht, fragte nicht. Folgte ohne Aufforderung und ohne bewußten Willen. Ihre Umgebung nahm sie kaum wahr, sie hätte nicht sagen können, ob sich unter den verschiedenen Gesichtern, die ihr begegneten, ein bekanntes befand. Auf einiges war sie vorbereitet gewesen, aber nicht auf diese kranke, perverse Abnormität, ein... Ding, wie es eigentlich nicht sollte existieren dürfen. Wer erschafft so etwas, fragte sie sich in hilflosem Unverständnis, und besitzt dann auch noch die Herzlosigkeit und Seelenkälte, es am Leben zu lassen? Wer immer das tat, dieser Jemand, so war sie überzeugt, war böse – vollkommen, abgrundtief und unbekehrbar böse, verderbt bis ins Mark und von einer Grausamkeit, die ihre ganze Vorstellungskraft überstieg. So sehr der Anblick des Korruptors sie auch verstört hatte: Der Gedanke, daß dahinter ein Erschaffer stand, der die Kreatur dazu verdammt hatte leben zu müssen, ängstigte sie nicht minder.
Erst, als Arranges die Tür zu seiner Kammer hinter ihnen schloß und damit auch in gewisser Weise das Geschehen auf dem Anwesen aussperrte, fiel die Starre von ihr ab. Eine Weile schaute sie nur stumpf vor sich hin, während die eine oder andere Information mit erheblicher Verzögerung durch ihr Hirn spülte. Dann jedoch ruckte ihr Kopf so heftig zu dem Kaiserlichen herum, daß die Halswirbel knirschten. Von dem Eindruck, den der Korruptor hinterlassen hatte in die Enge getrieben, reagierte sie wie ein wildes Tier. „Vergiß es“, knurrte sie heiser. „Du legst mich an keine verfluchte Kette!“
Genervt verdrehte Arranges die Augen. 'Verdammt nochmal, ich will dich nicht anketten, sondern schützen, jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist, das würdest du bei deinem mikrigen Verstand ohnehin nicht so einfach schaffen...' Der Schreck von zuvor saß dem Kaiserlichen noch in den Knochen. umso mehr ärgerte es ihn jetzt, dass sie nicht einfach mitspielte, sondern nur mehr querulierte...
"Nein? Faß mich nicht an!" Schritt für Schritt wich Erynn zurück, bis sie die Zimmerwand im Rücken spürte. "Reicht es dir nicht, mich mit irgendwelchen Lähmzaubern zu traktieren? Mußt du mir jetzt auch noch nichtmagische Fesseln anlegen? Was zum Donner gibt dir das Recht, mich anzuketten?" Wie panisch sah sie sich um, auf der Suche nach irgendeinem Fluchtweg, aber genau den versperrte Arranges, da er zwischen ihr und der Tür stand. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu sich auszumalen, daß die Elfin viel zu durcheinander war, als daß sie in unmittelbarer Zukunft zu einer rational gesteuerten Reaktion fähig sein würde.
Er seufzte, blieb stehen wo er war und sah Erynn ersteinmal nur in die Augen. 'Beruhig dich doch bitte wieder...' Sprach er ruhig auf sie ein. 'Das Halsband hat nicht das Geringste mit einer Fessel zu tun. Es ist nur ein Stoffstreifen um deinen Hals, mehr nicht, du wirst kein bisschen davon eingeschränkt.' Er tat einen kurzen Schritt auf sie zu. 'Du hast den Korruptor gesehen, willst du wirklich, dass er dich grausam zerlegt? Bitte, sei vernünftig Erynn...' Obwohl Arranges versuchte ruhig zu reden, nahm seine Stimme einen leicht bestimmten Unterton an.
Erynn bewegte sich nicht von ihrem Ort weg und starrte ihrerseits Arranges an, als denke sie über seine Worte nach. "Nein?" Alles an ihrer Haltung blieb angespannt, als sei sie jeden Moment bereit zur Seite zu springen oder anzugreifen. Was tat sie eigentlich hier? Jedes Wesen, das auch nur ansatzweise einen Überlebensinstinkt besaß, wäre längst geflohen. Warum wollte der Kaiserliche sie unbedingt hier festhalten? Warum wollte er überhaupt in der Nähe dieses verrottenden Ungetüms bleiben. Sie wußte nur eines: Wenn sie eine Fessel trug, konnte sie nicht fliehen, und das war schlecht...
Das Grinsen und der halbwegs freundliche Gesichtsausdruck verschwanden. 'Erynn... entweder du findest auf der Stelle wieder zu deinem lächerlich kleinen Verstand zurück oder aber ich werde ihn dir einprügeln müssen... bitte zwing mich nicht dazu, dir das Halsband mit Gewalt anlegen zu müssen...' Er hatte durchaus Verständnis dafür, dass sie verstört war wegen der Kreatur, die da unten im Lager umherlief und den Novizen das Leben zur Hölle machte, aber für diesen Kindergarten hier hatte er jetzt keinen Nerv übrig. 'Es wird dir nichts geschehen, es ist nur zu deinem Besten Erynn, versteh doch...' Das war die letzte Bitte...
"Ich hab gesagt, du sollst mich nicht anfassen! Woher willst du wissen, was zu meinem Besten ist? Ich muß hier weg... du hast kein Recht, mich anzubinden!" Sie duckte sich leicht, und spätestens jetzt war offensichtlich, daß sie den Magier anspringen würde, wenn er ihr zu nahe kam. Er mußte den Verstand verloren haben - wollte sie an diesem Ort halten, in unmittelbarer Nähe zu dem Korruptor! Das war schierer Irrsinn. Erynn konnte ihm unmöglich noch trauen.
So, jetzt reichts! 'Erynn, hör endlich auf mit diesem Zirkus!' Herrschte er sie an. 'Ich will dir nichts Böses, verflucht nochmal!' Mit entschlossenen Schritten ging er mit dem Vorhaben, sie irgendwie zu beruhigen und gleichzeitig zu verhindern, dass sie irgendetwas dämliches tat, auf sie zu...
Mißtrauisch beobachtete die Elfin, wie Arranges sich ihr näherte. Warnend fletschte sie die Zähne. Hast du mir nicht zugehört? Bleib, wo du bist, verdammt noch mal! Als darauf keine Reaktion folgte wußte sie sich nicht mehr anders zu helfen als in die Offensive zu gehen, zumindest für einen Moment. Blitzschnell sprang sie vor, biß kräftig in die ausgestreckte Hand des Beschwörers und zog sich sofort wieder bis zur Wand zurück, ohne ihr Gegenüber aus den Augen zu lassen. Ein leichter Geschmack von Salz und Erde auf Lippen und Zunge war das erste, was langsam durch den Instinkt in ihre bewußten Gedanken drang, aber noch konnte sie die Empfindung nicht wirklich einordnen.
Arranges konnte gar nicht so schnell reagieren. Mit ungeahnter Schnelligkeit schnellte die Dunmer vor und stand im nächsten Moment auch schon wieder an der Wand vor ihm. Einen Herzschlag später spürte der Kaiserliche, wie es an einer Stelle an seiner Hand warm wurde. Und dann kam auch schon die Wahrnehmung, dass Erynn ihn gerade gebissen hatte wie ein Tier. Irritiert blickte er auf seine Hand, die er sich jetzt vor die Augen hielt um besser sehen zu können. Der Abdruck eines Menschlichen Gebisses war zumindest auf der Handinnenfläche deutlich zu sehen und an einigen Stellen quoll Blut aus der Haut hervor. 'Was bei den vier Säulen?!' Murmelte er, während er nicht darauf achtete, dass das Blut bereits auf den Teppich tropfte. Mit einem Schlag trat plötzlich der brennende Schmerz in seine Wahrnehmung und Arranges sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, während er ein Aufjaulen unterdrückte, die Augen zusammenkniff und sich die verletzte mit der gesunden Hand hielt. Einen Herzschlag später jedoch starrte er wieder auf den blutigen Biss, schüttelte die Hand kurz aus und blickte dann auf. Purer Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben. 'Das wars, Schluss mit lustig!' Knurrte er. Mit zwei großen Schritten war er bei Erynn und drängte sie an den Schultern packend, gegen die Wand. 'WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?!' Brüllte er. Zog sie ruckartig ein paar Fingerbreit von der Wand weg und stieß sie dann direkt wieder heftig dagegen. 'Du wirst dich jetzt benehmen und tun was ich dir sage!'
Erynn drehte endgültig durch, als sie sich an die Wand gedrängt fühlte. Sie hatte es doch gewußt! Es ging nur darum, sie irgendwie bewegungsunfähig zu machen... Sie wand sich wie eine Katze und schlug nur wenig gezielt nach dem Gesicht des Beschwörers, der tatsächlich die Dreistigkeit besaß, sie bei den Schultern gepackt zu halten. Dann spürte sie, wie sein Griff um ihre Oberarme sich ein wenig lockerte, nutzte die Gelegenheit, sprang den Kaiserlichen an und rammte ihm das Knie zwischen die Beine. Mit einem Mal war sie frei, schlug einen Haken und stürzte auf die Zimmertür zu.
Die Dunmer fand sich auf einem Gang wieder, der ihr gänzlich unbekannt war. Verwirrt sah sie sich um, bis ihr aufging, daß sie keine Ahnung hatte, wohin sie laufen sollte. Ein paarmal schüttelte sie den Kopf und kam letztendlich zu dem Schluß, daß es vielleicht klüger wäre, einfach wieder dorthin zurückzugehen woher sie gekommen war. Erynn wich leise in das Zimmer zurück, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, blickte ein wenig verständnislos auf die seltsame Szenerie, die sich vor ihren Augen ausbreitete. Wieder schmeckte sie Schweiß, und diesesmal wußte sie, woher es kam. Dann spürte sie, wie ihr schlagartig das Blut aus dem Gesicht wich.
Arranges wollte sie eigentlich schütteln... und plötzlich ging das Licht aus. Er spürte, wie er hart auf dem Boden aufschlug. Seine Lungen wollten sich nicht mehr entfalten, sodass er gleich gar nicht mehr atmen konnte. Ein unbeschreiblicher Schmerz breitete sich in seiner Leistengegend aus und zog sich hinauf bis zum Zwerchfell. Die Szene, als würde jemand eine überreife, kleine Tomate in der Hand zerquetschen, hätte in Bildern sehr nahekommend das Schmerzempfinden wiedergegeben, das Arranges in diesem Augenblick gleich zweimal zur gleichen Zeit verspürte.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht hatte er sich auf dem Boden zusammengerollt, die Hände in der überflüssigen Hoffnung, den Schmerz zu lindern, dort, wo zuvor Erynns Knie ziemlich gut gezielt hatte und japste nach Luft. Nach einer gefühlten Ewigkeit - tatsächlich waren es auch gute zehn Minuten - ließ der drückende Schmerz zwar nur gähnend langsam, aber endlich, nach. Das Atmen fiel ihm wieder etwas leichter, wenngleich er immernoch um Luft ringen musste, aber es reichte wenigstens wieder so weit, dass er ein Auge öffnen konnte und kurz durch den Raum schielte. Erynn stand blass an der Tür und blickte auf ihn herab. Sobald... ich wieder... aufstehen kann... bist du fällig, Erynn! Es dauerte nochmals einige Augenblicke, bis die Lungen wieder annähernd normal arbeiteten und auch der von den Lenden ausstrahlende Schmerz zurückging. Vorsichtig öffnete Arranges seine zusammengerollte Position und atmete ein-, zweimal tief ein. Nur der quetschende Schmwerz weiter unten blieb noch. Keuchend setzte sich der Magier auf, nicht ohne bei jeder etwas belastenderen Bewegung zu keuchen und das Gesicht zu verziehen. Sich schwer stützend und den Rücken noch immer arg gekrümmt vor Schmerzen, hatte er sich doch noch irgendwann auf die Bettkante gewuchtet und blieb dort, vor sich auf den Boden starrend und schwer atmend, sitzen...
Verflucht... das hab ich nicht wirklich getan, oder? Nee. Verdammt! Erynn ließ sich an das Holz der Zimmertür sacken und überlegte, daß es durchaus weise wäre, in genau diesem Moment so wenig aufzufallen wie irgend möglich. Sie schloß die Augen, tat, als wäre sie nicht da und wartete auf das Donnerwetter.
Es schienen mehrere Zeitalter zu vergehen, bis Arranges sich endlich nennenswert bewegte und sich bis auf die Bettkante schleppte, wobei er ihr den Rücken zuwandte. Sie nutzte die Gelegenheit, huschte an der Stelle vorbei, wo der Kaiserliche sich bis vorhin noch gekrümmt hatte und kauerte sich unter dem Schreibtisch an der rechten Wand des Raumes zusammen. Ihr fiel keine bessere Reaktion ein, als sich irgendwo zu verstecken. Scheiße!
