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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gibt es zuviele Medien? (Vielfalt und Auswahl)



La Cipolla
14.06.2010, 23:23
Mal wieder Zeit für einen Diskussionsthread im Atelier! :D

Es gibt zehn-, hunderttausende, wahrscheinlich sogar Millionen von verschiedenen Büchern in einzelnen Sprachen. Die Filme und Serien ziehen nach, Soaps gehen in den 4-stelligen Folgenbereich, jeden Donnerstag kommen ein paar Dutzend neuer Filme. Die DVD-Auswahl ist inzwischen pervers. Videospiele halten sich in Grenzen, aber auch da wird es langsam schwer, "alles mal gespielt" zu haben. Von Zeitungen oder gar dem Internet rede ich mal gar nicht.

Die Frage ist: Ist diese Medienauswahl zu groß? Kann sie zu groß sein? Wie geht man mit der enormen Menge an Medien um? Kaufen, was gute Wertungen kriegt? Kaufen, was alle kaufen? Wie kategorisiert und unterscheidet man Qualität?
Anekdoten und Erfahrungen sind natürlich erwünscht. :)

***
Mir ist die Idee zu diesem Thread gekommen, weil immer wieder Kommentare wie "Das muss man gesehen haben" oder "Jeder sollte Goethe lesen" fallen, und weil ich immer wieder bemerke, dass es tatsächlich nicht möglich ist, alles zu lesen (oder zu schauen), das man gelesen oder gesehen haben sollte. Was ich irgendwie traurig finde. Irgendwie. Andererseits ist die Auswahl natürlich auch geil... Wie auch immer, ich fand es interessant. ;)

HerrderSchatten
15.06.2010, 00:33
Dazu möchte ich folgendes sagen...

die Vielfalt der Medien ist ein Segen, da sie für jeden genau dass bietet was er/sie sich wünscht und bevorzugt heraussucht aus der Flut von Bildern, Zeilen, Reimen, Scenen...etc.

Wie und womit man sich beschäftigen sollte, entscheidet am Ende jeder für sich selbst, denn die Medien, machen die Dummen dümmer und die klugen Klüger, so war es und so wird es immer sein, solange die Menschheit auf diesem Stand ist.
Man kann mir darauß gerne eine Strick drehen, sollte aber daran denken wenn man sich das nächste mal die Lieblings Soap, Serie, Spielfilm, Blockbuster, Bestseller usw. zu Gemüte führt. Denn alle Medien versuchen etwas zu vermitteln, eine Botschaft, mehr oder weniger Brauchbar, individuell verständlich für den Betrachter.
Darum kann es meiner Meinung nach nie genug Schwachsinn, Nonsens, fundiertes, wissenswertes oder brauchbares geben, da es nun mal jeder für sich selbst am besten weiß womit er sich belastet, bildet, oder dergleichen.
Und sollte es so sein das man nicht volljährig ist, so...liebe Eltern, überlegt doch wie eure Sprösslinge denn mit der Vielfalt umgehen und sie verstehen, bevor ihr den frommen aber sinnlosen Wunsch hegt sie davor schützen zu wollen, ohne sie in Alufolie gehüllt in einer Carbonbox aufwachsen zu lassen.

Danke fürs zuhören..

HdS

HerrderSchatten
15.06.2010, 00:52
Dies möchte ich ergänzen, da es gerade im Videospiele bereich sooo gewaltige Neuerungen gar nicht gibt.

Ich verfüge über eine mehr als fünzehn Jahre alte Sammlung an Games und gerade im Bereich der Strategie, Ego, Adventure, Jump & Run, oder RPG Branche hat sich kaum etwas getan. Die Grafiken wurden oppulenter, die Handlungsfreiheiten größer, aber sonst? Der Kampf gut gegen böse...oder eben gegen sich selbst standen immer im Vordergrund...das einzig innovative war die Einfrührung nicht jugendfreier Perversionen, wie das verstümmeln von lebenden Menschen, die Ermordung von Kindern etc...kein unbedingtes Ruhmesbaltt, aber was ist wohl perverser, der Entwickler, oder der Spieler?
Ebenso kann man die Diskussion um Huhn und Ei führen....

wusch
15.06.2010, 06:42
@HdS: Tatsächlich gab es die Disskusion um Huhn und Ei schon im Forum.:D

@Thema:
Es ist nicht die Vielfalt der Medien die das Problem darstellt, vielmerh ist es was man daraus macht, immer wieder wird etwas aufgewärmt, immer wieder und wieder, so kann man auch aus der besten idee am Ende Schund machen, siehe die Boulevardpresse die sich sensationslüstern an allem aufgeilt was es da so gibt, denn sobald man auch nur den Fuß falsch aufsetzt, steht es mit Schriftgröße 72 quer über die Titelseite der Bild, sowas stellt für mich den Bodenstaz von allem dar was sich irgendwie mit schreiben in Verbindung bringt.
Ein anderes Beispiel ist die Werbung, kommt es nur mir so vor oder wird sie immer Niveauloser und dümmer oder es dreht sich in der Werbung um etwas völlig anderes als das was eigentlich verkauft werden sol, so hat man mich mit Niveauloser Werbung sogar schon von einem Kauf in einem geschäft abgeschreckt als ich diese Werbung vernommen habe.

