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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 2 Fragen zum Thema "Online Piraterie"



Byder
22.11.2010, 16:34
Hallo Leute!
Ich mach für einen Gruppenvortrag den Einstieg zum Thema "Online-Piraterie" und wollte 2 Dinge gerne noch etwas diskutieren bzw. näher erläutert haben, damit ich am Ende keinen Stuss labere.

Also, erstmal gehts darum:

Was ist bereits illegal/ Was sind bereits Urheberrechtsverstöße?
Da dachte ich zum Beispiel an YouTube und war mir nicht ganz sicher, was das Schauen von Videos betrifft. Der Converter ist nicht erlaubt, das ist bekannt, aber wenn ich mir ein Video von "Hanzpeter83" anschaue, in welchem urheberrechtlich geschützte Musik verwendet wird, verstoße ich ebenfalls gegen das Gesetz? Schließlich erwerbe ich mit einem Kauf eines Albums nicht die Musik, sondern nur die Berechtigung, es hören zu dürfen. Tendiere aber trotzdem zu 90 % dazu, dass das Anschauen legal ist. Hätte aber trotzdem sehr gerne eine etwas nähere Erläuterung, damit ich den Vortrag besser abrunden kann.

Warum wird heruntergeladen?
Hier kann ich nur aus Eigenerfahrung sprechen und sonst habe ich nur Thesen dazu.
Abgesehen von der Zensur denke ich, dass man das Preis/Leistungs Verhältnis nicht auf Anhieb sehen kann. Schließlich existiert ein sehr großes Angebot an Musik, Filmen und Videospielen und die durchschnittliche Zielperson muss also abwiegen, was sie sich von dem Geld kauft.
Vorallem, weil die Preise z. B. für Jugendliche sehr gesalzen sind und man Schwierigkeiten hat, sein Verlangen zu decken.

Und selbst wenn man sich ein Album/Spiel/Film kauft, ist nicht sicher, ob es einem auch gefällt.
Hier kann ich auch nur von persönlicher Erfahrung sprechen, da ich einfach die Erfahrung machen musste, dass ich viele gehypte Filme schlecht finde, viele neuen Alben sich sehr schnell tothören und viele neuen Spiele viel zu schnell durch sind oder sehr schnell eintönig werden und man somit recht schnell dazu kommt, viel Geld für Nichts auszugeben.
Da denke ich auch, dass ich nicht der einzige bin, der sein Geld nicht für etwas ausgeben möchte, was er nicht kennt, es sei denn, es ist billig in der Grabbelkiste.

Außerdem ist es sehr einfach und man braucht nichtmal gute Computerkentnisse, um sich die neue BRAVO Hits auf den PC zu ziehen.


Könnte man das in einem Vortrag so in etwa sagen? Dass das Angebot für den Durchschnittsinteressenten zu hoch sind und man Schwierigkeiten hat, wirklich qualitative Sachen herauszugreifen und man durch das kostenlose Herunterladen davor bewahrt wird, was zu kaufen, was einem dann doch nicht gefällt?

Würd mich sehr über Antworten freuen. :)

Simon
22.11.2010, 17:46
Was ist bereits illegal/ Was sind bereits Urheberrechtsverstöße?
Das Anschauen eines Videos ist meines Wissens nach kein Verstoß gegen das Urheberrecht. Maximal - wenn überhaupt - könnte die GEMA Anklage erheben, weil man via YouTube Musik einer breiten Masse zugänglich gemacht hat (ähnlich wie in einer Bar oder ähnlichem, die ebenfalls ja an die GEMA zahlen müssen, sobald sie Musikanlagen betreiben wollen).
Die Gesetzesgrundlage ist in diesem Bereich jedoch meiner Ansicht nach noch in der frühen Entwicklungs-/Entstehungsphase, was es für mich persönlich schwierig macht, hier Dinge aufzuzählen, die man tatsächlich als faktisch deklarieren kann.

Warum wird heruntergeladen?
Das Unverhältnis zwischen Preis und Leistung dürfte wohl der gewichtigste Punkt sein, warum man überhaupt Filme oder Musik herunterlädt.
Bei Musik tritt das meiner Ansicht nach sehr extrem zu Tage; ein neues Album wird - ungeachtet der Anzahl der Stücke oder der Länge des Albums - generell für ca. 16€ in den großen Musikläden zum Verkauf angeboten. Aktuelle Alben, die weniger kosten, findet man äußerst selten. An sich würde der Preis ja noch zum Teil in Ordnung gehen, jedoch in Deutschland zum Beispiel kommt hinzu, dass die Bürger zum Teil noch immer die aktuellen Preise in DM umrechnen. Womit wir bei einem Preis von etwa 32 DM für eine CD wären. Für den Preis hätte man vor der Umstellung auf den Euro 2 oder 3 CDs kaufen können. Da ist das Herunterladen deutlich günstiger.

Weiterhin kommt man in Deutschland nur schwer an einigen Alben heran. Das muss nicht einmal etwas mit Zensur zu tun haben, sondern einfach damit, dass einige Bands in Europa kein Label haben. Entsprechend kommt man an diese CDs nur über teure Importe ran, die sich auch nicht alle leisten können (oder wollen). Daher sucht man lieber im Internet nach kostengünstigen Alternativen.

Das wäre meine Meinung zu dem Thema.

drunken monkey
22.11.2010, 20:40
Also ich würde dich schon nach dem Wort "Online-Piraterie" nicht mehr ernst nehmen. ^^" Ist zwar doch nicht so schlimm wie "Killerspiele", trotzdem haftet da ein deutlicher Batzen an kommerzieller Meinungsmache dran, und faktisch falsch ist es in diesem Fall auch noch (während man bei "Killerspielen" ja doch im Allgemeinen Killer spielt).
Also wenn das Thema unter dem Titel vorgegeben ist, würde ich das zumindest erwähnen, anderenfalls den Titel ändern.

Zur Rechtslage in Deutschland weiß ich aber nicht wirklich was Verlässliches. Außer, dass dir in Hamburg diesbezüglich praktisch alles passieren kann. XD

Byder
22.11.2010, 20:49
Der Titel bleibt. Schließlich kann jeder was mit dem Thema anfangen und es klingt nicht so langweilig wie "Urheberrechtsverletzung im Internet".
Der erste Punkt, über den ich sprechen will, sind auch die Bezeichnungen "Online-Piraterie" und "Raubkopie".

Auch wenn du dich mit der rechtlichen Lage nicht auskennst, wäre eine Antwort auf den 2. Punkt durchaus möglich.
Würde mir wünschen, wenn sich dort mehrere Leute (schonmal vielen Dank an Trigaram) äußern würden.

WeTa
22.11.2010, 20:50
Was ist bereits illegal/ Was sind bereits Urheberrechtsverstöße?
Niemanden interessiert es, ob du auf YouTube Musikvideos schaust - das Bereitstellen selbiger hingegen kann jedoch böse enden. Liegt aber vor allem am Kosten-Nutzen-Faktor: Wenn die Musikindustrie es (günstig genug) könnte, würde sie dich sicherlich auch für das bloße Schauen von Videos verklagen. Schließlich hättest du ja das Album kaufen müssen um das Lied zu hören. Wenn du allerdings Musik hoch lädst, wird das wohl so gewertet, als ob du als Uploader dem Label für jedes Anhören des Liedes einzeln massiven Schaden zugefügt hättest - denen geht in ihrer Argumentation schließlich für jeden Klick ein potentieller - ach was! garantierter! - Albenkauf durch die Lappen. Jetzt spielt natürlich noch die Platform eine Rolle. Wenn es bei YouTube mit einem Ausschnitt vom Lied als Hintergrundmusik vielleicht nur einen Stockhieb auf die Finger gibt, so sieht das bei YouTube "Videos" die den Song in glasklarer Qualität und voller Länge darbieten vielleicht schon anders aus. Anders aussehen tut es aber definitiv auf Tauschbörsen - hier muss man dem/den Uploader(n) ja schon niederträchtige Absichten unterstellen, sind die angebotenen Lieder fast immer ja auch einzeln als (kostenpflichtige) Downloads verfügbar, ein direktes Anbieten ist also faktisch geschäftsschädigend (again, nur wenn wir annehmen, dass die Leecher sich das Album/die Lieder sonst natürlich gekauft hätten).

Warum wird heruntergeladen?
Weils geht.
Versuch mal, einen Jugendlichen zu überzeugen, etwas zu kaufen, wenn er das selbe kostenlos bekommen kann. Ohne Konsequenzen. Und auch noch komfortabler, schließlich muss man sich nichtmal irgendwo anmelden oder mühsam virtuell Geld verfrachten. Aus der Sicht des Verbrauchers hat der illegale Download nur Vorteile.
Oftmals vorgeschobene - manchmal sogar zutreffende - Gründe sind dann "probehören/spielen/lesen/gucken/fappen/whatevern". Schließlich ist das Geld ja knapp, da kann man sich ja nicht alles kaufen! Und wenn man dann das Album/das Spiel/den Film/das Whatever einmal auf der Platte hat, warum sollte man es dann noch kaufen? Gerade wenn das Album perfekt getaggt und ohne DRM, das Spiel keinen Onlinezwang, der Film kein nerviges "You would not steal a police men's helmet" Intro hat - oft ist das Angebot für lau ja sogar noch besser als das Original zu kaufen - was lustigerweise fast immer an Kopierschutz und Raubkopierer-Abschreckung liegt. Denn wer bekommt das nicht-überspringbare "You shall not rapidshare!" Intro vorm Film zu sehen? Der Ehrliche Käufer oder der Raubkopierer?
Wie man es dreht und wendet, der Käufer bleibt der gelackmeierte. Er muss Wind und Wetter trotzen und im Geschäft seiner Wahl ein Produkt zu kaufen, welches DRM-verseucht und unkomfortabel mit allen Registern versucht, dem Käufer den Spaß zu verderben, während der Raubkopierende sich ins Fäustchen lacht, solange er sich nicht erwischen lässt.
Aber hauptsächlich, weil es geht.

Whiz-zarD
22.11.2010, 21:14
An sich würde der Preis ja noch zum Teil in Ordnung gehen, jedoch in Deutschland zum Beispiel kommt hinzu, dass die Bürger zum Teil noch immer die aktuellen Preise in DM umrechnen. Womit wir bei einem Preis von etwa 32 DM für eine CD wären. Für den Preis hätte man vor der Umstellung auf den Euro 2 oder 3 CDs kaufen können. Da ist das Herunterladen deutlich günstiger.