Wieder nach einer Weile war der Schmerz bis auf ein leicht pulsierendes Brennen verflogen. Arranges versuchte vorsichtig aufzustehen und es gelang ihm, ohne dabei das grauenhafte Gefühl zwischen den Beinen zu steigern. Erleichtert atmete er aus, wenngleich er noch immer leicht gekrümmt dastand, rein vorsorglich um keine neue Schmerzwelle heraufzubeschwören. Sein Kopf drehte sich plötzlich herum und er blickte genau zu Erynn, die unter dem Schreibtisch kauerte. Seine Augen blitzen kurz auf, dann kam er auf das Möbelstück zu, ließ sich davor in die Hocke sinken und schaute der Dunkelelfe direkt in die Augen, ehe er einen Moment später eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk vollführte und Erynn zusammenklappte, als die mattglänzende Kugel sie traf. 'Tut mir ehrlich leid Erynn... ich habe mir eigentlich mit bestem Willen vorgenommen nie wieder einen Zauber absichtlich in deine Richtung zu werfen, aber das hier ist wohl nicht anders machbar... und ich werde dir mein komplettes magisches Arsenal an den Kopf werfen bevor ich zulasse, dass du nur wegen deiner Unvernunft von einem Korruptor getötet wirst... dafür bedeutest du mir einfach zu viel...' Sprach er ruhig, aber mit hohl klingender Stimme, während er die Elfe vorsichtig unter dem Schreibtisch hervorzog, darauf achtend, dass sie nirgends mit dem Kopf anstieß oder irgendwo hängen blieb. Einige Herzschläge später legte er sie auf dem Bett ab. Arranges richtete sich wieder auf und schaute suchend an sich herab. Das einzige Kleidungsstück, von dem noch deutlich mehr überig war, als nur Fetzen, war seine Hose. Eines der Hosenbeine reichte gut übers Knie. Er schnallte die entsprechende Beinschiene ab, riss zu unterst einen Stoffstreifen aus dem Beinkleid und machte sich daran, ihn der Elfe um den Hals zu binden. 'So lange, wie wir in diesem Lager sind, wirst du das Ding anbehalten, andernfalls werde ich dich wirklich hier oben ans Bett ketten müssen... schmeiss das Glück nicht so einfach weg, das du draussen vor dem Lager hattest...' Er nahm die Hände weg von dem Halsband. Es saß fest, aber noch locker genug, dass sie ohne Probleme atmen konnte und der Stoff auch nicht scheuerte. Während er ihr in die Augen blickte, löste er den Zauber auf...
Erynn war so fertig, daß sie sich wahrscheinlich auch ohne den Zauber widerstandslos unter dem Tisch hätte hervorschleifen lassen. Nein, sie würde gewiß keinen weiteren Ärger machen und ja, sie würde diesen Stoffetzen so lange um den Hals tragen, wie Arranges das wollte - auch, wenn das Ding brutal nach wochenaltem Männerschweiß stank. Sobald er den Bann über ihren Körper löste, rollte sie sich von der Matratze ab und brachte damit schonmal wieder einen halben Raum Sicherheitsabstand zwischen sie beide. Ungefähr ein Dutzend verschiedene Ausreden, warum sie wohl so heftig auf den Korruptor reagiert hatte, schossen ihr durch den Kopf, eine kläglicher als die andere. Sie verwarf sie schließlich alle und brachte nur ein "Tut mir leid" heraus, das für eine so gut wie erwachsene Frau bemerkenswert kleinlaut klang.
'Schon gut...' Meinte Arranges nur und winkte ab, während er aufstand. Er kümmerte sich nicht um die zwanghafte Abstandshaltung. Im Grunde war ihm die Situation vermutlich ebenso unangenehm wie ihr. Völlig zusammenhangslos ging er zu dem Schrank hinüber und öffnete beide Türen. 'Ah...' Er tat einen Schritt zur Seite. 'Wenn du dich umziehen willst, auf der linken Seite wurden Kleider, Hosen und Tunikas für dich bereitgelegt...' Dann schloss er die Schranktüren wieder, ging zur Zimmertür, zog sie auf und wollte gerade den Raum verlassen, ehe er sich nochmals zu ihr umdrehte. 'Ruh dich ein wenig aus, der Tag war alles andere als einfach... das Bett gehört dir, ich werde noch ein paar Dinge erledigen müssen und habe außerdem noch ein paar Fragen an Yuphaistos... Wenn,' er brach ab, zog die Tür nochmals ins Schloss und tat einen Schritt auf sie zu, blieb aber stehen, nachdem Erynn zurückwich. Er seufzte. 'Wenn einer der Korruptoren hier auftauchen sollte, verhalte dich möglichst ruhig und mach einfach gar nichts... vor allem, näher dich ihnen nicht, fass sie nicht an oder versuch mit ihnen zu sprechen... ignorier sie einfach... sie werden dir nichts tun, solange du das Halsband trägst...' Dann verschwand er nach draussen auf den Gang.
Glannaragh
25.05.2011, 13:49
Nachdem Arranges gegangen war, ließ Erynn den Atem in einem einzigen, langen Stoß entweichen und sah sich zum ersten mal wirklich in dem Raum um. Schlafen war eine gute Idee, saubere Kleidung eine fast noch bessere. Ein Bad hätte sie in diesem Augenblick wirklich glücklich gemacht, aber es lag ihr fern, sich beklagen zu wollen. Im stillen dankte sie allen Göttern, die ihr gerade einfielen, und schälte sich mit einem Seufzer der Erleichterung aus Rüstung und den Resten der Klamotten, die sie noch am Leib trug. Tatsächlich hatte sie sich an jeder Menge möglicher und unmöglicher Stellen wundgescheuert und sah aus wie ein räudiger Köter. Nun, wenigstens paßt es dann dazu, wie ich momentan rieche, dachte sie ironisch, tat den Umstand dann aber mit einem Achselzucken ab, hüllte sich in eine knöchellange Chemise, die sie bei den Kleidungsstücken fand und ließ sich dann einfach auf das Lager fallen. Eigentlich war sie todmüde und auch schon gar nicht mehr sicher wie lange es her war, daß sie zum letzten Mal geschlafen hatte. Andererseits war sie gerade viel zu aufgewühlt, um sofort einschlafen konnte. Die Begegnung mit dem Ungeheuer trieb sie um und sie fragte sich, ob andere Novizen ähnlich reagiert haben mochten wie sie, oder ob sie nur deshalb komplett durchgedreht war, weil sie eigentlich nichts mit Nekromantie zu tun hatte.
Dafür bedeutest du mir zu viel..., kamen ihr Arranges’ Worte wieder in den Kopf. Erynn stellte fest, daß sie davon seltsam berührt war, unter anderem auch, da diese Äußerung zu einem Moment kam, kurz nachdem sie ihn ziemlich dreckig so dermaßen auf die Bretter geschickt hatte. Sicher, er hatte ihr etwas in der Art schon vorher gesagt, aber noch nie mit einer solchen Selbstverständlichkeit we vorhin. Es bekräftigte ihre Einschätzung nicht unerheblich, daß der verrückte Nekromant tatsächlich all den Ärger wert war, den er verursachte.
Irgendwann schloß sie doch die Augen, verschlief den Rest des Tages und die ganze Nacht, ohne auch nur das geringste von den Vorgängen auf Juranos Anwesen mitzubekommen. Am nächsten Morgen brauchte sie einen Augenblick um sich zu besinnen wo sie überhaupt war und ließ sich noch einmal kurz mit geschlossenen Augen zurücksinken, als es ihr einfiel. In der Höhle des Löwen, richtig... Schließlich aber überwand sie sich, schwang die Beine über die Bettkante, wusch ihr Gesicht und wählte aus den Kleidern, die man für sie bereitgelegt hatte, eine einfache Hose und eine hellgrün gefärbte Tunika aus. Sie konnte kein Anzeichen dafür entdecken, daß Arranges in der Nacht hiergewesen war. Es würde sie auch nicht weiter wundern, wenn er sich tatsächlich die Nacht um die Ohren geschlagen hätte, um so viele Informationen wie möglich zusammenzutragen.
Erynn wußte nicht so genau, was sie jetzt mit sich anfangen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob es ihr gestattet war den aum zu verlassen und auf dem Gelände herumzustromern, und klug wäre es wohl ohnehin nicht gewesen. Nicht, solange dieses Monster frei da draußen rumrannte. Sie seufzte und lenkte sich schließlich damit ab, daß sie begann ihre Ausrüstung auf Vordermann zu bringen, während sie darauf wartete daß der Beschwörer zurückkehrte und sie dann vielleicht auch endlich etwas mehr darüber erfahren würde, wie sich die aktuelle Situation überhaupt darstellte.
Arranges trat hinaus in den kleinen Innenhof des Anwesens. Es war mittlerweile tatsächlich recht dunkel geworden und er sog die kühle Nachtluft ein. Die Schmerzen im Unterleib hatten praktisch nachgelassen, nur beim Laufen pochte der Druck immer wieder kurz mahnend auf, auf dass der Kaiserliche in Zukunft besser auf sein Gehänge achten mochte.
Er trat durch das niedrige Tor, welches die wuchtige Mauer um das Anwesen herum unterbrach und sah sich zunächst ein wenig in dem Feldlager um. Ohne jede größere Planung standen die Jurten kreuz und quer, teils dicht beieinander, teils verschwenderisch großflächig auf dem sandigen Grund vor dem Haus des Meisters. Der Kaiserliche spürte nichts, was auf die Anwesenheit des Korruptors hingedeutet hätte. Er roch auch nichts. Erleichtert ging er ein paar Schritte durch das Lager. Obwohl man es ihm wohl nicht unbedingt ansehen mochte, hatte er ebenfalls gehörigen Respekt vor dieser Bestie. Er hatte zuvor noch keinen gesehen, wusste nur aus Beschreibungen und dem Erlebnis vor vielen Jahren, zu was diese Kreaturen fähig waren. Aber als das Monster vor ihm aufgetaucht war, sank ihm seine überhebliche Arroganz mit samt Herz in die Hose... von seinem Mut ganz zu schweigen. Ich will gar nicht wissen, wie die Säuberung von Valendwald, Hochfels und Hammerfall ausgesehen haben mochte... aber die Abtrünnigen haben es wohl auch nicht anders verdient... Arranges ging wieder zurück zum Anwesen. Er überlegte, wie er zu dieser Stunde am besten an Informationen kam und vor allem wen er fragen konnte, er wusste ja noch nichteinmal, wer überhaupt alles anwesend war. Dass es nur Schüler waren, die hier ihre Zelte aufgeschlagen hatten, bezweifelte Arranges stark. Irgendwo müssen doch auch Meister unterwegs sein... wenn Jurano schon nicht hier ist, so wenigstens ein anderer der Meister...
Plötzlich hörte er ein paar gestolperte Schritte hinter sich und wandte sich um. Er hatte bereits mit einem Korruptor gerechnet und sich auf einen hässlichen Anblick vorbereitet. Umso erstaunter war er, als plötzlich Parlovar vor ihm stand. Ein riesiger Altmer, locker zwei Köpfe größer als Arranges, aber vielleicht gerade halb so breit als der Kaiserliche. Die Augen glänzten wässrig. Um den Mund rankte sich ein mehr oder weniger gepflegter, leicht angegrauter Bart. Das Gesicht im Allgemeinen wirkte ein wenig eingefallen und Schmal. Die goldenen Haare waren stramm zu einem kurzen Zopf geflochten und lagen en am Schädel, sodass sie dem Antlitz eine gewisse Strenge verliehen. Parlovar trug lediglich eine einfache Robe. Eine der beiden sehr langgliedrigen Hände hielt den Hals einer Flasche umschlossen. 'Arranges... endlich habe ich euch gefunden...' Es war kaum zu überhören, dass er gut getrunken hatte, aber er sprach noch recht klar und gut verständlich. 'Ich habe gehört, ihr habt mein Anwesen gegen die Abtrünnigen verteidigt und sie besiegt?'
'Nun... ja, ich tat, wie mir aufgetragen wurde, Meister.' Arranges war zwar überrascht, Parlovar hier anzutreffen, behielt diese jedoch für sich.
'Ich wusste, dass in euch ein wunderprächtiger Magier steckt... habe ich schon immer gesagt...' Bei den vier Säulen... ich will nicht wissen, wie viel der Alte schon im Kopf hat... 'Hättet ihr wohl etwas dagegen, mir für ein Weilchen Gesellschaft zu leisten? ... Wisst ihr, seit ich von der Säuberung aus Hammerfall hier angekommen bin, habe ich nur noch Novizen und Korruptoren um mich... und Meister Jurano, aber der ist auch mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit irgendwem anderes...' Das wäre eine gute Gelegenheit, unkompliziert an Informationen zu kommen... eine bessere Möglichkeit könnte ich mir kaum wünschen... und so voll wie der ist, wird er garantiert einiges verraten, was ich sonst nicht wüsste...
Bereitwillig folgte er dem Hochelf zu dessen zelt. Es war eine etwas höhere Jurte, als die der anderen. Arranges beschloss den Meister zunächst einfach reden zu lassen. unter anderem erfuhr der Kaiserliche etwas von den Kämpfen... oder vielmehr den Gemetzeln, welche die Korruptoren veranstaltet hatten. Es war fast ein wenig zu faszinierend, wie Parlovar davon berichtete, dass Botschafter einfach zerquetscht wurden, ohne, dass die Korruptoren ihn einmal berührt hätten oder wie ganze Gruppen Mentoren von einem auf den anderen Augenblick schlicht vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Irgendwann begann Arranges ein paar verschiedene fragen zu stellen. Über die jüngsten Entwicklungen und wo sich in etwa die anderen Feldlager befanden und wo ungefähr die Festung der Abtrünnigen zu finden sei. Hoch in den Jerallbergen, wie er erfuhr...