Liferipper
15.06.2010, 07:50
Ist diese Medienauswahl zu groß? Kann sie zu groß sein?

Nein und Nein. Du gehst auch von falschen Voraussetzungen aus:


weil ich immer wieder bemerke, dass es tatsächlich nicht möglich ist, alles zu lesen (oder zu schauen), das man gelesen oder gesehen haben sollte.

Auf vieles von dem, was man "gelesen oder gesehen haben sollte" kann man ruhigen Gewissens verzichten. Lies/Sieh, was du persönlich gebrauchen kannst oder gut findest, und lass den Rest einfach links liegen. Wenn dich Goethe nicht interessiert, brauchst du Faust nicht zu lesen, wenn du Nietzsche für einen Dummschwätzer hälst, liest du seine Ergüsse einfach nicht. Wenn du Harry Potter für unter deinem Niveau hälst, zwingt dich niemand, dir die Filme anzusehen.
Die große Anzahl an Medien sorgt lediglich dafür, dass du mehr Auswahl hast, und ich wüsste nicht, was daran negativ sein könnte.

Lynx
15.06.2010, 08:15
Auf vieles von dem, was man "gelesen oder gesehen haben sollte" kann man ruhigen Gewissens verzichten.

Klar kann man das, aber oft muss man sich erst mal die Meinung bilden, ob etwas zusagt oder nicht. Also wenn ich nie was von Goethe gelesen hätte, könnte ich ja gar nicht wissen, ob ich den nun auslassen kann.

Ich kann da nur von mir sprechen, aber ich habe schon Probleme, alles zu lesen bzw. zu spielen (das mit den Filmen & Serien hab ich größtenteils schon aufgegeben), was ich möchte. Einfach, weil mich vieles interessiert & anspricht, da gehts dann auch nicht darum, ob mir irgendjemand sagt "Das musst du gelesen haben!". Ich urteile ja selbst darüber, aber da bleibt leider immer noch viel zu viel übrig.^^ Alleine die Bücher, die ungelesen bei mir daheim liegen, machen bloß einen Bruchteil dessen aus, was ich mir noch an Lesestoff zulegen will.^^

Allerdings würde ich die große Auswahl auch niemals als negativ ansehen, das Problem ist eher die Zeit, die ich für vieles einfach nicht habe. Und es ist dann einfach schwer, bei der Vielzahl an Möglichkeiten, Prioritäten zu setzen.

La Cipolla
15.06.2010, 09:53
Ok, etwas Ordung in das Gesagte bringen, damit man von da aus weiterreden kann. ;)


Nein und Nein. Du gehst auch von falschen Voraussetzungen aus:
Hey, Brainstorming, Diskussion und provokante Fragen, keine Thesen meinerseits. :D Ich würde mich selbst hüten, zu denken, dass es zu viele Medien gibt, aber die Überlegungen, die damit einher gehen, finde ich sehr interessant.

Es gibt ja durchaus ernst gemeinte Versuche, Medien zu selektieren, sei es durch Kategorien wie "Schundheft" oder "Boulevarpresse" (=kein ernst zu nehmendes Medium) oder durch simple Begriffe wie "Klassiker" oder "Meilenstein" (=must-read/see). HdS hat schon die Agenda angesprochen, die natürlich hinter solchen Kategorisierungen steht, und zwar von allen Seiten, und ich denke, das ist ein interessanter Punkt.
Es gibt beispielsweise immer Versuche, Produkte aus Hollywood, Spartenfilme, Videospiele oder Comics als Ganzes, Trivialliteratur usw. komplett auszuschließen. An der Uni ist es bspw. eine äußerst weit verbreitete Einstellung, Blockbuster Filme komplett abzulehnen, Videospiele gelten effektiv bei ganzen Generationen als nicht ernst zu nehmen.
Sind solche Selektionen gut, schlecht oder in Anbetracht der Vielfalt sogar notwendig?

