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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Werwölfe IV] Tag 9



BIT
27.09.2010, 16:27
Aus den Chroniken des Dorfes Düsterwald:

Nach der Ruhe der vorherigen Tage war uns das Glück leider nicht länger hold. Zwei weitere Tote aus unseren Reihen mussten auf dem Dorffriedhof beerdigt werden: Callan Fridian und Nicolo de Beauvais sind vergangene Nacht von uns gegangen. Der Herr gebe ihnen die ewige Ruhe.

Ranarion
27.09.2010, 17:43
Nicolo hatte keine Zeit zum Schlafen, er hätte es eh nicht gekonnt. Normalerweise wäre er glücklich gewesen einen Wolf getötet zu haben, doch dieses mal war es kein Wolf den er erlegt hatte - es war ein Freund.
Er schrieb die ganze Nacht an seinem Buch weiter. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn, dass ein Werwolf nicht nur eine hinterlistige Bestie, sondern auch ein treuer Kampfgefährte sein konnte. So viel hatte er lange nicht mehr geschrieben und sein bestes Werk sollte nun fast vollendet sein, die Aufklärung der letzten Wölfe sollte nicht lange dauern. Er schrieb eine lange Einleitung, die er Godfrey, Konrad und Isabella widmete.
"Nun widme isch mein Buch welches 'exenjägern 'elfen soll gegen Werwölfe zu kämpfen einem Wolf." Nicolo schüttelte den Kopf: "Nein, ich widme es meinen Freunden.", korrigierte er sich in seinen Gedanken.
Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er griff nach seinem Hut und seiner Pistole und stürmte aus seinem Zelt. Hier musste einer dieser Wölfe sein und er würde ihn erlegen. Er sah sich kurz um und erkannte sofort eine dunkle pelzige Gestalt, die bereits auf ihn zustürmte. Nicolos Jagdfieber war wieder da und entschlossen lud er seine Pistole und richtete sie auf den Wolf.
Der Wolf entdeckte die Pistole und stoppte vor ihm ab. Die beiden starrten sich an.
Nicolo war wie gelähmt. Er sah dem Wolf in die Augen und erkannte keine Bestie. Er erkannte Godfrey. Er sah Lester. Er sah keinen Feind. Vielleicht waren die Wölfe ja gar nicht einfach nur böse. Er sollte dies noch dem Kapitel über Godfreys Tod in seinem Buch hinzufügen.
Doch dazu würde es niemals kommen. Der Wolf bemerkte Nicolos Zögern und ließ ihm keine Chance. Nicolo bemerkte es nicht einmal und als die Sonne aufging hielt er immernoch seine geladene Pistole fest umklammert, in seiner Manteltasche sein Notizbuch welches wie durch ein Wunder unversehrt war.
Vielleicht würde irgendjemand diese Notizen finden und das Buch des Aurasehers, Laienbruders und Hexenjägers vollenden.

Gendrek
27.09.2010, 19:10
Schwach... so schwach... er saß auf einem Stuhl in seinem Haus als er noch die untergehende Sonne beobachtete und das Antlitz des Mondes grüßte welcher sich wohl erneut todbringend über das Dorf erhob.
Er schaute auf seine Schulter, oberkörperfrei saß er da, da schwarze verkohlte Stück welches er nie wieder benutzen könnte... ein Anblick des puren Todes und selbst das vor Leben geradezu sprudelnde Fleisch drumherum, welches sich knallrot drumherumzog konnte ihm keine Hoffnung mehr schenken, längst war es entzündet und hat eine kränklich blasse Farbe angenommen.
"Wenn die Geschichten stimmen... werde ich vielleicht zum Wolf... wenn nicht... sterbe ich qualvoll...
Er erhob sich, nichts von beidem wollte er, ein blütlüsterndes Tier werden welches nur dazu da ist Leid und Schmerz zu verbreiten um die Gier seines Hungers zu stillen... aber er wollte auch nicht als Krüppel enden der unter Tränen seinem nahenden Tod entgegenblickt, der es nicht mehr verarbeiten kann, längst zerbrochen an den Qualen und der Pein...
Er wollte friedlich sterben, einfach einschlafen, alles an sich vorbeiziehen lassen während er die Hand nach dem Frieden ausstreckt.

Sein Vorhaben war vielleicht verpöhnt, doch er konnte nichts anderes tun, es war eine für ihn doch recht einfache Entscheidung, Qual, Tier oder Schlaf... und er wollte letzteres, nichts wollte er mehr als letzteres in diesem Moment.
So ging er in sein Lager holte die mit Laudanum gefüllte Flasche, beruhigend sollte es sein, tödlich wird es nun für ihn sein.

Die Flasche in der Hand ging er in sein Bett, legte sich ein letztes mal hin und deckte sich zu.
"Es... soll so sein... so wie immer... "
Er entkorkte die Flasche und setzte an, Schluck für Schluck leerte er sie und es vergingen nur einige Minuten bis er langsam merkte wie ihm die Sinne schwanden, wie ihm das Leben entglitt und als er die Augen schloss hörte er eine vertraute Stimme, eine Stimme die ihm immer wieder Kraft gab, die es ihm überhaupt erlaubte bis zum Äußersten zu gehen. Er wusste... nein... er vermutete, dass es das Medikament war, doch es war ihm egal denn diese Stimme nahm ihm die Furcht die sich in seinen Kopf schlich, die Angst nun doch zu gehen.
Als wäre sie direkt neben ihm hörte er die zärtlich geflüsterten Worte... "Willkommen... Callan..."
Dann rutschte ihm die Flasche aus der Hand, zerschellte am Boden und übrig vom einstigen Bader, blieb die leblose Hülle, mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen...

Viviane
27.09.2010, 19:49
Am Hexenjägerlager angekommen machte sich Isabella daran Godfreys und Konrads Zelt abzubauen. Sie und Nicolo würden die Habseligkeiten untereinander aufteilen und am nächsten morgen, so hoffte sie, mit dem ersten Sonnenstrahl das Dorf verlassen können welches ihnen soviel Gram gebracht hatte.

Als sie jedoch in Godfreys Zelt stand und ihr Blick über die zerwühlte Lagerstatt schweifte, riss ihre eisige Maske ein weiteres, letztes Mal und sie sank auf die Knie und betete lautlos unter Tränen um Gnade und Frieden für Godfreys Seele, bis sie erschöpft eingeschlafen war.

~*~

Der nächste Morgen brach lautlos an. Nur die schwachen Sonnenstrahlen weckten Isabella aus ihrem unruhigen Schlaf. Eine der kurzen Haarsträhnen kitzelte sie in der Nase, sie hatte Mühe die Haare unter den Hut einzuklemmen bis sie nicht mehr störten. Was war passiert?

Sie beschloss das Denken sein zu lassen bis sie wirklich wach war und stolperte aus Godfreys Zelt hinaus – und fiel beinahe über Nicolos leblosen Körper.

Entsetzt stolperte sie rückwarts in Nicolos Zelt hinein, die straff gespannte Plane hielt ihrem Gewicht aber stand und fing sie auf. Sie musste so müde gewesen sein das sie... sie hatte nichts gehört. Wie bei Konrad... das konnte doch nicht. Nicht auch noch der Gelehrte... nein... es hatte doch enden sollen. Mit dem schmerzlichsten Tod hatte all das enden sollen.

Sie erinnerte sich an die Worte des Gelehrten, das die meisten törichten Gestalten die eine Leiche fanden meistens zu dumm waren und viele Spuren verwischten. Spuren... sie suchte nach Spuren und es war offensichtlich das wieder ein Wolf sein Unwesen getrieben hatte. Die zerfetzten Wundränder, die Pfotenabdrücke – all das hatte sie schon zu oft gesehen.

Der Franzose hielt offensichtlich etwas umklammert... sie kniete sich vorsichtig neben ihn. Die geladene Waffe hatte er in seiner Rechten, seinen Degen hatte er nicht einmal gezogen. Wieso hatte er nicht geschossen? Sie wäre wach geworden... und hatte vielleicht all das verhindern können.

Unter seiner zusammengekrallten Linken hielt er das Notizbuch. Sie lächelte leicht, als sie den verwischten Titel sah: „Geteilte Loyalitäten“ … sie konnte inzwischen schon besser lesen, sie hatte wann immer sie Zeit hatte versucht ihre Lesekünste zu verbessern.

Sie schloss die Augen ihres letzten Gefährten und wickelte ihn in die Zeltplane, die sie von Konrads Zelt bereits beiseite gelegt hatte. Es wurde Zeit im Dorf erneut auf Jagd zu gehen – nachdem sie für ein anständiges Begräbnis gesorgt hatte.

~*~

In der Bäckerei war bereits so kurz nach Sonnenaufgang viel los. Sie musste nicht reden um zu erfahren das in der letzten Nacht mehr als nur drei Jäger gestorben waren. „Callan ist heute morgen in seinem Bett gefunden worden. Lydia wollte nach ihm sehen, aber er lag einfach nur da. Friedlich, als hätte eine höhere Macht ihn von seinem Fluch und den Schmerzen befreit.“

Callan war also auch tot. Sie hatten 5 Wölfe unter die Erde gebracht und es waren nur noch vier von den ursprünglichen Bewohnern übrig. Avery, Laurenz, Roland und sie. Einer von den Männern hatte Nicolo auf dem Gewissen. Sie hoffte auf Konrad, der sie hoffentlich von der Bürde einer weiteren falschen Wahl erretten würde.

Dann schrieb sie auf einen kleinen Zettel die Worte „Callan + Nicolo – begraben“ und gab ihn Lydia die als einzige noch resolut genug aussah um Entscheidungen zu fällen. „Mädchen, Mädchen was denkt ihr denn? Wir haben uns natürlich sofort um Callan gekümmert, immerhin verdanken hier viele ihm ihr Leben. Aber Nicolo... was ist denn geschehn?“

Isabella zeichnete die Grimasse eines Wolfes auf das Papier, dann erhob sie sich und schlich ins Lager zurück um die übrigen Zelte abzubauen und nachzudenken.

R.F.
27.09.2010, 20:33
Schweißgebadet wachte Roland schon sehr früh auf. Gestern hatten sie zwar einen der Werwölfe beseitigen können, aber zu welchem Preis? Ein weiterer unschuldiger Dorfbewohner musste sterben... Mit trauriger Gewissheit wusste Roland aber, dass das ganze Szenario bald vorbei sein würde und zwar mit einem tragischen Ende...

Im Zimmer hatte sich eine Art Dunst gebildet, denn Roland hatte versucht, das, was in den Plänen stand, mit Hilfe der Materialien, die er die Tage gesammelt hatte, nach zu brauen. Es war bald soweit und wenn es soweit war, dann müssten sie nie wieder irgendwelche Wahlen treffen, vorausgesetzt natürlich, dass es funktioniert. So verbrachte Roland die frühen Morgenstunden damit, dem Gebräu das da Gestalt an nahm, zuzusehen. Die einzige Unterbrechung, die sich ergab, war, als plötzlich Agatha vor der Tür stand und von Callans Tod berichtete. "Ich soll beim Begräbnis helfen? Moment..."

Im Keller waren glücklicherweise ein paar Schaufeln, denn ansonsten dürfte man kaum noch welche auftreiben dürfen, denn durch die gestrigen Hamsteraktionen der fliehenden Bevölkerung waren diese mittlerweile auch rar. Roland brachte ein paar Schaufeln nach oben und sofort begaben sie sich zum Friedhof, um Callan noch vor den ersten Sonnenstrahlen unter die Erde zu bringen. Heute war es draußen sehr viel wärmer als gestern und als sie Callan begraben hatten, eilte Agatha zugleich in die Bäckerei, zusammen mit den wenigen Verbliebenen des Dorfes. Die Söldner, die gestern überlebt hatten, waren wohl vor Anbruch der Dunkelheit ebenfalls geflohen.

Roland war nun allein auf dem Friedhof, mal von den vielen Toten, die den Werwölfen, oder Wahlen, zum Opfer gefallen sind, abgesehen. So besah er sich eine Zeit lang jedes einzelne Grab der Opfer dieses Wahnsinns, während nebenbei die Sonne sich den Weg zum Himmel erkämpfte.

Don Cuan
27.09.2010, 21:07
Mit dem Tod Godfreys war ein mächtiger Kämpfer – erst auf Seiten des Dorfes, dann auf Seiten der Wölfe – verloren gegangen. Laurenz' Auftrag schien nun beendet, aber er hatte das ungute Gefühl, dass noch nicht alles durchgestanden sei.
Mit diesem Gedanken gelang es ihm kaum, die Nacht ein Auge zu zu tun. Er war sich sicher, dass er Geräusche gehört hatte. Doch sie kamen aus der Ferne. Dorther, wo auch das Lager der Hexenjäger lag. Hatte es neben Godfrey einen weiteren Wolf beherbergt?
Doch die Geräusche entfernten sich schließlich immer weiter von Laurenz' Nachtlager. Diese Nacht sollte es nicht zu einem Kampf kommen. Nicht für ihn.

~*~

Als Laurenz am nächsten Morgen das Dorf betrat, kam ihm nicht nur zu Ohren, dass Callan seinen Verletzungen erlegen war, sondern auch, dass der Hexenjäger Nicolo sein Ende gefunden hatte. (Bleibt also nur noch Isabella…) Laurenz müsste mit ihr sprechen. Den Dorfbewohnern zufolge war sie zurück zu ihrem Lager gegangen. Laurenz würde ihr folgen müssen.
Als er dort ankam, war Isabella mit dem Abbau der Zelte beschäftigt.
"Isabella! Ich… habe gehört, was mit Nicolo passiert ist. Ich kannte ihn zwar bei weitem nicht so gut wie Ihr, doch ich fand in ihm einen ehrbaren Streiter.
Ihr seid wahrscheinlich nicht in der Stimmung, aber… ich muss mit Euch reden. Doch nicht jetzt, und vor allem nicht hier. Hier im Wald gib es zu viele potentielle Mithörer. Können wir uns später treffen? An einem sicheren Ort?"

Viviane
27.09.2010, 21:35
Sie hatte gerade das letzte, ihr Zelt abgebaut, als Laurenz das Lager betrat. Zumindest das was davon übriggeblieben war.