'Aber Arranges... ich muss euch noch etwas wichtiges berichten... die Gathering lässt sich keine Chance auf eine absolut machtvolle Führung entgehen... Ihr kennt die Großmeister und ihre Unnahbarkeit selbst... sie wollen euch als Meister haben!' Das war mit Sicherheit eine Information, die der Kaiserliche so nie erfahren hätte. Innerlich zuckte er zusammen, während er äußerlich wie versteinert blieb. 'Aber wartet, das ist noch nicht alles... Eure Schülerin, Novizin Erynn Releth stört bei dieser ganzen Sache. Die Gathering hat sehr wohl bemerkt, dass euer Fortschritt wegen ihr wohl teilweise etwas stockt... ich kenne die genauen Zusammenhänge nicht, aber sie werden euch testen, Arranges... nicht die gewöhnlichen Dinge, wie das Ritual oder etwas in dieser Richtung... nein, sie werden testen, ob eure Denkweise noch immer die ist, die sie haben wollen um euch als Nachfolger für Meister Jurano einzusetzen...' Arranges wusste nicht, ob er erschrocken, wütend oder unbeschreiblich stolz auf sich sein sollte, da die Gathering nun versuchte, ihn mit unterschwelliger Gewalt zum Meister zu machen... sein verstand beschloss schließlich, dass er wohl wütend sein sollte. Wie können sie es wagen?! Parlovar bemerkte wohl die Gedanken des Mentors, wenngleich Arranges keine Regung gezeigt hatte und schüttelte nur vielsagend den Kopf, bevor er wieder das Wort ergriff: 'Was sie euch auftragen, wird ohne Zweifel grausam in sich sein, aber wenn ihr er geschickt anstellt, könnt ihr euch vielleicht einen Vorteil daraus erschaffen, hört euch an, was die beiden Großmeister, die morgen hier eintreffen sollen, zu sagen haben...' Arranges forschte in den Augen des Meisters. 'Parlovar, ihr wisst, was die Gathering von mir morgen verlangen wird?' Anstatt einer Antwort blickte der Altmer dem Nekromanten jedoch nur in die Augen und nickte nach einer Weile stumm. 'Wäre... es zu viel verlangt, wenn ich euch danach frage?' Fragte der Kaiserliche, sich nur mit sehr viel Willensstärke und Mühe unter Kontrolle haltend. 'Arranges, ich kann euch das nicht sagen...'
'Wieso nicht?!' Fragte er jetzt sichtlich gereizt. 'Arranges,' der typische Blick eines Stockbesoffenen hatte sich plötzlich verändert. Die Augen waren auf einmal nicht mehr halb geschlossen, der Glanz war einem aufmerksamen Blitzen gewichen, 'versucht mich nicht Mentor!'
'Verdammter Bastard! Sagt mir, was die Großmeister von mir wollen!' Arranges war mit einem Mal aufgesprungen und hechtete über den kleinen Tisch zwischen ihnen auf den Meister zu. Er erreichte Parlovar nichteinmal. Blitzschnell war auch Parlovar aufgesprungen und hielt den Kaiserlichen nun mit einem Telekinesezauber vor sich in der Luft. 'Jetzt hört mir mal gut zu... Mentor. Die Großmeister mögen über ihren Pflichten der gesamten Bruderschaft gegenüber vielleicht ein wenig blind fürs Detail sein, aber die Meister sind es nicht!' Seine Stimme war nun glasklar, kein Laller war mehr zu hören. Verflucht! 'Sowohl Meister Jurano, als auch mir ist aufgefallen, dass ihr ein komplett anderes Verhältnis zu Erynn habt, als ihr es uns allen glauben machen wollt... keine Sorge, die Schwindelei, die ihr uns allen da aufgetischt habt, wird unter uns vieren bleiben... wir waren alle einmal Mentor... auch kenne ich den wahren Grund für die Verweigerung Meisterin Maries den Kampfhandlungen gegenüber... es ist nicht etwa ihre Trauer über den Verlust von Torrah de Llevria, die ihr so wunderbar filettiert habt... ich könnte euch allein für die Beleidigung eines Meisters auf der Stelle töten... aber die Aussicht auf eine solche nachfolge für Jurano will ich nicht zerstören... Ihr werdet selbst damit fertig werden müssen, was die Großmeister euch morgen zu sagen haben... immerhin könnt ihr euch jetzt ein wenig darauf vorbereiten, dass ihr aus dieser Sache noch längst nicht wieder heraus seid.' Dann löste der Meister den Zauber auf und Arranges landete unsanft auf dem Boden. 'Und jetzt, aus meinen Augen, Mentor!' Lallte der Hochelf wieder und ließ sich in den hölzernen Stuhl zurückfallen. Arranges beeilte sich, das zelt nach einer kurzen Verbeugung zu verlassen.
Die Nacht verbrachte er auf dem Feld vor dem Lager. Im Wesentlichen saß er dort, mitten auf der Ebene, blickte in den Himmel und dachte über das Gespräch nach. Seine Ansichten über die Gathering hatten einen argen Knacks bekommen. Zumindest funktionierten die Meister wohl doch komplett anders, als er bis jetzt geglaubt hatte, zu wissen. Vielleicht erklärte genau diese Tatsache das so unterschiedliche Bild, das die Meister in ihrer Person boten. So ganz anders, als die auf Einheit und Norm getrimmte Gathering, die Großmeister? Möglicherweise war auch das der Grund dafür, dass sich plötzlich einige der Meister abwandten... Er konnte es nicht sagen. Das Zweite, was ihn ebenfalls noch einige Stunden beschäftigte, war die erwähnte Prüfung. Was konnten die Großmeister jetzt wieder von ihm verlangen, er hatte bereits alle Methoden zur Verstandsverstümmelungen kennengelernt...
Es dämmerte bereits, als Arranges sich mit schwerem Kopf und einem unterschwelligen Grollen in der Magengrube erhob und zum Anwesen zurückkehrte.
Mit einem Blick, der jedem zu verstehen gab, dass es wohl besser wäre, den Kaiserlichen jetzt nicht anzusprechen, ging er durch das Lager, in dem sich langsam das normale Treiben regte. Das Haus Juranos erreichend, ging er nach oben, riss die Tür ruckartig auf und ließ sie hinter sich ins Schloss fallen. Erynn ignorierte er einfach, während er seine Rüstung ablegte und sich eine neue Tunika, dunkelblau und eine neue Hose, grauschwarz, anzog, die Rüstung wieder anzog und dann nur eine Weile auf die Dunmer blickte, die von ihrer Arbeit aufgesehen hatte. Sich ohne ein Wort abwendend, griff er wieder in den Schrank und förderte einen grauen Umhang hervor, den er sich um die Schultern warf. Im gleichen Moment wurde die Tür geöffnet. Arranges drehte sich herum um sehen zu können, wer sich ohne anzuklopfen Zutritt verschaffte. Ein rotbrauner, sehr ausladender, aber dabei recht elegant wirkender Irokese schob sie durch die halb geöffnete Tür herein. Dem für die Dunmer hier so typischen Haarschnitt folgte ein schmales, aber fein geschnittenes Gesicht. Schließlich trat Meister Jurano, in einer vollen Glasrüstung nach dem Stil des Landes, in den Raum. 'Ah... du bist bereits auf den Füßen, Arranges, sehr gut... und das ist... Novizin Erynn nehme ich an?' Seine Stimme war in etwa so tief wie die von Arranges, allerdings bei weitem nicht so geschmeidig rau. Etwas kratziges schwang in ihrem Klang mit. Mit den komplett roten Augen fixierte er die Elfe, welche sich jetzt etwas unsicher erhob. 'Wie ich sehe, hat mein schreiben dich gestern noch erreicht, Arranges.' Bemerkte Jurano mit einem kurzen Blick auf das Tuch um Erynn Hals. 'Nun ja. Ich hätte zwar nicht erwartet, dass es funktioniert, aber sie steht jedenfalls noch, also wird es wohl gewirkt haben.'
'Gut gut...' Murmelte Jurano. 'Du weisst es wohl schon, dass heute zwei der Großmeister hier ankommen sollen, sie werden mit uns...' Wieder ging die Tür auf. Leicht geduckt trat Yuphaistos in das Zimmer. 'Meister Jurano, die Großmeister sind so eben angekommen...'
'Wunderbar...' Meinte Jurano und wandte sich wieder Arranges zu, während Yuphaistos den Raum wieder verließ. 'Hast du etwas dagegen, Novizin Erynn Releth zu dieser Unterredung mitzunehmen?'
'Nein,' er blickte zu Erynn,'los, bewegt euch!' Sagte er etwas rauer, als beabsichtigt.
Im Erdgeschoss angekommen, saßen die Großmeister bereits auf zwei hohen Stühlen. Yuphaistos stand - jetzt wieder verhüllt - schweigend daneben. Es waren der Sprecher und eine Argonierin. Arranges und Erynn blieben in angemessenem Abstand stehen, während sich Jurano etwas abseits auf einen einfachen Stuhl setzte.
'Wie es scheint, habt ihr alle gefahren Oblivions überlebt?' Begann der Sprecher ohne größere Begrüßung. Arranges verbeugte sich knapp. 'Ja, wie mir aufgetragen wurde, habe ich die drei Sigelsteine besorgt.'
'Bitte...' Mit ausgestreckter Hand wartete der Sprecher, bis ihm Arranges das kleine Säckchen übergeben hatte, warf einen prüfenden Blick hinein und ließ sie dann in einer Falte seiner Robe verschwinden. 'Gut, das wäre das Eine. Allerdings gibt es jetzt noch etwas, das wir euch mitteilen müssen, Mentor Arranges. Die Gathering hat sich bis hierhin eine große Strategie überlegt. Den Sturm auf die Festung werden wir wir als Vertretung aller Großmeister leiten... wir werden dafür sorgen, dass die drei abtrünnigen Meister durch die Siegelsteine zerstört werden. Ihr Arranges, werdet unsere Kräfte auf dem Feld koordinieren...'
'Was?!'
'Bitte... lasst mich zunächst erklären... Ihr werdet die Strategie entwerfen, nach der Unsere Verbände die Festung stürmen werden, wir wissen, dass ihr das könnt, das Anwesen von meister Parlovar befindet sich mittlerweile wieder im Aufbau... ohne euch gäbe es an dieser Stelle jetzt nur mehr verbrannte Erde... jetzt noch eine Wichtige Information: Eure Schülerin, Erynn, wurde von usn dazu bestimmt, im Verborgenen vor dem Kampf, in die Festung einzudringen und jedem der drei Meister jeweils einen der Siegelsteine anzuhängen... das ist wichtig, denn nur so können wir sie mit Hilfe der Steine vernichten... es gäbe sicherlich noch andere Möglichkeiten, aber diese erschien uns in Anbetracht des Aufwands als die sinnvollste... Optimal wäre es natürlich, wenn sich eure Schülerin bereits wieder draussen, vor der Festung befindet, wenn wir den Zauber weben...' Arranges Gesicht hatte sich versteinert. Das also war der Test... Erynns Leben würde dort auf dem Schlachtfeld in seiner Hand liegen und er konnte nichteinmal direkt eingreifen, wenn es brenzlig werden würde. 'Das ist-'
'Was?'
'Das ist Wahnsinn, das kann die Gathering nicht von mir verlangen!'
'Welchen Grund hätten wir es nicht zu tun?'
'Ich setze das Leben meiner Schülerin aufs Spiel, verdammt nochmal!'
'Das habt ihr doch schon öfter... nicht zuletzt, als ihr sie erst gezwungen habt, für euch den Spürhund zu spielen, nur, damit ihr Torrah abnehmen konntet, was ursprünglich nichteinmal euch gehörte...'
'Aber...' Plötzlich begriff Arranges, wo dieses Gespärch hinführen würde und ruderte direkt wieder zurück. 'Gut, ich werde mich sogleich an die Planung machen...'
'Ihr habt 4 Tage.'
Arranges wandte sich um und verschwand nach oben ohne nochmals ein Wort zu verlieren.
Im Laufe des Vormittags ließ sich der Magier Listen und Aufzeichnungen bringen, stapelweise Papier, federn und Tinte. Bis zum Abend sah das Zimmer einer Studierstube sehr ähnlich, nur, dass es wesentlich größer und komfortabler eingerichtet war. Arranges hatte seit dem Morgen kein Wort mehr mit Erynn gewechselt. Mit beständig wütendem Ausdruck auf dem Gesicht hing er über den Listen und machte sich gelegentliche Notizen zu den Aufzeichnungen...
Glannaragh
26.05.2011, 22:34
Es war ihr, als griffe eine grabeskalte Hand nach ihrem Herzen, als der Großmeister eröffnete, welche Aufgabe ihr in diesem entscheidenden Angriff auf die Verräter zugedacht worden war. Eigentlich hatte sie vielmehr erwartet, daß sowohl sie als auch Arranges mit Abliefern der Siegelsteine raus aus dieser Sache wären, anstatt noch viel tiefer drin als zuvor. Dann jedoch wurde sie sehr ruhig, als ihr klar wurde, daß sie diesem Test nicht würde entgehen können. Die Frage ist nur... wen wollt ihr testen? Nicht mich, glaube ich, denn dann hättet ihr mir etwas anderes zu tun gegeben...