Ich frage mich, ob ich damals in einem Paralleluniversum gelebt habe. Ich höre das von recht vielen, dass man für 32 DM 2 oder 3 CDs kaufen konnte.
Das galt für Maxi CDs, ja. Die haben so im Schnitt 14 DM gekostet. Alben hingegen lagen auch schon damals bei 30 - 40 DM.

btw. "Raubkopie" ist auch nur ein Schlagwort, wie "Killerspiel"
Laut Definition wird Raub als gewaltsame Wegnahme fremder Sachen verstanden. Da aber die Software nicht gewaltsam weggenommen wird, kann es keine Raubkopien geben.
Eine Raubkopie wäre dann, wenn ich in ein Geschäft einbreche, den Verkäufer aufs Maul haue, während er ein Speichermedium, mit einer Software und ich dann zeitgleich versuche, das Medium ihm aus seiner Hand zu reißen und davon eine Kopie zu machen.

Das Anschauen von Videos auf Youtube ist nicht illegal. Schließlich kann man ja nicht wissen, ob die GEMA Gebühren bezahlt worden sind oder nicht. Wenn das verboten wäre, dann dürfte ein Gast einer Dönerbude seine Ohren zuklappen, wenn der Besitzer keine GEMA Gebühren für sein Radio bezahlt hat.

Was das Kopieren ansich angeht, hat Wetako schon das wesentliche gesagt.

Simon
23.11.2010, 06:53
Ich frage mich, ob ich damals in einem Paralleluniversum gelebt habe. Ich höre das von recht vielen, dass man für 32 DM 2 oder 3 CDs kaufen konnte.
Das galt für Maxi CDs, ja. Die haben so im Schnitt 14 DM gekostet. Alben hingegen lagen auch schon damals bei 30 - 40 DM.
Also da glaube ich wirklich, dass du in einem Paralleluniversum gelebt hast.
Eine Maxi CD (also i.d.R. 1 oder 2 Lieder + 3 Remixe) hat meiner Erinnerung nach damals noch 5 oder 6 DM gekostet. Ein Album lag bei etwa 15 DM - also in etwa der selbe Preis wie heute, nur mit einer anderen Währung am Ende. 30 - 40 DM hat man meiner Erinnerung nach für Doppel-Alben oder vielleicht noch Vinyl bezahlt, aber nicht für eine einfache CD.

Knuckles
23.11.2010, 07:30
Also da glaube ich wirklich, dass du in einem Paralleluniversum gelebt hast.
Eine Maxi CD (also i.d.R. 1 oder 2 Lieder + 3 Remixe) hat meiner Erinnerung nach damals noch 5 oder 6 DM gekostet. Ein Album lag bei etwa 15 DM - also in etwa der selbe Preis wie heute, nur mit einer anderen Währung am Ende. 30 - 40 DM hat man meiner Erinnerung nach für Doppel-Alben oder vielleicht noch Vinyl bezahlt, aber nicht für eine einfache CD.

Sorry, aber da muss ich dir widersprechen. Da ich doch ein paar Jährchen älter bin, habe ich die Preise von damals doch noch relativ gut in Erinnerung. Maxi-CDs hatten wirklich immer um die 12 DM gekostet, während normale Alben um die 30 DM waren. Und wie du sagst, Doppelalben lagen meist bei ca. 40 DM.

Daen vom Clan
23.11.2010, 18:38
Ich kann zu Punkt 2 auf jeden Fall etwas beitragen:

Die Software-Firma in der ich gelernt habe und als erstes gearbeitet habe, ging durch Urheberrechtsverletzung pleite und musste komplett die 30köpfige Belegschaft vor die Tür setzen, insofern stehe ich fest zu der Meinung das solches Vergehen geahndet und verfolgt gehört. Wer über seine Verhältnisse lebt, weil er glaubt, er braucht die neueste Musik ohne sie sich leisten zu können, liefert für mich einen Beweis der Unreife.
Kann ich deswegen den ersten Stein werfen? Mit Sicherheit nicht, auch ich habe Zeit meines Lebens einige Spiele heruntergeladen, aber ich kann mir auf die Flagge schreiben, dass ich sie bei Gefallen sofort regulär gekauft habe und bei Nichtgefallen gelöscht habe. Aber selbst damals konnte ich die Spiele an einer Hand abzählen.

Von früher weiß ich einfach wie viel Arbeit in dem gesamten Prozess der Softwareerstellung steckt und vor allem wen es bei Firmenpleiten oder sinkenden Verkaufszahlen als erstes trifft.
Und wer sowas erlebt hat und die Wut und die Hilflosigkeit kennt, der wird mich vielleicht verstehen.

Aber ehrlich gesagt rechne ich eher damit auf verlorenem Posten hier zu stehen. ;)

Evanescence
23.11.2010, 19:14
bei der ganzen piraterieschiene glaube ich persönlich, dass es auch zum großen teil an einem immer noch mangelnden angebot von flats liegt. so wie sich die industrie das vorstellt, kann man von 30 sekunden snippets ja prima die gesamtqualität eines musikalbums beurteilen und dann 16 euro über die ladentheke blättern.

da wir aber nicht mehr anfang der 90er jahre haben und die leute multimedial von allen seiten derart zugedröhnt werden, dass einem jeder scheiß als gold verkauft wird, ist das bedürfnis ein produkt erst intensiv zu testen wohl eher noch größer geworden. ich kauf mir alben manchmal noch jahre später, obwohl ich's nicht mehr großartig anhören werde, weil es auf der must have liste nicht ganz so weit oben stand. hätt ich von dem teil nur 30 sekunden auszüge gehört, wäre das ding gar nicht erst in meinem gedächtnis geblieben.
anstatt immer mehr auf hype zu drücken sollte man deshalb vll. mal eher überlegen, wie man die ganzen geschichten besser an den endverbraucher vermitteln kann.

als positives beispiel würd ich z.b. das 'revival' von demos auf den modernen konsolen nehmen. zwei klicks und schon saugst du dir einen einblick in das neueste hype-gebilde.
leider geht der trend da auch schon wieder dazu über für demos geld zu nehmen. und die leute scheinen mitzumachen.

war jetzt zwar nicht auf den eröffnungspost bezogen, aber wollt ich mal so ganz allgemein loswerden. D:

Byder
23.11.2010, 21:03
@Daen: Danke dafür den Post, auch wenn ich überlegen muss, ob ich das in den Vortrag in irgendeiner Form einbringen kann.
Für den wirtschaftlichen Aspekt ist ja jemand anderes zuständig.

Ich kann natürlich auch verstehen, was du sagen willst und warum es dich betrifft, aber vielmehr möchte ich mich damit beschäftigen, was für eine Motivation dahintersteckt.

Wenn ich Evanescence richtig verstanden habe, ist es eben mein angesprochenes "Überangebot" und die Tatsache, dass man nicht weiß, ob man sich das Album kaufen möchte.
Ebenso toll, dass er/sie auch erwähnt hat (du natürlich auch), dass man Produkte, die man sich dann ja heruntergeladen hat, später auch nachkaufen wird, da man sich über die Qualität im Klaren ist.

Ich denke auch, dass viele Käufe, besonders im Indie-Bereich, nicht zustande kommen, weil man nicht die Katze im Sack kaufen möchte.

Daen vom Clan
23.11.2010, 21:18
Ich denke auch, dass viele Käufe, besonders im Indie-Bereich, nicht zustande kommen, weil man nicht die Katze im Sack kaufen möchte.

Ich weiß nicht, ob die Hose mir passt - also klaue ich sie besser. ;)

Wenn ich mir ein Auto oder ein Haus kaufe, dann bin ich normalerweise zur Recherche gezwungen, die man heute sowohl im Netz als auch in Printmedien im Überfluss findet.
Ähnlich verhält es sich in Sachen Musik oder Spielen, in den meisten ONlineläden kann man kurze Teaser des Liedes hören und früher haben wir ganze Nachmittage damit zugebracht, in irgendwelchen CD-Läden unsere CDs anzuhören und dann bei Gefallen zu kaufen. Bei Spielen gibt es Demos, Reviews, Gameplaytrailer auf youtube und tausend andere Informationsmöglichkeiten.
Heutzutage gibt es keinen Grund Dinge illegal downzuloaden, wenn man sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt und "die Katze im Sack nicht kaufen will."

Der Gedanke das Arbeit an Software nicht denselben Stellenwert wie die Arbeit an einer Hose oder einem Auto hat ist ein großes Manko in der gesamten Diskussion, denke ich.

Byder
24.11.2010, 05:45
Dem kann ich persönlich nicht zustimmen.

Ich persönlich würde den Vorgang auch nicht mit dem Diebstahl einer Hose gleichsetzen.
Bei einer Hose kann ich in den Laden gehen und sie anprobieren, in den Spiegel schauen und überlegen, ob ich sie für den Preis kaufen möchte oder nicht.

Was den Musikbereich angeht, ist das etwas schwerer, finde ich.
Albenreviews schön und gut, aber sie sagen nahezu nichts darüber aus, ob dir das Album gefällt oder nicht. Man liest nur, was man hört.
Kurze Ausschnitte? Wie Evanescence schon sagte, kann man von Klangausschnitten keine umfassende Meinung über die Qualität des Albums bilden.
Wenn ich mir ein Album kaufe, pack ich es für gewöhnlich in den CD Player und lass es 2-3 mal durchlaufen. Und an diesem Punkt habe ich mir folgende Meinungen bilden können:

Die meisten Lieder gefallen mir/ gefallen mir nicht
Es gibt viele Lieder die einzeln herausstechen/ es klingt alles gleich

Und dann pack ich das Album auf den PC und auf meinen MP3 Player, höre es unterwegs und in einer Playlist zuhause. Nach einiger Zeit habe ich dann für mich festgestellt, ob mir das Album denn auch wirklich gefällt. Dann kann ich sagen: "Ja, das Album gefällt mir und das Geld hat sich gelohnt", oder "Nein, ich hätte das Geld nicht dafür ausgeben sollen."
Erst wenn ich ein Album mehrere Stunden gehört habe, kann ich das für mich entscheiden. Schließlich will ich kein Album kaufen, welches nach spätestens dem 3. Durchlauf im Regal verstaubt. Da kann ich etliche Beispiele nennen. Und 30sekündige Ausschnitte von allen Liedern helfen mir dabei in keinster Weise. Ich kann höchstens sagen, dass es mir absolut nicht gefällt.