Die Dörfler hatten sich dem toten Gelehrten erbarmt und ihn, gleich nach Callans Bestattung, ebenfalls auf dem Friedhof neben Konrad beerdigt. Sie hatte währenddessen kein Wort verloren und war froh das andere den Segen für ihn gesprochen hatten.

Und nun war einer der potentiellen Täter hier, ein Mann für den Nicolo nicht die Hand ins Feuer gelegt hätte. Ein Mann der vertraulich reden wollte, wo er doch seine Geheimnisse auch einfach frei von der Leber zu reden schien. Ob dies Wahn oder Dummheit war wusste sie nicht.

Nachdem er seine Bitte vorgetragen hatte verstaute sie noch zwei der Steckstühle auf einem Haufen, den sie verkaufen würde. Es war zuviel um es mit sich herum zu schleppen... und sie war zu schwach um die liebgewonnenen Dinge mit zu nehmen. Aber sie trug Konrads Schnitzerei, Nicolos Buch und Godfreys Hut. Das musste genügen.

In diesem Haufen von seltsamen Kostbarkeiten stemmte sie ihre Hände in die Hüften und schnalzte missbilligend mit der Zunge als sie sah das der Händler, Spion, wasauchimmer er sich bezeichnete immer noch da stand und eine geheime Unterredung führen wollte.

Sie schüttelte den Kopf und die kurzgeschorenen Haare flogen strähnenweise aus ihrem Hut. Dann trat sie auf Laurenz zu und mit einem eiskalten Blick, der das Grün in ihren Augen wie erfrorenen Klee aussehen ließ, flüsterte sie ihm ins Ohr.

"Wenn ihr eine Unterredung führen wollt, dann nur in Gegenwart der anderen beiden. Jetzt noch Geheimnisse zu haben ist sinnlos Lachesis."

Sie hinterließ keinen Duft, nur die Kälte, die von ihr auszugehen schien kroch über seinen Körper. Ihr Bein pochte schmerzhaft, aber jetzt einzuknicken wäre nur das was sie sich erhoffen würden. Sie war ein Narr gewesen, ihre Stimme war immerzu fehl gegangen. Sie hatte ein Talent dafür Zeichen falsch zu deuten - oder sich von anderen in die Irre führen zu lassen.

"Wir führen die Unterredung, wenn die Sonne am höchsten steht. Bis dahin habe ich euch nichts zu sagen."

Sie hoffte das er den anderen beiden, Avery und Roland bescheid geben würde. Ansonsten würde sie bei den beiden vorbeischauen wenn sie hier fertig war.

Dann machte sie sich wieder daran für eine weitere Wanderschaft die am wenigsten geflickten Zeltplanen für sich herauszusuchen. Und sie war nicht überrascht das es Godfreys waren, da er sein Hab und Gut immer am besten gepflegt hatte.

Die teuren Gegenstände schloss sie in die Kleidungstruhe, die ihr gehörte. Dann packte sie weiter, unermüdlich, wie von einem unsichtbaren verzweifelten Fieber gepackt das keine Untätigkeit erlaubte.

Don Cuan
27.09.2010, 22:54
Laurenz hatte nicht zu erwarten, dass Isabella auf sein Angebot eingehen würde. Mit einem kalten Blick in den Augen schritt sie auf ihn zu und flüsterte ihm etwas zu. "…Lachesis."
Sie musterte ihn weiter mit diesem Blick, doch Laurenz zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt.
"Ihr glaubt hinter ein großes Geheimnis gekommen zu sein, doch Ihr irrt Euch. Namen sind nicht mehr als Schall und Rauch. Entscheidend ist, weshalb wir hier sind… und was wir daraus machen. Und diese Frage geht nur euch etwas an, nicht Roland, Avery oder die anderen Dorfbewohner. Ihr tätet gut daran, sie unter meinen Bedingungen zu stellen. Die Zeit und den Ort solltet ihr bestimmen."
Isabella trug ihm auf, die anderen zu einem gemeinsamen Treffen unter der Mittagssonne aufzurufen. Laurenz willigte ein, doch auch er bestand darauf, ihr noch etas zuzuflüstern.
"Dass wir beide noch leben, kann fast nur bedeuten, dass wir im Kampf gegen die Wölfe auf der gleichen Seite stehen.
Wäre ich einer der Wölfe, hätte ich mit Sicherheit Euch zuerst das Leben genommen, nicht Nicolo, der mir am ehesten vertraute.
Und wärt Ihr einer von ihnen, hättet Ihr mich zu töten versucht, nicht Euren Gefährten. Außerdem, solltet Ihr tatsächlich mit ihnen im Bunde stehen, so stünde das Ende dieser Geschichte schon geschrieben… und jede Unterhaltung wäre nichtig."
Mit diesen Worten verbleibend, machte sich Laurenz auf den Weg zurück ins Dorf, um den anderen von dem für den Mittag vorgesehenen Treffen zu berichten.

Viviane
27.09.2010, 23:01
"Lachesis? Wartet einen Moment. Lasst uns jetzt sprechen, bevor wir uns mit den anderen Treffen. Am besten gehen wir ins verlassene Gasthaus, wegen mir auch noch in den Keller falls ihr Angst habt das die Wände euch zuhören. Also, lasst uns gehen."

Sie wischte sich über die staubige Stirn und lief neben ihm her, interessiert daran warum er annahm irgendetwas von ihr fordern zu können. Sie war neugierig. Und sehr gespannt.

mhm
27.09.2010, 23:39
Schwerer Nebel lag über allem, der Welt, seinen Gedanken, seiner Erinnerung. Eine stimmungslose Müdigkeit fing Konrad ein, zog ihn sanft vom Dorf weg und schien unendwegt zu flüstern "Es ist vorüber. All deine Begehren sind doch nur müßig, irgendwann muss jeder sterben. Und ändern kannst du daran nichts."
Doch irgendwo tief in ihm regte sich ein Widerwille, Gefühl das er schon seit tausend Jahren nichtmehr gehört zu haben schien, längst vergessen und doch immer da - wenn er sich jetzt dahintreiben ließ würde er nie mehr zurückkehren... nie mehr...
Nein!
Ein mal noch riss er sich los, ein mal noch versuchte er irgendwo hinter der Schläfrigkeit Kräfte zu finden, ein mal noch...
Würde er etwas...
da lassen...
ein...
mal...



Wer als nächstes nächstes durch die Wirtshaustür treten würde, würde ein riesiges, eingekerbtes "A" dort erkennen.

Don Cuan
27.09.2010, 23:40
Laurenz konnte sich das Schmunzeln kaum verkneifen, doch er war sich der möglichen Gefahr durchaus bewusst.
"So sei es. Gehen wir."

~*~

Im Keller des Gasthauses angekommen, machte sich Laurenz daran, den Raum zu untersuchen.
"Alles sicher. Niemand scheint uns gefolgt zu sein… Verzeiht mir die Merkwürdigkeiten. Sind eine Gewohnheitssache."
Er stellte für Isabella und sich jeweils einen Schemel in die Mitte des Raums. Mit einiger Distanz voneinander.
"Wie soll ich anfangen… Ihr habt sicher bemerkt, dass ich nicht als einfacher Händler ins Dorf gekommen bin? Ich verfolge andere Interessen. Doch bevor ich weiter rede… erzählt mir zur Erinnerung noch einmal, weshalb Ihr Hexenjäger in das Dorf gekommen seid."

Viviane
27.09.2010, 23:56
Während der auf Geheimniskrämerei abzielende "Händler" einfach so durch die Wirtshaustür schritt, fuhr die Spanierin mit den Fingerspitzen über Kerben im Holz. Es sah aus als hätte irgendjemand mit einer Axt ein großes "A" in das Holz geschlagen.

"Lachesis? Habt ihr das hier schon gesehen?"

Danach begaben sie sich in den Keller des verfallenen Gebäudes. "Wir vier verfolgten die Spur des Alphawolfes, dem Godfrey anscheinend vor Jahren bereits einmal begegnet ist. Wir wussten das wir die Jagd wohl mit Verletzungen bezahlen müssten - doch wir waren sehr stolz und glaubten nicht daran das es Gestalten gibt die listiger sind als wir.

Wir haben nicht viel Zeit, Lachesis. Sagt einfach was ihr zu sagen habt, beschuldigt wen ihr verdächtigt. Oder erzählt mir was in eurem Herz herumstreift wie einer der Wölfe - denn ich sehe die Sorge in eurem Gesicht. Ich traue euch nicht und das wisst ihr inzwischen wohl nur zu gut.

Dieses "A" - ihr wisst nicht zufällig wofür das stehen könnte?"

Ihre Augen blitzten ihn wissend an und dann nahm sie ihm das Wort aus dem Mund.

"Ich habe mich umgehört... man erzählt sich das ihr früher, dort wo ihr angestellt wart Architekt wart. Und nun sagt mir nochmal wieso ich euch vertrauen sollte, Lachesis. Und lasst nichts davon aus."

R.F.
28.09.2010, 11:30
Die Sonne schien und es war wirklich warm für die Zeit. Es erschien fast so, als ob sich die Natur über die wenigen verbliebenen Dorfbewohner lustig zu machen schien. Nachdem nun auch Nicolo beerdigt werden musste, wusste nun niemand so recht, was er als nächstes tun sollte. Roland brachte die Schaufeln nach Hause, überprüfte noch einmal alles auf seine Korrektheit und begab sich anschließend zum Dorfplatz.

Dort nahm er sich einen der wenigen verbliebenen Tische an der Taverne und setzte sich. Früher, oder später würden die anderen hier mit Sicherheit auftauchen und vielleicht ließe sich ja etwas finden, was man noch tun könnte. Wie er so da saß, viel Roland alsbald ein merkwürdiges Zeichen auf, das aussah wie ein A. Scheinbar ein neues Zeichen von diesem Geist, aber was sollte es bedeuten? Ausländer, Architekt,...

Vielleicht haben die anderen ja noch ein paar Ideen...

Don Cuan
28.09.2010, 12:21
"Die Suche nach dem Alphawolf? Wegen dem wir auch auf dem Hexenfelsen waren? Ihr scheint nicht die ganze Wahrheit zu wissen…"
Isabella wurde ungeduldig und bat ihn, zur Sache zu kommen. Sie fragte ihn nach diesem A, welches er auch an der Tür gesehen hatte.
"Ein Architekt? Ich weiß nicht, aus welcher Quelle ihr solche Vermutungen zieht, aber Ihr liegt falsch. Ich habe nie als Architekt gearbeitet. Und selbst, wenn es stimmen sollte, woher sollte Konrad dieses Wissen haben? Ich kenne zwar jemanden, der zumindest auf dem Gebiet bewandert ist… aber den habe ich einige Zeit nicht mehr gesehen."
Er war sich im Klaren, dass Isabella davon nicht sonderlich überzeugt sein würde.
"Wir… Ich kam in das Dorf, um sicher zu stellen, dass jeder in Eurer Gruppe wie vorgesehen den Tod findet. Dass nur Ihr vier hergeschickt wurdet, war eine ausgemachte Falle. Euch wurde nicht zugetraut, dass Ihr Euch so lange gegen die Wölfe halten würdet. Und doch sah es bis gestern beinahe so aus, als wären die Jäger der Herausforderung gewachsen.
Aber das Blatt hat sich gewendet. Nach allem, was wir wissen, steht es nunmehr zwei gegen zwei."
Laurenz stand auf und ging zu einem der Regale, in denen Lesters edelste Branntweine standen. Er nahm eine der Flaschen aus dem Regal und prüfte das Bouquet des Weins.
"Winfried ist nicht einfach an dem Wein zugrunde gegangen. Ich sagte doch, dass ich mich mit Giften auskenne. Das war nicht gelogen, aber mir fehlten die nötigen Mittel, dieses Wissen hier im Dorf zur Anwendung zu bringen. Das selbe gilt für die Herstellung von heilenden Tinkturen. Nun ist es aber zu spät, um an deren Beschaffung zu denken.
Hehehehe… eine seltsame Annahme, die ich gerade treffen muss. Eine Frau, die man ob ihres Wissens der Hexerei beschuldigen würde, mitten unter einer Gruppe von Hexenjägern. Doch wenn Ihr nicht auch diejenige wart, die Lesters Tropfen vergiftet hatte, werden die Wölfe bereits die Oberhand haben."
Er setze sich wieder auf seinen Schemel.
"Ich könnte versuchen, Euch hier und jetzt zu töten, oder hätte es bereits eben im Wald oder auf der Hexenspitze tun können. Doch läge ich damit falsch, wäret Ihr also kein Werwolf, so würde mir bei meiner Abreise ein Hinterhalt blühen. Mein Auftrag ist es nicht, Euch zu töten, sondern die Kunde von Eurem Tod zu bringen. Aber dafür muss ich den Wald lebend verlassen…
Und auch Ihr werdet den Düsterwald ohne mich nicht in einem Stück verlassen können. Seid Ihr ein Werwolf, werdet ihr früher oder später im Kampf niedergestreckt. So lange ihr Euch von der Mine fern haltet, würde der Fürst dieses Landes euch vielleicht dulden, wie er das Dorf mit seinen verfluchten Bewohnern geduldet hatte. Aber jenseits der Wälder wärt Ihr Freiwild. Seid Ihr dagegen unschuldig, versucht aber, mich auszuliefern, so werdet Ihr allein sein und wenig länger überleben als ich.
Genug mit dem Fatalismus. Habt Ihr noch Fragen, oder soll ich zu meinem Verdacht kommen?"

Viviane
28.09.2010, 14:06
"Sprecht, wenn ihr noch etwas zu sagen habt. Meiner Meinung nach redet ihr zwar jetzt schon zuviel und euch damit um Kopf und Kragen, aber es ist euer Leben das ihr in die Waagschale werft. Wenn ihr fertig seid würde ich vorschlagen das wir die anderen beiden suchen und unsere Ideen zu dem "A" zusammentragen. Da wir weder Arzt noch Anatom, Archäologe noch Artisten hier im Dorf haben bleibe ich vorübergehend bei meinem Verdacht euch dem Architekten gegenüber."

Isabella zeigte keine Regung und saß still und entspannt auf dem Schemel. Aber in ihrem Kopf pochte es wütend "Ihr scheint nicht die Wahrheit zu wissen... ich kam hierher damit jeder in eurer Gruppe den Tod findet. Es war eine Falle... mein Auftrag ist es Kunde von eurem Tod zu bringe..."

