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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Werwölfe IV] Tag 5



BIT
07.09.2010, 23:20
Aus den Chroniken des Dorfes Düsterwald am Hunsrück:

Und so begab es sich, dass am fünften Tage der großen Plage zwei Opfer in unserem Dorf zu beklagen waren. Ewald Braungard und Winfried Windfeder verließen unter mysteriösen Umständen die Welt der Lebenden und mussten ihrem Richter gegenübertreten.

Möge der Herr ihnen die ewige Ruhe geben.

Mivey
08.09.2010, 00:00
Es war dunkel und spät in der Nacht. Alle schliefen im Dorf, alle außer Ewald. Er war noch wach. Er konnte nicht schlafen, er spürte, dass er es nicht länger geheim halten konnte. Die Gefahr zu sterben war zu hoch und wenn es der Fall sein sollte, wollte er das sie es erfahren. Die Wahrheit. Er wusste nicht einmal was es nach all diesen Jahren noch ändern würde, aber er wollte das Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen.

So ging er in den Keller seiner Hütte. Dort, versteckt hinter einem großen Schrank, lag eine alte verstaubte Kiste mit einem großen Schloss. Es war schon sehr verrostet. Ewald trug den Schlüssel immer bei sich, als Kette an seinem Hals. Die Truhe öffnete sich nicht ganz ohne Widerstand, der Rost hatte sich tief ins Metall gefressen. In der Kiste fand Ewald Schreibzeug, Pergament und einen goldenen Siegelring. Ewald hatte nie gedacht, dass er sie jemals wieder zu Gesicht sehen würde. Er nahm alles auf und eilte an seinen Tisch, dort tat er etwas, was er seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte, er schrieb. Er war aus der Übung und die Schrift sehr krakelig, aber es war lesbar.

Als er fertig war steckte er das Pergament in einen Umschlag und ersiegelte ihn mithilfe von Kerzenwachs mit dem Siegelring. Er steckte den Brief ein.

„Dann hoffen wir du wirst gefunden sollte etwas passieren. Hmpf. Das Schreiben war doch etwas anstrengend, gehe ich doch mal etwas Luft schnappen“, dachte sich Ewald und öffnete seine Tür.

Kaum hatte er einen Schritt nach draußen gemacht, hörte er ein langezogenes, und sehr lautes Heulen. Und nicht nur einmal. Instinktiv zog Ewald seine Axt heraus und wartete gespannt. Er wusste, dass es keinen Sinn hätte zurück in seine Hütte zu fliehen. Seine Hütte war abseits des Dorfes gelegen, das sie hier waren bedeutete, dass sie ihn ausgesucht hatten und wenn sie ihn wollten würde er sich nicht verstecken.

Ewald hörte deutlich wie sich mehrere Gestalten durch das Graß und die Büsche bewegen mussten, doch er sah nichts, hinter ihm stand noch immer die Tür sein Hütte offen, so das ein Lichtkegel den Platz vor ihm beleuchtete.
Dann plötzlich wurde es still, kein Laut war mehr zu hören, selbst die nächtlichen Geräusche des Waldes schienen verstummt zu sein, als ob die Natur selbst gespannt wartete.

Doch plötzlich schießte eine gigantische Bestie auf Ewald zu, im letzten Augenblick konnte Ewald nach rechts wegspringen und sich abrollen. Der Wolf krachte in die Hütte. Ewald drehte sich um und erwartete ihn. Der Wolf machte kehrt und griff den Holzfäller wieder an, diesmal erwartete Ewald ihn jedoch und konnte einen Treffer mit seiner Axt landen und gleichzeitig ausweichen, jedoch war er nicht schnell genug, der Wolf erwischte ihn mit seiner Klaue am Bein und hinterließ eine große Wunde.
„AAH!“, schrie Ewald und wich zurück.

Der Werwolf schien von Ewalds Hieb nicht beeindruckt und rannte wieder los, aber Ewald glaubte zu erkennen, das der Wolf sich etwas langsamer bewegte. Ewald griff weiter an und wich immer wieder aus, aber jedesmal konnte der Wolf wieder einen Treffer landen.

„Verdammt...“,gab er erschöpft von sich als der Wolf wieder herumrannte um ihn erneut frontal anzugreifen, er wusste, dass er einen weiteren Schlag nicht verkraften würde, doch diesmal fiel ihm auf, dass er sich direkt bei den Speeren vor seiner Hütte befand, einige Reststücke waren immer noch hier gelagert. Und viele von ihnen waren so hergelegt, dass sie in einem schiefen Winkel nach oben zeigten. Da kam Ewald eine Idee. Wieder rannte der Wolf auf ihn zu, langsamer als beim ersten Mal, die vielen kleinen Angriffe Ewalds forderten ihren Tribut, doch Ewald wartete, bis zum letzten Augenblick. Dann sprang er ohne auf irgendwas zu achten nach links.
Ein ohrenbetäubendes Wumms! Gefolgt von einem jämmerlichen Gewinsel. Ewald erkannte, dass einer der Speere dem Wolf eine schwere Wunde zugefügt hatte. Er lag nun auf dem Boden, eine klaffende Wunde auf seiner Schulter.
Zuerst wartete Ewald einfach im Glauben, die Bestie sei gestorben, sah jedoch wie sich seine Wunde plötzlich schloss und verheilte. Sofort packte er seine Axt und wollte dem am Boden liegenden Wolf den letzten Stoß geben, als ein Heulen ihn zum Stocken brachte. Ein zweiter Wolf, sprang von der Decke seiner Hütte ab und griff Ewald unerwartet an.
Er spürte wie sich Klauen tief in sein Fleisch bohrten und er weggeworfen wurde. Der Schmerz war unerträglich und er spürte wie seine Kräfte ihn verließen.
Er griff noch nach dem Brief in seiner Tasche, doch kaum fühlte er das Pergament in seiner Hand, wurde es schwarz um ihn herum und seine Hand, mit dem Siegelring am Finger, fiel leblos um. Das war das Ende des Holzfällers Ewald Braungard.



Wenn jemand diese Zeilen ließt, heißt das wohl das ich nicht mehr in der Lage den Brief bei mir zu halten. Ich schreibe dies in der Absicht meine Vergangenheit zu offenbaren. Seit vielen Jahren schon lebe ich in diesem Dorf als einsamer Holzfäller ohne Familie, doch das war nicht immer so. Auch war Ewald nicht der Name, den meine Eltern mir gaben.
Nathanael von Mähren war mein Geburtsname, und ich war der Zweitgeborene des Königs Theobald II.
Ich war nie dazu bestimmt die Nachfolge meines Vaters einzutreten, doch mein Bruder, verflucht sei er, konnte nicht warten bis er an der Reihe war zu herschen und stürtze den König um selbst den Thron zu behaupten. Er ordnete an, dass jeder im Hof getötet werden sollte und selbst mich seinen Bruder wollte er tot sehen, doch durch ein Wunder konnte eine der Bediensten mich retten, ich war zu dem Zeitpunkt erst sechs Jahr alt. Es war klar, dass ich nicht in der Nähe des Königreiches bleiben konnte und so kam es, dass die Magd mich zu ihrem Bruder brachte. Er lebte einsam in einen abgelegen Dorf, seine Frau war vor vielen Jahren gestorben. Es war hart mich an das Leben hier zu gewöhnen, doch mit der Zeit wurde es ertragsam. Ich möchte nicht sagen, dass ich ein glückliches Leben hatte, aber letztenendes doch ein zufriedenes.

Nathanael von Mähren

Edmond Dantès
08.09.2010, 11:13
Die Sterne leuchteten hell am Firmament, als sich Winfried in dieser Nacht anschickte, vor dem Schlafen gehen nun doch noch Lesters Weinkeller einen Besuch abzustatten. Er fand die Taverne vollkommen verlassen und umgeben von tifester Dunkelheit vor und man mochte durch die unheilvolle Aura, die über ihr lag, nur erahnen, was am Abend zuvor geschehen war.
"Dann wollen wir mal sehen, was der dicke Sack uns alles hinterlassen hat..."
Schon lange hatte er ein Auge auf die Schätze gehabt, die Lester in seinem Keller gehütet, doch selbst nur sehr selten zu großen Anlässen angerührt hatte. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, die bisherige Ungerechtigkeit ein wenig auszugleichen!
"Der Alkohol ist der materialisierte Teufel, den es überall zu vernichten gilt, wo man ihn auch antrifft...besonders hier!"

Ausgerüstet mit einer kleinen Öllampe stieg Winfried die kalten Treppenstufen hinab und entzündete die Fackeln, die am Gemäuer des alten Mauergewölbes hingen. Von der einen Sekunde auf die nächste war der Raum hell erleuchtet und aus allen Ecken und Enden funkelten die unzähligen Flaschen erlesenen Weins, die Lester zwischen den gewaltigen Bierfässen gebunkert hatte. Winfried setzte sich neugierig vor ein Regal und zog beliebige Gefäße heraus, um ihre Aufschrift zu lesen und einen Schluck davon zu probieren. Ausgerechnet ein Exemplar des Süderling-Weins sollte ihm zum Verhängnis werden, welcher einer von Winfrieds Lieblingssorten darstellte, da dieser Wein bis zu Jahrhunderte gelagert werden muss, um einen wahrlich unbezahlbaren aromatisch-süßlichen Geschmack entfalten zu können.

Als Winfried die ersten paar Tropfen gekostet hatte, war es für den armen Schreiberling auch schon zu spät. Ein tiefgreifendes Schwindelgefühl ergreifte ihn und er spürte förmlich, wie das Gift ihm rasch alles Leben aus dem Körper entzog.
"Mein Herr und mein Gott! Selbst im Tod schafft es der Wirt sogar noch, mir so eine verdammte Pisse anzudrehen!"
Vermutlich war dieser vergiftete Wein schon länger unten im Keller, damit Lester ihm hätte zum Opfer fallen sollen. Doch nun sollte es ganz anders kommen und ausgerechnet der junge Schreiberling wurde durch diesen Trank von der Welt des Seins hinfortgerissen. Mit seinen letzten Atemzügen gedachte er der vielen Hoffnungen, Wünsche und Pläne, die er noch für die Zukunft gehabt hätte, und all den Dorfbewohnern, deren Wege er die letzten Tage gekreuzt hatte und nun nie wiedersehen würde.

Jedoch trat die volle Wirkung des Gifts ncht so zügig ein, wie der Mischer sich wohl erhofft hatte, und so verfasste Winfried vor seinem Ableben noch unzählige Schriften, darunter eine Autobiographie, einen Reiseführer für Düsterwald und Umgebung, eine vorzeitige Übersetzung der Bibel ins Deutsche (die leider nie populär wurde) und ein Essay über das damalige Klosterleben. Es folgten weitere berühmte Bücher, wie "Über Dorfbewohner und Werwölfe im außermoralischen Sinne", "Werwölfe - eine unverstandene Minderheit", "Warum man mit Werwolfsaugen besser Lesen und Schreiben kann", "Wie Aufklärung zur Integration von wölfischen Randgruppen beiträgt", "Franzosen, die legitimen Erbfeinde - schon heute!" und noch viele unzählige weitere Texte und Groschenromane über Werwolfs-Mensch-Beziehungen, die ihn (hoffentlich) zumindest in der literarischen Nachwelt unsterblich machen sollten.

Und die Moral von der Geschicht'? Trinkt von Lesters Wein besser nicht!

Lynx
08.09.2010, 11:35
Leises Vogelgezwitscher und die sanften Strahlen der Morgensonne täuschten eine friedliche Idylle vor, als die Bäckerin aus einem traumreichen Schlaf erwachte. Sie war noch etwas benommen und müde, weshalb sie für einen kurzen Moment vergessen hatte, was am Abend geschehen war.
So richtete sie sich auf, streckte sich, und als die aus dem Bett steigen wollte, stieß sie mit ihren Zehen an den Speer, der während ihres Schlafes auf den Boden gefallen war.
Sofort kehrte alles zurück, und erschlagen von den Erinnerungen des Vortages ließ Lilith sich wieder ins Bett zurück fallen. Es war unvorstellbar für sie, einfach aufzustehen und vor die Tür zu gehen… sie wusste weder, was sie erwarten würde, noch was sie tun sollte.
"Es würde mir das Herz zerreißen.“, hallten plötzlich die Worte in ihrem Kopf wider, die sie erst unlängst gehört hatte. „Winfried…“ Zu ihm musste sie gehen, mit ihm konnte sie vielleicht reden. Er hatte Lester von Anfang an misstraut und war von dem Tod des Hauptmanns vielleicht nicht ganz so erschüttert wie manch anderer.

Entschlossen sprang Lilith auf, griff sich den Speer und eilte aus der Stube. Doch als sie die Tür öffnete und ins Dorf stürmen wollte, stolperte sie über etwas, das direkt vor ihrem Eingang lag.
„Avery!“ ,rief sie überrascht und hockte sich zu dem Jungen, der von ihr gerade unsanft aus dem Schlaf gerissen worden war. „Was machst du hier?“, fragte sie und musterte ihn. War er die ganze Nacht hier gewesen? Sie erinnerte sich dunkel an Isabellas Worte: „Er hat sich die ganze Zeit um Euch gesorgt.“ und sah ihn nun gerührt an. Vielleicht gab es mehr Personen als gedacht, auf die sie sich verlassen konnte. „Ich bin gerade auf dem Weg zu Winfried… möchtest du mich vielleicht begleiten?“ ,fragte sie Avery mit sanfter Stimme.

Daen vom Clan
08.09.2010, 12:12
Godfrey kniff das Auge zusammen und mit dem geschulten Sinn des Hexenjägers musterte er durch das Fenster hindurch Lilith und Avery, die ein Herz und eine Seele waren, als würden sie ein gemeinsames Geheimnis teilen und in seinem Kopfe hallten die Worte Lesters wider, der in seinen Augen ganz genau wusste, was er getan hatte - und genau so wusste auch Godfrey was zu tun war.

"Wie stürzt man einen Kaiser...", murmelte er leise, dann begann er Bruder Nicolo zu wecken. Isabella wirkte noch immer bleich, krank und verwundet, Mitgefühl stahl sich in sein Herz, wurde alsbald aber überschattet von der unangenehmen Pflicht, die es zu erledigen galt.

R.F.
08.09.2010, 13:13
Entgegen Rolands Erwartungen war der Schlaf doch erholsamer. Das lag wahrscheinlich daran, dass gestern endlich ein Erfolg zu verzeichnen war. Natürlich war sich Roland im klaren, dass mehr nötig war, als seine Anschuldigungen, um den Werwolf Lester zu enttarnen. "Vielleicht haben wir ja Glück und die Werwolfangriffe haben endlich aufgehört." Mittlerweile waren auch die Schmerzen endlich abgeklungen und auch, wenn er sich anfangs noch etwas unbeholfen an der Einrichtung festhalten musste, was an seinen Verbänden lag, so konnte Roland dennoch seinen morgendlichen Taten nachkommen.

"Am besten sehe ich mich nochmal im Dorf um, vielleicht sollte ich auch nocheinmal zum Dorfplatz, vielleicht hat unser ehemaliger Hauptmann dort ein paar Hinweise, oder dergleichen hinterlassen...und frische Luft wäre auch nicht schlecht." Mit diesen Worten verließ er sein Haus und begab sich richtung Dorfplatz.

Liferipper
08.09.2010, 15:56
Ein weiterer Schrei brach sich seinen weg vorbei an Andreas ausgetrockneten und gesprungenen Lippen. Doch selbst wenn im Moment jemand an dem Haus vorbeigekommen wäre, so hätte er wohl nichts vernommen, den Andreas Stimme war inzwischen so heiser, dass selbst dieser Schrei eigentlich eher ein Flüstern war.
Wie schon so oft neigte sich die Gestalt zu Seite und erbrach sich auf den Boden neben dem Bett, obwohl das Erbrochene längst nur noch aus Galle vermischt mit Blut bestand, da sich der Inhalt des Magens schon längst in der ekelerregenden Pfütze auf dem Boden verteilt hatte. Und doch war diesmal etwas anders, denn Andreas... erwachte!
Sein letzter Schrei verwandelte sich unvermittelt in ein Husten, und die Gestalt mit den eingesunkenen Wangen schlug die schwarzumrandeten Augen auf. In diesem Moment beherrschte nur ein einziger Gedanke Andreas' Kopf: WASSER! Er musste unbedingt etwas trinken. Er fühlte sich, als hätte er das letzte Mal vor Jahren etwas Flüssiges zu sich genommen. Orientierungslos bewegte er sich zur Seite, was jedoch zur Folge hatte, dass sein Schwerpunkt sich über den Rand des Bettes hinausbewegte, so dass er das Gleichgewicht verlor, und in die erst kürzlich weiter genährte Brühe auf dem Boden stürzte.
Mühsam kroch er voran. Irgendwo musste er eine Waschschüssel stehen haben. In ihr befand sich Wasser. Schließlich stieß er mit dem Kopf gegen ein Tischbein. Dort oben, doirt musste sich das Wasser befinden. Mit aller ihm verbliebenen Kraft zog er sich an dem Tisch nach oben. Zum Glück war es ein niedriges Abstelltischchen, so dass er sich nur auf seine Knie hochquälen musste. Und da vor ihm stand die Schüssel. Wassser!
Obwohl es abgestanden und schmutzig war, konnte Andreas nicht anders, als seinen Kopf in die Schüssel zu tauchen und den Mund zu öffnen. Prompt füllte lebensverheißendes Nass seinen Mund. Doch er trank zu schnell, und infogedessen musste er gleich darauf husten. Obwohl sein Kopf sich noch immer unter Wasser befand, verließ ein Teil des kostbaren wassers seinen Körper wieder. Mühsam zog er seinen Kopf aus der Schüssel, um nicht auch noch zu ertrinken, was in seinem gegenwärtigen Zustand wohl der Gipfel der Ironie gewesen wäre. Als das Husten nachgelassen hatte, senkte er seinen Kopf ein weiteres Mal hinab, und trank erneut, doch diesmal vorsichtiger.
Als sein Durst halbwegs gestillt war, wurde im plötzlich wieder schwarz vor Augen. Er versuchte noch. seinen Kopf aus der Schüssel zu ziehen, doch stattdessen zerrte er sie von dem Tischchen, so dass sie auf den Boden fiel und zerbrach. Einen Moment später gesellte sich Andreas' Kopf hinzu, der dadurch durch einige Schnittwunden verunziert wurde.
Dann lag Andreas eine weitere Weile einfach nur da.
Doch schließlich kam er wieder zu sich.
Immerhin war sein Kopf nun wieder klar. In etwa so klar wie ein Schlammloch, dass mit Öl gefüllt war, doch immerhin konnte er wieder denken. Allerdings fühlte er sich immer noch so übel, dass der Kater, den er vorgestern - war es vorgestern gewesen? Er wusste nicht, wie lange er dagelegen hatte - hatte ertragen müssen, wie ein Gottesgeschenk vorgekommen wäre.
Mühsam versuchte er sich zu erinnern, was geschehen war. Es hatte einen lauten Knall gegeben... etwas war explodiert... das Haus des Alchemisten... Andreas war hingerannt, um zu sehen, was passiert war... plötzlich war eine seltsame rosane Wolke aus den Ruinen des zerstörten Hauses emporgestiegen... sie hatte Andreas eingehüllt... plötzlich hatte sich Andreas schlecht gefühlt... er hatte begonnen, heftig zu husten... er war nach Hause getaumelt... dann wurde alles schwarz, bis zum gegenwärtigen Augenblick...
Er versuchte nachzudenken. Würde sich sein Kopf nur nicht anfühlen, als wäre er wochenlang mit schersten Schmiedehämmern bearbeitet worden... Vermutlich hatten sich bei der Explosionen einige Chemikalien vermischt und dadurch eine giftige Wolke erzeugt, in die Andreas unverschuldet hineingeraten war. Mit den bekannten Folgen.
Plötzlich nahm er seine Umgebung wahr. den verdreckten Boden. Den scherbenhaufen, in dem er lag. Den Gestank nach Schweiß, Krankheit und Erbrochenem, der in dem Raum vorherrschte. Seine Kleidung, die nass vom Schweiß und anderen Flüssigkeiten an seinem Körper klebte. Der ekelerregende Geschmack in seinem Mund, der ihn fast dazu gebracht hätte, sich ein weiteres Mal zu erbrechen.
Er hielt es nicht mehr aus! Er musste aus diesem Haus heraus! Doch zum Aufstehen fehlt ihm immer noch die Kraft. So begann er, sich auf allen vieren in Richtung der Tür zu bewegen. Dass sich weitere Scherben der zerbrochenen Schüssel in seine Hände und Füße bohrten nahm er kaum wahr.
Als er schließlich endlich die Tür erreicht hatte, streckte er schwach einen seiner Arme nach oben zum Griff. Im fünften Anlauf gelang es im tatsächlich, ihn zu fassen zu kriegen. Mühsam gelang es ihm, seinen Körper, dessen Gewicht auf mehrere Tonnen angestiegen zu sein schien, nach oben zu zerren. Irgendwann war er dann hoch genug, um sich gegen die Tür zu lehnen, die dadurch aufschwang. Er machte drei Schrite ins Freie, ehe er erneut zusammenbrach und ohnmächtig wurde.

Daen vom Clan
08.09.2010, 17:36
Godfrey trat auf die Straße, die Sonne empfing ihn mit warmen Strahlen, doch konnte er der offensichtlichen Schönheit des Tages nichts abgewinnen, gerade Schönheit war es, die er nun zu bekämpfen auszog und es schnürte ihm das Herz zu, wusste er doch um die Bürde der Pflichterfüllung, sollte sein Herz doch nur gefrieren.

Mit schweren Schritten und einem vor Grimm flackerndem Auge stapfte er durch das Dorf, unter seinen genagelten Stiefeln staubte es, sein Blick schweifte umher, das Dorf lag nun verlassener da, viele seiner Einwohner waren geflohen, die wenigen, die noch geblieben waren, um ihre Heime und Höfe zu verteidigen, wussten, dass es nun mit jedem Tag schlimmer werden würde, nun begann der Krieg, der seine schwarzen Schwingen aussandte.

Wut und Trauer mischte sich in seine Züge, ein Zittern durchlief seinen Leib, als seine Fäuste sich hilflos ballten.
Sein Oberkörper war nach vorne geneigt, als müsste er an dem windstillen Tag gegen einen Orkan aus schreiender Gewalt anlaufen, er fühlte sich, als wären tausende Dämonen hinter ihm her, die ihn marterten, doch furchtlos und bestimmt waren seine Schritte die ihn direkt lenkten zum Haus auf der kleinen Anhöhe, das Kreuz war sein Anker, seine schweren Holztüren die Wälle, das einfache Dach aus Schindeln verbarg ihn vor der Welt, seine Trauer, seine Verzweiflung, die Schwäche , die niemand sehen durfte.

Er rettete sich in das Schloß des Glaubens, die Festung Christi, eine wahre Burg ist unser Herr, kühl und still umfing ihn die staubige Luft der Kirche des verrückten Priesters.
Hier war er gewesen, als er der Russin den Dolch gab, er wohnte sein HERR, die Augen der Heiligen wanderten wie seine Augen durch den Raum.

Und er war allein.
Sein Mantel wehte leise, ein sachtes Rascheln und Knattern, als er auf den Altar zueilte und sich vor dem Kreuz auf den Boden warf.
"Warum...?", kam es von seinen zitternden Lippen, "Warum, Gott?"
Er ballte die Faust und hieb auf den Altarstein ein, seine Stirn lag heiß auf dem kalten Marmor, nichts vermochte ihm Linderung zu verschaffen.
"Du hast mir schon mal mein Weib genommen, Herr..." flüsterte er leise, seiner Kehle entrang ein von Trauer gezeichnetes "Warum...", welches all die Narben trug, die sein Herz damals als Wunden erlitten hatte.
"Oh Herr, Gott des Himmels und der Erde, schenke mir ein Zeichen. Erzengel, richtet euren demütigen Diener. Richtet ihn hin oder auf..."

mhm
08.09.2010, 17:43
Wieder wurde Konrad aus dem Nichts gerufen, wie einige Male schon seit er Godfrey an seinem Grab sah, allerdings waren es eher zufällige Orte, der Platz an der Kneipe an dem er am ersten Tag saß, den Platz an dem er oft Schnitzte, kurz auch Nicolo an seinem Grab sowie Isabella, die im Bett lag und unter Schmerzen zu leiden schien, auch einmal die Auswertung der Wahl - doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal schien er wieder mehr Kraft zu haben, gar fast mehr noch als beim ersten mal - er konnte sogar fast eine gewisse Kühle spüren, fast den Hauch eines Geruches erahnen - er schien in einem Gemäuer zu sein.
Da konnte er Bänke erahnen, einen Tisch, ein Buch - es musste die kleine Kirche sein! Mit etwas Glück... dunkel sah er auch die Konturen einer Gestallt die vor dem Altar kniete. Godfrey! Das konnte nur der Hexenjäger sein! Er musste ihm wieder einen Hinweis geben, ihm vertrauten die Dorfbewohner! Doch wie?

Ein Starker Wind fuhr durch die kleine Kirche der immer weiter auffrischte. Die Seiten der aufgeschlagenen Bibel auf dem Altar fingen an leicht zu flattern, dann immer schneller, bis gar einige herrausrissen. Dann klappte das Buch der Bücher mit einem lauten Knall zu. Die goldenen Letter der Vorderseite fingen noch im selben Moment Feuer und brannten in einer Kurzen Stichflamme eine schwarze Kerbe in den Buchdeckel sodass nurnoch ein Buchstabe einsam dastand und im Licht des großen Fensters golden strahlte: Ein B.

relxi
08.09.2010, 17:56
Raphael erwachte aus seinem Bett. Diesesmal wollte er nicht wieder gegen eine blöde Wand knallen und zündete ein Streichholz an. er kletterte diesesmal eine Leiter hoch und fand sich in einer relativ sauberen Abstellkammer vor. Er bewegte zwei Griffe und schob so ein Bücherregal bei Seite, nur um in einem "öffentlicheren" Gemach zu stehen. Raphael spürte einen kalten Luftzug, doch das Kirchtor, welcher er letzte Nacht vergaß abzuriegeln, war zu. Er hörte plötzlich den wütenden Godfrey vor dem Altar und redete ihm ruhig zu. "Gott ist leider nicht der Einzige, der hier seine Schafe weidet. Warum seid ihr hier? Um Wesen Satans zu vernichten. Es ist unser aller heilige Pflicht, Luzifer von hier zu vertreiben, damit Glückseeligkeit ihren Platz in diesem Dorf wiederfindet. Auch wenn es nur Stückweise vorangeht. Flammenfunke für Flammenfunke, Wolfskopf für Wolfskopf."