Lynx plädiert auch mit einer gewisse Wehmütigkeit für die vielfältigen Möglichkeiten, und so geht es mir ebenfalls. Natürlich ist es toll, die Auswahl zu haben, aber damit kommt auch die Qual der Wahl. Ich denke, jeder kennt das generelle Problem.
Ich für meinen Teil "kämpfe" mich nur noch sehr selten durch Medien. Es gibt einfach zu viel, um Dinge zu konsumieren, die einen nicht völlig einnehmen (imho!). Mein zukünftiger Sprachlehrerberuf kommt mir da manchmal etwas in den Weg, denn in dieser Profession gibt es durchaus Dinge, die man gelesen haben muss, sonst kriegt man Probleme. ^^
Wie geht ihr damit um? Wie selektiert ihr, wie verändert die Vielfalt eure Wahrnehmung?

Ich hoffe, das sind jetzt zwei direktere Fragen. :)
Den Fortschritt, den HdS angesprochen hat, lasse ich mal außen vor, denn obgleich interesant, glaube ich, dass es uns etwas zu weit vom Thema abbringen würde.

Ranmaru
15.06.2010, 10:55
Die Medienauswahl ist nicht zu groß, weil sich alles, was es gibt, mit Sicherheit nicht zu konsumieren lohnt. Gingen wir davon aus, daß jedes Buch lesenswert, jeder Film sehenswert, und jede Seifenoper sehenswert … nein, das wäre zu abstrus … dann, und nur dann, gäbe es wohl wirklich zu viele Medien. So wie es jetzt ist, wo ein Großteil von allem, was erscheint, absolut zu vernachlässigen ist, ist die große Auswahl ein Vorteil, denn da ist immer ein Goldstück dabei.

Die Frage die sich mir stellt ist eher, wieso die Medien so sind, wie sie sind. Aber die Antwort ist vermutlich einfach Angebot und Nachfrage. :D

La Cipolla
15.06.2010, 11:08
Und "Geschmack" möchte man meinen. ;)
Meinst du ernsthaft, es gibt weniger wirklich konsumierenswerte Medien als man konsumieren kann? Ich denke persönlich, ob nun 1/10 000 der Sachen sehenswert sind, oder ob es 100% sind, macht für die Frage keinen Unterschied - mehr als genug gibt es durch die schiere Auswahl so oder so. ^^

Ranmaru
15.06.2010, 11:14
Nein, das denke ich nicht. Ich denke aber, wenn die gesamte Anzahl an Medien deutlich überschaubar wäre, daß es dann noch viel weniger davon gäbe, weil Sturgeon's Law nunmal immer zutrifft, egal ob es um hundert und hundert Millionen Medien geht. :D

Und wenn ich mal wirklich nur von meinem Geschmack ausgehe, dann gibt es wirklich gar nicht mal so viel, was ich als absolut konsumierenswert bezeichnen würde. Bei Büchern und Musik eventuell noch am meisten, aber gute Filme sind für mich, v.a. in letzter Zeit, echt rar geworden. Und über TV-Produktionen brauchen wir gar nicht anfangen zu sprechen.

akira62
15.06.2010, 11:52
Hmm, interessante Diskussion.

Die Gegenfrage ist muss man alles kennen?

Ich denke auch dass es viel gibt, basiert darauf dass nicht alle den gleichen Geschmack haben und dass es heute leichter ist zu Publizieren, sei es in Wort, Bild oder Tonform.

Die Technik macht es uns leichter a) selber zum "Künstler" zu werden und b) diese Kunstform zu konsumieren.

Warum sage ich Künstler? Denn aus meiner sicht ist jede Art von gefüllten Medium ein schöpferischer Akt und somit eine Kunst, die nicht jeder beherscht oder beherschen will. Letzteres finde ich gut, sonst würden wir nochmehr sachen lesen/schauen/hören können.

Ich selber habe in meinen Leben ein menge "Medien" gesammelt, von Büchern, zu Musik, zu Spielen, zu Filmen. Immer hatte ich nie genug Zeit alle die von mir gesammelten Medien zu konsumieren und das schlimme daran ist es werden immer mehr Medien.

Daher sage ich a) es kann nicht genung Medien geben aber b) leider ist es darin oft schwer das zu finden was man gut findet und was einen bereichert.

Das Medium Fernsehen und Radio ist übrigens etwas von dem ich mich fast komplett gelöst habe, Medium Zeitung hatte mich nie wirklich im Bann und Medium Internet wird für mich von einer damals noch Austauschmöglichkeit immer mehr zum Info-Medium.