Er hatte gelogen. Er war wahnsinnig. Und sie hatte keine Angst vor einem Wicht wie ihm.

Godfreys Jagd - die Jagd der Hexenjäger - hätte gar keine Falle sein können. Sie waren dem Wolf aus freien Stücken hierher gefolgt. Dieser Mann der vor ihr stand musste einfach verrückt sein - zumal er gestern noch behauptet hatte jemand zu sein der sich "mit Giften auskennt" und ihr nun diese Fähigkeiten zuschieben wollte. Was hatte er vor? War er ratlos, verwirrt und glaubte sie mit seinem Gestammele aus der Reserve zu locken?

Sie blickte ihn kühl an und wartete ob er eine Verdächtigung aussprechen würde - denn sie wusste das Avery keine Schuld treffen konnte. Sie selber hatte Nicolos Versprechen das der Junge unschuldig war. Er war kein Wolf.

Don Cuan
28.09.2010, 16:45
"Der Junge Avery… ist mit Sicherheit nicht der, von dem die Gefahr ausgeht. Die Zeichen haben nie direkt auf Namen verwiesen, was ihn also ausschließt. Und auch Ihr scheidet aus. Das A weist nicht auf Euch, außerdem wäre der Verdacht dann schneller auf Euch gelenkt worden. Weder Avery, noch Ihr werdet wird ein Wolf sein, aber einer von euch steht steht scheinbar dennoch auf ihrer Seite. Ich muss davon ausgehen, dass Avery zugunsten der Wölfe handelt. Den Grund, dass ich Euch nicht verdächtige, habe ich schon zur Genüge genannt.
Bleiben also Roland und ich. Auch wenn Ihr mit Eurer Vermutung falsch liegt, ich sei ein Architekt gewesen, könnte das A durchaus für mich stehen.
Aber auch für Roland, der sich als Tagelöhner, als Aushilfskraft verdingt. Er hat einiges Interesse an Dirans Brauereien gezeigt, aber wenig von diesem Wissen mit uns geteilt. Vielleicht gab es einen solchen Trank nie, oder aber Roland wollte verhindern, dass das Wissen über seine Herstellung nach außen dringt.
Außerdem… haben wir ähnlich abgestimmt, wenn es daran ging, Werwölfe zu richten. Stets, wenn das Ergebnis schon so gut wie feststand. Doch am Abend von Lesters Hinrichtung habe ich mich stattdessen gegen Euch gestellt, als Ihr auf Nadeschka losgehen wolltet… Warum wohl? Sie war es, deren Tinkturen und Kräuter ich brauchte. Heilpflanzen, die nicht in diesem Wald wachsen. Ingwer, Nieswurz und Tausendgüldenkraut. Ich hätte als ein zweiter Heiler einspringen und vielleicht Ewald, Callan oder gar Nicolo schützen können. Aber diese Möglichkeit ist mit Nadeschkas Dahinscheiden erloschen.
Und damit wisst Ihr genug über mich. Ich mag als Euer Feind gekommen sein, aber heute zählt das Überleben mehr als alte Feindschaften. Ob Ihr meiner Geschichte glauben schenkt oder nicht, das müsst Ihr entscheiden. Noch seid Ihr Eures Schicksals Schmied. Doch selbst, wenn Ihr mir nicht traut, Roland solltet Ihr mindestens genauso verdächtigen.
Wenn Ihr nichts mehr hinzuzufügen habt, schlage ich vor, nach oben zu gehen."

Viviane
28.09.2010, 17:30
"Lasst uns nach oben gehen und Avery und Roland suchen. Ich denke alles weitere sollten wir mit ihnen besprechen. Ich danke euch für eure Offenheit, aber es gibt zuviele Rätsel um eure Person als das ich euch wirklich trauen würde. Was seid ihr wirklich, Lachesis? Heiler, Hexer, oder nur ein Derwisch der als Fähnchen im Wind versucht das Beste für sich herauszuholen? Falls es euch interessiert - und ich bin mir sicher das tut es - ich bin keines davon. Lasst uns gehn."

Sie stiegen die alten Stiegen der Taverne in den Schankraum hinauf, Laurenz hatte zwei von Lesters kostbaren Weinen mitgenommen, deren Geruch ihn anscheinend überzeugt hatte und sie blickten oben in das erstaunte Gesicht von Roland der sich an den letzten noch stabil aussehenden Tisch gesetzt hatte - es war der Tisch an dem vor einer Woche noch der Wirt, der Söldner und Godfrey Karten gespielt hatten.

Für einen kurzen Augenblick schienen die erloschenen Kerzen wieder zu leuchten, durch die verschmutzten Scheiben brach wieder das helle Licht der Sonne und im Schein des Feuers klimperten Schnapsgläser. Isabella hörte wie von Ferne das verlegene Lachen der Dorfbewohner... sie erblickte Liliths errötetes Antlitz dort vor der Holzvertäfelung, Andreas interessierte und wache Blicke als er ihr von der Heimat erzählte die sie alle suchten, sie hörte Lesters barsche Fragen "wer hat dieses Loch in meinem Keller gegraben?" und musste beinahe Schmunzeln als sie sich an seine unbeholfene Trägheit erinnerte, dann dachte sie an Winfried, den eifrigen Schreiberling der sicherlich ebenso gut wie Nicolo diese Geschichte hätte erzählen können. Und natürlich Godfrey, der hier am ersten Abend ohne seinen Mantel und abgerissen von der jahrelangen Jagd dennoch eine erstaunliche Erscheinung abgegeben hatte.

All diese Gesichter, all diese Geschichten und die Lichter verloschen jedoch auf einen Schlag als Laurenz sich zu Roland setzte, ein schwerer Holzstuhl über den mit Blut verschmierten Boden kratzte und ihr Rolands Blick auffiel, der die beiden mit großen Augen ansah und sich wohl so seine Gedanken machte was der schöne Hauptmann und ein zwielichtiger Händler alleine im Keller getrieben hatten.

"Wir haben versucht den Geheimgang zu Dirans Keller wieder aufzubekommen. Aber leider erfolglos.", erklärte sie kurz und schob sich einige Strähnen die sich gelöst hatten wieder unter den Hut. "Roland, habt ihr das Zeichen an der Tür gesehen, das aussieht als wäre es von einem heißen Finger in das Holz gebrannt? Was glaubt ihr wofür es steht?" Bevor der Tagelöhner mit einer Erklärung anfangen konnte bat sie ihn jedoch kurz zu warten, bis sie Avery auch hergeholt hatte.

Den Jungen fand sie unausgeschlafen und bleich aussehend in seiner Hütte. Er nahm die Einladung in die Taverne an, nachdem Isabella ihm etwas zu Essen versprach. Sie hatte nicht vor den Jungen verhungern zu lassen - er sah nämlich so aus als würde er jeden Moment umkippen.

Bis sie in der Bäckerei etwas Kuchen und Rosinenschnecken organisiert hatte, sich nach den neuesten Nachrichten von den Söldnern erkundigt hatte und Bescheid gegeben hatte das sie vier eine Unterredung dort führten bei der sie nicht gestört werden wollten, war Avery auch in der Schänke eingetroffen.

Laurenz hatte inzwischen einen der Weine entkorkt und genoss sichtlich den teuren Wein. Avery saß ein wenig zusammengesunken auf seinem Stuhl und nur Roland war wirklich entspannt. Isabella legte zuerst das Essen auf den Tisch, dann machte sie sich daran für etwas Licht in dem Raum zu sorgen und stellte auch noch einige Kerzen auf die Theke und neben den Tisch.

Währenddessen erzählte sie den Anwesenden die Neuigkeiten. "Die wenigen Söldner des Grafen, die übrig geblieben sind, nachdem die Bestien ihre Reihen gnadenlos dezimiert haben, werden heute Nacht nicht hier beim Dorf verweilen, sondern dem Grafen Meldung geben das Andreas von Hohenstein hier im Dorf residiert. Das wird denjenigen die hier bleiben werden sicherlich noch Probleme bereiten, ich hoffe sehr das wir bis dahin eine Lösung gefunden haben."

Roland, Avery und sich stellte sie drei kleine Tonkrüge hin, die sie mit Met füllte. Sie würden eine Weile hier bleiben, hoffte sie und vielleicht auch Antworten finden.

"Nun zu dem Grund dieses Treffens. Wir sind die letzten vier Bewohner die an dieser Geschichte beteiligt sind. Durch unsere Wahlen haben wir uns alle mitschuldig gemacht, aber natürlich auch getan was getan werden musste um die Wölfe zu enttarnen. Es waren 5... genug um einen mit Alpträumen für ein Leben zu versorgen."

Bei diesen Worten blickte sie besorgt auf Avery.

"Genug um einen an seiner eigenen Vorstellung von gut und böse zweifeln zu lassen, da die, die wir... zu kennen glaubten und denen wir vertrauten ebenfalls dem Fluch anheim gefallen waren. Und das hat uns wahrscheinlich am meisten verletzt."

Sie wärmte den Met leicht zwischen ihren Händen an und blickte in die Gesichter der anderen Drei, in der Hoffnung wie früher darin lesen zu können. Aber Todgeweihte, die wissen das es um alles geht zeigen keine Regung. Es gab in solchen Momenten, wie sie sie bereits bei Verhören erlebt hatte, entweder Wut und Wahnsinn, Resignation wie sie Avery zu zeigen schien oder eisige Kälte mit der man sich selber zu schützen suchte.

Es würde nicht leicht werden das weiß vom schwarz zu trennen. Aber wenn es nach ihr ginge würde kein einziger von ihnen vieren diesen Raum verlassen, bevor sie keine Entscheidung getroffen hatten und den Mörder von Nicolo ausfindig gemacht hatten.

"Ich möchte das jeder von euch, vor den anderen seine Meinung zu dem Angriff heute Nacht und natürlich auch zu den bisherigen Angriffen äußert. Ich hoffe dadurch nicht irgendjemanden bloß zu stellen sondern vielleicht die Möglichkeit zu haben zu lernen. Und vielleicht wird euch auch etwas klar, was ihr bisher nicht erkannt habt.

Wenn ihr möchtet beginne ich..."

Zustimmendes Nicken und abwartende Stimmung lag in der Luft.

"Bereits als Konrad getötet wurde dachte ich das wir vier Hexenjäger die ersten wären die in den Nächten verschwinden würden. Ich weiß das ihr mir nicht traut weil ich der einzige Hauptmann bin der, entgegen der Sagen die man so hört, nicht dem Fluch erliegt das er wenn er die Nacht überlebt ein Wolf sein muss und deswegen hingerichtet wird. Ich weiß nicht wieso, ehrlich gesagt glaube ich das ich oftmals zu leicht zu beeinflussen war und meine Stimme deswegen leider auch mehr als einmal zugunsten der Wölfe verschenkt habe. Oder mit ihr sogar das Leben einiger der hier Anwesenden, wie das von Ralf, besiegelt hatte.

Das Godfrey einer von ihnen war wusste ich nicht. Lesters Warnung hatte ich bis dahin keine Beachtung geschenkt, da ich den Worte eines Wolfes kaum Beachtung schenken wollte. Die Wunde an seinem Arm hatte erst seit gestern früh begonnen sich zu entzünden und ich bin keine Gelehrte und auch kein Medicus. Das habe ich euch ja bereits gesagt, Lachesis. Ich bin nur eine ganz gewöhnliche Frau mit einer nicht ganz so gewöhnlichen Lebensgeschichte die mich auf den Weg des Jägers gebracht hat.

Ich habe hier im Dorf viel gelernt - mehr als mir lieb ist. Und das heute Nacht Nicolo gestorben ist... ich möchte mich nicht hinter dem Tod meiner Kameraden verstecken. Aber er hatte Fähigkeiten, versteht ihr? Er konnte durch die Menschen... hindurchsehen und erkennen ob mehr in ihnen steckte als es auf den ersten Blick möglich war.

Er hat Avery von jedem Verdacht freigesprochen. Er und ich haben keinerlei Bezug zu dem Buchstaben der dort an der Tür prangt. Und doch gibt es wieder zwei, die nun im Verdacht stehen - Laurenz erwähnte das ihr euch als Aushilfe verdingt habt Roland. Aber er selber betrieb früher den Beruf des Baumeisters, eines Architekten. Und..."

Sie atmete tief durch und blickte Laurenz dann direkt in die Augen, dabei war sie sich bewusst das er darauf hoffte das sie seinen Bitten Glauben schenkte, seiner Theorie das wenn er ein Wolf wäre er doch sie getötet hätte...

"... er weiß mehr als er wissen sollte. Ihr habt uns an dem Tag an dem die Söldner hier einmarschierten gegeneinander aufgerieben, Spion. Ihr sagtet mir und Nicolo das ein Verräter in unseren Reihen wäre. Und ihr habt auch noch offen zugegeben das ihr hierher geschickt wurdet um die 4 Köpfe der Hexenjäger irgendjemandem abzuliefern. Ich sage euch etwas, Schlange mit der gespaltenen Zunge, ich denke nicht das dieses Dorf eine Falle für die ehrbaren Krieger war die dort draussen auf dem Friedhof liegen.

Ich denke dieses Dorf war eine Falle für euch und dieses mal werdet ihr euren Fuß nicht so leicht aus der Bärenfalle ziehen. Lachesis, der mit zwei Zungen spricht, der der behauptet Heiler, Hexer und Lebensretter zu sein der jedoch nur wie ein Spion hinter den anderen herschleicht um sie dann zu ermorden und das Kopfgeld zu kassieren.

Laurenz, ich verdächtige euch am meisten."

Mit einer ausschweifenden Handbewegung gab sie den anderen das Wort und wartete ab, was vor allem der Händler, Spion und Architekt sagen würde. Vor allem da sie sich sicher war das er sie nur deswegen nicht umgebracht hatte um ein Alibi zu haben... jemanden zu ermorden der einem vertraut... den galligen Geschmack in ihrer Kehle ließ der Met zumindest verschwinden. Das aufgeriebene Gefühl, das nach Kampf und Krieg schmeckte jedoch nicht.