Daen vom Clan
08.09.2010, 18:12
Godfreys Seele fühlte sich an wie in Licht gebadet, staubtrocken war seine Kehle, kein Speichel benetzte seine Zunge, selbst sein Herz schien atemlos, all' der Schmutz und Staub der Welt schien von ihm abzufallen, er hob die Hände zum Gebet und konnte nicht umhin, das Zittern seiner Fingerspitzen zu bemerken, nun wusste er endlich, was das Jauchzen und Frohlocken der Seele zu bedeuten hatte und ihm schien, als würden die Himmlischen selbst ein Teil seiner Last von seinen Schultern nehmen, als würden sie ihn stärken für das kommende Gefecht, das Dunkel, welches er zu vertreiben suchte und er dankte dem Herrn auf Knien dafür, er spürte keine Angst mehr.

"Ein B wie Brot, ein B wie Baguette, ein B wie Brötchen.
Ein B wie... Lester, du verdammter Sohn einer ••••.", zischte er und erhob sich mit der Gewalt eines wütenden Bären und der Entschlossenheit eines Kriegers, der seinem Lehensherren den Schwur erneuert hatte.

"Dann komm mit.", knurrte Godfrey dem Priester zu und stapfte an ihm vorbei, sein Tonfall machte deutlich, dass sich der Mann Gottes in seinen Augen erst noch zu beweisen hatte.

Die Sonne, die ihn draußen nun empfing, schien dieselbe zu sein, doch war ihr Glanz intensiver, sie badete Godfrey in einer Aureole aus Licht und Vertrauen, wer sollte gegen Gottes Herr aus Jägern und Engeln bestehen können.

Er schritt auf den Dorfplatz und wurde dort von Bruder Nicolo in Empfang genommen und in Kenntnis gesetzt, er hielt nicht ein in seinem wütenden und rechtschaffenen Trab und Bruder Nicolo folgte ihm Schulter an Schulter, während er Godfrey ansah, dass er bereit war, den Kampf aufzunehmen.

Am Dorfplatz angekommen, nahm er seine Pistole aus dem Mantel und er gab einen Schuss in die Luft ab, die Köpfe ruckten herum und einige Bürger blickten erschrocken und missbilligend auf, aber er hatte ihre Aufmerksamkeit, nicht mehr und nicht weniger, doch Godfrey reichte es.

"Bürger Düsterwalds!", donnerte er los, Bruder Nicolo hinter sich wissend, dessen Freundschaft und Vertrauen ihm Halt gab.

"Gestern Nacht haben wir einen großen Sieg errungen, heute Morgen hat sich ein Werwolf, der sich seiner Sache zu sicher war, ebenfalls selbst gerichtet. Satans Kreaturen können ihre eigene Erbärmlichkeit nicht mehr ertragen und vergiften sich mit dem Gepansch ihres eigenen monströsen Verbündeten. Sie haben den Sieg auf der Zunge geschmeckt, doch Gottes rechtschaffene Wut hat ihnen das Triumphgeheul aus der zahnbewehrten Kehle geprügelt!

Gestern haben wir erlebt, wie ein Scherge Satans seine Seele verkauft hatte und wir haben erlebt, wie Lester der Unheilige, eine weitere Seele ins Verderben gestürzt hat in Gestalt seiner kleinen Buhle. Eine Krähe hackt der Anderen jedoch kein Auge aus und Leid und Chaos sind Satan ein Wohlgefallen und Labsal, aus diesem Grund hat Lester, bevor er in die Hölle hinab fuhr, seine Dämonenkrone weitergereicht.
Hinter der Fassade aus Schwäche, hinter den Tränen des Leides einer gemarterten Seele sitzt ein dunkler und böser Dorn.

Die Wölfe haben den Hauptmann stets verschont, weil er eine der Ihren war. Dies wissen wir nun mit Sicherheit, nichts anderes hat Lester uns bewiesen. Und unser Hauptmann lebt und hat die Nacht unbeschadet überstanden. Mehr noch..." knurrte er, "der jüngste Wolf und Schoßhund hat sogar Wache gehalten."
Er spuckte vor sich auf den Boden.

"Lester wollte seine verfluchte Seele retten und hat offenbart, dass er Menschen wie Wölfen den Tod wünscht. Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund, aber sein Hass ist für mich so greifbar wie ein Schwert. Er sprach von einem Menschen der mir nahe stand und bei Gott, ein jüngerer und glücklicherer Godfrey wäre für Lilith mit Sicherheit gestorben, nur um sie einmal lachen zu sehen."

Er nahm seinen Hut ab und ließ ihn in den Staub gleiten, dann legte er seine Hand auf den Knauf seines Schwertes.
"Hiermit klage ich dich, Teufel der Dunkelheit, formell an.
Lilith von Löwenstein, in Dummheit war ich der Deine, doch meine Augen sind nun offen. Meine Gefühle sollen nicht den Tod von Dorfbewohnern oder Unschuldigen bewirken, mein Herz habe ich mir herausgerissen, um Gottes Werk tun zu können und zu dürfen. Und ich wurde belohnt. Der Priester kann bezeugen, dass dieses Dorf Stätte eines Wunders wurde, denn siehe 'Gott der HERR sandte einen Engel zu ihnen in einer Gestalt, die Menschen nicht zu erschrecken um sie anzuleiten, den Kopf der Schlange unter ihren Füßen zu zertreten.' Codex Gjedirtal, 1203, Absatz 4 - denn ich habe meinen Glauben heute neugeboren erlebt."

Bürger des Dorfes, die Wölfe stehen in noch unbekannter Macht in unseren Reihen, sie träufeln noch immer Gift in die Ohren, sie mauscheln wie feige Ratten und lassen uns verzweifeln. Ich rufe jeden Rechtschaffenen auf, mich zu richten oder meiner These und Anklage zu folgen. Nicht sofort, doch im Laufe des Tages."

Er schluckte schwer.

"Lilith von Löwenstein. Du bist der Hauptmann des Dorfes. Wer soll dich und mich begleiten, damit wir keinen in Ketten legen müssen und doch sich Niemand seiner gerechten Strafe entziehen kann?"

Kael
08.09.2010, 18:12
Avery war verwirrt. "Wie bin ich denn hierher gekommen?" fragte er sich. "Ach ja, richtig." Er erinnerte sich. Er wollte Wache halten, damit dem neuen weiblichen hauptmann nichts zustoßen würde. Und er war dabei eingeschlafen. Er hämmerte sich gegen den Kopf. "Eingeschlafen.....ich bin tatsächlich weggeknackt! Das gibt's doch nicht!" Ein "Verzeihung." kam von hinten.
Er drehte sich um. "Oh, lilith, ich wusste gar nicht, dass du hier bist. Dann hast du mich also aufgeweckt." Er hörte sich an, was sie zu sagen hatte. "Zu Winfried? Wieso das denn?" Er richtete sich auf. "Gut, kein Problem. Wenn du wünschst, dich zu Winfried zu begeben, gar kein problem. Ich begleite dich." Er wartete auf das Signal zu gehen.

R.F.
08.09.2010, 18:15
Roland traf am Dorfplatz ein. Er ließ seinen Blick schweifen und sah zuerst das Schulhaus, an dem noch vor wenigen Tagen die Abstimmung für den Hauptmann stattfand. "So hat der ganze Schlamassel angefangen..." Tatsächlich hing die Liste dort immernoch aus und es war wie ein Stich ins Herz, hatten damals noch viel mehr Menschen abgestimmt, als es nun mehr möglich war.

Das Dorf erschien nahezu verlassen. Selbst ein ein paar Stunden, wenn die Sonne ihren Höhepunkt erreicht hatte, würden es nur unwesendlich mehr Menschen sein. Tatsächlich hingen noch alle Wahllisten aus, fast, als wolle jemand die Verbliebenen verhöhnen.

Des Anblicks überdrüssig, wandte Roland sich der entgegengesetzten Seite des Platzes zu. Dort stand die Taverne, die dem Wirt Lester gehört hatte, welcher sich letztendlich als Alphawolf herausgestellt hatte. Bei näherem Betrachten, bemerkte Roland, dass die Tür noch offen stand, mehr noch, es schien, als ob sich jemand gewaltsam Zugriff verschafft hätte. So durchschritt Roland also den Platz in Richtung Taverne, um sich dies näher anzusehen.

Dabei bemerkte er die vielen Brandspuren, welche über den kompletten Platz verteilt hatten. Hier fand in der Nacht der Todeskampf der Bestie statt. Es war nicht der Galgen, es war der Teufel persönlich, welcher mit Sicherheit auch seine Finger in diesem ganzen Spiel hatte. Anders ließ es sich nicht erklären.

Nachdem er den Platz überquert und die Taverne erreicht hatte, fand Roland Kratzspuren am Rahmen der Tür. "Scheinbar war es ein Werwolf...aber wieso?" mit diesen Worten betrat Roland die Taverne und es wurde immer leichter, Spuren zu finden, war doch der Schankraum komplett zerstört. Die Spur zog sich bis in den Keller, welchen Roland auf Grund des Fundes vor ein paar Tagen bereits kennengelernt hatte.

Im Keller angekommen, sah Roland neben den ganzen Fässern eine zerbrochene Flasche. Als er näher heran kam, stieg ihm der Geruch von Gift in die Nase und noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er sich bereits wieder umgedreht und war wieder nach oben gerannt.

Als Roland die Taverne wieder verlassen hatte, fielen ihm noch mehr Spuren auf, wie konnte er die nur vorher übersehen? So folgte er den Spuren, die ihn wieder vom Dorfplatz wegführten. Sie führten dort hin, wo er bisher noch nie gewesen war, dem Haus von Winfried Windfeder.

Viviane
08.09.2010, 18:24
Sie hörte bekannte Stimmen von weit weg und schmunzelte im Schlaf in sich hinein. Von wegen gefundenes Fressen... sie konnte sich immerhin wehre... aber wo waren ihre Waffen?

"Callan?", seufzte sie leise wie im Halbschlaf, "Callan, ich brauche meine Pistole. Ich muss sie verloren haben als ich zu euch gekommen bin."

Ihre Hand strich fahrig über den Boden bis sie ein Stück Feuerholz zu greifen bekam das genau neben ihrer Waffe lag, die Callan natürlich nicht einmal angerührt hatte; ihre Lider flatterten kurz, als sich die Tür öffnete und wieder schloss, dann schien der Schmerz wieder abzuklingen und sie lag traumlos im Feuerschein da bis ein Schuss durch die Luft bellte, der sie sofort alarmbereit machte.

Sie versuchte sich mit dem Feuerscheit in der Hand aufzurichten, aber der Bader hinderte sie daran – zu groß war die Gefahr das die Wunden aufrissen. „Dann sollt ihr euren Willen haben, Mann, aber lauft schnell und seht was dort draussen vor sich geht und in Gottes Namen kommt bald wieder und verratet mir was vor sich geht zu dieser frühen Stunde!“

Nachdrücklich wehrte sie die Hände des Mannes ab und überzeugte ihn von ihrem Wunsch alles zu erfahren. Als Callan das Haus verlassen hatte machte sich Isabella daran den Schaden zu besehen den die erste Bestie angerichtet hatte, der sie den Pelz abgezogen hatten. Es sah nicht so schlimm aus wie sie befürchtet hatte - ein paar Narben mehr, die sie als Jäger auszeichnen würden.

Und sie könnte sogar... wenn sie es geschickt anstellte bis zum Fenster kommen. Sie hangelte sich über Tisch und Bänke, die an der Wand des Badehauses montiert waren zu einem kleinen Fenster, das als Spion für die Haustür diente. Es war zu klein um hindurchzusehen, aber als sie den Haken löste, der das einfache Glasfenster schloss konnte sie immerhin leise die Stimmen auf dem nahen Marktplat vernehmen.

Nicolos Worte "Auch der kleine Avery ist ein treuer Gefährte des pelzigen Paares gewesen!
Bürger von Düsterburg, lasst uns die Verräterin Lilith 'ängen und morgen den Rest der Untiere!" ließen ihr Schauer über den Rücken laufen. Noch ein Kind hängen? Nein, irgendetwas konnte da doch nicht stimmen. Was hatten die beiden sich dabei nur gedacht. Sie musste hier raus... und ihnen Bescheid geben. Aber ihr rechtes Bein war gebrochen und als sie einen Schritt machte ohne sich abzustützen fiel sie mit einem leisen Aufschrei zu Boden und konnte nur mühsam zur Bank zurückrobben und sich hochziehen.

Sie seufzte leise. Es würde Wochen dauern bis sie wieder richtig laufen konnte. Verfluchter Wolf.

Ranarion
08.09.2010, 18:26
Godfrey tat Nicolo leid. Er wusste wie schwer es für den armen Kerl war Lilith anzuklagen. Doch die Tatsache, dass er sie anklagte war Beweis genug wie sicher er sich war.
Und es passte zu seinen Überlegungen, die er in den letzten Tagen und Nächten gemacht hatte.
"Dieser verfluchte Lester wollte zuerst seinen un'eiligen Bastard in die Welt setzen und nun hat er einen seiner widerwärtigen Kumpanen zum Nachfolger ernannt. Wie passend!
Die Bäckerin war zwar so klug um uns nischt bei der 'inrichtung Lesters im Wege zu ste'en als sein erbärmlisches Schicksal besiegelt war, doch es war nischt schwer sie dennoch zu enttarnen.
Zum einen 'at uns unser Schutzengel Konrad einen eindeutigen 'inweis zu unseren Zweifeln an der Bäckerin gegeben, zum anderen rotten sisch diese Ausgeburten der 'ölle gerne zusammen! Und mit wem verbrachte die tückische Lilith ihre Zeit? Mit Winfried, der sisch letzte Nacht sein un'eiliges Leben nahm.
Und von da an wird es nicht viel schwerer! Auch der kleine Avery ist ein treuer Gefährte des pelzigen Paares gewesen!
Bürger von Düsterburg, lasst uns die Verräterin Lilith 'ängen und morgen den Rest der Untiere!"

relxi
08.09.2010, 18:42
"Unter hellen Strahlen der Sonne stehen wir nun vor dem Antlitz des Guten und des Bösen. Mir ist etwas in der vergangenen Nacht klar geworden: ich bin kein Verkünder der Botschaft geworden, um wie Sauerkraut zu versauern. Es war schon vor vielen Jahren das Mandat des Herrn für mich, für uns alle, den guten Willen und den heiligen Geist sowohl unserer lebenden Brüder und Schwestern, als auch der Toten und Kranken zu schützen und bestehen zu lassen - ich sollte nicht mehr tatenlos zusehen, sondern wie früher handeln. Lilith von Löwenstein! Auf DIR lasten der Fluch und die Befehle Satans, Gottes Gestalten in Schmerzen und Qualen zu töten, um so seine Worte unter denen zu verbreiten, welche einen lockeren Glauben für den heiligen Meister haben. Ein Engel ließ vor Wut ein Buch Gottes zerstören, um uns allen klar zu machen, auf wessen Seite Schafe und Wölfe handeln, nun wissen wir es.
Dich quetscht die Last der Wolfsgestalt von außen, sodass du auf negative Reaktionen vieler Feinde hilflos reagierst und wie ein echter Wolf in deinem Rudel nach Unterstützung suchst. Deine Feinde, die Guten, sind nun unter deinen Freunden zerfallen, wie es bald ein ganzes Dorf wird!
Außerdem bist du körperlich eher schwach, für Wölfe normalerweise leichte Beute. Soviel Überlebensglück ist ZU verdächtig!"

Lynx
08.09.2010, 18:45
Lilith lächelte Avery erleichtert an, und sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Winfrieds Haus lag am anderen Ende des Dorfes, und als die beiden auf ihrem Weg langsam in die Nähe des Dorfplatzes kamen, hörten sie den Tumult, der dort stattfand. "Was'n jetzt los?" ,murmelte Avery und ließ sich ganz automatisch von der Aufregung anziehen.
Die Bäckerin war nicht sicher, ob sie wissen wollte, worum es ging. Zu sehr erinnerte sie der Menschenauflauf an Lester, und sie wollte nicht sehen, wenn sich so etwas wiederholte. Trotzdem zögerte sie... durch vollkommen irrsinnige Umstände war sie Hauptmann, und es wäre eigentlich ihre Pflicht, Chaos zu schlichten und Ordnung zu schaffen. Doch jeder wusste, am besten sie selbst, dass sie dazu nicht stark genug war.
"Erst rede ich mit Winfried." ,flüsterte sie zu sich selbst und machte einen Bogen um den Dorfplatz, um nicht unbedingt gesehen und in Dinge hineingezogen zu werden, mit denen sie sich vorerst nicht auseinandersetzen wollte.

Don Cuan
08.09.2010, 18:47
Es war schon lange Zeit her, dass Laurenz an einem Tag Zeuge so vieler Todesfälle wurde. Auch er hatte einen Mann erschossen. Dabei wusste er nicht einmal, ob auf dessen Kopf ein Preis stand. Die Dörfler, die sich dem Angriff anschlossen, hatten dies jetzt für sich zu befürchten. Und dann sollte mit Lester auch eine dämonische Präsenz im Dorf untergekommen sein? Dieser Auftrag könnte gefährlicher werden, als es ihm zunächst schien.
Diese Nacht verlegte er seinen Schlafplatz nicht, sondern beschloss, ihn mit Fallen zu sichern. Stolperdrähte und Fangnetze mögen eine Bestie nicht aufhalten, die durch sie erkaufte Zeit hätte auch ihren Wert.
Am nächsten Morgen fand er zu seiner Erleichterung nichts vor, das von seinen Fallen erwischt worden wäre. Es wäre auch zu ernüchternd gewesen, wenn ein einfaches Waldtier die Mechanismen ausgelöst hätte.
So machte sich Laurenz wieder auf zum Dorfplatz. Die schöne Bäckerin Lilith wurde als letzter Akt vom dahinscheidenden Lester als dessen Nachfolgerin ernannt. (Ob das junge Ding der herannahenden Gefahr gewachsen ist?)
Das Vertrauen der Massen schien sie noch nicht gewonnen zu haben. "Was ist denn hier schon wieder los?", schallte Laurenz in die Menge.

R.F.
08.09.2010, 19:03
Kurz nachdem Roland den Dorfplatz verlassen hatte, ertönte ein lauter Knall aus eben jener Richtung. Als er stehen blieb, um hören zu können, was da passiert ist, vernahm Roland, dass es wohl schon soweit sei, Anschuldingungen vorzutragen. "Jetzt schon? Es fehlen doch immernoch jede Menge Beweise, um irgendwem etwas derartiges nachweisen zu können. Wer wohl nun das Ziel geworden ist?"

Also musste Roland sich nun entscheiden, ob er den Spuren weiter folgen, oder ob er umkehren und herausfinden sollte, was genau vorgefallen ist. "Ich nehme mal an, dass der Werwolf das nicht mehr lange mitmacht. Da wird der uns auch nicht weglaufen und sei es nur, dass er in seiner Menschengestalt dahinwegetieren muss...dann dürfte ihm das Gift eh den Garaus machen..."

Also begab sich Roland wieder zum Marktplatz.

Kael
08.09.2010, 19:30
Lilith war schon wieder weg, als Avery von dem Tumult am Dorfplatz Wind bekam. Auch er hörte noch die Worte des Hexenjägerkopfes und seinen Gefährten. Er erstarrte, als plötzlich dieser seltsame Nicolo seinen Namen rief.
"Auch der kleine Avery ist ein treuer Gefährte des pelzigen Paares gewesen!
Bürger von Düsterburg, lasst uns die Verräterin Lilith 'ängen und morgen den Rest der Untiere!"
Ihn? "Wieso das denn?", fragte Avery sich und dachte darüber nach, was er wohl falsch gemacht haben könnte. Moment mal. Hier stimmte irgendetwas nicht. Die Dorfbewohner wollten offenbar Lilith hängen. Und ihn gleich mit dazu, so dieser Godfrey und Nicolo. am besten noch, weil er vor der Türe Wache gehalten habe. Das war doch mal wieder soetwas von typisch. "Werte Hexenjäger.", wandte er sich an Godfrey und Nicolo. "Dürfte ich fragen, wieso ich in aller Welts Namen ein Werwolf sein sollte?" Er senkte die Augenbrauen. "Ich habe gestern vor dem Haus des Hauptmanns Wache gehalten. Aber sie ist unversehrt geblieben, obwohl ich eingeschlafen bin. War es das, weswegen ich euch so verdächtig vorkomme?"

Gendrek
08.09.2010, 19:44
Seine Füße trugen ihn so schnell sie konnten, der Ernst und Eifer in Isabellas Worten machten ihm deutlich wie viel ihr daran lag, zu erfahren was im Dorf vor sich ging.
Unüberhörbar war der Tumult auf dem Dorfplatz, er folgte den Rufen, dem Geschrei und...den Klagen.

Er musste sich nicht lange umhören um zu erfahren was vor sich ging.
"Lilith? Winfried tot? Avery auch?"
Bevor er überhaupt daran dachte lief er rückwärts, im Gang drehte er sich herum und eilte zu seiner Stube zurück.

Er riss die Türe auf, polterte stürzend in dem Raum, schaute auf die Isabellas provisorisch eingerichtete Lagerstätte "Isabe...huh?"
Er schaute sich um und als er Isabella auf einer der Bänke sah, wie sie sich über ihr Bein rieb wollte er zuerst an die Decke gehen doch...er seufzte.
"Isabella...ich habe euch nicht umsonst gesagt, dass ihr euch schonen sollt...", er schüttelte den Kopf, langsam näherte er sich ihr, lies sich neben ihr auf die Bank fallen.
"Es... hat den Anschein das Lilith eine der Bestien ist... Lester wurde nie angegriffen und Lilith überlebte die Nacht auch.
Er schluckte, wartete kurz und räusperte sich.
"Nicolo...so heißt er oder? Er sagt es gäbe Beweise die darauf deuten, dass sie zu den Wölfen gehört... es passt, es passt so gut, ein Beweis zusammen mit der Sache das Lester sagte, er hätte uns alle tot sehen wollte...
Er dachte selbst über seine Worte nach, machten sie Sinn? Vielleicht, für ihn taten sie es jedenfalls.
"Ihr kennt eure Gefährten besser als ich...falls ihr erlaubt werde ich eure Stimme für euch überbringen aber zuerst..."

Er griff ihren Arm, legte ihn um sich "...müssen wir zusehen, dass ihr euch wieder hinlegt, laufen..." kurz schaut er auf ihr Bein "...scheint wahrlich Gift für euch zu sein"

Viviane
08.09.2010, 20:05
"Danke Callan. Wärt ihr so freundlich und fragt Nicolo von welchem Beweis er spricht? Die Bäckerin erscheint mir ebenso... wie soll ich sagen... unschuldig ist das falsche Wort aber sie erscheint mir ungefährlich, wie das Kind das sie beschuldigt haben. Ich hab es durchs Fenster gehört... wärt ihr so lieb und lasst es auf, wenn ich mich wieder hinlege? Ich bin dann auch brav und rühre mich nicht vom Fleck, versprochen."

Dann kehrte sie mit Hilfe des Baders zurück zum Lager, der Bader sah nach ihren Wunden und wechselte ein paar Verbände unter die er Rotkleesalbe aufstrich. Dann bat sie ihn ihr zu erzählen was sonst vorgefallen war. Und Callan erzählte ihr das was er wusste. Die Augen der Jägerin verfinsterten sich während seiner Erzählung. Es war Krieg und er forderte, wie immer, Opfer. Sie wusste nicht wie lange dieser Zustand noch dauern würde, aber sie spürte das es war wie ein Sturm, von dem niemand unbetroffen sein würde.

R.F.
08.09.2010, 20:17
"Der Bader erscheint mir heute sehr verwirrt, ist denn etwas gestern vorgefallen?", Roland war gerade am Marktplatz angekommen und hatte den scheinbar verwirrten Bader kurz gesehen, bevor dieser wiederum kehrt machte und verschwand. "Ohnehin würde ich wirklich gerne wissen, was hier vor sich geht. Zudem finde ich es erstaunlich, dass bisher niemand bemerkt hat, dass etwas in der Nacht die Taverne betreten hat.", dabei deutete er in die entsprechende Richtung. "Dort hat etwas gewütet, außerdem liegt im Keller eine Flasche, in der Gift abgefüllt war. Es war wohl ein Werwolf. Außerdem ist er wohl in diese Richtung geflohen", nun zeigte Roland in die Richtung, in der Winfrieds Haus stand. Nach einer Weile fügte er außerdem noch hinzu: "Was ist das hier eigendlich für eine Versammlung?"

Lynx
08.09.2010, 20:18
Die lauten Geräusche vom Dorfplatz hatte sie hinter sich gelassen, und vor ihr erhob sich nun ein kleines, hübsches Häuschen, das ungewöhnlich sauber aussah, fast als hätte hier noch nie jemand gewohnt. Die Spuren auf dem Boden sah sie nicht. Sie war bisher nie in dieser Gegend gewesen, aber im Laufe ihrer Arbeit als Bäckerin hatte sie von den meisten Kunden gewusst, wo sie wohnten.
Für einen kurzen Augenblick fühlte sie sich in die Zeit zurück versetzt, wo das Backen noch ihr ein und alles gewesen war. Winfried war manchmal völlig verhungert in ihre Stube gekommen, da er über dem Schreiben vergessen hatte, zu essen. An solchen Tagen hatte sie ihm bereitwillig mehr eingepackt, als er verlangt hatte, und sich einfach nur gefreut, dass jemand in seiner Arbeit genau so versinken konnte wie sie. Davon abgesehen hatte sie sich aber nie großartig für ihn interessiert, und von ihm hörte sie auch selten mehr als seinen knurrenden Magen.