Das gleiche gilt bei Videospielen und Filmen.
Besonders auf die Reviews will ich mich nicht verlassen. Das Meiste, was ich lese, lässt sich in die beiden Schubladen "Hater" und "Hyper" zuordnen. Ich finde selten einen Review, mit dem ich übereinstimmen kann. Als Beispiel nehme ich BioShock: Abgesehen von Grafik und Atmosphäre fühle ich mich wie in einem Videogame aus dem Jahre 2000. Schlechtes Storytelling und bietet kaum etwas, was ältere Spiele meiner Meinung nach nicht sogar besser hinbekommen haben. Das Spiel wurde hochgelobt und es war für nen Zehner im Edeka. Habs mir also gekauft, war enttäuscht, toll. Trotzdem wurde das Spiel überall hochgelobt und ich fand erst zu spät einen Review, in dem genau das kritisiert wurde, was ich zu kritisieren habe.
Ich hätte aber im Voraus nicht wissen können, dass dieses Review auch auf mich zutreffen wird. Genauso ähnlich verhält es sich mit Filmen, die ich mir jetzt aber, wenn es möglich ist, dann doch eher in der Videothek ausleihe, bevor ich sie kaufe. Und da ich mir im Voraus überlege, was ich da kaufe und mich über die Filme gut informiere, bin ich dann doch schon oft froh, für eine Enttäuschung nur 1€ und 10 Minuten Laufweg hingelegt zu haben.

Demos und Trailer bringen auch nicht immer etwas. Ich kann von einer Demo aus schließen, ob mir ein bestimmtes Spiel gefällt oder nicht, ja.
Da kann ich dir voll und ganz recht geben. Aber ähnlich wie mit der Musik kann ich nicht wissen, ob das Spiel, welches in der Demo total toll ist, auch den Kauf von über 30 € Wert ist.
Demos sagen nichts über Spieldauer und Spielspaß aus. Als ich mir Prototype ausgeliehen hab, war ich total begeistert davon, durch die Gegend zu springen und auf übertriebenste Weise unrealistische Blutbäde anzurichten, ohne dass mir irgendetwas passiert. Ich hab Stunden damit verbracht, der schlechten Handlungsweise zu folgen, die Stadt zu erkunden und Terror zu machen. Da gebe ich offen zu, dass ich meinen Spaß hatte. Und mit einem Schlag, also nach dem ich am nächsten Tag augfgestanden bin und ne Stunde zocken wollte, habe ich keinen Gefallen mehr an dem Spiel gefunden. Es hat mir überhaupt nicht mehr gefallen. Es war eintönig, die Missionen langweilig und irgendwie war dann die Lust raus. Habs dann nie wieder angerührt. Ähnlich ist es mit Just Cause 2, was ich zwar länger spielte, aber dann auch genau das gleiche eingetreten ist.

Hätte ich eine Demo gespielt und das Geld zur Verfügung gehabt, wäre ich wohl in die Falle gelaufen und hätte das Spiel gekauft, nur um 3 Tage später festzustellen, dass du schon alles gesehen hast und es dir eigentlich keinen Spaß macht. Und um das herauszufinden muss man ein Spiel schon eine Weile gespielt haben. Und da helfen weder Reviews, Trailer, Gameplay Videos, noch Demos.

Damit will ich auch nicht die Piraterie glorifizieren, aber es ist meine persönliche Meinung zu dem Thema, dass man trotz der vielen Informationen "die Katze im Sack kauft".

Ashrak
24.11.2010, 06:37
Ich habe mir mal von einem Bekannten der Jura als Nebenfach hat sagen lassen, dass Youtubevideos als öffentliche Vorführung gelten und du als Zuhörer nicht belangt werden kannst. Halt nur der, der sie bereit stellt. Hast du zufällig einen Notar oder Anwalt in deinem Bekanntenkreis? Falls ja, würde ich den konsultieren; er kennt sicher auch einen Kollegen der sich auf Urheberrecht spezialisiert hat..

Abgesehen davon finde ich den Vergleich von Demos bei Videospielen und diesen unsäglichen 30 Sekunden-Schnipseln bei Musik extrem unpassend. Sie liefern zwar beide nur einen kleinen Teil des ganzen, allerdings kann man sich bei Demos sehr viel eher ein Bild des Spiels machen da sie das komplette/weite Teile des Gameplays und meistens wenigstens ein komplettes Level oder vergleichbares enthalten. 30 Sekunden-Schnipsel von denen ich nichtmal weiß, an welcher Stelle des Liedes sie vorkommen... also, nein. Autos kann man auch richtig probefahren, ein paar Stunden lang und ein Haus eingehend besichtigen.

Byder
24.11.2010, 08:56
Sie liefern zwar beide nur einen kleinen Teil des ganzen, allerdings kann man sich bei Demos sehr viel eher ein Bild des Spiels machen da sie das komplette/weite Teile des Gameplays und meistens wenigstens ein komplettes Level oder vergleichbares enthalten.
Das stimmt natürlich, aber sie sagen nichts darüber aus, wie lange das Spiel Spaß macht. Oder ob du eben nicht schon nach 6 Stunden das Ende erreicht hast (Kane & Lynch z. B.) Eben da auch meine Beispiele von Prototype und Just Cause 2, welche bei mir eine hohe Anstiegsrate hatten, die sich lange gehalten haben und mit einem Schlag in den Keller gerasselt sind.

Bei Spielen wie z. B. Tomb Raider würde ich aber sagen, dass die Demo einen sehr guten Überblick über das Spiel liefert und man sich ein gutes Bild von machen kann.

Whiz-zarD
24.11.2010, 09:15
Die Software-Firma in der ich gelernt habe und als erstes gearbeitet habe, ging durch Urheberrechtsverletzung pleite und musste komplett die 30köpfige Belegschaft vor die Tür setzen, insofern stehe ich fest zu der Meinung das solches Vergehen geahndet und verfolgt gehört.

Darf ich fragen, welche Firma das war?

Daen vom Clan
24.11.2010, 10:18
Japp, Euringer&Partner in Ingolstadt. Dürften 2001 vom Markt verschwunden sein.


Hätte ich eine Demo gespielt und das Geld zur Verfügung gehabt, wäre ich wohl in die Falle gelaufen und hätte das Spiel gekauft, nur um 3 Tage später festzustellen, dass du schon alles gesehen hast und es dir eigentlich keinen Spaß macht. Und um das herauszufinden muss man ein Spiel schon eine Weile gespielt haben. Und da helfen weder Reviews, Trailer, Gameplay Videos, noch Demos.

Damit will ich auch nicht die Piraterie glorifizieren, aber es ist meine persönliche Meinung zu dem Thema, dass man trotz der vielen Informationen "die Katze im Sack kauft".

Dies ist bei vielen anderen Bereichen des Lebens doch auch so. Dies ist kein Grund, kriminell zu werden.
Das beste Beispiel sind Bücher: Hier helfen dir keine Reviews, kein Hörensagen, selbst Leseproben sind mit Demos vergleichbar.
Trotzdem würdest du niemals auf die Idee kommen Bücher zu klauen weil du "die Katze nicht im Sack" kaufen magst. Hier ist einfach das von mir angesprochene Unrechtsbewusstsein am Greifen welches bei dir augenscheinlich noch nicht angekommen ist was die digitalen Medien betrifft.

Nur weil du nicht mehr mit schwarzen Mantel in die Buchhandlung gehen musst um etwas zu stehlen sondern es bequem von zuhause erledigen kannst, ist es dadurch nicht legaler.
Es gibt Dinge im Leben die mit einem gewissen Risiko beim Kauf eben verbunden sind - und da kann es auch perfekt deine Hose betreffen. Kauf sie dir und stelle nach 10 Tagen fest dass sie deiner Freundin nicht gefällt. Da stehst du vor demselben Dilemma. Würdest du Hosen trotzdem stehlen?
Oder eben Bücher aus einer Buchhandlung?

Byder
24.11.2010, 10:47
Mit den Büchern geb ich dir sogar absolut recht. Hab ich bisher noch nicht bedacht.
Wenn ich mal daran denke, dass ich zu Weihnachten/ Geburtstag öfters Bücher bekommen habe, dann hab ich die hälfte davon schon aus Desinteresse nicht weit gelesen. Aktuell sogar Lolita, was auf Englisch verdammt schwer zu lesen ist und ich kann von mir schon behaupten, gut Englisch sprechen zu können.

Hier trifft aber imho wieder die These "Die Möglichkeit ist vorhanden" zu. Man kann es einfach.
Eine neue Jacke oder Grafikkarte kann ich mir nicht eben einfach aus dem Netz saugen, aber das Herunterladen von Musik, Filmen, Spielen und Büchern ist möglich und einfach.

Allerdings denke ich, dass du das Kopieren von Daten nicht mit dem Stehlen von Gegenständen gleichsetzen kannst. Wenn ich mir ein australisches Jazzalbum herunterlade, obwohl ich damit in keinster Weise konfrontiert bin und auch nicht zur Zielgruppe gehöre, nur weil ich es kann, dann ist es meiner Meinung nach kein Vergleich zum tatsächlichen Diebstahl im Laden. Natürlich ist es illegal, aber ich finde, dass man es nicht gleichsetzen kann.

Wenn ich in nem C&A eine Hose stehle, dann ist die Hose aus dem Laden und bei mir.
Für die Hose hat die Filiale 12 € gezahlt und die wird sie auch nicht mehr wiederbekommen, denn die Hose ist eben weg. Da ist das Geschäft direkt zu Schaden gekommen.

Und wenn ich jetzt kein Geld habe und mir keine Alben leisten kann, dann entsteht aus meiner Sicht kein Schaden, wenn ich es mir herunterlade. Ob ich darauf verzichte oder es mir aus dem Netz hole, spielt doch wirtschaftlich imho keine Rolle.

Genauso wie nicht die Piraterie dran Schuld ist, dass wenn 10 Alben erscheinen und man sich nur 2 leisten kann, die anderen 8 Alben nicht gekauft werden. Zumindest denke ich, wäre das der Fall, wenn ich mit meiner These des Überangebots recht hätte.

An dieser Stelle möchte ich aber nocheinmal sage, dass ich Piraterie damit nicht versuche zu rechtfertigen. Es geht mir darum, warum Leute sich animiert fühlen, herunterzuladen.

Daen vom Clan
24.11.2010, 11:33
Du siehst den Diebstahl aber nur von deiner Seite aus und das ist der fatale Fehler deiner Denkweise.