R.F.
28.09.2010, 18:44
Ein Schatten außerhalb der Taverne hatte gerade Rolands Aufmerksamkeit erregt, als plötzlich Isabella und Laurenz aus dem Keller kamen. Als Isabella ihn daraufhin ansprach, zuckte er kurz zusammen, bis er begriff, das er nun doch nicht mehr hier alleine war. "Wir haben versucht den Geheimgang zu Dirans Keller wieder aufzubekommen. Aber leider erfolglos." Das war es, was sie sagte, doch Roland wusste, dass es das nicht sein konnte, hatte er doch erst kürzlich selbst nachgesehen. Mit der Absicht, nun noch Avery zu holen, verließ Isabella den Raum, während dieser Laurenz sich setzte und zugleich eine der Flaschen öffnete.

Was wusste Roland über ihn? Er war ein Händler, der es aber vorzog, im Wald selbst zu übernachten, hatte er denn keine Angst davor, erwischt zu werden? Roland hatte den Mann nicht oft in Aktion erlebt und wenn doch, dann war er nur mäßig erfolgreich, fast als wolle er, dass sie alle sterben und er nur seine wahren Absichten verbergen wolle. Stumm verbrachten sie die Zeit, die Isabella brauchte, um Avery zu holen.

Sie kehrte mit Avery zurück und zu viert saßen sie nun alle am Tisch. Keiner von ihnen traute den anderen über den Weg, aber dennoch musste eine Entscheidung getroffen werden. So begann Isabella alles zu sagen, was sie wusste. Roland hörte aufmerksam zu und es kam der Zeitpunkt, an dem er etwas sagen musste. "Ich hoffe, jedem von uns ist klar, dass heute vielleicht die letzte Chance ist, diesen Fluch, diese Werwölfe, loszuwerden. In den letzten Tagen haben wir mehr Tod gesehen, als die meisten von uns, mich eingeschlossen, davor zusammen. Was diese Kreaturen planten war, das ganze Dorf auszulöschen, was auch immer sie sich davon erhofften, sie haben es fast geschafft, aber dass wir noch hier sind, bedeutet, dass wir noch eine Chance gegen sie haben."

"Stellt sich die Frage, wie wir den, oder die, letzten enttarnen können. Mein ganzes Leben lang war ich mir im klaren, dass selbst der unschuldigst wirkende Charakter dennoch schuldig sein kann. Aus diesem Grunde werde ich Avery nicht wie ihr aus der Verdächtigenliste streichen. Er ist für mich so verdächtig, wie jeder andere von uns. Genauso seid ihr, Hauptmann, ebenfalls mindestens genauso verdächtig."

"Aus diesem Grunde werde ich auch niemandem versuchen, seine Meinung über mich auszureden, denn genauso, wie ich jeden von euch verdächtige, sollt ihr jeden anderen als euch selbst verdächtigen können. Das ich als Aushilfe gearbeitet haben soll, stimmt nur teilweise, denn eine Aushilfe arbeitet, wieder Name schon sagt, als Aushilfe für eine kürzlich ausgefallene Person. Ich arbeite nur dort, wo eine zusätzliche Hand erforderlich ist und ein Tagelöhner hat auch kein eigenes Haus, sondern wohnt dort, wo er Arbeit findet."

"Ein A kann viele Bedeutungen haben, doch meist sind es jene Bedeutungen, die man ihnen unterbewusst einredet. Zu meinem Leidwesen wüsste ich nicht, wofür es stehen könnte, ich mutmaße nur, dass es für Wörter wie Ausländer, oder wie ihr bereits sagtet Architekt steht. Es würde mich außerdem interessieren, was für Händlersaufgaben ihr Laurenz denn so ausführt. Mit was handelt ihr? Es scheint fast so, als ob der Handel nicht eure eigentliche Berufung ist, insofern arbeitet ihr nicht vielleicht selbst als Aushilfe? Des weiteren ist der Begriff Lachesis gefallen, darf man daraus schließen, dass ihr eure wahre Identität verborgen haltet? Sozusagen arbeitet ihr auch anonym?"

"Wie euch aufgefallen ist, habe ich mich die letzten Tage mit der Wahl zurückgehalten. Zum einen, weil es mir sehr schwer fällt, ohne nötige Beweise jemanden anzuklagen und zum anderen, weil ich mir erhofft hatte, vom Wahlverfahren der anderen die Werwölfe zu enttarnen. Dabei ist mir ebenfalls aufgefallen, dass ihr Laurenz, oder welchen Namen ihr denn nun tragt, euch sehr zurück gehalten habt.", nun kam Roland zu Avery.

"Avery, über euch etwas zu erfahren ist praktisch unmöglich und eure Reputation selbst wankt sehr stark. Niemand weiß, wer oder was ihr seid, denn ihr haltet euch gekonnt aus allen wichtigen Sachen heraus. Ihr glänz im Moment eher mit eurer Abwesenheit, vor allem seit dem Tode Lilith, welche selbst zu den Wölfen gehört hat. Doch gerade deswegen fehlen fiele Hinweise, die eventuell euch endgültig aus dem Kreis der Verdächtigen ausschließen können, genauso wenig, wie diejenigen, die euch überführen könnten.", schlussendlich kam nun Isabella an die Reihe.

"Isabella, ihr habt als letzte der Hexenjäger überlebt. Hinzu kommt noch, dass Lilith euch als ihren Nachfolger ernannt hat. Hinter euer Naivität könnte viel mehr stecken, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Zu meinem Leidwesen allerdings, habe ich auch bei euch kaum Hinweise, weder auf das eine, noch auf das andere.", Roland nahm sich einen Schluck Tee und endete damit:

"Im Moment verdächtige ich den angeblichen Händler, den ich auch weiterhin mit Laurenz benennen werde."

Viviane
28.09.2010, 19:02
Rolands Worte waren klug gewählt und er hätte sicherlich auch einen sehr guten Hauptmann abgegeben, da er sehr bedacht und vorsichtig vorging.

Anonym... war das des Rätsels Lösung? Der Mann ohne Namen, der von sich selbst sagte das sein Name nur Schall und Rauch war? ... Auch das mit der Aushilfe schien ihr bedenklich. Arbeitkraft... Arbeiter ... Angestellter... sie schob sich Godfreys Hut tiefer in den Nacken und kramte nach ihrer Pfeife und entzündete nachdenklich den süßlich duftenden Tabak der als bläuliche Fähnchen durch den Raum schwebte.

Der Mann gab ihr zu denken und das war gut so. Auch das Avery sehr still geworden war traf zu ... aber sie vertraute Nicolos Schlussfolgerung und seinen letzten Schlüssen. Nachdenklich klappte sie auch das Notizbuch auf und hoffte vielleicht in dem Gewirr der Buchstaben einen Hinweis zu finden. A... wofür stand dieses verflixte A?

"Avery, wollt ihr nicht auch etwas sagen? Eure Stimme ist genauso wichtig wie die von jedem von uns. Und ich hoffte vor allem darauf das du mir dabei helfen könntest das Rätsel zu lösen."

Aufmunternd blickte sie ihn an und es war der leise Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen zu sehen als sie ihn ansah. Sie erkannte in ihm die Pein die auch ihre Seele durchlaufen hatte. Nur war sie erfahren genug um sich zu schützen und ihre Gefühle zu verbergen.

Kael
28.09.2010, 19:37
"Nun.....", sprach Avery zu Roland und Isabella, nachdem er aufgestanden und mit Isabella Richtung Schänke geschlurft war, wo sich das große "A" fand, "Ich habe mich wahrlich etwas zurückgezogen, seitdem Lilith, die leider Gottes eine dieser Bestien war, das Zeitliche gesegnet hat, aber, Roland, das könnt ihr nicht wirklich für einen Hinweis halten, dass ich ein Werwolf sei. Unser werter Konrad hat ja, nach dem Irrtum mit Raphael, seinen Hinweis extra noch einmal verstärkt, um mich zu schützen. Von daher wage ich dies zu verneinen. Der Architekt dagegen scheint mir schon etwas schlüssiger, da Konrad einen Großteil der Werwölfe durch ihren Beruf entlarvt hat. Ich muss sagen, werter Hauptmann, dass ich euch nicht von Anfang an getraut habe, doch diesmal sprechen die Zeichen wirklich anscheinend gegen Euch. Ich fand es leicht bizarr, dass Ihr trotz des Amtes des Hauptmanns bisher so lange überlebt habt. Er holte tief Luft. "Aber dennoch, ich danke euch für das vertrauen, das ihr in mich legt und ich werde mein Bestes tun, um eine weitere dieser Bestien aufzuspüren. im moment ist mein Kandidat auch Laurenz, obgleich ich diesbezüglich noch etwas unsicher bin. Sollten wir einen unschuldigen Bürger mit unserer Wahl treffen, ist unser aller Schicksal besiegelt."

Viviane
28.09.2010, 19:55
"Wir könnten auch bis morgen warten und darauf das uns Konrad ein weiteres Zeichen schickt - etwa ein "R" oder ein "U". Allerdings befürchte ich das die Zeit drängt. Heute Nacht würde wahrscheinlich ich getötet werden, und damit müsste ich mein Amt an einen anderen weitergeben. Es ist nicht unwahrscheinlich das ich dann entweder dem Wolf oder einem Gehilfen von ihm in die Hände spiele... also muss heute noch eine Entscheidung getroffen werden."

Laurenz... nein Lachesis Worte, die Worte des Mannes ohne Namen, die wohl als Drohung gemeint waren, spukten ihr im Kopf herum "Seid Ihr dagegen unschuldig, versucht aber, mich auszuliefern, so werdet Ihr allein sein und wenig länger überleben als ich." Sie war bereits alleine... und wenn sie nicht viel länger als er überleben sollte dann hatten Godfrey und Nicolo eindeutig Mist gebaut bei ihrer Ausbildung. Und sie war es dann wirklich nicht mehr wert sich Hexenjäger zu nennen, wenn sie nur im Rudel stark war und nur dann Mut hatte, wenn auch die anderen bellten, wie ein Hund. Sie blickte in die Runde, nahm einen tiefen Schluck und leerte damit den Tonkrug mit Met und sprach dann mit nachdenklichen Worten.

"Wenn Laurenz nicht der Wolf ist... und ich heute Nacht getötet werde... werde ich mein Amt dir anvertrauen Avery. Und dann kannst du denjenigen, der als zweiter mit dem A verbunden werden konnte, morgen als Jäger zur Strecke bringen und ihn mit diesen Waffen erlegen."

Sie griff an ihre Seite und holte zwei Sandelholzpistolen aus dem Holster. Unter dem Mantel war es bisher verborgen gewesen, aber Isabella trug alle Schusswaffen ihrer verstorbenen Kameraden, ansonsten nur das kleine Messer das Nadeschka gehört hatte an ihrem Unterarm. Die beiden, die sie Avery reichte, waren Nicolos Zweitwaffen gewesen, die er neben seinem Degen und einer Pistole mit größerem Kaliber geführt hatte.

"Vertraut mir. Ich werde das Gesicht meiner Kameraden nicht vergessen. Und ich hoffe sehr das ihr Liliths Andenken ebenso ehrt und ihren Weg, der Gutes für jeden bereithielt, weiter begehen wollt, Avery Dragonite. Habt keine Furcht, diese Tage haben euch zum Mann gemacht, das sehe ich in euren Augen."

In Averys Augen blitzte etwas auf, das Isabella nicht deuten konnte. War es Furcht? Oder Eifer endlich Gerechtigkeit für die Toten üben zu können? Oder vielleicht doch die Begeisterung darüber das sie, die Närrin die dieses Amt überschrieben bekommen hatte doch einem Handlanger der Wölfe diese geweihten Waffen anvertraute?

"Silberkugeln, Avery. Ich hoffe sehr das sie uns zur Wahrheit führen. Und ich vertraue auf Nicolo der euch vertraute."

Dann legte sie die Waffen vor ihn auf den Tisch und daneben ließ sie einen kleinen Beutel mit Munition fallen. Dann beugte sie sich zu ihm, strich das blaue Haar von seiner Schläfe und flüsterte leise in sein Ohr "Und ich vertraue euch weil ihr ebenso wie ich erkanntet das es kein reines Böse gibt. Es ist immer vermengt mit dem was wir liebten."

Kael
28.09.2010, 21:21
Zögernd betrachtete Avery die Waffen, die Isabella ihm auf den Tisch legte. Konnte er diese Waffen wirklich an sich nehmen und Isabella vertrauen? Er war sich wirklich nicht sicher. Die Werwölfe waren intelligent, kein Zweifel. Sie haben vermutlich gedacht, das Dorf würde den neuen alten Hauptmann, Isabella, töten, wenn diese auch nur lange genug Hauptmann ist. Und es blieb eh nicht mehr viel übrig, als ihr zu vertrauen. Er nahm die beiden Pistolen und hängte sie an den Gürtel seiner Hose.

"Gut, werte Isabella. Ich werde mithilfe dieser Pistolen das Werk vollenden, welches ihr angefangen habt. Ihr könnt euch auf mich verlassen.", sagte er und steckte den Beutel Silberkugeln an seine Hosentasche. "Ihr habt offenbar Recht. Sollte der Werwolf heute nicht durch die Kraft unserer Gemeinschaft sterben, so wird er morgen durch meine Wenigkeit - oder durch Euch sterben."

Viviane
28.09.2010, 21:31
Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht der Hexenjägerin und zum ersten Mal seit Tagen hatte sie das Gefühl etwas richtig gemacht zu haben. Der junge Mann hatte wahrlich Schneid. Und Nicolo hatte etwas gut bei ihr.

"Ich bin sehr froh das ich mich auf euch verlassen darf Avery. Ich werde das Urteil zu dem wir kommen werden dann in meiner Pflicht als Hauptmann ausführen, wenn ihr es so wollt."

Das Lächeln verließ ihr Gesicht nicht als Avery die Kugeln in der Hosentasche verschwinden ließ sondern ihre Hand zuckte sogar verdächtig, als hätte sie Mühe den "Jungen" nicht zu umarmen. Sie hatte das Gefühl das sie plötzlich nicht mehr alleine war... und es war ein gutes Gefühl.

Und noch dazu hatte Hoffnung das, sollte sie wirklich heute Nacht sterben, die Pflicht der Hexenjäger alle Spuren und Folgen die der Alpha-Wolf hinterlassen hatte zu tilgen, von diesem Mann erfüllt werden würde. Weil er getrieben wurde von Liebe - von leidenschaftlichem Glauben - und der Hoffnung auf ein Leben fern von Blut und Gewalt.

