PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Jagd



weuze
14.10.2010, 14:42
Tach ^^

So, hier ein Gruppenthread für Glann und meine Wenigkeit.

Glann schreibt mit Erynn Releth (http://www.multimediaxis.de/threads/91429-Charakter-Vorstellungen?p=2653537&viewfull=1#post2653537) und ich (weuze) werde durch Arranges (http://www.multimediaxis.de/threads/91429-Charakter-Vorstellungen?p=2277615&viewfull=1#post2277615) mitwirken

Anschluss an diesen Post (http://www.multimediaxis.de/threads/104961-Rollenspielthread-3-%28Signatur-aus%29?p=2690038&viewfull=1#post2690038) und diesen Post (http://www.multimediaxis.de/threads/104961-Rollenspielthread-3-%28Signatur-aus%29?p=2690219&viewfull=1#post2690219) im Rollenspielthread.

Glannaragh
29.11.2010, 18:48
'Hmm... möglicherweise könnte ich euch bei dieser Sache behilflich sein... aber seit wann wirbt die Kriegergilde für fremde Hilfe?' Und mit Falanu muss ich das nochmal klären, ihr scheint die Tragweite ihres losen Mundwerks wohl immer noch nicht bewusst zu sein... Trotz des höflich freundlichen Klangs seiner Worte, blieb sein Gesicht versteinert, während er auf eine Antwort ihrerseits wartete.

Erynn legte den Kopf schief und zog die rechte Augenbraue hoch. "Nicht die Kriegergilde bittet um Hilfe, ich tue das. Diese Goblinhöhle ist ein Ärgernis, aber solange es keinen offiziellen Auftrag gibt, hat dieses Ärgernis keine Priorität. Eine Gelegenheit für mich, mir einen Namen in Skingrad zu machen, und darum allein geht es mir. Also, was sagt Ihr?"

Achso? Sie will sich also einen Namen machen und braucht dabei Hilfe... Krieger und Söldner sind auch nicht mehr das was sie mal waren... und gerade die Armleuchter der Kriegergilde waren schon immer eine Lachnummer... dachte sich Arranges. 'Nun, dem der Hilfe sucht, sollte selbige nicht verwehrt werden.' Hinter dieser Aussage und augenscheinlichen Freundlichkeit steckte der pure Eigennutz, den Arranges in dieser Aktion sah, bestand doch die Möglichkeit, dass er so schnell und unkompliziert an einige Septime kommen konnte.

Die beiden wechselten noch kurz einige Worte darüber, wo und wann sie sich treffen wollten und liefen dann auseinander.

weuze
29.11.2010, 21:00
Tief in Gedanken versunken verließ Arranges die Taverne der Orks. Ursprünglich wollte er seinen Freund, den Mönch aus dem Kloster, im Colovianischen Hochland aufsuchen um ihn zu fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, das Buch irgendwie aufzuspüren. Aber jetzt schien es dem Kaiserlichen dringlicher und wichtiger, seinen Gelbeitel wieder so zu füllen, dass er sich zumindest darum keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Er war eigentlich noch leicht verärgert darüber, dass Falanu schon wieder einem wildfremden Menschen über ihn Auskunft gegeben hatte, das zweite Mal innerhalb recht kurzer Zeit! Aber er hatte jetzt wenig Lust, mit der Dunmer darüber zu reden, es half ja doch nichts.

Arranges wusste nicht recht, was er mit dem halben Tag anfangen sollte. Er schländerte planlos durch Skingrad und unterhilt sich mit zwei Wachen über die neuesten Neuigkeiten. Die Sonne begann schon zu sinken, als Arranges sich auf den Weg machte, sich mit Eryn zu treffen. Sie wollten sich mit dem Abendrot am Tor treffen. Im Nachhinein dachte Arranges, der diesen Vorschlag gemacht hatte, dass das eine mehr als dämliche Idee war. Goblins waren zwar leichte Beute und eigentlich keine Herausforderung, aber nachts spielte ihnen die Dunkelheit in die Hände, aber andererseits war es fast unmöglich tagsüber tatsächlich eines von diesen Biestern zu erwischen und der Nekromant hatte nur wenig Lust, zu weit in die Höhlen vorzudringen. Und wenn doch, dann erst nachdem sie den Großteil des Clans auf dem Feld getötet hatten, sodass sie in den Höhlen nur noch auf geringen Wiederstand treffen würden.

Arranges kam, seinen Rotfuchs an den Zügeln führend, an ihrem Treffplatz an, es war schon recht dunkel geworden. Mit kaputter Ausrüstung kämpfen... na das wird ein Spaß... Murrte er in sich hinein, währen er sich nach Eryn umsah.

Glannaragh
05.12.2010, 14:05
Erynn schaute dem Kaiserlichen hinterher, als er die Taverne verließ. Sie war erleichtert darüber, daß sie in ihm einen Mitstreiter gefunden hatte, jedoch noch immer unsicher, ob ein einzelner genügen würde. Dann schüttelte sie den Kopf. Es wird schon genügen, dachte sie, während sie abwesend ihre Suppe aß.
Danach begab sie sich zurück zum Gildenhaus. Alles war bereit; jetzt hieß es warten. Warum will sich der Kaiserliche ausgerechnet in der Abenddämmerung mit mir treffen, wunderte sie sich, während sie zum bestimmt fünften mal die Bogensehne auf Schwachstellen untersuchte. Es erschien ihr irgendwie nicht sinnvoll. Goblins sahen im Dunkeln besser als Menschen oder Mer, also verschenkten sie hier eindeutig einen Vorteil. Aber was solls. Es gibt für mich jetzt kein Zurück mehr. Ich will die Sache durchziehen.

Als der Abend endlich dämmerte, war Erynn kurz davor, die Wände hochzugehen. Die Warterei macht sie verrückt! Sie schnappte sich ihre Ausrüstung und machte sich zu ihrem Treffpunkt mit Arranges auf, die neugierigen und verwirrteen Blicke anderer Gildenmitglieder ignorierend.
Sie durchquerte das Stadttor, und stellte fest, daß der Kaiserliche bereits auf sie wartete. Er führte einen schönen Fuchs am Zügel. Erynn grüßte ihn kurz, machte sich daran, ihr eigenes Pferd zu satteln wandte sich dann an Arranges: „Wir können los.“

weuze
05.12.2010, 18:45
Arranges musste nicht sehr lange warten. Schon nach wenigen Augenblicken, die er vor dem Tor wartend verbracht hatte, trat die Dunmer heraus und holte ebenfalls ihr Pferd. Der Kaiserliche prüfte nochmals kurz den Sitz seines Panzerhemds und schwang sich dann ebenfalls in den Sattel. Gemeinsam ritten sie in gemäßigtem Tempo los.

Während sie unterwegs waren, hielt der Nekromant so gut es möglich war, Ausschau nach Goblins oder anderem Getier. Dummerweise war der Himmel nicht sehr klar und so hatten sie kein konstantes Licht von den zwei Monden.

Erynn gab Arranges ein Zeichen, als sie sich der Höhle näherten, wenngleich sie noch einen ordentlichen Abstand zum Eingang hatten, saßen sie ab. Der Kaiserliche nahm seinem Rotfuchs behutsam die Trense ab und verstaute sie im Sattel. Arranges überlegte welche Zauber nützlich, aber nicht zu auffällig sein würden. Die Kriegerin hatte zwar ihn um Hilfe gebeten und somit keinerlei Forderungen bezüglich seiner Methoden zu stellen, aber sie gehörte zum kontrollierten Staatwesen und brauchte nicht zu wissen, welchen Künsten er eigentlich nachging. Einfachere Zerstörungszauber, sowie seine geschickte Schwertführung mussten ausreichen. Und eigentlich sollte für Goblins mehr auch gar nicht nötig sein. Er sah zu seiner Begleitung hinüber, während er wartete.

Glannaragh
07.12.2010, 22:11
Sie kehrten den Ställen den Rücken und ritten in einem weiten Bogen um Skingrad herum in Richtung der Mine. Die Nacht brach jetzt schnell herein, und immer wieder schoben sich Wolken vor die aufgehenden Monde. Der Hufschlag ihrer Pferde klang hohl in der umgebenden Stille. Als sie den kleinen Friedhof von Skingrad erreichten, hieß Erynn den Kaiserlichen anzuhalten.

„Die Höhle liegt ein Stück die Straße hinauf. Wir sollten die Pferde hierlassen. Ich will vermeiden, daß sie verletzt werden.“
Sie überlegte kurz. „Ich möchte so viele Goblins wie möglich aus ihrem Bau herausscheuchen, so daß wir sie auf offenem Feld stellen können. Nach einem Gehacke in den engen Stollen steht mir ehrlich gesagt nicht der Sinn – wir sind im Gegensatz zu den Biestern nicht an so eine Umgebung gewöhnt und würden uns wohl gegenseitig mehr im Weg stehen als alles andere. Ich hoffe, daß sich einige von ihnen in der Nähe des Eingangs aufhalten. Dann werde ich einige Pfeile auf sie abschießen. Das sollte ihre Aufmerksamkeit erregen und sie aus der Mine locken. Ich wünschte, ich hätte die Zeit gehabt einen Kampfmagier aufzutreiben – Zerstörungszauber mit Flächenwirkung wären hier effizienter als Pfeile. Aber es ist nunmal, wie es ist.“ Sie warf Arranges einen Seitenblick zu. „Es sei denn, Ihr beherrscht zufällig einen Zauber, wie wir ihn brauchen. Aber das wäre wohl zu schön um wahr zu sein, nicht wahr?“
Mit diesen Worten schwang sie sich aus dem Sattel und machte sich daran, ihren Bogen zu spannen.

weuze
07.12.2010, 23:00
Gelegentlich vermag ich es über die Elemente zu herrschen wie ihr es hierfür für nötig erachtet, aber normalerweise steht mir der Sinn nicht unbedingt danach, die Nacht in ein Feuerwerk zu verwandeln, wenn wir ja eigentlich inoffiziell unterwegs sind... Arranges zeigte mit einem Nicken, dass er ihre Worte vernommen hatte, blieb aber sonst stumm und folgte Erynn, nachdem sie ihren Bogen einsatzbereit hatte und andeutete bereit zu sein, in Richtung der Mine.

Des Kaiserlichen Verstand arbeitete heftig, während sie leise am Rand der Straße dahinschlichen um nicht vorzeitig die Aufmerksamkeit irgendwelcher Goblinwachen zu erregen oder andere Kreaturen aufzuschrecken. Flächenzauber sind nicht wirklich meine Stärke. Zwar arten Feuerbälle in Explosionen aus, aber ich bin mir nicht sicher, ob das in einer Mine so günstig ist... wohl eher nicht. Arranges Hand strich prüfend über seinen Mithrilpanzer. Verflucht, das Loch habe ich ganz vergessen... Zum Henker mit der Schmiedin... Der Nekromant war es nicht gewohnt mit beschädigter Rüstung zu kämpfen, normalerweise verließ er sich darauf, dass ihn der leichte Panzer vor gröberen Angriffen schützte. Aber somit schied der Nahkampf für ihn wohl fast gänzlich aus. Der Kaiserliche machte ein verärgertes Gesicht, während er weiter darüber nachdachte, wie er jetzt am besten in den Kampf gehen konnte. Den Worten der Kriegerin zu urteilen war sie eher ein Schütze als ein Fechter. Das wiederum war alles andere als vorteilhaft, wenn es darum ging, in alten Stollen zu kämpfen.

Genau genommen war der Weg nicht wirklich weit, aber dadurch, dass sie nicht unbedingt sehr viel sahen und zusätzlich noch darauf achten mussten, nicht auf dürre Zweige zu treten oder auf knirschendem Kiesel zu laufen, kamen sie nur langsam voran und so schien der kurze Fußweg wie eine Ewigkeit, zumindest kam es Arranges so vor. Tatsächlich aber waren sie vielleicht eine Viertelstunde unterwegs.

Sie mussten wohl gerade in Sichtweite des Mineneingangs gekommen sein, als Arranges etwas hinter ihnen im Feld, abseits der Straße, raschlen hörte. Ich wusste es doch! Der Nekromant drehte sich blitzschnell um und noch während er sich umsah, wirkte er einen Zauber. Ein magischer Impuls ging von ihm aus. Aber noch bevor der Kaiserliche ordnen konnte, was er jetzt wahrnahm, sprang nur wenige Meter vor ihm ein Reh aus der Böschung an der Straße und hechtete über die groben Steinplatten, welche als Pflaster dienten und verschwand so plötzlich wie es gekommen war, auf der anderen Seite im hohen Buschwerk. Arranges wollte gerade aufatmen und sich wieder entspannen, als nochmal etwas aus der gleichen Richtung, aus welcher das Wild kam, in den Bereich seiner magischen Wahrnehmung trat... oder vielmehr sprintete. Der Nekromant konnte unmöglich sagen, was es war, aber es bewegte sich recht flink und war in etwas so groß wie das Reh. Die Hand des Kaiserlichen wanderte vorsorglich zum Griff seiner Klinge, als er ein Schnaufen, gefolgt von einem verzerrten Knurren hörte. Nur eine Sekunde später brach ein Goblin aus dem Gebüsch am Straßenrand. Die widerliche Kreatur war wohl hinter dem Reh hergewesen, sah sich jetzt aber fragend um, nachdem sie ihre Beute aus den Augen verloren hatte.

Arranges war darauf nicht ganz vorbereitet gewesen, hatte er doch eher mit einem Berglöwen oder etwas Vergleichbarem gerechnet. Aber der Kaiserliche fand schnell wieder zur Besinnung. Dumm nur, dass der Goblin einige Sekunden schneller war als er und schon auf den Kampfmagier, die rostige Axt hoch erhoben, zugerannt kam. Mit einem gewaltigen Scheppern prallten die Waffen der beiden Kontrahenten aufeinander. Der Aufschlag war so heftig, dass der Goblin zurückgerissen wurde und ein paar Schritte nach hinten taumelte. Dem Kaiserlichen prellte es die Klinge aus der Hand und auch er musste schwankend einen Schmerzlaut unterdrücken.

Glannaragh
08.12.2010, 00:43
Gemeinsam schlichen sie das kurze Stück zur Goblinhöhle. Erynn bemerkte, daß ihr Kampfgefährte sich stark darauf konzentrieren mußte, sich leise zu bewegen, aber er bekam es dennoch ganz passabel hin. Aus irgendeinem abstrusen Grund empfand sie fast die Befriedigung eines Lehrmeisters darüber, während sie sich leichtfüßig neben ihm herbewegte.
Erynn erahnte den Eingang der Mine fast mehr als sie ihn in der Dunkelheit sehen konnte, als sie ein Rascheln im hohen Gras vernahm. Mit einem Handgriff, der ihr längst in Fleisch und Blut übergegangen war, zog sie einen Pfeil aus dem Rückenköcher und legte ihn auf die Sehne. Ihre Konzentration war ganz auf den Ort gerichtet, aus dem das Geräusch kam und sie strengte sich an, mit ihrem Blick die Finsternis zu durchdringen. Etwas löste sich aus den Schatten und kam direkt in ihre Richtung. Sie legte an, nur um im nächsten Augenblick festzustellen, daß es sich um ein Reh handelte. Das Tier schlug einen Haken und entschwand aus ihrem Sichtfeld. Die Elfin ließ den angehaltenen Atem entweichen und lockerte leicht ihre Schultern, als ein weiterer, ungleich bedrohlicherer Laut ertönte. Das Knurren eines Goblins, der auf sie zustürmte. Gerade außerhalb ihres Sichtfeldes hörte sie, wie Arranges seine Klinge zog. Zu spät, dachte sie, das geht nicht gut!

Das Krachen, mit dem beide Waffen aufeinanderschlugen, füllte für einen Moment all ihre Gedanken aus. Wie hat er das geschafft, fragte sie sich noch, als es ihr schließlich gelang, ihre Starre zu überwinden. Die Wucht des Aufpralls hatte Arranges das Schwert aus der Hand geschlagen, aber auch der Goblin war ins Stolpern geraten und kämpfte darum, auf den Füßen zu bleiben. Erynn zog die Bogensehne zurück und ließ ihren Pfeil fliegen. Er durchschlug die Schulter der Kreatur und drang in die Lunge ein. Mit einem gurgelnden Kreischen stürzte das elende Vieh zu Boden.

Erynn warf einen kurzen Blick auf das schmerzverzerrte Gesicht des Kaiserlichen, als sie Tumult hinter der Brettertür hörte, die den Eingang zu dem Goblinbau versperrte. Der Kampfeslärm hatte die Biester auf sie aufmerksam gemacht. Fluchend legte sie einen weiteren Pfeil auf die Sehne und sprang behende einige Schritte zurück.
„Nimm dein Schwert auf, Arranges. Es geht los.“

weuze
08.12.2010, 14:53
Arranges hatte schon mit einem Auge nach seinem Schwert geschielt, während er noch den Goblin anvisierte und gerade einen Zauber sprechen wollte. Aber noch ehe er seine Gedanken so weit geordnet hatte, stürzte der Goblin von einem Pfeil getroffen, tot zu Boden. Nicht schlecht... aber warum zum Teufel gerate ich immer... IMMER an Schützen?! Warum kann es nicht mal jemand sein, der auch mit dem Schwert umgehen kann oder magiebegabt ist... ich meine, die Fähigkeiten von Meryann waren sicher nicht schlecht, aber immer geistert hier der Bogen als Waffe herum... Aber Arranges hatte keine Zeit mehr weiter darüber nachzudenken. Schon hörte man Gepolter aus der Richtung, in der die Mine liegen musste. Arranges schüttelte kurz seine Hand aus und hob dann sein Schwert auf. Ein kritischer Blick auf die Klinge verriet ihm, dass die Rechnung beim nächsten Schmiedbesuch wohl nocheinmal höher sein würde, als noch am Vortag. Der Nekromant knurrte etwas unverständliches in seinen Bart und drehte sich dann um. Erynn war längst in Stellung gegangen und wartete auf ihr erstes Ziel.

Arranges kam sich einen Moment etwas verloren vor. Er konnte weder direkt auf den Eingang zugehen und versuchen zu stürmen, noch konnte er auf diese Entfernung ordentliche Zauber wirken. Verdammt, das Einzige, was mir bleibt, sind Beschwörungen... Arranges stand mit gesenktem Schwert einige Meter von Erynn entfernt und blickte kurz ratlos zwische ihr und dem Eingang zur Mine hin und her. Dann packte er den Schwertgriff fester und beschrieb mit seiner freien linken Hand einige seltsame Bewegungen in der Luft, als würde er auf eine unsichtbare Leinwand malen. Atronache sind wenigstens nicht die Art von Beschwörungen, die einen gleich als Buhmann dastehen lassen... Mit ein wenig Fantasie erinnerten die Bewegungen des Kaiserlichen, der jetzt geendet hatte, an stilisierten Wind und Blitze. Er ließ seine Hand sinken und starrte mit leerem Blick vor sich. Währenddessen schwoll der Lärm in den Stollen an und plötzlich wurde die Höhlentür aufgeschlagen.

Eine wahre Flut von Goblins in leichter und schwerer Rüstung, alle bewaffnet bis an die Zähne, ergoß sich auf die plattgetrampelte Grasfläche vor der Höhle. Just in diesem Moment fegte eine kurzanhaltende, aber kräftige Windböe über die Straße, wo Arranges stand. Vor dem Magier bildete sich eine graublaue Kaskade, aus welcher sich ein Sturmatronach schälte. Genau richtig! Die Goblins hatten ihre Feinde nicht direkt nach ihrem Ausfall erspäht, aber spätestens das Lichtspiel der Beschwörung des Kaiserlichen verriet ihn und die Dunmer. Kreischend kamen die Kreaturen angerannt. Einige blieben im Hintergrund und begannen sie über die Spizen ihrer Pfeile hinweg anzuvisieren. Arranges glaubte noch im Eingang der Mine einen Schamanen zu sehen, war sich aber nicht ganz sicher. Er hatte jetzt auch ersteinmal ganz andere Probleme.

Grob schätzte der Kampfmagier die Zahl ihrer Gegner auf 10, aber wer wusste schon, wie viele dort unten noch warten mochten. Der Atronach machte sich sogleich an sein blutiges Werk und begann damit die Goblins, die er erwischen konnte, zu zermalmen. Auf Arranges kamen zwei der Biester, er hatte genug damit zu tun, unter ihren Hieben wegzutauchen oder sie abzulenken.

Glannaragh
10.12.2010, 23:32
Arranges schien einiges aushalten zu können. Er schüttelte den Schmerz ab und griff nach seinem Schwert. Einigermaßen beruhigt konzentrierte sich Erynn wieder auf den Höhleneingang. Der Krawall und das Goblingekreisch dahinter wurden lauter. Hoffentlich sind es nicht zu viele, um mit ihnen fertig zu werden. Verdammt, ich hätte mich doch nach mehr Unterstützung umsehen sollen. Ist der Kaiserliche wirklich ein so guter Kämpfer, wie die Alchemistin behauptet hat? Kann sie das überhaupt beurteilen, wo sie doch den ganzen Tag nur irgendwelches stinkende Zeug zusammenbraut? Sie bemühte sich, die störenden Gedanken beiseite zu schieben. Jetzt war es ohnehin zu spät für jede Reue.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Arranges mit der Hand seltsame Zeichen in die Luft schrieb. Ich hätte ihn nicht für abergläubisch gehalten. Aber solange es ihn nicht davon abhält, vernünftig zu kämpfen, soll es mir gleich sein. Sie hatte keine Zeit, weiter darüber zu spekulieren, denn im nächsten Moment explodierte die Höhlentür förmlich, und Goblins quollen heraus. Erynn zielte nicht genau, sondern schoß einfach in das Getümmel aus grünen Leibern. Sie sah zwei der Kreaturen stürzen, als vor ihr aus heiterem Himmel eine Windhose entstand und ihre Sicht verschleierte. „Was bei Molag Bal...“ fluchte sie unterdrückt und suchte durch den aufgewirbelten Staub nach Goblinschützen, um diese zuerst auszuschalten. Fernkampf war eine angenehme Sache, fand Erynn, solange sich die Fernkämpfer in den eigenen Reihen befanden.

Die Kreaturen formierten sich jetzt, also würden die Schützen diejenigen sein, die hinter dem angreifenden Mob stehenblieben. Gerade nahm sie einen davon ins Visier, als sich... etwas... aus dem Luftwirbel schälte. Das Monstrum mußte ungefähr doppelt so groß sein wie sie selbst und schien keine feste Form zu haben. Seine Konturen verschwommen und schienen ständig in Bewegung zu sein, wie eine heranrollende Gewitterfront. Vor Schreck ließ sie die Bogensehne fahren, und ihr Pfeil flog unkontrolliert fort. Was für eine unheilige Kreatur ist das denn? Ein verfluchter Goblinzauber? Sie stand wie erstarrt und gaffte die unheimliche Erscheinung an. Einen Lidschlag später jedoch wandte das Etwas sich den angreifenden Goblins zu. Das Kriegsgeheul wurde zu einem panischen Kreischen, als sich das Wesen durch ihre Reihen fräste wie die Rache der Neun. Blut spritzte, vermischte sich mit der wirbelnden Masse. Erynn riß ihren Blick von dem grausigen Schauspiel los und wandte sich wieder den Schützen zu. Sie schickte den nächsten Pfeil auf die Reise, konnte jedoch nicht mehr erkennen, ob sie getroffen hatte.

Weißes Licht füllte ihr gesamtes Denken aus, ebenso gleißend wie der Schmerz, der sich durch jede Faser ihres Körpers fraß. Die Gliedmaßen der Elfin zuckten unkontrolliert, die plötzlich kraftlos gewordene Hand ließ den Bogen fallen. Im nächsten Moment schlug sie rücklings auf die harte Erde auf. Bewegungsunfähig. Sie war gelähmt! Was war das? Was hat mich getroffen? Im nächsten Augenblick fiel es ihr ein. Schamane. Einer von diesen beschissenen Zauberwebern!
Würgend rang sie nach Luft, die sie sofort darauf in einem gellenden Schrei wieder ausstieß. Eine Mischung aus Schmerz und Wut lag darin. Langsam gehorchten Arme und Beine ihr wieder, als die Wirkung des Schockzaubers nachließ. Sie blinzelte Dreck aus ihren Augen und hörte das Getrappel kleiner Füße, die beunruhigend schnell auf sie zukamen. Hektisch griff sie nach dem Schwert und kämpfte darum aufzustehen.
Zu langsam. Verdammt, ich bin zu langsam!

weuze
11.12.2010, 11:43
Widerliche kleine Kreaturen! Arranges fluchte ordentlich in sich hinein. während er versuchte mit den Biestern fertig zu werden. Die zwei Goblins vor ihm waren nicht die gewöhnlichen Scharmüzler, die er sonst vom Wegesrand her kannte. Diese hier konnten tatsächlich mit ihren Kurzschwertern umgehen und wussten sich recht geschickt zu bewegen. Arranges wollte keine weiteren Zauber einsetzen. Der Atronach dürfte für genug Verwirrung gesort haben. Daran, dass diese Verwirrung nicht nur bei den Goblins ausgelöst werden könnte, dachte der Kaiserliche gar nicht. Dementsprechend kümmerte er sich auch nicht weiter um Erynn. Dass sie bei seinem letzten hastigen Blick über die Schulter noch mit Pfeil und Bogen versuchte etwas gegen die grüne Landplage zu unternehmen, reichte ihm voll und ganz als Bestätigung dafür, dass sie wohl ganz gut zurechtkam.

Immer wieder schielte Arranges zum Eingang der Mine hinüber. Es wunderte ihn auch nicht mehr, dass der Sturmatronach zwar ordentlich Verluste für die Goblins brachte, aber es trotzdem nicht vermochte, ihre Zahl zu dezimieren. Aus dem Stollen kamen immer wieder eine Handvoll der Kreaturen. So wird das nichts... Und als ob der Nekromant in die Zukunft hätte blicken können, schrammte die Spitze eines der Schwerter über die Brustplatte seines Panzers. Arranges Konzentration flammte hell auf und aus dem Reflex heraus machte er einen Satz nach hinten. So, jetzt ist schluss mit Lustig! Den nächsten Hieb blockend, ließ er zeitglich einen Feuerball in seiner erhobenen Linken heranwachsen. Ich wünsche einen guten Appetit... Arranges tat nochmal einen großen Schritt nach hinten und schleuderte dann den Zauber auf die zwei nur wenige Fuß entfernten Goblins. Ein Krachen erfüllte den Kampfplatz. Rotes Licht erhellte für den Bruchteil einer Sekunde die Nacht. Einer der Goblins war direkt in den Zauber gelaufen und auf der Stelle pulversisiert worden. Der Andere Kämpfte jetzt mit den Flammen und wälzte sich wild auf dem Boden, aber vergebens, das Feuer fraß ihm das Fleisch von den Knochen.

Jetzt hatte Arranges wieder einen Moment zum Durchatmen. Der Atronach zog die Biester auf sich wie ein Magnet. Er war nicht wirklich angeschlagen oder verletzt. Wie auch, seine daedrische Natur machte ihn immun gegen die Waffen aus unedlem Material. Nur die Schützen schienen ihn ankratzen zu können. Vermutlich schossen sie vereinzelt mit zufällig gefundenen oder geklauten Silberpfeilspitzen.

Ein durchdringender Schrei drang zu Arranges durch. Erschrocken drehte er sich in die Richtung aus welcher der Laut kam. Er sah Erynn verkrampft am Boden liegen. Also doch ein Schamane... Arranges wagte nicht direkt zu ihr zu gehen. Goblinschamanen waren verschlagene und hinterhältige Kreaturen, möglicherweise würde es Arranges ebenso ergehen, wenn er jetzt unbedacht versuchte zu der Dunmer zu gelangen. Aber die Sorgen des Kaiserlichen erwisen sich als unbegründet, denn zu seinem Glück schien der Goblin keine Notiz von ihm zu nehmen. Er löste sich aus dem Schatten einiger Büsche am Wegrand und kam jetzt schnell zu Erynn. Erynn hatte schon nach ihrem Schwert gegriffen, aber ihre Versuche aufzustehen waren nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Der Goblin hatte sie erreicht, blieb aber in angemessenem Abstand stehen. Er zog ein Messerchen, das an einen Opferdolch erinnerte und begann damit, noch einen Zauber zu sprechen. Arranges hatte indes schon den passenden Spruch parat. Er kam einige Schritte näher und fixierte dann den Goblin. Eine schimmernde Kugel flog in seine Richtung. Der Zauber erreichte die Kreatur und hüllte sie für einen kurzen Moment in einen ungesund grauen Schimmer. Daraufhin brach der Schamane zusammen und konnte sich nicht mehr rühren. Immer wieder schön zu sehen, wenn Gegner unter ihrem eigenen Körpergewicht zusammenklappen... Arranges grinste finster, während er langsam näherkam. Der Schamane knurrte und noch bevor Arranges ihn und die Dunmer erreicht hatte, wuchs ein Zombie vor dem Kaiserlichen aus dem Boden. Arranges war nicht wirklich überrascht. Minderbemittelte Nekromanten diese Goblins... lächerlich... Eine herrische Geste in Richtung des Zombies reichte. Hals über Kopf floh der Untote und verschwand in der Wildnis. Erryn kam währenddessen schwer wieder auf die Beine. Der Goblin lag noch immer brabbelnd und knurrend auf dem Boden, als würde ihn eine magische Kraft an die Erde fesseln. Arranges sah auf die niedere Kreatur herab. Er hob sein Schwert durchstach das Rückrad des Goblins unterhalb des Genicks. Ein langsam ersterbendes Gurgeln und das Ausbreiten einer Blutlache bestätigten den Tod der Kreatur. Das ist dann wohl der erste Teil meines Lohns... Arranges bückte sich und griff nach dem Schamanenstab, dann warf er das magiegetränkte Holz an den Rand der Straße und blickte über die Schulter zu Erynn. Sie schien nicht verletzt zu sein und so wandte sich Arranges wieder dem Kampf zu.

Der Atronach hatte mittlerweile ordentliche Schwierigkeiten bekommen. Jetzt, da er sogar einige der Schützen mit heftigen Schockzaubern ausgeschaltet hatte und einen Wall aus Goblinleichen um sich herum aufgetürmt hatte. Kam wohl die Elite - falls man einen Goblinkrieger überhaupt so bezeichnen konnte - heraus. Goblins mit verstärkter Rüstung und Waffen aus Feinstahl und teilweise auch Silber. Der Atronach, sich jetzt ernstzunehmenden Gegnern gegenüber sehend, musste ordentlich einstecken. Arranges löste die Beschwörung und rügte sich im nächsten Moment. Die Goblins sahen sich verwirrt um und erblickten schließlich die beiden. Kreischend kamen sie auf den Kaiserlichen und die Dunmer zugerannt. Das nächste Mal wieder etwas mehr nachdenken! Er blickte sich hastig nach Erynn um: 'Ich hoffe ihr seid gut mit dem Schwert...' Dann packte er seine Klinge fester und ging mit großen Schritten auf die Goblinhorde zu. Aber noch bevor er die Goblins erreicht hatte, flammte vor ihm ein rotes Licht auf. Ein Caitiff erschien. Arranges selbst hüllte sich in eine daedrische Rüstung. Mit dem Dremora an seiner Seite wurde er von vielen Goblins umringt, während einige weitere auf Erynn zukamen.

Glannaragh
13.12.2010, 00:34
Erynn hatte es endlich geschafft ihr Schwert zu ziehen, doch noch immer wollte es ihr nicht gelingen, wieder auf die Beine zu kommen. Sie stemmte sich auf die Ellbogen hoch und versuchte, einen Überblick über die Situation zu bekommen. Der Goblin, der sich ihr genähert hatte, war der Schamane selbst. Oder besser, Schamanin. Das häßliche Vieh vor ihr war eindeutig weiblich. Es hielt einen Dolch in einer Klaue und schien einen neuen Zauber zu weben. Erynn dachte, daß sie jetzt eigentlich Angst haben sollte oder etwas in der Art, aber sie war einfach nur wütend. So leicht mache ich es dir nicht, dachte sie grimmig, während sie sich auf die Seite rollte, um wenigstens ihre Schwerthand einsetzen zu können. Sie überlegte gerade, ob sie sich schon wieder genug unter Kontrolle hatte, um nach dem Biest hacken zu können, als es von einem blaßgrauen Leuchten eingehüllt platt zu Boden fiel.

Verwirrt schaute die Elfin die Kreatur an. Was war das denn? Ist dein Zauber nach hinten losgegangen, Mistvieh? Oder... Sie sah sich nach Arranges um, der leicht geduckt zu ihr herüberschlich. Sofort wurde ihre Aufmerksamkeit aber wieder von der Schamanin beansprucht, die in ihrer seltsamen Sprache eine schnelle Folge von Worten ausstieß. Neben ihr wuchs ein Zombie aus dem Boden, glotze mit toten, leeren Augen auf die Szenerie – und verschwand dann, scheinbar in kopfloser Panik, in der Nacht. Es sah einfach nur absurd aus. Wenn ich nicht gerade um mein Leben kämpfen müßte, wäre die ganze Situation wohl zum Schreien komisch. Falls ich das hier überlebe, mache ich ein Bühnenstück daraus!
Die Nachwirkungen des Schockzaubers lösten sich auf, und Erynn wuchtete sich auf die Füße. Mittlerweile war der Kaiserliche heran und gab der Goblinschamanin den Rest. Dann warf er den Zauberstab des Viehs außer Reichweite. Sie nickte ihm dankbar zu und brachte ihre Waffe in Angriffshaltung.

Etwa fünf Meter vor ihr fiel das Gewitterungeheuer in sich zusammen und verschwand spurlos. Es muß ein Atronarch gewesen sein. Eines der Elementarwesen, die in den Ebenen von Oblivion leben. Aber warum sollte es ausgerechnet jetzt und hier auftauchen? Es sei denn... es wurde gerufen. Sie warf Arranges einen säuerlichen das-hätte-ich-gern-vorher-gewußt – Blick zu. Es ließ sich jedoch nicht sagen, ob diese Botschaft bei ihm angekommen war, denn er sagte nur: „Ich hoffe, Ihr seid gut mit dem Schwert...“ und stürzte sich wieder in den Kampf.
Die Goblins, die den Atronarchen eingekreist und nach dem Verschwinden der Beschwörung einige Herzschläge lang konsterniert auf den nun leeren Fleck vor sich geglotzt hatten, formierten sich neu. Scheiße. Wenn ich gewußt hätte, was er vorhat, hätten wir die Verwirrung ausnutzen können. Magier! Es ist doch immer dasselbe! Erynns letzte Zweifel über Arranges Fähigkeiten zerstreuten sich, als ihr Kampfgefährte eine weitere Kreatur an seine Seite rief -diesesmal einen Dremora- und sich selbst in eine magische Rüstung hüllte. Sie schnaubte. „Verdammt, das hätte ich wirklich gerne vorher gewußt“, knurrte sie leise. Dennoch sollte es ihr recht sein. Ein zusätzlicher Schwertarm war in diesem Schlamassel alles andere als verkehrt.


Vier Goblins stürzten auf sie zu, und Erynn warf sich ihnen entgegen. Sie holte weit aus und erwischte den ersten an der Kehle, kehrte den Schwung ihrer Waffe um und stieß aus der Rückhandbewegung einem zweiten Angreifer den Schwertknauf in die häßliche Visage. Der Goblin taumelte zurück, schüttelte den Kopf und sprang sie ein weiteres mal an. Verflixt zähes Biest... Ein Schlag auf ihren Rücken ließ sie vorwärts stolpern und mit dem Gobbo mit der eingedellten Nase zusammenprallen. Es fühlte sich an wie frontal gegen eine Wand zu rennen, aber wenigstens war sie dem Wesen jetzt so nah, daß es sein schartiges Schwert nicht mehr wirkungsvoll einsetzen konnte. Die Rüstung hatte die gröbste Wucht des Schlages von hinten absorbiert, dennoch verkrampften sich ihre Rückenmuskeln augenblicklich. Erynn duckte sich, wirbelte herum und trat dabei nach hinten aus. Zufrieden nahm sie zur Kenntnis, daß sie Plattnase tatsächlich irgendwo erwischt hatte, setzte zu einem beidhändigen, aufwärtsgeführten Rückhandhieb an und konnte so mit mehr Glück als Verstand einen weiteren Hieb ablenken, so daß der Streitkolben des hinter ihr stehenden Gobbos ihr Gesicht nur streifte. Dennoch wurde ihr Kopf herumgerissen, und etwas knirschte häßlich.
Der letzte Angreifer nutzte den Augenblick und schlug nach ihr; sein Schwert schlitzte die Seite von Erynns Lederrüstung auf und kratzte über ihre Rippen. Die Elfin schrie vor Schmerz und Überraschung auf und sprang einen Schritt zurück, um der Umzingelung zu entgehen. Sie verschaffte sich einen kurzen Überblick: Plattnase kauerte auf dem Boden und hielt mit den Händen sein Gemächt umklammert. Volltreffer. Der Goblin, der ihre Flanke verletzt hatte, war ebenfalls einen Schritt zurückgewichen. Streitkolben kam wild grinsend auf sie zu. Erynn spuckte ihm einen Schwall Blut (und einen Backenzahn) ins Gesicht. Glaubst wohl, nur du könntest dreckig kämpfen, Mistvieh. Der Goblin hielt inne, um sich ihr Blut aus den Augen zu wischen. Erynn zögerte nicht. Sie hob ihr Schwert mit beiden Händen über den Kopf und ließ die Klinge herabsausen. Sie knackte den Goblinschädel wie eine reife Frucht. Mehr Blut spritzte.
Die Dunmer sah ihrem verbliebenen Gegner in die bösartigen schwarzen Augen. „Bleiben nur noch wir beide, du kleiner Scheißer...“ Der Goblin, so plötzlich seiner Kameraden beraubt, sah sich hektisch um und bemühte sich, seine Deckung hochzuziehen. Die Kämpferin machte einen Ausfallschritt und hieb den Schild mit aller Kraft beiseite. Sie zog das hintere Bein unter ihren Körper, machte einen weiteren Schritt nach vorne und plazierte einen Stich in den Bauch des Viehs. Die waidwunde Kreatur kreischte schrill, als sie die Klinge nach oben riß. Erynn wandte sich ab, um zuletzt Plattnase in sein ganz persönliches Oblivion zu schicken.

Sie schaute zu Arranges herüber. Der Kaiserliche wurde schwer bedrängt und kämpfte Rücken an Rücken mit seinem beschworenen Dremora gegen eine Traube von Goblins, die ihn umringt hatten. Kurz überlegte sie, den Bogen aufzuheben und die Widersacher aus der Entfernung auszuschalten. Sie verwarf den Gedanken. Zu riskant. In dem Gewimmel könnte ich leicht Arranges treffen.
Geduckt huschte sie auf das Kampfgeschehen zu. Wenn die Biester sie nicht sofort bemerkten, würde es leichter sein ein paar gezielte Schnitte anzubringen und die Reihen auszudünnen. Sie erreichte den Goblin, der ihr am nächsten stand. Sein Torso wurde von einer kruden Rüstung aus Knochenteilen und Lederfetzen geschützt, also zielte sie auf den Halsansatz und schlug zu.

weuze
13.12.2010, 16:55
Arranges hatte gut mit den Goblins vor ihm zu tun. Allerdings hielt die Rüstung einigen Schaden von ihm ab. Er hieb und stach nach jeder ungeschützten Stelle bei den Goblins. Allerdings war er kein Soldat oder Krieger. Seine Ausdauer hätte zwar noch lange gehalten, allerdings fehlte es ihm in dieser Situation an Kraft, mit der er hätte ordentlichen Schaden an die Goblins bringen können. Er musste auf seine Taktik vertrauen, welche auch schon ein paar der Kreaturen das Leben gekostet hatte. Die Goblins allerdings kämpften so verbissen, dass dieser Kampf so wie ihn Arranges jetzt führte, noch bis zum Morgengrauen gedauert hätte. Dazu waren sie noch in der Überzahl. Der Dremora hatte weniger Probleme. Mit dem starren Blick einer Leiche, hackte es auf die Schädel der Biester ein, rannte sie mit seinem Schild um oder trat sie einfach nieder. Ein gelegntliches Fauchen oder wüstes Fluchen verriet, dass der Dämon etwas abbekommen hatte.

Erynn schien anscheinend nicht so große Probleme mit ihren Gegnern gehabt zu haben. Schon nach recht kurzer Zeit eilte sie Arranges zu Hilfe und tat das Ihrige, um den Kreaturen Herr zu werden.

Nach einer weiteren relativ kurzen Zeitspanne, die den Kämpfenden allerdings wie die Ewigkeit vorkam, enthauptete der Dremora den letzten Goblin. Arranges blickte zufrieden über die Straße und den Platz vor der Höhle. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Der Geruch von Blut hing über dem Platz und vor lauter grüner Kadaver konnte man kaum noch das Straßenpflaster oder das Gras sehen. Der Kaiserliche nickte zufrieden, wischte sein Schwert am Saum seines Umhangs ab und schob es ein. Dann löste er seine Rüstung auf und sah zu dem Caitiff, welcher ihn anstarrend auf neue Anweisungen wartete. Der Nekromant blickte der Kreatur kurz in die glühenden Augen, dann verblasste das Dremora und verschwand. Arranges sah fragend zu Erynn. 'Wollt ihr noch dort hinein?' Er nickte in Richtung des Stolleneingangs.

Glannaragh
15.12.2010, 00:11
Erynns Taktik schien aufzugehen. Drei weitere Goblins fielen ihr zum Opfer, bis sie schließlich die Aufmerksamkeit der Biester auf sich zog. Im folgenden Tumult wurde sie immer weiter in den Kreis gedrängt, so daß sie sich schließlich mit Arranges und dem Dremora in der Mitte des Wirbelsturms aus stinkenden, grünen Leibern wiederfand. Wie die Dunkelelfin erstaunt feststellte, war dies jedoch weniger ein Nachteil als alles andere. Sie deckten gegenseitig ihre Flanken, wärend die Goblins sich häufig gegenseitig im Weg standen und es mit drei völlig unterschiedlichen Kämpfern zu tun hatten. Arranges focht auf eine akkurate, geduldige Art und wartete auf Fehler seiner Gegner, die er geschickt ausnutzte. Erynn setzte ihnen mit Finten und schnellen Hieben und Stichen zu, und der Dremora... nun, mit seiner übernirnischen Kraft kloppte er einfach alles platt, was sich in seine Reichweite wagte – oder das Pech hatte, aus Versehen dort hineinzugeraten. Die Schläge, die er dabei selbst ab und an einstecken mußte, quittierte er mit bösartigem Fauchen und einer direkten, zumeist fatalen Retourkutsche.

Sie war ganz im Strudel des Kampfes gefangen. Parieren und vorstoßen; es war fast wie eine blutige, schrille Harmonie. Nach und nach lichteten sich die Reihen der grünen Biester. Es schienen endlich keine von ihnen mehr aus dem Bau nachzufolgen. Jetzt nur nicht unkonzentriert werden...

Der Dämon enthauptete den letzten Goblin mit einem mächtigen Schwinger. Erynn konnte nicht anders, als die Bewegungen der Kreatur zu bewundern, auch wenn das Wesen ihr mehr als unheimlich war. Keuchend sah sie sich um. Verrenkte, verstümmelte Leiber füllten den Platz vor der Höhle, noch war vereinzeltes Stöhnen oder Brabbeln sterbender Gobbos zu hören.

Du hast dich nicht in mir getäuscht, Tadrose. Ich kann es, und heute Nacht besser als je zuvor. Etwas Finsteres, Fremdes schien sich in ihr Herz zu senken, es härter zu machen. Kälter. Sie kostete dieses neue Gefühl vorsichtig und stellte fest, daß es ihr gefiel. Es wischte Zweifel fort, nein, löschte sie aus, machte sie... besser. Effizienter. Sie würde sich darauf besinnen, wenn sie das nächste mal mit einem Menschen oder Mer die Klingen kreuzte.
Arranges entließ währenddessen den Dremora. „Wollt Ihr noch dort hinein?“ fragte er und ruckte mit dem Kopf in Richtung des Höhleneingangs.

Erynn überlegte kurz. Die Wunde in ihrer Seite brannte, schien aber nicht tief zu sein. Trotz des fortgesetzten Kampfes hatte sie bereits aufgehört zu bluten. Ihr Gesicht war allerdings geschwollen und heiß. Das wird ein schönes Veilchen geben, dachte sie. Wahrscheinlich hat das Mistvieh mir das Jochbein gebrochen. Notiz an mich: Nie wieder ohne Helm kämpfen.
„Ich würde mich ewig dafür verachten, wenn ich jetzt aufhören würde. Wenn selbst die Schamanin mit aus dem Bau gestürmt ist, dürften wir den Großteil des Stammes mobilisiert haben. Ich glaube nicht, daß sich noch viele im Inneren aufhalten, schon gar keine Kämpfer.“ Sie warf einen vielsagenden Blick auf das Schlachtfeld, das sich vor ihnen ausbreitete. Das neue Gefühl stachelte sie zusätzlich an. „Laßt uns dieser Plage ein endgültiges Ende bereiten. Seid Ihr dabei?“

weuze
15.12.2010, 11:33
Warum musste ich auch fragen... Arranges war eigentlich wenig davon begeistert, in die Mine hinabzusteigen, seit dem Grummitbau hatte er wieder etwas mehr Respekt vor Erdlöchern aller Art bekommen. Er sah die blutroten Augen der Dunkelelfe im spärlichen Licht der Monde leuchten. Sie ist verrückt... aber ihre Worte machen Sinn... Es waren ja auch nur Goblins, nichts Schlimmes. Arranges stellte sich den ganzen Kampf nochmal mit Grummits vor und schauderte. Diese Kreaturen hätten uns in dieser Situation zertrampelt wie kleines Getier... 'Ihr scheint wohl Spaß an der Prügelei mit diesen Dingern zu haben... ich will versuchen, euch etwas übrig zu lassen...'

Beide gingen sie zum Eingang des Stollens hinüber und spähten hinunter in den langen Gang, welcher schräg nach unten führte und in unregelmäßigem Abstand mit grob gewickelten Fackeln beleuchtet war. Sie betraten den Stollen, Arranges ging voran. Der grob gehauene Gang war nicht so lang, wie es von oben schien und schon bald fanden sie sich in einem kleinen, niedrigen Gewölbe wieder, von welchem zwei weitere Gänge abzweigten. Die kleine Höhle selbst war voll von Unrat und dem was die Goblins wohl als Betten bezeichnen hätten. Arranges sah sich um und spähte in die beiden Gänge, einer führte nach links und einer geradeaus. Beide sahen nicht sehr vielversprechend aus. Der, der nach links führte war nicht sehr gut ausgearbeitet, wohl von den Goblins selbst gegraben. Kantig, schmahl und teilweise - so viel man eben sehen konnte - von heruntergestürzten Felsbrocken zusätzlich verengt. Der Stollen, welcher geradeaus führte, sah auch nicht besser aus. Moos hing in langen Bahnen von der Decke und die Stüctzbalken waren nunmehr alles andere als stabil. Eine Wahl zwischen Ork und Nord... Arranges entschied spontan, dass sie wohl geradeaus gehen sollten.

Kein Geräusch, welches auf die Anwesenheit von Goblins hindeutete war zu hören, während sie den Minengang hinabstigen. Dieser Schacht war ein Stück länger als der am Eingang. In größeren Abständen zweigten kleinere Kammern von dem Hauptgang ab und bestätigten, dass die Mine wohl schon vor ewigen Zeiten verlassen und praktisch schon genauso lange von Goblins bewohnt wurde.

Endlich traten sie aus dem Stollen heraus in eine recht große Höhle. Das Gewölbe eröffnete sich längs zu ihnen. Links geordnet fiel der Boden ab und verlief in eine breite Grube, welche sich bis nach hinten in die Halle zog. Rechts, auf dem gleichen Niveau wie Arranges und Erynn standen, sah man zwei Lagefreuer, einige Töpfe und jede Menge zerbrochene Kisten. Die ganze Höhle wurde gut mit einigen Fackeln und zusätzlich von den Lagerfeuern ausgeleuchtet. Von irgendwoher kam das Quieken von Ratten. Als Erynn und Arranges nach rechts in die Richtung blickten, aus der das Geräusch kam, sahen sie eine größere Einbuchtung im Fels, welche mit einem geflochtenen Zaun aus Weidenruten abgegrenzt war. Davor saß ein etwas kleinerer Goblin auf einem Schemel mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Neben ihm lag eine abgebrochene Eisenhellebarde auf dem Boden. Die Grünhaut hatte die Hände auf dem Wanst verschränkt und schnarchte mit dem Kinn auf der Brust. Der Kaiserliche drehte sich zu Erynn um und gab ihr zu verstehen, leise zu sein, dann sah er wieder zu dem Goblinwächter und überlegte einen Moment. Dass Erynn alles mit einem Pfeil vermutlich hätte unauffälliger gestalten können, fiel ihm in diesem Moment nicht ein.

Der Kampfmagier stieß einen lauten Pfiff aus, der Goblin schreckte prustend hoch und war schon im Begriff, nach seiner Waffe zu greifen, ohne zu wissen, was überhaupt los war. Arranges schnippte einmal in die Richtung des Goblins, woraufhin dieser in Flammen aufging. Sich gar nicht bewusst, was geschehen war, warf sich die Kreatur kreischend auf den Boden, aber das Feuer fraß ihr das Fleisch von den Knochen und schon nach wenigen Augenblicken blieb der Goblin verkohlt und verbrannt regungslos liegen. Aja... damit dürften wir dann auch die restlichen Goblins anlocken... Er wartete einen Moment, aber nichts geschah, es war auch nichts zu hören außer dem Knistern der Lagerfeuer. Hmm... es scheint so, als hätten wir tatsächlich den größten Teil des Clans draußen vernichtet... Der Kaiserliche wandte sich von dem schwelenden Kadaver ab und winkte Erynn ihm zu folgen.

Er ging nach hinten in die Halle zu den Lagerfeuern und blickte über den Rand der Grube. Dort unten lagen im Schein zahlreicher Fackeln gut ein Dutzend Goblins, weich gebettet auf Stroh. Eigentlich kein zu absurder Anblick. Aber alle diese Biester dort unten waren als weiblich zu indentifizieren. Einige von ihnen waren aufgedunsen, die einen mehr, die anderen weniger. Der Kaiserliche und die Dunmer hatten die Brutstätte des Clans gefunden. Kaum in der Lage sich zu bewegen, brabbelten und sabberten die Kreaturen vor sich hin, während sie mit ihren schwarzen Knopfaugen zu ihnen hinaufstarrten.

Arranges schaute fragend zu Erynn und deutete nach unten. 'Ihr wolltet dieser Plage ein Ende bereiten...' Er sagte das in einem Ton, als wollte er sie nur auf den Arm nehmen. Was er tatsächlich dachte, verriet er mit keiner Geste, sein Gesicht war kalt und versteinert.

Glannaragh
18.12.2010, 17:53
Arranges schien dem Vorhaben nicht abgeneigt zu sein; kein Wunder, hatte sie ihm doch die gesamte Beute versprochen. Erynn hob ihren Bogen auf, und gemeinsam drangen sie in die Stollen vor. Sie waren eng und niedrig, wie Erynn befürchtet hatte. Goblingestank hing in der Luft, bis auf das gelegentliche Tropfen von Wasser war es totenstill. Der Gang öffnete sich zu einer kleinen Höhle, von der zwei weitere Wege wegführten. Sie hielten sich in den Schatten und suchten das Halbdunkel nach verräterischen Bewegungen ab. Als sich nichts rührte, deutete Arranges stumm auf den Gang, der vor ihnen lag. Er führte tiefer unter die Erde, und mehrere Seitenkammern zweigten von ihm ab. Sie schaute in jede einzelne. Leer.
Von dem Stollen aus gelangten sie in eine geräumige Grotte mit hoher Decke, die größtenteils natürlichen Ursprungs zu sein schien. Sie war offenbar von dem Clan als Wohnhöhle benutzt worden. An einer Seite fiel sie in eine Vertiefung ab, die grobe Bearbeitungsspuren erkennen ließ. Sie wurden auf ein Gatter auf der anderen Seite aufmerksam, neben dem ein Goblin zusammengesackt an der Wand lehnte und... schlief? Wie kann das denn sein? Verpennt den ganzen Aufruhr? Vielleicht ist er tot. Die Elfin schaute genauer hin, aber in dem schummrigen Licht war einfach nicht viel mehr als eine Silhouette auszumachen. Leise griff sie nach einem Pfeil. Sicher ist sicher. Auf eine Handbewegung des Kaiserlichen hin hielt sie inne. Im nächsten Augenblick pfiff er schrill. Das Wesen zuckte wie ertappt und rappelte sich auf. Plötzlich leckten Flammen über seine Haut. Mit wildem Gekreisch wälzte es sich auf dem Boden, um die Brände zu ersticken, dann lag es still. Dünne Rauchfahnen kräuselten sich über dem Kadaver.
Erynn verdrehte die Augen. Noch auffälliger ging es wohl nicht. Magier! Sie legte den Pfeil auf die Sehne und sah sich rasch um. „Damit dürftet Ihr jetzt alles aufgescheucht haben, was noch in diesem Nest herumkräucht. Großartig, daß Euch jetzt schon einfällt, daß Ihr einen solchen Zauber beherrscht“, knurrte sie Arranges zu. Er ignorierte ihren Kommentar. Als einigermaßen sicher war, daß trotz des Radaus keine Gobbohorden mehr aus irgendwelchen Löchern stürmen würden, gab er ihr ein Zeichen, ihm zu folgen.
Sie schlichen zu der Vertiefung herüber und blickten hinein. Goblins lagen dort, zehn oder fünfzehn. Alles Weibchen, viele in unterschiedlichen Stadien der Trächtigkeit, einige mit Jungen. Das hatte die Elfin nicht erwartet. Warum auch immer, sie hatte einfach niemals daran gedacht, daß Goblins... Familien... haben könnten? Obwohl... irgendwo mußten sie ja herkommen. Erynn starrte reglos und geschockt auf die Szenerie, die sich vor ihr ausbreitete. Was jetzt? Was sollte sie tun? Sie waren wehrlos, und wirkten in keinster Weise bedrohlich. Eher verängstigt. Hilflos. Schwarze Augen blickten zu ihr hinauf. Augen voller Furcht.

Sie hörte Arranges Stimme, leise, sehr dicht in ihrem Nacken: „Ihr wolltet dieser Plage ein Ende bereiten...“ Die Dunmerin drehte sich zu ihm herum. Wollte er sie vereimern? Aber sein Gesicht war ausdruckslos, fast kalt. Sie hob den Bogen, um auf die Kreaturen unter ihnen anzulegen. Ließ ihn wieder sinken. Schloß die Augen. Lehnte sich an einen Stalagmiten. Atmete ein. Zitternd. Atmete aus. Das kann ich nicht. Auf keinen Fall. Ein weiterer Atemzug. Aber aus den Jungen werden Krieger, die wiederum Mensch und Mer angreifen und nur Ärger machen werden. Die Mütter werden in ihnen den Haß auf jene zum Kochen bringen, die ihre Väter getötet haben. Uns. Noch einmal hob sie den Bogen, brachte es aber nicht über sich, auf die Weibchen und Jungen anzulegen. Wieder schloß sie die Augen Ich kann das nicht tun. Ich bin eine Kriegerin. Ich schlachte keine wehrlosen Schwangeren ab. Schwangere. Da war es, das Wort, das sie zu vermeiden versucht hatte. Schwanger, nicht ‚trächtig’, wie ein beliebiges Tier. Sie versuchte, sich an das Gefühl zu erinnern, das nach dem Kampf vor dem Höhleneingang Besitz von ihr ergriffen hatte. Es wirkte plötzlich nicht mehr so euphorisierend, sondern vielmehr primitiv und barbarisch. Mit etwas Glück werdet Ihr Euch niemals an das Töten gewöhnen, schossen ihr Tadroses Worte durch den Kopf. Glück?, sagte eine kleine, gemeine Stimme in ihrem Kopf. Du wolltest dir einen Namen machen, wolltest es zuende bringen, weiß du noch? Wer wird es jemals erfahren? Arranges? Wer ist er schon? Ein dahergelaufener Streuner. Du bist ein angesehenes Mitglied der Kriegergile. Deinen Namen wird man nennen, wenn man von der Beseitigung der Goblinplage von Skingrad spricht, nicht seinen. Hebe deinen Bogen. Vernichte sie. Ein für allemal!
Sie wandte sich zu dem Kaiserlichen um und sah ihn flehend an. „Könntet... könntet ihr nicht einen von Euren Dremora dort hinunterschicken und ihn das erledigen lassen?
Feigling...

Arranges hatte ja mit einer zögernden Reaktion gerechnet, aber das, was er jetzt bei Erynn beobachtete, war ihm dann doch eine Spur zu dumm. Ja wirklich, er kam sich ein wenig dämlich vor, zeigte dies aber nicht. Die Dunmer schien jeden Moment einen Schwächeanfall erleiden zu müssen, so schockiert war sie von seiner Aufforderung. Unweigerlich langte er sich mit der Hand an die Stirn und brachte so seine Gedanken teilweise zum Ausdruck, auch wenn Erynn im Moment wohl kaum Notiz davon nahm. Jetzt mal ehrlich, was habe ich hier vor mir? Eine Kriegerin oder eine gefühlstrunkene Heultante?

Völlig ungerührt stand er vor ihr und schwieg sie an, als sie ihm in die Augen blickte und ihn bat, dass er sich doch um die Brutmütter der Goblins kümmern könnte. Arranges war eigentlich jemand, der einen Kampf so abfertigte, dass er eine gewisse Garantie hatte, dass sein Wiedersacher nie wieder eine Waffe gegen ihn erheben würde - meistens verstand Arranges unter dieser Garantie eben den Tod seines Gegners. Das Problem, welches der Kaiserliche hatte, war eher, dass er einem sterbenden Gegner, welcher ihm sowieso schon unterlegen war, nochmal so schwer zusetzte, wie während des Kampfes... ein Überbleibsel, eine normalerweise unerwünschte Nebenwirkung des Kaltblutrituals. Aber das hier hatte mit einem Kampf nichts mehr zu tun. Und so hatte Arranges immer das Problem, wenn er einem absolut unterlegenen Gegner gegenübertrat, dass er dies in einem Massaker enden ließ, so selten das auch vorkam.

Der Kaiserliche sah in die flehenden Blutaugen der Dunkelelfe. Er hob seine Hand und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, so als wollte er fragen, warum er das jetzt erledigen sollte oder was er davon für einen Vorteil hätte, aber seine Gedanken waren andere. Ein Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, während er die Hand wieder sinken ließ. Es war aber kein nettes, freundschaftliches Grinsen, es hatte etwas teuflisches an sich. Seine sonst so starren Augen wurden zu tiefen Höhlen, welche weit hinter seine Stirn blicken ließen, sie schrien der Dunmer fast schon entgegen, was sich hinter der Kulisse des normalen Kaiserlichen verbarg. Arranges wandte sich von der Dunmer ab und schaute nach unten. 'Ich... könnte das für euch erledigen... aber ich verlange etwas dafür... Egal was ihr jetzt seht, es wird unser kleines Geheimnis bleiben, sonst könnte es sein, dass euch etwas schlimmeres wiederfährt, als es gleich diese in wenigen Augenblicken bemitleidenswerten Geschöpfe treffen wird...' Er sah wieder zu Erynn, seine Augen funkelten. Goblins zermalmen... das wird eine sehr schöne Abwechlung sein... Arranges schloss kurz die Augen und für einen Moment trat ein konzentrierter Ausdruck auf sein Gesicht, welcher das Grinsen verdrängte. Wenige Sekunden später begann die ganze Höhle rötlich zu leuchten, das Licht schien von überall und niergends zu kommen. Eine rote Kaskade manifestierte sich neben Arranges, ein tiefes Knurren war zu hören, dann trat ein Daedroth aus der Wolke. Das Licht nahm wieder ab und so plötzlich wie der Spuk begonnen hatte, war er auch wieder vorrüber. Nur das Daedroth war geblieben. Ein wahres Prachtexemplar, ein Monster, wie es Arranges nur selten an Nirn binden konnte. Mit den Augen eines Künstlers, der gerade ein Meisterwerk vollendet hatte, sah Arranges auf und blickte ihn die abgrundtief bösartigen Schlitzaugen der Kreatur. Nun geh und vernichte unsere Feinde! Wieder war ein kehliges Brummeln zu hören, dann trat das Ungeheur schwerfällig an den Rand zur Grube und sah hinunter. Mit einem Satz war das Monstrum unten angekommen und hatte gut gezielt, es zerquetschte direkt ein Goblinweibchen unter sich. Das Brabbeln der anderen wandelte sich in ein Kreischen und Wimmern, aber die Biester waren dem Daedra schutzlos ausgeliefert.

Arranges sah jetzt mit stählernem Blick nach unten und verfolgte das Tun des Monstrums. Das Daedroth schlug, trampelte und schnappte nach allem, was kreischte und nach Goblin aussah, aber nicht nur das, es riss auch einigen der Brutmütter Kopf, Arme oder Beine ab und schleuderte sie gegen die Felsen. Das Massaker dauerte nicht wirklich lange und von den Goblins war nicht mehr als ein dunkelroter Fleischbrei und Knochen übrig. Das Kreischen und Wimmern erstarb und schlussendlich war nur noch eine Brutmutter übrig, sie lag in einem Eck und stand wohl nur noch wenige Tage vor der Geburt. Das Daedroth kam langsam auf die aufgeblähte Kreatur zu. Das Goblinweibchen, nicht in der Lage sich zu wehren oder zu fliehen, kreischte einfach lauthals. Das Kreischen hielt allerdings nicht sehr lange, denn schon hatte das Daedroth seine Klaue um den Hals der Kreatur gelegt und drückte dezent so lange zu, bis das Goblinweibchen nicht mehr kreischen konnte.

