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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schreibprojekt - "The Unwritten Tales of Tamriel"



KingPaddy
11.07.2010, 05:49
2. Tales of Tamriel Schreibwettbewerb 2010

Der Schreibwettbewerb ist hiermit nun offiziell eröffnet. Das Thema unseres Wettbewerbs ist „The Unwritten Tales of Tamriel“ und anhand dessen gestalten sich auch die Schreibthemen des Wettbewerbs.

In Oblivion finden sich besondere oder auffällige Orte verteilt über ganz Cyrodiil. Es sind Stellen die dadurch auffallen, dass dortigen Orte nach Quests oder versteckten Geheimnissen aussehen, aber zu der es keine Quest oder nichts dergleichen gibt. Man kann annehmen die Orte wurden bereits ins Spiel eingebaut, aber die Entwickler haben dann die Quest einfach fallen gelassen. Es sind Geschichtsfäden ohne Ende bzw. ohne Anfang also ohne eine konkrete Ausgestaltung. Das Wettbewerbsthema ist es diese ungeschriebenen Geschichten endlich mit Leben zu füllen. Wir haben dazu einige dieser Punkte herausgesucht. Eure Aufgabe ist es nun um diese Themen herum eine Geschichte zu entwickeln. Euch ist es dabei freigestellt, wie ihr das Thema verarbeitet. Ihr könnt bspw. eine Vorgeschichte schreiben oder das Ganze in einen Auftrag verpacken. Die Mitglieder des Tales of Tamriel dürfen für die Bewältigung dieser Aufgabe auch ihre eigenen Charaktere benutzen.

Doch das Grundsätzliche erst einmal zu Beginn:

Es kann jeder an diesem Schreibwettbewerb teilnehmen, der teilnehmen möchte. In diesem Jahr werden die Geschichten, für eine unabhängige Bewertung, von uns anonym entgegen genommen. Um eure Geschichten einzureichen schickt sie als Teil einer PN an KingPaddy oder per Email direkt im Text oder als Dateianhang (.doc ; .docx ; .pdf) an die Adresse legendwriter@web.de – Betreff: Wettbewerbsbeitrag. Reicht ihr eure Geschichte per Mail ein, dann notiert bitte euren Usernamen bei MMX ganz oben in der Mail. Geschichten denen kein Verfasser zugeordnet werden kann, können von uns leider nicht gewertet werden, also achtet darauf. Die eingereichten Geschichten werden dann anonymisiert und der Jury zugeleitet. Nach der Siegerkür werden sie dann unter Angabe des Autors im Wettbewerbsthread veröffentlicht.

Der Autor der Siegergeschichte gewinnt:
- 1-monatige Moderationsrechte für Tales of Tamriel (nur für Tales of Tamriel Schreiber)
- Siegerurkunde 2. Tales of Tamriel – Schreibwettbewerb
- frei wählbarer Sonderrang (insofern das er nicht gegen die guten Sitten verstößt)
- !!! Die Siegergeschichte wird in Form einer Mod für Oblivion umgesetzt

Der Einsendeschluss für die Geschichten ist Sonntag der 01.08.2010 um 24:00 Uhr. Verfristet eingegangene Geschichten können von uns leider nicht gewertet werden. Im Anschluss wird unsere Jury bestehend aus dem TES-Staff und altgedienter Größen des Tales of Tamriel, namentlich Dragonlady, Muecke, Katan und Greywolf, über den Sieger entscheiden.

Bei Fragen zum Wettbewerbsablauf oder den Schreibthemen könnt ihr euch per PN an KingPaddy oder Eissceda wenden.
Und nun die Schreibthemen:

KingPaddy
11.07.2010, 05:56
Schreibthemen für den Schreibwettbewerb

1. Das Geisterhaus von Skingrad
2. Die Sintav-Atius-Fehde
3. Der Untergang von Abagarlas
4. Der Stamm aus Argonien
5. Ein Schiff in den Bergen
6. Von Katzen und anderen Tierchen
7. Die Orum-Bande und der Skooma-Handel

1. Das Geisterhaus von Skingrad
In Skingrad befindet sich Nestarels Haus, eine Stadtvilla. Der abgestorbene Baum im Garten hinter dem Haus lässt schon auf das grausame Innere schließen. So sieht es dort nicht nur recht wüst und unbewohnt aus, nein es treiben auch verschiedene Untote ihr Unwesen, die nicht sehr freundlich auf Eindringlinge zu sprechen sind. Der geheimnisvolle Besitzer der Villa ein/eine gewisse Nerastarel ist nicht aufzufinden, weder in Skingrad denn sonst irgendwo in Cyrodiil. Ist er/ sie eine Totenbeschwörer/in oder sogar den dunklen Nekromanten selbst zum Opfer gefallen? Hat ein Fluch von dem Haus Besitz ergriffen und seinen Besitzer zur Flucht genötigt? Oder gilt die Villa gar schon seit Jahren im Geheimen unter der Skingrader Bevölkerung als Spukhaus dessen Besitzer ermordet wurde? Spekulationen über Spekulationen auf die ihr nun eine Antwort finden sollt. Setzt euch mit dem Haus auseinander. Beendet den Fluch, findet Nerastarel, bringt Gerechtigkeit in dem ihr den Mörder aufspürt oder was euch sonst hierzu einfallen mag. Treibt der Jury hiermit einen Schauer über den Rücken.

2. Die Sintav-Atius-Fehde
In der Kaiserstadt leben die unterschiedlichsten Gestalten und Charaktere nebeneinander. Probleme und Spannungen sind hier vorprogrammiert, vor allem wenn die jeweils Streitenden ihre Feindschaften bereits über Jahre und Generationen hinweg pflegen. Wir sprechen natürlich nicht von den kleinen Problemen diverser Leute und Händler mit unfreundlichen Mitbewerbern, Vampiren, Grabräubern oder korrupten Wachleuten. Ein viel stärkerer Konflikt schlägt die Bevölkerung der Kaiserstadt in seinen Sog und ist nicht nur unter den betroffenen Familien, sondern auch unter den anderen Bürgern beliebter Gesprächsstoff. Talosplatz und Elfengarten in denen die alten kaiserlichen Bürgerfamilien Sintav und Atius zu nahe beieinander leben, sind die großen Brennpunkte einer Fehde dieser beiden Familien. Die Gründe für diesen lang andauernden Familienstreit liegen in der dunklen Vergangenheit, sei es nun eine Beleidigung, ein Streit um Macht und Einfluss, eine verpatzte Hochzeit, eine Liebschaft, Diebstahl oder sogar Mord gewesen. Fest steht das die verschiedenen Mitglieder der beiden Sippen sehr geteilter Meinung über Sinn und Zweck dieser Fehde sind. Man kann auf aggressive Scharfmacher treffen, die nur zu gerne losschlagen würden um die Familienehre zu verteidigen, aber ebenfalls trifft man auch auf die, die sich aus dieser Fehde heraushalten wollen und schon sehr ungehalten darauf reagieren überhaupt darüber befragt zu werden. Ein brüchiger Nichtangriffspakt der beiden Patriarchen hält den Status quo bei, doch wie lange kann es so bleiben, denn Wogen lassen sich nicht glätten, sie schaukeln sich nur immer weiter hoch. Steigt in das dynastische Geflecht der beiden Clans ein und deckt die Beweggründe auf, die zu dieser Situation führen mussten, entscheidet den Kampf für die eine oder andere Seite oder schafft endgültigen Frieden ohne großes Blutvergießen. Das ist nun eure Chance euch in die Verwicklungen der betuchten Schichten der Kaiserstadt einzumischen.

3. Der Untergang von Abagarlas
Die seitliche Höhle in der Nähe der Kaiserstadt verbirgt in ihren dunklen Tiefen ein großes Rätsel. Im Schoß der Erde finden sich dort Ruinen aus längst vergangenen Tagen, die Ruinen der alten Ayleiden-Stadt Abagarlas. Eine Expedition, die leidlich ein trauriges Ende fand, konnte nur geringe Erkenntnisse darüber gewinnen, wie es zum katastrophalen Untergang dieser Stadt kommen konnte. Einige ayleidische Steinplatten und angefügte lückenhafte und unsichere Übersetzungen der Expedition sind die einzigen Hinweise, auf die tragische Geschichte dieses Ortes. Tretet eine Reise in die Vergangenheit an um die Rätsel der Stadt zu ergründen, erforscht die Ruinen und entdeckt die Geheimnisse, startet eine neue Expedition und findet antworten. Schlussendlich wird auch der vergangene Glanz der Ayleiden noch immer im dunklen Strahlen. Schreibt euch ein in die Geschichte des legendären Volkes.

4. Der Stamm aus Argonien
Den Beweis das sich argonische Stämme nicht nur in den Niederungen der Sümpfe Schwarzmarsch ansiedeln, sondern auch die weitläufigen Flussgebiete des Niben schätzen, tritt ein einheimischer cyrodiilisch-argonischer Stamm an. In der Nähe von Bravil an den Ufern des großen Flusses befindet sich die Veyond-Höhle mit ihrem weitläufigen und feuchten Tunnelsystem, dass ebenfalls einen zweiten Zugang unter Wasser besitzt. Abgeschieden von der Zivilisation der kaiserlichen Kultur lebt dort ein Stamm der Argonier gemäß ihrer primitiven Kultur und wird von ihren Schamanen und einem Häuptling angeführt. Es ist ungeklärt wer diese Echsen sind, woher sie kommen und was sie im Schilde führen. Fest steht, dass sie Eindringlinge nicht dulden und sich somit auch gewiss nicht der gräflichen Herrschaft von Bravil unterwerfen würden. Stellen diese Argonier nur eine primitive Gruppe ihres Volkes dar, sind es gar Einsiedler die auf den natürlichen Pfad zurück möchten oder könnte es sich sogar um Widerstandskämpfer gegen die Annektierung Schwarzmarschs durch das Kaiserreich handeln? Es sind Fragen die einer Antwort bedürfen, also finde heraus was die Schuppengesichter im Schilde und führen und wohin all dies noch führen möge.

5. Ein Schiff in den Bergen
Wer würde nicht lachen, wenn man einem gesagt bekäme, dass sich tief in den Bergen, fern jedweden Meeres oder anderes Gewässers, ein Schiff befände. Es erscheint derart lächerlich, dass man eigentlich nicht anders kann. Doch wer einmal die Schwarzfels-Höhlen nördlich von Chorrol besucht hat, dem dürfte das Lachen im Halse stecken bleiben. Diese Höhle, die gerne von Banditen als Unterschlupf genutzt wird, verfügt über einen weiteren geheimen Bereich. Gesichert durch zwei verborgene Schalter gelangt man über eine Falltür in einen Tunnel, der direkt zu einem unterirdischen See führt. Bewacht von den Geistern der einstigen Matrosen und des Kapitäns befindet sich dort das verwitterte Schiff der Schwarzfels-Piraten. Das die Geister mit Eindringlingen, wie einigen unglücklichen Banditen, kurzen Prozess machen, muss man vermutlich nicht erwähnen. Viel interessanter sind doch die Fragen, die sich ein logischer Verstand stellen sollte. Wie kann ein Piratenschiff von Meer soweit an Land und dazu noch in die Berge gelangen? Was ist passiert, dass Kapitän und Mannschaft vermutlich auch an diesem Ort ihren Tod fanden um eben als Geister dort ihr einstiges Schiff zu bewachen? Findet die Geschichte hinter den verdammten Seelen und euch kann neben dem Piratenschatz auch der Gewinn dieses Wettbewerbs winken.

6. Von Katzen und anderen Tierchen
In Bravil hat man es wirklich nicht leicht. Nicht nur das die Wohnungen schlecht und das Wasser nicht einmal im Entferntesten trinkbar ist, tummeln sich auch noch Diebe und anderes Gelichter in den Straßen. Wer es in dieser Stadt mit ehrlicher Arbeit versuchen will, ist von vornherein ziemlich belastet. Noch schlimmer wird es, wenn man einen ständig betrunkenen Grafen und einen süchtigen Grafensohn als Dienstherren hat. Der khajiitische Schlossgärtner Dro’shanji kümmert sich dennoch aufopferungsvoll um die undankbare Aufgabe die Schlossgärten in einem guten Zustand zu erhalten und hat damit den schönsten Platz in der brackigen Kloake von Bravil geschaffen. Doch neben der fehlenden Würdigung seiner herausragenden Arbeit hat die Katze nun auch noch mit anderen Problemen zu kämpfen. Natürlich ist Dro’shanji ein Ehrenkater und maunzt nicht öffentlich über seine Probleme, doch es gehen Gerüchte um das er Ärger mit irgendwelchen Tieren habe. Um was für Tiere es sich dabei handelt und ob sie in seinem Haus oder sogar im schlimmsten Falle in den Gärten für Unruhe sorgen ist nicht bekannt, denn wie erwähnt redet ein Ehrenkater nicht darüber. Vielleicht findet ihr ja doch noch einen Draht zu Dro’shanji und könnt ihm helfen, damit der weiterhin seiner ausgezeichneten Arbeit im Schlosspark Bravil nachgehen kann und die Gärten nicht ebenso zerfallen wie der Rest der Stadt.

7. Die Orum-Bande und der Skooma-Handel
Es gibt kein Problem mit Skooma in Cyrodiil! Das ist die offizielle Meinung der Legion, doch hinter den Kulissen wissen selbst die Wachen es besser. Schließlich wenn es kein Problem mit der Droge aus Mondzucker gäbe, warum blüht dann in Cyrodiil der Handel? Warum ist der Sohn eines Grafen derart abhängig, dass er nicht nur in Bürger- sondern auch in Adelskreisen zum Gespött gemacht wird? Warum verursacht dann Skooma den größten Handelsabsatz in Bravil? Warum finden sich an verschiedenen Stellen in Cyrodiil Verstecke und Lagerplätze von Skooma-Dealern? Warum wird in Bravil ein Haus mit dem treffenden Namen „Skooma-Höhle“ von der Stadtwache geduldet? Und die brennende Frage: Warum wird gegen die Orum-Band, die unter der Hand als größter Skooma-Händler Cyrodiils gilt, nichts unternommen, wenn es doch angeblich keine Probleme gibt. Ihr habt nun die Möglichkeit in dieses dunkle Milieu einzusteigen. Entscheidet ob ihr der Stadtwache helfen wollt, diesen unsäglichen Zustand zu beenden, persönliche Rache für an der Droge zugrunde gegangene Freunde üben wollt oder euch selbst in der Orum-Bande einen Namen als vertrauensvoller und erfolgreicher Skooma-Dealer erwerben und reich werden wollt.

Also viel Spaß und Erfolg wünschen

das TES.info-Team
die Tales of Tamriel-Moderation

KingPaddy
30.07.2010, 21:12
Die Teilnahmefrist für den Wettbewerb wird bis zum 08.08.2010 24:00 Uhr verlängert.

KingPaddy
08.08.2010, 19:11
- Einsendeschluss -

So nichts geht mehr. Die Teilnahmefrist für den Wettbewerb ist ausgelaufen. Die Jury wird sich nun über die Ergebnisse der Einsendungen beraten. Das Ergebnis wird dann hier verkündet werden.

KingPaddy
22.08.2010, 00:17
- Der Wettbewerb ist beendet -

Der Wettbewerb ist nun offiziell beendet. Das Einsendeergebnis blieb leider weit hinter unseren Erwartungen zurück. Ohne jetzt dazu näher ins Detail gehen zu wollen - die Teilnehmer reichten für eine vernünftige Auswertung nicht aus. Unter diesen Umständen erschien mir eine Siegerkür untragbar und nicht fair. Die Mitglieder der Jury sahen das ähnlich. In Rücksprache mit ihnen habe ich nun beschlossen den Wettbewerb ohne einen Sieger zu beenden.
Ich muss wahrscheinlich nicht sagen, dass ich das Ergebnis außerordentlich enttäuschend finde. Aber egal.


- Schreibprojekt eröffnet -

Da ich es schade finde das Thema dieses Wettbewerbs ebenfalls einfach sterben zu lassen, wird dieser Wettbewerbsthread samt der Schreibthemen nun in ein Schreibprojekt umgewandelt. Es bleiben die Schreibthemen, aber eine Frist gibt es dann nicht mehr. Ziel des Schreibprojekts soll es sein für jedes Thema eine Geschichte zu verfassen. Das Ganze soll dann nochmal korrigiert werden und wird dann noch passend formatiert und aufgehübscht in eine ansehnliche PDF-Datei gesteckt und dann hier zum Download angeboten. Ich will ebenfalls versuchen, das wir für die Geschichten doch noch eine Mod-Umsetzung für Oblivion hinkriegen, aber ich kann in der Richtung Nichts versprechen.

An dem Schreibprojekt kann sich jeder beteiligen, der Zeit und Muße findet. Unter Zeitdruck steht wie gesagt keiner. ich würde mich aber natürlich über ein paar Mitschreiber freuen. Ich bin derzeit an Thema 5 "Ein Schiff in den Bergen" dran und Kampfkatze ist mit dem Skooma-Handel zu Gange. Also wer sich eines der verbliebenen Themen schnappen will, kann dies tun.

Dieser Thread hier dient nun als Besprechungsthread für das Schreibprojekt.

Kampfkatze2
29.08.2010, 14:45
Okay, da ich, wie Paddy bereits gesagt hat, an der Sache mit dem Skoomaschmuggel dran bin, post ich meinen Fortschritt mal in diesen Thread. Hier kommt schonmal der Prolog, kritik ist wie immer erwünscht:


Prolog

Dro´Senjiu deutete auf die Karte: "Von hier..." er bewegte den Finger entlang der aufgezeichneten Straße, "werden sie am ehesten kommen, es kann aber auch sein," wieder bewegte er den Finger über die Karte, "dass sie diesen Weg nehmen." Er blickte in die Runde aus Kajiiten. Einige von ihnen schienen es kaum abwarten zu können und stapften mit ihren Füßen auf dem weichen Boden herum. Andere blieben still und sahen skepptisch auf die Karte. Dro´Senjiu räusperte sich kurtz und deutete auf einen Punkt auf der rechten Seite der Straße.
"Dra´sush, Kurtzschwantz und ich werden hier warten, bis sie vorbei sind und sie nachher von hinten überraschen," Ra´Kinji unterbrach seine Rede indem er sich mehr als deutlich Räusperte. Verärgert blickte Dro´Senjiu dem alten Kajiit in die Augen. "Mein lieber Senjiu! Ist es nicht für gewöhnlich so, dass der Anführer vorne und an der gefährlichsten Stelle angreift?" Ra´Kinji grinste breit. Er war eines der ältesten Mitglieder der Renjirakrin, und zu Dro´Senjius Leidwesen liebte er es, die jüngeren Gruppenanführer in frage zu stellen und sie mit Kommentaren wie "Ach, R´Krasa hätte es 1000mal besser gemacht" oder "Ich war schon bei vielen Überfällen mit dabei, aber dieser hier ist mit abstand der am schlechtesten geplante von allen!". Es war eine Art Tick. "Bei allem Respekt, wir haben jetzt keine Zeit für deine... Moralsenkenden Fragen!" zischte Dro´Senjiu und deutete wieder auf die Karte, bevor der Alte wieder anfangen konnte zu reden. Er deutete den anderen Kajiit ihre Positionen und besprach mit ihnen, wann genau sie zuschlagen sollen.

Nach ein paar Stunden war es dann soweit. Dro´Senjiu und der Rest seiner kleinen Truppe versteckten sich im gebüsch ein wenig abseits der Straße. Mitlerweile war ein Sturm aufgezogen, wodurch es schneller dunkel wurde. Den Kajiiten machte die Dunkelheit zwar nichts aus, sie konnten beinahe genau so gut sehen wie bei Tageslicht, aber der Regen störte die Sicht und das Ziel ihres Überfalls würde länger brauchen um an ihnen vorbei zu kommen. Nach einer Weile sah Dro´Senjiu mehrere Wagen nicht weit von ihnen entfernt auf der Straße fahren. Neben ihm zitterte Kurtzschwantz. Dies war der erste Überfall der jungen Kajiitin. Dra´sush hatte bereits seinen Bogen gezogen und einen Pfeil bereitgelegt. Er war bereits ein abgehärteter Veteran und wusste genau wie alles ablief. "Wa.. Wo soll ich nochmal hin, wenn etwas schiefläuft?" fragte Kurtzschwantz mit zittrieger Stimme. Dro´Senjiu sah auf sie herrab. Sie war so unschuldig und hatte warscheinlich noch nie jemanden verletzt. Und doch machte sie ihn stoltz, sie erinnerte ihn an sich selbst, als er auch noch Jung war.Genau wie er war sie bereit ihr Leben für die Freiheit Elsweyrs zu riskieren und sich mit Cyrodiilischen Banditen anzulegen. Orkischen Cyrodiilischen Banditen. Bevor er jedoch auf ihre Frage antworten konnte, stieß Dra´Sush sie unsanft von hinten und sagte: "Das Haus in Bravil, schon vergessen? Auserdem, ich glaube es wird warscheinlich nichts schief laufen... So lange sie keine Söldner dabei haben, oder ihre Schläger." Kurtzschwantz wollte etwas darauf erwiedern und sich über den unsanften Stoß beschweren, doch Dro´Senjiu hob mahnend die Hand. Der erste Wagen war fast an ihnen vorbei gezogen. Eine einfache Plane, die vom Wind beinahe weggeweht wurde verdeckte das Transportgut. Jeweils zwei übermüdete Orks in Eisenrüstungen und einfachen Mänteln begleiteten die Wagen. Im letzten Wagen schienen noch einige Personen zu Sitzen. Der Kutscher, ein genauso übermüdet aussehender Kaiserlicher schien die Zügel der Pferde fast loszulassen. "Zu einfach, viel zu einfach!" dachte sich Dro´Senjiu, zog seinen Bogen und wartete auf das Signal zum Angriff.

Dro´Senjiu konnte jetzt in den letzten Wagen sehen. Zwei Orks, deren braune Gewänder ihre Stahlrüstung nur spärlich verdeckten, sasen auf kleinen Kisten. Der Rest der Wahre stand weiter hinten im Wagen. Nach ein paar Metern blieb die Kollonne aus Wagen stehen. Dro´Senjiu atmete tief ein und aus, lockerte sich ein wenig und spannte dann seinen Bogen. In ein paar Sekunden würde es soweit sein.
Er konnte ihn zwar nicht sehen, aber er hörte wie Ra´Kinji durch einige Pfützen im Pflasterstein stapfte, bis er bei dem ersten Wagen angekommen war und zum Fahrer sprach: "Würdet ihr einen alten armen Kajiiten mitnehmen? Nur den Weg bis Bravil oder Leyawiin! Bitte! Es ist so kalt und nass hier draußen!" Die Antwort des Fahrers lies eine weile auf sich warten. Er seuftzte laut und es hörte sich so an, als ob er sein Hinterteil an seinem Sitz rieb. Dann Antwortete er, ganz offensichtlich gelangweilt: "Nein, wir nehmen keine Straßenkatzen auf! Los, verschwinde, oder meine grünen Begleiter werden ein Sitzkissen aus dir machen! Das könnte ich jetzt gut gebrauchen!" Er schnaufte herrablassend und es sah so aus als wollte er den Kajiiten einfach ignorieren und ihn überfahren. "Jetzt kommt wahrscheinlich der Moment in dem Ra´Kinji breit grinst," dachte Dro´Senjiu sich. Ra´Kinji hatte spaß daran, wenn seine Opfer ihn zuerst beleidigen und er ihnen dann zeigt, wer der Stärkere ist. "Jaja, ich hatte gehofft, dass Ihr das sagt!" Dro´Senjiu hörte, wie eine kleine Klinge gezogen wurde. Das war das Signal. Er spannte schnell seinen Bogen und ziehlte auf einen der Orks im letzten Wagen. Sein Pfeil zischte los und traf dem Ork, der mehr auf der linken Seite saß, in die rechte Schulter. Beinahe zeitgleich wurde der andere Ork am Hals getroffen und die anderen Zwei, die draußen neben dem Wagen standen, fielen, ebenfalls von einem Pfeil getroffen, mit einem Lauten schäppern auf den durchnässten Pflasterstein der Straße. Bei den anderen Wagen geschah das gleiche. Der Ork im Wagen, den Dro´Senjiu getroffen hatte, lebte offensichtlich noch. Er sprang auf, brüllte vor Schmertz und hob mit seiner Linken eine Axt vom Boden auf. "Kajiitenpack!" rief er und lief ins Gebüsch, genau auf Dro´Senjiu zu. Dro´Senjiu versuchte sein Kurtzschwert zu ziehen, aber es hing irgendwie fest. Der Ork hatte ihn fast erreicht, als Dra´Sush einen Pfeil abschoss, der den Ork in der Brust traf und nur knapp durch die Stahlrüstung drang. Jedoch verlangsahmte es seinen wahnsinnigen Sprinnt nicht, im gegenteil, er schien noch wütender zu werden und brüllte wie am spieß: "Du bist Tod! Tooood!!!"

Endlich schaffte Dro´Senjiu es, sein Schwert zu ziehen, aber der Ork setzte schon zu einem Hieb an. Dro´Senjiu schaffte es knapp ihn zu parieren, wurde aber durch die Wucht des Hiebes auf den Boden geworfen. Der Ork hob die Axt über seinen Kopf und holte zu einem finalen Hieb an. Plötzlich zischte etwas durch die Luft, der Ork fing an zu taumeln und fiel mit einem letzten Stöhnen auf den Boden. Dro´Senjiu rappelte sich auf, fluchte kurtz und sah sich den Ork an. Ein Pfeil steckte knapp unter seinem Kinn. Dro´Senjiu drehte sich um, keuchte vor Erschöpfung und sah in Dra´Sush´s Gesicht. Er lächelte. "Das war knapp! Lass das nicht zur Gewohnheit werden!"

Als alles vorbei war, ging Dro´Senjiu zu dem vorderen Wagen. Unterwegs sah er, dass alle Pferde entweder das weite gesucht haben oder von den Kajiiten, die sich jetzt überall um die Wagen herrum scharrten, beruhigt wurden. Vorne angekommen sah er wie Ra´Kinji auf dem toten Kutscher saß. "Tja, Senjiu, ausnahmsweise gut geplant. Wir haben zwar ein paar verletzte und einer der Orks ist entwischt, aber sonst..." "Was? Einer ist abgehauen?" Ra´Kinji nickte. "Ja, er hatt zwar einen Pfeil im Bein stecken, ist aber in den Wald gehumpelt, ich glaube richtung Leyawiin. Da hatt er noch eine schöne Strecke zu laufen." "Gut. Ist sonst noch Irgendwas?" "Nein, alles in ordnung hier, wir sollten uns jetzt den Inhalt der Wagen ansehen. Nacher haben wir vielleicht noch die Falschen erwischt!"

Dro´Senjiu stand im vorderen Wagen, eine Kiste vor sich. Er konnte "Es" riechen. Alles war glatt gegangen, keine Verlusste. Seine Hände fingen an vor Vorfreude zu zittern und er öffnete die Kiste. In ihr lag ein Leib Brot auf einem dreckigen Stück Stoff, jedoch so hoch, dass etwas darunter sein musste. Schnell reichte Dro´Senjiu das Brot nach hinten zu den Anderen durch und griff mit beiden Händen nach dem Stoff. Er atmete nochmal tief durch und zog den Stoff aus der Kiste und warf ihn beiseite. Seine Augen weiteten sich und er musste lachen. In der Kiste standen, für Orks ungewöhnlich gut geordnet, mehrere kleine Flaschen mit Skooma. Es war genug, um, auf dem Schwartzmarkt verkauft, monate davon zu leben. Wochen der Planung hatten sich gelohnt. Grinsent drehte er sich zu den anderen um: "Durchsucht die anderen Kisten! Die, in denen Skooma drin ist, packen wir in den hinteren Wagen! Ihr zwei, ihr holt Pferde, Zwei reichen! Keiner nimmt sich was, verstanden? Wir haben den Orums soeben einen kräftigen Streich verpasst!

Kampfkatze2
07.09.2010, 20:37
So, nach einiger Zeit kommt jetzt das nächste Stückchen:

1. Kapitel

Lendor seuftze erleichtert. Er dachte, die Wachablösung würde gar nicht mehr kommen, doch jetzt sah er einen vollausgeschlafenen Wachmann auf ihn zuschländern. "Endlich! Wo warst du so lange?" Der Wachmann blickte ihn verwirrt an. "Was? Ich komme doch rechtzeitig!" Lendor verdrehte die Augen und seuftze noch einmal, diesmal jedoch weil er jeden Abend dasselbe sagen musste. "Nein, du sollst hier sein, wenn die Sonne schon seit zwei Stunden untergegangen ist. Sie ist aber schon vor mindestens zweieinhalb oder drei Stunde untergegangen!" Die Wache blickte nachdenklich gen Himmel, an dem mitlerweile schon die Sterne anfingen zu leuchten. Dann nickte er. "Ja, du hast recht." Stumm bewegte er sich auf seinen Platz am Westtor zu. Lendor blickte ihm kurtz nach und machte sich dann auf den Weg zur Wachkasserne. Dabei kam er an den zwei gegenüberliegenden Tavernen vorbei: Die "Neulandschenke" und die "Cheydinhal Brücke". Er hatte sich schon immer gefragt, wie es dazu gekommen ist, dass zwei Wirtshäuser direkt gegenüber aufgemacht haben. Zwar besuchen die meisten Durchreisenden die "Cheydinhal Brücke", denn im Stadtleidfaden wird deutlich darauf hingewiesen, dass die Besitzer des Gasthauses "ehrliche Kirchgänger" sind und man dort schlafen kann, ohne davor Angst haben muss, dass man nicht mehr aufwacht, doch besuchten die Einheimischen lieber die Neulandschänke, denn dort konnte man nicht wirklich legalen Aktivitäten nachgehen, ohne dass der Wirtin sich beschwert und es den Wachen meldet. Zwar hielten alle Besucher in ihren Beschäftigungen inne, wenn eine Wache hereinkam, jedoch machten sie, nachdem die Wache wieder weg war, eilig weiter.

Lendor hätte bei seinem Vorletzen Rundgang durch die Neulandschänke beinahe eine Schlägerei angefangen, weil ein paar Orks der Orumbande unverschämt vor seinen Augen mit Skooma dealten, doch er hielt sich zurück. Jede Wache, die es auch nur wagte, die Bestechungsgelder nicht anzunehmen oder sogar versuchte, jemanden von den Orums festzunehmen verschwand endweder spurloß oder landete selbst im Kerker. Ulrich Leland, der Hauptmann der Wache, war durch und durch korrupt, und solange der Graf gemütlich in seinem Schloß sitzen und seine Orgien feiern konnte, würde dieser auch nichts gegen die Korruption unternehmen. Verblüfft hatte Lendor damals, als er erst bei der Wache angefangen hatte, festgestellt, dass das Alte verlassene Haus nahe des Osttors für seinen Vorgesetzten, den Grafen und reichere Bürger unsichtbar war. Ein älterer Wachmann hatte Lendor danach erklährt, dass es absichtlich vom Grafen ignoriert wurde, weil es mit Irgendwas sehr kriminelem zu tun hatte. Jemand hatte mal gesagt, dass die Dunkle Bruderschaft dahinterstecken könnte. Leland verlangte von den Bürgern lächerliche Geldschtrafen, wie für´s "Flussverschmutzen" oder für das "Belässtigen wichtiger Politischer persönlichkeiten", zu denen er sich selbst dazuzählte. Viele der halbwegs ehrlichen Wachen hassten es, die Geldstrafen des Hauptmanns durchzusetzen, doch um dem Kerker zu entgehen mussten sie ihm Folge leisten. Der einzige Fels in der Brandung war Garrus Darelliun, der Stellvertrehter des Hauptmanns. Er schien die einzige höher gestellte Persöhnlichkeit zu sein, die etwas gegen die Korruption unternehmen wollte. Bisher blieb Garrus jedoch auch erfolglos, denn wie die anderen Wachen wollte er seinen Job behalten und riskierte es nicht zu sehr, öffentlich gegen Leland vorzugehen.

Lendor atmete die kalte Abendluft Cheydinhals ein. "Ja, so ist Cheydinhal", dachte er. "Ausen schön und gepflegt, doch innen dunkel und klebrig wie ein Sumpf." Seine Eltern waren damals hierhergezogen, weil es viel wärmer und angeblich viel schöner war als in Bruma. Lendor bewegte sich jetzt auf die Burg zu. Er konnte es nicht ausstehen, nach seiner Schicht den kleinen Hügel bis zum Tor hochgehen zu müssen, vor allem Nachts. Am ende jedoch wartete ein Bett, und das war bereits Motivation genug. Schritt für Schritt kam er dem Burgtor näher. Die Sterne schienen klar und hell, doch Lendor interresierten sie wenig. An einem freien Tag hätte er sie die ganze Nacht bestaunen können, doch er hatte keine Zeit, er musste die wenigen Stunden Schlaf bekommen, die er bis zur nächsten Schicht unbedingt brauchte. Nachdem er das Tor passiert hatte und ein paar Gutenachtwünsche von den dort posstierten Wachen empfing, bog er nach Links ab, auf die Kaserne im Südwest-Turm zu. Nur noch ein Paar Meter bis zum Ziel, seinem Bett. Er stieß die Tür auf, wurde von diesen und jenen Wachmann gegrüßt, quälte sich die breite, aber kurze Wendeltreppe hoch, steuerte auf das nächste freie Bett zu und fing an seine Rüstung auszuziehen. Zuerst den Helm, dann die Handschuhe und die Stiefel, zum Schluss der Harnisch. Er legte sie auf eine Kiste, vor jedem Bett stand eine, dann ließ er sich fallen. Für Wohnstandarts war das Bett eigentlich viel zu hart und das Bettzeug schon abgenutzt, doch einer müden Wache, die übermüdet vom Ende ihrer Nachtschicht in die Kaserne schlurfte, kamen diese beiden Dinge wie gerufen. Schnell schlief Lendor ein.


Bro Gur´Gash konnte es immer noch nicht glauben. Er war schon den halben Tag unterwegs, doch die Mauern von Leyawiin wollten einfach nicht zwischen den Bäumen hervorkommen. Er konnte nicht glauben, dass das Kajiitenpack es fertig gebracht hatte, ihnen aufzulauern und innerhalb von einer halben Minute den ganzen Konvoi umzulegen. "Fast den ganzen." berichtigte er sich. Und sein schmertzendes Bein, in dem immer noch der verfluchte Pfeil steckte, erinnerte ihn daran, dass er nicht tod war, wie die anderen. Sie hätten eigentlich mit der ganzen Ladung bis nahe an Leyawiin heran durchkommen müssen. Dort hätten sie das Skooma an bestimmte Kontaktmänner verkauft und könnten sich danach wieder auf den Weg nach Hause, nach Cheydinhal machen. Aber diese verdammten Kajiiten mussten unbedingt bei seiner ersten Eskorte angreifen. Wäre alles reibungslos verlaufen, hätte er jetzt eine Beförderung erhalten. Er wäre jetzt viel wichtiger als ein einfaches Helferlein! Sein verletztes Bein verfluchend humpelte der junge Ork weiter durch den Wald. Er musste durchkommen, er musste der Bande bescheidsagen, damit sie diese verdammten Kajiiten erwischen konnte. Er durfte dieses Pack nicht einfach so davon kommen lassen. Plötzlich rutschte der Boden unter seinen füssen weg und er viel hin. Wie verrückt fluchend quälte er sich wieder hoch. Er fing an, Nibenay immer mehr zu hassen. Die Sümpfe und der lockere, dunkle Boden waren einfach nichts für ihn. Am meisten jedoch hasste er die Mücken, die immer mehr zu werden schienen. "Verdammt, wie weit noch bis Leyawiin?"


Lendor wurde aus dem Schlaf gerüttelt. Er öffnete ein Auge, nur ein wenig. Das licht blendete ihn und er merkte augenblicklich, dass es wieder hell war. Jemand hatte ihn gerade mehrere Stunden vor seiner Schicht geweckt. Er schloss das Auge wieder und richtete sich Müde auf. "Egal wer du bist, du musst einen verdammt guten Grund haben, mich ohne grund zu wecken! Wie du sicher weißt, ist es gegen das Gesetz, eine andere Wache ohne Grund lange vor Beginn ihrer Schicht zu weck..." Eine mehr oder weniger sanfte, weibliche Stimme unterbrach ihn mitten im Satzt. "Hör auf Reden zu schwingen! Ich kenne das Gesetz, ich muss es kennen, und das mit dem Wecken stimmt nicht wirklich! Und außerdem..." Lendor öffnete die Augen, drehte sich zu der Frau um. Er hatte sich nicht geirrt, es war Claudia Tosepus die ihn geweckt hatte. Er sah sie zwar nur halb verschwommen, doch diese grauen Augen und diese Stimme würde er selbst bei tiefster Dunkelheit und beim Rauschen eines nahen Wasserfalls erkennen. "Ach du bist´s. Warum, bei Oblivion, weckst du mich? Du weist doch, dass ich Schlaf brauche vor der nächsten Schicht!" Sie räusperte sich und begann weiterzureden. "Und außerdem... komme ich im Auftrag von Darelliun. Es wird für dich fürs erste keine nächste Schicht geben, er sagt, er hätte da eine bestimmte Aufgabe für dich."

KingPaddy
08.10.2010, 20:28
Als Zeichen das sich bei mir auch was tut, habe ich hier einen kleinen Ausschnitt aus meiner Geschichte. Ich bitte über die Fehler hinweg zu sehen, aber Korrektur werde ich erst halten, wenn das Werk fertig ist ^^:


Lizzie presste das Büchlein fest an ihre Brust, als hätte sie Furcht es könnte gestohlen werden, und ging zum Ladentisch hinüber. Mit einem dümmlich-freundlichen Grinsen erwartete sie der Ladeninhaber bereits. „Das muss ja ein spannendes Buch sein. Sie standen wie versteinert und haben darin gelesen“: bemerkte der Händler. Lizzie setzte ihr kesses Mädchengrinsen auf, dass sie sich über die Jahre bewahrt hatte und sagte: „Ziemlich altes Seemannsgarn, aber ich habe ein Faible für so was.“ Wieder lächelte der Mann in einer sehr verschrobenen Art und Weise. Er schien fast naiv, wenn man das allein aus einem Lächeln ablesen konnte, zu sein. „Dann wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre. Für das Buch verlange ich... hmm mal sehen... Ach sagen wir 20 Septime, wegen des Antiquitätenstatusses“: offerierte er einen Preis. Lizzie wäre jedoch nicht Lizzie, wenn sie nicht versuchen würde zumindest ein wenig zu handeln. „20 Septime für so ein abgegriffenes und schmutziges Büchlein. Ich interessiere mich zwar für Seemannsgeschichten, aber so etwas könnte ich mir gewiss auch hier in der örtlichen Hafentaverne anhören. Wie wäre es mit zehn Septimen?“: unterbreitete die junge Frau ein Gegenangebot. „Zehn? Zugegeben das Buch ist nicht mehr im allerbesten Zustand, aber es ist gut eingebunden, sogar in wetterbeständiges Leder. Also Zwanzig hielte ich da schopn für angemessen. Zur Güte gehe ich aber auf 18 Septime als Ausgleich für den Zustand herunter. Was sagt ihr?“: korrigierte Lelles sein Angebot nach unten. Lizzie schüttelte den Kopf und lächelte dann wieder zuckersüß. „Wir könnten uns doch in der Mitte treffen und sagen 15 Septime und die Sache ist geritzt. Aus meiner Sicht ein fairer Ausgleich“: warf sie ein weiteres Angebot in die Runde. Der Händler rieb sich das Kinn und musterte sie eindringlich. Dann trat ein mildes Lächeln in sein Gesicht. „Weil sie es sind. Gut 15 Septime sind abgemacht“: schlug er ein. Lizzie zog ihre Geldbörse, einen einfachen Lederbeutel, hervor und zahlte den Mann aus. Sie verabschiedete sich und verließ das Geschäft mit ihrer Neuerwerbung. Als sie aus dem Gebäude trat, fuhr ihr umgehend der frische und prickelnde Geruch des Meeres in die Nase. Sie genoss ihn und den leichten Geschmack von Salz auf der Zunge, als sie tief einatmete. Ja sie liebte das Meer und inzwischen kannte sie es auch recht gut. Als Matrosin auf einem Schoner, der leider nur vor der Küste Hochfels’ kreuzte und dann ihre weite Reise von Hochfels, über die Summerset Inseln, über Hammerfell bis schließlich hier her nach Anvil. Und diese Hafenstadt war für sie eine Art Wallfahrtsort. Hier an dieser Küste hatten große Piratenflotten angelegt. Hier auf diesem Land hatten Piraten gelebt und gekämpft. Dort draußen auf der See wurde die legendäre Seeschlacht von Anvil geschlagen und über allem schwebte der Name des größten Piraten Tamriels – Torradan ap Dugal – der hier ebenfalls lebte und dort draußen vor der Küste sein Seemannsgrab fand. Heutzutage legten zwar auch wieder ab und an Piraten in Anvil an, ein Piratenschiff fand sich beispielsweise am äußersten Kai, aber das waren keine teuflischen Seehunde mehr, sondern nur noch weichgespülte Kielratten. Wenn ein Piratenschiff gefahrlos in einer gesetzestreuen Stadt Ankern konnte, dann konnten das unmöglich vernünftige Piraten sein. Aus diesem Grunde war Lizzie auch auf der Suche nach Dingen aus der glorreichen Vergangenheit.

Elisabeth wandte ihren Blick von der blau schimmernden See ab und ging zum Hafentor um wieder in die Stadt zu gelangen. Irgendwie erinnerte Anvil sie an ihre Heimat. Etwas provinziell aber dennoch ein großer Hafen. Die Menschen hier waren freundlich und die Ortschaft sehr schön. Das leicht verfallende in der Kulisse ließ sie sehr authentisch erscheinen und verstärkte den Eindruck einer Hafenstadt noch etwas. Das Wetter war bisher auch sehr angenehm, ebenso wie die Temperaturen, wenn auch etwas zu warm, aber nicht sehr. Man konnte sich hier heimatlich fühlen. Bei diesem Gedanken musste Lizzie grinsen. Mit sechzehn war sie von Zuhause ausgerissen, als sie an einen wohlhabenden Mann verheiratet werden sollte. Eigentlich war ihr Zuhause seit dem die See. Entweder war sie unterwegs auf den Meeren oder sie hielt sich ausnahmsweise für einige Monate in großen Hafenstädten, wie beispielsweise Stros’Mkai über Wasser. Ihre Heuer und ihre Löhne hatte sie gespart um sich eben diese Reise auf den Spuren der Piraten zu gönnen. „Womöglich“: so träumte sie jetzt wieder: „werde ich eines Tages selbst Pirat werden.“ Dieses Leben übte eine unglaubliche Faszination auf sie aus. Lizzie schlenderte zu einer Bank im Schatten eines Hauses hinüber und ließ sich dann darauf nieder. Umgehend holte sie das Büchlein hervor, blätterte zu der Stelle, an der sie gestoppt hatte, und las weiter.

KingPaddy
09.10.2010, 10:22
@ Kampfkatze
Ein tolles erstes Kapitel Kampfkatze. Ich würde mich sehr freuen zu erfahren, wie es weitergeht. Achja in der Neulandschenke matroniert eine Wirtin ^^ Ansonsten ist es dir gut gelungen. Also auf die Fortsetzung bin ich gespannt.

Skyter 21
09.10.2010, 18:04
@Kampfkatze
Dein bisheriger Text ist gut. Es gab keine Ungereimtheiten und spannend war es ebenfalls.
Ich freue mich auf Kapitel 2.

@Paddy
Netter Auszug. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Warum hast du einmal Elisabeth und dann direkt darauf wieder Lizzie geschrieben? Aus dem Zusammenhang wären das dann die selben Personen. Absicht oder versehen?

mfg Skyter

KingPaddy
09.10.2010, 21:06
Warum hast du einmal Elisabeth und dann direkt darauf wieder Lizzie geschrieben? Aus dem Zusammenhang wären das dann die selben Personen. Absicht oder versehen?

Absicht. Sie heißt eigentlich Elisabeth. Hätte ich einen größeren Ausschnitt gewählt, dann wäre noch zuvor gekommen "Elisabeth, die sie seit ihrer Kindheit Lizzie nannten...", ich wollte mal variieren, damit sich der Name nicht sooft wiederholt. ^^

Kampfkatze2
02.12.2010, 21:56
2. Kapitel

Lendor zwang sich aus dem Bett, was ihn viel Überwindung kostete. In gedanken verfluchte er Darelliun dafür, dass er Claudia geschickt hatte, nur um ihn viel zu früh zu wecken. Dann wand er sich wieder zu Claudia, die immer noch an der Bettkante stand. "Was denn für eine Aufgabe?" Sie zuckte die Schultern. "Keine Ahnung... Aber er meinte es ist dringend, also mach dich besser so schnell wie möglich auf den Weg! Ich geh jetzt erstmal Frühstücken." Mit diesen Worten drehte Claudia sich um und ging, leise eine Melodie pfeifend, die breite Treppe runter. Nachdem sie gegangen war, verdrehte Lendor kurtz die Augen. Claudia Tosepus war eine der wenigen Wachen, die ihre Arbeit genoßen, und sie ging dabei so weit, dass sie mindestens eine halbe Stunde vor Anfang ihrer Schicht von allein aufwachte, ihr eigenes Morgentraining absolvierte und dann einige Minuten später schon fröhlich pfeifend an ihrem Posten stand.

Noch einige Minuten kämpfte Lendor gegen seinen inneren Schweinehund an, dann quälte er seine Beine über die Bettkante und fing an, sich seine Stiefel anzuziehen. Laut schnaubend und mit geschlossenen Augen zog er erst den rechten und dann den linken Stiefel an. Seuftztent stellte er sich auf die Füße, wobei er sich mit seinen Händen abstützte. Als er endlich stand, gähnte er, streckte sich kurz und zog dann den Rest seiner Rüstung an.

Als er seinen mit Leder und Leinen überzogenen Kettenharnisch, auf dem das Wappen von Cheydinhal abgebildet war, angelegt hatte, wankte er müde auf die Treppe zu. Wärend er müde in alter Routine die Stufen herunterschritt, fing er an über Garrus Darellium und seine "bestimmte Aufgabe" nachzudenken. Wollte er wieder jemanden, der nickend neben ihm stand und ihn bei einem seiner Versuche unterstützte, den Grafen zu überreden, ihm zu helfen? Oder war Lendor jemandem auf den falschen Fuß getreten und Garrus wollte ihm jetzt helfen, indem er ihm einer "Strafschicht" zuteilte, damit Leland halbwegs besänftigt war, bevor er über weitere Geldstrafen nachdachte. Als Lendor dann am Esstisch ankam, bemerkte er kaum noch, dass einer der Teller, die normalerweise jeden Morgen und jeden Abend belegt wurden, leer war. Claudia hatte, wie immer, eilig aufgegessen und keinen Gedanken daran verschwendet, hinter sich wegzuräumen. Lendor schüttelte den Kopf. "Das Becken steht zwei Schritte entfernt, und sie bringt´s nicht fertig, ihren Teller reinzustellen."

Ra´Kinji blickte in seinen halbvollen Becher Dunkelbier. Oder war er halb Leer? Kopfschüttelnt hob er den Blick und ließ ihn durch den "Einsahmen Freier" schweifen. Die Taverne, die schon seit längerem in Bravil standt und Anlaufstelle aller möglichen Banditen, Smuggler und anderer zwielichtiger Gestallten war, befand sich in einem schlechtem Zustand. Wie bei allen von Bravils älteren Gebäuden waren die groben Holzwände durch den andauernden Regen und der hohen Luftfeuchtigkeit halb durchgeschimmelt, und durch das offene Fenster schwappte der ekelerregende Gestank aus dem verdreckten Kanal. Es war eng, selbst die oberen Etagen, die sonst nur von denen Benutzt wurden, die für sich sein wollten, waren überfüllt.

Unten saßen die meisten um die Theke herum, die die Hälfte des engen Raumes einnahm, oder an kleinen, bemitleidenswerten Tischen. In dem Gemenge von Ärmlich aussehenden Besuchern, Dieben und hereingeschlichenen Bettlern stachen einige besonders hervor: Söldner von der Dunkelforstrotte mit ihren verziehrten Stahlrüstungen und einige Wachen, die mit den hiesigen Kriminellen Skooma und Bestechungsgelder tauschten. Für den Rest der Besucher schienen sie jedoch ein gewohnter Anblick zu sein.

Unvermittelt wurde Ra´Kinji von der Seite angestoßen. Schnell drehte er seinen Kopf nach rechts. Es war Kurtzschwantz. Nervös blickte sie um sich, als habe sie Angst, jemand könnte sie belauschen, dann sprach sie: "Mir gefällts hier nicht, ich will zurück zum Haus." Verwundert blickte der alte Kajiit sie an. "Bitte!" Er seufzte, blickte nochmal zu seinem halbvollen Becher und wand sich dann wieder Kurtzschwantz zu: "Und warum kommst du dann zu mir?" Verlegen sengte sie den Blick zum Boden. In Ra´Kinjis altem Hirn machte es klick und er verstand. "Ahsoo... du willst hier weg, aber du willst dem "großen" Herren Senjiu nichts davon sagen, weil du denkst, er könnte dich für Schwach oder sonstwas halten..!" Ertappt nickte sie. Ra´Kinji warf nochmal einen Blick auf seinen Becher, dann stand er langsam auf. "In Ordnung. Bist du sicher, dass du zurück zum Haus willst? Der einzige der dort sitzt ist Dra´Sush, und er ist nicht gerade die Art von Person, mit der eine junge Kajiitin wie du verkehren sollte." "Ja, ich bin mir sicher. Ich habe keine Angst vor Dra´Sush! Mancheiner würde auch sagen ich sollte nicht mit euch "verkehren". Aber egal, ich will nur noch Schlafen." Nach einem dritten Blick auf den Becher nickte Ra´Kinji dann zustimmend. "Folge mir. Bleib dicht bei mir, vor allem wenn wir draußen sind." Er tippte einen von seinen Mit-Renjirakrin auf die Schulter und nachdem er seiner Aufmerksahmkeit sicher war, deutete er auf seinen Becher: "Pass drauf auf!", dann packte er Kurtzschwantz bei der Hand und zog sie hinter sich her, durch die Menge, auf die schmale Ausgangstür zu.

Draußen war die Luft nicht viel frischer als in der Taverne. Der faulige Geruch des Kanals war hier sogar noch intensiver. Wie üblich für Bravil und Umland regnete es und der Nachthimmel war stark bewölkt. Ra`Kinji bedeutete Kurtzschwantz die Führung zu übernehmen: "Wer weis was sich von hinten alles anschleichen könnte". Er packte den Griff seines Kurtzschwertes, nur für alle Fälle, und als Kurtzschwantz diese zweite Sicherheitsmaßnahme bemerkte, tat sie es ihm gleich. Schnell schritten die beiden Kajiiten auf die alte Hängebrücke, die einzige Verbindung zwischen dem Hauptteil der Stadt und dem kleinem Stück, auf dem der Einsame Freier und einige weitere Häuser standen, denn der dreckige Kanal trennte die beiden Teile wie eine tiefe Narbe im Gesicht von Bravil.

In der trüben Dunkelheit war das Stadtgebiet auf der anderen Seite des Kanals fast nicht zu sehen. So schnell wie möglich bewegten sich Kurtzschwantz und Ra´Kinji über die Hängebrücke. Bei jedem Schritt knarrten die Holzbalken. Nachdem sie die Brücke passiert hatten verschwanden die beiden Renjiakrin wie Schatten in der Nacht. Trotz der vielen, gleich aussehenden Gebäuden kannte Ra´Kinji den weg zum "Haus" auswendig. Der Regen wurde stärker und traf in dicken Tropfen auf das Meer aus Flachdächern. Es gab keine festen Straßen und die Wege verwandelten sich langsam in Matschpfützen. Ra´Kinji dirigierte Kurtzschwantz durch das Labyrint, gab ihr die Richtung an, in die sie abbiegen sollte, auch wenn seine Stimme durch den Regen gedämpft war.
Sie kamen an einigen streunenden Hunden und einer Gruppe Bettler vorbei, von denen sich einer einen Platz unter einer kleinen Treppe erkämpft hatte, der Rest von ihnen musste im Regen sitzen. Wärend sie weitergingen blickte Ra´Kinji um sich, auf die verfallenen Gebäude, die einsamen, verarmten Gestallten, die sich durch Regen und Matsch kämpften, die argwöhnisch dreinblickenden Augen in den engen Gassen und die Betler, die der Natur und der Willkür der Verbrecherbanden schutzloß ausgeliefert wahren. Dabei stellte er sich vor, wie der Graf wohl gerade in seiner warmen Burg an seinem voll bedecktem Tisch saß. Dadurch wurde ihm wieder bewusst, warum er sich schon vor vielen Jahren den Renjiakrin angeschlossen hatte: "Diese verdammten Kaiserlichen! Sie nehmen sich einfach das Land anderer und verwandeln es in sowas! Nur damit ihre Adligen ihre Orgien feiern können!" Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Kurtzschwantz mit dem Finger auf ein mehrstöckiges Haus vor ihnen zeigte, sich umdrehte und ihm aufgeregt zurief: "Das ist es doch, oder? Der Eingang ist oben, oder?" Ra´Kinji nickte zustimmend.