Menschen wie du und ich leben(!) davon, dass die Produkte aus ihrer Firma, die sie hergestellt haben, verkauft werden. Jeder illegale Download der einen Kauf verhindert, ist somit Diebstahl an den armen Teufeln die es dann trifft, wenn ihre Firma schließen muss - denn diese einfachen Leute sind die ersten, die gehen müssen.
Du schadest weder dem CEO von EA Games, wenn du ein EA-Spiel herunterlädst, noch dem Millionär Harrison Ford wenn du seinen neuen Film saugst, sondern der Industrie dahinter. Den Arbeitsplätzen der normalen Leute die auf ihr Gehalt angewiesen sind.

Ist es also erlaubt sich Dinge herunterzuladen, wenn du sowieso keine Kaufabsicht hast?
Halte ich persönlich für eine sehr befremdliche und auch gefährliche Denkweise. Unser Zusammenleben basiert nun mal darauf, dass man für eine erbrachte Dienstleistung zahlt.
Will man etwas spielen, dann muss man dafür zahlen. Will man Musik hören, dann muss man dafür zahlen. Und wenn man das nicht möchte oder kann, dann muss man eben darauf verzichten oder Geld verdienen gehen um sich sein Vergnügen leisten zu können.

Warum Leute sich animiert fühlen herunterzuladen?
Weil es ihnen zu leicht gemacht wird, es zuwenig Strafverfolgung gibt und weil vor allem diese Denkweise noch nicht angekommen ist.
Und um nochmal das Beispiel des Buches zu zitieren: Eine Sache zu stehlen nur weil man nicht weiß ob sie ihr Geld wert ist, bleibt schlichtweg Diebstahl.

Byder
24.11.2010, 11:43
Daen, bitte formuliere deine Posts nicht so, als ob du gegen mich argumentierst, wenn ich doch mit dir übereinstimme.


Ist es also erlaubt sich Dinge herunterzuladen, wenn du sowieso keine Kaufabsicht hast?
Halte ich persönlich für eine sehr befremdliche und auch gefährliche Denkweise.
Das habe ich nie geschrieben.


Und um nochmal das Beispiel des Buches zu zitieren: Eine Sache zu stehlen nur weil man nicht weiß ob sie ihr Geld wert ist, bleibt schlichtweg Diebstahl.
Etwas anderes habe ich auch nie behauptet.

Diese Diskussion geht auch komplett am Thema vorbei, da ich einfach nur nach passenden Argumentationen für die Allgemeinheit der Piraten suche und wissen will, ob meine Thesen nicht zu weit aus der Luft gegriffen sind.

Daen vom Clan
24.11.2010, 12:22
Daen, bitte formuliere deine Posts nicht so, als ob du gegen mich argumentierst, wenn ich doch mit dir übereinstimme.


Ich sehe - wenn ich mir deine Sätze so ansehe - eher wenig Übereinstimmung. Wahrscheinlich habe ich mich dir wohl nicht verständlich machen können. ;)

Die Frage "Warum wird heruntergeladen" habe ich dir aus meiner persönlichen Warte schon beantwortet und zum Hauptpunkt "Fehlendes Unrechtsbewusstsein" habe ich dann noch weiter ausgeholt.

Byder
24.11.2010, 13:19
Okay. Ich hatte angenommen, dass du dich direkt auf mich beziehst, was aber wohl meine Schuld ist.

Enkidu
29.11.2010, 21:38
Uh, oh. Kompliziertes Thema. Kann die Argumentation von Dean zwar schon nachvollziehen, bin aber trotzdem der Meinung, dass das heutzutage alles in keiner angemessenen Verhältnismäßigkeit steht und befürworte eine entsprechende Überarbeitung des Urheberrechts, auch wenn ich selbst noch nicht sagen kann, wie so etwas aussehen könnte.

Bei dem gebrachten Hosen-Beispiel entsteht ein unmittelbarer Schaden, weil es eben in erster Linie um den materiellen Wert geht. Könnte man die Hose (auch selbst) ohne jeden Aufwand und ohne Kosten unendlich vervielfältigen, hätten wir ja schon eine andere Situation. Bei Daten geht das, ergo sollte man auch nur fürs geistige Eigentum das dahinter steckt zahlen müssen.

Ein anderes Problem wäre, dass die Umsetzung der Technik nach wie vor massiv hinterher hinkt. Diverse Dinge die mich interessieren, gibts so gar nicht oder nicht mehr zu kaufen, zum Beispiel bestimmte Film-Soundtracks oder alte Spiele. Ich wäre gerne bereit, dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen, wenn mir jemand die Möglichkeit dazu geben würde. Diese Möglichkeit gibt es aber häufig nicht. Soll ich daher komplett verzichten, nur weil die Hersteller der Meinung sind, es würde sich nicht lohnen? Wenn die unser Geld nicht wollen, dann sollen sie sich auch nicht beschweren, dass sich die Leute anderweitig umschauen. Dass das oft ausgenutzt wird, ist wieder ne andere Geschichte.

La Cipolla
30.11.2010, 11:11
Ich denke, eine große Anforderung in diesem Thema ist es, das System "Geistiges Eigentum" in das System "Kapitalismus" zu überführen, was nicht gerade leicht ist. Hat das geklappt, werden wir es simpel und einfach daran merken, dass Raubkopien kein großes Problem mehr sind. Überaus erfolgreiche Plattformen wie Steam, ein Schwenk in der Musikindustrie hin zu Konzerten und MP3s sowie kürzere Wartezeiten zwischen Filmen im Kino und auf DVD zeigen schon, dass die Veränderung im Rollen ist, dass sich die Industrie anpasst (was auch die einzige vernünftige Lösung ist, denn auf Moral und Verfolgung zu hoffen, ist nur ein vergleichsweise kleiner Faktor). Raubkopien wird es wohl immer geben, aber irgendwann werden sie für die Masse der Bevölkerung den Aufwand, die Gefahr und die moralischen Implikationen nicht mehr wert sein. Wie gesagt, die Zeichen sind schon da. Ist in meinen Augen allen voran eine Frage der Zeit.

Daen vom Clan
30.11.2010, 12:23
Enkidu, genau hier sehe ich ja wieder das bereits angesprochene Problem: Geht nicht vom Produkt als solches aus sondern vom Hersteller.
Ob etwas wie leicht zu kopieren oder wie oft zu verfielfältigen ist, ist vollkommen unrelevant.

Man sollte sich bei jeder Hose und jedem Download einfach nur fragen: Sind Firmen und Arbeitnehmer darauf angewiesen, das dieses Produkt gekauft wird?
Dann kann man sich sehr schnell beantworten, ob man mit seinem Egoismus Arbeitsplätze von Menschen wie du und ich gefährdet oder nicht.

La Cipolla
30.11.2010, 12:33
Aber Daen, das ist doch für den Käufer "nur" ein moralisches Problem - es ist zwar nett, wenn man sich dran hält, aber mit der Wirtschaft sollte der Verkäufer selbst klarkommen bzw. sich darauf einstellen, damit es auch klappt, wenn die Leute keine Lust haben, ihn zu unterstützen. Für den Käufer ist das Produkt natürlich wichtiger als der Verkäufer, verständlicherweise.

Man kann sich also über die Leck-mich-Mentalität aufregen und ist damit auch bestimmt im Recht, aber man sollte nicht davon ausgehen, dass die Leute sich ändern. Ist also letztendlich ein Problem der Hersteller/Verkäufer (was diese ja auch zunehmend erkennen und sich darauf einstellen).

Daen vom Clan
30.11.2010, 12:54
Wenn Leute so denken, dann hoffe ich sehr, dass sie alle erwischen und entsprechend bestrafen, die sich dieser Vergehen schuldig machen. Punkt. ;)

Enkidu
30.11.2010, 12:59
Ich denke, eine große Anforderung in diesem Thema ist es, das System "Geistiges Eigentum" in das System "Kapitalismus" zu überführen, was nicht gerade leicht ist. Hat das geklappt, werden wir es simpel und einfach daran merken, dass Raubkopien kein großes Problem mehr sind. Überaus erfolgreiche Plattformen wie Steam, ein Schwenk in der Musikindustrie hin zu Konzerten und MP3s sowie kürzere Wartezeiten zwischen Filmen im Kino und auf DVD zeigen schon, dass die Veränderung im Rollen ist, dass sich die Industrie anpasst (was auch die einzige vernünftige Lösung ist, denn auf Moral und Verfolgung zu hoffen, ist nur ein vergleichsweise kleiner Faktor). Raubkopien wird es wohl immer geben, aber irgendwann werden sie für die Masse der Bevölkerung den Aufwand, die Gefahr und die moralischen Implikationen nicht mehr wert sein. Wie gesagt, die Zeichen sind schon da. Ist in meinen Augen allen voran eine Frage der Zeit.
Jo, aber das wurde auch verdammt nochmal Zeit. Geht in die richtige Richtung, mir aber noch lange nicht weit genug. Vor allem weil da auch noch viel zu sehr in staatlichen Grenzen gedacht wird. Immerhin leben wir in einer Informationsgesellschaft. Obwohl es technisch längst möglich wäre, hat der Normalsterbliche keinen Zugang, vor allem wenn es um älteren oder Nischen-Unterhaltungskram geht. Und ich fand es schon ziemlich vielsagend, wie lange sich die Verkäufer der Produkte quergestellt haben, besonders hierzulande, was die von dir erwähnten Neuerungen angeht. Beispiel Musik: Jahrelang gabs nur kopiergeschützten Kram herunterzuladen, der nichtmal voll kompatibel war. Sowas ist kein Service. Die raubkopierte MP3 war sogar wesentlich besser als das offizielle Produkt, weil man damit machen konnte, was man wollte. Nenn es von mir aus Vertrauensvorschuss, den die Hersteller dem Kunden entgegenbringen sollten. Wenn sie ihre Ware erheblich schlechter machen als das, was die Leute heute "umsonst" aus dem Netz bekommen, wen wunderts? Das hat sich erst vor Kurzem endlich mal gebessert. Und die Wartezeit auf DVDs nachdem die Filme im Kino waren sah vor wenigen Jahren auch noch ganz anders aus.