Seufzend klopfte Lilith an die Tür. Sie vermisste diese Zeit schon ein wenig, aber wenn sie daran dachte, wie lange sie so blind für jegliche Kontakte gewesen war, wünschte sie sich nicht zurück.
Dass ihr nie aufgefallen war, wie gut Winfried eigentlich aussah, dachte sie, als sie ein zweites Mal klopfte. Und wie freundlich er sein konnte, wenn es nicht gerade um Lester ging. Ein drittes Klopfen.
Lilith schlug sich auf die Stirn, als ihr in den Sinn kam, dass Winfried vielleicht ebenfalls längst auf dem Dorfplatz war. Doch als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick zufällig durch das Fenster, das neben dem Eingang war. Es schien, als würde Winfried an einem Tisch lehnen, wahrscheinlich war er beim Schreiben eingeschlafen. Ein sanftes Lächeln huschte Lilith übers Gesicht, und sie öffnete leise die Tür.

Seine Haut war weiß wie Schnee, seine Lippen waren bläulich verfärbt, und die Augen, die weit geöffnet waren, blutunterlaufen. Die Bäckerin sah ihn an, der Speer rutschte ihr aus den Händen und knallte mit einem lauten Schlag zu Boden. Doch statt vollständig die Fassung zu verlieren und zusammen zu brechen, griff sie nach einem der Schriftstücke, die auf dem ganzen Tisch verstreut waren, und die eindeutig frisch geschrieben waren. Lesen konnte sie nicht, doch neben Buchstaben hatte Winfried auch die ein oder andere Zeichnung eingebracht, von denen sie eine nun verwirrt anstarrte.
Es war ein Wolf, mit furchterregend gefletschten Zähnen und scharfen Krallen... und einer Schreibfeder in der Hand. Langsam ließ die Bäckerin das Schriftstück sinken und richtete ihren Blick nun wieder auf Winfried.

War er ein Werwolf gewesen? War all das, für das sie ihn schätzen gelernt hatte, eine Lüge gewesen?
Als Lilith sich dazu überwand, dem leblosen Körper die Augen zuzudrücken, entdeckte sie eine weitere Zeichnung, die sie unter seinem Arm hervorzerren musste, da Winfried offenbar nicht mehr damit fertig geworden war und während des Malens der Tod ereilt hatte. Zarte Schultern hatte er mit feinen Linien gezeichnet, und den Ansatz eines Halses. Er hatte darauf verzichtet, sich zuerst auf den Kopf zu konzentrieren, statt dessen hatte er ein Amulett gemalt, ein schlichtes Kreuz.
Die Bäckerin erkannte sich selbst in dem Bild wieder, und auch wenn es womöglich bloß ein Gedanke aus einem verzweifelten Wunsch heraus war, war sie der Überzeugung, Winfried hätte sie, als letzte Tat in seinem Leben, auf Papier verewigen wollen.

Nun war sie überzeugt, dass er zumindest sie nicht nur belogen hatte, und auch wenn er ein Wolf gewesen war, hatte er einen Funken seiner menschlichen Seite behalten.
Diese Erkenntnis brachte Lilith erneut zum Weinen, und unter leisem Schluchzen löste sie die Schleife aus ihrem Haar. Vorsichtig band sie diese um Winfrieds kaltes Handgelenk und flüsterte in die Stille: "Wie ich es versprochen habe, trauere ich um deinen Tod. Auch wenn du für schlimme Taten verantwortlich bist... ich werde den Menschen vermissen, nicht den Wolf."

Gendrek
08.09.2010, 21:21
"Gut..." er fixierte das Fenster, angenehm strich eine kleine Brise durch die Stube.
"Wenn ihr etwas braucht, jetzt habt ihr noch die Gelegenheit es mir zu sagen..."

Wieder schloss er die Türe hinter sich, vertraute auf Isabellas Versprechen ruhig liegen zu bleiben.
Immer noch schwatzten die Bewohner des Dorfes lautstark, hatten sich zu einer großen Traube versammelt und bewarfen sich bereits gegenseitig mit dem Gesagten.
Er brauchte etwas bis er zu dem Hexenjäger Nicolo gelangte, doch als er es schaffte, tippte er ihm auf die Schulter und beugte sich ein Stück zu ihm und flüsterte.
"Eh...Nicolo...Isabella schickt mich, ich erzählte ihr, dass ihr angeblich einen Beweis dafür habt, dass Lilith einer der Wölfe ist und...sie will wissen um was es sich dabei genau handelt...kommt am besten mit in meine Stube, ihr wollt es ihr wenn wohl persönlich mitteilen nicht wahr?"

R.F.
08.09.2010, 22:47
Roland seufzte, wurde er doch wieder einmal ignoriert. Mittlerweile konnte er allerdings aufschnappen, worum es ging. Scheinbar wurde der neue Hauptmann nun verdächtigt, und das bereits am frühen Morgen.

"Ihr wart schon immer gut darin, die Menschen auf den richtigen Pfad zu führen. Mit euren Reden konntet ihr den Menschen stets Mut in den schlimmsten Zeiten zusprechen und eure Belesenheit und euer Glaube ist überall im Land und darüber hinaus bekannt. Doch bisher standet ihr stets auf der Seite des Hauptmanns. Nun gibt es plötzlich einen neuen Hauptmann und nur weil der Verräter euren Geist vernebelt hat, entschließt ihr euch dazu, dem Standbein des Dorfes entgültig den Rücken zu kehren? Ihr selbst müsstet wissen, dass eine Kreatur der Hölle, wenn sie in diese zurückkehrt, ihren alten Aberglauben nicht abgeschworen hat und bis zum letzten Atemzug ihre Intrigen spinnt. Mit Sicherheit wird Lester in den Abgründen der Hölle warten und zusehen, wie er euch, selbst nach seinem Tod noch weiter kontrolliert. Mit Sicherheit wird er lachen, wie töricht und blind ihr seine Worte vernommen und ausgeführt habt. Doch ich will nicht allzu voreilig handeln, weshalb ich mir gerne eure Beweise anhören will. Ich selbst habe nicht vor, ohne diese erneut eine unschuldige Seele richten zu lassen, schon eine war zu viel."

Er dachte an die unschuldig gehängten und erneut blickte er in Richtung Schulhaus, wo noch immer die Wahlzettel hingen. "Bisher wart ihr stets verhalten und habt nicht voreilig gehandelt. Welcher Dämon trieb euch dazu, so die Kontrolle über euch zu verlieren?", vielleicht hätte Roland nicht so viel sagen sollen. Seine Kräfte waren durch die Schlacht gestern immernoch geschwächt, weshalb er sich setzen musste.

Daen vom Clan
09.09.2010, 00:46
Godfrey sah den Mann nachdenklich an, dann sprach er:
"Ich bin froh, dass du dies ansprichst, Roland und mir damit die Möglichkeit gibst, mich zu erklären.
Es ist kein Dämon der mich antreibt." Er lächelte milde. "Sondern Gottes Mandat. Dem Priester und mir wurde während des Gebetes ein Wunder zuteil, dessen frohe Kunde ich nur zu gerne zu teilen bereit bin.
Lesters innigster Wunsch war Chaos zu stiften, doch darüber hinaus war er auch voller Hass was die Wölfe betrifft und so ernannte er Lilith..." Seine Stimme bekam eine seltsame Klangfärbung. "...zur Frau Hauptmann. Jene führt nun zwei Stimmen ins Felde in einem Krieg, der NUR mit der totalen Auslöschung des Feindes ein Ende haben würde, ein Krieg, Roland, der dich und mich als Ofper fordern könnte und - was noch schlimmer ist: Auch die Dorfbewohner, unschuldig und rein, Weiber und Kinder.
So eine stimmliche Macht gegen sich können die Wölfe nicht gutheißen und tolerieren, sie wäre das erste und erklärte Ziel des Feindes geworden, es sei denn... sie IST der Feind.
Es ist außerdem unbestreitbar, dass sie eine Liebesbeziehung mit Winfried führte, von dem wir wissen, dass er ein Feind war und sie Tag und Nacht mit einem gewissen Avery zusammen ist, den ich ebenfalls und unbestreitbar zum Feind zähle.
Werwölfe sind Rudeltiere, sie suchen die Nähe zueinander um sich zu schützen und das Abstimmungsverhalten der Beschuldigten lässt fast keine anderen Rückschlüsse zu.

Was mich betrifft: Ich habe aus Pflichtbewusstsein meinen Dienst gegenüber Lester erfüllt, der von euch allen als Instanz eingesetzt wurde. Nun, da ich genarrt und getäuscht wurde, hadere ich nicht, sondern reife an dem Schmerz, den sein Verrat mir offenbarte. Als erfahrener Krieger weiß ich, wann ich in der Deckung zu bleiben habe und wann ein entschlossen geführter Vorstoß zum Sieg führen könnte und da ich unverrückbar weiß, dass diese Nacht oder die nächste Nacht die Entscheidung bringt, muss ich einen Krieg führen gegen einen Menschen, der mir an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit alles bedeutet hätte.

Ich bin bereit, mein Leben in die Waagschale zu werfen und mit meinem Leben zu bürgen, das der Mensch, der sich Lilith nennt, vor gut einer Woche am Hexenfelsen gestorben ist und diese Hülle nur mehr das Böse selbst beherbergt und ich kann euch nur untertänigst bitten, mir zu vertrauen, euch führen zu lassen und mich in diesem Krieg zu unterstützen.

Als Gegenleistung biete ich mein Leben dar und das Versprechen, dass mein Tod nicht unnütz sein wird und beweisen kann, welch Schrecken sich unter menschlicher Maske verbirgt."

Er blickte in die Gesichter der Umstehenden.

"Und bis uns Gottes Richtspruch teilt und scheidet, werde ich meine Pflicht erfüllen. Es gilt zu klären, wer uns fehlt. Ich sehe tatsächlich einige bekannte Gesichter hier fehlen und ich argwöhne mit blutendem Herzen, dass sich noch zerfetzte Leiber in ihren Heimstätten befinden, die von den wahnsinnigen Wölfen getötet wurden.

Darüber hinaus, Avery Wolfstatze, solltest du dringlichst meinem Feinde nun beistehen und dich um deine Herrin kümmern. Genau wie wir werdet auch ihr auf dem nächtlichen Felde geblutet haben und wen immer sie verloren hat - sie kennt ihn oder sie bestimmt schon länger und ihr Herz wird gram werden durch solch Erlebtes."

Dann tippte er sich an die Hutkrempe und machte sich daran, die Häuser derjenigen aufzusuchen, die er heute morgen vermisst hatte und dann stieß er auf Andreas, die Person, die er nicht zu finden gewagt hatte.

Lynx
09.09.2010, 10:12
Lilith hatte alle Schriften, die um Winfried verstreut lagen, aufgesammelt und trat nun damit in ihrer Linken, und dem Speer in ihrer Rechten, aus dem Haus.
Sie musste es den anderen sagen, und jemanden bitten, den Toten wegzuschaffen, außerdem musste sie seine Hinterlassenschaft jemandem geben, der lesen konnte. Einer der Hexenjäger war dessen bestimmt fähig und würde ihr helfen.

So kam sie arglos am Dorfplatz an, wo die Stimmen plötzlich verstummten, sobald sie die Bäckerin sahen. Ihr war nicht klar, warum, aber vorerst gab es Dringlicheres zu besprechen. So nutze Lilith die Stille und verkündete ein wenig schüchtern: "Winfried Windfeder ist tot. Ich glaube, er war ein Werwolf, aber in diesen Schriften dürfte mehr darüber stehen... könnte sich jemand der Aufgabe annehmen, dies zu lesen?" Sie wollte die Papiere in die Höhe halten, damit alle sie sehen konnte, doch wie durch einen starken Windstoß segelten sie ihr nach der Reihe aus der Hand. "Oh nein..." ,murmelte sie und errötete, da ihr dies ziemlich peinlich war. Ein schöner Hauptmann war sie.

Noch immer hatte niemand etwas gesagt, und als sie die Schriften aufsammeln wollte, fiel ihr Blick auf die Tafel, wo Lester immer die Abstimmungen festgehalten hatte. Sie wusste, wie ihr Name aussah, auch wenn ihr die Buchstaben nicht geläufig waren. Und dort stand zweifellos drei Mal Lilith Löwenstein.

"Was... wer..." Sie sah sich um, und nun kam es ihr vor, als würden sie die stillen Teilnehmer um sie herum mit ihren Blicken zerfleischen. Die Frage wollte ihr einfach nicht über die Lippen kommen, wer hatte das getan, wer hatte sich am frühen Morgen schon gegen sie verschworen? "Godfrey..." ,brachte sie hervor, da sie mit ihm darüber sprechen wollte. Er wusste bestimmt, was man in so einem Fall tun konnte, und würde ihr helfen, sie stärken, wie er es immer getan hatte.
"Er 'at eine göttlische Botschaft er'alten und disch angeklagt." ,hörte sie nun die Stimme des anderen Hexenjägers.

Die Flamme der Hoffnung im Inneren der Bäckerin war seit Lesters und Winfrieds Tod, und der Erkenntnis, dass sie zum Feind gehört hatten, schon nur mehr ein kleiner Funken gewesen. Aber in diesem Moment erstarb sie ganz.

R.F.
09.09.2010, 10:44
"Was ist das für ein Zeichen, von dem Godfrey gesprochen hatte?" Godfrey war gegangen und so wandte Roland sich an die Verbliebenen. "Ich hoffe, das auch andere Einblick in dieses Wunder erhalten dürfen." Damit schaute er sich fragend um, in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten.

Ranarion
09.09.2010, 11:55
"Wie isch und Godfrey bereits sagten, Avery: Werwölfe sind Rudeltiere. Winfried, du und Lilith verbringen schon länger ihre Zeit ständig zusammen. Es steht fest, dass Winfried ein Werwolf war und auch für Lilith gibt es genug Anzeichen!
Zum einen 'at Lester, der nun auch als Wolf enttarnt wurde, sie zu seiner Nachfolgerin gemacht. Warum sollte er einen der Dorfbewohner dieses Amt übergeben? Dies ließ uns an ihr zweifeln und unser Freund Konrad gab uns ein Zeichen um uns ein weiteres mal zu 'elfen. Er schickte uns ein weiteres mal einen Buchstaben aus dem 'immelreich: Ein B. Letztes mal war es ein 'inweis auf die Profession eines Wolfes und des'alb wird es wohl auch dieses mal der Fall sein!
Nun 'aben wir zwei von eurem Trio als Wölfe enttarnt. Gäbe es also na'eliegenderes als dass der Dritte von euch, das bist du Avery, auch zu den Wölfen ge'ört?
Doch sei beru'igt: Du 'ast noch mindestens einen Tag Zeit bevor du dich tatsächlich verteidigen musst. 'eute ist es für Lilith an der Zeit für ihren un'eiligen Pakt zu bezahlen!"

Kael
09.09.2010, 12:06
"Mit Winfried hatte ich nichts am Hut. Null. Ich gebe dir ja recht, dass Werwölfe Rudeltiere sind oder sein mögen, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ein Mitläufer ihrer bin. Was heißt das schon, dass ich viel Zeit mit ihr verbracht habe? Ich sage dir jetzt mal, wie es ist: Seitdem Letster mich und sie in die Backstube geschickt hat, um Brötchen für die Allgemeinheit zu backen, habe ich sie, wohlgemerkt aufgrund ihrer Backkünste und ihrer Schönheit, bewundert. Sie war wahrlich eine Meisterin ihres Handwerks. Und selbst wenn sie ein Wolf sein sollte - ich mochte sie immer gerne zu der Zeit, an der sie ein Mensch war. Schusselig und schüchtern, doch zugleich anmutig und immer nett. Ich war regelrecht blind vor bewunderung von ihr. Winfried dagegen war ein wahlich suspekter Kerl. Ich hielt ihn schon seit dem Tag, an dem Lester gehängt wurde, für verdächtig. Jedoch zog es eure werte Mithexenjägerin Isabella vor, den Schankwirt zu hängen. Und da jemand nicht gehängt wird, wenn er wenige Stimmen des Dorfes hatte, schloss ich mich ihr an. Ich schließe nicht aus, dass ihr, was Lilith betrifft, eventuell Recht haben könntet. Doch ein Schoßhund unter den Werwöfen gibt es nicht. Nicht zumindest in der Form, wie du es dir vorstellst."

R.F.
09.09.2010, 12:22
Dieses Gespräch zwischen Nicolo und Avery brachte ein paar Informationen. Roland betrat die Kirche, da er wusste, dass Godfrey als überzeugter Hexenjäger regelmäßig dort war, um dort nach besagtem "B" zu suchen. "Die Atmosphäre in der Kirche hat sich im Vergleich zu den Tagen vor den Überfällen drastisch verändert. Es erscheint mir, als sei sie nur noch ein kalter Ort.", Roland dachte nach. "Dieser Priester Raphael lebt doch hier. Außerdem hat er gestern Lester in seiner Entscheidung unterstützt... Wenn ich richtig informiert bin, dann hat er auch vor ein paar Tagen sehr für Aufsehen gesorgt..." Roland schritt zum Altar, um sich umzusehen und sein Blick fiel auf die beschädigte Bibel. "Das muss es sein, wovon Godfrey sprach. Einige Seiten wurden wohl herausgerissen und bis auf das B wurden die anderen Buchstaben unkenntlich gemacht...", so überlegte Roland also noch einige Zeit. "Was, wenn das B gar keine andere Bedeutung haben soll? B für Bibel und der Zustand dieser für den Glauben, der verloren gegangen ist...das könnte bedeuten, dass...", Roland war leicht frustriert, wusste er doch, dass er der Antwort sehr nahe war. "Es fehlt noch etwas, irgendetwas habe ich übersehen. Ich hoffe, dass es mir im Laufe des Tages klar wird... es soll nicht schon wieder ein Unschuldiger sterben müssen.", mit diesen Worten verließ Roland die Kirche wieder und er war froh, dass er diesen kalten Ort nun verlassen konnte. Doch wo sollte er nur anfangen zu suchen?

Ranarion
09.09.2010, 12:30
"Noch 'abt ihr nichts zu befürchten mein junger Freund. Noch 'at euch niemand direkt angeklagt. Isch 'offe wirklich, dass du die Wahr'eit sprichst. Es wäre schade so einen jungen Kerl wie euch verlieren zu müssen. Doch du musst zugeben, dass vieles gegen disch spricht. Jetzt 'ast du noch die Chance zu zeigen auf welcher Seite du stehst. Morgen ist es vielleischt schon zu spät dazu."

Don Cuan
09.09.2010, 12:52
Auch Laurenz mischte sich in die Diskussion ein, die zwischen dem Hexenjäger und Avery um die neue Hauptmännin entflammt war.
"Hexenjäger Nicolo, es ist sicher löblich, dass Ihr euch Sorgen macht, welche Gefahr von einzelnen Dörflern ausgeht. Trotzdem… meint Ihr wirklich, dass ein einzelner Letter schon einen klaren Hinweis darstellt? Und selbst wenn, Ihr könntet genauso gut den Bader Callan beschuldigen.
Dass Lesters Wahl irgendetwas über die neue Hauptmännin aussagen soll, ist auch ein Trugschluss. Lester hat jeden belogen: Euch, mich, seine Geliebte, selbst sein Rudel. Jeder hatte einen Grund, ihn tot sehen zu wollen. Nichts anderes wollte er, als noch mehr Zwietracht zu säen. Und Ihr habt vernommen, dass er auch Godfrey in Betracht gezogen hatte, um diese Position auszufüllen? Hättet Ihr Euren Gefährten ebenso beschuldigt, mit den Wölfen zu paktieren?
Und wenn Ihr den Leuten schon vorhaltet, die Nähe von Winfried oder Lilith gesucht zu haben… dürfte ich Euch fragen, was die Bäckerin mit einem Amulett macht, die ich zu meiner Ankunft noch am Hals eines Hexenjägers sah?"
Das sollte hoffentlich ausreichen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er wandte sich dem Hexenjäger zu.
"Vergessen wir kurz die Gefahr, die von der Hauptmännin ausgehen könnte, und reden wir über jene Bedrohung, die Ihr mit über das Dorf gebracht habt! Ihr erinnert Euch an die Schlacht des gestrigen Abends? Ihr habt vielleicht gehört, dass auch ich der Schlacht beigewohnt, sogar einen der Kämpfer gefällt habe, den eure Kampfgruppe scheinbar übersehen hatte.
Nun, im Gegensatz zu Euch habe ich die Söldner ausgekundschaftet. Die Männer, die Ihr getötet habt, waren nur einer von mehreren Trupps. Mindestens ein Dutzend war noch vor Ort, um ihre Wache abzulösen. Eine wahrhaft große Leistung, erschöpfte Männer abzuschlachten!
Zum eigentlichen Problem… einer der Männer trug einen Zettel bei sich. Ich erlaube mir, vorzutragen:"
"Nächste Lieferung am Samstagmittag. Nachschub im Anmarsch."
"Morgen, am Samstag, werden weitere Truppen zur Mine aufbrechen. Mit dem Auftrag, das Silber zu holen… von dem Ihr denke ich etwas entwendet habt? Ich bezweifle, dass diese bereits auf einen Angriff gegen das Dorf vorbereitet sind, aber ab Sonntag müssen wir jeden Tag damit rechnen!
Hauptmännin, ich weiß, Ihr habt bereits ein schweres Los getroffen, doch was meint Ihr, sollten wir tun?"

Lynx
09.09.2010, 13:03
Lilith war auf ihre Knie gesunken, und sammelte die verstreuten Blätter auf, während Nicolo sich an Avery gewandt hatte. Ihre Füße hätten sie ohnehin nicht mehr viel länger getragen.
Als das Gespräch andauerte, und sie nicht direkt angesprochen wurde, hatte sie endlich das Gefühl, dass sie etwas sagen musste, und bemühte sich, ihre Stimme wieder zu finden. Diese zitterte merklich, als sie leise begann: „Hört auf, auf anderen herumzuhacken, wenn es Euch vorerst um mich geht.“ Sie versuchte nicht, sich aufzurichten, denn sie fühlte sich, als könnte sie jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren.

„Ihr seid bestimmt erfahrener als ich, was diese Jagd angeht, aber habt Ihr nicht immer wieder erwähnt, wie klug sich die Wölfe tarnen? Lester war bestimmt ein wenig verrückt, aber nicht dumm… genau so wenig, wie es die restlichen Kreaturen von ihnen sind.“ Als sie den Namen des Wirtes erwähnte, schluckte sie, doch gleichzeitig wurde ihre Stimme lauter, getrieben von der Enttäuschung, die nun in ihr hochkochte. „Dass der neue Hauptmann es schwer haben würde, war eine logische Konsequenz. Wenn der Wirt nun einen Wolf erwählt hätte, hätte er damit rechnen müssen, dass dieser bald verdächtig wird. Die Wölfe hätten in der Nacht ein Opfer gefunden, aber den Tag hätten sie vertan, weil die Aufmerksamkeit nur dem neuen Hauptmann gebühren würde, vor allem wenn er die Nacht überlebt. Hätte er aber einen Menschen gewählt, hätten sie ein Opfer des Nachts, eines am Tag, zu dem sie nicht einmal etwas beitragen müssten, und eines in der folgenden Nacht. Ich wurde bewacht, das Risiko war hoch, dass es ihnen nicht gelingen würde, mich umzubringen, und warum sollten sie es wagen, wenn doch ihr am Tage die Arbeit für sie erledigt?“
Sie hatte sich in die Verzweiflung geredet, und die Worte sprudelten aus ihr heraus, während sie hoffte, dass selbiges nicht mit ihren aufkommenden Tränen passieren würde. Jetzt war nicht die Zeit zu weinen.

„Und euer Argument mit... Winfried…“ Sie kniff die Augen zu, weil es ihr nun doch schwer fiel, sich zusammen zu reißen, „…muss ein Witz sein. Woher nehmt Ihr die Ansicht, dass ich mit ihm viel Zeit verbracht hätte? Ja, ich hatte ihn gern, aber dies ist kein Verbrechen. Weit mehr Zeit habe ich mit Euren eigenen Kollegen verbracht! Wenn ihr Euch außerdem erinnert, hatten Winfried und Lester nie ein gutes Verhältnis, und nun wollt ihr behaupten, die Wölfe würden sich zusammenrotten? Ich sage es noch einmal, sie sind doch nicht so dumm, als dass sie sich alle auch am Tage miteinander herumtreiben würden.“

Sie war schwach von der Aufregung, doch sie zog sich mühsam mit dem Speer vom Boden hoch. Es überraschte sie ein wenig, dass er ihr nicht abgenommen worden war, aber wahrscheinlich wusste ein jeder, dass sie damit sowieso nicht viel ausrichten konnte.
„Eines möchte ich noch sagen.“, sagte die Bäckerin zu Nicolo leise und starrte auf die Tafel mit ihrem Namen. „Ich verstehe, dass Ihr mich bei Eurer Deutung der Botschaft anklagt… auch wenn es mich traurig stimmt, dass Ihr nicht den kleinsten Zweifel einräumt.“ Irgendeine Linie dort oben stammte von Godfrey, und sie spürte einen Stich, der ihr durch Mark und Bein fuhr, als sie daran dachte. „Aber wer war der Dritte? Die, die ich hier versammelt sehe, gehören nicht zu euch Hexenjägern… kommt es Euch nicht komisch vor, dass jemand sofort Eurer Stimme gefolgt ist? Blindlinks, ohne abzuwägen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ich unschuldig sein könnte. Vielleicht hatte derjenige Angst, von Euch angeklagt zu werden, würde er nicht sofort mit dem Finger auf mich zeigen…. so wie Ihr es mit Avery macht. Ihr verbreitet Angst, nicht ich.“

Mit diesen Worten sah sie den Jungen entschuldigend an, doch sie wandte ihren Blick schnell wieder ab. Solche Aktionen waren es ja gerade, die ihn in eine missliche Lage brachten. So richtete sie ihren Blick auf Nicolo und sagte flehend, fast demütig: „Was immer ich in Euren Augen auch sein mag, Ihr wisst, dass ich nicht stark oder mutig bin. Also lasst mich zur Kapelle gehen, um zu beten. Es kann mich gerne jemand begleiten, nur lasst mich nicht hier angeprangert stehen.“
Bevor jedoch eine Antwort kommen konnte, hatte Laurenz das Wort an sich gerissen. Überrascht davon, dass sie eine Entscheidung treffen sollte, konnte sie nicht sofort antworten. "Ihr solltet darüber mit den Hexenjägern sprechen. Mir wird niemand folgen, und wenn ich den Tag nicht überleben sollte, wäre es verschwendete Mühe." Sie lächelte schwach, doch es war die einzig richtige Entscheidung.