Erynn wandte sich schon bald von dem grausigen Schauspiel ab. Die dazugehörenden Geräusche reichten ihr völlig aus, um sich ein Bild zu machen. Kein Wunder, daß du nicht willst, daß das jemand erfährt, du kranker Irrer. Nächste Lektion, Erynn: In Zukunft machst du sowas selbst, wenn du etwas unbedingt zu Ende bringen willst. Und spuck nicht mehr so große Töne...

Das Daedroth ließ die Überreste des Goblins in seinen Klauen fallen und drehte sich zu Arranges herum um auf weitere Anweisungen zu warten. Der Nekromant, welcher die ganze Szenerie mit ausdruckloser Miene mitverfolgt hatte, bewegte seine Lippen kaum merklich, dann verging die Gestalt des Daedras in einem leichten, imaginären Windhauch. 'Das wars, gehen wir.' Sagte der Kaiserliche und wandte sich Richtung Ausgang.

Sie folgte Arranges aus der Höhle, froh, den schmalen Gängen und dieser letzten, unschönen Szene entkommen zu können. Nein, sie würde gewiß niemandem davon erzählen. Dafür schämte sie sich viel zu sehr. Was denn, meldete sich die bösartige Stimme in ihrem Kopf wieder, hat die strahlende Rüstung der Gildenkriegerin einen häßlichen Fleck bekommen? Willkommen in der Wirklichkeit. Erynn schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu klären. Es gab keinen anderen Weg, die Plage endgültig zu beenden. Das ist mir auch klar. Aber man hätte es... sauberer erledigen können.
Sie gab ihrer Stimme einen betont gleichgültigen Klang, als sie den Kaiserlichen noch einmal ansprach: „Vergeßt nicht, Eure Beute einzusammeln.“ Nein, vor diesem Kerl würde sie sich ganz sicher keine Blöße mehr geben.

weuze
18.12.2010, 19:06
Als sie wieder aus der Höhle traten, wirkte Arranges wieder wie der ganz normale Kaiserliche, als den Erynn ihn wohl in der Taverne der Orks angesprochen hatte. Arranges blickte in den Himmel, die Wolken hatten sich größtenteils verzogen und gaben die Sicht auf Sterne und die Monde frei. Dem Stand von Masser und Sekunda zu urteilen, waren sie wohl länger unterwegs, als Arranges vermutet hatte. Die Nacht war schon fortgeschritten.

Der Kaiserliche blieb einen Moment stehen und besah sich das Schlachtfeld. Sollten wir vielleicht ein wenig aufräumen? Ach was, auf der Straße liegen nicht zu viele Leichen und der Rest am Wegrand dürfte auch niemand interessieren... Trotzdem schafften sie die wenigen Kadaver, welche mitten auf der Straße lagen und Eilboten oder Kuriere behindern konnten, ein wenig zur Seite. Dann ging Kaiserliche über das Pflaster zur anderen Straßenseite und hob dort den Stab des Schamanen auf. Er war wie alle Schamanenstäbe grob gearbeitet und lief in einer verwurzelten Spitze aus. Eine Kordel war unterhalb der Spitze um den Stab gebuden. An ihr waren zwei schöne, lange Federn befestigt. Arranges legte sich den Stab über die Schulter, so wie ein Barbar seine schwere Streitaxt trägt, dann verließen sie zügig die Mine.

Bei ihren Pferden angekommen, legte der Kaiserliche seinem Rotfuchs behutsam das Zaumzeug an und saß auf. Sie mussten nicht ser lange reiten, bis sie die Mauern Skingrads vor sich aus der Nacht auftauchen sahen.

Bei den Stallungen angekommen, klopfte der Kaiserliche etwas lauter an die Tür der Hütte. Nach einigem Rumpeln und Poltern, hörte man ein Stimme, allerdings blieb die Tür verschlossen. 'Wer seid ihr und was wollt ihr?'
'Ich bin es, Arranges, ich habe eine lange Nacht hinter mir und wollte nun mein Reittier in eure Obhut geben.' Diese Ausführung war gar nicht nötig gewesen, denn schon als Arranges seinen Namen nannte, wurde die Tür entriegelt und während der Kaiserliche noch sprach, geöffnet. Arranges hatte in Skingrad soetwas wie ein zu Hause, wenngleich er hier meist nur auf der Durchreise war. Deswegen war er bei den Stallburschen mehr oder weniger bekannt. Sie kannten ihn nur als den ordentlich zahlenden Kaiserlichen mit dem freundlichen Umgangston. Der Stallbursche legte sich einen Mantel um die Schultern und trat nach draußen. 'Ich werde morgen zahlen, ich bin recht müde möchte eigentlich nichts sehnlicher als meinen Schlaf, wenn ihr versteht.'
'Sicherlich... ihr wisst ja, euer Pferd ist bei uns gut aufgehoben.' Sogleich fiel der Blick des Stallburschen auf das teilweise blutverschmierte Mithrilhemd des Nekromanten. 'Wegelagerer?'
'Nein, aber mindestens genau so lästig...'
Der Junge nickte nur, auch wenn er nicht wusste, was Arranges genau damit meinte. Er nahm die Zügel des Rotfuchses entgegen und lief hinüber zum Stall, dabei erblickte er jetzt auch Erynn. Arranges kümmerte sich nicht weiter um die Dunmerin, er ging auf das Stadttor zu und war wenige Augenblicke später hinter einer kleinen Tür neben dem großen Tor, welches um diese Zeit geschlossen gehalten wurde, verschwunden.

Glannaragh
18.01.2011, 20:37
Schweigend traten sie aus der Höhle – Arranges scheinbar ruhig und gleichmütig, Erynn mit mürrischem Gesicht und geladen wie eine Dwemerarmbrust. Mistkerl... war noch einer der harmloseren Ausdrücke, mit denen sie den Kaiserlichen im Stillen bedachte. Dennoch stellte sie widerwillig fest, wie sich eine gewisse Zufriedenheit in ihr ausbreitete. Immerhin war ihr Ziel erreicht: Die Goblinpopulation in der Mine war vollständig ausgelöscht worden, und sie würde die Anerkennung dafür einstreichen. Mit geübten Handgriffen trennte sie die Klauen der toten Kreaturen ab, die vor der Höhle herumlagen und überließ es zum größten Teil Arranges, die Kadaver von der Straße zu schaffen.
Sie sammelten die Pferde ein, die etwas abseits der Wege grasten, und ritten zur Stadt zurück. Noch immer sprachen sie kein Wort, aber das war Erynn nur recht. Von ihrer Warte aus war alles gesagt. An den Paßställen holte Arranges den Stallburschen aus dem Bett, während Erynn es vorzog, Falchion selbst zu versorgen. Sie nahm ihm Sattel und Zaum ab und kontrollierte kurz seine Hufe. Geschwitzt hatte er nicht, so daß sie das Tier nicht mit Stroh abreiben mußte. Die Elfin ließ den Wallach im Paddock laufen, wo er sich schnaubend dreimal um sich selbst drehte, um sich dann ausgiebig im Staub zu wälzen.
Völlig erschlagen machte sie sich auf den Weg zurück zum Gildenhaus. Es war still dort, scheinbar schliefen bereits alle – was nicht weiter verwunderlich war, schließlich war es mitten in der Nacht. Ohne ihre Rüstung abzulegen, ließ Erynn sich platt auf das Lager in ihrer Kemenate fallen... nur um wie vom Spinnendaedra gebissen wieder hochzufahren. Verdammt! Die Schmerzen in ihrer linken hatte sie fast vergessen, aber jetzt kehrten sie mit Macht zurück. Stöhnend wälzte sie sich auf den Rücken, während Sterne in ihrem Kopf explodierten. Scheiße. Scheiß Streitkolben, scheiß Goblins, Scheißidee...
Das Fluchen half ein wenig, und endlich kroch auch der Schlaf heran, nahm sie in seine Arme und ließ sie aus der Realität fortdriften.

Sie träumte von zerfetzten Goblins, von Daedra und von Arranges, aber dessen Gesicht wirkte verändert. Sein Fleisch schien zu faulen, von wimmelnden Maden zerfressen zu werden, bis es schließlich aussah wie ein von der Sonne gebleichter Totenschädel mit abgrundtiefen Höhlen anstelle von Augen. Doch Vaermina schien doch so etwas wie Gnade zu kennen, und der Traum verging. Am nächsten Tag würde sie sich schon nicht mehr daran erinnern.

Am Rande ihres Bewußtseins nahm sie ein Geräusch wahr, entschied sich jedoch, es zu ignorieren. Das Geräusch wiederholte sich, dann hörte sie schwere Schritte.
„Willst du den ganzen Tag verschlafen, Spitzohr?“ Erynn öffnete träge ein Auge. Nur eins, denn das andere weigerte sich, den Befehl des Gehirns auszuführen. Ah-Malz’ schuppige Visage schob sich in ihr Gesichtsfeld; der Ausdruck darin veränderte sich von leicht spöttisch zu aufrichtig besorgt. „Wie siehst du denn aus, Elfenmädchen?“
Erynn ächzte und stemmte sich auf die Ellbogen hoch. „Keine Ahnung“, erwiderte sie schlaftrunken. „Wie sehe ich denn aus?“ „Als hättest du eine Pintenschlägerei mit einem Haufen Orks hinter dir“, antwortete der Argonier, während er ein Stück Leinen in Erynns Waschschüssel tauchte und ihr dann mit dem Lappen vorsichtig das Gesicht abtupfte. „Du hast dich doch nicht etwa in einer Kneipe geschlagen, oder?“
Erynn verzog ob Ah-Malz’ Bemühungen schmerzlich das Gesicht. „Nein. Ich habe mich mit einem Haufen Goblins angelegt – genauer gesagt, mit den Goblins in der aufgegebenen Mine, die uns schon so lange Ärger bereitet haben. Ich habe sie ausgeräuchert. Sie erhob sich mühsam und wehrte weitere Behandlungsversuche mit den Händen ab. Das wäre an sich nicht nötig gewesen, denn der Argonier trat einen Schritt zurück, straffte seine Gestalt und bellte: „Was hast du getan?!“ Erynn stand augenblicklich im stramm, die Augen geradeaus und die Hände an der Hosennaht. „Seid Ihr verrückt geworden, Geselle?`Wie konntet Ihr Euch in so eine Dummheit stürzen? Ihr hättet dabei draufgehen können!“
Ah-Malz lief wutschnaubend auf und ab, schien aber den meisten Dampf schon mit dem ersten Ausbruch abgelassen zu haben, wie die Dunmerin erleichtert feststellte. „Habt Ihr wenigstens etwas erreichen können?“ fragte der Gildenleiter, immer noch mit einem grollenden Unterton. „Sie sind ausgelöscht“, antwortete Erynn, und es kostete sie Mühe, den Stolz in ihrer Stimme zu verbergen. „Ein Abenteurer und ich haben die Mine gestürmt und mit Stumpf und Stiel alles ausgerottet, was sich darinnen befand.“ Sie deutete mit ihrem Kinn auf den Beutel voller Trophäen, den sie auf der Kleidertruhe abgelegt hatte. „Diese erbeuteten Klauen werden meine Worte bestätigen“, sagte sie, während sie die Augen wieder auf einen Fleck an der Wand richtete.
Der Gildenleiter ließ ein leises Zischen hören, und begutachtete den prallgefüllten Trophäensack. „Nun gut“, knurrte er, „immerhin habt Ihr es überlebt. Und jetzt seht zu, daß Ihr Euch und Eure Rüstung in Ordnung bringt... was macht das denn für einen Eindruck?“
Mit diesen Worten stapfte der große Echsenmensch aus der Kammer. Erynn ließ den angehaltenen Atem entweichen. Ah-Malz war unzweifelhaft ein Rauhbein, aber sie hatte ihn beeindruckt, soviel war sicher. Sie legte die Rüstung ab. Es dauerte eine Weile, denn mittlerweile spürte sie jeden Knochen im Leib. Es war wirklich ein heftiger Kampf gewesen. Sie begutachtete die Wunde in ihrer Seite. Nicht tief, aber der lange Kratzer näßte ein wenig. Sie wusch ihn aus und zog sich dann ein leichtes braunes Kleid über. Am besten wäre es wohl, wenn sie sich von der Alchemistin Falanu einen Heiltrank besorgte. Danach würde sie ihre Rüstung flicken – oder flicken lassen, je nachdem, wieviel Gold ihr der Babysitterauftrag vom vergangenen Tag bringen würde...

weuze
19.01.2011, 01:42
Müde schlurfte Arranges durch die Gassen der Stadt, bis er vor der Taverne Zur Westebne stand. Er wollte gerade die Tür aufschieben, als ihm wieder einfiel, dass er jetzt zwar ein halbes Vermögen in Form des Schamanenstabs mit sich führte, dies aber die Wirtin herzlich wenig interessieren würde, solange sein Vermögen nicht gülden, klein und rund war. Verfluchter Dreck... Arranges wollte schon aus einem Reflex heraus gegen die Tür treten, konnte sich aber dann doch zurückhalten. Gut, was mache ich jetzt? Er überlegte einen Moment, bis er zu der Gewissheit kam, dass Falanu wohl die einzige Möglichkeit auf ein Bett und den damit verbundenen erholsamen Schlaf sein würde. Manchmal glaube ich, es wäre doch besser gewesen, wäre ich Priester geworden... vielleicht hätten mir die Götter dann nicht so übermäßig viele Steine in den Weg geworfen... Der Kaiserliche wandte sich von der Tür ab und ging in die Richtung, in der Falanus Alchemiegeschäft war.

Es dauerte nicht lange, da stand er auch schon vor der breiten Bogentür. Er lehnte sich erst nochmal zur Seite und spähte durch das Fenster neben der Eingangstür, ob drinnen vielleicht noch Licht brannte, aber es war dunkel. Demnach war auch die Tür verriegelt. Arranges fuhr sich einmal genervt über die Stirn und klopfte dann. Augenblicke, die ihm wie die Ewigkeit vorkamen, passierte nichts. Er klopfte nochmals. Dann, als er sich gerade schon zum Gehen wenden wollte, wurde im ersten Stock über ihm ein Fenster geöffnet. Der Nekromant sah auf und erkannte nicht mehr als die dunklen Umrisse eines Kopfes mit langem Haar, welches im fahlen Mondlicht rötlich schimmerte. 'Wer ist da?' Hörte er von oben. 'Wie?! Du erkennst mich nicht?' Sie erkannte Arranges an seiner Stimme und sofort wurde das Fenster zugezogen und nur wenig später entriegelte Falanu die Tür vor ihm. Dass sie ihn am liebsten gleich in die Arme geschlossen hätte, war ihm keinesfalls entgangen, aber die Dunkelelfe hielt inne, als sie das Blut auf seinem Mithrilpanzer glitzern sah. 'Seid ihr verletzt?'
'Nein, ich bin nicht verletzt und nein, es ist niemand hinter mir her... ich bin jetzt lediglich müde und...' Er sah in ihre Augen und beendete den Satz nur in Gedanken: ... Und brauche nur eine Unterkunft, weil ich kein Geld für die Herberge habe... Aus irgendeinem Grund konnte Arranges nicht so abweisend sein, wie er jetzt gern gewesen wäre. Naja, denk an die langjährige Freundschaft mit ihr... sie ist nicht irgendwer, mit dem du mal für ein paar Tage unterwegs warst... Versuchte er sich die ganze Situation plausibel zu erklären. 'Was hast du denn gemacht, dass du jetzt, lange nach Mitternacht, noch bei mir Quartier beziehen willst?'
'Das ist eine längere Geschichte und außerdem gar nicht so spannend, wie es der Anblick meiner Rüstung zu vermitteln sucht...' Er musste sich nicht bemühen, erschöpft zu klingen, um weiteren Fragen zu entgehen, tatsächlich hielt er sich nur noch mühsam auf den Beinen. Falanu, die sich aus Arranges Sicht perfide darauf spezialisiert hat, auf jede noch so kleine Geste oder Veränderung des Kaiserlichen zu achten und diese zu deuten, sah ein, dass sie auf weitere Fragen keine Antworten bekommen würde... und im Grunde war es ihr auch egal.

Arranges wachte am nächsten Morgen aus einem ungewöhnlich erholsamen Schlaf auf. Aber als er sich die Augen reiben wollte, wunderte er sich über seine so leicht wirkenden Arme. Er blinzelte die letzte Müdigkeit aus den Augen und schaute dann auf seine nackten Unterarme, die er sich nun vors Gesicht hielt. Was zum Henker... ich war doch wohl nicht betrunken gestern Abend?! Ich weiss sicher, dass ich mich mit Arm- und Beinschienen schlafen gelegt habe... Verwirrd richtete er sich im Bett auf. Er hatte nur seine Kniehose und ein naturgraues Leinenhemd an. Falanu hatte ihm in der Nacht, als er im Halbschlaf war, die Rüstung ausgezogen und die zahlreichen Schrammen versorgt. Obwohl nicht schlimm oder arg schmerzhaft, war die Dunkelelfe trotzdem eifrig dabei, ihn so gut sie konnte, zu versorgen. Auch den Mithrilpanzer hatte sie gesäubert.

Voll angezogen - seine Ausrüstung lag neben dem Bett - kam Arranges die Treppe in den Verkaufsraum herunter, wo Falanu gerade einen Kunden verabschiedete. Als der Fremde die Tür hinter sich zuzog, sah die Dunkelelfe zu ihm herüber. 'Hast du gut geschlafen?' Mit einem Lächeln, das der aufgehenden Sonne in nichts nachstand, kam sie auf ihn zu. 'Ja... ich hoffe, ich kann mich dafür irgendwann einmal auch revangieren...' Und noch im selben Moment, als er diese Worte sprach, rügte er sich in Gedanken dafür. Die Augen der Dunmerin begannen zu leuchten. Ein Priester, wie gesagt... am besten noch mit Schweigegelübte...

Um die Situation nicht ins Peinliche abrutschen zu lassen, verabschiedete sich der Kaiserliche relativ schnell und schlug den Weg zur Magiergilde ein. Dort verkaufte er den Schamanenstab und bekam eine nette Summe dafür, zwar nicht das, was er sich dafür erhofft hatte, aber es war trotzdem ein ordentlicher Betrag, mit dem er fürs Erste ganz gut leben konnte. Nach einer Mahlzeit in der Taverne Zur Westebne, verließ er Skingrad. Es war kurz nach Mittag und die Sonne wandte sich schon wieder gen Westhorizont, als Arranges auf dem Rücken seines Rotfuches nach Norden auf das Colovianische Hochland zusteuerte.

Fast zwei Tage brauchte der Nekromant, bis er endlich zwischen den teils dichten Nadelwäldern dieser Gegend endlich einen mehr oder weniger klobigen Holzbau erspähen konnte um den eine mannshohe Palisade verlief. Na endlich, ich dachte schon, ich finde es nicht mehr... Der Kaiserliche hielt auf die Festung im Kleinformat zu und brachte sein Pferd vor dem Tor zum Stehen. Einen Moment schaute er etwas unbehaglich auf das grob gezimmerte Flügeltor, dann aber stieg er ab und hämmerte zweimal kräftig dagegen. Eine kleine Luke öffnete sich plötzlich auf Arranges Brusthöhe. Der Magier musste sich etwas herunterbäugen um hindurchsehen zu können, nur um dann in die schwarzen Knopfaugen einer Goblinfratze blicken zu müssen. Einen Augenblick lang starrte die Kreatur ihn an und schloss dann die Luke wieder. Was im Namen Sheogoraths...? Plötzlich war Grunzen und Schnattern hinter der Palisade zu vernehmen, eine anscheinend sehr massive Holztür wurde geöffnet, nur um sogleich wieder ins Schloss zu krachen. Einen Augenblick später wurde die Tür wieder geöffnet und nochmals einen Moment später schwangen die Flügel des Tors ächzend nach innen auf. Dahinter kam eine an Umfang mächtige, aber nicht fett wirkende Gestalt in Mönchskutte zum Vorschein. Neben ihr ein Goblin in Lederrüstung und einer goblingerechten, jetzt mit dem hinteren Ende auf dem Boden aufgestellten Lanze in einer Hand, in der andere ein kleiner lederbespannter Schild.

'Arranges, was für eine Überraschung euch zu sehen.' Rief ihm der Mönch sichtlich erfreut entgegen und trat einige Schritte auf ihn zu. Auch Arranges war froh, den guten Freund wieder zu sehen. Sogleich wurde der Kaiserliche hereingebeten. Drinnen herrschte eine gemütliche Atmosphäre, wie man sie sonst aus Bibliotheken kennt.

'Es ist wirklich schön, dass du mich besuchst... überhaupt, dass du hergefunden hast...' Sagte der Mönch und grinste.
'Das ist doch selbstverständlich!' Gab Arranges lachend zurück. 'Aber um meinem Besuch einen Grund zu verleihen, will ich keine Zeit verlieren und dir sagen, weshalb ich gekommen bin.'
'Ah, du brauchst wiedereinmal meine ganz spezielle Hilfe...'
'Genau... Und zwar erinnerst du dich sicher noch an das Buch... das ich... habe stehlen lassen... diese Sache dürftest du unzweifelhaft mitbekommen haben...'
'So ist es... die Mönche im Kloster... mittlerweile kann man die Anlage auch getrost Ruine nennen, sind zwar führerlos und sie massakrieren sich auch öfter mal gegenseitig und tun die abscheulichsten Dinge, aber wehe dem, der ihren Archiven zu nahe kommt... Aber dein Dieb hat es dennoch geschafft... dafür mein Lob, ich hätte es nichtmal gewagt, mich in Sichtweite dieser Festung zu begeben...'
'Ja, das ist das Problem, dieser Narr hat es geschafft und wollte mir das Buch vorenthalten... ich habe es mir dann eben... gegen seinen Willen geholt... Dumm nur, dass ich dabei auf fremde Hilfe vertraut habe und mir so der Foliant, kaum, dass ich ihn in Händen gehalten habe, wieder abgenommen wurde...'
'Und jetzt weisst du nicht, wie du ihn wiederholen kannst und du hast auch keine Ahnung, wo der andere mit dem Buch hinverschwunden ist?'
'So ist es.' Arranges war es fast ein wenig peinlich, aber daran konnte er jetzt nichts ändern.
'Nun, es gibt eine Möglichkeit... so hat auch das Kloster damals den Folianten inmitten eines zerstörten Magazins in Schwarzmarsch im Niergendwo gefunden... weiss der Geier, wo seine Obrigkeit dieses... Artefakt... damals her hatte. Es ist eine Art Wegweiser... aber nicht einer von jenen dumpfen Holzschildchen, die dir sagen, welchen Weg du zur Kaiserstadt nehmen musst, sondern ein Wegweiser, der dir sagt, wie du den Weg zur Kaiserstadt nehmen musst...'
'Du sprichst in Rätseln.'
'Tu ich das nicht immer?'
'Ja doch, eigentlich schon...' Meinte Arranges und beide mussten sie grinsen.
'Schau her, es ist ein kleines Religt aus uralten Zeiten, allein seine Obrigkeit wusste, wie alt es möglicherweise gewesen sein konnte. Ein kleines unscheinbares Amulett, welches von der richtigen Person getragen, jeden, der es darauf anlegt, zu diesem Buch führt. Der Haken an der Sache ist, dass dieses Religt seine eigene Vernunft zu besitzen scheint und niemanden, der mit Themen, die das Buch behandelt, vertraut ist, zu diesem Folianten führt.'
'Das heißt, ich brauche bestenfalls einen ganz normalen Bürger?'
'So ist es.'
'Und wo ist dieses Amulett jetzt?'
'Sofern es neimand entwendet hat, ist es immer noch im Kloster, in den Gemächern der Obrigkeit. Allerdings und das ist das zweite Problem an diesem Schmuckstück, sieht es aus, wie ein ganz gewöhnliches Amulett... Es kann von Magiebegabten nicht als das gesehen werden, was es tatsächlich ist. Und das bedeutet, dass du es nichteinmal finden könntest, hinge es direkt vor deiner Nase.'
'Aber wie hat es dann die Bruderschaft angestellt, an dieses Artefakt zu kommen?'
'Wie gesagt, das weiss eigentlich niemand so genau... Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Obrigkeit einen freien Geist, die Sele eines normalen Bürgers, so manipuliert hat, dass sie wie von einem Jagdhund geführt, an ihr Ziel gekommen ist... der Rest, das Amulett an sich zu nehmen, war ja dann nicht mehr zu schwer...'
'Das heißt also, dass ich ersteinmal jemanden brauche, der von Magie keine Ahnung hat, nur um dieses Amulett überhaupt zu finden? Und wie werde ich einen normalen Bewohner Nirns dann dazu bringen, dass er mich zu diesem Ding führt?'
'Das kann ich euch nicht sagen, weil ich weder etwas genaues weiss, noch irgendeine Vermutung habe.'

Noch am selben Tag brach Arranges wieder nach Skingrad auf, die ganze Zeit mit dem Gedanken beschäftigt, wie er jemanden, den er nicht über seine Künste und Fähigkeiten so gut kannte, dass er ihn oder sie als vertrauenwürdig bezeichnet hätte, dazu bringen könnte, für ihn den Spurensucher zu spielen.

Für die Rückreise brauchte der Kaiserliche nicht so lange, sein Rotfuchs war entsprechend ausgelaugt, aber nicht komplett erschöpft. Wieder in der Nacht passierte er die Tore Skingrads und nahm sich dieses Mal wieder in der Taverne Zur Westebne ein Zimmer.

weuze
25.01.2011, 23:54
Es war früher Morgen, als Arranges erwachte. Trübes Licht fiel durch die Fensterscheiben herein, der Himmel über Skingrad war wolkenverhangen und es sah stark nach Regen aus. Der Kaiserliche setzte sich gähnend im Bett auf und streckte sich ausgibig. Nachdem er seine Kleidung und die Rüstung angelegt hatte, betrachtete er missmutig seine Klinge und das zum Teil deutlich verschleißte Panzerhemd. Ein kurzes, aber üppiges Frühstück, dann machte sich Arranges auf zur Schmiedin in Skingrad. Die Nord besserte seine Rüstung aus und begradigte das Schwert. Zufrieden mit ihrer Arbeit verließ Arranges die Stadt und holte sein Pferd bei den Stallungen. Arranges war noch nicht sehr lange nach Westen unterwegs, als es zu nieseln begann. Die Kapuze tief ins Gesicht geschoben und den Umhang enger ziehend, kauerte der Nekromant auf dem Rücken des Rotfuchses, während ihm der Sprühregen vom leichten Wind ins Gesicht geweht wurde. Der Tag ging in die Dämmerung über, während der zwar kalte, aber leichte Regen sich in dicke Tropfen wandelte und nun auf den Reisenden niederprasselte. Im letzten Tageslicht zogen die Überreste von Kvatch zu Arranges Rechten vorrüber und verschwanden nur wenig später hinter ihm im Dunkel der Nacht. Der Kaiserliche entschied sich weiter zu reiten, schließlich war es ab hier nicht mehr sehr weit nach Anvil.

Am Vorabend, als er in Skingrad angekommen war und die Zimmertür in der Taverne hinter sich zuschob, konnte er nicht direkt einschlafen und machte sich stattdessen Gedanken darüber, wie er an dieses Amulett kommen konnte. Das Erste, was ihm einfiel, war einen alten Freund im Großen Forst südlich von Bruma aufzusuchen und diesen zu fragen. Dieser Argonier war kein Magier im klassischen Sinne. Er war vielmehr ein Druide. Er kannte sich mit der Natur und ihren Gesetzen aus, verstand die Sprache der Tiere auf seine Weise und lebte im Einklang mit den Bäumen. Arranges kannte ihn zwar schon seit einer Ewigkeit, wusste aber bis zuletzt nicht, über welche Fähigkeiten er verfügte. Der Argonier war stets ein guter Freund und stand Arranges schon in frühen Tagen, eigentlich direkt, nachdem er von Cheydinhall fortgegangen war, mit Rat und Tat zur Seite. Der Druide war der Erste, der Arranges nicht für seine Interessen verachtet hatte oder ihm mit Vorsicht, Skepsis oder gar Ablehnung begegnete. Aber nie hatte der Nekromant ihn wirklich kämpfen sehen oder eine Formel sprechen hören. Seine einzige Waffe, sofern man das als Waffe bezeichnen konnte, war ein uralter Ebenholzstab, welcher wohl schon lange nicht mehr seine original braunschwarze Färbung hatte. Der Grund, warum Arranges sich dagegen entschied, diesen alten Freund aufzusuchen, war der, dass der Argonier keinen festen Wohnsitz hatte und es wohl unzählige Tage gedauert hätte, bis der Kaiserliche alle Plätze abgeklappert hätte, an denen sich der Druide für gewöhnlich länger aufhielt. Arranges nächster Einfall war, jemanden in Anvil zu kontaktieren. Der Kaiserliche hatte zwar noch gar keine Idee, wie er durch sie zu dem Amulett kommen konnte, aber sie war in seinen Augen mindestens so weise wie der Argonier, wenngleich sie sehr viel jünger war und Arranges sie eigentlich vergleichsweise noch nicht sehr lange kannte...

Der Kampfmagier war fast bis auf die Haut durchnässt, als er endlich die Fackeln am Stadttor Anvils vor sich durch die Nacht leuchten sah. Er war erleichtert, bald wieder im Trockenen zu sein. Eine einsame Wache hockte zusammengesunken auf einem Schemel unter einem kleinen Bretterverschlag neben dem Tor. Neben ihr lehnte das Schild an der Mauer, sie selbst hatte einen rotbraunen Umhang fest um den Körper geschulngen und beobachtete Arranges nun unter dem Rand der Sturmhaub hervor. Der Kaiserliche klopfte währenddessen einen der Stallburschen aus dem Schlaf und gab sein Pferd mit einer kleinen Anzahlung ab. Der Soldat hob langsam den Kopf und stand auf, als der Kaiserliche vor ihn trat. 'Guten Abend! Dürfte ich um einen Pass oder etwas gleichwertiges bitten?' Die Wache war ungewöhnlich freundlich, wie Arranges direkt auffiel. Trotz des Wetters und des Nachtdienstes... Der Kaiserliche kramte ein vergilbtes, kleines Pergament hervor und reichte es dem Soldaten. Nach einem kurzen Blick darauf gab dieser es seinem Besitzer zurück und winkte den Nekromanten durch eine kleine Bogentür neben dem Tor. Die kleine Hafenstadt war ruhig und still, nur das Tröpfeln des Regens war zu höre.

Arranges durchquerte die Stadt und ging durch das teils offenstehende Tor zum Hafen wieder hinaus. Er schlenderte die Docks entlang und suchte nach einer kleineren Hütte. Das Haus, welches er schließlich fand, war im Grunde nicht kleiner oder windschiefer, als die übrigen Bretterhütten bei den Docks, aber dadurch, dass es sich etwas abseits befand und sich an die Stadtmauer lehnte, statt sich bei den Dock in die erste Reihe zu drängen, wirkte das ganze Gebäude etwas schäbig und verlassen. Langsam trat der Kaiserliche an die Tür heran und klopft etwas zaghaft dagegen. Hoffentlich wecke ich sie nicht... Doch seine Sorge war um sonst. Nur einen Augenblick später schwang die Tür nach innen auf. Im Türrahmen erschien eine junge, hübsche Nord mit vielleicht 25 Jahren. Fast einen Kopf kleiner, stand das Mädchen in Reiterhosen und braunem Mieder mit leuchtenden, tiefbraunen Augen vor ihm, als sie erkannt hatte, wer da gekommen war. 'Onkel Arranges!' Ja sicher doch... ich wusste schon, warum das hier die zweite Wahl zur Problemlösung war... In Gedanken schüttelt der Kaiserliche genervt den Kopf, aber mehr Zeit, sich wirklich aufzuregen hatte er nicht. Schon schlang die Nord die Arme um ihn und drückte ihn an sich, als wäre er der erste Mensch seit einer Ewigkeit, den sie gesehen hätte. Es war wie jedes Mal, wenn er hier herkam und jedes Mal war er aufs Neue verblüfft und vollkommen verdutzt. Anfangs hatte er noch versucht, sich dieser Attacke - als das er es fast schon empfand - zu erwehren, aber die Nord war beinahe anhänglicher als jeder Hund. Er wusste auch nicht, woher das kommen mochte. Mittlerweile beschränkte er sich nur noch auf das Geschehenlassen.

Als sie sich nach einem Augenblick, der Arranges wie ein endloses Jahr vorkam, endlich wieder von ihm löste und einen Schritt zurücktrat, sah sie ihn einen Moment nur schweigend an. 'Du bist ja klatschnass, komm erstmal rein.' Wortlos folgte der Kaiserlichen ihr ins Innere des Hauses. Es war eine behagliche kleine Behausung, in einer Ecke prasselte ein Feuerchen in einem aus Bruchstein gemauerten Kamin, davor stand ein mit Fellen gepolsterter Sessel. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein Tisch und ein Stuhl, beides nur behelfsmäßig zusammengezimmert. Die Glasvitrine, in der sich Geschirr für 3 Personen befand und die 2 nebststehenden Bücherregale wiesen allerdings edles Holz und feine Verzierungen auf. In der Mitte des Raumes hing eine feste Leiter von der Decke, die zum Schlaflager auf dem Dachboden führte. Arranges schob die Tür hinter sich zu und streifte die Kapuze nach hinten. 'Ich weiss du bist nicht so und vor allem darf auch sonst keiner wissen, dass du eigentlich nicht der brummlige Arranges bist, aber hier darfst du ganz du selbst sein, also mach ein fröhliches Gesicht Onkel Arranges, setz dich und erzähl mir, warum du gekommen bist... mitten in der Nacht, wo du doch normalerweise deinen Schlaf pflegst und jedem ungesittet begegnest, der ihn dir irgendwie rauben will.' Ihre Stimme hatte einen barbarisch anmutenden Klang, war aber gleichzeitig so weich und wohltuend wie Balsam in den Ohren. Arranges konnte ihr nichteinmal böse sein, es war ihre Lebenseinstellung, ihre Ausstrahlung, ihre Umgangsarten, die ihn auf eine sonderbare Art und Weise in seinem Bewusstsein friedlich stimmten, auch wenn er sich manchmal schon krampfhaft versucht hatte dagegen zu wehren.Nienna wurde ihm auch schon als Schülerin vorgeschlagen, aber Arranges lehnte stets ab. Allerdings schirmte er sie gegen die Gathering. Das Letzte, was er wollte, war sie als Schülerin an de Llevrias Seite zu sehen.

Er legte den Umhang ab und hängte ihn über die Lehne des Stuhls. Immernoch tropfend blieb er allerdings stehen. 'Brauchst du trockene Kleider?' Fragte sie.
'Nein, das Feuer genügt mir... ich werde nicht sehr lange bleiben.'
'Schade, ich dachte schon du bleibst über Nacht... aber egal, das können wir auch später noch besprechen, jetzt sag mir lieber, was dich nachts nach Anvil führt.'
Der Kaiserliche stellte sich vor den Kamin und streckte seine Hände vor um sie zu wärmen. 'Ich brauche deinen Rat.'
'Soso, so wie sonst auch oder? Und dann fällt dir selbst meist doch Besseres ein...' Es war eine Tatsache, die sie ansprach, die ihm allerdings mehr als unangenehm war. Der Kaiserliche kam ausschließlich zu ihr, wenn er vor einem Problem stand, für das ihm keine Lösung einfallen wollte. Zwar war dies nicht die Regel, kam aber dann und wann vor, vor allem, wenn die Gathering ihn wiedereinmal nötigte, endlich einen Schüler zu suchen oder sich zur Nachfolge für diesen und jenen Meister vorzubereiten. Manchmal kamen sie auch mit komplett absurden Dingen, auf die Arranges wenig Lust hatte. Nienna war nicht einer jener wenigen Freunde, welcher ihm einfach einen direkten Ratschlag gaben, sie war schlicht und einfach nur da.
'Ja...'
'Ja, dann musst du mir aber auch sagen, was los ist, sonst wird das nichts mit der Hilfe.'
'Ja richtig... ich versuche noch immer den Folianten in meinen Besitz zu bringen...' Nienna kannte Arranges praktisch besser als jede andere Person auf ganz Nirn, wenngleich er ihr viel weniger erzählte als anderen.
'Ach Arranges, du bist doch schon einer der Mächtigsten in der Gathering... ich meine zweimalige Anfrage auf eine Meisternachfolge... sie haben mehrfach versucht dir die dämlichsten Schüler aufzuzwingen, auf dass sie von einem der besten und fähigsten Mentoren gelehrt werden... du bist genau genommen schon ein Großmeister... wozu noch der Foliant?'
'Allerdings brauche ich um diesen Folianten zu finden, ein Amulett, welches mir sagt, wo ich suchen muss... um das Amulett wiederum erlangen zu können, brauche ich jemanden, der von Magie keine Ahnung hat, also bestenfalls einen hirnlosen Krieger...' Er ignorierte ihre Worte und sie wusste, dass es nichts bringen würde, weiter in dieser Richtung zu bohren.
'Naja, du kennst ja eigentlich niemanden, der nicht zumindest etwas mit der theoretischen Nekromantie zu tun hat... Vielleicht eine Gelegenheitsbekanntschaft?'
Arranges überlegte einige Momente, aber er kam nicht darauf, wen er tatsächlich gut genug kennen würde, der wiederum nicht magiebegabt war. Ihm fielen zwar einige Krieger ein, mit denen er für die verschiedensten Zwecke kooperiert hatte, aber die meisten waren entweder nicht auffindabr, ähnlich wie der Argonier im Großen Forst, nicht mehr im Dienst, oder aber letztlich durch seine Hand gestorben. 'Nein... ' Antwortete er niedergeschlagen.
'Hmm... vielleicht denkst du auch nur zu weit zurück... überleg doch mal, in den letzten Wochen gab es doch sicher so jemanden, den du wenigstens flüchtig kennst...'
Arranges dachte nochmals einen Augenblick angestrengt nach. Milan, dieser Rothwardon... nein, der braucht zum Feuermachen keinen Zunder... Meryann... nein... Der Södner ist auch tot... Falanu? Wohl kaum... JA NATÜRLICH! Arranges schlug sich mit der flachen Hand leicht gegen die Stirn.. Das Blutauge aus der Kriegergilde!
'Dir ist jemand eingefallen?' Fragte sie aufgrund seiner Reaktion.
'Ja!' Antwortete Arranges, seine Freude versuchend im Zaum zu halten.
'Na also, siehst du, du brauchts meine Hilfe also doch nicht.' Meinte Nienna und grinste.
'Doch, jetzt brauche ich deine Hilfe erst recht...' Direkt, als ihm die Dunmer eingefallen war, hatte er auch schon einen Plan, wie er sie dazu bringen konnte, sich zunächst allein mit ihm zu treffen und dann ihm zu helfen. 'Du musst mir einen offiziellen Brief mit Siegel schreiben, in dem steht, dass ein was weiss ich Adliger die Hilfe der Kriegergilde oder vielmehr eines bestimmten Mitglieds der Gilde, nämlich Erynn Releth, braucht... Sie soll sich am gleichen Tag mit Eintreffen des Briefes, mit einem Kontaktmann am Abend auf dem Friedhof vor der Stadt treffen... gezeichnet... äh... denk dir was aus...'
'Und wie willst du sicherstellen, dass auch wirklich diese Dunmer für so einen Auftrag freigestellt wird?'
'Nun, schreib, dass der Adlige nur Leute haben will, die etwas von ihrem Handwerk verstehen und er gehört habe, dass sie allein der Goblinplage bei Skingrad ein Ende bereitet hat...'

Nienna begann sofort mit der Arbeit und reichte, als sie fertig war, Arranges den Brief. Murmelnd begann er zu lesen:

An den Gildenführer der Kriegergilde Skingrad

Der Segnungen Drei, Sera!

Ich schreibe euch diesen Brief, um die Dienste eurer Gilde in Anspruch zu nehmen. Ich brauche Hilfe bei der Beseitigung eines kleinen Schmugglerkreises auf meinem Grund. Über viele Wege ist mir zu Ohren gekommen, dass ihr eine recht fähige Kriegerin euer Mitglied nennen dürft. Ihr Name ist, sofern man mir keine Märchen erzählt hat, Erynn Releth, Dunmer ihres Zeichens.

Wenn sie für diesen Auftrag vom alltäglichen Dienst freigestellt werden könnte, wäre ich euch sehr verbunden. Nebst den üblichen Summen, wäre ich unter anderem bereit, für neue Ausrüstung, wo sie in der Gilde gebraucht wird, einmal komplett aufzukommen.

Solltet ihr Interesse an diesem Auftrag haben, so bitte ich euch, Erynn am Abend des gleichen Tages, da ihr diesen Brief erhalten habt, auf den Friedhof vor der Stadt zu schicken, dort wird ein Kontaktmann von mir warten und die Einzelheiten mit ihr besprechen. Wenn das euch zu ungewiss erscheint, kann sie selbstverständlich auch in Begleitung kommen.

Gezeichnet
Kabeyona Arino

Arranges verabschiedete sich von Nienna noch in der selben Nacht. Er gab den Brief bei den Stallungen ab und schob dem Stallburschen ein paar Septime mehr zu mit der Bitte, dem Rappenkurier, der am Morgen kommen sollte, diesen Brief mitzugeben, auf dass dieser ihn in der Kriegergilde in Skingrad abgab.

Arranges machte sich währenddessen wieder auf den Weg nach Skingrad. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und teilweise schimmerten die Sterne durch die Wolken. Es dämmerte bereits, da hatte Arranges schon ein ordentliches Stück Weg hinter sich gebracht. Ein herrlicher Tag zog herauf und lud zum Dösen ein, während der Rotfuchs in gemültichem Schrittempo der Straße nach Skingrad folgte. Die Sonne stand im Zenit, die Ruinen von Kvatch hatte Arranges gerade hinter sich gelassen und war somit auf halber Strecke, als er hinter sich ein Pferd in vollem Galopp kommen hörte. Nur einen Augenblick später preschte der Reiter des Rappenkuriers an ihm vorabei und war sogleich schon hinter der nächsten Kurve verschwunden. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf Arranges Gesicht.

Glannaragh
26.01.2011, 15:26
Erynn hatte die letzten Tage damit verbracht, ihre Wunden zu lecken, die Ausrüstung zu reparieren und nicht zuletzt damit, sich im Lichte ihres Triumphs zu sonnen, der sich in der colovianischen Stadt rasch herumsprach. Die Tatsache, daß zumindest die zweite Phase der ganzen Aktion lange nicht so heldenhaft gewesen war wie die Gerüchte behaupteten, die mittlerweile wild ins Kraut schossen, verdrängte sie mehr oder weniger erfolgreich. Ihr wurde klar, daß die Leute ohnehin nicht an der Wahrheit interessiert waren, sondern vielmehr nach Figuren suchten, an denen sie sich festhalten konnten, auf die sie all die selbstgeschaffenen Ideale projezieren und sich so die Illusion schaffen konnten, daß auf Nirn alles in bester Ordnung sei. Und wie es aussah, war Erynn zu einer dieser Figuren geworden, zumindest für eine Weile. Zu Anfang hatte sie noch mit Verwunderung darauf reagiert und festgestellt, daß sie sich und ihre Ideale dadurch korrumpiert fühlte. Nach genauerem Nachdenken über diese Empfindung beschloß sie, es einfach zu akzeptieren. Sie hatte ihre hehren Ziele spätestens in dieser Goblinhöhle gegen die Notwendigkeiten der Realität eingetauscht; vielleicht auch schon viel früher: Schließlich hatte sie sich bei den ungezählten vorangegangenen Gobbojagden niemals darüber Gedanken gemacht, daß die Kreaturen mehr sein könnten als Schädlinge...
An diesem Punkt waren Erynn ihre eigenen Gedanken zu dumm geworden. Sie war doch keine Philosophin oder Schriftgelehrte. Einfache Lösungen für einfache Probleme. Das war ihre Welt, und so sollte es auch bleiben, beschloß sie.

Mittlerweile langweilte die Elfin sich fürchterlich. Die Auftragslage für die Gilde war nach wie vor mau, und die Beschaulichkeit, die Skingrad trotz der Obliviontore in festem Griff hielt, ging ihr zusehends auf die Nerven.
Während sie ihre Schritte nach einem Rundgang durch die Stadt zurück zum Gildenhaus lenkte, überlegte sie, ob sie nicht eine kleine Reise unternehmen sollte. Vielleicht nach Anvil. Möglicherweise gab es in der Gilde dort mehr zu tun.
Sie betrat die Eingangshalle und grüßte drei rothwardonische Söldner, die ihr gänzlich unbekannt waren. Scheinbar waren sie auf der Durchreise, und vermutlich ebenso auf der Suche nach etwas Nützlichem zu tun wie sie selbst, dachte sie entmutigt.

Sie schlich in den Speisesaal, unschlüssig, was sie jetzt mit sich anfangen sollte. Dort traf sie auf Parwen, die konzentriert in einigen Papieren blätterte. Im Gegensatz zu Erynn war der Waldelfin fast nie langweilig: Als Ausbilderin hatte sie trotz der Flaute, die sich seit dem Auftauchen der Blackwood Company in der Kriegergilde unschön bemerkbar machte, stets genug zu tun. Die andere blickte kurz auf, als die Dunmerin den Raum betrat. „Ah-Malz sucht dich. Er ist oben.“ „In Ordnung. Ich werde ihn sofort aufsuchen“, antwortete Erynn und wandte sich zum Gehen. Was hab ich denn jetzt wieder angestellt?

Sie fand den Argonier in seinem Büro. Er hielt ihr einen Brief unter die Nase. „Gut, daß du da bist. Lies das.“ Erynn nahm das Schreiben und überflog es. Kabeyona Arino... nie gehört. Könnte rothwardonisch sein, aber sicher bin ich mir nicht.
Sie ließ das Papier sinken. „Ganz schön geheimnistuerisch... ein Treffen auf dem Friedhof.“ Sie grinste schief. „Was hältst du davon?“
Der Gildenleiter sortierte seine langen Beine unter dem Schreibtisch. „Ich finde es auch ein wenig seltsam. Tja, der Adel und seine Marotten.... jedenfalls schließe ich aus dem Geschriebenen, daß es sich um einen Adligen handelt. Dazu das Versprechen, für neue Ausrüstung der Gilde aufzukommen. Der Typ scheint wirklich verzweifelt zu sein, oder da ist noch etwas anderes im Busche. Letztendlich mußt du entscheiden, was du tun willst.“
Erynn warf noch einen Blick auf den Brief. „Ich werde gehen“, entschied sie. „Hier steht, daß ich auch noch jemanden zu dem Treffen mitbringen kann, wenn ich will. Daher glaube ich nicht, daß es sich um eine Falle handelt.“ Sie schaute in Ah-Malz’ zweifelndes Gesicht und lächelte. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde vorsichtig sein. Wenn mir nicht gefällt, was dieser Bote zu sagen hat, kann ich immer noch ablehnen.“
„Gut“, antwortete der Argonier mit einem Kopfnicken. „Ich muß auch zugeben, daß uns neue Ausrüstung ganz gut tun würde...“ er sah sie scharf an „...aber das behältst du für dich, verstanden? Und wenn sich dieser ‚kleine Schmugglerring’ plötzlich als doch gar nicht so klein herausstellen sollte –zum Beispiel als eine Niederlassung der Camonna Tong oder ähnliches- dann läßt du die Finger davon. Tot würdest du für mich noch mehr Ärger bedeuten als lebendig.“
Erynn hob eine Augenbraue. „Charmant wie immer. Wie versprochen: Ich passe auf.“

Mit diesen Worten wandte sie sich ab und begann, ihre Ausrüstung zusammenzusuchen. Bis zur Abenddämmerung war nicht mehr allzuviel Zeit, und zwei Stunden später sattelte sie Falchion und ritt im flotten Trab auf den Friedhof zu.
Jetzt bin ich ja mal gespannt, dachte sie, als sie schließlich absaß und sich, eine Hand am Schwertgriff, nach dem geheimnisvollen Kontaktmann umsah.

weuze
26.01.2011, 16:07
Arranges erreichte Skingrad am späten Nachmittag. Die Sonne stand bereits tief im Westen und es würde nichtmehr lange dauern, bis sie das Himmelszelt den beiden Monden überließ. Der Kaiserliche überlegte noch, ob er gleich zum Friedhof reiten sollte, entschied sich aber dann dafür, zuerst seine Ausrüstung zu ergänzen. Vor allem seine Tränke scheinen an einer Schwindsucht zu leiden, die sich Arranges nicht erklären konnte. Schließlich brauchte er nicht allzu viele von ihnen, aber nicht selten ging ein Fläschchen auch mal während eines Kampfes zu Bruch. Er stellte sein Pferd nur zu zwei Schecken unter einen vorgeschobenen Unterstand bei den Stallungen und passierte dann das Stadttor.

Für die Erledigungen brauchte er nicht lange, aber trotzdem strahlte der abendliche Himmel schon in einem dunklen Rot, als der Kaiserliche die Tore hinter sich ließ und seinen Rotfuchs holte. Er saß auf und machte sich in gemäßigtem Tempo auf zum Friedhof. Arranges rechnete eigentlich nicht damit, dass er nach Erynn ankommen würde, eigentlich dachte nichteinmal wirklich, dass sie überhaupt kommen würde. Vielmehr hatte der Kaiserliche geglaubt, dass er ungünstigerweise etwas nachhelfen hätte müssen. Umso mehr war er überrascht, als er großzügig um die Mauern Skingrads ritt und einen halbwegs freien Blick auf den Friedhof erhaschen konnte und Erynn neben ihrem Pferd stehen sah. Er zog sich die Kapuze tief ins Gesicht Sie wird mich an meiner Stimme vermutlich sowieso erkennen... und trieb seinen Rotfuchs zu einem leichten Trab an. Als Arranges die Friedhofsbegrenzung erreicht hatte, brachte er sein Pferd zum Stehen und stieg ab.

'Schön dass ihr gekommen seid!' Sagte er, während er auf sie zukam. Als er vor ihr stand, hob Arranges die Arme, streifte seine Kapuze zurück und blickte der Dunmer entschlossen in die Augen.

Glannaragh
26.01.2011, 17:38
Erynn sah sich suchend um, als sie hinter sich Hufschläge vernahm. Langsam drehte sie sich herum und sah, wie eine Gestalt mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze von einem Rotfuchs abstieg... ein Fuchs, der ihr nur zu bekannt vorkam. Sie zuckte zusammen, als plötzlich alles in ihr ’Falle!’ schrie.
Sie packte den Schwertgriff fester, als Arranges auf sie zukam. „Schön, daß Ihr gekommen seid“, sagte er mit fester Stimme, während er die Kapuze zurückschlug und sie durchdringend ansah.

Für einen Moment hielt dieser intensive Blick Erynn gefangen, als sei sie in magische Fesseln geschlagen. Dann jedoch wallte Zorn in ihr auf und brach den Bann. Ich hatte nicht gedacht, daß ich diesen Kerl jemals wiedersehen würde... und jetzt diese Aktion mit einem gefälschten Auftrag. Sie riß das Schwert aus der Scheide, dessen Spitze auf dem Kehlkopf des Kaiserlichen zu liegen kam. „Was soll dieser Unfug, Arranges?“ fragte sie in schneidendem Ton. „Erklärt Euch, und das besser schnell!“

weuze
26.01.2011, 18:29
Arranges konnte förmlich sehen, wie sich der Zorn über seine Dreistigkeit auf Erynns Gesicht abzeichnete. Und noch ehe er sich versah, forderte sie ihn auf, ihr zu erklären, warum er sie hierher gelotst hat. Um ihren Worten eine ordentliche Portion Druck zu verleihen, hatte sie schneller das Schwert zur Hand, als es Arranges für möglich gehalten hätte. Die Spitze der Waffe auf seinen Hals gerichtet wartete sie angespannt auf seine Antwort. Sehr schön, ich habe einen geistesschwachen Haudrauf vor mir... perfekt! Innerlich freute sich Arranges, zumindest ein Teil des Problems, an das Buch zu kommen, gelöst zu haben.

Seine Freude übertrug sich zum Teil auf seine Miene. Ein freundliches Lächeln brach den harten Blick seiner Augen. 'Aber aber... geht ihr mit jedem so um, der euch maßgeblich geholfen hat? ... Naja, wenigstens erinnert ihr euch noch ein meinen Namen, also kann ich euch nicht so übel mitgespielt haben, wie ihr denkt oder es euch vielleicht sogar wünscht, um eure... nunja... Unfähigkeit zu rechtfertigen.' Sagte er freundlich. 'Warum ich euch überhaupt hier hergelockt habe, beruht auf der Tatsache, dass ich nun, wie ihr einige Tage zuvor von mir, eure Hilfe benötige.' Arranges ignorierte die Klinge, welche nur wenige Fingerbreit davon entfernt war, seinem Leben ein schnelles Ende zu bereiten, sollte Erynn dies wollen. Er tat nichts daran, sich der Waffe zu entziehen, sondern fokusierte nur die Augen der Dunmer und versuchte ihren Blick festzuhalten.

Glannaragh
26.01.2011, 19:05
Arranges blieb erstaunlich gelassen. Offenbar konnte er die Dunkelelfin gut genug einschätzen um zu wissen, daß sie nicht fähig war, ihre Klinge kaltblütig in seinem Hals zu versenken. Es ärgerte sie.
Langsam drangen auch seine Worte durch den Nebel ihrer Wut. Unfähig? Du elender Bastard... Aber er hatte recht. In der Höhle hatte er sie auf dem komplett falschen Fuß erwischt, daran gab es nichts zu rütteln. Verdammt, diese Augen. Die Alchemistin sagte schon so etwas darüber. Ich hätte ihrem Geplapper vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, denn gerade in diesem Moment wünschte ich, mehr über diesen Kerl zu wissen. Viel mehr.

Sie nahm das Schwert langsam von seiner Kehle und steckte es weg. "Spart Euch diese joviale Scheiße, Arranges. Ich habe die Lektion begriffen, nur, falls Euch das kümmert." Sie schaute kurz zur Seite, um seinem Blick zu entkommen, mit dem er sie viel zu intensiv musterte. "Wenn Ihr meine Hilfe braucht, hättet Ihr mich doch einfach fragen können." Nicht, daß ich sie ihm auch gewährt hätte, es sei denn es wäre ein verdammt guter Grund gewesen...
Aber jetzt war ihre Neugier geweckt, wenngleich sie noch immer mißtrauisch war. "Also gut. Ich frage noch einmal, und diesesmal hoffentlich deutlich genug, daß Ihr imstande seid, mir zu antworten: Was wollt Ihr, und warum macht Ihr daraus so ein Theater?"

weuze
26.01.2011, 19:33
Oha... erstaunlich diplomatisch für jemanden aus der Kriegergilde... Arranges war tatsächlich ein wenig überrascht, er hatte sich eigentlich schon auf einen Kampf eingestellt. Als sie die Klinge wieder wegnahm, entspannte auch er sich und stellte seinen bohrenden Blick in ihren Augen ein.

'Nun, ich hätte natürlich auch einfach ins Gildenhaus marschieren können und euch fragen, aber was hätte das für einen Eindruck gemacht. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich nicht gerade das ausstrahle, was man als vertrauenserweckend bezeichnen würde. Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich nur ungern in einem Gebäude aufhalte, in dem sich unzählige Prügelknaben des freien Dienstes tummeln...' Er musste kurz überlegen, wie er ihr sagen konnte, was er wollte. Zudem erschien es ihm, als ob die einfach Frage, statt diesem Aufwand, wohl doch besser gewesen wäre. Schwachsinn... ich kann nicht einfach da reinlaufen und sagen, dass ich Erynn brauche um mir mein Eigentum zurück zu holen... Er durfte in seinen nächsten Worten nicht seine Abhängikeit von ihr preisgeben, sonst würde er diesen stillen Konflikt direkt verlieren...

'Hört... ich... brauche jemanden wie euch, jemanden, dem das Talent zur Magie nicht gegeben ist... verzheit, wenn ich euch da falsch einschätze, aber das hat das Personal der Kriegergilde meist so an sich... nicht zaubern zu können...' Das hat sie garantiert verstanden... Arranges du Volltrottel... 'Um etwas zu erlangen, was mir gehört und mir gestohlen wurde, brauche ich eine Person, die nicht, in keinster Weise, nichteinmal thoretisch, magiebegabt ist...' Verloren... Arranges war kein Redner und die Unsicherheit war deutlich aus seinen Worten heraus zuhören. Dementsprechend war auch die überhebliche und absolut selbstsichere Art von ihm komplett verschwunden... Arranges bemühte sich auch nicht mehr, möglichst überlegen zu wirken, denn jetzt war er es, der etwas verlangte und auf das Ja des Gegenübers hoffen musste.

Andererseits muss ich sie zwingen... Bei diesem Gedanken regte sich wieder sein Selbstbewusstsein ein wenig, während er auf eine Antwort wartete.

Glannaragh
26.01.2011, 20:45
„... Ich bin mir der Tatsache bewußt, daß ich nicht gerade das ausstrahle, was man als vertrauenserweckend bezeichnen würde...“ Eigentlich, Arranges, wirkst du wie ein ganz normaler Kerl, wenn man nicht das Pech hatte, dich genauer kennenlernen zu müssen. Also versuch jetzt nicht, mir auf die Mitleidstour zu kommen. Dafür habe ich zu genau gesehen, wozu du fähig bist. „... daß ich mich nur ungern in einem Gebäude aufhalte, in dem sich unzählige Prügelknaben des freien Dienstes tummeln...“ Also, jetzt reicht es, du arroganter Mistkerl! Ein Magier von der schlimmsten Sorte. Was mache ich hier eigentlich noch?

Trotzdem hörte sie sich den Rest seines Gebrabbels an. „Arranges“, sagte sie schließlich und deutlich verärgert, „Da Ihr ja scheinbar so ein unglaublich begabter Magier und Beschwörer seid, solltet Ihr wissen, daß jeder Mer, in irgendeiner Weise, zumindest theoretisch, magiebegabt ist. Selbst wenn nicht jeder Mer dieses Talent auch weiterentwickelt. Außerdem redet Ihr immer noch um den heißen Brei herum. Ich sage Euch was: Ich glaube Euch nicht. Und ich habe schon viel zu viel Zeit hier verschwendet. Ihr habt irgendeine Schweinerei vor, und ich werde dabei nicht Euer williger Handlanger sein, so blöd bin ich nämlich nicht. Selbst wenn ich nur einer von unzähligen... Prügelknaben bin.
Sie wandte sich ab und ging zu ihrem Pferd zurück, kochend vor Wut. Das wäre ja noch schöner...

weuze
26.01.2011, 21:13
Ich habe auch nicht erwartet, dass du mir glaubst... umso besser, mich selbst zu erniedrigen, nur um meinen Willen zu bekommen, konnte ich noch nie sehr gut... Und dass alle Mer auf ihre Weise ganz natürlich begabt sind, weiss ich natürlich, aber wer dieses Talent nicht von der ersten Stunde an fördert, verliert ganz automatisch den Bezug dazu... und so wie es ausschaut, hat sie das bereits... welch eine Verschwendung...

Arranges kommentiert ihre Worte nur mit Schweigen und schaut ihr nach, wie sie zu ihrem Pferd zurück geht. Sie sprach doch von einer Schweinerei... ja gut, die soll sie haben... anders scheint es diese sture Kriegerin ja nicht zu verstehen... Arranges war nicht wütend, eher genervt davon, dass er nicht einfach die Zustimmung bekommen hatte, die er wollte. Das wäre wirklich nicht zu schwer gewesen.

Die Dunmer war nur noch wenige Schritte von ihrem Reittier entfernt. Arranges murmelte eine Formel vor sich hin und reckte den Arm auf Erynn deutend vor. Eine mattglänzende Kugel flog durch die Luft und verpuffte am Rücken der Mer. Wie gewollt klappte die Kriegerin zusammen, ihrer Kräfte beraubt, jetzt von der leichten Rüstung und den Waffen auf der Erde gehalten. Arranges kam langsam näher, und ging in die Knie, wobei er mit einem Knie leicht in das Rückrad der Elfin drückte. 'Bitte zwingt mich nicht, euch weh zu tun... Um euch die Wichtigkeit meiner Bitte näher zu bringen, werde ich etwas weiter ausholen. Ich brauche jemanden, der keine Bindung mehr zur Magie hat, dabei spielt es keine Rolle, welcher Rasse dieser Jemand entstammt, es könnte genauso gut ein Bretone sein, der 10 Jahre keinen Gebrauch mehr von seinem magischen Talent getan hat. Das ist wichtig, denn mir wurde etwas gestohlen, dessen ich nur mit der Hilfe einer solchen Person wieder habhaft werden kann. Es handelt sich um ein Amulett, welches mir praktischerweise den Weg zu meinem Eigentum weisen wird. Dieses Amulett... entzieht sich allerdings all jenen, die auf irgend eine Art und Weise mit Magie hantieren, deswegen, brauche ich eure Hilfe.' Er sprach ganz normal, ohne falsche Freundlichkeit oder gar flehend. Er schilderte ihr rein die Sachlage und sein damit verbundenes Problem. Der jedoch unangenehme Druck, den er mit seinem ledergepanzerten Knie auf ihre Wirbelsäule ausübte, duldete allerdings kaum Wiederspruch.

Glannaragh
26.01.2011, 22:23
Erynn streckte gerade die Hand nach dem Vorderzwiesel von Falchions Stattel aus, um sich daran hochzuziehen, als die Beine unter ihr nachgaben. Das Pferd schnaubte erschrocken und tänzelte ein paar Schritte zur Seite. Zunächst verstand die Elfin, mit dem Gesicht im Dreck liegend, die Welt nicht mehr, bis sie sich daran erinnerte, einen ähnlichen Effekt schon an der Goblinschamanin beobachtet zu haben. Sei verflucht, Arranges! Ich schwöre, dafür wirst du bluten.
Sie hörte den Kaiserlichen näher kommen, und spürte ein unangenehmes Gewicht, als er ihr ein Knie in den Rücken drückte. „Bitte zwingt mich nicht, Euch wehzutun...“ „Sei verflucht“, sagte sie, diesesmal laut.