Geht nicht vom Produkt als solches aus sondern vom Hersteller.
(...)
Man sollte sich bei jeder Hose und jedem Download einfach nur fragen: Sind Firmen und Arbeitnehmer darauf angewiesen, das dieses Produkt gekauft wird?
Dann kann man sich sehr schnell beantworten, ob man mit seinem Egoismus Arbeitsplätze von Menschen wie du und ich gefährdet oder nicht.
Wenn ich danach lebe, dann bin ich moralisch auf der sicheren Seite, wenn ich meine Musik und Spiele runterlade. Denn wie schon in meinem Beispiel weiter oben gesagt: Wenn sich die Hersteller einen Dreck um mich scheren und ihre Produkte erst gar nicht zugänglich machen, dann sind sie auch nicht auf mich als Käufer angewiesen und es entsteht kein Schaden beim Herunterladen des alten/weniger bekannten Krams, ganz egal ob es nun nach wie vor urheberrechtlich geschützt ist oder nicht. Imho kann man von einem in dem Fall kaum das von dir erwähnte Unrechtsbewusstsein einfordern.
Bei Hosen oder den neuesten Hits aus den Charts sieht das natürlich anders aus.

La Cipolla
30.11.2010, 13:00
Wenn Leute so denken, dann hoffe ich sehr, dass sie alle erwischen und entsprechend bestrafen, die sich dieser Vergehen schuldig machen. Punkt.
Ist doch genau mein Punkt, denn dafür reichen ja Geld und Know-How nicht! Also muss man zu anderen Mitteln greifen, was natürlich auf die Hersteller zurückfällt.


Jo, aber das wurde auch verdammt nochmal Zeit. Geht in die richtige Richtung, mir aber noch lange nicht weit genug.
Klar, und es wird voran gehen, solange Raubkopien noch so ein ernsthaftes Problem sind - und zwar genau so lange, bis sie es nicht mehr sind.

Enkidu
30.11.2010, 13:15
Wenn Leute so denken, dann hoffe ich sehr, dass sie alle erwischen und entsprechend bestrafen, die sich dieser Vergehen schuldig machen. Punkt.
Ist es dir oder einem Bekannten von dir passiert, durch sowas in der Richtung den Arbeitsplatz verloren zu haben, oder warum bist du da so hardcoremäßig drauf? Ich mein, ich kann es auch nicht ab, wenn sich die Leute ständig ihre Musik, Filme und Spiele illegal herunterladen, aber ich sehe das als Kunde eben auch aus der Sicht des Kunden und nicht aus der des Herstellers. Und da ist es nunmal auch nicht so, dass man immer angemessen behandelt wird. Ferner steht es fest, dass ein illegal heruntergeladenes Produkt nicht das selbe ist wie ein verlorener Kauf für den Hersteller, denn gäbe es diese Möglichkeit überhaupt nicht, so würde von besagten Leuten nur ein winziger Bruchteil das Produkt tatsächlich erwerben. Damit will ich nicht sagen, dass es moralisch in Ordnung wäre, das ist es nicht. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass von einem unrechtmäßgen Download die Welt untergeht.

Deine Hoffnungen bezüglich des Erwischens muss ich enttäuschen, wobei dir das wahrscheinlich selbst längst klar ist: Es lohnt sich für die Firmen nicht, jedem bösen kleinen Download nachzugehen, alleine schon wegen dem Aufwand. Höchstens wird mal ein Exempel statuiert oder sie kümmern sich um die wirklich dreisten Leute, die mit dem kopierten Zeug auch noch massenhaft selbst Kohle zu machen versuchen.

Byder
30.11.2010, 15:36
Wenn Leute so denken, dann hoffe ich sehr, dass sie alle erwischen und entsprechend bestrafen, die sich dieser Vergehen schuldig machen. Punkt. ;)
Mich interessiert sehr, wie deine Vorstellung der Bestrafung aussehen würde.

Ich will nochmal sagen, dass Piraterie nicht gleich Verlust bedeutet.
Nicht alles, was man sich runterlädt, würde auch gekauft werden. Somit werden da nur Statistiken von irgendwelchen angeblichen Verlusten hochgepusht, mehr nicht.

Wenn ne Hose sich im Regal nicht verkauft, wird sie aus dem Regal genommen.
Wenn eine CD sich im Regal nicht verkauft, schiebt man es auf die Piraterie und mahnt dann die Personen, die sie trotzdem per Filesharing heruntergeladen haben ab und fordert pro Lied 300 €. Bei einem Album mit 14 Liedern macht das schon 4400 €. Zieh dir die gesamte Diskographie von Bob Dylan und du darfst viele Jahre bluten.

Klingt das für dich moralisch besser, jemanden, auf den man wirtschaftlich eh nicht angewiesen ist, mit solchen Mahnungen zu bewerfen?

Daen vom Clan
30.11.2010, 15:53
Ist es dir oder einem Bekannten von dir passiert, durch sowas in der Richtung den Arbeitsplatz verloren zu haben, oder warum bist du da so hardcoremäßig drauf?

Ich habe doch extra noch den Zwinkersmiley hingemacht. :)
Aber ja, mir ist es passiert, wie ich weiter oben bereits beschrieben habe.

Es war mir schon klar, das ich in einem Internetforum mit meiner Meinung bei diesem Thema anecken würde und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier verzweifelt "Ausreden" und "Gründe" gesucht werden die man sich einreden kann, damit man sich weiter ruhigen Gewissens Dinge aus dem Netz herunterladen kann.

Jedem hier sollte klar sein, dass es in erster Linie illegal ist, urheberrechtlich geschützte Dinge aus dem Internet herunterzuladen. Punkt.
Ob ihr nun aus irgendwelchem Fehlverhalten der Verkäufer, schlechten Downloadquellen, der Ausrede "dass ja nur ICH EINE kleien Kopie ziehe oder schlichtweg aus der extremen Einfachheit des Herunterladens für euch Ausnahmen ableitet, ist eure Sache, macht das ganze aber nun nicht legal, egal wie ungerecht ihr euch behandelt fühlt und glaubt im Recht zu sein, weil ihr eure Lynchjustiz beim Downloaden durchzieht. (typisches Beispiel: Dieses von mir gekaufte Spiel war buggy, also habe ich beschlossen, als Wiedergutmachung nur noch Spiele herunterzuladen)

Das mag für euch funktionieren, ist aber nichts anderes als eine unreife Ausrede dafür das man nicht verstanden hat, das Dienstleistungen jeder Art Geld kosten. Das hergestellte Waren Geld kosten, das Dinge in unserem Warenwirtschaftskreislauf Geld kosten.
Wären Autos so leicht zu klauen wie Spiele, dann würde mehr als die Hälfte hier einen dicken Fuhrpark haben, darauf kannst du wetten.

"Angemessen behandelt" ist ein weiteres Schlagwort - wo im Leben, wo im Alltag wirst du immer angemessen behandelt? Forderst du Satisfaktion, wenn du angerempelt wirst? Zerschlitzt du die Reifen deines dich - weil auch nur ein Mensch - in deinen Augen nicht angemessen behandelnden Lehrers?
Warum klaust du die Produkte eines Herstellers, wenn du dich "nicht angemessen behandelt" fühlst?
Klaust du auch Hamburger von MCDonalds wenn dein Maximenü aussieht wie Scheisse? Nein, du lässt es zurückgehen und dafür wird dir dein Geld erstattet. Und dann gehst du in ein anderes Restaurant. Logisch. Aber du beginnst nicht, MC Donalds systematisch zu bestehlen. ;)


Mir ist absolut bewusst, dass es sich hier um einen Kampf gegen Windmühlen handelt und das die gesamte Szene, das Internet und auch wir alle noch ein gewisses Rechts- und Unrechtsbewusstsein entwickeln müssen - grade weil auch die Spielefirmen und Publisher an der Krise nicht unbeteiligt sind, wie du schon absolut richtig festgestellt hast.
Aber es fängt eben immer im Kleinen an, sich zusammenzureißen und der Versuchung zu widerstehen. Grade weil die Inhalte verlockend sind, aber irgendwann wird es eben auch im Internet so sein wie in der echten Welt da draußen: Dass man sich nur kaufen kann, was man sich leisten kann.

Byder: Todesstrafe und dann Hand abhacken.
Nachtrag: Falls dir obiges allerdings zu lasch vorkommt, würde ich genau und exakt die Strafen gelten lassen, die dir passieren, wenn du bei MediaMarkt oder Saturn mit der Spielepackung im Parka erwischt wirst. Nichts anderes ist es ja.

Byder
30.11.2010, 16:05
Nachtrag: Falls dir obiges allerdings zu lasch vorkommt, würde ich genau und exakt die Strafen gelten lassen, die dir passieren, wenn du bei MediaMarkt oder Saturn mit der Spielepackung im Parka erwischt wirst. Nichts anderes ist es ja.
Wenn ich Glück hab, zahle ich 50 € und krieg ne Ermahnung vom Staatsanwalt.
Wenn ich mir die CD per Filesharing runterlade, krieg ich Mahnungen für 300 € pro Lied, was aber durch den Anwalt/ durch das Gericht aber eh heruntergedrückt wird.

La Cipolla
30.11.2010, 16:08
Letztendlich ist die Gesellschaft noch lange nicht so weit, mit dieser Thematik umgehen zu können, und an dieser Stelle hat Daen einfach absolut recht: Momentan haben wir die obskure Situation, dass die Moral alles ist, was uns von Kriminalität (in diesem Kontext) abhält, und dementsprechend muss natürlich jeder selbst entscheiden, wie illegal er handeln will, Rechtfertigungen hin oder her. Denn am Ende ist das ganze (noch) illegal, Meinung hin oder her, und der wahre Grund ist in 90% aller Fälle einfach nur "weil ich es kann", oder mehr "weil mich eh niemand rankriegt". Auch die Überlegung, ob man jemandem schadet, finde ich fragwürdig, denn das ist selten festzustellen und am Ende auch nur eine Rechtfertigung, wenn es nicht ausnahmsweise absolut deutlich ist. Man sollte mal lieber davon ausgehen, dass man illegal handelt, und dass es durchaus Gründe gibt, warum das illegal ist. (Wenn sie auch nicht mehr immer aktuell sind.)


Nachtrag: Falls dir obiges allerdings zu lasch vorkommt, würde ich genau und exakt die Strafen gelten lassen, die dir passieren, wenn du bei MediaMarkt oder Saturn mit der Spielepackung im Parka erwischt wirst. Nichts anderes ist es ja.
Hier liegt aber denke ich noch das große Problem begraben, dass ich vorher angesprochen habe: Die Verbindung von geistigem Eigentum und Kapitalismus. Eben dieser Versuch, "neue" Konzepte mit alten Denk- und Herangehensweisen zu bekämpfen, wird speziell im Detail nicht funktionieren. Ein Gesetz braucht immer eine Verhältnismäßigkeit. Bei diesem Beispiel mag es noch gehen, aber wenn bei jedem Schüler, der beim Runterladen einiger Diskografien erwischt wird, erstmal das Elternhaus pleite gesetzt wird (was nicht gerade wenige Haushalte wären...), gibt es eben diese Verhältnismäßigkeit nicht mehr; obwohl es natürlich rein ideologisch gesehen das selbe ist wie ne Palette vom Truck zu klauen. Heißt, das müssen neue Konzepte her, und bis es die gibt, gilt das oben (oder schon von Daen) gesagte.