R.F.
09.09.2010, 13:54
Auf der Suche nach einer Spur kam Roland nicht ohnehin, den Ort aufzusuchen, der für die Kreaturen scheinbar die Heimat darstellte: der Wald. Es war immernoch früh am Morgen, weshalb die Spuren noch sehr frisch sein mussten. Tatsächlich bemerkte Roland einige Klauenabdrücke abseits im Gebüsch. Seltsamerweise schienen sie sich nicht dem Dorf zu nähern.

Roland folge diesen Abdrücken und kam nicht um die Tatsache herum, dass der Wald an dieser Stelle an manchen Punkten kahl war. Als er sich umsah, bemerkte er, dass diese kahlen Stellen dadurch entstanden waren, dass eben diese Bäume gefällt wurden. "Dann muss das hier also der Teil des Waldes sein, der vom Holzfäller Ewald bewohnt wird. Kann es sein, dass er auch zu diesen Kreaturen gehört?"

So beschloss Roland dem Holzfäller einen Besuch abzustatten, aber nicht, ohne dabei die Werwolfspuren, das war mittlerweile klar, außer Acht zu lassen. Umso näher der Hütte kam, desto zahlreicher wurden sie und unweigerlich machte sich unbehagen in Roland breit. Was wäre, wenn es in den tiefen Untiefen des Waldes einen von ihnen gab, der auch des Tags stets auf der Lauer war, um Unwissende erbarmungslos zu jagen? Sein Unbehagen wurde noch um einiges schlimmer, als er auf dem Waldboden verstärkt auch Blutflecken in den Spuren entdecken konnte. "Es gab einen Kampf, soweit ist es mir bisher klar." noch durch den gestrigen Tag geschwächt, war Roland bei weitem nicht auf einen Kampf aus, er trug nichtmal einen Degen bei sich und das, obwohl er wusste, dass immernoch einige der Werwölfe, oder wenigstens ein paar gefährliche Tiere im Wald hausen konnten.

Schritt für Schritt näherte sich Roland nun Ewalds Haus, mit jedem weiteren war es immer deutlicher zu erkennen. Auf halber Höhe kam er allerdings in stocken, nicht nur, weil Roland mittlerweile ziemlich erschöpft war, sondern auch, weil er sah, dass das Haus scheinbar beträchtlichen Schaden genommen hatte. "Was zum...", was war vorgefallen?

Trotz seiner Erschöpfung eilte Roland so schnell er konnte zur Hütte und als er sie komplett im Blickfeld hatte, machte sich großes Entsetzen breit. Da lag ein Körper inmitten einer großen Pfütze, welche scheinbar aus dem Blut eben diesem bestand. Roland kam langsam näher und musste erkennen, dass es sich bei diesem Körper um den des Holzfällers handelte. Es hatte den Anschein, dass es hier einen großen Kampf gegeben haben musste. Nicht nur lag die Axt vollkommen zerborsten neben dem scheinbar toten Körper, Roland hatte immernoch die Hoffnung gehabt, dass dieser Mann überlebt hatte, zusätzlich lagen noch die Speere, die Godfrey vor ein paar Tagen hinterlassen hatte, verstreut herum, an einem erkannte Roland auch Blut, als ob irgendetwas (Roland vermutete einen Werwolf, da der Körper des Holzfällers lediglich Kratzspuren aufwies) davon getroffen wurde und sich daraufhin heftig gewehrt hatte, weshalb er auch in lauter kleine Splitter zerbrochen war.

"Alles in Ordnung?", rief er dem vermeindlich noch lebenden zu, doch es war zu spät. Was sollte Roland nun tun? Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass Ewald etwas in der Hand hielt, als ob dieser versuchte, den anderen Dorfbewohnern etwas mitzuteilen. So nahm Roland den Zettel und las ihn sich durch. "Das kann doch nicht...das ist doch unmöglich!!! Die anderen sollten davon so schnell wie möglich erfahren", doch dann hielt Roland einen Moment inne. "Ich kann ihn nicht einfach hier so liegen lassen..."

Auch wenn Roland keine Erfahrung im Beerdigen ander Leute hatte, so nahm er sich Zeit, um den Holzfäller ein vernünftiges Grab zu schaufeln. Um den Rest sollten sich dann die Hexenjäger kümmern, ohnehin musste Roland noch vom Tod des Holzfällers und seiner hinterlassenen Nachricht erzählen.

Mit diesen Gedanken im Kopf, eilte Roland so schnell wie möglich zurück ins Dorf, zumindest versuchte er das, scheinbar vergaß er mal wieder, dass sein Körper für Anstrengungen noch viel zu kraftlos war. Das Grab zu schaufeln und den Körper zu bewegen hatte ihm schon fast seine komplette Kraft geraubt, dennoch kam er voran.

Ranarion
09.09.2010, 14:04
"Natürlich ist ein B als 'inweis, nicht das gleiche wie wenn Konrad uns einen vollständigen Namen gegeben 'ätte. Doch isch bin mir sicher, dass er wusste, dass wir an der Bäckerin zweifeln. Warum 'ätte er uns dann einen 'inweis gegeben, der uns auf die falsche Fährte führen sollte?
Das letzte mal 'at es uns ge'olfen auf Konrad zu 'ören und isch bin mir sicher, dass es auch diesmal 'elfen wird."
Nicolo machte eine kurze Pause. Er verstand, dass Lilith sich wehrte, er verstand, dass Avery die Anschuldigen von sich wies. Aber warum Laurenz? Ihn hatte er schon als sicheren Mitstreiter im Kampf gegen die Werwölfe gesehen. Oder war er gar nicht gegen sie und wollte nur sichergehen, dass nicht wieder ein Unschuldiger sterben musste?
"Dennoch muss isch euch auch teilweise Recht geben: Es ist nischt einfach Lester einzuschätzen. Isch denke jedoch, dass er die Menschen, die ihn an den Galgen gebracht 'aben mehr 'asst als die Wölfe und deswegen einen Wolf zum 'auptmann gemacht hat.
Dass Raphael uns so schnell folgen würde nachdem isch ihn vor ein paar Tagen noch selber als Wolf verdäschtigt 'abe ist wohl nischts aussergewöhnliches. Es ist doch sehr eindeutig, dass Lilith einer der Wölfe ist und wenn er sie verteidigen würde, ließe ihn das in keinem guten Licht darste'en."
Danach wandte er sich wieder an Avery:
"Isch 'offe sehr, dass ihr kein Wolf seid. Ansonsten solltet ihr eure Wolfsfreundin lieber verteidigen anstatt euch feige 'erauszureden!"

Daen vom Clan
09.09.2010, 16:03
Godfrey hatte Andreas fast leblosen Leib bis in die Dorfmitte getragen, behutsam und mit dem nötigen Respekt ließ er ihn auf eine breite und bequeme Bank sinken und sein Blick war dankbar und gen Himmel gerichtet. "MEDICUS!", bellte er lauthals los, gefolgt von einem "Und eine Schüssel Wasser gleich dazu!"

"Andreas, als Muse seiner eigenen Genialität und Kreativität hat es vorgezogen, sich vor den Wölfen zu verstecken und so wie er aussieht, aus Gründen der Sicherheit auch darauf verzichtet, Speis und Trank zu sich zu nehmen."

Er bettete den Kopf des Schreibers sachte auf seinen zusammengerollten Mantel, den er von den massigen Schultern gleiten ließ und der vor Dreck starrte - wie immer.

Dann vernahm er die Stimme Lilith' und er richtete sich wieder zu voller Größe auf.

"Gott gewährt seinen Feinden Gnade, die es mir zu schenken nicht erlaubt ist. Aber ich gewähre allen Feinden den Respekt, der ihnen zusteht. Wenn du meinen Anblick noch ertragen kannst, werde ich dich zur Kapelle begleiten, Bäckerin und dafür sorgen, das Niemand Hand an dich legt, bevor die Stunde geschlagen hat."

Viviane
09.09.2010, 16:32
Isabella hörte die Gespräche durchs Fenster hereinwehen und keine 20 Augenblicke nachdem der Bader die Tür geschlossen hatte versuchte sie erneut aufzustehen um an Medikamente und eventuell etwas zu kommen womit sie ihr Bein schienen konnte.

Hustend hangelte sie sich wieder am Tisch entlang, diesmal quer durch den Raum zum Arzneischrank vor dem auch eine kleine Ablage mit Lederriemen war - die dienten eigentlich dazu ausgekugelte Gelenke wieder einzuhebeln und dem "Patienten" die Möglichkeit zu nehmen sich zu bewegen.

Sie fand was sie gesucht hatte - ein Säckchen mit unreifen Samen von Schlafmohn, den man in kleinen Dosen als Schmerzmittel benutzen konnte. In größeren Mengen jedoch führten sie nicht selten zu Abhängigkeit und Manie deswegen vermied sie es vorerst von ihnen zu kosten.

Behutsam legte sie drei Samenkörner in ihre Geldkatze, darauf bedacht sie nicht zu zerquetschen. Wenn die Schmerzen zu schlimm wären würde sie sich an ihnen bedienen. Eine kleine Säge nahm sie auch noch mit, sowas benutzte man wohl zum amputieren von verletzten Gliedmaßen.

Dann hangelte sie sich zurück zum Tisch und setzte sich laut aufseufzend auf einen der schön geschnitzten Stühle. Aufmerksam sah sie sich um ob sie etwas finden konnte, mit dem sie ihr Bein ordentlich schienen können würde und ihr Blick fiel auf eine Ansammlung von Stöcken die wohl zu Feuerholz verarbeitet werden sollten - und auf einen alten Stuhl, dessen Sitzfläche durchgebrochen war.

"Da hat sich der dicke Wirt wohl draufgesetzt.", kicherte Isa leise und machte sich an die Arbeit. Das Ergebnis war ein straff geschientes rechts Bein, an dem die Schiene keine Scheuerspuren hinterlassen würde dem Leder sei dank, und eine Krücke die im oberen Teil ein schönes, zilisiertes Muster hatte - ebenso wie Lehnen der Stühle - und im unteren Teil aus zwei schmalen Stöcken bestand, die sie mit Leder umwickelt hatte.

"Dann wollen wir mal", knirschte sie und humpelte zunächst vorsichtig und dann immer selbstsicherer in Richtung Marktplatz, von woher sie Nicolos und Godfreys und auch Rolands, Averys und Liliths Stimmen gehört hatte. Und auch die von Laurenz.

Ein verschmitztes Lächeln zog über ihr Gesicht. Sie ging langsamer um nicht keuchend und ausser Atem bei den anderen anzukommen. Na denen würde sie ordentlich den Kopf waschen.

Lynx
09.09.2010, 16:52
Nicolo wirkte ein wenig gestresst, nun, da so viele Leute etwas von ihm wollten. Callan, Avery... auch Laurenz schien sich nun an ihn zu wenden. Dadurch schien der Franzose nicht wirklich auf ihre Bitte einzugehen. Gerade wollte Lilith ihn noch einmal fragen, weil sie sich fühlte, als bräuchte sie seine Zustimmung, doch da ertönte ein lautes "MEDICUS" nicht weit hinter ihr. Es war weniger die Lautstärke, die sie zusammen zucken ließ, als die Stimme an sich.
In den letzten Tagen war jedes Wort, das sie von Godfrey gehört hatte, wie Balsam auf ihrer Seele gewesen, und jeder Blick von ihm Medizin. Nun aber fühlte sie nichts als Angst, und sie wollte sich nicht zu ihm umdrehen... sie würde seinen kalten Blick nicht ertragen können, mit dem er sie zweifellos ansehen würde.

"Gott gewährt seinen Feinden Gnade, die es mir zu schenken nicht erlaubt ist. Aber ich gewähre allen Feinden den Respekt, der ihnen zusteht. Wenn du meinen Anblick noch ertragen kannst, werde ich dich zur Kapelle begleiten, Bäckerin und dafür sorgen, das Niemand Hand an dich legt, bevor die Stunde geschlagen hat."
Statt diese Worte an sie zu richten, hätte er auch gleich ihren Speer packen und sie damit niederstrecken können. Wahrscheinlich wäre dies sogar weniger schmerzhaft gewesen. Noch immer stand sie mit dem Rücken zu ihm, drauf und dran, vielleicht doch einfach davon zu laufen.
"Nein... so kann es nicht enden..." ,dachte sie für sich. Sie hatte keine Gelegenheit gehabt, sich von ihrem Großvater zu verabschieden, keine Gelegenheit, Lester vor seinem Tode noch eine zu verpassen, und keine Gelegenheit, noch ein letztes Mal mit Winfried zu reden. Sie würde ihnen nicht auf dieselbe Weise folgen, sie würde alles sagen, was zu sagen war, um nichts zu bereuen, wenn das Ende nahte.

So drehte sie sich endlich um, und auch wenn sie noch nicht fähig war, Godfrey wirklich anzusehen, sagte sie zu ihm: "Gut, begleitet mich. Wollt Ihr mir den Speer abnehmen, oder kann ich ihn mit mir führen?" Für sie war er bloß eine Stütze, an der sie sich fest halten konnte, keine tödliche Waffe. Ein Ding, das niemanden belügen oder verraten konnte.

Daen vom Clan
09.09.2010, 18:01
Godfrey war ein Hexenjäger, mit allen Pflichten und Fähigkeiten, dies war ihm die letzten Tage immer wieder bewusst geworden und so glaubte er dank seiner Menschenkenntnis auch die Bitterkeit in der Stimme der Bäckerin wahrzunehmen, die dort lag.

Godfreys Gesicht blieb wie so oft steinern, ausdruckslos, seine Augen starr, doch in seinem tiefsten Inneren seufzte er.
Die Wahrheit war, dass er sich fast danach sehnte, dass sie den verdammten Speer einfach nehmen würde und diesen durch seinen Hals rammen würde, denn er war müde, erschöpft und am Straucheln.

Das Böse hatte keine Furcht, sich zu binden, das Dunkle hatte sich stets auch mit dem Schild der Familie umgeben und wie oft war er schon gezwungen gewesen, Menschen aus der geliebten Mitte Unschuldiger zu reißen, weil sie sich mit der Macht Satans eingelassen hatten.

Trotzdem spürte er in seinem Inneren den Glauben, die stete Quelle an Kraft, die Liebe eines Gottes, die ihn aufrichten würde, wie sie es immer getan hatte.
So war es stets gewesen, er war an Orte gekommen, sich auf der Jagd befindend und seine Aufgabe hatte ihn gezwungen, sich mit den Bewohnern abzugeben, seine Pflicht hatte ihn dazu gebracht, die vermeintlich Schwachen und Schützenswerten zu beschirmen, für sie da zu sein, sich aufzuopfern. Doch die Wurzeln des Bösen gruben tief, waren stets im Wandel und manche Person, die er hatte beschützen wollen - mit jeder Faser seines Ansinnens - musste dann getötet werden.

Er war froh, dass sein Herz vernarbt und seine Seele verödet war.
Und doch... Es musste getan werden. Er musste Trauer säen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen, er musste Blut vergießen, damit die Kinder der Rechtschaffenen an Orten ohne Luzifers Macht aufwachsen durften.
Und würde er es nicht machen, dann würde ein anderer es tun. Und solange er sich dafür opferte, wusste er, konnte er Einfluss nehmen auf die Geschehnisse und er dachte an Nadescha zurück und sein Herz flutete Wärme und Zuversicht.

Im Paradies würde alles anders werden, doch den Weg bis dorthin musste er erst noch mit salzigen Tränen und blutigen Händen bauen.

Er antwortete leise: "Da ich keine Stütze mehr sein kann, Lilith, behalte ihn nur. Alle sollen sehen und sich erinnern, dass du den größten Teil deines Lebens ein Kind Gottes warst und dich auch so in Erinnerung behalten."

Dann sah er in einiger Entfernung Isabella stehen, sie hatte sich mit Beinschienen ausgerüstet und schien voll Tatendrang zu bersten, konnte trotz Verletzung nicht still daliegen und doch... strahlte sie eine erbarmungslose Stärke und Würde aus und Godfrey konnte die Vision nicht verdrängen, als Isabella wie ein Racheengel über Nadescha gekommen war...

Widersprüchliche Gefühle drangen ungestüm in seine Brust, sie waren einander so ähnlich, sie war ein Abbild von ihm, als er in diesem Alter war und keine Schlacht scheute.
Aber das Wichtigste war: Es war gut, dass sie da war und helfen konnte.

R.F.
09.09.2010, 20:10
Roland traf erneut am Marktplatz ein. Dort sah er die Hexenjäger zusammen mit Lilith und ein paar anderen Personen. Godfrey trug den Körper eines Mannes bei sich, der bei weitem nicht gesund aussah. Der Tag wurde von Minute zu Minute schlechter. "Ich habe schlechte Nachrichten. Bei meiner Verfolgung der Spuren der Werwölfe bin ich im Wald auf etwas Schreckliches gestoßen. Ihre Spuren führten mich zum Haus des Holzfällers Ewald, welcher heute Nacht in einem Kampf mit den Werwölfen tödlich verwundet wurde. Es machte ganz den Anschein, als ob es ein harter Kampf geworden war. Als ich mir das ganze angesehen hatte, bemerkte ich einen Zettel, den Ewald anscheinend kurz vor seinem Ableben geschrieben hatte. Der Inhalt macht mir ziemliche Sorgen", damit übergab er den Zettel. "Es scheint fast, als ob mit der gestrigen Wahl keinerlei Ängste in den Reihen der Wölfe geschührt worden wäre.", Roland musste dann kurz eine Pause machen. "Wen habt ihr da eigendlich gefunden, Godfrey? Er sieht aber nicht gerade gesund aus."

Ranarion
09.09.2010, 21:47
Nicolo wandte sich wieder zu Laurenz:
"Bis Samstag ist noch genug Zeit, jetzt müssen wir uns erstmal um die Wölfe kümmern. Wenn wir nischts gegen sie tun werden diese Söldner 'ier niemandem mehr antreffen."

Don Cuan
09.09.2010, 21:52
"Recht habt Ihr, Nicolo, doch behaltet das Risiko eines Angriffs im Hinterkopf. Und tauscht Euch auch mit Euren Kameraden aus.
Aber ehe die Bedrohung klar ist, können wir ohnehin nichts anderes tun als warten."

Lynx
10.09.2010, 00:07
Die Bäckerin biss sich nach Godfreys Worten auf die Unterlippe, da es so viele mögliche Antworten gab, und sie doch keine davon aussprechen konnte. Ihr Kopf hatte längst realisiert, dass es nun keinen Verbündeten mehr gab, weshalb sie einfach schwieg, als die beiden sich auf den Weg zur Kapelle machten.
Ihr Herz wollte es jedoch noch nicht wahrhaben, weshalb ihr hunderte Gedanken durch den Kopf gingen, die sie mit niemandem teilen konnte.

Nur schemenhaft hatte sie wahrgenommen, dass Laurenz sich an Nicolo gewandt hatte, und ihn wohl kurzfristig davon ablenkte, sie mit seinen Blicken zu durchbohren. Dafür hatte sie die Nachricht über Ewald ganz genau gehört, und sie fragte sich, wer ihn wohl begraben würde, bei dem Tumult, der gerade herrschte. Genauso wie Winfried immer noch einsam in seinem Haus lag, ohne dass jemand sich die Mühe machte, ihn wenigstens wegzuschaffen.
"Ist es in Ordnung, dass man sich mehr um mich kümmert, als die Toten zu betrauern und ihnen den letzten Frieden zu gewähren?" ,flüsterte sie leise zu sich selbst, denn sie wollte nicht, dass Godfrey sie hörte.
Eine Gewohnheit aus alten Tagen... mit sich selbst sprechen. Früher hatte Lilith oft vor sich hingeplappert, obwohl niemand bei ihr war, um zu antworten. Damals war sie es nicht anders gewohnt, doch jetzt war es plötzlich so schwer geworden, für sich selbst zu sein.

Bald kamen sie an der Kapelle an, die wie immer leer stand. Die Bäckerin erinnerte sich gut an das letzte Mal, wo sie hier gewesen war, durchnässt und deprimiert, und nur eines hatte ihr ein wenig Kraft gegeben.
Lilith ging ein paar Schritte, bis sie an der Mauer war, an die sie sich damals gelehnt hatte, und Godfrey folgte ihr wortlos. Als wäre es etwas besonders Kostbares, strich sie über das karge Stück Wand, bevor sie die Hand an ihren Nacken legte, um das Amulett abzunehmen.
Etwas abrupt drehte sie sich zu Godfrey um, streckte ihm das Kreuz entgegen und ein Sonnenstrahl, der durch eines der Fenster brach, schien zufällig genau darauf, als wäre es ein göttliches Zeichen. "Ihr wollt bestimmt nicht, dass Euer "Feind" dieses wertvolle Stück von Euch trägt. Also könnt Ihr es wieder haben, falls Ihr es wünscht." Ihre Stimme war ungewöhnlich fest, doch ihre Hand, die merklich zitterte, verriet ihre Angst, das Amulett loslassen zu müssen.

Daen vom Clan
10.09.2010, 09:22
Die Hand Godfreys zuckte mit eisiger und erbarmungsloser Entschlossenheit nach vorne, bereit, ihr das Amulett zu entreißen, doch in der Bewegung erstarrte seine Hand und es war ihm anzusehen, wie Erinnerungen und längt totgeglaubte Satzfetzen oder Bilder aus der Vergangenheit vor seinem geistigen Auge spukten.
Dann legte er seine große Hand langsam und sanft um die Hand der Bäckerin herum.

"Es war ein Geschenk aus schöneren Tagen, Lilith. Während sich Menschen ändern, streiten, sich verlieben, sich vergessen oder Hass zu gären beginnt, verliert ein Geschenk niemals seinen Charakter und steht für das, was am Tag des Anvertrauens des Geschenkes zwischen den beiden Menschen war.
Wenn dir dieses Stück Holz auch nur in irgendeiner Art und Weise Kraft oder Trost spendet oder es nur einen Funken Seele in dir gibt, der dieses Amulett behalten möchte, dann bitte ich dich - behalte es bitte."

Die raue Oberfläche seines Handschuhs lag noch immer auf der Hand der Bäckerin, sie spürte trotzdem die Wärme, die von seiner Handfläche ausging, als er seine Hand vorsichtig zurückzog.

"Es mag dich wundern..." seufzte er leise "...aber ich wünsche Niemandem dem Tod, niemandem Schmerz, niemandem die Folter. Alles, was ich selbst meinem schlimmsten Feind wünsche und wofür ich bete, ist die Erlösung aus der Sünde.
Wir sind alles Menschen, Gott, der HERR hat uns mit schwachen Herzen versehen, damit wir uns Seiner würdig erweisen können und alles Gute und alles Böse hat seinen Ursprung in unseren menschlichen Herzen."

Er blickte sich in der kleinen Kapelle um, genoss die Kühle des Gebäudes, die sich auf seine Haut legte, die er als in Flammen stehend empfand.

"Ich bin nur ein Soldat, Lilith. Ein Krieger Gottes. Wenn ich von 'Feind' spreche, dann nur, weil mir manche Feinde durch den Lauf der Jahrzehnte mehr ans Herz gewachsen sind als angebliche Verbündete. Wenn ich 'Feind' sage, dann als Soldat - mit allem was für mich dazugehört. Respekt, Gnade, Milde, aber auch Konsequenz und Entschlossenheit.

Oft wäre es von Vorteil, jemand anders zu sein, ohne Bürde und Last..."

Den letzten Satz hatte er nur geflüstert, doch dann straffte er sich und er blickte sie aus seinem hellblauen, verbliebenen Auge an.

"Bete nun, Lilith."

Viviane
10.09.2010, 12:05
Grade als Godfrey mit der Bäckerin, die ein Bündel Papiere und ihren Speer bei sich trug, den Platz verließ humpelte Isabella, eifrig wie ein junges Mädchen auf den Marktplatz. Ein paar Blätter wurden hin und hergeweht, sie waren mit Zeichnungen und Kritzeleien bedeckt, wie im Wahn musste jemand hier seine Tusche verschwendet haben. Callan, der das Gesicht nur kurz von dem Leib Andreas' abwandte, zog nur entsetzt die Augenbrauen hoch, wagte aber die Frau nicht zurechtzuweisen die ihr Krankenbett verlassen hatte um an dem Kampf, der tobte teilzunehmen.

Sie hatte den Zettel, den ihr Nicolo in die Bluse gesteckt hatte gefunden. Seine Handschrift war unverkennbar pedantisch und schrecklich ordentlich. Zudem schrieb er immer mit rosa Tinte. Sie knüllte ihre Hand darum und nahm sich vor mit ihm später, in einer ruhigeren Minute, über das was darauf stand zu reden – nachdem er es ihr vorgelesen hatte.

„Freund und Hexenjäger Nicolo wäret ihr so freundlich mir von dem Zeichen zu erzählen, wegen dem ihr die Bäckerin anklagen wollt? Und wenn ihr grade dabei seid, seid so gut und lest uns diesen Zettel vor den Roland bei dem toten Holzfäller gefunden hat.“, sie verneigte sich leicht und grinste den Gelehrten an.

Er erzählte ihr noch einmal von dem Zeichen, das Godfrey gesehen hatte und von den Goldlettern, die auf himmlische Weisung hin zu einem „B“ auf einem Bibeleinband verbrannt waren. Und er sprach von seiner Mutmaßung, das ein Wolf nur einen Wolf bestimmen würde um Hauptmann zu werden. Natürlich hatte sie die Nacht auch noch überlebt – und diese Zeichen machten sie in seinen Augen schuldig. Dann nahm er den Brief von Roland an und räusperte sich bevor er zu lesen begann. Als die Aufmerksamkeit auf den Franzosen gerichtet war, wischte sie sich schnell mit einem Tuch über die Stirn. Das laufen strengte sie mehr an als sie gedacht hatte.