Arranges ignorierte sie, ließ sich nun aber doch dazu herab, sein Anliegen genauer zu erläutern. Ihr blieb nichts anderes übrig als zuzuhören, bis er geendet hatte. „Ihr könnt mich nicht zwingen, mit Euch zu gehen.“ Keine Reaktion. „Meine Leute wissen, wo ich bin. Ihr wart ja selbst so intelligent, es ihnen mitzuteilen. Wenn ich nicht zurückkehre, werden sie nach mir suchen. Und sie werden mich finden, und Euch dazu, und dann gnaden Euch die Götter...“
Der Druck auf ihre Wirbelsäule nahm schmerzhaft zu, und Erynn keuchte erschrocken auf. „Verdammter Feigling“, knurrte sie, als sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte. „Ich werde Euch den häßlichen Kopf von den Schultern schlagen, das ist Euch hoffentlich klar! Euer Zauber wird nicht ewig halten.“ Arranges reagierte auf die Tirade, indem er sein Gewicht ein weiteres mal verlagerte, und die Elfin verbiß sich diesesmal nur mit Mühe einen Aufschrei.

„Hört schon auf, verflucht!“ sagte sie gepreßt. Der Kaiserliche schien sich nicht einschüchtern zu lassen. Und nach allem, was sie in der verlassenen Mine erlebt hatte, war sie sich sicher, daß Arranges zu Dingen fähig war, von denen sie lieber nichts wissen wollte. „Also gut, nun sagt endlich, wo Ihr hinwollt, und wir holen Euer beschissenes Amulett!“ Oder Ihr erweist Euch als dumm genug, mir vorher den Rücken zuzukehren...

weuze
26.01.2011, 22:51
Arranges verstärkte den Druck auf die Knochen der Mer, während sie sich darüber ausließ, wie arg er sich mit dieser Aktion doch in Schwierigkeiten bringen würde. Ein sehr selbstzufriedenes Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Kaiserlichen. Lächerlich... eine weitere Bestätigung dafür, dass ihr einfach nur eine hirnlose Schlägerin seid, brauchte ich zwar nicht, aber doppelt hält bekanntlich besser...

Nachdem er ihr fast schon mit seinem gesamten Körpergewicht im Kreuz saß, gab sie endlich nach und forderte ihn verzweifelt auf, endlich runter zu gehen. 'Ihr seid endlich zur Vernunft gekommen? Sehr schön.' Arranges verlagerte für einen kurzen Augenblick nochmal sein gesamtes Gewicht auf das Knie und stemmte sich dann hoch. Er bückte sich und zog die schwer atmende Elfin zu sich hoch und streichte ihr wohlwollend den groben Staub von einer Schulter. Schwankend kam Erynn auf die Beine.

'Zunächst würde ich es bevorzugen, nochmal eine Nacht zu schlafen... das täte euch sicherlich auch gut. Im Morgengrauen reiten wir los, ich erwarte euch bei den Stallungen. Achja, solltet ihr nicht kommen werde ich persönlich eure zweifelsohne riesengroße Ruhmblase platzen lassen und den Rest eures Lebens in einen Alptraum aus Schmerz und Verzweiflung verwandeln... wenn ihr es darauf anlegt, zu sehen, was ich außer wehrlose Kreaturen abschlachten, noch so alles kann, dann bleibt morgen einfach im Gildenhaus, ihr habt die Wahl...' Damit deutete er eine leichte Verbeugung an. 'Ich wünsche eine erholsame Nacht...' Er wandte sich um, ging zu seinem Rotfuchs und verschwand in der Nacht.

Glannaragh
27.01.2011, 00:09
Als sie nachgab, war Arranges endlich zufrieden. Er stand auf, nicht ohne nochmal nachzutreten, was ihr schließlich doch einen leisen Schrei entlockte. Er zog sie hoch und besaß tatsächlich die Dreistigkeit, ihr den Schmutz von der Rüstung zu klopfen. Pfoten weg, du Idiot!
Der Kaiserliche beschied ihr, daß er sie morgen früh an den Stallungen erwarte, und ritt dann fort, nicht ohne ihr nochmal die Gründe einzuschärfen, weshalb sie das Spiel besser mitspielen sollte.
Dreckskerl. Er hatte sie tatsächlich in der Hand! Erynn fühlte sich unendlich gedemütigt, als sie ihm hilflos nachstarrte. Der Bogen hing entspannt an Falchions Sattel, und ihren Stiefeldolch konnte sie nicht gut genug werfen, um diesen Daedrabeschwörer sicher treffen zu können. Außerdem wurde er durch seinen Mithrilpanzer geschützt, und eine zweite Chance würde sie wohl kaum bekommen. Und selbst, wenn dich die Umstände nicht praktischerweise davon abhielten, ihn hinterrücks umzunieten, würdest du das wohl kaum tun, oder, Erynn?
Mit finsterem Gesicht zog sie sich in den Sattel und preschte in halsbrecherischem Tempo zurück nach Skingrad. Dort warf sie einem Stallburschen die Zügel zu. „Seht zu, daß er morgen bei Sonnenaufgang gefüttert und gesattelt bereitsteht“, sagte sie kurz angebunden. Dann wandte sie sich dem Gildenhaus zu und stählte sich für das, was sie vorhatte. Lügen war noch nie ihre Stärke gewesen, also würde sie ihre Geschichte so einfach wie möglich halten.

Erynn fand Ah-Malz im ersten Stock, glücklicherweise war er allein. Bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, trat sie mit festen Schritten auf ihn zu: „Das war alles ein riesengroßer Mumpitz! Ich war am Treffpunkt, doch es kam niemand. Sieht so aus, als hätte sich jemand einen kindischen Scherz mit uns erlaubt. Ich denke, wir sollten die Sache vergessen.“ Der Gildenleiter zuckte mit den massigen Schultern und zischte etwas Unverständliches. Erynn wertete das als Zustimmung und atmete erleichtert aus. Der erste Teil war geschafft. „Außerdem... ich habe vor, für ein paar Tage zu verschwinden. Nach Cheydinhal. Ich habe meine Eltern monatelang nicht gesehen, und nachdem wir momentan ohnehin zu wenig Arbeit für zu viele Leute haben“ -sie bemühte sich um einen angemessen zerknirschten Gesichtsausdruck- „dachte ich mir, es wäre ein guter Zeitpunkt.“
Ah-Malz hatte nichts dagegen, und so wünschte sie ihm eine Gute Nacht und verzog sich rasch auf ihre Stube. Der Argonier tat ihr leid. In diesen Zeiten war es nicht einfach die Gilde zu leiten, wo ihnen allen die Blackwood Company im Nacken saß und ihnen mehr und mehr Aufträge vor der Nase wegschnappte. Hier in Colovia war es noch lange nicht so schlimm wie im Süden, aber schlimm genug. Und ausgerechnet jetzt muß ich mit so einem dahergelaufenen Gauner quer durch Cyrdiil ziehen, anstatt mich um wirkliche Probleme kümmern zu können! Es tut mir so unendlich leid, Ah-Malz. Ich machs wieder gut, versprochen.

In ihrer Kammer packte sie lustlos die Ausrüstung zusammen, die sie brauchen würde: Waffen, Pfeile, Nahrung und Wasser für mehrere Tage, eine Decke, Messer, eine Bürste und einen krummgeschlagenen Nagel (als Hufkratzer) für Falchion. Hatte sie etwas vergessen? Heiltränke wären nicht schlecht, aber sie würde keine Zeit mehr haben, sich welche zu besorgen. Irgendwie war es ihr auch egal.

Sie schlief schlecht in dieser Nacht. Am Liebsten hätte sie sich unter ein Bierfaß gehängt und sich gnadenlos abgeschossen. Sie ließ es bleiben, denn wenn sie sich morgen in die Gesellschaft von Arranges begeben mußte, wollte sie lieber im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sein.

Der neue Tag dämmerte viel zu früh, aber da sich die Sonne ohnehin nicht vom Aufgehen abhalten lassen würde, quälte Erynn sich schließlich in ihre Rüstung und verließ die Gilde, bevor sich dort die Betriebsamkeit breitmachte. Der Morgen war diesig und trübe, passend zu ihrer Stimmung. Sie zog ihre Kapuze über den Kopf machte sich auf den Weg zu den Paßställen.
Wie konnte es nur so weit kommen?

weuze
27.01.2011, 00:56
Arranges verspürte eine unvergleichliche Genugtuung, als er sich ins Bett seines Zimmers in der Taverne Zur Westebne, fallen ließ und das Treffen mit Erynn gedanklich nocheinmal kurz durchging. Ja, ich bin dem Buch... MEINEM Buch, zum Greifen nahe... und wenn ich es ersteinmal in Händen halte, werde ich dafür sorgen, dass Torrah für immer im tiefsten Loch verschwindet, welches die Gatheringkerker zu bieten haben... Mit diesem Gedanken schlief Arranges schließlich mit einem breiten Lächeln ein.

Es war früher Morgen, als der Nekromant aus einem Traum hochschrack. Er hatte zwar einen angenehmen Schlaf, aber irgendwie doch einen fürchterlichen Traum, aus dem er gerade von seinem Unterbewusstsein hinauskatapultiert wurde. Arranges konnte sich schon nicht mehr an den Inhalt des Traumes erinnern, aber die vom Schweiß völlig durchnässten Bettlaken sprachen eine unmissverständliche Botschaft. Er hatte nur noch Torrahs Gesicht vor sich und irgendwie war sie an dem ganzen Chaos und dem Durcheinander in dem Traum, welches seine für ihn heile Welt komplett zerstört hatte, verantwortlich. Er ballte die Hände zu Fäusten und fletschte die Zähne. Bald wirst du für alles bezahlen... für alle Erniedrigungen und all die Scherben, für die du verantwortlich bist! Aber er wusste, dass das stille Wüten in seinen Gedanken überhaupt nichts brachte und schüttelte den brodelnden Zorn schnell ab. Er wusch sich flüchtig, kleidete sich an und verließ die Taverne.

Am Tor vollzog die Stadtwache gerade den Schichtwechsel und so wurde er einfach durchgewunken. Er trat aus der Statd hinaus und ging zu den Stallungen. Zu seiner Überraschung musste er keinen der Stallburschen aus der Barracke klopfen, es war bereits einer geschäftig dabei, einen Gaul, der Arranges, ohne zu wissen woher, bekannt vorkam, aufbruchfertig zu machen. 'Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich.' Sagte Arranges und trat an den halbstarken Jüngling heran. Dieser drehte sich ob des frühen Besuchs etwas überrascht um. 'Ach ihr seid es... euer Rotfuchs ist auf der Koppel, es war die Nacht durch trocken und wir haben den Stall offen gelassen...' Arranges nickte dankend und holte sein Pferd. An den Zügeln führend, trat er wieder zu dem Jüngling heran und drückte ihm abzählend einige Septime in die Hand.

Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie jemand von den Toren zu den Stallungen heraufkam. Nach einem kurzen, genaueren Blick, erkannte der Kaiserliche Erynn. Sofort grinste er und seine Laune stieg sprunghaft an. Er sah wieder zu dem Stallburschen und schnippte ihm zwei Septime zusätzlich in die Hände. Auf das fragende Gesicht hin, antwortete er nur: 'Das als Trinkgeld, weil ich gerade guter Dinge bin und mich daran erinnert fühlte, diese absolut ausgezeichnete Stallung ein wenig zu fördern.' Sprachlos neigte der Stallbursche dankend das Haupt, während sich Arranges in den Sattel schwang und auf Erynn wartete.

'Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen und seid ausgeruht, wir werden heute einen langen Ritt vor uns haben...' Die Freude über ihr Erscheinen spiegelte sich in seinem Blick wieder. Es wirkte, als wüsste er gar nichts vom Vorabend und sie sei aus komplett freien Stücken hier.

Glannaragh
27.01.2011, 12:34
Erynn verließ das Stadttor und stellte fest, daß Arranges bereits auf sie wartete. Sie stieß einen schicksalsergebenen Seufzer aus. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er sich schlicht in Luft aufgelöst hätte. Da sieht man es mal wieder: Wenn man die Götter wirklich braucht, sind sie garantiert anderweitig beschäftigt...
Arranges’ überschwängliche Begrüßung verwunderte sie, aber nur kurz. Mittlerweile kannte sie schließlich dieses nervtötende gönnerhafte Gebaren, das sich immer dann einstellte, wenn er seinen Willen bekam. Wie ein verzogenes Blag.
Die Dunmerin beschloß, ihn zu ignorieren. Sie holte ihr Pferd und lenkte es neben den Fuchs des Kaiserlichen. „Jetzt wäre es an der Zeit mir zu verraten, wo Ihr eigentlich hinwollt.“ „Zunächst einmal ein ganzes Stück nach Norden“, erwiederte Arranges fröhlich. „an Chorrol vorbei, dann sage ich Euch, wie es weitergeht.“
Erynn zuckte mit den Schultern und steuerte Falchion fort von der Straße in die Westebene. Also irgendwo ins Hochland, mitten im Nirgendwo. Natürlich genau dorthin, wo ich mich überhaupt nicht auskenne. Verdammter Mist. Still fluchte sie eine Weile vor sich hin. Sie schien sowieso nichts anderes zu tun, wann immer sie sich in der Gesellschaft von Arranges befand. Ungefähr zwei Stunden brütete sie stumm vor sich hin, während sie zusammengesunken im Sattel hockte. Irgendwann wurde ihr jedoch auch das zu blöd. Wie sie es auch drehte und wendete, sie sah keine Möglichkeit, irgendwie doch noch ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Besser, sie fand sich damit ab und versuchte, etwas mehr darüber herauszubekommen, was Arranges eigentlich plante – für Rachephantasien war auch später noch Zeit.

Sie wandte sich dem Daedrabeschwörer zu: „Ihr solltet mir so langsam erzählen, was genau Euer Ziel ist. Wenn ich Euch helfen soll, muß ich mehr wissen. Wohin gehen wir? Eine Höhle, eine Ruine, oder ein Lager auf offenem Feld? Erwartet Ihr Widerstand, und wenn ja, mit wievielen Gegnern werden wir es zu tun bekommen?“ Sie überlegte kurz. Es ging ihm um ein magisches Amulett, und wo Magie im Spiel war, war nicht unbedingt alles, was sich in deren Dunstkreis bewegte, auch lebendig. „Und vor allem: Welche Art von Gegnern?“ Der letzte Satz kam leiser und weniger entschlossen aus ihrem Mund, als sie es sich gewünscht hätte. Aber was machte das schon? Arranges kannte bereits jetzt genug ihrer Schwächen, um Macht über sie auszuüben. Zumindest so lange, bis sich eine Gelegenheit ergab, ihn loszuwerden.

weuze
27.01.2011, 13:23
Arranges war es gerade recht, dass die Elfin ersteinmal nur schwieg. Ein Hoch auf die Demut... Wann hatte ich zuletzt eine Begleitung, die einfach den Mund hielt... andererseits, wann hatte ich zuletzt eine Begleitung, die ich wirklich zwingen musste, mit mir zu reisen? Tatsächlich war dies das erste Mal, dass Arranges seinem Willen in dieser Hinsicht mit argen Drohungen Druck verleihen musste um eventuelle Wiedersprüche im Keim zu ersticken. Das Wetter blieb, wie es sich am Morgen angekündigt hatte: Grau, kalt und windig.

Sie waren noch nicht wirklich lange unterwegs, es konnte jedenfalls noch nicht Mittag sein, als Erynn scheinbar doch noch über ihren Ärger hinwegsah und das Wort an ihn richtete. 'Zunächst sind wir auf dem Weg zu einer Festung aus der Zeit der Akavir. Zweifellos dürftet ihr diese uralten Bauten kennen, sie stehen schließlich überall im Land... die einen mehr, die anderen weniger gut erhalten. Dieses Bollwerk steht an der Grenze zu Hammerfell im Hochland.' Er wies mit der Hand in die ungefähre Richtung. 'Das ist aber auch schon alles, was ich mit Sicherheit weiss. Jetzt kann ich euch nur noch sagen, was ich vermute. Garantiert werden wir auf Wegelagerer und Räubergesocks treffen, das am Fuße des Bergs, auf dem die Festung steht, herumschleicht. Aber die werden wohl kaum ein ausschlaggebendes Problem darstellen... diese lebensmüden Leute sind meistens schlecht gerüstet und tragen Waffen bei sich, mit denen man nichteinmal eine Fliege ernsthaft verletzen könnte... Was uns in der Festung, die vor etwa hundert Jahren hergerichtet wurde und bis vor Kurzem noch als Kloster für eine kleine Bruderschaft diente, erwartet, kann ich nur erraten. Aber ich rate euch, mir mit größter Vorsucht durch die Räumlichkeiten im Innern der Burg zu folgen... ich hoffe ihr habt einen stabilen Magen... Aber keine Sorge, ihr seid eigentlich viel zu wertvoll, als dass ich es wagen würde, euch einer Gefahr auszusetzen, die ich nicht kalkulieren kann... Wir werden mit Garantie auf irgendwelche untoten Ungetüme treffen, aber die sind ebenfalls wie die Bandieten, kaum ein Hindernis, also für mich... und solltet ihr diesen Kreaturen nicht absichtlich ins Messer laufen, was ich im Zweifelsfall verhindern werde, kann ich euch vor Skeletten und Zombies aller Art zuverlässig schützen.' Er machte eine Pause und überlegte kurz, dann sprach er weiter: 'Wenn wir allerdings auf irgendwelche Kuttenträger treffen, die auch nur entfernt an einen Mönch, Priester oder Heiler erinnern, dann sollten wir zusehen, dass wir sie auf Abstand halten... tödlicher als diese irren Bastarde können Nahkämpfer kaum sein.'

Glannaragh
27.01.2011, 14:37
Eine alte Festungsruine also... Relativ breite Gänge und viele Schatten, in denen man sich verstecken kann. Es könnte schlimmer sein. Was die Wegelagerer betrifft: Gut möglich, daß sie sich gar nicht trauen, uns anzugreifen. Wir sehen beide nicht gerade wehrlos aus. Es sei denn, sie legen einen Hinterhalt. Aber das Hochland ist zum größten Teil offenes Grasland, in dem es nicht viele Verstecke gibt. Wenn wir aufmerksam sind, dürfte es ihnen schwerfallen, uns zu überraschen. Nur eventuelle Bogenschützen würden ein größeres Problem darstellen. Sie warf Arranges einen Seitenblick zu. Oder auch nicht.
Sie mußte fast lachen. Vor nicht ganz zwei Wochen hatte sie noch mit Parwen darüber diskutiert, wie bequem es wäre, im Kampf einen Magier zur Seite zu haben. Jetzt hatte sie einen – und wünschte sich doch nichts sehnlicher, als daß es nicht so wäre.
Die Untoten bereiteten ihr allerdings Sorgen. Sie fürchtete sich vor diesen ruhelosen Geistern, wie wohl jeder normale Sterbliche. Zwar hatte sie schon viel von Ahnengeistern gehört, aber das war etwas anderes. Diese Seelen erschienen schließlich nur, wenn man sie darum bat, und sie tendierten auch nicht dazu, unkontrollierbar Amok zu laufen. Erynn fragte sich, ob sie wohl in der Lage wäre, einen Ahnen zu rufen, sollte sich die Notwendigkeit ergeben.

Arranges redete derweil weiter darüber, daß sie sich um die verfluchten Seelen keine Sorgen machen müsse. Natürlich nicht, dachte sie sarkastisch. Zumindest so lange nicht, bis es für Euch selber brenzlig wird. Ihr würdet mich doch ohne Zögern opfern, um Euren Arsch zu retten...
„Bis zur Grenze sind es fast drei Tage, wenn wir in diesem Tempo weiterreiten“, bemerkte sie. „Die Untoten überlasse ich Euch gerne. Was diese fanatischen Mönche betrifft: Versucht diesesmal bitte, nicht wieder so einen Radau zu veranstalten. Es kann nur von Vorteil sein, wenn es uns gelingt, so viele von ihnen wie möglich still zu erledigen, bevor sie auf uns aufmerksam werden. Mit dem Bogen bin ich effizienter als Ihr mit einem Feuerball oder einem beschworenen... was auch immer. Und noch was: Sprecht nicht von mir, als sei ich Euer Eigentum.“

weuze
27.01.2011, 15:21
Sprecht nicht von mir, als wäre ich euer Eigentum... Effte Arranges sie in Gedanken nach. Aber diese Worte versetzten seiner Ansicht einen leichten Knacks... Er kannte es, Gefangene zu foltern, Wherlose abzuschlachten und aus purer Wut einfach zu töten, aber jemanden zum Einen zu zwingen, ihm zu helfen, aber auf der anderen Seite auf sie aufzupassen, damit sie nicht irgendwie verletzt oder gar getötet würde, verdrehte seine Ansichten und Ideale. Aber... wie... ?! ... Sie ist ja doch nur Mittel zum Zweck...? 'Glaubt mir, ich lege garantiert keinen Wert darauf, mich unnötig mit diesen Gestalten anzulegen... aber wegen Goblins überflüssig vorsichtig zu sein und das Unterfangen unnötig in die Länge ziehen? Ihr habt vor einigen Tagen wohl die Situation ein wenig verkannt...'

Sie zogen das Tempo an, so gut es das Gelände eben zuließ. Bis zum Abend hatten die beiden schon ein gutes Stück des Weges geschafft. Als es dunkel wurde, riss die Wolkendecke endlich auf und gab die Sicht auf Sekunda und Masser frei, welche majestätisch am Himmel entlangwanderten. Sie rasteten bis zum Morgengrauen und ritten dann weiter. Der Tag war schön, die Sonne strahlte vom Himmel und eine leichte Briese wehte ihnen entgegen. Arranges war die meiste Zeit damit beschäftigt, die Eindrücke der Natur um sie herum aufzunehmen. Erynn größtenteils ignorierend, heftete er den Blick an jede Blume, welche mit sonderbaren Farben aus dem alles bedeckenden, goldenen Schimmer der Korngräser, herausstach. Er lauschte aufmerksam dem Gezwitscher der Feldvögel oder starrte einfach nur gedankenverloren in den blauen Himmel. In der Nacht rasteten sie wieder. Am Abend hatten sie die Grenze zum Hochland erreicht. Das Gelände wurde steinig und die Vegetation wich mehr und mehr zurück. Der nächste Tag kündigte wieder Sonnenschein an, allerdings pfiff ihnen in diesen Höhenlagen ein ordentlicher Wind um die Ohren. Die Landschaft wurde zusehens grauer und felsiger, bis sie schließlich die Baumgrenze erreicht hatten und alles was sie noch an Pflanzen sahen, aus kleinen knorrigen Büschen und einzelnen Graswedeln auf den weitläufigen Geröllhalden, bestand.

Die Sonne versank gerade hinter dem Horizont, als Arranges sich im Sattel verrenkte und hinter sie nach Südosten blickte. Weit unter ihnen in der Ferne, konnten sie in einem grünen Meer aus Baumwipfeln die Dächer von Chorrol sehen. 'Es ist nicht mehr sehr weit, ich denke, wir können das Kloster noch heute nacht erreichen...' Sie ritten also weiter, als es dunkelte und verzichteten auf eine lange Rast.

Mitternacht war längst vorrüber, als vor ihnen eine massive Bergflanke wie eine Felsmauer aus dem Dunkel der Nacht auftauchte. Nur schwach konnten sie eine schmale Klamm erkennen, auf die jetzt von Osten her kommend, ein Schotterweg zuführte. Sie folgten dem Weg, durch die Schlucht, welche sich als kürzer erwies, wie es zunächst den Anschein hatte. Als sie auf der anderen Seite herauskamen, baute sich vor ihnen ein breiter, aber flacher Hang auf, welcher nach Nordwesten hinauf zu den Hochplateaus in Hammerfell führte. Etwas weiter oben, stach eine gewaltige Felsnase aus dem Hang heraus. Auf dieser war eine kantige, dunkle Struktur vor dem mattblauen Nachthimmel zu erkennen. Sie folgten dem Weg, der hinauf zum Kloster führte, bis sie die Ruine deutlich über sich erkennen konnten.

Sie waren vielleicht noch einen Ritt von einer knappen halben Stunde vom Kloster entfernt, als Arranges sie beide ausbremste. 'Wir sollten hier bis zum Anbruch des Tages rasten, ich bin nicht gewillt, des Nachts eine Fuß ins Innere dieser Mauern zu setzen, bei Tag ist das immer noch gefährlich genug.' Sie verließen den Weg und suchten nach einem geeigneten Lagerplatz, bis sie schließlich zwischen zwei großen Felsbrocken fündig wurden. Sie richteten sich in einer kleinen Mulde zwischen den Findlingen ein. 'Schlaft nur, ich werde für den Rest der Nacht die Wache übernehmen...' Das seltsame, machtvolle Gehabe, war nicht mehr zu finden in seiner Stimme, schon am gestrigen Tag, als sie ein paar wenige Worte gewechselt hatten, nicht mehr. Er hatte seine Einstellung überdacht und ihm missfiel es mehr und mehr, in ihr etwas wie einen Gebrauchsgegenstand zu sehen, aber noch weigerte er sich, sie als eine einfach Begleiterin, wie etwa Meryann oder Namsy zu sehen...

Glannaragh
27.01.2011, 16:14
Erynn war mehr als froh darüber, daß Arranges sich entschieden hatte, nicht mehr in dieser Nacht in das Kloster vordringen zu wollen. Sie waren beide müde, und außerdem tat ihr nach dem langen Ritt gehörig der Hintern weh. Auch das Angebot des Kaierlichen, die Nachtwache zu übernehmen, nahm sie gerne an. Sie wickelte sich in ihre Decke und zweckentfremdete Falchions Sattel als -relativ unbequemes- Kopfkissen. Eine Weile sah sie noch zu der Ruine auf, welche sich drohend über ihrem Lagerplatz erhob, dann schlief sie ein.

Ein rauher Wind weckte sie am nächsten Morgen. Erynn stand auf und begann mit den Vorbereitungen für den Überfall auf das alte Gemäuer. „Wir sollten noch ein Stück weiter an die Ruine heranreiten“, schlug sie vor. „Für den Fall, daß wir schnell verschwinden müssen, hätte ich die Pferde gern in der Nähe. Aber nicht zu nah, damit sie nicht durch einen dummen Zufall entdeckt werden. Am besten wäre es, wenn wir einen Felsüberhang suchen, unter dem wir sie abstellen können. Damit wären sie vor Blicken von oben aus der Festung geschützt.“.
Arranges stimmte ihr zu, und aus irgendeinem absurden Grund freute sie sich darüber, daß er ihre taktischen Überlegungen anerkannte. Ihr war auch aufgefallen, daß sich der Kaiserliche, je näher sie ihrem Ziel kamen, immer weniger herrisch aufgeführt hatte. Eine angenehme Abwechslung, andererseits hatte sie ihm auch keinen Grund geboten, sie weiter zu reizen.

Einen Felsvorsprung fanden sie nicht, dafür aber einen hohen Geröllbrocken, der groß genug war, um ihre Reittiere dahinter zu verstecken. Die Elfin schnallte ihren Bogen vom Sattel und spannte ihn. Gemeinsam näherten sie sich der Ruine, wobei sie die spärliche Deckung ausnutzten, die das Gelände ihnen bot. Alles in allem mußten sie jedoch darauf hoffen, daß gerade keiner der seltsamen Bewohner auf die Idee kam, einen Blick von den Mauern hinunterzuwerfen.

Sie erreichten die Außenwand des Klosters. Bisher waren sie unbehelligt geblieben, doch es war unmöglich zu sagen, ob man sie einfach nicht entdeckt hatte oder bereits damit beschäftigt war, im Innern der Feste einen Hinterhalt für die ungebetenen Besucher zu legen.
„Was jetzt?“ flüsterte sie Arranges zu. Vor dem Haupteingang zum Innenhof befand sich ein windschiefes Tor, das allerdings nur zur Hälfte geschlossen war. Sie könnten leicht hindurchschlüpfen, wenn sie wollten. „Sieht ein bißchen zu einladend aus, findet Ihr nicht auch?“

weuze
27.01.2011, 18:28
'Naja, was habt ihr erwartet? Diese Mönche sind seit dem Tot ihres obersten Bruders total dem Wahnsinn verfallen und gar nicht mehr in der Lage sich weiterhin als Bruderschaft zu geben... da werden sie es auch nicht für nötig halten, das Tor zu schließen...' Arranges ging vor und spähte vorsichtig durch das große Tor. Es war seltsam und im ersten Moment fiel es ihm gar nicht auf, aber jetzt, da er sah, dass der innere Torbogen total zerstört war und seine Überreste auf dem Innenhof verteilt waren, kam es ihm, dass das Kloster doch eigentlich nur ein Fallgatter am Haupteingang besessen hatte und jetzt stand er zwischen den Flügeln eines gewaltigen Holztors... Er ließ seinen Blick noch einmal über den Innenhof schweifen, der völlig verlassen dalag. Der Wind heulte und lose hängende Fensterläden knarrten, aber sonst war nichts zu sehen. Arranges machte vorsichtig ein paar Schritte hinein, darauf achtend, über keinen der Bruchsteine zu stolpern, die einst den inneren Torbogen gebildet hatten. Als er einige Meter hineingelaufen war, stieg im sofort ein intensiver Verwesungsgeruch in die Nase. Arranges störte sich nicht daran, schaute sich aber trotzdem alarmiert um. Als er sich umdrehte, wurde er sogleich fündig. Die nach innen abknickende Mauer auf beiden Seiten des Tors waren die Quelle des Geruchs. Auf einer Seite waren in der Ecke, die er vom Tor aus gar nicht einsehen konnte, zwei Galgen aufgebaut. Windschiefe und nicht wirklich stabil aussehende Galgen aus einfachen Brettern. Einer war leer, aber in der Schlinge des anderen hing eine große Gestalt. Die Mönchskutte war zerfetzt und der Bretone sah aus, als käme er gerade von der Schlachtbank. Allerdings musste er dort schon recht lange dort hängen. Das Summen unzähliger Fliegen war zu hören. In der Ecke auf der anderen Seite des Tors sah Arranges nun, was aus dem Fallgatter geworden war. Das mächtige Eisenkonstrukt war mit den Spitzen der Vertigalstreben einige Meter über dem Boden in die Wand gerammt worden, aus welcher es nun schräg herausragte. In der Mitte hatte man damit wohl zwei der Mönche hingerichtet - und damit an die Wand genagelt - von denen allerdings nur mehr Knochen übrig waren, welche hauptsächlich noch von Sehnen und Hautfetzen zusammengehalten wurden. Bei den vier Säulen des Chaos... Arranges war fast sprachlos, hatte aber sogleich wieder seine Fassung erlangt.

Er sah zu Erynn. 'Wir sollten zusehen, dass wir das hier schnell hinter uns bringen... Das Amulett befindet sich laut meinen Informationen in den Gemächern des Obersten... folgt mir einfach, aber macht keinen Lärm und gebt mir bescheid, sobald ihr irgendetwas seltsam findet oder komische Schatten durch euer Blickfeld huschen...' Damit wandte sich der Kaiserliche um und ging geradewegs auf eine der Barracken zu, die sich an die Innenmauer des Festungrings lehnten.

Er wollte gerade die Tür öffnen, was gar nicht nötig war, denn kaum hatte er nach der Klinke gegriffen, kam ihm die komplette Tür schon entgegen. Er fing sie gekonnt, aber leicht erschrocken auf. Vorsichtig stellte er sie neben den Eingang an die Wand und spähte hinein. Drinnen war es dunkel, nur vereinzelt stachen schmahle Lichtstreifen durch die Schwärze. Großartig... wären das hier die Inseln, würde ich mich jetzt vermutlich schluchzend an Erynn klammern... Von diesem Gedanken peinlich berührt, tat er einen entschlossenen Schritt hinein, um diese Vorstellung zu verdrängen. Ich habe alles Mögliche dabei, nur keine Fackeln... Verärgert knurrte Arranges vor sich hin, während er weiter durch den Raum ging und tastend einen Tisch erreichte... mit beiden Händen fuhr er auf dem Holz entlang, bis er gefunden hatte, was er suchte: Ein kleines Öltischlämpchen. Prüfend hob Arranges die kleine Lichtquelle an und stellte durch das leise Glucksen fest, dass wohl noch etwas Öl darin sein musste. Gut, hätten wir schonmal das Problem gelöst... Er tastete mit der freien Hand nach dem Docht und einen Augenblick später erhellte ein kleines, aber helles Flämmchen den Raum. Nach einem schnellen und prüfenden Rundumblick war Arranges klar, dass er besser daran getan hätte, das Licht auszulassen. Auf den ersten, flüchtigen Blick sah der Raum aus, wie eine Lesestube eines übereifrigen Studenten. Überall Bücherregale, die zum Bersten mit Folianten und Schriftrollen vollgestopft waren. Spätestens beim zweiten Blick fielen allerdings einige, blutige Handabdrücke an den Wänden auf, in einer Ecke war ein großer Berg aus blanken Knochen aufgetürmt und von der Decke hingen seltsame Struckturen, die sowohl Spinnweben, als auch verstaubtes, graues Fleischgewebe hätten sein können. Arranges sah sich suchend in dem kleinen Raum um. Sein Blick blieb an zwei Kerzen und einer weiteren Öllampe hängen. Er nahm die Kerzen an sich und steckte sie in seinen Gürtel, die Lampe entzündete er und drückte sie dann Erynn in die Hand.

Auf der anderen Seite des Raumes war eine Tür, welche weiter ins Innere des Klosters führte. Arranges griff nach der Klinke und drückte sie vorsicht. Er wartete einen Moment. Nichts. Der Kaiserliche schob die Bogentür auf, welche nur langsam nachgab und protestierend knarrte. Arranges trat ein paar Schritte in den Gang dahinter. Der Gang lag quer zur Tür und der Kaiserliche sah ersteinmal in beide Richtunge. Überall herrschte eine Dunkelheit vor, die scheinbar durch kein Licht Nirns durchdrungen werden konnte. Das Glück der beiden war, dass Arranges wenigstens den Weg kannte und somit ganz selbsverständlich nach links abbog und den Gang entlanglief.

Vorsichtig stahlen sie sich durch die Gänge des alten Gemäuers. Hin und wieder wurde die Außenwand des Ganges durch eine Schißscharte unterbrochen, durch welche man nach draußen auf das Hochland blicken konnte. Je weiter sie gingen, desto modriger wurde die Luft. Ab und an heulte eine Windböe durch die Festung, aber sonst blieb alles ruhig. Sie blieben fast immer auf dem selben Niveau, mussten kaum Treppen steigen, höchstens mal ein paar Stufen auf oder ab. Arranges wurde langsam aber sicher unruhig, schaute in jeden Gang, wenn einer kreuzte, behielt aber immer eine ihm scheinbar wohl bekannte Richtung bei. Als endlich einige Stufen im Lichtkreis der Lampen vor ihm auftauchten, die nach oben führten, atmete er erleichtert auf. 'So, wir haben es bald geschafft...' Sagte er an Erynn gewandt. Dann begann er die Stufen hinauf zu steigen.

Sie hatten vielleicht ein Drittel der Treppe hinter sich, als nach einer gefühlten Ewigkeit wieder eine Schießscharte in der rechten Wand auftauchte und Arranges einen Blick nach draußen warf... und erschrocken zusammenzuckte. Es hatte begonnen zu dämmern und das Abendrot flutete gerade den Himmel. Verdammt... jetzt aber etwas mehr Beeilung! Arranges wandte sich von dem schmahlen Fenster ab und gab nichts mehr darauf, möglichst vorsichtig zu gehen, sondern hastete, so schnell es das spärliche Licht zuließ, die Treppe weiter nach oben, ohne zu sehr auf Erynn zu achten.

Nicht sehr viel später tat der Kaiserliche den ersten Schirtt oben auf den Treppenansatz und atmete erleichtert aus. Doch plötzlich hörten sie beide ein schnelles Trappeln und Scharren von unten die Treppe heraufkommen. Erst leise, doch die Geräusche wurden schnell lauter, je näher sie kamen. Verdammt! Arranges zog Erynn zu sich und stellte sich vor sie an die Treppe. Von der Akustik her musste das, was dort kommen mochte, Arranges jetzt erreicht haben, aber dem jetzt ausklingenden Geräusch folgte nur ein leichter Windhauch. In dem Moment, als die Briese das Gesicht des arg verdutzten Nekromanten streifte, krachte etwas hinter ihm. Der Gang oben an der Treppe war nur wenige Meter lang und am Ende der Lichtinsel, die die beiden Lampen bildeten, konnte man eine mächtige Tür erkennen, die jetzt unter dem Aufschlag von etwas sehr großem und massigem erzitterte. Staub rieselte von den Brettern herab. Dann war alles wieder ruhig. Arranges war zwar ein wenig verwirrd, fürchtete sich allerings nicht wirklich. Und um der Dunkelelfe zu zeigen, dass hier absolut nichts Schlimmes war, trat er an ihr vorbei und ging auf die Tür zu. Zwei Schritte vor der Tür jedoch merkte er etwas erschrocken, wie der Boden nachgab. Allerdings nur leicht, die Bretter sanken ein wenig ein und man hörte, wie die Bodenplatten bröckelten. 'Seid vorsichtig.' Sagte er zu Erynn gedreht und deutete auf den Boden. 'Wir sind da, jetzt müsst ihr darauf achten, ob euch irgendetwas in euren Gedanken, eurem Bewusstsein berührd, etwas auf sich aufmerksam macht... ich kann es nicht beschreiben, weil ich die Kraft des Amuletts nicht spüre...' Er bemühte sich um einen aufmunternden, freundlichen Ton, aber die Anspannung, die jetzt von ihm Besitz ergriff war deutlich zu hören. Er legte eine Hand auf die Klinke und öffnete die Tür. Dahinter kamen die Gemächer des obersten Bruders zum Vorschein. Die Einrichtung war größtenteils zerstört und obwohl es sich um zwei, mit einem Bogen verbundene, relativ große Räume handelte, waren beide überschaubar und durch den Einfall des letzten Tageslichts durch zwei recht großzügige Fenster, überschaubar. Arranges konnte keine Gefahr entdecken und trat ein.

Glannaragh
27.01.2011, 21:34
Arranges schien sich nicht die gleichen Sorgen zu machen wie Erynn, was das Tor betraf – und er sollte recht behalten. Der Innenhof lag verlassen da, bot allerdings ein skurriles Panorama. Tote überall, und keiner davon war eines natürlichen Todes gestorben. Wenn sich Erynn bisher Gedanken gemacht hatte, ob sie es über sich brächte, irgendwelche Geistlichen aus dem Hinterhalt zu erschießen, so verflüchtigten sich diese sofort. Der Kaiserliche hatte davon gesprochen, daß die Mönche dem Wahnsinn verfallen seien, aber das hier hatte sie nicht erwartet: Bösartigkeit und Grausamkeit sprachen aus der ganzen Szenerie, schienen in der Luft zu hängen wie faule Miasmen – zusätzlich zu dem Verwesungsgestank, der den Beiden in die Nase drang. Die Dunmerin würgte unterdrückt.

Arranges hielt Wort. Während sie tiefer in das Gemäuer eindrangen, achtete er peinlich genau darauf, sie hinter sich zu halten und schirmte sie mit seinem Körper ab, so gut er konnte. Doch auch im Innern der Ruine blieb alles still. Es schien kein Leben mehr an diesem Ort zu sein. Die Gänge boten ein ähnliches Bild wie der Innenhof. Staub und Gebeine, blutverschmierte Wände. Und über allem das Gefühl des absolut Bösen, das an Erynns Nerven zerrte. Zuerst war sie erleichtert, als sie zwei kleine Öllampen fanden, mit denen sie die Finsternis in den verlassenen Gängen vertreiben konnten. Bald schon jedoch wünschte sie sich, die gruseligen Gänge wären weiter in gnädiges Dunkel getaucht geblieben.
Erynn verlor jedes Zeitgefühl. Es kam ihr vor, als würden sie schon ewig durch die stinkende Ruine schleichen, aber der Kaiserliche schien zu wissen, wohin er ging Wenigstens etwas, dachte die Kriegerin erleichtert. In unregelmäßigen Abständen kamen sie an schmalen Schießscharten vorbei, konnten an dem einfallenden Licht für lange Zeit allerdings nicht die Tageszeit ablesen. Irgendwann wandte sich der Beschwörer zu ihr um: „So, wir haben es bald geschafft...“, sprach er die erlösenden Worte. Erynn wollte gerade aufatmen, als sie an einer weiteren Lücke in der Außenmauer vorbeikamen. Das einfallende Licht verfärbte sich bereits rötlich, also mußte der Abend schon dämmern. Aus irgendeinem Grund schien Arranges diese Tatsache nervös zu machen, denn er ließ plötzlich jegliche Vorsicht fahren und hastete weiter. Die Quittung dafür bekamen sie nur wenige Herzschläge später. Erynn meinte, ein Trappeln zu hören, war sich jedoch nicht sicher. Sie erstarrte und lauschte. Doch. Ganz sicher... Schritte. Und sie kamen näher, wenngleich sie durch den Widerhall nicht ausmachen konnte, aus welcher Richtung. Erynn wollte gerade das Öllicht abstellen und einen Pfeil auf die Sehne legen, als Arranges sie an sich zog. Mit angehaltenem Atem verharrten sie beide, während sie noch herauszufinden versuchte, woher die Geräusche kamen. Etwas krachte ohrenbetäubend, dann war alles still. Totenstill. Die Dunkelelfin vermutete, daß eine Falle ausgelöst worden war und diejenigen, die sich ihnen genähert hatten, erwischt hatte.

Der Kaiserliche verlor keine Zeit. Er ging auf eine Tür zu, die gerade noch vom Schein ihrer Lampen erhellt wurde, als die Bodendielen unter seinen Füßen warnend knarrten. „Seid vorsichtig“, raunte er ihr überflüssigerweise zu. Erynn verdrehte die Augen. Sie würde dem Kerl unbedingt noch beibringen müssen, wie man richtig schlich. Wenn er so weitermachte, könnten sie sich auch genausogut mit einem Fanfarensignal ankündigen.
Sie umging die morsche Stelle leichtfüßig und folgte Arranges in den Raum, der hinter der Tür lag. Sie konnte zwei Räume erkennen, die vom schwindenden Licht des Tages erhellt wurden. Jetzt kam scheinbar ihr Einsatz. Sie sah sich um und konzentrierte sich auf irgendetwas... Ungewöhnliches. Arranges war außerstande, ihr eine genaue Beschreibung zu geben, aber sie verstand so viel, wie daß sie mit ihren Sinnen über die normale Wahrnehmung hinausgreifen müßte. Still stand sie in den verwüsteten Gemächern. Der allgegenwärtige Staub kitzelte in ihrer Nase, und sie hörte Arranges’ angespanntes Atmen hinter sich.

„Nein. Nichts...“ Sie ‚hörte’ genauer hin. „Wartet!“ Ihre Aufmerksamkeit wurde von einer reichlich demolierten Truhe angezogen, die am fernen Ende des ersten Raumes stand. Erynn ging wie ferngesteuert darauf zu und hob den Deckel, der sich mit einem leisen Knarren öffnete. Darin lag ein Amulett aus massivem Gold, in das ein geschliffener Amethyst eingelassen war, von so satter Farbe wie der beste Skingrader Rotwein. Sie griff danach, und das Kleinod schien in ihrer Hand zu pulsieren, als hätte es einen eigenen Herzschlag. Ein breites Lächeln überzog ihr Gesicht:
„Das ist es, ich bin ganz sicher.“ Sie wandte sich zu dem Kaiserlichen um, dann weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen.
„Arranges! Hinter Euch!“

weuze
27.01.2011, 22:44
Arranges Hände zitterten, während er die Dunmer mit hektisch zuckenden Augen verfolgte. Er war so aufgeregt, dass er das schwache Keuchen hinter sich nicht bemerkte. Mit ein paar Ellen Abstand ging er der Elfin nach und war so aufgeregt wie nie zuvor. Reiss dich mal zusammen... Er erkannte sich selbst nicht wieder und fand einfach keine Möglichkeit, seinen Herzschlag zu kontrollieren und die wild umherwirbelnden Gedanken in seinem Kopf zu ordnen. Einige Augenblicke stand Erynn nur da und... tat nichts... Und dann kam die ernüchternde Antwort. Eine Welle der Entteuschung schwappte durch den Verstand des Kaiserlichen und verwandelte sich in einen reissenden Strudel aus Wut. Arranges wollte sich gerade zur Seite drehen und in eine zerbrochene Kiste treten, als Erynn ihm wieder einen Hoffnungsfunke zuwarf. Sie schien etwas zu spüren. Jedenfalls schloss er darauf, da sie jetzt zielgerichtet auf eine arg mitgenommene Truhe zuging, diese öffnete und hineingriff. Erynn förderte etwas aus der Truhe hervor und rief ihm direkt zu, dass dies das Amulett sei, das sie gesucht hatten. Die Augen des Kaiserlichen begannen zu leuchten, sein Herz setzte einen Schlag aus und machte einen schmerzhaften Sprung in seiner Brust. Adrenalin schoss durch seine Adern. Langsam, fast taumelnd, kam er auf Erynn zu.

Als diese jedoch aufsah und zu ihm herüberblickte, trat ein Ausdruck von Angst auf ihr Gesicht und sie konnte nur noch eine Warnung ausstoßen. Arranges von dem Gefühl und dem Erfolg, dass sie das Amueltt gefunden hatten, völlig überwältigt, reagierte nur träge, aber noch schnell genug, um sich umzudrehen und das Schwert zu ziehen, ehe er sich einem gewaltigen Schatten gegenübersah. Die Schwärze vor ihm füllte den gesamten Türrahmen aus und war durch und durch böse. Man konnte im Grunde nur schwarz sehen, keine Konturen, nichts. Aber die Tatsache, dass dieses Schwarz sich irgendwie bewegte, durch die Luft waberte wie dichte Nebelschwaden, sagte Arranges, dass er hier einem Gegner und keinem von ihm geworfenen Schatten, gegenüberstand. Plötzlich schoss die geisterhafte Kreatur vor. Arranges blieb nichts anderes übrig, als sein Schwert hochzureissen und zu hoffen, dass das Silber den Rest erledigte. Das unwirkliche Monstrum stieß ein widernatürliches Kreischen aus, als es die silberne Waffe wohl irgendwie erblickte und löste sich in Luft auf, noch bevor es auf die Klinge traf. Arranges nun total verwirrd, schaute nur vor sich durch den jetzt wieder normaldunklen Türrahmen. Was zur Hölle Oblivions war das? Doch dann wurde er wieder wachgerüttelt. In dem Stock über ihnen tat es zwei dumpfe Schläge. Und nur den Bruchteil eines Lidschlags später rannte irgendetwas oder jemand, mit ordentlich Masse über die Dielen über ihren Köpfen. Staub rieselte unter den Erschütterungen auf sie herab, eine Tür wurde oben ins Schloss geworfen, dann war es wieder still. Arranges wollte sich gerade zu Erynn umdrehen und sie zur Eile drängen, als ein gewaltiges Beben die Ruinen erzittern ließen. Die beiden hatten in den wenigen Sekunden, die das Gerüttel am Grundstein der Mauern andauerte, Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Als es endlich vorbei war, war alles wieder still wie zuvor. 'Los, lasst uns verschwinden, so lange wir noch laufen können...' Arranges lief los, die Öllampe hoch erhoben. Er hatte noch keine zwei Schritte getan, als im hinteren Raum etwas gegen die massive Bruchtseinmauer flog. Der Raum erzitterte. Zwei Sekunden später kracht nochmal etwas dagegen. Und wieder und wieder. Irgendetwas versuchte dort durchzubrechen. Arranges, der erst erstarrt war vor Schreck, fing sich jetzt wieder. Erynn hatte soetwas vermutlich noch gar nicht erlebt, sie tat sich schwer, wieder aus der Schreckensstarre zu kommen... 'LOS, folgt mir!' Er zerrte die Elfin ein paar Schritte vorwärts, ehe er wieder losließ und hoffte, dass sie ihm von allein folgen würde. Nocheinmal rammte irgenetwas riesengroßes gegen die Mauer hinter ihnen, aber der nächste Stoß blieb aus. Offensichtlich hatte, was auch immer dort durchkommen wollte, aufgegeben. Arranges durchschritt den Türramen und... verschwand plötzlich im Boden.

Die brüchige Stelle im Boden hatte durch die Erschütterung ordentliche Risse bekommen und klappte jetzt unter der neuerlichen Belastung durch den Kaiserlichen unter dessen Füßen weg. Gerade noch konnte Arranges sich mit einer Hand am Rand des Lochs festklammern und suchte mit der anderen vergeblich Halt. Der Boden schien hier jedoch bis zu den schmahlen Kanälen direkt unter der Festung durchgebrochen zu sein. Durch die Feuchtigkeit waren die Wände glitschig und Arranges konnte nur darauf hoffen, dass seine Muskeln nicht nachgaben, während er versuchte, sich irgendwie hochzuziehen. Er wagte einen kurzen Blick nach unten, um nach einem eventuellen Halt für die Füße zu suchen. Aber alles was er sah, waren zwei eng beieinandersitzende, große, runde, rote Kugeln weit unter ihm, von denen ein bedrohliches Knurren zu ihm heraufdrang. Er schaute wieder nach oben und hatte nur noch einen schwachen Lichtschimmer, den, den das Dämmerlicht aus dem Raum hinter ihm, gewährte.

'Erynn... Hilfe!' Schnaufte er verzweifelt.

Glannaragh
28.01.2011, 01:01
Erynn war völlig überfordert. Ein riesiger Schatten vor ihr. Die Bösartigkeit, die sie in dieser Ruine schon die ganze Zeit unterschwellig gespürt hatte hatte, schien mit einem Schlage greifbar zu werden. Das... Ding verschwand plötzlich, die Empfindung jedoch blieb in dem Raum hängen. Lärm über ihr. Lärm hinter ihr. Sie stand wie erstarrt, ihr Gehirn weigerte sich, die Situation zu akzeptieren. Etwas packte sie. Arranges. In all dem Tohuwabohu drang irgendwie das Wort ‚verschwinden’ zu ihr durch. Gute Idee. Während der Kaiserliche sie mit sich zerrte, konnte sie einen kurzen Blick aus einem der Fenster werfen: Fünf Meter, sechs vielleicht bis zum Boden. Keine Chance. Endlich begannen ihre Synapsen wieder zu feuern, der Überlebensinstinkt übernahm die Kontrolle, und sie jagte hinter Arranges her, der gerade durch die Türöffnung stürzte und... verschwand. Die morschen Dielen hatten ihren Dienst endgültig eingestellt und unter dem Gewicht des Kaiserlichen nachgegeben. Ohne nachzudenken, setzte sie über das Loch im Boden hinweg und wirbelte herum. Sie hörte, wie er schwach ihren Namen rief. Die Kriegerin ließ sich platt auf den Bauch fallen und robbte zum Rand der Öffnung. Arranges hing mit einer Hand an der Kante, und es war offensichtlich, daß er sich nicht mehr lange würde halten können. Sie setzte ihr Öllicht ab und griff ohne Umschweife mit der einen Hand den freien, fuchtelnden Arm ihres Begleiters, die andere krallte sie in den Rüchen seines Kettenhemdes. Dann schob sie sich mit den Zehenspitzen rückwärts, während Sehnen und Muskeln protestierend aufschrien. „Streng dich ein wenig an, du schwerer Klotz!“ schimpfte sie, als sie Arranges Handbreit um Handbreit nach oben zog. Sie bildete sich ein, aus den Gängen unter ihr ein leises Knurren zu hören, aber es konnte sich genauso gut um eine Sinnestäuschung handeln. „Wenn du jetzt abstürzt, schwöre ich dir, daß ich dir ins Oblivion nachsteige und dich für den Rest der Ewigkeit heimsuche!“

Vielleicht war diese Drohung für den Kaiserlichen schrecklich genug gewesen, um ihn in Wallung zu bringen, jedenfalls lag er kurze Zeit später keuchend neben ihr, und zwar am richtigen Ende des Lochs im Boden. „Hoch“, blaffte sie mit einer Bestimmtheit, von der sie bisher nicht wußte, daß sie sie besaß. „Ihr kennt den Weg hier heraus. Bewegt Euch, verdammt!“
Sie mußte sich nicht wiederholen. Arranges kam auf die Füße und hetzte den Gang entlang, Erynn hinterher, Schwert in der einen, die Lampe in der anderen Hand.

Sie wußte nicht, wie lange sie in wilder Flucht durch die Ruine liefen. Minuten dehnten sich zu Äonen. Die Präsenz des abgrundtief Bösen verließ sie nie ganz, mal war es näher, mal weiter entfernt, aber immer spürbar und gab ihren Füßen Flügel. Der Schatten war niemals zu sehen, aber sie konnten ihn hören – kriechend. Lauernd. Sie umkreisend. Er zeichnete Bilder von Unvorstellbarem in ihre Köpfe, auf eine entsetzliche, virtuose Weise, ein Meisterwerk direkt aus Vaerminas Reich. Einmal glaubte Erynn, ein widerwärtiges Schlürfen neben sich zu hören, gerade außerhalb des Gesichtsfeldes. Sie drehte den Kopf und schlug danach, doch die Klinge schnitt nur durch leere Luft. Die Elfin wirbelte herum und rannte weiter. Verderbtes Gelächter hallte durch ihren Kopf, wurde leiser, schien sich tänzelnd und auf leisen Pfoten zurückzuziehen, wie eine Katze, die mit einer Maus spielt. Sie schaute zu Arranges, der seinen Schritt noch einmal beschleunigte. Er hatte es also auch gehört!

Dann war es still. Die Präsenz hatte sich zurückgezogen, dennoch hielten sie in ihrem Lauf nicht inne. Sie bogen in den Korridor ein, der zur Bibliothek führte, rannten Schulter an Schulter und bemühten sich, die quälenden Stiche zu ignorieren, die ihnen in die Seite fuhren. Lange halten wir das nicht mehr durch, dachte Erynn verzweifelt.
Etwas schälte sich durch die Platten des Fußbodens. „Es ist unter uns“, hauchte Arranges. Das Grauen in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Fast gleichzeitig erreichten sie die Bibliothek – und rannten förmlich in die Präsenz hinein. Sie war vor ihnen. Hinter ihnen. Überall. Füllte den ganzen Raum aus... und sie hatte gewonnen. Erynn spürte es mit jeder Faser ihres Körpers. Hoffnungslosigkeit kroch ihr in Mund und Nase und schien sie förmlich zu ersticken.
“Nein!!“ Nicht hier, nicht jetzt, nicht so kurz vor dem Ziel! Sie weigerte sich einfach, diesen Umstand als Tatsache anzuerkennen. Mit ungezähmter Wut, geboren aus schierer Verzweiflung, schleuderte sie ihr kleines Licht auf die Entität. Irgendwohin. Sie war schließlich nicht zu verfehlen.
Das Öllämpchen zerplatze an einem Regal. Das staubtrockene Holz und die alten Bücher fingen sofort Feuer. Das unsichtbare Böse zischte zornentbrannt, wich zurück, ballte sich zu einer Kugel zusammen – und gab den Weg frei.
Sie brauchten keine Worte, um sich zu verständigen. Wie ein Mann rannten sie los, stürmten aus der verfluchten Ruine heraus in den Innenhof und kamen schlitternd zum Stehen. Der Schatten schwebte reglos vor ihnen, über der Pforte, die aus dem Kloster herausführte. Er verdeckte das Licht der Sterne.

„Arranges“, wisperte Erynn mit zitternder Stimme „Wenn es jemals einen Zeitpunkt gab, etwas Großes, Häßliches mit vielen Zähnen zu beschwören, dann ist das jetzt. Und es wäre großartig, wenn dieses Etwas Feuer spucken könnte...“

weuze
28.01.2011, 14:27
Arranges hatte schon damit gerechnet, jeden Augenblick abzustürtzen, als er in dem Loch hing, unter ihm eine nicht einschätzbare Monströsität und über ihm sprang die Dunmer einfach weg. Aber nur einen Moment später griff sie nach seinem Arm und zog ihn nach oben. Als er endlich wieder auf den Beinen war, hetzte er los, durch die Gänge des Klosters. Er war wie besessen von der Möglichkeit zur Flucht, dass er selbst das verzerrte Schauspiel in der kleinen Bibliothek nicht wirklich mitbekam, erst, als die kalte Nachtluft in seine Lungen strömte, gab der Überlebensinstinkt die Kontrolle über seine Sinne und Muskeln wieder frei. Über ihnen schwebte ein riesiger Schatten, er verdunkelte den Himmel und versperrte das Tor nach draussen.

Ich hoffe, dass das kein Schertz der Vier ist... Arranges wusste nicht, was er im ersten Moment davon halten sollte, aber jetzt, da er einen greifbaren Gegner vor sich hatte, klinkte sich wieder sein Verstand ein, der von den Lehren der Wut und der Zerstörung geprägt war. Hass begann in ihm zu brodeln, Hass darüber, dass er hier unnötig aufgehalten wurde, Hass darüber, dass es eine verdammte Seele wie es schien, ihn davon abhielt, dieses Tor zu durchschreiten. Hass darüber, dass er wieder davon abgehalten wurde, endlich sein Eigentum wieder zu bekommen. Er hörte nur noch das Blut in seinen Ohren rauschen, die Worte Erynns registrierte er gar nicht, in ihm regierte nur noch der Gedanke, der ihm vorgab, was man am besten tun konnte, um diesen Schatten los zu werden. Und Arranges Arsenal war durch seine Ausbildung zum Nekromanten schier unermesslich. Nur die blinde Tötungswut blieb aus... er musste taktisch klug handeln!

Der Schatten schwebte immer noch über ihnen und schien zunächst nicht wirklich Notiz von ihnen zu nehmen. Da erbebte die Ruine unter ihren Füßen wieder, erst ein leichter Stoß, dann zwei mächtige Rüttler, die Arranges und Erryn beinahe von den Füßen fegte. Ein Kreischen und Quieken war plötzlich zu hören. Die Geräusche schienen von weit unter ihnen zu kommen, waren aber so deutlich, als würde direkt neben ihnen eine Sau von einem Anfänger geschlachtet werden. Die klagenden Laute verebbten aber schon nach wenigen Augenblicken wieder. Arranges war währenddessen bemüht, Erynn irgendwie zu schirmen. Er hatte sich vor sie gestellt und drengte sie langsam zurück zu den Barracken, ohne dabei die Augen von der seltsamen Schwärze zu nehmen.

'Bleibt zurück!' Sagte er befehlend, dann trat er wieder einige Schritte vor. Just in diesem Moment senkte sich ein Teil des Schattens bis auf wenige Fuß zum Boden herab und... schien sich irgendwie zu erbrechen. Knackende Laute waren zu hören, gelegentlich begleitet von einem ekelerregenden Schmatzen. Etwas sank aus dem Schatten auf den Boden, ein großer Klumpen, triefend von jener Schwärze, aus welcher auch der Schatten selbst zu bestehen schien, nur war es hier so, als ob die Nacht Konsistenz angenommen hätte und flüssig geworden wäre. Langsam erhob sich der Klumpen und richtete sich auf. Schwarz wie die Nacht, aber man konnte die Konturen eines Kuttenträgers erkennen. 'Arranges? ... Ihr besitzt tatsächlich die Dreistigkeit, euch hier nochmals blicken zu lassen?!' Der Kaiserliche hatte schon die Hand auf dem Schwertgriff, erstarrte aber, als er die Stimme dröhnen hörte. Das kann nicht sein... unmöglich! Es war die Stimme des obersten Bruders des Klosters, den, den er einfach getötet, nein, vielmehr hingerichtet hatte damals, vom Zorn und den Anstachelungen Namsys getrieben. 'Ahh... ich sehe ihr erinnert euch... wisst ihr auch noch, wie ihr mir damals meinen Tod beschieden habt?' Arranges war unfähig etwas zu erwiedern, er starrte nur fassungslos auf dieses Ding vor ihm. 'Ich habe euch vieles beigebracht und das war der Dank dafür? ... Ich dachte eigentlich, dass ihr auch Anstand besäßet, aber ich habe mich wohl geteuscht und jetzt wollt ihr mich sogar beklauen... schon wieder? ... Jammerschade, dass wir euren Handlanger damals nicht erwischen konnten, aber wie es aussieht, war er sogar für euch zu gewitzt... Tut mir leid, aber ich sehe nicht ein, euch erst als einen sehr sehr fähigen und besonders talentierten Schüler gelehrt zu haben, mich dann beklauen, töten und anschließend nochmal beklauen zu lassen... aber seid nicht traurig Arranges, ich weiss ja, wie sehr ihr es liebt, eure... nunja sagen wir mal etwas sehr perfide Vorliebe auszuleben, was den Kampf allgemein angeht... eure Freundin dort,' Der Mönch zeigte kurz auf Erynn und ließ die Hand wieder sinken, 'Scheint mir dafür genau richtig zu sein... seht es als eine Art Henkersmahlzeit.' Ein lautes Bellen hallte von den Wänden der Festung wieder. Plötzlich erschien ein Wolf in vollem Sprint aus dem Nichts neben dem Mönch und hielt auf die Dunmer zu. Noch ehe Arranges oder die Elfin irgendwie darauf reagieren konnten, sprang die Kreatur die Kriegerin an und riess sie von den Beinen. Hilflos auf dem Rücken liegend, sah Erynn jetzt das geifernde Maul des Wolfs über sich, die Lefzen waren zurückgezogen, die Reisszähne blinkten ihr entgegen, aber das Grässlichste war wohl, dass dem Wolfskopf die Augen fehlten. Bluttriefende, dunkle Höhlen starrten der Dunmer entgegen. Doch die Kreatur biss nicht zu, sie verharrte stattdessen mit halb geöffnetem Maul über dem Gesicht Erynns und schien zu warten. Sie saß auf dem Brustkorb der Dunmer und verhinderte so jede größere Bewegungsmöglichkeit. 'Das wagt ihr nicht!' Rief Arranges, der zu dem Mönch herumfuhr und noch in der Bewegung flammten seine Hände auf und verschwanden in einer sattroten, magischen Flamme. 'Oh, ich würde das an eurer Stelle nicht tun...' Arranges kam nicht dazu, den Feuerzauber auf den Schattenmönch zu entladen, denn als er sich ganz herumgedreht hatte, spürte er, wie sich eine starke Hand um seinen Hals legte. Nur seltsam, dass der Mönch immer noch so weit wegstand, wie noch vor wenigen Sekunden. Arranges spürte, wie sich schmerzende Kälte in den Schlagadern seines Halses ausbreitete. 'Du erinnerst dich sicher an diese Art zu töten? Du hast sie schließlich höchstpersönlich erfunden. Aber nun sieh zu, wie eine Dunmerin dem Wahnsinn verfällt!'