Es war spätestens dieser Moment, ab dem sich Erynn keine Illusionen mehr darüber machte, daß an der Gathering nichts, aber auch gar nichts Gutes mehr zu finden war. Diese Bruderschaft war abgrundtief böse. Vielleicht fand man einen Keim von Idealismus, so fehlgeleitet er auch sein mochte, noch bei einigen Novizen. Bei Robrak zum Beispiel war sie sich dessen ziemlich sicher. Aber die waren alle auch noch nicht durch dieses seltsame Ritual gegangen. Vielleicht hatte auch Meisterin Marie sich so etwas wie einen Funken Menschlichkeit bewahrt, einfach dadurch, daß sie diesen zumeist so tief in sich versteckte, daß es niemand sehen konnte. Aber in den Herzen derer, die zum Großmeister aufstiegen, konnte nichts mehr sein, das nicht finster und verdammenswert war.
Nein, hier ging es nicht darum, sie zu testen. Das ganze Unternehmen war zu waghalsig, die Siegelsteine zu wertvoll, um eine Novizin damit loszuschicken, die nicht einmal seit drei Monden dabei war. Ihr Tod in dieser Festung war einkalkuliert, wahrscheinlich sogar gewünscht. Sie war nur das Werkzeug – die Kette, an welcher die Großmeister Arranges auf den Pfad zerrten, der ihnen vorschwebte.
Es war auch der Moment, in dem die Ehrfurcht, den die Elfin bisher noch für den Rat gehegt hatte, wenngleich sie seine Ziele nicht teilte, in grenzenlose Verachtung umschlug. Die Gathering, und die Großmeister die dahinter standen, mochten furchteinflößend sein in ihrer unglaublichen Macht, aber mit dieser Macht ging keine Weisheit einher – sie waren verkrümmt in den Absolutheitsanspruch ihrer Dogmen, unbeweglich, starr... lebensfeindlich, als wollten sie aus ihren Anhängern selbst lebende Tote machen, noch bevor diese gestorben waren... zu welchem Nutzen, das blieb ihr verborgen. Vielleicht aus der puren, boshaften Freude daran, das zu verstümmeln, zu pervertieren und in eine Form zu zwingen, was frei und schön sollte wachsen dürfen... sei es, daß sie den einen die Körper zerbrachen um daraus eine Monströsität wie die Botschafter wieder aufzubauen, oder aber den anderen den Geist und dabei all die Empfindungen wegzuschneiden versuchten, die ein Leben freudvoll und lebenswert machten. Und Arranges... wie paßt du in diese ganze Sache? Geben sie dir etwa die Macht und die Kontrolle, nach der dich so sehr verlangt? Oder geben sie dir mit ihren geheimen Lehren nur eine Droge, die dich glauben macht du könntest irgendetwas entscheiden, während sie dich damit längst gefügig gemacht haben?
Sie würde in diese Festung gehen, so viel war sicher. Wie auch immer sie es anstellen sollte, den abtrünnigen Meistern die Steine unterzujubeln, sie konnte sich nicht weigern. Nachdem sie diesen ersten Schrecken und die Erkenntnis, daß sie einmal mehr nicht frei handeln konnte, wenngleich es diesesmal nicht ihr Körper war, der in irgendwelche Bande geschlagen war, verwunden hatte, nahm ihr Gesicht einen kalten Ausdruck an. Es spiegelte die Empfindung wieder, die sich durch ihr Inneres fraß: Die Gathering mochte sie zu Dingen benutzen können, die sie nicht wollte. Sie mochten über ihren Leib verfügen können, um den Willen ihres Weggefährten und Freundes zu brechen. Aber das war alles, was sie von ihr bekommen würden. Ob sie lebte oder starb, wenn sie in diese Ruine ging, sie würde sich von der vordergründigen Macht nicht blenden lassen. Die erbärmlichen alten Männer, die den Hohen Rat bildeten, sah sie dahinter deutlich genug. Und die waren eigentlich nicht einmal die Mühe wert, daß man sie verachtete.
Erynn verließ Arranges’ Kammer, nachdem sie den Magier eine Zeitlang stumm aus den Augenwinkeln betrachtet hatte, wie er über Pläne und Papiere gebeugt dasaß. Etwas war in sein Gesicht zurückgekehrt, das sie dort seit längerer Zeit schon nicht mehr gesehen hatte. Eine Wut, die kein Ziel fand, die in letzter Konsequenz hilflos war. Daß er nicht mit ihr sprechen wollte, wunderte sie nicht. Die Gathering hatte ihn fest in ihren Klauen, und war der Griff in den letzten Monden, während sie nach den Siegelsteinen gesucht hatten, nur ganz leicht spürbar gewesen, so packte sie jetzt umso unnachgiebiger zu. Erynn stellte fest, daß sie diesen Anblick nur schwer ertragen konnte, nahm Ausrüstung und Werkzeug an sich und verzog sich ins Freie. An einer Wand des Langhauses, von wo aus sie das Treiben im Lager überblicken konnte, ließ sie sich in den Schneidersitz sinken und widmete sich Waffen und Rüstung, besserte schadhafte Stellen aus und kontrollierte jeden noch so kleinen Winkel auf Schmutz und Ermüdungserscheinungen. Einmal hielt sie in ihrer Tätigkeit inne und horchte in sich hinein, stellte überrascht fest, daß sie... ja, gar nichts fühlte. Keine Furcht, keine Nervosität, keine Hoffnung und keine Verzweiflung. Nur die Entschlossenheit, sich keine Blöße zu geben vor irgendwelchen Gestalten, die sich in ihrer Vermessenheit selbst als Dreh- und Angelpunkt des Nirnrunds betrachteten.
Es wurde Abend, bis sie schließlich zufrieden war. Der Himmel über der Ebene färbte sich langsam rot. Es war ein wunderbares Schauspiel, wirkte hier irgendwie anders als in Cyrodiil – so, wie vieles hier anders wirkte. Wilder, ungezähmter, zeitlos. Morrowind war, wie sie dem kleinen Ausschnitt nach erfassen konnte, den sie davon bisher gesehen hatte, ein Land, in das eigentlich keine Menschen gehörten, das so sehr zu seinen langlebigen Bewohnern paßte und sie zu ihm, daß sie sich unwillkürlich und zum ersten Mal in ihrem Leben fragte ob es nicht doch klüger von ihren Eltern gewesen wäre, einfach dortzubleiben.
Ein wenig steif erhob sich die Kriegerin und wischte den Gedanken beiseite. Was wußte sie schon von Morrowind? Sie fand Arranges nahezu unverändert in Zeichnungen und Gekrakel versunken, ebenso hatte seine Miene sich kaum verändert, war, wenn das überhaupt möglich war, nur noch finsterer geworden. Es würde vollkommen gleichgültig sein, was sie jetzt sagte, er würde es nicht gut aufnehmen – also entschied sie sich dafür, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: „Wenn du irgendwelche Informationen über diese Festung gefunden hast, ist es jetzt Zeit, sie mir weiterzuleiten. Wenn ich auch nur den Hauch einer Chance haben soll, muß ich so viel darüber wissen wie möglich.“
Arranges saß den ganzen restlichen Tag bis zum Abend über den Papieren. Sie enthielten Informationen über die genaue Zahl der Botschafter, der Meister, der Novizen und der Korruptoren. Das Gelände um die Festung war beschrieben und zumindest die äußeren, sichtbaren Wehranlagen selbiger. Der Kaiserliche hatte mehrere Strategien entworfen, aber keine davon war damit zu vereinbaren, die Dunmer irgendwie in die Festung zu bekommen und wieder heraus, ohne, dass er eine genug hohe Wahrscheinlichkeit hatte, dass ihr nichts geschehen würde und genau das ärgerte ihn... er war weder Stratege, noch Feldherr, warum wurde ihm diese Aufgabe der Truppenkoordinierung zugeteilt, was sollte dieser Schwachsinn?
Er blickte mit zorniger Miene auf, als Erynn eintrat und ihn unversehens ansprach. Du wirst da schön draussen bleiben... nur über meine Leiche wird sie einen Fuß in diese Festung setzen... Er schüttelte kurz den Kopf. 'Diese Informationen sind völlig irrelevant für dich...' Sagte er nur und widmete sich dann wieder den Papierstapeln vor sich, ohne eine Antwort abzuwarten.
Erynn gab sich nicht die geringste Mühe, den abgrundtiefen Seufzer zu unterdrücken, der sich ihrer Kehle entrang. Das hier würde also länger dauern, und jetzt gerade hatte sie überhaupt keine Geduld für sowas. "Natürlich sind diese Dinge relevant. Schließlich soll ich da rein, falls es dir entfallen ist. Wer hat dich eigentlich zum Strategen gemacht?" Die Elfin atmete einmal tief durch. Sie konnte die meisten seiner Launen ertragen, wenn er jetzt allerdings anfing, taktische Informationen zurückzuhalten, war der Ofen aus. Zumal Erynn sich vollkommen sicher war, daß sie selbst mehr darüber wußte als der Beschwörer. Mit erzwungener Ruhe fuhr sie fort: "Arranges... wir haben wirklich nicht viel Zeit für die Vorbereitungen, also laß diese Spielchen. Das hier ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür!"
Spätestens an der Stelle, als sie ihn fragte, wer ihn denn zum General erklärt hätte, platzte ihm innerlicht der Kragen, was nach außen hin allerdings nur an einer schnell sehr dick werdenden Pulsader an Schläfe und Hals zu sehen war. Mit einem Ruck stand Arranges auf und wandte sich Erynn zu. 'Ich weiss auch nicht, aus welcher Höhe man auf den Kopf gefallen sein muss um mir diese völlig bescheuerte Aufgabe anzuhängen... Und hör auf mir in meine Vorbereitungen zu reden, ich habe vier Tage... in denen ICH den Spaß planen soll...!'
...und damit bist du offensichtlich komplett überfordert! Erynn ließ ihre Ausrüstung fallen, lehnte sich an die geschlossene Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. Arranges schien gar nicht zu bemerken, daß er auf dem besten Wege war, die ganze Aktion mitten in die Scheiße zu reiten. "Na, das kann ja heiter werden. Wie willst du denn vorgehen? So, wie sonst auch? Einfach planlos voranstürmen, alle Reserven raushauen und schauen, was passiert? Klingt großartig, wirklich... Achja, Absprachen dürfte es dann ja auch keine größeren geben, weil der feine Herr Magier nämlich nicht die geringste Ahnung hat, wie man in der Gruppe kämpft! Vielleicht solltest du einfach eine Horde Hühner vor der Festung freilassen, die dürften nur unwesentlich weniger sinnlos durcheinanderrennen als irgendwelche Truppen, und wir sparen Material dabei..."
'Nur weil ich niemanden brauche, der meinen Arsch ständig aus der Scheisse zieht... ich muss normalerweise nicht in der Gruppe kämpfen können, aber das ist dir als unfähiges Weib, das du bist, natürlich zu hoch, versteh ich schon... deswegen wirst du die Schlacht auch von irgendwo aus sicherer Entfernung mitansehen... so weit weg, dass du mit deinem unqualifizierten Gesülze keine Dummheiten selbst anstellst und niemanden dazu anregst... Davon mal abgesehen wären Hühner, die am Wall picken, vermutlich sogar brauchbarer, als das Rumgehampel auf den Zinnen von dir!' Arranges hielt sich nur noch mit Mühe unter Kontrolle. 'Und ja, ich gehe mit dem Kopf durch die Wand... wozu habe ich wohl Korruptoren und Meister auf meiner Seite? Die Festung wird schlicht zerstört werden, dann können sich die Abtrünnigen auch nicht mehr hinter den Mauern verstecken... und du kannst keinen Blödsinn fabrizieren...'
"Von allen arroganten, bocksköpfigen und weltfremden Magiern bist du mit Sicherheit der Schlimmste! Ich bräuchte niemanden, der meinen Hals aus der Schlinge zieht, wenn du diesen Zustand nicht mit schöner Regelmäßigkeit herbeiführen würdest! Korruptoren und Meister also, ja? Sehr gut, wie ich sehe, bist du mit deinen Planungen schon viel weiter vorangekommen als ich dir zugetraut hätte. Ich habe eine Frage: Wenn es der ultimative Schlüssel zum Erfolg ist, Korruptoren und Meister in die vorderste Schlachtreihe zu stellen um was nochmal genau zu tun, warum sind wir dann die letzten Monde hinter diesen Siegelsteinen hergerannt? Willst du vielleicht einen Korruptor losschicken, der die Dinger einfach am Festungstor abgibt? Mit persönlicher Widmung und ner Schleife drumrum? Verdammt noch mal, willst du wohl endlich zur Vernunft kommen!?"
Der Kaiserliche verzog keine Miene. 'Die Siegelsteine müssen in die Nähe der Meister... sobald die Mauern der Festung das Niveau des Erdbodens haben, werden drei Staffelläufer im allgemeinen Getümmel dafür sorgen, dass die Siegelsteine die Meister erreichen... du siehst also, dass deine Aufgabe völlig hinfällig ist... denn das, was man dir zugedacht hatte... ist in meinen Augen unvernünftig...'
