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Reeve
12.08.2003, 05:17
Hi, ich bin ein großer Fan von Sherlock Holmes und wollte mal einen Fall mit ihm und seinem Freund Watson schreiben. Ich kann's ja einfach hier schreiben, weil ich hier auch die Meinung anderer lesen kann.

Sherlock Holmes' mörderische Erholung

Kapitel 1: Mr. Sherlock Holmes braucht Erholung

Es war ein später Abend in London, als die Türklingel plötzlich leutete. Ich war ziemlich überrascht, dass man mich noch zu so später Stunde aufsuchte. Ich erhob mich von meinem Sessel und ging zur Haustür, um den späten Besucher einzulassen. Ich öffnete meine Tür und sah einen älteren Gentleman an meiner Tür.
"Guten Abend, Sir, was kann ich für Sie tun?", fragte ich.
"Sie sind Doktor John Watson?", fragte der Herr.
"Richtig, was kann ich für Sie tun?", fragte ich ein zweites Mal.
"Sie sind doch mit Mr. Holmes befreundet, nicht wahr?", fragte der Herr.
"Wenn Sie einen Fall haben, dann können Sie sich auch direkt an ihn wenden. Ich bin nicht sein Vermittler, sondern nur sein bescheidener Chronist und Helfer. Sie finden ihn bestimmt in seinem Apartment, Baker Street Nr.221 B.", sagte ich.
Der Herr schüttelte den Kopf. "Nein, Doktor, ich möchte mich Ihnen zuerst einmal vorstellen. Ich bin Doktor Ronald George und muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Freund Sherlock Holmes einen Schwächeanfall in seiner Wohnung erlitten hat."
"Was?!", rief ich erschüttert.
"Mrs. Hudson, die Vermieterin Ihres Freundes, hat mich in die Baker Street geholt, als sie Ihren Freund so vorfand.", erklärte der Arzt.
"Wie geht es ihm jetzt?", fragte ich aufgeregt.
"Wieder besser, aber ich dachte mir, es sei richtig, Ihnen alles mitzuteilen.", antwortete George. "Ich habe ihn schon untersucht und ihm strenge Ruhe verordnet. Ich muss jetzt auch schon wieder gehen, ich wollte Sie nur über den Zustand Ihres Freundes in Kenntnis setzen. Guten Abend, Sir." Ronald George verschwand.
Ich zögerte keine Sekunde, holte Hut und Mantel, sagte meiner Frau bescheid, dass ich fahren würde, rannte aus meiner Wohnung und nahm mir eine Droschke, mit der ich in die Baker Street fuhr und vor Nr.221 B Halt machte. Ich bezahlte den Kutscher und stieg aus. Ich sah, dass die Räume von Sherlock Holmes hell erleuchtet waren. Als ich klingelte, öffnete mir Mrs. Hudson die Tür.
"Doktor Watson, Sie sind es!", rief Mrs. Hudson.
"Guten Abend.", sagte ich.
Sie nahm mir Hut und Mantel ab.
"Wie geht es ihm?", fragte ich.
"Besser, Doktor.", antwortete sie. "Er wird sich bestimmt freuen, Sie zu sehen."
Ich ging die Treppen zu Holmes' Wohnung hinauf, in der ich bis zu meiner Heirat 1888 auch gelebt hatte. Sherlock Holmes lag ausgestreckt auf seinem Sofa und hatte einen Haufen von Zeitungen neben sich aufgestapelt.
"Watson, was für eine schlechte Fügung, dass Sie mich in so einem Zustand vorfinden müssen.", sagte Sherlock Holmes und rang sich ein Lächeln ab.
"Mein lieber Holmes, was ist denn passiert, dass es Ihnen so übel ergangen ist?", fragte ich und setzte mich auf einen Stuhl neben dem Sofa.