Sie mussten nur noch eine Treppe hoch, und dann waren sie da. Ra´Kinji und Kurtzschwantz standen vor einer maroden Holztür. Sie war mit Moos bewachsen und es sah aus, als könnte man sie mit blosen Händen aus den Angeln heben. Ra´Kinji kramte einen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf und ein warmer Schwall aus Luft kam ihm entgegen. "Nichts wie raus aus dem Regen..." murmelte Ra´Kinji fast nur zu sich selbst, und noch bevor er eintreten konnte, schob sich Kurtzschwantz vor ihm durch die Tür und betrat das Obergeschoß.

Es bestand nur aus einem Raum, der von einer halb geschmoltzenen Kerze erhellt wurde, die auf einem kleinen Tisch stand. An den Tisch war noch ein hölzener Stuhl rangeschoben worden und in der rechten Ecke war eine Luke in den Boden eingelassen. Sonst war der Raum leer. Ra´Kinji klopfte Kurtzschwantz noch auf die Schulter, wünschte ihr eine gute Nacht und verließ das warme Trockene wieder. Hinter sich schlug er die Tür zu und der Regen hatte ihn wieder. "Ein gutes Mädchen. Sie macht sich nur zu viele Gedanken darüber, was Senjiu von ihr denkt". Langsam schritt er die Treppe aus Holz runter und trat mit einem Stiefel in den Matsch. Er verharte in dieser Position, denn eine Gestallt am Ende der Straße hatte seine Aufmerksahmkeit erregt: Der Körperbau, die Art in der sie sich bewegte. Die Gestallt bog um die Ecke und Ra´Kinji fluchte. "Verdammt! Sollte Dra´Sush nicht im Haus sein?!" Er fluchte noch einmal und lief dann der Gestallt hinterher, durch Regen, Matsch und Kälte. "Mist, sieht aus als war der Becher doch halb leer!"

KingPaddy
04.12.2010, 11:40
Ein wirklich guter 2. Teil Kampfkatze. Die Beschreibung Bravils ist dir echt gelungen. Zu dem Stadtwächter kann ich noch nicht soviel sagen, aber die Khajiiten gefallen mir. Wiederholungen kamen nur in unbedeutendem Maß vorm aber dafür vielen mir wieder so einige Rechtschreibfehler auf, aber die kann man ja in der Finalfassung noch korrigieren. Auf jeden Fall weiter so. Ich bin auf die Fortsetzung gespannt.

Kampfkatze2
01.01.2011, 15:32
Ja, ich und meine Rechtschreibfehler xP.
Ich werde versuchen mir Microsoft Word zu besorgen damit es nicht mehr so schlimm ist. Aber danke für die Kritik! ;:3

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So, hier wie angekündigt der nächste Teil, Kritik wie immer erwünscht:


3. Kapitel

Lendor stand in dem großen Raum vor Cheydinhals Ratssaal. Er war vorhin durch die kühle Morgenluft über den Hof des Schlosses Cheydinhal geschlendert. Der Raum in dem er sich jetzt befand wurde von einer Treppe beherrscht, die eine komplette Seite einnahm. Auserdem gab es hier noch einige Bänke, zwei Säulen, deren Basen aus der großen Treppe zu kommen schienen und an denen immer jeweils eine Wache postiert war. Und es gab.. viele Pflanzen. Überhaupt waren die öffentlich zugänglichen Räume des Schlosses mit sehr vielen Pflanzen ausgestellt, oft kleinere Bäume oder Büsche. Auf einer Bank saß ein Hochelf im Reisegewand. "Warscheinlich will er eine Audienz beim Grafen" dachte sich Lendor, owohl um diese Tageszeit selten Leute den Grafen sprechen wollten. "Die meisten von denen können wenigstens ausschlafen."

Nachdem er einige Zeit mit stehen verbracht hatte, nahm Lendor seinen Helm ab, kratze sich am Kopf und setzte sich neben den Hochelf. Der guckte ihn kurtz an, sagte jedoch nichts. So saßen sie ein paar Minuten, bis Lendor sich zu dem Elfen umwand und ihn ansprach: "Ihr wartet also auch bis Ihr endlich reingebeten werdet?". Die Antwort des Elfen lies nicht lange auf sich warten: "Nein, ich bin der Gärtner, wisst Ihr? Natürlich warte ich hier, aber der gute Herr Graf ist anscheinend zu sehr mit seinem Frühstück beschäftigt! Allerdings hätte ich selbst von einer einfachen Stadtwache erwartet, dass sie von alleine darauf kommt". Verwundert sah Lendor den Elfen an. "Ihr wisst schon, dass ich euch jetzt wegen Beleidigung einer Wache in den Kerker stecken könnte?". Der Elf lachte höhnisch auf. "Versuchts ruhig, ich hab genug Septime um die Strafe zu bezahlen. Wieder und wieder. Und wieder. Eigentlich könnte ich den ganzen Tag damit verbringen, hier zu sitzen und Euch zu beleidigen. Das ist eben das Problem am kaiserlichen Gesetz. Und jetzt hört auf mich zu belästigen, Wachmann." Lendor saß jetzt noch verblüffter da. Leider hatte der Elf recht: Sollange er genug bezahlte und ihn nicht hunderte male am Stück beleidigte, konnte er Lendor so oft erzählen, wie dumm er war, wie er wollte, und jetzt fing eine der Wachen an den Säulen an leise zu kichern. Bevor Lendor jedoch etwas falsches tun oder sagen konnte, kam Garrus Darelliun die Treppe runter und rief nach ihm. "Endlich". Lendor stand auf und ging mit Darelliun durch den Durchgang zum Ratssaal und er freute sich, dass er entlich von dem Hochelfen wegkam.

"So, und jetzt brauch ich jemanden, der für mich die Stelle ansieht und ein wenig weiterforscht". Darelliun und Lendor standen im Ratssaal. Gerade eben hatte Darelliun Lendor erzählt, dass irgendwo auf der Straße zwischen Bravil und Leyawiin eine Handelskaravane überfallen worden war. Lendor seuftzte. "Und warum soll ich jetzt den ganzen Weg bis Nibenay machen, wenn es die Wachen von Bravil oder Leyawiin erledigen könnten?". Darelliun sah sich kurtz um. "Ganz einfach: Erstens hat man uns, die Wache von Cheydinhal gebeten, das aufzuklären, der Händler dem die Karavane und ihre Güter gehörten hat hier sein Zuhause. Zweitens.." Erneut blickte er sich um und redete dann weiter: "Zweitens.. hatte er ein paar Leute der Orums "angeheuert", um auf seine "Handelsgüter" aufzupassen". Allein der Ton mit dem er "angeheuert" sagte, lies Lendor verstehen, dass die Orums nicht nur angeheuert waren, sondern direkt mit der Sache zu tun hatten. Lendor dachte nach. "Und warum ausgerechnet ich?" Darelliun beugte sich vor und flüssterte: "Verdammt, Lendor! Das ist die Chance diesen ganzen verdammten Schmugglerhaufen von Orums hochgehen zu lassen! Vor solchen Beweisen kann der Graf einfach nicht die Augen verschließen. Wenn wir nachweisen können, dass die Ladung nicht legal war und auch nachweisen können, dass die Orums direkt mit der Ladung zu tun hatten, dann erwischen wir sie alle. Zumindest die meisten. Und jetzt gebe ich dir die Chance, daran teilzuhaben. Ich brauche jemanden, der für mich dahingeht und nach Beweisen sucht. Ich kann es nicht selbst machen, verstehst du? Zu viele Leute würden verdacht schöpfen. Und auserdem habe ich hier viel zu viel zu tun. Also, bist du dabei? Oder muss ich es dir erst befehlen?"

Lendor dachte nicht lange nach. Er hatte sowieso keine Wahl. Darelliun war zwar ein guter Mann, aber jetzt wo Lendor so viel wusste, würde er ihn überwachen lassen. Weder die Orums noch der Hauptmann durften davon erfahren, dass Darelliun vorhatte, unwiderlegbare Beweise zu sammeln. Auserdem wäre es Befehlsverweigerung, nicht zu der Stelle zu reiten, an der die Karavane überfallen wurde. "Na gut, ich mache es. Wann soll ich losreiten?"


***
Ra´Kinji rannte durch die Nacht. Immer noch regnete es, und er drohte auf den matschigen Straßen auszurutschen. Wenn er sich nicht beeilte, schafte es Dra´Sush vielleicht, ihn abzuhängen. Hatte Dra´Sush ihn auch gesehen? War es überhaupt Dra´Sush oder spielten ihm Dunkelheit und Alter einen Streich? Ra´Kinji rannte um die Ecke hinter der Dra´Sush verschwunden war. Nichts. Doch. Am Ende der Straße sah er die Gestallt wieder. Er rannte weiter, so schnell er konnte, doch er schaffte es nicht, die Gestallt einzuholen. Wieder bog sie ab, nach links, in eine enge Gasse. "Nein, du wirst mich nicht abhängen!" Keuchend hechtete Ra´Kinji in die Gasse, in die die Gestallt abgebogen war. Langsam ging ihm die Puste aus, das merkte er, doch so schnell gab er nicht auf. Er rannte weiter, sah die Gestallt wieder. Seine Beine wurden immer Schwehrer. Die Gestallt bog ein weiteres mal ab. Diesmal nach rechts. Mit letzten Kräften sprintete Ra´Kinji um die Kurve. Er rutschte aus und landete fluchend im Matsch.

Als Ra´Kinji sich wieder auf die Beine gekämpft hatte, musste er feststellen, dass die Gestallt, sei es nun Dra´Sush oder nicht, verschwunden war. Keuchend stützte er sich mit seinen Händen auf seine Beinen und blickte sich noch einmal hektisch um, doch Dra´Sush blieb verschwunden. "Vielleicht am Ende der Straße?" Er wollte losrennen, überlegte es sich aber doch noch anders. Der Vorsprung war viel zu groß. Es wäre aussichtslos zu versuchen, Dra´Sush einzuholen. Falls es überhaupt Dra´Sush war.
Plötzlich nahmen seine Ohren war, wie jemand sich schnell von hinten näherte. Zwar dämpfte der Regen die Schritte, doch das Platschen des Matsches war einfach zu verräterisch. Noch bevor Ra´Kinji sich jedoch umdrehen konnte, wurde er gewaltsam zu Boden gestoßen. Wieder fiel er in den Matsch.

Schnell sprang Ra´Kinji wieder auf, fluchend drehte sich um und zog in der selben Bewegung sein Kurtzschwert aus der Scheide. Die Person, die ihn umgestoßen hatte wich zurück und überrascht merkte Ra´Kinji, dass sein Gegner viel kleiner war als er. Warscheinlich ein Waldelf. Er trug eine einfache Lederrüstung und eine Kapuze verdeckte sein Gesicht und in der rechten Hand hielt er einen Dolch. Blitzschnell wollte der Waldelf zustechen, doch ging er dabei so planlos vor, dass es ein Leichtes für Ra´Kinji war auszuweichen. Schnell verpasste er dem Elfen einen Stoß mit dem Knauf seines Schwertes. Der Waldelf taumelte einige Meter und fasste sich dann wieder. Diesmal schien er vorsichtiger zu sein, er war dabei Ra´Kinji einzuschätzen. Ra´Kinji wusste, dass der Waldelf ihn höchstwarscheinlich nicht wieder direkt angreifen würde, nicht solange Ra´Kinji den Längenvorteil seiner Waffe hatte. Den Überraschungsmoment hatte der Elf schon verlohren. Einige Zeit standen sie sich schweigend und mit erhobenen Waffen gegenüber, warteten darauf, dass der Gegenüber angreift. Dann stürmte der Waldelf auf Ra´Kinji zu. Ein Lächeln spielte um Ra´Kinjis Mund. "Dummkopf."

Kampfkatze2
30.01.2011, 00:22
Hier noch ein Teil, ich werde es noch überarbeiten und natürlich die Rechtschreibung verbessern. Wie immer: Kritik erwünscht :D


4. Kapitel

Lendor schnallte den Sattel an das Pferd. Es war ein alter, aber dennoch starker Rotfuchs der von den Wachen einfach nur "Roter" genannt wurde. Als der Sattel fest saß, richtete Lendor sich wieder auf und überprüfte, ob die Taschen und Beutel, die den Proviant für die Reise, eine kleine Zeltplane und altes Bettzeug enthielten, fest genug angebunden waren. Zuvor hatte er seine Rüstung ausgezogen, dafür einen Lederharnisch angezogen und einen Reiseumhang darübergezogen. Garrus stand geduldig hinter ihm und beobachtete ihn bei diesen Vorbereitungen. Lendor wollte sich schon mithilfe der Steigbügel aufs Pferd schwingen, als ihm etwas einfiel und er sich ein wenig dämlich vorkam. "Garrus... Wenn der Händler nur ein Strohmann oder ein Mitglied der Orums ist, dann wissen die doch das ich dahinreite!" Er drehte sich um und wunderte sich darüber, dass Garrus leise in sich hineinlachte.

Fragend sah Lendor Garrus and und wartete auf eine Antwort. Garrus seuftzte lächelnt und fing an zu reden: "Ich hab mich schon gewundert, dass dir das nicht von Anfang an aufgefallen ist. Um ehrlich zu sein, du bist nicht die erste Wache, die ich dahin schicke. Ich habe Ghaiatan hingeschickt. Wir beide wissen wie korrupt er ist. Ich habe ihn in der Vermutung losgeschickt, dass die Orums ihn unterwegs erwarten, ihn bestechen oder sogar umbringen. Warscheinlich sitzt er jetzt irgendwo in Bravil und die Orums denken dass das Problem erledigt ist. Sie haben ihn bestimmt dafür bezahlt, dass er einige Zeit abwartet, dann hierherkommt und mir erzählt, der Überfall wurde von einfachen Banditen geplant oder er konnte die Schuldigen nicht finden. Auf jeden Fall wird er mir nichts über die Ladung sagen, oder er wird sagen, dass sie weg ist. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen." In Lendor machte sich Erleichterung breit. "Das ist also auch der Grund warum ich in Zivil reisen soll, oder?" Garrus nickte zustimmend. "Ja. Aber jetzt solltest losreiten, sonst werden die Überreste des Konvois noch von Plünderern auseinander genommen." "In ordnung. Auf wiedersehen, Garrus." Mit diesen Worten drehte Lendor sich wieder zum Pferd um und schwang sich auf den Sattel. Er wollte losreiten, aber Garrus schien sich an etwas zu erinnern: "Eine Sache noch. Wenn du an Bravil vorbeikommst... Such in der Stadt nach einem Nord namens Turgar Silberstahl. Sag ihm, dass ich dich schicke, und dass er dir helfen soll." Lendor nickte, wandte das Pferd um und ritt aus dem Stall des Schloßes.

Schnell passierte er die Schwartzufer-Ställe und die danebenliegenden Gehöffte und Cheydinhal entfernte sich hinter seinem Rücken von ihm. Lendor hatte einen langen Ritt vor sich und ihm wurde bewusst, dass er Cheydinhal lange nicht sehen würde. Es war zwar eine korrupte Stadt, ähnlich einem Sumpf, aber dennoch war es seine Heimatstadt. Er hatte sich an die anderen Wachen, an die Menschen dort, an seine Patroullien, an seinen korrupten Hauptmann und an die in Cyrodiil einzigartige Architektur gewöhnt. Es war auch die Stadt in denen die Gräber seiner Eltern lagen. Lendor schloss die Augen. Einer der vielen Gründe aus denen er "Ja" zu Garrus´ Angebot gesagt hat, war dass er den Orums einen schweren Schlag verpassen könnte. Endlich.
Doch jetzt musste er daran denken, an der T-Kreuzung nach links zu reiten, nach Süden, bei der darauffolgenden Gabelung auf der rechten Seite nach Westen zu bleiben und an der zweiten wieder nach links, nach Süden, auf die Grüne Straße abzubiegen. Bald darauf würde Bravil auftauchen, wo er diesen Nord treffen sollte von dem Garrus geredet hat. Danach weiter nach Süden, wo er irgendwann zwischen Bravil und Leyawiin auf die ausgeraubte Karavane stoßen würde. Der Weg würde verdammt lang werden.


***
Locker wich er dem Stich aus und verpasste dem Angreifer einen Schlag mit dem Ellbogen. Es war eine verzweifelte Tat gewesen und bewies die Unerfahrenheit des Elfen. Ra´Kinji sah auf ihn herab, das Kurtzschwert ausgestreckt und auf den Hals des Elfen gerichtet. Er wollte schon zustechen und das Leben des Angreifers beenden, doch etwas hielt ihn zurück. "Er ist nur ein weiteres Opfer des Systems.." Ra´Kinji schüttelte den Kopf, wobei er seine Augen immer noch auf den auf der Straße liegenden Elfen gerichtet hielt. "Merk dir das für die Zukunft. Wenn dein Überraschungsmoment dahin ist und du nicht mehr gewinnen kannst, lauf weg". Plötzlich lachte der Elf auf. Seine Stimme hatte einen hohen Ton, was Ra´Kinji vertmuten ließ, dass er es mit einer Frau zu tun hatte. "Habt ihr wirklich geglaubt das Überraschungsmoment ist dahin?" Verwundert starrte er die Elfin an, als er plötzlich von einem hölzerner Stab am Hinterkopf getroffen wurde und nach vorne hin umkippte. Er stollperte über die Elfin und landete wieder im Schlamm. Ra´Kinji blieb einige Zeit liegen und bekam nebenbei mit, wie der Stabschwinger hämisch lachte. Von dem Schlag benommen zwang Ra´Kinji sich hoch und stützte sich auf alle Viere. Er konnte nicht mehr klar denken und der Boden auf den er hinab sah war verschwommen. Alles war kalt. Er spürte, wie Regenwasser ihm das Kinn herunterlief. Wenn es denn Regenwasser war.

Hinter sich hörte er den Stab wieder durch die Luft sausen. Beinahe hätte er sich nicht bewegt, der Schmerz war so stark... Doch er schaffte es noch, sich im letzten Moment dazu zu zwingen, auszuweichen. Schnell rollte er sich unbeholfen zur Seite und entging dadurch einem vernichtenden Hieb. Der Holzstab traf auf dem Boten auf und lies den Brei aus Erde und Wasser aufspritzen. "Das war zu knapp!" Jetzt, wo sich Ra´Kinji wieder bewegt hatte, kehrte sein Überlebenssinn wieder zurück, doch die Benommenheit lies nur langsam nach und ein stechender Schmerz brannte über seinem ganzen Hinterkopf. "Aufstehen! Ich muss aufstehen!" Hastig quälte Ra´Kinji sich hoch und stolperte rückwärts auf eine Hauswand zu, wobei er eine Glückssträhne hatte und den Hieben des neuen Feindes rechtzeitig genug ausweichen konnte. Ra´Kinji wusste nicht wie, aber er hatte es geschafft sein Schwert in der Hand zu halten, was ihm erst jetzt wirklich bewusst wurde. Er hob sein Kurtzschwert an und bereitete sich auf den nächsten Hieb seines Gegenüber vor. Jetzt hatte Ra´Kinji den Längennachteil, er musste so schnell wie möglich so nah wie möglich an seinen Gegner herankommen und ihn so schnell wie möglich ausschalten.

Ra´Kinji erkannte jedoch erst später den wirklichen ernst seiner Lage. Er lehnte gegen eine Wand, sein Gegner hatte einen Holzstab, der um einiges länger war als Ra´Kinjis Schwert, sein Gegner fing wieder an zu lachen, was verdeutlichte, dass er nur ein wenig gespielt hatte. Und die Elfin müsste auch jeden Moment wieder auf den Beinen sein. Er musste weg. Aber wie?
Gehetzt blickte er sich um. Der Stabkämpfer kam mit absichtlich langsamen Schritten auf ihn zu. Ra´Kinji musste handeln, wenn er zu lange wartete hätte er keine Chance mehr. Er erblickte ein Loch in der Häuserreihe, ein möglicher fluchtweg. Der Bandit erkannte das auch. Ra´Kinji bekam eine Idee. Fluchend lief er loß, täuschte an, er wolle weglaufen und sprang dann auf den überraschten Banditen zu. Dieser versuchte seinen Stab noch schnell genug zu schwingen, um Ra´Kinji zu erwischen, doch Ra´Kinji hielt den Stab mit seinem Schwert ab, die Spitze nach unten, und glitt daran entlang, bis er den verwunderten Banditen erreichte.


***
Irgendwo in den feuchten Waldgebieten zwischen Bravil und Leyawiin sank Bro Gur´Gash zu Boden. Er war seit Tagen unterwegs gewesen und von Leyawiin war weit und breit keine Spur. Nicht einmal eine Straße. Er hatte nichts zu Essen gefunden, und die Wunde an seinem Bein, in der noch immer der Pfeil steckte, hatte sich sehr schnell entzündet, wozu die ganzen Krankheitserreger in der Luft eine Menge beitrugen. Ihm war übel und extrem heiß. Er hatte Wasser getrunken, aber es hatte ihn Krank gemacht. Die Rüstung hatte er schon nach der ersten Nacht abgelegt und es kam ihm vor als ob der Überfall auf den Konvoi schon Monate her war. Seine Augen trähnten und er versuchte wieder hochzukommen, jedoch vergeblich. Wenn er kein Ork gewesen währe, hätte sein Zustand ihn schon vor Stunden in die Bewusstloßigkeit gestürtzt.

Lange Zeit blieb er so liegen. So sollte er also sterben: Allein, unter Fieber leident, mit einer entzündeten Wunde, in einem von den Göttern vergessenen Wald. Eigentlich sollte er Wut darüber verspüren, dass er sterben und die verdammten Kajiten weiterleben würden. Aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Langsam wurde alles um ihn herum dunkel, als plötzlich etwas hinter ihm knackte. Bro Gur´Gash bewegte sich nicht. Ihm war alles egal geworden. Wenn es ein wildes Tier oder etwas anderes war, konnte es ihn von seinem Leid erlösen. Doch wer würde schon etwas essen, dass vor Krankheit triefte? Wieder knackte es im Unterholz, diesmal viel näher. Dann ging es Seitlich an Bro Gur´Gashs Kopf vorbei, wodurch es in sein Blickfeld kam. Es war ein Mensch. Bro Gur´Gash sah zwar nur umrisse, aber es war eindeutig etwas humanoides. Schnell versuchte er einige Worte hervorzubringen, doch es gelang ihm nur, den Mund zu öffnen. Der Mensch beobachtete ihn für einige Augenblicke und kniete sich dann neben ihn. Als Bro Gur´Gash den Fremden zwar verschwommen, aber aus einiger Nähe sehen konnte, erschrag er. Der Mensch, oder das Es hatte kein Gesicht! Die Haut hatte eine seltsame, für ihn nur schwer zu erkennende Struktur. Nur zwei linsenförmige runde Augen, in denen sich das wenige Sonnenlicht spiegelte, das sich durch die Wipfel der Bäume gekämpft hatte, stachen aus dem Kopf. Es griff in den Grauen Mantel dass es trug. Bro Gur´Gash hoffte, es wollte ihn erlösen und keinen Seelenstein herauskramen, um Bro Gur´Gashs Zustand auszunutzen.

Doch statt der erwarteten Klinge oder eines Steines kam ein lederner Schlauch zum Vorschein. Es öffnete den Deckel und kippte den flüssigen Inhalt über Bro Gur´Gashs offenen Mund. Es war... Wasser. Sauberes Wasser. Aber es war mehr als das: Es machte, dass sich Bro Gur´Gash wieder besser fühlte. Für einen Moment ließen das Fieber und der Schmerz nach, doch gleichzeitig wurde er immer schläfriger. Er versuchte noch gegen die nahende Besinnungslosigkeit anzukämpfen, aber er war viel zu schwach. Ihm wurde Schwarz vor Augen.

KingPaddy
05.02.2011, 13:03
Wirklich sehr gut Kampfkatze. Ich sah keine auffälligen Fehler. Ich erinnere mich nur noch an eine Stelle, wo es die falsche Zeitform war, aber das war wenig schlimm. Die beiden Posts waren wieder spannend und gut geschrieben und der Kampf des Khajiiten fand ich gut gemacht. Ich bin natürlich gespannt, was aus diesem ork werden wird ^^ Mach weiter so.

Kampfkatze2
25.02.2011, 21:24
Ich habe einige Ideen zusammengekleistert. Und bevor sie verlohren gehen, poste ich sie schonmal hier. Ein spezielles Dankeschön an Paddy, übrigens. Er wird schon wissen, warum. xP

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5. Kapitel

Drels Theran stand an einem Fenster im obersten Stockwerk des Schloßes von Bravil, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. In der vorherigen Nacht hatte es stark geregnet, wie üblich im verfluchten Gebiet namens Nibenay. Hinter dem Schloß ging die Sonne auf und tauchte Bravil in ein warmes, oranges Licht. Die unzähligen pfützen und die nassen Hauswände reflektierten die Sonnenstrahlen. Manche Leute hätten diesen Anblick als schön empfunden, doch für Drels war es, als ob er eine feuchte Pestbeule ansehe. Er hasste Bravil. Und all seine Einwohner. Es gab in Bravil bestimmt keine einzige Person, die nicht in irgendwelche Verbrechen verwickelt war. Von den unzähligen Bettlern, über die Wachen bis zum Grafen selbst. Als Erzinquisitor war es seine Pflicht, jeden einzelnen von ihnen hinter kaiserliche Gitter zu bringen. Bravil sammt Einwohner war wie ein dreckiger Krebs-Tummor, und dass auch noch mitten im Zentrum des Kaiserreiches. Doch diese Plicht musste warten. Er war aus anderen, wichtigeren Gründen hier: Es war ein, bis vor kurzem, nicht allzu bekannter Auswuchs von Bravil und Umgebung. Eine Truppe von Kajiiten, die sich selbst "Renrjira Kriin" nannte.

Drels hasste Kajiiten, beinahe genauso sehr wie er Bravil, Cheydinhal und den Hafenbezirk der Kaiserstadt hasste. Die Renrjira Kriin sollten so etwas wie Rebellen darstellen. Angeblich verteidigten sie ihre Heimat Elsweyr vor der "Gier" des Kaiserreiches. Sie wollten verhindern, dass Elsweyr, genau wie Schwartzmarsch, einen Teil seines Gebietes an einen cyrodiilischen Grafen abtrehten muss. Angeblich. In Wirklichkeit, da war sich Drels Theran sicher, wollten sie sich nur selbst bereichern. Sie betrieben großangelegten Skooma-Schmuggel, gaben aber vor, dies nur zur finnanzierung ihrer Aktionen zu tun.

Natürlich logen sie. Obwohl die Sorge, ein Teil von Elsweyr würde annektiert werden, damit ein Graf mehr Land hatte, begründed war. Der fette, korrupte Graf Bravils, Regulus Terentius, wollte schon immer mehr Herrschaftsgebiet haben. Natürlich brauchte er es nicht. Für ihn währe es nur ein Statussymbol, Bravil selbst und seine Ländereien interresierten ihn nicht. Vielleicht war er einst ein ehrenhaffter Mann gewesen, doch jetzt kümmerte er sich nur um sein eigenes Wohl, und um das seines Skooma-süchtigen Sohnes. Deswegen hatte es so lange gedauert, bis Drels die Erlaubnis von ihm bekommen hatte, hier zu arbeiten.

Lordkanzler Okato hatte Terentius lange unter Druck setzten müssen. Drohungen und Versprechen hatten dann das Übrige getan. Gähnend drehte sich Drelen Theran vom Fenster weg, als jemand an die Tür seines Privatgemaches klopfte. Mit festen Schritten bewegte sich Drelen auf den einzigen Ein- und Ausgang des geräumigen Zimmers zu. Als er die Tür einen Spallt weit aufmachte, sah er auf einen kahlen Kaiserlichen herrab, der unter dem strengen Blick des hochgewachsenen Dunkelelfen zu zittern begann. Ohne auf Drels Anweisung zu warten, reichte der Kaiserliche eine Schriftrolle durch den Türspallt, die sofort von Drels entgegengenommen wurde. Schnell zog der Kaiserliche die Hand zurück, gerade schnell genug um zu verhindern, dass ihm die Hand gebrochen wurde, weil Drels die Tür zuschlug. "Gut", dachte Drels sich. "Er hat dazugelernt."

Drels drehte die Schriftrolle auf und seine Mundwinkel deuteten ein unterdrücktes Lächeln an. Gut. "Er hat den Ork gefunden". Es verlief also alles, wie Drels es geplant hatte. Zufrieden drehte Drels die Schriftrolle wieder zusammen und legte sie auf seinen Schreibtisch. Der Tag fing gut an. Sehr gut sogar.

Kampfkatze2
27.02.2011, 21:56
So, ein weiterer... naja, Schnippsel kann man das nicht nennen... Ein weiterer Teil vom Kapitel 5. Kritik, wie immer, erwünscht:



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Ra´Kinji stieß mit der rechten Seite gegen den Banditen, die Schulter vorran. Der Bandit, noch immer überrascht von Ra´Kinjis plötzlichem Angriff, taumelte rückwärtz, und Ra´Kinji streckte seinen Schwertarm aus, wobei er den Banditen noch knapp an der Brust erwischte. Der Bandit fiel nach hinten hin um. Die Verletzung, die er durch Ra´Kinjis Schwert erlitten hatte, war zwar nicht tötlich, aber schmerzhaft genug, um den Banditen am Boden zu halten und ihn damit auser Gefecht zu setzen.

Ra´Kinji sah auf den Mann herrab, immer noch schwer atment. Der Bandit lag im Matsch und wimmerte leise. Er war stark zusammen gezuckt, und Ra´Kinji musste festtellen, dass die Wunde doch tiefer war, als er dachte. Er wand sein Gesicht von dem Banditen ab. "Ich werde zu alt für sowas..." Er atmete tief aus und sah sich um. Noch einmal würde ihm keiner von hinten auf den Kopf schlagen. Sein Stolz würde das nicht verkraften. Ihm fiel etwas auf. "Wo, bei Oblivion, ist diese Elfe geblieben?" Sie war bestimmt schon weggelaufen. Gut für sie. Ausserdem sah er, dass einige Bettler dem Kampf zugesehen hatten. Ihre Gesichter lugten aus den dunklen Gassen und aus Sackgassen zwischen den grob gezimmerten Häusern. Ra´Kinji sah wieder auf den Banditen am Boden. Nein, er durfte nicht zulassen, dass der Bandit bis auf die Haut ausgezogen, ausgeplündert und dann zum Sterben hier auf der Straße zurück gelassen würde. Keiner sollte so enden.

Er ging auf den Banditen zu, dessen Augen fieberhaft hin und her huschten, als er bemerkte, dass Ra´Kinji auf ihn zukam. Der Bandit zuckte etwas mehr und versuchte vergeblich, auf dem Rücken wegzukriechen. Ra´Kinji fand den Geldbeutel des Mannes, zog ihn aus dessen Tasche und warf ihn auf die Straße. Wenigstens sollten die Bettler etwas für ihre geierhafte Warterei bekommen. Dann packte er den Banditen an den Armen und zog ihn durch die Straßen.

Ra´Kinji brauchte zwar einige Zeit, um sich wieder zu orientieren, aber er fand den Weg zurück zum sicheren Haus. Er hob den Banditen auf, packte ihn unter den Achseln und zog ihn Stück für Stück die Treppe hinauf. Oben angekommen ächtste Ra´Kinji vor Anstrengung und stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Auch wenn die Tür aussah wie ein altes Brett, in dem ein verrosteter Griff steckte, war sie sehr stabil und hatte ein gutes Schloss. Er stieß abermals gegen die Tür.
Dann hörte er, wie drinnen etwas aus Holz rumpelte, die Luke zum Untergeschoss, wie er hoffte, und kurz darauf öffnete eine verwirrte Kurzschwantz die Tür. Als sie den Banditen erblickte, dem das Blut über die Brust lief, wuchs ihre Verwirrung.

Ra´Kinji stieß sie mit sanfter Gewallt zur Seite und schleppte den Banditen in das kleine Zimmer. "Komm, helf mir! Räum den Tisch frei!" Immer noch verwirrt stand Kurzschwantz da und rührte sich nicht. "Komm schon!"
Schnell setzte sie sich in Bewegung und nahm die Kerze vom Tisch.
Zwar blieb ein wenig Wachs darauf kleben, doch Ra´Kinji, dem das egal war, wuchtete den Banditen mit letzter Kraft auf die runde Platte.
Danach stolperte er auf die nächste Wand zu und stützte sich an ihr ab. Für einen Tag hatte er sich seiner Meinung nach schon genug angestrengt. "Kurzschwantz, geh runter, hol ein paar Heiltränke. Und vielleicht noch einen Verband. Mach schon!" Dann hörte Ra´Kinji, wie jemand die grobe Holzleiter hochstieg. "Nicht nötig, Kurzschwantz. Ich hab schon alles." Mit dem Kopf vorran tauchte Dra´Sush aus der Luke, mit einer Tasche um den Rücken, in der Glas klirrte.

Ra´Kinji fragte sich, wem er vor kurzem hinterher gelaufen war, aber er hatte jetzt keine Lust länger darüber nachzudenken. Als er oben angekommen war, legte Dra´Sush die Tasche neben den Tisch und öffnete sie. Hervor kamen etliche Heiltränke und ein Verband. Er rieb sich die Hände und flüsterte: "Dann mal an die Arbeit." und fing an, den Banditen zu versorgen. "Ich frag mich wo du den hier aufgetrieben hast, aber... Verdammt, sieh dich nur an, wer hat dich so durch den Dreck gezogen?!" Ra´Kinji sah an sich selbst herrab. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er völlig durchnässt und vollkommen mit Schlamm bedeckt war. Fluchend bewegte er sich auf die Luke zu, aus der Dra´Sush gekommen war. Eine letzte Anstrengung musste wohl noch sein. Er ging um den Tisch herum, an dem Dra´Sush dabei war, dem mitlerweile bewusstlosen Banditen einen Verband anzulegen, wobei Kurzschwantz ihm assestierte, und quälte sich die Leiter herunter.

Der untere Bereich des Hauses war um einiges größer. Er war geräumig, und überall standen Betten. Hier und da konnte Ra´Kinji eine Kiste sehen. Auserdem konnte er rechts und vor sich je eine Tür erkennen. Er wusste, dass in einem dieser weiteren Räume noch eine Leiter, die zu einer noch tieferen Etage führte, befand. Gewöhnlich hatten die Häuser Bravils keine Keller, da diese schnell mit Wasser vollliefen, aber das sichere Haus stand an einer guten, trockenen Stelle. Der Keller war vollgestellt mit Kisten, die ihre wertvolle Beute enthielten.

Ra´Kinji bewegte sich zu einem der Betten, zog den dreckigen Lederharnisch, die ledernen Beinschützer und die alten Lederstiefel aus. Seine Rüstung hatte die meiste Feuchtigkeit abgefangen, aber trotz dessen waren seine Füße nass und kalt. Er warf sich auf das Bett, zog die Decke über sich und schlief ein. Endlich.

Kampfkatze2
28.02.2011, 22:07
Ein weiteres Stückchen. Dieser Teil ist noch nicht komplett und es wird noch mehr nachgereicht.



***

Bro Gur´Gash erlangte sein Bewustsein wieder. Er spürte, dass er in einem Bett lag, einem sehr gemütlichem Bett. Er war in eine warme Decke gehüllt, und in seinem Bein pochte es zwar ein wenig, jedoch nicht mehr so stark. Die Ereignisse im Wald spielten sich verschommen vor seinem geistigen Auge ab. Bro versuchte angestrengt, die Augen zu öffnen und schaffte dies auch nach einigen Versuchen. Über ihm lief eine hölzerne Decke spitz nach oben zu, und mehrere waagerecht liegende Holzbalken stabilisierten die Konstruktion. Bro hatte
ihn zwar selten von innen gesehen, aber er lag in einem Haus das ganz nach leyawiinischem Unterschicht-Stil gebaut wurde. Er wusste nicht wie, aber er war offensichtlich in Leyawiin gelandet.

Nachdem Bro Gur´Gash dies realisiert hatte, kehrten seine Sinne mit einem Schlag zurück. Er musste die Bande informieren! Er musste aufstehen! Er bewegte sich und wurde sofort durch einen stechenden Schmerz bestraft, der von seinem Bein aus durch seinen ganzen Körper lief. Fluchend stellte er jede Bewegung ein. Plötzlich vernahm er eine weibliche Stimme: "Nein, nein! Bewegt euch nicht! Ihr seit noch viel zu schwach!" Bro dachte nach. "Ich muss eine Botschaft übermitteln! Ich bin von der Dunkelforstrotte!" Die Stimme schien besorgt. "Was? Die Dunkelforstrotte? Hier in Grenzburg?! Oh nein, oh nein, bei den Neun, das ist ein schlechtes Zeichen!" "Grenzburg?" Verwundert drehte Bro Gur´Gash seinen Kopf ein wenig. Er erblickte eine Kajiitin, die nahe an seinem Bett stand. "Grenzburg? Bin ich nicht in Leyawiin?" Er hatte noch nie etwas von Grenzburg gehört. "Nein, mein Herr. Ihr seit in Grenzburg, die lieblingssiedlung der Götter!"

Kampfkatze2
03.03.2011, 21:58
4-fach Post... Naja, egal, hier ein weiterer Teil. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das nächste Stück auch unter Kapitel 5 stecken soll. Kritik ist wie immer erwünscht! ^w^


Entmutigt lies Bro Gur´Gash den Kopf sinken. Er war also nicht in Leyawiin. Aber er sollte dankbar sein. Dankbar dafür, dass er noch lebte. Jetzt fing er an, sich etwas genauer umzusehen. Bro hob den Kopf an. Das Haus war nicht groß, aber auch nicht zu klein. Sein Bett stand in der Ecke, rechts von ihm befand sich ein kleiner Nachttisch und dahinter eine grob verputzte Wand. Vor ihm, in Richtung seiner Füße, stand eine Art Trennwand aus braunem Stoff. Doch trotz der Begrenzungen konnte er in den Rest des Hauses sehen: Hinter der Stoffwand stand ein Holztisch mit einigen Stühlen daran. Auf einem davon saß die Kajiitin. Bro hasste die Renrjira Kriin, aber andere Kajiiten konnte er mehr oder weniger tolerieren. Soweit er sehen konnte, gab es in dem Gebäude noch einen weiteren Tisch und eine Truhe.

Nachdem er einige Zeit lang gedöst hatte, raffte er genug Kraft zusammen, um sich aufzusetzen. Die Kajiitin war weg, aber auf dem Nachttisch neben ihm stand jetzt ein Tonkrug und ein kleiner Tonbecher. Er schaffte es, sich rüberzulehnen und in den Krug zu sehen. Er war mit Wasser gefüllt. Bro Gur´Gash packte den Krug und trank ihn gierig mit einigen Zügen leer. Danach lies er den Krug wieder auf den Nachttisch sinken. Sein vorher unbewusster Durst war gestillt. Jetzt hatte er Hunger.

So lag er einige Zeit, bis er sich dazu durchringen konnte, erneut zu versuchen, aufzustehen. Langsam aber sicher bewegte er sein heiles Bein aus dem Bett. Die schmerzen waren nicht mehr stechend, sondern wie ein dumpfes Brummen in seinem Körper. Das konnte er locker verkraften. Dann bewegte er sein verletztes Bein und biss die Zähne zusammen. Es tat verdammt weh, aber er schaffte es, sein Bein über die Bettkante zu zerren. Er saß jetzt auf der Bettkante und machte eine Pause. Jemand hatte ihm einen behelfsmäsigen Verband um sein Bein angelegt. Vor nicht allzu langer Zeit.

Es kostete ihn viel Mühe und Zeit, aber letzten Endes erreichte Bro Gur´Gash den Tisch hinter der Stoffwand. Langsam setzte er sich auf einen Stuhl. Er machte eine Pause und erholte sich von der Anstrengung. Dann fiel ihm ein Zeitungsausschnitt ins Auge, der auf dem Tisch lag. Er griff mit einer Hand nach dem Blatt und fing an zu lesen. Natürlich war der Ausschnitt vom Rapenkurier geschrieben, die Überschrift wurde von der Zeichnung eines Menschen auf einem Pferd begleitet. Doch dann, nachdem er sie zweimal stutzend gelesen hatte,
dachte er darüber nach, was die Überschrift selbst besagte:

"KVATCH ZERSTÖRT UND WIEDER ERRETTET, RAT RUFT "OBLIVION-KRISE" AUS!"

Gebannt las er den Artikel, und er konnte nicht glauben, was darin stand. Dem Rappenkurier nach, war Kvatch von... Daedra zerstört worden? Dass konnte doch gar nicht sein! Bro kannte Daedra von Beschwörungen und einigen Ruinen, aber wie konnten sie eine Stadt wie Kvatch... zerstören? Außerdem stand in dem Bericht etwas über einen Helden- oder einer Heldin, die Aussagen der Augenzeugen gingen da weit auseinander- , der in eine Art Höllentor vor der Stadt gegangen ist und es geschlossen hat, um anschließend gemeinsam mit dem Überbleibsel der Stadtwache und einigen kaiserlichen Legionären die Trümmer der Stadt von den Daedra zu befreien. Der Graf der Stadt, Ormellius Goldwein, hat laut Stadtwache den Angriff nicht überlebt. Der Held, oder die Heldin, sei darauf hin mit einem Priester aus der Stadt verschwunden. und jetzt sollen angeblich überall in Tamriel Höllentore aufgehen. Bro Gur´Gash schüttelte seinen Kopf. "Das ist schlecht, verdammt schlecht..." Plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihm und jemand betrat das Haus.

Die Kajiitin fing aufgeregt an, Bro anzubetteln: "Oh bitte, legt euch zurück ins Bett! Ihr braucht Ruhe! Geht zurück ins Bett! Die Verletzungen!" Langsam und mühseelig drehte Bro Gur´Gash sich auf dem Stuhl um. "Nein, ich bin schon aufgestanden. Ich muss nach Leyawiin! Und zwar schnell!" Die Kajiitin machte die Tür hinter ihr zu. "Nein, ihr geht wieder ins Bett!" Bro stand vorsichtig auf, machte sich breit und zeigte mit einem Finger in richtung Tür und Kajiitin. "Ich werde durch diese Tür gehen, und ihr werdet mich nicht davon abhalten!"

Die Kajiitin starrte ihn überrascht und erschreckt an. Bro lies den Finger sinken. Er hatte den Bewohnern Grenzburgs ja doch sein Leben zu verdanken. Ihnen und diesem... Ding im Wald. Und es könnte sein, dass er sich selbst überschätzt hatte. Er war zwar ein Ork, und damit auch ausdauernder als andere, aber er fing schon zu wanken an und sein Bein schmerzte immer stärker. Er sollte sich doch lieber wieder hinlegen.

Mit erneuter Mühe bewegte Bro sich auf das Bett zu und die Kajiitin kam herbeigelaufen um ihn zu stützen, wofür er dankbar war. Der Weg zurück war durch die Hilfe um einiges einfacher. Behutsam legte er sich hin und die Kajiitin deckte ihn zu. Dann betrachtete sie ihn mitleidig und ging dann weg. "Ich hole euch neues Wasser..." Eine weile nachdem die Tür zuschlug, schlief Bro wieder ein.

Kampfkatze2
28.03.2011, 22:39
Ja, jetzt nach längerer Zeit etwas kurzes. Ich werde in der nächsten Zeit etwas mehr schreiben.


Drels Theran ging den Bericht noch einmal durch und fügte das hinzu, das er schon wusste, wärend er in seinem kleinen Zimmer auf und ab ging. Also war zuerst der Kaiser ermordet worden. Kvatch war, wie er jetzt wusste, von den Daedra, die es irgendwie geschaft hatten, ein Tor zu einer Ebene von Oblivion zu öffnen, überrannt worden. Dabei hatten sie ein... Ding benutzt, das Feuer spuckte und die Stadtmauern zerstört hatte. Die Zeugen waren noch zu traumatisiert, um genaueres zu schildern. Dann hatte eine noch unbekannte Person das Tor geschlossen und zusammen mit der Stadtwache und ein paar kaiserlichen Legionären die Stadt zurückerobert. Oder besser was davon noch übrig war.

Für Theran war klar, dass etwas sehr großes vor sich ging, denn solche stabilen Portale in das Reich des Vergessens waren eigentlich nicht möglich. Er hatte zwar von magischen Gegenständen gehört, mit denen man in die Oblivion-Ebenen reisen konnte, oder von mächtigen Magiern die sich direkt dahin teleportieren konnten, aber Tore, durch die ganze unbeschworene Horden von Daedra eine Stadt stürmen und dabei ein großes etwas benutzten? Etwas sagte ihm dass es bestimmt etwas mit dem Mord am Kaiser und seinen Söhnen zu tun hatte.

Doch diese neue "Oblivion-Krise" warf auch einige von Drels Plänen durcheinander. Ihm wurde schon eine Eskorte zurück in die Kaiserstadt angeboten, jedoch hatte er zu lange darauf gewartet, aktiv in Bravil agieren zu dürfen. Und da die Tore anscheinend wieder geschlossen werden konnten und die kaiserliche Legion jetzt unter Leitung der Generäle drauf und dran, sich auf eine Invasion vorzubereiten, war Drels sich sicher, dass ihm nicht wirklich etwas passieren konnte. Aber die Verbrechersyndikate waren jetzt um einiges Vorsichtiger. Für das, was Drels vorhatte, um sein Ziel zu erreichen, musste er jetzt zu härteren Mitteln greifen. Es würde zwar hier und da ein paar mehr Tote geben, aber es waren sowieso alles Verbrecher. Und der Ork mit diesem seltsamen Namen kam Drels jetzt noch gelegener. Jemand klopfte, Drels öffnete die Tür und nahm einen neuen Berricht entgegen. Der Kaiserliche wurde immer schneller, wenn es darum ging, seine Hand noch schnell genug aus dem Türspallt zu ziehen. Drels blickte auf den Umschlag. Es ging wieder um die Oblivionkrise. "Später.." Zwar warnte ihn etwas im hinteren Teil seines Kopfes davor, sich zu wenig Sorgen um die neue Krise zu machen- es erinnerte ihn irgendwie an die Ereignisse auf Vvardenfell, obwohl es dort nicht auf die Daedra zurückzuführen war, aber trotz dessen blieb er an seinem Schreibtisch stehen. Er lies den Umschlag darauf fallen und zog sich einen Stuhl heran. Aus Neugier wollte er den Inhalt des Umschlags lesen. Doch es war schon spät und er musste noch etwas tun. Er hatte noch jemanden zu kontaktieren. Drethan würde wohl noch einmal nach Grenzburg reiten müssen, aber solange Drels Theran seinen Teil des Vertrags einhalten würde, würde Drethan schon nicht rummaulen.

Drels sah auf die von ihm geschriebenen Anweisungen und überflog sie noch einmal. Danach ließ er die Schreibfeder sinken und machte den Umschlag mit dem neuen Bericht auf. Schon als er die Hälfte gelesen hatte, wusste er, dass die Situation in Tamriel sich stark verändert hatte. Diese verfluchten Tore öffneten sich jetzt überall! In allen Provinzen berichtete man davon. "Jetzt sollte ich mir sorgen machen..." Aber Drels Theran währe nicht Drels Theran, wenn er nicht trotz seiner steigenden Sorge die Schreibfeder nehmen und die Anweisungen vervollständigen würde. Jetzt musste er zu noch drastischeren Maßnahmen greifen.

Kampfkatze2
15.04.2011, 22:32
Das nächste Stück! Hoffe es gefällt euch! ^^

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Langsam schritt Roter auf der großen Brücke entlang. Sie waren Anfangs schnell geritten, doch Lendor wollte Roter auf keinen Fall überanstrengen und so konnte er ausserdem den atemberaubenden Anblick, der sich ihm bot, länger genießen. Er hielt seinen Blick nach Rechts, genau auf die Kaiserstadt, deren weiße Mauern Rot strahlten, weil sie von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. Das Wasser des Rumare-Sees glitzerte und schimmerte noch kurz, dann verschwand die Sonne hinter den Bergen und Hügeln im Westen.

Mitlerweile waren Lendor und Roter schon in der Mitte der großen, weißen Brücke angekommen und es wurde immer dunkler. Begleitet von dem Klang Roters` Hufe dachte Lendor an den ersten Ort einer Rast. Die Schenke zum schlechten Omen, die an der Grünen Straße lag, hatte zwar einen schlechten Ruf, wobei der Name nicht sehr half, doch Lendor hatte von Anfang an geplant, dort eine Pause einzulegen. Er würde mitten in der Nacht dort ankommen, aber das war nicht weiter tragisch. Er würde sich ein wenig ausruhen und schlafen, um dann im Morgengrauen weiter zu reiten. Allmählich wurde es auch kälter, und Lendor zog seinen abgetragenen Reiseumhang etwas fester um sich. Plötzlich bemerkte er eine rasche Bewegung weiter vor sich, zog nervös sein Schwert und lies Roter anhalten. Lendor krahmte eine Fackel aus einer der Satteltaschen, die er sitzend erreichen konnte, zündete sie mit einem sehr schwachen Feuerzauber an und als er sicher war, dass die Fackel ordendlich brannte, warf er sie in die Dunkelheit vor sich. Sie prallte einmal klappernt am weißen Stein ab und für einen Moment konnte er die Figur eines Tiermenschen in Stoffkleidung ausmachen, die jedoch sofort aus dem Lichtkegel der Fackel sprang und in den Schatten verschwand. "Verdammt!"

Lendor fragte sich, ob er jetzt einfach durchstürmen sollte. Doch wenn er es versuchte, könnte der Bandit oder Wegelagerer Roter eine schwere Wunde zufügen. Und das wollte Lendor nicht riskieren. Lendor hatte kein zweites Pferd, der Weg war noch lang und auserdem fing er an, den alten Rotfuchs ins Herz zu schließen. Und wenn der Bandit Roter zu Fall bringen würde, würde Lendor auf die harten Steine stürtzen, oder noch schlimmer, über den Rand fallen, von wo aus es metertief nach unten ging.

Er überlegte es sich anders und langsam stieg Lendor aus dem Sattel, ohne die Fackel und ihren Lichtkegel aus den Augen zu lassen. Der Lichtkegel nahm ein gutes Stück der Breite der Brücke ein und zog eine Art Grenze zwischen der Dunkelheit hinter und vor Lendor. Der Bandit musste auf der anderen Seite sein. Das Schwert erhoben und auf einen Angriff gefasst, blieb Lendor nahe der Fackel stehen, wobei er jedoch noch genug Abstand hielt. "Kommt schon, was wollt ihr? Geld? Ich gebe euch mein Geld und ihr lasst mich durch, ich habe nichts wertvolleres. Leichte Beute für euch, ein freier Durchgang für mich. Ihr braucht euch nicht anzustrengen!" Plötzlich lief es Lendor kalt den Rücken runter. Was war, wenn der Bandit einen Unsichtbarkeitszauber hatte, mit dem er sich einfach an Lendor vorbeischlich und ihn von Hinten überraschte? Unwillkührlich warf er einen schnellen Blick über die Schulter und blickte dann schnell wieder nach vorne. Zu seiner Erleichterung antwortete ihm eine Stimme aus der Dunkelheit vor ihm. Lendor fand, dass sie sich für einen Banditen zu zerbrechlich anhörte. "Bitte! Bitte tut mir nichts!"

Lendor blickte jetzt mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit hinter dem Lichtkegel der Fackel. Mit aller Vorsicht schob sich eine kleine Argonierin in den Lichtkegel. Wie von allein musterte Lendor sie, um zu sehen, ob sie bewaffnet war. Sie trug ein stark verschmutztes Hemd und eine löchrige Sackleinenhose. Sie trug offenbar einen kleinen Metalldolch, der das Licht der Fackel spiegelte, aber sonst war sie unbewaffnet. Lendor trat einen Schritt zurück und rief der Argonierin zu: "Lass den Dolch fallen! Los!" Für die Feindseeligkeit in seiner Stimme hätte er sich ohrfeigen können, denn die Argonierin zuckte verschreckt zusammen, tat aber dann, was Lendor ihr gesagt hatte. Sie legte den Dolch auf die Brücke, stellte sich dann wieder gerade auf und starrte Lendor mit vor Angst geweiteten Augen an. Vorsichtig lies Lendor sein Schwert sinken. "Gut... Wer seit ihr? Warum lauert Ihr hier herum?" Die Argonierin antwortete nicht sofort, fand aber nach einiger Zeit ihre Stimme wieder. "I-I-Ich w-will nur... nur nach Schwartzmarsch. Bitte tut mir nichts!" Lendor dachte nach. "Ich würde euch nicht empfehlen den Weg durch den Dunkelforst alleine zu nehmen. Wenn ihr auf der Seite hinter mir durch wolltet, kann ich nur sagen, dass es dort vor Banditen, wilden Tieren und anderen... Dingen nur so wimmelt."