Sie kniff die Brauen zusammen und überlegte kurz. Jedes Wort zuviel könnte jetzt ein Todesurteil bedeuten. Also blieb sie vorerst still und lautschte. Während sie langsam und bedächtig über den Marktplatz humpelte schallten die Worte aus Ewalds Nachlass über den Hof. „Nathanael von Mähren war mein Geburtsname, und ich war der Zweitgeborene des Königs Theobald II...“

Eines der Papiere wehte ihr vor die Füße. Sie hob es mühsam auf und sah etwas das ihr Blut kalt werden ließ und ihr Gesicht die Blässe eines Toten gab. Linien, die sich zart zu Schultern und Schlüsselbein vereinigten, die zarte Haut einer Frau – und Godfreys Amulett.

„doch durch ein Wunder konnte eine der Bediensten mich retten …“ Averys Worte, die er erst vor ein paar Augenblicken gesagt hatte drangen nun in ihre Gedanken „Ich war regelrecht blind vor Bewunderung von ihr.“ Und falls sie sich doch nicht wegen der Bäckerin getäuscht hatte war Godfrey jetzt allein mit einer dieser Bestien.

"aber letztenendes doch ein zufriedenes“ Nachdem der Gelehrte geendet hatte wandte sich Isabella mit lauter, klarer Stimme an Roland. „Was ihr vorhin sagtet – das euch der Inhalt dieses Abschiedsbriefes sorgen mach und das keinerlei Ängste in den Reihen der Wölfe geschührt worden wäre. Das steht alles nicht in diesem Brief. Ewald erklärt uns nur wer er war und was seine Geschichte ist. Und dann beschuldigt ihr auch noch den Priester … Roland, ihr beschuldigt wieder einmal wahllos Menschen im selben Satz in dem ihr sagt „Lasst uns nicht zu voreilig handeln.“ Was wollt ihr damit bezwecken?“

Sie wandt ihren Blick von den entsetzten Gesichtern der Leute ab, denn wieder einmal hatte sie es geschafft jemanden ohne mit der Wimper zu zucken zu verdächtigen. Aber was konnte sie sonst tun? Bewahren... beschützen... Wo war Avery? Der Junge musste sich zu Tode fürchten, wenn ihm zwei Hexenjäger bereits sein Todesurteil verkündet hatten. Sie suchte nach dem Blauschopf in der Menge, doch ihr Blick blieb bei Callan, dem Bader hängen. „B wie Bader?“, murmelte sie leise und näherte sich den beiden.

Andreas lag auf der Bank, der Gestank nach Erbrochenem haftete ihm an. Sie war keine Heilerin, aber er sah ihrer Meinung nach mehr tot denn lebendig aus. Sie stellte sich neben den Mann, der sein Gesicht so lange vor der Sonne verborgen hatte, und strich ihm vorsichtig über die Stirn. „Was ist passiert, Andreas? Ihr seht wahrhaftig furchtbar aus, wie eine Gestalt aus einer Schauergeschichte die man Kindern erzählt.“ Mit einem kurzen Blick auf den Bader, der zwischen seinen Zähnen hindurch nur murmelte „Schont euch. Ich kümmer mich um ihn. Er kommt durch, er muss einfach.“ Setzte sie sich wieder in Bewegung. Der Gestank hatte ihr wahrlich den Atem genommen.

Isabella musste einen scharfen Hustenreiz unterdrücken, der Geschmack von Blut fand sich in ihrem Gaumen wieder. Sie vertrieb ihn mit einem Schluck Schnaps und zerdrückte vorsichtig die kleine Kapsel Schlafmohn bis das Opium heraustrat. Ich hatte gehofft du gibst mir mehr Zeit, murmelte sie mit dem Blick gen Himmel und spülte das klebrige Sekret mit einem weiteren Schluck hinunter.

Sie schloss die Augen, atmete tief durch und blickte dann in Richtung Kapelle, wohin Godfrey mit der Bäckerin verschwunden war. Aber die Steigung des Hügels machte ihr allein vom hinsehen Angst. Sie ließ sich also auf einer kleinen Bank ein wenig abseits nieder und wartete. Wartete auf die Wirkung des Opiums, auf die Rückkehr Godfreys und auf das Gefühl von Sicherheit, das sie wohl nie wieder verspüren würde.

R.F.
10.09.2010, 12:35
"Ich beschuldige niemanden, ich vermute lediglich. Außerdem, woher wollt ihr wissen, dass ich den Priester beschuldige? Bisher hab ich niemandem irgendetwas von meinen Vermutungen berichtet. Für mich sind wir alle gleichschuldig, aus diesem Grunde bemühe ich mich, nicht voreilig zu handeln. Was meine Befürchtungen angeht, so solltet ihr wissen, dass die Werwölfe sich bisher größtenteils mit Menschen begnügt haben, welche ursprünglich von außerhalb des Dorfes kamen. Vor einiger Zeit hatte ich diese Vermutung bereits unserem ehemaligen Hauptmann erläutert, doch hatte dieser, was im Nachhinein logisch ist, keinerlei Interesse gezeigt. Nun aber zu Ewald: mit seinem Tod wurde nun seine ganze Königslinie vernichtet, zwar hatte er sich schon seit einiger Zeit hierher zurückgezogen, dennoch war es bisher ruhig was dies anging. Jetzt, da er tot ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis in unseren Landen ein solches Chaos herrst, dass der normale Bürger kein friedliches Leben mehr führen kann. Irgendjemand muss diese Kreaturen kontrollieren, vielleicht ist er selbst auch ein Auswärtiger, auf jeden Fall hat er es bisher geschafft, unerkannt zu bleiben. Das lässt natürlich sofort neue Fragen aufkommen.", Roland bemerkte, dass er sich selbst mit dieser Aussage einige neue Fragen, auf die er eine Antwort finden musste, gestellt hatte und war deshalb in Gedanken versunken, auf der Suche nach einer Antwort.

Lynx
10.09.2010, 13:34
Die Bäckerin umschloss das Kreuz fest mit ihrer Hand und drückte diese an ihre Brust. Dabei fühlte sie, wie ihr Herzschlag sich allmählich beruhigte, der verrückt gespielt hatte bei der Gefahr, das Amulett zu verlieren.
Natürlich hatte sie es absichtlich getan, wahrscheinlich hatte sie sogar gehofft, er würde es ihr wegnehmen, damit sie fühlte, wie sehr er sie verabscheute, und zu hoffen aufhörte, es würde sich noch etwas daran ändern.

Diese Reaktion hatte sie allerdings nicht erwartet, und sie wusste nicht wohin mit den neuen Gedanken, die sie durchströmten. "Ich hatte angenommen, es wäre Euch leicht gefallen, mein Todesurteil herbeizuführen." ,sagte sie deshalb laut und sah den Hexenjäger beinahe entschuldigend an, während sie das Amulett wieder umlegte. Dann kniete sie sich vor den kleinen Altar - den Speer hatte sie schon am Eingang abgelegt - und schloss die Augen.

Nach einem stillen Gebet, in dem sie versuchte, Gram und Enttäuschung hinter sich zu lassen, und das ihre Seele beruhigte, blieb sie in dieser Position, als sie sagte: "Ich werde mich nicht länger fragen, warum Ihr nicht einmal leise Zweifel hegt, ob Ihr richtig liegt. Eure Gründe kenne ich, und nun weiß ich auch, dass Ihr sie bestimmt sorgfältig durchdacht habt."
Sie wusste gar nicht, ob Godfrey sie etwas weiter hinten überhaupt hörte, da nicht einmal ein Murren von ihm kam.
"Die Gedanken einer einfach Bäckerin mögen mit Euren nicht vergleichbar sein, und doch..." Nun wurde ihre Stimme immer leiser, bis nur mehr ein leises Flüstern blieb, "Die Wölfe haben nur die Stummen geholt. Vielleicht, weil die Gefahr, erwischt zu werden, geringer war. Nun haben sie allerdings damit aufgehört, die Unauffälligen zu fressen, und Ewald, der uns eine große Hilfe war, wurde ihr Opfer. Ich frage mich..." Völlig unbewusst hatte sie aufgehört, mit Godfrey zu sprechen und richtete die Worte nun vielmehr an sich selbst. Der Hexenjäger, der wohl nicht viel verstehen konnte, dachte vielleicht, sie wäre immer noch in dem Gebet versunken.

Ohne die Gedanken weiter zu spinnen, bekreuzigte sie sich und erhob sich langsam. Ohne den Speer, den sie nun gewohnt war, in der Rechten zu tragen, fühlte sie sich ein wenig, als würde sie haltlos über den Boden schweben. So holte sie sich ihre Waffe, und als sie mit dem Hexenjäger wieder vor der Kapelle stand, sah sie etwas wehmütig zum Dörfchen hinab, das durch Bäume und deren dichte Blätterdächer abgeschirmt war.
"Sollte ich heute zum Sterben verurteilt werden..." ,richtete sie sich mit leiser Stimme an Godfrey, "...werdet Ihr dann derjenige sein, der mir den Todesstoß versetzt?"

Daen vom Clan
10.09.2010, 14:00
Godfrey blickte der stillen Bäckerin nach, als sie zum Gebet schritt und es wunderte ihn nicht, warum diese Frau so beliebt im Dorfe war und warum man ihre Gesellschaft suchte und sich nach ihrer Nähe sehnte.
Er selbst konnte nicht umhin, sie zu bewundern.
Auf seinen Reisen wurde er oft Zeuge von unwürdigen Spektakeln und aus dem tiefen Brunnen seiner Seele geschöpft war er froh, dass sie ihn nicht anflehte, sie zu verschonen oder mit ihren Tränen den letzten Funken Menschlichkeit in ihm erstickte.

Das Amulett war dort, wo es hingehörte, wo er es gerne sah, wo der Anblick der Erinnerung nicht ganz so schmerzte.

Er sah sie inbrünstig beten, ihr gewisperten Worte waren nicht zu verstehen und so senkte er selber sein Augenlid im im Stehen betend zu verharren.
Er betete für Kraft.
Und für den Mut, tun zu können, was notwendig war.
Und mehr denn je für Seelenfrieden und ein Ende seiner langen Reise.

Schließlich blickten sie beide mit sachtem Wehmut auf das Dorf hinab, sie standen länger schweigend nebeneinander als sie sich später erinnern sollten, die Gedankenfetzen zogen träge vorbei, es war ein vollkommener Moment der Stille und Herzen, die im Gleichtakt schlugen.
Es war die Ruhe vor dem Sturm, gekrönt von herbstlichem warmen Wind und leisem Vogelgezwitscher. Vielleicht der Letzte, bevor der Krieg schließlich ausbrechen würde und mit dem Tod eines Menschen enden sollte.

Schließlich war es Lilith, welche die Stille durchbrach und ihre Bitte ließ Godfrey nicht zögern.
Seine Stimme war von tief, geprägt von sanfter Zärtlichkeit: "Wenn es eines Tages so weit ist, Ja. Es wird sehr schnell gehen und du wirst keinen Wimpernschlag leiden müssen."

R.F.
10.09.2010, 15:38
Immernoch mit vielen Fragen im Kopf, verließ Roland den Platz und wanderte die Strecke entlang, die genau vor ihm lag. Von der Tageszeit her schien gerade der Wechsel von Mittag auf Nachmittag stattzufinden und trotzdem war es auf den Straßen beängstigend ruhig. In ein paar Tagen würde Düsterwald eine komplette Geisterstadt sein, zumindest, wenn weiterhin so viele Menschen sterben. Der Großteil der Überlebenden befand sich nun auf dem Dorfplatz, oder dessen Umgebung, gestern Nacht schienen wiedereinmal einige Leute geflohen zu sein, so dass sie mittlerweile nur noch knapp über 10 Leute hier sein dürften. Das schränkte die Suche zwar erheblich ein, aber es verkürzte das Zeitlimit, das sie hatten, um die Werwölfe zu finden.

Dann fiel Roland ein, dass es im Dorf jemanden gab, der sich, auf Grund seines Alters, aus all jenen Angelegenheiten, die das Dorf betraf, herausgehalten hatte. Es handelte sich um den alten Wilhelm, den Roland auf Grund dessen nicht wirklich zuordnen konnte. Er schien alt und gebrechlich, dennoch schaffte er es, jeden Tag am Marktplatz aufzutauchen und dort seine Stimme abzugeben. Überhaupt, bereits bevor die Überfälle angefangen hatten, wussten zwar alle, dass dieser Mann hier lebte, aber fast niemand hatte je mit ihm zu tun gehabt.

Diese Gedanken aber halfen Roland nicht wirklich weiter, aber zumindest half es ihm, die Schmerzen zu verdrängen, die sich auf Grund der Anstrengungen am heutigen Tag wieder verschlimmert hatten. Dabei hatte ihm der Arzt gestern Ruhe verordnet. Doch nicht nur er war in einem eher schlechteren Zustand. Dieser Andreas schien auch irgendwie gelitten zu haben. Vielleicht war es dieser Brand und die mit ihm resultierende merkwürdige Wolke, die aus Dirans Villa hervorquoll. Zumindest hatten sie Andreas ab dem Zeitpunkt an nicht mehr gesehen, zumindest bis jetzt.

Es machte alles keinen Sinn... Nun erinnerte Roland sich an die Worte, die die Hexenjäger heute auf dem Dorfplatz gesagt hatten. Gestern noch standen sie hinter dem Hauptmann und heute scheinen sie sich gegen diesen zu richten, was genau ging in ihnen nur vor sich... Lediglich der Abend konnte enthüllen, ob sie tatsächlich Recht behalten sollten, oder ob sie ihrem Wort folgen und sich selbst richten sollten, zumindest was Godfrey betraf.

Apropos Hexenjäger... Nicht nur Lilith wurde von diesen verdächtigt, sondern auch Avery, dieser Junge, der scheinbar die ganze Zeit über bei ihr war. Roland hatte eigendlich kaum mit ihm zu tun gehabt, aber auch so konnte er nicht sagen, was Avery vor den Überfällen eigendlich genau gemacht hatte. Er war sich lediglich sicher, dass er erst dann angefangen hat, sich mit Lilith herumzutreiben, als diese Unfälle begannen. Was Roland auch noch wusste, war, dass Avery nach dem Begräbnis, zu dem er gegangen war, wieder ins Dorf zurückkehrte, aber wieso? Laut den Hexenjägern hatte er auch letzte Nacht vor Liliths Haus versucht Wache zu halten, aber war das jetzt gut, oder schlecht?

Langsam bildete sich in Roland ein heftiger Frust, wusste er doch, dass er kurz vor dem Ziel war, aber trotzdem kam er nicht auf des Rätsels Lösung, wie man so schön sagt... Es gab noch mehr Leute hier im Dorf, da war z.B. dieser Bader, der eine gewisse Zeit einfach Spurlos verschwunden war, plötzlich auftauchte und seit dem bei jedem seiner Auftritte sehr verwirrt schien, fast, als wenn er irgendetwas verdrängen wollte, aber ständig wieder damit konfrontiert werden würde... Auf der anderen Seite schien er das Vertrauen der Hexenjäger zu haben, doch konnte man ihnen vertrauen? Tja, das würde man erst heute abend wissen, wenn der Nächste seinen Gang zum Galgen antreten würde. Wobei dieser gestern ja beim Tod von Lester durch das Feuer versengt wurde.

Roland erinnerte sich an den gestrigen Tag zurück. An die Mine, in der er den anderen geholfen hatte, das Silber zu bergen, an die Schlacht, die daran anknüpfte, in der er ohne Rücksicht auf sich selbst für das Dorf gekämpft hatte, obwohl er sicher sein konnte, dass einige von ihnen Werwölfe waren. Dabei waren Schlachten alles andere als das, worin er sein volles Potenzial zeigen konnte, lagen seine kämpferischen Fähigkeiten doch eher im Duell mit dem Degen. Trotzdem gelang es ihm, einen Teil zum Gesamtsieg beizutragen, auch wenn Roland durch die vielen Toten, von denen er auch einige verschuldet hatte, bereits erneut übel wurde. Mittlerweile war er sich aber klar geworden, dass es wenigstens einen Sinn hatte, da er somit mit Sicherheit die Leben einiger gerettet hatte, die vielleicht durch diese Söldner ums Leben gekommen wären.

Dann kam der Abend und mit ihm beinahe das Verhängnis Rolands. Angeschlagen durfte er feststellen, dass der Alphawolf, als derer sich Lester schlußendlich herausstellte, versucht hatte, die Bevölkerung, die Roland noch zuvor versucht hat, zu beschützen, gegen ihn aufzuwiegeln versuchte und der letztendlich sich selbst verraten hatte. Allzu viel der Umstände hatte Roland nicht mitbekommen, nur soviel, dass Lester sich ein eine Geliebte unter den Menschen angelacht hatte, welche auch noch diejenige der Händlerinnen war, welche zuvor durch eben jene Bestien ihre Schwester verlor. Nach Lesters Tod soll sie angeblich im Wald von den Hexenjägern hingerichtet worden sein, aber zumindest Roland konnten sie nichts in diesen Dingen vormachen, da er wusste, dass sie niemals wissendlich unschuldige Menschen töten würden. Das war ein Argument, was wenigstens dafür sprach, den Hexenjägern zu vertrauen.

Lesters Tod war wohl eine der bizarrsten Szenen überhaupt. Als Alphawolf hatte er mehr Macht als alle restlichen Werwölfe zusammen, doch anstatt zu fliehen, nahm er sein Schicksal an und nicht nur das, so schien er nun darauf aus zu sein, auch jetzt, nachdem er in der Hölle gelandet war, noch seinen Fäden zu ziehen. Der teufel selbst war gekommen, um Lesters Seele einzufordern und Lester hatte um sein Leben gefleht, er hatte sogar gesagt, dass er den Guten helfen wolle, doch gnadenlos hatte der Teufel zugeschlagen. Das einzige, was Lester hinterlassen hatte, war ein verbrannter unbenutzter Galgen, Brandspuren auf dem kompletten Dorf verteilt, seine Taverne, die nur so von giftigen Flüssigkeiten vollgestopft war und eine Lilith, die er zum neuen Hauptmann ernannt hatte. War das doch ein weiterer Hinweis?

Dann noch diese ominösen Zeichen, die scheinbar von einem Wesen ausgesendet werden, das selbst unter den lebenden weilte und unschuldig starb. Roland hatte das Zeichen gesehen, doch schien es ihm weniger eindeutig, dass damit Lilith gemeint war. Genauso gut konnte es auch Raphael sein, welcher selbst dem ehemaligen Hauptmann gefolgt war, auch, als dieser sich als Werwolf entpuppte. Doch als erfahrener Hexenjäger hätte Godfrey spüren müssen, wenn etwas mit der Kirche nicht stimmte. Wäre Raphael ein Werwolf, dann wäre diese bereits längst entweiht gewesen und die Hexenjäger hätten Raphael längst gerichtet. Nun gut, Roland würde Raphael noch eine letzte Chance geben, aber aus den Augen würde er ihn trotzdem nicht lassen.

Langsam schritt Roland die Straße entlang und blieb letztendlich bei der Ruine der Villa Dirans stehen. Dort hatte er vor ein paar Tagen einen geheimen Raum entdeckt und er konnte auch einige Schriften retten, bevor alles durch Isabella eingestürzt war. Diran hatte sich mit der Bekämpfung der Werwölfe auseinandergesetzt, schon bevor die Überfälle begonnen hätte. Doch aus Angst, wegen Ketzerein angeklagt zu werden, muss er es wohl geheimgehalten haben. Selbst als die Angriffe begannen und jeder wusste, dass es Werwölfe waren, schweigte er lieber, bis er letztlich genau aus diesem Grund verurteilt wurde, weshalb er wohl seine Forschungen mit ins Grab nehmen wollte. darauf folge eine Explosion, die wohl noch lange ihre Spuren hinterlassen sollte.

Ja, vor ein paar Tagen gab es hier viel mehr Menschen, aber nun waren sie fast alle verschwunden... Roland ließ die Ruine hinter sich und begab sich auf den Weg nach Hause. Was er dort suchte, wusste er nicht, aber er wusste wenigstens, dass es richtig war. Trotz, dass es immernoch nicht Nachmittag war, wurde die Sonne so durch den Hexenfelsen verborgen, dass man meinen könnte, es wäre bereits später Abend und es wäre das Abendrot. Nun stand Roland endlich vor seiner Haustür und kramte in den taschen seines Anzugs nach dem Schlüssel, den er aber nicht gleich fand. Es dauerte noch eine Weile, aber er schaffte es letztendlich den Schlüssel zu finden und seine Haustür aufzuschließen.

Drinnen setzte Roland sich an seinen Tisch, auf dem noch immer die Pläne Dirans lagen und dachte nach, dass ihn viele der Menschen im Dorf bis zum ersten Überfall als nutzlosen Schnorrer gehalten hatten. Alles was Roland bisher gemacht hatte, war von Arbeitgeber zu Arbeitgeber zu rennen, um für eine weitere Woche genug Geld zum Überleben zu haben. Sein Geld war nun fast aufgebraucht, aber einen Arbeitgeber würde er in nächster Zeit bestimmt nicht mehr finden. So blieb ihm nichts anderes, als die Jagt nach diesen Bestien.

Rolands Blick fiel auf den Degen, der an einer Ecke des Hauses lehnte. Das Silber, das er benutzt hatte, um die Waffe zu reparieren, schimmerte im fahlen Sonnelicht und blendete Roland leicht. Er stand auf, nehm die Waffe, nahm seinen Hut ab und setzte sich wieder hin. Daraufhin legte er beide Dinge auf den Tisch und es wurde ihm ganz schwer ums Herz. "Freunde, wenn ihr doch noch leben würdet..."

Als er beides auf den Tisch gelegen hatte, kam der Zettel, den Roland vor vielen Jahren in den Hut eingenäht hatte zum Vorschein. Auf ihm stand ein Schwur, den Roland damals seinen Freunden gegeben hatte, einer, den er unbedingt einlösen musste und dem kein Werwolf in die Quere kommen durfte, jeder, der es wagte, würde sein Leben lassen. Roland würde das alles überleben und seinen Schwur erfüllen, seine Freunde sollen nicht umsonst gestorben sein. Er würde seine Kraft wiedererlangen und sie jagen, koste es, was es wolle!

Zwar konnten seine Wunden nicht schneller heilen, trotzdem erfüllten die Erinnerungen an seine Freunde Roland wieder mit Kraft und Entschlossenheit. All seine Schmerzen waren wie weggeblasen und so machte er sich wieder auf, dieses Mal nahm er auch seinen Degen mit, denn wenn noch etwas anstünde, würde er auf jeden Fall dabei sein, egal wie anstrengen es auch werden würde, egal wie viele Feinde es zu besiegen galt.

Entschlossen kehrte Roland zum Dorfplatz zurück.

Daen vom Clan
10.09.2010, 17:20
Godfrey hatte die von Stille geprägte Zeit mit Lilith sehr genossen, zumal es ihm schmerzlich klar war, das jeder Moment mit jeder Person im Dorf durch diesen Krieg sehr wertvoll wurde, da Niemand sicher schien.

Schließlich aber verabschiedete er sich mit ernstem Blick in den Augen und er verneigte sich tief, ehe er wieder zum Dorfplatz stieß, wo er seine beiden Gefährten zu suchen, zu finden und zu unterstützen gedachte.

Viviane
10.09.2010, 21:55
Isabella war auf die euphorisierende Wirkung der Pflanze vorbereitet gewesen. Jetzt nur nicht überstürzen - auch wenn die Schmerzen weg sind musst du dich schonen. Sie schlug die Augen auf und betrachtete aufmerksam Roland, der mit einem silbern glänzenden Degen in der Hand den Dorfplatz betrat und ihr Blick schweifte dann bald zu einem kleinen Punkt, der sich von der Kirche aus dem Platz näherte. Alleine.

Avery war nirgends zu sehen... sie machte sich Sorgen um den Knirps. Aber wenn er nicht hier war würden sie ihn auch nicht hängen können. Sie grinste vergnügt ob dieser Einsicht und irgendetwas in ihr fragte sich leise ob diese Lösung nicht zu einfach war.

"Ach was!", seufzte sie leise und vergnügt und erhob sich umsichtig und ohne Schmerzen von der Bank. Sie hatte vor ein bisschen Leben in das melancholisch gewordene Dorf zu bringen - wenn es schon kein anderer Tat. Und sie brauchte Zeit um sich mit Nicolo und Godfrey zu beratschlagen. Je mehr desto besser.

"Hört zu, Bewohner Düsterwalds! Da die meisten von euch den Umgang mit dem Speer vorzüglich erlernt und am gestrigen Tage auch angewandt haben würde ich vorschlagen das die geschicktesten von euch versuchen aus dem Silber das wir errungen haben Speerspitzen anzufertigen. Alles was an Verschnitt übrig bleibt könnt ihr zu Kugeln gießen, etwa so groß.", sie zog eine der Kugeln aus ihrem Munitionsvorrat heraus und ließ sie herumgehen.

"Dann brauchen wir noch ein paar, die sich um die Versorgung kümmer, jetzt da die Bäckerin unter Verdacht steht. Und wir bleiben dabei und verteilen für heute Abend wieder Patrouillien - glaubt mir, wir sind näher am Sieg als je zuvor, zwei Pelzträger mussten ihr Leben schon lassen, und die Zeichen die auf den dritten deuten sind eindeutig zu lesen. Lasst euch nicht entmutigen, sondern kämpft weiter und bleibt stark, wie zuvor!"

Einige Personen, darunter ein paar Frauen aus dem Dorf und einige kräftigere Männer, murmelten zustimmend lösten sich aus dem Grüppchen und liefen in Richtung Schmiede und Bäckerei. Eine kräftiger gebaute Bauersfrau namens Blanca rief "Sollnse doch mein letztes Schwein zum schlachten haben. Wenn wir morgen nicht mehr aufwachen essen wir wenigstens vorher noch ordentlich!" und aus einer anderen Ecke versprach ein junger Kerl nach ein paar trinkbaren Weinflaschen zu suchen, die in Lesters Schänke verborgen waren.

Isabella lächelte zufrieden, als wieder Bewegung in die Dorfbewohner kam. "Nun zu dir, Gelehrter. Was hälst du davon wenn wir uns mit Godfrey zurückziehen und unsere Gedanken miteinander teilen? Bisher ist zu viel passiert als das wir jetzt einfach kopflos drauflosrennen sollten - jedenfalls was die weiteren Schritte angeht würde ich gerne eure Meinungen hören."