Don Cuan
28.09.2010, 22:02
"Ihr reimt Euch das alles sehr schön zusammen, aber Ihr überseht eines. Ihr sprecht gerade zu dritt gegen mich. Zwei, die allen Grund haben, mit tot sehen zu wollen. Und einer…"
Laurenz Blick wanderte zu Isabella.
"…oder eine, die mich zu Unrecht verdächtigt, obwohl wir auf der gleichen Seite stehen müssten."

"Euer Wortschatz ist ja beeindruckend, Roland. Aber Euch ist aufgefallen, dass auch Isabella aus einem fremden Land kommt? Die meisten Eurer Argumente sind so zerbrechlich wie trockenes Holz. Letztlich werft Ihr nur mit Beschuldigungen um Euch, doch Ihr tut nichts, was Euch von einem Verdacht freisprechen würde. Stattdessen klagt Ihr mindestens einen Eurer Verbündeten an."

"Beginnen wir mit dem, was Ihr zu mir zu sagen habt.
So lange ich Euch meinen Namen nenne, und sei es nicht der wahre, handle ich nicht anonym. Ich kann auch nicht wissen, ob 'Roland' nur eine Tarnung ist. Ewald hatte auch gute Gründe, nicht mit seinem wahren Namen hausieren zu gehen. Belassen wir es bei Laurenz.
Und nein, ich bin kein solcher Händler, wie es Nadja und Nadeschka waren. Ich handle nach Auftragslage. Das können Informationen sein, aber auch Waren. Mal exotische, mal gewöhnlichere… und manchmal liefere ich nur, was man mir übergibt. Ohne lästige Fragen. Ihr könntet ja nachsehen, was sich in den Kisten im Lagerhaus befindet. Wobei, diese Lieferung gebührte nicht Euch, sondern dem damaligen Hauptmann. Oder seinen Nachfolgern.
Aber dass Ihr mir mein Stimmverhalten vorwerft, finde ich sehr interessant. Gestern waren Callan, ich und Wilhelm selbst die einzigen, die nicht einen alten Mann bar jeder Grundlage hinrichten wollten. Das wollt Ihr mir ja wohl nicht vorwerfen?! Ihr habt Euch nur zu gerne angeschlossen, als es daran ging, einen Unschuldigen zu richten. Schlimmer noch, Ihr habt gegen ihn gestimmt, obwohl ihr keinerlei Verbindungen zu ihm sehen konntet!
Doch wäret Ihr der Verbündete, den ich suchen müsste, und Isabella die Schuldige, dann wären wir beide ohnehin dem Tod geweiht.
Das gleiche gilt übrigens für dich, Avery… Was meintest du, als du gegen Wilhelm gestimmt hast? "Wieso nicht."? Die Frage wäre "Wieso?" gewesen. Auch du hattest nichts gegen ihn vorzubringen. Ich hoffe inständig, dass du nicht derjenige bist, in den ich meine Hoffnungen legen müsste."

"Isabella, Euch glaube ich, dass Ihr Euch habt täuschen lassen. Ihr wart nicht begeistert von dem Gedanken, dass ein Verräter in Euren Reihen sei. Ihr habt mir nicht vertraut und Euch hinreißen lassen, Wilhelm anzuklagen. Und Nicolo tat das gleiche. Ihr habt an diesem Abend nicht nur in Wilhelm einen Verbündeten verloren, sondern auch mit Godfrey einen Gefährten, den Ihr augenscheinlich sogar liebtet. Ihr habt Euren Fehler schwer bezahlt, und auch Nicolo wurde diese Nacht von seinem Irrtum eingeholt. Wenn Ihr heute einen Fehler macht, folgt Ihr ihnen schneller, als Euch lieb ist. Und Ihr tatet schon gestern schlecht daran, mir zu misstrauen."

"Achja, Isabella. Ihr meintet, ich wolle Euren Kopf? Nein, Ihr habt wieder einmal nur die Hälfte verstanden. Ich sollte nur der Bote sein, der von Eurem Schicksal berichtet. Von mir aus könnt Ihr mich einen Spion nennen, auch wenn der Begriff schlecht gewählt ist. Aber als Euer Mörder wurde ein anderer bestimmt. Vielleicht sogar einer der hier anwesenden? Derjenige, der diese Nacht auch Nicolo tötete?"

"Wie es aussieht, gibt es nur drei Möglichkeiten, in denen unsere Wahl einen Ausschlag macht. Ohne Isabellas Stimme können wir den letzten Wolf nicht hängen.
Roland, ich denke, ich kann mit Fug und Recht für uns beide sagen, dass wir Feinde sind. Stünden wir auf einer Seite, wärt Ihr der mieseste… und dümmste Verräter, von dem ich je gehört habe. Einen Verbündeten so zu verkaufen, um danach selbst in den Rücken gestochen zu werden, so eine Narrheit traue ich Euch nicht zu.
Avery! Wenn ich davon ausgehe, dass Isabella nach bestem Wissen gehandelt hat und dadurch getäuscht wurde, musst du ein Günstling der Werwölfe sein. Dafür sprach, wie sehr du an Lilith hingst. Da von die keine große Bedrohung auszugehen schien, haben wir es aber dabei belassen. Auch Konrad deutete nie auf dich. Aber dir vertrauen würde ich deshalb nicht.
Und damit bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Isabella, auf Eurer Seite steht entweder Roland, oder ich. Entweder das, oder dieses Treffen ist von vornherein eine Farce gewesen."

Viviane
28.09.2010, 22:30
Der Bote des Schicksals, das sie und ihre Gefährten hier sterben sollten? Dafür hielt sich der Kerl?

In Isabella kochte die Wut hoch, auch wenn sie sich dagegen wehrte, sie musste ruhig bleiben ganz ruhig, ansonsten würde das hier wirklich ein Blutbad werden. Sie schüttelte ihren Kopf während Laurenz sprach und als er Avery beleidigte, ihn für unzulänglich bezeichnete ballten sich ihre Hände bereits zu Fäusten, die auf den Holztisch niedersausten als er ihr zurief „Wenn ihr heute einen Fehler macht, folgt ihr ihnen schneller als euch lieb ist.“

Sie war wütend, anders konnte man es nicht beschreiben. Vielleicht war sie ja naiv, aber sie würde sich nicht beleidigen lassen. Und sie würde nicht zulassen das er schlecht über ihre gefallenen Kameraden sprach.

„Ihr meint wohl eher das ich schon gestern schlecht daran tat euch nicht eigenhändig umzubringen, nicht wahr? Wisst ihr was? Ich werde nachsehen was sich in den Kisten im Lagerhaus befindet. Und ihr werdet mit mir dorthin kommen. Und gnade euch Gott wenn dort irgendwelche zerstückelten Leichen drin sind, du Wahnsinniger. Als Helfer und Wegbereiter der Mörder bist du genauso schuldig wie die, für die du arbeitest.“

Dann zog sie die Tür der Schänke weit auf und das grelle Licht der Mittagssonne blendete sie. Mit Laurenz im Schlepptau ging sie zum nahe gelegenen Lagerhaus und war gespannt was sie dort erwartete. Nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte drückte sie Laurenz ein Stemmeisen in die Hand, damit er die Kisten eine nach der anderen öffnete.

Godfreys Stimme flüsterte ihr plötzlich zu "denn was sie sähten erneten sie. Und der Fluch den sie ausstreuten fiel auf sie zurück wie tausend Flammen und abertausende Schwertstiche."

Sie war sich nicht sicher wie lange sie diese Anspannung ertragen würde... ob sie in diesem Zustand der Verzweiflung, der unterdrückten Trauer und der nagenden Zweifel überhaupt im Stande war eine richtige Entscheidung zu fällen.

Sie wartete und trat aus dem Licht um die geöffneten Kisten zu begutachten...

R.F.
28.09.2010, 22:52
"Dann habt ihr euch entschieden. Ihr könnt mir ruhig glauben, dass Roland mein Name ist, denn wenn es nicht so wäre, würde ich nicht nur mich selbst verleumden, das könnt ihr mir glauben. Mit jeder von mir abgegebenen Stimme, war ich mir ebenfalls der Konsequenzen bewusst, die mir auch jede Nacht den Schlaf rauben. Mag sein, dass ich nicht viel über euch weiß. Ihr redet allerdings so, als ob ihr mich kennen würdet, aber ihr schätzt mich falsch ein, denn ich würde niemals jemanden hintergehen. Soviel Rechtschaffenheit könnt ihr mir ruhig zugestehen."

"Mag sein, dass es nach außen her erscheint, dass mir das alles nichts ausmacht. Wenn es nach mir ginge, hätten wir mit Sicherheit eine weniger grausame Methode gefunden, die Werwölfe zu enttarnen. Was die Wahlen an sich angeht, so seit ihr ein genauso unbeschriebenes Blatt, wie ich und jeder andere hier. Das heißt, dass ihr nicht weniger verdächtig seid, als wir anderen. Zudem scheint euch dies alles hier mehr zu belustigen, als dass es euch mitnimmt, oder seid ihr es bereits gewohnt und wenn ja, wieso?"

Dies sagte Roland, bevor Isabella hinausstürmte und es war klar, dass Roland für Laurenz stimmen würde, schließlich benahm sich dieser wie ein Gott der Zerstörung, welcher das Szenario zusehend genießen würde.

Viviane
29.09.2010, 11:29
Als Laurenz sich gegen die erste Kiste die eine „1“ auf ihrem Deckel trug, stemmte, kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd wie unfähig dieser Hauptmann doch war, das er die Wahrheit nicht einsehen wollte, glitt der Deckel ganz leicht zur Seite.

Da fiel es den beiden wieder ein – Lester hatte hierin doch dieses Buch gefunden... das Buch in dem gestanden hatte das vier Jäger hierherkommen würden, das Konrad sterben würde. Schicksal... Isabella kroch es eiskalt über den Rücken. Lachesis der Schicksalsbote, ein Buch in dem Prophezeihungen standen. Was würden sie hier wohl noch finden?

„Hexe“, zischte Isabella leise als Laurenz aus der Kiste schwarze Hahnenfedern herauszog und die Wut kochte wieder in ihr hoch. Decken mit eingestickten Pentagrammen, Schutzsymbolen wie sie seit Jahrhunderten benutzt wurden. Kelche mit eingetrockneten nach Schwefel stinkenden Resten. Räucherschalen, kleine und große Messer an deren Klinge schwarze Schmiere klebte. Statuen von Dämonen in Katzengestalt, Dämonen die aussahen wie Fabelwesen.

Sie erinnerte sich wieder. Und anscheienend hatte Lester damals alle Kisten geöffnet. Sie trat an die, die als letztes in der Reihe stand mit der Nummer „13“ auf ihrem Deckel. Der Deckel ließ sich genauso leicht zur Seite schieben – darin kam eine schwarze Samtrobe zum vorschein, die anscheinend mit einem weichen, silbernen Pelz gefüttert war. Isabella zog den Fetzen zur Seite, darunter lagen die wohl die persönlichsten Güter der Hexe – ein kleines schwarzes Tagebuch, ein langer schwarzer Holzstab der mit Silberbeschlägen geschmückt war und pechschwarze Tusche und noch mehr Hahnenfedern, die zum schreiben angeritzt waren.

„Entschuldige Laurenz, ich hätte nachdenken sollen bevor wir hierhergekommen sind. Lester hatte uns ja bereits von seinem Fund berichtet. Wollt ihr wieder zu den anderen beiden zurück und hören was Avery zu sagen hat? Nachdem ihr Roland beschuldigt habt ist wohl klar auf wen seine Stimme fallen wird.“

Sie nickt in Richtung der Tür, verschloss das Türschloss wieder sorgfältig mit dem Schlüssel den sie von Lilith bekommen hatte, dann gingen sie wieder in die Taverne – in das was von ihr übrig war.

Roland hatte gesagt das er niemals jemanden hintergehen würde... er wehrte die Anschuldigungen auch nicht so vehement ab wie Laurenz. Aber konnte sie ihm wirklich trauen? Aber letztlich konnte sie nicht verlieren, wenn Laurenz nicht der Mörder ihres Kameraden gewesen war würde Avery sich um Roland kümmern. Oder nicht?

Laurenz hatte auch gesagt das dieses Treffen keine Farce sein konnte. Also... einer von ihnen ein Wolf, einer von ihnen ein Günstling, einer von ihnen... ja was denn nun? Wer hatte die Flaschen in Lesters Keller denn nun vergiftet und damit einen der Wölfe aus dem Weg geräumt?

Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen – da weder sie noch Laurenz, der diese Fähigkeit abgestritten hatte, dieser Kraft mächtig waren musste es entweder Roland oder Avery sein. Also war Laurenz der Günstling oder der Wolf.

Mit dieser Erkenntnis trat sie zufrieden wieder in die Taverne und schenkte sich Met nach, mit dem sie Roland und Avery zuprostete.
„Ich habe eine Lösung aus den wirren Reden dieses Mannes herausgezogen. Einer von euch dreien muss sich mit Kräutern auskennen und verbirgt diese Fähigkeit bisher noch. Aber da ich von euch weiß, Roland, das ihr euch mit Dirans Mixturen auseinander gesetzt habt, und weil Laurenz mir selber gesagt hat das er diese Fähigkeit nicht besitzt wird es bei ihm keinen Unschuldigen treffen.

Ich beschuldige Laurenz. Das hätte ich schon lange tun sollen.“
Dann ging sie mit katzengleichem Schritt auf den Mann zu, der durch seine gründliche Rasur zwar jünger aber auch blasser aussah und murmelte ihm mit einer einschneidenden Stimme Worte zu, die ihm nur zu gut bekannt waren.

„Meine Gefährten und ich kamen in dieses Dorf, um sicher zu stellen das jeder der Wölfe wie vorgesehen seine gerechte Strafe erhält. Das ihr hierher geschickt wurdet, war eine ausgemachte Falle. Euch wurde nicht zugetraut das ihr euren Auftrag erledigen würdet. Bis gestern sah es fast so aus als ob ihr gewinnen würdet. Aber das Blatt hat sich gewendet Lachesis, und ohne euch steht jetzt nur noch zwei gegen einen.“

Es war grausam, aber die gleichen grausamen Worte hatte sie auch gegen sie gerichtet und in ihrem Herz, das wieder eiskalt war erblühte Zufriedenheit ob dieser Rache. Ja sie war eiskalt. Aber gerecht.