Lendor ließ das Schwert in die lederne Scheide gleiten, denn er fühlte, dass von der Argonierin keine Gefahr ausging. Sie war noch Jung, total verängstigt, schmutzig und nur mit einem kleinen Eisendolch bewaffnet. Die Angst rührte warscheinlich daher, dass sie aus irgendeinem Grund den Kontakt mit der Legion und ihren Wachpatroullien aus dem Weg gehen wollte. "Ich bin auf dem Weg nach Leyawiin, ich könnte euch bis dorthin mitnehmen und von dort aus könntet ihr bei der nächsten Karawane mitgehen. So ist es viel sicherer." Die Argonierin stand da, verwirrt und gab dann eine Antwort. "Ja. Jajajaja. Sicherer. Sicherer." Lendor runzelte die Stirn. Etwas stimmte mit dieser Argonierin nicht. Sie bückte sich und streckte den Arm nach ihrem Eisendolch aus. "Nein, lasst ihn liegen. Ich kann das Risiko nicht eingehen." Sie kann das Risiko auch nicht eingehen, viel es Lendor ein. Doch trotzdem richtete sich die Argonierin wieder auf und ließ den Dolch liegen. "Gut. Steigt auf den Rücken meines Pferdes." Vorsichtig glitt sie an Lendor vorbei und brauchte einige Versuche, bis sie auf Roters Rücken saß. Lendor machte sich keine Sorgen, dass die Argonierin sich mit Roter davonmachte. Roter war stuhr und ließ sich nicht von jedem reiten.

Lendor machte einige Schritte auf den Dolch zu und hob ihn vom Boden auf, zusammen mit der Fackel. Danach Schritt er wieder zu Roter und der Argonierin und stieg auf den Rücken des Pferdes. "Haltet euch an mir fest. Sonst könntet ihr runterfallen." Widerwillig legte die Argonierin die Arme um Lendors Hüffte und hielt sich fest. Sie fing an, ihm leid zu tun. Irgendetwas schlimmes war ihr zugestoßen. Lendor packte die Zügel, ließ Roter weiterschreiten und fragte ohne sich umzudrehen. "Von wo kommt Ihr eigentlich her?" Auf eine Antwort wartete er vergeblich, die Argonierin war bereits eingeschlafen und lehnte gegen Lendors Rücken. "Hmm. Dann mal auf zur Schenke." Er klopfte Roter auf die Seite und zu dritt Ritten sie der anderen Seite der Brücke entgegen.

Kampfkatze2
07.05.2011, 23:49
Hier, der Anfang von Kapitel 6. Ich hoffe er gefällt euch!

6. Kapitel

Lendor konnte nicht genau sagen, wie lange sie schon unterwegs waren. Das monotone Geklapper Roters Hufe hatte einen einlullenden Effekt und Lendor musste stark gegen die Müdigkeit ankämpfen. Nur locker hielt er die ledernen Zügel fest und aus Müdigkeit ließ er den Kopf hängen. Nur das Licht der Fackel und Roters Bewegungen verhinderten, dass er sofort einschlief. Die Straße auf der sie Ritten führte durch die Westebene, einem stark bewaldetem Gebiet, weswegen sie von Bäumen umgeben waren und erst kürzlich hatte Lendor eine Art See links von ihnen bemerkt, an dem sie warscheinlich schon vorbeigeritten waren. Die Argonierin lehnte, wieder fest schlafend, nachdem Lendor sie aufgeweckt und ihr der Kälte wegen seinen Umhang gegeben hatte, gegen seinen Rücken. Lendor nahm war, dass sie eine Weggabelung passierten, wobei sie rechts blieben und er spürte wie seine Augenlider immer schwerer wurden. Plötzlich trat Roter gegen einen lockeren Pflasterstein und ließ Lendor hochschnellen. Benommen bemerkte er die kleine Laterne weiter vor ihm. Sie warf ihr Licht auf die Wand eines einfachen Holzhauses und auf die Umrisse eines Pferdes. Auf Lendors müdem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Es war nicht mehr weit bis zu einem anständigem Bett!

Nachdem Roter neben dem anderen Pferd, einem großen Rotfuchs der kaiserlichen Legion, festgebunden war, versuchte Lendor die Argonierin zu wecken, die auf Roters Rücken lag. Die Argonierin wollte einfach nicht aufwachen, und weil Lendor es nicht übertreiben wollte, hob er sie vorsichtig auf. Sie war zwar mager und schien nicht sonderlich schwer zu sein, aber trotzdem hatte Lendor einige Schwierigkeiten, sie zur Tür zu tragen. Er trat ein paar mal gegen das alte Holz der Eingangstür und kurze Zeit später öffnete ihm ein untersetzter Kaiserlicher in Legionsbeinschienen, Alkoholfahne und depresivem Gesichtsausdruck. Lendor versuchte sich an ihm vorbeizudrängen, denn die Argonierin schien immer schwerer zu werden. "Zur Seite! Macht schon!" Verdutzt machte der Kaiserliche einen Schritt zur Seite und Lendor betrat die Schenke.

Sie war nach dem klassisch cyrodiilischem Dorfstil errichtet und bestand zum großteil aus Holz. Lendor stand in einem großen Raum und gegenüber der Tür war ein Tresen, links von ihm eine Treppe nach oben. Zu Lendors rechten wurde der Raum größer. In diesem Bereich standen Tische und Stühle aus altem Holz, zwei Holzfässer auf Stativen und ein Kamin. Die einzigen Personen in diesem Raum waren ein Nord, der hinter dem Tresen stand und ein weiterer Kaiserlicher, der in voller Legionsrüstung an einem der runden Tische saß und Bier aus einem großen Zinnbecher trank. Lendor bewegte sich auf den Tresen zu, von wo ihm der Nord entgegen kam und ihm anbot, die Argonierin aus Lendors Armen zu heben und selbst zu tragen. Lendor nahm das Angebot gerne an.

Aus dem Augenwinkel sah Lendor, wie der Legionär, der ihm die Tür geöffnet hatte, sich zu seinem Kolegen gesellte. "Ich möchte zwei Zimmer. Nur eine Nacht". Lendor bekam mit, das der Legionär in voller Rüstung anfing, hämisch zu lachen. Der Nord, der offensichtlich keine Probleme damit hatte, die Argonierin zu tragen, stand aufrecht und lächelte freundlich, als er sagte: "Das macht dann 20 Goldstücke. Sicher, dass Ihr nicht noch länger bleiben wollt? Ich könnte euch auch Rabatt geben!" Lendor sah an dem Nord hoch, der ihn immer noch mitleitseregend anlächelte. "Nein, nein tut mir leid. Wir sind nur auf der Durchreise und haben es eilig." Der Nord setzte eine enttäuschte Mine auf. "In Ordnung. Ich gebe euch gleich die Schlüssel. Die Zimmer sind einfach die Treppe hoch. So nebenbei, mein Name ist Manheim Schmetterfaust. Bin Besitzer dieser Schenke." Verdutzt bemerkte Manheim, dass er immer noch die Argonierin in den Armen hielt, die immer noch tief und fest schlief. "Ehem... Die.. Schlüßel liegen in diesem kleinen Kasten auf dem Tresen, nehmt sie und schließt mir die Türen auf, ich werde.." Er hob die Argonierin ein wenig an. "Ich werde sie in ihr Zimmer tragen. Die Septime könnt ihr mir dann später geben".

Lendor steckte den Eisenschlüßel in das Schloss, drehte ihn und die Tür ging auf. Der Schlafraum war klein, sehr klein sogar. Er war leer, bis auf altes Bettzeug, das auf dem Boden lag. Schnell betrat Lendor das Zimmer, hob das Stofflaken, dass als Decke diente, auf und machte platz für Manheim, der die Argonierin in das Zimmer trug und sie behutsam auf die mit Heu gefüllte Matratze legte und dabei Lendor mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Dann richtete Manheim sich wieder aufrecht auf und Lendor, der jetzt wieder Platz hatte, gab ihm die Decke und dieser deckte damit die Argonierin zu. Lendor legte den Schlüßel auf den Boden und dann verließen beide Männer das Zimmer. "Lendor. Mein Name ist Lendor. Und hier sind eure zwanzig Septime". Lendor steckte die Hand in eine der Taschen seines Lederharnisches und holte einen kleinen Beutel mit Münzen daraus hervor. Er öffnete ihn und zählte die Münzen ab, danach überreichte er sie Manheim. "Danke wegen dem Hochtragen". Abwehrend hob Manheim die Hand: "Ahh kein Problem! Gute Nacht!" Dann drehte er sich um und ging die Treppe wieder herunter. Lendor sah ihm hinterher und empfand dabei Mitleid, denn offensichtlich hatte die Schenke nicht so viele Besucher.

Nachdem er sein eigenes Zimmer betreten hatte, zog Lendor den Lederharnisch und die Stiefel aus, legte sich hin und schlief sofort ein.

Kampfkatze2
03.06.2011, 22:29
Okay, hier etwas rausgeklatscht
Wollte es etwas länger machen, aber ich weis nicht ob ich morgen noch Zeit oder Inspiration finde, um weiterzuschreiben xP

Hier:

Behutsam hob Bro Gur´Gash sein rechtes Bein aus dem Bett und stellte es auf den Boden. Die Schmerzen waren jetzt nur noch leicht, und vorsichtig bewegte er sein linkes Bein ebenfalls aus dem Bett, wobei er sich in eine sitzende Position aufrichtete. "Ja! Sehr gut!" Die Kajiitin klatschte Bro Beifall, als er aufstand und einige Schritte ging. Zwar humpelte er leicht, aber er musste keine Pause einlegen und sich auch nirgendwo abstützen. "Kommt! Ich glaube jetzt könnt Ihr nach draußen gehen!" Aufgeregt lief die Kajiitin zur Tür und öffnete sie. Endlich konnte Bro weiter. Er wusste nicht, wie lange er schon in Grenzburg war, aber auf jeden Fall lange genug. Bro tat einen Schritt vor die Tür und seufzte erleichtert.

Die Kajiitin hatte ihn seit er in dem Bett aufgewacht war nicht aus dem Haus gelassen. Er blickte jetzt einen Hügel hinunter, es gab eine steinerne Straße, die von kleinen Hütten umgeben war. Deutlich warf das Haus aus dem er gekommen war seinen Schatten weg von ihm, in seinem Rücken ging also gerade die Sonne unter oder auf. Hinter ihm schlug die Kajiitin die Tür zu und stand im nächsten Moment neben ihm und fing an, Selbstgespräche zu führen. Bro war schon gewöhnt daran. "Ri´Bassa wird sich freuen zu sehen, was ich getan habe wärend er in Leyawiin war! Bein geflickt... Wieder zum laufen gebracht... Jajajaja..." Schon am Anfang war Bro aufgefallen, wie oft die Kajiitin über Ri´Bassa sprach, der anscheinend Schamane des Dorfes war und die Kajiitin in der Heilkunde unterrichtete, und sich jeden Tag häufiger schien. Nachdem sie mit ihrem Monolog beendet hatte, sah sie Bro mit einem freundlichen Lächeln an: "Kommt! Er wird bald zurücksein! Jeden Moment! Wir treffen ihn in der Herberge!" Bevor Bro Gur´Gash etwas erwiedern oder sagen konnte, dass er nicht wusste, wo die Herberge war, lief die Kajiitin auf eine Hütte rechts von ihnen zu. Genervt trottete Bro ihr hinterher.

Nachdem er an der Wirtin vorbeiging, die ihn unheimlich angrinste, setzte Bro sich auf einen Stuhl an dem Tisch, an dem auch die Kajiitin saß. "Er wird so stolz auf mich sein!" Bro drehte sich zu ihr. "Hmm. Hättet ihr vielleicht ein paar Goldmünzen, damit ich mir ein Bier kaufen kann?" Die Kajiitin schüttelte den Kopf: "Nein, ihr dürft noch keinen Alkohol trinken! Wir werden hier sitzen und warten, bis Ri`Brassa kommt! Er war beim Grafen von Leyawiin, müsst Ihr wissen." "Ja, das habt Ihr schon erwähnt..." Bro viel wieder ein, wo er eigentlich hin wollte. Warum hatte er vergessen, diese Frage zu stellen? "Ehh, ist Leyawiin eigentlich weit weg von hier?" Erneut schüttelte die Kajiitin den Kopf: "Nein, nicht so weit, nichtmal eine Tagesreise. Ihr könnt später nach Leyawiin, aber zuerst muss ich euch erst Ri´Brassa vorstellen!" Bro schnaufte und versuchte, eine gemütlichere Sitzposition zu finden.

Einige Momente später betrat ein mittelgroßer Kajiit in einem schwarzen Gewand die Herberge, grüßte die Wirtin und ging auf Bro und die Kajiitin zu. Die Kajiitin sprang auf und schüttelte aufgeregt die Hand des warm lächelndem Ri´Brassa. "Meister Ri´Brassa, seht! Dies ist... egal, ein neuer Gast! Er war verwundet, ich habe die Wunden ganz alleine geheilt!" Ri`Brassa nickte anerkennend. "Setz dich wieder, Ahdanji." Mit sanfter Gewallt drängte er Ahdanji wieder in ihren Stuhl und setzte sich dann selbst. "Ich muss sagen, es ist gut zu hören, dass du gelernt hast, selbst als ich nicht hier war." Er blickte Bro an, immer noch lächelnd. "Entschuldigt mich! Wir haben nicht oft Gäste hier in Grenzburg und ich bin noch ein wenig durcheinander vom Ritt zurück. Mein Name ist Ri`Brassa, es währe mir eine Freude auch Euren Namen zu kennen".
Bro räusperte sich, wärend Ahdanji neben ihm ungewohnt still war. "Mein Name ist Bro Gur´Gash und-" Ri`Brassa unterbrach ihn mitten im Satz: "Bro Gur´Gash? Nicht Bro gro-Gash?" Bro schüttelte seinen Kopf: "Nein! Ich weiß sehr wohl wie ich heiße!" Ri`Brassas Lächeln wandelte sich in Ausdruckslosigkeit um. "Tut mir leid, fals ich Euch beleidigt haben sollte. Es ist nur so, dass, soweit ich weiß, männliche Orks immer ein "Gro" in ihrem Namen haben. Aber egal jetzt. Könntet Ihr bitte aufstehen und mir eure Wunde zeigen?"

Widerwillig stand Bro auf, wobei sein Bein leicht schmerzte, und krämpelte sein Hosenbein hoch, damit Ri`Brassa den Verband darum sehen konnte. Dieser bückte sich, um den Verband besser sehen zu können. "Ahh, sehr gute Arbeit Ahdanji! Aber.. hmm... nicht wichtig." Er krämpelte Bros Hosenbein wieder herunter. "Sagt mir, Freund, wie kommt es, dass Ihr hier in Grenzburg gelandet seid?" Schnell setzte sich Bro wieder und fing an zu reden: "Nunja.. Eigentlich.." Zum zweiten Mal wurde er unterbrochen, diesmal von Ahdanji. Aufgeregt fing sie an zu erzählen: "Er kann nicht wissen, wie er hier gelandet ist, er war bewusstlos! Er wurde hierhin gebracht und weil Ihr nicht hier wart, um ihn wieder auf die Beine zu bringen, habe ich mich dieser Aufgabe angenommen!" Neugierig hob Ri´Brassa eine Augenbraue an, wärend Bro Gur´Gash verärgert beschloss, nichts mehr zu sagen. "Er wurde gebracht? Von wem?" Kurz überlegte Ahdanji, dann erzählte sie: "Also... Es war ein Mann, er hat nicht viel gesagt, nur "Flickt diesen hier wieder zusammen." Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, er trug eine Maske, eine von denen, wie sie auch in Morrowind getragen werden, die aus diesem Insekten-Zeugs gemacht sind!" "Chitin." berichtete Ri´Basha sie, jetzt mit zusammengekniffenen Augen, und stellte schon seine nächsten Fragen, wärend Bro merkte, wie Nervös er selbst wurde: "Hatte er eine kratzige Stimme? Einen alten Reisemantel? Ritt er auf einem Rappen? Nun red schon!" Verwirrt nickte Ahdanji: "Ja. Ja, alles trifft zu. Aber Meister, woher wusstet Ihr-" Plötzlich sprang Ri`Brassa auf und starrte mit stark geweiteten Augen und einer deutlichen Anspannung abwechselnd auf Ahdanji und Bro Gur´Gash. "Ohh, du armes Ding! Du konntest es ja nicht wissen! Dieser Mann, er gehört zu jenen Mächten, die versuchen, die K'Sharra Prophezeiung war werden zu lassen und.." Mit deutlicher Aggression deutete er mit dem Finger auf Bro und seine Augen funkelten förmlich vor Wut und Entsetzen: "Und er hat uns dieses Wechselbalg, dieses.. Wesen geschickt, um die Prophezeiung zu erfüllen!" Zu tote verängstigt sprang Ahdanji ihrerseits auf und lief in eine Ecke des Raumes. Immer noch mit dem Finger drohend auf Bro zeigend bewegte sich Ri´Brassa rückweärts auf den Ausgang zu: "Oh, mögen uns die Götter gnädig sein! S´Thasa! Nimm deinen Dolch und versteck dich! Gleich werden wir dieses Übel austreiben!" Er verschwand durch die Eingangstür, und Bro, der verdutzt auf seinem Holzstuhl saß, verspürte das dringliche Bedürfnis, jetzt irgendwo anders zu sein.

KingPaddy
06.06.2011, 22:20
Sry ich hab schon so lange keinen Kommentar mehr zu deinen Posts abgegeben. Die Geschichte entwickelt sich super finde ich, du musst unbedingt weitermachen ^^. Zu der Argonierin kann ich noch nicht so viel sagen, aber den Großinquisitor hast du, denke ich, ziemlich gut getroffen. Und die Erlebnisse des armen Orks in Grenzburg verleihen der Geschichte eine besonders witzige Note. Was Bro so alles ertragen muss. Ich bin gespannt, wie es jetzt mit der "Austreibung" vonstatten geht. Nun zum Technischen:

Beim Lesen fielen wieder einige Rechtschreibfehler oder vergessene Wörter auf. Auf die Posts, die zwischen meinem letzten Kommentar und deinem letzten Beitrag lagen, waren es nur sehr wenige, ab und zu auftretende Fehler. Jetzt in deinem letzten Beitrag häuften sie sich stark. Wahrscheinlich hast du da beim Schreiben nicht so genau aufgepasst. Auf jeden Fall musst du da noch einmal drüber. Und noch eine kleine Namenskorrektur: Der Schamane heißt Ri'Bassa.

Ansonsten sehr gut und ich hoffe wir bekommen in nächster Zeit noch mehr davon.

Kampfkatze2
08.06.2011, 22:21
Hier das nächste bisschen. Ich werde dann an den anderen Characteren weiterschreiben, für jetzt ist es genug von Bro. xP
Wie immer ist Kritik, positive wie auch negative, erwünscht! :D


Verwirrt blickte Bro Gur´Gash auf die Kajiitin in der Ecke. Sie wimmerte und hielt ihre Hände abwehrend vor ihrem Gesicht. Bro beschloss, Ahdanji in Ruhe zu lassen und sie nicht anzusprechen und ging schnell auf den Ausgang zu. Er musste verschwinden, auf jeden Fall. Als er an der Theke vorbeilief, erblickte er aus dem Augenwinkel die Wirtin, die an der Wand stand und einen metalischen Gegenstand, warscheinlich den Dolch, den Ri`Bassa erwähnte, von sich gestreckt hielt. Bro warf einen flüchtigen Blick auf sie. Sie stand schützend vor einer Vitrine, in der Bro soetwas wie Käseecken ausmachen konnte. "Was bei Oblivion stimmt mit euch Leuten nicht?!" Stieß er verwundert hervor. Als die Kajiitin nicht antwortete, sondern ihn böse anguckte und ihm weiterhin den Dolch entgegenstreckte, ging er weiter und zog die hölzerne Tür auf, nur um zu sehen, dass der wahnsinnige Ri`Bassa bereits einen wütenden Mob aus Dorfbewohnern zusammengetrommelt hatte, der sich langsam zwischen den beiden Steintreppen auf der großen Straße versammelte. "Oh, verdammt!" Hecktisch blickte Bro sich um. Nocheinmal würde er nicht in den Wald laufen, aber hierbleiben konnte er offensichtlich auch nicht. Er war unbewaffnet und trug keine Rüstung, wärend die Dorfbewohner, die aufgebracht bereits die Steintreppe am Hügel erklommen, nicht nur zahlenmäßig überlegen waren, sondern auch noch, wie Bro erkennen konnte, Mistgabeln, Äxte, lange Holzstäbe, Knüppel, Fackeln und sogar Schwerter hatten. Rechts von sich bemerkte er das Licht einer brennenden Fackel und ihm fiel wieder ein, dass sich eine kleine Anhöhe runter ein Stall befand, den er flüchtig bei seinem Weg in die Herberge gesehen hatte. Sofort rannte er so schnell er mit seinem verletzten Bein konnte auf den Fackelschein beim Stall zu. Am Fuße der Anhöhe musste er ein Zauntor aufstoßen, dass er wegen der Dunkelheit, derer er erst jetzt bewusst wurde, und seiner Hecktik beinahe übersah. Er rannte an schlafenden Schafen vorbei, die wegen ihrer weißen Wolle in der Nacht gut auszumachen waren. Die Tiere sprangen auf und machten aufgebrachte "Mäh"-Laute, wärend sie vor Bro flüchtent in alle Richtungen stoben.

Endlich kam Bro Gur´Gash keuchend bei dem Stall an, der eigentlich nur eine Überdachung war und unter dem größtenteils nur Heuballen lagen. Es gab nur ein Pferd, einen Schimmel, und zu Bros großem Glück war es hellwach und bereits gesattelt. Als es ihn bemerkte, wieherte es aufgeregt. Schnell stieg Bro in den Sattel und stieß dem Pferd seine Hacken in die Seite, woraufhin es sofort losritt. Er ließ es nach Rechts abdrehen, gerade als der wütende Mob die Anhöhe herunterkam, denn Bro wusste noch, dass er dieser Richtung folgen musste, um wieder auf die Grüne Straße zu kommen. Er wusste außerdem, dass es südlich von Leyawiin keine Dörfer mehr gab. Er musste also nach Süden, welche Richtung auch immer das war. Das Pferd sprang von ganz alleine über den niedrigen Holzzaun und lief den Hügel herunter. Es wurde immer schneller und Bro, der kein geübter reiter war, wurde beinahe aus dem Sattel geworfen und wagte nur einmal, einen Blick hinter sich zu werfen. Zwischen den Bäumen verschwand Grenzburg mit seinen wahnsinnigen Einwohnern und Bro dachte intensiv darüber nach, was gerade geschehen war. Ri`Bassa hat angefangen, über irgendeine Prophezeiung zu reden, Ahdanji, die zuvor sehr fürsorglich war, hatte sich in einer Ecke zusammengekauert. Die Gestallt im Wald... Es war also nur eine Maske. Aber Ri`Bassa schien die Gestallt gekannt zu haben, voher auch immer.

Nach einem kurzen Ritt erreichte Bro eine Straße, vor der der Wald aufhörte und vor ihm spiegelte sich Massa, der größere der beiden Monde, im schwarzen Wasser des Niben. Erleichtert atmete Bro aus und fühlte in den Ohren, dass sein Herz wie wild trommelte und merkte, wie verschwitzt er war. Sein Bein tat ihm auch wieder weh, wenn auch nur leicht. Am Himmel gab es keine einzige Wolke, was für diese Gegend, wie allgemein bekannt, ungewöhnlich war und es war auch ausgesprochen warm. "Ich hab´s geschaft!" Überglücklich lachte er laut auf. Kurz darauf bemerkte Bro einige Holzhütten zu seiner Linken, nicht sehr weit entfernt, in deren Fenstern Licht brannte. Kurzerhand entschied er, dass er lieber nicht dorthin reiten sollte und erklärte sich selbst, dass alle Dorfbewohner im Süden Cyrodiils wahnsinnige Irre waren. Er erinnerte sich nocheinmal an die Karte, die er sich vor dem Abreisen aus Cheydinhall angeguckt hatte. Ihm viel wieder ein, wie es ihm deutlich aufgefallen war, dass es auf der Ostseite des Niben nur ein Dorf gab, ganz nahe an der Straße, er muste also auf der Westseite sein. "Südlich von Leyawiin gibt es keine Dörfer" wiederholte er für sich selbst. Bro drehte nach rechts, entschlossen, der Straße zu folgen und Leyawiin dann endlich zu erreichen.

Einige Zeit später machte Bro eine einsame Hütte an der Straße aus. Wegen der Dunkelheit hatte er sie nicht sofort gesehen denn aus dem Inneren kam kein Licht, der Besitzer schlief also. Bro Gur´Gash wandt sich dem Niben zu, betrachtete das sich im Wasser spiegelnde Mondlicht und ließ das Pferd auf dem er saß einfach weitergehen. Fast hatte er die Hütte passiert, als plötzlich die Büsche vor ihm laut raschelten. Bro drehte seinen Kopf wieder nach Vorne und sah, dass ein Reiter aus dem Gestrüpp neben der Hütte gekommen war und die Straße blockierte. Verwundert stellte Bro fest, dass der Kopf des Reiters weiß war und sich deswegen deutlich vom restlichen Körper abhob. Das Mondlicht spiegelte sich in den beiden Gläsern der Chitinmaske und lies Bro erschaudern und vor Überraschung auf dem Rücken des Schimmels zusammenzucken. Nach diesem kurzen Schockmoment zog Bro an den Zügeln, um das Pferd anzuhalten und fragte sich, ob irgendwo irgendeine Gottheit sich vor Lachen kugelte.

Der Fremde mit Maske hob die Hand, wie zur Begrüßung und Bro Gur´Gash stellte fest, das er weiße Panzerhandschuhe trug, warscheinlich auch aus Chitin. Außerdem trug er einen abgetragenen alten Reisemantel, der so einige Löcher und Risse aufwies und an vielen Stellen geflickt worden war. "Warum, bei Oblivion, verfolgt Ihr mich?" frage Bro argwöhnisch. Der Reiter schüttelte bedauernt den Kopf, doch Bro Gur´Gash konnte nicht erkennen, ob er dies aus Spott tat oder wirklich etwas bedauerte, denn die Maske ließ nicht zu, dass Bro seine Emotionen am Gesicht ablesen konnte. Dann fing der Reiter mit einer Gegenfrage an zu reden: "Begrüßt man so den Mann, der einem das Leben gerettet hat?" Seine stimme war kratzig und rau, wie Ri´Bassa es geschildert hatte und der Reiter hatte einen seltsamen Akzent, denn Bro nicht einordnen konnte. Ohne auf eine Antwort zu warten, redete der Mann weiter: "Ihr braucht nicht nach Leyawiin zu reiten, die Orums wissen schon bescheit". Überrascht starrte Bro den Mann an. "Woher... woher wisst Ihr..?" Bevor Bro die Frage zuende stellte, bekam er bereits eine Antwort: "Ihr wart nicht der Einzige, der den Überfall der Kajiiten überlebte. Wie gesagt, die Orums wissen schon bescheid. Ich habe aber einen neuen Auftrag für euch". Bro sah den Reiter misstrauisch an, ließ ihn aber weiterreden, denn sein Tonfall schien nicht zu erlauben, dazwischenzureden, obwohl er die Stimme nicht anhob. "Die Orums wollen, dass Ihr nach Bravil geht, denn dort haben sich die Kajiiten versteckt. Ich werde dort balt zu Euch stoßen und gemeinsam werden wir zurückholen, was der Orumbande gehört. Und Ihr werdet, solange Ihr tut was ich sage und dadurch nichts schiefgeht, mit der Beute zu euren Kontaktmännern in Leyawiin gehen, die Wahre verkaufen, das Geld bekommen, ein Schiff zur Kaiserstadt nehmen und von dort aus zurück nach Cheydinhal reisen, wo Euch die Orumbande herzlich willkommen heißen und Euch mit einem Sonderrang ehren wird. Ich werde euch die meiste Zeit über begleiten, denkt also nicht daran, nacher mit dem Gold wegzulaufen. Die Orumbande würde euch sowieso finden und töten. Habt Ihr verstanden, wo Ihr jetzt hinsollt?" Bro nickte. "Ja, nach Bravil und dort auf euch warten." Der Reiter regte sich nicht und redete weiter: "Gut. Ich habe jetzt aber etwas anderes zu erledigen. Wartet in der Schenke "Zum Einsamen Freier" auf mich. Sie ist in Bravil." Ohne ein weiteres Wort wendete der Reiter sein Pferd und war schon fast wieder weg, als Bro sich dazu durchrang, eine Frage zu stellen: "Was erledigen? Was denn?" Der Reiter hielt inne und sagte, ohne sich umzudrehen: "Eigentlich geht es Euch nichts an, aber egal. Ich muss mit euren Kontaktmännern nahe Leyawiin sprechen. Sie sollen sich nicht verflüchtigen, aus Angst, dass der Skooma-Konvoi irgendwo geschnappt wurde und sie die nächsten sind". Er wandte sich wieder zum weiterreiten um, als Bro eine weitere Frage stellte: "Aber ich dachte Ihr kommt doch gerade aus Leyawiin, wieso habt Ihr die Kontaktmänner nicht vorher angesprochen?" Sichtlich genervt drehte sich der Reiter im Sattel um. "Ork. Bitte, tut eurer Rasse alle Ehre und handelt, anstatt zu denken! Ich komme aus Richtung Bravil, ich habe nur hier halt gemacht, um euch davor zu bewahren, in die falsche Richtung zu reiten!" Ohne weitere Worte wandt sich der Reiter ein drittes Mal um. Bro spührte, wie er rot anlief und wollte den Reiter seine Wut spühren lassen, doch dieser war bereits zu weit weg. Schnaubent drehte Bro sein Pferd und ritt in die andere Richtung.

Kampfkatze2
18.06.2011, 00:59
Da! Wieder etwas über die Kajiiten. Ich hoffe es ist gut geworden und ich freue mich, wie immer, auf Kritik von euch! :D


Ra´Kinji machte einen Schritt vor die Tür und musste zu seiner Überraschung feststellen, dass er sich an die Gerüche Bravils gewöhnt hatte. Kaum noch merkte er, wie sehr die Brühe im Kanal oder die Abfallhaufen am Straßenrand stanken. Die Luft hatte eine gewisse Frische, denn erst vor einer Stunde war er aufgewacht und selbst nach den Strapazen seines Kampfes in der Nacht war er trotz Kopfschmerzen früh aufgestanden und jetzt grüßte ihn die Morgenröte im Osten, wobei Schloss Bravil sich rechts von der aufgehenden Sonne befand und ihm seine noch im Schatten liegende Westseite zeigte. Durch den helleren Hintergrund erkannte Ra´Kinji jedes kleine Detail im Umriss des Schloßes: Zinnen, die abstände zwischen den groben Steinen, aus dem die Meisten der Mauern gemacht waren und auch jede Stelle, an denen die Steine abgenutzter waren als an anderen Stellen oder wo ein kleinerer Stein im feineren Mauerwerk herausgefallen war. "Wahrlich," dachte Ra´Kinji, "die Burg ist fast so heruntergekommen wie der Rest von Bravil." Es lag eine seltsame Schönheit darin und Ra´Kinji stand eine weile nur da, um das Schloß und die aufgehende Sonne zu betrachten.

Glücklicherweise konnte Ra´Kinji keine einzige Wolke am Himmel ausmachen und so beschloss er, einen Spaziergang zu unternehmen, wobei er die Muskelkater in Armen und Beinen ignorierte. Der Bandit, den Ra´Kinji mit zum Haus geschleppt hatte, lag auf einem Haufen Leinen in dem kleinen Raum des Hauses und war, als Ra´Kinji die Leiter hochgestiegen kam, immer noch Bewusstlos gewesen. Dro´Senjiu hatte, wie der Rest der Truppe, noch geschlafen, wobei starker Alkoholgeruch von ihnen ausging und nur Kurzschwanz war wach gewesen, um den Banditen zu bewachen. Dra´Sush hatte ganze Arbeit geleistet, überall lagen leere Glaßfläschchen, Schälchen mit Pulver und halb abgerollte Bandagenrollen. Er, Ra´Kinji, hatte also nichts zu tun. Er hatte danach seinen Geldbeutel geholt und jetzt stieg er vorsichtig die alte Holztreppe herunter und erinnerte sich daran, dass diese ihm letzte Nacht ewig lang vorgekommen war.

Ohne Hast schlenderte Ra´Kinji die Straße entlang und fühlte jedes mal, wenn er durch die Lichtstrahlen schritt, die zwischen den Schatten der vielen vermoderten Häusern hervorkamen, wie sich sein Fell angenehm wärmte. Er ging keinen bestimmten Weg, aber irgendwan kam er beim "Einsamen Freier" an. Ra´Kinji öffnete die grobe Tür und betrat das alte Holzgebäude. Sofort bemerkte er, wie leer es war. Offensichtlich liebten es selbst Kriminelle, einmal ausschlafen zu können oder sie kannten bessere Beschäftigungen. Das Fehlen der Menge, die sich sonst um die Theke und die schäbigen Tische drängte, ließ das Erdgeschoß ausergewöhnlich geräumig erscheinen. Nur ein grinsender Argonier in voller Stahlrüstung, die die Zeichen der Dunkelforstrotte trug, ein junger Waldelf mit billiger Lederrüstung und dicken Tränensäcken unter den Augen, Dro´Ba- ein Ra´Kinji wohlbekannter Renjirakrin- und der Wirt, ein Ork mit einer Brust wie ein Bierfass befanden sich hier.

Ra´Kinji gesellte sich zu Dro´Ba, der an der Theke stand und etwas aus einem zerkratzten zinnernen Becher trank, der klare Spuren der Benutzung aufwies. Als Dro´Ba Ra´Kinji bemerkte, nickte er nur zum Gruße und trank weiter, wobei sein Blick auf der Theke ruhte. Das modrige Holz war alt und man konnte sehen, wo irgendwanneinmal ein Getränk verschüttet wurde und an manchen stellen konnte Ra´Kinji sogar Reste von Blutflecken erkennen. Er stützte sich mit beiden Armen auf die Theke und als der Wirt ihn fragte, ob er etwas haben wollte, hob Ra´Kinji nur abwehrend die Hand, woraufhin dieser sich wieder daran machte, Becher mit einem dreckigen Lappen zu putzen und sie für die bald eintreffende Kundschaft bereitzustellen. "Na, Dro´Ba? Wie kommt es, dass du nicht bei den anderen bist, um bald mit üblem Kater aufzustehen?" Dro´Ba war ein mittelalter Kajiit, etwas größer als Ra´Kinji und schon etwas länger Teil der Renjirakrin als die meisten anderen in Dro´Senjius Gruppe. Er hörte auf, auf die Theke zu starren und wandt sich zu Ra´Kinji um. Erst jetzt bemerkte Ra´Kinji, dass jemand Dro´Ba ein blaues Auge geschlagen hatte.
Dro`Ba bemerkte Ra´Kinjis fragenden Blick und seufzte tief. "Hab mich mit nem Rothwardonen geschlagen. Danach gabs keinen Alkohol mehr für mich". Ra´Kinji hob eine Augenbraue. War es dem Wirt nicht eigentlich egal, wenn sich jemand hier schlug? Bei der Gesellschaft, die hier täglich verweilte, sollte sowas eigentlich an der Tagesordnung stehen... "Wie, keinen Alkohol?" Dro´Ba lächelte bitter. "Der Rothwardone hat mich aus der Schenke geworfen und ich bin... spazieren gegangen. Du weist schon, um Frusst abzubauen. In das "Silberheim auf dem Wasser" wollten sie mich nicht lassen. Haben gesagt, die wollen dort keine streitsüchtigen, angetrunkenen Kriminellen. Pfft... Als ob es nicht in der ganzen Stadt davon wimmeln würde... Verdammte Snobs... Also bin ich dann zum Haus zurückgegangen. Ich glaub, da hast du schon geschlafen. Dra´Sush hat mir von deinem Kämpfchen erzählt". Ra´Kinji verzog bedauernd das Gesicht. Also hatte es sich bereits under der Gruppe von Renjirakrin rumgesprochen. Dro´Ba lachte leise und sagte dann: "Du alter Haudegen! Verdammt, du hast diesen Banditen auch noch den ganzen Weg zum Haus geschleppt! Wär ich dort bei dir gewesen, ich hätt´ dir geholfen und wir hätten diesem Bravil-Pack gezeigt, dass man sich nicht mit der Renjirakrin anlegt, ich schwörs dir!" Ra´Kinji lächelte. "Ja, das glaub ich dir". Ra´Kinji befürchtete schon, Dro´Ba würde ihn fragen, warum er den Banditen mit zum Haus getragen hatte, aber Dro`Ba trank aus, ließ seinen Becher auf der Theke stehen, klopfte Ra´Kinji auf die Schulter, verabschiedete sich kurz und verschwand durch die Tür, wärend Ra´Kinji ihm hinterher sah.

Das mochte Ra´Kinji an der Renjirakrin. In den meisten Verbrecherorganisationen mißtrauten sich die Mitglieder gegenseitig und sie wurden nur solange tolleriert, wie sie der Organisation genug Geld einbrachten. Die Zusammenarbeit fand nur aus Notwendigkeit statt. Die Schwachen und Unerfahrenen wurden von den Anderen oft bestohlen, ausgenommen und zusammengeschlagen, wenn sie sich nicht behaupten konnten. In der Renjirakrin jedoch arbeiteten alle zusammen und verstanden sich mehr oder weniger gut. Sie alle arbeiteten für ein bestimmtes Ziel, welches nicht nur aus Gold bestand, sondern auch darin, ihr Heimatland zu beschützen. Jedenfalls galt das für den großteil der Mitglieder, denn am Skooma-Handel konnte man gut verdienen. Solange also die Anführer der einzelnen Grüppchen stark waren, was sie auch sein mussten, gab es keinen Verrat und kein Mißtrauen untereinander. Ra´Kinji drehte sich von der Tür weg und sah zurück auf die Theke. Nach kurzer Zeit blickte er wieder auf und sagte zum Wirt: "Das billigste Bier das ihr Leute hier habt. Und in einem sauberen Becher bitte!"

Kampfkatze2
29.06.2011, 22:39
Okay, hier wieder ein größeres Stück. Ich selbst bin mit manchen Stellen nicht so ganz zufrieden, aber ich wollte auch wissen, was ihr Leute davon denkt. Viel Spaß beim Lesen! :D


7. Kapitel

Lendor wälzte sich auf dem Bettzeug, jedoch nur so weit, wie es ihm der enge Raum erlaubte. Er war sich nicht sicher, wie lange er schon wach gelegen hatte, aber er fühlte sich gut und ausgeschlafen. "Ausgeschlafen". Lendor stieß die Augen auf und schrak hoch. "Verdammt!" Er hatte ganz vergessen, Manheim zu sagen, dass er früh geweckt werden wollte! Enttäuscht sackte er wieder zusammen. Es war zwar nicht so dringlich, aber er wusste nicht, wie viel Zeit er in Bravil auf der Suche nach diesem Turgar Silberstahl verbringen würde und wie lange es noch dauerte, bis von dem überfallenen Konvoi und den Beweisstücken nichts mehr übrig war. Langsam stand er auf und zog sich in Routine die Lederstiefel und den Harnisch an, drängte sich dann durch die dünne Tür in den kleinen Gang und betrat über die schmale Treppe den viel geräumigeren Schankraum.

Nur wenig Tageslicht viel durch die kleinen Fenster mit den groben Glasscheiben und erhellte den Raum. Vielleicht war er doch nicht zu spät aufgewacht?
Überrascht bemerkte Lendor, dass Manheim, der neben dem finster dreinblickendem Legionär von Gestern der einzige im Raum war, einen hölzernen, mit Eisenstacheln bewehrten Streitkolben auf der Theke vor sich liegen hatte und grimmig dreinblickte.
"Manheim? Was ist los?" fragte er verwirrt.
Der große Nord sah zu Lendor hinüber und brauchte einige Zeit, bevor er antwortete: "Ich weis es selbst nicht. Aber... Heh, es passt zum Namen der Schenke. Ihr solltet hier drinnen bleiben..." und nebenbei fügte er hinzu: "Jetzt wird hier bestimmt niemand mehr halt machen".
Lendor runzelte die Stirn. "Wie meinst du das? Sag mir, was ist passiert Manheim?"
Der Legionär, der zuvor nur schweigend dagesessen hatte, erhob sich. Er war im Gegensatz zu letzter Nacht voll berüstet und ein silbernes Legionsschwert baumelte an seinem Gürtel, deren Schnalle das Wappen des Kaiserreiches darstellte. "Eines dieser Höllentore der Daedra. Pelelius ist nach Bravil, um dort bescheit zu sagen. Dieses verdammte Ding steht gleich nebenan und vor ein paar Stunden, als Pelelius noch hier war, mussten wir ein paar dieser verfluchten Skampe zurücktreiben. Pelelius hat sich fast selbst umgebracht, dieser besoffene Idiot..."
Ungläubig starrte Lendor den Legionär an. "Höllentore der Daedra? Was..?"

Nun war es an dem Legionär, ungläubig zu starren.
"Wisst Ihr es denn noch nicht? Die Daedra benutzen soetwas wie Portale, um von Oblivion nach Nirn zu reisen. Sie haben Kvatch zerstört, aber wir konnten es zurückerobern. Verdammt, seit Ihr von unter einem Stein hervorgekrochen?" fragte er verwundert.
Lendor schüttelte den Kopf. "Kvatch zerstört? Ist das ein Scherz?" Der Legionär sah ihn ernst an und Lendor fluchte. "Wie lange ist das schon her?"
Der Legionär zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ein-zwei Tage vielleicht." Lendor nickte. Anscheinend hatte die Botschaft Cheydinhall noch nicht erreicht. Oder sie hatte es, nachdem er losgeritten war. "Also... werden wir belagert? Durch Portale... nach Oblivion?"
Der Legionär nickte. "Ja, Portale zu den "Totenländern" oder so. Is´ mir egal wie diese Ebenen heisen, aber auf jedenfall kommen dort Skampe, Dremora und anderes raus".
Der Legionär stand unvermittelt auf und zog den Helm aus dunklem Stahl an, der auf dem Tisch vor ihm gelegen hatte. Manheim schluchzte. "Ich bin ruiniert..."
Immernoch von diesen seltsamen Ereignissen verdutzt fragte Lendor: "Wo wollt Ihr hin?"
Der Legionär, der schon vor der Tür stand, drehte sich um und sagte: "Muss nachsehen, ob nicht wieder irgendwelche Vieher da raus gekommen sind."
Lendor machte einen Schritt auf ihn zu. "Wartet. Warum verschwinden wir nicht einfach von hier?"
Der Legionär machte den Mund auf, doch bevor er etwas sagen konnte, schlug Manheim mit der Faust auf die Theke. "Ich gehe hier nicht weg! Der alte Rufio auch nicht, der hat keinen Ort, zu dem er gehen könnte. Und Minerva ist zu dickköpfig, um zu gehen!"
Verärgert schnaufte der Legionär. "Ein Dickkopf nennt einen Dickkopf Dickkopf, das ist mal was! Und es ist meine Pflicht als Legionär, bei diesen engstirnigen Sturrköpfen zu bleiben um sie zu beschützen, bis mir Befohlen wird, es sein zu lassen! Wie man sieht, ist die Lage verzwickt. Aber wenigstens wird Pelelius mit verstärkung zurückkommen." Er senkte den Blick und fügte Murmelnt hinzu: "Hätte bis jetzt nie gedacht, es wär gut, jemandem Geld zu schulden". Dann sah er wieder auf. "Naja, egal, ich muss jetzt los. Ihr und eure argonische Freundin könnt ja von hier verschwinden, damit hättet Ihr mehr Verstand als alle Anderen hier zusammen!"
Lendor hatte die Argonierin ganz vergessen. "Wo- wo ist sie denn?" Als der Legionär erneut mit den Achseln zuckte, beantwortete Manheim zögernt Lendors Frage: "Sie.. sie ist sehr Früh am Morgen aus dem Haus gegangen. Ich wollte sie noch wegen dem Tor warnen, aber sie war schon weg. Wenige Momente später ist sie wieder reingekommen, hat ganz zerstreut ausgesehen, das arme Ding, und ist im Keller verschwunden. Ich hab sie seitdem nicht mehr gesehen."
Diese Antwort warf wieder Fragen auf. "Im Keller?" "Also wollte sie ohne mich hier weg. Oder auch nur frische Luft schnappen..."
Das knarren der Tür riss Lendor aus seinen Gedanken. "Wartet! Ich komme mit Euch!"
Der Legionär mussterte Lendor kurz. "Hmm". Er rieb sich nachdenklich das stoppelbärtige Kinn: "Ihr seht aus, als könntet Ihr mit dem Ding da umgehen" sagte er und deutete mit dem Finger auf Lendors Schwert, um kurz darauf einen Entschluss zu fassen. "Na gut. Aber spielt nicht den Helden. Wir wollen sie nur vertreiben, damit sie nicht zu nahe an die Schenke herankommen". Er hielt inne. "Oh, und noch etwas: Mein Name ist Gergius Amphia". "Lendor Maniel" erwiederte der Bretone. "Gut, Lendor, los jetzt, auf gehts!"

Vor der Tür war es dunkel, der Himmel wolkenbehangen. Zu Lendors erneuter verwunderung war alles in dunkles Rot getaucht, sogar der Himmel und die Wolken. Lendor spürte, wie sein Herz schneller schlug. Was, bei den Neun, ging hier vor? Langsam bedauerte er, dass er nicht auf Gergius gehört hatte und sich nicht einfach die Argonierin geschnappt und auf Roter weggeritten war. Aber jetzt war es zu spät. Der Legionär ging festen Schrittes die Straße in Richtung Kaiserstadt entlang und Lendor folgte ihm. Plötzlich blieb Gergius mitten auf der Straße stehen und deutete auf die Wipfel einer Baumgruppe zu ihrer Rechten. Selbst durch die Baumkronen hindurch erkannte Lendor das Hellrote leuchten und die zahnartigen schwarzen Säulen des Obliviontores, das imposant und bedrohlich auf einem Felsen zu trohnen schien. Er hatte noch nie etwas derartiges gesehen. Unerschrocken ging Gergius darauf zu, die Faust fest um sein bereits gezogenes Schwert geballt und Lendor brauchte eine Weile, bis er seinen Blick von dem Tor lösen konnte und hatte anschließend Schwierigkeiten, mit dem Legionär mitzuhalten.

Kaum waren sie in die Nähe des Tores gekommen, da tauchte aus dem unterholz ein Skamp auf, eine Kreatur, die Lendor schon einige Male geshen hatte, obwohl dieser hier deutlich kleiner war, als die Exemplare, die dem Bretonen unter die Augen gekommen waren. Er griff sie sofort an, wobei er mit Feuerbällen nach Gergius schoss. Seinem ersten Feuerball wich Gergius laufend aus, dem zweiten auch und nach dem dritten hatte der Legionär trotz schwerer Rüstung bereits den Weg bis zum Skamp zurückgelegt und tötete die Kreatur mit nur einem gewalltigen Hieb seines silbernen Schwertes, der einen tiefen Schnitt in der Brust des Daedra hinterließ. "Zurück in die Wasser Oblivions, du dreckige Missgeburt!" fluchte Gergus, als er, wärend er sich mit den Händen auf ein Knie und auf den Knauf des jetzt im Boden steckenden Schwertes gestützt, auf die Leiche des Daedra hinabsah, wobei Lendor ihn wegen seinem kurzen Sprint angestrengt Schnaufen hörte. Nach einer kurzen Pause rappelte sich der Legionär wieder auf, zog das mit Blut beschmierte Schwert aus der Erde und winkte, wodurch er Lendor sagte, dass sie weitergehen konnten.

Bald erreichten sie eine Lichtung, in deren mitte das Tor auf dem Felsen thronte. Es befanden sich nur einige wenige Daedra im direkten Umfeld des Tores, und Lendor erkannte neben dem aus den kleinen Skampen bestehendem Großteil auch zwei seltsame Echsen mit Hörnern und einem großen Nackenschild. Allerdings hatte Lendor nur in Büchern von ihnen gelesen. "Clannbanns!" Schon bald wurden sie von den ersten Daedra bemerkt. Ohne eine richtige Ordnung stürmten sie auf die beiden Menschen zu, wobei einige Skampe in die Schußbahn ihrer Artgenossen rannten, feuer fingen und sich brennent und vor Schmerzen windend auf dem lockeren Waldboden wälzten. "Dieser Kampf ist vorbei befor er anfängt..." dachte Lendor angeekelt und zweifelte daran, dass diese Meute aus Tiermenschen wirklich eine ganze Stadt zerstören konnte. Ein schneller Seitenblick auf Gergius lies ihn jedoch anders denken. Der Legionär wirkte angespannt, obwohl die Meute aus Skampen nicht sonderlich groß war und es ein Leichtes war, den langsamen Feuerbällen mit den offensichtlichen Flugbahnen auszuweichen.

Schnell wurden die beiden Menschen von dem Pack aus Skampen erreicht. Die Skampen hatten ihr Magica offensichtlich schon verbraucht, denn sie schossen keine Feuerbälle aus nächster Nähe. Der Schnellste der wie Tiermenschen anmutenden Daedra sprang Lendor mit der Schulter vorran an, doch war dieser vorbereitet und schaffte es, dem Skamp auszuweichen. Augenblicklich drehte sich Lendor zu der Kreatur um, die wegen dem Misslingen ihres Angriffes ins straucheln gekommen war, und stieß ihr beidhändig sein Schwert mit der Spitze vorran in den Rücken. Der Daedra schrie laut auf und sackte dann leblos zu boden, als Lendor die Klinge wieder aus seinem Rücken zog. Kaum hatte sich Lendor von der Leiche abgewandt, merkte er zu spät, dass ein anderer Skamp nach ihm schlug.
Die groben Krallen strichen quer über seine linke Gesichtshälfte und hinterließen tiefe Schnitte. Überrascht und mit verschwommenen Blick taumelte Lendor und brachte es nur knapp fertig, nicht hinzufallen. Als er wieder aufblickte, starrte der Skamp ihn nur an und Lendor dachte nicht lange darüber nach, sondern verpasste ihm einen wütenden Hieb mit dem Schwert. Der Skamp reagierte verspätet und konnte der metallernen Klinge nicht rechtzeitig ausweichen, sodass sie ihn am Hals entlanglief. Erschrocken fasste sich der Daedra an die Stelle, an der das Schwert eine Schnittwunde hinterlassen hatte und fiel unsanft mit dem Rücken auf die Erde. Lendor machte sich für den nächsten Skamp bereit, doch die verbliebenen Daedra schienen den Mut verlohren zu haben. Die Ersten drehten sich wieder um und liefen zurück zum Obliviontor, wonach der Rest es ihnen gleichtat.

Erleichtert ließ Lendor sein Schwert sinken und drehte sich angewiedert von dem Skamp ab, der vor ihm lag und verzweifelt röchelte. Gergius kam herbei und versetzte dem Daedra den Gnadenstoß. Die Rüstung des Legionärs hatte einige neue Kratzer, aber er selbst schien unverletzt zu sein. Lendor sah sich um und zählte 5 tote Skampen, als ihm plötzlich der Schmerz ins Gesicht schoß, um ihn an seine Wunden zu erinnern. Er fluchte und berührte seine Verletzungen im Gesicht. Jedoch waren sie kleiner als sie sich Anfühlten. Lendor fluchte, wärend die Wunden in seinem Gesicht zu pochen schienen und Gergius sah von der Leiche des letzten Skampes auf. "Das wärs dann. Bis´ du in Ordnung?" Lendor nickte und Gergius setzte sich in Bewegung. "Lass uns zurückgehen. Deine Wunde muss versorgt werden". Im gehen schüttelte der Kaiserliche den Kopf. "Das war noch gar nichts. Wir hatten Glück, das keine Dremora dabei waren, die hätt´n die Truppe zusammengehalten, geordnet und sie hätten uns einfach Überrannt".