"Ich hatte mit einem Fall zu tun, während Sie in Ihrer Arztpraxis zu tun hatten. Ich musste den Mord an einem Makler aufklären. Die Jagd nach dem Mörder erwies sich als anstrengend und dabei geriet ich in eine Schießerei, dich mich Nerven und Schweiß gekostet hat. Zum Glück hatte ich unseren Freund Inspektor Gregson von Scotland Yard an meiner Seite, sonst wäre mir der Mörder wahrscheinlich entwischt."
"Ach, Sie haben doch so gut wie jeden Mörder Englands gefasst.", meinte ich.
"Auch ich bin nur ein Mensch, Watson, mir ist wohl klar, dass ich über deduktiven Verstand verfüge und auch schon viele Fälle zum erfolgreichen Abschluss gebracht habe, aber ich bin nicht perfekt, ebenso wenig wie jeder andere Mensch.", sagte Holmes und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"In nächster Zeit wird Ihnen sowieso kein Mörder entgehen, weil Sie keinen Fall übernehmen werden. Sie brauchen Erholung, Holmes, Sie brauchen dringend Erholung.", sagte ich eindringlich.
"Normalerweise hätte ich mich jetzt dagegen geäußert, aber ich sehe selber ein, dass ich noch nicht so weit bei Kräften bin, mich einem der vielen Probleme anzunehmen, die es in London und anderswo so viele gibt.", sagte Holmes.
Das waren für mich in der Tat neue Töne. Sherlock Holmes war normalerweise der Mann, der sich nie von seiner Arbeit abbringen ließ. Er liebte das Studium des Verbrechens und wäre er auf die falsche Seite geraten, wäre er wahrscheinlich das größte Verbrechergenie geworden.
"Ich als Arzt würde Ihnen ein paar Tage Urlaub auf dem Land empfehlen, Holmes, und ich möchte Ihnen raten, diesen Rat auch zu befolgen.", sagte ich. Ich rechnete fest mit Ablehnung, denn Holmes fand keinen Reiz an der Schönheit des Landes oder des Meeres. Ihn reizte nur die Aufklärung von Verbrechen oder Rätseln.
"Das wird wohl das beste sein.", meinte Holmes. "Hätten Sie Zeit, mich zu begleiten, Watson?"
"Wieso, Holmes?", fragte ich.
"In der Fremde ist es immer von Vorteil, einen vertrauten Freund bei sich zu haben.", sagte Holmes. "Sie kennen mich gut genug, Watson, um zu wissen, dass ich so gut wie nie aufs Land fahre, es sei denn dort wartet ein Verbrechen darauf, aufgeklärt zu werden, also können Sie davon ausgehen, dass ich auf dem Land keine Freunde habe. Sie sind so ziemlich mein einziger Freund und so würden Sie mir einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie mitkämen."
"Ich kann sicher vier oder fünf Tage entbehren. Es wäre mir eine Freude, Sie begleiten zu dürfen, Holmes.", versicherte ich freudig.
"Also, schlagen Sie einen Zielort vor.", bat mein Freund.
Ich dachte kurz nach und dann fiel mir auch etwas ein.
"Ich habe einen Bekannten auf dem Land, Robert Miller, er hat in Cornwall ein schönes großes Landhaus. Es wäre ihm sicher nicht unrecht, wenn er Besuch von dem bekanntesten Detektiv Europas bekäme.", sagte ich.
"Dem bekanntesten beratenden Detektiv Europas.", korrigierte Holmes.
"Ich werde an Mr. Miller telegrafieren und ihn fragen, ob wir kommen können. Ich werde Sie dann aufsuchen.", sagte ich.
"Das wäre nett, Watson.", erwiderte mein Freund.
"Auf Wiedersehen, Holmes, ich schaue morgen noch mal bei Ihnen vorbei.", sagte ich und reichte meinem Freund die Hand. Er schüttelte sie. "Bis morgen, Watson."
Ich nahm Hut und Mantel von Mrs Hudson entgegen und machte mich dann auf den Heimweg. Ich war heilfroh, dass Holmes keine ernste Krankheit hatte.