Durch eine fremde Gewalt wurde Arranges, durch die Kälte, die mittlerweile seinen ganzen Körper durchfloss, gelähmt - die Magie in seinen Händen verflüchtigte sich wieder vollständig - zu der Dunmerin herumgedreht. Eine Explosion an Wahnvorstellungen und Bildern von aberwitzigen und kranken Dingen direkt aus dem Schlund Oblivions flutete plötzlich den Geist Erynns und blockierte ihre Gedanken, sie war nur noch im Stande, den Moment des Hier und Jetzt zu beurteilen und zu handeln, ähnlich wie ein arg vergesslicher Greis. Der Wolf über ihr riss sein Maul auf und wollte gerade vorstoßen, als er mitten in der Bewegung erstarrte. Ein neuerliches Beben erschütterte die Ruinen. Größere Kiesel bröckelten von den Wänden. Ein Brüllen war zu hören und plötzlich krachte die innere Mauer auf einer Seite zum Teil ein. In dem Loch tauchte eine große Silhouette auf. So groß wie ein Oger, wohl eher noch einen Tick größer, schälte sich eine Gestalt aus dem sich langsam legenden Staub. Rein von der Staur her hätte man die neuerliche Kreatur gut als Oger durchgehen lassen können, was an ihr nicht stimmte war, dass die Kreatur wohl irgendwie aus unzähligen Menschenleibern zusammengeflickt war. In einer Hand einen mächtigen, grob geschmiedeten Prügel, während die andere Hand statt Finger, drei fest aus dem Arm ragende Klauen aufwies. Der Kopf war proportional zum Körper recht klein und beherbergte zwei eng beieinander sitzende kleine Knopfaugen, die mattschwarz glänzten. Der ganze Schädel war durch in das Hautgewebe eingearbeitete Metallplatten und Überresten von Dreughpanzern geschützt. Das Gebiss ragte allerdings ein wenig hervor und erinnerte an Goblinschnauzen. Doppelt und dreifach standen die nagelartigen Zahnreihen im Kiefer der Kreatur.

Das Monstrum tat einige schwerfällige Schritte in den Innenhof hinein und wahr wohl verwirrd, weil es anscheinend mit einer komplett anderen Situation gerechnet hatte. Der Schattenmönch war wohl auch irgendwie Überrascht. Arranges spürte, wie die Kälteeinwirkung deutlich nachließ und schließlich der Druck um seinen Hals verschwand. Keuchend sank er zu Boden und ringte um Atem. Der Schattenmönch zerfloss derweil in eine schwarze, zähe Masse. Wieder ging eine Erschütterung durch die Festung, aber dieses Mal folgte mit Abstand Schlachtenlärm. Das Klirren von Metall auf Metall wurde immer lauter. Der Fleischgolem war noch damit beschäftigt, sich irgendwie zu orientieren, wo oder wer denn jetzt sein Angriffsziel war. Arranges hatte wieder zu seinen Kräften gefunden und schaute zu dem Schatten über ihnen auf, der jetzt unruihg in der Luft umherwaberte. Der Wolf saß noch immer auf Erynn und hätte ihr jeder Zeit die Kehle durchbeissen können. Und jetzt wurde er direkt von einem Feuerball des Kaiserlichen pulverisiert. Mit dem Tod dieser Kreatur endete auch endlich die Bewusstseinsblockade, welche in den Gedanken von Erynn gewütet hatte.

'Los, auf die Beine!' Arranges hatte sie erreicht und zog sie unsanft hoch. Von dort, wo er sie am Arm festhielt, rollte jetzt eine blassleuchtende Welle über ihren Körper und hüllte sie binnen weniger Lidschläge in einen daedrischen Panzer. 'Wenn ich es sage, lauft ihr zum Tor und macht, dass ihr wegkommt.'

Der Schlachtenlärm schwoll jetzt rasch an und schon fluteten unzählige Kampfpaare, Mönche, die alle gleich aussahen, aber mit Breitschwertern und Zweihänder aufeinander einhackten. Skelette wuchsen unwillkürlich aus dem Boden und mischten sich musterlos in die Kämpfe ein. Leichte Stöße rüttelten immer wieder an den Mauern der Festung. Arranges und Erynn kamen immer wieder zwischen die Kämpfenden, was momentan noch nicht weiter schlimm war, denn noch war alles recht überschaubar, während sich an dem Mauerdurchbruch die kämpfende Masse staute. Der Fleischgolem schien sich nicht mehr länger Gedanken darüber zu machen, warum er zuvor als Erster dagewesen war und warum hier anscheinend kein Kampf im Gange war. Jetzt drosch er seinen Pürgel mächtig schwingend, auf die sich massakrierenden Mönche um ihn herum ein. Schreie und Brüllen hallten im Innenhof wieder. Der Nebel über ihnen hatte sich in einen Strudel verwandelt, durch den immer wieder Blitze zuckten.

Arranges und Erynn bewegten sich stetig, gelegentliche Hiebe abwehrend, auf das Tor zu. Doch je näher sie kamen, desto langsamer kamen sie auch voran, bis sie sich schließlich in mitten eines tobenden Kampfes wiederfanden, in dem jeder für sich selbst kämpfte. Rücken an Rücken, wie vor der Goblinhöle, kämpften sie jetzt gegen rasende Mönche, von denen einer so viel Kraft und Geschick zu besitzen schien, wie sie beide zusammen. 'Erynn?! Ich werde gleich ein wenig Platz schaffen, wenn ihr dann gleich das Tor sehen könnt, dann lauft...' Versuchte Arranges mit der Stimme gegen den Lärm anzukommen. Er konnte nur hoffen, dass sie es gehört hatte. Während der Kaiserliche Unmengen an Energie in seiner Linken sammelte, suchte er mit schnellen Blicken über die Köpfe der Mönche hinweg nach dem Torbogen. Als er ihn nach einiegn Augenblicken endlich erspäht hatte. Drehte er sich in die Richtung und schleuderte einen Feuerball auf die Mönche vor sich. Eine große Explosion, deren Knall schmerzhaft im Innehof der Burg dröhnte, riss eine Presche in die Kämpfenden und gab den Blick auf das Tor frei.

Arranges kümmerte sich nicht darum, ob Erynn sich aus dem Staub machte, er setzte direkt zum nächsten Zauber an. Eine eisige Kälte breitete sich aus, Arranges musste schnell sein, ehe einige der Kämpfenden auf ihn aufmerksam wurden. Vor ihm tat sich augenscheinlich der Boden auf und aus einem tiefblauen Loch in der Erde stieg ein Lich herauf, majestätisch wie die Erscheinung Molag Bals und so tödlich wie der Zorn von Merunes. Arranges selbst steckte sein Silberschwert weg und fischte vor sich aus der Luift ein aus dem Nichts auftauchendes, daedrisches Cleymore. Der Lich wütete genau so effektiv, wie Arranges. Beide versuchten irgendwie zu gewähren, dass Erynn unbehelligt flüchten konnte, während sie selbst Schritt für Schritt rückwärts zum Tor zurückwichen.

Glannaragh
28.01.2011, 17:44
Was auch immer jetzt geschah, ging zu schnell für Erynn. In einem Moment sprach Arranges mit dem Schatten, als würden sie sich kennen, im nächsten lag sie unter einem Ungetüm von Wolf, der direkt aus den Niederhöllen zu stammen schien. Geifer troff in ihr Gesicht, und alles, was sie tun konnte war, in die leeren Augenhöhlen der Kreatur zu starren. Sie fiel. Immer tiefer, endlos, in bodenlose Finsternis.
Ein Ruck, und der Fall stoppte. Träge, unendlich langsam, öffnete sie müde Augen. Sie sah auf eine johlende Masse herunter, aber die Perspektive war falsch. Irgendwie verschoben. Ich hänge... an einem Galgen... begriff sie. Ein Mann in dunkler Kutte trat vor sie. Er blickte zu ihr auf, und als die Kapuze zurückfiel erkannte sie, daß dahinter nur der Schatten war. Mit konturlosen Händen streckte er ihr etwas entgegen. Einen schwarzen Stein. Ein Lichtblitz, und sie war... in dem Stein. Sie war in dem Stein, und gleichzeitig stand sie auf einer toten, kalten Ebene. Soweit das Auge reichte, war nichts. Kein Baum, kein Strauch, nur leblose, trockene Erde. Am Horizont ging die Sonne auf. Aber sie war so groß, viel zu groß.
Erynn schaute an sich herunter und sah, daß ihr Fleisch in Flammen stand. Es wurde weiß, dann rot, schlug Blasen und verkohlte schließlich zu nichts als Asche. Sie schlug die Augen auf, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie der schreckliche Wolf in einem Feuersturm verging. Desorientiert blieb sie liegen. Geräusche wie von einer Schlacht drangen ihr an die Ohren, aber sie wußte schon längst nicht mehr Realität von Wahnsinn zu unterscheiden.

Dann war der Kaiserliche bei ihr und zog sie auf die Füße. Aber was war das für eine Rüstung, die sie trug? Arranges schüttelte sie grob und brachte sie damit schließlich ins Hier und Jetzt zurück. „Wenn ich es sage, lauft Ihr zum Tor und macht, daß Ihr wegkommt!“ Erynn konnte nur nicken, wärend sie und ihr Begleiter in den Strudel einer Schlacht gezogen wurden, in der es keinerlei Strategie zu geben schien. Kuttenträger, Skelette und andere, skurrilere Kreaturen schlugen, hackten und stachen aufeinander ein; niemand schien Freund von Feind unterscheiden zu können.
Sie wirbelten durch diesen makaberen Totentanz, prügelten wild auf alles ein, was ihnen vor die Klinge kam, während das Kloster um sie herum zusammenbrach. Der Krach war ohrenbetäubend und lähmte jeden vernünftigen Gedanken. „...lauft...!“ drang ein Satzfetzen von Arranges an ihre Ohren. Wohin denn? fragte sie sich noch, als eine gewaltige Explosion das Schlachtfeld erschütterte. Sie konnte das Tor sehen. Der Weg war frei!

Ohne darüber nachzudenken sprintete sie los, wich verzerrten Gestalten und grapschenden Klauenhänden aus und erreichte das Tor. Hinter ihr wurde es plötzlich kalt, grabeskalt, aber sie sah sich nicht um, sondern lief weiter, durch das Portal und den Weg hinunter.
Erynn glaubte, hinter sich ein wütendes, enttäuschtes Heulen zu hören. Sie mußte die Pferde erreichen, konnte sich aber nicht genau erinnern, wo sie sie gelassen hatten. In der Dunkelheit sah alles in dieser Felslandschaft gleich aus.
Mehrfach stolperte sie, während sie den Weg heruntereilte. Endlich kam der große Findling in Sicht, hinter dem sie die Tiere versteckt hatten. Wie in Mahnmal reckte er sich stumm in die Nacht. Aus vollem Lauf sprang sie auf Falchions Rücken, riß ihn grob herum und schlug ihn mit der flachen Seite ihres Schwertes auf die Flanke, kümmerte sich nicht um den tückischen, steinigen Boden, während sie ihn in gestrecktem Galopp voranjagte. Fort, nur fort von dieser verfluchten Ruine! Bitte, du darfst jetzt nicht stolpern...

Erst Minuten später zügelte sie den Wallach und sah sich um. Sie mußte Arranges finden. Hatte er es überhaupt geschafft?

weuze
28.01.2011, 19:21
Arranges hatte immer mehr Mühe damit, die Rüstung für Erynn aufrecht zu erhalten, je weiter sie sich entfernte, sie würde sich wohl auflösen, sobald die Elfin zu weit weg war. Den Lich hingegen kontrollierte der Nekromant nur noch in sofern, als dass er ihm im Notfall einfach die Bindung an Nirn entreissen konnte, aber Befehle erteilen konnte er dem König der Untoten nicht mehr. Die Konzentration des Kaiserlichen geriet ins Schwanken und er hatte mehr und mehr Schwierigkeiten damit, die Hiebe, die auf ihn niedergingen, zu parieren. Ein Donnergrollen war zu hören, gefolgt von einer Windböde, die heulend über das Schlachtfeld fegte. Die zerrütteten Mauern schienen sich darin zu wiegen. Arranges davon einen kurzen Moment irritiert, kassierte einen harten Treffer auf die Schulter. Das betäubende Geräusch drang schmerzend in seine Ohren, als eine Klinge über die linke Schulterplatte seines Panzers kreischte und dabei eine arge Delle hinterließ, die Arranges jetzt tief ins Fleisch drückte. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle, der Angreifer ließ aber nicht locker und schon spürte Arranges einen grellen Schmerz, als die Spitze der Waffe über seine rechte Beinschiene fuhr, sie durchdrang und gut und gerne zwei Fingerbreit in seinen Oberschenkel einschnitt. Arranges, benommen von den Schmerzen, lenkte den nächsten Schlag ab, aber nur um den folgenden Stoß für einen Augenblick hinauszuzögern. Der Angreifer drehte sich geschickt und stieß dann mit der Waffe zu.

Arranges spürte, wie ihm die Beine ob des abartigen Schmerzes, der jetzt durch seine Gliedmaßen zuckte, zu zittern begannen. Er merkte noch, wie sein Kontrahent die Klinge aus seinem Brustkorb zog, den sie seitlich, an den Rippen entlangschrammend, durchschlagen hatte. Dann fiel Arranges von Krämpfen und Übelkeit geschüttelt, zur Seite und blieb liegen, nicht mehr in der Lage, seine Arme oder Beine richtig kontrollieren zu können. Aber die ersehnte Ohnmacht kam nicht, stattdessen sah er, wie der Kuttenträger, der ihn niedergestreckt hatte, seine Bewegung zum Gnadenstoß abbrach und nach oben zu dem Schatten starrte. Und plötzlich folgten alle anderen Kreaturen und Mönche seinem Beispiel. Die Szenerie hielt nur einen kurzen Augenblick, dann drehten sich alle Kämpfer um und hasteten zu den Barracken und dem großen Bruch in der Mauer und verschwanden in dem Gemäuer. Ein paar wenige der Mönche irrten nachdem die breite Masse schon verschwunden war, noch zielleos umher, zwei weitere vernichteten praktisch im Vorbeigehen, noch den Lich des Nekromanten und rannten dann ebenfalls zu irgendeinem Eingang ins Kloster und verschwanden. Nach einigen weiteren Sekunden stöhnten die wenigen Übriggebliebenen Mönche auf dem Innenhof auf und wurden plötzlich auf die Erde gepresst, wo sie gerade standen. Klagendes Jammern drang von ihnen zu Arranges herüber, bis es erstickt wurde, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Körper der Mönche wurden durch die Erde gepresst, als würde man einen Apfel mit Gewalt durch ein feinmaschiges Sieb drücken. Es knackte und schmatzte ein letztes Mal, dann war entgültig Ruhe, als Arranges, der völlig unter Schock stand, den Kopf ein wenige regte, sah er auch, dass der Schatten komplett verschwunden war. Die Sterne standen am Himmel und es schien, als wäre es eine wunderschöne Nacht. Doch der kurze Augenblick der Erleichterung wurde jäh unterbrochen von Poltern, Krachen und Brüllen tief unter dem Kloster in den Katakomben. Arranges konnte es sich nicht erklären, aber später würde er sein Glück zu diesem Zeitpunkt kaum fassen können. Ein Diebespack hatte es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, die alten Ruinen zu durchforsten und waren auf das alte Archiv der Bruderschaft gestoßen...

Der Kaiserliche wollte und konnte nicht länger an diesem Ort verweilen. Die noch immer zuckenden Hände und Beine versuchend unter Kontrolle zu bringen, stemmte er sich hoch und erbrach sich direkt. Ihm wurde schwarz vor Augen und der Schmerz war kaum mehr erträglich. Werd jetzt nicht schwach... du hast die Inseln überlebt, dagegen ist das hier ein Witz... Dachte er sich grimmig und kam nach einigen Minuten doch irgendwie auf die Beine.

Den Saum seines Umhangs zu einem Ballen gedreht, presste er diese absolute Notlösung eines Verbandes, mit einer Hand auf die Wunde. Dass er zwar an der Eintrittsstelle des Schwerts kein Blut mehr verlor, weil er dort wie ein Irrer seinen Umhang draufdrückte, dafür aber an der Austrittstelle am Rücken ein richtiger Wasserfall an Blut hervorschwappte, bemerkte der Kaiserliche nicht wirklich. Langsam und alle paar Meter vornübergebeugt nach Luft kämpfend, wankte er Richtung Tor und hinaus. Verflucht, wo haben wir die Pferde gelassen... Während er den Weg hinunter, weg von den Ruinen, stolperte, fiel ihm wieder ein, wo sie die Pferde versteckt hatten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er sich nach dem großen Felsen um. Er hatte den großen Gesteinsblock recht schnell entdeckt und schwankte darauf zu. Sein Rotfuchs hatte furchtsam und immer zur Flucht bereit, die Ohren aufgestellt, wartete aber treu auf Arranges. So wird das nichts mit reiten... Arranges griff mit der tauben, freien Hand an seinen Gürtel und tastete nach etwas. Als er gefunden hatte, was er suchte, zog er zitternd eine kleine Phiole hervor. Aber noch bevor er sie mit den Zähnen entkorken konnte, fiel sie ihm aus der Zitternden und krampfenden Hand und kullerte in die Dunkelheit davon. Verflucht! Er tastete nochmal und zog die zweite Phiole dieser Sorte hervor. So, jetzt ganz vorsichtig... Er mühte sich ab, das Fläschchen zu öffnen, zitterte aber dann so heftig, als er versuchte die Flüssigkeit auf seine schwere Verletzung zu bekommen, dass fast alles daneben ging... Scheissdreck! Aber er konnte jetzt nichts machen, er hatte nur diese zwei. Und die wenigen Tropfen, die er auf die Wunde träufeln konnte, reichten wenigstens, um ihm den Schmerz ein wenig zu nehmen und das Atmen etwas leichter zu machen.

Komplett geschwächt, zog er sich in den Sattel und noch während er versuchte, seinen Rotfuchs anzutreiben, kam endlich die sehnlichst erwartete Ohnmacht. Das Pferd folgte in vorsichtigem Schritt dem Pfad nach unten zur Klamm, während Arranges vornüberkippte, als hätte man ihm mit einem Holzhammer ordentlich auf den Kopf geklopft und hängte nun halb im Sattel, halb auf dem Hals seines Fuchses.

Glannaragh
28.01.2011, 23:29
Minuten verstrichen, und Erynn bezweifelte mittlerweile, daß der Beschwörer aus dem Kloster herausgekommen war. Sie stellte fest, daß ein leises Bedauern sie beschlich. Woher das? Ich wollte ihn doch unbedingt loswerden. Aber jetzt? Nachdem wir gemeinsam durch diese Ruine gegangen sind... nachdem wir uns gegenseitig das Leben gerettet haben... Sie griff in die Armstulpe ihres linken Handschuhs und holte das Amulett hervor, um es nachdenklich zu betrachten. Das ganze Theater nur wegen diesem verdammten Ding. Gerade wollte sie es angewidert von sich werfen, als ihr Wallach den Kopf hob, die Ohren aufstellte und ein helles, lautes Wiehern ausstieß. Er ruft jemanden. Ein anderes Pferd... der Fuchs!
Erynn reckte den Hals und schaute in die selbe Richtung wie Falchion. Aus der Dunkelheit schälte sich die Silhouette des anderen Tieres. Es trabte ihr entgegen. Arranges hing auf seinem Rücken wie ein nasser Sack und rührte sich nicht. Verdammt!

Sie sprang aus dem Sattel, fing den Fuchs ein und zog Arranges von dem Tier herunter. Er lebte noch, wie sie erleichtert feststellte, denn sein ganzer Körper wurde von einem heftigen Zittern geschüttelt. Bei Sinnen war er jedoch nicht, und das, so vermutete Erynn, war eine Gnade der Neun. Selbst in der Dunkelheit war die wächserne Blässe seines Gesichts auszumachen, und er hatte Blut gespuckt. Nicht gut. Wer hätte gedacht, daß ich gerade dann einen Feldscher dringend brauchen würde, wenn ich zum einzigen Mal in meinem Leben eine vermutlich illegale Aktion durchziehe?
Ihr Gejammer würde zu nichts führen, und so begann sie, so viel Krüppelholz aus der Umgebung zsammenzusuchen, wie sie finden konnte. Die Monde hatten ihren Kreis noch nicht viel weiter gezogen, als sie ein brauchbares Feuer in Gang hatte.
Im nun etwas besseren Licht besah sie sich die Bescherung. Schon beim ersten Blick auf die Stichverletzung in der Brust des Kaiserlichen sank ihr der Mut. Dennoch machte sie sich daran, dem Bewußtlosen den Mantel abzunehmen und ihm die zerfetzte Mithrilkette über den Kopf zu ziehen, wobei sie auch die Austrittswunde am Rücken bemerkte. Scheiße. Eine Lungenverletzung kann nur ein Magier heilen. Und ich bin ausgerechnet dabei, weil ich eben keiner bin. Tränke... ich wußte, ich hätte noch Heiltränke besorgen sollten. Sei verflucht, Schicksalsweberin! Frustriert schleuderte sie das Kettenhemd von sich. Als sie mit ihrem Vater früher auf die Jagd gegangen war, hatte sie an den erlegten Tieren manchmal sehen können, wie so etwas aussah. Es gab nichts mehr was sie tun konnte, außer Arranges beim Sterben zuzusehen. Erynn legte ein Ohr auf seine Brust, nur um sich zu vergewissern, ob sein Herz überhaupt noch schlug. Das tat es, und da war noch etwas, das sie hörte... oder besser: nicht hörte. Der Atem war flach, aber ruhig, kein Rasseln oder Gurgeln. Verwirrt richtete sie sich auf. Wie kann das sein? Eigentlich müßte er an seinem eigenen Blut ersticken. Sie entledigte sich ihrer Handschuhe und nahm einen brennenden Ast aus dem Feuer. Dann zog sie die Wundränder auseinander und schaute genauer hin. Sie konnte kaum fassen, was sie sah. „Verrückter Magier“, murmelte die Elfin halblaut. „Hast dir selbst wohl mehr geholfen, als ich es je gekonnt hätte.“

Mit ihrem Messer schnitt sie lange Streifen von ihrer Wolldecke ab, dazu zwei große Stücke aus dem Leinenhemd des Kaiserlichen. Das Leinen zerknüllte sie, legte es auf die Wunden und band es so fest, wie sie konnte. Die Beinwunde stellte sie vor einige Probleme, denn so langsam ging ihr das Tuch aus. Also mußte ihr eigenes Leibhemd dran glauben, und sie wiederholte die Prozedur. Was sie mit seiner Schulter tun sollte, wußte sie nicht. Auf den ersten Blick sah es nur wie ein recht großer Bluterguß aus, also ließ sie die Finger davon.

Arranges entschied sich derweil, wieder in die Realität zurückzukehren, und brabbelte etwas Unverständliches. „Halt die Klappe und schlaf“, grummelte sie, während sie die Decke über sie beide ausbreitete. „Verrückter Magier.“ Der Rücken des Beschwörers wurde vom Feuer gewärmt, auf der anderen Seite würde sie das mit ihrem Körper tun. Bleibt nur zu hoffen, daß er den Blutverlust übersteht, grübelte Erynn. Sie starrte in die Nacht hinaus, mit leerem Kopf und hundemüde.

weuze
29.01.2011, 00:16
Arranges spürte nichts durch die dunklen Schleier, die ihn von allem fernhielten, was seinen mentalen und den damit verknüpften physischen Heilprozess stören konnte, außer die Schmerzen, die bei jedem Schritt seines Pferdes durch seinen Brustkorb rasten. Er merkte am Rande seines Bewusstseins, wie er nach einer Weile von seinem Rotfuchs gezogen wurde und irgendjemand ihn zunächst auszog und sich dann daran machte, seine Wunden zu versorgen, aber alles schien so fern, als ob er jemand fremdes wäre, der die ganze Szenerie aus einigen hundert Metern Entfernung beobachtete.

Nachdem die Fingerei an allen irgendwie blutigen Stellen endlich ein Ende hatten, beschied ihm sein Lebenswille und der aggresive Charakterzug des Kaiserlichen, dass er wieder zu sich zu finden hatte. Arranges öffnete die schweren Lider und sah im schwachen Licht eines Feuers eine Gestalt über sich hocken. Das Blutauge... DAS AMULETT!!! Arranges wollte seine Gedanken in Worte fassen, auch wenn er noch gar keinen logischen Bezug dazu hatte. Der Wille, endlich das Buch in seine Finger zu bekommen, egriff für einen kurzen Moment Besitz von ihm und der Nekromant stieß ein paar seltsame Urlaute hervor, denen er genuschelt etwas anhängte, von dem er allerdings selbst nicht sagen hätte können, was das hätte bedeuten sollen. Erynn brummte indessen etwas von Schlaf. Und Arranges entschied sich, aufgrund seiner Unfähigkeit, wie er jetzt einsah und der seltsamen Schwäche, die jetzt über seinen Körper herfiel, dass dieses Stichwort fürs Erste reichen sollte, für was auch immer und schlief auch direkt ein.

Ein eisiger Wind schnitt dem Kaiserlichen ins Gesicht und holte ihn aus dem Schlaf. Er spürte harten Felsen unter sich, der ihm unangenehm in die Seite stach, auf der er lag. Zaghaft öffnete er die Augen und spürte etwas, um das er den obenliegenden Arm gelegt hatte. Mein... Rotfuchs?! Schwachsinn... Aber dieses weiche Bündel, welches sich komischerweise seiner Liegeposition mehr oder weniger gut angepasste hatte, war warm und... bewegte sich. Was zum Teufel?! Nach einigen Augenblicken kehrte sein sachlogisch, analytischer Verstand wieder und er erkannte die Bewegung als das heben und Senken eines Torsos. Atembewegungen. Jetzt war Arranges total verwirrd. Die Augen zu öffnen brachte auch nichts, denn er blickte direkt in ein komisches unregelmäßiges Mosaik aus weißen Strichen. Unzähligen weißen Strichen, ja zum Teil so eng beieinander, dass man es fast für ein grobes Stoffgeflecht halten konnte. Arranges regte den Kopf ein wenig und am Rande seines Sichtfelds kam zunächst die graue Felslandschaft des Hochlandes und dann blickte er, als er den Kopf ein wenig weiter drehte, in den blaugrauen Himmel. Aber was bei den Vieren ist... das?! Arranges bewegte seinen Arm ein wenig, den er anscheinend im Schlaf um dieses lebende Ding vor ihm geschlungen hatte. Die Hand lag auf dem Bauch der Dunkelelfe, der sich ruhig und gleichmäßig hob und senkte. Jetzt kam es Arranges, wie ein Blitz schlug ihm die Erkenntnis in sein Gedächtnis ein: Erynn!

Der Herzschlag des Kaiserlichen beschleunigte sich für einen Moment schmerzhaft, dann regte sich das, was viele an ihm nicht so ganz verstehen konnten, vor allem Falanu nicht. Gar nicht mehr daran denkend, dass er bis vor wenigen Stunden noch so arg verletzt war, dass er nichteinmal mehr reden, geschweige denn gerade aus denken konnte, zog er jetzt seinen Arm zurück, schälte sich mit einem gleichermaßen verwirrten und erschrockenen Gesichtsausdruck, hektisch fuchtelnd aus der Decke und wuchtete sich auf die Knie. Noch kniend drehte er sich zu Erynn um. Er wollte gerade loslegen, seinem Schreck verbal Luft zu machen, da meldeten sich auch schon schmerzhaft seine Verletzungen zurück. Mit einer Hand hielt er sich keuchend die Brust, wärend die andere ihn auf den Boden gestemmt, stützte.

Glannaragh
29.01.2011, 00:57
Erynn wurde durch hektisches Gezappel aus tiefem Schlaf gerissen. Sie setzte sich auf, rieb sich die Augen und schaute Arranges an, der mit schmerzverzerrtem Gesicht neben den niedergebrannten Feuer hockte, eine Hand um seine Verletzung geklammert. "Hä? Wasn los? Habt ihr Flöhe in der Bruche, oder warum macht Ihr so einen Aufstand?"
Statt einer Antwort bekam sie nur ein gepeinigtes Keuchen zu hören. "Naja, wenigstens atmet Ihr noch", brummelte sie, fest entschlossen, sich ihre Sorge nicht anmerken zu lassen. Immerhin hatte er sie praktisch entführt, das sollte nicht vergessen werden.
"Seid in nächster Zeit etwas vorsichtiger, ja?" bemühte sie sich dann doch um einen etwas versöhnlicheren Tonfall, nachdem sie das Häuflein Elend eine Zeit lang betrachtet hatte. "Ihr habt einiges abbekommen, und keinem von uns wäre damit geholfen, wenn die Wunden wieder aufbrechen. Abgesehen davon: Wie fühlt Ihr Euch? Kalt? Zittrig? Dankbar vielleicht?"

Ihr Wortschwall schien den Kaierlichen einigermaßen überfahren zu haben, aber sie genoß es im Stillen ein wenig, daß er zur Abwechslung mal keine Erwiderung parat hatte. "Ihr müßt mir nicht sofort antworten", meinte sie, während sie die Decke zusammenrollte. Dann ließ sie ihn vom Haken. Er fühlte sich offensichtlich bescheiden, und schließlich konnte er nichts für ihre Morgenmuffeligkeit.
Erynn kramte zwei Kanten Käse aus den Satteltaschen und reichte Arranges eines davon. "Eßt erstmal", meinte sie, während sie sich neben ihm niederließ "und dann könnt Ihr mir erzählen, was eigentlich passiert ist. Danach können wir uns Gedanken machen, wie wir weiter vorgehen. Bisher weiß ich nur, daß dieses Amulett uns irgendwie den Weg zu etwas weisen soll, das Euch gestohlen wurde. Ich würde gern mehr darüber erfahren."
Sie zog die Kette mit dem schweren Anhänger hervor und ließ sie vor der Nase des Beschwörers baumeln. "So sieht es übrigens aus."

weuze
29.01.2011, 02:00
Ha... ha... ha... Höhnte Arranges in Gedanken, zum Reden fehlte ihm im Moment der Atem. Er setzte sich an die Feuerstelle, von welcher noch eine dünne Rauchfahne aufstieg. Arranges konnte sich nichtmal richtig aufregen, die Dunmer hatte ohne es zu wissen, ihn so behandelt, wie er es trotz seines Magierdaseins, eigentlich immer vor anderen als richtig predigte: Mit Verband und alchemisch hergestellten Tränken und oder Salben. Zumindest ging er davon aus, da sie ja nicht zaubern konnte, sonst würde die Sache mit dem Amulett wohl kaum funktionieren... Oder spielte sie ihm nur etwas vor... Arranges versuchte den pochenden Schmerz im Brustkorb zu ignorieren, während er dankbar die Frühstücksration von Erynn entgegennahm. Ja dankbar sollte ich wohl irgendwie sein...?!

Erynn zog das Amulett hervor, ein teuer wirkender Anhänger aus massivem Edelmetall und zumindest augenscheinlich sehr wertvoll. Für Arranges jedoch hatte das Schmuckstück in Kombination mit Erynn einen Wert, der aus keiner Schatzkammer Nirns zu bezahlen war. Er betrachtete das Amulett, aber es wirkte auf ihn, wie ein normales Schmuckstück, von etwas höherem Wert als normal. Der Kaiserliche malte sich in dem Moment, da er es betrachtete, die wildesten Dinge aus, die Erynn spüren musste, wenn sie sich auf das Amulett konzentrierte oder es auch nur in der Hand hielt. Er hätte es gern in der Hand gehalten und es selbst versucht, aber allein die Tatsache, dass der Anhänger beim bloßen Betrachten keine wirkliche Anziehungskraft oder etwas Vergleichbares auf den Nekromanten ausübte, gab ihm zu verstehen, dass der Bruder die Wahrheit gesagt hatte.

'Also ersteinmal wollt ihr nicht wissen, was dort oben passiert ist, nachdem ich euch erfolgreich die Flucht ermöglicht hatte...' Arranges war für sich unbesiegbar und ärgerte sich still darüber, dass er dort im Kloster erneut unterlegen war... nichteinmal die Inseln hatten ihn dermaßen verwunden können, wobei es die Attacke des Skalons schon in sich hatte, aber hier war es nur reines Glück, dass Arranges jetzt nicht von irgendeinem gedärmefressenden Riesenzombie am Haarschopf durch die Katakomben geschleift wurde. 'Ich fühle mich soweit gut...' Aber wie, als wolle ihn sein Körper Lügen strafen, rollte eine neuerliche Schmerzwelle durch seinen Torso und er verzog für einen Moment das Gesicht. 'Wie das Amulett funktioniert, weiss ich nicht, es liegt an euch, das... zu interpretieren... jedenfalls sagt es euch, wie wir zu einem Folianten kommen, der mir gestohlen wurde, nachdem ich ihn mühsam beschafft hatte... aus den Arhciven dieser Ruine noch zu der Zeit, als die Festung ein Kloster war...' Arranges räusperte sich. 'Es ist nicht ganz einfach zu erklären. Ich bin eigentlich nicht der daedrabeschwörende Magier von nebenan, der zufällig auch noch weiss, wie man mit der Klinge umgeht, nein, ich bin eigentlich... ein Nekromant.' Die Worte kamen eher etwas zäh über die Lippen des Magiers und ein Teil von ihm streubte sich merklich dagegen, Erynn diese Dinge preiszugeben, aber Arranges sah es als wichtig, der Dunkelelfe nicht alles, aber das Meiste zu erzählen, vielleicht tat sie sich ja dann einfacher, auf die Stimme oder was auch immer, des Amuletts zu hören. 'Ihr braucht nicht zu erschrecken, ich bin keiner dieser blutrünstigen Dilettanten, die den ganzen Tag in irgendwelchen Höhlen herumsitzen und halbverweste Leichen wieder zum Leben erwecken... und um euch eine gute Ausrede für die Sache mit den Goblins liefern zu können, müsste ich etwas sehr weit ausholen... aber sonst könnt ihr wohl kaum abstreiten, dass ich recht umgänglich und meistens normal...' Arranges merkte selbst, dass er wohl noch gebeutelt war von dem Kampf und sich gerade mehr und mehr verhaspelte. Beschämt schlug er die Augen nieder und starrte in die Überreste des Feuers. 'Ach vergesst, was ich gesagt habe... das Amulett jedenfalls führt uns zu einem Folianten, den ich gerne wiederhaben will, da er im Grunde mein Eigentum ist. Bei dieser Schrift handelt es sich um ein Buch, das von den Dämonen aus dem Reich des Vergessens geschrieben wurde... so zumindest heißt es. Das ist natürlich Quatsch, es ist ein ähnlicher Mythos, wie der um das Buch Das Mysterium Xerxes... beide wurden einfach nur von überragenden Genies geschrieben, deren Genialität von allen anderen nicht verstanden wird und wurde und es deswegen einfach heißt, dass diese Bücher von einer gottgleichen Macht verfasst wurden... in dem Folianten, den ich wiederhaben will, stehen Taktiken, Formeln und andere Informationen zur Nekromantie und Meditation, die so sonst keine Anwendung finden oder... nicht gelehrt werden.' Die letzten Worte nuschelte der Kaiserliche nur noch... Er blickte wieder auf und Erynn in die Augen. 'Ihr versteht... eher nicht... oder?' Dann wandte er den Blick wieder ab. Er kaute und schluckte den letzten Bissen hinunter. 'Achja, bevor ichs vergesse... danke für die Wundversorgung...' Brummelte er vor sich hin.

Nach einem weiteren Augenblick erhob er sich und wollte gerade zu seinem Rotfuchs gehen, um seine Feldflasche zu holen, als ihm ohne Vorwarnung durch Schmerz, das verletzte Bein wegknickte. Es war allerdings nicht zu dramatisch, Arranges fing sich geschickt auf, jedoch nicht, ohne einen abgehackten schmerzlaut auszustoßen. 'Verfluchter Dreck...' Sogleich merkte er, wie sich Wärme auf der Haut unter dem provisorischen Verband ausbreitet. Arranges nahm die Hand weg und stellte verärgert fest, dass der lange Schnitt wieder aufgerissen war. 'Klasse... warum auch nicht... ich meine, alles andere würde uns den Tag und das Vorankommen schließlich zu einfach machen...' Knurrte er vor sich hin, während er Erynn völlig außer Acht lassend, auf das sich langsam ausbreitende Rot starrte.

Glannaragh
29.01.2011, 17:12
Arranges betrachtete das Amulett für eine Weile, machte aber keine Anstalten, es ihr abzunehmen. Schließlich begann er zu erzählen, und Erynn hörte schweigend zu, während sie mit dem Schmuckstück spielte. Leider brachte seine Rede sie auf keine Idee, wie sie mit dem Anhänger verfahren mußte. Es pulsierte, wenn es auf ihrer Handfläche lag. Das war vorerst alles.
Sie war überrascht daß er ihr so viele Dinge erzählte. Die Einlassung, daß er ein Nekromant sei, überraschte sie jedoch völlig und ließ sie so heftig zusammenzucken, daß es dem Kaiserlichen kaum entgangen sein konnte. „...Ihr braucht nicht zu erschrecken...“, versuchte er sie zu beruhigen. Zu spät.
Ihr erster Impuls war, fluchend aufzuspringen und irgendwas kaputtzutreten. Sie ließ es bleiben, und hörte weiter zu. Es wurde nicht besser. Dennoch schien ihm irgendwie leidzutun, daß er Erynn nach dem Debakel im Kloster abermals in eine Welt zwang, die für sie völlig fremd und so furchteinflößend war, daß ihre Seele es vielleicht nicht unbeschadet überstehen würde.
„Achja, bevor ichs vergesse: Danke für die Wundversorgeung...“ schloß Arranges, vielleicht, um sie wieder auf etwas sichereren Boden zu stellen.
„Gern geschehen“, murmelte sie abwesend. Sie starrte in die Flammen und sortierte ihre Gedanken, während Arranges sich erhob und zu seinem Pferd hinüberging.

„Fassen wir also zusammen“, sagte sie, mehr zu dem Erdenkreis im Allgemeinen und wunderte sich, daß sie so ruhig blieb. „Wir suchen nach einem Buch, daß Ihr vermutlich entwendet habt und jetzt deshalb Euer Eigentum ist, jede Menge verbotenes Wissen enthält und von einem Dämon geschrieben wurde, der eigentlich ein Normalverrückter ist genauso wie das Mysterium von bitte wem(?), weil Euch die Ideen ausgehen, wie Ihr in der Totenwelt herumpfuschen könnt und dafür braucht Ihr mich, weil jemand vermutlich aus gutem Grund einen Sicherheitsmechanismus in dieses Amulett eingebaut hat, der es Euch versagt, es selbst zu benutzen. Großartig.“ Sie fuhr herum, als der ...Nekromant... einen unterdrückten Schmerzenslaut ausstieß. „Was ist los? – Oh, Mist!“

Sie eilte zu Arranges hinüber. Die Beinwunde war durch seine Bewegung wieder aufgegangen und blutete. Zweifelnd schaute sie zuerst auf die langsam durchweichenden Verbände, dann in das Gesicht des Kaiserlichen. „Ich hab gesagt, Ihr sollt aufpassen. Aber... Ihr seid doch ein Magier. Ihr könntet den Schnitt mit einem Zauber verschließen, oder nicht?“

weuze
29.01.2011, 22:53
In seine Bartstoppeln knurrend und brummelnd, bekam er gar nicht mit, was Erynn da vor sich hinredete. Er starrte grollend auf Wunde und wusste einfach nicht was er jetzt direkt tun konnte. Er hatte beide Tränke aufgebraucht und sonst nichts mehr bei sich, was eine Schließung gewährleistet hätte. Dan muss ich eben mit offenem Bein nach Chorrol reiten und... Die Worte der Dunkelelfe drangen an seine Ohren. Entsetzt schaute er auf und sein Ausdurck brachte der Dunmer nichts als Unverständnis und Ablehnung entgegen. 'Seid ihr verrückt? Ihr wisst wohl nicht, was das Wort Nekromantie bedeutet... jedenfalls bedeutet es nicht, dass der Ausübende Meister der Wiederherstellung ist... nur Stümper und Priester setzen sich mit dieser schwachsinnigen und total unnötigen Magieschule außeinander... Nein, ich kann die Wunde nicht durch Magie schließen...!' Der Ärger in seiner Stimme war deutlich zu hören, allerdings war auch deutlich zu spüren, dass der Ärger nicht wirklich gegen Erynn gerichtet war, sondern eher gegen die Wunde selbst.

Die Kriegerin sah ihn schief an. Sie verstand nicht die Hälfte von dem, was er von sich gab. "Nein, ich weiß in der Tat nicht genau, was das Wort bedeutet, und ich kenne mich auch mit den Magieschulen nicht aus. Bei den Neun, Arranges, ich bin froh, daß ich lesen kann." Mist. das hätte er nun wirklich nicht wissen müssen. "Wie dem auch sei: Ich will nicht, daß Ihr mit einer offenen Wunde durch die Gegend reitet. Das lockt nur wilde Tiere an, und darüber hinaus habt Ihr ohnehin schon viel zu viel Blut verloren."
Abschätzend betrachtete sie den jetzt nutzlosen Verband. "Es ist ein glatter Schnitt. Ich müßte es eigentlich vernähen können."

In jeder anderen Situation hätte Arranges jetzt eine Bemerkung fallen gelassen, die ausschließlich seine Belustigung gesteigert hätte und das ins Unermessliche... hätte Erynn ihren letzten Satz für sich behalten. Der Ausdruck in seinen Augen wandelte sich erst von leicht erschrocken zu echter Furcht. 'Ihr!? Ihr... wollt den Schnitt... nä-hen!?' So schnell wie Arranges trotz der Schmerzen aufgesprungen war und keuchend vor ihr stand, konnte Erynn gar nicht schauen. 'Da kann ich auch gleich zurück in die Ruine gehen und mich zerstückeln lassen...' Seine Haltung wirkte, als würde er jeden Moment flüchten, sobald die Dunmer auch nur eine falsche Bewegung in seine Richtung tun würde.

Mehr als nur leicht verdattert von seiner heftigen Reaktion, brachte Erynn schließlich heraus: "So schlimm wirds schon nicht werden. Ich kann Leder nähen, da sollte Haut kein Problem darstellen. Ich mache die Nadel vorher heiß, dann entzündet sich auch nichts." So hatte es jedenfalls der Feldscher gesagt, dem sie einmal assistiert... nunja, genau genommen, zugesehen hatte. Aber das mußte Arranges nicht wissen. Er schien auch so schon nicht wirklich von ihren Fähigkeiten überzeugt zu sein.

Arranges lachte bitter auf. 'Ihr habt wohl einen mächtigen Schaden aus der Ruine davongetragen...' Seine Stimme strauchelte allerdings und war nicht mehr so fest und überzeugt, wie zuvor. 'Chorrol wäre nicht sehr weit...' Man sah ihm förmlich an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete und er nach Argumenten suchte, die die Dunmer von dieser, aus seiner Sicht, wahnwitzigen Idee abbringen konnten.

Was soll diese Anstellerei? wunderte sich Erynn. Das Ganze ist eine Sache von vielleicht fünf Minuten, und bis Chorrol... "Bis Chorrol ist es mehr als ein halber Tag, vorausgesetzt, wir reiten schnell. Und das würde ich Euch in Eurem Zustand nicht empfehlen." Sie forschte in dem nun überhaupt nicht mehr selbstsicheren Gesicht des Kaiserlichen, und der Septim fiel endlich. Hellerweise. Du hast doch nicht etwa Schiß?!
Erynn konnte sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen. "Arranges", sagte sie fest: "Wollt Ihr mir etwa erzählen, daß Ihr, ein abgebrühter Totenbeschwörer, wie Ihr selbst sagtet, der kein Problem damit hat, sich mit untoten Mönchen anzulegen oder unaussprechliche Monster auf wehrlose Goblinweiber zu hetzen, Euch vor einer Nadel fürchtet? Wollt Ihr mich verarschen?" ja, so mußte es sein - er vereimerte sie. Alles andere war einfach zu skurril, um wahr zu sein. "Hört endlich mit dem Theater auf und laßt mich die Wunde ansehen."

Verdammt nochmal, ich habe doch keine Angst... NEIN! ... Es ist nur so... ich... Eine eindeutig beleidigte Miene zeichnete sich bei dem Kaiserlichen ab, als die Dunmer die Situation zu verstehen schien und es lustig fand, ja tatsächlich, sie hatte gelacht. 'Ich habe keine Angst, es ist nur so... dass...' Er brach ab und schaute zu Boden. 'Ihr habt doch nicht mehr alles Gläser in der Vitrine...' Brummelte er vor sich hin. 'Ich habe euch gezwungen mit mir zu kommen und ihr steht hier als das, zu dem ich euch gemacht habe, so lange ihr bei mir seid: Ein Sklave... und da mutet ihr mir allen Ernstes Angst vor einer Nadel zu?!' Wäre es nicht um so eine für Arranges sehr prikäre Sache gegangen, hätten seine Worte einen absolut einschüchternden und drohenden Klang gehabt, aber jetzt wirkten sie einfach nur auf eine seltsame Art hilflos. 'Gnaden euch die Götter...' Knurrte er. Es hörte sich ein bisschen wie eine Zustimmung an, aber der Kaiserliche machte keinen Anstalten, sich zu entspannen, oder hinzusetzen.

Erynn zog eine Augenbraue hoch. Wenn er schon wieder stänkern konnte, dann konnte es ihm so schlecht gar nicht gehen. Soso, dein Sklave also. Sobald dir nichts mehr einfällt, wirst du gemein, Scheißkerl. Na warte!
"Der Sklave hat Euch in der letzten Nacht am Leben gehalten, falls Ihr das vergessen habt. Ich hätte Euch einfach ausbluten lassen können wie einen abgestochenen Hammel. Da Ihr hier steht und mir Drohungen an den Kopf werfen könnt, habe ich das offensichtlich nicht getan, also spart Euch das Gezeter", gab sie zurück.
"Setzt Euch." Keine Reaktion. "Setzt. Euch. Oder muß ich Euch allen Ernstes niederschlagen?"

'Ja, das ist ja auch die Aufgabe eines...' Er brach ab und schüttelte nur den Kopf. 'Aber erstmal nur schauen ja?!' Er hörte sich fast schon an wie ein kleiner Junge. Dann setzte sich Arranges umständlich nieder. Aber noch bevor die Dunmer sich bei ihm niederkniete um besser zu sehen, drückte er wieder mit beiden Händen auf die Wunde, allerdings eher aus dem jetzt lächerlichen Versuch heraus, sie doch noch irgendwie davon abhalten zu können, da herumzupfuschen und nicht etwa wegen der Blutung. Niederschlagen lassen wäre mir ja lieber, aber das müsste ich mir dann auch wieder ewig nachtragen lassen...

Erynn überhörte den Ansatz zu einer neuerlichen Beleidigung. Arranges fürchtete sich offenbar wirklich, und es erschien ihr herzlos, in dieser Situation noch einmal nachzutreten. "Nehmt die Hände weg", sagte sie sanft. Dann wickelte sie vorsichtig die durchgesifften Stoffstreifen ab. "Es ist an den Enden eingerissen", erklärte sie dem Kaiserlichen, "und der Schorf ist auch wieder aufgebrochen." Sie holte das Etui mit Ledernadel und Zwirn, dazu einen ihrer Wasserschläuche und wusch das getrocknete Blut so schonend ab, wie sie es vermochte. Mit seltsamer Befriedigung stellte sie fest, daß ihre Hände dabei ruhig waren, so sicher, als hielte sie einen Bogen.
Mit einem trockenen Ast schürte die Elfin das Lagerfeuer und ließ die gebogene Ahle mehrmals durch die Flammen gleiten, bis sie sich fast die Finger daran verbrannte. Sie fragte Arranges nicht, ob er bereit sei -es war unmöglich zu übersehen, daß er das nicht war- und setzte die Nadel an.

Arranges nahm leicht zitternd die Hände zurück und ließ sie einfach nur hängen, er war seltenst bei Bewusstsein gewesen, wenn bei ihm grobe Verletzungen so versorgt wurden. Meistens musste man ihn festhalten und meistens war das in Begleitung von Gatheringmitgliedern oder engen Freunden oder vielmehr Kollegen. Er versuchte sich zu entspannen, als sie ihm den Verband abnahm, krampfte aber dann doch aus Furcht, vor dem, was kommen würde. Ein krasser Stich, ein Schmerz, gegen den er nichts machen konnte und dies auch besser nicht versuchen sollte, ein Schmerz, der ihm zur Genesung half. Mit abgewandtem Kopf und zusammengekniffenen Augen wartete er darauf, sich im nächsten Moment das Schreien verkneifen zu müssen... Aber es kam nichts. ... ?!... Stattdessen fing die Dunmer an zu erklären. Was zum Teufel?! Das war neu für ihn. Er öffnete skeptisch ein Auge, blinzelte zu ihr herum und nickte nur verwundert mit dem Kopf. Dann folgte er ihr mit den Augen, wie sie die Sachen holte, die sie brauchte. Es geht los...! Kaum hatte sich Erynn wieder neben ihm niedergesetzt, drehte er auch schon wieder wie zuvor, den Kopf weg und presste die Kiefer aufeinander. Verdammt, verdammt, verdammt... Doch statt der Nadel spürte er die sanften Berührungen ihrer Hände. Aber sie tastete nicht etwa nach einer geeigneten Stelle für den ersten Stich, nein, sie säuberte die Wunde. Auch das kannte Arranges so nicht wirklich. Er fasste für den Moment ein bisschen Vertrauen in ihr Tun und entspannte sich ein kleinwenig. Als sie fertig war, sah er noch zu, wie sie die Nadel ausglühte. Seine Gedanken setzten aus, als sie sich wieder ihm zuwandte. Er hatte den Blick längst abgewandt und verrenkte sich arg, um möglichst in genau die entgegenegsetzte Richtung zu sehen, was völlig überflüssig war, hatte er die Augen sowieso zugekniffen. Er spürte noch, wie sie die Nadel auf die Haut setzte und hielt den Atem an. Ein widerlicher Schmerz, der alle anderen Probleme, die Arranges überhaupt hatte, komplett ausblendete und ihn bis ins Mark peinigte, raste durch seinen Körper. Der Kaiserliche, die Zähne aufeinandergepresst, konnte das leise, kaum hörbare Wimmern nicht zurückhalten. Wieder ein Stich, noch einer und noch einer, einer fühlte sich grässlicher an, als der vergangene. Aus einem Impuls heraus, den sich Arranges nicht erklären konnte, riss er plötzlich die Augen auf, fuhr mit dem Kopf herum und blickte auf das, was Erynn tat: Sie durchstach direkt wieder seine Haut in diesem Augenblick. Gepresst atmete Arranges aus, wurde schlagartig kreidebleich und kippte bewusstlos nach hinten.

Erynn machte die ersten Stiche und setzte kleine Knoten an der Außenseite von Arranges' Haut, wie sie es bei dem Feldscher gesehen hatte. Es ging erstaunlich leicht; das nachgiebige Fleisch machte es ihr einfach, präzise zu arbeiten. Sein leises Jammern weckte Mitgefühl in ihr, doch sie konnte ihm wohl am Besten helfen, wenn sie sich davon nicht ablenken ließ. Als sie die Naht etwa zur Hälfte fertig hatte, umfing den Kaiserlichen gnädige Ohnmacht.
Sie beendete ihre Arbeit und opferte ein weiteres Stück ihres Hemdes, um die Wunde erneut zu verbinden. So langsam saß es wirklich knapp, überlegte sie peinlich berührt, als sie auf ihren mittlerweile entblößten Bauch starrte. Aber es war vermutlich besser, wenn er nicht direkt auf die Naht schauen mußte. Ihr graute schon jetzt vor dem Moment, in dem sie die Fäden wieder lösen mußte - sie würden die ganze Diskussion dann wohl noch einmal durchgehen. Mit einem Zipfel seines Mantels wischte sie Arranges' schweißnasses Gesicht ab, dann rollte sie das Kleidungsstück zusammen und legte es unter seinen Kopf.
Ein paarmal strich sie fast zärtlich durch sein zerzaustes Haar, dann schürte sie das Feuer und wartete. In der Stille kehrten unwillkommene Gedanken zurück, und die Erinnerungen an ihre Erlebnisse aus der Ruine brachen ungehemmt über sie herein. Eine Zeitlang weinte sie leise, während sie versuchte, das Geschehene zu begreifen.

Langsam zog sich die Ohnmacht zurück. Arranges lag auf nacktem Fels. Das Brennen und der bohrende Schmerz im Oberschenkel hatte deutlich nachgelassen. Er Spürte die Naht, die Fäden in seinem Fleisch, ohne hinfassen zu müssen. Die Haut spannte ein wenig, aber das störte ihn nicht weiter. Nur das Stechen und der pochende Schmerz im Brustkorb war nach wie vor unangenehm, aber die paar Spritzer des Trankes haben wohl doch das Gröbste erledigt. Arranges ordnete seine Sinne und öffnete dann langsam die Augen. Es war noch immer der selbe trüber Tag. Er setzte sich langsam auf und sah ein paar Ellen neben sich Erynn am Feuer sitzen, total in sich zusammengesunken, die Beine angezogen und den Kopf mehr oder weniger in den aufgelegten Armen verborgen. Nanu... ist irgendetwas passiert? Arranges drehte den Kopf einmal rum, aber außer der Felslandschaft war nichts besonderes zu sehen. Es war auch weitestgehend still, nur das leise Rauschen des Windes war zu hören und noch etwas, das er nicht gleich zuordnen konnte. Ein leises, kaum zu hörendes Schluchzen drang von Erynn zu ihm herüber. Also mal ehrlich, wenn hier jemand einen Grund zum Weinen hat, dann bin wohl eher ich das... Dachte er bei sich, bis er einen Augenblick später den Grund mehr vermutete als wusste. Es muss grausam sein, als Krieger mit einem bis dato weitestgehend normalen Leben, plötzlich so ins kalte Wasser geworfen zu werden... Arranges vermochte sich nicht vorzustellen, wie abartig verstörend das Kloster und die Geschehnisse dort auf sie gewirkt haben mussten, schließlich hatte er fast schon sein ganzes Leben mit diesen abscheulichen und übernatürlichen Dingen zu tun gehabt. Aber was jetzt? Arranges konnte kaum Mitleid zeigen und war noch schlechter darin, jemanden zu trösten... er ließ seinen Blick noch einen Moment auf ihr ruhen. Sie hatte ohne zu zögern ihre Kleidung geopferd, um meine Wunden zu versorgen... Dachte er, als er auf den kleinen Ausschnitt ihres Rückens starrte, der nicht mehr vom Hemd bedeckt wurde. Hilfesuchend blickte er sich um und sah hinter sich seinen zusammengerollten Umhang liegen. Leise stand Arranges auf, nahm den Umhang und trat an Erynn heran. Er legte ihr sachte den Umhang um die Schultern und setzte sich dann neben sie. Er wusste nicht, was er sagen oder tun konnte. Aber sie tat ihm fast leid. Er hob den Arm und wollte ihn erst um sie legen, kam sich dann aber einen Moment wieder dämlich dabei vor und ließ die Hand wieder sinken... Nun tu doch was du Trottel... Er konnte sich nicht helfen und ihr in diesem Moment noch viel weniger, er war mit der Situation fast überfordert. Nach einem weiteren Augenblick, in dem er mit sich selbst haderte, rückte er doch an sie heran, legte ihr den Arm um den Rücken und ließ seine Feuermagie wirken. Angenehme Wärme ströhmte durch sein Fleisch... er wusste auch nicht recht, was das bringen sollte, aber aus einer Eingebung heraus, die aus dem Bild ihres völlig unbrauchbar gewordenen Hemdes resultierte, dachte er, dass das vielleicht helfen könnte, wenn er schon nicht die richtigen Worte fand.

Glannaragh
30.01.2011, 02:04
Arranges war wach geworden, während sie so dasaß, völlig in sich selbst verkrochen. Ihre Seele fühlte sich an wie ein Klumpen rohen Fleisches, über dem eigentlich Haut sein sollte – so wund und empfindlich, daß es fast unerträglich war. Sie könnte eine Mauer darum bauen, aber dann käme niemand mehr daran, um sie zu heilen. Wo war sie bloß hineingeraten? Sie war doch so stark gewesen bis gerade eben, stark für sie beide. Jetzt gab es nichts mehr, was sie tun konnte, nichts mehr, um die Erinnerungen zu vertreiben, die sie überwältigten.

Sie spürte, wie ihr etwas um die Schultern gelegt wurde. Der Mantel der Kaiserlichen, und kurz darauf legte er seinen Arm um sie, tröstete sie wortlos. Das war das Beste, was er tun konnte. Es hätte ohnehin keine Sprache gegeben, in der sie hätte beschreiben können, was in ihr vorging. Ihr wurde warm, so wunderbar einschläfernd warm, und sie legte ihren Kopf an seine Schulter. Sehr vorsichtig, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, ob es sich um die Seite handelte, die verletzt worden war. Gestattete sich diesen Moment der Schwäche.
„Es wird nicht besser werden, oder? Wenn wir unsere Suche fortsetzen, werden wir Schlimmeres erleben als die Dinge im Kloster, nicht wahr?“ Mit einem Mal waren die Seiten vertauscht, und jetzt war sie es, die vor Furcht zitterte. Sie räusperte sich, aber noch immer klang ihre Stimme brüchig, als sie fortfuhr: „Ich verstehe das alles nicht. Was war dieser Schatten, der uns jagte? Und dann... ist da ein Loch in meiner Erinnerung. Auf dem Hof... ich erinnere mich an einen Wolf, und dann dann verbrannte der Wolf, aber dazwischen... fehlt etwas. Was ist in dieser Zeit geschehen?“ Eine kurze Pause. „Ich muß das alles begreifen, oder ich werde daran wahnsinnig“, sagte sie mit plötzlicher Heftigkeit.

Sie rückte von dem Kaiserlichen ab bis sie ihm gegenübersaß und sah ihm in die intensiven, dunkelblauen Augen. Sie selbst mußte schrecklich verheult aussehen, aber es kümmerte sie jetzt nicht. Dann senkte sie den Blick und holte das Amulett hervor. Sie legte es auf ihre ausgestreckte Handfläche. Endlich hatte sie etwas, worüber sie nachdenken konnte. „Um es zu finden, habe ich... irgendwie auf etwas jenseits der fünf normalen Sinne gelauscht, aber ich weiß nicht mehr, wie ich das gemacht habe. Wenn ich es so halte, scheint es zu klopfen. Einmal laut, einmal leiser, dann wieder laut. Wie das schlagende Herz eines lebendigen Wesens. Das ist Magie, oder? Doch ich verstehe nichts von Magie. Ich weiß nicht, wie ich... hören kann, was es sagt. Was muß ich tun?“ fragte sie, fast ein bißchen schüchtern. „Lehrt mich, wie ich die Worte verstehen kann. Denn es spricht irgendwie, aber das alles ergibt keinen Sinn.“

weuze
30.01.2011, 03:54
Für Arranges war es so lange in Ordnung, bis Erynn ihren Kopf auf seine Schulter legte und sich leicht an ihn lehnte. Er antwortet nicht gleich auf ihre Fragen, er versuchte zunächst zu verstehen, was in ihr vorging, als sie dann endlich von ihm wegrutschte, war er innerlich gut erleichtert, ließ sich dies aber nicht anmerken. Die Elfin redete derweil weiter. Es tat Arranges in dem Moment tatsächlich leid, jemanden, einfach so in seine Welt gezogen zu haben. Nur das im Unterbewusstsein verankerte Verlangen nach der Schrift, verhinderte, dass er sie einfach gehen ließ oder sich bei ihr in irgendeiner Art entschuldigte.