Don Cuan
29.09.2010, 13:23
Isabella hatte Laurenz die gleichen Worte ins Ohr geflüstert, die er an sie gerichtet hatte. Sie musste sich furchtbar klug vorkommen, aber für Laurenz war es nur eine Bauernschläue.
"Ihr irrt Euch gewaltig, Isabella, und doch steckt in Euren Worten ein Körnchen Wahrheit. Wenn ich falle, steht es zwei gegen eins. Aber nach dieser Nacht wird es nicht mehr einer gegen einen gehen, sondern zwei gegen null. Es wird kein morgen mehr geben, an dem sich ein heute gemachter Fehler richten ließe. Ich kann Euch Euer Vertrauen in Avery wohl nicht absprechen, aber habt keine allzu großen Hoffnungen in ihn."
Nun wandte er sich an Roland, der ihm beim Verlassen des Wirtshauses noch einige Worte nachgeworfen hatte. Laurenz versuchte, so ruhig wie möglich zu ihm zu sprechen.
Roland, missversteht mich nicht. Ich sehe keinen Verräter in Euch. Wenn Ihr ein falsches Spiel gespielt hättet, hättet Ihr eine Narrheit begangen. Ich weiß es, denn ich habe diesen Fehler bereits begangen. Aber nein, ich glaube schon, dass Ihr nach bestem Wissen auf die Weise gehandelt habt, die für Euch richtig erscheint. Vielleicht wird Euch dieses Verhalten heute einen Sieg bescheren.
Wenn Ihr aber der eine sein solltet, auf dessen Seite ich heute stehen sollte, tut es mir leid, denn Ihr würdet diese Nacht ebenfalls sterben. Doch Ihr wisst genau, dass nur diese zwei Möglichkeiten gibt, auf die wir hoffen konnten, wenn wir überleben wollen. Ihr oder ich, einer von uns beiden müsste der letzte Werwolf sein."
Sein Blick richtete sich wieder auf Isabella.
"Wenn Ihr es nicht wart, die Winfried vergiftete, waren meine Hoffnungen vergebens. Aber wenn doch, glaubt nicht, dass Ihr etwas aus Eurer Verschwiegenheit gewinnen werdet. Ihr könnt es frei aussprechen, wer Ihr seid, ohne noch etwas befürchten zu müssen. Selbst, wenn Ihr der Günstling der Wölfe wäret. Und nicht Avery, von dem ich ausgehen musste, wenn noch eine kleine Chance verbleiben sollte."
Laurenz seufzte tief.
"Ich war mir immer bewusst, dass ich auf einer meiner Missionen sterben könnte. Und bis vor kurzem glaubte ich auch, nichts zu haben, was mich davon abhalten würde, bis zum Äußersten zu gehen. Etwas, auf das man zurückblicken könnte. Aber ich irrte. Ich bin nicht so stark, wie ich hoffte. So stark, wie ich es sein sollte. Auch ich fürchte den Tod, obwohl ich auch mit ihm handle. Doch ich weiß, dass mir ohnehin nicht mehr viel Zeit bleibt. Wenn dies hier mein Schicksal sein soll, werde ich es akzeptieren müssen."

Kael
29.09.2010, 17:39
Avery verfolgte das Gespräch zwischen den dreien mit. Er war schockiert von den Anschuldigungen seitens Laurenz, der ihn doch tatsächlich für den Günstling hielt. Er analysierte besonnen das Geschehen.

"Mir bleibt ja nicht viel zur Wahl übrig.", meinte Avery. Er seufzte, dann wandte er sich an Laurenz. "Ihr haltet mich also für einen Günstling der Werwölfe? Nur wegen der Sache mit Lilith? Ich kann nur sagen, dass Ihr euch täuscht. Und zwar gewaltig. Ich hatte bis zu dem zeitpunkt, als sie starb, nicht den geringsten Schimmer davon, dass sie eine Wölfin sei. Sie hat es wirklich geschafft, mich zu täuschen und zu verführen. Doch hatte sie auch, wie uns allen bekannt ist, eine schüchterne und menschliche Seite. Und Wilhelm? Nunja.....ich muss zugeben, ich war einem Irrtum erlegen, als ich dachte, er sei ein Werwolf. Ich dachte, er sei wirklich senil. Aber er hat es immerhin geschafft, einen dieser monster aus dem Weg zu räumen. Ich werde nie vergessen, wie tapfer er war. Allerdings brauche ich ja wohl nicht erwähnen, dass das Schicksal Euch nicht gerade günstig ist. Das Zeichen spricht gegen Euch. Und deswegen fällt meine Wahl auf Euch, Laurenz.

Viviane
29.09.2010, 17:49
"Dann ist es also entschieden", murmelte Isabella mit belegter Stimme. "Wenn ihr wollt, Laurenz, vollstrecke ich das Urteil und lasse euch schnell und würdig sterben. Ansonsten habt ihr nun das Wort. Möge Gott sich eurer Seele erbarmen."

Sie zog Godfreys Hut tief ins Gesicht, seufzte einmal und streckte die schmerzenden Glieder. Sie hoffte sehr das es mit dieser Wahl entschieden sein würde und das sie dieses Dorf endlich verlassen konnte - aber das niemand Laurenz zu Hilfe eilte wunderte sie doch. Hatte sie sich am Ende doch wieder für jemanden unschuldigen entschieden, der einfach nur eine sadistische Ader hatte und Spaß daran hatte sie leiden zu sehen?

Ihre Hand glitt über die Schwanenfeder am Hut, dann streckte sie sich nach Nicolos Buch und Konrads Schnitzerei aus. ... Alle Rätsel waren gelöst, oder nicht?

Und wenn der letzte Wolf tot war würden ihre Kameraden sicherlich auch ihren verdienten Frieden finden.

Don Cuan
29.09.2010, 18:03
"Ich weiß nicht, auf welcher Seite du wirklich stehst, Avery. Vielleicht hätte ich dir vor zwei Tagen die Kehle durchtrennen sollen, als du dich an uns angeschlichen hattest. Vielleicht hätte ich dir trauen sollen.
Doch du weißt, dass ich nur noch alles auf eine Karte setzen konnte. "
Laurenz erhob sich von seinem Sitz.
"Einer von Euch wird noch sehen, ob er heute sein Todesurteil mit unterzeichnet hat. Ich nehme meines hin, denn es ist inzwischen unausweichlich geworden.
Aber bevor wir mit den Unannehmlichkeiten beginnen, muss ich Euch bitten, mit mir zur Eselsfarm zu kommen."

Viviane
29.09.2010, 18:09
Isabella fing leicht an zu zittern als Laurenz wieder davon sprach das noch einer von ihnen sterben würde. Sie hätte den Günstling am liebsten auch von dem Fluch befreit... meinte Laurenz das derjenige in der kommenden Nacht sterben würde? Oder jetzt, sofort?

Aber ihre Neugierde besiegte die aufkommende Furcht und sie stand auf und reckte sich zu ihrer vollen Größe. Dabei nahm sie aber auch Godfreys Pistole aus dem Holster und entsicherte sie.

"Wenn du Dummheiten machst, Laurenz, dann war es definitiv deine letzte. Ich werde dir auf jeden Fall zur Eselsfarm folgen."

Ein Blick über ihre Schulter verriet ihr das die anderen beiden auch mitkommen würden.

Während sie liefen versank die Sonne rot am Horizont, Laurenz lief voraus, Isabella schräg hinter ihm. Sie war in Gedanken versunken und kaute auf ihrem Pfeifenstiel herum. Es war eine vertrackte Sache, da konnte auch sie als Hauptmann nur ihrem Gefühl folgen.

Bei der Farm angekommen schritt sie an Laurenz vorbei zu einer Umzäunung und ließ sich darauf nieder um abzuwarten was er ihnen hier wohl zeigen wollte.

Don Cuan
29.09.2010, 18:50
Der alte Besitzer hatte die Farm schon vor einer knappen Woche hinter sich gelassen und die Flucht aus dem Düsterwald angetreten. Aber einige Tiere hatte er zurückgelassen. Neben den Eseln war dort aber auch eine Pferdestute. Ein Lichtfuchs mit cremefarbenen Fell und einer weißen Mähne.
"Auch wenn ich das Dorf nicht lebendig verlassen sollte, meine Botschaft muss ankommen. Aus diesem Grund bitte ich Euch, meinen Körper weder zu vergraben noch zu verbrennen."
Laurenz ging auf das Pferd zu und streichelte dessen Mähne.
"Diese Stute hier nennt sich 'Kampfer'. Ich habe sie hier versteckt, nachdem Abelhard die Farm hinter sich ließ. Sie war das zweite Pferd, welches meinen Wagen zog. Sie wurde nicht gerissen, sondern für eine schnelle Flucht hier versteckt. Aber zum Fliehen ist es jetzt zu spät.
Sie soll meinen Körper und meine Habseligkeiten in die nächste Stadt tragen. Bindet meinen Körper auf ihren Rücken. Der Empfänger wird meine Botschaft zu verstehen wissen. Aber wenn Ihr Kampfer etwas antut, oder mein Leichnam nicht unversehrt das Ziel erreicht, wird das Dorf womöglich auch einen Preis zu zahlen haben."
Sein Blick wanderte zu Isabella.
"Ihr kennt meinen Auftraggeber vielleicht. Auch in Eurer Heimat schreckte er nicht davor zurück, ganze Dörfer niederzubrennen, wenn seine Bewohner sich ihm und seinen Befehlen widersetzten."

Viviane
29.09.2010, 19:46
Isabella sah fasziniert das Pferd an und sah den Tode Hektors von Troja vor sich - von einem Pferd zu Tode geschliffen. Nunja, wenn der Mann auf diese Art und Weise sterben wollte. Ach er hatte ja gesagt auf den Rücken binden. Mist. Na gut, dann würden sie eben das tun.

"Wir werden euren letzten Wunsch genauso ausführen wie ihr es wollt, Laurenz. Falls ihr dennoch eine Bestattung wünscht könnte ich eurem Auftraggeber auch einen Brief schicken? Das wäre vielleicht etwas... unauffälliger."

Bei der Erwähnung seines Auftraggebers zuckte Isabellas Augenbraue verdächtig. Aber ihr Vater, der Hochinquisitor hatte niemals einen Fuß nach Frankreich geschweige denn Deutschland gesetzt. Dafür hatte er andere, die seine Aufträge ausführten.

Der Arme redete und redete als ob er vor seinem Tod noch alles was er wusste mit den Anwesenden teilen wollte. Der Arme. Nunja, es gab schlimmeres was man im Angesicht des Todes machen konnte...

Don Cuan
29.09.2010, 20:21
"Einen Brief schicken? Ohne seinen Boten? Mit Euch unbekanntem Empfänger? Ihr beliebt zu scherzen.
Und selbst wenn ich es könnte… hier will ich nicht meine letzte Ruhestätte finden. Inmitten derer, die mich umbringen wollten, ob sie nun tot sind oder noch unter den Lebenden weilen…
Kommen wir zum Ende. Ich muss noch einige Dinge aus meinem Lager holen. Danach treffen wir uns auf dem Dorfplatz wieder. Wenn Ihr glaubt, ich wollte immer noch fliehen, könnt Ihr mich auch auf dem Weg dorthin begleiten."

Viviane
29.09.2010, 20:44
Isabella blickte auf das hübsche Pferd und zündete ihre Pfeife an. Auch wenn sie sich ein wenig ärgerte wegen einem Pferd den ganzen Weg gelaufen zu sein... vor dem roten Sonnenuntergang war es ein sehr hübscher Anblick.

"Ney, mir ist nach den letzten Tagen nicht mehr nach Scherzen zumute, Laurenz. Also ich werde euch nicht in euer Lager folgen, sondern ebenfalls in mein Lager zurückkehren und dort noch einige Dinge vorbereiten. Also dann, auf dem Dorfplatz. Bis später."

Dann tippte sie sich an die Hutkrempe und lief in Richtung des leuchtenden Horizonts direkt auf das abgebaute Hexenjägerlager zu.

Nach einiger Entfernung fluchte sie leise, weil ihr Bein wieder zu schmerzen begonnen hatte. "Ich werde alt...", flüsterte sie leise.

Dann strich sie vorsichtig über die drei Pistolen die unter ihrem Mantel verborgen waren, sicherte ihre wieder und hängte sie ebenfalls in den Gurt. Es tat gut die vier Waffen, die zusammengehörten auch zusammen zu sehen. Und das Avery Nicolos Waffen hatte bedeutete für sie Hoffnung - das es immer Menschen geben würde, die die Unschuldigen bewahrten und das Weiß dieser Welt bewahrten.

BIT
29.09.2010, 22:36
Die Würfel waren gefallen: Laurenz sollte diesen Abend am Galgen enden. Eine schicksalhafte Entscheidung, wie sich für das Dorf herausstellen sollte.

Don Cuan
30.09.2010, 10:01
Laurenz ging zum letzten mal den Weg zu seinem Lager. So nah war er seinem Ziel gekommen, und jetzt sollte es vorbei sein. (All die getroffenen Vorkehrungen, sind sie am Ende gar nicht nötig gewesen…?) Er baute die auf dem Weg gelegten Fallen ab, durchtrennte die Netze und Fallstricke, auf dass sich keine wilden Tiere in ihnen verfangen könnten, bis er sich zu seiner Schlafstätte vorgearbeitet hatte. (Wenn ich auf dieser Mission schon mein Leben lassen müsste), dachte er sich, (warum dann nicht hier? Im Kampf?) Und wahrlich, er wäre auf eine solche Schlacht vorbereitet gewesen. Selbst, wenn er aus ihr vielleicht nicht siegreich hervorgegangen wäre. Nun aber blieb ihm nichts, als seine Sachen zusammen zu räumen. Die wichtigsten davon lud er seinem Pferd auf, während er den Rest auf einer Lichtung verbrennen würde.
Nach getaner Arbeit ritt Laurenz auf Kampfers Rücken zum Dorfplatz.

Die Reihen hatten sich gelichtet. Vier Männer waren am vorigen Tag gestorben. Jetzt blieben nur noch Isabella, Roland und Avery. Und er selbst, Laurenz. Auch die anderen Dorfbewohner hatten sich weitgehend zurückgezogen. Einige ahnten vielleicht, was der heutige Abend für sie bedeuten würde.