Müde stapften sie den Weg zurück zur Schenke, ohne ein Wort zu sprechen, und als sie ankamen, stieß Gergius die Tür auf, wonach die beiden Männer wieder den Schankraum betraten. Manheim eillte um seinen Tresen herum und war mit wenigen Schritten bei Lendor angekommen. "Hmm. Wartet, ich hole Wein und Verbandszeug. Wurded Ihr sonst noch irgendwo getroffen?" Lendor schüttelte den Kopf, und als Manheim zurück zum Tresen hastete, ließ er sich auf den Stuhl neben Gergius fallen, der seinen Stammplatz eingenommen hatte, den Legions-Helm wieder vor sich gelegt. Er hatte einen alten Lappen hervorgekramt und wischte das Skamp-Blut von seiner Waffe.
Der Holzstuhl war unbequem, doch fand Lendor es besser, zu sitzen als zu stehen. Schnell kam Manheim mit dem versprochenen Dingen wieder zurück. Er hatte sogar Nadel und Faden dabei. "Seit Ihr bereit? Das wird ein bisschen brennen..."
Lendor seufzte. "Ja".
Als Manheim dann, nachdem er Lendor einmal mit einem kleinen Stück Verband übers Gesicht gegangen war, der sich daraufhin rot verfärbte, ein wenig von dem zuvor erwärmten Alkohol über das Gesicht des Bretonen kippte, zuckte dieser unter den plötzlichen und stechenden Schmerzen leicht zusammen, ließ die Prozedur aber über sich ergehen. Zu Lendors erleichterung konnte Manheim gut mit der Nadel umgehen und die Schnitte waren schnell zugenäht. Als er fertig war blickte der Nord auf die Rolle Verband in seiner Hand und zuckte mit den Schultern. "Das wars dann". Lendor strich sich über seine linke Gesichtshälfte, in der die Schnitte noch vor Schmerz brannten. Wenigstens waren die Wunden jetzt versorgt.

Unvermittelt fiel ihm trotz der Schmerzen im Gesicht die Argonierin wieder ein. "Manheim? Wo gehts hier zum Keller?" Der Nord deutete auf eine Falltür unter der Treppe, die Lendor bisher nicht aufgefallen war. Die Falltür wiegte weniger, als sie aussah und Lendor musste nur leicht an dem eisernen Ring ziehen, der als Griff diente und schon schwang sie auf. Die Leiter nach Unten war nicht lang, also ließ Lendor sich Zeit beim Abstieg. Unten angekommen fand er sich in einem kurzen Korridor wieder.

Die Wände waren aus grobem Stein und mit Holzbalken verstärkt, auf dem Boden lagen ein paar alte Teppiche. Insgesammt war der Gang um einiges geräumiger, als der zu dem Zimmer, in dem Lendor geschlafen hatte, und Fackeln an den Wänden ließen ihr Licht auf vier verstärkte Türen fallen. Er machte ein paar Schritte und klopfte dann an die erste Tür. Geräusche drangen von hinter der Tür in den Korridor und kurz darauf öffnete ihm eine mittelalte Rothwardonin. Lendor hob abwehrend die Hand. "Tut mir leid, falls ich euch gestört habe. Ich habe mich wohl im Zimmer geirrt". entschuldigte sich der Wachmann aus Cheydinhal. Die Rothwardonin zuckte nur mit den Achseln. "Macht nichts. Wenn Ihr Rufio sucht, der ist in dem Zimmer da hinten." Sie zeigte auf eine Tür auf der anderen Seite des Ganges. "Nein, danke, ich suche nicht Rufio." "Na gut, lebt wohl." erwiderte die Rothwardonin und schloss die Tür. "Hmm.." dachte er, als er weiter den Korridor entlang ging. Das Zimmer der Rothwardonin hatte groß ausgesehen. "Warum hat Manheim uns nicht ein Zimmer hier unten vermietet?"

An der nächsten Tür machte Lendor halt und wollte gerade klopfen, als ihm auffiel, dass die Tür einen Spallt weit offen stand. Vorsichtig drückte er gegen das dunkle Holz und die Tür schwang auf. Das Zimmer war stockdunkel und selbst der Strahl warmen Fackelscheins, der durch die Tür in den Raum fiel, machte es nicht viel leichter, etwas zu erkennen, denn die Türöffnung befand sich fast in der hintersten Ecke. Jemand schluchzte laut auf und Lendor kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit wenigstens etwas zu sehen. Das mitleideregende Greinen kam, so erkannte Lendor, aus der anderen Ecke des Raumes und er konnte auch die dunelgrauen Umrisse eines kleinen Bettes erkennen. Langsam bewegte er sich durch die immer durchsichtiger werdende Dunkelheit hindurch direkt auf das Bett zu, wo er die Quelle des Schluchzens vermutete. Jetzt konnte er einigermaßen die Gestallt erkennen, die neben dem Bett kauerte und etwas fest umklammert hielt. Lendor tat noch einige Schritte, dann erkannte er die dürre Argonierin, die immernoch mitleiderweckend jammerte und auch, dass das Etwas, um das sie die Arme fast schon schützend geschlungen hatte, ein Kissen war.
Lendor wagte kaum, die Stimme zu erheben, tat es aber dann doch: "Seit Ihr in ordnung? Geht es euch gut?"
Überrascht zuckte die Argonierin zusammen und blickte mit angstgeweiteten Augen hoch. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Lendor runzelte die Stirn.
"Ich bin es, der Mensch von auf der Brücke. Was ist passiert?" Gerade, als Lendor dachte die Argonierin wollte anfangen zu sprechen, schien ihre Trauer sie erneut zu packen, denn ein Schütteln durchfuhr sie und sie brach erneut in Tränen aus. Betroffen blickte Lendor auf sie herrab und fühlte sich hilflos. Er beschloß, sich vor ihr hinzuknien, und legte daraufhin die Arme um sie. "Kommt. Es wird alles wieder gut."

Es kam Lendor vor, als sei mindestens eine Stunde vergangen, als die Argonierin endlich die Lucke öffnete und aus dem Keller herausstieg. In ihrem Gesicht konnte man noch die Spuren der Tränen sehen, aber sie schien sich halbwegs gefangen zu haben. Auch wenn sie nur bedrückt auf den Boden starrte und nichts sagte war sie bereit zum Aufbruch. Vor einer halben Stunde hatte es Lendor geschafft, ihr bewusst zu machen, dass sie nicht hierbleiben konnten, allein schon wegen dem Höllentor. Auserdem hatte er es für besser gehalten, sie nicht nach dem Grund ihrer schmerzlichen Trauer zu fragen. Der Bretone verabschiedete sich von Manheim und Gergius, schüttelte beiden die Hände und wünschte ihnen viel Glück. Gergius sah die Argonierin fragend an, hielt aber den Mund und Manheim bot ihnen noch etwas zu Essen an, aber Lendor lehnte dankent ab. Gegessen hatte er nähmlich schon beim Warten und er hatte der Argonierin auch angeboten, sich etwas aus der Provianttasche an Roters Sattel zu nehmen, wenn sie Hunger hatte, wobei er ihr Schweigen als Zustimmung deutete.

Vor der Schenke war der Himmel immer noch rot verfärbt und Lendor spührte einige wenige Tropfen Regens auf sein Gesicht tropfen. Nach ein paar Schritten waren sie bei Roter angekommen, der noch immer dort angebunden war, wo Lendor ihn zurückgelassen hatte. Als das Pferd die beiden kommen hörte, hob es den Kopf und wieherte laut, als es den Bretonen erkannte. Lendor öffnete eine Satteltasche um einen dicken, wasserfesten Mantel mit Kapuze herauszuholen, den er wegen der berüchtigt plötzlichen und zahlreichen Regenausbrüche im Süden Cyrodiils mitgenommen hatte. Wortlos half er der bekümmert dreinblickenden Argonierin in den Sattel und reichte ihr den Mantel. Sie schien erst nicht zu begreifen, warum der Mensch ihr einen Mantel geben wollte, denn zunächst blickte sie mit leeren Augen auf das Kleidungsstück in ihrer Hand. Dann zog sie ihn dankbar nickent über ihre ärmliche Kleidung. Lendor band Roter los und führte ihn bis zur Straße. Mit einem Ruck sprang er auf Roters Rücken, darauf achtgebend, die Argonierin nicht aus dem Sattel zu schubsen. Als er richtig im Sattel saß, gab er Roter einen leichten Stoß in die Flanken und das Pferd setzte sich in Bewegung. Sie waren nicht weit gekommen, als es anfing in Strömen zu regnen. Der Himmel hatte seine rote Farbe verlohren und war in natürliches Grau gehüllt. Selbst das Leder von Lendors Rüstung wurde schnell durchnäßt und grummelte vor sich hin.

Völlig Nass vom Regen, der immer heftiger wurde, fühlte Lendor schon längst, wie sich schleichende Kälte in seinem Körper ausbreitete. Missmutig saß er im Sattel und stierte auf die Straße vor ihm. Zu seinem Glück war kein Wind aufgekommen, sonst würde der Regen ihm komplett die Sicht nehmen. Der Wachmann war sich sicher, dass es schon später Nachmittag war, obwohl Lendor das gar nicht genau sagen konnte, denn die Wolken verdeckten die Sonne. Roter erklomm einen kleinen Hügel. Ihm bereitete die Näße keine Probleme und er schien auch nicht Gefahr zu laufen, auf dem von Jahren des In-betrieb-seins geglätteten Steinen abzurutschen. Als sie über den Hügel kamen, lächelte Lendor ermutigt und seine Stimmung hob sich wieder. Selbst durch den Regen konnte er die alten Mauern Bravils sehen. Bald würden sie da sein, vor einem warmen Feuer. Und endlich raus aus dem Regen.

Kampfkatze2
04.07.2011, 22:15
Nächster Teil, wie immer ist Kritik erwünscht.

***

Im "Einsamen Freier" hatte Bro Gur´Gash zitternd die Arme um sich selbst geschlungen und saß vor der kleinen Feuerstelle, auf der der Wirt gelegentlich Suppe kochte und bei Festen oder Besuchern mit besonders vollen Geldbeuteln sogar auch Hammel briet. Bro rückte näher heran, um die Kälte zu vertreiben. Angenehm sträubten sich die Härchen auf seinen Armen und Beinen, als diese die Wärme des Feuers aufnahmen. Mitten in der Nacht, als er die fernen Lichter von Bravil schon in der Ferne sehen konnte, hatte es angefangen, wie aus Eimern zu gießen. Er hatte nichts angehabt, dass ihm gegen den Regen geholfen hätte, sondern nur das einfache Wollhemd und die grobe und an vielen Stellen geflickte Hose, die er in Grenzburg angezogen hatte. Aber jetzt war er in dieser Schenke, vor einem leise prasselndem Feuer und die Menge an Besuchern wärmte den Schankraum noch weiter auf. Eigentlich hätte er zufrieden sein sollen, aber er hatte das Bisschen an Geld, dass er aus Cheydinhal mitgenommen hatte, in dem Dorf der Verrückten Kajiiten zurücklassen müssen und konnte sich deswegen kein Zimmer mieten, geschweige denn etwas zu Essen. Stattdessen saß der Ork nun völlig durchnäßt und hungrig auf diesem alten Hocker, der nervtötent wackelte, weil ein Bein zu kurz war, und kämpfte darum, nicht einzuschlafen. "Wenn dieser blöde Maskenmann nicht bald hier aufkreutzt, werde ich ihm den Hals umdrehen..."
Als hätte sie auf sein Signal gewartet, ging in Bros Augenwinkel die Tür auf, was er aus einer anderen Position nicht gemerkt hätte, denn der Lärm, den das Gesindel von Bravil machte, übertönte das Ächzen des groben Einlasses bei weitem. Der Maskierte betrat die Schenke, wie üblich in seinen nun feuchten Mantel gehüllt. An seinen Chitinstiefeln klebte Schlamm. Die Gäste, die der Tür am nächsten saßen, blickten kurz in seine Richtung und wandten sich dann wieder ihren Gesprächen und Getränken zu. Die Anderen ignorierten ihn einfach. Bald schon hatte der Maskierte Bro auf seinem Hocker ausgemacht und durchmaß schnell den Weg vo der Tür zu der Feuerstelle.

Ungehalten bellte Bro Gur´Gash den Mann an: "Wo habt ihr so lange gesteckt?! Ich fall´ hier gleich vor Müdigkeit um!"
Der Maskierte überging Bros wütende Frage und stellte sich mit gekreutzen Armen vor ihm hin, bevor er mit ruhiger Stimme sagte: "Ihr habt also gewartet. Gut. Es ist aber schon spät, ich habe länger gebraucht als geplant. Ihr solltet euch ein Zimmer mieten, wir besprechen dann morgen mein Vorhaben. Wir werden diese Kajiiten schon kriegen".
Bro wollte schon aufstehen und dem Maskierten an die Gurgel gehen, weil er seine Frage einfach ignorierte, aber als der Mann die Kajiiten erwähnte, beruhigte der Ork sich wieder einmälig. Mit gezwungen gelassenem Tonfall erwiederte er: "Ich habe aber kein Geld. Diese Irren aus Grenzburg haben mich vertrieben, bevor ich es holen konnte". Dass er vor und bei seiner Flucht nicht einen Gedanken an sein Geld verschwendet hatte, sagte er lieber nicht.
Enttäuscht seufzte der Maskierte auf und zog dann einen kleinen Beutel aus seinem Umhang hervor, öffnete ihn und reichte dem Ork dann eine Hand voll Münzen. "Hier. Zehn Septime sollten für diese Nacht reichen. Es ist auch Geld für Essen dabei".
Entmutigt nahm Bro das Geld entgegen und zählte die Septime in seinen Händen. 10 reichten für ein Zimmer. Und es war auch genug für eine warme Mahlzeit. "Jetzt schulde ich diesem verdammten Mistkerl auch noch Geld..." Der Maskierte drehte sich um und wollte gehen, als der Ork fragend aufsah: "Wo geht ihr eigentlich hin?"
Der Mann drehte sich abrupt um und erwiederte: "Ich tuhe jetzt einen Teil meines Teils in diesem Plan. Ihr werdet es bald schon erfahren".
Ganz zufrieden war Bro mit der Antwort nicht, ließ den Mann mit Chitinmaske jedoch gehen. Lieber stand er auf, bestellte sich etwas warmes zu Essen und kaufte sich ein Zimmer für die Nacht.

Gierig schlürfte er die warme Linsensuppe aus dem alten, zerkratzten Zinnteller. Seine Kleidung war mehr oder weniger gut getrocknet und kalt war ihm auch nicht mehr, trotz der fehlenden Beheizung des Gebäudes und der schlechten Isolierung durch die modrigen Holzwände. Gesättigt stellte er den Teller auf dem ramponierten Tresen ab und rief den Wirt zu sich.
Hastig drengte sich der Ork an seinen Angestellten vorbei und stand in einigem Abstand zur Theke, beugte sich jedoch vor, so dass sein Gesicht in einiger Entfernung über dem Holz zu schweben schien. Er stieß ein einfaches "Ja?" hervor und Bro wollte ihn in seiner Eile nicht warten lassen. "Ein Zimmer, nur eine Nacht."
Schnell bekam er eine Antwort: "Zehn Septime. Wir haben noch zwei frei".
Bro legte das Geld auf den Tresen und mit einer flinken Bewegung seiner rechten Hand ließ der Wirt es in seiner Hosentasche verschwinden. Dann kramte er einen eisernen Schlüßelring daraus hervor, um nach kurzer Suche einen kleinen, angelaufenen Messingschlüßel von dem Bund zu trennen. Der Ork in Schürze reichte Bro den Schlüßel, sagte "Hier. Zimmer Nummer Fünf, die Treppe rauf." und verschwand danach wieder, um seine Gäste zu bedienen.
Kurz drehte Bro Gur´Gash den Schlüßel in seiner Hand. Das Metall fühlte sich angenehm warm an. Bro stand auf und drängelte sich seinen Weg durch das Getümmel der ärmlich anmutenden Besucher auf die Treppe zu, darauf achtend, dass der Schlüßel nicht aus seiner Hand verschwand.

Mühseelig stieg Bro die schmale Treppe hoch, an den Gestallten vorbei, die es im zweiten Stock etwas ruhiger haben wollten. Er versuchte darüber nachzudenken, wohin der Maskierte wohl hin verschwunden war, fühlte sich aber zu müde, um herumzurätseln. War er ein Mensch oder ein Mer? Bald hatte er sein Zimmer erreicht, steckte den Schlüßel ins Schloß und drehte ihn. Als er daraufhin den rostigen Türknauf herunterdrückte, glitt die Tür auf und er betrat sein Zimmer. Es war nicht groß, aber es war genug Platz. Das Bett sah bequem aus und der Ork stellte sich daneben hin. Eilig streifte er seine Kleidung ab und setzte sich auf das weiche Bett mit altem Laken. Der Verband, denn er um sein Bein trug, war nass, aber Bro beachtete ihn nicht weiter, denn es schmerzte schon lange nicht mehr. Er zog sich die Decke über und fühlte sich behaglich trocken. Es dauerte nicht lange, bis er eingeschlafen war.

KingPaddy
09.07.2011, 13:44
So ich hab deine neuesten Posts jetzt wieder gelesen und bin nach wie vor von der Geschichte eingenommen. Die Charakterführung ist weiterhin sehr gut.

Bros Flucht aus Grenzburg war gut beschrieben und du brachtest auch sehr schön die Orientierungsprobleme von ihm als Ortsfremden rüber. Und der Maskierte erscheint mir wirklich eine interessante Gestalt zu sein. Zum Einen scheint er über alles Mögliche betreffs Bro und der Orum-Bande Bescheid zu wissen und zum Anderen löste er bei den Bewohnern von Grenzburg seltsame Reaktionen aus. Zu dem glaube ich nicht wirklich, dass er tatsächlich für die Orum-Bande arbeitet, sondern eher ein eigenes Spiel spielt, aber da lass ich mich von dir überraschen ^^


Okay, hier wieder ein größeres Stück. Ich selbst bin mit manchen Stellen nicht so ganz zufrieden, aber ich wollte auch wissen, was ihr Leute davon denkt. Viel Spaß beim Lesen!

Die Aussage kann ich eigentlich nicht nachvollziehen. Ich fand auch diesen Abschnitt sehr schön zu lesen. Da waren einige Sachen die wirklich gut beschrieben waren. Zum Einen die Reaktion des unwissenden Lendors auf die Zerstörung von Kvatch, obwohl man dort einen stärkeren Gefühlsausbruch hätte anbringen können. Der Kampf war ebenso gut beschrieben und natürlich überhaupt die ganze Stimmung in der Taverne, wo es hier auch wieder eine nette Stelle zum Schmunzeln gab, nämlich das mit den beiden Dickköpfen XD. Die Szene mit der aufgelösten Argonierin war ebenfalls gut präsentiert, aber ich hoffe wir werden noch erfahren, was die Echse denn nun hat.

Zu Ra'kinji ist erstmal nicht soviel zu sagen. Die morgendlichen Impressionen von Bravil entsprechen ungefähr auch meinen Eindrücken von der Stadt, dass sie nämlich trotz ihrer ordinären Hässlichkeit einen gewissen Charme versprüht. Daher hat mir die Szenerie ganz subjektiv gefallen. Ebenso fand ich das kurze Referieren über das innere Verhältnis der Krin ganz gut, da es die dort herrschende Mentalität verdeutlicht.

Zum Technischen: Da haben wir mal wieder das Übliche. Rechtschreibfehler und Buchstabendreher. Diesmal aber keine vergessenen Wörter (zumindest sind mir keine aufgefallen). Aber alles in allem nichts Gravierendes. Ich freu mich daher schon auf die Fortsetzung ^^

Da ich zeigen will, dass ich natürlich auch weiterhin fleißig bin. Gibt es hier jetzt auch einen weiteren kleinen Schnipsel aus meiner Geschichte. Da das auch wieder aus unkorrigierten und unüberarbeiteten Arbeitsfassung stammt, bitte ich Rechtschreibfehler etc. wieder zu ignorieren:

„Ich denke ich gehe schon einmal zu den Ställen. Ich habe eigentlich nicht das Geld für ein Pferd, aber vielleicht sind sie hier in Anvil günstig“: überlegte sie und schlenderte gemächlich durch die Straßen der Hafenstadt und kam dann zum großen Platz vor dem Haupttor. Die Stadtwachen schienen an diesem Morgen wirklich Pause zu machen. Zunächst war im Hafen kein Wächter zur Stelle, als sie angegriffen wurde und jetzt konnte Lizzie auch keinen Gerüsteten am Tor erkennen. Sie schüttelte den Kopf. Eines Abends würden Piraten noch im Hafen anlegen, ins Schloss eindringen und die Gräfin töten, ohne das auch nur eine dieser Hofschranzen etwas bemerkt hätte. Nur ein alter Mann war zu sehen, der am Ufer des kleinen Teiches Gedanken verloren die Statue der Selkie betrachtete. Lizzie ging ohne einen Blick an der blassen Gestalt vorbei, doch plötzlich spürte sie etwas in ihrem Rücken. Sie wirbelte herum. Sie erschreckte sich, als der Mann mit seinem hageren, totenblassen Gesicht hinter ihr stand. Das Morgenrot kam nur langsam auf. Im Zwielicht wirkte er ziemlich unheimlich. „Was wollt ihr“: stammelte Lizzie. „Ihr verlasst die sichere Stadt, nicht? Vertraut auf das Wort eines alten Seemanns und nehmt euch in Acht. Man weis nie wem man wirklich vertrauen kann. Selbst die ehrbarsten Freunde können einen mit einem Messer im Rücken überraschen. Vertraue nicht dem ersten Schein mein Kind und vorallem eines: Gold, so schön und rein, weckt die dunkelsten und übelsten Seiten der menschlichen Seele“: faselte der Mann und ließ sie nach seinem Vortrag einfach stehen. Er ging in Richtung des Hafens. Lizzie schaute ihm etwas verwirrt nach und versuchte zu begreifen, was das gerade gewesen war. Sie blinzelte kurz und der Alte war auf einmal aus ihrem Blick verschwunden. „Ein komischer Kauz“: dachte sie und nahm an er sei verwirrt gewesen. Diesem Vorfall keine weitere Beachtung schenkend, verließ sie Anvil durch das große Tor. Nachdem sie aus dem Schatten der hohen Mauern hinaus war, konnte sie die Morgenröte nun ganz klar am Horizont sehen. Jetzt musste sich ihr Begleiter nur noch beeilen und sie würde das blutrote von den Klippen aus sehen können. Außerdem hatte sie nur noch wenig Lust hier zu verweilen. Der Gedanke daran, fast vergewaltigt worden zu sein, jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Lizzie wollte die Stadt und dieser grässliche Erlebnis schnell hinter sich lassen. Ein Pferd war dem schnellen Vorankommen gewiss zuträglich und so zog es sie zu den nahen Ställen.

Kampfkatze2
09.07.2011, 16:17
Vielen Dank für die Kritik! ^^ Rechtschreibfehler werden wohl meine ewigen Begleiter sein. :hehe:

Den Schnippsel von dir finde ich gut geschrieben. Ich frage mich wirklich was zwischen dem ersten und diesem zweiten Teil geschehen ist... Ich freu mich auf mehr! :D

EDIT:
Nächstes Stück! Kritik natürlich erwünscht, viel Spaß beim Lesen!

***
Ra´Kinji trottete die matschige Straße entlang. In seinen Mantel gehüllt war er sicher vor dem anscheinend immerwährendem Regen. Es war für ihn bereits zur Routine geworden, morgens aufzustehen und sich auf den Weg zum "Einsamen Freier" zu machen. Es war gut mal ab und zu von der Gruppe wegzukommen, um seine Gedanken zu ordnen. Und heute brauchte er etwas Abstand von Dro´Senjiu. Als er an den jungen Gruppenanführer denken musste, fühlte er Zorn in sich aufsteigen. Ab und zu ärgerte er aus Spaß die jüngeren Anführer, aber Dro´Senjiu schien es irgendwie persöhnlich genommen zu haben. Ohne Ra´Kinji auch nur darauf anzusprechen hatte er in der Nacht zwei der Mitglieder aufgetragen, den Banditen, den Ra´Kinji zum Haus geschleppt und den Dra´Sush beinahe wieder gesund gepflegt hatte, aus dem Kajiitenversteck zu schleppen und irgendwo in Bravil abzusetzen, wobei sie sicher gehen mussten, dass der Mensch entweder Bewusstlos war oder Schlief. Obwohl, dachte Ra´Kinji, der Bandit hatte sich die ganze Zeit über nicht geregt. Aber er hatte eindeutig noch gelebt. Bei dem Gedanken daran, wie Dro´Senjiu versuchte, Freiwillige zu finden, musste Ra´Kinji allerdings schmunzeln. Dro´Ba hatte es ihm heute Morgen erzählt: Dro´Senjiu hatte Probleme dabei gehabt, denn offensichtlich hatten viele der Kajiiten mehr Respekt vor ihm, Ra´Kinji, als vor ihrem eigentlichen Anführer. Nur später, als dessen Tonfall deutlich ärgerlicher wurde, haben sich Jo´Rakha, ein aufstrebender Neuling, der sich bei Dro´Senjiu lieb kind machen wollte, und die ängstliche Kurzschwanz dazu bereit erklärt, den Banditen rauszutragen.

Er wusste es nicht genau, aber ungefähr eine Stunde nachdem er seinen ersten Becher Bier getrunken und dabei grimmig vor sich hin gemurmelt hatte, kam Kurzschwanz in die Schenke. Es war zwar schon mehr oder weniger Voll im Schankraum, aber Ra´Kinji bemerkte sie sofort, denn sie kam aufgeregt und stolpernd auf ihn zugerannt, wobei sie laut seinen Namen rief. "Ra´Kinji! Ra´Kinji!" Der alte Kajiit drehte sich auf seinem Stuhl zu ihr um. Er war früh hier gewesen und hatte sich deswegen einen bequemen Sitzplatz sichern können. Offensichtlich war sie den ganzen Weg zur Schenke gelaufen, denn schnaubend stützte sich Kurzschwanz mit beiden Händen auf dem billigen Holztisch ab, an dem Ra´Kinji saß. Sie wollte etwas sagen, brach aber ab und schnaufte erneut. Dann hatte sie sich wieder gefangen und fing an, stürmisch und ohne Pausen drauf los zu reden: "Ra´Kinji! Ihr müsst kommen! Dro´Senjiu will sofort alle Mitglieder im Haus sehen er hatt mich geschickt um euch zu holen bitte beeilt euch!"
"Reg dich ab, Kind! Wir wissen nicht, wer alles zuhört!"
Kurz verwirrt nickte Kurzschwanz, beruhigte sich wieder und beugte sich vor, um im Flüsterton weiterzusprechen: "Dro´Senjiu will alle Mitglieder im Haus sehen. Es ist etwas passiert!"
Er ertappte sich dabei, dass er ein wenig Lust dazu verspürte, Dro´Senjius wegen einfach hierzubleiben und seiner Aufforderung nicht zu folgen, aber es schien wirklich wichtig zu sein. Und auch wenn Kurzschwanz Dro´Senjiu vorher mit dem Banditen geholfen hatte, hegte er keinen Groll gegen sie. Er wollte sie nicht zurückweisen, damit sie vor dem Anführer schlecht da stand, darum fragte er: "Was ist denn passiert?"
Sie schluckte. "Jemand... jemand aus der Bande... sie haben jemanden aus der Bande tot gefunden!"
Ra´Kinjis Augen weiteten sich während er ernst die Stirn runzelte. "Weißt du wen?"
Aufgeregt schüttelte Kurzschwanz den Kopf: "Nein! Aber jetzt kommt!"
Plötzlich hörten die Kajiiten, wie jemand auf der anderen Seite des Raumes laut losbrüllte. Ra´Kinji warf einen flüchtigen Blick in die Richtung, wobei er nicht der einzige war. Die Gäste der Schenke hatten sich umgedreht, um zu sehen, von wo dieser Lärm herrührte. Zwei Menschen, einer offenkundig kaiserlicher Legionär in voller Rüstung, der andere wohl ein örtlicher Krimineller, waren von ihrem Tisch aufgesprungen und schrien sich wütend und lauthals gegenseitig an.
Doch dieser Streit war jetzt völlig unwichtig. Ra´Kinji sprang auf und ließ seinen Becher stehen. "Okay, lass uns gehen Kurzschwanz". Gemeinsam verließen die Kajiiten eiligst den "Einsamen Freier" und drängen sich durch eine Menge aus Leuten über die Hängebrücke. Nachdem sie über die letzte hölzerne Planke geschritten waren, machten sie sich im Laufschritt auf, um schnellstmöglich beim sicheren Haus anzukommen.

Überstürtzt drückte Kurzschwanz die Tür auf und Ra´Kinji folgte ihr in den kleinen Raum. Dra´Sush schnellte von seinem Stuhl hoch und blickte den beiden entgegen: "Da seit ihr endlich!" beschwehrte er sich. "Wir warten schon die ganze Zeit auf euch! Kommt sonst noch jemand?"
Auf Ra´Kinjis Kopfschütteln antwortete er nur: "Runter, in den Schlafsaal!"
Schnell machte er ihnen die Falltür auf und folgte ihnen dann nach. Ra´Kinji sah, dass sich tatsächlich so gut wie alle der 20 Mitglieder von Dro´Senjius Bande von Renjirakrin eingefunden hatten. Sie saßen auf ihren Betten, nur wenige waren noch frei und Dro´Senjiu war der einzige, der stand. Ra´Kinji setzte sich auf seinen Platz.
Dro´Senjiu, der mit gekreuzten Armen verdrießlich auf Ra´Kinji gestarrt hatte, erhob die Stimme: "Sind alle da?" Er blickte sich schnell um.
"Nein," antwortete Dro`Ba seinem Anführer. "Ich glaube Jo´Rakha, S´Baad, Ri´Dato und Shavir fehlen noch..."
Ungeduldig hob Dro´Senjiu einen Fuß auf und ab. Nach einiger Zeit sagte er dann: "Egal, fangen wir an. Ich habe euch aus einem bestimmten Grund zusammengerufen. Ich will nicht lange drum herum reden". Ra´Kinji merkte, wie Dro´Ba wissend und gleichzeitig bedauernd nickte. Dieser Kajiit schien immer zu wissen, was vor sich ging.
Dro´Senjiu verkündete dann seine Botschaft: "Ma´Vir wurde ermordet".
Ein erschrockenes Raunen ging durch den Raum. Manche hatten es sicherlich schon vorher gewusst, das konnte Ra´Kinji an ihren Reaktionen sehen, doch der Großteil hatte keine Ahnung gehabt. Tatsächlich hatte Ra´Kinji Ma´Vir, eigentlich ein Mitglied einer anderen Bande von Renjirakrin, schon seit geraumer Zeit nicht gesehen, doch das hatte, so sagte sich der alte Kajiit, zunächst daran gelegen, dass der zurückgezogene Ma´Vir die Aufgabe hatte, in Bravil herumzuspionieren und sich deswegen eher selten zeigte.
Nachdem sich die Aufregung ein wenig gelegt hatte, meldete sich einer der Renjirakrin zu wort: "Ma´Vir in Ehren, aber... wir sind in Bravil, hier wird Tagtäglich jemand abgestochen. Es ist sehr schade um ihn, aber... es ist nicht wirklich ein Grund, uns alle zusammenzurufen, oder?"
Der Kajiit, der diese Frage gestellt hatte, hieß Dra´Jora und Ra´Kinji wusste, dass er und Ma´Vir nicht die besten Freunde gewesen waren.
Mit bohrendem Blick starrte Dro´Senjiu ihn an und Ra´Kinji dachte, er würde Dra´Jora wegen seiner Frage vor der gesammten Mannschaft zusammenbrüllen, doch der Anführer nickte nur, seine Wut nur schlecht unterdrückend. "Ja, du hast recht. Aber als Dro´Ba und S´Baad seine Leiche gefunden haben, lag das hier bei ihm:" Er streckte einen Arm aus und öffnete seine Hand. Ein kleiner Zettel lag darin, bereits entfaltet. Auf ihm war dick mit schwarzer Tinte geschrieben:
"Tot den Renjirakrin!".

Kampfkatze2
15.07.2011, 01:34
Und weiter gehts! Kritik natürlich erwünscht! ^_^


8. Kapitel

Jemand hämmerte laut gegen die Tür und fluchend setzte Bro Gur´Gash sich in seinem Bett auf. Gestreßt fur er sich mit beiden Händen durch sein Gesicht und über seine breite Stirn, in seinem Kopf pochte es, schon fast im selbem Takt wie das Geklopfe. In der Nacht hatte die Wunde an seinem Bein plötzlich angefangen vor Schmerz aufzubrennen und hatte ihm den Schlaf geraubt. Die Wunde war doch nicht so gut verheilt, wie der Ork es gehofft hatte. Wütend blickte er von seinem Bett auf und schrie die Tür an: "Ja, verdammt! Ich bin ja schon wach!"
Zu Bros erleichterung hörte das Klopfen augenblicklich auf. Müde und verärgert verließ er sein Bett, zog schnell seine jetzt trockene Hose an, stapfte mit großen, zornerfüllten und Teils gehumpelten Schritten auf die Tür zu und riss diese auf. Der Maskierte stand vor dem Eingang zu seinem Zimmer, die Arme vor der Brust verschränkt. Die runden Gläser in seinem Gesicht spiegelten das orange Licht einer Kerze wider und starrten den Ork ausdruckslos an. "Langsam aber sicher," dachte Bro, bereits an den Anblick der Chitinmaske gewöhnt, "geht mir dieser Typ auf die Nerven!" Bro Gur´Gash blinzelte müde und fragte dann, mit stark unterdrückter Wut in der Stimme: "Was, bei Oblivion, wollt Ihr?"
Der Ork war sich nicht sicher, ob er es sich nur einbildete, aber der Oberkörper des Maskierten schien sich wie bei einem leisen Lachen zu bewegen, auch wenn nichts zu hören war. "Euch auch einen guten Morgen! Ich hoffe Ihr habt gut geschlafen" und bevor Bro etwas erwidern konnte, fügte er hinzu: "Egal, wir haben keine Zeit zum Plaudern. Es gibt Arbeit zu erledigen".
Bro nickte zustimmend. Es hatte keinen Sinn dem Maskierten dazwischenzureden, auch wenn der Ork lust dazu hatte, zumindest nur um seine Wut rauszulassen.
"Also:" Begann der Vermummte dann, "Ein Mitglied der Renjirakrin wird bald hier in die Schenke kommen. Der alte Mann kommt seit neuestem jeden Tag hierher. Von wo weiß ich nicht. Darum werdet Ihr ihn beobachten".
Die Wunde an Bros Bein schmerzte wieder und er fuhr laut fluchend zusammen, wobei er versuchte, sich am Türrahmen abzustützen und sein Gewicht instinktiv auf das andere Bein verlagerte. Der Maskierte schien dies aber zu ignorieren und redete einfach weiter und Bro hatte schwierigkeiten, sich auf dessen Worte zu konzentrieren: "Ihr werdet jetzt runter in den Schankraum gehen und darauf warten, dass er kommt. Er trägt eine normale Lederrüstung, ist jedoch völlig verdreckt. Wartet bis er wieder geht und folgt ihm dann zu dem Versteck der Renjirakrin".
Bro nickte erneut und der Mann hinter der Chitinmaske redete weiter, diesmal betonte er seine Worte, so dass sie besonders bedeutend erschienen: "Es ist überaus wichtig, dass er nicht merkt, dass Ihr ihm folgt! Verstanden?"
Zum dritten mal nickte der junge Ork und biss die Zähne zusammen. Die Schmerzen wurden langsam unerträglich, ihm wurde sehr Heiß und das Pochen in seinem Kopf wurde lauter. Wortlos steckte der Maskierte die Hand in eine der Taschen seines Gewandes und zog ein dünnes Fläschchen hervor, in dem eine klare violette Flüßigkeit hin und her schwappte. Bro hatte einmal gehört, wie einer der Drogenmischer in Cheydinhal diese Form von Flasche benannt hatte, aber es fiel ihm gerade nicht ein, er wusste nur noch, dass das Wort "Glas" im Namen vorkam. Mit einem leisen Ploppen zog der Mann hinter der Maske den Korken aus dem Fläschchen und reichte es Bro. "Trinkt. Gegen die Schmerzen" erklärte er.
Überrascht, aber trotzdem dankbar nahm Bro das Fläschchen entgegen und trank den flüssigen Inhalt gierig und mit nur einem Schluck aus. Das Gemisch schmeckte leicht Süßlich und hatte eine angenehm kühlende Wirkung auf die Zunge und den Rachen des Orks, doch Bro spürte keine Veränderung, was sein Bein anging, aber jetzt wurde ihm klar, wie durstig er eigentlich war.
Der Maskierte zog die Flasche aus Bros Hand. "Es braucht etwas Zeit, um zu wirken. Keine Sorge, in einer Minute etwa solltet Ihr wieder Schädel einschlagen können": Mit diesen Worten, die wieder den üblich ausdruckslosen Ton besaßen, drehte sich der Maskierte zur Treppe hin um und hatte gerade einen Schritt gemacht, als Bro etwas einfiel. Tatsächlich konnte er jetzt allmählich klarer denken. "Wartet! Ich werde tun, was Ihr von mir wollt, aber ich will, dass Ihr mir zuerst ein Paar Fragen beantwortet!" Dass er sich auch fragte, ob das Chitingesicht wieder eine rassistische Anspielung gemacht hatte, verschwieg er.
Offensichtlich gefrustet drehte sich der Mann mit der Maske wieder um, wobei er einen leisen Seufzer ausstieß. "Ich dachte Ihr hättet mitlerweile begriffen, dass ich eine Art Vorgesetzter von Euch bin. Ich nehme nur Befehle direkt von Dulfish gro-Orum an! Aber... ich verzeihe Euch". Als Bro Gur´Gash ihm mit Ernsthaftigkeit entgegenblickte nickte der Maskierte langsam. "Aha. Euch ist es also ernst. Na gut, stellt Eure Fragen, aber beeilt euch".
Erstaunt darüber, dass es tatsächlich funktioniert hatte, stellte Bro seine ersten Fragen: "Wer seid Ihr? Habt Ihr überhaupt einen Namen? Was wisst Ihr über die Kajiiten? Was habt Ihr letzte Nacht gemacht?" Zögernd fügte er dann noch hinzu: "Und wann werden wir es den Kajiiten endlich heimzahlen?"
Der Maskierte wartete kurz mit seinen Antworten und sagte dann: "Ich bin ich, und ich arbeite für die Orums, was Ihr bereits wisst. Von mir aus könnt Ihr mich... Serjo nennen. Die Kajiiten gehören zu den Renjirakrin, dass wisst Ihr auch bereits. Letzte Nacht... dass werde ich Euch früh genug sagen. Und bald wird es soweit sein, und bald könnt Ihr euch rächen."

Bevor Bro noch etwas sagen konnte, war Serju, der Maskierte, die Treppe heruntergestiegen und verschwunden. Oder war es Serjo? Bro Gur´Gash hatte die Stirn gerunzelt und schüttelte den Kopf. Was für ein fremdartiger Name. "Aber wenigstens hat er jetzt überhaupt einen Namen!" dachte Bro sich, ermutigt dadurch, dass wenigstens diese Frage ausreichend beantwortet wurde. Der Ärger über Serjo und die Schmerzen in seinem Bein waren verflogen. Erleichtert betrat er nun ebenfalls die Treppe und kaufte dann, als er unten ankam, ersteinmal einen Krug mit Wasser von dem Geld dass er noch hatte und sicherte sich danach sofort einen bequemen Sitzplatz. Serjo hatte die Schenke schon längst verlassen, wie es schien. Hier in der Ecke, so stellte der Ork zufrieden fest, konnte er den gesammten Schankraum überblicken.
Es waren nicht viele Besucher anwesend, Bro zählte nur fünf Personen, den Wirt miteingerechnet, es musste also noch früher Morgen sein. Nebenbei bemerkte Bro, dass er auch nicht mehr so Müde war. Was für ein Mittel hatte Serjo ihm da verabreicht?
Es dauerte nicht lange, als der alte Kajiit, von dem der Maskierte ihm erzählt hatte die Schenke betrat. In der Tat war das Leder, das er trug, mit altem Schlamm verkrustet und ohne sie oder die grauen Strähnen in Fell und der nach hinten gekämmten Mähne des Renjirakrin hätte Bro ihn nicht von anderen Kajiiten unterscheiden können. Für ihn sahen sie alle gleich aus, aber irgendwie erinnerte dieser ihn mulmigerweise an den wahnsinnigen Schamanen Ri´Bassa. Der Alte stapfte, offensichtlich verärgert, auf den Thresen zu und kaufte sich eine Flasche Dunkelbier, blickte sich jedoch nicht im Schankraum um und bemerkte Bro folglich auch nicht. Der Kajiit zog sich einen der vielen, noch freien und offenkundig abgenutzen Stühle heran und setzte sich an einen leeren Tisch. Er murmelte etwas, aber von dort wo er saß konnte der Ork nichts verstehen. "Nur das geblabber eines alten Mannes" ging es dem schmunzeldem Bro durch den Kopf.

Nach einer knappen Stunde hatte sich die Schenke bereits Gefüllt und viele Stühle besetzt, so dass einige der Gäste ihre Zeit mit stehen verbrachten. Es waren zwar nicht so viele Leute hier, wie letzten Abend und es war auch nicht so sonderlich Laut, aber ohne das kleine offene Fenster hinter dem Thresen hätte Bro gar nicht bemerkt, dass es regnete. Der alte Kajiit hatte sich die ganze Zeit über fast gar nicht von seinem Platz gerührt, höchstens ein paar mal, um sich neuen Alkohol zu kaufen. Allmählich fing Bro an, sich zu langweilen und er spührte, wie seine Konzentration nachließ.
Jetzt jedoch stollperte eine junge Kajiitin durch die Tür und lief auf den Alten zu, wobei sie aufgeregt "Ra´Kinji! Ra´Kinji!" rief. Jetzt wieder achtsam geworden beugte sich Bro vor, um besser hören zu können.
Er bekam mit, dass sie einen Dro´Senjiu und ein sicheres Haus erwähnte, aber dann beugte sich der Alte zu ihr vor und flüsterte ihr etwas zu, offenbar, dass sie leiser sprechen solle, denn sie begann selbst zu flüstern, wofür Bro dem Alten am liebsten den Hals umdrehen wollte. Sie flüsterten und die Augen des älteren Kajiiten weiteten sich besorgt und er stellte anscheinend eine Frage, die die Jüngere flüsternd beantwortete.
Unvermittelt fiel in der anderen Ecke des Raumes ein Stuhl mit lautem Krach zu Boden, was von einem lauten Fluchen begleitet wurde. Unwillkührlich drehte sich Bro Gur´Gash zu der Quelle des Lärms um und sah, wie zwei Menschen sich mit rot angelaufenen Gesichtern gegenüberstanden und sich anschriehen. Der eine trug die Rüstung eines Kaiserlichen Legionärs, der andere nur einen einfachen Lederkürass. Der in Leder schrie irgendetwas über Pflicht und der Legionär hämmerte wütend mit der Faust auf den Tisch, wobei er dem anderen entgegenbrüllte, er hätte die Daedra gesehen, und dass er keine Lust hätte, ein zweites mal soetwas wie Kvatch sehen zu müssen. Sie stritten lauthals weiter und es schien beinahe so, als würde es gleich zu Handgreiflichkeiten kommen.
Gerne hätte Bro weiter zugesehen und er wunderte sich, wie der Streit ausgehen würde, doch erinnerte er sich an seine eigentliche Aufgabe. Zu spät bemerkte er aber, dass die beiden Kajiiten bereits aufgestanden waren und durch die Tür verschwanden. Einen Fluch ausstoßend sprang der Ork auf und machte sich an die Verfolgung. Draußen musste er zu seiner eigenen Verzweiflung feststellen, dass die Renjirakrin bereits die Hängebrücke zur hälfte überquert hatten. Schnell versuchte Bro sie einzuholen, aber eine Gruppe entgegenströmender Leute versperrte ihm den Weg. Als er sich schließlich durch das Menschen- und Merknäuel gekämpft hatte, sprintete er über die Hängebrücke, die Rücken der Kajiiten noch im Auge. Als er auf der anderen Seite ankam, waren sie nur noch in der ferne zu sehen, und die Masse von Personen schien sie fast zu verschlucken.
Entmutigt rannte Bro Gur´Gash mit großen Schritten los, doch nachdem die Kajiiten nach längerer Verfolgung dennoch verschwunden waren gab er dann auf. Angestrengt atmend sah er sich um, und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er sich in den überbevölkerten Gassen Bravils verlaufen hatte. Alle Häuser sahen gleich aus, die Hauptstraße hatte er schon längst verlassen. "Bei den Neun, warum passiert soetwas immer nur mir?!"

Kampfkatze2
21.08.2011, 02:54
Nach längerer Zeit wieder etwas von mir! :D



***

Endlich kamen sie bei den Ställen an. Der Regen schien immer stärker zu werden und jetzt kam auch noch Wind auf. Wegen dem lauten Getöse hätte Lendor beinahe nicht verstanden, was der kleine halbkahle Mann unter der vorstehenden Holzüberdachung, gegen die das Regenwasser trommelte und anschließend in Massen an den Seiten kleine Wasserfälle bildend und herabströmte, ihm zurief: "Bringt das Pferd in den Stall und sprecht dann mit Isabeau drinnen im Haus!"
Plichtbewusst stand der Mann daraufhin auf, sprintete zu dem Tor im niedrigen Holzzaun, wo ein Seil das Tor mit dem Rest des Zaunes durch eine einfache Schlaufe verband, welche er dann mit einer schnellen Bewegung vom danebenliegenden Zaunpfosten anhob, damit er daraufhin, mit wegen dem Regen zusammengekniffenen Augen, das Tor mit beiden Händen aus dem Matsch zog und es eilligst nach innen hin öffnete.
Dankbar für diese Geste wartete Lendor noch ab, bis der Mann wieder unter sein Dach gehuscht war. Als nicht mehr die Gefahr bestand, den untersetzten Mann niederzureiten, gab Lendor Roter einen Tritt in die Seite und Ritt dann auf den Stall zu, der eigentlich nur eine weitere, aber dafür viel größere Überdachung auf der umzäunten Wiese war. Außer diesem Unterstand befand sich nur ein leerer Holzwagen auf dem Gelände. Roter ritt, wie es seine Art war, von alleine auf einen noch halbvollen Futtertrog zu, blieb stehen, beugte den Kopf nach vorne und fing dann an zu fressen. Das war das Zeichen dafür, dass Lendor jetzt absitzen konnte.
Überrascht spürte der Bretone, wie hinter ihm etwas aus dem Sattel glitt. Hastig warf er einen Blick nach hinten, aus Angst, die Argonierin könnte vom Pferd gefallen sein, doch zu seiner Verwunderung war die Echse bei vollem Bewusstsein und mit unerwarteter Geschicklichkeit aus dem Sattel gestiegen. Lendor hatte eigentlich erwartet, dass sie schlief, weil sie seit ihrem Aufbruch von der "Schenke zum Schlechten Omen" kein einziges Wort gesagt hatte.
"Wir müssen weiter..." sagte sie mit zittriger Stimme, wobei sie die Arme verschränkte, als ob ihr kalt sei, und Lendor laß ihre Worte mehr an ihren Lippen ab als dass er sie hörte.
"Ehh, ja" stimme der Mensch ihr überrascht zu, wischte sich eine Strähne von seinen kurzen, braunen Haaren von der Stirn und stieg ebenfalls von Roters Rücken. Er warf einen Blick auf die Satteltaschen und dachte darüber nach, was sie zur sicherheit mitnehmen sollten. Kurz darauf griff er in die eine Tasche, um seinen Geldbeutel und in die andere, um etwas zu Essen herauszuholen. Anschließend brachen sie, nachdem Lendor für den Stall gezahlt hatte, zum Torhaus auf.

Verdutzt blieb der Bretone trotz des Regens neben dem geistesabwesenden Wachmann stehen. Der Kaiserliche trug einen dicken hellbraunen Mantel, die Kaputze über dem Helm tief ins Gesicht gezogen, und man konnte ihn nur durch das Wappen auf seinem Schild als Wache erkennen. Der Boden des grünen Randes, der den springenden Hirsch, das Wappen der Grafschaft Bravil, umrahmte, war in der dunkelheit nur schwer auszumachen und schon fast ein wenig im Matsch versunken, weil der Wachmann die Schutzwaffe als improvisierte Stütze nutze. Ansonsten starrte er nur auf seine Füße und schien Lendor und die Argonierin nicht zu bemerken, und wenn er es tat, ließ er es sich nicht anmerken.
Jedoch war Lendor die Wache nicht so wichtig, wie dass, was er hinter ihr sah: Die Insel, auf der Bravil stand, war mit dem Festland nur über eine alte, im Wind schaukelnde Hängebrücke verbunden. Unsicher darüber, warum er das alles tat, machte der Bretone einen Schritt auf die Brücke und hielt sich mit einer Hand an dem Seil fest, dass als Geländer diente.
Langsam setzte er dann einen Fuß vor den Anderen. Unter ihm schlug das Wasser, das zwischen Insel und Festland hindurchfloß und von den immer stärker werdenden Windböen aufgepeitscht wurde, mit lautem und furchteinflößendem Getöse gegen die abgeschliffenen Felsklippen auf beiden Seiten. Vor ihm erhob sich eine Mauer aus Dunkelheit und Regen, und nur eine im Wind flackernde Fackel beim Torhaus auf der anderen Seite und der Lärm unter seinen Füßen erinnerten den jungen Bretonen daran, dass es am Ende der Brücke eine Insel gab. Eine Windböe erfasste die Brücke und brachte sie zum Schwingen, woraufhin Lendor sich fluchend an das Geländer klammerte. Als die Brücke wieder zum Stillstand kam, richtete er sich vorsichtig auf und starrte auf die Fackel auf der anderen Seite. Den Blick auf das Licht heftend kämpfte er die Angst nieder, die sich in ihm breitmachte, nahm dann seinen Mut zusammen und traute sich daraufhin, aufrecht im normalem Schritttempo weiterzugehen. "Ich werde nicht runterfallen. Die Brücke wird halten, und ich werde nicht jämmerlich ertrinken oder von den Felsen zerschmettert werden..."
Als er dann wieder festen Boden unter den Füßen spührte, stieß er einen erleichterten Seufzer aus. Die Müdigkeit, die er verspührt hatte, war komplett verflogen und einem Gefühl der Aufgeregtheit gewichen. Kurz darauf drehte Lendor sich um, um nach seiner Begleiterin Ausschau zu halten. Wie es sich herausstellte, war sie dicht hinter ihm, die Kapuze, der Wache gleichtuend, ins Gesicht gezogen und immer noch mit verschränkten Armen. Sie schien noch nichteinmal den Arm ausgestreckt zu haben, um sich abzustützen. Überrascht sah er sie an, verfluchte noch einmal die Hängebrücke und betrat wenige Augenblicke darauf die Stadt.

Schnell hatte er die erste Herberge gefunden. Gleich links vom Tor stand das "Silberheim auf dem Wasser", ein mehrstöckiges Wohngebäude aus alten, schlecht gezimmerten Holzbalken, an dessen Seiten und Herbergenschild das Wasser herablief. Trotz des Regens schlugen Lendor tausende übelkeitseregende Gerüche entgegen und ihm stiegen tränen in die Augen. Eillig, um dem Regen und dem überwältigendem Gestank zu entkommen, betrat er zusammen mit der Argonierin die Herberge und konnte sich deswegen keine Eindrücke von der Straße machen, außer dass sie von weiteren Holzgebäuden flankiert wurde und eher wie ein sehr breiter, mit kleinen Steinen bestreuter Trampelpfad aussah, auf dem sich das Regenwasser in Pfützen sammelte und der nur spärlich von Fackeln beschienen wurde.