Nachdem Erynn scheinbar geendet hatte. Überlegte Arranges noch einen Moment, dann ergriff er das Wort, wobei er versuchte so ehrlich und aufmunternd wie möglich zu klingen: 'Ich würde euch ja gerne ins Gesicht lügen, dass wir mit dem Kloster das Schlimmste hinter uns haben und eigentlich wünsche ich mir das selbst, wenngleich bei mir auch aus ganz anderen Gründen... aber ich habe einen Fehler begangen, als ich mit euch die Ruinen betrat, ohne euch alles zu erzählen. Ich habe euch ja erzählt, dass es sich bei den Ruinen vor nicht all zu langer Zeit noch um das Kloster einer Bruderschaft handelte... als ich euch das sagte, hoffte ich, dass ihr darüber keine weiteren Fragen stellen würdet. Ich habe bei den Mönchen dort vor langer Zeit gelernt. Und ich bin auch der Grund für die grausamen Dinge, die jetzt dort vorgehen. Ich habe den obersten Bruder getötet... aus Rache... vielleicht habt ihr die Großfahndung mitbekommen, die für einige Zeit lief, an der sich die Klingen, die Legion und alle Stadtwachen beteiligt haben... möglicherweise habt ihr sogar einen Steckbrief in die Finger bekommen, von demjenigen, der da gesucht wurde...' Arranges stoppte... er hatte ihr schon wieder mehr anvertraut, als gut für ihn war. 'Nur noch einer aus dieser Bruderschaft ist noch am Leben und nicht etwa dem Wahnsinn verfallen, wie diese Kreaturen dort... Eigentlich bin auch ich zum großen Teil dafür verantwortlich, was euch dort wiederfahren ist.' Die Reue war deutlich zu hören, aber eine ausgesprochene Entschuldigung kam nicht über seine Lieppen. 'Das Loch, die Erinnerung, die euch vom Innenhof fehlt, werdet ihr nicht missen wollen... Um zu begreifen, um was es sich bei dem Schatten handelte, muss ich etwas weiter ausholen. Der Orden lief offiziell als Heilerorden. Der Grund, warum ich dort gelernt habe war aber der, dass die Mönche sich nebst ihrer Tätigkeit als Sanitäter und Heilpriester unter der Hand ebenfalls mit der Nekromantie beschfätigten. Der Schatten war die Reinkarnation des Bösen, die Seele des obersten Bruders, eingefangen in einer nicht statischen, geisterhaften Hülle. Er trat mir gegenüber und wollte Vergeltung dafür, dass ich ihn damals einfach hingerichtet habe, ohne, dass er die Möglichkeit hatte, sich zu wehren. Zunächst jedoch sollte ich in meinen Gedanken bluten und er zwang mich zuzusehen, wie er euch dem gleichen Verfall auslieferte, den auch die ganzen Mönche jetzt und seitdem ertragen müssen. Ich versuchte mich zu wehren, um euch zu helfen, aber ich hatte dieser Macht nichts entgegen zusetzen... das Glück überhäufte uns und nur der Tatsache, dass der Schatten keine Kontrolle über die Mönche haben kann, ja sogar zurückweichen muss, um nicht von ihrer verderbten Masse zerquetscht zu werden, ist es zu verdanken, dass wir praktisch unbehelligt flüchten konnten.' Er machte eine wegwerfende Geste. 'Um die Wahrheit zu sagen, ich weiss nicht, was uns nach diesem Erlebnis noch erwartet. Tatsächlich kann es gut sein, dass wir während der Suche nach dem Buch überhaupt keine Probleme haben werden, aber spätestens, wenn wir dem Folianten zum Greifen nahe kommen, werdet ihr euch zurück ins Kloster wünschen... Aber ersteinmal sollten wir froh sein, heil aus diesen Ruinen gekommen zu sein, auch wenn das bei mir nur der Fall war... weil... ihr mich... euch... meine Wunden versorgt habt.' Er machte eine kleine Pause und schaute ihr dabei lediglich in die Augen. Seltsam, für gewöhnlich sah er bei allen Dunmer nur die eher unschönen roten Augen, nach denen er oft den abwertenden Ausdruck Blutauge hernahm. Aber für einen kurzen Moment kamen ihm ihre Augen seltsam schön vor, auf ihre Weise faszinierend. Er wunderte sich nichteinmal darüber, schaute er bei allen Fremden oder Bekanntschaften zunächst lange auf die Augen, bevor er sich auf irgendetwas anderes konzentrierte. Daher fand er in allen Augen irgendetwas Schönes, nur bei Dunmer und Orks traf das eher selten zu, da sie in der Regel immer die selben, für ihn eher hässlichen Augen hatten. Arranges schüttelte leicht den Kopf, um diese komischen Gedanken loszuwerden und zu Erynns gestellten Fragen zurück zu finden.

'Ich habe es euch doch schon gesagt, ich kann mit dem Amulett an sich nichts anfangen, ich würde euch wirklich gern versuchen damit zu helfen, aber für mich ist das ein Klunker wie jeder andere auch... Ich kann euch höchstens versuchen zu erklären, wie die Magie, die vermutlich dahinter steckt, funktioniert.' Er blickte einen Moment auf das Amulett. 'Ihr müsst euch die Magie grundsätzlich so vorstellen. Ihr seid hier auf Nirn, auf der Welt, die ihr seht, schmeckt, fühlt, hört und riecht. Ein großes Kunstwerk, schön und prächtig auf einer großen Leinwand. Das ist die Welt, wie ihr sie seht, ohne Magie. Der Magiebegabte sieht allerdings mehr, er blickt hinter die Farbenpracht und sieht dort die Magie. Eine große Laterne hinter der Leinwand, welche die Magie für all jene, die sich nicht mit ihr befassen und sich dementsprechend wenig damit auskennen, nur als seltsame Erscheinungen, ein komisches Schimmern, als unnatürlich, nicht von dieser Welt, beschreiben würden. Eben ein mattes Glänzen auf der farbenfrohen Vorderseite der Leinwand, mit dem Unterschied, dass dieser Glanz nicht zum ursprünglichen Meisterwerk gehört, dieses aber dennoch auf seine Weise ersteinmal nur ergänzt, die Farben werden teilweise intensiever, die Motive eindeutiger. Der Magier bedient sich nun dieser Magie, er greift hinter die Kulisse der Welt und beansprucht die Magie für seine Zwecke und formt sie nach seinem Willen, nach seinen Gedanken und Ideen, nach seiner Gesinnung. Auf der bemalten Seite der Leinwand ist nun der schattenhafte Umriss einer Hand zu erkennen, welcher in dem Kunstwerk eigentlich nichts verloren hat und dennoch da ist, ohne, dass man es rückstandslos erklären könnte.' Er schaut ihr wieder in die Augen, kann aber nicht sagen, ob sie verstanden hatte, was er ihr versuchte zu erklären. Arranges sprach einfach weiter: 'Die Mechanik, welche ich hinter dem Amulett und dem Buch vermuten würde ist die, dass man das Amulett auf eine Weise verzaubert hat, die von dem Buch abhängig ist. Man hat sehr wahrscheinlich eine Seele dem verdienten Tod entrissen, sie zerlegt und einen Teil in das Buch gesperrt, den anderen in das Amulett... So zumindest würde ich es mir erklären... ich bin ein schlechter Mystiker müsst ihr wissen, es reicht gerade einmal für erweiterte Grundkenntnisse... Die Seele will also wieder zusammenfinden. Nun kann aber eine Seele, welche aus dem Reich des Vergessens gerufen wurde, schlecht mit uns hier auf Nirn wandelnden Wesen sprechen, selbst dann nicht, wenn sie es wollte. Jedoch kann sie andere Zeichen setzen... wie diese allerdings aussehen, oder sich äußern weiss ich nicht, ich spüre ja nichteinmal etwas, wenn ich das Amulett ansehe, bei allen anderen magischen Dingen, Zauberstäben, vom Erzmagier der geheimen Universität verzaubert, weiss ich sofort, dass hier Magie im Spiel ist, ich spüre sie, kann sie ergreifen und so teilweise sogar herausfinden, um welche Magie es sich handelt, ich sehe quasi nicht nur den Schatten auf der Leinwand, sondern auch wie er zu Stande kommt, ob der Magier für sein Schattenspiel zwei oder nur eine Hand benutzt, ob er versucht anspruchsvolle Konstruckte oder Zeichen mit seinen Fingern zu formen, oder ob er nur die offene Hand ins Licht hält, oder sie nur schlicht zur Faust ballt. Aber bei dem Schmuckstück...' Arranges schüttelte niedergeschlagen den Kopf. 'Der, der mich zu diesem Amulett als Wegweiser zum Buch gebracht hat, ist ein großer Mystiker, wie ich erwähnte, der einzige Überlebende aus dem Kloster, er könnte euch sicher erklären, wie das Amulett funktioniert...'

Glannaragh
30.01.2011, 18:32
Ein weiteres Mal ließ der Kaiserliche sie hinter seine Fassade schauen, und wieder erfuhr Erynn weit mehr, als sie eigentlich wissen wollte. Ja, natürlich erinnerte sie sich an die Großfahndung. Das Kaiserreich hatte alles aufgeboten, was ihm zur Verfügung stand, um genau den Kerl zu schnappen, der ihr jetzt gegenübersaß. Auch die Gilde war dafür eingespannt worden. Sie selbst war neben der Stadtwache durch Skingrad patroulliert und hatte in jedem unbekannten Gesicht geforscht, ob es zu dem Bild auf dem Steckbrief paßte. Sie rief sich die Zeichnung in Erinnerung. Schwer zu sagen, ob ich ihn erkannt hätte. Wirklich gut getroffen war er nicht...
Hochverrat, so lautete damals die Anklage. ...und ich hab mit diesem Kerl gemeinsame Sache gemacht... Eigentlich hätte sie sofort aufspringen, zur nächsten Stadt reiten und die Wache alarmieren müssen, aber sie steckte schon längst viel zu tief mit drin. Es würde fast unmöglich sein, dem Hohen Gericht plausibel zu erklären, warum sie ihn zuerst für ihre Goblinjagd angeheuert und ihm danach auch noch ins Hochland gefolgt war, genau zu eben jenem Kloster, um das es damals unter anderem ging. Nein, wenn sie jetzt losrannte um die Sache publik zu machen, würde ihr das das Genick brechen. Buchstäblich. Es gab viel zu viele Ungereimtheiten. Sie würde neben Arranges am Galgen baumeln.
Korrumpiert... dachte sie. Ihr Leben würde nie wieder in geregelten Bahnen verlaufen. Von diesem Tage an müßte sie ständig in der Furcht leben, daß jemand die Verbindung zwischen ihr und dem Kaiserlichen zog.

Der Rest seiner Rede schwappte einfach über sie hinweg. Irgendwann wechselte er das Thema, sprach über Magie im allgemeinen und das Amulett im besonderen. Sie hörte die Worte zwar, aber ihr Kopf war völlig hohl.
Nachdem Arranges geendet hatte, blieb sie stumm. Sie sprach für mehrere Stunden nicht, während sie darüber nachgrübelte, was sie jetzt tun sollte. Fortlaufen konnte sie nicht. In diesem Fall würde der Nekromant seine Drohung wahrmachen und ihr Unaussprechliches antun, dessen war sie sich im Lichte seines ...Geständnisses sicher. Oder aber, sollte man ihn doch vorher schnappen, würde er sie mit in den Abgrund reißen. Ich hätte ihn doch sterben lassen sollen...


Irgendwann faßte sie einen Entschluß. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Umstände so angenommen, wie sie sich darstellten, und es würde ihre Situation nicht verbessern, wenn sie jetzt damit aufhörte. Wenn sie sich dieser Sache nicht entziehen konnte, mußte sie eben versuchen, sie zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Wieder betrachtete sie das Amethystamulett, drehte es zwischen den Fingern und lauschte auf das leise Pochen, das es von sich gab. Arranges’ Vergleich mit dem Licht hinter der Leinwand half ihr nicht weiter; es gelang ihr einfach nicht, das Bild zu abstrahieren. Seine Vermutung von einer zerrissenen Seele erschien ihr hingegen plausibel. Wo willst du denn hin? fragte sie das Kleinod in Gedanken. Sie verlegte sich darauf zu überlegen, was sie über den Klunker wußte, und fing ganz vorne an: Gold, ein geschliffener Halbedelstein, das Ganze an einer Kette...
Aus einer Eingebung heraus legte sie es sich um den Hals. „Erynn, du bist doch so dumm wie fünf Meter Feldweg.“ murmelte sie halblaut. Wie sollte man ein magisches Amulett auch sonst benutzen? Sie wandte sich zu Arranges um; ihre Stimme klang rauh nach dem langen Schweigen. „Süden. Wir müssen nach Süden.“

weuze
30.01.2011, 20:22
Arranges schloss seine Rede und schaute auf Erynn. Er konnte förmlich hören, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Wieder eine ganz neue Erkenntnis, jetzt, wo er sie so sah und an seine eigene Erklärung zur Magie und dem Amulett dachte, kam es ihm in den Sinn, wie seltsam es sein musste, sich nicht dieser Macht bedienen zu können, welche allen Naturgesetzen zu trotzen schien und doch jeden Grashalm, jeden Kiesel auf der ganzen Welt durchströmte. Arranges stellte sich für einen Moment vor, wie es wäre, wenn er nicht magiebegabt wäre. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, allein die Vorstellung fiel ihm so schwer, dass er es gleich wieder bleiben ließ. Für Erynn musste das alles so derart verwirrend sein, dass er beschloss, einfach zu warten, bis sie etwas dazu sagte.

Der trübe Tag zog zäh dahin, die Pferde stapften gelangweilt auf dem felsigen Grund umher und grasten die wenigen grünen Büschel, die hier und da aus dem Grau stachen, ab. Arranges war immer noch geschwächt und schon nach kurzer Zeit hatte er das Problem wach zu bleiben. Zwar hatte der kurze Schlaf die gröbste Schwächung vom Kampf wieder wett gemacht, aber jetzt musste Arranges sich konzentrieren, nicht zu atmen wie ein alter vertrockneter Greis auf dem Sterbebett. Es mussten schon Stunden vergangen sein, als Arranges dem Drang seines Körpers nachgab. Er ließ seinen Oberkörper nach hinten sinken und blieb einfach so liegen.

Dösend schielte er immer wieder in den Himmel um die Uhrzeit zu schätzen. Er war gerade dabei, wieder für einige Augenblicke einzunicken, als Erynn etwas murmelte. Nach dem langen Schweigen, in dem man nur das Rauschen des Windes hörte, erschien Arranges das Geflüster der Elfin brutal laut. Langsam hob er den Kof und schaute über seine Brust hinweg zu Erynn. 'Süden. Wie müssen nach Süden.' Sie hatte das Amulett umgehängt und schien voll überzeugt von ihren Worten. Arranges überlegte gar nicht lange, schließlich musste er ihr Glauben schenken. Schnell hatte er sich aufgerichtet und starrte sie einen Moment an. Er knurrte etwas in seine Bartstoppeln, dann stand er auf. Sie sammelten ihre Sachen ein, von der Kleidung eben das, was noch davon übrig war und machten sich zum Aufbruch bereit. Als Arranges seine Rüstung anlegte, betrachtete er das Loch, welches die Klinge geschlagen hatte. Diese Mönche sind in ihrem untoten Dasein sogar noch schlimmer als zu Lebzeiten... Es war eben nicht irgendein minderwertiger Kettenpanzer, nein, es war Mithril und Arranges hatte ob des Stoßes, der wie Butter durch die Kette ging, zurecht Respekt vor diesen Abscheulichkeiten. Als er den Kettenpanzer zurechtzog, keuchte er hörbar auf. An den Hieb, den er auf die Schulter bekommen hatte und welcher ihm eine üble Delle in die schulterplatte getrieben hatte, hatte er die ganze Zeit nicht mehr gedacht, aber jetzt, da wieder Druck darauf wirkte, spürte er den Schmerz des Blutergusses wieder. Verfluchter Dreck... vor fünf Tagen habe ich ein halbes Vermögen dafür gezahlt, um die Kette reparieren zu lassen und jetzt sowas... so kann ich den Pnazer unmöglich tragen... Umständlich zog er ihn wieder aus. Er sah zu Erynn: 'Es tut mir leid, aber wir müssen einen Abstecher nach Chorrol machen, ich brauche einen Waffenschmied...' Sagte er verärgert.

Glannaragh
30.01.2011, 23:58
Nach Chorrol? Mit ihm zusammen? Auf gar keinen Fall! Es haben uns auch so schon zu viele Leute gemeinsam gesehen. Erschrocken schaute sie den Kaiserlichen an. „Äh... nein. Nicht unbedingt. Laßt mich mal sehen.“ Arranges reichte ihr das Kettenhemd, und sie warf einen prüfenden Blick auf die schadhaften Stellen. „Ich kriege es wieder hin, zumindest notdürftig. Es wird eine Weile dauern, aber so könnten wir uns den Umweg sparen.“
Erynn hockte sich nieder und begann, die eingedellte Schulterplatte mit einem länglichen Stein zu bearbeiten. Einen Hammer hatte sie natürlich nicht dabei, wozu auch – Leder wurde nicht besser, wenn man mit so einem Ding darauf herumkloppte. Nach und nach nahm das Rüstungsteil wieder seine ursprüngliche Form an, zumindest weitgehen. Ein paar Schönheitsfehler blieben, aber es würde nicht mehr auf Arranges’ Schlüsselbein drücken. Das Kettengeflecht stellte sie vor weniger große Probleme, denn eine Zange für metallene Kleinteile befand sich mit in der Tasche, in der sie auch das Nähzeug aufbewahrte. Erynn entfernte einige Ringe aus dem unteren Saum des Hemdes und flickte damit die Löcher, die die Klinge gerissen hatte. Als sie endlich fertig war, dämmerte bereits der Abend.

„Laßt uns aufbrechen“, sagte sie, obwohl Erschöpfung aus ihrer Stimme sprach. „Ich ertrage es nicht, hier noch länger herumzusitzen.“
Fast vier Tage lang ritten sie durch das Niemandsland nördlich der Goldstraße. Erynn weigerte sich standhaft, ein schnelleres Tempo anzuschlagen. Über diesen Umstand führte sie eine hitzige Diskussion mit Arranges, bis sie ihn fragte, ob er ernsthaft riskieren wolle, ein weiteres Mal von ihr zusammengenäht zu werden. Daraufhin schwieg er beleidigt, fügte sich aber.
Als eines Mittags die Zinnen von Skingrad in Sicht kamen, zügelte sie ihr Pferd und griff mit der Hand an das Seelenamulett. „Wir sollten in Cyrodiil bleiben, denke ich. Ich schlage vor, daß wir durch das Hinterland der Grafschaft reiten, an der alten Feste Vlastarus vorbei, bis nach Bravil. Dort können wir dann unsere Vorräte ergänzen und schauen, wie wir weiter vorgehen.“ Bravil erschien ihr sicher genug. Es war ein Rattenloch, und wenn sie hoffen konnte, irgendwo auf desinteressierte Wachen zu treffen, dann dort. Im Stillen hoffte sie, daß der Kaiserliche sie nicht danach fragen würde, weshalb sie nicht auf den Wegen bleiben wollte.

weuze
31.01.2011, 14:02
Arranges war überrascht, dass die Dunmer sein Panzerhemd wieder so gut hinbekommen hatte. Sie scheint doch mehr drauf zu haben, als nur sadistisch die Nadel zu schwingen, große Augen zu machen, wenn sie etwas sieht, was nicht von dieser Welt ist und wichtigtuerisch mit ihrem Bogen so wirken, als ob sie damit umgehen könnte...

Sie waren einige Tage in der kargen Ödnis unterwegs, bis Erynn die Zinnen von Skingrad sah und eine Route vorschlug. Was soll das denn?! Wir sollen nochmal locker 4 oder auch 5 Tage... möglicherweise auch unschätzbar mehr... durch die Gegend reiten, bis nach Bravil und ausgerechnet in diesem Dreckloch unsere Vorräte aufstocken? Das kann nur ein schlechter Scherz sein... Arranges mochte Bravil nicht, wie auch fast jeder andere in Cyrodiil, der nicht gerade durch irgendwelche Umstände gezwungen war, dort zu leben. Allerdings konnte er auch schlecht etwas dagegen sagen, wusste er doch nicht, ob es nun nur Erynns Versuche waren, ihn durch solche absurden Wege irgendwie loszuwerden, oder ob das tatsächlich die Richtung war, die das Amulett ihr vorgab. Aber eins wusste er. Der Kaiserliche hatte sich auf dem Weg duch die Hochlande geärgert, weil das Blutauge sich weigerte, ein ordentliches Tempo einzuhalten. Ein Streit brachte nichts, sie drohte wieder mit ihren Nähkünsten, soweit man das überhaupt so nenne konnte.

Er war ordentlich gereizt darüber, dass sie nur so langsam vorankamen, das kostete ihn schließlich Zeit, die er anderweitig, effektiver und vor allem vielleicht schon früher mit dem Studium des Buches nutzen konnte. Aber noch hielt ihn sein Verstand zurück, die Dunmer zu zwingen, endlich eine direkte Route einzuschlagen und nicht etwa diese schwachsinnigen Umwege zu legen. Seine Gedanken, die hauptsächlich um den Folianten kreisten, hatten jedoch die aufkeimende Sympathie für Erynn, welche direkt nach dem Kloster in ihm aufkam, gnadenlos erstickt. Mit mühe hielt er sich meist zurück, wenn das Blutauge wieder stoppte, das Amulett herausnahm und die Richtung suchte. 'Nur zu, ich kann euch nicht sagen, wo es hingeht und so lange es die ungefähre richtung ist, beschwere ich mich auch nicht. Noch nicht...

Sie machten also einen Bogen um Skingrad und folgten südlich der Stadt, dem Tal des Flusses Strid. Die Grenze nach Elsweyr barg absolut unwegsames Gelände, übersäht von dichten Wäldern mit beinahe undruchdringlichem Unterholz. Nicht nur einmal mussten sie absteigen und ihre Pferde führen. Dadurch kamen sie noch langsamer voran. Ganz zum Missfallen des Kaiserlichen. Seine Laune sank in ein bodenloses Loch. Anfangs, als sie den Grenzstreifen betraten und die Richtung nach Westen wechselten, war noch die gewohnte Schärfe und der höhnende Sarkasmus in seinen gelegentlichen Kommentaren, die er fallen ließ, wenn Erynn etwas sagte, oder sie über das weitere Vorgehen disskutierten, zu hören. Aber nachdem sie jetzt schon den 4. Tag in dieser verlassenen Gegend, welche im krassen Kontrast zu den Hochlanden stand, unterwegs waren und sich irgendwie auf der Stelle zu bewgeen schienen, so langsam kamen sie voran, nahmen auch die Kommentare ab und sobald Arranges etwas sagte, klang es nur noch angespannt oder gereizt.

Es war der Abend des fünften Tages, sie hatten vielleicht knapp die Hälfte geschafft. Erynn machte schon Anstalten, während sie vor ihm herstapfte, sich nach einem geeigneten Lagerplatz umzusehen. Dabei war es noch hell, die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt. Arranges knurrte leise vor sich hin, als die Elfin stehen blieb und auf ein paar Bäume deutete, die noch dichter beisammenstanden, als die um sie herum sowieso schon. 'Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder rasten?!'

Glannaragh
31.01.2011, 20:32
„Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder rasten?“

Erynn war es sowas von leid. Sobald Arranges seinen Willen nicht bekam, wurde er unausstehlich wie ein verzogenes Grafensöhnchen. Die vergangenen Tage hatte sie sein Geknurre und die spitzen Bemerkungen klaglos ertragen, aber genug war genug. Sie drehte sich zu dem Kaiserlichen herum und funkelte ihn giftig an. „Bei Maras Barmherzigkeit, hört endlich mit dem Gekeife auf! Ihr seid schlimmer als ein altes Fischerweib. Ob es Euch nun paßt oder nicht, Ihr seid verletzt, und ich finde, Ihr überschätzt Eure Stärke maßlos.“
Die Elfin hielt kurz inne, um die Wirkung der Worte abzuschätzen. Der Hinweis auf seine derzeitige Schwäche hatte mit voller Absicht genau auf seinen Stolz gezielt, und wie es aussah, hatte sie getroffen. Sie setzte noch einen drauf, bevor der Kaiserliche die Gelegenheit bekam, auf die gleiche Art zurückzuschießen – denn darin war er gut, wie sie in den letzten Tagen leidvoll hatte feststellen müssen. „Außerdem habt Ihr offensichtlich nicht die geringste Ahnung von der Jagd“, stichelte sie weiter, „aber genau das tun wir hier. Wir folgen einer Fährte, und durch überstürztes Lostrampeln, wie Ihr es am liebsten tätet, verscheucht man nur die Beute. Geht doch allein weiter, wenn Ihr sowieso alles besser wißt.“

Arranges schaute sie nur verdutzt an, hatte sie die letzten Tage schön immer alles geschluckt und nichts erwiedert, eigentlich genau das, was Arranges sich von seinen Begleitern im Allgemeinen immer gewünscht hatte. ICH WAR IN SHEOGORATHS REICH UND HABE ES ÜBERLEBT UND DU WILLST AN DER SELBSTEINSCHÄTZUNG MEINER STÄRKE RÜTTELN, BLUTAUGE!? Doch bemühte er sich, seinen Zorn nicht zu zeigen, auch wenn ihm das jetzt sehr schwer fiel und mehr als nur eine Drohung aus seiner Stimme sprach: 'Ihr habt wohl vergessen, dass ich hier derjenige bin, der euer Leben im Moment in Händen hält...!' Arranges verdrängte den Gedanken, dass er ohne sie nicht weiterkommen konnte und ihr deshalb eigentlich nur drohen entgegen zu setzen hatte. Dann wird es eben wieder schmerzhaft... wer nicht hören will... Ein Leuchtfeuer des Zorns brannte in seinen Augen, während er auf ihr Nachgeben wartete.

Diese Augen... oh verflucht, dieser Blick... Es fuhr ihr durch Mark und Bein. Aber sie hatte seine Gehässigkeiten lange genug ertragen, die Verachtung, aus der er keinen Hehl machte. Und warum das Ganze? Weil ich nicht zaubern kann? Nichts da! "Die selbe alte Drohung, Arranges? Fällt Euch nichts neues ein? Was wollt Ihr schon tun - Ihr braucht mich", zischte sie, "also spielen wir nach meinen Regeln."

Direkt nach ihrer Frage wollte er schon etwas nachschieben, als Erynn ihm offen sagte, dass er ihr gefälligst zu folgen hatte. Er konnte nicht mehr an sich halten. 'Ihr besitzt tatsächlich die Frechheit, mir zu wiedersprechen?! Sind die Schmerzen in eurem Rückgrat mittlerweile verklungen oder habt ihr vor, mich auf diese Weise loszuwerden?' Er wurde schon deutlich lauter, hielt sich aber gerade noch zurück. Bei Meryann war das einfach... ein bisschen zünseln und schon fügte sie sich ohne wenn und aber... aber was mache ich gegen diese starrhalsige Dunkelelfin? Arranges hob seinen linken Arm ein wenig, krümmte die Finger nach oben zur Klaue und augenblickglich stob eine Flamme aus der Handfläche hervor. Drohend flackerte das magische Feuer in seiner Hand. 'Wir gehen weiter, weil ich es sage...!'

Erynn starrte wie gebannt auf die Flammen, die um die Finger des Beschwörers züngelten. Er würde doch nicht tatsächlich...? - Doch, würde er. Nein, sie hatte gewiß nicht vergessen, wie er sie auf dem Friedhof gedemütigt hatte. Und sie hatte nicht die geringste Lust, es noch einmal zu erleben, also handelte sie auf die einzige Art, die ihr einfiel. Mit der Linken holte sie aus und versetzte dem Kaiserlichen eine schallende Ohrfeige. "Und Ihr widerlicher Nekromant wagt es, mich zuerst zu erpressen, durch ein verfluchtes Kloster zu schleifen, dann eröffnet Ihr mir, daß Ihr ein gesuchter Hochverräter seid und wollt mir jetzt auch noch das Gesicht versengen? Habt Ihr mein Leben nicht schon genug zerstört?" Zitternd vor Wut stand sie vor ihm, und bei den Göttern, gerade in diesem Augenblick wünschte sie sich wirklich, daß sie die Nerven hätte ihn abzustechen.

Arranges starrte sie überrascht und erschrocken zugleich an, während das Brennen auf seiner Wange verging. Jetzt reichts! Der Verstand des Nekromanten setzte für ein paar wenige Sekunden aus, aber diese kurze Zeitspanne reichte schon.
Als würde er aus dem Handgelenk heraus einen Stein in einen Teich zu seinen Füßen schmeißen, warf er jetzt die Flamme, welche sich lodernd über die knappe Armlänge zwischen ihnen hinwegsetzte und Erynn erfasste. Doch statt der klagenden Rufe und hektischen Löschversuchen, die er erwartete, verpuffte das magische Feuer an der Dunmer. Ein unsagbares Verblüffen formten die Gesichtszüge des Kaiserlichen. Nach einem kurzen Moment hatte er begriffen, was da schiefgelaufen war. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. 'Ihr verfluchten Dunmer... verblödete, nichtsnuzige Daedraanhänger, die ihr alle seid...' Er brüllte so laut es ihm sein Atem gestattete und nachdem er die Worte heraus hatte, schrie er einfach nur nocheinmal hinterher. Mit der Rechten warf er ihr einen Zauber entgegen, geformt durch Wut, geboren aus Zorn. Der Zauber war so heftig, dass sie zurückgeschleudert wurde, als sie die matte, flimmernde Kugel traf. Sich mit dem Rücken auf dem Boden findend, unfähig sich zu erheben, sah sie, wie Arranges sich über sie beugte. Der Kaiserliche setzte ihr einen Fuß auf die Brust und ließ sie nurmehr flach atmen. Seine Stimme stand so dermaßen unter Spannung, dass sie vor Erregung und Wut zitterte, aber nicht minder drohend und zornig klang, dafür schrie er allerdings auch nicht mehr: 'Merkt euch die zwei Dinge, die ich euch jetzt sage sehr gut! Erstens, legt euch nicht mit mir an und zweitens, werdet ihr jetzt tun, was ich sage... ich sehe nämlich nicht ein, dass ich wegen eurer bis zur absoluten Dummheit reichenden Unfähigkeit, mir jemand anderes suchen muss... Verstanden!' Und jetzt... los, rollt euch zusammen und beginnt zu heulen! Arranges löste den Zauber auf und nahm den Fuß von ihr runter, in der festen Überzeugung, dass Erynn sich jetzt ohne Wiederworte fügen würde. Ich kann ihren Stolz und ihre Selbstachtung knacken höre wie trockenes Geäst...

Erynn hatte den Bogen überspannt. Sie wußte es, als der Kaiserliche explodierte wie ein geworfener Brandsatz und ein neuerlicher Lähmzauber sie traf. Für einen Augenblick war sie benommen ob der Wucht, mit der sie auf dem Boden aufschlug und die ihr den Atem aus den Lungen trieb. Keuchend rang sie nach Luft. Es wurde schlimmer, als Arranges den Stiefelabsatz in ihren Solarplexus drückte und sich drohend über sie beugte. Seine harten Worte ließen keinen Zweifel daran, daß der Spaß endgültig vorbei war. Verfluchter Magier, elender Feigling... Laß mich in Ruhe! Hör auf, bitte! Sie war so verstört, daß sie sich nicht einmal darüber wundern konnte, daß sein erster Zauber wirkungslos verpufft war.
Als er endlich den Bann über ihre Muskeln aufhob, tat sie genau das, was der Beschwörer im Stillen prophezeit hatte: Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und blieb zitternd liegen, jetzt nicht mehr vor Zorn, sondern aus echter, hilfloser Furcht. Wie sollte sie gegen diesen verrückten Psychopathen bloß ankommen? Sie wußte nur eines: Wenn sie sich jetzt fügte, hatte er endgültig gewonnen. Ein kleiner Funken Stolz flackerte in ihrem Herzen auf. "Ich gehe heute nirgendwo mehr hin", würgte sie hervor, trotzig wie ein kleines Kind. Dann zog sie schnell den Kopf ein und schützte ihn mit ihren Händen.

Als sie sich tatsächlich zusammenkauerte, breitete sich in Arranges Gedanken eine schier übermächtige Genugtuung aus... die genau für den Bruchteil eines Lidschlags anhielt, bis Erynn ihre querulierenden Worte hervorpresste. Arranges ballte die Hände zu Fäusten und war drauf und dran, auf sie einzutreten. Zähnefletschend drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon, bevor er sich doch noch darauf einließ, ihr etwas an zu tun. Mit dem krampfenden Stechschritt eines exerzierenden Soldaten, entfernte er sich einige Meter. Er schaute sich um, bis er unweit neben sich einen abgefaulten Baumstumpf im Unterholz sah. Der Kaiserliche griff vor sich in die Luft und hielt eine beschworene Axt in Händen. Unter undeutbaren Wutlauten drosch er einige Minuten wie irre auf das tote Holz ein, dann war alles ruhig. Der Kaiserliche verschwand im Unterholz des Waldes. Allerdings nicht, ohne vorher noch gewährleistet zu haben, dass Erynn nicht davonlaufen konnte. Still, beinahe lautlos trat ein Caitiff neben die mit zugekniffenen Augen, zusammengerollt am Boden liegende Dunmer und verschrenkte seine mächtigen Arme vor dem massigen, gepanzerten Körper, die Augen starr gerade aus gerichtet.
Nach einigen Stunden kam Arranges zurück. Auf den Armen hatte er einiges an Feuerholz aufgeladen, das er jetzt neben Erynn, versuchend, Krach zu vermeiden, auf dem Boden ablegte. Die Dunmer war wohl über ihrer Angst eingedöst, nachdem sie bemerkt hatte, dass er weg war, sie aber dennoch nicht flüchten konnte. Sie lag auf der Seite, die Beine ganz an den Körper angezogen und die Arme darum geschlungen. Sie zitterte leicht, ob der nächtlichen Kälte. Arranges hatte im Wald meditiert. Er hatte sich nur auf seinen inneren Ausgleich konzentriert. Seine Wut war verraucht und er sah sie für einen Moment wieder nicht mehr nur als Mittel zum Zweck, sondern als Erynn. Arranges entließ den Dremora mit einem Wink und schichtete dann nahe bei der Dunkelelfe ein Lagerfeuer auf, entzündete es und setzte sich neben Erynn. Er sah in ihr Gesicht und stellte bedrückt fest, dass es alles andere als entspannt war, aber viel mehr als das konnte er nicht erkennen. Ihr leichtes Zittern fiel ihm wieder auf. Er stand auf, holte ihre Wolldecke und deckte die Elfin behutsam zu, dann nahm er seinen Umhang ab, rollte ihn zusammen, so, dass die saubere Seite oben war und schob ihn ihr vorsichtig unter den Kopf. Dann setzte er sich wieder neben sie, starrte in die Flammen und wartete...

Die erwartete Tracht Prügel blieb aus, und Erynn hörte, daß Arranges es wohl vorzog, sich an der Umgebung im Allgemeinen abzureagieren. Sie bekam noch mit, wie sich seine Schritte entfernten, und richtete sich halb auf. Über ihr stand reglos ein Dremora, die glühenden Augen auf einen unbestimmbaren Punkt in der Ferne gerichtet. Du herzloses Stück Dreck! Du kannst mich doch nicht mit diesem... Ding alleine lassen! Auf der Verstandesebene begriff sie den Sinn dieser Maßnahme. Sie war so durch den Wind, daß sie es tatsächlich fertiggebracht hätte zu türmen. Sie rollte sich wieder in Embryonalhaltung zusammen, wagte nicht, sich zu bewegen.
Irgendwann fiel sie in einen leichten, unruhigen Schlaf. Der Daedra machte ihr schreckliche Angst, aber sie hatte einfach keine Kraft mehr. Sie zuckte einmal, als Arranges zurückkehrte und das Feuerholz neben ihr ablegte, und ein weiteres Mal, als der Kaiserliche eine Decke über sie breitete. Daß er ihren Kopf hob und seinen Mantel darunterschob, ließ Erynn reaktionslos geschehen. Der Schock saß noch zu tief.

Sie erwachte am nächsten Morgen und fühlte sich, als sei ein Schlachtroß über sie hinweggetrampelt. Wortlos sammelte sie ihre Sachen ein und wartete darauf, daß Arranges das Signal zum Aufbruch gab. Die Sonne schob sich gerade über den Horizont, als sie ihren mühsamen Weg durch das Grenzland fortsetzten.

weuze
31.01.2011, 21:47
Arranges blieb für die nächsten Tag fast stumm. Nur ein zwei Worte kamen über seine Lippen, als sie rasteten. Während sie unterwegs waren, beschäftigte sich Arranges mit seinem Rotfuchs, strich ihm immer wieder wohlwollend über die Nüstern, murmelte ihm Dinge zu, wenn sie die Pferde führen mussten. Die andere Zeit besah er sich die Natur um sie herum, lauschte aufmerksam und blieb mit dem Blick oft an vorüberspringenden Rehen hängen. Es war im Grunde so, als ob er allein unterwegs wäre und die Sache vom Vorabend nie passiert war. Als es dunkelte, zügelte Erynn das Tempo, war sich allerdings erst unsicher, ob sie jetzt anhalten sollte wegen der Rast oder nicht. Arranges bremste beide wortlos aus, kümmerte sich um ein kleines Feuerchen und beschied Erynn mit ein paar kargen Worten, dass er in der Nacht Wache halten würde.

Der nächste Tag brachte eine positive Überraschung mit sich. Sie mussten in etwa zwei Drittel des Weges geschafft haben, als sich das Gelände endlich etwas ebnete und die Vegetationsdichte ein wenig abnahm. Die folgenden zweieinhalb Tage kamen sie gut und zügig voran. Am Mittag des vierten Tages nach ihrem Streit, sahen sie endlich die Mauern Bravils zwischen den Bäumen auftauchen.

Arranges schlug vor, den restlichen Tag und die Nacht in der Stadt zu verbringen. Sie gaben die Pferde ab und füllten den verbliebenen Nachmittag damit aus, ihre Vorräte zu ergänzen und andere Erledigungen zu machen. Am Abend dann, begaben sie sich in die Taverne. Nach dem Essen saßen sich die beiden am Tisch gegenüber. Arranges starrte auf die Tischplatte. 'Habt ihr Geld dabei?' Es war eigentlich eine rein rhetorische Frage, mit der er lediglich ankündigen wollte, dass er demnächst gern schlafen gehen würde. Das Problem, das sich ihm hierbei stellte, war, dass diese dämliche Taverne nur Einbettzimmern hatte, zumindest wusste Arranges nichts davon, dass es hier auch Doppelbetten gab und wenn, waren die zu der späten Stunde sicher schon belegt. Und nochmals eine Nacht wie mit Meryann damals auf einem Stuhl, würde er sich nicht antun. Schmerzlich an damals erinnert, hob er unwillkürlich eine Hand und rieb sich den Nacken. Während er auf eine Antwort wartete, überlegte er, wie er das am besten anstellen konnte, sie allein zu lassen wagte er nicht... er wollte seit dem Streit nur noch das Buch und je schneller und unkomplizierter er es holen konnte, desto besser wäre es. Und dazu gehörte eben auch, dass er zusah, Erynn nicht flüchten zu lassen und ihr auch erst gar nicht die Möglichkeit dazu gab. Den Wirt als Wache vor ihrer Tür bezahle... nein... Ich selbst bewache die Tür... sicher nicht... Ein Dremora vielleicht... zu auffällig, außerdem könnten Betrunkene das in eine sehr unangenehme Situation verwandeln...

Glannaragh
01.02.2011, 15:56
Bravil war so, wie Erynn es in Erinnrung hatte: Stinkend, dreckig und trostlos. Die Laune des Kaiserlichen hatte sich in den vergangenen Tagen merklich gebessert, und sie war froh über diese Tatsache. Was ist dran an diesem bescheuerten Buch, daß er so besessen davon ist? Zaubertricks und verwesende Leichen... sie starrte auf seinen Rücken, während sie lustlos hinter ihm durch die verfallende Stadt trottete. Was muß man erlebt haben, um so zu werden? Sie empfand tatsächlich Mitleid für diesen Kerl. Zwischen seinen Gewaltausbrüchen und bissigen Bemerkungen benahm er sich manchmal fast fürsorglich, das paßte einfach nicht zu den ständigen Beteuerungen, daß sie für ihn nicht mehr als ein Mittel zum Zweck sei. Allerdings paßte bei ihm vieles nicht zusammen. Der Mensch war und blieb ihr einfach ein Rätsel.

Sie brauchten eine Weile, bis sie mit dem Einkauf fertig waren. Bei einem Bogner besorgte sich die Elfin noch fünf Pfeile mit silberner Spitze -nach den Erlebnissen in der Klosterruine war sie sich sicher, daß sie diese nötig hätte- und eine Ahle, sehr viel gröber gearbeitet als jene, die sie bereits mit sich führte. Nicht, daß sie sie gebraucht hätte. Sie tat es nur, um Arranges zu ärgern.

Bei Einbruch der Abenddämmerung verzogen sie sich in die bessere der der beiden Tavernen, die dieses Loch zu bieten hatte. Sie lag nahe des Stadttores – eine taktisch kluge Entscheidung, wie Erynn fand. Dennoch – der Laden stank nach schalem Bier und ungewaschenen Leibern, auch wenn das Essen erstaunlich gut war. Aber nach ranzigem Käse, trockenem Brot und Dörrfleisch schmeckt wahrscheinlich fast alles gut.
In einer Ecke sang eine mittelmäßige Bardin ’Banks of the Corbolo’, ein schier nicht totzukriegendes Lied darüber, wie eine junge Frau zur Dunklen Bruderschaft kam, als der Beschwörer eine Frage an sie richtete.
„Natürlich habe ich Gold dabei“, brummte sie. „Warum? Soll ich Euch jetzt etwa noch aushalten?“

weuze
01.02.2011, 16:31
Arranges war fieberhaft dabei, sich etwas einfallen zu lassen, als Erynn ihn mit ihrer Frage aus seinen Gedanken riss. 'Sehe ich so arm aus?' Fragte er leicht schnippisch. Sprach dann aber in normalem Ton weiter: 'Ich frage nur, weil ich jetzt eigentlich ein Zimmer organisieren wollte...' Er zögerte. Dann sprach er mit gedämpfter Stimme weiter: 'Ihr werdet zwar nicht erfreut darüber sein, aber allein in einem Zimmer kann ich euch kaum lassen... Ich bin nur selten in Bravil, die Gründe kann man sich denken... Eigentlich bin ich normalerweise auch allein unterwegs und brauche daher lediglich ein Bett... und ich könnte mich auch nicht daran erinnern, dass es hier Doppelbetten gäbe... Wie dem auch sei, ich zahle...' Damit erhob sich Arranges und ging zu dem Wirt hinüber, um bei ihm die Rechnung zu begleichen und das Quartier für die Nacht zu bestellen.

Nach einigen Minuten kam der Kaiserliche zurück, blieb aber stehen, während er zu Erynn sprach: 'Sie haben noch ein Zimmer frei... ungewöhnlich, dass das Silberheim so gut besucht ist, aber dafür ist vermutlich das Tor in der Nibeney verantworlich...' Arranges sprach mit müder Stimme. Er atmete leicht seufzend aus und ließ die Schultern hängen. 'Es ist ein Einzelzimmer, das Doppelzimmer ist schon seit Tagen belegt...' Seine Stimmer war zwar fest, aber er wirkte mit einem Mal sehr müde, seine Augen waren so leer, wie die letzten paar Tage nach ihrem Streit. Er setzte sich wieder. 'Wollt ihr noch wach bleiben?'

Glannaragh
01.02.2011, 17:27
Nein, eher armselig, konterte Erynn in Gedanken. Moment mal... WAS?! Sie verschluckte sich an ihrem Met und mußte husten. Auf gar keinen Fall! Nebeneinander an einem Lagerfeuer zu schlafen ist eine Sache. Dich zu wärmen, wenn du ohne Bewußtsein bist, auch. Aber das hier... Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg. Sie konnte natürlich die ganze Taverne zusammenschreien, aber bei ihrem Glück würde das nur die Stadtwache auf den Plan rufen – ein Umstand, den sie unbedingt vermeiden wollte.

Der Kaiserliche kam zurück. Es gab nur noch Einzelzimmer. Das wird ja immer besser... „Wollt Ihr noch wachbleiben?“ fragte er sie. Erynn schüttelte den Kopf. Besser, sie führten diese Diskussion jetzt gleich, dann hätte sie es wenigstens hinter sich. Nervös folgte sie ihm die Stufen zum Schlaftrakt hinauf. Im Zimmer angekommen, wartete sie bis er sich zu ihr umdrehte.
„Um das gleich klarzustellen: Vergeßt es. Kommt nicht in Frage. Ich schreie, ich schwörs Euch!“
Der Nekromant sah sie schief und ein wenig verdutzt an. Dann verzerrte ein kleines, bösartiges Lächeln seine Mundwinkel: „Nun, wenn Ihr Euch so sehr sträubt... dann schlaft Ihr eben auf dem Fußboden“, antwortete er gedehnt.
Erynn fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß, und war plötzlich sehr dankbar für ihre dunkle Haut. Sie besah sich die klebrigen Dielen. Hier und dort lag Rattenkot. Verdammt! Eine kurze Pause.
“Ähm, Arranges… Also - wegen dem Bett...“

weuze
01.02.2011, 18:18
Arranges war mehr oder weniger erleichtert, dass sie den Schlaf vorzog. Er ging vor ihr die Treppen hinauf und betrat mit ihr das Zimmer. Klein, schäbig und vor allem hing ein Mief in dem Raum, der wohl keinen Zweifel daran ließ, dass es hier in irgendeiner Ecke garantiert einen Schimmelfleck gab.

Erynn überrumpelte ihn ein wenig mit ihren Worten, was man seinem Gesicht vermutlich auch eindeutig ansah, dann aber konnte er sich eine Bemerkung, schärfer, als er eigentlich wollte, nicht verkneifen. Die Worte trafen voll ins Schwarze und der Nekromant konnte ein gemeines Grinsen nicht zurückhalten. Nach einem Moment des peinlichen Schweigens begann sie dann wieder und versuchte mit ihm fast schon diplomatisch, darüber zu verhandeln. Arranges unterbrach sie abwinkend, bevor sie zu viel sagen konnte. Bereits, als sie die Treppe heraufkamen, hatte er sich damit abgefunden, wiedereinmal eine Nacht im Sitzen zu verbringen. Wird auch mal wieder Zeit... Dachte er sich mit einiger Selbstironie. Das fiese Grinsen wandelte sich zu einem freundlichen, aber erschöpften Lächeln. 'Lasst nur, ihr könnt das Bett für euch haben...'

Für ihn war das Gutenachtgespräch damit beendet. Er zog seine Stiefel aus, rupfte die ledernen Armschienen von seinen Händen - den Rest behielt er wie gewohnt, wenn er nicht irgendwo in einem Bett schlief, an - und setzte sich auf den Stuhl, der verloren in dem Zimmer herumstand. Der Kaiserliche richtete sich halbwegs gemütlich ein, indem er den Stuhl mit der Lehne mit kleinem Abstand zur Wand rückte, nach hinten kippte und die Füße von sich streckte. Die Hände auf dem Bauch gefaltet, blickte er erst nochmal Erynn in die Augen, dann starrte er einen Moment lang vor sich auf den Boden und schon schloss er die Lider. 'Schlaft gut...' Nuschelte er, mit dem Kinn auf der Brust.

Glannaragh
01.02.2011, 20:14
Uff... wie überaus peinlich. Aber du mußt dir natürlich einen Riesenspaß daraus machen. Mistkerl. Sie fluchte erschreckend viel, seit sie ihn kannte. Wenn das so weitergeht, muß ich Mara noch eine eigene Kapelle stiften, bis ich mich davon reingewaschen habe...
Erynn war einigermaßen versöhnt, als Arranges ihr das Lager überließ, ohne weiter auf ihrer Fehleinschätzung herumzureiten. Sie schälte sich aus ihrer Rüstung und ließ sich auf die Matratze fallen. „Gute Nacht“, erwiederte sie.
Kurz betrachtete sie den Kaiserlichen. Der Kerl konnte scheinbar wirklich überall schlafen...

Der nächste Morgen dämmerte warm und hell... und still. Nachdem es in und vor der Taverne bis spät in die Nacht hoch her gegangen war, schien die Betriebsamkeit in der Stadt nicht mit dem ersten Hahnenschrei loszugehen. Der Kriegerin war das nur recht. Sie sammelte ihre Ausrüstung zusammen. Mittlerweile hatte sie einige Routine darin, deshalb dauerte es nicht lange. Hinter sich hörte sie, wie Arranges sich streckte. „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn und schenkte ihm ein kleines Lächeln - nur als Anerkennung dafür, daß er sie in dem Bett hatte nächtigen lassen. Er antwortete darauf, indem er seine Halswirbel krachen ließ. Nun, das beantwortet wohl die Frage, wie du geschlafen hast.

Erynn holte ein frisches Hemd aus der Satteltasche. Sie hatte es gestern gekauft, nachdem das alte erstens stank und von dem zweitens ohnehin nicht mehr viel übrig war. „Dreht Euch bitte kurz um, ja?“ Er tat ihr den Gefallen.
Nach einem schnellen, aber reichhaltigen Frühstück (wer wußte schon, wann sie das nächste Mal die Gelegenheit dazu hätten) machten sie sich auf den kurzen Weg zum Stadttor. „Ich bin wirklich froh, aus dieser Kloake herauszukommen. Wie kann man nur so leben?“ sagte sie halblaut.
Unbehelligt von den Torwachen passierten sie die Brücke, die einen kleinen Nebenarm des Niben überspannte, und gelangten schließlich zu den Ställen der Stadt. Das warme Wetter machte den Gestank nicht besser, der aus dem verdreckten Fluß zu ihnen hinaufwehte. „Es wäre besser, wenn wir die Pferde hierließen. Das Amulett weist mir den Weg nur weiter nach Süd-Südost, und da gibt es nichts anderes als Sumpf und Marschland. Mit den Tieren hätten wir dort keinen Vorteil, im Gegenteil. Der tückische Boden ist nichts für sie.“

Arranges sah nicht glücklich aus, widersprach aber auch nicht. Erynn suchte nach dem Stallburschen. Sie fand ihn, noch recht verpennt, wie er die Pferde im Paddock fütterte. „Hey“, rief sie. „Der Fuchs und der Braune mit den weißen Füßen bleiben für eine Weile hier. Wir zahlen, wenn wir die Tiere wieder abholen.“ Sie hielt ihm ihren Ausweis mit dem Siegel der Kriegergilde unter die Nase. „Sollte eines von ihnen dann Sumpffieber oder Mauke haben, reiße ich dir persönlich den Kopf ab. Also sorge besser gut für sie.“
Sie ließ den Knecht stehen und kehrte zu dem Kaiserlichen zurück. „Keine Sorge. Niemand hier wird sich trauen, die Pferde zu vernachlässigen. Im Gegensatz zur Stadtwache hat die Kriegergilde hier einen gewissen Ruf, was die Tüchtigkeit betrifft.“

weuze
01.02.2011, 21:30
Der Kaiserliche war am Morgen überrascht, als Erynn ihm ein mildes Lächeln schenkte, hatte er so etwas wie Freude bei ihr, seit sie zusammen unterwegs waren, noch nicht gesehen. Die Überraschung verging aber recht schnell, als er aufstehen wollte und seine Nackenwirbel protestierend knackten. Das war jetzt aber wirklich das letzte Mal... Arranges tat es Erynn gleich und zog seine am Vortag neu erworbenen Unterkleider an. Als er mit dem Rücken und nacktem Oberkörper zu ihr stand, betrachtete er die drei dunklen runden Flecken, welche in einer engen Reihe auf seinem Bauch von dem Skalonangriff zeugten. Die alten Wunden sind kaum richtig zugeheilt, da bekomme ich schon wieder neue... Damit fuhr er vorsichtig über den lockeren Verband, der die bereits gut heilende Brustwunde verdeckte. Auch sonst hatte Arranges zwar nicht viele Narben, aber die, die man deutlich sehen konnte, berichteten von argen Verletzungen vergangener Tage. Er stand noch einen Moment so da und fühlte sich für einen Augenblick, den er an sich herabschaute, trotz seines vergleichsweise durchtrainierten Körperbaus alt und schwach. Das Durchschnittsalter der Gatheringmitglieder liegt bei etwa 35 Jahren... nur wenige werden älter als 40 und die teilweise sehr alten Großmeister erreichen nur dank sonderbarer und teils abartiger Rituale ein Alter von bis zu 60 Jahren, bis ihre Körper der Magie nicht mehr standhalten können, die sie als Gegenleistung für dieses lange Leben, innerlich zerfrisst... Wie ein dröhnendes Echo hallten die Worte des Schriftmeisters in seinem Kopf nach, als man ihm damals vor fast 10 Jahren eine Feder in die Hand drückte und ihm das magiegetränkte Sigelpapier über den Tisch schob, damit er mit dem Blut aus seinen eugenen Venen die Mitgliedschaft besiegelte.

Der Nekromant folgte der Dunmer zu den Stallungen, er war zuvor schon nicht ganz glücklich damit gewesen, dass sie ihre Pferde zurücklassen mussten. Aber nicht etwa, weil sie dann laufen mussten... Dass Erynn mit ihrer Mitgliedschaft bei der Kriegergilde eine ordentliche Versorgung gewährleisten konnte, hellte seine Stimmung nur bedingt auf. Er konnte ihr gegenüber aber keine Schwäche zeigen... oder wollte es nicht und trotzdem führten ihn seine Füße mit zielsicheren Schritten nochmal in den Unterstand zu seinem Pferd. Er schaute es einige Momente nur an und verabschiedete sich still von ihm. Dann strich er dem edlen Tier sanft über die leichte Blässe. 'Ich werde bald zurück sein... versprochen.' Sagte Arranges halblaut, ihm war auch egal, ob es irgendjemand mitbekommen würde. Sein Rotfuchs kam vor allem anderen! Das Tier schien zu verstehen und schnaubte leise. Als würde es den Abschied erwiedern, berührte das Tier mit seinen Nüstern leicht die rechte Wange des Kaiserlichen. Arranges ging zögernd ein paar Schritte zurück, ehe er sich umdrehte und Erynn beschied, ihm zu folgen.

Als sie sich von den Stallungen entfernt hatten, standen sie jetzt ersteinmal unentschlossen auf der Straße. Arranges schlug sogleich vor, den direkten Weg zu wählen und versuchen in Bravil ein Boot zu bekommen oder einen der Fischer zu fragen, ob er sie zu den Ufern der Nibeney bringen konnte. Das war eigentlich auch die einzige Möglichkeit, wollten sie keinen ewiglangen Umweg in Kauf nehmen. Sie gingen also zurück in die Stadt und hatten unschätzbares Glück. Arranges, der sich schon wieder unangenehm an die Situation mit Meryann erinnert fühlte, als sie die Treppen zu den Docks hinabstiegen, war sichtlich erleichtert, als sein Blick von den Stufen aus auf eine kleine Handelskogge fiel. Es war im Grunde nur ein größeres Skiff mit niedrigem Quersegel und einem kleinen aufgespannten Dach aus geflochtenem Schilf im Heck. Sogleich fragte Arranges den Bootsführer, welcher wohl auf etwas oder jemand wartend, auf dem Rand des großen Bootes saß. Nach einigem Hin und Her konnte der Kaiserliche den Bootsführer übereden, sie in der Nähe des Panthermausl abzusetzen. Sie mussten allerdings erst noch auf seinen Kollegen warten. Sie warteten knapp eine Stunde, als von oben aus der Stadt ein Riese herunter zu den Docks gestapft kam und eine mittelgroße Kiste herumwuchtete. Dann legten sie ab.

Es war ein warmer Tag, mit einer angenhem kühlen Briese. Die Überfahrt dauerte nicht sehr lange (die zwei Seeleute schienen sich einen Dreck um das Portal zu kümmern), Arranges dachte mit grauen daran, wie er und die Bretonin damals hier herumgepaddelt waren, überhaupt froh, nicht schwimmen zu müssen. Als sie in die Nähe des Portals, mitten im Niben kamen, starrte Arranges mit einer Mischung aus Trauer und Sehnsucht darauf und wandte den Blick erst wieder ab, als sie zu weit weg waren, als dass man hätte etwas erkennen können.

Glannaragh
01.02.2011, 23:57
Es gelang Arranges tatsächlich, ein Boot zu organisieren, das sie zum Ostufer des Niben übersetzte. Erynn nutzte die Gelegenheit, ein wenig zu dösen, während sie in dem schwankenden Kahn saßen. Die Götter wußten, daß es nur zu bald anstrengend genug für sie beide werden würde. Sie kamen an einer seltsamen Insel vorbei – irgendetwas dort schien zu funkeln, aber es konnte ebensogut nur eine Reflektion auf dem Wasser sein. Da die Seeleute sich nicht weiter darum kümmerten, schien die ungewöhnliche Felsformation nicht gefährlich zu sein. Soll mir recht sein. Ich habe wahrlich keine Lust, mich mit Harpyien oder ähnlichem anzulegen. Hinter halb geschlossenen Lidern beobachtet sie, wie der Blick ihres Begleiters geradezu an der Insel zu kleben schien. Vielleicht stinkt das Ding doch irgendwie nach Magie – aber es ist nicht unser Ziel. Wenn es so wäre, wüßte ich es. Das rhythmische Pochen des Amuletts war stärker geworden, seit sie Bravil verlassen hatten. Es zog sie beinahe in die Sümpfe, immer näher an die Schwarzmarsch heran. Ausgerechnet... viele Argonier hegen einen brennenden Haß auf uns Dunmer. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie die Leute in der Alten Heimat mit ihnen umgehen. Ich hoffe nur, daß wir nicht allzu weit in das Echsenland hineinmüssen.
Sie überlegte, wohin das beseelte Amulett sie wohl letztendlich führen würde. Die unerforschten, menschenleeren Urwälder erschienen ihr als die logische Wahl. Dorthin würde ich mich jedenfalls verziehen, wenn ein Kerl wie Arranges hinter mir her wäre. Ich würde so weit laufen und mich so tief eingraben wie nur möglich, bis ich mir sicher wäre, eine taugliche Waffe gegen ihn gefunden zu haben. Und selbst dann würde ich mich irgendwo verbarrikadieren und warten, daß er sich aus der Deckung wagt. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr hatte sie das Gefühl, in eine Falle zu laufen.

Die Bootsleute setzten sie schließlich an der Mündung des Pantherflusses ab. Die Sonne stand kurz vor ihrem Zenit, und sobald sie in das Unterholz der Sümpfe traten, fielen Heerscharen von Mücken über das ungleiche Duo her. Die Luft war stickig und trug seltsame Gerüche; widerwärtige Fäulnis und überbordendes Leben gleichermaßen. Erynn seufzte. „Ich fürchte, wir müssen tiefer in den Wald hinein. Folgen wir zunächst dem Lauf der Panther, so verirren wir uns wenigstens nicht komplett. Das Amulett zeigt mir zwar den Weg, aber in dieser Wildnis könnten wir trotzdem tagelang im Kreis laufen ohne es zu merken. Selbst mir fällt die Orientierung hier schwer“, sagte sie mit einem vielsagenden Blick auf das undurchdringliche Mangrovengewirr.

Sie waren schon eine Weile unterwegs, als Erynn wieder zu sprechen anfing: „Euer Rotfuchs bedeutet Euch wirklich viel, nicht wahr?“ Sie bemerkte das verräterische Zucken von Arranges Wangenmuskel, das sie in den vergangenen Tagen (oder Wochen?) kennen- und fürchten gelernt hatte, also wechselte sie schnell das Thema. „Vergeßt es. Sagt mir lieber: Wer ist dieser Dieb, den wir suchen? Kennt Ihr ihn? Wenn er es geschafft hat, bis hierher zu fliehen, ist er nicht nur klug, sodern auch fähig. Wir müssen davon ausgehen, daß er irgendwo ein Lager hat. Wahrscheinlich befestigt. Nachdem wir es aus dem Kloster geschafft haben, habt Ihr gesagt, uns würde noch Schlimmeres bevorstehen. Dieser Dieb... ist er... so wie Ihr?“

weuze
02.02.2011, 00:37
Als sie am Ufer abgesetzt wurden und in den Wald eindrangen, machte Arranges sich kurz Gedanken darüber, wo Torrah wohl hinverschunden sein konnte, schließlich erreichte man von diesem Punkt aus zwei Gatheringstützpunkte, nicht zu vergessen, die Gatheringratshallen. Torrah ist nicht durchschaubar... aber die Ratshallen kann ich ausschließen und das Haus des Meisters in Schwarzmarsch auch... keiner außer dem einzigen Mentor dort, dessen Schüler und der zugeteilte Botschafter, wissen, wo das Haus dieses Argoniers liegt... aber ist Torrah wirklich so dumm, nach süden gegangen zu sein... zu Meisterin Marie? Torrah wurde von ihr schon immer vor mir bevorzugt, aber das nur, weil ich mich nicht ihrer Methoden beuge und sie erlerne wie Torrah... Arranges dachte noch eine Weile darüber nach und kam zu dem Schluss, dass er sich absolut keinen Reim auf die Richtung, die ihnen das Amulett wies, machen konnte. Erynn wird sich die Gnade der Götter erflehen müssen, sollte sie das überhaupt noch können, wenn ich mit ihr fertig bin, weil sie falsch geführt hat...

Die Frage der Dunkelelfe riss Arranges aus seinen Gedanken. Sie fragte nach seinem Pferd, tatsächlich. Arranges überlegte einen Moment, was er darauf sagen sollte oder wie er die Frage überhaupt zu deuten hatte, da schob Erynn schon etwas nach. 'Es tut mir leid, wenn das von euch falsch verstanden wurde. Es handelt sich bei der Person, die mir das Buch abgenommen hat, nich etwa um einen wirklichen Dieb... diese Frau... arbeitet mit derart widerwärtigen Mitteln, dass mir allein schon, wenn ich daran denke, übel wird. Torrah de Llevria ist ihr Name und sie ist im Grunde wie ich, nur auf eine ausschließlich gemeine Art und Weise... ich kann schlecht behaupten, dass ich im Gegensatz zu ihr freundlich bin... aber... ich könnte euch die Zusammenhänge erklären, aber...' Er brach ab. Arranges konnte ihr nicht einfach von der Gathering erzählen, dass er Erynn schon Torrahs Namen verraten hatte, konnte ihn schon in Schwierigkeiten bringen, obwohl es einige in der Gathering gab, denen das schlichtweg egal gewesen wäre, aber es gab eben auch Regeln, an die man sich innerhalb der Gemeinschaft zu halten hatte. Arranges wechselte das Thema so plötzlich, wie er das andere abgebrochen hatte: 'Ihr fragtet nach meinem Rotfuchs? Nun, ich habe euch sowieso schon sehr viel über mich erzählt, dann kommt es darauf auch nicht mehr an,' er sprach freundlich, als würde er echte Sympathie für Erynn hegen, im Grunde war er aber ersteinmal froh, über ein anderes Thema reden zu können, 'Habt ihr Familie? Eine Mutter, einen Vater, vielleicht auch Geschwister... nun, dann wisst ihr ja zweifellos, wie es ist, jemanden im Leben zu haben, der keine Fragen stellt, der Trost bringt und immer da ist, wenn man ihn braucht...' Tatsächlich stellte Arranges sich so eine Mutter oder einen Vater vor... zu weit zurück lagen die Erinnerungen an seine eigenen Eltern, ganz zu schweigen von dem, was er aus ihnen gemacht hatte, nur um seinen Wissensdurst zu stillen. Er sprach auch nicht wirklich über sie, für ihn war es schon selbstverständlich, dass, sollte einmal wie jetzt, der seltene Zufall eintreten und ihn jemand nach dem Pferd fragte, er von dem Fuchs, wie von seiner Familie sprach. 'Ich reite diesen Rotfuchs nun schon seit 12 Jahren und bis auf die Zeit auf den Inseln, waren wir nie wirklich länger als ein oder maximal zwei Tage getrennt. Er ist eigentlich der einzige Begleiter, dem ich mein Leben ohne zu zögern anvertrauen würde, was ihr vielleicht bemerkt habt, als ich halbtot auf seinem Rücken liegend, von der Ruine herkam. Ich habe ihm mein Leben anvertraut und er hat es versucht zu sichern, indem er mich weg von diesem grauenhaften Ort brachte... versteht ihr?'