Laurenz stieg von Kampfer ab und ging die letzten Schritte zum Dorfplatz.
"'Schlachtplatz' solltet Ihr diesen Ort nennen, so viel Blut wie hier unnötig vergossen worden ist…"
Vorwurfsvoll blickte er auf die Verbliebenen.

"Ich will heute mit einer unschönen Tradition brechen. Zu viel wurde die letzten Tage unnütz geredet. Auch von mir. Aber besonders von Bestien in Menschengestalt, die sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden konnten. Die sich für ihre Taten rechtfertigen wollten. Lester, Lilith, Andreas… Und ja, auch Euer Godfrey, Isabella. Am Ende waren sie nur feige Kreaturen. Verräter, die ihr wahres Gesicht hinter einer Maske versteckten."
Gebieterisch trat er hervor.
"Auch ich trug eine Maske!"
Laurenz setzte seinen Helm ab und riss sich sein falsches Haar vom Kopf. Mit dem Wasser aus einer Trinkflasche wusch er sich die Schminke aus seinem Gesicht. Unter der Fassade offenbarte sich ein junger Mann mit kurzem, hellblonden Haar. Der bronzene Hautton Laurenz' war einer weit blasseren Farbe gewichen. Nein, er war nicht der Laurenz, der vor einer guten Woche ins Dorf gekommen war. Vor ihnen stand Lachesis.
"Ich trug eine Maske, aber unter ihr blieb ich immer ein Mensch!"

Lachesis griff in seine Gürteltasche, in der sich eine weitere Flasche befand. Jene, welche in der Kassette bei Dirans Leiche gefunden wurde.
"Dieser Trunk stammt aus Dirans Villa. Ich war mir nicht sicher, um was es sich handelte. Klar und geruchlos, aber auch stark brennbar. Ich wollte die Wirkung an Winfried erproben, doch jemand hatte bereits ein Gift in seinen Wein geschüttet. Inzwischen weiß ich, dass es sich um ein Schlafmittel handelt. Wer ihn trinkt, fällt kurz darauf in tiefe Ohnmacht. In diesem Zustand spürt der Körper keinerlei Schmerz."
Lachesis atmete tief ein.
Diran muss davon getrunken haben, bevor er sein Haus anzündete. Niemand lässt freiwillig die Qualen eines Feuertods über sich ergehen."
Lachesis öffnete die Flasche und nahm einen tiefen Schluck.
Es braucht seine Zeit, bis die Wirkung einsetzt. Danach könntet Ihr mit mir machen, was Ihr wollt. Aber bedenkt meine Worte: Erreicht mein Körper die Stadt nicht, oder wird er von Euch geschändet, dann Gnade Euch Gott."

Urplötzlich riss Lachesis seine Armbrust vom Rücken und zielte auf Isabellas Brust. Lauthals schrie er ihnen zu:
"Eine letzte Botschaft von Laurenz Eibisch!"
Er zog die Armbrust hoch und betätigte den Hebel. Der Bolzen zischte auf Isabella zu, ein Klickgeräusch, und der nächste Bolzen war schussbereit. Ein weiterer Bolzen löste sich. Und ein dritter. Innerhalb von vier Sekunden hatte Lachesis vier Bolzen verschossen, woraufhin er seine Armbrust wieder auf den Rücken schlang.
Das erste Projektil traf Isabellas Spitzhut und hinterließ zwei weitere Löcher. Rolands Kopf wurde vom zweiten Bolzen gestriffen, und auch ihm wurde der Hut vom Kopf gerissen. Der dritte Bolzen verfing sich in einer dieser seltsamen… Haar-Antennen (?), die Averys… Frisur (?) ausmachten. Keiner von ihnen schien in diesem Augenblick zu bemerken, dass Lachesis mit einem vierten Bolzen auf die Tafel geschossen hatte, auf der die Stimmen abgegeben wurden. Mit welchen die letzten Tage jeweils ein Verdächtiger bestimmt wurde, den man dann ans Messer liefern würde.

Dieser sackte nun in sich zusammen. Mit schwerer Stimme äußerte Lachesis das, was seine letzten Worte werden sollten.
"Die Wirkung scheint einzusetzen… Hoffentlich… werde ich Euch bald… wiedersehen… Aisa… meine A… isa"
Um Lachesis herum wurde es schwarz. Er war nicht länger Herr seiner Sinne.

~*~

Um den Bolzen, der sich in der Abstimmtafel verfangen hatte, war ein Zettel aufgewickelt:

Narren, die Ihr meint, mich bezwingen zu können!
Wisset, dass Eure Mühen vergebens waren.
Der, den Ihr fandet, war nicht der, den Ihr suchtet.
Vor Euch steht nicht mehr als ein Schatten, ein Doppelgänger.

Glaubt nicht, Ihr könntet Euch an einem Sieg laben.
Denn bedenkt immer eines: Schlangen sind giftig.

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Viviane
30.09.2010, 10:38
Sie warf Roland den Zettel zu, der um den Bolzen gewickelt war und als dieser ihn vorgelesen hatte, trat sie auf Lachesis zu, der mit halb geschlossenen Augen auf dem Lichtfuchs schwankte.

„Ihr wurdet gewogen, gemessen und gerichtet. Stellt euch eurem Urteil, Lachesis. Euer Körper wird unversehrt bleiben. Aber ihr sagtet das das Dorf auch dann in Sicherheit wäre wenn ihr es tot, auf Kampfers Rücken verlasst. Also denke ich das ich niemanden in Gefahr bringe wenn ich euch ein weiteres Mittel verabreiche... das euch schlafen legt. Nicht als Kämpfer, sondern als abgerichteter, seidenglatter Lügner der sein Leben lang eine Maske trug.“

Sie blickte auf Avery und Roland, die schweigend neben ihr auf dem Marktplatz standen und nickte ihnen zu. „Ich möchte sichergehen das er kein Wolf ist. Wenn das nicht der Fall ist, trage ich die Verantwortung dafür nur einen Spion der mit Seelen handelte auf dem Gewissen zu haben. Damit kann ich leben.“

Dann verabreichte sie Lachesis eine Substanz aus einem giftgrünen Fläschchen, das sie die gesamten Tage über an ihrem Gürtel getragen hatte. Das Gift würde schnell wirken, das einzige was zurückbleiben würde waren schwarze Verfärbungen an der Zunge.

„Ihr hattet unrecht was Lilith und Godfrey angeht; der einzige der sich feige nicht dem Gericht stellen wollte oder um Vergebung für seine wart ihr. Und auch ihr habt uns verraten, Lachesis. In dem Moment als ihr hierher kamt um uns unseren Tod zu bestellen habt ihr euch zum Handlanger des Bösen gemacht. Dennoch bitte ich für euch in Gottes Namen um Vergebung für eure verfehlte Seele, die den falschen Zielen nacheiferte. Möget ihr Frieden finden, bei denen die ihr liebtet... und die euch liebten.“

Bis in die nächste Stadt würde es für Kampfer keine zwei Tage dauern. Dennoch tränkte und fütterte sie das Tier noch einmal ausgiebig, während Roland und Avery sich daran machten Lachesis an den Händen an den Sattelknauf, und die Oberschenkel an den Satteltaschen festzubinden. Sie hoffte das das genügen würde und das kein weiteres Unheil über dieses Dorf hereinbrechen würde.

Dieses Dorf, dessen Hauptmann sie immer noch war.

Sie nahm Godfreys Hut ab und strich vorsichtig über die großen Löcher, die der Bolzen hinterlassen hatte. Allein deswegen hätte sie ihn nochmal getötet. Dann erreichten ihre Finger die weiße Feder und sie lächelte sanft, was ihrem schmutzbedeckten Gesicht eine eigenartige Schönheit einflößte, die nichts mit ihren ebenmäßigen Zügen zu tun hatte. Es war der Frieden der langsam wieder in ihr Herz einkehrte und als sie Roland und Avery anblickte, die Lachesis sicher verstaut hatten streichelte sie noch einmal Kampfers Nüstern, dann flüsterte sie dem klug dreinblickenden Pferd „Auf, dein Herr sagte du weißt den Weg!“ ins Ohr und klapste ihr leicht auf die Flanke.

Der Lichtfuchs preschte davon, im vergehenden Licht der Sonne zog er seine Mähne und seinen Schweif wie Gold hinter sich her und erst als die kleine Gestalt hinter einem Hügel verschwunden war regten sich die Drei wieder.

„Es ist vorbei und ein neuer Tag bricht an. Der Tag an dem ich kein Hexenjäger mehr sein werde.“ Sie seufzte leise und ging auf Avery zu, kniete sich vor ihn hin und strich vorsichtig über die beiden Pistolen die er im Gürtel trug. „Avery Dragonite, wenn du willig bist dich in der Kunst der Jagd ausbilden zu lassen und wenn du gewillt bist das Weiß dieser Welt zu beschützen dann möchte ich dich gerne zu meinem Kameraden machen und mit dir versuchen weiteres Übel abzuwenden. Es geht nicht nur darum Untote, Hexen oder Wölfe zur Strecke zu bringen – oftmals offenbart sich das Übel in den Menschen die einen falschen Weg einschlagen. Wie Lachesis es tat. Und man muss seine Feinde kennen um ihnen im offenen Kampf begegnen zu können.

Also, was sagst du, Kamerad?“

Ihr Lächeln war echt, in ihren Augen funkelte Anerkennung und Stolz in den jungen Mann der inzwischen viele seiner Ängste besiegt hatte.

BIT
30.09.2010, 11:51
Nebelschwaden umhüllten den knochigen Körper, der sich langsam auf dem Rücken eines schwarzen Pferdes durch den Wald begab. Auch die Robe des Fremden war in ein schlichtes Schwarz getaucht, lediglich ein Schwert vor einem Auge als Zeichen seiner Ordensangehörigkeit stachen für den geneigten Betrachter voraus. Seine Augen waren nur auf ein Ziel gerichtet, den Westen des ihm bekannten Landes. Schon bald würde er ein Schiff nehmen, um an einer gefährlichen Expedition teilzunehmen. Vielleicht würde er dann endlich die Antwort auf die quälende Frage finden, wer die Verantwortlichen für das Schicksal seiner Familie waren. Bisher wusste er nur den Namen der Organisation. Sie nannte sich „Blüte des Chaos“, aber anscheinend gab es niemanden, der ihm bei seiner Suche helfen konnte. Niemand, aber auch wirklich niemand wusste, um was es sich bei der Blüte genau handelte. Die Gestalt seufzte auf. Würde seine Suche jemals ein Ende finden? Mittlerweile zweifelte er wirklich daran.

Plötzlich stockte sein Pferd. Es schien, als ob ein eisiger Schauer seinen gesamten Rücken hochfuhr. Die Gestalt blickte sich um. Seine Sinne und sein Instinkt verrieten ihm, dass irgendetwas hier ganz und gar nicht stimmte. Er blickte sich um. Überall um ihn herum konnten sich Spuren von langsam verrottenden Zelten finden lassen, vor denen noch schwer bewaffnete Söldner lagen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, zumal die Söldner eindeutige Zeichen von Bissspuren aufwiesen. Was auch immer ihnen diese Wunden zugefügt hatte, es musste definitiv über eine gewaltige Kraft verfügen, die nicht von dieser Welt war. Der Reiter erschauerte. Es war gefährlich an diesem Ort zu bleiben. Langsam fuhr seine Hand an die Klinge, die sich an seiner Seite befand. Hoffentlich würde er sie nicht benutzen müssen, aber wenn es der Fall sein sollte, so wäre er bereit.
Schnell gab er seinem Pferd die Sporen und ritt weiter. Der Wald schien mit jedem Meter, den er voranschritt düsterer zu werden. Leichte Schauer breiteten sich jetzt auch auf dem Rücken des Reiters aus. Irgendetwas stimmte hier definitiv nicht. Während er sich noch in Gedanken befand, endete der Wald abrupt und der Reiter fand sich auf einer Art Dorfplatz wieder. So weit man dabei noch von einem Dorf sprechen konnte. Die Hütten waren zerfallen und es lag eine bedrohliche Stille über dem Ort. Nicht einmal einen Vogel konnte man hier hören. Dennoch war dieses Dorf eindeutig von Menschenhand geschaffen worden. Der Reiter setzte ab. Langsam schritt er voran und erhob seine Stimme: „Mein Name ist Thomas von Phiorus, Inquisitor und Hoher Richter. Wenn hier irgendwer leben sollte, so möge er sich jetzt melden.“ Aber Thomas sollte keine Antwort erhalten, außer der Stille, die über dem Dorf lag.

Der Inqusitor zog sich die Kapuze aus dem Gesicht. Wenigstens sein Anlitz schien in diese unwirtliche Gegend zu passen, sah er doch mehr aus wie ein lebender Toter als wie ein menschliches Wesen. Sein Gesicht glich mehr dem eines Geiers und seine Augen waren dunkel unterlegt. Zumindest für den Laien musste dies in Verbindung mit seiner hageren Gestalt sehr erschreckend wirken und so manches Mal hatte sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Langsam schritt Thomas voran. In diesem Dorf schien es wahrlich kein Leben mehr zu geben. Nicht ein Lebenszeichen ging von ihm aus. In Gedanken versunken schritt er voran, bis er plötzlich über einen kleinen aber harten Gegenstand stolperte. Verärgert suchte er das Objekt, dass ihn fast zu Fall gebracht hatte und entdeckte ein kleines Buch. Behutsam hob Thomas es auf. Womöglich konnte das kleine Buch ihm ja die Informationen liefern, die er über diesen Ort benötigte.
Thomas sollte nicht enttäuscht werden. Es enthielt nämlich die Aufzeichnungen eines gewissen Nicolo de Beauvais, seines Zeichens ein Hexenjäger und Laienbrüder. Mit höchstem Interesse blätterte Thomas die Seiten durch, bis er sich ein Gesamtbild machen konnte. Mit einem Schlag wusste er, was hier vorgefallen war. Düsterwald, so der Name des kleinen Dorfes, war von einer Horde Werwölfe, einer der größten Geißeln Gottes, überrannt worden. Anscheinend hatten sich die Dorfbewohner nach allen Kräften gegen die bevorstehende Vernichtung gestellt, doch am Ende waren sie, wie es aussah, den Wölfen unterlegen gewesen. „Ein wahrlich hartes Schicksal“, entfuhr es Thomas. Doch er wusste auch, dass er an diesem Ort besser nicht länger als nötig verweilen sollte. Womöglich war die Gefahr zwar weitergezogen, vielleicht lebten die Bestien aber auch noch in dieser Gegend und warteten nur darauf, einen Leckerbissen wie ihn in die Finger zu bekommen.