Lendor hatte vor seiner Abreise aus Cheydinhall den "Stadtleitfaden für Bravil" von Alessia Ottus gelesen. Richtig gute Informationen konnte man in ihren Büchern nicht erwarten, das war allgemein bekannt, denn die Autorin war streng gläubig und in all ihren Werken schwang Propaganda für den Kaiserlichen Kult mit. Über "das Armenhaus Cyrodiils" hatte sie geschrieben, das dass "Silberheim auf dem Wasser" die beste Absteige der Stadt war, und zu Lendors Erstaunen hatte sie recht behalten.
Im gegensatz zur Fassade befand sich das Innenleben der Herberge in gutem Zustand. Kerzen erhellten den Raum mit warmen Licht und der Bretone hörte irgendwo ein Feuer prasseln. Der Sturm aus miefigen Gerüchen war durch eine solide Tür und geschloßene, mit dicken Scheiben versehene Fenster ausgesperrt. Links von ihm führte eine robust aussehende Holztreppe nach oben, sonst führte der längliche Raum nur geradeaus, wo er, nachdem die Treppe oben ankam, breiter wurde, um Platz für einen Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle und eine Theke zu schaffen. Außerdem hingen hier und dort noch einige Bilder mit underschiedlichen Motiven.
Der Tresen war aus dunklem, edel aussehendem Holz hergestellt, dass sich deutlich von dem Holz, aus dem die Wand und der mit Teppichen belegte Boden gemacht waren unterschied. Ein Hochelf mit hellbraunen Haaren und sauberem braunen Wams, offenbar der Besitzer, stand hinter der Theke und sah zu Lendor und der Argonierin auf, nachdem die beiden das Gasthaus betraten.
Schnell sprang er von seinem Stuhl hinter der Theke auf und rief mit einem warmen Lächeln: "Ah, Gäste! Wilkommen im Silberheim auf dem Wasser! Wollt ihr ein Zimmer mieten?"
Lendor sagte: "Zwei Zimmer, um genau zu sein", und ging mit vor Nässe schweren Schritten auf den Altmer zu.
Bevor er an der Theke ankam, trat ein Ork, ebenfalls in ein braunes Wams gekleidet, von hinter der Treppe zwischen ihn und sein Ziel und blickte bedrohlich auf ihn herrab.
Abwehrend hob Lendor instinktiv die Hände und machte einen Schritt nach hinten.
"Ist schon in Ordnung, er ist ein Gast!" hörte der Bretone den Hochelfen von hinter dem Ork rufen.
"Ahso!" Die Mine des Orks hellte sich auf und er machte den Weg frei. Vorsichtig drückte Lendor sich an dem muskelbepackten Hauergesicht vorbei und nachdem er dem Ork einen unwillkürlichen Blick über die Schulter zuwarf, sprach er den Hochelfen an: "Wie gesagt, zwei Zimmer. Für eine Nacht, wie viel wollt Ihr dafür?"
"30 Septime pro Zimmer. Frisches Bettzeug und ein Laib Brot sind mit eingeschloßen."
"60 Septime?" fragte Lendor ungläubig. Im Gegensatz zur Schenke "Zum Schlechten Omen", wo er für beide Zimmer nur 20 Münzen Zahlen musse, war das ein recht hoher Preis.
"Ja, 60. Aber der Preis wird sich in Zukunft ändern, ich brauche nicht mehr viel Geld um meine Schulden beim Grafen zu bezahlen. Das Gebäude hier war schon vorher da und eigentlich recht billig, aber gute Türen, Möbel und Schlößer sind leider sehr teuer, von den ganzen Lizensen mal abgesehen..."
"Könnt Ihr nicht das Brot weglassen und uns die Zimmer billiger geben?" versuchte der Bretone nach kurzer Überlegung den Preis herunterzufeilschen.
"Hmm..." antwortete der Altmer nur, und nach einer Pause fügte er hinzu: "Ja, ja das könnte Ich. Aber nur zur Ausnahme. Die Zimmer würden dann aber zusammen immer noch 50 Septime kosten. Günstiger kann ich sie nicht vermieten."
Erleichtert darüber, dass er 10 Septime gerettet und damit einen eher fragwürdigen Sieg errungen hatte, nickte er zufrieden: "Gut, dann 50 Septime, hier." Schnell zog er an den kleinen Schnüren seines Geldbeutels und kramte die Münzen daraus hervor. Der Geldbeutel selber war in den Satteltaschen trocken geblieben und von ihrem Weg von den Ställen bis in die Herberge nur ein wenig eingeweicht.
Zeitgleich hatte der Altmer sich umgedreht, um zwei Schlüßel von ihren Haken an der Wand hinter ihm zu nehmen, an denen jeweils ein Pergament mit einer Nummer hing. "Übrigens", fing er an, "mein Name ist Gilgondorin! Wenn Ihr etwas zu Essen, zu Trinken oder noch eine Nacht länger hierbleiben wollt, sagt mir bescheit. Wenn Ihr Ärger mit anderen Gästen habt, redet mit Kurdan da drüben," er deutete auf den Ork, der Lendor zuvor den Weg versperrt hatte und der jetzt auf einem gemütlich aussehendem Holzstuhl am Kamin saß. Außer Lendor, der Argonierin und Gilgondorin war der Ork der einzige im Erdgeschoß. "Er ist soetwas wie ein persöhnlicher Wachmann. Nicht, dass das wirklich notwendig wäre, es ist auf keinen Fall gefährlich... in... diesem Stadtteil! Egal, wilkommen in Bravil, ich wünsche euch noch eine gute Nacht. Schlaft gut!"
Lendor bedankte sich, nahm die Schlüßel entgegen und ging auf die schweigende Argonierin und die Treppe zu, als er sich dann an etwas erinnerte: "Ah, Gilgondorin, könntet Ihr mich bitte Morgen Früh wecken?"
"Natürlich, natürlich!" sagte Gilgondorin und sah ihnen freundlich lächelnd hinterher, als sie die Treppe erklommen.

Oben reichte er der Argonierin den Schlüßel mit der Nummer "3" und einen Teil des Proviantes, der aus einem Laib Brot und ein paar Streifen getrockneten Fleisches bestand. Zögerlich nahm sie beides entgegen und wand sich ohne Worte zu ihrem Zimmer um. Nach kurzer Überlegung rief er ihr "Gute Nacht!" hinterher, aber erhielt keine Antwort, sie hatte bereits ihr Zimmer aufgeschloßen und war darin verschwunden. Kopfschüttelnd hob er den Schlüßel in seinen Händen auf Augenhöhe und betrachtete die Ziffer. Eine geschwungen geschmiedete "1" aus Messing, die durch Nägel an der Tür befestigt war, zeigte ihm, dass er bereits vor seinem Zimmer stand. Der Adrenalinstoß, den er durch den Schock auf der Brücke erhalten hatte, verlor seine Wirkung und er fühlte sich wieder so müde wie zuvor. Die Lederrüstung hatte den Regen gut abgehalten, aber die Nässe, die er an Kopf, Hals, Hand- und Fußgelenken verspürte verstärkte nur das Gefühl der Erschöpftheit, von dem langen Ritt tat ihm sein Rücken und sein Gesäß weh. Es wurde wirklich Zeit für ihn zu schlafen.
Nachdem er sein Zimmer, ein kleiner, aber recht kompfortabler Raum mit einem niedrigen Schrank, einem kleinen Stuhl und einem gemütlich aussehendem Bett, betreten hatte, legte Lendor den Rest des Essens auf den Schrank, streifte seine komplette Rüstung ab, zog sein am Kragen nasses Hemd und die graue Stoffhose aus und legte sich dann ins Bett. Es war weich und warm, viel kompfortabler als sein eigenes in der Kaserne von Cheydinhall oder das Bettzeug in der Schenke "Zum Schlechten Omen". Bald schon versank er in einem ruhigen Schlaf.

Am nächsten Morgen wurde er von einem Klopfen an der Tür geweckt. Gilgondorin schien sein Versprechen gehalten zu haben. "Ich bin wach, danke!" rief er und das Klopfen hörte auf, gefolgt von gut hörbaren Schritten von der Tür weg. Zu seiner eigenen Überraschung fühlte sich Lendor erneut ausgeschlafen und die Muskelkater, die er durch das lange Reiten erleidet hatte waren auf eine leicht verträgliche Stufe abgeschwächt.
Er zog seine wieder trockene Kleidung und seine Lederrüstung an, band sich seinen Schwertgürtel um, brach sich ein Stück Brot ab, nahm einen Streifen des Fleisches und ging anschließen hinunter in den Schankraum. Außer dem dösenden Ork und Gilgondorin befand sich hier nur ein Lendor unbekannter Bosmer in Fellkleidung, der am Feuer saß und in einem Buch las.
"Guten Morgen!" begrüßte der Hochelf den Bretonen. "Habt ihr Hunger?"
Lendor machte eine wegwerfende Handbewegung, hob die Nahrungsmittel in seiner Hand und sagte: "Nein, danke, ich habe mein eigenes Essen." Kurz zögerte er, doch dann fragte er den Altmer: "Gilgondorin, kennt Ihr vielleicht einen Nord namens Turgar Silberstahl?"
Überrascht dachte der Hochelf nach und nickte dann: "Ja, ich glaube er wohnt irgendwo im Süden der Stadt, also vom Torhaus aus rechts. Eine zweistöckige Hütte, er lebt im Erdgeschoß, jetzt weiß ich´s wieder, hat seine Fenster vernagelt... aber wieso- ach, vergesst es, es geht mich nichts an! Seit aber gewarnt. Ich habe Gerüchte gehört, dass dieser Nord viele Probleme mit den vielen Banden hier hat. Und solche Probleme sind leider ansteckend. Überhaupt solltet Ihr auf den Straßen aufpassen, die Kathedrale und das Silberheim sind die einzigen wirklich sicheren Orte in Bravil!"
"Oh. Danke, ich werde es mir merken! Ach, und.. Die Argonierin mit der ich hergekommen bin..." fing Lendor vorsichtig an, "Passt auf, dass sie Nirgendwohin wegläuft. Eh, nicht, dass ich sie gefangen hallte, aber sie ist ein wenig verwirrt und ich habe ihr versprochen, sie nach Leyawiin zu bringen". Gilgondorin musterte ihn einschätzend, woraufhin Lendor noch rasch hinzufügte: "Ihr habt selbst gesagt, wie gefährlich Bravil ist, und Ihr müsst auch keine Gewallt einsetzen, versucht sie nur dazu zu Überreden, dass sie hierbleibt!"
Nach langer Überlegung zuckte Gilgondorin mit den Achseln und sagte: "Die anderen Stadtteile. Und ja, in ordnung, ich werde versuchen sie zum Bleiben zu überreden, falls sie gehen will. Wann wollt Ihr denn zurückkommen?"
Erleichtert darüber, dass der Hochelf ihm diesen zweiten, höchst seltsamen Gefallen nicht ausschlug sagte Lendor: "Ich weiß es noch nicht, Heute Abend spätestens. Und danke!"
"Es ist kein Problem für mich, ich stehe sowieso den ganzen Tag hier. Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts zu Essen kaufen wollt? In Bravil findet Ihr sonst nur billigen Fraß den irgendwer von den Wänden gekratzt oder aus dem Kanal gefischt hat!"
Lachend schüttelte Lendor den Kopf und verließ die Schenke.

Vor der Tür streckte der Bretone sich kurz und nahm sich Zeit, seine Umgebung genauer zu betrachten. Wie am vorherigen Tag regnete es, jedoch fiel der Niederschlag nur als Nieselregen auf die Straßen und Dächer Bravils und die Wolken färbten den Himmel in ein helles Grau. Die groben Gerüste aller Gebäude waren aus den gleichen abgenutzten und teils schon grün angelaufenen Holzpfeilern gebaut. Die Wände der meisten schienen nur aus dünnen Brettern zu bestehen, die sich ebenfalls in einem miserablen Zustand befanden und auf manchen Häusern stapelten sich bis zu drei Stockwerke. Es gab Treppen, die nach oben führten und breite Holzplanken, die die Balkone der oberen Stockwerke miteinander verbanden und somit ein eigenes Straßennetz für sich schufen.
Die bodenbasierende Hauptstraße, die vom Tor Weg und zur Kathedrale, die viel größer war als alle Häuser, die in Lendors Sichtfeld standen und deswegen gut zu sehen war, führte und dort endete, hatte kein Pflaster. Stattdessen war ihre Erde mit Steinen und Kies vermischt, was jedoch nicht verhinderte, dass sich dort Pfützen bildeten. Die Nebenstraßen bestanden nur aus Erde und waren nach dem gestrigen Regenfällen stark vermatscht. Dies schien die ärmlich gekleideten Einwohner jedoch nicht zu stören. Es war noch recht frisch und warscheinlich erst früher Morgen, doch die Straßen waren schon belebt. Menschen und Mer versuchten, den Pfützen auszuweichen, hatten aber anscheinend auch keine Angst davor, einen Fuß in das braune Wasser zu setzen, wenn es sein musste.
Ein Rudel aus verschiedenrassigen streunenden Hunden überquerte die Straße und hier und da erblickte der Bretone eine Katze umherstreifen.
Auf Lendor wirkte das alles sehr fremdartig, denn selbst wenn Cheydinhall ebenso ein Sumpf des Verbrechens war wie Bravil, schaffte seine Heimstadt es doch, alles hinter einer schönen Fassade, gepflegten Grünanlagen und gut gepflasterten Straßen zu verbergen.
Nachdem er sich seiner Meinung nach genug umgesehen hatte, machte er sich auf den Weg. Die Gerüche verdarben ihm den Apetit und er entschied, später zu essen. Er ging am großen Torhaus vorbei, an dem zwei heruntergekommen wirkenden Wachmänner standen, die ihre Hände mistrauisch auf den Knäufen ihrer Schwerter ruhen ließen und ihn wortloß musterten, als er sie passierte. Lendor folgte dem matschigen Weg in richtung Süden, an der großen Mauer entlang, auf der wegen der Höhe von unten nicht sehbare, aber durch ihre Gespräche hörbare Wachen patroullierten. Bald schon kam er bei dem Haus an, von dem er dachte, dass es das richtige war. Zwar hatten viele der Häuser- warscheinlich aus Einbruchgefahr, so dachte sich Lendor- geschloßene Fensterläden, aber der erste Stock von diesem hier war in der Häuserreihe das einzige mit zugenagelten Fenstern. Gespannt darauf, was ihn wohl erwarten würde, klopfte er an die Tür. Hinter der Wand rumpelte etwas und Schritte waren zu hören. Dann ging die Tür einen Spallt breit auf und gab den Blick auf ein einzelnes dunkelbraunes Auge in der Hälfte eines bärtigen Nordgesichtes frei, dass ihm sofort eine Frage entgegengrunzte: "Was wollt Ihr?"
Es dauerte einen Moment, bis Lendor antwortete: "Verzeiht, aber wohnt hier vielleicht ein Turgar Silberstahl?"
Die Tür schlug augenblicklich vor seiner Nase zu und nachdem er seine Verblüffung abgeschüttelt hatte, hörte Lendor Schritte, die drinnen von der Tür weggingen und dann wieder zurück kamen. Vor dem Eingang verstummte das Stampfen und unvermittelt riss der Nord die Tür auf.
Geschockt sprang der Bretone einen Schritt zurück, mit der einen Hand am Schwertgriff. Der Nord stand mit einer Eisenplatte vor der Brust und mit einer gewalltigen, zweischneidigen Axt in der Tür. In seinem rot angelaufenen Gesicht stand der Zorn geschrieben und er fing an zu brüllen: "Verdammt nochmal! Ich werde euch verdammten Hunden und euren Zwingern keinen einzigen Septim zahlen! Eher sterbe ich, das habe ich den zerhackten Überresten deines Vorgängers auch schon gesagt!" Der Nord hob die Axt an und machte brüllend anstalten, sie mit vernichtender Wucht gegen Lendors Kopf zu schwingen.
Eillig sprang der Bretone einen zweiten Schritt zurück und rief das erste das ihm einfiel: "Garrus Darellion! Garrus Darellion!"
Bevor die Axt niedersaußte, hielt der Nord inne. "Garrus? Woher kennt Ihr ihn?"
Verzweifelt nach diesem Strohhalm greifend stammelte Lendor drauflos: "Wachmann! Ich bin Wachmann in Cheydinhal! Garrus ist mein Vorgesetzter! Ich komme in seinem Auftrag!"
Ungläubig mussterte der Nord ihn, wobei er wegen seiner Größe auf ihn herrabsah. "Die Stadtwache von Cheydinhal in Bravil? Willst du mich für dumm verkaufen?"
"Nein!" rief Lendor, dem jetzt bewusst wurde, dass der Nord gute Gründe dafür hatte, ihm nicht zu glauben und wie lächerlich er sich anhörte. Was hatte eine Wache aus Cheydinhal in Bravil zu suhen? Eine ganze Grafschaft trennte die beiden Städte voneinander, wenn man das Hoheitsgebiet der Kaiserstadt denn als Grafschaft zählen konnte.
Überraschenderweise ließ der Nord die Axt jedoch wieder sinken und knirschte mit den Zähnen. "Verdammt. Ich hätte nie gedacht, dass Garrus den Gefallen wirklich einlösen will..." Der Hüne guckte sich nach rechts und links um, und als er merkte, dass ein arm anmutender Rothwardon sie beide anstarrte, brüllte er ihm zu, er solle verschwinden, wobei er wild mit seiner Axt fuchtelte. Als der Gaffer verscheucht war, richtete der Nord seinen Blick wieder auf Lendor: "Komm herein. Dann erzählst du mir erstmal, was Garrus von mir will und was du hier zu suchen hast!"

Im inneren des Hauses war es dunkel, denn das Licht von draußen viel nur gedämpft und in kleinen Strahlen zwischen den Brettern der vernagelten Fenster hindurch. Es gab nur ein Zimmer, in dem ein Tisch mit drei Stühlen, von denen einer einer anderen Bauweise entsprang, einen hohen Schrank, hier und da ein paar kleinere Komoden und ein Bett, das nur teilweise von einem groben Leinentuch verborgen war, dass von zwei Holzstäben gehalten wurde und als provisorische Wand diente. Sanitäre Einrichtungen gab es nicht. Mit großen Schritten durchmaß der Nord den Weg zum Tisch und machte es sich auf einem der Stühle bequem, die Axt griffbereit gegen die Sitzgelegenheit gelehnt. "Komm, setz dich!" Lautlos sprang eine schwarze Katze auf den Tisch, beäugte Lendor und rollte sich dann zusammen. "Verdammt!" schrie der Nord, "Runter vom Tisch!" Nachdem die Katze sich nicht rührte, sondern ihn nur teilnamslos ansah, hämmerte der Nord mit der Faust auf die Tischplatte. Unbeeindruckt blieb die Katze liegen und schloß die grüngelben Augen um zu dösen. Verärgert schnaubte der Nord und drehte sich zu Lendor um. "Dieses Vieh treibt mich noch in den Wahnsinn! Jetzt komm schon, nimm dir ´nen Stuhl!"
Die Katze schien ganze Arbeit geleistet zu haben. "Bei den Neun, was ist das für ein Verrückter?" Wie geheißen setzte Lendor sich auf den nächstbesten Stuhl und rang sich dazu durch, die Stimme zu erheben: "Eh, ja, also... Garrus schickte mich, um..." Plötzlich beschlichen ihn zweifel. War sein Gegenüber überhaupt Turgar Silberstahl? Nicht, dass er jetzt einem der Banditen, die den Zug aus Wagen überfallen hatten, erzählte, dass er hinter ihm her war. "Ihr seid doch Turgar, oder?" Die Frage hörte sich ziemlich dumm an und Lendor verspürte deswegen ein beklemmendes Gefühl.
Der Nord lachte laut auf und grinste breit. "Natürlich bin ich Turgar! Turgar Silberstahl, wie er leibt und lebt!"
Seltsamerweise reichte dies dem Bretonen und beruhigt mussterte er den Nord: Seine blonden Haare waren kurzgeschoren und standen deswegen im Gegensatz zu seinem verfilzten Bart, der auf dem Kinn im wettergegerbten Gesicht wild in alle richtungen wuchs. Außerdem war es klar zu sehen, dass seine große Knollennase schon mehrmals gebrochen war. Das Hemd aus verblichener, roter Wolle, dass er unter der eisernen Platte, die mit Riemen aus sprödem und rissigem Leder an seinem Oberkörper gehalten wurde, trug, wies mehrere Löcher und geflickte Stellen auf.
"Garrus schickt dich, um...?"
"Er schickte mich los, um einen überfallenen Wagenzug auf der Straße zwischen Bravil und Leyawiin zu untersuchen, der warscheinlich mit illegaler Wahre beladen war. Und er sagte, ich sollte Euch einen Besuch abstatten, wenn ich hier vorbeikomme..."
Erneut lachte der Nord: "Tjaha! Da hast du aber Glück gehabt, dass der alte Garrus dich zu mir geschickt hat!"
Fragend sah Lendor ihn an. Der Nord wollte offenbar eine dramatische Pause vor seinem nächsten Satz haben: "Es ist nähmlich so, dass ein paar... sagen wir mal... Bekannte von mir sind erst kürzlich an ebendiesen Wagen vorbeigekommen sind! Sie haben mir ihre wunderbaren neuen Stiefel und Waffen gezeigt, die sie von dem Haufen toter Orks mitgenommen haben. Sie sagten auch, dass es dort keine Pferde gab, und die Wagen waren nur mit Nahrungsmitteln und diversen Haushaltswahren gefüllt. Nichts wirklich Wertvolles, denn wie ich meine Bekannten kenne, hätten sie laut damit herumgeprahlt. Das währe für dich jetzt eigentlich entmutigend, aaaber..." Turgar machte eine zweite Pause. "Aaaber, du hast verdammtes Glück, dass ich mich ein wenig schlau gemacht habe! Ich bin nunmal eine etwas neugierige Persöhnlichkeit und ein Haufen Orks in Stahlrüstung bewacht nicht einfach irgendwelchen Krimskrams! Und ganz zufällig habe ich mitbekommen, dass vor ein paar Tagen eine Gruppe von Kajiiten mit einem Wagen, dessen Ähnlichkeit mit den Wagen des Zuges von einem meiner Bekannten später bestätigt wurde und der mit Kisten beladen war, in Bravil angekommen ist. Ein Bettler, den ich kannte, hat gesehen, wie sie die Kisten durch die Stadt geschleppt haben, offenbar war er der einzige, es war mitten in der Nacht und wie üblich regnete es. Naja, der Bettler wollte mir aber nicht ohne Bezahlung verraten, wo sie die Kisten hingebracht haben, und leider ist ebendieser Bettler gestern an der Braunen Fäule gestorben. Oder an den Symptomen. Egal. Naja, das war jetzt alles, was ich weiß. Die Kajiiten musst du schon selbst finden."
Lendor brauchte eine Weile um die Informationen zu verarbeiten und als er sich dann bedanken wollte, stöhnte Turgar Silberstahl auf.
"Na gut! Verdammt, Garrus, warum musst du den zweiten Gefallen auch noch einlösen? Ich werde dir helfen, die Kajiiten zu finden! Ja, triff mich in ´ner Stunde im "Einsamen Freier", falls du weißt, wo das ist!", dann wand er den Blick auf die Katze, die auf dem Tisch schlief und blickte drein, als würde er sie für alles verantwortlich machen.
Nachdem lange nichts gesagt wurde, stand Lendor schließlich auf und verabschiedete sich. Er wollte so schnell wie möglich aus dem Haus des Nordmannes herraus. Turgar selbst schien sympatisch zu sein, doch etwas ließ den Bretonen sich unbehaglich fühlen. Vielleicht war es die Angst, dass der Nord seine meinung plötzlich ändern und dann mit der Axt auf ihn eindreschen könnte.

Nach kurzer erkundigung bei einem Stadtbewohner, die ihn weitere 5 Septime kostete, fand Lendor schließlich die "Einsamer-Freier-Unterkunft". Mit dem Überqueren der Hängebrücke über dem Kanal hatte er eingige Schwierigkeiten gehabt. Hängebrücken traute er in der Regel nur, wenn sie sich als stabil erweisten. Die Brücke über dem Kanal sah zwar nicht stabil aus, aber er konnte sich dazu durchringen, eine Überquerung zu wagen. Das größere Problem war der unglaubliche Gestank, der dem verdreckten Gewässer unter seinen Füßen entsprang. Glücklicherweise wurde die Brücke von vielen Leuten benutzt, weswegen Lendor immer weiter gedrängt wurde und deswegen gerade noch rechtzeitig aus seiner angeekelten Starre gezwungen wurde, sodas er sich nicht übergab.
In der Schenke war der Mief nur teilweise ausgesperrt und vermischte sich mit dem seiner ärmlichen Besucher. Auf Abstand von den anderen Gästen bleibend war er dabei, sich auf den Thresen zu zubewegen, als ihm eine Gestallt, die alleine an einem Tisch saß und aus einem großen Zinnbecher trank ins Auge sprang. Die in Sachen Qualität im krassen Gegenteil der Rüstungen von anderen Besuchern stehende dunkle Stahlrüstung mit der dicken Halsberge aus gut gearbeiteten Ketten zeichneten den Kaiserlichen eindeutig als Mitglied der Legion aus. Dazu kamen das runde Gesicht, die kurzen Haare und die kleinen Augen und Lendor wurde schnell klar, dass er Pelelus, den Legionärsfreund von Gergius vor sich hatte. Große Lust dazu, mit ihm zu reden verspürte Lendor nicht, doch ihn interresierte, wie es um die Verstärkung für Gergius und die Schenke "Zum Schlechten Omen" stand.
Als er den Tisch erreichte, hob der Legionär den Kopf und grinste breit, als er ihn erkannte: "Ah! Ihr! Wo ist denn Eure Echsenfreundin?"
Die Stimme des Kaiserlichen klang provokant und Lendor zwang sich dazu, sich zurückzuhalten. Er setzte sich gegenüber von Pelelus auf den dort stehenden Stuhl und fragte: "Guten Tag, Pelelus. Ich möchte Euch von Gergius fragen, wann die verstärkung kommt. Er wird nicht lange ganz allein dort am Höllentor aushalten."
Von dem plötzlichen Themenwechsel überrascht ließ Pelelus sein unverschämtes Grinsen fallen und wurde sehr ernst. "Es wird keine Verstärkung geben! Ich werde auf keinen Fall welche holen!"
Lendor kniff die Augen zusammen. Warum war es ihm nicht gleich seltsam vorgekommen, dass der Kaiserliche zum Verstärkungholen nach Bravil und nicht direkt zur Kaiserstadt geritten war?
Auf Lendors Gesichtsausdruck antwortete der Kaiserliche mit einem Zittern in der Stimme: "Wenn die von der Legion mich finden, werden die mich an die Front versetzen! Gergius kann mich mal, ich gehe nicht wieder auch nur in die Nähe eines dieser Tore!"
Unvermittelt wurde Lendor sehr wütend. Gergius, Manheim, Rufio und Minerva versuchten bei der Schenke durchzuhalten, mit einem Obliviontor direkt nebenan, in der Hoffnung, dass die Legion kommt und ihnen hilft. Gergius war der einzige von ihnen, der wirklich mit einer Waffe umgehen konnte, doch alleine konnte er die Horden aus Oblivion nicht zurückhalten. Ohne Hilfe würden sie bald überrannt werden, und dieser fette, feige Möchtegernlegionär, der eigentlich die erhoffte Hilfe holen sollte, verkroch sich in einer Schenke in Bravil und saufte fröhlich Bier! Er sprang vom Stuhl auf und schrie den Kaiserlichen an: "Gergius verlässt sich auf Euch, verdammt! Und Ihr verkriecht euch hier wie ein kleines Mädchen! Die Leute, die dort warten, werden Eurentwegen sterben, ist euch das Bewusst?! Wie könnt Ihr so... kalt und ehrlos sein?"
Der Legionär sprang jetzt seinerseits auf, das Gesicht rot angelaufen und die Fäuste geballt, jedoch mit einer Spur von Überraschung: "Sollen sie doch zur Hölle fahren, allesammt! Und ihre Ehre sollen sie gleich mitnehmen! Ihr wart nicht in Kvatch, nein das wart Ihr nicht! Ist es Ehrenvoll, eine ganze Stadt auszulöschen und dutzende Familien mit ihr? Nein, die Daedra scheren sich nicht um Ehre, was sollte sie mir dann bringen, wenn sie mich zerfetzen wollen? Und kalt? Ihr könnt das Gegenteil von Geisteskrankheit nicht kalt nennen!"
Lendor spührte die Blicke der anderen Gäste auf sich ruhen, was seiner Wut einen jähen dämpfer versetzte. Hatte er gerade nicht etwas überreagiert? Als Wache sollte er Streit schlichten und keinen anfangen. Den Kaiserlichen anzuschreihen, der sich doch nicht dazu entscheiden würde, der Legion bescheid zu geben, ergab wenig Sinn. Schließlich ließ Lendor sich wieder in seinen Stuhl zurücksinken und nach einem lautem Schnauben tat Pelelus es ihm gleich. Der Legionär vergrub das Gesicht in einer gepanzerten Hand und gab dann nach einer unangenehmen Pause im Flüsterton zu: "Verdammt, Ihr habt recht. Aber trotzdem, nichts wird mich dazu bringen, mich bei der Legion zu melden! Von mir aus könnt Ihr das tun, ich will nicht gegen die Daedra kämpfen."
Schweigend saßen sich beide Männer so gegenüber, als Lendor schließlich versuchte, ein Gespräch anzufangen. Warum hatte dieser Mann vor ihm solche Angst vor den Daedra, von denen dem Bretonen nicht allzuviel bekannt war? Außerdem war dies eine Gelegenheit, mehr über die Geschehnisse in Kvatch zu erfahren:
"Pelelus, Ihr sagtet Ihr wart in Kvatch, als es fiel?"
Langsam sah der Kaiserliche auf und antwortete entgegen Lendors befürchtungen: "Bei Stendarr, nein! Zum glück nicht! Gergius und ich, wir waren Teil des Trupps, der nach der Errettung der Stadt aufräumen sollte. Die Trümmer nach Überlebenden und hinterbliebenen Daedra durchsuchen. Verdammt, ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, als wir die ganzen Flüchtlinge gesehen haben!" Pelelus fixierte abwesend die Tischplatte und sein Gesicht verfinsterte sich, als er weitererzählte: "Ich hab es selbst nicht geglaubt, bis ich es gesehen habe! Der Platz vor der Mauer, wo früher einmal ein Stall und ein paar alte Hütten standen war verbrannt und komplett mit Asche eingedeckt. Die Mauer war Schwarz vom Ruß. Und da waren noch diese Stummel, die vom Obliviontor übrich waren. Den Überlebenden nach war es viel größer als die Anderen dieser verfluchten Portale und angeblich ist dort ein gigantisches stählernes Etwas herausgekrochen und ist über die Stadtmauer geklettert. Und es hat trotz des Regens überall nach verbranntem Fleisch gestunken!" Er schüttelte angewiedert den Kopf. "Dieser widerliche Gestank, er ist sogar viel schlimmer als der aus dem Kanal hier! In der Stadt selbst... Der Turm der Kathedrale ist umgestürtzt und trennte die Hauptstraße und den Platz in zwei Teile. Alle Häuser waren bis auf ihre Steinfundamente niedergebrannt, nur noch verkohlte Ruinen! Verflucht, wir mussten die Leichen in Reihen nebeneinanderlegen! Die Leute von der Stadtwache, die noch übrig und nicht allzusehr traumatisiert waren und noch arbeiten konnten, haben uns geholfen, uns zurechtzufinden. Die armen Schweine... Deine Stadt brennt ab und du musst noch durch die Ruinen stampfen, wo deine Nachbarn gewohnt haben und wo dein Leben in tausend Trümmer zerschlagen wurde! Sie haben kein Wort gesprochen mit uns, nur wenn es nötig war. Und diese ganzen verkohlten Leichen! Hunderte von ihnen! Auf der Straße, in den Ruinen, auf der Mauer, gebacken in Kellern! Die meisten konnte man weder Alter, noch Rasse oder Geschlecht zuordnen. Und dann haben diese Mistkerle vom Zensus und Steueramt unseren Offizieren Briefe geschickt, in denen sie uns befahlen, dass wir die Toten und die Überlebenden identifizieren sollen, damit sie wussten, welche Leute so bald keine Steuern mehr Zahlen würden! Nachher haben uns unfreiwillige Freiwillige, die auf der Goldstraße unterwegs waren geholfen, so dass wir längere Pausen einlegen konnten. Verdammt, ein paar von denen sind durchgedreht, sogar einer von uns! Mich hätt´s auch fast erwischt, ich wollte einfach nur weg von dort! Zu unserem Glück wurden ein paar von uns abgelöst, darunter Gergius und ich. Aber haben wir eine Schohnpause bekommen? Nein! Wir mussten auf den Straßen patroullieren, immer zwischen den Städten hin und her, mit dem Befehl jedes Tor zu melden, das wir finden und anschließend wieder in die Kaiserstadt zurückzukehren, um uns dort den Truppen anzuschließen!" Aufgeregt war er fast erneut aufgesprungen und sein Gesicht war bereits wieder rot angelaufen. Nachdem er sich beruhigt hatte, ließ er sich wieder in den Stuhl sinken. "Ich habe mich der Legion angeschloßen, weil es keine Kriege mehr zu führen gibt! Ja, es gibt politische Spannungen zwischen dem Kaiserreich und den Provinzen Morrowind, Schwarzmarsch und Elsweyr, aber das war nur eine art Schatten! Ja, und das ist der Grund, warum mich die Legion mal kreuzweise kann! Und warum ich so lange wie möglich einen großen Bogen um die Daedra machen werde. Und, warum ich mich die ganze Zeit über volllaufen lasse!"
Erneut folgte eine Pause. Pelelus hatte mit solcher Inbrunst, Verachtung und solchem Bedauern gesprochen, dass Lendor ihm ohne weiteres glauben schenkte und jetzt bedauerte er, dass er unbedingt etwas über Kvatch herausfinden wollte. Zwar könnte man den Patroulliendienst als einen Versuch der Legion sehen, wenigstens ein Paar ihrer Soldaten eine Ruhepause von Kvatch zu gönnen, aber er wollte deswegen keinen weiteren Streit anfangen. "Also werdet Ihr hierbleiben und Gergius alleine lassen?"
Der Legionär biss sich auf die Unterlippe und schien nachzudenken. "Ja. Auf keinen Fall geh ich da hin! Ich könnte aber einen Brief an meinen Hauptmann schicken. Warscheinlich werden die dort in der Kaiserstadt mit Meldungen von Tor-Sichtungen zugeschwemmt, aber vielleicht kann er dafür sorgen, dass jemand geschickt wird, um ihn und diese Hohlköpfe von Tavernenbewohnern da rauszuholen. Anschließend werde ich mir wohl ein Schiff oder ein Boot schnappen, bis vor die Küste rausfahren und die ganze Sache aussitzen. Ich habe noch nie von im Wasser lebenden Daedra gehört, und das hat glaube ich auch seine Gründe."
Wenigstens hatte Lendor erreicht, dass der Kaiserliche bericht erstatten wollte. Doch diesem schien etwas wieder einzufallen: "Ein Problem gibt es aber: Ich habe zu wenig Geld um einen Kurier, geschweige denn eine Brieftaube zu bezahlen! Das Geld für mein Zimmer, das Essen und das Bier ist mir schon gestern ausgegangen. Ich werde mir wohl etwas erspielen müssen..."
Lendor verstand sofort: "Ich werde euch eine Brieftaube bezahlen. Kommt morgen einfach beim "Silberheim auf dem Wasser" vorbei."
Pelelus nickte: "Ja, das werd´ ich machen. Bis morgen." Anschließend stand er wortlos und mit hängenden Schultern auf und verschwand im Getümmel der Gäste, die ihr Interresse an den beiden Menschen schon verloren hatten, nachdem es nicht sofort zu Handgreiflichkeiten gekommen war.
Als Lendor gekommen war, hatte er einen Feigling in Pelelus gesehen, doch jetzt sah er einen verzweifelten Mann gehen, der zuviel gesehen hatte, und nebenbei von Schuldgefühlen und warscheinlich auch von Alpträumen geplagt wurde.
Als hätte er das verschwinden von Pelelus als Signal gedeutet, schob Turgar sich durch eine Gruppe von Besuchern durch und grüßte Lendor freundlich: "Da bist du ja! Wie versprochen habe ich meine Verbindungen spielen lassen und jemanden gefunden, der uns helfen kann, die Kajiiten zu finden!" Er machte einen Schritt zur Seite und Lendors Blick fiel auf den Mann, der zuvor hinter der gewaltigen Statur des Nords verborgen gewesen war. Die dunkelblaue Haut und die roten Augen machten deutlich, dass es sich um einen Dunkelelfen handelte. Er war mittelgroß, seine schwarzen Haare waren fettig und sein Gesicht, wie die Gesichter der anderen Gäste, verschmutzt. Er trug billige Wollkleidung, die sich nur in dem Punkt auffällig machte, dass sie quer über die Brust einmal genäht worden war und auch einige Löcher aufwies.
"Dies ist Uradas "Großfürst" Ramori- ", setzte Turgar an, doch der Dunkelelf unterbrach ihn: "Ich habe dir schon gesagt, dass du mich nicht Großfürst nennen sollst!" sagte er und stieß dem Nord den Ellbogen unsanft in die Seite, bevor er weitersprach: "Und ja, ich werde euch helfen, diese Kajiiten zu finden!"

Kampfkatze2
03.09.2011, 01:17
Da! Kritik ist erwünscht! Ich selbst finde diesen Abschnitt nicht so gut gelungen, für mich selbst fühlt er sich ein wenig... rausgeklatscht an, aber ich will trotzdem wissen, was ihr davon haltet! :D



9. Kapitel

Plötzlich verwandelten sich alle Passanten in dicke Streifen aus matter Farbe. Sie schienen auf einmal so schnell zu werden, als der Schmerz in Bros Kopf und Bein explodierte. Er wurde von einem überwältigendem Schwindelgefühl erfasst und stolperte hastig auf die nächste Hauswand zu, um sich abzustützen. Als er an der groben Holzwand eines kleineren Wohnhauses ankahm, schaffte er es noch, sich mit dem Rücken gegen das Holz zu werfen, bevor er verkrampft in eine Sitzposition abrutschte. Schweißperlen rannen ihm über die Stirn und knapp an seinen Augen vorbei. Sein Kopf fühlte sich wie ein geplatzter Kürbis an, seine Gedanken floßen schnell und hecktisch wie ein reißender Fluss und gleichzeitig langsam wie eine zähflüssige Masse. Es kam ihm vor, als wäre sein Bein an seiner Wunde gerissen, in zwei gespalten, nur dass er beide Seiten spürte. Bro versuchte mit halbgeschlossenen Augen nach hilfe zu rufen, doch es kam nur ein leises Flüsstern zwischen seinen bebenden Lippen hervor. Er merkte, dass die vorbeikommenden Menschen und Mer ihn bemerkten, kurz stehen blieben, um ihn abfällig oder neugierig zu mustern, und dann einfach weitergingen. Sein Herz schoß ihm in die Ohren, er fühlte seinen Pulls rasen und glaubte ihn fast schon zu hören. Sich krampfhaft windend rang er jetzt am Boden mit seinen Schmerzen, als die Pein ebenso unvermittelt verschwand wie sie gekommen war. Nur ein andauerndes Echo blieb noch zurück und vor Bros Augen wurde die Welt wieder klarer. Er setzte sich aufrecht hin, wobei er sich an der Wand hinter ihm ablehnte und nachdem sich sein Puls nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder beruhigt hatte, richtete er sich voll auf, die Wand weiterhin als Stütze verwendend. Was, bei Oblivion, war gerade passiert?!
Nachdem er sich von dem seltsamen Schock erholt hatte, versuchte er sich ersteinmal zurechtzufinden. In seinem Kopf und in seinem Bein pochte es noch, doch auch diese letzte, schwache Welle ließ langsam aber sicher nach. Es dauerte eine Weile, bis er die richtung wiedererkannte, aus der er gekommen war. Die Kajiiten zu verfolgen würde jetzt keinen Sinn mehr machen. Doch von wo er auf diese T-Kreuzung gelangt war, war wenigstens ein Anhaltspunkt, mit dem er etwas anfangen konnte. Er musste zurück zur Schenke und Senjo- nein, Serjo- die schlechte Nachricht überbringen bevor er wieder einen Schmerzanfall hatte, von dem Bro sich immer noch nicht sicher war, ob es sich um eine wiederkehrende Erscheinung handelte. Vorsichtig begann er mit kurzen Schritten, bei denen er die Belastbarkeit seines Beines prüfte. Nachdem er die beste Mischung aus Geschwindigkeit und Rücksicht auf seine Verletzung gefunden hatte, wurden seine Schritte größer und auch sicherer.
Zu seinem Glück ging die Straße aus der er gekommen war nur geradeaus, und in nicht alzugroßer Ferne entdeckte er die Spitzen des Turmes der Kathedrale. Die Kathedrale war zwar recht groß, aber die Häuser um ihn herum waren viel zu dicht an ihm dran, und so verschwand der Turm wieder hinter einem der vielen Gebäude, aber die ungefähre Richtung hatte Bro sich einprägen können. Vom Platz vor der Kathedrale aus würde es ihm bestimmt nicht schwerfallen, den Weg zum "Einsamen Freier" zu finden.
Schließlich erreichte er nach längerer Zeit die steinernen Stufen des Götterhauses. Wegen seinem Bein hatte er etliche Pausen einlegen müssen, und manchmal war er in eine Sackgasse gerannt, was dazu führte, dass er länger gebraucht hatte, als gehofft. Die Sonne stand bereits im spitzen Winkel zum Horrizont im Westen. "Aber wenigstens", so dachte er bei sich, "wurde ich nicht überfallen und ich seh die Schenke schon von hier aus!"

Schneller als erwartet hatte er den Weg zum mehrstöckigen Gebäude zurückgelegt. Der Schmerz in seinem Bein schwangte in seiner Intensivität, jedoch wurde er nie so beißend, wie er es bei seinem Anfall erlebt hatte. Die Schenke war deutlich bevölkerter als zu der Zeit in der er sie verlassen hatte, um den Kajiiten hinterherzurennen. Überraschenderweise konnte er einen noch freien Stuhl in der Menge ausmachen. Als er ihn erreicht hatte, setzte er sich und atmete erleichtert aus, als er die Belasstung von seinem Bein nahm. Aber wie lange würde er auf Serjo warten müssen? In gedanken korrigierte er sich wieder und kehrte anschließend zu seinen Überlegungen zurück: "Senjo, nicht Serjo! Haben wir eine Treffzeit, geschweigedenn einen Treffpunkt ausgemacht?" Bestimmt würde der Maskierte ihn hier, im "Einsamen Freier" treffen wollen, aber völlig sicher konnte er auch nicht sein. Aber wo sollte er auch hingehen? Außer dem "Einsamen Freier" hatte er kein Gebäude in Bravil von innen gesehen, sogar die Stallungen hatte er nicht benutzt, um Geld zu sparen. Das Pferd, das Bro bei seiner Flucht aus Grenzburg gestohlen hatte, lief jetzt bestimmt irgendwo im Wald vor Bravil herum und suchte Schutz vor dem immerwährenden Regen. Und jetzt wurde er auch hungrig, er hatte nur am Morgen gegessen. Er gab es ungern zu, aber was das Geld anging, war er von Senjo abhängig. Oder war es Serjo? Warum hatte er solche Probleme mit diesem Namen?
Minute um Minute verstrich, und als Bro es nicht mehr aushielt, zu warten, machte er sich auf zum Thresen. Der Wirt von heute Morgen war nicht da, offensichtlich gab es einen Schichtwechsel. Jetzt stand ein für Bro weniger sympatisch aussehender Rothwardone hinter der Theke und nahm gerade eine Bestellung auf, die er zur Gehilfin hinter ihm weiterleitete, als er den Ork bemerkte und ihn mit seinen dunklen Augen fixierte. "Was solls sein, Großer?"
Bro schüttelte verneinend den Kopf und stellte klar, was er wollte: "Kennt Ihr zufällig einen Serjo? Er trägt eine Maske, nicht schwer zu übersehen! Ist er hier irgendwo?"
Zu Bros Verwunderung lachte der Rothwardone laut auf. "Serjo? Was bist du, irgendein Sklave aus Morrowind der seinen Meister sucht, weil er nicht selbstständig denken kann?"
Verwirrt blickte der Ork den Rothwardonen an. Er hatte ihn offensichtlich beleidigt, aber wie kam der Mensch auf Morrowind und Sklaven? Und vor allem, wie kam er auf "Meister"? Offensichtlich war aber, das "Serjo" nicht wirklich Serjo hieß. "Ihr versteht mich falsch. Bis jetzt wusste ich noch nicht einmal, das Serjo kein echter Name ist." gab er Ork zu. Er registrierte eine Bewegung links von sich und drehte sich in diese Richtung. Ein älterer, dunkelrothaariger Kaiserlicher mit zerfranztem Backenbart hatte sich zu ihm vorgebeugt. Seine Augenlider bewegten sich unaufhörlich und er zitterte leicht. "Hör zu, Grünchen," fing er mit seiner rauchigen Stimme an, "Leute wie dich mögen wir hier nicht! Morrowind ist ein scheiß Land, das nur von diesen rotäugigen Spitzohren bewohnt wird, die sich andere Rassen als Sklaven halten und falsche Götter anbeten! Geh zurück dahin, wo du hergekommen bist, oder ich- ich- ich werde dir B- Beine machen!" Zu den letzten, gestotterten Worten bewegte er noch schwungvoll seine Hand, wobei er den Zeigefinger ausstreckte. Hätte er ihn nicht gerade bedroht, und würden nicht gerade alle Köpfe seiner Sitznachbarn sich zu ihnen umdrehen, hätte Bro die Worte des Menschen witzig gefunden. Doch zu schnell füllte sich die Luft mit Spannung, als die offensichtlichen Freunde des Kaiserlichen, eine Gruppe von sechs Mann, diesem ihre Zustimmung gaben. Sie alle waren Menschen, zwei von ihnen Rothwardonen, ein Nord und drei andere Kaiserliche. Sie ließen Rufe wie: "Zurück zu deinem Tribunal!" oder "Geh zurück zu deinem Sklaventreiber!" von sich vernehmen. Einer, der breitschultrige Nord, machte schließlich einen Vorschlag. Er tippte dem Rothaarigen auf die Schulter: "Wie wärs, Tullus, wenn wir ihm zeigen, dass Feinde des Kaiserreiches auf dieser Seite des Kanals nichts zu suchen haben?"
Bro war bei genug Schlägereien gewesen, um zu wissen, was gleich geschehen würde. Warscheinlich hatte der jetzige Stand der Dinge an den Gemütern der Menschen genagt, und jetzt haben sie etwas gefunden, um ihren Frust rauszulassen. Und das eine, und wie Bro jetzt wusste, dunmerische Wort war für sie lächerlicherweise Vorwand genug, jemanden zusammenzuschlagen. Hastig stand Bro von seinem Platz auf, es wurde Zeit, so schnell wie möglich zu verschwinden.
Er drehte sich gerade zur Tür, als er warnahm, dass der Kaiserliche namens Tullus, offensichtlich der Anführer, seinem Mitmenschen antwortete: "Eigentlich eine gute Idee, Radding! Kommt, Jungs!"
Noch bevor er weit genug gekommen war, stellte sich ihm einer der beiden Rothwardonen in den Weg und stieß ihn zurück. Fast wäre Bro in seinem angeschlagenen Zustand nach hinten hin umgekippt, doch er schaffte es noch im letzten Moment, sein Gleichgewicht zu halten. Die Menschen schloßen jetzt einen Kreis um ihn und das Adrenalin schoß ihm ins Blut, seine Kopfschmerzen nahmen gleichzeitig zu. Bro war zwar verwundet, aber ohne Gegenwehr würde er sich nicht unterkriegen lassen! Jetzt kam es für ihn darauf an, ob sie sich alle gleichzeitig auf ihn stürzen würden, oder ein Einzelner von ihnen aus den Reihen treten würde, um vor seinen Freunden anzugeben. Die vermeindliche Glückssträhne des Orkes schien noch nicht zuende zu sein, denn Tullus trat zu ihm in den Kreis. Mitlerweile hatte der Rest der Gäste den Kreis aus Menschen bemerkt und sammelten sich um sie herum um zu gaffen. Böse grinste der mit Zahnlücken versehene Mund des Kaiserlichen Bro an. Bros Augen huschten schnell hin und her. Tullus hob die Fäuste, wobei er wie schon vorher unentwegt zitterte. Er war offensichtlich stark betrunken und Bro hoffte, das würde seine Wunde am Bein ausgleichen.
"Los, Tullus, mach ihn fertig!", rief einer der anderen Kaiserlichen seinem Anführer zu. Dieser lachte und sagte im Flüsterton: "Na warte, du grüner, haarloser Affe, ich wer-"
Weiter kam er nicht, denn Bro ließ seine Rechte schwungvoll gegen die linke Wange seines Gegners fahren. Die Menge johlte.
Völlig überwälltigt stürtzte der Kaiserliche zu Boden und augenblicklich schloßen sich kräftige Arme um Bros eigene und hielten ihn fest. Er versuchte krampfhaft sich zu befreien, aber vergeblich, der Nord war einfach viel zu Stark, selbst durch Treten mit seinem heilen Bein ließ sich der Griff nicht lockern. Die Glückssträhne war vorbei.
Tullus stand wieder auf, wobei er hilfe von einem seiner Kameraden erhielt. Jetzt zitterte er stärker als zuvor, aber dennoch kam er mit wackeligen Schritten und ernstem Gesicht auf den Ork zu. Ohne ein weiteres Wort stieß der Kaiserliche seine Faust in einem Haken in Bros Magengrube. Bros Körper zuckte und wollte dann zusammensacken, doch der Nord hielt ihn auf den Beinen. Der Bärtige holte zum zweiten mal aus, als der Wirt, trotz des Gelächters und der Rufe seiner Gäste gut zu hören, Tullus etwas zurief:
"Tullus! Lass es, geht raus mit ihm, oder Bogrum Gro-Galash wird mir die Oblivionebene heiß machen, weil ich eine Schlägerei zugelassen hab'!"
Nachdem er registriert hatte, was der Wirt ihm gesagt hatte, nickte Tullus zustimmend und befahl im toternsten Tonfall: "Ihr habt ihn gehört, schafft ihn raus!" Er schlug Bro nocheinmal in den Magen und die Menschen begannen, ihn zum Eingang zu zerren. Das alles bekam der Ork nur benommen mit, sein Bauch schmerzte und er fühlte sich, als müsste er sich gleich übergeben.

Die Luft drausen war kühl, für Bro ungewöhnlich kühl. Sein Gesicht hatte sich zu einer Maske des Schmerzes verkrampft und immer noch brachte er nicht genügent Kraft auf, um sich aus dem stählernen Griff des Nordmannes zu befreien. Sie schleppten ihn in eine kleine Gasse, wobei nur Vier von ihnen mitkamen. Der Rest der Bande, so bekam Bro noch mit, blieb bei der Schenke zurück. Wie immer regnete es, jedoch nur unbedeutent wenig. Am Rande seines Bewusstseins bekam der Ork noch mit, das es schon dunkel geworden war. In der Gasse angekommen wurde Bro von dem Nord erneut angehoben. Tullus fing unter dem Gelächter seiner Leute damit an, dem Ork wortlos in den Magen zu schlagen. Die Welt um Bro herum wurde schwarz und fing an, nur noch aus Schmerzen zu bestehen, die einem Eisenbarren, der sich in einem ungleich bleibenden Takt in seinen Magen bohrte entsprang. Hoffentlich war es bald vorbei...
"Laß ihn los." Ohne zu zögern ließ der Nord Bro auf den weichen Schlammboden fallen. Darauf folgte ein unerwarteter Tritt in sein Gesicht. Vor Bros Augen nahm die kaum zu sehende Welt eine tunnelartige Gestallt an, wobei die Ränder nur aus tiefer Schwärze bestanden und in seinen Ohren klingelte es. Bevor jedoch ein weiterer Tritt folgte, hörte Bro in weiter Ferne eine bekannte Stimme etwas sagen. Der Kaiserliche und sein Gefolge bewegten sich, Bro merkte wie ihre Füße sich in der Erde der Gaße drehten. Tullus sagte etwas, doch Bro bekam in seiner Pein nicht mit, was. Es war ihm auch egal. Hauptsache, die Schläge und Tritte hörten wenigstens für eine Zeit lang auf.
Plötzlich schrie einer der Menschen auf. Die anderen Bewegten sich hektisch hin und her, der Nord machte einen Schritt über ihn rüber und etwas schweres fiel zu Boden. Unvermittelt wurde die enge Gaße für den Bruchteil einer Sekunde in hellblaues Licht getaucht, gefolgt von verzweifelten Rufen. Erneut stürtzte etwas zu Boden, und nach einem lauten Schrei gab es ein weiteres Rumpeln. Bro hörte, wie Tullus fluchte und jemand, warscheinlich ebendieser Kaiserliche, anfing zu laufen, doch es endete sehr schnell nachdem die Gaße erneut aufleuchtete.
Es wurde unvermittelt sehr ruhig. Schritte näherten sich ihm, und kurz darauf hielt ihm jemand einen gläsernen Gegenstand an den Mund, aus dem er müde schluckte. Sein letzter Gedanke war: "Ist es Zufall, das er immer kommt, wenn ich dabei bin, das zeitliche zu segnen?" Danach ließen die Schmerzen nach und er ließ sich komplett von der willkommenen Dunkelheit vor seinen Augen erfassen.

KingPaddy
17.09.2011, 12:58
So ich habe mal wieder deine Postings nachgeholt. Ich will allerdings nicht unnötig viel kritik dazu abgeben, da sich vieles vorangegangene wiederholen würde. Also Charakteristika und Umgebung sind wie bisher auch gut getroffen, vorallem Bravil (das ja hier offenbar der Haupthandlungsort ist) wirkt sehr eindrücklich, viel eindrücklicher als im Spiel selbst ^^.

Die Geschichte denke ich, entwickelt sich auch sehr gut und interessant, besonders wie du jetzt in den letzten Beiträgen die einzelnen Geschichtsstränge im Einsamen Freier vereint hast, halte ich für gelungen und natürlich auch die herrschende Stimmung in diesem Lokal. Das Gespräch bspw. das Wachsoldat und Legionär über das zerstörte Kvatch führen denke ich, ist hier eine besonders gute Dialogszene.

