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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Literatur Meine Geschichte



Eschatologe
25.09.2010, 01:40
Kapitel 1: Meine Flucht

Eine Menschenmasse von unglaublicher Anzahl. Menschen begegnen sich wieder, Menschen verlassen sich, Menschen sehen sich zum ersten Mal, Menschen fliehen, Menschen kommen an. Kein Ort auf der Welt hat solch eine Fluktuation wie ein Flughafen. Kein Ort der Welt trennt Menschen und führt sie wieder zusammen in einer Weise, wie es nur ein Flughafen kann.

Auch er sucht diesen Flughafen aus, allerdings nicht um zurückzukehren, sondern um zu fliehen. Er verschwand und verbarg sich, dennoch wurde er gefunden. Er erinnert sich noch daran, als wäre es gestern gewesen.

Er war in einem Hotel... einer Absteige... einem Loch. Seine Abende bestanden daraus, sich mit einem alten Fernseher berieseln zu lassen und den Zeitpunkt zu finden, an dem er einen Fehler gemacht hat, der dazu führte, dass er es so beenden musste. Er war ein Flüchtling. Wovor er flüchtete, wusste er selbst nicht genau, aber er fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit sicher, bis er in die Dusche stieg. Als er wieder herauskam lag ein Briefumschlag auf dem Tisch. In diesem war ein Zettel und ein Foto. Ein Schnappschuss von ihm. Bärtig, gealtert, von den letzten Wochen gezeichnet. Auf dem Zettel stand nichts anderes als: "Kehre zurück!".

Genau das tat er aber nicht. Er packte seine Sachen und verschwand. Hierhin, zum Flughafen. Er will dieses Kapitel endlich beenden, endlich frei sein, obwohl er gar nicht weiß, was Freiheit bedeutet. Kennt er nicht. Nie gehabt. Schon immer war er im gleißenden Licht des Erfolgs gefangen. Und irgendwas will ihn in dieses Licht zurückholen. Noch glaubt er an seine Rettung, an seine Flucht. Er wird nun in diesen Flieger steigen und das Land verlassen. Und er wird niemals wieder zurückblicken.

Eschatologe
25.09.2010, 01:40
Kapitel 2: Fließendes Blut

Vor ein paar Stunden ist er angekommen und brauchte einige Zeit um sich zurechtzufinden. Nicht jede Großstadt ist wie die andere und doch fällt er hier wenigstens nicht auf. Einmal machte er den Fehler und versuchte sich in einem asiatischen Land niederzulassen, doch dort stach er heraus wie eine Leuchtkugel in einer tiefschwarzen Nacht.

Hier passt er hin, wirkt wie ein Tourist, ein Globetrotter. Vollgepackt mit allem, was ihm noch wichtig war in einem riesigen Rucksack, läuft er durch die Straßen, erblickt Werbebanner, die er nicht versteht und dessen plakatative Wirkung er nur erahnen kann, sieht Läden, deren Überschrift er nicht versteht und auch ein Blick in das Innere verrät ihm nur selten, was man in diesem Geschäft erstehen kann.

Nach einer Weile kommt er an seinem Ziel an. Gamla Stan. Die Altstadt. Er läuft über die Västerlånggatan und blickt in die unzähligen Restaurants und Souvenirläden und bleibt vor einem Geschäft stehen in dessen Schaufenster einige Fernsehgeräte ausgestellt sind. Auf einem laufen Nachrichten, auf dem anderen sieht man ein Fußballspiel, aber ein Bildschirm erregt besonders seine Aufmerksamkeit. Ein bärtiger Mann starrt ihn mit eindringlichem Blick an, direkt in die Augen und es dauert einen Moment, bis er sich selbst erkennt. Ein älteres Bild, einige Monate alt, bevor er eine radikale Rasur vornahm und sich von seinen längeren Haaren und seinem Bart trennte, aber die Merkmale sind unverkennbar. Plötzlich starrt ihn das Gesicht von jedem Bildschirm an, dann blendet das Bild aus und er sieht auf den Bildschirmen nun einen Mann aus der Vogelperspektive von schräg oben auf ein Schaufenster starren. Der Mann trägt nicht nur ebenfalls einen Rucksack... er erkennt sich selbst. Langsam dreht er sich um, sieht aus dem Augenwinkel seine eigene Bewegung und sucht dann die gegenüberliegenden Häuser nach dem Kameraobjektiv ab. Nur Augenblicke vergehen, doch sie kommen ihm vor wie Stunden. Dann bemerkt er, wie sich ein Vorhang bewegt. Der Feind... will er ihn holen? Will er fliehen?