Thomas begab sich zurück zu seinem Pferd und ritt zurück in die Richtung des Waldes. Als er den Rand erreichte, stieg er noch einmal ab und blickte auf das Dorf zurück. Womöglich war die Gefahr gebannt, vielleicht bestand sie aber auch weiter. Thomas konnte kein Risiko eingehen. Er griff in die Satteltasche und holte ein Stück rote Kreide heraus. Langsam begann er damit die mächtigen Symbole seines Ordens auf den Boden zu zeichnen. Als er sein Werk vollbracht hatte, sprach er die entscheidende Formel: „Durch diese Zeichen sollst du auf alle Ewigkeit verflucht sein, Düsterwald. Kein sterblicher Fuß soll dich betreten und keine Kreatur dich je wieder verlassen.“

Es dauerte nicht lange, bis die Zeichen ihre Kraft entfalteten. Der Nebel zog auffallend in Richtung des Dorfes und verfärbte sich warnend rötlich. Thomas wusste, dass er Düsterwald der Verdammnis preisgegeben hatte, aber ihm blieb keine andere Wahl. Die Werwölfe dürften niemals wieder eine Gefahr für die Menschheit werden. Was bedeutete da schon das Schicksal eines einzelnen Dorfes, zumal es ja eh schon nur noch eine geisterhafte Erscheinung war. Noch einmal blickte sich Thomas um. Der Nebel war mittlerweile so dicht und bedrohlich, dass kein Mensch es jemals wagen würde, Düsterwald wieder zu betreten. Langsam schritt Thomas wieder zu seinem Pferd und ritt davon. Vor ihm lagen größere Aufgaben, die es nun zu erfüllen galt. Düsterwald war nicht mehr als eine Randnotiz in Anbetracht der kommenden Ereignisse.


-Ende-

R.F.
30.09.2010, 15:25
Bevor Avery antworten konnte, ergriff aber Roland noch das Wort.

"Bevor die Zukunft besprochen werden kann, muss ich selbst erst einmal ein paar Sachen klären." er konnte deutlich sehen, dass Avery nervös seine Waffen in der Hand hielt und in Richtung Roland blickte, fast so, als würde er jeden Moment abdrücken. "Du brauchst keine Angst haben, Avery. Ich kann dir schon soviel versprechen, dass jetzt niemand mehr sterben wird." zwar war Avery immernoch angespannt, aber zumindest nahm er nun die Hände von seinen Waffen weg. "Wie ihr mittlerweile erkannt habt, bin ich selbst einer von ihnen, zumindest wenn man das so nennen kann. Es ist ein wenig komplizierter, aber ihr werdet bald sehen, was ich meine."

"Ich wusste allerdings nicht, wer nun ein Werwolf war und wer nicht, zumindest solange, bis sie des Todes waren. All die Unschuldigen werden mich natürlich noch bis ans Ende meiner Tage verfolgen... Aber es ist fast vorbei. Diese Situation hier erinnert mich sehr gut an den Moment, an dem alles begann..." Roland nahm seinen Hut, in dem nun ein weiteres Loch steckte, und zog einen Zettel heraus. Er faltete ihn auf und zeigt ihn den beiden. "Auf ewig in Freundschaft verbunden, selbst im Tode hinaus. Egal was passiert, pass auf dich auf" Es war ein Zettel der von Blut getränkt war. "Es sind zwei Zeilen. Einst hatte ich zwei Freunde, eine Frau und ein Mann. Man könnte die beiden sehr wohl mit euch vergleichen... Es waren die einzigen Freunde, die ich hatte. Als ich vom bevorstehenden Attentat erfuhr, entschied ich mich, die Flucht zu ergreifen. Auf halben Wege überraschten sie mich, sie kannten mich eben besser als ich selbst. So kam es, dass wir zu dritt die Flucht ergriffen."

"Die Flucht verlief erstaunlich gut, doch dann kamen wir in ein verlassenes Dorf, das war der Punkt, an dem alles begann, denn es war der Zeitpunkt, an dem wir ihm begegneten. Isabella, du als Hexenjägerin hast mit Sicherheit schon davon gehört, von der Legende der Alphawölfe. Sie besagt, dass sie Kreaturen seinen, die direkt aus der Hölle kamen. Zwei von ihnen sind bereits tot, doch es gibt noch immer einen und der ist der schlimmste von allen, denn er hat keinen festen Körper. Tötet man seinen Wirt, so sucht er sich einen neuen. Ihm sind wir dort begegnet und er war es, der dort meine Freunde tötete, seinen sterbenden Wirt verließ und sich bei mir einnistete."

"Als er dies Tat, verlor ich meine Besinnung und als ich aufwachte, lag ich in einem Bett, neben mir tauchte jemand auf, der sich 'Alfons von Drachenstein' nannte und mir von diesem Fluch berichtete. Er gab mir ein paar Kräuter, welche diese Bestie stillen sollte, damit sie weniger zerstörend handeln konnte. Das ist der Tee, den ich seit dem trinke... Außerdem berichtete er von einem Verwandten, der hier in Düsterburg leben sollte. Deshalb bin ich hier her gekommen." dann holte Roland einen kleinen Beutel hervor.

"Das ist ein spezielles heiliges Salz. Ich will, dass ihr den Dorfplatz absperrt und die restlichen Dorfbewohner in Sicherheit bringt. Danach sollt ihr damit einen Kreis um den Platz ziehen. Währenddessen werde ich etwas holen, was genau für diesen Zeitpunkt gedacht war." dann verließ Roland die beiden in Richtung Hütte.

"Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Was sollen wir jetzt machen?" fragte Avery ratlos Isabella. "Was soll das denn werden?" daraufhin konnte die ebenfalls verwirrte Isabella nur antworten: "Das weiß ich nicht, am besten wir machen, was er sagt, dann werden wir es sehen."

Roland holte ein kleines Fläschchen, das mit der Flüssigkeit gefüllt war, die er die Tage zuvor zubereitet hatte. Als er zurück kam, stellte er auch zugleich fest, dass seiner Bitte nachgekommen war. Avery stützte sich gerade auf Liliths Speer ab, wann hatte er den denn geholt? Die drei trafen sich auf der Mitte des Dorfplatzes. "Nun, wir haben getan, was du von uns verlangt hast. Dürften wir jetzt erfahren, was es mit dem allen nun auf sich hat?" Roland zeigt das Fläschchen.

"Ich möchte, dass ihr den Kreis verlasst, denn ansonsten könnte es für euch gefährlich werden. Wenn ihr weg seid, werden ich diese Flasche austrinken, den Rest werdet ihr dann verstehen" da sie nicht wusste, was sie sagen sollten, verließen Isabella und Avery wie gesagt, den Bereich. Sie stellten sich am Rand auf und sahen zu, was da auch sie zukommen würde.

Nun war es soweit, nach fast 11 Jahren Qualen sollte es nun alles enden. Roland trank die Flüssigkeit aus und es dauerte einen Moment, bis sich etwas tat. Es folgte ein ohrenbetäubender Schrei und aus Rolands Mund stieg schwarzer Qualm empor, welcher aber nicht in die Lüfte entschwand, sondern sich sogar zu manifestieren begann. Mit einem unglaublichen Heuler kündigte sich nun eine gewaltige Bestie an. Es war ein 2 Meter großer Wolf, einer dessen Klang und Aussehen jedem Menschen das Blut in den Augen gefrieren lassen konnte. Eine Kreatur, die einmal entfesselt niemals aufzuhalten wäre. Sie alle drei erschauderten, als die Bestie gestalt annahm.

"So? Wen haben wir denn da? Hast du dich doch endlich getraut, mir gegenüber zu stehen? Nun kannst du mich nicht mehr mit deinen Zauberkräuterlein zurückdrängen. Ich werde das beenden, wozu du niemals in der Lage warst" "Schweig, Kreatur! Du terrorisiert schon viel zu lange die Menschheit! Ich werde dich für das büßen lassen, was du meinen Freunden angetan hast!!!" "Deine Freunde? Ha, dass ich nicht lache. Sie waren schwach, schwach wie der Rest von euch jämmerlichen Kreaturen! Schwach wie die ganzen Möchtegernwerwölfe und dieser jämmerliche Lester. Ihr werdet mich niemals loswerden."

"Das werden wir sehen! Ich habe mich lange genug auf diesen Moment vorbereitet!" damit begann es. Roland und der Alphawolf begannen zu kämpfen, doch es sah schlecht für Roland mit seinen Verletzungen und seinen unhandlichen Degen aus. Er kämpfte verzweifelt und auch wenn es mehrere Minuten dauerte, lag erletztlich im Staub. "Nun wer ich dich endlich entfernen und dann sind die beiden dort hinten an der Reihe!" Er erhob die Klauen und just in dem Moment, in dem er zu seinem finalen Schlag ansetzte, stockte er plötzlich. Roland begriff, was passiert war.

Kurz bevor es zu spät war, hatte Isabella einen ihrer Revolver gezogen und eine Kugel in die Linke Klaue befördert, parallel dazu hatte Avery den Speer in die andere geschleudert. Diese Ablenkung konnte Roland nutzen, er nahm seinen Hut und presste ihn gegen die Schnauze der Kreatur. Diese taumelte nun nach hinten. Roland hob seinen Degen auf und mit letzter Kraft rammte er ihn in die Brust des Alphawolfs, bevor dieser im Todeskampf auf den Boden aufgespießt wurde.

Avery eilte entgegen Rolands Anweisungen zur sterbenden Kreatur, zog den Speer aus der Klaue und begann, wie wild diese damit zu entstellen, es war ohnehin schon zu spät, das Ende des letzten Alphawolfs war besiegelt. Dennoch schien Avery mit jedem weiteren Stich ein wenig erleichterter zu sein. All die Aufregung der letzten Tage, all die Menschen, die sie verloren hatten, das alles würde nun endlich aufhören.

Roland schwanden währenddessen die Sinne. Er sah für einen Moment seine Freunde, sie bedankten sich, doch bevor er etwas zurücksagen konnte, spürte er einen Schmerz im Gesicht, welcher ihn wieder zurück in die Realität holte. "Wie kannst du es wagen? Du selbst hast versprochen, dass nun niemand mehr sterben müsse und dann willst du unbedingt verrecken? Du bist so ein Lügner!!!" man konnte Tränen in Isabellas Gesicht sehen. "Ich und sterben? Soweit kommts noch!" Auch wenn er nun kaum noch Kraft hatte, aufzustehen, so schafften die anderen beiden es dennoch, Roland in Sicherheit zu bringen. Plötzlich erschienen Höllenflammen, sie umfingen alles, was sich in diesem Kreis befand. Der Teufel holte sich den letzten seiner Diener.

Somit waren die Werwölfe endlich alle gebannt und es würde niemals wieder zu so einer Tragödie kommen! (Oder doch?)

Die Zukunft der Überlebenden stand jedoch noch in den Sternen.

Karl
04.10.2010, 10:00
Die Sommertage in der heiligen Stadt waren warm und sonnig, denn der Herr sandte sein Wohlgefallen über den Sitz seines Vertreters auf Erden. Natürlich gab es auch Ketzer die sich hinter der Hand über dieses Geschenk mokierten. Die Ernte würde vertrocknen, die Straßen wären staubig, die Kehlen durstig. Diese kurzsichtigen Barbaren! Gott gabs, Gott nahms. Ein wenig Schmerz hier würde tausendfach im Paradies mit purem Glück zurückgezahlt werden. Man sollte sie alle nehmen und mit ihnen ein Freudenfeuer seiner Herrlichkeit wegen veranstalten. Aber natürlich wusste Nadeschka, dass diese Menschen trotz ihres lästernden Mäuler noch die Chance hatten ihre Sünden ab zu bezahlen. Außerdem waren sie unwissende Handwerker, Bauern und was noch alles. Sie hatten niemals die heilige Schrift gelesen, sie wussten nicht, wie sich ein Leben ohne Sonne anfühlte.
Ein blecherne Pochen warf Nadeschka aus ihren Gedanken. Die Stimme der Äbtissin klang hohl durch die kleinen Klappe in der Tür.
"Wie weit ist dein Werk vollendet?"
"Markus Evangelium, Kapitel 13 Vers 24, hohe Mutter."
"Wunderbar! Wenn du so weiterarbeitest, können wir deine Ketten pünktlich lösen. Dann kannst du die offizielle Ankunft des hohen Inquisitors Thomas von Phiorus mit erleben. Es heißt, ein komplettes Dorf sei von Dämonen zerstört wurden."
Nadeschka stockte.
"Werte Mutter... dürfte ich nach dem Namen des Dorfes fragen?"
"Oh habt bloß keine Furcht. Es ist kein Dorf des Zarenreiches. Ich bezweifle, dass euch der Namen Düsterwald etwas sagen wird."
Langsam legte Nadeschka die Feder beiseite. Ganz Düsterwald von den Bestien zerstört? Das konnte nicht sein, dass würde bedeuten, dass Godfrey und seine Kameraden - Das Mädchen biss sich auf die Lippen und sprach vorsichtig um das Zittern ihrer Stimme zu verbergen: "Gibt es noch etwas, hohe Mutter? Ich würde gerne meine Studien fortsetzen und pünktlich beenden."
"Natürlich, natürlich. Ich werde des Abends wiederkehren."
Sie hörte wie hallende Schritte im Gang verklangen. Tränen rannen über ihr Gesicht. War es ihr Schicksal alles und jeden zu verlieren? Ihre geliebte Schwester, der Vater ihres Kindes und ihr Retter vor den Klauen der Wölfe. Gott hatte ihre ein wahrlich schwere Prüfung auferlegt. Sie schlug auf den knorrigen Tisch und atmete tief ein. Sie waren jetzt sicher alle in den himmlischen Gärten und beobachteten ihr Tun. Keine Zeit, Schwäche zu Zeigen. Sie musste das Zeugnis der Hexenjäger weiterführen bis sie auch in einem Kampf gegen Dämonen fiel. Ja, kein anderes Ende war akzeptabel. Langsam nahm sie die Feder in die Hand und setzte den Text fort.


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Nadeschka Torgowez