Glannaragh
02.02.2011, 17:25
Arranges schien nicht wirklich gewillt zu sein, über diese Frau, Torrah, zu sprechen. Jedoch genügte das, was er ihr verriet, um ihre Befürchtungen zu bestätigen. Sie würde später darauf zurückkommen, nahm sie sich vor, als der Kaiserliche seinerseits das Thema wechselte und wieder auf den Rotfuchs zu sprechen kam. Was für Inseln? War er auf Summerset? Aber eigentlich tut das ja jetzt auch nichts zur Sache. Sie hörte schweigend zu, bis er geendet hatte, und das Herz wurde ihr schwer.

„Ihr habt wirklich niemanden... außer dem Pferd?“ Sie versuchte, sich ein solches Leben vorzustellen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Natürlich mochte auch sie ihren Braunen gern, aber daß er ihr Freunde oder Familie ersetzte, war undenkbar. Es erklärt zumindest ansatzweise, warum er so ein Griesgram ist. „Wie ertragt Ihr es, so zu leben?“
Habe ich mich jetzt zu weit vorgewagt? Hoffentlich flippt er nicht gleich wieder aus... „Bitte, seid mir nicht böse", fuhr sie deshalb rasch fort, "es ist nur... allein die Vorstellung macht mich traurig. Vermißt Ihr denn gar nichts?“
Sie warf dem Kaiserlichen einen Seitenblick zu. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen wie eine Auster. Doch, ich bin mir sicher, daß es einiges gibt, was du vermißt. Und um nicht darüber nachdenken zu müssen, jagst du wie ein Besessener hinter verbotenem Wissen her. Wenn dich schon niemand liebt, sollen sie dich wenigstens fürchten, nicht wahr?

weuze
02.02.2011, 23:41
Arranges hatte sich eigentlich Hoffnungen gemacht, ihren Fragen entgehen zu können, wenn er einmal ein wenig mehr verrät. Er hatte vergeblich gehofft. Warum zum Teufel frägst du mich solche Dinge? Was hab ich dir getan?! Er wollte sie direkt mit ein paar wenigen Worten zum Schweigen bringen, aber ehe er irgendetwas sagen konnte, versuchte sie sich zu erklären... Seid doch nicht so dumm! Was sollte ich vermissen... außer der Ruhe, die ich bekommen würde, würdet ihr endlich den Mund halten... Etwas in seinen Erinnerungen knackte. Arranges, reiss dich zusammen, sie will dich nur loswerden... wenngleich diese Taktik von ihr neu ist, aber lass dich nicht darauf ein! Aber Arranges konnte nicht das sagen, was er ihr am liebsten gegen den Kopf geworfen hätte, damit sie endlich schwieg. 'Nun, zunächst ist es nicht nur ein Pferd, sonder mein Pferd... und was sollte ich sonst vermissen? Der Rotfuchs ist nicht fähig, mich zu hintergehen, sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen, was ich tue oder was nicht... Dazu beherrsche ich Dinge, die mich wirklich nichts anderes vermissen lassen... Oder was meintet ihr?' Er klang nicht etwa gereizt, sondern eher ein wenig verständnislos. Bei ihrer Frage kam ihm nicht in den Sinn, dass sie vielleicht tatsächlich von Familie oder engen Freunden sprach. 'Und warum... ich meine, weshalb... macht euch meine Erzählung traurig? ... Ihr habt doch sicher ganz andere Probleme, die es nicht wert sind, hinter dem Nachdenken über meine Worte, anzustehen...'

Erynn stieg über eine Wurzel hinweg. "Nein, eigentlich habe ich keine größeren Probleme. Das heißt, ich hatte keine, bevor Ihr meinen Weg kreuztet. Aber darum soll es jetzt nicht gehen. Es macht mich traurig, daß Ihr scheinbar keinen Menschen in Eurem Leben habt, mit dem Ihr Freude und Trauer teilen könntet. Ein Tier kann Euch nicht verraten, das ist wahr. Es kann aber auch sonst nicht viel. Das Pferd gehorcht Euch, weil es Euch als Meister akzeptiert, und folgt Euch nicht aus Freundschaft oder ähnlicher Verbundenheit. Habt Ihr solche Angst, verletzt zu werden, daß Ihr niemanden an Euch heranlassen wollt?"
Plötzlich fragte die Elfin sich, mit welchem Recht sie Arranges eigentlich mit diesen Fragen löcherte. Sie fühlte sich an die Missionare des Kaiserkults erinnert, die durch Cheydinhal schwirrten wie die Schmeißfliegen, um der eingewanderten Dunmerbevölkerung die 'Wahrheit' zu bringen, ohne zu begreifen, daß sie für die Dunkelelfen nicht viel mehr waren als ein amüsantes Gesprächsthema. Andererseits... sie wollte ja gar nichts von dem Beschwörer. Nicht seinen Glauben an ihre Ansichten, ja, nicht einmal seine Zustimmung. Es tat ihr einfach nur leid, daß er sich so in sich selbst verkroch, ohne jemanden das Gewicht, das auf seiner Seele lasten mußte, mildern zu lassen. Daß es so war, dessen war sie sich mittlerweile sicher. Sein ganzes Verhalten ist ein Widerspruch in sich. Irgend etwas zerreißt dich innerlich, Mensch. Ich muß kein Seelsorgepriester sein, um das zu erkennen.
"Allein der Widerstand, Eure Wunde von mir versorgen zu lassen, war bezeichnend", erinnerte sie ihn an die Szene im Hochland. "Ihr habt Euch nicht nur vor einer Nadel gefürchtet. Ihr hattet Angst, mir die Kontrolle überlassen zu müssen."
Jetzt war es also heraus. Ganz schlicht, ohne jeden Triumph in der Stimme sagte sie diese Worte.

Verfluchte Dunkelelfin! Was fällt dir ein?! Arranges blieb stehen und riss Erynn zurück. Mit Gewalt drehte er sie an den Schultern packend, zu sich herum und schien sie mit dem Brennen in seinen Augen versengen zu wollen. Mit der Kraft seines Jähzorns zwang er sie rückwärts zu stolpern, aber schon nach ein zwei Schritten drückte er Erynn hart mit dem Rücken gegen einen mächtigen Baumstamm. Seine Augen waren hasserfüllt. Ja, der Hass war so herrlich kühlend für seine brodelnden Gedanken und drängte die Erinnerungen wieder zurück in ihr steinernes Gefägnis, welches von Erynns Worten aufgeknackt wurde und aus dem jetzt Bilder in seinen Kopf fluteten, die er lange lange vergessen glaubte. Eine Hand legte er nun an die Gurgel der Dunmer und drückte leicht zu, mit der anderen Hand zückte er sein dolchartiges Gebrauchsmesser und legte es ihr oberhalb seiner Hand an die Kehle. 'Wie könnt ihr es wagen? Dieser Rotfuchs ist kein Tier, er ist das was ihr alle nicht habt, er mag mich wie ich bin, nicht wie ihr alle da draußen, ihr Ignoranten! Er ist mein Freund und Begleiter.' Arranges drückte ihre Kehle zu, bis seine Fingerknochen schneeweiß hervortraten ehe sie etwas dazu sagen konnte. Er sah sein Spiegelbild in ihren leidvollen Augen. Die von Hass verzerrte Fratze, seine gefletschten Zähne, die bösartig funkelnden, fast schwarzen Augen. Erynn japste gierig nach Luft, von der sie ja doch nur so wenig in ihre Lungen saugen konnte. Arranges war begeistert von seinem Spiegelbild. Trotz ihrer für ihn extremen Worte blieb er stark. Nach einem weiteren Augenblick ließ er sie endlich los. Er steckte sein Messer weg und ging ein paar Schritte zurück. Doch was tat er nun gegen die unerwünschten Erinnerungen... Seine Miene war nicht länger von Zorn geprägt, er kümmerte sich im Moment nicht um die Leiden der Dunmer, er starrte mit versteinertem Gesicht vor sich auf den Boden und versuchte die Bilder in seinem Kopf, die er dort nicht haben wollte, wieder zurück zu drängen.

Erynn versuchte nicht einmal, sich gegen den Griff zu wehren, mit dem er sie bei der Gurgel packte. Sie hatte es übertrieben, mal wieder. Ihr wurde schwarz vor Augen, während Arranges ihr seinen ganzen Haß entgegenschrie. Als er sie endlich losließ und das Messer von ihrer Kehle nahm, sackte sie an dem Baumstamm zusammen.
Langsam hob sie den Blick und schaute zu dem Nekromanten auf, der jetzt einige Schritte vor ihr stand und offenbar völlig aus dem Gleichgewicht war. Nein, normalerweise hätte sie wahrhaftig nicht das Recht sich einzumischen, aber es war seine Besessenheit gewesen, die sie auf diesen gemeinsamen Weg geführt hatte, also mußte er eben damit klarkommen. Erynn hatte die Grenze längst überschritten, konnte nicht mehr zurück, selbst wenn sie es gewollt hätte. Dieser verrückte Kerl... bedeutete ihr etwas. Die Erkenntnis traf sie selbst überraschend.
"Wie ich schon sagte", krächzte sie kraftlos. "Ihr ertragt es nicht, die Kontrolle zu verlieren. Ihr könnt mich erschlagen, und jeden anderen, der das Pech hat, dahinterzukommen. Trotzdem wird es immer Eure größte Schwäche bleiben. Und eines Tages wird es Euch den Hals brechen. Spätestens dann, wenn Ihr auf jemanden trefft, der genau das auszunutzen weiß. Diese Frau... Torrah. Wenn sie so schrecklich ist, wie Ihr sagt, wird sie längst wissen, was ich eben erst herausgefunden habe. Glaubt Ihr denn, daß sie sich mit Eurem kostbaren Buch in irgendeinem Loch versteckt hat und zitternd darauf hofft, daß Ihr sie nicht finden werdet?"
Erynn schüttelte den Kopf. "Sie weiß genau, daß Ihr kommt. Sie hat Euch schon einmal überlistet, wie Ihr sagtet. Sie wird es wieder versuchen, und dabei genau auf diese Schwäche zielen. Das hier ist ihr Spiel, und sie kontrolliert es. Wie wollt Ihr es gewinnen, wenn Torrah Eure wichtigste Waffe längst in Händen hält?"
Die Dunmerin schloß die Augen. "Ihr werdet mir endlich vertrauen müssen, Arranges, oder keiner von uns beiden kommt hier lebend raus."

Arranges hatte alles, was er in seinen Gedanken nicht haben wollte gerade wieder in den viel zu kleinen Schrank in seinem Hinterkopf gestopft und nahm die Hände von den Türen, welche sich knarzend in seine Richtung wölbten, als Erynn wieder Gebrauch von ihren ihn so arg treffenden Worten machte. 'Genug!' Sagte er laut und bestimmt. Er musste sich setzen, ließ sich einfach auf den Boden plumbsen. Mit aufgestellten Beinen, die Arme auf den Knien aufgelegt, richtete er den Blick auf Erynn. 'Genug...' Keuchte er noch einmal. Es klang verzweifelt. Ihre Worte waren die Wahrheit, die er nicht leugnen konnte. 'Torrah hat mich, als sie mir das Buch abnahm nicht das erste Mal überlistet. Ständig, bei jedem Aufeinandertreffen, finde ich mich schon nach kurzem wieder unter ihrem Einfluss stehend, dem ich mich nicht entziehen kann... Ich vermeide Begegnungen mit ihr, wo ich kann, jedes Mal, wenn ich weiss, ich werde sie wieder treffen, quäle ich mich selbst, auf das ich mich nicht wieder von ihr kontrollieren lasse... Aber sobald ich sie sehe... diese vollkommene Schönheit, ihre Augen, so klar und makellos, wie eine wolkenfreie Sternennacht, ihre Stimme wie ein Lied, das nicht den Umweg über die Ohren zu nehmen scheint, sondern direkt das Herz trifft, ihre Berührungen... unbeschreiblich... Und es widert mich an, wenn ich daran denke... sie hat mich schon für die übelsten Dinge benutzt, da sie selbst kaum die Kraft und das Wissen dafür gehabt hätte... Aber das Schlimmste ist, ich verliere die Kontrolle, ich kann nichts dagegen tun, gegen diese Demütigung... ich habe keinen EInfluss darauf, wie damals, als meine Eltern...' Er verschluckte seine letzten Worte, erschrocken darüber, dass er sie fast ausgesprochen hätte... Hastig kehrte er den Blick nach innen, verschloss seine eben noch durchlässigen Augen, die jeden bis auf den Grund seiner Seele hätten blicken lassen. Erst, als er die hässlichen Erinnerungen und Gedanken wieder sicher - und dieses Mal achtete er darauf, dass das Gefängnis sicher kein Leck hatte - weggeschlossen hatte, widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Erynn. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben dass er nicht froh darüber war, von ihr so ausgenommen zu werden. Früher oder später hätte ich ihr sowieso erzählen müssen, gegen wen wir kämpfen müssen, um das Buch wieder zu bekommen... aber das Wie der Worte, hätte ich dann bestimmt... Arranges versuchte sich einzureden, dass es nicht zu schlimm war, ihr das gesagt zu haben und darüber erstarkte wieder sein Stolz und seine Mentalität, die er anderen gegnüber normalerweise zeigte. Nur seine Augen verrieten, dass Erynn einen Weg beschritten hatte, den nie zuvor einer seiner Begleiter genommen hatte, um mit ihm gut kooperieren zu können, was zum Henker trieb diese Elfin an?

Glannaragh
03.02.2011, 16:47
„Nun gut. Genug“, willigte Erynn ein und rieb sich die schmerzende Kehle. „Für den Moment.“ Eigentlich sollte ich die Gelegenheit nutzen und dir gehörig in den Arsch treten. Verdient hättest du es allemal.
Sie stemmte sich hoch, sah den Kaiserlichen aber nicht an, sondern ließ ihren Blick durch den Wald schweifen. Sie hatte irgendwas Schmerzendes gepackt und ziemlich heftig daran gezogen; er konnte es nun garantiert nicht gebrauchen, wenn sie ihn in dieser Situation auch noch angaffte. Was denke ich mir eigentlich? Bin ich etwa diejenige, die hier in schöner Regelmäßigkeit Schläge verteilt? Geschieht dir ganz recht!
Mit diesem Gedanken im Kopf fuhr sie zu Arranges herum. Von Torrah zu erzählen, hatte ihm offensichtlich den Rest gegeben. Sie mußte ihn irgendwie beschäftigen, damit er wieder einen klaren Kopf bekam. „Nun steht schon auf. Gehen wir weiter, bis die Dämmerung hereinbricht.“

Sie setzten ihren Weg durch den Urwald für eine Weile fort. Das Wetter schlug um. Zuerst kam ein leichter Wind auf, der die stickige Luft ein wenig in Bewegung brachte, doch schon bald zog sich der Himmel zu und ein Platzregen setzte ein. Na fabelhaft. Wenigstens vertreibt es die Mücken...
Ihr Blick verschob sich. Sie sah noch immer den Wald und den Fluß vor sich, aber die Bilder wollten nicht wirklich übereinanderpassen. Der Regen schien ihr Worte zuzuflüstern.

Die Elfin bemerkte, daß jemand sie an den Schultern gepackt hatte und sie schüttelte. Sie schlug die Augen auf und schaute genau auf das Geflecht eines Kettenhemdes. Erynn legte den Kopf in den Nacken und blickte in Arranges Gesicht, das eindeutig besorgt aussah. Regenwasser tropfte von seinem Kinn.
Sie blinzelte ein paar mal. „Ich bin wohl hingefallen“, murmelte sie verwirrt. „Es spricht übrigens wirklich. Das Amulett, meine ich.“ Sie erhob sich, taumelte und mußte sich für einige Herzschläge lang am Arm des Kaiserlichen festhalten, um nicht gleich wieder im Dreck zu landen. Schließlich verging der Schwindel. „Das Buch ist in unmittelbarer Nähe einer der Urprünge des Flusses. Ich weiß nicht genau an welchem, denn der Panther wird aus vier Quellen gespeist. Ich vermute jedoch, daß diejenige gemeint ist, die der Schwarzmarsch am nächsten liegt. Es ist schwer zu beschreiben... aber ich denke, Eure Theorie von der zerteilten Seele war richtig. Es fühlt sich fast an wie Sehnsucht. Nicht so diffus, wie dieses Gefühl sonst häufig ist, sondern sehr genau auf ein Ziel ausgerichtet – und so heftig, daß es fast körperlich schmerzt. Versteht Ihr?“

weuze
03.02.2011, 18:01
Arranges war froh, dass Erynn nicht weiterbohrte. Er fand schnell in seinen gewohnten Trott zurück, als sie weiter dem Fluss folgten. Als es schließlich zu regnen begann, wurde die Laune des Kaiserlichen nicht unbedingt schlechter, er störte sich nicht daran. Die mit dem Wetter einhergehende Kälte, machte ihm nichts aus und der Regen benetzte auf seine Weise erfrischend die Haut im Gesicht und an den Händen. Doch Erynn schien nicht so ganz mit dem Wetter zufrieden. Sie stapften über den arg aufgeweichten Boden am Ufer des Panthers entlang, als die Dunkelelfe, plötzlich und ohne Vorwarnung strauchelte und fiel. Fast wie ein Brett klatschte sie auf den Boden.

Der Magier brauchte einen Augenblick, um zu reagieren. Aber dann war er schnell neben ihr auf den Knien und drehte sie um. Was zum...? Sie war leicht bleich im Gesicht. Hoffentlich kein Sumpffieber oder gar etwas Schlimmeres... Er schüttelte sie erst leicht, dann fester, bis sie endlich die Augen aufschlug. Dank den Vier! Arranges atmete innerlich erleichtert auf. Sie murmelte etwas vor sich hin, kam aber dann recht schnell wieder auf die Beine, wenngleich sie schwankte und sich an Arranges stützen musste. Ungefragt. Ihr könnt allein stehen, ich bin mir dessen sicher! Als sie ihm jedoch berichtete, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Na endlich... Ja, ich verstehe sehr gut sogar...

Sie setzten ihren Weg weiter fort. Der Regen ließ derweil nach und verebbte nach kurzer Zeit komplett. Jedoch waren die Temperaturen arg gesunken. Arranges tat sich daran keinen Abbruch, aber auch er spürte es deutlich. Man könnte meinen, wir sind auf dem Weg nach Bruma... Der Wind fegte fast eisig von Norden her durch die Baumwipfel. Durch die dicken Wolken am Himmel war es schon sehr dunkel geworden, aber als die Dämmerung einsetzte, wurde es beinahe stockfinster unter den Baumkronen. Verfluchte Wolken... ich wünsche mir fast, Meryann dabei zu haben... jetzt wäre sie zur Abwechslung mal tatsächlich nützlich... Arranges hatte keine Ahnung von Lichtzaubern. Und natürlich haben wir auch keine Fackeln dabei... Schon nach kurzer Zeit, als sie gemerkt hatten, dass es allmählich dunkel wurde, war es wirklich schwarz, man konnte genau genommen keine richtigen Konturen mehr erkennen. Einzig das Plätschern und die seltenen, vereinzelten Spiegelungen des Panther erlaubten ihnen ein wenig Orientierung, aber als auch diese verschwanden, weil immer dickere Wolken dafür sorgten, dass bald keine Lücke mehr am Himmel war, durch die hätte ein Stern scheinen können, beschlossen sie ein Lagerplatz zu suchen.

Arranges überlegte einen Moment angestrengt. 'Wartet, ich will versuchen, uns etwas Licht zu verschaffen.' Er streckte beide Hände weit von sich, führte sie wie zum Stoßgebet vor sich zusammen und murmelte einen langen Satz. Einen Moment später zischte es plötzlich laut auf und eine grellrote Flamme loderte um seine ineinandergehakten Hände. Der Lichtschein hielt sich allerdings in Grenzen, es war eben nur Feuermagie, nicht dazu bestimmt, Licht zu erzeugen, die Flammen und Explosionen dieser Elementarmagie waren nur namensgebende Nebeneffekte. Die Lichtinsel erhellte alles im Umkreis von vielleicht knapp einer Armlänge. Sie suchten etwas abseits des Panthers nach einer halbwegs trockenen Stelle für ein Lager. Am dicken Stamm eines uralten Baumes, wurden sie fündig. Notdürftig spannte Erynn mit einer zerschlissenen Satteldecke, die Arranges normalerweise als Untergrundisolation nutzte, wenn er im Hochland der Jerallberge unterwegs war und einigen Stöcken einen provisorischen Regenschutz, sollte es in der Nacht nochmal beginnen zu schütten. Arranges versuchte derweil irgendwie ein Feuer in Gang zu bringen, aber das Holz, das er fand war nass und morsch, der Untergrund war arg durchweicht, alles war nass, er hätte nichteinmal behelfsmäßig einen Busch in Brand setzen können. Er selbst dachte bei dem Feuer nur daran, eventuell wilde Tiere fernzuhalten, aber als er alle Möglichkeiten - sehr viele gab es ja nicht - ausprobiert hatte, gab er es schließlich mit dem Gedanken auf, dass sich bei dieser Finsternis vermutlich kaum ein Tier aus seinem Bau wagen würde und selbst wenn, was gab es hier schon? Wölfe, Landdreughs, eventuell sogar den ein oder anderen verirrten Oger und Trolle... alles weder gefährlich, noch herausfordernd für ihn.

'Es tut mir leid, aber ein Feuer wird es wohl nicht geben...' Und als wollten ihn die Götter verhöhnen, pfiff ihnen wieder eine schneidend kalte Windböe um die Ohren. 'Wegen der wilden Tiere macht euch mal keine Sorgen...' Erynn schien zwar nicht ganz überzeugt, aber sie konnte an dem Umstand, dass kein Feuer möglich war, nichts ändern. Sie krochen unter ihren Schutz. Die filzartige Satteldecke des Kaiserlichen war so groß, dass beide bequem Platz darunter fanden, genug, dass selbst wenn sie sich im Schlaf herumwälzten, dem anderen kaum in die Quere kommen konnten.

Arranges hatte sich zuvor noch den Umhang abgenommen und auf dem Boden unter ihnen ausgebreitet. Zwar war es hier nicht wirklich matschig, aber auf feuchtem Grund zu schlafen war auch nicht das Wahre. Er selbst deckte sich mit einer zweiten, wesentlich kleineren Wolldecke zu, nachdem er sich den Lastgürtel abgenommen hatte und diesen als notdürftiges Kopfkissen nutzte. Auf dem Rücken liegend, starrte er an die Satteldecke über sich. Nur zur Vorsicht... Er nuschelte zwei Worte und sogleich wurde sein Geist geflutet von allem Leben, das sich in einem relativ großen Umkreis tummelte. Ein paar Ratten, die sich ängstlich unter einem Felsbrocken zusammenkauerten, viele andere kleine Nager, einige Vögel, die sich in den Bäumen versteckten, aber sonst nichts Auffälliges. Zufrieden brach Arranges den Zauber wieder ab. 'Schlaft gut... oder versucht es wenigstens.' Sagte er gedämpft. Dann schloss er selbst die Augen. Allerdings schlief der Kaiserliche nicht. Er döste lediglich leicht, nur für den Notfall

Glannaragh
03.02.2011, 21:12
Auf den Regen folgte ein scharfer Wind, eisig und schneidend. Erynn war dankbar für ihre Lederrüstung, die das Schlimmste abhielt. Trotzdem war die Kleidung darunter klamm. Sie stapften weiter durch das Unterholz, war doch die Bewegung das einzige, was die Kälte von ihnen fernhielt.
Die Elfin beklagte sich jedoch nicht, auch wenn das Mißfallen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Sie wollte nicht schon wieder schwach erscheinen, nachdem die Vision, welche das Amulett ihr geschickt hatte, sie so dermaßen aus den Stiefeln gehauen hatte. Außerdem sollte sie es doch sein, die an die Wildnis gewöhnt war. Aber, verdammt noch mal, dieses stinkende, tückische Sumpfloch war wohl kaum mit dem zahmen Mischwald um Cheydinhal zu vergleichen. Es gab unzählige Tierfährten, aber kein anderes Lebewesen ließ sich blicken. Kein Wunder bei dem Krach, den wir machen, dachte sie verärgert, als sie wieder einmal von einem glitschigen Stein abrutschte, der unter dem allgegenwärtigen Moos nicht zu sehen gewesen war. Bei diesen Lichtverhältnissen und dem Wind könnte sich wer weiß was an uns heranschleichen, ohne daß ich es bemerken würde. Erynn behielt den Gedanken für sich, schließlich hatte sie auch ihren Stolz. Sie beobachtete das Gebüsch zwischen den engstehenden Bäumen, ob sich nicht irgendwo eine verräterische Bewegung ausmachen ließe, konnte jedoch nichts entdecken. Tatsächlich blieben sie auf ihrem Weg unbehelligt. Kein Wunder. Kein dahergelaufener Bandit wäre so bescheuert, seine Nase bei diesem Wetter aus seinem Loch zu strecken. Im Gegensatz zu mir...
Etwas störte sie. Nagte an ihrem Hinterkopf, doch es dauerte eine Weile, bis sie zwischen ihren finstern, brütenden Gedanken darauf kam, was es war. Seltsam, daß es so weit im Süden so abartig kalt ist. Es könnte natürlich Zufall sein, daß der Wind ausgerechnet heute aus Norden weht, aber angesichts der Umstände...


Die Nacht brach schnell herein. Bald schon konnten sie in der tintigen Schwärze kaum mehr die Hand vor Augen sehen, und so schlugen sie ein provisorisches Lager auf. Arranges mühte sich einige Zeitlang, ein Feuer in Gang zu bringen, doch es wollte nicht gelingen, das nasse Holz zum Brennen zu überreden. Für vernünftiges Licht reichte es auch nicht. Die Dunmerin war nicht begeistert davon die Nacht im Kalten verbringen zu müssen. Auf der anderen Seite wiederum erfüllte es sie mit einiger Genugtuung, daß der Beschwörer mit all seinen Zaubertricks auch nicht mehr zuwege brachte als sie selbst mit Flint und Zunderschwamm.

Es blieb nichts weiter zu tun als sich in den armseligen Unterstand zu verkriechen und das Ende der Nacht abzuwarten. „Schlaft gut... oder versucht es wenigstens“, murmelte Arranges. „Ich geb mir Mühe“, erwiderte sie zähneklappernd. Sie fror erbärmlich.
Erynn rollte sich so sehr zusammen wie sie konnte, doch ihr Schlaf blieb leicht und wenig erholsam. Immer wieder schreckte sie hoch, ob von der Kälte oder den nächtlichen Geräuschen, wußte sie selbst nicht.

Der Morgen brachte neue Wärme – und Mücken. Immer wieder diese verdammten Mücken. Die Kriegerin seufzte schicksalsergeben und richtete sich auf. Weiter geht’s... soll ich nun hoffen oder fürchten, das wir unser Ziel bald erreichen?

weuze
03.02.2011, 22:31
Arranges hatte einen leichten Schlaf, eher wach, als wirklich schlafend. Er bemerkte, dass Erynn sich mit der Witterung abmühte. Er selbst hatte keine Probleme. Wenn seine Körpertemperatur drohte zu sinken, bediente er sich seiner Magie, um sie zu halten. Sollte ich vielleicht... nein... sie hat auch nicht nachgegeben und mich in Frieden gelassen, jetzt soll sie selbst sehen, dass sie nicht erfriert!

Am nächsten Tag war es endlich wieder ein ganzes Stück wärmer und freundlicher, wenngleich der Himmel noch immer bewölkt war und eine unangenehm nasse Kälte in der Luft stand. Dafür war es aber wiederum windstill, was Arranges direkt positiv wertete. Erynn sah wohl ein, dass es sich nicht mehr lohnte, noch irgendwie länger dem Versuch zu schlafen, nachzujagen. Sie setzte sich auf. Arranges, der schon seit fast einer Stunde nur noch döhste und hoffte, dass die Dunmer einfach liegenblieb, bis er sich vollständig erholt hatte, schlug die Augen auf und stemmte sich ebenfalls hoch. 'Habt ihr gut geschlafen?' Er vermied es zu grinsen, der Ton ließ allerdings keine Zweifel daran, dass er sehrwohl mitbekommen hat, wie vergeblich sie versuchte, sich richtig zu erholen. Arranges gähnte stattdessen herzhaft und streckte sich einmal. 'Nun... weiter gehts...' Sagte er voller Elahn. Er stand auf und nur wenig später waren sie dabei, das Lager abzubrechen.

Arranges hatte sich gerade die beiden Decken wieder eng geschnürt, an seinen Gürtel gehängt und schloss die Brosche, die seinen Umhang über dem Brustbein zusammenhielt, als er plötzlich ein lautes Platschen aus der Richtung, in welcher der Panther hinter den Büschen war, vernahm. Erynn hatte es auch gehört, denn sie hob aufhorchend den Kopf. Werden wohl irgendwelche Rehe oder ein einsamer Wolf sein... Arranges zuckte mit den Schultern und wollte sich gerade bücken um die Hose unter seinen Beinschienen zurecht zu rücken, als ein leises, kaum hörbares, kurzes Pfeifen die Luft durchschnitt. Arranges schaute ungläubig auf das gerade noch zu sehende Ende eines Armbrustbolzens, der seine linke Armbeuge genau zwischen Unterarmschiene und Schulterpanzer durchschlagen hatte. Der Kaiserliche war so perplex, dass die einzige Reaktion, die er zu Stande bekam, darin lag, sich wieder aufzurichten, sich mit ausgestrecktem Arm zu Erynn zu drehen und mit einem Gesichtsausdruck, der in jeder anderen Situation für Gelächter gesorgt hätte, auf das Geschoss zu deuten, welches nur ober- und unterhalb des Arms gerade so zu sehen war. Der Nekromant wollte in seiner Schockverwirrung gerade etwas sagen, als der nächste Bolzen auf eine seiner Schulterplatten traf und kreischend abgelenkt wurde. Beim Haus des Chaos... da scheint es wohl wirklich jemand auf Ärger anzulegen... Arranges ignorierte den aufkommenden Schmerz einfach. Ein Feuerball zischte in die Richtung, aus der zuvor das Platschen kam und verschwand im Gebüsch, nur um einige Sekunden später ein ohrenbetäubendes Krachen hervorzurufen. Ein klagender Schrei war zu hören und kurz darauf kam eine leicht gepanzerter Nord zwischen den Büschen hervorgestolpert. Wild mit den Armen fuchtelnd, versuchte der Schütze die Flammen auf seinen Oberschenkeln und der Torsofront auszuklopfen. Arranges zog sein Schwert und trat auf den Angreifer zu. Mit einem mächtigen Hieb schlug er ihm den Kopf ab. Eine schnell nachlassenden Blutfontäne schoss aus dem Hals des Toten hervor, während der Kopf rollend im Gebüsch verschwand. Der Körper sackte augenblicklich vor Arranges zusammen und blieb reglos liegen. 'Der Temperaturkontrast zur letzten Nacht bekam euch wohl nicht so gut was... tut mir ja leid, aber das hier,' er streckte seinen verletzten Arm vor und zeigte mit der Schwertspitze auf den Bolzen,' hätte auch ins Auge gehen können... ich hänge sehr an meinen Augen!' Mit kalter Mienen trat er noch einmal auf den Torso ein, woraufhin ein gewaltiger Blutschwall aus dem Hals hervorschoss. 'Und sowas am frühen Morgen...' Knurrte Arranges vor sich hin, während er sich zu Erynn drehte und sein Schwert wegsteckte. Er wollte gerade etwas sagen, als der nächste Bolzen nur knapp seinen Kopf verfehlte. 'So, jetzt reicht es!' Arranges drehte sich in die Richtung, aus der der Bolzen kam. Er machte eine flüssige Geste, als wollte er mit Gedankenkraft etwas aus dem Boden emporheben. Aus einer dunkelblauen Kaskade vor ihm auf dem Boden, erhob sich ein Skelett mit einem wuchtigen Zweihänder. Der Kaiserliche brauchte nicht wirklich etwas befehlen, der Skelettmeister verstand sofort, als er den zweiten Bolzen, der eigentlich hätte Arranges treffen sollen, abfing. Mit einer schwingenden Armbewegung rief das Skelett seinerseits einen niederen Schergen und schickte ihn in die Richtung, aus welcher die Angriffe kamen. Der Skelettscherge trieb einen jetzt total verängstigten Dunmer aus dem Busch, welcher sich zitternd erhob, die Waffe fallen ließ und sich vor lauter Angst nicht rühren konnte. Das Skelett versänkte die rostige Schneide seiner Streitaxt in der Brust des Dunkelelfen. Als es die Waffe wieder zurückzog, sackte sein Gegner tot zusammen. Doch plötzlich sahen sich Erynn und Arranges drei Angreifern gegnüber, alle mit entschlossenen Mienen und gerüstet wie erfolgreichere Räuber.

Glannaragh
04.02.2011, 16:18
„Halt einfach die Klappe“, blaffte Erynn, als Arranges sie mit einem Elan begrüßte, der die Grenze zur Perversion im gestreckten Galopp durchbrach. Sie wandte sich ab und machte sich daran den Woilach abzunehmen, der ihnen in der Nacht als Plane gedient hatte. Und hör auf, so dämlich zu grinsen. Ich weiß genau, daß du das tust. Schön für dich, daß dir die Kälte nichts ausmacht. Idiot.

Minuten später waren sie marschbereit. Die Elfin hatte sich gerade damit abgefunden, wieder stundenlang durch die Sümpfe zu latschen, als sie ein Geräusch vernahm, das nicht so recht zu den übrigen Hintergrundlauten paßte. Konzentriert blickte sie in die Richtung, aus der es gekommen war und griff nach ihrem Bogen. Einen Herzschlag später durchschnitt ein kaum hörbares Pfeifen die Luft, gefolgt von einem dumpfen Einschlag. Sie hörte den Kaiserlichen straucheln und fuhr herum. Aus irgendeinem Grund stand er bereits wieder aufrecht und streckte ihr wortlos seinen Arm entgegen. Totale Verwirrung stand auf seinem Gesicht.
„Oh, Arranges... nicht schon wieder“, war alles, was ihr in dem Moment einfiel.
Ein weiterer Bolzen flog heran und löste sie beide aus ihrer Starre. Erynn ließ sich auf ein Knie sinken und suchte ein Ziel, während der Nekromant schwerere Geschütze für angebracht hielt. Der Erfolg sollte ihm recht geben.
Sie legte auf den Banditen an, der brennend aus den Büschen stürzte, konnte den Pfeil aber gerade noch auf der Sehne halten, als ihr Arranges mit gezogenem Schwert quer durchs Schußfeld rannte. Er machte kurzen Prozeß mit dem Nord, richtete ihn regelrecht hin.

Das war jetzt wirklich knapp, du Trottel. Wir sollten dringend ein ernsthaftes Gespräch über das Zusammenspiel von Fern- und Nahkampf führen. Wie kann man nur so blöd sein!?
Fassungslos sah sie zu, wie der Kaiserliche eine ziemlich einseitige Diskussion mit dem geköpften Leichnam führte. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie knapp er vor ein paar Herzschlägen einem Pfeil im Rücken entgangen war! Der Nekromant kehrte dem Toten schließlich den Rücken zu und kam zu ihr zurück. Erynn holte tief Luft, um eine Standpauke abzulassen die jeden Armeeschleifer begeistert hätte, als ein drittes Geschoß dicht an ihnen vorbeizischte.

Die Elfin duckte sich augenblicklich wieder, um ein kleineres Ziel zu bieten. Mittlerweile kannte sie auch das seltsame Flimmern der Luft, das immer dann auftrat, wenn Arranges eine Dienerkreatur an seine Seite rief. Es sah aus, als verschöbe sich die Wirklichkeit, um eine Pforte zu einer Welt hinter der Realität zu öffnen. Dennoch geriet sie aus dem Konzept als sie sah, was für eine Kreatur dem Ruf des Kaiserlichen folgte. Er hat mir zwar erzählt, daß er ein Totenbeschwörer ist, aber es mit eigenen Augen zu sehen...
Das Skelett rief nun seinerseits einen niederen Streiter, während die Elfin vollauf damit beschäftigt war, über ein halbes Jahrhundert Erziehung innerhalb weniger Lidschläge hinter sich zu lassen. Ausgerechnet Nekromantie. Von allem Blödsinn, mit dem sich ein Zauberkünstler beschäftigen könnte.

Das zweite Skelett erlegte den anderen Schützen, ein Dunmer wie sie selbst. Er war offenbar durch das plötzliche Auftauchen der beiden Gerippe ebenso überrumpelt gewesen.
Pragmatik siegte letztendlich über Indoktrination, als drei weitere Wegelagerer aus dem Unterholz brachen. Für den Augenblick akzeptierte sie die Untoten als Mitstreiter und konzentrierte sich ganz auf die drei Gestalten, die ihr entgegenstürmten.
Erynn fühlte sich an den Zwischenfall auf dem Weg nach Bravil erinnert, als sie zum ersten und einzigen Mal überhaupt Menschen getötet hatte und darüber hinaus in einen Blutrausch verfallen war. Das war gewesen, bevor sie Arranges kennengelernt hatte. Bevor sie Dinge gesehen und erlebt hatte, die bis dahin nicht einmal in ihren wildesten Vorstellungen existierten.
Zwei eurer Kameraden sind schon auf äußerst häßliche Weise gestorben. Ihr hattet mehr als genug Gelegenheit, es euch anders zu überlegen. Sie schätzte Entfernung und Geschwindigkeit des Gauners, der ihr am nächsten war. Da er Kopf und Rumpf mit einem Rundschild schützte, zielte sie auf die Beine.

Die Skelette warfen sich den neuen Gegnern ohne Rücksicht auf Verluste entgegen. Sie pickten sich einen der Banditen heraus und machten ihn mit wenigen Hieben nieder, die Treffer nicht achtend, die sie selbst dabei einsteckten.
Erynn ließ derweil ihren Pfeil fliegen. Mit einem Schmerzenslaut strauchelte der Wegelagerer und blieb liegen. Nicht tot, aber vorerst außer Gefecht.
Der letzte Angreifer sah, woher der Wind wehte, warf sich herum und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war. Ein Feuerball und zwei Skelette folgten ihm.
Sie sah zu Arranges herüber. Sein Gesicht war weiterhin hochkonzentriert, während er die mentale Verbindung zu den Skeletten aufrechterhielt, die sich jetzt rasch entfernten. Vielleicht haben wir alle erwischt. Vielleicht waren diese fünf nur Kanonenfutter, um unsere Stärke abzuschätzen. Erynn wandte sich wieder der Wildnis zu und hielt nach weiteren Angreifern Ausschau. Zweimal waren sie von dieser Bande überrumpelt worden, und sie wollte verhindern, daß es ein weiteres Mal geschah.

weuze
04.02.2011, 18:06
Arranges konzentrierte sich nur auf seinen Kampf. Er hetzte die Skelette auf einen der Räuber, welcher ihnen komplett unterlegen war. Erynn kümmerte sich derweil um den Zweiten. Als auch dieser strauchelte und kampfunfähig war. Der Dritte erkannte, dass sie hier keine leichte Beute abgreifen konnten und versuchte zu flüchten. Arranges schickte ihm einen Feuerzauber nach, der allerdings nicht traf. Die Untoten hechteten dem Fliehenden ins Gebüsch nach. Nur wenige Sekunden später erklang das Reissen von Fleisch. Knochen barsten, dann bekam der Nekromant von den Skeletten signalisiert, dass sie den Wegelagerer erledigt hatten.

Arranges drehte sich zu dem Bandit um, den Erynn mit einem Schuss ins Bein zu Fall gebracht hatte. Ich habe schon immer gesagt, dass Bögen und Armbrüste absolut schwache und unnütze Waffen sind... Er blickte verächtlich auf das dicke Holzschild, welches der Verletzte noch immer in einer Hand hielt, während er den Kopf verrenkte um zu Arranges aufzuschauen. 'Bitte... Gnade...' Keuchte der Räuber. 'Von wegen Gnade... vielleicht in deinem nächsten Leben!' Sagte Arranges kalt und stieß dem Mann sein Schwert durch den Schädel. Der Räuber war augenblicklich tot. Zufrieden zog der Kaiserliche seine Klinge wieder heraus und schob sie ein. Er sah zu Erynn. Mit einem Seitenblick und einem kurzen Wink entließ er die beiden Skelette, welche gerade zwischen den Büschen hervorkamen. Ein triumphierendes Lächeln blitzte kurz auf, bevor jetzt der Schmerz in Arranges Gehirn ankam. Er zog eine leidvolle Grimasse. 'Verfluchte Schützen!'

Die Zähne aufeinandergepresst besah er sich die Wunde. Der Bolzen hatte das Gelenk zum Glück verfehlt, Arranges konnte den Arm noch beugen. Er drehte leise stöhnend den Arm und untersuchte kurz die Austrittswunde. Ein billiger Holzbolzen mit locker aufgesetzter Eisenspitze. Arranges begann an der Spitze zu zerren, während er vom Schmerz geschüttelt aufstöhnte. Nach einigen Augenblicken hatte er die Spitze herunter, drehte den Arm wieder herum und packte das Schaftende des Geschosses, so fest er konnte. Er riss einmal daran, der Bolzen bewegte sich kaum. Die Augen zusammenkneifen, die Zähne fest zusammengebissen, riss er nochmal an dem Bolzen. Ein ausgefranstes Loch aus dem zwar nicht viel, aber stetig Blut sickerte, war zu sehen, als Arranges unter lautem Aufstöhnen das Projektil herauszog. 'Dem nächsten Schützen, der seine Pfeile auf mich richtet, zieh ich die Haut vom Leib und zwingen ihn dann dazu, in seiner neuen Existenzform auf Nirn zu wandeln, bis es mir beliebt, ihn gehen zu lassen... also nie!' Brummte Arranges sauer hinter geschlossenen Kiefern, während er den Arm ausgestreckt von sich hielt und mit der freien Hand geschwind eine der kleinen Verbandsrollen, die er in Bravil kekauft hatte, von seinem Gürtel löste, den Anfang zwischen die Zähne nahm und sich dann so zwar umständlich, aber brauchbar einen strammen Verband anlegte. Erynn blendete er komplett aus.

Es dauerte nur einige Augenblicke. Der Bolzen schien das Gelenk tatsächlich verfehlt und auch die Muskeln und Blutbahnen nur leicht gestreift zu haben. Sonst wäre Arranges vermutlich kläglich daran gescheitert, sich selbst zu verarzten. Um eine schnelle Heilung zu gewährleisten, nahm Arranges noch einen der Heiltränke, mit denen er sich ebenfalls in Bravil eingedeckt hatte, vom Gürtel und träufelt etwas davon auf den Verband, der sich damit vollsaugte und das Gebräu somit überall an die Wunde kam. Er bewegte den Arm ein paarmal um sicherzugehen, dass der Verband hielt, erst dann blickte er wieder auf. Der pochende Schmerz wurde ein wenig gelindert durch den Heiltrank, war aber immernoch sehr deutlich. 'Man sollte meinen, diese Räuber wüssten es besser...' Sagte er zu der Dunmerin und machte dann Anstalten, sich zum Weitergehen zu bewegen.

Glannaragh
04.02.2011, 22:46
Es schienen sich keine weiteren Ganoven in der Umgebung aufzuhalten. Erynn beobachtete schweigend, wie Arranges dem letzten Banditen den Garaus machte und sich dann den Bolzen aus dem Arm zog. Seine Beherrschtheit, obwohl er fürchterliche Schmerzen haben mußte, nötigte ihr einiges an Respekt ab, aber ihre Wut war noch lange nicht verraucht. Daß er im Augenblick auf Schützen nicht gut zu sprechen war, konnte sie akzeptieren. Daß er gerade andere Probleme hatte, als sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ebenfalls. Als er den Kampf jedoch mit einem lapidaren Spruch abtat als gäbe es an seiner Unbezwingbarkeit nicht den geringsten Zweifel, platzte sie.
„Ihr seid der arroganteste, selbstherrlichste Scheißkerl, der mir je untergekommen ist! Denkt Ihr mitunter auch darüber nach, was Ihr eigentlich tut? Nicht nur, daß Ihr mir überflüssigerweise direkt in die Schußlinie latscht... um ein Haar hätte ich Euch eine zusätzliche Körperöffnung verpaßt. Nein, Ihr stecht auch noch den einzigen Menschen ab, der uns etwas über die Gegend hätte erzählen können. Vielleicht wußte er ja etwas über dieses Weib, das Ihr sucht. Vielleicht hat sie die Banditen sogar geschickt. Kommt es Euch kein bißchen seltsam vor, daß wir ausgerechnet hier, mitten im Nirgendwo, auf Wegelagerer treffen? Keine Siedlungen weit und breit. Kaum Reisende. Die Gegend viel zu lebensfeinlich, selbst für Flüchtlinge. Warum bei der Liebe der Ahnen denkt Ihr, sollten sich solche Typen hier herumtreiben – es sei denn, sie hätten einen verflucht guten Grund dafür? Bei den Göttern, wie kann man nur so blöd sein?“

Verblüfft sah Arranges die Dunmer an. Er wusste einen Moment nicht, was er sagen sollte, aber er fühlte sich sofort an Meryann erinnert. Ich möchte mal wissen, ob das daran liegt, dass sie beide Frauen waren oder ob sie einfach einem Irrglauben nachjagen, der besagt, dass Bögen die besseren Waffen sind... 'Ich weiss nicht was ihr habt? Oder habt ihr auch nur einen Moment daran geglaubt, dass diese Stadtgassenschläger auch nur den Hauch einer Chance hätten? Nichteinmal auf eine lächerlich kurze Distanz ist es diesen Trotteln gelungen, mich tötlich zu treffen... darüberhinaus seid ihr nicht zum Kämpfen hier. Ihr tragt das Amulett und sagt mir wo es hingeht... nichts anderes... Den Bogen hättet ihr ebensogut im Gildenhaus in Skingrad lassen können, oder wolltet ihr uns damit ursprünglich unser Essen beschaffen, sollten unsere Vorräte ausgehen?' Arranges belächelte Erynn von oben herab. 'Würdet ihr Torrah so gut kennen wie ich, wüsstet ihr, dass sie uns nie, nichteinmal, wenn sie sturzbetrunken wäre, solche unfähigen Bastarde auf den Hals hetzen würde... Wenn, dann macht sie das schon richtig und heuert gleich die Dunkle Bruderschaft an...' Überheblich und selbstgefällig klang sein Ton. Auf das Missfallen der Dunkelelfe ging er gar nicht erst ein. 'Was hätte dieser Mann uns sonst noch sagen können? Schaut euch um, eine Marschstunde in südlicher Richtung wird sich das Gelände wohl kaum gravierend ändern...'

„Was?! Hörst du mir überhaupt zu, du eingebildeter Bock?“ sie schnaubte abfällig, merkte gar nicht, wie sie die Anrede wechselte. „Du hast die ganze Sache gründlich versaut! Du bist so von dir selbst eingenommen, daß du einen taktischen Vorteil nichtmal erkennen würdest, wenn er dich in den Arsch beißt!“
Als Arranges sie nur weiterhin herablassend grinsend ansah, riß ihr endgültig der Geduldsfaden. Sie ballte die behandschuhte Rechte zur Faust und verpaßte ihm einen Kinnhaken, der seinen Kopf herumriß, setzte ihm nach, packte ihn bei den Schultern und rammte ihr Knie seitlich in seine Rippen. „Ich hätte meinen Bogen also einfach im Gildenhaus lassen können, ja? In der Tat, denn ich brauche ihn nicht, um dir eine Abreibung zu verpassen“, schrie sie dem Kaiserlichen aus nächster Nähe ins Gesicht. Dann trat sie noch einmal nach, zielte wieder auf die unteren Rippen. Das Kettenhemd dämpfte die Wucht, aber für einen imposanten blauen Fleck würde es reichen. „Damit du nicht vergißt, was für ein dämlicher Prügelknabe ich doch bin!“

Arranges registrierte gar nicht, dass die Faust der Dunkelelfe ankam und plötzlich musste er sich krümmen vor Schmerzen im Torso. Was zur Hölle?! Sie hatte ihn absolut kalt erwischt. Ihre Schläge waren zwar nicht das, was Arranges als wirklich hart bezeichnet hätte, aber dennoch mit bermerkenswerter Kraft geführt. Dazu kam noch, dass sich jetzt die Wunde in Arranges Brustkorb wieder meldete und heftig zu schmerzen begann. Den eben verbundenen Arm schlang er um die Rippen und versuchte keuchend wieder zu Atem zu kommen. Er stemmte sich dagegen, einfach umzufallen. Obwohl seine Beine arg zitterten und er sich kaum aufrecht halten konnte. Ist das das Nachspiel? Ich verliere die Kontrolle über sie... Aber vor ihr in die Knie zu gehen, würde er nicht tun, diese Blöße würde er sich nicht gestatten. Mühsam atmend, einen Arm noch immer um die Rippen geschlungen, richtete er sich auf. 'Der strategische Vorteil, den ihr hier zu sehen glaubtet, war nicht vorhanden... es mag eurem dunkelelfischen Spatzenhirn vielleicht nicht einleuchten, aber selbst wenn Torrah diese Männer angeheuert haben sollte, glaubt ihr nicht wirklich, dass sie diese Truppe wissen ließ, wer sie ist und wo sie ihr Versteck hat? Ihr habt von solchen Dingen keine Ahnung, ob ihr das nun hören wollt oder nicht... im Zweifel keine Überlebenden... ich dachte, ihr hättet das begriffen, als wir oder vielmehr ich, der Goblinbrut ein Ende bereitet habe, indem ich die Brutmütter tötete?'

Erynn hatte nicht übel Lust, Arranges mit einem weiteren Fausthieb endgültig auf die Bretter zu schicken, hatte sich jedoch mittlerweile so weit abreagiert, daß sie es bleiben ließ. "Wer sagt, daß der Bandit am Leben geblieben wäre?" fragte sie kalt. "Und hört endlich mit dieser Goblingeschichte auf. Ich war überrascht, das ist alles."
Sie hätte einen Jahressold darauf verwettet, daß der Kaiserliche ihr kein Wort glaubte. Sie glaubte selbst nicht daran, war es aber gründlich leid, sich mit ihm zu streiten. Wenigstens war der unerträglich arrogante Gesichtsausdruck verschwunden.
"Wollt Ihr hier Wurzeln schlagen?" knurrte sie und wandte sich zum Gehen.

weuze
04.02.2011, 23:19
Ja richtig... ihr werdet das auch nicht überleben... Sobald ich mein Ziel erreicht habe, fahrt ihr zur Hölle, das ist sicher! In Zukunft werde ich keine Rücksicht mehr nehmen, ich führe Kämpfe wie es mir passt... Dachte Arranges, während er mehr hinter Erynn herstolperte als ging.

Sie kamen wie auch am Vortag nur langsam voran. Aber wenigstens zog der Abend ohne arges Wetter auf. Es wurde dennoch sehr dunkel unter den ausladenden Baumkronen. Die Nacht verlief ohne irgendwelche besonderen Ereignisse. Der nächste Tag brachte heißes Wetter. Es war schwül, die Luft stand in den Sümpfen, unerträglich lastete die Hitze auf ihnen. Beide waren erleichtert, als der Abendwind etwas kühlere Luft von Westen her brachte. Laut Erynn, waren sie ihrem Ziel sehr nahe, am nächsten Tag würden sie es sehr wahscheinlich noch vor Mittag erreichen können, vorausgesetzt, sie wurden nicht wieder von irgendwelchen Banditen überrascht.

Arranges war die ganz Zeit über in eine mehr oder weniger unfreundliche Stimmung verfallen. Er brachte Erynn kaum mehr eine auch nur annähernd freundliche Geste entgegen. Immer wieder ging er in Gedanken durch, was er von ihr alles ertragen musste und dachte sich nicht nur einmal, dass er vielleicht besser daran getan hätte, sich nicht doch jemand anderes für diese Jagd zu suchen. Er empfand eine angenehme, nicht hysterische, Vorfreude darauf, sie auf eine Art und Weise sterben zu lassen, die lange und qualvoll sein würde.

Am nächsten Morgen sank seine Laune nochmals deutlich. Ihr Ziel schien sich zu bewegen. Erynn eröffnete ihm am Morgen, dass sie das Buch nicht mehr so nahe, wie am Vorabend fühlen konnte, es hatte sich ihrer Wahrnehmung nach, weiter nach Süden bewegt. Erst verwundert, schaffte es Arranges für den Rest des Tages, da sie nun die Richtung geändert hatten und somit ob des fehlenden Flusses nun gar keine Orientierung mehr hatten außer dem Amulett, ihr kaum mehr als ja oder nein als Antworten auf ihre neuerlichen Fragen zu geben.

Sie hatten trotz des Geländes ein ordentliches Stück geschafft, als sie am Abend mitten im Nirgendwo ihr Lager aufschlugen. Arranges übernahm die erste Wache. An einen Baum gelehnt, blickte er aufmerksam auf die Geräusche der Nacht lauschend, in ein kleines Lagerfeuer.

Andromeda
05.02.2011, 00:20
Anschluss an diesen Post (http://www.multimediaxis.de/threads/104961-Rollenspielthread-3-%28Signatur-aus%29?p=2737316&viewfull=1#post2737316) im Rollenspielthread.


Etwa einen halben Tag nachdem sie die Stelle mit den Leichen gefunden hatte, hörte sie vor sich Stimmen. Die Personen mussten weiter entfernt sein und gaben sich definitiv keine Mühe, leise zu sein. Sie beschleunigte ihre Schritte - ihr Pferd führte sie an den Zügeln, da das Gelände immer unwegsamer wurde - und näherte sich langsam der Quelle der Stimmen. Sie folgte ihnen in sicherem Abstand, und als sie des Nachts rasteten, band sie ihr Pferd in sicherer Entfernung an einen Baum und näherte sich leise dem Lager. Sie mußte höllisch aufpassen, um auf dem sumfpigen Untergrund halbwegs leise zu gehen, schaffte es aber sich dem Lager so weit zu nähern, dass sie eine Dunmer und einen Mann erkannte, der gut der gesuchte Kaiserliche sein konnte. Als beide kurzfristig eingeschlafen waren, bewegte sie sich noch weiter auf das Lager zu - weit genug um sicher zu sein. Allerdings nahm sie sich zu Herzen, was in Skingrad passiert war und überstürzte nichts.

Sie folgte den Beiden den nächsten Tag noch in sicherem Abstand, wobei sie das Gefühl nicht los wurde, dass die beiden ziemlich orientierungslos durch die Sümpfe zogen. An diesem Tag waren sie etwas leiser, trotzdem fiel es ihr nicht schwer, ihnen zu folgen. Als sie am Abend ihr Lager aufschlugen, wartete Dreveni in sicherem Abstand gut zwischen Büschen verborgen darauf, dass beide kurz gleichzeitig schlafen würden. Sie würde sich zuerst den Magier vornehmen, auf den Bogen verzichtete sie, wenn sie ihn im Schlaf angreifen wollte. Ihn tötlich zu treffen wenn er auf dem Boden lag, war nicht einfach, deshalb lies sie den Bogen und das Schwert bei ihrem Pferd, genauso wie den langen Mantel. Sie präparierte ihren Dolch mit einem Stillegift und wartete. Sollte sie ihn mit dem Dolch nur ankratzen, würde er trotzdem ersteinmal nicht zaubern können. Der Kaiserliche übernahm die erste Wache, und als Dreveni schon dachte, sie würde diese Nacht überhaupt keine Chance bekommen, schien er kurz einzuschlafen. Sie sprach einen Unsichtbarkeitszauber, nur für den Fall dass er aufwachte bevor sie ihn erreichte. Allerdings war es bis auf das Lagerfeuer stockfinster, und nachdem er in das Feuer gesehen hatte, würde er sie vermutlich eh nicht sofort sehen können im Dunkeln. Der Kaiserliche hatte sich im sitzen an den Baum gelehnt, und war so eingeschlafen, die Dunkelelfe lag daneben auf der Erde. Sie war etwas jünger als sie selbst, mehr nahm sie nicht wahr, da sie sich auf den Kaiserlichen konzentrierte. Als sie ihn so gut wie erreicht hatte, löste sie den Zauber wieder, da er sie doch einen Teil ihrer Konzentration kostete. Sie sah sich selbst nicht als Magierin, sie nutzte und übte nur das, was ihr unmittelbar und praktisch von Nutzen war, nicht weil sie Magie sonderlich interessant gefunden hätte. sie überlegte kurz, entschied sich ihm einfach die Kehle durchzuschneiden, hob den Dolch und ging die letzten Schritte leise auf ihn zu...

Glannaragh
05.02.2011, 02:15
Für den Rest des Tages blieb sie von Arranges’ Hochmut verschont, und auch am darauffolgenden verhielt er sich angenehm zurückhaltend. Er war -wie zu erwarten- nicht glücklich als sie ihm mitteilte, daß sich ihr Ziel bewegte, blieb aber ruhig, wie sie erleichtert feststellte. Die finsteren Blicke, bei denen sie ihn hin und wieder ertappte, beunruhigten sie jedoch. Abgehackte, unfreundliche Antworten war sie ja mittlerweile gewöhnt. Da kommt noch was nach. Du hast es mal wieder übertrieben, Erynn – soviel zu ‚Vertrauen’. Warum zum Henker konntest du es nicht einfach auf sich beruhen lassen?

Sie lauschte genauer als je zuvor auf das Amulett. Es hatte praktisch gequält aufgeschrien, als sich die Distanz zu dem Buch wieder vergrößerte. Noch immer ließ sich das unermeßliche Leid spüren, wenn sie ihre Hand auf den eingelassenen Stein legte. „Ich weiß“, flüsterte sie ihm dann manchmal leise zu. „Ich bringe dich zurück, versprochen. Du mußt mir nur sagen, wohin ich gehen soll.“ Das heftige Pochen schien dann für eine Weile ruhiger zu werden, schwoll jedoch stets kurz darauf wieder an, als versuche der Seelenfetzen verzweifelt, aus seinem Gefängnis auszubrechen.
Kurz zuckte ein Bild durch ihren Kopf. Sie sah sich selbst, wie sie von einem riesigen Stein umschlossen war, die Hände auf die Innenwand des seltsamen Gefängnisses gelegt, ohne einen Ausweg finden zu können. Ein Traum? Eine halbverschüttete Erinnerung an eine Gruselgeschichte, die sie als Kind gehört hatte? Vielleicht ein Versuch der Seele in dem Amulett, ihr zu beschreiben, was sie durchmachte? Erynn vermochte es nicht zu sagen.
Sie fragte sich müßig, wessen Essenz wohl in dem Schmuckstück eingeschlossen war. Hör zu, bat sie im Stillen, du darfst mich nicht wieder so überrumpeln wie vor ein paar Tagen. Der Weg, den ich gehe, ist gefährlich, und ich brauche alle meine Sinne. Mein Ziel ist dein Ziel, also mach es mir nicht schwerer als es sein muß. Wortlose Zustimmung.

Einmal, genau nach einem der stummen Zwiegespräche, glaubte Erynn ein Knacken im Unterholz zu hören, ganz in der Nähe. Sie schaute sich um, entdeckte aber nichts. Den Rest der Tages verbrachte sie in gesteigerter Aufmerksamkeit, ohne jedoch einen weiteren verdächtigen Laut aus den Umgebungsgeräuschen herausfiltern zu können.

Am Abend lagerten sie an einer relativ trockenen Stelle; es gelang ihnen sogar, ein kleines Feuer zu entzünden. Arranges erklärte, die erste Wache übernehmen zu wollen. Es waren die ersten Worte, die er seit langem sprach. Erynn antwortete nicht – da war etwas in seiner Stimme, das unmißverständlich deutlich machte, daß ihre Meinung ohnehin nicht gefragt war. Stattdessen legte sie sich mit dem Rücken zum stark qualmenden Feuer und sank bald in einen erholsamen Schlaf, während sie dem Wispern des Amuletts lauschte – immer gerade so leise, daß man die Worte nicht verstehen konnte.

Die Elfin konnte nicht sagen, was da am Rande ihres Bewußtseins kratzte, als sie mitten in der Nacht die Augen aufschlug. Sie lauschte in die Nacht, aber außer den üblichen Tierlauten war nichts zu hören. Auch aus Arranges’ Richtung kam kein Geräusch, also kam sie zu dem Schluß, daß ein Traum sie geweckt haben mußte. Sie starrte in den dunklen Wald und wartete darauf, daß der Schlaf sie wieder in die Arme schloß.

weuze
05.02.2011, 03:03
Arranges war müde, sah aber nicht ein, sich noch einmal in der angeblichen Sicherheit der Dunmer zu wiegen, auch die ganzen vergangenen Nächte, wenn sie die Wache hatte, war er stets wach und hatte nie wirklich geschlafen. Von wegen Vertrauen... ich pfeif auf Vertrauen... was ich davon habe sind Fragen, deren Antworten niemanden, nichteinmal sie, etwas angehen und Schmerz... Bei diesem Gedanken strich er über die Stelle, wo unter dem Kettenpanzer die hässliche Wunde aus dem Kloster war. Er sah in die Flammen und war bemüht, wach zu bleiben. Aber irgendwann fielen ihm die Augen doch für einen kurzen Moment zu. Der Schlaf hatte ihn fast ganz eingenommen, als er hochschreckte. Er hätte in diesem Moment nicht sagen können, warum, er wusste nur, dass er mit dem dunklen Umriss, der da vor ihm aufragte und das Feuer verdeckte, nichts anzufangen wusste.