Denn es ist für jeden und alles eine Frage der Zeit wann er wie welches Medium nutzen und konusmieren kann und ob es die Zeit wert ist das zu tun.

Ianus
15.06.2010, 12:07
Die Frage ist: Ist diese Medienauswahl zu groß? Kann sie zu groß sein? Wie geht man mit der enormen Menge an Medien um? Kaufen, was gute Wertungen kriegt? Kaufen, was alle kaufen? Wie kategorisiert und unterscheidet man Qualität? Wie man filtert, wie man abgrenzt und auswählt ist idealerweise Teil einer Persönlichkeit. Man wird sich schwer tun, alles zu sehen, aber man kann recht gut sicherstellen, dass man mit den Auswahlkriterien zufrieden ist. Du wirst trotzdem vieles verpassen, aber es stört dich nicht mehr.

Qualität ist nicht wirklich ein Kriterium, dass man gerade durch die Bank anwenden könnte. Ich mag auch recht trashige Sachen von Zeit zu Zeit. Hat mehr damit zu tun, was für ein Bedürftnis ich gerade decken möchte als mit einer Selbstmodellierung zum Kulturtitanen. :D

Was Filme angeht, hat der technische Wandel nur Verbesserung gebracht. Früher auf Videokassetten warn die Dinger teuer, zu 50% bei Lieferung so sehr beschädigt, dass man sie nicht brauchen konnte, nutzten sich bei wiederholtem Sehen rapide ab und international kompatibel waren sie auch nicht. Man musste sich gleich ein zusätzliches Fernseher/Videoplayer-Set anschaffen, um ausländische Filme anzusehen.


Wobei das Gameplay und die neuen handlungsfreiheiten durchaus als Fortschritt im Vergleich zu älteren Spielen zu sehen gibt. Uh, nicht wirklich. Nethak, Ultima, Elder Scrolls, Battlecruiser 3000 A. D und ein paar obskure 3D-Spiele ham die "komplette Handlungsfreiheit" schon früher umgesetzt. Gute KI in 3D-Spielen gab es bei Terranova schon.

Verbessert hat sich bei Computerspiele primär die Graphik - die Spinner haben einen Riesenständer für Pseudo-Photorealistische Optik, der sich aber anscheinend positiv auf die Möglichkeiten der Filmindustrie und der Prozessorleistung ausgewirkt hat.
In zweiter Linie sind die Benutzeroberflächen und die Bedienung dank Best-Practise-Standards geschaffen z.B. durch Warcraft- und die C&C-Serie sowie die Doom-Spiele bzw SCUMM-Systeme komfortabler geworden.

HerrderSchatten
15.06.2010, 16:34
Aus dem Tenor meine ich zu hören dass am Ende doch jeder dem folgt was ihm am meisten zusagt und wir wahrscheinlich auf diese Weise versuchen unseren gehetzten Geist vor völliger Übersättigung zu bewahren in dem wir gezielt aussuchen was unsere Stimmung/ Geschmack / Ausrichtung usw. gerade befriedigt.
Was man kennen muss...dass steckt in der Seele des einzelnen, jeder hat andere Prinzipien, Meinungen, Prägungen, Facetten, all diese Dinge machen uns zu dem was wir sind : Individuen. Daher kann es das Wort zuviel in diesem Zusammenhang nur als Paradox geben, denn jedes Medium ist im Grude eine Stilblüte des einzelnen, das von ähnlichen Geschmäckern aufgenommen und interpretiert wird. Es ist natürlich klar dass man mit Ratio und Logik nicht immer seinen Emotionen folgen wird und so was wie Kulturtitan (ich liebe diesen Begriff ^^) werden kann.

Ich für meinen Teil nehme das auf was bei mir durch Gene, Interesse, Langeweile oder Disziplin hängen bleibt. Eine klare Linie halte ich allerdings zu den Dingen die mir *böse* erscheinen. Kinderpornos, Snuff etc...pp muss ich an dieser Stelle nicht weiter erläutern. Diese Dinge sind allerdings ebenfalls in der Flut der Vielfalt vorhanden. Der Umgang damit...also das Bewustsein dass es sie gibt reicht denke ich aus.

La Cipolla
17.06.2010, 11:53
In Ordnung, ich rücke nochmal einen anderen meiner Punkte ins Blickfeld.