Erynn hielt inne. "Natürlich ist es unvernünftig. Mehr noch, es ist wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt. Aber damit kommst du nicht durch. Du hast den Großmeister gehört... und wenn ich schon keine andere Wahl habe, als in dieses Gemäuer zu gehen, dann muß ich nunmal so viel wie möglich wissen, wenn ich da lebend wieder rauskommen will. Ich hab nämlich keine Lust, dem Rat den Gefallen zu tun und einfach still und leise zu verrecken... glaub ja nicht ich hätte nicht bemerkt, daß die mich abgeschrieben haben! Also nochmal: Ich brauche die Pläne dieser Festung, ein ungefähres Zeitfenster, die Information, wie nah die Steine an den Abtrünnigen dran sein müssen und vermutlich noch einige Dinge mehr, sobald ich genauer darüber nachgedacht habe..."
Arranges schüttelte entschieden den Kopf. 'Nein! ... Du wirst keinen Fuß in diese Festung setzen... du wirst dich nichtmal auf dem Schlachtfeld aufhalten, das kannst du vergessen... und ob ich damit durchkomme oder nicht, lass mal meine Sache sein... Mein Schlachtplan, meine Regeln!' Dann setzte er sich wieder an den Schreibtisch, fest entschlossen, Erynn einfach zu ignorieren, sollte sie nochmals etwas sagen...
Die Kriegerin stieß sich von der Tür ab, durchmaß den Raum mit drei langen Schritten und beugte sich dann zu dem Beschwörer herunter, die Hände auf die Schreibtischplatte gestützt. "Ich würde dir gerne glauben, Magier... aber glaubst du wirklich, du könntest in dieser Sache eine freie Entscheidung treffen? Wir ahnen beide, daß die Großmeister mit dieser irrwitzigen Aktion noch andere Ziele verfolgen als nur die Vernichtung der Abtrünnigen. Ich will nicht in diese Festung, wirklich nicht. Aber, zum gefühlt hundertsten Mal: Mir wird nichts anderes übrig bleiben, und ich will zumindest nicht unvorbereitet sein!"
Arranges seufzte. Wieso musste das ständig derart kompliziert sein? Er hatte noch nichteinmal den Hauch einer Ahnung, was man von ihm hier eigentlich erwartete. Er ist und war nie ein Stratege... Langsam hob er den Kopf und blickte Erynn in die Augen. Neben der Wut schimmerte irgendwo im hintersten Winkel seiner Augen ein Hauch von Zweifel. 'Warum zwingst du mich nun, mich nach den Großmeistern zu richten? Ich habe das 5 lange Jahre nicht getan und jetzt werde ich von jemandem, der nichteinmal Mitglied der Gathering ist, dazu aufgefordert... Nochmal: Ich entscheide, wie dieses Gemetzel ablaufen wird...' Auch wenn ich tatsächlich noch nichteinmal weiss, wie ich genau vorgehen sollte...
"Nun, für den Moment bin ich das sehr wohl, und noch ist nicht raus, ob sich das jemals wieder ändert, vergiß das nicht", konnte sich Erynn einen deutlichen Seitenhieb nicht verkneifen. Je genauer sie diese Bruderschaft kennenlernte, umso weniger glaubte sie daran, daß es Arranges gelingen würde, sie da wieder rauszupauken. "Abgesehen davon: Ich zwinge dich zu gar nichts. Was die Großmeister betrifft, so hörte sich das heute Vormittag etwas anders an - und ich sehe nicht ein unvorbereitet in mein Verderben zu rennen, nur weil du die Realität nicht sehen willst. Wenn die Meister darauf bestehen, können sie dich zwingen. Das weißt du, das weiß ich. Wenn es tatsächlich eine Alternative geben sollte, bin ich nur zu gern bereit sie anzunehmen, aber bis dahin muß ich davon ausgehen, daß ich genaueste Kenntnisse über diese götterverfluchte Festung brauche!" ...und wie diese Schlacht laufen wird, entscheidet das Kriegsglück, nicht du. Dir fehlt die Erfahrung und das Wissen dafür...
Arranges fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. 'Nichts liegt mir ferner, aber... na schön...' Er hörte sich alles andere als begeistert an. Arranges zog einen Stapel der Blätter zu sich her. Blätterte grob bis zur Mitte und verweilte mit den Augen kurz auf dem jetzt aufgeschlagenen Bogen, bevor er ihn zusammen mit einigen anderen herauszog und vor sich auf den Tisch legte. 'Das hier beschreibt die Außenanlagen der Burg... sie befindet sich tief in den Jerallbergen und ist auf einer massiven Felsnase errichtet worden. Das Feld vor der Burg ist in etwa 200 Schritte lang, 100 breit und umfasst die Burg etwa in östlicher Richtung... im Rücken der Wehranlage thront ein Zwillingsgipfel... es wird vermutet, dass sich die Anlage dort in den zerklüfteten Spalt zwischen den beiden Gipfeln hinaufzieht, aber Beweise dafür gibt es nicht... anscheinend wurde wohl keiner der vier Spione wieder gesehen, die sich ins Innere der Festung gewagt hatten... Die Festung selbst ist eine alte Akavirifestung, du kennst diese Turmburgen... das Kloster in Colovia war ebenfalls eine solche...' Als die Dunmer nach den Plänen und Beschreibungen greifen wollte, legte Arranges jedoch entschieden die Hand darauf. 'Erynn... eins solltest du aber noch wissen. Wenn du dort drin stirbst, werde ich höchst persönlich deine Leiche wieder zum Leben erwecken und dich noch viel schlimmere Dinge durchleben lassen, als dir nur üble Beleidigungen und Lastzauber an den Kopf zu werfen...' Dann nahm er die Hand weg und gab die Pläne frei...
Die Kriegerin griff nach den Pergamenten, bevor Arranges es sich noch einmal anders überlegen konnte. "Du sprichst da einen interessanten Punkt an", sagte sie langsam, während sie die Pläne bedächtig zusammenrollte. "Du hast mir in Valenwald zwei Phiolen mit starkem Gift gegeben, erinnerst du dich? Ich will, daß du mir noch einmal mindestens zwei davon besorgst. Eine davon, falls ich kämpfen muß, die andere für mich selbst, wenn die Dinge schieflaufen sollten." Sie sah auf, die roten Augen wirkten abgeklärt, als sie damit den Blick ihres Freundes festhielt. "Es ist gut möglich, daß ich den Abtrünnigen in die Hände falle. Wenn das geschieht, dann will ich, daß mein Leib schon längst nichts mehr spürt und meine Seele weit fort und unerreichbar für die Verräter ist."
Innerlich zuckte er bei ihrer Bitte zusammen und sein Magen krampfte bei der bewussten Vorstellung, dass er sie nun tatsächlich in die Pläne direkt miteinbinden würde müssen und somit nuneinmal das Risiko bestand, dass sie sterben könnte. Andererseits wäre ein derartiger Verlust nur noch schlimmer, wenn ich mit der Gewissheit leben müsste, dass die Abtrünnigen ihren Leib in die Finger bekämen... Erst nach einer Weile antwortete er ihr: 'Gut... ich werde Jurano fragen... keine Sorge, ich kenne ihn und er wird nicht groß nachhaken, wozu ich das Gift bräuchte... das Gift, welches mir vorschwebt wird ein sehr starkes sein, zwei oder drei Tropfen werden voll und ganz reichen, um dich zu töten und deinen Körper zerfallen zu lassen... Achja und noch etwas. Ich bin für deine Ausrüstung zuständig... ferner solltest du vor uns bei der Festung sein und sie infiltrieren.' Er bemerkte ihren skeptischen Blick. 'Du kennst noch die Rolle der Windform? In dem Stapel, den du da in Hände hältst müsste irgendwo auch eine relativ genaue Karte mit dem Weg, der zur Festung durch die Berge führt, sein... Weiters werde ich deine Rüstung zusammenstellen,' er hob abwehrend die Hände, 'keine Sorge, du darfst deine Lederrüstung behalten... ein Kettenhemd würde deine Figur nur unzureichend betonen...' Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, ehe er wieder ernst wurde. 'Bis morgen wird für dich ein Amulett mit dauerhaftem Schildzauber, eine Schriftrolle mit langanhaltender Lebenserkennung, mehrere Heiltränke und Werkzeug um Schlösser zu knacken, bereitliegen... die... Windwandlerrolle dürfte dir von ihrer Wirkung her bekannt sein, du schätzt am besten selbst ein, wann du losgehen musst... Deine Ankunft sollte am besten einen halben Tag vor der unsrigen liegen, ich weiss nicht genau, wie lange unser Tross braucht, aber ich schätze 4 Tage werden es allemal sein...'
Erynn lächelte warm und nickte, sagte aber nichts mehr. Alle Worte, die wichtig waren, waren gesprochen. Dann vertiefte sie sich in die Pläne, ging mehrere Möglichkeiten durch, verwarf sie wieder, beriet sich hin und wieder mit Arranges, aber im Großen und Ganzen waren beide zu sehr mit ihren eigenen Vorbereitungen beschäftigt, um sich in den folgenden Tagen viel zu Gesicht zu bekommen. Wie konnte es nur so weit kommen? sollte die Dunmer sich in dieser Zeit häufiger fragen. Ich, Erynn Releth, helfe einer Bruderschaft von Nekromanten, ihre Schlachten zu schlagen. Schon wieder...
Arranges hatte sich mehrere Nächte um die Ohren geschlagen und war entsprechend gelaunt, als sie am vierten Tag aufbrachen. Inzwischen hatte auch jeder der Schüler eines dieser Halsbänder, die auf ihre seltsame Art und Weise die Korruptoren daran hinderten, sie anzugreifen. Der Trupp aus überwiegend Novizen, einigen Botschaftern und drei Meistern - die Großmeister reisten gesondert und unsichtbar - machte sich nach Norden auf den Weg. Während der Tage, die sie unterwegs waren, zählte Arranges locker zehn Korruptoren, die sich in unregelmäßigen Abständen zeigten und um den Trupp kreisten, wie Bienen um einen Honigtopf. Einige davon wirkten wie ganz normale Männer, einer davon sogar noch recht jung. Das Einzige, was sie alle zusammen von anderen Kreaturen oder Untoten unterschied war der leere Blick... Der Abschied zwischen Arranges und Erynn am dritten Tag nach dem Aufbruch, ging kurz und ohne große Worte oder Gesten von statten. Erynn zog ihn lediglich in eine kurze, aber kräftige Umarmung, die er nach einigen Herzschlägen erwiderte, dann war die Dunmer auch schon verschwunden.
Der Trupp setzte seinen Weg fort und nach zwei weiteren Tagen, die sie regelrecht durchgehetzt waren, standen sie mitten auf einem mehr oder weniger steilen Hang, der weiter oben in die breite Felsterasse überging, auf welcher die Festung stand. Das Gelände war jedoch nicht so extrem, wie Arranges gedacht hatte, sie konnten von unten sehrwohl die Festungsmauern sehen und waren sich darüber im klaren, dass für die kurze Zeit, die zwischen jetzt und dem Beginn der Schlacht lag, sich Abtrünnige und Gathering Auge in Auge gegenüberstanden. Die Festung befand sich nicht ganz direkt nördlich von Bruma mitten im Jerallmassiv.
Sie waren am frühen Morgen angekommen und die Dämmerung hatte gerade eingesetzt. Es war bitter kalt, der Himmel war verdeckt und um sie herum waren die anderen Gipfel lediglich als weiße Umrisse zu erkennen. Wenigstens ist es windstill und es schneit nicht...
Die Sonne tauchte gerade über den Bergen im Osten auf, als Arranges damit begann, seine Schlachtenpläne umzusetzen. Botschafter und Novizen nahmen Aufstellung, bereiteten Zauber vor, während sich die Korruptoren und die drei Meister im Hintergrund hielten. Die Großmeister, so hatte Arranges noch erfahren, würden wohl irgendwie spüren, wenn alle drei abtrünnige Meister mit den Sigelsteinen bestückt sein würden und dann ihren Zauber beginnen...
Ein einzelner Staffelläufer überquerte jetzt zögernd die Fläche der Felsterasse zwischen den Reihen der Gathering und den Festungsmauern. Der vereiste Schnee knirschte unter den Stiefeln, während der weiße Wimpel, den der Rothwardon an einer armlangen Stange, gut sichtbar, vor sich hertrug und misstrauisch zu den Zinnen aufblickte...
Glannaragh
29.05.2011, 00:24
Erynn kehrte dem Troß den Rücken und lief mit dem Wind um die Wette, ohne müde zu werden, immer nach Nordwesten auf die Festung ihrer Feinde zu. Nachdem sie erst einmal unterwegs war, fand nichts anderes mehr Platz in ihren Gedanken als die feste Entschlossenheit, die Siegelsteine an den richtigen Ort zu bringen und den Abtrünnigen heimzuzahlen, was sie ihr und Arranges angetan hatten. Wenn sie sich dafür dem Willen der Gathering fügen und so Molag Bal mit Peryite austreiben mußte, dann war es eben so.