Als aber eine Klinge kurz aufblitzte, war Arranges direkt hellwach und verdankte es seinem Reflex, dass er nicht in diesem Moment gestorben wäre. Schnell riss er den gesunden Arm hoch. Der Dolch des Angreifers schlitzte lediglich die lederne Armschiene des Nekromanten. Jedoch wiederum gerade so tief, dass die Spitze der Waffe seine Haut ritzte. Sofort bemerkte Arranges das Gift, welches die magischen Energien erst aus seinem Arm verdrängte und nur einen Moment später durch die Adern in seinen ganzen Körper schoss. Verflucht... das ist kein gewöhnlicher Wegelagerer! Arranges nutzte den Moment, den der Meuchler brauchte, um zu realisieren, dass sein Attentat fehlgeschlagen war. Schnell war Arranges auf den Beinen und musste wieder einen Schlag des Angreifers mit seiner Armschiene abwehren. Wieder bekam er eine Dosis des Stillegiftes ab. Arranges zog flink und behände sein Schwert. Er konnte nichts anderes machen, jetzt musste er sich auf seine Fechtkünste allein verlassen. Der Kaiserliche entschied sich im Bruchteil einer Sekunde für rohe Gewalt, statt seiner regulären Taktik. Was auch sonst, es ist stockfinster, für überlegte Finten fehlt das Licht und die Zeit... Er packte das Schwert mit beiden Händen und hackte wie ein Irrer auf den Schatten vor sich ein. Der Angreifer hatte wohl nicht mit einer solch brachialen Gewalt gerechnet, zwar tat es Arranges ebenfalls ordentich weh in seinem linken Arm, aber das ignorierte er schlichtweg. Arranges hatte nicht die Möglichkeit, den Angreifer nur mit der Klinge zu bezwingen. Sein Kontrahent tat sich zwar seinerseits sichtlich schwer, war aber flink und geschickt genug, die Hiebe des Kaiserlichen nicht als direkte Treffer zu kassieren. Arranges musste sich Zeit erkaufen, bis die kurzlebige Wirkung des Giftes nachließ.

Nach einigen Sekunden, die er auf den Schatten vor sich eingedroschen hatte und die Arranges wie die Ewigkeit vorkamen, spürte er, wie die Bindung zur Magie langsam wieder zurück zu ihm fand. Er zerrte an dieser Verbindung und fluchte stumm, weil es sich wohl doch um ein recht starkes Stillegift gehandelt haben musste. Endlich! Arranges teuschte einen weiteren Schlag an, tat dann aber einen Satz nach hinten und formte einen Zauber. Wieder war es seinem Reflex zu verdanken. Er spürte noch, wie der Dolch die Luft nur einen Fingerbreit vor seinem Gesicht durchschnitt, dann streckte er die Hand vor und übertrug den Zauber auf seinen Gegner. Sogleich wurde der Schatten vom Gewicht seines eigenen Körpers und allem, was er am Leib trug, auf die Erde gezogen und dort gehalten. Arranges bemerkte noch, wie die beiden Schnitte unter der Armschiene begannen zu sabbern und zu siffen, während er vor der Gestalt in die Knie ging. Mit einem gezielten Girff, hatte er direkt einen Haarschopf in Händen und zog daran. Im schwachen Flackern des Feuers kam das Gesicht einer Dunkelelfe, die vom Aussehen her etwas älter als Erynn war, um Vorschein. Er zog ihr den Kopf weit in den Nacken und setzte ihr die Spitze seines Schwerts an den Hals. 'Ich hoffe, dass ihr wenigstens im Nachhinein zu eurem Anstand zurückfindet und mir wenigstens sagt, wer ihr seid und weshalb ihr mir einen Dolch in die Kehle rammen wolltet, bevor ich euch aufschlitze wie einen zappelnden Fisch...' Gereizt und drohend klangen Arranges Worte.

Andromeda
05.02.2011, 03:29
Sie merkte erst, dass der Magier aufgewacht war, als er ihren Dolch schon mit dem Arm blockte. Einen Moment später war er auch schon auf den Beinen. Verflucht., dachte sich Dreveni nur als sie wieder auf Arranges einstach, noch schien er nicht so ganz wach zu sein. Diese Meinung änderte sie allerdings, als er auf eimal sein Schwert in den Händen hielt. Sie überlegte kurz, zu fliehen, aber sie musste auch damit rechnen, verfolgt zu werden, und bei der Dunmer hatte sie einen Bogen gesehen. Sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, da sie vollauf damit beschäftigt war, den Schwerthieben des Kaiserlichen auszuweichen. Verzweifelt versuchte sie sich wenigstens auf einen Zauber zu konzentrieren, scheiterte aber als sie von dem Schwert ihres Gegners schmerzhaft am Arm gestreift wurde. Plötzlich schien auch noch das Gift nachzulassen, denn der Kaiserliche wich erst nach hinten aus, eine Gelegenheit die sie nicht verstreichen lassen konnte, um ihm mit dem Dolch wieder gefährlich nahe zu kommen. Dass er gerade einen Zauber formte, konnte sie nicht sehen, sie merkte es erst als sie zu Boden gezogen wurde und sich nicht mehr bewegen konnte, nachdem Arranges sie berührt hatte. Gleich darauf war er über ihr und zog ihren Kopf an den Haaren schmerzhaft zurück. 'Ich hoffe, dass ihr wenigstens im Nachhinein zu eurem Anstand zurückfindet und mir wenigstens sagt, wer ihr seid und weshalb ihr mir einen Dolch in die Kehle rammen wolltet, bevor ich euch aufschlitze wie einen zappelnden Fisch...' hörte sie ihn sagen, während sie seine Schwertspitze an ihrem Hals spürte.

Sie versuchte wieder halbwegs zu Atem zu kommen um ihm antworten zu können, und nutzte die Gelegenheit, ihre Gedanken kurz zu sortieren. "Ihr werdet mich doch sowieso aufschlitzen. Und warum ich euch einen Dolch in die Kehle rammen wollte? Weil ich dafür bezahlt werde.", keuchte sie schließlich. Ihr war mit unangenehmer Klarheit bewußt, dass das unter Umständen ihre letzten Worte gewesen waren.

Glannaragh
05.02.2011, 04:30
Erynn war in der Sekunde auf den Beinen, als der Tumult hinter ihr losging und stürmte auf den Angreifer zu. Im Lauf zog sie ihr Schwert.
Sie sah, wie Arranges zurücksprang, dann das blasse Leuchten eines Zaubers, der den Unbekannten zu Fall brachte. Einen Herzschlag später hockte der Kaiserliche über ihm wie ein hungriger Flederschatten. Verdammt, er ist schnell, schoß es ihr durch den Kopf. Und das hat uns wahrscheinlich gerade das Leben gerettet.
Wachsam trat sie näher heran, spähte dabei in die Finsternis, ob sich nicht irgendwo noch weitere Angreifer blicken ließen. Der Kaiserliche hatte den Kopf des Fremden in den Nacken gerissen, und Erynn konnte sehen, daß es sich um eine Frau handelte, eine Dunmerin wie sie selbst. Ihr Haar war dunkel, vielleicht schwarz, die Augen blickten wild. Der Zauber hielt sie bewegungsunfähig, und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wäre die Silberklinge an ihrem Hals ein durchschlagendes Argument dafür gewesen stillzuhalten.
Die Kriegerin senkte ihr Schwert ein wenig, behielt aber weiterhin die Umgebung im Auge.

„...und warum ich Euch einen Dolch in die Kehle rammen wollte? Weil ich dafür bezahlt werde“, sagte die Frau gerade. Verdammt, ich hatte recht! Arranges’ ganz spezielle Freundin hat uns tatsächlich ein Begrüßungskommittee geschickt.

„Ein bißchen knapp, Eure Erklärung, findet Ihr nicht?“ fragte sie die Fremde kalt. Sie haßte sich für die nächsten Worte, die sie ausstieß: „Nun, was die Informationsbeschaffung in diesem Fall angeht - das dürfte eher Euer Metier sein, Beschwörer. Wenn Ihr mich sucht, ich mache dann... irgendwas anderes. Lerne Flöte spielen, oder so. Falls Ihr irgendwas Komisches hört, das bin dann wahrscheinlich ebenfalls ich. Kotzend. Laßt Euch davon nicht stören.“
Im Stillen hoffte sie, daß ihre Worte genügten, um die Zunge der anderen Dunkelelfin zu lösen. Erynn war wirklich nicht besonders scharf darauf, Arranges in Aktion zu erleben.

weuze
05.02.2011, 14:22
Arranges stimmte Erynn in Gedanken zu. Ja, geht ihr mal lieber... denn ich werde euch nicht einsammeln, wennr ihr gleich schluchzend zusammenbrecht... Arranges war in seinem Element, nicht zwangsläufig kontrolliert von Zorn, wusste sein Verstand in diesem Moment trotzdem allerlei widerwärtige und abscheuliche Foltermethoden zu erdenken. Während er den Zerstörungszauber auflöste und ihr somit ihre Kraft zurückgab, ließ er die Haare der Dunkelelfe los und griff mit der freien Hand schnell unter ihr Kiefer und zwang sie so erneut, ihm in die Augen zu blicken. Um seiner Position allerdings nicht die stumme Drohung zu nehmen, griff er zur Magie. Seine Hand, welche ihren Kopf hob, wurde von einem eisblauen Schimmer umgeben. Er ließ sie spüren, dass er nunmehr nicht nur das Schwert an ihrer Kehle als Druckmittel hatte, sondern ebenfalls ihren Kopf durch Schockfrostung platzen lassen konnte, wie eine überreife Tomate, die zu Boden fällt.

'Nun, dann hätten wir zumindest eure Absichten geklärt... Jetzt fehlt noch der zweite Teil meiner Frage: Euer Name...!' Arranges sprach langsam und eindringlich, nicht drohend oder irgendwie zornig. 'Ich werde euch nicht wirklich töten... ihr habt sicher Informationen, die auch für mich interessant wären... Und glaubt mir, zu verraten, was ihr zum Beispiel über euren Auftraggeber wisst, ist sehr viel einfacher, als das zu ertragen, was ich euch antue, solltet ihr euch in Schweigen hüllen...'

Andromeda
05.02.2011, 20:42
Als sie auf eine Reaktion des Kaiserlichen wartete, mischte sich auch die Dunmer ein, die anscheinend durch den Lärm aufgewacht war. Ja, ihre Erklärung war knapp, aber es waren nur Antworten auf die schlechten Fragen des Kaiserlichen. Ein Beschwörer? Scheiße. Als sie dann noch von Informationsbeschaffung sprach, wurde es Dreveni doch noch einmal kurz anders. Zu sterben war das eine, davor gefoltert zu werden, etwas ganz anderes. Immerhin schien die Dunkelelfe doch nicht ganz so hart zu sein, wie es erst den Anschein machte, zusehen wollte sie dann lieber doch nicht. Nach ihrer Ansprache fühlte Dreveni wie der zauber nachlies, und sie sich wieder bewegen konnte. Gleich darauf lies Arranges ihre Haare los, packte stattdessen schmerzhaft ihren Unterkiefer und hüllte seine Hand in einen Frostzauber, dessen Kälte unangenehm auf ihrer Haut stach. Informationen.. Als ob mich interessieren würde, WARUM dich jemand tot sehen will. Sie funkelte den Kaiserlichen böse an, als sie ihm endlich antwortete: "Mein Name ist Dreveni, auch wenn ich nicht sehen kann, welchen Vorteil euch diese Information verschafft. Meine Auftraggeberin ist eine gewisse Marie, warum sie euch tot sehen will, weiß ich nicht." Sie wusste, dass der Ton ihrer Antworten schon grenzwertig war, vor allem nachdem sie dem Kaiserlichen absolut glaubte, dass er seine Drohungen wahr machte. Allerdings glaubte er ihr vielleicht auch nicht, wenn sie zu bereitwillig kooperierte.

Arranges war bis zur Erwähnung der Auftraggeberin gefasst ruhig. Meisterin Marie? Warum? Warum zur Hölle will ausgerechnet sie mich tot sehen... sie weiss zwar, dass ihre über alles geliebte Schülerin und Mentorin, so manche krummen Dinger gedreht hat und immer noch macht, aber sich mit ihr verbünden, das glaube ich nicht... Diese Antwort hatte Arranges aus dem Konzept gebracht, was ihm für einen Moment auch anzusehen war. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Die Ränkespielchen unter den Mentoren waren eine ganz normale Sache, aber ab den Meistern hielt die Gathering geschlossen zusammen. Nie hatte sich einer der Obrigkeit in die Einfluss- und Machtintriegen der Mentoren oder Schüler eingemischt, es gehörte im Grunde zur Ausbildung und Weiterentwicklung dieser Mitglieder, auf dass man besser sehen konnte, wer besser im Stand eines Mentoren gehalten wurde und wer zum Meister und Gorßmeister taugte. Arranges brauchte etwas mehr Information über den Auftrag selbst. 'Was stand in dem Auftrag oder wie wurde er euch genau mitgeteilt, ich will jedes einzelne Wort wissen!'

Erynn wollte sich schon abwenden, als die Andere zu reden begann. Mit ein bißchen Glück wird es doch nicht ganz so häßlich... aber wer in der neun Götter Namen ist Marie?
Arranges bohrte unterdessen weiter. Im Gegensatz zu ihr schien ihm der Name nicht unbekannt zu sein. Sie beschloß, zunächst Drevenis Antwort abzuwarten, bevor sie ihre eigenen Fragen stellte. So sehr sie und der Kaiserliche sich in letzter Zeit auch gestritten hatte, im Moment war es elementar, daß sie zusammenstanden - was bedeutete, daß sie nicht in Arranges' Verhör hereinquatschen durfte. Die Aftragsmörderin sollte auf keinen Fall einen Ansatzpunkt finden, um sie beide gegeneinander auszuspielen.

Sie sah, dass Arranges irgendetwas in ihrer Antwort aus der Fassung gebracht hatte. Obwohl ihre Situation im Moment mehr als heikel war, blieb sie doch ruhig und geriet nicht in Panik. Das hatte ihr schon gelegentlich das Leben gerettet, dass sie auch mit einem Schwert an der Kehle ruhig bleiben konnte. Sie wünschte sich in diesem Moment selbst, mehr über den Auftrag oder die beiden Personen zu wissen. So hatte sie nichts in der Hand, mit dem sie die Situation doch noch zu ihrem vorteil ändern könnte. "Ich soll mich nach der Erledigung des Auftrages mit Kontaktleuten in Leyawiin treffen. Sie wollten eure rechten Zeigefinger, und ein Amulett, dass eure dunmerische Freundin mit dem schwachen Magen bei sich tragen soll. Mehr weiß ich nicht, nur noch wo ich euch finden konnte. Was übrigens nicht schwer war." Dabei versuchte sie einen Blick auf die Dunkelelfe zu werfen, es gelang ihr aber nicht ganz, da der Magier sie immer noch festhielt.

In Leyawiin also... gerademal einen gedehnten Verdauungsspaziergang vom Haus der Meisterin entfernt... Arranges wollte sich noch nicht komplett der Überzeugung hingeben, dass sich tatsächlich eine Meisterin in die Unstimmigkeiten zweier Mentoren einmischte, aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Dreveni lügte oder nicht, deswegen musste er es ersteinmal glauben. 'Ein Amulett also? Nun gut... ihr scheint kaum mehr zu wissen, aber das macht nichts... Mir genügt, was ihr mir sagtet.' Torrah ist drauf und dran, die Gathering zu spalten... dafür muss sie sterben! 'Ihr könnt kaum verlangen, dass ich euch einfach gehen lasse... darum hoffe ich, dass ihr euren Frieden mit den Göttern gemacht habt...' Gleichgültig sagte Arranges diese Worte. Mit einem sauberen Stich durch den Hals der Elfe würde er sie schnell beseitigen. Arranges zog seinen Schwertarm zum Ausholen ein Stück zurück...

"Wartet", sagte Erynn an Arranges gewandt. Ihre Stimme war ruhiger, als sie sich fühlte. Der Kaiserliche hielt inne und sah sie entnervt an. "Was denn?"
Erynn deutete mit dem Kopf auf das Lagerfeuer, ein Stück weg von ihrer Gefangenen. Der Nekromant verdrehte die Augen, erneuerte dann aber seinen Zauber über Dreveni und folgte ihr. "Was wollt Ihr denn?" zischte er ungehalten. "Sie weiß nichts. Heult mir jetzt nicht die Ohren voll mit irgendeinem Geschwätz über Gnade - die wird es nicht geben."
Die Kriegerin schüttelte den Kopf. "Hört mir zu. Ich habe keine Ahnung, wer diese Marie ist, aber sie weiß ebenfalls von dem Amulett. Vielleicht ist sie eine weitere Figur in Torrahs Spiel - und ich bin mir sicher, daß sie weiterhin glaubt, die Situation zu kontrollieren. Dies hier könnte unsere Chance sein, sie ein bißchen zu verwirren."
Sie sah das Unverständnis in Arranges' Augen, und fuhr fort: "Ich sage, wir lassen diese Dreveni hier gefesselt zurück. Wenn Torrah Euch so gut kennt wie Ihr sagt, wird dies das letzte sein, was sie von Euch erwartet. Sie wird sich fragen, warum Ihr das getan habt. Sie wird sich fragen, warum Ihr nicht wie gewohnt reagiert. Mit ein bißchen Glück wird sie sogar denken, daß wir ihre gedungene Mörderin umgedreht haben. In jedem Fall werden ihr Zweifel kommen. Es könnte sein, daß sie dann anfängt, Fehler zu machen."
Die Geschichte ist dünn, ich weiß. Aber es könnte tatsächlich funktionieren. Und darüber hinaus will ich meinen Weg auch nicht mit mehr Leichen pflastern als unbedingt nötig.
"Schaut mich nicht so an, Arranges. Ich weiß, daß diese Überlegung ziemlich viele 'Vielleichts' enthält..."

Das war es also anscheinend tatsächlich gewesen. Daran ließen jedenfalls die Worte des Kaiserlichen keinen Zweifel. Sie sah Arranges direkt in die Augen, und wartete, dass er seine Worte in die Tat umsetzen würde. Seltsamerweise war sie in diesem Moment eigenartig ruhig, obwohl man nun wirklich nicht sagen konnte, dass sie Frieden mit irgendwelchen Göttern geschlossen hatte. Allerdings hatte sie meistens eh so gelebt, als wäre Morgen ihr letzter Tag, keine falsche Einstellung in ihrem Gewerbe.
Plötzlich mischte sie die Dunkelelfe wieder ein. Dem folgenden Dialog konnte sie entnehmen, dass ihre zwei Opfer sich tatsächlich nicht so ganz grün waren. Sie hatte zwar die letzten zwei Tage kaum verstehen können, was sie miteinander gesprochen hatten, aber der Tonfall war nicht immer der freundlichste gewesen. Gefesselt zurücklassen... Immer noch besser als gleich und sicher tot. Sie konnte dem seltsamen Plan der Dunmer zwar nicht viel abgewinnen, und glaubte auch nicht wirklich an einen Erfolg, aber ihr sollte es recht sein. Wenn sie denken sollen, dass ihr mich umgedreht habt, dann sollte ich euch aber eine Weile folgen, und nicht nur gefesselt hier liegen... Dann würde ich noch eine zweite Chance bekommen. Allerdings dachte sie nicht, dass die beiden wirklich so naiv sein würden. Sie bemühte sich unterdessen, einen möglichst gleichgültigen Gesichtsausdruck zu machen und auch das böse Funkeln aus ihren Augen zu verdrängen.

Arranges war sichtlich verärgert darüber, von Erynn zurückgehalten worden zu sein. Er konnte ihren Plan absolut nicht nachempfinden. Mehr noch, in ihm glimmte ein rot leuchtendes Warnsignal auf. Er sagte aber nicht, was er dachte, weder verriet er es durch irgendeine Geste. Er war sowieso im Moment zu nichts anderem fähig, als sie dumm anzustarren, ob ihrer skurilen Idee. 'Ihr habt ne üble Macke... ich glaube der Einfluss des Amuletts tut euch nicht gut...' Aber Arranges hatte nur wenig Lust zu diskutieren. Sie würde ihn vermutlich sowieso irgendwie davon abhalten, Dreveni einfach zu töten. Also willigte er stumm ein. Er trat wieder vor Dreveni. 'Ihr habt Glück, dass ich zu müde bin, um meine Ansichten hier ordentlich zu vertreten... Ihr werdet am Leben bleiben... fürst Erste... fürs Zweite könnt ihr froh sein, wenn euch nicht ein Wolf oder Troll findet... und fürs Dritte werde ich euch ausweiden und als Bettvorleger hernehmen, solltet ihr nochmal versuchen, mich zu meucheln!' Seine Worte sollten mit seinem folgenden Tun, Sinn ergeben. Er wuchtete die Dunkelelfe hoch und setzte sie mit dem Rücken an einen, etwas dünneren Baumstamm. Zur Abwechslung brauche ich den Strick ja wirklich mal... Arrange schleppte grundsätzlich einen relativ dünnen, aber stabil gedrehten Strick mit sich, den er aber so gut wie nie benötigte. Mit der Hilfe von Erynn legte er den Strick dreimal um den Baum und die Dunkelelfe. Zuvor noch nahmen sie der Assasinin all ihr Hab und Gut ab, bis auf die Kleidung hatte sie jetzt nichts mehr am Leib. Arranges machte den Knoten auf die Rückseite und zog die Fessel so eng, dass der Strick Dreveni regelrecht gegen den Baum presste. 'Ich hoffe, ihr habt es bequem... denn ihr werdet hier recht lange sitzen fürchte ich...' Er begutachtete die zwei Waffen, die sie ihr abgenommen hatten. Einen daedrischen Dolch und ein schmahles Stilett. Arranges wog die Waffen in seinen Händen, währen er überlegte. Verdammt, ich kann daedrische Waffen nicht zerstören... Ruckartig drehte sich Arranges zur Seite und schon flog der Dolch aus dem Dämonenstahl durch die Luft und verschwand im Gebüsch des Unterholzes. Das Stilett schloss er in seine Faust, kam auf Dreveni zu und rammte die Klinge zu gut einem Drittel neben ihr in den Baumstamm.
'So, ich glaube, da ihr hier nun für eine Weile die körperliche Zärtlichkeit dieses Baumes genießen dürft, habt ihr genug Zeit, darüber nachzudenken, warum ihr mich besser nicht nochmal angreift...'
Er wandte sich ab. 'Los! Wir gehen weiter!' Sagte er zu Erynn. Arranges war deutlich genervt und seine Worte ließen kaum einen Wiederspruch zu.

Die Gildenkriegerin sah schweigend zu, wie Arranges die Frau verschnürte. Ja. Ich muß wirklich eine fürchterliche Macke haben. Das war das letzte Mal, daß ich meinem weichen Herzen nachgegeben habe, schwor sie sich stumm. Glück für dich, Dreveni...
"Gut, laßt uns weitergehen. Wir werden vielleicht in der Dunkelheit noch langsamer vorankommen als sonst schon, aber ich will hier auch nicht verweilen", antwortete sie Arranges leise.
Sie kam sich unendlich dumm vor. Kriegerin... diesen Namen habe ich mir gewiß nicht verdient. Du bist eine dumme, unfähige Kuh, Erynn. Wenn du auch nur einen Funken Verstand hättest, würdest du diese Dunmerin jetzt abstechen. Sie ging in die Richtung, die das Amulett ihr wies. Das letzte Mal, bekräftigte sie ihren Entschluß.

Du arrogantes Arschloch, genau ab jetzt ist es persönlich geworden zwischen uns beiden., dachte sie sich bei der Ansprache des Magiers. Auftrag hin oder her, irgendwann du bist fällig, und glaub mir, ich hab Zeit. Natürlich nur wenn sie das hier überleben sollte. Als er fertig war, zog er sie hoch und setzte sie an einen dünnen Baum. Sie versuchte erst gar nicht, sich zu wehren, sie hätte in diesem Moment so oder so keine Chance gehabt. Er fesselte sie mit einem Seil eng an den Baum, so dass sie gerade noch atmen konnte. Vorher hatte er ihr noch das Stilett abgenommen, sowie ihren Dolch. Letzteren schmiss er zu ihrem Entsetzen einfach ins Unterholz, ersteres rammte er in den Baumstamm neben ihr. Das wirst du büßen. Sie starrte ihn hasserfüllt an, als er mit der Dunmer noch ein paar Worte wechselte und sie schließlich aufbrachen. Innerlich fluchend blieb Dreveni an den Baum gefesselt zurück. Sie hatte es nicht für nötig gehalten, auch nur noch ein Wort an die beiden zu richten.

Die Geschichte wird mit diesem Post (http://www.multimediaxis.de/threads/104961-Rollenspielthread-3-%28Signatur-aus%29?p=2738390&viewfull=1#post2738390) im Rollenspielthread fortgesetzt.

weuze
06.02.2011, 02:34
Arranges stapfte hinter Erynn her. Die komplette Nacht über stolperten sie weiter durch die Sümpfe. Das Gelände wurde mit jedem Meter, den sie sich mühsam erkämpften, sumpfiger. Der Morgen graute. Arranges hatte in den letzten zwei Tagen fast nicht geschlafen. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Er hatte an Farbe im Gesicht eingebüßt. Die wenigen Worte, die er in dieser Nacht sprach, waren rau und ungehaltener als zuvor. Hinter versteinerter Miene grübelte er darüber nach, wie das zusammenpassen konnte. Klar, Meisterin Marie bevorzugte Torrah schon immer von uns beiden. Mir brachte sie bei den zwei einzigen Malen, da ich sie sah und mit ihr sprach, nur Verachtung entgegen und belächelte mich, aber dass sie tatsächlich die Regeln der Gathering bricht und sich in die Machenschaften der Mentoren einmischt, ist widerlich... ich bin gespannt, was die Gathering selbst dazu sagen wird, erfahren wird sie es garantiert und zwar von mir höchstselbst!

Er reagierte arg ungehalten, als Erynn anfing von Rast zu sprechen. Die Sonne schickte gerade erst ihre Strahlen über den Horizont. Alles um sie herum wurde in blasse, verwaschene Farben getaucht. Nebelschwaden kreuselten sich über den braunschwarzen Sumpflöchern. Er wollte endlich das Buch haben und Torrah zur Rechenschaft ziehen, damit er endlich diese Dunmer loswerden konnte und sich zurückziehen um das Buch zu studieren. Mittlerweile hegte er auch keine Mordgedanken mehr für Erynn, er war es einfach nur leid, sie ständig im Blick zu haben, hin und wieder ihr unnötiges und dämliches Geschwätz in den Ohren zu haben. Dazu kam noch dieser stinkende Sumpf, in den sich die Landschaft almählich wandelte. Aber er musste den Bedürfnissen seines Körpers nachgeben. Sie rasteten auf einem mit dichtem Riedgras bewachsenen Fleck, um den auf der einen Seite ein langgezogenes Sumpfloch war und auf der anderen Seite zwei mächtige Bäume standen. Arranges wollte nichts essen, ihm genügte ein wenig Wasser. Er erklärte Erynn knapp, dass er Wache halten würde. Aber schon nach zwei Stunden rüttelte er sie barsch aus ihrem leichten Schlaf und bedeutete ihr eben so kurz angebunden, weiterzugehen. Sie stapften den ganzen Tag durch. Es war wieder ein seltsames Wetter im Gange. Zwar strahlte die Sonne vom blauen Himmel herab, konnte aber die kalte Nässe, die sich über Nacht zwischen den Bäumen und über den Morastlöchern festgesetzt hatte, nicht vertreiben.

Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in Purpur, schnell sanken die Temperaturen und hielten sich auf einem Niveau, das zusammen mit der Nässe selbst am Lagerfeuer, welches Arranges mühsam in Gang gebracht hatte, keine richtige Wärme zuließ. Der Kaiserliche musste von Erynn erst dazu gezwungen werden, zu rasten, indem sie das Weitergehen verweigerte. Er hatte mit sich selbst längst ausgemacht, sie nicht mehr zum Weitergehen zu zwingen, es hätte ja sowieso nichts gebracht. Er saß ihr schräg gegenüber an dem vom feuchten Holz qualmenden Feuer, welches ja doch keine richtige Wärme spendete und starrte in die Flammen. 'Ich übernehme die Wache...'

Glannaragh
06.02.2011, 16:23
Arranges trieb Erynn und sich selbst unbarmherzig weiter durch den Sumpf, die Gefahren nicht achtend, die das mit sich brachte. Ein Fehltritt, und wir verrecken hier jämmerlich.
Im Morgengrauen legten sie eine kurze Rast ein, dann ging es weiter. Je länger sie marschierten, umso gereizter wurde der Kaiserliche. Er sah furchtbar aus. Das Gesicht war grau und eingefallen, in den Augen ein fiebriger Glanz. Als der Abend dämmerte und sie auf Erynns Betreiben hin ein Lager aufschlugen, nahm sie all ihren Mut zusammen und sprach ihn darauf an.

„So geht das nicht weiter“, sagte sie. „Ihr müßt schlafen, Arranges.“ Sein Blick war vernichtend, wie sie erwartet hatte. „Ich weiß, daß Euch das nicht paßt. Falls es Euch aber beruhigt, wir sind dem Buch näher als je zuvor. Bevor wir uns daran machen, es zurückzuholen, solltet Ihr ausgeruht sein.“
„Ich brauche keinen Schlaf“, fauchte er.
„Doch, den braucht Ihr“, antwortete sie fest. „Sind wir schon wieder so weit? Muß es wieder damit enden, daß wir uns gegenseitig verprügeln, nur damit Ihr zur Vernunft kommt?“ Sie atmete tief durch. „Wem wollt Ihr etwas beweisen?“ In der schwachen Hoffnung, daß sie mit ein paar freundlichen Worten seine Sturheit durchbrechen konnte, fuhr sie fort: „Ich weiß doch, daß Ihr stark seid, im Körper wie im Geiste. Aber jede Kraft hat ihre Grenzen, und Ihr seid nahe dran, die Euren zu erreichen.“
Als der Nekromant tief Luft holte, um entweder eine Gemeinheit oder Drohung auszustoßen, schnitt sie ihm mit einer unwilligen Geste das Wort ab. „Es wird Euch nicht gefallen, aber ich mache mir Sorgen um Euch... nein, spart Euch den Kommentar. Ihr seht selbst aus wie eine Eurer wandelnden Leichen. Seid doch nur dieses eine Mal vernünftig und ruht Euch aus, bevor wir uns in den Kampf stürzen.“

weuze
06.02.2011, 17:04
Jetzt hat sie endgültig ein Rad ab... Arranges versuchte die Worte der Dunmer irgendwie zu ignorieren, aber als sie ihm eröffnete, dass sie sich um ihn sorgte und ihre Stimme ehrlich klang, knackte wieder etwas in seine Gedanken. Der Riss, den er so sorgfältig verspachtelt hatte in den ketzten Tagen, platzte wieder ein Stück auf. Lächerlich, warum sollte sie sich Sorgen machen?! Arranges sagte nichts weiter, störrisch sah er sie an. Seine Augen funkelten, aber neben der aufkommenden Wut war da noch etwas anderes. 'Gut, dann bleibt ihr eben auch wach, mir egal...' Arranges wehrte sich innerlich entschieden dagegen, sich einfach in ihre Sicherheit zu geben, zu schlafen und sich dabei ihr anzuvertrauen.

Mit einem alles durchbohrenden Blick, setzte er sich mit dem Rücken an einen der beiden Bäume, verschränkte die Arme vor sich und starrte Erynn an. Doch sein Körper forderte seinen Tribut. Nach einer Weile wandte er den Blick ab, sah in die Flammen oder in den Himmel, fing an, an der Bronzenadel seines Umhangs herumzufingern. Doch nach zwei Stunden konnte er nicht mehr anders. Sein Kopf kippte zur Seite, kurz schreckte Arranges nochmal hoch und entriss sich dem Schlaf, aber dann wurde er von seiner Erschöpfung übermannt. Sein Kopf kippte an den Baumstamm gelehnt, nochmals zur Seite, aber dieses Mal wachte der Kaiserliche nicht mehr auf. Ein leises Schnarchen und der leicht geöffnete Mund verrieten, dass er tief eigeschlafen war.

Doch seltsame Träume verhinderten jede Erholung, schon nach kurzer Zeit, da er eingeschlafen war, bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn, obwohl es kalt war. Immer wieder erzitterte sein Körper für kurze Momente.

Glannaragh
06.02.2011, 18:13
Na bitte, es geht doch. Erynn stocherte mit einem Stock im Feuer, während sie Arranges beim Schlafen beobachtete. Er schien zu träumen, warf sich immer wieder hin und her und nuschelte Worte, die sie nicht verstehen konnte. Seufzend stand sie auf und wickelte ihn in ihre Decke. Der Kaiserliche zuckte zurück, als sie ihn dabei berührte, als hätte sie ihn verbrannt. „Still“, murmelte sie beruhigend. „Ich sagte doch, du sollst schlafen.“

Die Elfin zog sich zurück und hockte sich wieder neben das Lagerfeuer. Sie legte etwas Holz nach und konzentrierte sich auf das Pulsieren der Seele in dem Amulett an ihrem Brustbein. Morgen um diese Zeit ist wahrscheinlich schon alles vorbei. Entweder werden wir unser Ziel erreicht haben, oder wir sind tot. Was auch immer geschehen mag, am Ende wird nichts mehr so sein wie zuvor. Sie legte das Kinn auf die Knie und dachte darüber nach was sie tun würde, wenn sie nach Skingrad zurückkehrte. Falls sie zurückkehrte. Soll ich in der Gilde bleiben? Was, wenn irgendjemand die Verbindung zwischen mir und Arranges zieht? Sie erinnerte sich daran, wie sie und die anderen Söldner von einem Tag auf den anderen von der Suche nach dem Verräter abgezogen wurden. Ohne Erklärung. Damals hatte sie gedacht, daß man ihn gefunden hatte, doch der Beweis des Gegenteils lehnte knappe zwei Meter neben ihr an einem Baum und schnarchte. Andererseits habe ich danach auch nie wieder etwas von der Sache gehört. Wurde die Suche eingestellt – und wenn ja, warum?
Erynn nahm sich vor, den Kaiserlichen danach zufragen, wenn sie den morgigen Tag überstehen sollten. Sie warf ihm einen weiteren Blick zu. Er schlief jetzt ruhiger, und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war die Anspannung von seinem Gesicht gewichen.

Als der Morgen dämmerte, erhob sie sich und weckte ihren Begleiter. Er fuhr hoch und ärgerte sich offensichtlich darüber, eingeschlafen zu sein. Erynn tat, als merke sie es nicht. Sie löschte das Feuer und machte sich bereit, den Weg fortzusetzen.

weuze
06.02.2011, 19:26
Arranges erholte sich gut, nachdem die wahnwitzigen Träume endlich nachließen. Er sank in einen sehr tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wunderte sich Arranges noch, warum er in eine fremde Decke eingrollt war. Erst, nachdem er sich die Müdigkeit aus den Augen gerieben hatte, begriff er, dass er eingeschlafen war und Erynn ihn zu allem Überfluss noch zugedeckt hatte. Ich werde nicht nur den Vier dafür danken, wenn ich dieses Weib endlich wieder los bin und mit ihr vermutlich auch Torrah aus meinem Leben verschwindet, denn sollte ich ihr heute tatsächlich begegnen, wird sie sterben!

Sie setzten ihren Weg fort. Arranges stellte erfreut fest, dass sie anscheinend ganz nahe waren und es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie Torrah und damit auch das Buch gefunden hätten. Das Gelände wandelte sich währenddessen immer weiter. Das Amulett führte sie jetzt leicht nach Osten, aber trotzdem noch in eindeutig südliche Richtung. Langsam aber sicher näherten sie sich der Grenze von Argonia. Die Bäume wurden niedriger, das Blätterdach immer dichter und die breiten, festen Erdstege zwischen den Sumpflöchern immer schmahler. Die Sonne stand im Zenit, als sie die typische Landschaft des Dunkelforsts endgültig hinter sich gelassen hatten. Sie waren nun unter einem verschlungenen Blätterdach unterwegs, welches jede Luftzirkulation verhinderte. breite Moosteppiche hingen hier und dort von den niedirgeren Ästen. Nur sehr schmahle und bröckelige Stege erlaubten es, sich sicher zwischen den gedehnten Morastlöchern, aus denen stinkende Gase auftsiegen, zu bewegen. Immer wieder mussten sie umkehren oder über kurze Unterbrechungen dieser natürlichen Pfade hinwegspringen, um vorwärts zu kommen. Die Sonne stand schon tief im Westen, als Erynn plötzlich stehen blieb und in eine Richtung, direkt vor ihnen starrte. Sie waren jetzt wohl fast bei dem Buch angelangt. Arranges legte sich ein breit gefächertes Arsenal an Sprüchen bereit, die tödlicher kaum sein konnten. Langsam und aufmerksam bewegten sie sich weiter. Nach wenigen Minuten sahen sie zwischen dem verfilzten Gebüsch vor sich einen großen Erdhaufen auftauchen, der aus der flachen Sumpflandschaft auffallend herausstach.

Der kleine Hügel befand sich auf einer festgetrampelten, von Moos und Riedgras bewachsenen Fläche, die etwa 5 Schritte im Durchmesser hatte. Auf der ihnen zugewandten Seite war eine niedrige, aus morschen Brettern gezimmerte Tür. Langsam näherten sich die beiden. Arranges warf Erynn einen fragenden Blick zu und sie deutete entschlossen auf die Tür.

'Wir scheinen unserem Ziel ja sehr nahe zu sein... Es gibt da einige Dinge, die ihr vielleicht wissen solltet, bevor wir uns dort hineinbegeben... Ihr müsst wissen, Torrah ist Meisterin fast aller Magieschule, außer die der Alchemie und die der Beschwörung. Ich übetreffe sie nur in der Beschwörung. Sie ist im Grunde keine böse Person, wie ihr sie euch tatsächlich vorstellt. Sie ist eher auf ihr Wohl und ihr Vorwärtskommen fixiert und tut alles dafür, dies zu erreichen. Sie ist eine Meisterin der Manipulation und für sich genommen schrecklicher, als jede Ausgebrut Oblivions, auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos wirkt. Ich brauche sie euch nicht zu beschreiben, ihr werdet sie garantiert erkennen... nur tut mir einen Gefallen: Bleibt zurück, wenn wir auf sie treffen... bitte...' Arranges sprach gedämpft. Nach seinen Worten girff er ohne darauf zu warten, ob Erynn vielleicht etwas sagen wollte, nach der Tür. Doch diese schwang lautlos nach innen auf, ehe er sie berührte. Das wird ein rießen Spaß... Er wandte sich entschlossen zu Erynn um und bedeutete ihr, ihm zu folgen. 'Bleibt hinter mir und habt keine Angst!'

Glannaragh
06.02.2011, 21:27
Habt keine Angst, äffte Erynn ihn in Gedanken nach. Nachdem Ihr Euch alle Mühe gegeben habt, genau diesen Eindruck heraufzubeschwören!
Wortlos folgte sie ihm durch die verfallene Eingangstür. Der Boden davor war plattgedrückt, so als sei die Tür erst vor kurzem geöffnet worden. Höhlen... immer wieder Höhlen. Wie ein grausamer Scherz der Götter...
Der kurze Gang hinter der Pforte war ein natürlicher, unbearbeiteter Spalt, der sich nach wenigen Schritten zu einer weitläufigen Grotte öffnete, deren Boden steil nach unten abfiel. Fluoreszierende Moose tauchten sie in ein schummriges, grünliches Licht.
Der Seelenfetzen in dem Kettenanhänger tobte mittlerweile regelrecht in seinem Gefängnis und schickte ihr keine verständlichen Bilder mehr; klar war nur, daß sie ihrem Ziel jetzt sehr nahe waren. Erynn blendete das lautlose Geschrei aus, als sie sich vorsichtig an den Abstieg machte. Der steinige Untergrund war duch Feuchtigkeit und die allgegenwärtigen Flechten glitschig, und sowohl sie als auch ihr Begleiter mußten sich mit beiden Händen festhalten, um nicht abzurutschen. Wie auf dem Präsentierteller...
Hochstielige Waldlichtstängel wuchsen hier und dort zwischen den Steinen. Einige der Pilze waren plattgetreten worden. Ein strenger, fauliger Geruch ging von dem Matsch aus und bestätigte den Eindruck, daß diese Spuren noch sehr frisch waren.

Am Fuß der Grotte angekommen, hielten sie kurz inne und schöpften Atem. Vier verschiedene Gänge liefen von der Haupthöhle fort, keiner davon wies irgendwelche Bearbeitungsspuren auf. Wasser hatte sich über Äonen seinen Weg gesucht und ein Labyrinth aus engen, aber begehbaren Tunneln geschaffen. Arranges sah die Elfin fragend an. Sie schüttelte den Kopf und antwortete flüsternd: „Ich bekomme keine Richtungen mehr. Es ist, als sei die Seele verrückt geworden. Wir werden uns den Weg allein suchen müssen.“

Der linke Gang endete nach wenigen Metern an einem Erdhaufen, der bis zur Decke reichte. Beim zweiten hatten sie mehr Glück. Er war so niedrig, daß sie nicht aufrecht gehen konnten, und so schlichen sie geduckt voran. Das leuchtende Moos war auch hier allgegenwärtig, was es ihnen ersparte, sich ihren Weg ertasten zu müssen. An manchen Stellen waren die schwachen Wurzeln aus dem Boden gerissen worden. Erynn deutete schweigend darauf, und der Kaiserliche nickte. Sie waren auf dem richtigen Weg!
Der Gang wand sich eine weite Strecke durch das Erdreich, machte unerwartete Biegungen und Schleifen, die sie jedes Gefühl für die Richtung verlieren ließen. Die Dunmerin hatte fast sechshundert Schritte gezählt, als er sich zum ersten Mal zu einer Kuppel öffnete, die das Wasser aus dem Fels gewaschen hatte. Sie maß etwa vier Armlängen im Durchmesser und war hoch genug, um sich für einen Moment aufrichten zu können. Dahinter ging der Weg weiter, wurde aber zusehends niedriger, so daß sie schließlich ein Stück auf allen Vieren kriechen mußten. Erynn befürchtete bereits, ihren Bogen zurücklassen zu müssen, als ihr der Kaiserliche vor ihr ein Handzeichen gab.
Der Spalt mündete einen halben Meter über dem Boden in eine Höhle, die im Gegensatz zum Rest der unterirdischen Anlage unzweifelhaft von Menschenhand bearbeitet worden war. Hier und dort waren Kerben zu sehen, die von einer Spitzhacke hinterlassen worden waren, doch weitaus auffälliger waren die fast organisch anmutenden Stukturen, die sich über die Felswände zogen. Sie folgten nicht den natürlichen Spalten und Gesteinsschichten, wie Wasser es getan hätte. Jemand hatte den Stein hier nach seinem Willen geformt, und zwar mit Magie. Sie registrierte erleichtert, daß auch hier an vielen Stellen Moos wuchs, was nur bedeuten konnte, daß der dafür verantwortliche Magier dieses Werk vor längerer Zeit vollbracht hatte und deshalb die Chance bestand, daß er nicht identisch mit Torrah war.

Das ferne Ende der Grotte wurde von einer Holztür versperrt. Nach dem langen Weg durch die vollkommen natürliche unterirdische Wunderwelt wirkte das Ding beinahe lächerlich profan.
Aber nur beinahe. Die Tür war sehr viel massiver als das Bretterding, das den Höhleneingang verschloß. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht, das Holz mit Öl zu versiegeln, die Ritzen zwischen den Brettern waren mit Pech verspachtelt worden. In der Mitte der beiden Flügel prangte eine häßliche Fratze aus angelaufener Bronze. Es sah fast aus wie ein Goblin mit Hundeschnauze. Der Erschaffer des fragwürdigen Kunstwerks hatte viel Aufmerksamkeit auf die Zähne gelegt, wohl aus der Absicht heraus, den abstoßenden Eindruck noch zu verstärken. Viel zu lange Ohren vervollständigten das Bild – irgendwie wirkte das ganze Ding wie ein Monster, das kleine Kinder in ihrer Phantasie bekämpfen, wenn sie mit Holzschwertern durch die Gassen einer Stadt rennen und Legionssoldaten spielen.

Erynn sah Arranges an und nickte. Hier ist es, sagte ihr Blick.

weuze
07.02.2011, 02:07
Der Nekromant fühlte sich mehr und mehr an den Grummitbau auf den Inseln erinnert, während sie in die Grotte hinabstiegen. Nur die absolute Natürlichkeit der Höhle verhinderte, dass sich bei Arranges Unbehagen ausbreitete.

Arranges nahm die Bestätigung von Erynn stumm entgegen. Er tat sich keinen Abbruch an der Tür oder dem seltsamen Bronzekopf, hatte er in seinem Leben schon weitaus kroteskere und verstörendere Dinge gesehen, als das hier. Aber wie öffnen wir die Tür jetzt? Arranges konnte sich gut vorstellen, dass es nur eine Illusion Torrahs war. 'Ich werde jetzt versuchen, die Tür zu öffnen... sollte irgendetwas passieren, das über euren Verstand hinausgeht, solltet ihr von irgendetwas in euren Gedanken verfolgt werden, egal was, glaubt nicht daran, wehrt euch dagegen, egal wie!'

Der Kaiserliche zögerte noch einen Moment, dann trat er auf die Tür zu, die gut einen Meter höher war, als er selbst. Er war fast auf Augenhöhe mit dem grässlichen Bronzekopf. Er streckte die Hand aus um zu versuchen, einen der beiden Flügel aufzuschieben. Seine Finger berührten das Holz und drückten dagegen. Nichts geschah, die Tür war einerseits echt, bewegte sich andererseits aber kein bisschen. Verfluchter Dreck... 'Hahahaha...' Ein krächzendes Lachen verhöhnte den Kaiserlichen. Es kam von überall gleichzeitig. Erschrocken zog Arranges die Hand zurück. Er blickte sich suchend in der Höhle um, bis das Lachen verhallt war. Ein leises, bröselndes Geräusch ließ Arranges mit dem Kopf herumfahren und zu der Tür blicken, von der dieser Laut zu kommen schien. Etwas rieselte von dem Bronzekopf zu Boden. Was zum Teufel!? Arranges machte einen Schritt zur Seite und stand jetzt fast direkt vor dem Gebilde. Dem Kaiserlichen verschlug es die Sprache. Dort, wo zuvor die Augen aus dem Metall gearbeitet waren, bröckelte jetzt die glänzende Schicht ab. Zum Vorschein kamen zwei kleine, runde, feuerrot leuchtende Knopfaugen. Die Augen glühten dem Magier entgegen. Glaub es nicht, das ist Torrahs Werk... glaub nicht daran! Der Rest der Bronzenen Schicht begann jetzt ebenfalls zu bröseln und platzte von dem Kopf ab. Nach ein paar wenigen Augenblicken sah sich Arranges einem grauen Kopf, bedeckt mit feinen Schuppen, gegenüber. 'Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, diese Tür so einfach öffnen zu können?' Krächzte der Kopf. Arranges reagierte gerade noch und tat einen schnellen Satz nach hinten, als der Kopf an einem langen, ebenfalls von dunkelgrauen Schuppen bedeckten Hals hervorschoss und nach der Brust des Magiers schnappte. Der Nekromant war total von der Erscheinung eingenommen und im ersten Moment unfähig sich zu wehren. 'Ihr seid sprachlos, was?' Der Kopf schob sich an seinem Hals weiter aus dem Loch in der Tür. Nach zwei guten Metern Hals, folgten zwei Pranken, die an kurzen Ärmchen saßen. Nochmals nach mehreren Metern, die sich der schlangenähnliche Körper aus der Öffnung schob, folgten zwei Beine, die kräftig genug aussahen, diese Kreatur hoch springen zu lassen, oder sehr schnell zu rennen. 'Arranges Moryn, Mentor im Land Cyrodiil, gelehrt von Meister Jurano, Meister im Land Morrowind. Es ist mir eine Freude, euch einmal persönlich kennen zulernen.' Die Bestie hatte sich, während sie sprach. aufgerichtet. In einer leichten S-Form hielt sich der lange Körper aufrecht, balanciert von dem kurzen Schwanz und den beiden Hinterbeinen. Arranges konnte noch immer nicht antworten und sah wie gelähmt nur zu der Kreatur auf, deren Kopf fast die Höhlendecke berührte. 'Ich schiebe euer Verhalten mal auf die lange Anreise, die ihr unzweifelhaft hattet, nachdem ihr von der Ruine im Colovianischen Hochland bis hier hergekommen seit. Aber ein wenig mehr Anstand hat man mir schon versprochen, den ich erwarten kann, wenn ich hier schon meine Zeit opfere, um euch und eure bezaubernde Begleitung zu empfangen.' Die seltsame Kreatur sprach und wirkte wie ein Buttler, hätte sie nicht dieses stechende Krächzen in ihrer Stimme. Arranges konnte noch immer nichts sagen, irgendetwas blockte seine Gedanken. 'Nun denn, wenn ihr euch selbst schon nicht vorstellen könnt, was ich ja mindestens erwartet hätte, so möchtet ihr mir vielleicht eure Begleitung vorstellen?' Die Kreatur wies mit einem der kurzen Ärmchen auf Erynn, die wohl ebenso sprachlos und gelähmt von diesem unwirklichen Anblick war. Die Seele in dem Amulett hatte sich indes in den hintersten Winkel zurückgezogen und tat so, als wäre sie gar nicht da und dies nur ein ganz normales Amulett. 'Nun, meine Herrin Torrah de Llevria hatte mir zugesichert, dass ich hier bei eurer Ankunft auf das Maß aller Dinge treffe, was Anstand und Benehmen anginge... es ist entteuschend... aber ich denke, mir ginge es nicht anders, wenn ich eine lange und anstrengende Reise gerade erst hinter mir hätte... glücklicherweise weiss ich bereits, wer eure Begleitung ist, Lady Erynn Releth aus der Kriegergilde Skingrad.' Die Kreatur ging halb watschelnd, halb schlurfend zu der Dunmer, die ein paar Meter entfernt stand. 'Auch bei euch ist es mir eine Ehre, jemanden aus dem Volk der Dunmer kennen zulernen.' Die Mischkreatur aus Drache und Schlange senkte sich ein wenig herab, ergriff sanft Erynns rechte Hand und drückte dieser einen trockenen Kuss auf den Handrücken, dann erhob sich die Bestie wieder. 'Torrah de Llevria erwartet euch Arranges, ich bin mir sicher, dass sie euch gleich Einlass gewähren wird. Ich werde derweil hier bei Lady Erynn bleiben...' Die Kreatur sprach gedämpft und mit etwas, das man ein verschmitztes Grinsen hätte nennen können, im Gesicht weiter, 'ihr wisst doch, Torrah ist etwas eifersüchtig, sie könnte es nicht ertragen, euch mit einer anderen Frau an eurer Seite zu sehen...'

Dann sprach sie wieder normal und an Erynn gewandt: 'Lady Erynn, wenn ihr mir dann bitte folgen würdet, wir haben hier eine ausgezeichnete Küche... ich könnte euch einen hervorragenden Weinbrannd, wie er nur in Cyrodiil gebrannd wird, empfehlen... oder wäre euch etwas bekanntes aus Morrowind lieber? Flin oder vielleicht ein alter Dagothweinbrannd? ... Keine Sorge, ihr werdet in guter Gesellschaft sein... Ich bin mir sicher, dass Mentor Arranges seine Unterredung mit meiner Herrin nicht unnötig in die Länge ziehen wird...' Die Kretur ging auf die Felswand rechts der Tür zu und ohne, dass Erynn es wollte, folgte sie der Kreatur. Noch während das Monster sprach und neben der Dunmer herlief, fanden sie sich plötzlich in einem breiten Gang wieder, wie man sie nur aus Palästen sehr reicher Grafen oder Könige kannte. Alles schimmerte gülden, von der Decke hingen in regelmäßigen Abständen übergroße Kronleuchter. Auf der Linken Seite des hohen Ganges waren große Fenster, die fast bis unter die Decke reichten, auf der anderen seite befanden sich in unregelmäßigen Abtsänden große Bogentüren, die reich mit Ornamenten Verziert waren. Die samtenen Wandteppichen zeigten weite Landschaften, verschiedene Wappen, die Erynn noch nie gesehen hatte oder das Antlitz irgendwelcher sehr vornehm und wohlhabend wirkender Männer und Frauen. Nach einigen Augenblicken, die sie und die Kreatur neben ihr durch diesen Gang gelaufen waren, blieb das Monster plötzlich stehen. 'Wenn ihr kurz einen Moment warten würdet, oder schonmal weitergehen würdet, ich habe etwas vergessen, ich bitte höflichst um Verzeihung Lady Erynn.' Damit wandte sich die Kreatur um und ging den Gang jetzt wieder zurück. Die Dunmer blieb allein zurück. Nach einigen Augenblicken des Wartens und nachdem sie wieder ihrem Erwarten, hinter sich nicht etwa die Felshöhle sehen konnte, sondern nur den Gang, der weiter hinten nach links abknickte, ging sie weiter. Nach einigen Minuten kam sie an das Ende des Ganges, welches durch einer Tür gebildet wurde. Auf einem kleinen goldenen Schildchen war Speisesaal zu lesen. Erynns Geist wusste nicht, was er mit der ganzen Szenerie anfangen sollte. Ihre Bewegungen waren nicht ausschließlich von ihr gesteuert, aber die Tatsache, dass irgendwie nichts Bedrohliches an der ganzen Sache war, legte sich lähmend über sie. Sie langte mit einer Hand nach der Türklinke und hörte im nächsten Moment das Getrappel von sehr vielen Beinen... ein schnell näherkommendes Trappel. Erynn drehte sich aus Reflex um und blickte in den Gang hinter ihr, aus dem das Geräusch kam. Plötzlich stürmte eine riesengroße, schwarze Spinne um die Biegung ganz hinten. Das Untier hatte eine mörderische Geschwindigkeit. Sie war mindestens so große wie Erynn, die Beine armdick, dichte, drahtige Behaarung zog sich über den gesamten Körper. Aus der Vorderseite des Kopfes ragten zwei längliche, überdimensioniert wirkende, geschwollene Giftdrüsen hervor, die jetzt, da die Spinne Erynn erspäht hatte, nach vorne oben klappten und die langen, nach hinten gebogenen Giftzähne zeigten, welche sich an deren Enden befanden. Die Blockierung in Erynns Verstand löste sich mit einem Mal, aber ehe sie tatsächlich reagieren konnte, war die Spinne schon heran. Mit aufgestelltem Körper drängte sie die Dunmer gegen das Holz der Tür in ihrem Rücken. Nur eine Sekunde später hatte der wandelnde Alptraum auf acht Beinen seine Giftzähne im Torso der Elfe versenkt. Der komische Schmerz währte nur kurz, dann fühlte sich Erynn seltsam losgelöst von allem Irdischen. Ihre Seele wurde in einen reißenden Strudel gezogen und dann... nichts, nur Stille. Sie fand sich unversehrt in ihrem Körper wieder, aber wo war sie? Sie stand inmitten einer schwarzen Leere, hatte weder Orientierung, noch die geringste Ahnung, was das zu bedeuten hatte...

Arranges war völlig perplex, die Kreatur ging mit Erynn ein paar Schritte und verblasste dann einfach mit der Dunmer zusammen. Wenn ich dich finde Torrah, gibt es kein Zurück mehr, du wirst sterben, das schwöre ich! Plötzlich ging ein Ruck durch die schwere Holztür vor Arranges. Langsam schwangen die beiden Flügel nach außen auf. Er blickte in den Raum dahinter und war wieder total überfordert. In einer geräumigen Höhle, die recht gemütlich eingerichtet war, saß auf einer Art Thron an der hinteren Wand, Torrah de Llevria. Sie sah gelangweilt zu Arranges. Den Ellenbogen auf einer Armlehne aufgestellt, stützte sie zur Seite gelehnt mit der Hand ihren Kopf, während die andere Hand auf einem dicken Folianten auf ihrem Schoß ruhte. 'Torrah... ihr seid der größte Feigling, den ich jeh gesehen habe...!' Brüllte ihr Arranges entgegen. Sie sah ihn nur weiterhin gelangweilt an. Dann blickte sie ebenso desinteressiert zur Seite und winkte ihm einmal schwach mit der freien Hand entgegen. Der Kaiserliche sah sich einer schwarzen, heranrollenden Welle gegenüber, die ihn, kaum dass er seine Gedanken darüber sortieren konnte, überrollte und ihn hinabzog in einen dunklen Abgrund. Dumpf schlug der Körper des Kaiserlichen auf hartem Grund auf. Nach einem kurzen Moment kam er keuchend auf die Beine und war erst recht verwirrd. Kein Bruch, nichts tut weh...?! Wieder eine von Torrahs Illusionen... Er blickte sich um, aber um ihn herum war nichts als undruchdringliche Schwärze. Doch dann glimmte vor ihm ein Licht in einiger Entfernung auf. Dieses Licht kam schnell näher und nach einigen Sekunden erkannte Arranges, was da auf ihn zukam. Ein stark verwester Zombie mit einem Brandfleck in der Brust, der Untote war ein wenig kleiner als Arranges. Neben dem Zombie ging ein Skelett her, von dessen verkohlten Knochen versengte Fleischfetzen hingen. Du schickst mir Untote? Also entschuldige, wenn ich lachen muss, aber darin war ich schon immer besser als du Torrah! Arranges machte sich schon bereit, diese Kreaturen zurückzuweisen, als ihn die Erkenntnis wie ein Blitz traf. 'Mutter? ... Vater?' Erschrocken stellte Arranges fest, dass seine Stimme die eines kleinen Jungen war. Als er an sich herunterblickte, verdrehte sich für ihn alles, sein Kopf dröhnte, er wusste nicht mehr zwischen Trug und Wirklichkeit zu unterscheiden. Er trug nicht mehr seinen Mithrilpanzer am Leib... eigentlich trug er überhaupt nichtsmehr von dem, was er an hatte, als er hergekommen war. Er erinnerte sich und diese Erinnerung kam so hart wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er trug genau die selbe Kleidung, als an dem Tag, an dem seine Eltern starben. Seltsamerweise passten ihm die Kleider auch, obwohl sie für ein Kind geschneidert waren. Als der Zombie und das Skelett nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, erkannte Arranges, dass er nun nicht mehr auf Augenhöhe mit ihnen war, er war deutlich kleiner, ein Kind, der Junge von damals. 'Geht weg...!' Begann er zu wimmern. Er kauerte sich schluchzend nieder, schlang die Arme um die Beine und verbarg sein Gesicht zwischen den Knien. Er wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte und winselte und schluchzte, er bemerkte nur, wie ihn plötzlich jemand anstieß, ihm mit der Fußspitze gegen das Schienbein stieß. Verunsichert schaute Arranges auf. Vor ihm stand Torrah de Llevria. Sogleich bemerkte er auch wieder das Gewicht des Kettenhemds, sowie alle anderen Besitztümer, auch seine Körpergröße war wieder normal, es schien, als wäre das vorhin nur ein Alptraum gewesen. 'Na los, steht auf Arranges!' Er gehorchte. 'So und jetzt verratet mir, warum ihr all das auf euch genommen habt, nur um hier und jetzt festzustellen, dass ihr mir ja doch unterlegen seid. Und denkt nichteinmal daran, mich anzugreifen, ihr gewinnt nur die Niederlage...'
'Nein danke, aber die reiche ich gern an euch weiter!' Der Nekromant wurde plötzlich von Wut beherrscht, die alles andere verdrängte.
'Arranges, beruhigt euch doch, ich meine, ihr wusstet das schon vorher, das hätte ich euch nicht erst jetzt sagen müssen...'
'Verreck doch einfach!'
Der Kaiserliche gab ihr keine weitere Chance, ihre verbale Übermacht ihm gegenüber auszuspielen. Er zog sein Schwert und attackierte sie direkt. Doch Torrah war ihm auch im Schwertkampf überlegen. Schon nach wenigen Minuten, in denen sich die beiden ein erbittertes Duell geliefert hatten, lag Arranges entwaffnet vor ihr auf dem Boden. Die Spitze ihres Bastardschwerts ruhte an seiner Kehle. 'Jetzt gebt schon auf, was habt ihr nur immer mit eurem Gehabe und eurer ach so überlegenen Art?' Arranges funkelte sie einen Moment böse an und überraschte sie dann. Mit einem Arm schlug er die Klinge zur Seite, mit der anderen Hand beschwor er aus dem Stehgreif einen von Sheogoraths Wachhunden. Der Hunger trat hinter Torrah aus einer roten Kaskade und begann sofort den Angriff. Ein vibrierendes Band bildete sich zwischen ihm und ihr. Arranges konnte regelrecht fühlen, wie ihr all ihre Energie und ihre Lebensgeister entzogen wurden. Die gesamte Illsuion begann durch diese nicht vorgesehene Unregelmäßigkeit im Gleichgewicht zu bröckeln. Ein lautes Pfeifen schmerzte in Arranges Ohren, während sich die Schwärze aufzulösen schien. Und dann lag er wieder in der Höhle vor der Tür, der Hunger stand vor ihm und beäugte seinen Meister aus kleinen dunklen Augen. Arranges richtete sich auf und kam schwankend auf die Beine. Er schaute erst verblüfft auf die Felswände der Höhle, alles was hier zuvor noch auf Natürlichkeit hingewiesen hatte, war jetzt nur noch bestialisch. Überall an den Wänden waren die Abdrücke blutiger Hände. Das Tor vor ihm, welches bei ihrer Ankunft noch ausgesehen hatte, als wäre es eben erst eingesetzt worden, war zerstört und sah alt aus. Die Flügel lehnten an den Wänden und das Holz war ganz klar älter als fünf Jahre. Der Bronzene Kopf lag zerdellt am Rand auf dem Boden.