Wenn ich mir die CD per Filesharing runterlade, krieg ich Mahnungen für 300 € pro Lied, was aber durch den Anwalt/ durch das Gericht aber eh heruntergedrückt wird.
Nein, dann schmetterst du die Klage per Anwalt ab, weil sich die Gesetze darauf noch nicht eingestellt haben. Das Gesetz ist ein Teil der Gesellschaft, der verständlicherweise völlig überfordert ist.
Zumal die Mittel, jemanden zu "erwischen", momentan auch höchstens unverlässlich sind.

Daen vom Clan
30.11.2010, 16:10
Wenn ich Glück hab, zahle ich 50 € und krieg ne Ermahnung vom Staatsanwalt.
Wenn ich mir die CD per Filesharing runterlade, krieg ich Mahnungen für 300 € pro Lied, was aber durch den Anwalt/ durch das Gericht aber eh heruntergedrückt wird.

Na siehste, kommst doch mit meinem Strafenkatalog bis auf Todesstrafe und Handabhacken auch noch besser weg. ;)
Wobei dir hoffentlich klar ist, dass die Ermahnung kein Glück auf Dauer ist. Und auch nicht sein sollte.

Tyr
30.11.2010, 16:20
Klar, und es wird voran gehen, solange Raubkopien noch so ein ernsthaftes Problem sind - und zwar genau so lange, bis sie es nicht mehr sind.
Sehr interessanter Satz. Mir wird grade erst so richtig klar, wie wichtig Raubkopien für den Konsumenten sind. ^^

Wer weiß, ob ich zum Normalpreis noch Artbooks, OSTs oder anderen Merchandise dazubekommen würde, wenn ich mir heute ein Spiel kaufe, wenn die Publisher nicht Angst vor Raubkopien hätten?
Letztens hab ich mir ne CD gekauft und bekam noch eine Bonus DVD dazu, wo der gesamte Inhalt nochmal als 5.1DD-Version drauf war. Das ist die Qualität, die ich mir als Käufer wünsche!

Ich sehe nur in seltenen Fällen wirklich unbehandelte ISO-Angebote von DVDs oder ganze Lossless-Rips von CDs inklusive High Quality Booklet-Scans. Gibt es fast gar nicht. Bisher habe ich als ehrlicher Käufer immer einen Mehrwert verspührt, den ich durch ne Raubkopie nicht gehabt hätte. Wer das nicht tut, wem die Qualität egal ist... der hätte sich ohne Raubkopien wohl trotzdem kein Original gekauft.

Heutzutage wird für einen Vollpreis viel minderwertiges Zeug verkauft. CDs, die sich anhören wie Mp3s, Filme mit schlechtem Bild oder mangelnden Extras. Manchmal sind da ja die illegalen Angebote im Internet von besserer Qualität!

Edit:

Wenn ich Glück hab, zahle ich 50 € und krieg ne Ermahnung vom Staatsanwalt.
Wenn ich mir die CD per Filesharing runterlade, krieg ich Mahnungen für 300 € pro Lied, was aber durch den Anwalt/ durch das Gericht aber eh heruntergedrückt wird.
Naja, du wirst nicht fürs Klauen im Internet bestraft. Mir ist noch kein Fall zu Ohren gekommen, wo jemand wirklich für einen Download bestraft wurde.Die Offline-Analogie zu Filesharing wäre eher, dass du deine CD vervielfältigst und sie an deine Freunde weitergibst, damit diese nicht mehr in den Laden gehen und Geld ausgeben müssen.

Enkidu
30.11.2010, 19:18
Jedem hier sollte klar sein, dass es in erster Linie illegal ist, urheberrechtlich geschützte Dinge aus dem Internet herunterzuladen. Punkt.
Okay. Doch dass es illegal ist, bedeutet nicht automatisch, dass es richtig ist. Was meinst du, wie viele Gesetzte es auf der Welt gab und gibt, die von Zigtausenden aus gutem Grund als falsch empfunden werden und ggf. sogar grundlegende Menschenrechte berühren oder einschränken (ich werf hier mal den Begriff GEZ in den Raum *hust*). Da wird es doch erlaubt sein, einen Standpunkt zu vertreten, der dem teilweise widerspricht oder das Ganze zumindest etwas ambivalenter sieht, ganz unabhängig davon, ob man sich privat nun schuldig macht oder nicht.

Sicher ist es bei sehr vielen Leuten nur Ausrede und Vorwand, um einfach weiterzumachen, aber längst nicht bei allen. So wie du das formulierst hört sich das sehr einfach an.

(typisches Beispiel: Dieses von mir gekaufte Spiel war buggy, also habe ich beschlossen, als Wiedergutmachung nur noch Spiele herunterzuladen)
Doch so sieht die Realität glaub ich nicht aus.

Das mag für euch funktionieren, ist aber nichts anderes als eine unreife Ausrede dafür das man nicht verstanden hat, das Dienstleistungen jeder Art Geld kosten. Das hergestellte Waren Geld kosten, das Dinge in unserem Warenwirtschaftskreislauf Geld kosten.
Wären Autos so leicht zu klauen wie Spiele, dann würde mehr als die Hälfte hier einen dicken Fuhrpark haben, darauf kannst du wetten.
(...)
Warum klaust du die Produkte eines Herstellers, wenn du dich "nicht angemessen behandelt" fühlst?
Klaust du auch Hamburger von MCDonalds wenn dein Maximenü aussieht wie Scheisse? Nein, du lässt es zurückgehen und dafür wird dir dein Geld erstattet. Und dann gehst du in ein anderes Restaurant. Logisch. Aber du beginnst nicht, MC Donalds systematisch zu bestehlen.
Genau das ist der Punkt, der vorher schon mehrfach erwähnt wurde: Imho werden da ständig Äpfel mit Birnen verglichen. Mag sein, dass ein illegaler Download falsch ist und gegen geltende Gesetze verstößt. Trotzdem ist es eben nicht das Gleiche, als würde man Autos oder BigMäcs klauen. Wir reden hier von virtuellen Daten, die keinerlei eigenen materiellen Wert besitzen.

Ich möchte an dieser Stelle folgendes zu bedenken geben: Wir alle kennen unseren Freund und Helfer, die GEMA. Hätte es solche Institutionen mit ihrer rigorosen Durchsetzung schon seit Anbeginn der Zeit gegeben, wäre unsere Kultur heute deutlich, deutlich ärmer. Geschichten und Lieder wurden erst zu dem was sie sind, weil sie mündlich tradiert und überliefert wurden, man spricht auch von Allgemeingut. Wenn in jeder geselligen Runde, in der urheberrechtlich geschütztes Material gesungen wird, gleich die GEMA-Vertreter vor der Tür stehen würden, wie es manche von diesen seltsamen Leuten gewiss gerne hätten, käme ich mir vor wie in einem totalitären, repressiven Überwachungsstaat.

"Angemessen behandelt" ist ein weiteres Schlagwort - wo im Leben, wo im Alltag wirst du immer angemessen behandelt? Forderst du Satisfaktion, wenn du angerempelt wirst?
Ne Entschuldigung wär in dem Fall schon nett ^^ Aber da bin ich wohl Idealist. Leider wird man nicht immer angemessen behandelt, in einer lebenswerten Gesellschaft sollte das aber so sein. Man muss sich eben auch nicht alles gefallen lassen.

Auch die Überlegung, ob man jemandem schadet, finde ich fragwürdig, denn das ist selten festzustellen und am Ende auch nur eine Rechtfertigung, wenn es nicht ausnahmsweise absolut deutlich ist. Man sollte mal lieber davon ausgehen, dass man illegal handelt, und dass es durchaus Gründe gibt, warum das illegal ist. (Wenn sie auch nicht mehr immer aktuell sind.)
Naja, ich sehe das so: Die machen die Gesetze oder sorgen für deren Durchsetzung. Also liegt die Beweispflicht meiner Meinung nach auch bei denen. Und da würde ich manchmal schon gerne sehen, wie Nintendo mir nachweisen will, dass durch das Herunterladen eines zwanzig Jahre altes Spieles, das nicht mehr erhältlich und noch dazu nie in heimischen Gefilden erschienen ist, ein unmittelbarer wirtschaftlicher Schaden entsteht. Denn da sind es imho die Hersteller, die ihre Macht durchsetzen, nur "weil sie es können" (um mal bei deiner Wortwahl zu bleiben ^^).
Und wenn die Gesetze nicht mehr aktuell sind, dann sollten sie angepasst werden. Das geschieht nur leider nicht, und wenn doch mal, dann nur unheimlich langsam. Die Politik hält nicht Schritt mit der rasanten technischen Weiterentwicklung.

Wer weiß, ob ich zum Normalpreis noch Artbooks, OSTs oder anderen Merchandise dazubekommen würde, wenn ich mir heute ein Spiel kaufe, wenn die Publisher nicht Angst vor Raubkopien hätten?
Letztens hab ich mir ne CD gekauft und bekam noch eine Bonus DVD dazu, wo der gesamte Inhalt nochmal als 5.1DD-Version drauf war. Das ist die Qualität, die ich mir als Käufer wünsche!

Ich sehe nur in seltenen Fällen wirklich unbehandelte ISO-Angebote von DVDs oder ganze Lossless-Rips von CDs inklusive High Quality Booklet-Scans. Gibt es fast gar nicht. Bisher habe ich als ehrlicher Käufer immer einen Mehrwert verspührt, den ich durch ne Raubkopie nicht gehabt hätte. Wer das nicht tut, wem die Qualität egal ist... der hätte sich ohne Raubkopien wohl trotzdem kein Original gekauft.
Sehr richtig.

Naja, du wirst nicht fürs Klauen im Internet bestraft. Mir ist noch kein Fall zu Ohren gekommen, wo jemand wirklich für einen Download bestraft wurde.
Doch doch, sowas kommt afaik schonmal vor.

Whiz-zarD
30.11.2010, 19:21
Die Offline-Analogie zu Filesharing wäre eher, dass du deine CD vervielfältigst und sie an deine Freunde weitergibst, damit diese nicht mehr in den Laden gehen und Geld ausgeben müssen.