Sie war sich nicht sicher, wie viel Zeit vergangen war, als sie schließlich feststellte, daß sie sich ihrem Ziel näherte. Die Vegetation nahm ab, bis sich bald nur noch vereinzelte, holzige Pflanzen und ein paar krüppelige Büsche zwischen Felsen und Geröll trotzig den schwachen Strahlen der Sonne entgegenreckten. Es war kalt hier oben. Grausam bitterkalt, wie die Elfin selbst durch den Zauber spürte, der sie mit pfeilschneller Geschwindigkeit vorantrug. Schnee und Eis glitzerten auf Steinen und den Nadeln der sturen Gewächse, sammelten sich in kleinen Mulden oder bildeten bizarre, überweltlich filigran erscheinende Strukturen an Überhängen und an den Ufern schnellfließender Bergbäche. Dann sah sie die Festung. Schwer wie die Ewigkeit und abweisend wie das frostige Land selbst schälte sich das Bollwerk aus dem Dunst. Es war instand gesetzt worden, vor sehr kurzer Zeit erst. An vielen, großflächigen Stellen im Mauerwerk war zu erkennen, daß die dort eingefügten Steine frische Bearbeitungsspuren aufwiesen. Wenn alles nach Plan lief, würde diese Mühe umsonst gewesen sein.
Erynn ging die Informationen noch einmal durch, die sie hatte. Die Zugänge, welche die vier Spione benutzt hatten die man erwischt hatte, wurden möglicherweise bewacht, aber es gab noch eine weitere Möglichkeit, zu der es jedoch nur sehr dürftige Informationen gab. Trotzdem hatte die Bogenschützin entschieden, ihr Glück dort versuchen zu wollen. Unsichtbar und gedankenschnell überquerte sie die freie Fläche vor der Burg, die zugleich den einzigen Zugang darstellte, und dachte dabei flüchtig daran, daß der Ort schon bald glatt sein konnte von gefrierendem Blut. Zumindest würde es das Blut von Nekromanten sein, doch sie konnte nicht vermeiden, daß ihr ein kalter Stich ins Herz fuhr, als sie an den Kaiserlichen dachte. Der Rest der Gatheringstreitkräfte mochte ihretwegen mit Mann und Maus verrecken, aber sie hoffte inständig und wohl auch gegen jede Wahrscheinlichkeit, daß Arranges seinen Kopf unten halten würde.
Die Elfin umrundete die Festung Elidar, wobei sie sich dicht an der Außenmauer hielt, bis sie an eine Stelle kam, an der zwischen dem Mauerwerk und dem fast einhundert Schritte steil abfallenden Abgrund nicht mehr Strecke lag, als ein Bosmer mit ausgestreckten Armen hätte überbrücken können. Hier war ihr Einstieg, der Ablauf des Kanalisationssystems der Feste. Die Öffnung selbst war mit einem arg durchgerosteten Eisengitter versperrt, aber darauf war sie vorbereitet. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, daß man eine solche Strelle auf diese Weise sicherte. Vorsichtig ließ sie sich vor dem Gitter auf die Knie sinken, konzentriert darauf achtend, auf der unappetitlich graubraunen, gefrorenen Lache nicht auszurutschen, die sich genau vor dem Zugang gebildet hatte. Darauf abzugleiten und haltlos in die Tiefe zu stürzen war kein Ende, wie sie es sich gewünscht hätte. Tatsächlich vermutete sie daß ihr letzter Gedanke wohl dem Umstand gälte, daß es eine ziemlich peinliche Art war, abzutreten.
Langsam aber sicher spürte sie, wie der Zauber sich verflüchtigte, sie das normale Gewicht ihres Körpers und der Ausrüstung wieder spürte und wartete, bis die komplette Wirkung der Magie sich aufgelöst hatte und das, was ihre Sinne wahrnahmen, sich nicht mehr ständig im Fluß befand. Erst dann löste sie eine kleine Metallsäge von ihrem Gürtel, entfernte zwei der Stäbe und erhielt so eine Öffnung die groß genug war, daß sie sich hindurchzwängen konnte. Dann schob sie Bogen und Schwert in den Gang und wand sich durch die niedrige Öffnung, bis sie selbst auf der anderen Seite angekommen war, sehr dankbar sowohl für ihre schmale, drahtige Statur als auch für die Tatsache, daß der Aufluß aus der Kanalisation bei der Kälte praktisch sofort geffror.
Auf der anderen Seite des Durchlasses wurde die Decke des darauffolgenden Gangs etwas höher, so daß Erynn sich halb aufrichten konnte. Sie sammelte ihre Waffen wieder auf und tastete dann fast unbewußt zuerst nach den beiden Giftfläschchen in einer Tasche an ihrem Gürtel, dann nach dem Silberamulett mit dem eingelassenen Rauchquarz, das den Schildzauber trug auf den Arranges bestanden hatte. Die Bewegung war ihr in den letzten zwei Tagen schon beinahe zum Reflex geworden und gab ihr ein wenig Sicherheit.
Drin wäre ich also schonmal... Wie es weiter ging, wußte sie allerdings nicht genau. Aus den Plänen, die der Gathering zur Verfügung standen ging hervor, daß ein Abwassersystem existierte, aber wie genau es unter der Festung verlief und an welchen Stellen man von dort aus in die höher gelegenen Ebenen der Burg gelangte, ließ sich daraus nicht entnehmen. Innerlich seufzend machte Erynn sich auf den Weg. Sie würde einfach losgehen und hoffen müssen, daß sie einen Ausstieg fand, der sie aus der Kloake herausführte.
Eine ganze Weile schlich sie durch die stinkenden Gänge. In mehr oder minder regelmäßigen Abständen fiel ein wenig Licht durch schmale Schächte in der Decke; es handelte sich offenbar um Abflüsse. Hin und wieder drangen Geräusche und sogar Stimmen bis zu ihr herunter. Es konnte kein Zweifel bestehen, daß die Burg bewohnt war, und zwar von vernunftbegabten Wesen. In der Kanalisation selbst stieß die Elfin auf keine Kreaturen, die größer als Ratten gewesen wären. Entweder waren sich die Abtrünnigen sehr sicher, daß ihnen aus dieser Richtung keine Gefahr drohte, wußten nichts von dem Zugang, was Erynn bezweifelte, oder aber sie scherten sich nicht darum.
Langsam aber sicher kamen ihr arge Zweifel. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren in dem ewig gleichen, schummrigen Halbdunkel, das nicht so finster war, daß man den Weg nicht mehr fand, aber bei weitem genug Schatten erzeugte, die mit der Zeit an den Nerven zerrten. Nachdem sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte und befürchtete, ihr Glück an einem der bereits vorher verwendeten Zugänge versuchen zu müssen, erkannte sie schließlich eine in tiefen Schatten liegende Leiter, die an einer hölzernen Falltür endete. Rasch kletterte sie die Sprossen hoch und hielt dann lauschend inne. Über ihr war nichts zu hören, jedenfalls nicht durch das Holz hindurch. Noch einige Herzschläge lang hing sie reglos an der Leiter. Ihr eigener Atem klang sehr laut in ihren Ohren, doch dann faßte sie Mut und drückte mit der rechten Hand gegen die Luke. Erschrocken ließ sie wieder los als das Ding trocken und sehr laut knackte, versuchte es dann nach einigen Minuten noch einmal. Diesesmal schwang die Falltür auf, wobei sie nur sehr leise quietschte. Die Kriegerin schlüpfte hindurch, sah sich, eine Hand am Schwertgriff, wild um und huschte dann in ind den nächsten tieferen Schatten. Wie es aussah, war sie allein und unentdeckt geblieben. Sie befand sich in einer Art... Abstellkammer, vielleicht. Um sie herum stapelten sich Kisten, Eimer, verschiedene Möbelstücke und ein paar Stoffballen, dazu ein Vorrat an alchemistischen Gerätschaften und anderen, seltsameren magischen Instrumenten. Erleichtert ließ sie sich an der Wand des Raumes zu Boden sinken und atmete tief die relativ saubere Luft ein. Bisher lief alles nach Plan.
Nachdem sich ihr Pulsschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte begann die Elfin, einige kurze Ausflüge tiefer in das Gemäuer hinein zu unternehmen, wobei sie immer wieder in die relative Sicherheit der Abstellkammer zurückkehrte, wenn ihr die Nerven zu sehr flatterten. Infiltration war wirklich nicht ihr Spezialgebiet, und sie merkte diese Tatsache gerade überdeutlich.
Auf ihren Vorstößen stellte Erynn beinahe erfreut fest, daß es praktisch unzählige Möglichkeiten gab, sich zu verstecken. Eine Nische hier, eine Empore dort, eine Säulenhalle, die gerade so weit ausgeleuchtet war, daß die Schatten an ihren Rändern zu tief wurden, um sie einsehen zu können, Wandbehänge und Vorratskisten. Wäre sie eine erfahrene Diebin gewesen, hätte sie sich hier wahrscheinlich bewegen können, als sei sie an diesem Ort zu Hause. Warum die vorherigen Infiltratoren nicht zurückgekehrt waren, darüber konnte die Elfin nur spekulieren. Wahrscheinlich waren es Magier gewesen, die eben dachten und handelten wie Magier und deren Verhaltensweisen somit für die Abtrünnigen in gewisser Weise berechenbar gewesen waren. Erynn entschied daraufhin, sich ganz auf ihre eigene Ausbildung zu verlassen und Spruchrollen zunächst Spruchrollen sein zu lassen. Vielleicht bedankte sich ja später jemand bei ihr, wenn sie mit den Dingern sparsam umging, dachte sie mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor.
Es war der siebte Ausflug, den sie von ihrem Versteck aus unternahm, als sie unvermittelt auf eine kleine Galerie heraustrat. Rasch drückte sie sich wieder in die Schatten und entdeckte links neben sich einen Vorsprung, der zu einer Nische weiter oben in der Mauer führte. Vorsichtig trat sie auf den schmalen Sims und zog sich in die doch relativ geräumige Nische hoch. Darin stand eine Feuerschale, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, das Ding zu bestücken. Jetzt sah sie auch, daß sie in einem etwa anderthalb Mann hohen Durchlaß stand. Von ihrer Position auf der Empore aus hatte sie nicht sehen können, daß sie von hier auch freien Blick in den Raum hatte, an dessen Außenmauer sie sich vorhin noch entlanggeschlichen hatte. Vorsichtig schob sie sich zum Rand der Öffnung und spähte zwei Stockwerke weit nach unten. Sie blickte in eine Art ausgemauerte Grube hinab, in der man eine Anzahl Menschen und Mer eingepfercht hatte. Auch zwei Khajiit konnte sie erkennen. Die Leute waren angekettet und sahen zumeist abgerissen aus, wahrscheinlich waren es Banditen, aber auch ein paar in edle Pelze gekleidete Nordmänner konnte sie erkennen. Wahrscheinlich Händler, die auf den Pässen zwischen Cyrodiil und Himmelsrand unterwegs gewesen waren. Wer immer diese traurigen Gestalten da unten waren, es handelte sich bei ihnen entweder um Leute, die ohnehin keiner vermissen würde, oder aber um solche, bei denen niemand wirklich überrascht wäre, wenn ihnen ein Unglück zustieße. Ein Bretone und zwei Altmer bewegten sich durch die Reihen der Gefangenen, begutachteten sie, als seien sie Vieh und machten sich hin und wieder Notizen. Sie sahen zu alt aus, als daß es sich um Novizen handelte. Erynn glaubte, hier drei Mentoren vor sich zu haben. Langsam zog sie sich zurück. Sie hatte genug gesehen um zu wissen, wobei es sich bei den Bedauernswerten handeln dürfte: Kanonenfutter. Wieder wanderte ihre Hand automatisch zu den Phiolen mit dem Gift.
Für den Moment reichte es ihr. Mit zitternden Fingern klammerte sie sich an das Mauerwerk, während sie wieder zurück über den schmalen Vorsprung balancierte und so schnell wie möglich zurück in ihre Kammer huschte. Hier verbarg sie sich hinter einem Stapel Kisten und bemühte sich darum, sich wieder zu beruhigen. Sie mußte ein wenig eingenickt sein, als plötzlich Stimmen zu ihr durchdrangen. Mit einem Satz war sie auf den Füßen, kauerte sprungbereit im Schatten, ihren Dolch sicher in der rechten Hand. Die Tür zu ihrem Refugium wurde aufgestoßen und das Getrappel mehrerer Füße war zu hören.
„Und wir sollen das verdammte Ding wirklich bis ganz oben in den Turm schleppen?“ war eine noch sehr junge Stimme zu vernehmen.
„Die Meister brauchen das Ding scheinbar. Also beschwer dich nicht.“
„Warum müssen sie für ihre Planungen denn unbedingt ganz oben im Turm sitzen? Das ist doch bescheuert.“
„Damit sie die Schlacht von dort aus überblicken können, Idiot!“
„Aber auf den Turm werden die Verbledeten als Erstes zielen, wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben...“
„Wird ihnen auch nichts nützen. Die Meister wissen sich schon zu schützen, und uns auch. Hörst du jetzt also endlich auf zu jammern und packst hier mal mit an?“
„Jaja...“
Erynn hörte, wie ein schweres Möbelstück bewegt wurde und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie wußte jetzt, wo sich die Meister aufhalten würden, wenn es zum Kampf kam. Als die Geräusche leiser wurden, spähte sie vorsichtig aus ihrer Deckung hervor und folgte den unbekannten Stimmen dann. Als sie auf den Gang hinauslugte, sah sie vier Novizen, die sich mit einem schweren Eichentisch abmühten. Vorsichtig, Schatten und Winkel nutzend, folgte sie den jungen Schülern. Was die vier betraf, so hätte sie sich nicht sonderlich anstrengen müssen – sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, daß ihnen ihre Last nicht aus den Händen glitt. Hin und wieder jedoch durchquerten weitere Personen die Gänge und die Elfin mußte ziemlich achtgeben, wenn sie gleichzeitig sowohl an den Novizen dranbleiben als auch weiterhin nicht gesehen werden wollte.