Arranges Blick wurde unweigerlich in den Raum hinter dem Tor gezogen. Dort sah er eine vergleichsweise große Höhle. Einige Bücherregale standen an den Wänden auf der einen Seite, ein Breites Bett, ebenso wie eine Feuerstelle auf der anderen Seite. In der Mitte sah Arranges eine Person stehen, vor ihr ein Lesepult, auf welchem ein großes aufgeschlagenes Buch lag. Er erkannte die Frau, welche schwer atmend über dem Buch hing und sich abstüzen musste, als Torrah und rannte auf sie zu, hinter ihm sprintete der Hunger her. Sie bemerkte ihn, bevor er sie erreicht hatte, war aber zu erschöpft von der großen Illusion und konnte nicht reagieren. Arranges lief an dem Pult vorbei, noch während sie sich zu ihm drehte und nach ihrem Schwert griff, stieß Arranges zu. Seine Klinge durchschlug ihren Körper unterhalb des Brustbeins. Sie stöhnte kurz auf. Ihr Blick wurde glasig. 'Wie...?'
'Niemand klaut mein Eigentum!' Knurrte Arranges, zog seine Klinge zurück, vollzog eine Drehung um sich selbst und köpfte die Kaiserliche. Gurgelnd kippte der kopflose Körper um. Arranges konnte es gar nicht fassen, durch ihre eigene Überheblichkeit starb Torrah de Llevria und endlich konnte er ungehindert sein Buch an sich nehmen. Er schlug es zu, packte es mit beiden Armen und presste es sich an die Brust.

Von einem unbeschreiblichen Glückgefühl beflügelt, bemerkte er gar nicht, wie die ganze Höhle begann zu bröckeln. Staub rieselte von der Decke und Risse zogen sich langsam die Wände hinauf. Von einem dumpfen aufschlag wurde Arranges aus seiner Hochstimmung gerissen. Er blickte sich um und sah Erynn am Boden liegen. Sie hatte die ganze Zeit noch in der Illusion gefangen, dagestanden und jetzt, da die Macht des Buches keinen EInfluss mehr auf sie hatte und niemenaden mehr, der diese Macht lenkte, wurde sie aus dem Trugbild geschleudert. Arranges sah ein paar Mal abwechselnd zwischen ihr und dem Buch hin und her. Er rannte das Buch unter den Arm geklemmt zu der Dunmer. Sie war nicht wirklich bei Bewusstsein, atmete noch. Verdammt... ich kann sie nicht einfach hier liegen lassen, hier wird sie lebendig begraben werden... Immer größere Brocken lösten sich aus der Decke. Arranges riss sich schnell seinen Umhang vom Hals und legte ihn sich so um, dass er vor dem Bauch des Kaiserlichen eine Schlaufe bildete, da hinein bettet er das Buch. Dann ging er neben Erynn in die Knie. Er tätschelte ihr etwas grob die Wange, bis sie mit den Augen blinzelte. Er wusste nicht, was sie gesehen hatte, aber dass sie total erschöpft war und kaum bis gar nicht bei Bewusstsein, sprach für sich.

'Erynn! Erynn!!! Hee!' Sie blickte ihn mit flatternden Augenlidern an, das genügte dem Kaiserlichen, auch wenn sie nicht reden konnte. Er zerrte sie so behutsam wie möglich durch den niedrigen Tunnel. Auf der anderen Seite nahm er sie Huckepack. 'Festhalten!' Sagte er harsch, als er ihre beiden Hände vor seinem Hals zusammenführte. In Ihrem Unterbewusstsein tat sie es, auch wenn sie praktisch nicht ansprechbar war und nur immer wiedermal mit den Augen gehetzt umhersah, bevor sie wieder wegtrat. Er hatte beide Hände unter ihrem Gesäß und verhinderte, dass sie einfach wegrutschte, während er durch die langsam zusammenfallende Höhle hechtete. Der steile und felsige Hang zum Ausgang der Grotte, stellte Arranges vor ein Problem, er wusste nicht, wie er beide hinaufbekommen sollte, für den Weg zweimal war keine Zeit, davor dürfte die Grotte vollständig zusammengefallen sein. Er musste überlegen, weder das Buch, noch Erynn wollte er hier zurücklassen. Nach einigen Minuten hatte er eine Lösung. Er setzte Erynn an einen Felsen gelehnt ab und änderte die Position des Buches ein wenig, dann wuchtete er die Dunkelelfe hoch. Sie saß jetzt in der gleichen Schlaufe auf dem Buch. Arranges musste mit dem Nacken arg dagegenhalten um nicht von seinem eigenen Umhang geköpft zu werden, mit einem Arm drückte er Erynn an sich, während er sich mit der anderen Hand irgendwie, meistens absolut unpraktikabel an dem Hang hielt und so zwar langsam, aber ohne weder Erynn, noch das Buch zurücklassen zu müssen, dem Ausgang entgegenkletterte.

Nach einer schier endlosen Kletterpartie, die zum Schluss hin arg an Arranges Kräften zehrte, kam er endlich oben an. Erynn war derweil komplett der Bewusstlosigkeit verfallen und hing ihm wie ein nasser Sack an der Brust. Ein lautes Dröhnen verkündete von unten, dass der erste Teil der Höhle eingestürzt war. Arranges zog sich die letzten Meter nach oben, kam keuchend auf die Beine und stolperte hinaus ins Freie.

Es war eine sternenklare Nacht. Heftig schnaufend gönnte sich Arranges eine kurze Auszeit auf Knien. Dann schlang er beide Arme um die Dunmer, hielt sie so gut es seine verbliebenen Reserven zuließen, fest und versuchte so viel Abstand zwischen sie beide und die Grotte zu bekommen, wie es möglich war. Aber er kam nur langsam voran, mehr als nur einmal passierten ihm arge Fehltritte und er musste sehen, dass er den verirrten Fuße wieder aus dem Morast bekam. Hin und wieder kam Erynn für einige Augenblicke zu sich, aber es reichte nie für Worte, sie ließ den Blick umherschweifen und war sofort wieder weg. Arranges verließen nach einer Weile komplett die Kräfte, er war so weit gelaufen, wie es das Gelände zuließ, aber nachdem er sich hektisch nach einer größeren Insel in dem Sumpf umgesehen hatte, hörte er noch das dumpfe Dröhnen, als die Grotte vollständig zusammensackte. Er hatte eine kleine, mit hohem Riedgras bewachsene, aber trockenen Insel zwischen zwei großen Morasttümpeln ausfindig gemacht und kam nach einigem Probieren auch hinüber. Vorsichtig ließ er die Dunmer auf den Boden gleiten. Nachdem er auch ein kleines Feuer mit Treibholz in Gang gebracht hatte, rückte er sie näher an die Wärmequelle und deckte sie zu. Das Buch wickelte er sorgsam mit dem Amulett zusammen in seinen Umhang. Fragend blickte er einen Moment in das verspannte Gesicht der Kriegrin. Nicht dass sie noch an ihrer eigenen Zunge erstickt... Er setzte sich quer zu Erynn und bettete ihren Kopf auf den Oberschänkeln seiner ausgestreckten Beine. Er hatte einiges zur Gewichtverringerung zurücklassen müssen, darunter waren auch ihr Bogen, sein Schwert und all die schweren Wolldecken, bis auf die kleine, die er stets dabei hatte, welche jetzt Erynn warmhielt.

So wartete Arranges, während er ihr immer wieder einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht schob oder ihr über die Wange strich, wenn sie sich unregelmäßig schüttelte oder im Wahn die Augen krampften.

Glannaragh
07.02.2011, 14:03
Erynn stand -oder vielmehr schwebte- mitten in der seltsamen Schwärze. Sie spürte nichts, keine Kälte, keinen Schmerz. Das gräßliche Spinnenvieh war verschwunden. Vielleicht bin ich tot?
Plötzlich fühlte sie sich nach unten gezogen, mit dem Rücken auf eine harte Unterlage gedrückt. Leises Gemurmel plätscherte über sie hinweg. Die Stimme einer Frau. Die Elfin schlug die Augen auf. Sie lag auf einem steinernen Tisch. Als sie versuchte sich aufzurichten stellte sie fest, daß ihre Hände und Füße gefesselt waren. Ein Gesicht schob sich über sie – Das mußte Torrah sein. Der Kaiserliche hatte recht gehabt: Sie war perfekt. Ein Abbild göttlicher Schönheit. Erynn haßte sie vom ersten Augenblick an.
„Ihr seid wach, sehr gut.“ Die Frau lächelte, doch ihre Augen blieben kalt, während sie ihren Blick über den Körper der Kriegerin wandern ließ. „Vielversprechend“, sagte sie mit einem anerkennenden Nicken. „Arranges hat ein gutes Auge für solche Dinge.“ Mit einer hauchzarten Berührung fuhr sie Erynns Kinnlinie entlang.
„Welche Dinge?“ würgte die Dunkelelfin hervor. „Was habt Ihr vor?“ Ein glockenhelles Lachen. „Ich? Gar nichts. Ich bin nur ein Beobachter.“
„Laßt mich gehen“, verlangte Erynn.
„Was denn? Nachdem sich mein... Kollege so viel Mühe gegeben hat, Euch hierher zu bringen?“ sie zog eine elegante Augenbraue hoch. „Und Ihr seid ihm gefolgt, brav wie ein Lämmchen. Die strahlende Gildenkriegerin auf einer großartigen Queste... ich hörte, daß es zu Anfang gar nicht so einfach war, Euch zu überzeugen. Doch der Seelenteil in dem Amulett gab Euch schließlich den nötigen Antrieb, nicht wahr? Ihr wolltet helfen. Gutes tun. Das Leid einer Kreatur beenden, die längst jenseits jeder Hilfe ist.“
Wie bedauernd schüttelte sie den Kopf. „Dummes Ding.“ Torrah begann den Tisch zu umkreisen. „Wißt Ihr, es ist gar nicht so einfach, an geeignetes Material zu kommen. Man kann nicht einfach hingehen und irgendwelche Leute entführen. Das erregt zwangsläufig irgendwann Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die wir nicht wollen. Es ist viel effizienter, wenn unsere Ziele sich freiwillig in unsere Hände begeben. Wenn ihre Angehörigen wissen, daß sie sich auf eine Reise begeben... von der sie dann leider nicht zurückkehren. Und Ihr habt das ganze Spiel so wunderbar mitgemacht. Es liegt fast so etwas wie Ästhetik darin.“
Die Elfin zerrte an ihren Fesseln. „Ihr seid tot, Torrah!“ spie sie der schrecklichen Frau entgegen. „Euer ‚Kollege’ ist hier, um Euch zu vernichten!“ Die Andere lachte wieder, aber diesesmal klang es unangenehm. „Versteht Ihr immer noch nicht? Noch nicht einmal im Angesicht des Todes? Nun, das macht nichts. Euer Gehirn brauchen wir nicht, da spielt es keine Rolle, daß es unterentwickelt ist. Es genügt, daß Euer Körper stark ist. Wirklich, ich habe schon lange nicht mehr mit einem so ausgezeichneten Exemplar arbeiten können.“ Sie beugte sich wieder zu Erynn herunter. „Ihr solltet Euch geschmeichelt fühlen.“
Sie zog sich zurück, und eine andere Gestalt nahm Ihren Platz ein. Der Kaiserliche. Mit einiger Mühe hob die Kriegerin den Kopf. „Arranges! Seht Euch vor, sie ist hier. Torrah ist hier...“ Der Nekromant hob die Hand und strich ihr unendlich zärtlich das Haar aus der Stirn. „Ich weiß“, sagte er sanft. „Ich habe sie hierher bestellt.“
Das kalte Grausen packte die Dunkelelfin, als eine elegante, schmale Klinge in der Hand des Nekromanten aufblitzte. Ihre Schreie, die von den Wänden der Grotte widerhallten, hatten nichts menschliches mehr.

Sie schwebte durch kalten, feuchten Nebel – nein, sie schien vielmehr ein Teil davon zu sein. Ihr Leib war nur noch ein Schatten. Substanzlos und ohne Gewicht. Erynn schaute sich an dem seltsamen Ort um. Da waren noch mehr Schatten um sie herum. Sie schienen zu wispern, in hohen, klagenden Tönen. Sie wandte sich einem von ihnen zu: Sein Gesicht war verzerrt, eine Maske des Leids. „Wo bin ich hier?“ fragte sie. Der Schatten sah sie mit gebrochenen Augen an. „Hinter dem Schleier. In der Totenwelt.“
„Ich bin tot? Aber... dieser Ort. Die Geisterebene sollte ein warmer, friedlicher Platz sein, an dem die Seelen sich wiederbegegnen. Hier ist es überhaupt nicht so.“ Der Andere stieß ein humorloses, frostiges Lachen aus. „Für die freien Seelen ist das wohl so. Aber Ihr seid nicht frei, ebensowenig wie ich. Ihr gehört demjenigen, der Euch hierher verbannt hat, werdet ihm zu Diensten sein, wann immer er Euch an seine Seite ruft... zurück in die Sphäre der Lebenden. Und seid gewiß, Ihr werdet diese kurzen Ausflüge schätzen lernen. Nicht einmal die wache Welt ist so bitter wie das hier.“ Er machte eine allesumfassende Geste. „Hier gibt es keine Wärme. Keinen Frieden. Und solange Ihr noch schwach seid...“ der Ausdruck in dem geisterhaften Antlitz verzog sich zu einer häßlichen Fratze „... seid Ihr nur Beute.“
Erynn warf sich herum und floh.


Sie erwachte. Zuerst hörte sie nur das Summen von Insekten und roch brennendes Holz. Ihre Lider öffneten sich flatternd. Als sie Arranges Gesicht so dicht an ihrem eigenen erblickte, war der erste Impuls, sich kriechend in Sicherheit zu bringen. Ihr Körper jedoch gehorchte den Befehlen noch nicht wieder.
Nach und nach gelang es ihr, Realität von Alptraum zu trennen. Ein Gewicht, das ihr in letzter Zeit so vertraut geworden war, fehlte. „Wo sind meine Waffen?“ krächzte sie. Von allen Fragen ist augerechnet das die erste, die du stellst? Vielleicht ist für deinen Weg als Kämpferin doch noch nicht alles verloren.
„Ich mußte sie zurücklassen, als ich Euch aus der Höhle geschleppt habe“, antwortete Arranges mit einem leicht amüsierten Grinsen. Erynn überlegte angestrengt. „Oh“, meinte sie schließlich mit schwacher Stimme. „Das ist irgendwie blöd. Dabei kann ich noch nicht einmal zaubern, um mich zu verteidigen...“ Sie lachte leise. Es klang ziemlich hysterisch.
Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, fragte sie: „Torrah lebt nicht mehr, oder?“ „Nein. Es ist vorbei.“
„Jammerschade“, flüsterte sie noch, bevor ihr das Bewußtsein wieder schwand. „Ich hätte sie gerne für Euch getötet.“

weuze
07.02.2011, 15:26
Als Erynn endlich erwachte und er ein paar Worte mit ihr wechseln konnte, war Arranges fast unendlich erleichtert. Bei ihren letzten Worten jedoch fühlte der Magier etwas, das er lange nicht mehr gespürt hatte. Er konnte nicht recht sagen, was es war, das ihn so berührte. Er konnte nichteinmal fassen, dass sich jemand tatsächlich so für ihn eingesetzt hätte. Sogar sein gefrorener Verstand, der diese Worte sofort als einfache, getarnte Dankung abgetan hätte, dafür, dass er sie aus der Höhle geholt hatte, schwieg in diesem Moment. Der Kaiserliche fand zu keinem richtigen Gedanken mehr, stattdessen erwuchs aus diesem Satz große Zuneigung, Bewunderung und Vertrauen. 'Keine Sorge, ich werde euch vor jeder Gefahr schützen so gut ich kann...' Murmelte er.

Mach dich nicht lächerlich...! Mahnte eine stetig leiser werdende Stimme in seinem Hinterkopf. Doch er sah die Dunmer plötzlich mit ganz anderen Augen.

Schon nach kurzer Zeit schien Erynn aus der Bewusstlosigkeit in einen tiefen Schlaf zu wechseln, ihre Gesichtszüge entspannten sich und ihr Atem wurde länger und war nicht mehr so flach. Doch der Kaiserliche konnte nach einer Weile einfach nicht wiederstehen. Sanft und behutsam zog er seine Füße unter ihrem Nacken heraus und legte ihren Kopf vorsichtig wie ein rohes Ei auf dem Boden ab. Er rutschte zu dem Bündel, in dem sich das Buch befand. Sorgsam schlug er den Stoff zurück. Kunst der Schleier, der Titel war in den gegerbten Ledereinband hineingebrannt worden. Langsam und vor Erregung zitternd, schlug Arranges das Buch auf.

Die ersten Seiten handelten davon, was sich hinter der Magie für eine Macht verbarg. Arranges kannte dies schon alles, es waren die Grunsätze, wie sie in der Magiergilde, der geheimen Universität, ja sogar in der Gathering gelehrt wurden. Weiter war zu lesen, wie wichtig die Meditation sei. Ein weiteres Kapitel handelte davon, wie man Magie richtig ballte, um ihr gesamtes Potential ausschöpfen zu können, auch hier war Arranges nicht unwissend kaum etwas Neues stand dabei. Dann wurde es interessanter für den Beschwörer. Gierig verschlang er die ersten Seiten und das damit verbundene Wissen. Die Beschwörung der puren Bösartigkeit wurde bis ins kleinste Detail geschildert. Dies waren wohl die Kreaturen, welche die Mönche in der Klosterruine beschworen. Der Kaiserliche hatte in etwa bis zu einem Drittel des Buches geblättert, als plötzlich einige leere Seiten kamen. Seltsam... Aber von Neugierde getrieben, blätterte Arranges weiter und plötzlich sah er sich einer grässlichen Dämonenfratze in Rot- und Brauntönen gegenüber. Unter der Zeichnung war ein Text in schwungvollen Lettern zu lesen. Es war genau die Seite, die ihm der Bruder damals gezeigt hatte, als Arranges dieses Buch zum ersten Mal sah. Arranges las den Text darunter, aber irgendwie wollte das Wissen sich ihm nicht erschließen. Er wurde blockiert. Was zur Hölle!? Ein lautes Rasseln rauschte durch seinen Kopf. Arranges erinnerte sich gerade noch daran, was ihm der Mönch damals sagte. Ein undefinierbarer Schatten senkte sich gerade auf den Geist des Nekromanten herab, als er gehetzt das Buch zuschlug. Ein lautes Knacken war allgegenwärtig um ihn herum zu hören, dann war die böse Essenz wieder weg. Verflucht, ich bin zu schwach, ich kann das Buch nicht lesen... ich brauche jemanden, der mir diesen Dämon, diese Macht, die dieser Quelle des Wissens innewohnt, vom Leib hält, während ich darin lese...

Sie waren mittlerweile schon ettliche Stunden hier, Erynn hatte aus dem Tiefschlaf gefunden und drehte sich nun in einem leichten, aber dennoch erholsamen Schlaf. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über den Rand des Horizonts, als Arranges beschloss, endlich aus diesem stinkenden Sumpf zu verschwinden. Er trat das Feuer aus, hängte sich das Buch wie bei der Flucht aus der Grotte um und rüttelte Erynn wach. Schlaftrunken öffnete sie leicht die Augen. 'Kommt, wir gehen weiter...' Mit ein paar wenigen Gesten und noch weniger Worten, war schnell klar, dass die Dunkelelfe wohl nicht sicher genug war, um die Sümpfe durchqueren zu können. Sie konnte sich überhaupt kaum richtig rühren. 'Ich helfe euch...' Arranges hatte während ihrer Zwangspause und nachdem er es aufgegeben hatte, das Buch zu lesen, sich ebenfalls ein wenig erholt und neue Kraft geschöpft. Er hievte die Kriegerin einmal mehr auf seinen Rücken und begann geschätzt in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen waren.

Er war froh, als die Passagen zwischen den Tümpeln endlich zunehmend breiter wurden und das verfilzte Gestrüpp sich merklich lichtete.

Glannaragh
07.02.2011, 17:28
Erynn kam auf die Füße als Arranges sie zum weitergehen aufforderte, fand sich jedoch nicht in der Lage, auch nur einen sicheren Schritt zu tun. Sie fluchte unterdrückt, während sie sich am nächstbesten Baum festhielt.
Es blieb ihr nichts anderes als zuzulassen, daß der Kaiserliche sie trug. Schon wieder. Und das Ganze, wo er doch selbst Verletzungen genug hat. Verdammter Mist. Verdammtes Weib. Ich hoffe, deine Seele brennt in Mehrunes Dagons Esse!

Nach einer ganzen Weile wurde der Untergrund sicherer und das Blätterdach der Bäume lichtete sich so weit, daß man hin und wieder den Sonnenstand bestimmen konnte. Sie klopfte Arranges auf die Schulter. „Danke, daß ihr mich getragen habt. Ich denke, ich kann jetzt alleine weiterlaufen.“ Er ließ sie von seinem Rücken gleiten und konnte dabei nicht ganz verhehlen, wie froh er darüber war. Sie rang sich ein schiefes Lächeln ab, aus dem sich recht deutlich ersehen ließ, wie sehr sie sich für ihre derzeitige Schwäche schämte. „Ich werde langsam sein, aber ich will Euch nicht das Kreuz brechen.“
Erynn sah sich um. „Es scheint, als seien wir ein Stück weiter nach Südwesten geraten. Das ist nicht weiter schlimm, denn von hier aus ist der Weg zur Gelben Straße kürzer, als wenn wir uns noch einmal am Panther entlangschlagen würden. Und lange nicht so mühsam.“ Sie überlegte kurz. „Dann wäre nur noch die Frage zu klären, ob wir über Leyawiin auf die Grüne Straße wechseln, um zurück nach Bravil zu kommen, oder ob wir unser Glück auf dieser Seite des Flußufers versuchen. Vielleicht finden wir ein Fischerboot, das uns für ein paar Septime auf die andere Seite übersetzt... Nachdem die Assassinin sagte, ihre Kontaktleute erwarteten sie in Leyawiin, bin ich mir nicht so sicher ob es eine gute Idee wäre dort hinzugehen.“ Sie zuckte die Achseln. „Sehen wir erstmal zu, daß wir die Straße erreichten.“

Sie setzten ihren Weg fort, während sie jeweils ihren eigenen Gedanken nachhingen. Die Schritte der Elfin wurden mit der Zeit immer sicherer, und als die Dämmerung den Himmel in weiche Farben tauchte, hatte sie sich beinahe ganz von der verstörenden Illusion erholt.
„Habt Ihr eigentlich die Antworten in dem Buch gefunden, nach denen Ihr gesucht habt?“

weuze
08.02.2011, 00:07
'Nun, was heißt Antworten? ... Ich kann das Buch nichteinmal lesen... Ihm haftet irgendeine böse Macht an, die wie ein Vorhängeschloss den Zugang zu seinem Wissen versperrt... und ich...' Arranges rang einen Moment mit sich selbst und antwortete mit sichtlichem Ärger über seine schwache mentale Kraft: 'Ich bin unfähig sie im Zaum zu halten, während ich die Zeilen lese...'

Erynn schloß kurz die Augen. Dann laß es doch einfach bleiben... war ihr erster Gedanke, der in der derzeitigen Gesellschaft allerdings kaum salonfähig sein dürfte. Außerdem hatten sie so viel auf sich genommen, um den Wälzer zu bekommen. Irgendwie empfand sie es als persönliche Beleidigung, daß das blöde Ding sich jetzt querstellte. Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete: "Eine Art... Vorhängeschloß, sagt Ihr? Wenn es tatsächlich so etwas ist, muß es auch einen Schlüssel geben. Habt Ihr schon versucht, das Buch und das Amulett zusammenzubringen? Vielleicht ist das die Lösung." Großartig, Erynn. Wahrscheinlich hast du gerade wieder irgendwas Dummes gesagt...

Bei ihren Worten stutzte Arranges nur und musste stehen bleiben, um ersteinmal richtig zu begreifen. Nach einem Moment, in dem er Erynn nur dämlich anschaute, schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Ja natürlich, Gott bist du dumm Arranges! An soetwas hatte der Kaiserliche wahrlich nicht gedacht und wäre auch nie darauf gekommen. Schließlich hatte der Mönch immer davon gesprochen, dass es wohl dazugehörte, mit dieser Macht zu ringen, während man das Buch las. Er holte das Buch und das Amulett hervor. Nachdenklich betrachtete er beides, Erynn hatte er derweil schon wieder ausgeblendet. Dann legte er das Amulett einfach oben auf den Buchdeckel. Aber da dürfte nichts passieren, schließlich waren beide Sachen schon zusammen in meinem Umhang eingewickelt gewesen... Es geschah auch nichts, Arranges spürte nichts und auch sonst war irgendwie gar nichts anders als im Moment zuvor. Arranges nahm das Amulett wieder in die Hände und sah es nachdenklich an. 'Na los! Mach was du dämliches Ding!' Es musste doch irgendwie funktionieren. Zornig packte Arranges den Anhänger starrte ihn einen Augenblick hasserfüllt an und schmetterte ihn dann auf einen Stein, der ein wenig aus dem Boden hervorstand. Klirrend zersprang das Amulett. Eine dünne, bläuliche Rauchfahne schraubte sich langsam in den Himmel. 'Hat es... funktioniert?' Ungläubig schaute der Kaiserliche auf die Bruchstücke, doch dann übermannte ihn wieder sein Drang nach Macht. Schnell schlug er das Buch auf... und tatsächlich, der Schatten war weg, stattdessen schlug dem Magier nur noch das schier grenzenlose Wissen aus dem Buch entgegen... Ein irres Kichern entrang sich seiner Kehle. Das muss ich alles studieren... jetzt... sofort! Ohne Erynn weitere Aufmerksamkeit zu schenken, setzte er sich wo er stand nieder und begann mit einem weltfremden, verrückten Blick zu lesen.

Nachdem sie mit ihrem magieunverseuchten gesunden Merverstand offenbar einen Glückstreffer gelandet hatte, ließ sich der Kaiserliche einfach auf den Boden plumpsen und vergrub sich begeistert in dem Buch. Die ganze Szene sah so komisch aus, daß Erynn laut lachen mußte. Er bekam es gar nicht mit.
"Ich gehe davon aus, daß wir heute Nacht hier rasten?" Keine Antwort. Seufzend begann sie, ein paar Steine und Holz für ein Feuer zu sammeln. Bis sie es in Gang hatte, war sie einige Zeit beschäftigt. Dann legte sie sich auf den Rücken und beobachtete den Sonnenuntergang. Mehr Zeit verging; außer dem Rascheln von Pergament und zirpenden Grillen war nichts zu hören.
"Wollt Ihr etwas essen?"
"Mhm."
"Wie geht es Eurer Schulter?"
"Mhm."
"Hinter dir steht ein Orkbandit und strippt."
"Habt Ihr was gesagt?"
"Äh. Nein."
Erynn requirierte die Wolldecke für sich und entschied, es am nächsten Morgen nochmal zu versuchen.

Arranges schaute erst auf, als ein absolut unpassendes Schnarchen von Erynn zu ihm herüberdrang. 'Wie ein Barbar...!' Nuschelte er verärgert vor sich hin. 'Ich sagte ja... Prügelknabe der Kämpfergilde... kein bisschen zivilisiert...' Über Nacht nickte Arranges mehrere Male über dem Buch ein, aber als der nächste Morgen heraufzog, hatte er seinen Schlaf übergangen und saß immer noch gefesselt über dem Buch, als Erynn langsam erwachte.

Sie wurde von der Morgensonne geweckt, die warm auf ihr Gesicht schien. Erynn streckte sich, bis die Gelenke knackten und öffnete ein Auge. Arranges hockte unverändert über dem Buch - sie vermutete, daß er wieder einmal nicht geschlafen hatte. Wie hältst du das bloß aus, fragte sie sich und warf dem strahlend blauen Himmel einen mißmutigen Blick zu. Meinetwegen hätte es heute ruhig regnen können. Dann wäre der Bücherwurm hier wenigstens gezwungen gewesen, den Folianten für ein paar Augenblicke wegzupacken.
"Guten Morgen." Sie schüttelte die Decke aus und löschte die Reste des Feuers. "Wir sollten langsam losgehen und die Pferde abholen." Sieht so aus, als hätte ich heute mal wieder Zeit fürs Frühstück.
"Wer ist eigentlich Marie?" - "Was?" - "MARIE. Die Frau, die uns diese Mörderin auf den Hals gehetzt hat."

Als Erynn die Pferde erwähnte, klinkte sich bei Arranges zumindest ein Teil seiner Aufmerksamkeit aus und schweifte zu der Dunmer. Als sie Marie erwähnte, war er gezwungen, doch noch ganz aufzuschauen und sich mit ihr zu... beschäftigen. 'Marie...' Wiederholte Arranges langsam den Namen. Verdammt, ich kann ihr schlecht sagen, wer Meisterin Marie ist... wie erkläre ich ihr das am besten? Mit einem Auge schielte er schon wieder in den Folianten, als er ihr lustlos antwortete: 'Sie hat... sie ist auch eine Magierin, sie hat Torrah zum Teil gelehrt...' Mit einer abwinkenden Geste, als wolle er irgendeinen Lakaien auffordern, sich zu entfernen, bedeutete er Erynn, dass sie ihn weiterlesen lassen soll und nicht mehr nerven, dann blickte er wieder auf die Seiten und las weiter, ohne sie nochmals eines Blickes zu würdigen.

Die Elfin gab es auf. Männer. Nein, viel schlimmer... Magier! Sie ließ ich wieder auf den Rücken ins Moos fallen und vertrieb sich die Zeit damit, Mücken mit einer Hand zu fangen. Wenn ich wenigstens noch meinen Bogen hätte, dann könnte ich ein bißchen jagen gehen... ach, was solls. Wäre ohnehin Wilderei. Erynn folgte der Überlegung und stellte fest, daß ihr ein solcher Gesetzesbruch mittlerweile herzlich egal wäre. Sie langweilte sich fürchterlich.
Die Sonne war schon über den Zenit hinweggewandert, als sie es nicht mehr aushielt.
"Arranges?" Sie stand auf und ging zu dem Berschwörer herüber. Kurz überlegte sie, welches Bein in der Klosterruine nochmal verletzt worden war. Sie wählte das andere und trat ihm kräftig gegen den Oberschenkel. "Hey! Ich rede mit dir! Wenn diese Marie eine Lehrerin von Torrah war, wie wird sie wohl darauf reagieren, daß ihr Schützling tot ist? Vor allem, weil sie uns schon vorher nicht gerade wohlgesonnen war - warum auch immer?" Sie machte eine kurze Pause und kratzte das Wenige zusammen, was sie an Bildung mitbekommen hatte. "Los, Mann, sprecht mit mir. Solltet Ihr das Gelesene nicht ohnehin mal langsam sacken lassen? Damit es sich verfestigt oder so? Ganz abgesehen davon, daß wir ganz andere Probleme haben werden, wenn sie uns einen weiteren Assassinen schickt."

'Au!' Arranges schreckte hoch und rieb sich unwillkürlich die Stelle, wo Erynn ihn getreten hatte. Verstädnislos schaute er ihr in die Augen, bevor er antwortete: 'Diese Frau mochte mich vorher schon nicht, da spielt es jetzt keine Rolle, ob sie mich noch weniger mag...' Er schlug das Buch zu, behielt aber zwei Finger der einen Hand auf der aktuellen Seite, zwischen den Blättern. 'Ihr versteht den Zusammenhang sowieso nicht...' Meisterin Marie darf sich nicht einmischen, die Regeln der Gathering verbieten es ihr... 'Ihr habt keine Ahnung, von wem ihr da sprecht, wenn ihr den Namen Marie in den Mund nehmt und noch weniger Ahnung habt ihr von den Hintergründen... und vielleicht ist es euch nicht aufgefallen, aber ich bin hier gerade sehr beschäftigt, also... warum geht ihr nicht und verprügelt einen Baum oder so, dann hättet ihr wenigstens jemand mit dem selben Niveau vor euch...' Ohne eine Miene zu verziehen schlug Arranges das Buch wieder auf und las einfach weiter.

Erynn ging vor dem Beschwörer in die Hocke und starrte ihn an. "Ich verprügel Euch gleich. Schön, daß Ihr so selbstsicher seid, aber diese Dunkelelfe war nicht nur hinter Euch her."
Arranges schien fest entschlossen, sie zu ignorieren. Verdammt, ist das wirklich nötig? Ist ja nicht so, daß ich von solchen Dingen Ahnung hätte... Sie beugte sich vor und drückte dem Kaiserlichen einen Kuß auf die Stirn. "Habe ich jetzt Eure Aufmerksamkeit? Starrt nicht so dämlich, das war Notwehr!"

Arranges sah nur, wie der Schatten von Erynns Torso über die aufgeschlagene Seite wanderte und im nächsten Moment spürte er ihre Lippen auf seiner Stirn. Er musste ausgesehen haben, als verstünde er die Welt nicht mehr. Völlig sprachlos schaute er der Dunmer in die Augen. Dann nahm er eine Hand vom Buch und rieb sich damit ungläubig über die Stirn, nahm sie wieder runter und schaute auf die Hanfläche, als würde er irgendwie Blut oder sonstetwas erwarten. Wieder blickte er Erynn in die Augen. 'Sagt mal... habt ihr euch irgendwo den Kopf gestoßen oder was?' Der Kaiserliche bemühte sich um einen abfälligen Ton, aber der gelang ihm nicht im Geringsten. Er rieb die Hand einmal neben sich im Gras ab, schlug das Buch zu und sprach dann mit versucht genervt klingender Stimme weiter: 'Was wollt ihr denn?'

Was denn? So schlimm? "Ich will wissen", wiederholte sie und betonte dabei jedes einzelne Wort, als spräche sie mit einem Schwachsinnigen "wer dieses Weib ist und warum sie hinter uns her ist. Ihr scheint sie zu kennen - aber ich habe keine Ahnung, womit ich sie verärgert hätte, und das gefällt mir nunmal nicht."

'Ich kenne sie und habe euch bereits genug gesagt, damit ihr wisst, wer sie ist... den Rest kann ich euch nicht sagen... Ihr habt sie nichts verärgert, wenn dann nur ich...'

Erynn hob in einer nachgebenden Geste die Hände. "Na schön... na schön. Behaltet Eure Geheimnisse. Dann werde ich es eben auf anderem Wege herausfinden." Sie erhob sich und begann aufs neue damit, Feuerholz zusammenzuklauben. "Es ist ohnehin schon Nachmittag. Meinetwegen bleiben wir noch eine Nacht hier. Es scheint ohnehin keine Macht auf Nirn zu geben, die Euch von diesem Buch wegreißen kann. Ich werde Euch nicht mehr stören. Jedenfalls nicht bis morgen früh."

Na endlich, das Glück scheint mich wohl doch nicht komplett verlassen zu haben... Arranges erwiederte nichts mehr, stattdessen schlug er wieder das Buch auf und las weiter. Der Abend zog herauf und mit ihm dichte Quellwolken aus Norden. Bedächtig starrte Arranges von Zeit zu Zeit in den Himmel. Es wurde dunkel und ein leichter Wind kam auf. Erynn legte sich gerade schlafen, als die ersten, vereinzelten Regentropfen vom Himmel fielen. Verdammte Scheiße! Arranges konnte unmöglich bei Regen lesen. Schnell wickelte er den Folianten in seinen Umhang. Er legte das Bündel an einen Baum und setzte sich davor... Nur wenig später verschwamm die Landschaft hinter einem Vorhang aus vielen, dicken Regentropfen, die auf die Erde prasselten. Der Kaiserliche schirmte das Bündel mit seinem Körper gegen den Regen, wobei er selbst komplett durchnässt wurde. An Schlaf war in dieser Situation kaum zu denken, zum Glück hatten sie das Feuer so groß geschichtet, dass es zwar zischend qualmte, aber nicht wirklich vom Regen beeinträchtigt wurde. Der Regen ließ nicht nach und irgendwann döste Arranges doch mit dem Kinn auf der Brust ein.

Glannaragh
08.02.2011, 19:00
Erynn zog sich die Decke über den Kopf, als der Regen einsetzte, doch es dauerte nicht lange, bis das Tuch völlig durchnäßt war. Sie rückte näher ans Feuer, das sich tapfer gegen die Wassermassen von oben wehrte und döste für den Rest der Nacht mehr, als daß sie schlief.
Sie gingen noch vor Morgengrauen weiter. Das Wetter besserte sich nicht, und so hielt sie nichts mehr an diesem Platz; Erynn, weil sie sich ohnehin furchtbar langweilte und Arranges, weil er bei dieser Witterung seine Studien kaum unter freiem Himmel fortsetzen konnte.

Als sie die Straße am späten Nachmittag erreichten, stellte sich endgültig auch die Frage, auf welchem Weg sie nach Bravil zurückkehren sollten.
Vordergründig war die Überlegung, zuerst nach Leyawiin zu gehen und von dort aus einen Transport zu organisieren natürlich die vernünftige Wahl, aber Erynn hatte nach wie vor Zweifel. Du mußt die Frage ohnehin früher oder später stellen, also kannst du das auch jetzt gleich tun. Sie suchte nach einer möglichst diplomatischen Herangehensweise, verwarf verschiedene Konstrukte und entschied sich letztendlich für den direkten Weg:
„Bevor wir in diese Stadt marschieren, will ich eines wissen: Wieso macht Ihr Euch keine Sorgen darüber wer Euch sehen könnte, obwohl Ihr in ganz Cyrodiil gesucht werdet? Ihr versteht sicher, daß ich da nicht unbedingt mit hineingezogen werden will...“

Langsam wird es schwierig... sie bohrt unwissend immer weiter... na mal sehen... 'Nun, das ist einfach zu erklären. Selbst wenn mich irgendeine Wache oder sogar eine Klinge, welche zufällig zugegen ist, erkennen sollte, wird sich keiner die Mühe machen, mich darauf anzusprechen, oder mich irgendwie festzunehmen... das liegt daran, dass die Suche nach mir schon seit einiger Zeit wieder abgebrochen wurde... habt ihr euch nie gewundert, dass die Steckbriefe von einem auf den anderen Tag überall fast restlos verschwunden waren?'

"Ich... nein, eigentlich nicht. Damals dachte ich, die Sache sei aufgeklärt worden. Warum...?" Erynn besann sich eines Besseren. "Vergeßt es."
Plötzlich war sie sehr müde. Müde ob all der Geheimnisse, mit denen sie plötzlich konfrontiert war. Müde, sich mit Dingen auseinandersetzten zu müssen, die sie nicht verstand und nicht zuletzt müde von der langen Reise, die ihre Reserven so gut wie aufgezehrt hatte. "Sehen wir zu, daß wir die Stadt erreichen. Ich kann diesen Sumpf nicht mehr sehen."

Die Straße wurde wenig benutzt und war daher in schlechtem Zustand, doch im Vergleich zur Wildnis jenseits davon bedeutete sie eine große Erleichterung. Angesichts des Dauerregens verzichteten sie auf eine Rast, die ihnen ohnehin nur wenig Erholung gebracht hätte. Sie erreichten Leyawiin am folgenden Vormittag. Dreckig und abgerissen wie sie aussahen, erweckten sie natürlich das Mißtrauen der Torwache - der Soldat winkte sie zur Seite und begann Fragen zu stellen. Bevor er auf die Idee kam ihr Gepäck durchsuchen zu wollen, tischte ihm Arranges glattzüngig eine Geschichte über eine Aufklärungsmission auf. Erynns Kriegergildenpapiere gaben der Erzählung die nötige Substanz, und sie wurden schließlich eingelassen. Trotzdem konnten sie den Blick des Wächters noch lange im Rücken spüren.
"Wir halten uns besser nicht zu lange hier auf - aber für heute sollten wir uns dennoch eine Taverne suchen. Mit Zuber. Ihr stinkt wie ein Troll."

weuze
08.02.2011, 19:38
'Also es tut mir ja schrecklich leid, aber ihr musstet ja nicht das Gewicht von mindestens zwei Ogern auf dem Rücken aus dieser Grotte schleppen, damit dann noch irgendwie heil durch die Sümpfe kommen und habt dementsprechend kaum gewschitzt...' Sagte Arranges, dem es eher egal war, wie sehr er müffelte, dann hielte wenigstens ein paar einen größeren Abstand zu ihm.

Nachdem Erynn aber darauf bestand, nicht wieder in einer schäbigen Taverne Quartier zu beziehen, lenkte Arranges ihre Schritte zur Drei Schwestern Herberge. Sie brauchten nicht zu klopfen, schließlich war es noch nicht abends oder nachts. Sie traten ein, zwei Gäste, ein Hochelf und ein Kaiserlicher, saßen im Schankraum. Arranges kam es erst, als er bei einer der Besitzerinnen nach einem Zimmer fragte, dass er ja jetzt nicht mehr gezwungen war, einen Raum mit der Dunmer zu teilen. Dank den Vieren... ich sollte doch glatt mal wieder eine Reise zu den Schreinen der vier Säulen machen... genug Gründe für ein Dankgebet hätte ich jedenfalls... Er bestellte und zahlte ein Zimmer. Die Taverne war im Vergleich relativ teuer, aber dafür war praktisch alles, also Waschmöglichkeiten und das Essen im Preis enthalten. Das Zimmer war standardmäßig sowieso recht geräumig und immer mit einem breiten und mehr als bequemen Bett ausgestattet.

Mit einem zufriedenen Lächeln überließ er der Wirtin die Münzen und fragte auch direkt an, ob sie einen Zuber mit heißem Wasser bereitstellen könnte. Als er gesagt bekam, dass alles bis in einer Stunde etwa vorbereitet sein würde, begab er sich nach oben. Er schob die Tür hinter sich zu. 'Endlich ungestört... und ab Bravil, das heißt also in etwa 3 Tagen, bin ich Erynn sogar wieder komplett los.' Er legte seine Rüstung und den Gürtel ab. Alles war relativ gut verschmutzt. Ein Trank hatte er eingebüßt, das Fläschchen war wohl während der Strapazen zersprungen und die Schriftrollen, die er immer für den äußersten Notfall bei sich trug, hatten durch das feuchte Klima im Sumpf ebenfalls einiges abbekommen, waren aber noch brauchbar... Aber wie dem auch sei, Arranges störte sich daran eher wenig und er setzte sich in Kniehose und Hemd im Schneidersitz auf das Bett und begann wieder zu lesen, bis die knappe Stunde endlich vorbei war. Er legte sich lediglich den Umhang um und ging ein Stockwerk höher. Die Wirtin kam ihm gerade aus einem Raum entgegen, aus dem es schon leicht dampfte. 'Ich hoffe es ist alles zu eurer Zufriedenheit.'
'Gewiss...' Antwortete Arranges nur und trat ein.

Ein vergleichsweise großer Zuber stand inmitten eines mehr oder weniger großen Raumes. Feuchte Wärme erfüllte die Luft. Einige Augenblicke später saß Arranges im heißen Wasser und döste, den Kopf auf den Rand gelehnt, vor sich hin.

Glannaragh
09.02.2011, 00:45
Erynn bezahlte das Zimmer bei der Wirtin. Ein eigenes, ganz für sie alleine! Kein Gemecker. Kein Schnarchen. Keine Mücken, Nässe, Steine im Rücken, Sorgen vor Überfällen und niemand, der sie schon beim Aufwachen miesgelaunt anranzen würde. Es war doch erstaunlich, wie wenig man nach ein paar Wochen Entbehrungen zum Glücklichsein brauchte.

Noch war sie durch den Schlafentzug der letzten Nacht viel zu aufgekratzt, um überhaupt Ruhe finden zu können. Sie beschloß also, beim hiesigen Gildenhaus vorbeizuschauen und sich dort neu auszurüsten. Die Tatsache, daß ihre einzige Bewaffnung der Dolch in ihrem Stiefel war, ging ihr auf die Nerven.
Auf ihrem Weg dorthin bemerkte sie einige Söldner, welche die Rüstung der Blackwood Company trugen. Erynn machte einen großen Bogen um sie – sie wollte keinen Ärger.
Von der Gilde bekam sie relativ günstig ein gutes Langschwert, die Klinge ein wenig schmaler und leichter als bei dem alten. Es hatte etwas Flugrost angesetzt, aber das war nichts, was sich nicht mit einem Lappen und etwas Öl beheben ließe. Ein Bogen, der sie zufriedengestellt hätte, war allerdings nicht aufzutreiben. Dann versuche ich es eben in Bravil noch einmal.

Sie verbrachte noch einige Zeit in der Gilde, redete mit den Leuten, auch wenn es in dem Stützpunkt relativ kalt und duster war.
Bei den Neun, wie hatte sie das vermißt! Mit normalen Leuten an einem Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten. Sie selbst erzählte nicht viel, sagte nur, daß sie die letzte Zeit im Dunkelforst unterwegs gewesen sei, um Gerüchten über Wegelagerer nachzugehen. Das kam der Wahrheit nahe genug und paßte zusätzlich noch zu der Geschichte, die sie dem Torwächter erzählt hatten.
Im Gegenzug hörte sie sich von einer älteren Rothwardonin eine regelrechte Elegie darüber an, wie stark die konkurrierende Söldnerorganisation in Leyawiin Fuß gefaßt hatte. Als sie danach fragte, stellte sich heraus, daß hier tatsächlich bereits an Feuerholz und Kerzen gespart wurde. Mein Leben hat mich wieder. Nun, besser die Company als untote Mönche.

Nach etwas über zwei Stunden verabschiedete sie sich und kehrte zur Herberge zurück. Sie bat die Wirtin, ihr ein Bad vorzubereiten -Arranges, so hoffte sie, war mittlerweile leidlich sauber und mit etwas Glück sogar rasiert- und verzog sich auf ihr Zimmer, wo sie sich aus ihrer Rüstung schälte. Das Leder sah wirklich ziemlich ramponiert aus und stand vor Dreck. Erynn säuberte es notdürftig mit einem Lappen, den sie neben der Waschschüssel fand. Ihre Gastgeberin würde nicht begeistert sein, aber schließlich war das Zimmer teuer genug gewesen, so daß sie darauf keine Rücksicht zu nehmen gedachte. Sie merkte, wie sie langsam schläfrig wurde, während sie die vertrauten Handgriffe ausführte, raffte sich aber nochmal auf, als Shomara an die Tür klopfte und sie informierte, daß das Wasser bereit sei. Erynn bat sie noch, den Kamin in ihrem Zimmer anzuheizen, bevor sie ging.

Sie schloß die Tür des Badezimmers hinter sich ab (ein weiterer Luxus, den sie ehrlich vermißt hatte), entledigte sich ihrer Kleidung, die, wenn das überhaupt möglich war, noch übler stank als sie selbst und ließ sich in den Bottich sinken. Herrlich. Ich glaube, ich bleib einfach hier bis ich mich aufgelöst habe... Die Elfin sah an sich herunter. Sie war schmaler geworden, die Muskeln fester, und überall hatte sie Schrammen und blaue Flecken, die unter der grauen Haut besonders beeindruckend aussahen.
Der segensreiche Zustand hielt nicht ewig an, denn irgendwann wurde ihr das Wasser zu kalt. Sie nutzte die Gelegenheit, um noch ihre Kleider durchzuwaschen, dann wickelte sie sich in ein großes Leinentuch. Erynn huschte über den Gang zu ihrem Zimmer zurück und hoffte dabei, niemandem zu begegnen. Sie hatte Glück.
Dort angekommen schaffte sie es gerade noch, ihre Klamotten über den Kamin zu hängen. Dann ließ sie sich ins Bett fallen (ja, ein richtiges Bett mit Daunendecke!) und schlief praktisch sofort ein.

weuze
09.02.2011, 11:31
Arranges beendete sein Bad, als das Wasser merklich abgekühlt war. Er nutzte die Gelegenheit ebenfalls und schrubbte seine Unterkleider so gut es möglich war. Er hängte sich seinen Umhang um und ging auf sein Zimmer zurück. Die blaue Tunika und die dunkelgraue Stoffhose, welche er normalerweise unter der Rüstung trug, hängte er nur über zwei Stühle. Ob diese Kleidungsstücke dreckig waren oder nicht, war eigentlich egal, man sah weder von der Hose, noch von der Tunika sehr viel, wenn der Kaiserliche seine Rüstung darüber angelegt hatte. Er lüftete die Kleidung meist nur aus oder ersetzte sie komplett. Die Stiefel jedoch waren arg in Mitleidenschaft gezogen worden im Sumpf. Die werd ich wohl bald wieder ersetzen müssen... Die Mithrilkette musste er nur ausschütteln. Das war der Vorteil dieses Materials, es nahm keinen Rost auf und Dreck konnte nicht wirklich daran haften. Arm- und Beinschienen säuberte er gewissenhaft und schon bald sah die Lederrüstung zwar nicht wie neu aus, aber sie machte einen ordentlich gepflegten Eindruck. Wie Arranges selbst, der sich noch im Bad ein wenig hergerichtet hatte. Der teils gruselig lange Bart wurde gut gestutzt und er schnitt sich die einzelnen Ponnys, die ihm in die Stirn fielen.

Als er alles erledigt hatte, setzte er sich wieder aufs Bett und las, bis in die Nacht hinein, ehe er sich seiner Vernunft beugte und einschlief. Ein tiefer, erholsamer Schlaf umfing den Nekromanten und als er am nächsten Morgen erwachte fühlte er sich direkt wieder ein kleines Bisschen jünger. Er stand auf und schaute sich suchend um, konnte aber erst nicht sagen, was er suchte. Er stand einige Minuten, sich nachdenklich am Hinterkopf kratzend, im Raum und überlegte. Du bist ein Trottel Arranges, was suchst du nach Erynn, du brauchst sie nicht mehr... sie hat ihren Zweck erfüllt und jetzt bist du wieder unabhängig und musst nicht ständig aufpassen, dass sie weglaufen könnte oder sonstetwas tun könnte, was dich behindern würde... Rügte er sich nach einigen Minuten selbst. Er legte seine Rüstung und die Kleidung an, sammelte sein hab und Gut ein. Dem Buch hatte er aus einem größeren Lederbeutel, von denen er drei Stück am Gürtel trug, notdürftig eine Art Tragegurt gefertigt und diesen zwischen Bund und Buchrücken hindurchgezogen. So konnte er es bequem an der Seite, wenn nötig vom Umhang verdeckt, tragen. Schließlich musste er sehr wahrscheinlich nach Bravil laufen.

Arranges begab sich nach unten in den Schankraum, es war noch recht früh und so saßen dort noch keine Gäste. Auch Erynn war anscheinend noch nicht wach. Der Kaiserliche bestellte sich ein ordentliches Frühstück, rechnete ab und verließ die Herberge nachdem er sich nicht wirklich Zeit zum Essen gelassen hatte. Seine Schritte lenkten ihn zum Schmied der Stadt. Er ließ seine Rüstung ausbessern, vor allem die Schulterplatte und kaufte sich direkt ein neues, sehr fein gearbeitetes Silberschwert. Das Alte hatte schon wieder zu viele Scharten, eine Reparatur wäre fast so teuer gewesen, wie der Neukauf. Danach begab sich der Kaiserliche zum Westtor. Um zur Straße nach Bravil zu gelangen.

Der Zufall wollte es, dass er am Tor einen recht alten Soldaten in der Frühschicht antraf. Arranges kannte die Wache. Nach der Passkontrolle verfilen die beiden in ein kurzes lockeres Gespräch. Bei der Gelegenheit erkundigte sich Arranges über die Neuheiten, welche noch nicht im Rappenkurier standen und wie es um die Krise stand.

Glannaragh
09.02.2011, 16:26
Erynn erwachte, legte die Rüstung an und ging nach unten in den Schankraum. Dort fragte sie Shomara nach dem Kaiserlichen und erfuhr, daß er bereits aufgebrochen war. Ein einfaches ‚auf Wiedersehen’ wäre nett gewesen. Aber ein Magier bleibt wohl immer ein Magier. Wahrscheinlich ist seine Birne so voll mit dem Stuß, der in dem Buch steht, daß er stracks in ein Obliviontor laufen würde ohne es zu merken. Schussel.
Sie bedankte sich für die Auskunft und verließ die Taverne. In Leyawiin hielt sie nichts mehr, und so machte sie sich auf den Weg zum Stadttor, durch das sie auf die grüne Straße gelangen würde. Beim Gedanken daran, daß sie noch einmal für zwei oder drei Tage durch die Gegend latschen müßte, verdrehte sie genervt die Augen.

Die Elfin war überrascht, als sie Arranges am Tor erblickte. „Ich hätte nicht gedacht, daß ich Euch noch einholen würde“, begrüßte sie ihn. Der Kaiserliche musterte sie mit ausdruckslosem Gesicht. „Warum habt Ihr es dann versucht? Schließlich seid Ihr frei dorthin zu gehen, wohin es Euch beliebt.“
Verdutzt und ein wenig verletzt starrte sie ihn an. „Verstehe“, antwortete sie kühl. „Der Khajiit hat seine Schuldigkeit getan, der Khajiit kann gehen. Wie Ihr wollt. Ich empfehle Euch unbedingt, noch ein paar Stunden hier zu warten, damit Ihr nicht Gefahr lauft, mich unterwegs einzuholen.“
Damit wandte sie sich ab und machte sich auf den Weg, entschlossen, nicht noch einmal zurückzuschauen. Magier...
Hinter sich hörte sie den abgrundtiefen Seufzer des Beschwörers und dann Schritte. Erynn verdrehte die Augen. Charakterkrüppel. Ich hätte es nie geglaubt, aber in Zukunft wird mir Ah-Malz wie ein richtig einfühlsamer Kerl erscheinen.

Sie erreichten Bravil gegen Mittag des dritten Tages. Der Weg dorthin verlief weitgehend ohne böse Überraschungen, abgesehen von einem einzelnen Kobold, der es unbedingt wissen wollte. Die Episode endete mit einem verkohlten Kobold und einem sehr selbstzufrieden aussehenden Kaiserlichen.
Die Beiden sprachen nicht viel, während sie unterwegs waren. Nachdem das Buch nun gefunden und Torrah tot war, wurde überdeutlich, wie wenig sie eigentlich gemeinsam hatten. Erynns Wut war bereits am Abend des ersten Tages verraucht, und sie ließ die Sache am Stadttor einfach auf sich beruhen.

An den Ställen von Bravil angekommen, begrüßten die Pferde sie freudig. Sie sahen tatsächlich anständig gepflegt aus und standen gut in Futter, wie die Kriegerin prophezeit hatte. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, während sie beobachtete, wie liebevoll der Beschwörer mit seinem Fuchs umging. Er wirkte praktisch wie ausgewechselt.
Erynn ging und bezahlte die Besitzerin des Mietstalls. Ein neuer Bogen wird wohl noch eine Weile warten müssen. Jetzt bin ich völlig abgebrannt. Wirklich schade, daß wir das Amulett zerschlagen mußten. Es hätte eine schöne Anzahl Septime eingebracht.
Sie ging wieder nach draußen und sattelte Falchion.
„Arranges“, sprach sie ihren Begleiter noch einmal an. „Was auch immer Ihr jetzt vorhabt, ich für meinen Teil werde auf dem schnellsten Weg nach Skingrad zurückkehren.“ Kurz zog sie den Kaiserlichen in eine kräftige, reichlich undamenhafte Umarmung. „Für den unwahrscheinlichen Fall, daß Ihr meine Hilfe noch einmal brauchen solltet – tut mir den Gefallen und fragt einfach.“ Sie lächelte. „Lebt wohl.“
Mit diesen Worten schwang sich Erynn auf den Rücken ihres Pferdes und lenkte es auf die Straße nach Norden. Nach Hause, dachte sie. Endlich nach Hause.

weuze
09.02.2011, 18:09
Arrangs hatte im ersten Moment die Befürchtung, dass sie ihm jetzt auch noch einen Abschiedskuss aufzwingen wollte. Aber als sie ihn schlicht herzhaft in die Arme schloss, konnte der Nekroman nicht um hin, ebenfalls kurz die Arme um sie zu legen. Allerdings blieb der leicht verständnislose Ausdruck in seinem Gesicht bestehen. Warum zum Teufel ist sie so freundlich, so nett? ... Ich habe ihr Leben innerhalb weniger Tage nicht nur einfach ein wenig zerstört, nein, ich habe mir indirekt größtmöglichste Mühe gemacht, jeden Trümmer in so kleine Brösel wie irgend möglich zu zerstückeln... Arranges blieb einige Minuten einfach stehen und blickte Erynn mit gemischten Gefühlen hinterher. Bis er den Kopf schüttelte, das Buch sicher am Sattel befestigte und seinerseits losritt.

Arranges lenkte sein Pferd an die Westufer des Niben hinunter und ritt entlang des Flusses nach Norden. Er hatte sich überlegt, weitere Studien ersteinmal ruhen zulassen, stattdessen machte er sich wieder auf den Weg zur Einsiedelei des Bruders. Er nahm die Ringstraße westlich der Kaiserstadt und folgte dort der Straße bis nach Chorrol. Dort ergänzte er seine Vorräte und verließ die Stadt nach Westen.

Es war normalerweise ein Ritt von nicht ganz zwei Tagen, würde man die Einsiedelei, die mitten im Wald im Nirgendwo ohne Weg, ohne Trampelpfad lag, auch direkt finden. Arranges war gerade ein Tag unterwegs, als es zu dämmern begann und er sein Lager aufschlug. Gähnend saß der Kaiserliche vor dem Feuer, als seitlich von ihm ein großgewachsener Hüne aus der dunklen Kulisse des Waldes trat. Komplett in Schwarz gehüllt und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, setzte sich der Botschafter wie selbstverständlich ans Feuer. 'Der Meister sendet euch seine Grüße.' Arranges nickte nur schweigend. Er hasste die Botschafter, obwohl er ein paar persönlich kannte und man mit diesen eigentlich gut reden und sogar scherzen konnte. Yuphaistos war das beste Beispiel dafür, dass die Botschafter, so grässlich und stumpf sie auch wirken mochten, wenn sie ihm eine Nachricht überbrachten, ganz normale Menschen oder Mer waren. Aber jetzt war es eben wieder einmal so, dass der Botschafter ihm nur eine Nachricht übebringen sollte. Seine Stimme brannte wie Feuer in den Ohren und griff zugleich mit eisiger Hand nach der Kehle. Die große und massige Gestalt tat ihr Übriges, möglichst einschüchternd zu wirken, was nichteinmal nur Fassade war. Die Botschafter waren in gewisser Weise die Elite der Gathering.

'Die nächsten Wochen kommt die Gathering zusammen... Wie immer steht es euch frei zu kommen oder nicht. Jedoch wäre eure Anwesenheit sehr erwünscht. Es wird ein neuer Mentor für das Land Cyrodiil bestimmt. Da ihr dafür verantwortlich seid, dass Mentorin Torrah de Llevria nicht mehr unter uns weilt, möchte die Gathering eure Meinung hören, bevor sie selbst entscheiden, wer Torrahs Platz einnehmen wird... Weiters ist vor wenigen Tagen der Großmeister aus Elsweyr von uns gegangen, derzeit wird darüber entschieden, wer seine Nachfolge antreten wird...' Die Großmeister sterben in letzter Zeit wie die Fliegen... seltsam... 'Ich danke euch, gebt die Grüße an den Meister zurück.'
'Natürlich!' Der Riese erhob sich, richtete aber, bevor er verschwand, nochmal das Wort an Arranges: 'Ach und die Gathering wie auch der Meister, wünschen mit Nachdruck, dass ihr endlich einen Schüler annehmt!' Dann war der Hüne einfach weg. Kein Rascheln von Blättern, die verrieten, wo er durch das Unterholz lief, nichts. Der Botschafter war so plötzlich weg, wie er gekommen war.
'Schüler... die sind nur lästig und behindern meine Arbeit... ich wüsste nichteinmal wen ich da annehmen sollte... und diese Trottel, die sich Novizen schimpfen und die Speichellecker der Meister in den Ratshallen spielen, nehme ich sicher nicht...' Arranges schlief über diesem Groll schlussendlich ein.

Er erwachte mit der frühen Morgensonne. Aber kaum war er wach, ärgerte er sich schon wieder, als er sich die letzten Worte des Botschafters nochmal durch den Kopf gehen ließ. Er musste seinen Plan ändern... zunächst würde er das Buch bei dem Mönch abgeben, dort war es sicher und der Mönch würde wohl kaum etwas damit machen können. Der alte Bretone war viel zu mächtig, als dass er aus dem Folianten noch hätte neues Wissen ziehen können, außerdem kannte er das Buch sowieso schon. Dann brauchte der Kaiserliche noch eine verdammt gute Ausrede, wenn er bei der Gathering wieder ohne Schüler auflaufen würde. Aber von hier aus würde es ersteinmal wieder nach Skingrad gehen, um seine Tränke bei Falanu praktischerweise für um sonst aufzustocken. Gedacht, getan. Nach weiteren 4 Tagen, kam er am Abend des vierten Tages am Westtor von Skingrad an. Er gab sein Pferd bei den Stallungen ab und betrat die Stadt. Seine Schritte führten ihn direkt zur Taverne Zur Westebne, wo er sich ein Zimmer nahm. Die Tränke werde ich morgen besorgen und dann gehts einmal mehr innerhalb kürzester Zeit nach Morrowind...

weuze
09.02.2011, 18:11
So, damit wäre diese Geschichte auch zu ende, ich hoffe, alle Mitleser hatten so viel Spaß wie Glann und ich beim Schreiben ^^

Die Geschichte wird im Gruppenthread "Krisensitzung (http://www.multimediaxis.de/threads/130508-Krisensitzung)" fortgesetzt.