Seine Entscheidung ist gefallen, er kann sich diesem Kampf nicht stellen, also sprintet er los, rennt die Västerlånggatan herunter. Am Järntorget blickt er noch einmal zurück, sieht nichts, aber die Panik sitzt ihm im Nacken. Er sprintet über die Straße und sieht den PKW zu spät, der ihm in die Beine fährt. Er prallt mit dem Gesicht hart auf den Steinboden und sieht als letztes, bevor er sein Bewusstsein verliert, wie sich sein Blut auf dem Asphalt verteilt und ein weißer Stiefel in die Lache tritt.

toho
25.09.2010, 08:28
Sehr kurze "Kapitel".
Inhaltlich ist ja bisher nicht viel passiert. Jemand ist auf der Flucht, wird beobachtet und dannangefahren.
Finds relativ nichtssagend bisher, aber vielleicht kommt da ja noch was ;-)


Der Mann trägt nicht nur einen Rucksack... er ist es selbst.
Der Mann ist ein Rucksack? Häh?

Musste ich erstmal überlegen, bis ich drauf kam, das da wohl ein "s" fehlt.

Dir ist da ganz am ende auch was beim kopieren reingerutscht:
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Eschatologe
25.09.2010, 09:18
Kapitel 3: Aufgewacht

Grelles Licht. Es blendet. Gerade die Augen geöffnet, schon muss er sie wieder schließen. Er versucht zu blinzeln, kneift die Augenlider ganz eng zusammen, versucht eine Hand gegen das Licht zu halten, doch kann sie nicht bewegen. Mehrere Versuche braucht er, um einen Blick zu erhaschen, wo er hier aufgewacht ist. Das Gesicht leicht nach links geneigt, eine kahle, sterile, weiße Wand. In der rechten Ecke eine Tür. Oben aus dem Augenwinkel nimmt er ein paar Geräte wahr. Um seine Lebensfunktionen zu messen? Er lebt. Zumindest glaubt er das inzwischen. Mühsam wird der Kopf nach rechts gedreht. Noch mehr Geräte. Und eine Person. Arztkittel, kein Namensschild. Mundschutz. Braunes, schütteres Haar, ein älterer Mann mit dicker Brille. Werkelt an ein paar Instrumenten herum, bemerkt dann, dass er wach ist. Ihn beschleicht das Gefühl, dass er noch gar nicht wach sein dürfte. Die Spritze, die der Kittelmann nun aufzieht, bestätigt ihn. Wie gerne würde er ihm die Spritze aus der Hand reißen und sie ihm selbst in den Hals jagen, doch seine Arme sind am Bett festgebunden. So bleibt ihm nicht viel, als dem Mann in die Augen zu starren, während er die Spritze ansetzt und ihm stumm zu schwören, dass er seine stahlblauen Augen mit dem kleinen braunen Fleck im linken Auge niemals vergessen wird. Er wird dich finden. Und dann wird er dich zerstören.

Kapitel 4: Das schmerzende Gesicht

Mattes Licht. Zwar war er wieder nicht darauf vorbereitet, aber es schmerzt nicht so sehr in den Augen wie das letzte Mal. Dafür schmerzt sein Gesicht. Seine Haut brennt. Was ist mit seiner Haut passiert? Er spürt die Bandagen an seinem Kopf und würde so gerne anfassen, doch seine Hände sind steif, reagieren nicht. Auch den Kopf kann er nicht drehen, zu groß sind seine Schmerzen. Er kann nur starr nach oben blicken, an die Decke, nicht steril, nicht weiß - sie ist braun, irgendwie edel. Doch er kann daraus keinen Schluss ziehen, kann nicht klar denken, wünscht sich eine Ladung Schmerzmittel. Eine Tür geht auf und ganz automatisch beginnt sein Herz zu rasen. Erst jetzt nimmt er das piepende Geräusch wahr, welches eine Maschine von sich gibt, die seinen Herzschlag misst. Es pumpt immer schneller, durchaus auch aus Angst, denn er ist komplett wehrlos. Eine Stimme spricht zu ihm, doch er versteht kein Wort. Kann nicht zuhören. Ein Gesicht beugt sich über ihn rüber und er erkennt ein Augenpaar. Stahlblau, mit einem braunen Punkt. Der Rest des Gesichts sagt ihm gar nichts, aber er versucht es sich genau einzuprägen. Der Mann werkelt außerhalb seines Blickfeldes herum, scheint dann das Zimmer nahezu lautlos wieder verlassen zu haben. Nach einiger Zeit verschwinden die Schmerzen, dann aber auch das Bewusstsein. Wo ist er? Wie ist er hierher gekommen? Was ist passiert? Und... Wer... Wer ist er?