In deinem neuesten Beitrag finde ich ebenso den Dialog und das stimmungsvolle drumherum um den Tavernenstreit gut und auch die Beschreibung zu Anfang, als die Symptomatik der - ich vermute es mal ganz stark - Blutvergiftung dargestellt wird.

Kritikmäßig kann ich über die Beiträge erstmal nur generell wieder sagen, dass einige mitunter typische Rechtschreibfehler drin sind (bspw. statt eines harten t wurde ein d geschrieben) und das im letzten Beitrag manche Formulierung etwas umständlich war, aber so gesehen, will ich mich da deiner Selbsteinschätzung nicht anschließen, dass es rausgeklatscht wäre, auch wenn die Geschichte jetzt dadurch nur insofern vorangetrieben wird, dass die Grünhaut langsam begreift, dass sich der Chitin-Maskenträger eventuell einen Scherz mit ihm erlaubt hat oder ihn tatsächlichen als seinen Sklaven betrachtet. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt.


Ich will die Gelegenheit nutzen und mal wieder etwas aus meiner Geschichte bringen. Der damals eingestellte Schnipsel war ja schon zum damaligen Zeitpunkt alt wie die Steinkohle. Also will ich mal etwas aktuelles aus der Geschichte bringen. Den Schnipsel habe ich Anfang Juli geschrieben und er beschreibt die Ankunft vor Chorrol. Also viel Spaß damit und Kritik ist auch dazu wieder einmal erwünscht bzw. gewünscht:



Innerhalb weniger Minuten passierte die Reisegruppe daher auch schon die Weynon Priorei, wie Ernest im flotten Ritt berichtete. Dort sollte eine kleine Gemeinschaft von Mönchen vom Orden des Talos leben und beten, wie Marius daran anfügte. Lizzie warf nur einen flüchtigen Blick hinüber zum großen Haus der Priorei und betrachtete die nebenstehende Kapelle einen Moment länger, bevor sie das Gelände passiert hatten und sich wieder auf die Straße konzentrierte. Elisabeth war zwar im Glauben an die Neun erzogen, aber hatte schon seit einer Ewigkeit keine Messe mehr besucht. „Wenn ich den Schatz tatsächlich finde, sollte ich vielleicht mal wieder eine Kirche des Kaiserlichen Kultes aufsuchen und als Dank dafür beten“: überlegte sie nun plötzlich, aber verwarf den Gedanken daran schnell wieder. In den letzten Jahren war sie auf See auch ohne die Götter wohl gelitten. „Ich schaffe es aus eigener Kraft!“: entschied sie in Gedanken, da war die Priorei inzwischen völlig außer Sicht, doch dafür schoben sich nun die aufragenden Mauern der Stadt Chorrol in ihr Blickfeld. Die Neigung der Straße nahm nun deutlich ab und wurde fast wieder waagerecht. Ernest drosselte umgehend das Tempo seines Pferdes, woran sich die Reittiere der anderen sofort anpassten. Lizzie nutzte die Gelegenheit um sich die Stadt genauer anzusehen. Sie ritten geradewegs an der Mauer vorbei, die wie eine Felswand neben ihnen mitten im Wald aufragte. In unregelmäßigen Abständen durchbrachen runde Wachtürme die Abwehranlage und wenn man gegen die untergehende Sonne die Augen zusammenkniff, konnte man gerade noch die Turmspitzen des Schlosses erkennen. Doch durch den umgebenden Wald wirkte die Stadt fast unwirklich. Der Ort schien nicht so recht zu kaiserlicher Zivilisation zu passen. Tatsächlich unterstrich das Bild dieser Stadt, die wörtlich mitten im Forst, umgeben von Busch und Baum, lag, das Bild einer Provinzstadt, wie es Marius ihr schon vorgemalt hatte.

Gemeinsam ritten sie noch ein Stück an der Mauer entlang, dann kam ein größeres Gebilde in dem Wall zum Vorschein, das offensichtlich das Torhaus mit einen vorgelagerten kleinen Hof war, der durch einen offenen Torbogen betreten werden konnte. Dort hinter, so erzählte Ernest nun, befand sich der große Stadttorbogen mit ebenjenem massiven Stadttor. Er lenkte jedoch sein Pferd und damit alle Reisenden zu einem kleinen hölzernen Verschlag mit angeschlossener Koppel und Stallung, die wohl die Ställe der Stadt Chorrol darstellen sollten. „Die Pferde müssen außerhalb der Mauern untergebracht werden?“: fragte Lizzie. „Ja das ist hier in Cyrodiil normal. Das wirst du in jeder Stadt hier finden, wie ja auch schon in Anvil“: antwortete Marius. Lizzie schüttelte den Kopf. „Das ist ja geradezu eine Einladung an alle Banditen und Pferdediebe!“: rief sie aus. „Nun ja die schöngeistigen Fürsten wollten wohl nicht, dass die Straßen ihrer Städte von Pferdescheiße verunreinigt werden. Das Risiko scheint es ihnen wert zu sein. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, was ekliger ist: Der Pferdemist oder der Dreck, den die feinen Bürger tagtäglich auf die Straße kippen“: schaltete sich Crowley in die Unterhaltung ein und lachte laut auf, als er geendet hatte. „Nicht das sie jetzt auf dumme Ideen kommen, nur weil die Sicherheit nicht ganz erst genommen wird“: warnte Ernest. Der alte Säufer musste wieder lachen: „Nein natürlich nicht. Solange den Gäulen kein Ruder und keine Segel aus Arsch und Rücken wachsen, kann ich mit ihnen nichts anfangen!“ Nicht ganz überzeugt von der Wahrheit seiner Worte, verharrte der Blick des Rothwardonen noch einen Moment länger auf dem Alten, bevor er sich wieder an Marius und Lizzie wandte: „Meine Begleitpflicht endet bei den Ställen. Ihr werdet dann absteigen, euer Gepäck nehmen und könnt meinethalben tun, wozu ihr lustig seid, natürlich außer die Pferde zu stehlen.“ „Und was werdet ihr tun?“: fragte Lizzie, als sie die Stallungen endlich erreichten. „Ich kehre nach Anvil zurück, sobald sich die Reittiere ausgeruht haben“: antwortete er knapp, da erreichten sie gerade die Ställe. Crowley und der Soldat stiegen geschickt aus den Sätteln, während sich Lizzie schließlich von Marius beim Absteigen helfen ließ. Ebenso half er ihr beim Herabwuchten des Reisegepäcks und wandte sich dann seinem zu. Elisabeth prüfte schnell ihr Hab und Gut auf Vollständigkeit. Sie bezweifelte zwar, dass sich Ernest heimlich daran bedient hatte, aber ihre Mutter sagte immer: „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Vorallem in diesem Fall war es besser sich zuvor zu vergewissern, als dann in einer Höhle festzustecken, weil das rettende Seil nicht mehr da ist.

Kampfkatze2
07.10.2011, 22:09
Wieder, nach längerer Zeit etwas. Ist zwar kürzer als die vorherigen Stücke, aber demnächst werde ich vermutlich mehr schreiben können. Viel Spaß beim Lesen! ^_^


***
Lendor, Turgar Silberstahl und Uradas Ramori knieten hinter einer der unzähligen Treppen in Bravil, die die Straße unten mit dem Gewusel aus Balkonen, Brücken und Planken auf der Ebene der oberen Stockwerke verband. Jedoch, so hatte Uradas zuvor versichert, wurde diese Alte, die sie als Schutz gegen ungewollte Aufmerksamkeit benutzten, kaum noch verwendet, weil der Besitzer des oberen Stockwerkes schon vor längerer Zeit verschwunden war- vor Schulden geflüchtet, so vermutete Ramori- und die Verbindungen zu seinem Balkon selbst für braviler Verhältnisse zu wenig Wartung erfahren hatten, um eine für die Bewohner ausreichend sichere Überquerung zu gewährleisten. Wortlos deutete der Dunkelelf auf einen in Lederrüstung gekleideten Kajiiten, der eillig die Treppe zum einzigen Eingang des Hauses auf der anderen Seite der Kreuzung erklomm. Die Tür im Erdgeschoß war mit ungewöhnlich stabil aussehenden Holzbalken zugenagelt worden. "Das ist einer von denen.", flüssterte Uradas den beiden Menschen zu.
Nachdem der Kajiit in der Tür verschwunden war und sie hinter sich schloß, verharrten die Drei noch einen Augenblick. Dann drehte Uradas sich zu ihnen um und zeigte den beiden Menschen mit einer Geste, sie sollen sich weiter hinte die Treppe bewegen. Von dort aus konnte man sie von der Straße aus nicht mehr sehen.
"In ordnung..." begann der Dunkelelf, nachdem die Straße komplett hinter der Treppe verschwand und er in die Hocke gegangen war: "Turgar, wir werden mehr Leute brauchen. Sieh zu, dass du Im-Kur findest, er sollte auch ein paar seiner Jungs mitnehmen, aber nicht zu viele, er wird seinen Anteil mit ihnen teilen müssen. Im Freier oder im Großspurigen sollte er zu finden sein." Er deutete hinter sich, auf die Treppe. "Das Skooma ist bestimmt noch dort drinn', und wenn wir durch die Vordertür müssen, werden die Kajiiten sich wehren. Wenn wir das Zeug ersteinmal haben Teilen wir auf, jeder bekommt ein Fünftel."
Überrascht kniff Lendor die Augenbrauen zusammen. Was hatte Turgar dem Dunkelelfen über ihn, Lendor, erzählt? Er warf dem Nord einen fragenden Blick zu, welcher entschuldigend mit den Achseln zuckte. Dies entging dem Elfen nicht. "Was ist? Stimmt etwas nicht, Lendo?"
"Ja," gab der Bretone zu und bereute es zeitgleich. "Es gab da wohl ein Missverständnis."
Nun war es an Uradas, Turgar fragend anzusehen.
Es herrschte ein kurzes Schweigen, doch dann platzte der gequält dreinschauende Nord übereilig herraus: "Er ist ist ist, er ist von der Wache!"
Der Dunkelelf drehte sich schweigend zu Lendor um, eine dunkle Falte zog sich über seine Stirn und der Bretone merkte, wie seine Finger anfingen zu kribbeln, bereit dazu, jeden Moment nach dem Knauf seines Schwertes zu greifen. Der Nord lief Rot an und blickte gehetzt zwischen den beiden hin und her.
"Achso!" stieß Uradas plötzlich hervor und erleichtert atmete der Bretone langsam und zeitgleich mit Turgar aus. "Gut mitgedacht, Turgar, ausnahmsweise mal. So ein Überfall wird selbst die Stadtwache nicht kalt lassen. Wer sonst könnte eine Wache besser bestechen als eine Wache? Aber hör zu, Lendo, dein Anteil wird nicht größer, nur weil du derjenige bist, der die Wachen besticht!"
Diesmal zwang Lendor sich dazu, dem Nord nicht noch einen Blick zuzuwerfen. "Dieser Dummkopf..." Aber worüber beschwerte er sich eigentlich? Turgar hatte ihm Hilfe besorgt und Uradas Ramori schien sein Handwerk zu verstehen. Außerdem war es klar, dass der Nord ohne Lügen oder ein Versprechen auf Beute nicht einen Einzigen der vielen Diebe und Halsabschneider Bravils dazu überreden könnte, Lendor bei seiner Sache zu unterstützen.
Der Dunkelelf richtete sich auf. "Wenn das jetzt geklärt ist, könnt ihr beiden ja gehen. Ich bleibe hier und seh mir das Haus mal genauer an, vielleicht finde ich irgendeine Schwachstelle. Ich möchte wirklich nicht durch den Vordereingang rein. Wir treffen uns morgen mittag im Großspurigen Oberst."
Er machte eine entlassene Geste mit der Hand und die beiden Menschen erhoben sich ebenfalls. Nach kurzem Abschied ging Turgar los und Lendor folgte ihm.
Als Lendor sich sicher war, dass sie auserhalb von Uradas Ramoris Hörweite waren, rief er dem Nord vor sich zu: "Turgar! Warum habt Ihr mich nicht gewarnt?"
Turgar drehte sich um und zuckte mit den Achseln, sagte jedoch nichts.
"Wir können von Glück reden, dass er denkt, dass ich dazu da bin, um die Wachen abzuhalten!"
Der Nord schwieg kurz. Er ließ sich nicht auf das Thema ein und antwortete eilig: "Lendor, er hatte nur einen Dolch, und ich muss jetzt zwei Schenken abklappern, die beide in zwei verschiedenen Ecken der Stadt liegen, wir können später reden!"
"Was stimmt nicht mit euch?!"
Doch bevor Turgar auch nur ein Wort sagte, bog er plötzlich ab und verschwand in einer Menge auf der Hauptstraße.
Verblüfft stand Lendor nur da und sah Turgar hinterher. Nur als er von einem Passanten auf der seltsam belebten kleinen Straße angerempelt wurde, fasste er wieder einen klaren gedanken. "Zurück zum Silberheim".
Es wurde schon dunkel, und Lendor wollte keinesfalls des Nachst durch die verwinkelten Gassen irren, die ein Labyrinth aus vermodernden Holzwänden und schlammigen Trampelpfaden waren. Er hatte von Gruppen gehört, die zu fünft mit Waffen auf einen losgingen, einen umzingelten und dann ausnahmen, wenn man den Fuß in die falsche Gasse setzte, und nie wieder würde von einem gehört werden.

Der Weg war schnell gefunden. Er musste Turgar nur auf die Hauptstraße folgen, die zu seinem Leidwesen und dem seiner Nase teilweise am Kanal entlanglief. "Immer von der Kapelle weg".
Noch vor einbruch der Dunkelheit stand er vor dem "Silberheim auf dem Wasser" und betrat die Schenke. Er begrüßte die Wärme und die Trockenheit, die ihn sanft zu umarmen schienen und das orangefarbene Licht verstärkte diesen Effekt nur.
Wie immer gab es nicht viele Gäste, trotz dessen war es eng in dem kleinen Schankraum. Gilgondorin stand hinter der Theke und schaute von seinem Platz aus auf das Feuer im kleinen Kamin. Als Lendor näher kam, richtete er sich auf und lächelte ihm entgegen. "Na? Wie gehts? Was machen die Erledigungen?" fragte der Hochelf.
"Ich... Wir müssen noch länger in Bravil bleiben. Kann ich mir die beiden Zimmer für eine längere Zeit mieten? Oh, und gab es Probleme wegen...?"
"Wegen Eurer Argonischen Freundin? Nein, nein, sie ist nur einmal runtergekommen und als ich gesagt habe, dass Ihr bald zurückkommen werdet, ist sie schweigend wieder nach oben gegangen. Und ja, natürlich könnt Ihr die Zimmer noch länger haben, allerdings müsst Ihr für jede zusätzliche Nacht bezahlen." Und nach einem Blick auf Lendors Gesichtsausdruck fügte er noch hinzu: "Tut mir leid, das sind nunmal die Regeln."
Leise seufzte Lendor und griff nach seinem Geldbeutel. Weitere 50 Septime würden drauf gehen. Nicht mehr lange, und er würde pleite sein. Plötzlich merkte er, wie leer und leicht seine Tasche war. Er fluchte ungläubig und suchte seine anderen Taschen ab, doch das Säckchen mit den Goldmünzen blieb verschwunden. "Nein. Nein, nein, nein!"
"Das Gesuche wird mir nichts bringen," begriff Lendor verzweifelt. Er blickte zu dem Hochelfen auf, der leicht die Stirn runzelte und dessen Lächeln verschwunden war. "Gilgondorin. Der Beutel mit meinem Geld ist weg. Kann ich, eh, später zahlen? Wenn ich hier fertig bin, ich muss nur ein wenig Geld zusammenkratzen!"
"Lendor," sagte Gilgondorin, Bedauern schwang deutlich in seinen Worten mit. "Tut mir leid, aber ich muss irgendwie mein Geld verdienen, Ihr müsst das verstehen! Bitte, zwingt mich nicht dazu, euch rauszuwerfen."
"Er hat Zweifel daran, dass ich überhaupt je eigenes Geld besessen habe". Unvermittelt sprudelten die Worte aus dem Bretonen hervor: "Ich kenne viele Leute in Cheydinhal..." Zu spät bemerkte er, dass dies mehr nach einer Drohung klang, als er wollte. Gilgondorin sah ihn überrascht an und schnell versuchte Lendor es wieder gut zu machen: "Ich meine, ich könnte eure Schenke weiterempfelen! Normalerweise will kein ehrlicher Mensch oder Mer in Bravil Rast machen, doch ich kann ihnen sagen, wie nett es hier ist! Gilgondorin, ich bitte Euch!"
Der Hochelf schwieg und runzelte nachdenklich die Stirn und Lendor fragte sich, wie es wohl währe, bei Turgar auf dem Boden zu schlafen. Doch glücklicherweise zeigten sich die Götter gnädig.
"Na Gut. Aber ich kann Euch nur ein Zimmer geben. Ihr werdet es euch wohl teilen müssen. Tut mir leid, aber das andere brauche ich für wirklich zahlende Gäste."
Zutiefst Dankbar lächelte Lendor sein Gegenüber an. "Danke, Gilgondorin! Ich schulde euch was!"
"Ja," lachte der Hochelf, "30 Septime, um genau zu sein!"

Vorsichtig faltete er seinen Lederharnisch zu einem Kissen. "Ich bin viel zu freundlich" dachte Lendor sich, als er auf die zwei Decken und das Stück gehärtetes Leder hinab sah. Die beiden Decken hatte er im Schrank gefunden, die weichere nahm er als Unterlage. Die Argonierin, die wie immer schwieg, lag auf dem Bett, starrte geistesabwehsend an die Zimmerdecke und aß ein Stück Brot. Lendor hatte sie erst dazu überreden müssen, denn als er das Zimmer betreten hatte, musste er feststellen, dass der Proviant, den er für sie dagelassen hatte, unberührt geblieben war. Doch jetzt aß sie, und Lendor war zufrieden mit sich selbst. Lange war ihr Kauen das einzige Geräusch, dass im durch eine einzelne Kerze erhelltem Zimmer zu hören war. Schließlich jedoch brach der Bretone das Schweigen: "Ist es in ordnung wenn ich die Kerze jetzt ausmache?"
Die Argonierin nickte nur geistesabwehsend und der Bretone stand von seinem Schlafplatz auf und löschte die Kerze mit einem Puster. Anschließend legte er sich wieder auf die Decke.
"Wisst Ihr, vielleicht müssen wir morgen woanders schlafen. Bei einem Freund meines Freundes. Wenn Ihr was dagegen habt, sagt es ruhig".
Doch die Dunkelheit um Lendor blieb stumm, und so schloß er die Augen und ärgerte sich ein wenig darüber, dass die Argonierin keine Widerworte gegeben hatte. Der Untergrund war zwar ungemütlich hart, aber nach langem hin und her Gewälze versank Lendor in einen tiefen Schlaf.

Ardam
20.10.2011, 16:47
Hallo an alle!
Ich beteilige mich jetzt auch am Schreibprojekt "The Unwritten Tales of Tamriel". Genauer gesagt, werde ich das Thema 6 "Von Katzen und anderen Tierchen" behandeln. Kritiken und Anmerkungen sind immer erwünscht!



Kapitel 1

Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont und der Himmel färbte sich orange, als Jo'kash die Tore Bravils erreicht. Seine müden Beine tun ihm weh und lassen ihn bei jeder Wurzel stolpern, die auf dem Weg zu finden ist. Die pelzigen Hände stützen sich auf einen, mit allerlei unbekannten Runen versehenen, etwa 1,80m großen Eichenstab. Trotz dieser offensichtlichen Strapazen ist der Khajiit guter Laune. Er hat endlich wieder eine große Stadt erreicht, seit er vor zwei Tagen in Leyawiin aufgebrochen ist. Rajhin sei Dank! Ich dachte schon, ich müsste wieder im Wald schlafen. In Cyrodiil gibt es für meinen Geschmack viel zu viele wilde Tiere! Während Jo'kash sich an die vergangene, von vielen Zwischenfällen gekennzeichnete Nacht erinnert, erweckt er die Aufmerksamkeit von einer vor einer Holzbrücke postierten Stadtwache. Auf seiner Brust prangt ein gold-gelbes Wappen: der Braviler Hirsch. „He du, Khajiit! Willst du etwa in die Stadt?“ Jo'kash sieht den Kaiserlichen an. Er ist jung, etwa um die 26 Sonnenumläufe alt, aber er zeigt bereits einige Narben auf: kein Zeugnis von überstandenen Kämpfen, sondern von durchzechten Nächten mit den Kumpanen von der Wache. „Seid gegrüßt! Ich suche eine Herberge für die Nacht. Ist das verboten?“ Die Wache blickt Jo'kash abwertend an. „Für Gesindel wie dich ist kein Platz hier in Bravil. Also verpiss dich!“ Ich gehöre zum Gesindel? Bei S'rendarr! Dieses Land ist verrückt. Der Khajiit ringt sich ein Lächeln ab und antwortet: „Wie kommt Ihr darauf, dass ich zum Gesindel zähle? Nur weil ich nicht zu Eurer Rasse gehöre?“ Der Jüngling überlegt einen kurzen Moment und fährt sich mit der rechten Hand über den schief sitzenden Helm. „Jetzt werd mal nicht frech! Aber ich wüsste einen Weg, wie du mich überzeugen kannst, dich nach Bravil zu lassen. Ich denke, zehn Septime ändern meine Meinung zu dir.“ Grinsend streckt er die Rechte aus, mit dem Handteller nach oben. Nicht schon wieder. In Leyawiin haben sie 15 Münzen verlangt. Aber was solls, ich brauche eine Dach über dem Kopf! Wehmütig greift Jo'kash an seinen Gürtel und entnimmt ihm einige seiner wenigen darin liegenden Septime, die er daraufhin der Wache in seine Hand fallen lässt. Jener steckt sie sich sorgfältig in seinen eigenen Beutel und deutet auf das hohe Tor. „Willkommen in Bravil! Ich wünsche Euch viel Vergnügen in dieser überaus schönen Stadt! Lasst Euch von den Bewohnern nicht einschüchtern. Die meisten sind fast ungefährlich!“ Schweigend geht der Elsweyrer an ihm vorbei und über die Brücke, vom Lachen des Jünglings begleitet. Am Holztor angelangt, das den offiziellen Ein- und Ausgang Bravils bildet, klopft er an eine in den linken Flügel eingelassene Tür, woraufhin sich diese öffnet und ein weiterer Wachmann hinausspäht. Fragend blickt er an Jo'kash vorbei zum Kaiserlichen an der Brücke, welcher beschwichtigend nickt und ruft: „Lass nur, Jeef! Er hat bezahlt!“ Der Torwächter tritt zur Seite und macht dem Khajiit Platz. Dieser schreitet durch die Nebentür und betritt damit Bravil.

Bravil ist nicht groß, aber für Jo'kash, der früher nur die kleinen Dörfer in seiner Heimat Elsweyr kannte, dennoch beeindruckend. Die Straßen sind nicht gepflastert, und an jeder Ecke gibt es Pfützen, die aus Fäkalien und Unrat bestehen. Hölzerne Häuser bilden vor Jo'kash eine Reihe. Sie sind unebenmäßig, überall gibt es kleine Vorsprünge und Treppen. Es scheint, als ob die Gebäude nach ihrem Bau immer wieder verändert wurden, als ob immer wieder angebaut wurde, bis sie ihre jetzige Form angenommen haben. Dieser ehe triste Anblick wird von einem Bettler unterstützt, der geradewegs auf Jo'kash zutrottet. „Habt Ihr eine Münze? Ich habe nichts mehr zu essen und weiß nicht, wovon ich leben soll.“ Der Khajiit sieht den Armen an. „Rahjin wird dich schützen und dir helfen, mein Bruder.“ Jo'kash legt seine Hand auf die Stirn des Nords, was ihm wegen des Größenunterschieds nicht gerade leichtfällt, und murmelt einige Worte. Dann deutet er auf die Häuser im Rücken des nordischen Bettlers. „Diese Behausungen sind Orte des Lebens und Erlebens. Sie sind nicht deine Feinde. Habe keine Angst vor ihnen oder ihren Bewohnern.“ Der Khajiit hält einen Moment lang Stille, um die Reaktion seines Gegenübers abzuwarten, der ihn aber nur verblüfft anstarrt. „Geh jetzt und hole dir dein Essen. Möge Alkosh dich segnen, Freund!“ Mit diesen Worten verlässt Jo'kash den Nord. Zu seinerr Linken sieht er ein Haus mit einem Schild, auf dem 'Silberheim auf dem Wasser' steht. Das scheint eine Herberge zu sein. Hoffentlich haben sie noch ein Zimmer übrig. Knarrend schwingt die Tür auf, als Jo'kash sie drückt.

„Klar habe ich ein Zimmer frei. Für Euch nur 10 Septime pro Nacht. Wollt Ihr es nehmen?“ Der Altmer, der sich als Gilgondorin vorgestellt hatte, blickt Jo'kash erwartungsvoll an, während er mit seinen Händen einen leeren, braunen Tonkrug putzt. Der Angesprochene will nach seinem Geldbeutel greifen. Aber als die Hände ins Leere fassen, erschreckt sich Jo'kash. Schnell sieht er nach ob der Beutel nicht vielleicht auf der anderen Seite des Gürtels hängt oder er sich an der hellroten Weste verhakt hat. Jedoch ist sein Besitz verschwunden. Verdammt, da war mein ganzes Geld drin: 29 Geldstücke. Ich muss ihn verloren haben, als ich die Stadtwache bezahlte. „Ähhm, ich fürchte, dass ich das Geld verloren habe. Wartet, ich bin gleich zurück! Der Beutel wird noch auf der Straße liegen!“ Jo'kash will sich schon abwenden, als das Lachen Gilgondorins ihn zurückblicken lässt. „Ihr habt Euren Beutel verloren? Ha, ich wette, Ihr hattet eher eine Begegnung mit Cosmus, unserem stadtbekannten Taschendieb!“ Der Wirt stellt den Krug ab und fährt dann fort: „Ich gebe Euch einen Rat: Bindet Eure Habseligkeiten nicht an Eurem Gürtel, sondern in die Innentaschen Eurer Weste. Und am Besten sucht Ihr Euch einige dünne und stabile Eisenringe, mit denen Ihr den Beutel zusätzlich anketten. Glaubt mir, ich habe da Erfahrung!“ Jo'kash ist von den Worten des Hochelfen schockiert. Der arme Nord hat mich ausgeraubt? Weshalb? Ich gab ihm doch den Segen der Götter und einen Rat. Er sollte doch nicht mich beklauen! Was ist das hier für eine gottlose Gegend, in der nicht einmal Wanderpriester vor den weltlichen Lastern Schutz bekommen? Um Fassung ringend sucht der Khajiit nach Worten. „Ich danke Euch für den Rat. Wie Ihr nun wisst, kann ich die zehn Septime nicht zahlen. Lasst Ihr mich dennoch bei Euch rasten? Der Segen Riddle Thar ist Euch gewiss.“ „Tut mir Leid, Wanderer. Ich brauche das Geld, um meine Familie ernähren zu können. Wenn ihr nicht bezahlen könnt, müsst ihr Euch eine andere Bleibe suchen.“ Golgondorin wendet sich ab und geht auf einen Tisch zu, um einige leere Mazte-Flaschen abzuräumen und ihn für neue Gäste herzurichten. Jo'kash verlässt die Taverne.

Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Nur einige Fackeln und Laternen erhellen die Straße. Weiter unten, an eine niedrige Steinmauer gelehnt, steht ein betrunkener Argonier. Der Wind streift durch die hehren Gassen, als wolle Khenarti selbst für Ruhe und Ordnung sorgen. Jo'kash blickt sich um, kann aber keine mögliche Unterkunft ausmachen. Daher geht er Richtung Fluss. An der Kriegergilde hält er kurz inne, kann aber keinen Grund finden, weshalb ihn die Mtiglieder dort dulden sollten, und nähert sich dann dem lallenden, singenden Argonier. „Verzeiht die Störung, Freund! Wisst Ihr, wo ich hier kostenlos eine Unterkunft finden kann?“, spricht Jo'kash ihn an. Dieser legt einen Arm um den Khajiit und lacht ihn an. Der unverkennbare Gestank des Alkohols und einigen, Jo'kash aber unbekannten Gerüchen dem Fragenden entgegen. „Eine Unterkunft willste, Freund? Freund, in Bravil gibt’s keine kostenlose Unterkunft. Glaub mir, ich weiß das! Ich bin Reenum, merk dir den Namen: r; e; e; n; u; m. Haste kapiert, Freund? Also, wenn du hier umsonst schlafen willst, brauchste schon wen aus deiner Familie hier in Bravil. Kapiert, Freund? In Bravil kannste nicht kostenlos üübernachten!“ Angeekelt streift Jo'kash den Arm des Betrunkenen von seiner Schulter. Dieser verliert das Gleichgewicht. Nur die nahe Mauer hält ihn davon ab, zu fallen. „He, was ist los, Freund? Haste nicht mal nen Septim für mich. Drüben im 'Einsamen-Freier' kriegt man heute ne Flasche Mazte für nur ein Goldstück! Kom schon, Freund! Nur einen Septim!“ Der Argonier will einen Schritt auf ihn zumachen, dabei stolpert er aber, stürzt und verliert das Bewusstsein. Jo'kash schreckt zurück. Welch verruchte Stadt. Hier scheint es nur um Alkohol und Drogen zu gehen. Mir scheint, Bravil hat sich Sheggorath persönlich erdacht. Der Khajiit macht einige Schritte nach vorne, auf eine Holzbrücke zu. Was sagte dieser Reenum? Ich brauche hier schon jemanden aus der Familie, um kostenlos übernachten zu können? Der Wanderpriester bleibt abrupt stehen. Da ist vielleicht was Wahres dran! Bei Baan Dar, das ist es! Ich brauche nur jemanden aus der Familie! Jo'kash will gerade wieder von der Holzbrücke herunter und zurück in die Stadt, als ihn jemand von hinten anredet: „Kann Dro'Shanjii Euch helfen? Ich glaube, Ihr sucht jemanden?“ Der Khajiit, der ihn angesprochen hat, war mittleren Alters. Er trägt eine weiße, etwas zu große Hose, die von einm schnmalen Gürtel zusammengehalten wird. Außerdem hat er ein in ganz Cyrodiil verbreitetes Leinenhemd an. Danke Baan Dar, danke! Jetzt nur noch etwas improvisieren, dann habe ich meine Unterkunft! „Dro'Shanjii, du bist es! Ich habe schon in der ganzen Stadt nach dir gesucht! Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!“ Jo'kash ist sich bewusst, dass seine Lüge nicht gerade glaubwürdig ist. Aber er hat nicht mehr viele Chancen für eine billige Nacht, und der Khajiit vor ihm scheint nicht gerade überaus intelligent zu sein. Sein Verdacht bestätigt sich. „Ähh, wir sind verwandt? Nun, wenn das so ist. Komm doch zu mir nach Hause, dort können wir uns unterhalten.Wie heißt du eigentlich?“ Jo'kash muss grinsen. Die Götter scheinen ihm heute gewogen zu sein. „Ich bin Jo'kash. Sag bloß, du kennst mich nicht mehr!“ Freudig erregt über seinen Erfolg folgt der Prediger seinem einfältigen Landsmann.

Kampfkatze2
21.10.2011, 23:35
Okay, also, erstmal Wilkommen beim Schreibprojekt! :p
Ich habe mir alles durchgelesen. Das alles im Präsens geschrieben ist, ist zwar ungewohnt, aber wie man das dann finded, bleibt jedem sich selbst überlassen.
Bisher ist die Geschichte recht gut, Jo'Kash in seiner Rolle als Wanderpriester kommt auch gut rüber. Bei
Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe! musste ich schmunzeln. ;p
Allerdings habe ich einen kleinen Patzer entdeckt, wo der Nord-Bettler kurz als "argonisch" beschrieben wird und auch mal ein paar überflüßige oder fehlende Buchstaben gesehen. Sind kleine Fehler, die jeder mal macht.
Ich freue mich darauf, mehr zu lesen!

MfG, Kampfkatze

Ardam
22.10.2011, 11:05
Danke für dein Resumee, Kampfkatze!
Ja, ich hab es im Präsens geschrieben, da ich z.T. noch im AoV bin, wo Präsens-pflicht herrscht. Daher habe ich es hierbei belassen ;) .
Danke auch fürs Finden des Fehlers. Erst war mein Bettler argonisch, bis ich dann bei den Recherchen gemerkt habe, dass es keinen argonischen Bettler in Bravil gibt ;) Und da ich möglichst nahe am Spiel sein will, habe ich das kurzfristig geändert, dabei aber eine Stelle vergessen ;)

Kampfkatze2
28.10.2011, 01:11
Nach längerer Zeit wieder etwas von mir. Viel Spaß beim Lesen!


***

Nach einem weiteren, gierigen Schluck war die Ampulle leer und nach kurzer Zeit verwandelte sich der Schmerz, der seinen gesammten Körper wie ein Waldbrannt umfasst hatte, in ein dumpfes Echo und verklang danach komplett. Dankbar drückte Bro Serjo das dünne Glasgefäß zurück in die Hand. Er erinnerte sich nicht, hierhin gekommen zu sein, aber jetzt lag er auf einem Feldbett in einem geräumigen Zimmer. Er konnte von seiner Position aus die Stelle erkennen, von wo eine Treppe nach unten führte. Auf einem runden Tisch nicht weit vom Bett entfernt brannte eine dicke sandfarbene Kerze und erhellte den Raum. Es gab noch andere Möbel: Schränke, Stühle und kleine Komoden, auf denen hier und da kleine Zinnschüßeln standen, in denen entweder Nahrungsmittel oder kleine Steinchen lagen. Nach dem Verschwinden der andauernden Pein konnte Bro seine Gedanken wieder ordnen. Seine Unterlippe war irgendwie aufgeplatzt und die Beule fühlte sich trotz der Abwesenheit von Schmerzen dick und fehl am platz an.
"Danke." sagte er zu dem Maskierten, der neben seinem Bett stand.
Dieser sagte nichts sondern blickte nur mit gekreuzten Armen auf ihn herab.
Das sah der Ork als Gelegenheit, einige Fragen zu stellen: "Woher wusstet Ihr, das ich hilfe brauchte? Woher wusstet Ihr, wo ich war?"
"Ganz einfach," sagte der warscheinlich dunmerische Mann. "Ich habe gesehen, wie Ihr in die Gasse geschleppt wurdet. Also habe ich beschloßen, Euch zu helfen".
Dass der Maskierte ihm geholfen hatte, nur weil er eine hilfsbereite Person war, bezweifelte Bro jedoch stark. Wenn Serjo gesehen hatte, wie er in die Gasse geschlept wurde, hatte er sich sehr viel Zeit dabei gelassen, ihm zu hilfe zu kommen. Dass er es war, der die Banditen getötet hatte, hielt der Ork jedoch für offensichtlich und danach fragte er auch nicht. Und wie Bro erwartet hatte kam der Maskierte schnell dazu zu erzählen, was er wirklich wollte:
"Habt Ihr die Kajiiten bis zu ihrem Versteck zurückverfolgt? Wo ist es? Verstecken sie sich in Bravil oder auserhalb?"
Beschämt ließ Bro den Kopf sinken. Irgendwie fühlte er sich schlecht dabei, Serjo zu enttäuschen.
Der Dunmer verstand den Sinn hinter dieser Geste sofort. "Ihr habt es also nicht geschafft. War irgendwie zu erwarten gewesen. Glücklicherweise habe ich vorgesorgt. Ich weiß bereits wo ihr Versteck ist".
Überrascht hob der Ork den Blick. "Was?!" War das also nur ein Test gewesen? War er durch Bravil geirrt und zusammengeschlagen worden, nur damit der Maskierte ihn testen konnte? "Warscheinlich fand er es auch noch witzig...!"
"Ja. Ich habe jemanden bei ihnen drinnen. Sie denken sie wären eine tolle Rebellentruppe, die treu zusammenhält! Ha!" rief er mit Abscheu aus. "Diese Tiere können keine richtigen Gemeinschaften bilden, für sie geht es immer nur ums Überleben. Sie sind eben was sie sind, Tiere. Und außerdem... lose Knoten gibt es immer."
Bro wollte am liebsten aufspringen und Senjo würgen, dafür, dass er ihn durch diese ganzen Strapazen gejagt hatte, aber der Maskierte strahlte zu viel Autorität aus und er wollte nicht riskieren, dass der Trank, den er verabreicht bekommen hatte, sich als zu schwach erwies. Stattdessen senkte er erneut den Blick.
Senjo schnaufte unmerklich und sagte: "Keine Sorge, Ork. Ihr werdet euch schon noch beweisen können. Es gibt da noch eine Sache. Jedoch dürft Ihr bei dieser einen Aufgabe nicht scheitern."
Erneut schaute Bro auf und hätte schwören können, er hätte den Maskierten breit grinsen gesehen, obwohl dies aus offensichtlichen Gründen unmöglich gewesen wäre. "Liegt warscheinlich am Trank, diese Illusionen," dachte der Ork, ehe er sagte: "Ja. Was muss ich tun?"
Der Dunmer stand kurz schweigend und mit immernoch gekreuzten Armen da. Dann drehte er sich um und ging auf den großen Schrank am anderen Ende des Raumes zu. Erwartungsvoll sah Bro zu, wie Serjo den Schrank öffnete, den Blick auf das Innere jedoch mit seinem Rücken verwehrte. Er kramte darin herum, und als er sich wieder umdrehte, hielt er einen Lederharnisch in der einen und eine Holzfälleraxt in der anderen Hand. "Hier ist Eure neue Ausrüstung, Ork."
Beide, der Lederharnisch und die Axt sahen alt und abgenutzt aus. Der Harnisch war an mehreren Stellen geflickt, der Griff der Axt war am Stielknauf ein wenig gesplittert und die Schneide war angerostet. Alle bestandteile aus Metall hatten ihren Glanz schon längst verlohren. "Aber," sagte sich Bro, "es ist wenigstens Etwas!"
Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, der Maskierte habe für ihn das Billigste zusammengekratzt, dass er auftreiben konnte.
"Und jetzt macht Euch bereit, Ork." sagte Serjo. Er warf den Harnisch auf die Komode, die ihm am nächsten stand und legte die Axt darauf. Danach verließ er das Zimmer über die Treppe.

Zunächst lag Bro nur reglos da und betrachtete im liegen die beiden Gegenstände auf der Komode. Nachdem er sich überwunden hatte, stand er auf, sein seltsam taubes Bein ignorierend, und stülpte sich den Lederharnisch über den Kopf. Das Rüstungsteil aus Leder saß zwar etwas eng an, die Ärmel waren zum Beispiel zu kurz, und Bro, der seine eiserne Brustplatte vermisste, fühlte sich eher, als trüge er nur zusätzliche Kleidung und keine Rüstung, aber wenigstens, so dachte sich der Ork, war das ein gutes Zeichen dafür, dass er bald etwas tun können würde, dass er gut konnte und von dem er etwas verstand: Kämpfen.
Unter dem Harnisch hatte etwas gelegen, dass er zunächst nicht bemerkt hatte: Ein Gürtel mit einer zusätzlichen Schnalle, an der er die Axt befestigen konnte. Diesen zog er dann auch noch an und nahm die Axt in die Hand.
Sofort fiel ihm auf, dass der Kopf relativ schwer war. Der Griff lag etwas rutschig in der Hand, jedoch fand es Bro gut, wieder etwas in dern Händen zu halten, mit dem er sich wehren oder angreifen konnte, auch wenn er die Axt mitlerweile mehr als ein altes Werkzeug denn als eine wirklich brauchbare Waffe betrachtete. Nachdem er mit seiner Begutachtung fertig war, befestigte er die Axt an seinem Gürtel und tat das, was er für richtig hielt: Mit sicheren Schritten bewegte er sich auf die Treppe zu.

Unten war der Raum in etwa so groß wie Oben, nur dass dieser Bereich für das Alltägliche leben eingerichtet war: Ein großer runder Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle an der man Kochen konnte und in der die Flammen sanft loderten, ein leeres Bücherregal und einige Truhen. Serjo wartete bereits auf ihn. Die Arme wie immer gekreutzt stand er vor der Tür und starrte in seine Richtung.
"Ihr seit also fertig. Gut. Folgt mir, und wenn wir da sind, sage ich Euch, was Ihr tun müsst. Keine weiteren Fragen." Die letzten Worte klangen für Bro eher wie eine Feststellung als ein Befehl.
Ohne dem Ork weitere Zeit für eine Reaktion zu geben, drehte Serjo sich um und öffnete die Tür, um darin zu verschwinden. Schnell folgte Bro dem Maskierten aus dem Haus und schloß die Tür hinter sich.
Wie immer regnete es, jedoch bemerkte Bro dies nur am Rande. Regen war für ihn ein Normalzustand der Umgebung geworden.
Serjo schritt im schnellen Tempo die Straße entlang, auf den hohen Turm der Kathedrale zustrebend, und Bro blieb keine andere Wahl als dem Elfen hinterherzulaufen oder ihn aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise holte Bro Serjo bald ein, wobei ihm sein verletztes Bein keine Probleme bereitete. Es fühlte sich zwar übermäßig taub an, aber er konnte sich wieder normal bewegen.
Serjo hetzte ihn noch für eine Weile durch die unzähligen Gassen Bravils, als sie schließlich an einer belebten Kreuzung ankamen, die Bro irgendwie bekannt vorkam. War er nicht hier auf seinem Irrweg durch die Stadt vorbeigekommen?
Unvermittelt blieb Serjo stehen und nickte in die Richtung eines der Häuser. "Dort drinnen verstecken sie sich. Und dort verstecken sie auch das Skooma."
Wie auf ein geheimes Zeichen hin tauchte ein Kajiit in einer Lederrüstung auf, die für die Gegend um Bravil so typisch zu sein schien, und stieg eine Treppe an der Seite des Gebäudes. Er öffnete die Tür am Ende der Treppe und betrat das hölzerne Bauwerk.
Sofort nachdem der Kajiit verschwunden war, drehte sich Serjo um und sagte in seinem unverkennbar strengen Ton: "Wehe Ihr lauft blint drauf los und versucht, die Tür einzutreten, in der dummen Hoffnung, das Skooma auf eigene Faust zu "befreien". Wir werden warten. Morgen wirt es soweit sein. Ich werde Euch bescheit geben. Es ist alles geplant und keine Sorge, Ihr werdet eine Schlüßelrolle spielen."
"Hatte er mir nicht versprochen, dass wir jetzt etwas machen werden?" fragte sich Bro leicht genervt. Serjo schien sein Wort nur selten zu halten, und langsam machten ihn die abfälligen Bemerkungen und die Art, wie der Dunmer sprach, wütend. Jedoch verschwieg er seine Gedanken. Ihm blieb nur zu hoffen, das der Maskierte diesmal die Warheit sprach.
"In Ordnung" war das einzige, was Bro als Antwort hervorbrachte.
"Gut, gut." sagte Serjo, jetzt etwas ruhiger. Der Maskierte lachte leise in sich hinein, bevor er mit festem Schritttempo die Straße von dem Haus weg nahm. "Kommt mit, oder Ihr werdet euch schon wieder verirren," rief er noch über die Schulter.
Verdutzt blieb Bro für eine kurze Zeit stehen. Dass er sich verirrt hatte, hatte er dem Elfen nicht gesagt. Er hatte ihn also dabei Beobachtet. Erneut loderte Wut in ihm auf, denoch sagte er wieder nichts, und so folgte er dem Maskierten erneut, als dieser losging, auf dem Rückweg zu dem Haus von dem aus sie zu dieser Kreuzung aufgebrochen waren.

Kampfkatze2
22.01.2012, 02:44
Okay, wie ich im Vorbesprechungsthread versprochen habe, kommt hier mein Post:


10. Kapitel

Wie es sich herrausstellte, war Lendor relativ früh aufgestanden. Als er die Treppe in den Schankraum heruntergestiegen war, hatte Gilgondorin ihn freundlich begrüßt und ihm einen guten Morgen gewünscht. Nachdem er den Gruß erwidert hatte, fiel dem Bretonen wieder ein, dass seine Sachen immer noch in seinem alten Raum lagen. Glücklicherweise hatte der Hochelf das Zimmer noch nicht wieder vermietet, und so konnte Lendor seine Habseligkeiten in den Raum, in dem die Argonierin nach wie vor schlief, verfrachten und sich einen halben Laib Brot und etwas Trockenfleisch mit nach Unten nehmen.
Geduldig hockte er auf einem Holzstuhl mit Sicht auf die Eingangstür und wartete darauf, dass Pelelus vorbeikam, um mit ihm die Brieftaube abzuschicken. "Oh nein!" fiel es Lendor dann plötzlich ein. "Ich habe doch kein Geld mehr!"
Ohne das Geld, dass Garrus ihm mitgegeben hatte, sah der Bretone eine neue und ganz große und breite Palette von Problemen vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen. Würde er am Ende gezwungen sein, einen Teil des Skoomas zu verkaufen, um etwas zu essen zu haben? Die Vorräte, die er dabei hatte, reichten nicht ewig... "Ach, mach dich doch nicht lächerlich!" sagte er zu sich selbst. "Irgendwie werde ich schon etwas auftreiben..."

Mit seinein eigenen Gedanken beschäftigt saß er eine Zeit lang in seinem Stuhl, bis dann endlich der Legionär die Schenke betrat, noch ausgezehrter als am Tag zuvor, was bei seinem von natur aus rundlichen Gesicht einen seltsamen Eindruck auf Lendor machte. Schnell erspähte Pelelus Lendor und schritt auf ihn zu.
"Guten Morgen!" sagte der Legionär mit einem Grinsen und lehnte sich gegen die Wand direkt neben dem Bretonen. Wie immer trug er seine Legionsrüstung, die er offenbar nie auszog, weswegen der Kaiserliche seinen Rücken hin und her bewegte, um eine Haltung zu finden, in der die Stahlplatte auf seinem Rücken ihn nicht allzusehr störte. Aus der Nähe bemerkte Lendor auch die Bartstoppeln in Pelelus' Gesicht, die den Legionär noch heruntergekommener aussehen ließen.
Entschloßen, es über sich zu bringen, atmete Lendor noch einmal durch, doch bevor er etwas sagen konnte meldete sich der Legionär erneut zu Wort: "Hey, woher habt Ihr diese Verletzungen? Die sind mir gestern Abend gar nicht aufgefallen. Habt Ihr euch mit einem von diesen dummen Bravilern geschlagen? Bei einer Messerstecherei?"
"Ihr werdet langsam auch zu einem Braviler", währe es Lendor fast rausgerutscht, und er fasste sich unbewusst an die genähten Schnitte, die die Krallen des Skamps hinterlassen hatten. Stattdessen rückte er mit der Sprache raus:
"Pelelus, ich habe kein Geld mehr. Mir wurde gestern mein Geldbeutel gestohlen."
Das Grinsen des Legionärs verschwand und sein Gesicht wurde wie gemeißelt, mit der Ausnahme von seinen vor überraschung hochgezogenen Augenbrauen. Und dann, unerwarteter Weise, fing Pelelus an zu glucksen und sein Grinsen kehrte zurück, diesmal um einiges unverschämter als zuvor.
"Tjaja, da sieht man mal, wie die Dinge sich von Heute auf Morgen ändern können!" rief Pelelus. "Gestern, nachdem Ihr weg wart, hat Stendarr gezeigt, dass er sich nicht von Nirn abgewand hat, indem er dem Braviler Pack Gerechtigkeit zukommen lies, und zwar durch mich! Ich habe Einen nach dem Anderen beim Neun-Loch abgezockt! Und ob Ihr's glaubt oder nicht, ich habe nicht alles auf einmal für Alkohol ausgegeben!" verkündete der Kaiserliche fröhlich und räusperte sich dann, um etwas leiser fortzufahren. "Was ich damit sagen will, ich werde die Brieftaube selbst bezahlen!"
"Sieht aus, als ob ich nicht der Einzige bin, der eine Art Glückssträhne hat", dachte sich Lendor, nachdem er erleichtert die Worte des Legionärs verarbeitet hatte. "Gut!" sagte er dann. "Dann, sag ich mal, fangt an zu schreiben!"
"Aber natürlich!" rief Pelelus und deutete mit seinem Finger auf Gilgondorin, der, bisher unbeteildigt an dem Gespräch, fragend aufschaute. "Ihr da, Wirt! Habt Ihr Papier und Tinte?"
"Ja", antwortete Gilgondorin, steif und mit einem leicht feindseeligen Unterton, und drehte sich um, um nach den Schreibgeräten zu suchen. Anscheinend hatte er die Bemerkung des Legionärs über die "Blöden Braviler" gehört. Oder er war ihm einfach nicht sympatisch, was Lendor nur alzu gut verstehen konnte. Trotz dessen stellte Gilgondorin bald darauf ein Tintenfässchen, eine Feder und ein sauberes Blatt Pergament auf die Theke.
"Fünf Septime, und Ihr könnt Schreiben. Wenn Ihr es wollt, kann ich ihn dann für nur fünf weitere Septime mit einer Brieftaube von Schloß Bravil aus absenden"
"Ja, gut, teile ich mein Glück eben mit Euch, Hochelf". Leicht stieß Pelelus sich von der Wand ab und durchmaß schnell die Entfernung zur Theke. Er zerrte an den Ketten seiner Halsberge und kramte einen gut gefüllten Beutel an einer eisernen Halskette hervor. Mit einem Seitenblick auf Lendor rief er: "Hier, so bewahrt man sein Geld richtig auf!", und knallte zehn kleine Münzen mit dem Abbild von Tiber Septim darauf auf die Theke.
Misstrauisch zählte der Hochelf die Goldstücke noch einmal, biss prüfend auf eines und sagte dann: "Na gut. Sagt mir bescheid, wenn Ihr fertig seid".

Über das Pergament gebeugt summte Pelelus leise eine Melodie, die Lendor als den Refrain von "Rotäugige Bräute" wiedererkannte, ein Lied, dass von in Morrowind Stationierten Legionären erdichtet worden war und dass sich mit den Heimkehrern und zwischen den Legionen Versetzten über ein gutes Stück der Kaiserlichen Legion und auch über einen Teil der Stadtwache von Cheydinhal verbreitet hatte, wobei Cheydinhals Nähe zu Morrowind auch einen Teil beitrug. Es war ein eher anstößiges Lied, dass wohl jede Dunmer, die was auf sich hielt, in Rage versetzt hätte.
"So, dass wärs", sagte Pelelus ohne noch einmal zu überlesen, was er geschrieben hatte.
"Gut", sagte Gilgondorin nur.
"Schickt den Brief zur Kaiserstadt, zu Adamus Phillida. Er wird warscheinlich sowieso erst in der Verwaltung landen, aber was solls".
"Gut. Heute Abend gehe ich zum Schloß und schick die Taube ab".
"Also... desto früher er losgeschickt wird, desto besser".
"Sehr Lobenswert, Pelelus", dachte Lendor schon. Jedoch hatte er nicht mit Gilgondorins antwort gerechnet.
"Das glaube ich euch gern", sagte der Hochelf und ohne ein weiteres Wort steckte er den Brief in einen Umschlag, den er dann in einen Weidenkorb auf einem Regal hinter ihm warf.
Selbst von hinter ihm konnte Lendor am Nacken des Kaiserlichen ablesen, dass Pelelus' Gesicht wohl gerade rot anlief, doch bevor eine schon aufbrodelnde Schimpftirade sich einen Weg nach draußen bahnte, schien er etwas aus dem Augenwinkel zu erkennen und Lendor drehte sich in die selbe Richtung um wie er.
Es war die Argonierin, die an der Treppe stand und auf sie herunterblickte.
"Ah, da ist die Echse also". Da seine Wut von dem Wechsel des Zentrums der Interresse ein wenig gedämmt war, brachte der Legionär es fertig, den Hochelfen nicht anzuschreien, als er sich wieder diesem zuwandt: "Gebt mir den verdammten Brief und meine fünf Septime zurück. Ich werde ihn selbst zum verfluchten Schloß bringen".
"Gut." Gilgondorin fischte den Brief wieder aus dem Korb und gab Pelelus sein Geld zurück. Jede seiner Bewegungen war angespannt, und Lendor fürchtete, dass die nächste Bemerkung des Kaiserlichen dazu führen würde, dass der Hochelf seinen orkischen Angestellten in den Streit mit einbezog.
Doch dazu kam es nicht. Der Deserteur zog wieder seinen Geldbeutel hervor, verstaute die Münzen und machte sich mit dem Brief in der Hand auf den Weg zur Tür. Bevor er sie erreichte drehte er sich um und zeigte auf Lendor: "Ihr da, Ihr kommt mit mir. Sonst werfe ich diesen Fetzen noch in den Kanal!"