Der Gelehrte nickte zustimmend und erkundigte sich nach ihrem Befinden. "Es ist gut. Das Atmen fällt mir ein wenig schwer, aber wir haben wichtigeres zu tun als uns um meine Wehwehchen zu kümmern."

Neben ihnen hatte Callan anscheinend aufmerksam gelauscht. Seine Hände waren blutbefleckt, nachdem er sich um Andreas gekümmert hatte und sein Gesicht von nachdenklichen Falten durchzogen. "Werte Dame, ich weiß nicht wie ihr es schafft eure Schmerzen so stillschweigend zu erdulden, aber ich würde es doch sehr befürworten wenn ihr wenigstens heute Abend noch ein Bad in Rotkleesud nehmen würdet - eure Lungen sind sehr angeschlagen, ihr wisst wahrscheinlich auch um die Prellungen und Abschürfungen die wahrlich noch eine Woche zum ausheilen brauchen werden. Würdet ihr, während ich dafür sorge das Andreas die Nacht übersteht, bitte zurück zu eurer Lagerstatt kehren?"

"Eine gute Idee Callan. Und wir werden der Dame Geleit anbieten, während ihr euch um Andreas kümmert, in Ordnung?

Plötzlich stand Godfrey hinter Isa und Nicolo, was aber allerdings nur sie zu erschrecken schien. Aber nur für den ersten Moment, dann legte sie in einem freudigen Überschwang ihre Hand auf seine Schulter und strahlte ihn an. "Ihr seid zurück Godfrey. Isch hoffe sehr ihr seid auch bereit ein paar Augenblicke zu opfern? Es gibt viel zu bereden."

Die schmunzelnde Isa und den nachdenklich aussehenden Nicolo im Schlepptau schritt Godfrey dann voran zum Badehaus.

Callan drehte sich noch einmal kurz um und rief ihnen hinterher "Vergesst nicht diesesmal die Tür abzuriegeln!"


Auf Nicolos Gesicht war ein breites Grinsen zu sehen, Isabella wurde ein wenig rot auf den Wangen und Godfrey nun er wusste das ihn nichts überraschen konnte, wenn er mit den beiden unterwegs war.

Auf ihrem Weg kam ihnen der Junge entgegen, der Lesters Keller untersuchen wollte und auf seinem Gesicht konnten sie reichlich Verwirrung ablesen. "Meine Herren Hexenjäger? Also... ich habe zwar einen kleinen Vorrat an Weinflaschen gefunden, aber sie scheinen aus Frankreich zu stammen und sehr staubig zu sein. Ich hab hier einen ähm Château Pétrus von 1455 und einen Château Lafite Rothschild von ähm 1476 - meint ihr das ist trinkbar? Man weiß ja nicht was Lester in seinem Keller gelagert hat."

Nicolos Augen leuchteten und er nahm dem Jungen beide Flaschen ab. "'eid unbesorgt junger 'ann - wir werden uns zu einer 'ostprobe überwinden müssen bevor sisch andere opfern."

Der Junge sah glücklich aus und die drei Jäger liefen zielstrebig weiter. "Uns überwinden müssen?", murmelte Godfrey schmunzelnd. "Bevor sich andere opfern?", wiederholte Isa.

Dann prusteten die drei los und beeilten sich ins Badehaus zu kommen.

relxi
10.09.2010, 22:03
Raphael hat schon seit heute morgen darauf gewartet, endlich Silber für Waffen nutzen zu dürfen. Er fing an, Rohes vom Lager aus zur Schmiede zu tragen und daraus weitere handliche Barren zu gießen. Die Fertigen teilt er in mehrere Stapel auf und versucht herauszufinden, aus wievielen davon Kugeln werden könnten. Einen für Verbesserungen vorgesehenen Barren nutzt er für Kampfstab und Speer aus seiner Sammlung.

Lynx
10.09.2010, 22:29
Godfrey traute Lilith offenbar nicht zu, dass sie fliehen würde, und ihr wäre auch nie in den Sinn gekommen einfach in den Wald zu laufen, aber auch der Freitod war eine Form der Flucht. Er hatte sie alleine gelassen, doch sie verspürte nicht den Drang, etwas Überstürztes zu unternehmen, das ihr den Weg in die Hölle garantiert hätte. Vielleicht war sie doch stärker, als sie immer angenommen hatte.

Die Bäckerin nutzte die Versammlung am Dorfplatz, um noch einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, nur begleitet vom rötlichen Schimmer der Abendsonne, die sich langsam dem Horizont näherte. Melancholische Gedanken und Erinnerungen durchfluteten sie, als sie den schmalen Pfad zum Friedhof beschritt und sich vor dem frischen Grab, das dem Mädchen gehörte, das Avery und sie begraben hatten, bekreuzigte. Ihr Ziel war aber ein anderes, so ging sie zügigen Schrittes weiter, zur letzten Ruhestätte ihres Großvaters. Das Holzkästchen war immer noch da, fast in dem Zustand, in dem sie es hier gelassen hatte. Sie nahm die Flöte heraus und setzte sie an ihre Lippen, und ihr schien, als würde es ihr zum ersten Mal überhaupt gelingen, einen schönen Ton zu spielen. Vielleicht machte es nicht viel Unterschied, da sie keine Melodie konnte, aber ihr Herz tat vor Freude einen Sprung. “Hast du das gehört?” ,flüsterte sie fröhlich gen Himmel, und legte das Instrument zurück in die Schatulle. Ohne ein weiteres Wort grub sie eine kleine Vertiefung in die Erde des Grabes und legte das Kästchen sanft hinein. “Ich hätte sie dir schon längst zurück geben müssen.” Sie vergrub die Flöte, dann schloss sie die Augen, und stellte sich vor, dass ihr Großvater nun, da er diesen Schatz zurück hatte, noch einmal für sie spielte.
“Der Mond geht auf, der Abendwind weht” ,sang sie vor sich hin, doch sie wollte den Text nicht zu Ende singen. Er entsprach der Realität mehr denn je, und gerade deshalb konnte sie die Worte nicht aussprechen. Sie wollte dankbar sein für alles, was ihr im Leben geschenkt worden war, und nicht den Gram zurück kehren lassen.
So machte sie sich nun endlich auf den Weg zum Dorfplatz, endlich bereit, dem Schicksal entgegen zu treten.

Die Menge hatte sich deutlich gelichtet, bis auf ein paar Vereinzelte waren alle anderen verschwunden. Lilith sprach niemanden an, sondern schritt direkt auf die Tafel zu, auf denen ihr Name so anklagend geschrieben stand. Ihre Zeichenkünste hielten sich in Grenzen, und ihre Nervosität war nicht unbedingt förderlich, gerade, saubere Linien zu malen. Ohne jegliche Schreibfähigkeit blieb ihr jedoch nichts anderes übrig, als ihre Anklage bildlich darzustellen.
Dass dies kaum jemand mitbekam, machte nichts, so konnte sie sich immerhin darauf konzentrieren, das Objekt erkennbar zu machen.

R.F.
11.09.2010, 01:11
Trotz Motivation flog Roland sowohl aus der Schmiede, als auch aus der Bäckerei. Mit halboffenen Wunden wollte ihn niemand dort helfen lassen. Aus diesem Grund musste Roland sich damit begnügen, ziellos im Dorf umherzuirren und wie es der Zufall so will, kam er letztlich am Marktplatz an.

Dort sah er, wie Lilith gerade etas an die Tafel am Schulhaus malte. Anscheinend hatte sich niemand die Mühe gemacht, einen neuen Wahlzettel auszuhängen, weshalb Lilith nun Probleme bekam, warum auch immer. "Ist es schon wieder Zeit dafür?" Rolands Wahl stand heute zumindest schon fest, doch wollte er noch warten, bis noch etwas Zeit vergangen war.

Daen vom Clan
11.09.2010, 01:29
Godfrey schloss die Tür des Badehauses und er atmete tief durch.
Eigentlich hasste er dieses Haus der Sünde, gestand er sich ein.
Es war heiß, stickig, es roch nach kranken Menschen und... er legte seine Pistole mit einem lauten Klicken auf den Tisch - es gab nur wenig Platz zu kämpfen.

Trotzdem war er sichtlich froh, den Tag hinter sich lassen zu können, die Dorfbewohner und ihren Zank. Er war sichtlich froh, dass er nicht der Hauptmann war, sein Pflichtgefühl hätte ihn längst zerrissen.

Und er war sehr glücklich, endlich reine Worte ohne Maske mit seinen Kameraden sprechen zu können, keine Diplomatie mehr, keine Winkelzüge, sondern reine Überlebensstrategie von Jägern und der Plan, wie die Bestien aus dem Dorf zu prügeln seien.

Viviane
11.09.2010, 09:38
Kaum waren die drei Gefährten im Badehaus angekommen brach aus Isa ein "oh ist das schön endlich einmal wieder seine Ruhe zu haben! Dieses Dorf, all diese Menschen, Söldner, Höhlenbären und der Leibhaftige selbst - das ist zuviel für weniger als eine Woche ohne das wir eine Hexe erwischt hätten. Aber einen Wolf haben wir ja immerhin schon."

Sie humpelte eifrig an dem in sich gekehrten Godfrey vorbei, Nicolo ging schnurstracks auf das Kräuterregal zu und sammelte, mit den beiden Weinflaschen im Arm, Kräuter für das Bad heraus. Das war auch gut so, denn auf den vergilbten Tiegeln und Fläschchen waren die lateinischen Namen geschrieben - Isa hätte ihr ganzes Leben damit verbracht nach "Rotklee" zu suchen.

Doch die schöne Hexenjägerin hatte grade ganz andere Dinge zu tun - versonnen und mit einem wohligen Lächen beobachtete die den Sonnenuntergang - einmal in der klaren, einfachen Glasscheibe die neben dem Kräuterregal einen Blick nach draussen gewährte, dann wieder mit einem leichten Kopfrucken nach rechts durch die bunte Butzenglalsscheibe. Sie kicherte leise vor sich hin.

Godfrey betrachtete sie mit einem Stirnrunzeln - eine Lagebesprechung sah für ihn anders aus. Weniger unterhaltsam, dafür mit dem nötigen Ernst der ihrer lebensbedrohlichen Situation gerecht wurde. Er legte vorsichtig das Holz vor die Türinnenseite um sie zu blockieren, dann fachte er den Ofen an und richtete Isabellas Lagerstatt.

Nicolo hatte inzwischen die Kräuter in einem Kessel erhitzt und die Weinflaschen geöffnet, als es klopfte. Der Gelehrte öffnete die Tür, während Godfrey dahinter mit geladener Waffe stand - es war die dicke Bauersfrau und die hatte Essen mitgebracht. "Wir dachten das wir ein wenig aus dem Vorratshaus entbehren können - sie sind alle selbst gemacht." Damit verbeugte sie sich und drückte Nicolo einen Korb in die Hand. Darin verbargen sich Würste, ein schönes Stück gut abgehangener Schinken, sahnige Butter und ein recht kleiner aber gut gebackener Brotlaib.
"Hab dank für deine Gaben, Frau. Wir sind dankbar in solch harten Zeiten solche Gastfreundschaft erleben zu dürfen."

Sie verabschiedeten sich, legten wieder den Riegel vor und Nico machte das Badewasser fertig. Isa saß weiterhin munter und glücklich auf dem Zuberrand, Godfrey versuchte so gut es ging in dem kleinen Haus Abstand zu halten um nachzudenken. "Ich würde vorschlagen wir tragen alle nocheinmal unsere Gedanken vor.", murmelte er,"ich les dir zuerst einmal Nicolos Brief vor, Isabella, mit dem ich übrigends so gut wie in allen Punkten übereinstimme." Er räusperte sich und begann die wichtigsten Punkte herauszustellen:

"Ich rechne weiterhin mit ungefähr 7 Wölfen, die meisten Dorfbewohner werden heute Nacht vermutlich das Dorf verlassen sodass wir nicht mehr als 14 sein sollten.

Zuviel wissen wir über diese Wölfe. Lesters Nachfolgerin wird vermutlich auch zu ihnen gehören, denn warum sollte er einen Menschen zu seinem Nachfolger gemacht haben.

Zusätzlich zur Bäckerin halte ich mit großer Wahrscheinlichkeit Raphael und Avery für Wölfe. Avery wird zu sehr von ihnen in Schutz genommen und auch Raphael versuchte gezielt die Aufmerksamkeit von Lester zu lenken.

Vertrauen kann ich, außer Godfre und Isabella, noch Roland, denn dieser wurde immer das Ziel der Wölfe.

Laurenz wird kein Wolf sein. Er wollte Lester schon vor dem heutigen Tage einmal töten. Auch meine Kameradin Isabella hat dies getan womit ich mir sicher sein kann, dass sie auf meiner Seite ist.

Andreas versuchte sich sehr auffällig nicht verdächtig zu machen.Zur Zeit ist er verschwunden, doch er wird sicher wiederkommen.

Wilhelm und Ewald sind vermutlich auch keine Wölfe. Sie haben sehr ehrlich Lester angeklagt.
Übrig bleiben noch Callan und Winfried. Ich habe keine Idee was mit ihnen ist, aber wenn noch Wölfe da sind, wird mindestens einer von ihnen wohl dazugehören."

Als er geendet hatte setzte sich hinter den Paravan, zog den Fresskorb zu sich und schnitt das Brot in breite Scheiben. Nicolo hatte Isa noch Handtücher und Seife bereitgelegt und huschte zu Godfrey hinter die Trennwand. "Was 'älst du von dem ganzen, Isa? Meinst du wir 'aben uns irgendwo geirrt?"

Leicht gedämpft dran ihre weiche, warme Stimme zu ihnen hinüber. "Bei der Anzahl bin ich mir ebenso unsicher wie ihr – ich denke aber das wir es mit weniger Wölfen zu tun haben und daher umso umsichtiger agieren sollten um keinen Unschuldigen zu treffen.

Was Lilith angeht deutet ihr die Zeichen die uns Konrad geschickt hat – ich gebe aber nochmal zu bedenken das B auch für Blauschopf oder Bader stehen könnte. Eure weiteren Vermutungen sind teils vollkommen nachvollziehbar, teils erschreckend, sogar für jemanden wie mich der schon einiges gesehen hat.

Raphael ist ohne Zweifel verdächtig, Avery... bei ihm habe ich eigentlich ein gutes Gefühl. Er scheint aus guten Absichten zu handeln, vielleicht sogar nur aus Liebe zu einer Frau die er bewundert – ich weiß nicht ob irgendetwas daran verkehrt sein soll. Aber ihr habt recht, falls sie ein Wolf ist ist er wohl auch einer..."

Sie seufzte als ihr der Junge wieder einfiel. Er tat ihr so Leid. Während sie geredet hatte versuchte sie aus ihrer Kleidung zu schlüpfen – aber es gelang ihr gerade mal so bei ihrer Hose. Die Bluse wehrte sich, die Knöpfe des Mieders schienen unüberwindlich zu sein. Noch ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle.

„Alles in Ordnung da drüben?“ „'u solltest langsam anfangen zu 'aden, sonst wird das Wasser kalt.“

„Ja, ich würde ja gerne... aber irgendetwas hat sie da wohl verhakt und ich bekomm die Schließen meines Mieders nicht auf. Würdet ihr mir schnell helfen?“

Ein panischer Blick flog von Nicolo zu Godfrey und vom Krieger zum Gelehrten. „Ihr macht das“, klang es leise aus beiden Mündern und dann debattierten sie kurz „Ich bin ein Gelehrter der Bücher, nicht des Körpers.“ „Schießpulver und Butter an den Händen – ich würde nur ihre Kleidung ruinieren.“

Dann sagten beide gleichzeitig "Ihr wisst was für ein Sukkubus sie ist, ich habe meinen Ruf zu verliern!" blickten sich schräg an und dann stellten sich die beiden Männer zu allem entschlossen neben dem Ofen hin, wie zum Duell und spielten das Kinderspiel „Wer zuerst blinzelt verliert“.

Eigentlich wäre Godfrey mit seinem starren Blick prädestiniert dafür zu gewinnen, aber schicksalshafterweise flog in eben jenem Moment ein kleiner Funken vor seinem Auge vorbei und er verlor. Brummend griff er sich mit seinen Pranken zwei Brote und ein Glas mit Wein und ging um den Raumtrenner herum.

Isabella hatte ihre Beine mit einem Handtuch bedeckt und lächelte ihn ungewohnt verlegen an, wärend hinter ihr das Wasser dampfend einen süßen und entspannenden Geruch von sich gab der auch dem Jäger das atmen erleichterte. Er stellte das Essen neben die Waffen, die auf dem Tisch lagen und näherte sich vorsichtig der lächelnden Schönheit. In ihrem Blick konnte er keine versteckten Emotionen finden, keine Hinterlist, trotzdem fühlte er sich alles andere als Wohl in seiner Haut als seine Hand sich ihrem Oberkörper näherte.

Nicolo erwiederte schmatzend etwas auf Isabellas Äußerungen und lobte das blumige Bouquet des Weines, aber Godfrey und Isabella hörten es nur schemenhaft. Sie wurde mädchenhaft rot und wandte den Blick ab, murmelte "Verzeiht die Umstände, Lehrmeister. Vielleicht hätte ich einfach hier ruhen sollen bis ihr wiederkommt." und Godfrey war still, doch hätte sie ihm in diesem Moment in die Augen gesehen hätte sie darin lesen können wie sehr er sie dafür bewunderte das sie sich aufgerafft hatte.

Die Schließen öffneten sich leicht und vorsichtig entkleidete der Hüne die schlanke Frau, die immernoch nur mit dem Rücken zu ihm saß. Er war gerade daran sein Herz wieder zu verschließen als er sie leise flüstern hörte "Danke Godfrey. Das ihr heute Nacht hier wart. Ich habe eure Stimmen gehört und es war als hätte ich endlich eine Last von mir geworfen die mein ganzes Leben lang auf mir lag. Wisst ihr, ich wollte euch schon lange etwas sagen...", damit drehte sie sich um und blickte ihm ins Gesicht.

Hätte Nicolo die beiden in dem Moment gesehen hätte er das Knistern in der Luft wohl bemerkt, die Gänsehaut die beide durchfuhr und das Leuchten in ihren Augen als sie in denen des anderen etwas lasen das nur in der Sprache der tiefsten Zuneigung darin geschrieben stand.

Isabella legte vorsichtig die Hand auf die Wange des Einäugigen und streichelte sie vorsichtig. "Als ich sagte das ihr mehr als ein Vater für mich seid hieß das nicht nur das ich in euch meinen Lehrer sehe. Vielmehr weiß ich seit ihr euer Amulett der Bäckerin geschenkt habt auch um das Laster des Neides und der Eifersucht. Und es wäre doch nur eine logische Folge wenn das hieße... also wenn ich in euch...", sie verstummte und sah den Jäger vor sich an der unglücklich zu sein schien in der Lage in der sie sich befanden.

Rasch entledigte sie sich der Verbände, wobei er ihr wieder half und in Gedanken versunken wie er war bemerkte der Krieger auch nicht das die Frau die vor ihm stand, so gut wie unverwundet war. Sie hatte nicht vor ihn darauf aufmerksam zu machen und glitt vorsichtig ins heiße Wasser, wo sie erstmal tief durchatmete.

Nico hatte anscheinend fertig gegessen und hob wieder an die Strategie zu erläutern. Hier und da ergänzte Isabella seine Überlegungen und fügte ein paar Gedanken hinzu.

Roland war unschuldig, da war sich Isabella auch sicher. Laurenz verhielt sich ihrzufolge zwar komisch aber er war ein Krieger im Herzen und sicherlich auch unschuldig. Wilhelm schien auch ihr unbedenklich, aber er war jemand den sie nicht aus den Augen lassen würde.

Was mit Andreas passiert war würde der kommende Tag zeigen wenn er wieder sprechen konnte. Bis dahin würden sie nur Mutmaßen können.

Callan war anders als Avery in ihren Augen zwar nicht verdächtig aber der Bader schien ein Geheimnis zu haben.

Ab und zu warfen sie und Godfrey sich einen warmen aber schüchternen Blick zu. Sie hatte gemerkt das er befangen war und würde ihn zu nichts zwingen was ihn in Ungnade bringen könnte. Auch wenn sie oft schon davon geträumt hatte die weichen, vollmundigen Lippen dieses Mannes zu küssen scheute sie nun davor zurück. Aber seine warmen Hände, die über ihren Rücken striffen wie scheue Vogelschwingen brachten sie zum träumen.

Als sie mit der Diskussion am Ende waren hob Isabella noch einmal die Stimme.
"Keiner von uns ist ein unbeschriebenes Blatt, nicht wahr Godfrey, Nicolo? Auch ich nicht. Meine Geschichte ist schnell erzählt, aber es wäre sinnlos sie zu hören wenn wir den nächsten Tag nicht erleben. Darum bitt ich euch Freunde seid auf der Hut und genießt diese Tage und betet mit mir das wir heil aus diesem Schlamassel entkommen. Dann werde ich euch erzählen weshalb ich mich entschlossen habe zu leben", sie streichelte über eine verheilte Narbe,"und weshalb ich mich entschlossen habe Leben zu nehmen. Ihr habt mir gestern Nacht treu zur Seite gestanden, wie ich es nicht erwartet hätte nach Lesters Anschuldigung. Ich hatte heute sogar damit gerechnet das ihr mich hängen wollt."

Sie schwieg und blickte nur Godfrey aus tiefen, nachdenklichen Augen an. Er legte seine Hand auf ihre Schulter, Haut an Haut, und sagte: "Wahrlich zu leben und nicht einfach nur zu überleben, das ist eine Kunst die nur wenige beherrschen. Ihr habt euch gut geschlagen heute, Hexenjägerin."

Und dann schwiegen sie einvernehmlich und schauten auf den Sonnenuntergang, tranken Wein und aßen von dem köstlichen Mahl.

Ranarion
11.09.2010, 13:51
"Seit gestern Nacht hat sich noch ein wenig geändert. Bei Laurenz bin sich mir immer unsicherer. Isch weiß nischt, ob es Unwissen'eit ist, dass er Godfrey und mich ständig 'interfragt und das Thema auf andere Dinge lenken will oder ob er dies gezielt macht. Wir sollten ihn auf jeden Fall im Auge be'alten.
Avery macht sisch auch immer verdächtiger. Auch 'ier vermag isch nicht genau zu sagen ob es die Verzweiflung ist, dass wir seine wahre Identität erkannt 'aben, die ihn treibt oder es einfach nur die Unerfahren'eit eines kleinen Jungen ist, der sich mit den falschen Leuten abgegeben 'at."
Nicolo machte eine kleine Pause um einen Schluck Wein zu trinken. Er seufzte: "Es ist wahr'aftig nicht leicht seine neu gewonnenen Kameraden anzuklagen, doch uns bleibt keine andere Wahl. Wichtig ist, dass wir zusammen'alten. Je mehr Leute angeklagt werden, desto größer ist der Einfluss der Wölfe auf die Entscheidung."
Er stellte sein Glas wieder ab und ging zu Isabella: "Isch weiß, dass ihr ein guter Mensch seid und ihr schon einige Zeit mit uns auf der Jagd nach Un'eiligem seid. Doch trotz unseres gemeinsamen Zieles 'atten wir Godfrey, du, der arme Konrad und isch nie viel was uns verband. Wir waren nie mehr als Kampfgefährten. Auch 'eute verlange isch nicht mehr von euch als uns im Kampf beizuste'en. Können wir auf euch zählen, Isabella?"

Daen vom Clan
11.09.2010, 14:07
"Ja, Not und Elend schenkt uns die ungewöhnlichsten Kampfgefährten.", ließ Godfrey leise vernehmen, der - ganz der Anführer - in der Mitte der drei Platz genommen hatte, noch immer aber respektvoll Abstand wahrte und trotzdem sichtlich aufgewühlt war.

Die letzten Tage waren nicht leicht gewesen, aber sie waren nicht anders wie die meisten Aufgaben, die er im Laufe der letzten 3 Jahrzehnte übernommen hatte, er konnte - wenn es notwendig war - mit dem Hass einer ganzen Nation leben, solange er nur seine Gefährten neben sich wusste, die von Gott genauso geliebt wurden wie er.

Doch es war eben auch eine Gefährtin, die sein Weltbild wanken ließ, sein selbst auferlegtes Gelübde zum schwanken brachte und den warmen Hauch lange vergessener Gefühle durch sein verödetetes Herz wehen ließ.

Wie gerne hätte er ihr von damals erzählt, von einem jungen Mann, der im Namen der Liebe Schreckliches getan hatte und den Weg zurückfand ins Licht und der sich selbst das Herz herausgerissen hatte, um Jäger zu werden.
Wie gerne hätte er die Zärtlichkeiten erwidert und auf das dünne Stimmchen vertraut, welches ihn anleiten wollte, sich in die Hände dieser Frau zu begeben, um sich nach all den Jahren wieder lebendig zu fühlen.
Wie nur hätte er je von dem Fluch erzählen können, Unglück über die zu bringen, die ihn liebten...?

Und so war er stumm geblieben und nur sein Auge hatten zuvor verraten, wie sehr er sich nach ihr sehnte.

"Laurenz hat vor allen Dingen ein Problem mit Authoritäten. Es liegt diesen Freigeistern im Blut und ist ihnen ein lästiger Zwang, alles Gesagte zu hinterfragen. Dies entlastet ihn aber nicht, wir sollten ihn weiter beobachten, auch wenn ich persönlich an seine Unschuld glaube."

Er nahm einen Bissen vom Brot, welches leicht mit Butter bestrichen war und kaute nachdenklich.

"Avery ist in meinen Augen weit oben auf der Liste der Verdächtigen einzuordnen - aber nur, wenn die Frau Hauptmann sich als Feind herausstellen sollte. Viel hängt auch von seiner Wahl heute Abend ab. Er wäre vollkommen töricht, würde er nicht die Zeichen unseres geliebten Freundes Konrad anerkennen, zusammen mit der Tatsache, dass die Wölfe die Frau Hauptmann heute Nacht nicht angerührt haben und dass sie mit 'Winfried dem Wolf' liiert war. Das macht sie nicht schuldig, in Summe aber ohne Frage zur absoluten Hauptverdächtigen.
Wir können nur hoffen und beten, dass das Dorf dieselben Schlüsse zieht - wir sind nach wie vor in der Defensive und unser Überleben hängt auch maßgeblich von den heute getroffenen Entscheidungen ab."