Schließlich erreichten die vier mit dem Möbelstück den Aufgang zum Turm. Sich hier zu verstecken würde schwierig sein, also richtete sie sich hinter einem Wandteppich ein und wartete, bis die Jugendlichen wieder herunterkamen. Als sie schließlich, über ihre schmerzenden Hände fluchend, um die nächste Biegung verschwunden waren, löste sich die Kriegerin aus ihrem Versteck und huschte geduckt in den Turm hoch, bis zur obersten Kammer. Sie hatte es fast geschafft! Sie war so dicht am Ziel! Während des Angriffs würden die Obersten der Verräter sich hier aufhalten. Erst jetzt zog Erynn die Spruchrolle mit dem Leben entdecken – Zauber hervor. Wenn jetzt etwas schiefginge, war alles aus. Arranges hatte ihr die korrekten Worte eingetrichtert, und tatsächlich: Sie konnte eine Aura in dem Raum ausmachen. Eine, die zu einer verflucht großen Person gehörte. Erschrocken drückte sie sich gegen die Wand. Botschafter... verflucht.
Die Präsenz in dem Raum bewegte sich, dummerweise genau auf den Ausgang zu. Erynns Herz setzte für einen Schlag aus und machte dann einen schmerzhaften Sprung in ihrer Brust. Verstecken konnte sie sich nicht, unsichtbar machen auch nicht mehr. Sie hatte nur jene eine Windwandlerspruchrolle gehabt. Blieb allein das Gift. Mit zitternden Fingern entkorkte sie eine der Phiolen und ließ die tödliche Flüssigkeit auf die Klinge ihres Dolches rinnen.
Sie wußte es nicht und erfuhr es niemals, doch ihr unglaubliches Glück war, daß man den Botschaftern unter den Abtrünnigen im Gegensattz zur Gathering einige Nachlässigkeiten durchgehen ließ und viele von ihnen diese Möglichkeit ausnutzten. So kam es, daß der Botschafter gut scihtbar und ohne besondere Vorsicht die Kommandozentrale verließ, ein paar Papiere bei sich tragend, die in der gewaltigen Pranke beinahe verschwanden. Erynns Dolch zuckte vor und drang tief in die Seite des entsetzlichen Hünen ein. Ein Hieb traf sie, wenngleich nicht mit voller Wucht. Sie wurde zurückgeschleudert, klatschte gegen die Turmwand und sackte daran herab, als ihr kurz schwarz vor Augen wurde. Als ihr Blick sich schon nach wenigen Momenten wieder klärte, war von dem Botschafter nicht mehr übrig geblieben als Asche, die in dem zugigen Gang bereits verweht wurde. Arranges hatte nicht übertrieben, was die Wirkung des Giftes betraf...
Sie verlor keine weitere Zeit. Dank des Zaubers wußte sie jetzt, daß sie allein war, und betrat den Raum, den die Meister für ihren Kriegsrat auserkoren hatten. Kurz sah sie sich um, versteckte dann einen der Steine hinter einem bodenlangen Wandbehang, den zweiten in einer Kiste unter einem Haufen Papier und den dritten in einer silbernen Urne, die auf einem Bücherregal stand. Als das vollbracht war, machte sie sich daran, so schnell wie möglich aus der Feste zu verschwinden.
Es dauerte länger, als sie geplant hatte. Immer wieder wurde sie aufgehalten, mußte sich rasch verstecken und entging ein paarmal nur knapp der Entdeckung. Jetzt wurde ihr klar, warum sie sich bisher so frei hatte bewegen können. Sie war wärend der Nacht herumgeschlichen, und jetzt erwachte die Festung langsam aber sicher.
Als sie in „ihrem“ Abstellraum ankam, hätte sie dort den nächstbesten Besen umarmen können, so erleichtert war sie. Erynn kletterte durch die Luke zurück in die Kloake und rannte, so schnell es der tückische Boden zuließ. Sie zwängte sich gerade durch die schmale Öffnung in der Außenmauer zurück ins Freie, als ein Donnerschlag durch den Turm ging, der ihn in seinen Grundfesten erzittern ließ und ihr schier das Blut vom Herzen trug. Sie wand sich, bis sie draußen am Rand des Abgrundes lag, sprang auf so schnell es ihre zitternden Glieder zuließen und jagte in gestrecktem Lauf und mit eingezogenem Kopf fort von der Feste.
Eigentlich war von Arranges in kurzer Beratung mit den Großmeistern besprochen, mit dem Staffelläufer als Unterhändler nochmal ein wenig Zeit für Erynn zu schinden. Aber alles, was geschah, nachdem der Rothwardon knappe zehn Meter vor dem Tor stehen blieb und nach den Abtrünnigen Meistern verlangte, war eine dumpfe Explosion, als es den Körper des Staffelläufers zerriss. Blut und Eingeweide färbten den Schnee in unmittelbarer Nähe rot. Auf den Zinnen regte sich nichts. Die wenigen Wachen, die dort schon seit dem frühen Morgen standen, regten sich nicht, weder kamen neue hinzu.
Stumm und leise gab Arranges den Befehl zum Angriff an die Mentoren weiter, die um ihn herum standen und denen er kleinere Gruppen zugeteilt hatte. Es waren im Endeffekt sehr viel mehr, als der Haufen, mit dem er aus Morrowind gekommen war. Bis auf ein paar Ausnahmen hatten sich noch viele andere Feldlager angeschlossen und allein die Masse, die die Novizen ausmachte, musste bereits eine gewaltige, optische Übermacht darstellen. Aber Arranges wusste auch, dass sich die Abtrünnigen von der schieren Größe der versammelten Streiter nicht beeindrucken lassen würden. Mehr Respekt hingegen dürften sie vor den zumindest sichtbaren Korruptoren haben, von den anwesenden Meistern ganz zu schweigen. Die Meister jedoch wurden dazu abgestellt, die Kämpfenden aus den hinteren Reihen heraus zu unterstützen...
Der beginn der Schlacht war so anders, als das, was eine klassische Schlacht ausmachte. Novizen, Botschafter, Mentoren und Meister sprachen stumm ihre Beschwörungen und andere Zauber. Kein Kampfgeschrei, nur das Klappern und klirren unzähliger Waffen und Knochen hallte über das weiße Feld vor der Burg, als hunderte von Skeletten, einige wenige Dremora und vereinzelte Liche sich auf die Mauern zubewegten. Es war, wie Arranges vermutet hatte. Bevor sich die Beschwörungen bis auf etwa zwanzig Schritte den Mauern angenähert hatten, schoben sich dort aus Kaskaden aller ihm bekannten Farben, ebenfalls Beschwörungen. Alles war dort vorhanden, angefangen vom einfachen Ahnengeist, über den Skelettwächter, bis hin zum Lich. Auch Daedra waren mehr als genug dabei. Caitiff, Skamps, Daedroths und der ein oder andere Xivilai. Ein Sturm aus Waffenlärm und dem Scheppern von Stahl auf Stahl brach los. Meister und Mentoren schoben ununterbrochen Beschwörungen nach, während sich die Botschafter und Novizen selbst in den Kampf stürzen, um den Nachteil ihrer Schlagkraft durch die sehr viel größere Zahl an Daedra auf der gegnerischen Seite wieder auszugleichen... Die recht einseitige Schlachte währte noch nicht sehr lange, als sich die Verluste, vor allem unter den Novizen der Gathering langsam aber sicher bemerkbar machten. Sie kamen nicht recht an die Burg heran, sie mussten etwas gegen die Zaubernden auf den Zinnen unternehmen und vor allem mussten sie die Schlacht ins Innere der Festung tragen um die Abtrünnigen mehr unter Druck zu setzen, denn im Moment war es eher die Gathering, die sich trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, an den Wällen aufrieb.
Es dauerte einen kurzen Moment, bis die Befehle von Arranges alle Meister erreicht hatten. Ein gutes Dutzend Feuerbälle rauschten fast zeitgleich auf die Gestalten auf den Mauern zu. Hohle Einschläge signalisierten, dass die Zauber ihre Ziele erreicht hatten. Allerdings war auch das wohl der Startschuss für die Abtrünnigen, jetzt ihr komplettes Arsenal einzusetzen. Das Tor öffnete sich plötzlich und heraus stürmten unzählige Zombies und Skelette. Doch die Aura dieser Untoten war anders. Das waren keine einfachen Beschwörungen. Hierbei handelte es sich um wiedererweckte Leichen aus Gräbern und Gruften. Das also ist das, wonach die Abtrünnigen streben... sie wollen völlig Unabhängig ihrer Leidenschaft nachgehen und machen dabei nichteinmal vor Leichenschändung und dergleichen halt... erbärmlich... Die Wiedererweckten rissen gewaltige Schneißen in die Reihen der Gathering und mit einem Mal befand sich das Schlachtengetümmel auf dem Weg weg von den Mauern. Sie wurden zurückgedrängt und das konstant. Wieder erteilte Arranges Befehle und neben unzähligen Beschwörungsformeln mischten sich jetzt zusätzlich noch Zauber der anderen Magieschulen in die Schlacht. Überwiegend jedoch waren Schock-, Feuer- und Eiszauber zu sehen, die in regelmäßigem Abstand in die Reihen des Feindes einschlugen... Ein wahres Feuerwerk ging auf die Abtrünnigen nieder, die jetzt zusätzlich Novizen und Botschafter in den Kampf schicken...
Doch nach einigem Hin und Her wandelte sich die Schlacht plötzlich in ein Gemetzel, als sich die Korruptoren einmischten. Ob es nun Feuer war, das aufloderte oder der berstende Leib eines Novizen, konnte Arranges oft nicht sagen, als jetzt auch er mit einigen der Meister in den Kampf eingriff. Die Gathering trieb den Kampf mit der Hilfe der Bestien langsam aber sicher in den Hof der Festungsanlage und plötzlich zerriss eine gewaltige Explosion den allgemeinen Schlachtenlärm. Irgendwo wurde das Mauerwerk der Festung einfach zerfetzt und es war praktisch für alle spürbar, wie der Körper des abtrünnigen Meisters Saptos, pulverisiert und seine Seele in ein bodenloses Loch zwischen den Welten geschleudert wurde. Nur wenige Herzschläge später erschütterten zwei weitere Explosionen fast zugleich die Festung. Meister Dialga und Meister Kargarass waren vernichtet... War zuvor kein Kampfruf, kein wildes Gegröhle zu hören gewesen, so begannen plötzlich alle auf der Seite der Gathering zu spüren, dass der Sieg bereits ihrer war. Brutaler als sowieso schon, trieben sie die Gegner vor sich her, aber schon nach wenigen Augenblicken waren es nur noch die Korruptoren, die die komplette Festung auf den Kopf stellten und keinen der Verräter entkommen ließen... die Sieger verteilten sich, einige durchsuchten in Gruppen die Festung, während viele andere bereits mit der Versorgung der Verwundeten begannen.
Arranges selbst hatte ebenfalls ein paar Schrammen abbekommen. Unter anderem hatte er die komplette Wucht eines Fausthiebs mit dem rechten Auge zu spüren bekommen, welches jetzt langsam aber sicher anschwoll und sich dunkelblau zu färben begann. Ein leicht verstauchter Knöchel und ein Schnitt über den linken Oberarm, sonst hatte er keine weiteren Verletzungen davongetragen. Arranges war einerseits irgendwie mächtig stolz auf sich, andererseits jedoch arg erschöpft. Bis zum Mittag waren es noch mindestens drei Stunden. Er überließ die letzten Räumarbeiten in den tieferen Räumen der Festung den Korruptoren, während überall auf dem Feld und im Innenhof jetzt kleinere Gruppen entstanden. Feldscher machten sich an ihre Arbeit, während sich die Unverletzten einfach nur müde auf den Boden sinken ließen. Arranges trat aus der Burg heraus. Draussen kamen ihm bereits die beiden Großmeister entgegen. Er hörte Schritte neben sich und drehte den Kopf. Sein Herz tat einen schmerzhaften Sprung, als er Erynn lebendig auf sich zukommen sah. Er wiederstand dem dringenden Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen. Stattdessen lächelte er ihr nur zu.
'Arranges, wir wussten, ihr würdet einen wunderbaren Feldherr abgeben... nur eure Schülerin ist bewundernswerter...' Sprach ihn der kaiserliche Sprecher der Gathering ohne Umschweife an, als die beiden Großmeister ihn und Erynn erreicht hatten. Der Magier besann sich sofort auf den Plan, den er sich seit sie vor beinahe unzähligen Tagen die Ratshallen verlassen hatten, zurechtgelegt hatte. 'Ich danke euch und möchte auch direkt etwas bezüglich meiner Schülerin, Erynn Releth, erklären, wenn ihr sie gerade schon angesprochen habt.' Der Großmeister zog nur fragend eine Augenbraue hoch. 'Es geht um ihren Stand als Novize und demzufolge als meine Schülerin... ich befinde sie für nicht lernfähig und weise sie daher von mir und beende jegliche Lehrung durch meine Hand mit sofortiger Wirkung.' Der Großmeister schien wohl mit so einigem gerechnet zu haben, nicht aber damit. 'Nun... ich kann euch verstehen Mentor Arranges... aber wie habt ihr euch das vorgestellt? Wir können sie nicht einfach so kurzfristig einem anderen Mentoren zuweisen. Die Mentorin Arranjenne fällt komplett aus, da sie das Kaltblutritual noch nicht durchlaufen hat...'