Über eine Hängebrücke erreichten sie die massiven Tore von Schloß Bravil. Als sie durch den Schloßgarten vor dem inneren Mauerring, dem einzigen Fleckchen Bravils, das nicht stank wie ein Abfallhaufen, gingen, vertrieb sich der Kaiserliche Legionär die Zeit damit, über die Befestigungsanlagen des Schloßes zu erzählen. Im Falle einer Belagerung, bei der es die Angreifer schafften, in die Stadt selbst zu gelangen, so sagte Pelelus, mussten die Verteidiger der Befestigungsanlagen nur die Seile der Brücke kappen, denn das Schloß war auf einer durch die Kanäle entstandenen Insel gebaut. Die einzigen Verbindungen neben der Hängebrücke zum Rest von Bravil war die Stadtmauer, und dass an nur zwei Stellen. Außerdem lagen diese Stellen zwischen jeweils zwei Türmen, die die großen Kanaltore, die so gut wie nie geöffnet wurden und an deren Seiten sie gebaut worden waren, stabilisierten. Man bräuchte nur eine gute Besatzung in den Türmen, versicherte der Legionär, und dann wäre Schloß Bravil uneinnehmbar. Und selbst wenn diese fielen, blieb immernoch der innere Mauerring mit seinen großen runden Türmen und dem zweiten Tor, das Schießscharten und Kanäle für siedendes Öl besaß. Zwar könnte man die Mauern immer noch mit schwerem Belagerungsgerät oder mit Magie niederreißen, fügte er hinzu, aber wenn man das vorhatte, könnte man gleich mit Kriegsgaleeren mit Katapulten vom Nibenay aus anrücken.
Erst vor dem von Pelelus erwähnten zweiten Tor wurden sie angehalten. Die Tore waren geschloßen und in einer kleinen Tür im rechten Flügel war ein geöffnetes Fenster, durch dass ein Waldelf lugte. Lendor konnte nur seinen Kopf sehen, aber der für Stadtwachen typische Helm den er trug zeichnete ihn als eben solche aus.
"Der Graf empfängt heute keine Bittsteller, also verzieht euch", sagte er, bevor Lendor oder Pelelus es fertig brachten, sich vorzustellen.
Lendor wollte etwas erwidern, doch Pelelus kam ihm zuvor.
"Gut, sonst hätte ich es für uns beide vermasselt..." dachte der Bretone, als der fahnenflüchtige Legionär dem schlecht gelaunten Wachmann erklärte, dass sie nur einen Brief zum Taubenschlag bringen wollten.
Wider Lendors erwartung verlangte der Waldelf keine Bezahlung für seine Information: "Es ist der Turm ganz im Norden, der mit dem runden Dach aus Holz!"
"Vielen Dank!" sagte Pelelus und winkte Lendor, ihm zu folgen. So langsam fühlte sich der Bretone als stummer, unbeteildigter Begleiter.

Als sie die Hälfte des Weges hinter sich hatten, sie bewegten sich gerade im Schatten der Blätter eines großen Baumes, bemerkte Lendor einen Kajiiten, der an einer Hecke nahe der Mauer herumwerkelte und sich umdrehte, als er sie kommen hörte. "Oh! Hallo! Wilkommen in Bravils Garten!" Der Kajiit lächelte dümmlich und winkte ihnen zu. "Wartet!" rief der Bepelzte dann noch, als sie weitergehen wollten, nachdem Lendor zögernd zurückgewunken hatte.
Beide Menschen hielten inne und sahen den Kajiiten fragent an. "Was ist denn?"
"Könnten die beiden Herren Dro`Shanjii Helfen? Ich bräuchte wirklich Hilfe und der-"
"Nein". Unterbrach Pelelus ihn mitten im Satz. "Wir haben was wichtiges zu tun".
Entäuscht senkte der Kajiit den Kopf und seine Ohren legten sich an seinen Kopf an. "Natürlich. Die Herren sind zu beschäftigt". Der Kajiit wandt sich wieder seiner Hecke zu und schwieg.
Die beiden Menschen gingen weiter und nachdem sie etwas an Entfernung zurückgelegt hatten, fragte Lendor den Kaiserlichen: "Wir hätten ihm wenigstens zuende zuhören können".
Pelelus winkte ab. "Ach, was. Das ist die übliche Umgangsform hier in Bravil. Solange es nicht um Geld... oder um eine richtig gute Freundschaft geht, darf man keine Hilfe von Anderen erwarten".

Der Turm war rund, bestand aus den gewöhnlichen groben Steinziegeln und hatte ein grünliches Holzdach, wie vom Wachmann beschrieben. Oben konnte Lendor entferntes Gurgeln von Tauben vernehmen. Die verstärkte Eingangstür wurde weder bewacht, noch war sie verschloßen. Eine um eine Säule gewundene Steintreppe führte sie nach oben und der Raum um sie herum wurde erst größer, als sie sich auf höhe der Stadtmauer befanden. Die Wendeltreppe ging hier zuende. Schnell blickte Lendor sich um und eine Holzleiter fiel ihm ins auge. Er folgte mit den Augen ihrem Verlauf nach oben. Die Falltür in der Decke war offen und gedämpftes Sonnenlicht fiel auf sie herab.
Pelelus fluchte leise, als er ebenfalls nach oben blickte. "Wie, bei Molag Bals Strudel, soll ich in dieser verdammten Rüstung nach dort oben kommen?" Der Legionär schwitzte schon vom Aufstieg.
Lendor klopfte ihm sachte auf die Schulter. "Macht euch keine Sorgen. Gebt mir einfach das Geld für die Taube und den Brief. Ihr könnt solange hier unten warten".
Murrend stimmte der Kaiserliche zu und übergab Lendor die Gegenstände. Der junge Wachmann blickte noch einmal die Leiter nach oben. Es waren vielleicht drei Meter, mehr oder weniger. Die Leiter war mit hölzernen Stützen an der Wand befestigt, und es gab am Ende auch einige rostige Ketten, die dafür vorgesehen waren, das klapprige Stück Holz vorm umkippen zu bewahren, sollten die Stützen versagen. Dennoch hatte Lendor ein schlechtes Gefühl bei der Sache. "Ach was, da steigt jeden Abend ein Altmer hoch, ohne zu zögern. Wenn Gilgondorin das kann, dann du sicher auch!"
Vorsichtig stellte er einen Fuß auf die erste Sprosse und ergriff mit den Händen die Sprossen auf Augenhöhe. "Warum tuh ich mir sowas nur an?" dachte der Bretone, als er seine kleinen Ängste überwand und anfing, die Leiter hochzuklettern.

Als er endlich oben angekommen war, fand er neben Käfigen voller von seiner Presenz aufgescheuchter Brieftauben und einem schlafenden alten Mann einen faszinierenden Ausblick vor. Von diesem Turm aus konnte er vor sich im Norden die Kaiserstadt ausmachen. Der Turm der Geheimen Universität mit seinem kegelförmigen Dach aus grünen Schindeln und der Turm der Hafenanlage sahen wie kleine Spielzeuge aus im Gegensatz zum alles überragenden Weißgoldturm. Rechts von ihm glitzerte das Wasser des Niben zwischen Federvieh und Gitterstäben hervor. Links erstreckte sich Bravil mit den typischen flachdächigen Holzbauten, der Kathedrale und noch weiter, schon fast als ein Teil des Horizonts, die Wälder der Westebene.
Mit einem plötzlichen Schnarchen zuckte und erwachte der Alte, was Lendor dazu brachte, ruckartig den Blick vom Panorama zu lösen und sich unwillkürlich zum alten Mann hin umzudrehen.
"Ehh, ich-"
"Welche Stadt?" fragte der Alte, nachdem er sich blinzelnd umgesehen hatte.
"Wie bitte?" sagte Lendor, weil er nicht sofort verstand.
"In welche Stadt wollt Ihr euren Brief schicken?"
"Ja, natürlich. Kaiserstadt, Kaiserliches Gefängnis".
Der alte Mann- Lendor wusste nicht, ob es sich um einen Bretonen oder Kaiserlichen handelte- nickte langsam und stand dann schwerfällig von seinem Stuhl auf. "Gut. Das macht dann zwei Septime".
Lendor überreichte die Münzen, die er während seines Aufstiegs in den Taschen seiner Lederrüstung aufbewahrt hatte.
Wurzelartige Hände nahmen das Gold entgegen und der Taubenzüchter biss auf eine der Münzen, was heute, so dachte Lendor, wohl jeder vorhatte. Als die Echtheit des Goldes bewiesen war, holte er ein kleines Lederbehältnis mit kleinen Gurten hervor. "Der Brief!"
Schnell übergab Lendor ihm das gefaltete Pergament im Umschlag und der Taubenzüchter stopfte das Papier in die Lederröhre und schloß den Deckel.
Anschließend öffnete der Mann einen der Käfige hinter sich und nahm die große grauweiße Taube, die darin saß, in die eine Hand und schnallte mithilfe der anderen den kleinen Lederkorb am Rücken des Tieres fest.
Irgendwie erweckte die Taube Mitleid bei Lendor, so wie der Alte sie gepackt hielt und sie sich gurgelnd und hilflos mit ihren rot-orangenen Augen umschaute. Als das Behältnis befestigt war, stellte der Mann die Taube auf dem Steingeländer des Turmes ab und sagte "Los!"
Die Taube gehorchte sofort und flog in Richtung Kaiserstadt davon.
"Gut, dass das erledigt ist", dachte Lendor erleichtert, nachdem er sich bedankt hatte und während er dem Vogel hinterhersah, der langsam immer kleiner wurde und dann verschwand. "Jetzt wird Gergius seine Verstärkung bekommen, und ich hab genug Zeit, diesen Wagen der Kajiiten zu untersuchen. Morgen werden wir dann ihr Lager überfallen. Wer weiß, vielleicht finde ich beim Wagen etwas brauchbares und muss beim Überfall gar nicht mehr in dieser verdammten Stadt sein". So ungern er sich einfach aus dem Staub machen würde, währe es Lendor doch lieber, so früh wie nur möglich nach Leyawiin weiterzureisen und diese ganze Sache hinter sich zu lassen.
Der alte Mann setzte sich wieder auf seinen Stuhl und Lendor machte sich auf, die Leiter wieder herunterzusteigen.

Kampfkatze2
12.02.2012, 01:16
Damit ich Posten kann, muss ich noch etwas als "Einleitung" schreiben. Tja, wird mal Zeit, die horizontale Liniezu benutzen, die Paddy so mag! :D



Lendor erreichte die Ställe vor Bravil ohne viele Probleme. Der Himmel war zwar grau verhangen- nachdem er sich von Pelelus verabschieded hatte, sind sofort Wolken aufgezogen und einige Minuten hatte es leicht gerieselt- aber es gab genug Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die weiche, verschwommene Masse aus Grautönen fanden, so dass es nur ein wenig dunkler wurde. Der Wind aus richtung Topal-Bucht, also aus dem Süden, ließ sich kaum vernehmen und Lendor überquerte die Hängebrücke zum Festland ohne einen Anflug von Panik, weswegen er sehr dankbar war.

Doch als er so am Zaun stand, fiel ihm eine Sache, die den Wagen der Kajiiten betraf, sofort ins Auge: Es gab keinen Wagen.
"Na toll!" Leise fluchend schritt er auf die Hütte der Pferdehändlerin zu. "Wohin, bei den Neun, ist diese dumme Karre verschwunden?" Der Mann, der ihm bei seiner Ankunft das Zauntor geöffnet hatte saß auf seinem Hocker neben der Tür; Lendor und er nickten sich gegenseitig zum Gruß zu, dann klopfte der junge Wachmann drei mal gegen die Tür und trat ein.

Beschähmt glotzte er auf seine Füße und ließ die Predigt der Frau über sich ergehen. "Ich bin äußert freundlich, damit Ihr es wisst! Vor allem zu Fremden! Und Ihr, Ihr habt nur für einen Tag bezahlt! Ihr könnt von Glück reden, dass ich Euer Pferd wenigstens gefüttert habe! Ich hätte es genauso an... an den Wirt des Einsamen Freiers verkaufen können!" Lendor blickte auf. Wenn er sich richtig erinnerte, gehörte der Laden einem Ork, auch wenn einige Aushilfskräfte für ihn arbeiteten. Und jeder wusste, was so etwas bedeuten würde. "Orks und Pferde".
"Wisst Ihr, wenn jemand für den Aufenthalt seines Pferdes nicht mehr bezahlt, kann ich damit anstellen, was ich will!"
Das stimmte zwar nicht, das wusste Lendor, die Bretonin durfte das Pferd höchstens von ihrem Grundstück entfernen, das war allerdings schon alles. Aber er behielt es lieber für sich, die Bretonin schien nicht gerade einen guten Tag zu haben oder sie war von Natur aus aufbrausend. Die letzte Begegnung mit ihr war nur kurz, zu kurz um sich ein Bild von ihrer Persönlichkeit zu machen.
Als er sich sicher war, dass sie damit fertig war, ihn zu tadeln, hob er die Stimme für eine Erklärung: "Es tut mir leid. Mir wurde der Geldbeutel gestohlen, sonst hätte ich natürlich bezahlt! Ihr habt ihn doch gesehen, als ich hier angekommen bin, oder?"
"Ja. Ja, Ich hab ihn gesehen", gab die Pferdehändlerin zögernd zu. "Allerdings müsst Ihr für das Futter aufkommen. Zwar spuckt diese Stadt alle Menschen, die sie betreten, entweder ärmer als vorher oder reicher und mit Blut an den Händen wieder aus, aber das macht die Nahrung nicht billiger, vor allem nicht, wenn diese Tore nach Oblivion die Straßen unsicher machen und Händler deswegen einen Grund sehen, ihren Preisen einen Gefahrenaufschlag zu geben oder überhaupt nicht mehr aus den Städten zu kommen."
"Jetzt führe ich das selbe Gespräch, wie schon mit Gilgondorin..." Lendor hasste es, die Güte der wenigen guten Menschen und Mer ausnutzen zu müssen, aber er wusste nicht, wie er sonst aus solchen Situationen herauskam:
"Ich bitte Euch, sobald ich Geld habe, werde ich alles zurückzahlen! Ich bin Wachmann in Cheydinhal und auf der Suche nach jemanden, und sobald ich wieder in Cheydinhal bin, schicke ich Euch das Gel-"
Die Unterbrechung kam so plötzlich, dass Lendor unwillkürlich zusammenzuckte: "Nein!" Das Gesicht der Händlerin lief rot an und in ihren Augen entbrannte Zorn. "Ihr sucht jemanden, weil Ihr ein Wachman seit? Aus Cheydinhal? Das ich nicht lache! Nein, nein und nochmals nein! Es tut mir leid, aber mir wurde letztens bewusst, dass ich um einiges misstrauischer sein muss. Und jetzt bitte, nehmt Euer Pferd, Eure Schulden und verschwindet aus meinen Augen!"

Verdutzt fand sich Lendor vor der Eingangstür wieder, gerade als diese zuschlug. "Was, bei den Ebenen, ist der denn über die Leber gelaufen?"
Als jemand neben ihm lachte, wandt er sich gedankenverloren in diese Richtung. Der Kaiserliche, der immer noch auf seinem Hocker saß, grinste ihn an. "Ihr müsst Frau Bienne entschuldigen. Sie ist seit kurzem etwas gereizt."
"Etwas gereizt? Sie hat gerade mein Pferd von ihrem Grundstück geworfen!"
Der Kaiserliche nickte lächelnd: "Keine Sorge. Ihr könnt Euer Pferd Anutwyll lassen!"
"Anutwyll? Klingt nach Altmeri..." "Wer ist denn Anutwyll? Wohnt sie hier in der Nähe?"
"Nein, nein mein Freund! Anutwyll ist die Ayleiden-Ruine, dort hinten an der Straße, Ihr habt sie vielleicht schon gesehen!" Lendors Gesichtsausdruck und seine unbewussten Blicke, in die Richtung, in die der Mann deutete, brachten diesen dazu, wieder zu lachen. "Keine Sorge. Die Ruinen sind ungefährlich. Jedenfalls an der Oberfläche. Wenigstens sorgen die Wachen dafür".
"Warscheinlich ein Pferdedieb. Aber sonst könnte ich Roter gleich in den Wald laufen lassen..." "Ja. Okay. Danke für den Hinweis".
Dann erinnerte sich Lendor daran, weswegen er überhaupt hergekommen war. Er musste es wissen. Seit er gesehen hatte, das es keinen Wagen gab, beschlichen ihn Zweifel, ob er das Fahrzeug wirklich gesehen hatte, als er hier angekommen war. Und außerdem wollte er wissen, ob er Turgar trauen konnte, oder ob der Nord sich die Geschichte mit dem Wagen nur ausgedacht hatte, um einen weiteren Mann für seinen Überfall zu haben. Oder den Gefallen bei Garrus nicht mehr zu schulden, was Turgar sehr wichtig zu sein schien. Silberstahl wirkte nach außen hin zwar wie ein muskelbepackter Trottel, aber...
"Sagt, stand hier nicht noch vor einiger Zeit ein Wagen auf der Koppel?"
Die Frage schien den Kaiserlichen zu überraschen. "Uh, ja, wieso? Er ist vor nicht allzu langer Zeit weggebracht worden. Ein Paar Kajiiten habe Kisten drauf gepackt und sind dann weggefahren".
"Mist!" Für einen Augenblick fühlte sich Lendor stark entmutigt. Zwar wusste er jetzt, dass Turgar ihn in dieser Sache nicht angelogen hatte, aber die Kajiiten waren mit dem Karren verschwunden. Und auch mit dem Skooma, wegen dem er überhaupt in diesem Dreckshaufen festsaß.
"Wisst Ihr vielleicht, in welche Richtung sie aufgebrochen sind?"
"Ich... ich glaube richtung Leyawiin. Wenn Ihr euch beeilt holt Ihr sie vielleicht noch ein!"
"Danke! Vielen dank!" Nach einer hastigen verabschiedung lief er los, um Roter zu holen.

KingPaddy
10.03.2012, 18:59
@ Ardam

Bisher ist die Geschichte recht gut, Jo'Kash in seiner Rolle als Wanderpriester kommt auch gut rüber. Bei

Zitat
Mensch, wie würde das Großmutter freuen, wenn ich ihr erzählen könnte, dass ich endlich den Halbbruder der Nichte der Mutter meines Schwagers gefunden habe!
musste ich schmunzeln.

Dem kann ich nur zustimmen. Du hast den Kajhit gut gestaltet. Er kommt als Person und vorallem in seiner Rolle sehr gut zur Geltung, auch wenn es etwas konstruiert wirkt, dass Dro'shanji wirklich auf diese Nummer reinfällt, aber mitunter sind Kajhit ja auch wirklich nicht gerade die intelligentesten Bewohner Nirns (zumindest manche Exemplare). Mich persönlich irritiert auch die Verwendung des Präsens. Ich möchte dir da jetzt nichts vorschrieben, aber mir persönlich wäre lieb, wenn du weitere Posts doch im hier üblichen Präteritum verfassen könntest. Aber erstmal generell würde ich gerne noch mehr von dir lesen.

@ Kampfkatze
Lange angekündigt und diesmal eingehalten, habe ich auch deine Postings gelesen, die mir noch fehlten. Eigentlich kann ich dazu nicht viel sagen. Die Geschichte entwickelt sich weiter spannend und ich möchte da noch wie vor mehr von lesen. Also ich habe da jetzt wenig Anknüpfungspunkte für Kritik, was jetzt die Konstruktion der Geschichte an sich angeht. Also da läuft im Moment alles ziemlich gut. Und ansonsten sind da nur wieder Rechtschreibfehler, wobei da aber auch keine gravierenden Defizite drin sind, sondern nur der übliche Kram. Also ich freue mich da weiterhin auf Fortsetzungen Kampfkatze.


Damit ich Posten kann, muss ich noch etwas als "Einleitung" schreiben. Tja, wird mal Zeit, die horizontale Liniezu benutzen, die Paddy so mag!
:hehe: Tjaja

Ardam
17.03.2012, 13:49
Nach langer, langer Zeit kommt jetzt der zweite Post von mir. Danke an Paddy fürs Anstupsen ;)
Ab jetzt schreibe ich also in der Vergangenheit. Falls das ein oder andere Wort noch im Präsens steht, bitte ich das zu entschuldigen, ich kehre automatisch immer in die Gegenwart zurück. Ich hoffe aber, dass ich nichts übersehen habe ;)



Kapitel 2

„Nett hast du’s hier!“, bewunderte Jo’kash die Wohnung seines angeblichen Verwandten. Sie saßen an einem Holztisch, während hinter dem Prediger ein gemütliches Feuer in dem großen Kamin brannte. Auf Kommoden und Regalen lagen Gläser, Bücher und allerlei Kram. Dro’Shanjii servierte gerade das Abendmahl: Hammelfleisch und Brot. Langsam schnitt Jo’kash ein Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund. Genüsslich biss er auf dem gebratenen Stück herum. Hmm. So etwas Gutes habe ich nicht mehr gegessen, seit ich in Elsweyr aufgebrochen bin. Ich wusste, es war eine gute Idee, Dro’Shanjii zu betrügen. Wenn mich das Bett nur halb so zufrieden stellt wie das Essen, werde ich hier sehr gut schlafen! Er streckte die Beine aus schloss kurz die Augen. Die Wärme des Kaminfeuers kitzelte die von der Wanderung geplagten Füße und ließ ein wohliges Gefühl in dem Khajiit aufsteigen.
„Sag mal, Jo’kash, wieso bist du eigentlich nach Cyrodiil gekommen. Gibt es Probleme in Elsweyr?“, fragte Dro’Shanjii. „Probleme? Nein, zumindest nicht, dass ich wüsste. Aber ich habe mich auch nie so richtig für Politik und das alles interessiert. Mein Interesse gilt etwas ganz Anderem. Sag mal, hast du noch Brot?“ Während der Khajiit ihm das Gewünschte reichte, legte sich Jo’kash seine Gedanken zurecht. „Danke. Nun, ich habe mich vor Langem entschlossen, mein Leben denen zu widmen, denen wir alles zu verdanken haben!“ „Sag bloß, du bist Mitglied bei den legendären Klingen!“, unterbrach Dro’Shanjii den Priester. Dieser starrte ihn verblüfft an. „Was? Wer? Nein! Unsinn, ich rede von unseren Göttern! Ich bin ein Geistlicher geworden.“ „Echt? Äh, aha. Hast du auch eine richtige Robe oder so etwas? Die Priester bei uns in Bravil tragen alle ein kirchliches Gewand.“ Jo’kash schaute verlegen zur Seite. „Nun, eigentlich nicht. Ich habe nach meiner Gelehrten-Abschlussprüfung keine Kleidung bekommen. Ist wahrscheinlich auch besser so. Sonst würde ich ja überall gleich erkannt werden. Nicht alle Einwohner Tamriels sind den Göttern freundlich gesinnt.“ „Aber warum läufst du dann durch das Land! Kriegt man nicht eine Kapelle oder so, wenn man Priester ist?“ „Ach, bei uns waren alle Stellen bereits vergeben! Und irgendjemand muss schließlich den nichtgläubigen Bürgern die Liebe Maras nahe bringen!“, antwortete Jo’kash verärgert. Warum erzähle ich das diesem heruntergekommenen Gärtner überhaupt? Morgen bin ich doch sowieso schon auf dem Weg nach Norden, Richtung Kaiserstadt. Schweigend aß er seine Mahlzeit auf. Dann stand er von seinem Stuhl auf. „Danke für das Essen, Dro’Shanjii. Ich bin schon müde. Zeigst du mir mein Bett?“ „Warte! Bleib sitzen! Ich muss dich etwas Wichtiges fragen!“, rief ihm der Angesprochene zu, der noch immer am Esstisch saß, die Arme verschränkt. Seufzend setzte sich Jo’kash wieder und sah den Tischgenossen an.
„Hör mal, du bist doch viel in der Welt herumgekommen. Vielleicht kannst du mir ja helfen.“ Der Priester rollte mit den Augen. „Worum geht es denn?“ „Bei mir in den Gärten stimmt was nicht. Es kommt immer häufiger vor, das Beete zerwühlt und Blumen zertreten sind. Vorgestern wurde sogar ein Exemplar des teuren Blutgrases vernichtet.“ „Komm zum Punkt. Ich bin müde!“, stieß Jo'kash aus. „Ich fürchte, dass sich ein Berglöwe in die Gärten eingeschlichen hat.“ „Na und? Dafür gibt es doch die Stadtwache, oder etwa nicht?“ „Pah, die haben nur gelacht, als ich ihnen von meiner Vermutung erzählt habe. 'Unser Gärtner hat Angst vor Seinesgleichen.' haben sie gesagt, 'Maunz, maunz, das Kätzchen fürchtet sich vor dem bösen Kater' . Wir sind doch verwandt. Du musst mir helfen. Ich habe keinerlei Erfahrung mit wilden Tieren. Ich würde mich eher selbst verletzen, als dass ich diesem Raubtier schade. Aber du, du wanderst doch von Stadt zu Stadt. Du weißt doch, wie man solche Probleme löst.“
„Hör mal, ich bin kein Kämpfer und Krieger. Mich schützen die Götter und geben mir Kraft, um die langen Wanderungen zu bestehen!“ Abermals seufzte der Prediger. Mit einem Mal fühlte er sich schlecht. Shanjii hat mich gut behandelt, obwohl er mich gar nicht kennt. Er ist ein aufrichtiger Kerl. Und wir werden wohl einen Löwen bezwingen können. Ach Alkosh, warum gabst du mir ein Gewissen? „Schon gut, Ich helfe dir bei deinem Problem. Aber erst morgen!“ Jo'kash stand auf und ging zur Hauswand, wo er vorhin seinen Wanderstock angelehnt hatte. Satt und zufrieden mit sich ließ er sich von Dro’Shanjii den Weg zum Gästebett zeigen, in dem er kurz darauf einschlief.

Am nächsten Morgen wachte Jo'kash früh auf. Die ganze Nacht hatte er überlegt, wie er und Shanjii den Berglöwen besiegen konnten. Sie hatten keine richtigen Waffen, und sein Wanderstock leistete ihm zwar gute Dienste, für einen Kampf mit einem echten wilden Tier war er aber weniger zu gebrauchen. Allein schon das Anlocken könnte Probleme bereiten. Wie um alles in der Welt ruft man Löwen zu sich? Vielleicht mit Fleisch? Das gewürzte Zeug, das man in den Herbergen kriegt, ist mit Sicherheit kein guter Köder. Das stinkt doch bis zum Himmel. Wir müssen an frisches Fleisch kommen. Ich muss einen Jäger fragen. Aber noch etwas bereitete ihm Sorgen. Dro'Shanjii hatte ihn gestern empfindlich nach seiner Vergangenheit gefragt, und obwohl er sich Mühe mit seinen lange vorbereiteten Lügen gegeben hatte, konnte er sie nicht ewig aufrechterhalten. Irgendwann würde zwangsläufig herauskommen, dass er keine Priesterausbildung abgeschlossen hatte.
Vom Geruch frisch aufgebrühten Tees schreckte Jo'kash aus seinen Gedanken auf. Schnell zog er sich an und ging die Treppe zum Wohnbereich herunter. Dort hatte Dro'Shanjii bereits Frühstück gemacht. „Iss schnell das Brot. Ich habe nicht viel Zeit. Meine Arbeit fängt in 15 Minuten an“, sagte er. Hungrig aß der Priester sein Mahl. Als er fertig war, half er beim Abräumen. Während der Gärtner in die Schlossgärten ging, machte sich Jo'kash auf, einen Jäger zu finden, der ihnen Fleisch besorgen könnte. Als er durch die Straßen wanderte, begegnete ihm plötzlich Cosmus wieder, der Nord, der den Priester gestern ausgeraubt hatte. „Verfluchter Dieb! Rajhin sollte dich bei der Verteilung des Diebesglücks außer Acht lassen!“ Geschickt packte er den überraschten Taschendieb bei den Schultern. „Gib mir meinen Beutel zurück!“ „Hey, lass mich los. Du kriegst dein Geld ja. Aber schrei nicht so laut, sonst werden die Wachen aufmerksam. Das Schutzgeld is für diesen Monat schon aufbraucht, ich kann sie nicht mehr länger bezahlen!“ Der Nord schüttelte sich von ihm ab und kramte in seinen vielen Taschen herum. Nach ein paar Sekunden kam der Geldbeutel zum Vorschein. „Is aber nicht mehr alles drin. Jeder braucht schließlich seinen Spaß, und der is bekanntlich nicht umsonst.“ Hastig geht er Räuber weg. Jo'kash öffnete den Beutel und zählte nach. 16 Septime. Was hat dieser Mensch nur gestern gesoffen, dass er so viel verbraucht hat. Er verstaute den zurückerworbenen Sack in das Innenfutter seines Gewandes, so, wie es ihm am Tag zuvor geraten wurde, und setzt seinen Weg fort. Nach einiger Zeit erreichte der Wanderpriester schließlich ein kleines Haus, vor dem ein kleines Schild angebracht war: 'Das Paradoxon des Bogenschützen'. Na wenn das kein Jäger ist... Von seinem kleinen Erfolg erfreut betrat er den Laden. In Inneren war es dunkel. Einige Kerzen erhellten den ansonsten finsteren Raum. Daher erkannte Jo'kash auch erst nach ein paar Sekunden, dass sich hinter der Theke ein kleines Bosmer befand, der ihn ungeduldig anstarrte. Er war schon etwas betagter, zumindest verriet dies seine Halbglatze, die ihm aber sehr gut stand. „Daenlin mein Name, Grüße! Was kann ich Euch anbieten. Braucht ihr eine neue Waffe? Oder ist Eure Rüstung verbeult? Ich kann sie wieder ausbessern! Soll es etwas anderes sein? Vielleicht Pfeile? Oder ein Harnisch? Das Gewand, das ihr tragt, kann Euch ja kaum schützen.“, eröffnete der Bosmer. Jo'kash lächelte ihn unsicher an. „Vielen Dank, nein, ich bin mit meiner Kleidung sehr zufrieden. Ich benötige eher etwas anderes als eine Eisenrüstung. Ihr scheint ein passabler Jäger zu sein. Habt Ihr zufällig etwas frisches Fleisch da, das Ihr nicht mehr benötigt.“ Ihm kam ein Gedanke. Warum sollte ich mir die Finger krumm machen. Wenn dieser Daenlin hier ein Jäger ist, kann er doch ebenso gut das Tier erlegen. Er weiß doch bestimmt auch, wie man sie anlockt. Einen Versuch ist es wert. „Ach, werter Daenlin. Was rede ich denn da! Ich wollte Euch um Fleisch bitten, mit dem ich Raubkatzen anlocken wollte. Dabei könnt Ihr das doch viel besser. Ihr seht mir wie jemand aus, der die Liebe der Götter schätzt. Zufällig bin ich Priester. Die Zuneigung von Jone wird Euch ewig gewiss sein, wenn Ihr einem seiner Prediger helft. Also, was sagt Ihr?“ Daenlin sah den Khajiit interessiert an: „Nun, alles hat seinen Preis. Auch die Götter, welche auch immer Ihr meint, müssen zahlen. Ich soll für Euch ein wildes Tier töten? Das kostet 500 Septime!“ Jo'kash protestierte: „500? Ihr beleidigt Euch und Eure Familie! Wer den Göttern nicht hilft, ist von ihrer Anhängerschaft ausgeschlossen.“ Der Jäger zuckte mit den Schultern. „500 Septime für's Töten, oder fünf für das Fleisch. Ich habe keine Familie, die ich beleidigen könnte.“ Er grinste. Verärgert holte der Khajiit den soeben erst wiedererlangten Geldbeutel hervor und entnahm ihm 5 Goldstücke, die der dem Bosmer reichte. Dieser verschwand kurz hinter einer Tür. Nach einer Minute kam er mit einem knapp einen Kilo schweren Fleischbrocken zurück. „Hier, das ist beste Ware. Erst gestern geschossen. Rotwild.“ Jo'kash übernahm die Last und verließ ohne einen Gruß das Geschäft. Was für ein gottloses Land. Ich habe allmählich das Gefühl, dass mich Sheggorath an der Nase herumführt. Wenigstens habe ich jetzt einen Köder. Mal sehen, ob der Berglöwe darauf abfährt. Wenn nicht, ist das zumindest für Shanjii und mich ein schönes Mahl.

Kampfkatze2
13.04.2012, 23:10
@Ardam
Ein schönes Comeback. Einen Rückfall in die Gegenwart habe ich nur einmal bemerkt. Der Pseudo-Priester ist schon eine recht bemerkenswerte Gestallt. Ich freue mich darauf zu lesen, wie die Geschichte weitergeht. ^^

@Paddy
Danke fürs Feedback! ^^

Jetzt zu meiner eigenen Arbeit:
Eigentlich sollte noch mehr folgen, aber ich will auch wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Viel Spaß beim Lesen!

Man sagt, so erinnerte sich Lendor, dass wenn man weiß, dass etwas existiert, bemerke es man eher. So auch die Ayleiden-Ruine Anutwyll. Die verblichenen, moosbewachsenen weißen Wände und was von ihnen übrig war wurden von der Straße aus von einigen Büschen und Bäumen verdeckt, doch wenn man darauf achtete waren sie sehr wohl sichtbar.
Jedoch hatte Lendor keine Zeit ausschau nach Ruinen im Wald zu halten.
Er trat Roter in die Flanke und die Hufe des Rotfuchses schlugen laut auf dem Pflaster auf, das Pferd flog förmlich über die Straße. Der Wind schlug Lendor ins Gesicht und sein Herz raste, es schlug fast im Einklang mit den Hufen seines Reittieres.
"Wenn ich die jetzt kriege, kann ich das Skooma nehmen, diese Argonierin in Leyawiin abliefern und dann sofort zurück nach Hause. Ich muss bei keinem Überfall mit dabei sein. Ich muss niemanden töten".
Leichter Regen kam auf, der ihn zwang, reflexartig die Augen zuzukneifen. In der Ferne hoben die dunklen Blätter der Bäume die kleinen Wassertropfen hervor und erweckten die Illusion eines lebendigen, sich stetig bewegenden Nebelschleiers.
"Was ist, wenn ich sie nicht einholen kann?"
Lendor fixierte die Straße vor sich. Bei diesem Tempo und der feuchten Glätte könnte ein lockerer Stein oder ein falscher Tritt eine verheerende Wirkung haben.
"Ich muss sie einholen. Damit ich wieder nach Hause kann. Ohne Blut an den Händen". Nebenbei fiehl ihm ein, dass er seinen Regenmantel im Silberheim vergessen hatte. Erneut flogen ihm Tropfen ins Auge und er musste kurz blinzeln. Mit zusammengekniffenen Augen fegte er über die Straße.
Dann, nach einer Anhöhe und einer gefühlten Ewigkeit, erschien der Wagen auf der Straße unter ihm. Es war nur einer und aus der Ferne konnte der Bretone deutlich die Plane und das Gespann aus zwei Pferden sehen. Es musste der richtige sein. Kein Händler währe so verrückt ohne Wache und nur mit einem Wagen, der allein auf keinen Fall mit genug Wahre, um die Reise antretenswert zu gestallten, beladen werden konnte, nach Leyawiin zu reisen, wenn hinter jeder Straßenbiegung Obliviontore stehen könnten. Es beschlichen ihn jedoch zweifel darüber, ob es wirklich klug gewesen war so stürmisch und ohne Plan aufzubrechen. Was sollte er denn machen, sobald er die Khajiiten eingeholt hatte? Ihnen in den weg reiten und brüllen: "Halt! Ihr habt gegen die Gesetze verstoßen!"?
Als der Abstand zwischen Reiter und Wagen immer kleiner wurde, fiel dem Bretonen auf, dass das Gefährt sich nicht von der Stelle bewegte. Und kurz darauf, als er noch näher herankam, hörte er über das Sausen des Windes, der an seinen Ohren vorbeifegte, hinweg Rufe.
Er ließ Roter langsamer werden. Geräusche von Sehnen und aufeinander treffenden Klingen, Befehle und Schlachtrufe. Sie befanden sich jetzt einige Meter hinter dem Wagen und sofort war klar, was gerade passierte: Die Tiermenschen wurden von Banditen überfallen. Lendor überlegte, während er sich von hinten an den Wagen heranschlich: "Wenn ich den Banditen helfe, bringen die mich trotzdem um. Wenn ich den Khajiiten helfe, bedanken sie sich und ziehen weiter. Schließlich sind sie nur... friedfertige Reisende". Oder geben es vor, welche zu sein.
Er könnte auch ganz einfach in den Wagen greifen, eine Flasche mit Skooma mitnehmen und wieder verschwinden, die beiden Parteien ihrem Kampf überlassen... Er hörte einen Schmerzensschrei und sein Entschluß stand fest: "Nein, ich bin kein Dieb. Ich helfe den Khajiiten, und dann, wenn sie gerade wegfahren wollen, schnappe ich mir eine Flasche".

Er zog sein Schwert und kam mit blankem Stahl von hinter dem Wagen hervor gerannt und verschaffte sich einen schnellen Überblick: Zwei Khajiiten, einer mit einem Kurzschwert und einer mit einem wertvoll aussehenden Zwergenlangschwert, versuchten, eine Gruppe von Banditen, allesammt nur mit Nahkampfwaffen verschiedenster Art bewaffnet, von ihrem Wagen und von den aufgeschreckten Pferden wegzudrängen. Irgendwo auserhalb von Lendors Blickfeld wurde lautstark eine Sehne gespannt und kurz darauf schnellte ein Pfeil durch die Luft, auf einen der Banditen zu. "Nein, das ist kein Pfeil. Das ist ein Bolzen!" Der Schütze stand auf dem Kutschbock, dort, wo Lendor ihn von seiner Position aus nicht sehen konnte. Die Plane verdeckte die Sicht.
Zunächst erschien es Lendor, dass die Khajiiten dank ihres Fernkämpfers trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit klar im Vorteil waren, aber die beiden Schwertkämpfer hatten alle Hände voll zu tun; sie mussten pausenlos parieren und die Briganten auf Distanz halten.
Mit dem Schwert in der Faust rannte der Bretone von hinter seiner schattigen Deckung hervor und schrie: "Verschwindet, Banditenpack!" Kurz hielten alle Beteildigten überrascht inne und hielten reflexartig nach dem Rufenden ausschau, dann entschied einer der Banditen, dass es das nicht wert war und sprintete ganz ohne Vorwarnung in Richtung Wald davon. Seine Mitstreiter zögerten nicht lange und folgten seinem Beispiel.

Nachdem Lendor sich sicher war, dass die Banditen keinen zweiten Angriff starten würden, ging er auf die Khajiiten und die Vorderseite zu. Eine Bewegung in seinem linken Augenwinkel ließ ihn zusammenzucken und als er die Quelle ausgemacht hatte, blieb er unwirkürlich stehen und wagte es nicht mehr, sich zu bewegen. Auf dem Kutschbock befand sich, wie bereits vermutet, der dritte Khajiit, der, der die Bolzen abschoß, und welcher jetzt mit einer in Cyrodiil doch eher selten anzutreffenden Armbrust aus Holz und Eisen auf das Gesicht des Menschen zielte.
"Wer, bei Rajhin, bist du, Mensch? Was, bei den sechzehn Ebenen, willst du hier?" Seine Stimme war angespannt, grenzte schon fast an ein Zischen und besaß diesen seltsamen Elsweyrschen Akzent. Lendor zweifelte nicht daran, dass das Gesicht hinter der Armbrust ohne zu zögern den Bügel drücken und somit die gewalltige Kraft hinter der gespannten Sehne loslassen würde.
"Eine Bewegung und du stirbst an einer Eisenvergiftung du kaiserlicher Bastard..!"
Der Bretone schluckte schwer; was er in solch einer Situation sagen sollte, wusste er nicht.
"Beruhige dich, Dra'Sush!" rief der Tiermensch mit dem Schwert aus Dwemer-Metall. In seinen Worten schwang Beschwichtigung mit und sie waren frei von jedweden "Unreinheiten", er sprach fehlerloses, reines Cyrodiilisch.
Der Armbrustschütze schien zu überlegen und Lendor ließ ihn nicht aus den Augen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Der Khajiit namens Dra'Sush säufzte tief und ließ die Armbrust wieder sinken, weg von Lendors Gesicht, aber immer noch gespannt und zum abfeuern des Projektils aus dickem Holz und spitzem Eisen bereit. Das war einer der Vorteile einer Armbrust: Man musste nur einmal spannen und konnte dann auf den richtigen Moment zum schießen warten. Aber wegen der langen Zeit, die man zum Nachladen brauchte, war sie im offenen Kampf eher unbeliebt. "Na gut," sagte er mit einem enttäuschten Unterton.
Der Bretone entspannte sich wieder und merkte, dass der Katzenmensch, der den mit der Armbrust beruhigt hatte, bereits den Weg zu ihm durchmaß. Sein Retter streckte seine peltzige Hand aus und lächelte ihn freundlich an.
Während sie die Hände schüttelten- in Lendor staute sich die anspannung wieder, der gedanke daran, dass er ihnen ja noch irgendwie eine Probe des Skoomas wegzunehmen hatte spukte in seinem Hinterkopf- stellte der Khajiit sich mit einem allgegenwärtigem Grinsen vor: "Ich bin Langfinger, und dass sind meine Freunde Dra'Sush und Dro'Ba. Dra'Sush kennst du ja bereits..."
Lendor war recht ungeübt darin, Khajiiten auseinander zu halten und Langfinger zeichnete sich nur durch die weisen Flecken unter seinen Augen, die wie Trähnen an der Seite seiner Nase verliefen, aus. Dro'Ba war eher etwas rundlicher vom Gesicht her und Dra'Sush hätte Lendor selbst unter einer kleinen Gruppe von Khajiiten im Leben nicht wiedererkannt.
"Wir müssen Euch danken, Herr..?"
"Lendor".
Langfinger nickte. "Ich muss Euch danken, Herr Lendor. Ohne Euch hätten diese lumpigen Bastarde nicht so schnell den Mut verloren, und wir hätten früher oder später verlusste gemacht. Vielen Dank".
"Keine Ursache", sagte Lendor hastig, darauf aus, das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, auch wenn Langfinger keinen so schlechten Eindruck auf ihn machte.
"Seit die Legion mit diesen verdammten Daedra zu kämpfen hat, wird dieses Banditenpack von Tag zu Tag unverschähmter".
Lendor nickte zustimment, auch wenn er dies nur tat, um eine lange Diskusion zu verhindern. "Ja, ja das kann schon sein. Das habe ich auch schon von jemand Anderem gehört. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss weiter", fügte er noch hinzu, "Viel Glück noch!"
Langfinger verabschiedete sich höflich, während die beiden Anderen Lendor schweigent misstrauische Blicke zuwarfen, die er noch im Rücken spürte, als er den Weg zurück zum hinteren Ende des Wagens antrat.

Dort angekommen warf der Wachmann einen Blick über seine Schulter. Keiner der Khajiiten war zu sehen, sie waren wohl gerade dabei, wieder aufzusteigen und weiterzufahren. "Jetzt oder nie!" Lendor griff hinein und ertastete eine geöffnete Kiste. Er bekam eine Flasche zu fassen und war kurz davor, seine Hand mit dem Skooma wieder herauszuziehen, doch plötzlich gab es einen Ruck; Die Khajiiten setzten sich in Bewegung, und statt nur die eine Flasche aus dem Wagen zu nehmen, hing Lendors Hand in der Kiste fesst, was dazu führte dass der ganze Holzkasten herausfiel, als der Bretone noch verzweifelt versuchte, mit dem schneller werdenden Wagen mitzukommen und das schlimmste zu verhindern. Es gab ein Lautes krachen und eine große Anzahl an kleinen Glasfläschchen zerbrach auf dem Pflaster. Entsetzt starrte er auf die zerbrochene Glaswahre auf dem Boden. Doch etwas störte Lendor am Inhalt, der langsam auf dem Boden verfloss. "Moment... ist das etwa Wasser?!"
Jemand rief laut "Hey!" und unwillkürlich wandte Lendor sich in die Richtung. Sofort aus der Fassung gebracht sah er, wie Dra'Sush Vorne auf dem Trittbrett des Wagens stand, unsicher wegen den Schauklern, die die Straße verursachte, jedoch schien er ein geübter Schütze zu sein, er verwackelte eher kontrolliert, und er stand so, dass Lendor ihn sehen konnte. Ebenso konnte Dra'Sush Lendor sehen, und der Mensch lag genau in der Schußlinie der immer noch gespannten Armbrust.
Kurz war Lendor wie gelähmt, konnte nicht reagieren. Als währe es ein Signal aus einem anderen Leben begann sein Knie zu jucken und einem Geistesblitz folgend warf er sich auf den Boden, die Hände schützend über dem Kopf zusammengepresst. Sein Herz schlug ihm in den Ohren, er war zu keinen weiteren Bewegungen mehr fähig. Die Augen zusammenpressent hörte er einen halben Herzschlag später, wie sich die Sehne löste, etwas über ihm durch die Luft pfiff und ein Pferd vor Schmerzen aufheulte.

Noch einige Momente blieb er so liegen. Seine Gliedmasen verweigerten ihren Dienst, selbst eine lange Zeit nachdem das höhnische Gelächter des Schützen und das ruckeln der Holzreifen in der Ferne verklungen waren. Gefühlte Jahre dauerte es, bis er die Kontrolle zurückerlangte. Vorsichtig hob er den Kopf, um nach Gefahren ausschau zu halten. Die Khajiiten waren schon längst verschwunden. Er glaubte, zersplittertes Glas unter sich zu spühren, und immer noch auf dem Boden liegent warf er einen bestürtzten Blick über seine Schulter. Was er sah schnürte ihm die Kehle zu. Sofort sprang er auf und lief auf die Stelle zu, wo Roter auf dem Pflaster verendet war. Der ungefiederte hölzerne Schaft ragte aus dem Hals seines Reittieres, das vor seinem Ende in Todesangst die Augen verdreht hatte. Hilflos sank Lendor vor dem toten Pferd auf die Knie.

Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie er aufgestanden war, oder wie er während der Abenddämmerung bei den Ställen vor Bravil ankam, aber er wusste noch, dass er vergeblich versucht hatte, Roter von der Straße zu zerren. "Ich kann ihn nicht einfach hier liegen lassen, damit irgendwelche dreckigen Wölfe an ihm herumnagen", hatte er gedacht, es jedoch schon bald aufgegeben. Das Pferd war einfach zu schwer, und er würde noch mit bloßen Händen ein Grab schaufeln müssen. Stattdessen war er die Anhöhe wieder hinauf gegangen, nicht wagend, einen weiteren Blick über die Schulter zu werfen. Der Regen wurde stärker und floss an seinem Kopf herab, in seine Augen und tropfte von seiner Nase.
"Es lief ja auch alles viel zu glatt..." Die Dreckskhajiiten hatten nur Wasser geladen. Er war zu unüberlegt aufgebrochen. Er hatte die Flasche fallen lassen, seine Hand zu tief in die Kiste gesteckt...
"Roter ist tot". Nicht nur war Roter ihm ans Herz gewachsen, er hatte sein einziges Transportmittel verloren. In ihm brannten Wut, Verzweiflung, Erschöpfung, Schuld und Hilflosigkeit, so war er wohl losgestapft.
Jedenfalls stand er jetzt im Schankraum des Silberheims.
Er war völlig durchnäst, sogar noch stärker als bei seiner Ankunft in Bravil, dieser ungemein großen Anhäufung Mülls, von der sich die Götter abgewandt hatten. Seine Füße bestanden nur aus Schmerzen, noch nie war er eine so lange Strecke zu Fuß gegangen, jedoch hatten ihn die Unebenheiten der Straße und die vielen Hügel am meisten Kraft gekostet. Seine Zehen spührte er schon lange nicht mehr. Er fühlte sich elend, und so sah er warscheinlich auch aus, denn als er die Tür hinter sich zuschlug und sich auf den nächstbesten Stuhl fallen ließ, tauchte Gilgondorin neben ihm auf. Seine Aufmerksamkeit wurde von Kopfschmerzen und Erschöpfung abgestumpft, so dass der junge Bretone nicht gemerkt hatte, wie der Wirt auf ihn zugekommen war.
"Bei den Neun, was ist Euch denn zugestoßen? Ihr seht aus, als hätte man Euch durch den Dreck gezogen und dann in den Kanal gestoßen!"
Mühseelig blickte Lendor zu dem besorgten Gesicht des Hochelfen auf.
Dieser Blick genügte dem bestürtzten Gilgondorin. "Lendor, gönnt Euch Schlaf! Ihr könnt später bezahlen!"
"Danke," dachte Lendor nur. Die Kraft, es auch zu sagen, konnte er im Moment nicht aufbringen, also musste sein Blick reichen.
Immer noch niedergeschlagen kämpfte er sich nach einer kurzen Pause aus dem Stuhl und Quälte sich anschließend die Treppe hoch in sein Zimmer.

Die Tür war offen, weswegen war ihm gerade egal. Die Argonierin befand sich auch nicht im Zimmer. Hatte er sie nicht an der Bar sitzen gesehen? Er war so schnell nach oben gestapft, und jetzt schon war die Erinnerung daran nur noch verschommen.
Er kam zu dem Schluß, dass es ihm egal wahr, seine Glieder waren einfach zu schwer und verlangten pochend nach Ruhe. Gequälte Laute von sich gebend, zog er die Stiefel aus, ebenso wie den Harnisch. Dann, Wie ein Stein, fiel er auf den Stapel Decken, der, wie schon am vorherigen Abend, als sein Bett herhielt, und trotz der Härte des Bodens, die die Decken nicht ganz abdämpfen konnten, schlief er sofort ein.