Viviane
11.09.2010, 16:46
Isabella hatte sich nach dem erholsamen Bad in eine der Decken eingehüllt und saß mit den beiden Jägern auf einem Stuhl am Tisch, nahe dem warmen Ofen. Ihre Wunden strömten eine eigenartige Kühle aus, die sie Frösteln ließ. Auch schien sich in ihrem Kopf ein Lied zu festigen, das sie nahe Konrads Grab gehört hatte... dieses Schlaflied das sie hier in Deutschland sangen. Bedächtig biss sie in ein Butterbrot und hörte den beiden zu. Godfreys Blick wich sie aber weiterhin aus, sie begutachtete nur seine rauhen Hände, seinen wettergegerbten Hut, den weichen Mantel mit größter Aufmerksamkeit.

Sie versuchte sich umzusetzen als ein heftiger Schmerz ihr durch die linke Seite fuhr und sie das Brot fallen ließ. In diesem Moment setzte auch ihr Verstand wieder ein und sie wusste warum sie auf einmal so traurig und melancholisch geworden war - das Opium ließ langsam mit seiner Wirkung nach.

Sie setzte sich so bequem wie möglich hin, versuchte sich nicht den Schmerz ansehen zu lassen, wischte ihre Finger bedächtig an einem Taschentuch ab und legte die Hände zuerst Nicolo und dann Godfrey auf die Hand."Natürlich stehe ich euch in diesem Kampf bei, meine Freunde. Wie in jedem anderen bisherigen Kampf, werde auch ich meine Rolle zu spielen wissen und vor allem versuchen die Dörfler von unserer guten Sache zu überzeugen. Sie sind sehr argwöhnisch, weshalb ich auch vorschlagen würde das wir bald wieder zum Dorfplatz zurückkehren und beim schmieden helfen. Wir müssen uns so viel wie möglich sehen lassen auch grade bei der Patrouillie heute nacht. Ich denke ich helfe den Frauen mit dem Proviant, wirklich sicher auf den Beinen fühle ich mich noch nicht. Aber ich werde mit euch gehen uns mit meiner Stimme ebenfalls Lilith anklagen. Wir werden einen Weg finden diese Bestien zu vertreiben - wir müssen."

Eine halbe Stunde vorher müsste sie eine weitere Kapsel nehmen um brauchbar zu sein... sie war sich aber noch nicht sicher ob sie dieses Wagnis eingehen sollte. Falls es zum Kampf kam würde sie die Samen vielleicht noch brauchen. Sie schob es also auf einen späteren Zeitpunkt und trank noch einen tiefen Schluck Wein, der ihren Gaumen mit Nuancen von Karamell und Himbeere verwöhnte und ihr ein leises Seufzen entlockte.

Lynx
11.09.2010, 17:05
Alle Anwesenden starrten verwirrt auf das runde Etwas, das nun auf der Tafel war, und Lilith lächelte verlegen. Die Hexenjäger waren immer noch nicht da, aber die würden ihr wohl sowieso kein Gehört schenken.

“Dies ist die Stimme, die ich für heute abgebe..." begann sie mit so fester Stimme wie möglich. "Das soll ein Zuber sein. Ich habe schon vor ein paar Tagen Callan angeklagt, weil er oft um uns herumgeschlichen ist, ohne etwas zum Geschehen beizutragen. Ich hatte das Gefühl, es würde sich bessern, doch er vergräbt sich in seinen eigenen Gedanken und scheint selten seine Meinung zu vertreten.” Sie seufzte und hatte kurz Angst, jemand würde das Wort an sich reißen und sie nicht aussprechen lassen, aber nichts dergleichen geschah. “Die Wölfe haben bisher immer die Zurückgezogenen geholt, vermutlich weil es leichter, unauffälliger war. Dies war die erste Nacht, da sie einen fleißigen, wohl integrierten Mitbürger ermordet haben, und ich frage mich, warum sie so entschieden haben. Ich denke, dass es nun keinen Unschuldigen mehr gibt, der in sich gekehrt vor sich hin lebt, weshalb der Rest unserer stillen Bürger zu Verdächtigen wird. Dass ich von ihnen Callan am meisten misstraue, liegt einzig und alleine an dem Zeichen, das die Hexenjäger empfangen haben. Nicht nur ich kann mit einem “B” verbunden werden.”

Die Mienen der Zuschauer waren unergründlich, und offenbar wusste auch niemand so recht, was er dazu sagen sollte.
Lilith sefuzte und sah betreten zu Boden. "Ich weiß, hier steht mein Wort gegen das der Hexenjäger, und man kann ihnen nicht verdenken, warum sie auf mich kommen. Aber ich sage es noch einmal: Wie dumm würden die Wölfe sein, wenn sie mich in der Nacht getötet hätten? Dass mein Überleben das Misstrauen schüren würde, konnten sie sich denken... und nun konzentriert sich das Volk ganz auf mich, während die wahren Wölfe weiter im Hintergrund operieren können. Vor Lester haben wir keinen einzigen Wolf erwischt... denkt ihr wirklich, sie brauchen die starke Stimme des Hauptmanns auf ihrer Seite? Sie wussten, der neue Hauptmann würde zum Tode verurteilt werden, wenn er lange genug überlebt... und so erledigt ihr für sie die Arbeit, während sie sich zurücklehnen können, um mit einem versteckten Grinsen dabei zuzusehen."

Der Bäckerin fiel es schwer, ihnen zu erklären, was in ihren Ohren so logisch klang. Doch hier ging es nicht nur um ihr Leben, sondern um das ganze Dorf, also musste sie dies nun durchstehen, egal wie es enden würde.

Don Cuan
11.09.2010, 17:14
Der Tag neigte sich bereits langsam dem Ende zu, ohne dass heute großartig etwas passiert zu sein schien. Nachdem die Hexenjäger am Morgen noch so fanatisch darin waren, die Bäckerin anzuklagen, glänzten sie jetzt seit Stunden nur noch mit Abwesenheit. Und auch sie hatte sich keinesfalls so verhalten, wie es sich eines Hauptmanns geziemen würde. Fühlte sie sich dem Tod schon so nahe, oder war sie schlichtweg überfordert von alledem? Bis vor kurzem führte sie noch ein ruhiges Leben, doch jetzt stirbt ihr ein Vertrauter weg – Werwolf oder nicht – die Hexenjäger wenden sich gegen sie… und sie soll in alledem noch klare Entscheidungen treffen?
Die Leute kamen zum Dorfplatz und gingen wieder. Kaum einer wechselte mit dem anderen Wort, die meisten schienen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Eine bedrohliche Stille lag in der Luft.
Laurenz sprach zu sich, sehr wohl darauf achtend, dass die um ihn befindlichen Dörfler gut hören konnten, was er zu sagen hatte.
"Wenn die Hexenjäger mit ihren Vermutungen Unrecht haben sollten – Und bei Gott, ich hoffe, dass dem nicht so ist –", Laurenz verachtete diese Art von Floskeln, die nur zu gerne verwendet wurden, um Verantwortung weg von sich und hin zu irgendeiner göttlichen Vorhersehung abzulenken; doch hierzulande schien dies ein gängiger Brauch zu sein "…wenn es also so wäre, würden sie bald ihren eigenen Kopf in die Waagschale legen müssen.
Liliths Anklage… sie macht einfach keinen Sinn. Die Frau verteidigt sich nicht, noch kommt ihr jemand wirklich zur Rettung. Wenn sie einer der Wölfe sein sollte, müsste ihnen doch am Erhalt des Rudels liegen. Zumal sie mit Lesters Tod keinen zu befürchten haben, der sie hintergehen würde.
Dieser Priester, Raphael… er ist wohl die komischste Gestalt. Die Argumente der Jäger sprachen eigentlich immer gegen ihn, doch wollen sie keine Anklage gegen ihn erheben. Sicher scheint nur, dass Roland und er sich auf den Tod nicht ausstehen können. Wenn einer der beiden unschuldig ist, ist der andere fast mit Sicherheit einer der Wölfe. Doch nur, weil Raphael sich so gerne hinter der Bibel versteckt, scheinen die Hexenjäger ihn außen vor zu lassen.
Der Bader Callan… ich glaube, ich habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen, abgesehen von den Malen, dass er seine Stimme abgegeben hat. Aber die Hexenjäger ersuchen seine Dienste häufiger als irgendein anderer im Dorf.
Vielleicht nur, um Schutz zu suchen… Doch da wäre noch die Möglichkeit, dass die Hexenjäger selbst unterwandert wurden… Godfrey, Isabella, vielleicht auch Nicolo… es scheint schwer, dies zu beweisen, doch wer wäre ein geeigneteres Ziel? War es diese Zwietracht, die Lester bei den Hexenjäger zu entfachen hoffte, bis er dann doch unerwartet Lilith als Nachfolgerin bestimmt hat, und nicht Godfrey?
Blind, wie ihr Eifer sie macht, würden sie einen Verräter in den eigenen Reihen erst erkennen, wenn er ihnen die Kehle durchbohrt. "
Doch insgeheim wusste Laurenz, bei wem er heute seinen Strich machen würde…

Kael
11.09.2010, 18:11
Avery wollte nichts mehr von irgendwelchen potenziellen Werwölfen hören und verließ den Dorfplatz. er war gerade auf dem Weg Richtung Haus, als ihm plötzlich schlagartig etwas einfiel. wo war William eigentlich? Dieser alte senile Knacker, der tagsüber kein Wort von sich gibt und nachts vielleicht.....Avery schüttelte den Kopf und schloss die tür seiner Hütte auf. Er musste jetzt einmal noch ordentlich über die Sache nachdenken.

Warum ließ der Geist ihnen eine so mehrdeutige Nachricht zukommen? Für was stand das "B" nun? Bader......Bibel.......Bäckerin......der Geist hatte ja nun wirklich keinen Grund sie zu täuschen. Vielleicht war die Bäckerin ja einfach nur das Offensichtlichste? "Verflucht!", dachte er sich und hämmerte die Faust in den Boden. "Was soll ich bloß tun?" Er hämmerte mit der Faust immernoch wie irre auf dem Boden herum. "Bitte.........so verrate mir doch einer, was ich tun kann, um diesem Alptraum ein Ende zu bereiten!!!" Er krümmte sich vor Schmerz. Lilith war zweifelsohne die, mit der er im Dorf am meisten zu tun hatte. Doch nun sollte sie ein Werwolf sein......Avery konnte es gar nicht fassen. Sie war so nett zu ihm, so unscheinbar, immer freundlich drauf, doch nun......... "Nein.", dachte er sich, "das ist doch absurd. Die Hexenjäger wollen das Dorf ausrotten, so läuft es." Doch im innersten wusste er, dass er nicht Recht hatte. Er war totunglücklich. Lilith, die einzige, die sich bisher um ihn gekümmert hatte, sollte gehängt werden. Doch dieser Hexenjäger hatte ihn genauso im Visier. Was sollte er also tun?

Avery ging wieder aus dem Haus heraus, immernoch Tränen in den Augen. Betrübt schlurfte er wieder zum Dorfplatz zurück, um dort auch seine Stimme nun abzugeben. Sein Gesicht war nass und feucht und er konnte sich wirklich nicht zusammenraffen, die Tränen flossen ihm quasi aus den Augen. "Lilith.", sprach er, "du bist wirklich eine großartige Frau gewesen. Selbst als potenzielle Werwolfsdame warst du immer nett, freundlich, zuvorkommend, wenn auch etwas schusselig, doch hat dich ein jeder in diesem Dorf bewundert. Ich dachte am Anfang wirklich, das sei echt. Doch anscheinend war es nichts weiter als Fassade. Ich bin dir wirklich dankbar für die Eerfahrungen, die du mir mit auf den Weg gegeben hast, doch würde ich doch gerne dein wahres gesicht sehen, Lilith." Er senkte den Kopf. "nun, wenn ihr mich nun entschuldigen würdet....", meinte er, doch vorher brach er zusammen. "Ich halt das nicht aus!!!!", schrie er und rannte heulend wieder zu seiner Hütte.

Gendrek
11.09.2010, 18:25
Innerlich zuckte er zusammen...Lilith...
"Ich...bin enttäuscht von euch Lilith, auch, weil ich erst jetzt von euch erfahre, dass ihr es wart die mich angeklagt hat."
Er schluckte, rang mit den Worten.
"Ihr wollt, dass ich meine Meinung vertrete? Wunderbar...dann lautet meine Meinung für heute, das ihr Lilith, ein Wolf seid. Natürlich...das ist jetzt wahrscheinlich nicht meine eigenen Meinung, nicht wahr? Andere haben euch bereits angeklagt, wäre euch wohl lieber wenn ich mir irgendjemanden aus dem Dorf rauspicke und ohne jegliche Grundlage seinen Kopf fordere."
Er schweifte mit seinem Blick, schaute die Anwesenden an.
"Wenn ich, wie Lilith es sagt wirklich zu den Wölfen gehöre...wieso habe ich meine Rasierklingen für die Speere bereitgestellt? Wieso habe ich mich dazu bereit erklärt mich um die Verwundeten zu kümmern? Wieso habe ich alles versucht um Isabella zu retten? Weil...ich kein Wolf bin, wenn es so wäre, hätte würde ich nicht versuchen unsere Leben zu retten...ich hoffe ihr habt das bedacht als ihr eure Anschuldigung ausgesprochen habt.

Lynx
11.09.2010, 18:41
Lilith sah dem Jungen besorgt hinterher und schluckte schwer, damit sie die Tränen, die sie aufsteigen fühlte, zurück halten konnte. Sie war hin und hergerissen, es verletzte sie, dass er ihr nicht vertrauen konnte und nicht daran glaubte, dass sie ihm ihr wahres Ich gezeigt hatte. Doch es tat ihr auch leid, dass er nur wegen ihr in so eine Lage gekommen war.

Als Avery in seiner Hütte verschwunden war, wandte sie sich an Callan, der sich vor ihr aufgebaut hatte. "Wahrlich, Ihr habt bisher gute Dienste geleistet, doch das tat Lester genauso. Wir alle haben etwas für dieses Dorf getan, doch hat das nichts mit den Taten zu tun, die des Nachts geschehen!" Sie wurde bei diesen Worten etwas lauter, denn sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie alle gemeinsam gekämpft, und Zusammenhalt sie geprägt hatte.
Sie wandte sich von dem Bader ab und starrte auf die Tafel, die sich mit ihrem Namen zu füllen schien. Bald würde es so weit sein, und die Bäckerin sah sich besorgt um. Die Hexenjäger mussten jeden Moment auftauchen, um ihre Arbeit zu verrichten...

R.F.
11.09.2010, 19:03
Es war schon einige Zeit vergangen und langsam aber sicher waren fast alle Stimmen eingegangen. Nun war Roland an der Reihe, seine Stimme abzugeben. "Bisher konnten wir den Hexenjägern immer trauen. Sie haben sich dafür eingesetzt, dass wir der Werwolfplage Herr werden können. Es geht soweit, dass sie für die Entscheidung, Lilith zu hängen, ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben. Ich bin bereit, ihnen zu trauen und wähle ebenfalls Lilith Löwenstein."

Liferipper
11.09.2010, 19:21
Andreas wand sich hin und her. Neuer Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und aus seinem Mund erklangen vereinzelte Wortfetzen, die aber für die Umstehenden nicht der geringsten Sinn ergaben.

Andreas befand sich in einem Alptraum, und obwohl ihm das die ganze Zeit über bewusst war, hatte er nicht den geringesten Einfluss auf das Geschehen. Die Ereignisse der vergangenen Tage vermischten sich zu einer schrecklichen Vision.

Erneut näherte sich Andreas dem brennenden Haus des Alchemisten. Und erneut kam eine seltsam gefärbte Wolke auf ihn zu. Doch statt ihn einzuhüllen, nahm die Wolke plötzlich eine menschliche Form an. Andreas meinte, Isabellas Gestalt zu erkennen. Fast wie ein wirklicher Mensch trat die Wolke auf ihn zu. Dann neigte sich ihr Kopf nach vorne, und die Stelle, an der sich bei einem Menschen die Liffen befunden hätten, pressten sich auf Andreas' Mund. Doch da es sich bei seinem gegenüber um eine Wolke handelte, begann der Rauch seinen Mund zu füllen, so dass ihm das Atmen immer schwerer fiel. Er meinte zu ersticken. Und auf einmal wurde es um ihn herum dunkel. Der Wolkengeist war verschwunden, doch er konnte immer noch nicht atmen. Statt des Rauchs füllte nun Wasser seinen Mund. Er versuchte zu schreien, doch nur einige vereinzelte Luftblasen entrangen sich seinem Mund. Dann begann die Welt zu schwanken. Andreas verstand nicht, was passierte, doch plötzlich wurde es um ihn herum hell, und das Wassert verschwand. Erleichtert begann er keuchend wieder zu atmen. Doch was war passiert? Er blickte sich um und sah... eine riesige Version seiner selbst, die neben ihm auf dem Boden lag. Diese Szene kannte er. Das war heute morgen gewesen, als er es endlich geschafft hatte, sich aus dem Bett zu quälen. Aus irgendeinem Grund war er geschrumpft und in seiner eigenen Wasserschüssel gelandet, die sein größeres Ich an diesem Morgen zerbrochen hatte. Doch aus seiner neuen Perspektive fiel ihm etwas auf. Die Form einer der Scherben erinnerte ihn an etwas. Er versuchte, darauf zu kaommen, an was. Ein Felsen... Ja, die Scherbe hatte die Form des Hexenfelsens, zu dem er die Hexenjäger neulich hatte bringen sollen. Noch während ihm dieser Gedanke kam, wurde die Scherbe immer größer und zog Andreas auf sich zu. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Doch plötzlich wurde es um ihn herum erneut dunkel, und als seine Sicht einen Moment später zurückkehrte, befand er sich auf dem echten Hexenfelsen. Die Welt wurde von der Abenddämmerung in rotes Licht getaucht. Obwohl es zum Dorf eigentlich ein ganzes Stück war, konnte er alles so deutlich erkennen, als ob er dort stünde, und nicht hier. Doch was er sah, lies ihm das Blut in den Adern gefrieren. Leichen, überall Leichen. Sämtliche Dorfbewohner, die er gekannt hatte, und noch viele mehr, mit denen er nie zu tun gehabt hatte, lagen, zum Teil in so kleine Fetzen, dass man nichtmalmehr erkennen konnte, zu wem sie gehört hatten, auf dem Boden des Dorfes verstreut. Doch dann gewahrte er an einer Stelle Gestalten, die nicht tot am Boden lagen, sondern aufrecht standen. Sein ungewöhnlich scharfer Blick lies ihn ohne Probleme erkennen, um wen es sich handelte. Obwohl die bescheuerten Hüte selbst ohne seine verstärkte Sicht wohl ein deutlicher Hinweis gewesen wären. Es handelte sich um die drei Hexenjäger. Die drei standen offensichtlich gut gelaunt inmitten des ganzen Gemetzels und blickten sich lachend um. Doch plötzlich richtete sich der Blick des Anführers auf Andreas. Offensichtlich konnte er Andreas ebensogut erkennen, wie dieser umgekehrt ihn, denn sein Mund verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. Andreas war unfähig, seinen Blick abzuwenden. Und das Gesicht schien immer mehr seines Sichtfeldes einzunehmen, und es wurde größer und größer. Plötzlich begann das einzelne Auge des Hexenjägers zu funkeln, und wurde dann komplett weiß. Dann verwandelte es sich plötzlich zu einer weißen Kugel, und Andreas erkannte, dass er nichtmehr in das gesicht des Jägers blickte, sondern erneut auf das Dorf, obwohl es nun mitten in der Nacht war. Auch die Jäger waren noch da, doch das einzige, was sie noch als diese auswies, waren ihre Hüte, denn ihre Körper hatten sich in die von behaarten Bestien verwandelt, deren Kopf über rotglühende Augen und eine lange Schnauze, aus der der Sabber tropfte, verfügten. Wie auf ein Signal hin begannen sie auf einmal alle auf ihn zuzustürmen. Und obwohl sie eigentlich viel zu weit dazu entfernt waren, hatten sie ihn in Sekundenschnelle erreicht und begannen, ihn in Fetzen zu reißen.

Mit einem Schrei fuhr Andreas hoch.

"Hexenjäger... Anführer (Godfrey/Daen)... Monster..." stammelte er, ehe er wieder zurücksank und alles um ihn herum erneut in Schwärze versank.

Kael
11.09.2010, 20:10
Avery lag bei ihm in der Hütte heulend auf dem Bett. "Was habe ich bloß getan?", schniefte er. "Wieso ausgerechnet sie?" Er dachte daran, was passieren würde, sollte Lilith kein Werwolf sein. Sie alle hätten dann das "B" völlig falsch interpretiert......und dieser verdammte Hexenjäger-Anführer, der das ganze dorf hypnotisierte, würde sein Leben lassen, dafür sorgte er. Sein Blick verhärtete sich. Dieser verdammte Godfrey mit seinem Nicolo. Die würden was erleben, sollten sie heute nicht Recht haben.
Er kramte entschlossen in dem Kram in der Kiste, den ihm seine Eltern hinterlassen hatten. Ein seltsam geformtes Schwert war auch dabei. Und außerdem hatte er ja immernoch dieses tolle Buch in seinem Keller. Ja. Durch diese beiden Gegenstände würde er dem Hexenheini das leben schwer machen, sollte Lilith kein Werwolf sein. Avery legte das Schwert in die Kiste zurück und verschloss die Kiste. Dann fasste er einen Entschluss. Er war schließlich ein Mann und konnte nicht seine eigene Entscheidung infrage stellen. Also verließ er wieder das Haus und schritt gradewegs auf den Dorfplatz zu und die Ungewissheit, was mit Lilith in wenigen Augenblicken passieren würde, mit ihm.
Als er dort angekommen war, sah er sie schon. Die Schönheit des Dorfes, der Ex-Hauptmann quasi schon, die Meisterin ihres Handwerks, von der er einiges gelernt hatte. Er konnte sie kaum ansehen. Und er wollte wieder weglaufen. Doch er blieb stehen, erinnerte sich an sein Versprechen ihm gegenüber und wartete auf die Exekuter.

Ranarion
11.09.2010, 20:32
Nicolo war sichtlich erleichtert über das was Isabella sagte. Er wusste, dass er ihren Worten trauen könnte.
"Nun, wenn wir 'ier fertig sind sollten wir wieder zu den anderen ge'en. Wir können die Dorfbewohner nischt in so einer Situation alleine lassen. Schafft ihr das Isabella?"

Viviane
11.09.2010, 20:38
Leichter Schwindel war über sie gekommen, aber sie biss die Zähne zusammen und erhob sich schweigend, nickte Nicolo noch einmal mit entschlossener Miene zu und stütze sich wieder auf ihrer Behelfskrücke ab, diesesmal aber ohne die Schiene anzulegen.

"Machen wir uns auf den Weg. Ich bin gespannt wie sich die übrigen Bewohner entschieden haben."

Lynx
11.09.2010, 21:49
Die Sonne war schon fast am Horizont verschwunden, als aus der Entfernung drei schemenhafte Gestalten hervortraten. Es war sowieso ausgeschlossen, dass jemand noch seine Stimme änderte oder sie errettete, doch als Lilith die Hexenjäger kommen sah, realisierte sie erst wahrhaftig, was nun auf sie zukommen würde. Allerdings war es kein so fürchterliches Gefühl wie erwartet.
Vielmehr breitete sich eine wohlige Wärme im Inneren der Bäckerin aus, als sie sah wie Isabella tapfer versuchte, sich keine Schmerzen anmerken zu lassen, und die beiden Männer zu ihrer Linken und Rechten unaufhörlich besorgt zu ihr linsten. Sich so um einen anderen zu sorgen hatte Lilith nie richtig kennen gelernt, aber es war schön zu sehen, dass es so etwas in diesem Dorf noch geben konnte - Vertrauen und Einigkeit. Dies waren auch die einzigen Dinge, die diesen Ort noch retten konnten, die Werte die den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage, zwischen Tod und Leben machen würden.

Seufzend wandte Lilith sich von den Hexenjägern ab, die gerade in hörbare Nähe gekommen waren, und sagte laut: "Möchte sonst noch jemand etwas zur aktuellen Lage sagen? Denn wenn nicht, ist die Wahl wohl entschieden."

Don Cuan
11.09.2010, 22:28
Nachdem die meisten Dorfbewohner sich gegen ihre Anführerin gewandt hatten, war es auch für Laurenz an der Zeit, seine Stimme abzugeben.
"Es scheint keinen Unterschied mehr zu machen, doch meine Entscheidung stand bereits fest. Auch ich muss gegen Euch stimmen, Lilith. Ich weiß nicht, ob ich den Hexenjägern Vertrauen schenken kann, doch als Anführerin kann ich das Euch ebenso wenig. Unter Eurer Führung ist nicht damit zu rechnen, dass das Dorf zu den Entscheidungen kommt, die wir zum Überwinden dieser Krise brauchen.
Dass Ihr dafür den Tod finden sollt, ist grausam, doch es scheint keine Alternative zu geben. Immerhin, Ihr scheint dem Tod gefasst ins Auge zu blicken. Ihr seid unter der Hülle doch eine stärkere Frau, als Ihr es nach außen zeigt. Ich… ich kann euch nicht mehr anbieten, als der Hinrichtung als Beistand beizuwohnen. Wenn der erste Treffer sein Ziel verfehlen sollte, kann ich Euch ein schmerzloses Ende gewähren."
Die Hexenjäger nährten sich dem Dorfplatz. Es könnte nicht mehr lange hin sein, bis dass das Schicksal der Bäckerin besiegelt werden würde.
"Doch wisset, wenn Ihr heute zu Unrecht beschuldigt wurdet, dass Euren falschen Anklägern das gleiche Schicksal blühen wird!
…aber ich fürchte, dass die Aussicht auf späte Vergeltung euch keine Genugtuung verschaffen wird. Deshalb sollen meine letzten Worte auch sein: Ruhet in Frieden. Auf, dass das Blutvergießen ein schnelles Ende finden wird."

Layana
11.09.2010, 22:58
Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Baumwipfeln und ein kühler Wind pfiff durch das kleine Dorf. Die Dunkelheit machte sich über Düsterwald bereit.

