Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ignoranz teil des Selbsterhaltungstriebes???
Über was ich schon lange nachdenke ist, ob Ignoranz teil des Selbsterhaltungstriebes ist. Ich meine nicht im physischen Sinne, sondern eher im Psychischen. Denn wenn ich alles, dass ganze Leid, dass ich den ganzen Tag sehe (im Fernsehen, auf der Straße, in der Zeitung lese) beachten oder an mich rann lassen würde, glaube ich, dass ich seelisch kaputt gehen würde... Deshalb stellt sich mir die Frage, ob die Menschen einfach nur oberflächlich sind, oder ob es eben jener unterbewusste Trieb ist, der die Menschen schützt...
Hippokrates
11.08.2003, 22:24
Ich würde es nichtmal Ignoranz nennen.
IMHO sind Menschen per se unfähig trauer für Leute zu empfinden, die sie nie getroffen oder gekannt haben.
Natürlich werden jetzt gleich hunderte Leute kommen die mir klarmachen, wie geschockt sie jedesmal sind wenn etwas von einem Autounfall mit Toten in der Zeitung steht, aber so ist nunmal meine Meinung.
das ist genauso, als wenn irgendwo in der dritten welt jemand an hunger oder ner krankheit stirbt, ich mein, hier in deutschland kümmert das wohl keinen, warum auch? natürlich ist das scheisse, wenn jemand so qualvoll zu grunde geht, aber man kann es nicht fühlen, wenn man nicht dabei ist, darum kümmert man sich darum auch nicht, oder denkt darüber nicht nach, ich zum beispiel hab besseres zu tun, als mich um die probleme wildfremder leute zu kümmern, die zudem auch noch meilenweit weg leben, denn das bringt letztendlich ja sowieso nichts.
Teil des Selbserhaltungstriebs ist bestimmt, dass der Mensch völlig auf sich konzentriert ist. Und wer immer nur auf sich selbst schaut, wird unschwer damit fertig, wenn Menschen sterben, zu denen er kaum einen Bezug hat. Ein Schweizer wird viel mehr geschockt sein, wenn es heisst, dass ein Flugzeug voller Schweizer abgestürzt ist, als wenn die Passagiere einer anderen Nationalität gewesen waren. Wenn man als Tourist hört, ein Einheimischer sei überfallen worden, so berührt es einen weniger, als wenn das Opfer ein anderer Tourist gewesen wäre, denn man hat einen viel direkteren Bezug zu einem anderen Touristen, als zu einem Einheimischen.
Ich würde es also nicht Ignoranz, sondern vielmehr natürlicher Egoismus nennen.
[KC]Cunner
12.08.2003, 00:34
Ignoranz ist ein einfacher Schutzmechanismus des Menschen. Aber nicht nur den angesprochenen "schlechten/bösen" Dingen gegenüber. Der Mensch wird so mit Reizen, Farben, Erinnerungen, usw. überflutet, dass er gar nicht alles verarbeiten kann. Man würde duchdrehen. Darum wird in der Wahrnehmung unwichtiges und GEfährliches eben ausswelektiert. Man behält vieles unbewusst, was dann plötzlich in einer anderen Situation, in der das unbewusst erlebte von größerer Wichtigkeit ist, ans Tageslicht kommt (u.U. auch Deja vú) und man die beiden Erlebnisse kombiniert und sie wieder einfacher verarbeiten kann. Nur schrewkcliches wird so gut wie es geht vom "Über-ich" jaja Freud, unter Verschluss gehalten, so dass man, wenn man es nicth wirklich wegspertt oder verarbeitet NEurosen oder Psychosen bekommt, die nur schwerlich geheilt werden...
aurelius
12.08.2003, 01:37
Also ich würde mich zu großen Teilen dem Genannten anschließen. Durch die ganzen Schreckensnachrichten, die einen täglich ereilen stumpft man einfach total ab. Wenn man hört ein Anschlag in Israel mit 10 Toten, dann wird es kurz mal in den Nachrichten erwähnt, ist aber kurz darauf wieder vergessen. Würde so etwas in Deuscthland statfinden, das wäre ein Riesen-Theater. Das hat man ja auch beim 11. September gesehen. Es sind 3000 Menschen gestorben und ich erkenne sicherlich die Grausamkeit dieses Ereignisses an. Der Tod dieser Menschen war sinnlos und unfair. Sofort kamen die ersten Spendenaufrufe für die Opfer.