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"Lendor! Lendor, wacht auf! Los, wacht sofort auf!"
Aus den unruhigen Tiefen seiner Träume tauchte Lendor auf; Vom Schlaf noch disorientiert und vom Licht einer Laterne geblendet blickte er sich blinzelnd nach der Stimme um, die ihn so barsch aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie kam ihm bekannt vor, sehr bekannt sogar. Es war, neben seinen trägen Gedanken, die letzte Stimme, die er gehört hatte, bevor er die Augen zugeschlagen hatte.
"Was ist los?", versuchte der Bretone zu sagen, bekam stattdessen aber nur ein gestammeltes "Wah is los?" zustande. Langsam gewöhnten sich seine Augen an den grellen Schimmer der Öl-Lampe, die, wie er jetzt erkannte, niemand Anderes hielt als Gilgondorin, dessen Mundwinkel ungewöhnlich Grimmig nach unten gezogen waren. Dies versetzte Lendor einen Schrecken, trotz des unfreundlichen Weckrufes hätte er diesen Gesichtsausdruck nicht erwartet. Lendor schob eine Hand zwischen sich und die Lampe; er hatte sich zwar an das Licht gewöhnt, aber es war doch ziemlich grell.
Nachdem Gilgondorin bei seinem Schweigen blieb, mit dem er, als er merkte, das Lendor endlich wach war, angefangen hatte, ergriff Lendor wieder das Wort. Das schweigende Starren beunruhigte ihn noch mehr als der Gesichtsausdruck des Elfen. Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Augen, doch Lendor konnte nicht sagen, was. Dafür war er noch viel zu müde, er fühlte sich, als hätte er gerade erst vor fünf Minuten die Augen geschloßen. "Was ist los?", wiederholte er.
"Gehen. Ihr müsst gehen". Mehr sagte Gilgondorin nicht.
"Wa-was?" Der Bretone blinzelte erneut. Zwar verstand er den Elfen durchaus, aber seine Gedanken wahren zu träge, um mitzuhalten.
"Ihr müsst gehen", beharrte Gilgondorin. "Ihr und Eure begleitung".
Jetzt dämmerte es Lendor. "Er schmeißt uns raus". "A-aber, warum?" "Warum nicht?", meldete sich eine zynische Stimme in Lendors Kopf zu Wort, eine Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte. "Du und die Echse seit nichts weiter als eine Last für ihn. Ein Klotz am Bein. Schmarotzer. Zahlungsunfähige Kundschaft, die an seiner Bar herumhängt, nach Wein rufend und versprechend, die Zeche Morgen zu zahlen, ganz sicher".
"Ihr müsst gehen", wiederholte Gilgondorin matt, anscheinend hatte er nicht mitbekommen, wie der kleine Zyniker in Lendor diesen dazu gebracht hatte, die Stirn zu runzeln.
Jetzt blickte der Bretone zu dem Wirt hoch, und nachdem er mit wehleidiger Stimme wisperte: "Ja, gut. Wir machen uns schon auf die Socken", erkannte er jetzt, was genau ihm an Gilgondorins Augen aufgefallen war, und seine Gedanken begannen jetzt wieder schneller zu fließen, ihre normale Geschwindigkeit wieder aufzunehmen.
Voll an das Licht gewöhnt musste Lendor seine Augen abschirmen, um nicht geblendet zu werden. Gilgondorin dagegen hatte die Augen weit offen, und seine Pupillen waren geweitet, kein Bisschen zusammengezogen. Lendor hätte das sofort als Hirngespinnst abgetan, doch die Tatsache, dass der Elf die Öllampe genau rechts neben seinem Kopf hielt und trotzem so aussah, als würde ihm die Lichtquelle in so kurzer Entfernung zu seinem Kopf nichts ausmachen, brachten Lendor dazu, zu akzeptieren, dass dies äußert ungewöhnlich war und dass er etwas mehr darüber nachdenken sollte. "Die geweiteten Augen, dazu diese monotone Stimme..."
Zwar dachte Lendor mit der Geschwindigkeit, die Gedanken nunmal inne hatten- ein innerer Monolog konnte schon in ein paar Herzschlägen vorbei sein- wurde der Elf trotz der vermeindlichen Trance ungedultig.
"Ihr müsst gehen", wandt er erneut ein, diesmal nachdrücklicher.
Lendor kämpfte sich aus dem Bett und kam auf die Beine. Es war, wortwörtlich, ein Kampf: Er hatte überall, vor allem aber in den Beinen, schmerzhaften Muskelkater und seine Glieder schriehen danach, dass Lendor sich wieder hinlegte und sich weiter ausruhte. Nebenbei war die Müdigkeit, die er empfand, dabei, wieder eine trübe Wolke um seine Gedanken zu bilden. Und dass er auf dem Boden geschlafen hatte, hatte seinen Zustand nicht gerade verbessert.
Er blickte sich im Raum um, bemerkte die Argonierin, die sein kleiner Zyniker einfach nur "Die Echse" genannt hatte, und rüttelte sie wach. "Irgendeine verstöhrte Fremde, die du auf der Straße aufgegabelt hast, und wegen der du auf dem Boden geschlafen hast. Auf dem verdammten Boden, Lendor!"
Aber trotzdem würde er sie mitnehmen. Auf den Straßen Cyrodiils war es trotz Legion recht gefährlich allein und unbewaffnet- Lendor konnte ihren Dolch einfach nicht Waffe nennen- auf den Straßen umherzuwandern. Und die Straßen Bravils waren sogar noch gefährlicher. Viel, viel gefährlicher. Das wusste jedes Kind, das in der kaiserlichen Provinz aufwuchs.
"Kommt, wir müssen gehen", flüssterte Lendor ihr zu, und trotz Gilgondorins erneutem "Ihr müsst gehen", das ihm einen Schauer über den Rücken jagte, nahm er sich noch die Zeit, ihre Sachen zusammen zu suchen.
Nachdem er trotz seiner schweren Glieder endlich damit fertig war- Gilgondorin sagte noch ein, zwei mal "Ihr müsst gehen"- drehte der Bretone sich zur Tür und damit zu Gilgondorin. Das Einzige, was ihn an seiner Suche behindert hatte, waren die Muskelkater; Gilgondorins Lampe hatte für genug Licht gesorgt, und sie beide, "Die verstöhrte Echse" und der Idiot, der es fertig gebracht hatte, sein Pferd umbringen zu lassen, hatten onehin nicht mehr viel dabei. In seiner Benommenheit hatte Lendor vergessen, die Gegenstände, die in Roters Satteltaschen geblieben waren, mitzunehmen. Neben den Sachen, die er am Leibe trug- dazu gehörte jetzt auch sein Regenmantel-, seinem Schwert und einem Beutel, in dem sich ein halber Kanten Brot und eine Käseecke befanden, besaß er nichts mehr. "Außer meinen Sachen in Cheydinhal", dachte der Bretone, und der Zyniker schippte noch ein "Cheydinhal ist Kilometer weit entfernt, du wirst warscheinlich bei diesem dummen überfall verrecken, wenn du davor nicht verhungerst" obendrauf.
Lendor schob sich an dem Elfen vorbei ("Ihr müsst gehen"), ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Er hörte, wie die Argonierin ihm auf Schritt und Tritt folgte, und ohne sich umzusehen sagte Lendor "Auf wiedersehen, Gilgondorin", ein Zugeständniss and die Höflichkeit. Immerhin hatte Gilgondorin sie für eine Nacht -oder waren es zwei?- gedultet, ohne auf eine Bezahlung für das belegte Zimmer hoffen zu können.
"Etwas hat da gerade eben nicht gestimmt. Überhaupt nicht", dachte er, als er, wieder ohne sich umzusehen, das Silberheim verließ und in die kalte Dunkelheit hinausging. "Aber vielleicht ist das auch nur seine Art, die Leute rauszuwerfen, ohne Gewallt anzuwenden". Sein Atem bildete kleine Wölkchen, die innerhalb einiger weniger Sekunden wieder verschwanden und sich in die Dunkelheit eingliederten. "Nein, das gerade eben war nicht natürlich. Das war nicht Gilgondorin. Jedenfalls war er es nicht freiwillig". Der Himmel war verhangen, und nur ein helleres Grau an einer bestimmten Stelle des Wolkenteppichs zeigte, wo der größere der beiden Monde gerade steckte. Sterne konnte man nicht sehen.
Lendor bekam von der Kälte eine Gänsehaut und sein ausgelaugter Körper und die Wolke aus Müdigkeit, die seine Gedanken befiel, zwangen ihn dazu, einen schnellen Entschluß zu fassen: "Ich muss zu Silberstahl."
Unvermittelt stapfte er in die Richtung los, in der, so erinnerte sich Lendor, Turgars Haus lag. "Hoffentlich hat der Idiot nicht wieder einen vorschnellen Entschluß gefasst", bemerkte der Zyniker, und Lendor hoffte das auch.

Kampfkatze2
01.07.2012, 03:14
Uneditiert und ohne erneutes Drüberschauen. Viel Spaß beim lesen, ich geh jetzt endlich schlafen. :|



11. Kapitel

"Ich hätte nie an Turgars verdammte Tür klopfen sollen," dachte Lendor, als er hastig die kleinen Flaschen mit Skooma aus dem wässrigen Matsch pflückte. "Ich hätte Bravil auf direktem Wege verlassen sollen." Denn Garrus' Plan, so wusste der Bretone jetzt, besaß einen Makel: Es war egal, ob er eine Flasche Skooma mit nach Cheydinhal schaffte oder nicht. Als Beweiß gegen die Orums reichte es, wenn man mal darüber nachdachte, allemal nicht. Allein in der Grafschaft Cheydinhal gab es mehrere Glasbläser, so dass man die Herkunft der Droge nichteinmal an den Flaschen, in denen sie transportiert wurde, ermitteln konnte. Es war alles umsonst gewesen. Roter war umsonst gestorben. Nur wegen eines kleinen Denkfehlers und Lendors Unfähigkeit, diesen sofort zu bemerken. Er hatte er Töten müssen, und zwar nicht aus Gründen der Selbstverteidigung, sondern nur damit die einen Kriminellen sich an den anderen bereicherten.
"Ich hätte aus Bravil abhauen sollen. Ich hätte weder diese Khajiiten noch die Anderen töten müssen. Roter währe noch am Leben. Und ich würde nicht hier im Dreck wühlen". Er war zu dem geworden, was zu bekämpfen er sich einst geschoren hatte.
Die hochgewachsene Gestallt, die hinter ihm stand und zuvor nur fluchend den Kopf hin und her bewegte, damit sich auch ja keiner an sie ranschlich, trat ihm mit ihren von Schlamm überzogenen Stiefeln in den Rücken und die Kiste, in die der junge Wachmann die wieder aufgesammelten Flaschen platziert hatte, kippte erneut um.
"Du hast eine Übersehen. Sammle die verdammten Flaschen wieder auf!"
Doch Lendor regte sich für einen Moment nicht. Ächzend hockte er auf den Knien und wartete darauf, dass die stechenden Schmerzen in seinem Rücken vorrübergingen. Neben seinen erschöpften Füßen, die sich mitten in einem zweiten Gewaltmarsch befanden und nicht gerade glücklich darüber waren, fühlten sich seine Arme taub an, und er war mit seinen Kräften am Ende.
"Bist du taub, Lendor? Heb die Flaschen auf!"
Erneut trat die Gestallt zu.

***

"Okay, die verhandlung mit dem Argonier wird nicht einfach", erklärte Uradas Ramori, wobei er im Gehen wild mit seinen Händen gestikulierte, für Lendor nur schwer zu sehen, da er es trotz der wunderbaren Ausgeschlafenheit nur mühsam zustande brachte, mit dem Dunmer und Turgar Schritt zu halten.
Die Straßen der Stadt waren tagsüber wieder einmal überfüllt, Dutzende von Gesichtern, die mit Entschiedenheit ihrer Wege gingen und schnell wieder an ihnen vorbei zogen, und die drei Männer mussten immer wieder einige Schritte zur Seite machen um niemanden anzurempeln, auch wenn die Presenz des muskulösen Nord die meisten Menschen und Mer dazu brachte, von sich aus auszuweichen.
"Ihr überlasst das Reden mir. Ich kenne diese Echse schon seit Jahren, und wenn man ihn nicht richtig kennt könnte man schon durch einen falschen Blick in eines seiner vielen Fettnäpfchen treten."
Vor sich sah Lendor für einige Sekunden ein Schild zwischen den Köpfen der Passanten auftauchen. Es zeigte einen Mann im Profil, die markante Hakennase war der auffälligste Gesichtszug. Auch trug er einen Helm auf den Kopf, der starke Ähnlichkeit mit dem eines Legionärs hatte, mitsammt Federbusch, den die kaiserlichen Kavalleristen und Offiziere trugen.
Das Schild verschwand wieder hinter einer Masse aus Körpern und Köpfen, jedoch wusste Lendor jetzt, dass sie es nicht mehr weit hatten.
"Der Großspurige," fuhr Uradas fort, von Lendors kleiner Entdeckung keine Notiz nehmend, "ist Im-Kurs Territorium. Lasst euch von seinen Leuten nicht einschüchtern. Ein Paar meiner Leute sind schon drinnen und werden eingreifen, falls etwas schief läuft." Ein knapper Blick über die Schulter, anscheinend um sicher zu stellen, dass die anderen Beiden ihm zuhören, dann wand Uradas sich wieder nach Vorne. "Er liebt es, den geheimnissvollen Argonier zu spielen, weswegen einer seiner Handlanger, am warscheinlichsten Orlor, seine rechte Hand, für ihn reden wird. Fallt nicht darauf rein, dieser Bastard von einer Echse beherrscht die kaiserliche Sprache so gut wie du und ich. Haltet aber die Illusion aufrecht, das gefällt ihm, und so werden wir leichter mit ihm verhandeln können."

Auch wenn der Großfürst gesagt hatte, dass Turgar den Argonier besuchen sollte, war er dennoch am Morgen aufgetaucht, immer noch in sein ärmlich anmutendes Hemd gekleidet.
Trotz der Stickigkeit von Turgars Behausung war Lendor am Vorabend schnell eingeschlafen. Als er aufwachte, mit Muskelkater in den Beinen, hatte der Nord Dörrfleisch und geräucherten Fisch aufgetischt, und obwohl der Bretone sich das Gehirn zermaterte darüber, weswegen Gilgondorin sich am Abend so seltsam verhalten hatte, kam er zu keinem verwehrtbaren Ergebniss, so dass dieses Rätsel in seinen Hinterkopf abdriftete, um jetzt dort zu spuken, ungeduldig darauf wartend, endlich gelöst zu werden.
Auch wenn ihm dabei nicht wohl zu mute war, ließ er die Argonierin in Turgars Hütte zurück, zusammen mit dieser seltsamen Katze. In der Hütte hatte sie genug zu Essen, der Nord hatte einen ausreichenden Vorrat an Dörrfleisch eingelagert; In einer Ecke standen zwei Fässer, in denen Silberstahl seine Nahrungsmittel aufbewahrte.

Uradas Ramori schien seinen Vortrag zu dem schuppigen Kriminellen zu Ende gebracht zu haben, und dies auch nicht zu früh, denn nur wenige Schritte weiter standen die Drei bereits unter dem ovalen Holzschild; Das Wasser vom letzten Niederschlag sammelte sich an der tiefsten Stelle der Unterseite, und tropfte in unregelmäßigen Abständen auf die Personen, die darunter hinweg gingen.
Ramori wandte sich an Turgar: "Geh schon rein und guck nach, ob die Luft rein ist. Währenddessen gebe ich Lando hier," ein kurzes Nicken in Lendors richtung, "eine kleine Einführung." Mit einer Handbewegung bedeutete der Dunmer Silberstahl, durch die Tür zu verschwinden.
Der Nord bejahte dies mit einen Nicken seinerseits und betrat die Schenke, lautes Lachen, Musik und der Geruch von Alkohol schwappten nach draußen, bevor die Tür hinter dem stämmigen Mann wieder ins Schloß fiel.
"Eine kleine Einführung?", fragte sich der Bretone. Doch noch bevor er den Gedanken richtig beenden konnte, wurde er urplötzlich an die Wand gedrückt. Die unerwartet starken Hände des Dunmers hatten ihn am Kragen seines Harnisches gepackt, und völlig überrascht und unfähig, sich aus dem Griff zu lösen, musste Lendor laut aufstöhnen und nach Luft schnappen, als eine Welle von Schmerz durch seine verkaterten Glieder schoß.
Hinter dem Dunmer gingen die Passanten einfach weiter, als ob es nichts zu sehen gäbe, doch sie wurden für Lendor schnell unwichtig, seine Welt bestand nur noch aus dem bedrohlich starrendem Gesicht des Großfürsten und aus der Pein, die seine Arme, Beine und sein Rücken durchlitten.
"Hör mir gut zu," flüsterte Ramori, die blutroten Augen erfüllt von einem hasserfüllten Glanz, "Ich weiß nicht wer, bei Molag Bal, du bist, und es ist mir ehrlich gesagt auch scheißegal, aber wenn du mir auch nur annährend in die Quere kommst, lass ich dich kastrieren und blutend in irgendeiner Gasse liegen, wo dir die Streuner das Fleisch von deinen mikrigen Knochen nagen werden, verstanden?" Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, und innerlich hoffte der Bretone, dass er jetzt wieder freikam, doch Ramori hatte noch weitere Drohungen für ihn: "Von der Wache? Du bist nicht von der Wache, und warst du auch nie, mich kannst du nicht täuschen, ich kenne die götterverdammte Wache. Ich trau dir nur so weit wie diesem Bastard von einem Nord, kapiert?"
Unfähig zu sprechen brachte Lendor nur ein abgehacktes Kopfnicken zu stande, und dass schien genug zu sein, um den Dunmer zu befriedigen.
Der Elf lockerte seinen Griff und entgegen aller Logik klärten sich seine Gesichtszüge wieder, er gab dem Bretonen sogar noch ein freundliches Lächeln. "Ansonsten," schloß Uradas, "werden wir gut miteinander auskommen," und unwillkührlich begriff Lendor, dass er jetzt richtig tief im Sumpf von Bravil feststeckte. Und dass er sich nicht mehr so schnell wieder heraus ziehen würde.

***

Uradas stieß die Tür auf und betraten die Schenke, wobei Lendor nervös mit seiner Hand über die Stelle strich, an der der Dunmer ihn zuvor gepackt hatte. Turgar war einige Sekunden nach ihrem "Gespräch" aus dem Gasthaus getreten und hatte sie hereingerufen, bevor er wieder hineinging und scheinbar geistesabwesend die Tür hinter sich zuschlug. Es roch stark nach Bier, Wein und verkohltem Fleisch.
Der große Schankraum hatte große ähnlichkeiten mit dem des Einsamen Freiers, jedoch lag das hauptsächlich an dem Baustil der Braviler Architektur und dem groben Holz das beide Schenken teilten. Ein Unterschied bestand darin, dass der Raum sehr viel geräumiger war, was seine Gründe vor allem in dem Fehlen der unnötig großen Theke hatte. Hier stand sie, schon fast versteckt, an der hintersten Wand. Hinter ihr stand ein Kaiserlicher, seiner eigenen Erzählung nach einst ein Legionär und begründer dieses Ladens, doch er sah dem Mann auf dem Schild darauf kein Stückchen ähnlich, und Ramori wusste es ohnehin besser: Der jetzige Wirt, Brutus Applicantus, hatte den Großspurigen Legionär einem seiner Onkel abgekauft, das Wirtshaus stand schon seit vielen Jahren in Bravil, und obwohl das mittellange, braune Haar des Kaiserlichen schon einige graue Strähnen nachwies konnte er unmöglich älter sein als dieses Gebäude.
Schnell hatte der Dunmer den Tisch gefunden, an dem die Echse saß. Im-Kur und sein Speichellecker hatten sich an einem Tisch in der Mitte des Raumes breitgemacht. An den Tischen um sie herum saßen ein paar seiner Leute, ein gemischter Haufen, bestehend aus allen Sorten von Abschaum, den Bravil zu bieten hatte.
An der Decke sammelte sich der Qualm von dutzenden angesteckten Pfeifen, der stechende Geruch des verglimmenden Krautes überdeckte ab und zu die anderen Gerüche. "Wie Wellen. Jedes Mal, wenn sich der Wind dreht, schlagen sie einem um die Nase."
Im-Kur schien sie bereits zu erwarten, was Uradas kein Bisschen überraschte. Es standen sogar zwei freie Stühle bereit.
Der Dunmer schnappte sich einen der leeren Stühle. Silberstahl nahm den anderen und saß nun zu seiner rechten. "Genau dort wo ich ihn sehen kann..." Zwar war Turgar ein Nord, was an sich schon viel erklären konnte, und er stellte sich auch dumm, wo immer er konnte, jedoch war Silberstahl nie dazu gekommen im Sommer auf einem Kübel Eis über die schwarzen Steine von Windhelm zu schliddern. Er war in Cyrodiil geboren, das wusste Ramori, und wie jeder, der in Cyrodiil geboren worden ist, ist er in einer verschlagenen Gesellschaft aus geldgierigen Händlern und redegewanten Politikern aufgewachsen. Er war also nichts weiter als ein Kaiserlicher in Übergröße.
Lendor verschwand, um sich einen eigenen Stuhl zu finden, jedoch machte Uradas sich nicht zu viele Sorgen darüber, dass der junge Bretone irgendetwas anstellen könnte. Er war zu vorsichtig um allein darauf zu vertrauen, dass seine Einschüchterung vor der Tür Lendor unter Kontrolle halten würde, doch wusste er auch, dass seine Männer ein Auge auf den vermeindlichen Wachmann haben werden. "Denen bringe ich noch Geld ein. Ohne mich würden die nur ihre kleinen Dinger drehen und irgendwann mit dem Kopf nach unten im Kanal enden, weil sie Irgendwem auf die Füße getreten sind." Oder sie würden sich einen neuen Anführer suchen, doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Er konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen.

Die Echse lächelte dünn und zog an ihrer Pfeife, ein echtes Prachtexemplar, dass er angeblich von seinen Vorfahren bekommen hat, die sie aus irgendeinem, für Ramori unwichtigen, Baum aus den Sümpfen geschnitzt hatten. "Eher gestohlen. Währe er nicht so erfolgreich darin Leuten Angst zu machen, hätte ihn schon längst einer dafür abgestochen," und während er über den möglichen Wert des Rauchinstruments sinnierte hielt er seine neutrale Miene aufrecht.
Als Lendor schließlich wieder antanzte, einen lächerlich kleinen Hocker in den Händen, auf dem er sich zur Linken des Großfürsten setzte, erhob Im-Kurs rechte Hand Orlor das Wort. Wie Uradas diesen verdammten Waldelfen mit seinem widerlich breitem Grinsen verabscheute...
"Im-Kur und seine Männer grüßen Euch, hochwohlgeborener Großfürst!" Wieder dieses abstoßende Grinsen...
Außerdem folgte abschätziges Lachen vom Nachbartisch, an dem zwei von Im-Kurs Banditen saßen.
Dennoch war es für Ramori einfach seinen gelassenen Gesichtsausdruck aufrecht zu erhalten. Das war sein Talent, er konnte wortwörtlich lügen ohne rot zu werden.
"Lass das Geschwafel und kommen wir zum Punkt."
Der Waldelf spielte zunächst den Beleidigten, war für den Moment jedoch ruhig gestellt.
"Turgar, ich und Lando hier haben Im-Kur einen Vorschlag zu unterbreiten." "Immer schön förmlich bleiben wenn es um die Echse geht," sagte der Dunmer sich selbst während er die gespielte Übersetzung, die Orlor seinem kinderfressenden Anführer ins Ohr flüsterte, abwahrtete, ruhig ausatmend.
Im-Kur grunzte etwas, was die Anderen für Argonisch halten sollten und Ramori drehte seinen Kopf wieder zum Elfen, unwissenheit heuchelnd. Hinter seinem Rücken machte sich jeder über Im-Kurs Pseudo-Argonie lustig, er galt als der Insiderwitz diesseits von Bravil, jedoch war niemand dumm genug, ihn in aller Öffentlichkeit lächerlich zu machen, denn dann würde er davon erfahren. Eine der wenigen von Im-Kurs ausgeübten argonischen Traditionen, an der niemand bezweifelte, dass es sie überhaupt gibt, war die, seine Feinde zu häuten. Er tat es nicht besonders oft, nur wenn er ein Exempel statuieren wollte, doch Uradas wusste, dass diese hübsche Echsenlederweste keinesfalls aus Schlangen bestand. Der Argonier hielt sich mit seiner selbst für Braviler Verhältnisse außerordendlichen Grausamkeit über Wasser.
"Im-Kur sagt, Ihr könnt Euren Vorschlag jetzt unterbreiten."
"Was auch immer, Bürschchen," dachte der Großfürst und sagte: "Gut. Also. Ich schlage vor, dass Im-Kur und seine Leute- verzeiht, ich meinte, Im-Kur und seine Männer, sich für eine kurze Zeit mit den meinen zusammenschließen, um gemeinsam eine andere Gruppe von Straßenunternehmern ihrer Wahre zu erleichtern."
Wieder die gespielte Dolmetscherei, dann sagte der Waldelf: "Im-Kur könnte sich unter Umständen zu einem undauerhaftem Bündniss mit Eurem Unternehmen bereit erklären. Es käme allein auf die Wahre an, und den Anteil."
Uradas nickte kurz. "Skooma. Ein Fünftel, das Im-Kur unter sich und seinen Männern aufteilt."
Diesmal übersetzte der Waldelf nicht erst, sondern beugte sich vor und verlangte mindestens die Hälfte.
"Soltest du nicht lieber zuerst deinen Anführer fragen, Waldelfchen?" warf Turgar grinsend ein. Zuvor hatte er geschwiegen, wie der Dunkelelf es von ihm verlangt hatte, und auch wenn der flüchtige, zügig wieder unterdrückte Anflug von Panik im Gesicht des Speichelleckers tiefe Befriedigung in Uradas auslöste, musste er sich zu Turgar umdrehen und ihn mit einem Blick daran erinnern, wer von ihnen für das Sprechen verantwortlich war. Gefügig lehnte sich der Nord in seinem Stuhl zurück.
"Ja, Bürschchen. Du hast Angst. Angst davor, als Im-Kurs Unterwäsche zu Enden falls du es verbockst. Ich kann meine Maske aufrecht erhalten, aber kannst du es auch, mein lieber Orlor?"
Der Waldelf beugte sich wieder zur Echse hinüber. Trotz der Worte des Nord hatte Orlor sich schnell wieder gefangen und setzte sein degoutantes Schmunzeln wieder auf.
"Im-Kur verlangt mindestens zwei Drittel."
Wäre er nicht gerade dabei sich zu verstellen, hätte Ramori warscheinlich ein genervtes Ächzen ausgestoßen. "Im-Kur bekommt drei Achtel. Meine Gesellschaft stellt die hälfte der Männer als auch die Informationen bezüglich des Aufenthaltortes der Wahre." "Damit wird er sich nicht zufrieden geben. Niemand kann ganze Wagenladungen von Skooma lange geheim halten, vor allem nicht, wenn man sich dabei so blöd angestellt hat wie diese Khajiit. Er weis, dass er sie nach 'ner Zeit selbst finden wird."
Die Übersetzung, dann die Antwort der Echse aus dem Munde des Waldelfen: "Die Hälfte, nicht weniger."
Uradas warf einen knappen Blick auf Im-Kur und ihm wurde klar, dass dies sein letztes Angebot war. Fünfzig-Fünfzig. Andere hätten mehr verlangt, allerdings wusste Im-Kur, dass Uradas diesbezüglich nicht log. "Jedenfalls solange ich will, dass er denkt, dass ich nicht lüge..." Im-Kur wollte nicht riskieren, dass jemand anderes als er selbst Hand an das Skooma anlegen konnte, jedoch bestand das Risiko, dass jemand es vor ihm fand, und so währe es viel leichter zunächst auf die Abmachung einzugehen und ihm, dem Dunkelelfen, dann in den Rücken zu fallen und mit dem Wissen über die Lage des Verstecks der Khajiiten reiche Beute zu machen.
"Gut. Einverstanden," beschloß der Großfürst. "Und dann dringen wir mit Im-Kurs Hilfe ein, stechen ihn und seine Leute ab und verkaufen das Skooma anschließend nach Morrowind."
Erneutes Flüstern in Im-Kurs Ohren, dann streckte der Argonier dem Dunmer die mit Goldringen bestückte Hand entgegen.
Uradas ergriff sie, und beide Männer lächelten sich gegenseitig an, während sie sich die Hände schüttelten.
"Es wird mir eine Freude sein, deine Pfeife an irgendeinen Sammler zu verkaufen, und dich endlich los zu sein, mein lieber Im-Kur."
Warscheinlich dachte der Andere etwas ähnliches, doch das war Uradas gerade egal. Jetzt kam der Teil, in dem sie die Genauheiten ausdiskutieren würden. Zeit, für Turgar einen Becher Bier zu bestellen, denn dies würde noch eine lange Sitzung sein.

KingPaddy
05.07.2012, 01:41
So nach einer kleinen entspannenen Partie Empire Earth jetzt auch hier noch ein paar Meinungen.

@ Ardam
Ich habe deinen neuesten Post mit viel Amüsement gelesen. Komik kam bei den beiden Katzen wieder nicht zu kurz. Es gab immer wieder einige Situationen die mehr oder weniger unfreiwillig komisch waren und zum Schmunzeln regelrecht einluden. Ich kann Kampfkatze da nur bei der Einschätzung zustimmen, dass Jo'kash eine bemerkenswerte Gestalt ist. Die Art und Weise und auch die Selbstverständlichkeit mit dem er die Bewohner von Bravil auszunutzen weis bzw. versucht treffen wunderbar das Bild eines gerissenen Kajhiiten. Allerdings ist er auch nicht völlig gewissenlos, wenn er Dro'shanjii wenigstens helfen möchte, anstatt sich einfach in die Kaiserstadt abzusetzen. Er ist vielleicht kein offensichtlicher Sympathie-Träger, aber doch ein Charakter, den man durchaus lieb gewinnen kann. Ich freu mich da schon auf die Fortsetzung deiner Geschichte.

@ Kampfkatze
Zu dem Post mit der Tötung von Roter durch die Kajhiiten brauch ich eigentlich nicht viel sagen, denn er ist so an sich gut gelungen. Auch das Gefühlsbild von Lendor nach dem Tod des Pferdes scheint mir nachvollziehbar. Was ich persönlich bemängeln würde, ist die Szene mit Gilgondorin am Abend. Zwar stellt Lendor fest, dass offensichtlich etwas mit dem Altmer nicht stimmt, aber er forscht der Sache auch weiter nicht nach.

Der zweite, unkorrigierte Post störte mich da schon an ein paar mehr Stellen. Ich nehme mal den Fehler mit die Wahre, die eigentlich die Ware heißt, so als bereits zur Korrektur vorgemerkt hin. Was mir erhebliche Verständnisprobleme bereitete war der erste Absatz des Postes. Das scheint eine Szene zu sein, die sich erst viel später abzuspielen scheint, aber der Übergang ist nicht wirklich nachvollziehbar. Ich weis jetzt nicht, ob dieses Textstück aus Versehen oder mit absicht genau an dieser Stelle befindet, aber der fehlende Textübergang lässt da den Sinn völlig verloren gehen. Also es wird auch nicht direkt ersichtlich, dass sich Lendor vielleicht von dieser zukünftigen Position an die Ereignisse mit Turgar und dem Dunmer erinnert, die danach, wieder chronologisch korrekt an den vorherigen Post anschließend, folgen. Also da solltest du wirklich noch einmal drüber gehen.

Ansonsten ist das Treffen mit dem Argonier wirklich eine geil beschriebene Situation in der Geschichte. Da fühlt man sich an so ein paar schöne Gangster-Filme wie "Der Pate" erinnert. Auch die Ausgestaltung der Unterwelt von Bravil mit verschiedenen Banden, die unter einander um Anteile und Beute konkurrieren wird von dir da sehr gut vorangetrieben, aber generell stellst du Bravil in viel plastischerer Art und Weise dar, als es Oblivion jemals geschafft hat. Auch Modifikationen hatten diese Stadt ja auch eher ausgespart. Das der Ort von dir jetzt als Kulisse so umfangreich ausgestaltet wird, gefällt mir deswegen besonders gut, auch weil Bravil trotz der schwachen Umsetzung zu meinen Lieblingsorten in Cyrodiil zählt. Die Ausgestaltung des Treffens und der Charaktere, die hier Teil der Braviler Unterwelt sind, ist der wirklich gut gelungen. Ich bin schon gespannt, wie es nun weitergehen wird.

Kampfkatze2
24.01.2014, 18:43
Okay, nach sehr langer Zeit nun der nächste Teil:


Der erste Gang wurde serviert. Sofort nachdem die ersten Bediensteten anfingen, die Becher und Krüge des Grafen und seines Hofstaates zu füllen, erhob sich der silberne Klang von klirrendem Besteck und das laute, zufriedene Schlürfen der Gäste. Drels Theran, Inquisitor des Kaiserreiches, fing an, gemächlich an seiner Suppe zu löffeln. Die Brühe, dickflüssig und durch das Licht der Kerzen in einen Braunton mit einzelnen orangen Splittern verfärbt, bestand größtenteils aus Kartoffeln, aber auch anderes Gemüse und ebenso auch Fleisch, das Drels als Lamm einordnete, waren unter die Erdäpfel gemischt. Im Kontrast zu dem üblen Ruf, den die Küche von Schloss Bravil bei der adligen Elite des Kaiserreichs hatte, schmeckte ihm sein erstes Gericht des Abends trotz der einfachen Zutaten und der simplen Zubereitung nicht schlecht. Als er ungefähr die Hälfte des in einem tiefen Tonteller schwimmenden Eintopfs ausgelöffelt hatte und sein Heißhunger gestillt war, blickte er auf und lächelte zufrieden. Er, als besonderer Gast aus der Kaiserstadt, hatte einen Ehrenplatz in der Nähe des Grafen zugeschrieben bekommen, ein Zugeständnis des kaiserlichen Adligen an den Inquisitor.

Zwar bereitete Regulus Terentius Drels Theran so viele Probleme, wie dem Grafen nur möglich war, allerdings ging er damit nie zu weit, denn nicht nur Therans Sitznachbarn, die angespannt und steif dasaßen und versuchten, jedweden Augenkontakt mit ihm zu meiden, hatten angst vor ihm. Der Inquisitor konnte den Grafen, der ohne Zweifel an Bravils Untergrundgeschäften beteiligt war, oder zumindest daran verdiente, zwar nicht direkt unter Druck setzen, aber sicherlich würden die Verbindungen des Dunmers zum Ältestenrat Terentius schließlich doch dazu bewegen, in nächster Zeit kooperativer zu werden.
Nachdem sein Schutzpatron Kaiser Uriel von diesen daedrischen Kultisten gemeuchelt worden war, war Regulus Terentius, den der Kaiser damals zum Grafen von Bravil machte, nachdem dieser nach einem Turniersieg als großer Held hervorging, mit einem Male nicht mehr vor der Kritik und der Kabale des restlichen Adels geschützt. Selbst die Vorsichtigen und Feigen unter ihnen ließen jetzt ebenfalls ihre Stimme hören, wenn Terentius' ältesten Kritiker das Wort erhoben, und diejenigen, die sich schon von Anfang an nur über seine Erhebung in den Adelsstand empört hatten, brachen jetzt aus allen Dämmen. Im Ältestenrat fragte man sich langsam, ob ein Anderer wohl nicht besser dafür geeignet wäre, über Bravil zu regieren. Was Drels Theran gerade recht kam, da der jetzige Graf nun anfing, sich echte Sorgen um seine Position zu machen und sie nicht mehr als selbstverständlich anzusehen.


Als der Großteil der Gäste mit dem ersten Gericht fertig war, ließ der Graf seine Küchendiener rufen, und als diese begannen, eilig um die Tafel zu schwirren, Besteck aufzusammeln und erneut Getränke auszuschenken, wanderte der Blick des Inquisitors über die Gesichter der verschiedenen Persönlichkeiten, die nun lautstark miteinander redend und ausgelassen lachend auf den zweiten Gang warteten. Das soziale Schmiermittel Alkohol entfaltete nun langsam seine Wirkung, und neben dem Geruch des bereits verschwundenen Eintopfs wurde das beißend fruchtige Weinaroma, dass sich schon seit dem Moment, in dem die erste Flasche geöffnet wurde, unter die anderen Gerüche in den Raum gemischt hatte, immer präsenter.
Drels kannte einige der Gesichter im Raum. Bei den Meisten von ihnen handelte es sich um Bravils Landadel, der von seinen Ländereien geflüchtet war, um bei ihrem Lehnsherren Schutz vor den Horden Oblivions zu finden. Dort, ihm gegenüber, saß Tiber Cosomanus, der ein Herrenhaus nahe der Grenze zu Valenwald besaß, das der knollennasige Kaiserliche jedoch nie besucht und immer vernachlässigt hatte, und das mit der Zeit so stark verfallen war, dass er wegen den hohen Sanierungskosten keinen Käufer dafür finden konnte.
Unweit von Cosomanus spielte der junge Attrebus Roscius gelangweilt mit seinem Besteck.
Sein Vater, Furius Roscius, hatte den Jungen, dessen Schwestern und seine Mutter nach Bravil geschickt, während er selbst bei seinem Gut irgendwo westlich von Bravil geblieben war, um dieses zusammen mit seinen Dienern und einigen angeheuerten Söldnern gegen die Daedra und eventuelle Plünderer zu verteidigen, die die derzeitige Lage nutzen wollten, um die verlassenen oder nur spärlich bewachten Anwesen der Adligen nach wertvollen Hinterlassenschaften abzusuchen.
Attrebus war nicht gerade begeistert darüber gewesen, in die Stadt geschickt zu werden. Er wollte stattdessen an der Seite seines Vaters kämpfen, aber Furius Roscius war ein sehr willensstarker Mann, der keinen Widerspruch duldete, erst recht nicht von seinem Sohn.


Erst als einer der Diener ihm neuen Wein eingoss widmete Drels seine Aufmerksamkeit wieder den Resten seiner Speise. Die Suppe hatte gut geschmeckt, aber nun verlangte der Magen des Inquisitors nach noch mehr Sättigung, und während dann die Bediensteten einige Platten mit Schlachterfisch in den Raum trugen und bei deren Anblick selbst die zurückhaltendsten Gäste freudig ihre Stimme erhoben, dachte der Inquisitor wieder an das, was an diesem Tag vor ihm lag. Er genoss Mahlzeiten als einige der wenigen Zeitspannen des Tages an denen er nicht pausenlos Briefe las, schrieb oder wichtige Gespräche führte, doch selbst jetzt holten ihn die Gedanken an seine Arbeit ein. Seinen Gedanken konnte er nie entkommen, selbst wenn er von doppelt so vielen lärmenden Menschen umgeben wäre wie jetzt.
Zunächst würde er nach dem Essen auf seine Kammer zurückkehren und die ihm zugesendeten Berichte durchgehen, bevor er dann erst einen Brief an den angeheuerten Spezialisten, seine Spione und dann an die Kaiserstadt schrieb. Anschließend musste er ein Gespräch mit dem Hauptmann der Wache, einer Kaiserlichen namens Viera Lerus, führen, in denen er sie höchstwahrscheinlich ihres Amtes entheben würde. Den Hauptmann der Wache zu entlassen war normalerweise eine der ersten Handlungen, die Drels durchführte, nachdem er sich einen Überblick über die Lage verschafft hatte. In der Regel war der Hauptmann korrupt oder zu schwach, um mit der übermäßigen Kriminalität in seiner Stadt und mit der Korruption bei den ihm unterstellten Wachmännern zurechtzukommen; allerdings gab es auch Ausnahmen in denen sich ein Hauptmann äußerst kooperativ, kompetent und engagiert zeigte und vielleicht sogar bereits dabei war, einen soliden Plan zur Beseitigung des kriminellen Abschaums zu entwickeln. In solchen fällen ließ Theran den Hauptmann im Amt. Jedoch war Viera Lerus Drels' Wissens nach unter die Kategorie der Schwachen einzuordnen. Soweit der Inquisitor wusste, hatte Lerus zwar einen kleinen Kreis aus treu ergebenen, gewissenhaften und gesetzestreuen Wachmännern um sich versammelt, allerdings war die große, erdrückende Mehrheit der braviler Stadtwache so korrupt, dass sie bereits als eine eigene Verbrecherbande galt, die neben ihrem bescheidenen Sold davon lebte, Bestechungs- und Schutzgelder einzusammeln und ab und zu selbst aktiv am Schmuggel und am Schwarzmarktgeschäft teilzunehmen.
Es war unangenehme und auslaugende Arbeit, aber er hatte sich dafür immerhin selbst gemeldet. Am Ende, wenn alles so aufging, wie er es vorhatte, würde er nicht nur dem organisierten Verbrechen im Inland einen Schlag versetzen, sondern auch noch dem Skoomaschmuggel durch die Renjirakrin zwischen Süd-West Cyrodiil, Morrowind und Elsweyr schaden.


Nachdem der dritte Gang- ein kleines Sortiment an Gebäck- dann auch verspeist war, fingen die Gäste langsam an, aufzustehen und sich in ihre Unterkünfte zurückzuziehen. Einige währen vielleicht noch in den Schlossgarten gegangen ("Der einzige schöne Fleck in Bravil," dachte der Inquisitor sich dabei, "Kajiiten können also doch etwas erreichen, wenn man diese Halbmenschen streng kontrolliert und sie dadurch nicht faulenzen können."), allerdings regnete es schon wieder und selbst der niedere Hofstaat bevorzugte es, im Trockenen zu bleiben, wenn man Nässe vermeiden konnte.
Genauso fühlte die Schlosswache, jedoch wurde den Männern mit dem goldenem Hirsch auf ihren Schildern die Entscheidung abgenommen; solange sie innerhalb der Sichtweite der Offiziere postiert waren würden sie selbst Regen standhalten, der von der Seite oder sogar von unten zu kommen schien. Die Stadtwache war sehr wohl von Korruption durchfressen, aber die Schlosswache blieb- jedenfalls nach außen hin, und solange jemand gerade auf sie achtete- diszipliniert. Der Grund dafür lag darin, dass diejenigen von ihnen, die den Wachoffizieren positiv auffielen, den angenehm trockenen und warmen Wachschichten im Inneren des Schlosses zugeteilt wurden; verhielt sich ein Schlossgardist in den Augen seines Vorgesetzten falsch, musste er draußen am Tor oder auf der Mauer ausharren, selbst wenn es schon so weit kam, dass man fürchten musste, im Regen zu ertrinken. Die Offiziere hingegen versuchten es, den Grafen durch ihr Talent, die Schlosswache diszipliniert zu halten, zu beeindrucken. Der Graf interessiertere sich dafür jedoch ausgesprochen wenig, war aber gewillt, die Illusion aufrecht zu erhalten. In seinen Augen schadete ein wenig Konkurrenz nicht... solange er nicht selbst derjenige war, der sich dem Konkurrenzkampf stellen musste.


Theran blickte nun auf seinen leeren Teller hinab und seufzte. Er schob sich und seinen Stuhl vom Tisch weg und hinterließ sein gebrauchtes Essgeschirr für die Diener des Grafen, die schon eilig dabei waren, hinter den Gästen aufzuräumen. Mit sicheren Schritten bewegte er sich aus dem Raum die Treppe hinauf und auf sein Zimmer zu. Ungeduldig und unablässig klopfte der Regen an die getönten Fensterscheiben von Schloß Bravil und verlangte Eintritt, der ihm jedoch solange Menschen im Bollwerk lebten nie gewährt werden würde.


Drels drehte den kleinen Eisenschlüssel im Türschloss seines Zimmers um und betrat den durch die dicken roten Vorhänge abgedunkelten, dadurch schon fast stockdunklen Raum, der jetzt nur vom Licht der Fackeln außerhalb des Zimmers auf dem Gang erleuchtet wurde und mehr nach dem Arbeitszimmer eines besessenen Bürokraten als nach dem Schlafgemach eines kaiserlichen Inquisitors aussah: Um den Schreibtisch herum sammelte sich Arbeit in Form von Pergament, Papier, Feder und Tinte, während der Rest des Zimmers geradezu vernachlässigt erschien; alles, was nichts mit dem geschriebenen Wort zu tun hatte, schien zwar unberührt zu sein, aber doch irgendwie am falschen Platz zu stehen, mit Ausnahme von größeren Möbeln wie Theran's ordentlich gemachtem Bett und dem massiven Kleiderschrank an der Wand zu Drels' Rechten.
Hier war das unbeständige, temporäre Heim, dass Drels sich in Bravil eingerichtet hatte, gleichwohl jeder Raum dem Inquisitor gereicht hätte, sofern er genügend Platz für einen Schreibtisch und ein Bett bot. Der Raum selbst war gemütlich, nichtsdestotrotz verspürte er eine eigentümliche, kalte Empfindung als er sein Schlafzimmer betrat. Ihm wurde sofort bewusst, dass er nicht die einzige Person im Raum war und ihm stellten sich die Nackenhaare auf. Ein Umriss schälte sich aus den ihn umgebenden Schatten, und als Drels die Gestalt erkannte, schloss er sofort die Tür hinter sich.
"Ich hatte Euch doch gesagt, Ihr sollt Euch vom Schloss fernhalten", sagte Theran mit gerunzelter Stirn und ein wenig schneller schlagendem Herzen.
Die Gestalt ließ sich einen Moment Zeit bevor sie mit ihrer rauchigen Stimme antwortete: "Der konventionelle Weg hätte zu lange gebraucht." Er sprach dabei mit einem beiläufigen Tonfall.

Und während der Maskierte mithilfe von elementarer Magie eine Kerze auf dem Schreibtisch des Inquisitors entzündete und damit einen Teil des Raumes und sich selbst in warmes, loderndes Licht tauchte, gleichzeitig aber auch den Raum in trügerische, leicht pulsierende Schatten hüllte, drehte Drels Theran den Schlüssel den er zuvor schon wieder herausgezogen hatte im Schloss um und stellte somit sicher, dass niemand unaufgefordert ins Zimmer hereinplatzte. Dabei wandte er der in Chitin und Sackleinen gehüllten Figur für keinen Moment den Rücken zu.



Die zwei runden Gläser in der Maske des scheinbar Gesichtslosen reflektierten den Kerzenschein. Dies war einer der Momente, in denen Theran es bereute, den anderen Dunmer in seine Dienste gestellt zu haben. Bevor er ihn angeheuert hatte, war die maskierte Gestalt- er nannte sich selbst Gidaves Irethi, ein Name der sehr unwahrscheinlich sein echter war- ein freiberuflicher Attentäter, Schmuggler und Bandit gewesen, aber der Maskierte war so gut in dem was er tat, dass Drels sich damals dafür entschied, dessen Talente für das Wohl des Kaiserreiches einzusetzen. Dem vermummten Bastard war es egal, wem er die Treue hielt, solange er den größtmöglichen Gewinn daraus schlug, und er verriet seine Arbeitgeber wenn ihm der Sinn danach stand. Verlässlich, aber zugleich auch unberechenbar. Der Inquisitor hatte einst versucht, Gidaves ohne Maske zu ertappen, aber er schaffte es irgendwie seinen Spionen immer wieder zu entwischen. Drels hatte ihn noch nie ohne dass Chitin sein Gesicht verdeckte gesehen, aber er wusste, dass Irethi des öfteren ohne Maske umherlief, um in einer Menge nicht aufzufallen oder um von anderen nicht wiedererkannt zu werden. Diese krankhaft rauchige Stimme, mit der der Bandit immer mit Theran sprach, die sich so anhörte, als bekäme der Mann hinter der Maske jeden Moment einen Hustenanfall, musste bestimmt das Ergebnis von Alchemie sein. Ihn anzuheuern war ein Fehler gewesen, vielleicht sogar der größte Fehler in Therans Laufbahn, und er musste irgendwann- möglichst bald- beseitigt werden. Aber wie eine Ratte merkte er es, wenn Gefahr drohte, und er würde das sinkende Schiff verlassen und Theran vielleicht auch einen Abschiedsbrief in die Kehle schneiden bevor er für immer verschwand. Für Drels war es klar, dass die Worte Gidaves' über die Dringlichkeit der Schnelle der Zustellung seiner Nachricht eine Lüge war, denn er wusste, dass die eigentliche, unausgesprochene und im Hintergrund überbrachte Nachricht "Ich könnte dich töten, wenn ich wollte. Du würdest mich noch nicht einmal kommen hören, und Niemandem im Schloss würde es auffallen, bevor es zu spät ist“ war, und dieser Gedanke jagte dem Inquisitor einen kalten Schauer über den Rücken.


Wie der Banditensöldner überhaupt unbemerkt in sein Zimmer eindringen konnte fragte sich Theran erst nicht, denn auch das war ein für ihn bereits offenes Geheimnis: Während andere bezahlte Mörder ihre Ziele mithilfe von Geschick, Ausbildung, Disziplin und Können erledigten, nutzte dieses besonders widerwärtige Exemplar die Fertigkeiten der Illusionsmagie um an seine Ziele zu gelangen. Für einen geübten Illusionisten war es ein Leichtes mithilfe von Magie an den unaufmerksamen Wachen innerhalb des Schlosses vorbeizukommen.
Zwar war Schloss Bravil der einzige Flecken in der Stadt, der einigermaßen wertvollen Gegenständen ein Heim bot, allerdings hatte es bisher noch niemand gewagt, in Schloss Bravil einzubrechen. Irgendwann verschwanden Jene, die es versuchen wollten, plötzlich in einer dunklen Gasse und wurden nie wieder gesehen. Ein Einbruch in die ummauerte Residenz des Grafen würde dem Grafen selbst einen Anlass geben, der Wachmannschaft seiner Stadt auf die Finger zu schauen und vielleicht sogar ein Paar Köpfe rollen zu lassen, was den Wachen natürlich sehr ungelegen kommen würde. Diese Problemfälle wurden beseitigt, bevor sie die für die Wächter der Stadt so wertgeschätzte Ruhe stören konnten. Und würde ihnen doch mal einer durch die Finger gehen und es wagen, ins Schloss einzudringen, würden sie alle ihnen zugänglichen Methoden nutzen (sowohl legale als auch illegale), um die Person aufzuspüren und verhaften zu lassen- oder schlimmeres.
Es wurde gemunkelt, dass Regulus Terentius sich genau wie die Stadtwache selbst in die schattenhaften Untergrundgeschäfte verwickeln ließ, für Theran stand jedoch fest, dass er eher „über“ der ganzen Sache schwebte und sich nur einen Anteil am schmutzigen Verdienst einheimste, als besondere Steuer für bestimmte Bürger getarnt. Seine eigenen Hände blieben immer lupenrein.
Jedenfalls blieb das Fehlen von potenziellen Einbrechern der Grund, weswegen es die Wachmänner, die es genossen, ihre Zeit im Trockenen verbringen zu dürfen, lieber vorzogen, die entspannende Wärme und Ruhe auszuleben, die ihren Genossen draußen im allgegenwärtigen, unnachgiebigen Regen verwehrt wurde. Sie taten, als ob sie wach waren und aufpassten, wenn ein Mitglied des Hofstaates, einer der Offiziere oder einer der wichtigeren Angestellten vorbeikam, und sobald sich Diese außer Sicht- und Hörweite begaben, gingen die Wachmänner wieder ihrem Halbschlaf im Stand nach.
Sie waren kein Hindernis für den angeheuerten Verbrecher, dessen Illusionen bei Unaufmerksamkeit und Verwirrung voll zum tragen kamen. Die Wachen wussten nicht, dass sie unter seinem Einfluss standen, und es war auch unwahrscheinlich, dass sie es je bemerken würden.


„Nun denn,“ begann Drels, wobei er von der Tür entfernte und sich vorsichtig dem anderen Dunkelelfen näherte und dabei unbewusst doch noch genügend Abstand von ihm hielt. „Dann sagt jetzt, was Ihr zu sagen habt.“
Der Andere nickte bloß und begann mit seinem Bericht: „Es wird heute Nacht passieren. Der Bretone hat mich zu den zwei Banden geführt, welche als erste von dem Standpunkt des Kajiitenhauses erfahren haben. Ich habe die Informationen an weitere Gruppen durchsickern lassen, die aber eher nach dem Auftauchen der beiden Ersten eingreifen werden als davor, um ihnen in den Rücken fallen und das Durcheinander ausnutzen zu können. Das Haus wird rund um die Uhr beobachtet, von allen möglichen Fraktionen, und auch von meinen eigenen Leuten. Sobald es anfängt, wird es ein richtiges Chaos sein, und der Ork wird seine Wirkung nicht verfehlen. Ich werde sicherstellen, dass genügend Kajiiten überleben, um die Nachricht weiterzutragen.“


„Ah, ja, der Bretone,“ dachte Theran. Dieser Bretone hatte Einiges durcheinander gebracht, aber ihnen dabei auch ohne sein Wissen geholfen. Drels' Agent wurde auf ihn aufmerksam, als er dabei war, diese Ablenkung der Kajiiten zu verfolgen. Er hatte ihnen viel Zeit und Mühe erspart, jedoch wusste Drels nur wenig über ihn. So weit der Inquisitor wusste, könnte Lendor (seinen Nachnamen kannte er nicht) ein Scherge von Uradas Ramori sein, der vielleicht auf einem Schmuggel- oder Plündereitrip die Stadt verlassen hatte, jetzt jedoch zurückkehrte. Andererseits hatte Therans Spion in Ramoris kleinem Kreis von Banditen den Bretonen nie zuvor gesehen, und offensichtlich war er nur eine Bekanntschaft eines der beiden Nords in der Gruppe. Des Weiteren hatte der Maskierte irgendwie herausgefunden, dass er aus Chorrol kam. War er nun ein Agent der Orums? Die Schweinekinder waren normalerweise so dumm wie Stroh. Wenn es aber um gesetzeswidrige Aktionen aller Art ging, schienen ihre Köpfe auf einem Schlag auf Hochtour zu laufen, so schien es dem Inquisitor. Möglich war auch, dass er von Außerhalb der in Bravil, in Chorrol oder gar in Cyrodiil einheimischen Syndikaten stammte.

Der Ork mit dem untypischen Namen jedoch war ganz klar ein Orum, und bald würden die Verbrecher Bravils und auch die Renjirakrin glauben, dass die Orums bei dem aufkommenden nächtlichen Vorfall die Strippen zogen- sofern alles wie geplant aufging.

Und dann war da noch das „heute Nacht“. Es raubte ihm viel Zeit und er entschied kurzer Hand, die „Hauptmännin“, wie sie abwertend von manchen Wachen und anderen Bravilern hinter ihrem Rücken genannt wurde, in ihrem Amt zu lassen, um sich nicht durch unnötigen Papierkram schlagen zu müssen. Nein, er brauchte die Stadtwache in Bereitschaft, und er durfte sie nur im letzten Moment davon informieren und zuschlagen lassen um zu verhindern, dass die Verbrecher Wind von der ganzen Sache bekamen und die ganze Aktion abbliesen.
Bei der Stadtwache galt das Sprichwort „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ als allgemeiner Leitfaden, allerdings galt dies oft nur in eine Richtung: Ein braviler Wachmann, der durch Zufall oder durch Absicht von einem bevorstehenden Coup einer Verbrecherbande erfuhr, würde es niemals an seine Vorgesetzten weitertragen, sondern versuchen, selbst daraus Gewinn zu schlagen. Sollte er aber herausfinden, dass die Wache als Ganzes oder auch nur der Wachhauptmann etwas vorhatten, verkaufte er diese Information ohne zu zögern an die betroffenen Kriminellen weiter- oder an deren Rivalen, die für das Wissen über „Wann“ und „Wo“ vielleicht sogar gewillt waren, viel mehr zu zahlen. Die Männer im verwitterten weiß, grün und braun machten bei jedem aufmerksamen Beobachter keinen sehr vertrauenswürdigen Eindruck.



„In Ordnung,“ beschloss der Inquisitor schließlich an den anderen Dunmer gewandt, dessen Umrisse teilweise im Schatten verschwammen. Dank der rasenden Geschwindigkeit, die Gedanken innewohnt, hatte er nur einige Momente mit Grübeln verbracht und es war kaum Zeit vergangen. „Dann verschwindet jetzt wieder. Ich muss alles vorbereiten.“
Nebenbei fiel sein Blick auf den Stapel aus Pergamenten auf seinem Schreibtisch. Schon jetzt trauerte er der letzten Mahlzeit, und damit auch der letzten Freizeit nach.