'Genau.' Unterbrach ihn Arranges und redete einfach weiter, ohne die herrische Geste des Sprechers wahrzunehmen: 'Ich habe dafür gesorgt, dass für drei abtrünnige Meister drei Siegelsteine zur Verfügung standen, habe eine Schlacht koordiniert, von der ihr wisst, dass sie ebensogut hätte einen völlig anderen Verlauf hätte nehmen können, hätte ich Erynn nicht dort hineingeschickt... ich denke es ist an der Zeit, dass ich, Mentor Arranges Moryn unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil nun an der Reihe bin, etwas zu fordern, von dem ich denke, dass es mir aufgrund meiner Dienste gewährt werden sollte!'
'Ihr... wagt es, etwas zu verlangen, Arranges?'
'Ja, denn ich habe in den letzten eineinhalb Monaten Dinge getan, zu denen kaum ein anderer fähig gewesen wäre...'
'Ihr seid sehr selbstsicher, Mentor... seid ihr auch sicher, dass eure zugegeben großen Dienste für die Gemeinschaft ausreichen, um etwas forder zu können?'
'Ja!'
'Nun... dann will ich euch nicht daran hindern, eure Forderung zu stellen...'
'Ich will, dass Lady Erynn Releth aus allen Aufzeichnungen der Gathering gestrichen wird. Sie wird nicht länger ein Mitglied sein und soll nach ihrem Austritt nicht unter Beobachtung stehen.' Schweigen. Mit einem Blick, der den Kaiserlichen durchbohrte, schaute der Großmeister Arranges in die Augen. Nach einer Weile begann er dann schließlich zu reden: 'Das ist sehr viel, was ihr verlangt... jedoch... in den letzten Wochen ist sehr vieles geschehen, von dem die Gathering glaubte, dass etwas derartiges nie geschehen würde... lasst euch gesagt sein, Mentor, dass ihr der Erste seid, der erst Folter und dann den Tod erleiden wird, sollte sich herausstellen, dass unsere Zustimmung zu eurer Forderung die Geheimhaltung und Sicherheit der gesamten Gathering gefährdet. Und nun, aus meinen Augen! Die Großmeister werden sich für eine Weile zurückziehen und die Wunden versorgen, die dieser Verrat gerissen hat...' Ohne sie weiter zu beachten, gingen die beiden Großmeister an Erynn und Arranges vorbei.
Drei Tage waren Arranges und Erynn nach der Schlacht nach Süden unterwegs, als sie endlich die Türme von Bruma unter sich auftauchen sahen. Sie hatten kaum bis gar nichts gesprochen während dieser Zeit. Am späten Nachmittag des dritten Tages hatten sie die Stallungen von Bruma endlich erreicht. Der Kaiserliche hätte gute Lust gehabt, sich einfach für einen Tag nochmal ein Zimmer zu nehmen und einfach zu entspannen, aber er hatte noch etwas zu erledigen... ein gewisser Argonier musste noch den Tod finden, ehe er einen Haken unter diese komplette Sache machen konnte. Gumora... Und dazu brauchte er zunächst einen Anhaltspunkt und vor allem jemanden, der sich mit dieser Sache auskannte. Arranges hing dem Gedanken kurz nach, ehe ihm Dreveni wie von selbst wieder einfiel. Ob das wohl eine so gute Idee ist? ...
Beide hatten sie ihre Pferde gerade aus den Stallungen geholt. Arranges stellte zufrieden fest, dass ein Botschafter wohl schneller war und ein kleiner Beutel mit einer hübschen Summe Septime an seinem Sattel hing. Ehe er jedoch aufsaß, wandte er sich Erynn nochmals zu: 'Erynn... ich... danke dir für alles und überhaupt deine Gesellschaft... es fällt mir... tatsächlich schwer, Abschied zu nehmen...' Es war eindeutig, dass er trotz seiner relativ hohen Bildung schlicht keine richtigen Worte fand. Stattdessen langte er nur in einen kleinen Beutel an seinem Gürtel und förderte ein schlichtes Amulett zu Tage. Es hing an einer einfachen, schlanken, grünweißen Kordel. Das Amulett selbst war nicht mehr, als ein flacher, in Gold gefasster Smaragd von dem groben Durchmesser eines Septims. 'Ich hab es bei Juranos Anwesen anfertigen und verzaubern lassen...' Etwas verlegen stand er vor ihr. 'Darf ich?' Fragte er schüchtern und zog die Kordel an dem einfachen Verschluss außeinander. Erynn nickte nur. Arranges tat einen Schritt auf sie zu und legte ihr das Schmuckstück an. 'Wenn du auf die Magie zugreifst, die in dem Amulett schlummert, bist du in der Lage einen Schutzgeist zu rufen... einen Caitiff... um genau zu sein...' Und ohne nochmals zu zögern oder eine Erwiederung abzuwarten, trat der Kaiserliche von sich aus auf die Dunmer zu und schloss sie wie selbstverständlich in die Arme.
'Wo wird dich dein weiterer Weg hinführen?' Fragte er, nachdem er sich von ihr wieder gelöst hatte und einen Schritt zurücktrat.
Glannaragh
29.05.2011, 13:07
Erynn war geradezu sprachlos über das Abschiedsgeschenk, das Arranges ihr machte. Die tiefe Bedeutung, die darin lag, war unverkennbar. Sie erwiderte die Umarmung aus ganzem Herzen und hätte selbst am liebsten nicht mehr losgelassen, konnte sie sich doch kaum vorstellen wie es sein würde, wieder allein unterwegs zu sein und irgendwelche Dinge zu tun, die nach dem, was sie erlebt hatte, nur noch klein und nichtig wirken konnten. Doch bevor sie in ihr altes Leben, nach Skingrad und in die Kriegergilde zurückkehren konnte, mußte sie nooch eine Sache regeln. Einen Zustand wiederherstellen, der ihr verlorengegangen war, seit zwei der Abtrünnigen sie verschleppt hatten. „Nun, zunächst wohl ins Hafenviertel der Kaiserstadt. Ich habe mir geschworen, diesen Molch zur Strecke zu bringen, erinnerst du dich? Er wird zwar nicht mehr dort sein, wenn er auch nur ein bißchen Hirn in seinem häßlichen Schädel hat, aber das ist der Ort, an dem ich meine Suche beginnen werde.“
Achja richtig, da war noch etwas... hm... nein... das wäre zu viel des Guten... obwohl... Arranges verspürte einen Anflug von Freude, als in ihm die Idee keimte, Erynn an dieser Stelle wohl doch nicht verlassen zu müssen. Andererseits wollte er keine Zeit darauf verschwenden, selbst nach der schmierigen Eidechse zu suchen. Dreveni wiederum traute er nicht so weit, als dass sie einfach nur eine hohe Anzahlung verlangte und überhaupt nichts tat, er würde sie schon begleiten müssen um davon überzeugt zu sein, dass sie Gumora tatsächlich tötete... Von plötzlicher Euphorie angesprungen, war der Kaiserliche drauf und dran, der Dunmer vorzuschlagen, dass sie zu zweit nach dem Molch suchen könnten, schließlich hatte er die Rechnung mit ihm ebenfalls nicht beglichen, wenn er Dreveni aus dem Spiel ließ. Aber hier entstand wieder das Problem, dass weder er, noch Erynn auch nur die geringste Ahnung davon hatten, wie man eine Person aufspürte, die nicht gefunden werden will... Er würde es einfach dabei belassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Erynn den Argonier in absehbarer Zeit finden würde, ging gegen null. Er würde das selbst in die Hand nehmen und einfach Dreveni dazu benutzen, den widerlichen Schuppenmann ausfindig zu machen... umbringen konnte er ihn zur Not auch selber und Dreveni gleich mit, sollte sie irgendwelche Schwierigkeiten machen... 'Nun... ja, ich erinnere mich.' Sagte er und lächelte. 'Dann wünsche ich dir viel Glück und Erfolg bei dieser Aufgabe.' Das ist ja so gelogen... Für einen kurzen Moment schämte sich Arranges ein wenig, nahm sich dann aber nochmal zusammen. 'Ich hoffe inständig, dass wir uns irgendwann einmal wieder treffen... vielleicht in Skingrad in der Taverne der Orkschwestern...' Er grinste. 'Der Weg... teilt sich dort unten nach der ersten Biegung,' er deutet die Straße hinunter, 'ein Pfad führt dort nach Osten, nach Cheydinhal, dort werden wir uns wohl trennen.' ... Dann saßen sie auf und ritten in gemächlichem Tempo los, gerade so, als wollten sie die Zeit, die ihnen jetzt noch blieb, irgendwie nochmal um einige Augenblicke verlängern...
Erynn wunderte sich ein bißchen über die Antwort. Bisher hatte der Kaiserliche immer so geklungen, als wolle er sie mit allen Mitteln davon abhalten, sich den Kopf dieser Echse zu holen. Wenngleich sie verstand was ihn dazu trieb, sie wollte und konnte diese Sache nicht einfach abhaken, doch sie wollte den Moment nicht stören indem sie nachhakte, was Arranges zu diesem Sinneswandel veranlaßt hatte. So weit ist es also gekommen. Ich ziehe los mit dem festen Vorsatz, jemanden umzubringen... aber was bleibt mir schon groß anderes übrig? Die offiziellen Wege kann ich im Zusammenhang mit den Abtrünnigen wohl kaum nutzen, und es einfach auf sich beruhen lassen... nein. Ich will Rache für diese Schmach!
"Ich denke sicher, daß wir uns wiedersehen, Arranges", antwortete sie nach einer Weile mit einem warmen Lächeln. "Skingrad ist nicht so furchtbar groß. Wenn du... in Zukunft irgendwelche weiteren interessanten Projekte planen solltest, für die ein bißchen gesunder Merverstand von Nutzen sein könnte, zögere nicht, in der Gilde nach mir zu fragen - bei all dem Chaos in der letzten Zeit muß ich zugeben, daß ich Gefallen daran gefunden habe." Mit diesen Worten und einem letzten, offenen Lächeln lenkte Erynn ihr Pferd an der Weggabelung in Richtung der Kaiserstadt. Sie war einfach nicht gut in großartigen Abschieden und beschloß, es so einfach wie möglich zu halten. Das Herz war ihr auch so schon schwer genug, wenngleich sie sich Mühe gab, das nicht allzu deutlich zu zeigen.
Arranges hielt es ähnlich wie Erynn, schweigend lenkte er seinen Fuchs auf den Pfad nach Cheydinhal. Aber statt einfach loszureiten, blieb er stehen und wandte sich im Sattel um, um Erynn nachblicken zu können. Ein... seltsames Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit und ohne, dass er genauer darüber nachdachte, rief er ihren Namen. Sie stoppte und schaute sich fragend zu ihm um. Arranges lenkte sein Pferd neben das ihre und blickte ihr fest in die Augen. 'Erynn, ich habe vorhin... nicht alles gesagt, was ich hätte sagen sollen... es geht um Gumora. Ich habe mit ihm ebenfalls noch eine Rechnung offen... und wollte daher einen Assassinen für ihn als Ziel... Dreveni, um genau zu sein, bezahlen... daher mein Weg nach Cheydinhal.' Ihr Blick war gleichermaßen irritiert, wie fragend. 'Es tut mir leid, aber eigentlich wollte ich dich damit aus der Sache raushalten, aber ich kann es einfach nicht... dich zu belügen scheint mir nur mehr alles andere als angebracht, trotz Sorge... Ich werde Dreveni begleiten... ich traue ihr nicht, ihre Fähigkeiten sind jedoch mehr, als ein dunkler Bruder jemals können würde... ich möchte, dass du mich begleitest...' Jetzt war es heraus und Arranges machte sich nicht die Mühe, seine Freude zu verbergen, die hervorbrechen würde, würde Erynn zustimmen...
Die Elfin zog eine Augenbraue hoch. Daher also dein rasches Nachgeben. Ich hätte es wissen sollen... Sie kommentierte das jedoch nicht weiter. Allein die Tatsache, daß der Nekromant es letztendlich doch nicht übers Herz brachte sie anzuschwindeln, war ihr Bestätigung genug, daß sie sich seine Loyalität mit der Zeit ganz sicher verdient hatte. Abgesehen davon, daß er den Großmeistern die Stirn geboten und sie tatsächlich aus dem Griff der Gathering befreit hatte, verstand sich. So ganz konnte sie immer noch nicht fassen, daß sie frei war. Sie hörte weiter zu, bis Arranges geendet hatte. "Dann sieht es so aus, als würden sich unsere Wege hier doch noch nicht trennen", sagte sie und hätte einen Jahressold darauf gewettet, daß das breite Grinsen, das jetzt ihre Lippen teilte, dem des Beschwörers in nichts nachstand.
Damit war es beschlossen. Mit dem neuen Ziel vor Augen trieben sie ihre Pferde zu einem flotten Trab nach Osten, wieder einmal auf Cheydinhal zu...
Soo... damit hätte auch diese Geschichte ihren Abschluss gefunden. Wie immer hoffe ich, dass alle Leser ihren Spaß hatten :D
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Schildstadt (http://www.multimediaxis.de/threads/131680-Schildstadt)" fortgesetzt.
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