Auf der Welt sterben täglich 40.000 Kinder, weil man ihnen nichts zu essen gab. Das sind Länder wie viele Staaten aus Afrika, Indien usw. Für wen sollte man spenden? Für Amerika, das reichste Land der Welt, damit die Opfer Entschädigung haben oder für die tausenden von Kindern, die täglich sterben? Was ist grausamer, bei einem Attentat zu Sterben oder monatelang dahin zu vegetieren, immer wissend, dass man bald sterben muss? Ich weiß nicht, was schlimmer ist, aber ich weiß, dass beides sinnlos ist. Es müssten weder Menschen umgebracht werden bei derartigen Attentaten noch dadurch, dass man ihnen die Nahrung vorenthält. Denn wenn man das tut, so ist man indirekt auch ein Mörder. " Man ist nicht nur für das verantwortlich, was man tut, sondern auch für das, was man unterlässt." Aber um mal auf die Frage zurück zu kommen. Es gibt einfach so viel Leid auf der Welt, dass man nicht alles auf sich nehmen kann. Eigentlich ist man für ll das verantwortlich, für den Hunger der Menschen, für die Massentierhaltung, für die Umweltverschmutzung, für die Ausbeutung von Arbeitern im Ausland, für die Abholzung des Regenwaldes, es gibt unendlich viele Beispiele. Und da hilft ja nur die Ignoranz, sonst macht man sich wirklich sebst kaputt. Dennoch sollte man als verantwortlicher Mensch das nicht als Ausrede benutzen, denke ich. Deshalb mache ich es so, dass ich mir eine Sache herraussuche, gegen die ich vorgehe. Und wenn jeder Mensch auf unseren Breitengraden das mal tun würde, dann ginge es unserer Erde schon wesentlich besser. Und dann kann man sich meiner Meinung nach auch gut und gerne hinter seiner Ignoranz, was andere Themen betrifft, verstecken. Immer mit dem Wissen, das man sich zumindest um eine Sache kümmert.
@ cunner:
Nicht nur das, es gibt viele Menschen, die ihr Leben aus dem Grund beenden, weil sie die Schuld nicht ertragen können. Denn in gewisser Weise sind zumindest wir als reiches Volk schuldig für das Unrecht unserer Welt. Manche blenden das aus, manche verkraften das und wieder andere verkraften es gar nicht.
natürlich ignoriert man viel...es ist wohl wirklich ein schutzmechanismus. berühren tun einem meist nur die sachen im näheren Umkreis und das was mich als person sehr interessiert...würde man sich alles zu herzen nehmen würde man wirklich elendig kaputt gehen als emotionskrüppel.
Ich muss sagen, dass ich sogar manchmal heule wenn ich nur todesanzeigen lese zu mir unbekannten menschen....aber man darf halt auch nicht alles an sich rankommen lassen sonst geht man kaputt...leider
[KC]Cunner
12.08.2003, 02:15
aurelius: ja, das sind dann die Fälle, in denen es das unterbewuustsein es nicht geschafft hat, und denen man auch nciht geholfen hat. und wieder ist meist die GEsellschaft schuld, in der alles entweder totgeschwiegen und Tabuisiert oder einfach ignoriert wird. Auch tragisch, es wird immer groß in den Medien berichtet, aer wieder der Vergleich, mit den abertausenden anderen Menschen, die sterben.
Irgendwie wissen wir doch rein gar ncihts über Länder aus Afrika, außer wo wieder Bürgerkrieg ist und ich denke das trägt sehr viel mehr auch zu dieser Ignoranz bei. Was ich nicht weiß macht mich nciht heiß. Wenn ich es nur entfernt kenne, berührt es mich auch nur ein wenig...
Das ist nun mal ein schwieriges Thema. Ist es wirklich ignorant, wenn man Dinge unbewußt nicht wahrnimmt, oder wenn man diese Dinge bewußt ignoriert? Aber wie auch immer, würde man sich wirklich jedes Leid auf der Erde zu Herzen nehmen, so denke ich, dass man schnell deprimiert werden würde. Von daher gesehen ist diese 'Ignoranz' ein wichtiger Teil in der Menschlichen Gefühlswelt, der IMO verhindert, dass man sich einredet, das Leben hätte keinen Sinn mehr und es wohlmöglich sogar beendet. Aber für jeden einzelnen wird es sicherlich eine andere Antwort auf diese Frage geben, denn jeder einzelne wird anders mit den Geschehnissen um sich herum fertig.
So, das wars jetzt erstmal von meiner Seite...
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