Was in der Prä-Internet-zeit Gang und Gebe war und dennoch konnte die Industrie von ihren Einnahmen leben. Ich gehe jetzt mal so weit und sage, dass das kostenlose illegale Herunterladen auch seine gute Seite hat: Es dämmt den Schwarzhandel mit Softwarekopien ein. Es mindert die Einnahmen einer dritten Person, die sich mit dem Schaffen anderer bereichert.
Früher ist man auf Floh-Märkten gefahren und hat dort für die Kopien bezahlt. Heutzutage haben solche Händler kaum eine Chance, weil die Kopien kostenlos angeboten werden.

Enkidu
30.11.2010, 19:42
Was in der Prä-Internet-zeit Gang und Gebe war und dennoch konnte die Industrie von ihren Einnahmen leben.
Haha, ich erinnere mich noch an Zeiten, wo man die Lieder auf steinzeitlichen MC-Kassetten ausm Radio aufgenommen und dann kopiert hat. Damals ging das auch, und trotzdem beschwert sich die Industrie heute ständig, was für unheimliche Verluste durch die Downloads im Internet gemacht werden.

Ich gehe jetzt mal so weit und sage, dass das kostenlose illegale Herunterladen auch seine gute Seite hat
Ja, hat alles seine Vor- und Nachteile. Die PlayStation beispielsweise wäre für Sony nie zu einem so großen Erfolg und anschließend zur weltweiten Marke geworden, hätte sie ein anderes Medium als CDs für die Datenträger benutzt. Oder man denke nur mal an Video-Rekorder! Und so, wie die illegal beschaffte Musik bei manchen Künstlern für ausbleibende Gewinne gesorgt hat, wurden andere auf diesem Wege überhaupt erst bekannt.

Das soll nun keine Rechtfertigung für Straftaten sein, aber die Downloads/Kopien pauschal zu verteufeln halte ich für ebenso falsch. Anstatt nur mit eiserner Faust dagegen vorzugehen, könnte die Industrie an der Problematik wenn sie es richtig macht viel lernen, wodurch am Ende alle gewinnen. Ganz langsam geht es ja auch in diese Richtung.

Daen vom Clan
30.11.2010, 19:58
Okay. Doch dass es illegal ist, bedeutet nicht automatisch, dass es richtig ist. Was meinst du, wie viele Gesetzte es auf der Welt gab und gibt, die von Zigtausenden aus gutem Grund als falsch empfunden werden und ggf. sogar grundlegende Menschenrechte berühren oder einschränken (ich werf hier mal den Begriff GEZ in den Raum *hust*). Da wird es doch erlaubt sein, einen Standpunkt zu vertreten, der dem teilweise widerspricht oder das Ganze zumindest etwas ambivalenter sieht, ganz unabhängig davon, ob man sich privat nun schuldig macht oder nicht.

Wenn es Arbeitsplätze zerstört und Geldwert vernichtet, dann ist es illegal.
Du verfielfältigst Dinge, die normalerweise bezahlt werden müssen zum Nulltarif.



Genau das ist der Punkt, der vorher schon mehrfach erwähnt wurde: Imho werden da ständig Äpfel mit Birnen verglichen. Mag sein, dass ein illegaler Download falsch ist und gegen geltende Gesetze verstößt. Trotzdem ist es eben nicht das Gleiche, als würde man Autos oder BigMäcs klauen. Wir reden hier von virtuellen Daten, die keinerlei eigenen materiellen Wert besitzen.

Und hier unterscheidet sich unsere Denkweise enorm.
Du kaufst EBEN KEINE 500 Kilogramm Blech, keine 5 Kilogramm Kabel und keine 50 Kilogramm Gummi, SONDERN ein Auto.

Genauso wie du keine 3 Gramm DVD-Scheibe kaufst, SONDERN 800 Entwicklungsstunden, eine patentierte Grafikenginge, die intern über Monate entwickelt wurde, du kaufst Ideen, Kreativität und Zerstreuung!


Bitte lies dir das Thema nochmal durch, das Beispiel des Buches wurde schon zitiert!
Wenn du ein Buch kaufst, kaufst du dann wirklich "nur" 800 Gramm Papier? Ich glaube nicht. Du kaufst Zerstreuung als Dienstleistung.
Würdest du mir da nicht zustimmen?

Enkidu
30.11.2010, 20:33
Würdest du mir da nicht zustimmen?
Schon. Aber stell dir mal vor, du müsstest als Hersteller nur auf einen Knopf drücken und hättest auf einmal zehn Millionen Autos zu verkaufen, anstatt nur einem einzigen. Mehr noch, du könntest ewig so weiter vervielfältigen. Fändest du es dann immer noch gerechtfertigt, für jedes einzelne davon 50.000 Euro zu verlangen? Die Sache ist die: Kosten für Entwicklung und Ideen sind gering im Vergleich zu dem, was es kostet, zehn Millionen Autos und mehr zu bauen. Bei der großen Menge, und die ist nunmal die Zielsetzung des ganzen Unterfangens, spielen die 500 Kilogramm Blech, 5 Kilogramm Kabel und 50 Kilogramm Gummi für jedes einzelne plötzlich doch eine ganz wesentliche Rolle. Bei der DVD-Scheibe auf der Daten sind ist das anders, wie du schon richtig angemerkt hast. Der Wert des Mediums ist da verschwindend gering, vielleicht ein paar Cent. Bei reinen offizielen Downloads über die entsprechenden Portale fallen sogar die noch weg.

Die Frage die sich mir da stellt ist: Wie viel sind die Idee oder die Arbeitsstunden der Entwickler wert? Diese nicht wirklich fassbare, indirekte, virtuelle Größe. Ich habe darauf zwar keine Antwort. Aber diese Frage stellt sich vielen Herstellern erst gar nicht - seit dem Aufkommen der technischen Möglichkeiten machen sie einfach weiter wie bisher.

Evanescence
30.11.2010, 20:41
Ja, hat alles seine Vor- und Nachteile. Die PlayStation beispielsweise wäre für Sony nie zu einem so großen Erfolg und anschließend zur weltweiten Marke geworden, hätte sie ein anderes Medium als CDs für die Datenträger benutzt.
also das ist schon etwas sehr naiv, zu glauben, dass die beliebtheit der playstation vor allem auf der einfachen, möglichen vervielfältigung von optischen medien beruht. da waren andere faktoren wie marketing, technische leistungsfähigkeit, speicherplatz und exklusivtitel weitaus ausschlaggebender.

du musstest damals schon ziemlich hardcore sein, um das im großen stil zu betreiben.


Wenn es Arbeitsplätze zerstört und Geldwert vernichtet, dann ist es illegal.
oh gott, dann müssten wir ja die hälfte aller berufe verbieten.

Whiz-zarD
30.11.2010, 20:51
also das ist schon etwas sehr naiv, zu glauben, dass die beliebtheit der playstation vor allem auf der einfachen, möglichen vervielfältigung von optischen medien beruht. da waren andere faktoren wie marketing, technische leistungsfähigkeit, speicherplatz und exklusivtitel weitaus ausschlaggebender.

du musstest damals schon ziemlich hardcore sein, um das im großen stil zu betreiben.

Naja, dann nehmen wir halt nicht als Beispiel die Playstation, sondern den C64.
Allein durch die Aktivitäten der damaligen Cracker ist die Demoszene (http://de.wikipedia.org/wiki/Demoszene) entstanden, was den C64 selbst heute noch recht berühmt macht.


oh gott, dann müssten wir ja die hälfte aller berufe verbieten.

Nicht nur die Hälfte. Sondern alles.
Alles wäre dann illegal.

Daen vom Clan
30.11.2010, 21:20
Schon. Aber stell dir mal vor, du müsstest als Hersteller nur auf einen Knopf drücken und hättest auf einmal zehn Millionen Autos zu verkaufen, anstatt nur einem einzigen. Mehr noch, du könntest ewig so weiter vervielfältigen. Fändest du es dann immer noch gerechtfertigt, für jedes einzelne davon 50.000 Euro zu verlangen? Die Sache ist die: Kosten für Entwicklung und Ideen sind gering im Vergleich zu dem, was es kostet, zehn Millionen Autos und mehr zu bauen.

Du zäumst das Pferd von der falschen Seite auf. Zwar können die Entwickler Millionen Scheiben herstellen, ABER solange die Leute illegal downloaden, gibt es KEINE Käufer mehr, egal wieviele sie herstellen können. Und so gehen diese Firmen dann pleite.



Die Frage die sich mir da stellt ist: Wie viel sind die Idee oder die Arbeitsstunden der Entwickler wert? Diese nicht wirklich fassbare, indirekte, virtuelle Größe. Ich habe darauf zwar keine Antwort. Aber diese Frage stellt sich vielen Herstellern erst gar nicht - seit dem Aufkommen der technischen Möglichkeiten machen sie einfach weiter wie bisher.

Wieviel sie wert sind ist egal, sie müssen vom Unternehmen bezahlt werden. Darauf basieren die Preise. Kommt durch fehlende Käuferschaft (weil downgeloadet) keine Verkäufe zustande, dann bekommen diese Programmierer kein Geld mehr.


Evanescene: Du weißt schon wie i h es meine ;)

Byder
30.11.2010, 21:35
Man muss aber schon differenzieren, ob es keine Käufer gibt, weil es sich alle runterladen, oder ob es daran liegt, dass keiner das Produkt haben will.
Natürlich ist es einfach, viele Dinge auf die Piraterie zu schieben, vor allem, weil es auch stimmt, aber ich zum Beispiel denke, dass selbst ohne Piraterie viele Softwareentwickler, Spieleschmieden und Musiker einfach nicht die gewünschten Verkaufszahlen bringen, weil das Angebot bei der Konkurrenz der Allgemeinheit mehr zusagt.

Evanescence
30.11.2010, 21:37
Du zäumst das Pferd von der falschen Seite auf. Zwar können die Entwickler Millionen Scheiben herstellen, ABER solange die Leute illegal downloaden, gibt es KEINE Käufer mehr, egal wieviele sie herstellen können. Und so gehen diese Firmen dann pleite.
naja, du gehst hier aber auch von der grundannahme aus, dass das geld im gegenteiligen fall vorhanden wäre, was nicht unbedingt der fall sein muss. ich glaube nicht, dass man sachen zum großen teil einfach nur als geldersparnis runterlädt. wenn man so viel knete hat, wird man sich den kram eh im original kaufen und ansonsten hat jeder wohl seine eigene prioritäten nach denen er seinen konsum ausrichtet.
die musik- und filmbranche unterstellt das ebenso genauso zweifelsfrei. wenn wir testweise das internet eine woche ausknipsen könnten, bezweifle ich irgendwie, dass die verkäufe direkt proportional zu den raubkopien steigen würden. zwar ein stück, aber nicht komplett kompensiert. wir leben letztendlich auch nicht in den wirtschaftlich besten zeiten und sogar noch wachsende branchen wie die videospielindustrie stagnieren da eher. bücherverkäufe sind ja über jahrzehnte hinweg im mittel konstant.