Die meisten Dorfbewohner waren auf dem Dorfplatz versammelt, einige von Ihnen hatten Fackeln mitgebracht, um auch ohne Tageslicht noch das Geschehen verfolgen zu können.

Mit einer großen Mehrheit hat man die erst am Vorabend frisch ernannte Hauptmännin und Dorfbäckerin Lilith Löwenstein angeklagt. Über sie soll noch an diesem Abend gerichtet werden.

Der Dorfbewohner Sebastian Mewing hat indes für sich selbst entschlossen für immer von Düsterwald Abschied zu nehmen.

Lynx
11.09.2010, 23:53
Die Entscheidung war gefallen, und obwohl sie lange versucht hatte, dem Tode zu entrinnen, war es nun nicht so schlimm, dem Schicksal ins Auge zu sehen. Zum ersten Mal seit Tagen schienen Lilith Füße leichtfüßig über den Boden zu schweben, als sie zur Tafel ging und den Stimmzettel ein letztes Mal betrachtete. Wahrscheinlich, weil es in diesem Moment nichts mehr gab, worüber man sich Gedanken machen brauchte... Sie war nicht mehr blind, nun war der Weg, der vor der Bäckerin lag nicht mehr dunkel, sondern hell erleuchtet, unausweichlich und endgültig. Auch wenn hier und jetzt alles enden würde, es war besser als die ewigen Sorgen, die nagenden Zweifel und die verzehrende Sehnsucht nach einem besseren Leben.
Warum hatte sie sich überhaupt gewehrt? Nach Lesters und Winfrieds Tod musste sie einsehen, dass es keine Rettung gab... dass es so etwas wie einen Treueschwur für sie in diesem Dorf nicht geben konnte, und ihre zarten, unsichtbaren Bande des Vertrauens dazu verdammt waren, getrennt zu werden.

“Eine recht eindeutige Entscheidung.” ,sagte sie leise, aber ohne jeglichen Gram in der Stimme. “Dann ist es nun also so weit.” Sie suchte Godfreys Blick, und der Hexenjäger nickte ihr zu, als Zeichen, dass auch er bereit war, seine Pflicht zu erfüllen. “Ich möchte mich nur noch verabschieden.”
Die Dorfbewohner ließen sie gewähren, als sie ihre Schritte auf Avery lenkte. Sie wusste, dass er nach allem, was er gehört hatte, wütend und enttäuscht sein musste, aber schließlich war dies das letzte Mal, dass sie den kleinen Kerl sehen würde...
“Avery...” ,sagte Lilith sanft, mit einem fast mütterlichen Lächeln auf den Lippen. “Du hast mich immer wieder zum Lachen gebracht, und hast auf mich geachtet, ohne dass du mich richtig gekannt hast. Das... hat mich immer sehr glücklich gemacht. Und es tut mir leid, dass du wegen mir nun so zu kämpfen hast.” Sie widerstand dem Drang, ihm den Kopf zu tätscheln, da sie ihm nicht zu nahe treten wollte. “Ich möchte, dass du meinen Speer bekommst. Er ist etwas Besonderes, er ist anders als die anderen. Selbst mich, die schwach und hilfslos war, hat er beschützt, und da du so tapfer gekämpft hast, sollst du von nun an diese Waffe tragen. Natürlich nur... wenn du willst!” Sie lachte verlegen und hätte den Jungen zum Abschied am liebsten gedrückt, doch noch war sie gefasst genug, diesem Gefühl nicht nachzugeben. Statt dessen drückte sie ihm den Speer in die Hand, und für einen kurzen Moment, als ihre Finger sich sachte berührten, spürte sie wie er zitterte. “Alles wird gut.” ,flüsterte sie ihm zu, strich ein letztes Mal über das kleine, eingeschnitzte Kreuz auf der Waffe und wandte sich dann ab, um zu Isabella zu gehen.

Die Miene der Hexenjägerin war steinern, aber Lilith ließ sich dadurch nicht davon abbringen, einen kleinen Knicks vor ihr zu machen. “Auch wenn Ihr es nicht immer zeigt, kümmert Ihr Euch sehr um Eure Mitmenschen, und diese kümmern sich ebenso um Euch. Dank Euch habe ich einen unbeschwerten Abend verlebt, und Euch dort ein wenig kennen gelernt. Bitte, Isabella, sorgt weiter so gut für Eure Kameraden, aber auch für dieses Dorf... als neuer Hauptmann.” ,sagte die Bäckerin. “Was in dieser Position auch auf Euch zukommen mag, ich weiß dass Ihr mit all dem umgehen könnt, anders als ich. Ihr habt Unterstützung, auf die Ihr vertrauen könnt.” Dies war das einzige, das Lilith für sie hatte, und es war wahrscheinlich eher eine Bürde, als etwas Gutes.

Schließlich ging sie zögerlichen Schrittes auf Godfrey zu. Sie wollte kein Mitleid oder ihm die Sache unnötig schwer machen, aber sie konnte sich der plötzlich auftauchenden Tränen nicht erwehren. Obwohl ihre Wangen nun unaufhörlich benässt wurden, lag unter dem Schleier des Abschiedsschmerzes ein ehrliches, warmes und strahlendes Lächeln.
Kurz zögerte die Bäckerin, da sie nicht wusste, wie sie jemals in Worte fassen sollte, was in ihr vorging, doch sie musste nun über ihren Schatten springen, da es schließlich die letzte Gelegenheit war.
“Ihr... wisst gar nicht, wie viel es mir bedeutet, euch kennen gelernt haben zu dürfen. Ihr habt mir Kraft, Hoffnung und Stärke verliehen, und nur durch Euch habe ich es geschafft, endlich richtig zu leben anzufangen. Deshalb seid Ihr für mich ein großer Held, ein Retter. Und ich habe... immer, jeden Tag und jede Nacht, gewusst, dass Ihr einen Weg finden würdet, das Dorf und mich zu retten.” Sie hatte die ganze Zeit auf einen Fleck auf seinem Mantel gestarrt, aber nun waren ihre Tränen vorübergehend getrocknet, so dass sie ihn ernsthaft ansehen konnte, um ihm zu zeigen, dass sie tief aus ihrem Herzen sprach: “Ich hatte gehofft, dass meine Rettung nicht aus meinem Tode besteht. Doch jetzt weiß ich, dass es nicht anders sein soll.... denn wenn Ihr dies als den richtigen Weg anseht, dann ist es wahrlich meine einzige Erlösung.”

Nun war sie bereit. Eine kühle Abendbrise strich ihr sanft durch das Haar, als würde der Wind sie trösten wollen, doch dies war gar nicht mehr nötig. Das, was sie zu Godfrey gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, es gab keine andere Möglichkeit... und nun gab es auch keinen Grund mehr, darüber zu trauern. Jetzt, da sie sich fast alles von der Seele geredet hatte, war es gar ein höchst lächerliche Gedanke, der ihr in den Sinn kam. “Schade, dass ich in letzter Zeit nie Appetit auf mein eigenes Brot hatte, ich hätte gerne noch einmal die letzte gute Sache gekostet, die ich mit meinen Händen gemacht habe.” Die Bäckerin lachte wehmütig, und nun war sie von den Dorfbewohnern umringt, während Godfrey seine Pistole lud. Sie nutzte die angespannte Stille, um ein letztes Mal zu den Dorfbewohnern zu sprechen: “Ich war immer eine von euch, und habe nach reinem Gewissen und Herzen gehandelt... zumindest bis es Nacht wurde. Sobald die Sonne unter gegangen war, trat mein düsterer Begleiter aus den Schatten, bereit, all das zu vernichten, was ich zu lieben gelernt habe. Mit meinem Tod stirbt auch er, und dafür danke ich euch.” Nun schloss die Bäckerin die Augen, und eine letzte Träne, aber diesmal eine der Erleichterung, tropfte kaum merklich auf den Boden. “Schließt mit mir die Augen. Ich werde nicht mehr hier sein, wenn ihr sie öffnet, aber an meiner Stelle wird ein toter Werwolf am Boden liegen.” Dann nickte sie Godfrey zu, damit er sie endlich erlösen konnte.

Daen vom Clan
12.09.2010, 04:37
Der alte Hexenjäger hatte sich den gesamten Tag vor diesem Moment gefürchtet, trotzdem war er erschienen, breitschultrig und ernst, so feierlich wie still und leise.

Er spürte, dass jedwedes gemurmelt oder gewispert Wort die Heiligkeit der Situation entweiht hätte und die atemlosen und ergriffenen Dorfbewohner schienen mit ihm gemeinsam zu spüren, wie die Bäckerin Lilith ihr Herz, in dem sie alle schon Platz gefunden hatten, ein letztes Mal öffnete.

Und ihre Worte berührten ihn tief, ihn, den Mann, der Stärke und Mut mehr als alles andere zu schätzen wusste. So wie es einst an ihm gewesen sein mochte, ihr Mut zuzusprechen, mit Worten zu entfachen, was vorher nicht wahr, so gestand er sich ein, dass ihre Furchtlosigkeit ihm nun die Kraft gab zu tun, was getan werden musste und tiefe Dankbarkeit erfüllte ihn.

Als sie seinen Blick suchte, war er lange schon in ein Gebet versunken und mit Inbrunst flehte er Gott an, die Erzengel ihre Seele mit in das Licht zu nehmen und sie dort zu läutern, sie reinzuwaschen und sollten hundert Jahre der Hölle für seine Seele der Preis dafür sein, er hätte ihn gezahlt.

Schließlich waren alle Worte gesagt und jede Träne vergossen, der Abend senkte sich still über das Dorf, als Godfrey auf die Frau schritt und mit ihr zusammen kniete, ihre Hände zärtlich umfasste und mit ihr kurz betete.
Dann erhob er sich, die Pistole lag in seiner Hand, weich schmiegte sich das Leder um den Griff, den Abzug.
Godfrey wisperte leise, das Gesicht eine Maske aus Schmerz: "Ruhe in Frieden, denn du bist Mensch, nicht Monster."
Dann schloß er sein verbliebenes Auge.




Draußen, im Wald stiegen die Dohlen krächzend auf, als ein einzelner, lauter Schuss durch die Nacht hallte.

Viviane
12.09.2010, 10:44
Der Spanierin war ein Keuchen entfleucht, das sie mit ihrer Hand wieder einzufangen suchte als die Bäckerin so offen zu ihnen allen sprach. Ihre Offenbarung jagte ihr Schauder über den Rücken - vor allem weil sie keine Angst hatte von Godfreys Hand zu sterben. Weil sie ihnen alles gegeben hatte was sie hier gehalten hatte - Liebe, Kunst, Schönheit.

Sie weinte zwar nicht aber die Gebete die ihr wie Mantras über die Lippen liefen "Heilige Jungfrau Maria erbarme dich...erbarme dich" waren wegen ihren zitternden Lippen mit Pausen durchgezogen.

Zum ersten Mal in ihren Leben, in eben jenem Moment als Godfrey die Pistole auf die schöne Frau richtete, wollte sie wahrlich die Augen verschließen und wegrennen. Sie verspürte Reue und Angst das falsche getan zu haben. Aber wieso? Vielleicht hätte man sie heilen können... vielleicht hätte es für sie eine Chance gegeben... sie wird es erfahren, durch die Gnade Gottes und ihre Reue wird sie die Chance erfahen...

Die Augen schlossen sich, öffneten sich aber nach dem Schuss so schnell das wieder sie noch sah wie das Blut durch die Luft schoss. Und weit hinter dem Dorf flogen krächzende, schwarze Vögel auf in einen grauen Himmel von dem kein Lichtstrahl herabdrang.

Sie schwieg erst lange, hing ihren eigenen Gedanken nach, dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und sprach zu den Anwohnern.

"Jetzt wo wir alle hier versammelt sind und den dritten Wolf zur Strecke gebracht haben muss ich einige Worte an euch richten. Dies ist meine Pflicht als neuer Hauptmann und ich werde versuchen sie so gut wie möglich zu erfüllen bis mich der Herr zu sich holt.", sie stockte kurz, gab den Frauen die Möglichkeit ihre Tränen zu trocknen und sprach dann weiter,"Ich weiß das nicht alle hier uns drei fremden Hexenjägern vertraut haben. Ich möchte euch aber die Möglichkeit geben uns kennen zu lernen und uns vielleicht sogar nicht mehr zu misstrauen. Wenn ihr Angst habt ist das vollkommen verständlich und auch richtig - und Angst kann sich in Mut umwandeln, wenn ihr euch einer guten Sache anschließt. Die Jagd auf die Wölfe ist so etwas. Ich bitte euch also sämtliche Vermutungen und Verdächtigungen morgen offen vorzutragen - auch gerne schon heute abend bei der Patroullie. Je mehr wir wissen desto einfacher wird es werden wieder Frieden in unser Dorf zu bringen.

Ich hoffe auch das wir auch morgen, am dritten Tage, ein Zeichen schauen werden das uns einen Hinweis auf die Wölfe gibt. Ich bitte euch deswegen euch nicht an mir ein Beispiel zu nehmen - denn ich habe Lester bereits angeklagt bevor das Zeichen niedergeschrieben war. Wartet ab, was uns enthüllt wird und sprecht dann Recht.

Ich hoffe wirklich von Herzen das diese Nacht ein wenig heller wird als die anderen. Ich wünsche euch allen Gottes Segen auf eurem Weg - egal ob ihr jetzt schlafen geht, patroulliert oder euch mit mir und einigen Frauen ans Proviant packen macht.

Denkt an unseren Sieg, der kommen wird wie ein Sturm und sich jetzt bereits durch seine Vorboten ankündigt."

Sie blieb auf dem Markt, bis zuletzt und hoffte das sie ihre Worte klug gewählt hatte.

Daen vom Clan
12.09.2010, 12:38
Godfrey wusste, das der Sieger das Schlachtfeld immer als Letzter verließ, also war auch er mit der Menge gezogen, die nach Isabellas Rede nachdenklich vom Platze gegangen waren.

Und im tiefen Schatten der Dunkelheit wartete er auf sie, die Arme verschränkt, den Körper gegen einen Baum gelehnt und an seiner Pfeife schmauchend.

Viviane
12.09.2010, 12:56
Ein wenig verloren fühlte sich die schöne Spanierin auf dem Richtplatz, der so vielen das Leben gekostet hatte. Ihre neue Rolle erfüllte sie mit Furcht – alles was heute gesagt worden war würde morgen genauso aus dem Munde ihrer Gefährten schallen. Das befürchtete sie zumindest.

Denn warum sollte ein Wolf einen Menschen zum Nachfolger ernennen?
„Ja, wieso hast du das gemacht, Lilith? Wieso hast du einer todkranken solch eine Aufgabe zugeteilt? Kann ein verfluchter Körper eine reine Seele beinhalten? Alles was ich bisher gelernt habe widerspricht deinen Taten und doch denke ich das du dir selbst verhasst warst sobald der Mondschein auf dich fiel.“

Sie hinkte zu einer der Bänke und ließ sich im Schatten des Baumes nieder. Ihre Lungen brannten, ihr Kopf war nicht mehr klar und doch weigerte sie sich ihre Gefühle und die Schmerzen mit den Samen zu betäuben. Lächelnd griff sie nach ihrem Päckchen Tabak und krümelte etwas von den beruhigenden Kräutern hinein. Nachdem sie eine Weile rauchend dagesessen hatte murmelte sie in die Dunkelheit hinein „ich werde einen neuen Hut brauchen. Wenn auch nur für einen Tag. Ein Hauptmann trägt in Spanien immer einen Hut mit einer Feder dran. Woher bekomme ich nur um diese Uhrzeit eine schöne Feder? Und Garn um die Löcher zu flicken, die die vergangenen Tage mit sich gebracht haben.“

Lächeln durchstieß sie die zwei Risse in ihrem Hut mit den in der Dunkelheit weißleuchtenden Fingern und dachte daran wie sie gegen den Bären und die Söldner gekämpft hatten. Und daran was Godfrey gesagt hatte – hatten sie nicht alle einen Dämon im inneren gegen den sie kämpfen mussten?

Kael
12.09.2010, 13:14
Avery war regelrecht geschockt. Diejenige, der er wirklich so blind vertraut hat, war tatsächlich eine dieser Mörderinnen. Er dachte angestrengt nach. Vielleicht war das letztendlich ja auch der Grund, wieso er noch lebte - Lilith hatte ihn so lange es geht, vor ihren Werwolfkumpanen geschützt. Eigentlcih wollte er sie noch fragen, ob dies auch Stimme, doch er ließ es bleiben und wandte sich ab. Doch dann sprach sie zu ihm. Trotz ihrer Werwolf-Natur. Er sah sie an. Lange und immer wieder. Was war mit dieser Frau nur los? War hinter ihren Worten
“Avery......du hast mich immer wieder zum Lachen gebracht, und hast auf mich geachtet, ohne dass du mich richtig gekannt hast. Das... hat mich immer sehr glücklich gemacht. Und es tut mir leid, dass du wegen mir nun so zu kämpfen hast.” tatsächlich eine wahre Bedeutung? Oder war das wieder nur eine Verstellung ihrerseits? Umso erstaunter war er, als Lilith ihm ihren Speer reichte. Zögernd und zitternd streckte er seine Hand nach dem Speer, unsicher, ob er inh nun greifen sollte oder nicht, denn er kam schließlich von einer dieser Bestien. doch er gab sich einen Ruck und griff zu. Liliths Speer war nun von seiner Hand fest umschlossen. Er sah ihn an. Es war wirklich ein Meisterwerk.......anschließend wandte er sich einen Moment ab, doch es ging nicht wirklich. Er drehte sich wieder um, fiel unter Tränen auf die Knie und sagte (Bevor sie Godfrey übergeben wurde): "Ich danke dir, Lilith. Vom ganzen Herzen. ich wünschte, es wäre nicht so gekommen, dass ausgerechnet du, der, der ich mein Leben anvertraut hatte, ein Werwolf bist. Ich hätte wirklich gerne noch mehr von dir gelernt.......und ich hoffe, dass deine letzten Worte ebenfalls von Herzen kamen. deinen Speer werde ich immer bei mir tragen, damit ich nie vergessen werde, was du für mich getan hast." Ein letzes Lächeln huschte über das Gesicht der Bäckerin bevor sie mit Godfrey verschwand.

Viviane
12.09.2010, 14:14
Isabella blickte nachdenklich auf den leblosen Körper der dort auf der Erde lag. Nach allen Beteuerungen doch noch alleingelassen. Sie fragte sich ob ihr wirklich noch Freunde zur Seite standen... Da blitzte ein blauer Haarschopf hinter einem der Häuser auf. "Avery?", flüsterte sie leise.

Der Junge erschrak als er ihrer gewahr wurde und richtete den Speer auf sie. „Ich kann sie hier nicht einfach so liegen lassen. Ihr versteht das wahrscheinlich nicht, aber ich muss noch etwas für sie tun. „ Er holte zwei Decken aus einem Beutel, den er mit sich getragen hatte und wickelte den toten Körper darin ein. Isabella näherte sich vorsichtig dem Jungen der den Speer umklammert hielt als hinge sein Leben davon ab.

„Ich verstehe es und würde dir gerne dabei helfen. Weißt du ich denke sie war eine Gefangene dieser Krankheit doch ihre Seele hat die Taten letztlich bereut und somit wird sie Buße tun können und zuletzt doch noch frei sein. Frei von diesem Körper der solch eine grausame Krankheit in der Brust trug. Wir sollten ihn verbrennen, damit er weder ihr noch uns eine Last ist und damit wir uns an sie erinnern können wie sie wirklich war. Meinst du nicht?“

Der Junge nickte und blickte in den Wald. „Wir werden einen abgelegenen Platz suchen müssen, nicht?“ „Ja, einen Platz den man vom Dorf aus nicht sieht.“ Sie dachte an die Hütte des Holzfällers – er hatte wahrscheinlich genug Holz gelagert um die Leiche restlos verbrennen zu können. Sie hoffte das der Priester sie nicht vom Kirchturm aus sehen würde, aber sie würden es versuchen. „Los geht’s, Avery“, flüsterte sie und grade als sie anheben wollte hörte sie schwere Stiefel, mit einem vertrauten Knarzen bei jedem zweiten Schritt, näherkommen und ein ruhiges „Lasst mich das nur machen.“, das ihr Schauer über den Rücken jagte.

Godfrey blickte sie mit einem unergründlichen Blick an und nahm dann den anscheinend federleichten Körper in die Arme und trug sie in den Wald. Avery und Isabella folgten ihm ins Dickicht. Seine Schritte führten die drei zum Haus des Holzfällers, dort schichteten sie stumm einen massiven Holzstoß auf und verbrannten alles was vom Fluch der Bäckerin hätte erzählen können.

Übrig blieb nur Asche und natürlich der Speer den Avery fest umklammert hielt. Auf der Asche lag das verkokelte Holzkreuz von Godfrey das mit den Jahren hart wie Stein geworden war.

Isabella erinnerte sich an die Stimme der Bäckerin, die sie auf dem Friedhof gehört hatte – und sie sang das Schlaflied, das von der Trauer und der Einsamkeit der Bäckerin erzählte. Sie fügte ans Ende aber noch eine Strophe hinzu, die einfach so aus ihr heraus strömte – genauso wie ein paar Tränen, die sie nun endlich vergießen konnte ohne missverstanden zu werden.

Der Mond geht auf, der Abendwind weht.
Weiß man woher er kommt, wohin er geht?
Dunkel verborgen mein Weg vor mir liegt,
Niemand ist da, der die Ängste besiegt.
Blinde so geh ich und gehe allein.
Keiner kann mir ein Gefährte hier sein.

Doch streift mich hier ein helles Licht
Es ist Freiheit die mein Herz mir verspricht.
Wenn einige Stimmen sich mit mir vereinen
wie kann ich da noch länger weinen?
Sie erzählen von Liebe, von Wahrheit und Mut
Ich weiß nun am Ende wird doch alles gut.

Isabella blickte zum Himmel auf und die Tränen rannen ihre Wangen hinab im glänzenden Schein des Mondes, der fast voll über ihnen aufging. „Lilith Löwenstein... Möge deine Seele ihren Weg in den Himmel finden. Denn du hast wahrhaftig einen Weg gezeigt der den Verzweifeltsten unter uns Trost gab. Du warst ein Licht, für diese Zeit die wir hier waren und ohne dich wird hier im Dorf wahrhaftig alles anders werden.“

Zuletzt füllten sie die Asche in ein kleines Kästchen, Godfrey legte sorgsam das Amulett obenauf und streifte es mit seinen Fingerspitzen wie um zu sagen „hier gehörst du hin“ und Avery versprach sie heute Nacht noch auf dem Friedhof neben ihrem Onkel zu bestatten damit ihre reine Seele Frieden in dem geweihtem Boden finden könnte. Der Junge nickte ihnen noch einmal kurz zu und verschwandt dann rasch in Richtung Kirche.

Es hatte sich richtig angefühlt was sie getan hatten. Auch wenn sie sich nicht sicher war ob es das richtige gewesen was. „Godfrey, ich glaube ich werde alt. Weich auf jeden Fall. Seht ihr das?“, sie zeigte mit ihrem Finger auf die Tränen die immer noch auf ihren Wangen hinunter liefen, „Niemals hat mich ein fremdes Schicksal so bewegt. Ich habe nur an mich gedacht, an meine Mission, daran alles wirklich Böse auszulöschen. Doch es gibt nichts was wirklich böse ist. Ausser vielleicht das Bier, das Lester uns hinterlassen hat und das böse zu beißen weiß.“

Sie lachte nervös, nahm ihren zerlumpten Hut ab und zerknüllte ihn zwischen ihren Händen während sie sich humpelnd näherte. Der Jäger erschien ihr in dieser Nacht noch größer, bedrohlicher und gleichzeitig auch noch anziehender als je zuvor. Er blickte sie an, das konnte sie spüren, doch im Dunkel der Nacht war sein Gesicht zur Hälfte im Schatten verborgen. Sie konnte nur die groben, kantigen, männlichen Gesichtszüge des Kriegers ausmachen. Und ein Zucken das seine Lippen umspielte. Was er wohl gerade dachte?

„Danke, Godfrey, das ihr euch die Zeit genommen habt. Ich denke wir sollten jetzt auch wieder zurück. Meint ihr nicht?“ Mit jedem ihrer Worte hatte sie sich einen Schritt genähert und stand ihm jetzt direkt gegenüber.

Er nahm den Handschuh an der rechten Hand ab und wischte ihr vorsichtig und wie es schien endlos langsam die Tränen von beiden Augen fort. "Es gibt keinen Grund mehr traurig zu sein, Isa. Sie ist nun an einem Ort wo sie Gnade erfahren wird und natürlich wird sie für uns immer das bleiben was sie in ihrem Herzen war und mit ganzer Seele gelebt hat. Ein Mensch. Und diese Menschlichkeit, all diese Schwäche, macht uns erst wirklich zu dem was wir sind."

Sie versuchte seinen Blick zu ergründen und kniff die Augen im Zwielicht zusammen um mehr zu sehen; ihr Gesicht näherte sich immer mehr dem seinen und sie hörte ein kurzes Schlucken, das zittern seines Kehlkopfes und spürte seinen warmen Atem im Gesicht.

"Du bist weder alt noch ist dein Herz verweichlicht. Du bist Jäger und warst es schon immer. Die Zeit macht einen zu dem was man ist, das weißt du ebenso wie ich. Sie gibt uns Kraft und nimmt sie uns wieder. Und sie nimmt uns die, die uns Nahe sind... und doch schenkt sie uns doch auch wieder jene die wir Lieben dürfen. Wenn wir es wollen."
Isabella überkam wieder eine tiefe Trauer - die Trauer ihre Gefühle nicht schon viel früher mit ihren Gefährten geteilt zu haben.

Dann verschwanden die grauen Wolken und der Mond tauchte den Wald in einen verwunschenen Glanz und sein Blick der auf ihr lag war weich und wärmte ihre Seele ebenso wie ihren geschundenen Körper – genauso wie der Kuss der daraufhin folgte.

Die Welt war still in diesem Moment als in dem weißen Licht alles Grau erschien – es gab kein hell oder dunkel. Es gab kein richtig oder falsch. Es gab kein gut oder böse. Nicht heute Nacht.