Daen vom Clan
30.11.2010, 21:40
Aber da drehen wir uns im Kreis.
Seit wann ist es normal, sich Dinge zu beschaffen, die man sich nicht leisten kann?
Hier fehlt mir jedes Verständnis...

Ich denke, wir wissen alle die Meinung des anderen zu schätzen und wir verstehen einander auch - es ist trotzdem sehr schön mal in dieser Runde entspannt über dieses Thema zu reden, ganz ehrlich.

Byder
30.11.2010, 21:43
Seit wann ist es normal, sich Dinge zu beschaffen, die man sich nicht leisten kann?
Hier fehlt mir jedes Verständnis...
Weil man es kann. Und es ist einfacher, als es sein sollte.

Evanescence
30.11.2010, 21:46
Seit wann ist es normal, sich Dinge zu beschaffen, die man sich nicht leisten kann?
Hier fehlt mir jedes Verständnis...
ich will ja nicht in die wunde stechen, aber die ganze amerikanische konsumkultur beruht auf dem prinzip und bei uns ist das, wenn man mal auf staatliche, kommunale, unternehmische und private verschuldung schaut, auch nicht viel anders.

es ist also das normalste der welt, wenn du es so genau nehmen möchtest.

Whiz-zarD
30.11.2010, 21:46
Du zäumst das Pferd von der falschen Seite auf. Zwar können die Entwickler Millionen Scheiben herstellen, ABER solange die Leute illegal downloaden, gibt es KEINE Käufer mehr, egal wieviele sie herstellen können. Und so gehen diese Firmen dann pleite.

Naja, man kann aber nicht nur das illegale Herunterladen dafür in Betracht ziehen, dass Softwarefirmen pleite gehen.
Nach meinen (zugegeben kurzen) Recherchen hatte die Firma "Euringer & Partner" Kundenspezifische Software entwickelt. Wenn dann so eine Firma wegen illegaler Kopien ihrer Software pleite geht, dann muss ich doch an das Konzept dieser Firma zweifeln. Es kann dann nicht sein, dass die Kunden selbst die Software illegal anbieten.
Es gibt auch sehr kleine Spielefirmen, die melden, dass 90% der Spiele, die von denen im Umlauf sind, illegale Kopien seien. Also nur 10% der Spieler kaufen sich wirklich das Spiel und selbst nur mit diesen 10% können sie ihr täglich Brot verdienen. (AFAIR die Firma 2D Boy war so ein Fall)

Ich arbeite nun selber nebenbei in einer Firma, die Kundenspezifische Software programmieren. Dort ist von illegalen Kopien keine Rede.

Bis jetzt ist mir auch noch keine einzige Softwarefirma über den Weg gelaufen, die nur wegen den illegalen Kopien pleite gegangen ist. Bis jetzt kenne ich nur welche wegen miserabler Qualität ihrer Software oder falschen Kalkulationen.

Das ist das selbe, wie mit dem Anime/Manga Markt in Deutschland. Seit einigen Jahren geht es dieser Branche hierzulande nicht mehr so gut. Die Firmen geben den Fansubbern die Schuld. Doch sie haben einfach vergessen, dass der Boom vorbei ist und sie nun von einem kommerziell gut funktionierenden Markt, wieder in ein Nischenmarkt gewechselt sind aber sie haben weiterhin feuchtfröhlich die DVDs gepresst, als würde der Boom weiter anhalten.

Daen vom Clan
30.11.2010, 22:38
Weil man es kann. Und es ist einfacher, als es sein sollte.

Da stimme ich dir zu, deswegen bin ich wie gesagt für schärfere Sanktionen, in der Hoffnung, das sich das normale Rechtsbewusstsein und die Moral zumindest bei einem großen Teil durchsetzen wird. So wie man heute eben auch nicht die Klofrau bestiehlt, wenn sie einem den Rücken zudreht. :)



ich will ja nicht in die wunde stechen, aber die ganze amerikanische konsumkultur beruht auf dem prinzip und bei uns ist das, wenn man mal auf staatliche, kommunale, unternehmische und private verschuldung schaut, auch nicht viel anders.

es ist also das normalste der welt, wenn du es so genau nehmen möchtest.

Ich weiß nicht in welcher Welt du genau lebst, aber der Großteil der deutschen Haushalte und der Großteil der deutschen Privatpersonen sind nicht verschuldet. Außerdem versucht du mich schon wieder absichtlich misszuverstehen, indem du meine Worte buchstäblich nimmst und auf die Goldwaage legst. Mir geht es schlichtweg darum...wiederholt: Wenn ich mir ein Spiel nicht leisten kann, dann stehle ich es auch nicht. Kein Bedürfnis kann so stark sein.



Naja, man kann aber nicht nur das illegale Herunterladen dafür in Betracht ziehen, dass Softwarefirmen pleite gehen.
Nach meinen (zugegeben kurzen) Recherchen hatte die Firma "Euringer & Partner" Kundenspezifische Software entwickelt. Wenn dann so eine Firma wegen illegaler Kopien ihrer Software pleite geht, dann muss ich doch an das Konzept dieser Firma zweifeln. Es kann dann nicht sein, dass die Kunden selbst die Software illegal anbieten.
Es gibt auch sehr kleine Spielefirmen, die melden, dass 90% der Spiele, die von denen im Umlauf sind, illegale Kopien seien. Also nur 10% der Spieler kaufen sich wirklich das Spiel und selbst nur mit diesen 10% können sie ihr täglich Brot verdienen. (AFAIR die Firma 2D Boy war so ein Fall)

Ganz ehrlich, frag mich doch einfach wie es war. Mir geht es nicht darum hier zu missionieren, jeder ist für seine Handlungen selbst verantwortlich und ich habe auch schon gefühlt hunderte von Euro in den Sand gesetzt mit schlechten Spielen und habe mich trotzdem entschieden, meine Schiene so weiterzufahren.
Euringer und Partner hat ein Warenwirtschaftssystem für Brauereien und Getränkemärkte hergestellt, welches in Visual Foxpro 4, 5 und 6 (je nach Modul) programmiert wurde, von unserem 30 Mann - Unternehmen, 15 Programmierer, 5 Vertrieb, 3 Azubis und der Rest Verwaltung.
Der Sitz der Firma war in Bayern, dort war man traditionell von Brauereien umgeben, hatte also normalerweise einen tollen Kundenstamm.
Und da wir immer genau soviel Gewinn eingefahren haben das es zum Leben gut gereicht hat, aber keine großen Sprünge möglich waren, hat uns genau dies das Genick gebrochen. Denn in Bayern kennt man sich eben untereinander und so haben diverse Brauereien sich zusammengeschlossen und zu zehnt oder zu fünft die Software einmal gekauft und dann gegenseitig kopiert. Bedenkt dabei bitte, dass wir vom Jahr 1997/98/99 sprechen, wo der Kopierschutz ungefähr bei Monkey Island Drehscheiben angekommen war. ;)
Kurzum: Es war einfach, ja, zu einfach den Kopierschutz zu umgehen, die Einnahmen sind eingebrochen und durch die eher weniger Rücklagen waren auch anwaltstechnisch relativ wenige Erfolge noch einzuholen. Natürlich kann man hier auch von technischen Mängeln oder Fehlern im Management sprechen, aber genau solche Schicksale wie damals waren der Beginn des Lernprozesses der heute zu (übertriebenen) Kopierschutzmaßnahmen führt und mich eben geprägt hat.



Ich arbeite nun selber nebenbei in einer Firma, die Kundenspezifische Software programmieren. Dort ist von illegalen Kopien keine Rede.
Dazu meine ehrlichen Glückwünsche. Aber stelle dir vor, es wäre nicht so. Stell dir vor das euer genialer Kopierschutz einfach geknackt worden wäre und dir bei Bittorrent dein eigenes Projekt angeboten werden würde. Das Projekt mit dem deine Firma Geld verdient, für welches es dich für wahrscheinlich gute Arbeit bezahlt hat. Der Gedanke liegt auf der Hand.

La Cipolla
30.11.2010, 22:59
Da stimme ich dir zu, deswegen bin ich wie gesagt für schärfere Sanktionen, in der Hoffnung, das sich das normale Rechtsbewusstsein und die Moral zumindest bei einem großen Teil durchsetzen wird.
Obwohl ich auch der Meinung bin, dass wir uns inzwischen im Kreis drehen, hierzu nochmal ein wichtiger Kommentar: Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt, bei weitem nicht! Die Fehlerquote bei der "Täterbestimmung" übers Internet ist enorm (ich denke da an die Massenforderungen, die einige Anwälte herumschicken, 50% davon an Leute, die nie irgendwas runterladen oder ihren Rechner nicht mal benutzen!), die Rechtslage schwammig und es ist einfach extrem schwierig, hier ein fähiges, aktuelles Gesetz aufzustellen. Dass viele Politiker keine Ahnung haben, und dass selbst die Leute mit Ahnung sehr uneins über dieses Thema sind, macht die Sache nicht leichter. Und selbst wenn es klappen würde, sollte ein solches Programm anfangs mehr kosten, als es einbringt, weil eine Menge an juristischen und technischen Grundlagen gelegt werden müssen, bevor überhaupt was funktioniert. Von der internationalen Natur des Ganzen habe ich da noch gar nicht angefangen, denn die tut der Juristik bekanntlich sowieso oft sehr weh, und die schnellen Veränderungen in der Materie sind ein weiteres Problem.

Es ist halt eine Brave New World, so gern wir hier alle auch verständlicherweise die Vergleiche mit Hosen, Büchern und Klofrauen heranziehen.

Daen vom Clan
30.11.2010, 23:02
Da stimme ich auf jeden Fall zu.
Trotzdem haben Klofrauen, Bücher und Hosen irgendwann die Wandlung vollzogen und so wird es auch hier sein.
Der einzige Unterschied zwischen den verschiedenen Leuten hier ist doch der Zeitrahmen, in dem wir uns diese Änderung herbeiwünschen. :)