Es gibt ja durchaus ernst gemeinte Versuche, Medien zu selektieren, sei es durch Kategorien wie "Schundheft" oder "Boulevarpresse" (=kein ernst zu nehmendes Medium) oder durch simple Begriffe wie "Klassiker" oder "Meilenstein" (=must-read/see). HdS hat schon die Agenda angesprochen, die natürlich hinter solchen Kategorisierungen steht, und zwar von allen Seiten, und ich denke, das ist ein interessanter Punkt.
Es gibt beispielsweise immer Versuche, Produkte aus Hollywood, Spartenfilme, Videospiele oder Comics als Ganzes, Trivialliteratur, Hip-Hop usw. komplett auszuschließen. An der Uni ist es bspw. eine äußerst weit verbreitete Einstellung, Blockbuster Filme komplett abzulehnen, Videospiele gelten effektiv bei ganzen Generationen als nicht ernst zu nehmen.
Sind solche Selektionen (EGAL welcher Art) gut, schlecht oder in Anbetracht der Vielfalt sogar notwendig?

Ranmaru
17.06.2010, 12:23
Für einzelne Leute ist es bestimmt sinnvoll, diese Einteilung zu machen. Nicht unbedingt, weil sie allgemeingültig richtig ist, sondern weil es den Leuten persönlich hilft, zu selektieren. Wenn man aus Prinzip nur Underground-Produktionen konsumiert, dann baut man sich halt ein ganz gut überschaubares Feld auf.

Es ist aber denke ich falsch zu sagen, daß alles, was für den Massenmarkt produziert wurde, Schund ist. Oft stimmt es zwar, daß Medien, auf auf ein möglichst breites Publikum zugeschnitten sind, für einzelne Gruppen weniger reizvoll sind (was logisch ist, sonst wären sie ja auf die einzelnen Gruppen gezielt), aber es gibt immer wieder Perlen.
Hollywood-Filme sind da ein wunderbares Beispiel. Völlig unabhängig, ob ein Film gut oder schlecht ist—diese Diskussion will ich gar nicht erst anfangen—ist der Anspruch der Produktionen oft nicht sonderlich hoch. Man hat vieles schonmal irgendwo gesehen, z.B. die hundertste Romance Comedy, oder den zwölften Die-Hard-Action-Abklatsch. Das muß nicht heißen, daß diese Filme nicht unterhaltsam sind, aber sie sind eben nicht außergewöhnlich und bleiben nicht im Gedächtnis. Aber es gibt auch durchaus Ausnahmen, auch unter den Massenmedien.

Das ist bei Büchern sogar noch viel krasser, finde ich. Sobald ein bestimmtes Buch irgendwie gut verkauft wird und einen halben Maßstab setzt, kommen immer zehn andere, die auf den Zug aufzuspringen versuchen. Momentan ist der Markt überflutet von Krimis im Mankell-Stil, und Feuchtgebiete hat (obwohl ich wirklich nicht verstehe, wieso) auch schon zig Nachahmer gefunden.
Daher ist es für Leute, die z.B. Mankell nicht lesen mögen, durchaus sinnvoll, den ganzen Batzen von Büchern, die sich daran anlehnen, als vernachlässigbaren Schund abzutun. Sonst würde man viel zu schnell den Überblick verlieren.

Falsch wird's nur dann, wenn man versucht, aus dieser persönlichen Meinung einen allgemeingültigen Zustand zu abstrahieren (“Wer so was liest, hat doch keinen Geschmack!”). Da muß man halt unterscheiden können. Leider ist diese Haltung extrem verbreitet.
Vor allem bei Musik finde ich das extrem kraß. Während die meisten Leute, die ich kenne, bei Filmen noch relativ kulant sind, auch wenn man selbst auf Sachen steht, die andere ganz schrecklich finden, mutieren sie bei Musik oft zu den übelsten Genre-Nazis. Ich schließe mich da selbst nicht ganz aus, muß ich gestehen. Ich habe bei z.B. Leuten, die auf diesen DSDS-Castingschrott stehen, auch irgendwo eine vorgefertigte Meinung in der Schublade, die ich dann gerne mal rauskrame, dennoch versuche ich zumindest mich zu bemühen, nicht direkt die ganze Person dadurch zu beurteilen. :D

Ianus
17.06.2010, 12:52
"Schundheft" ist etwa so ernsthaft klassifiziert wie "Saujud" in einem Personenregister. :A

Wir können durchaus von seriell anonym und industriell in Gruppenarbeit erstellter Genreliteratur sprechen, dass beschreibt den Inhalt nämlich, aber "Schundhefte" sagt nichts wesentliches außer einer Meinung aus.

Man klassifiziert nicht nach der Qualität sondern nach der Natur eines Objektes. Wenn wir diese Klassifikation abgeschlossen haben, so soll sie anderen helfen, Objekte mit vergleichbaren Merkmalen zu finden. Welches dann "das Beste" ist, hängt von vielen Randbedienungen ab, welche außerhalb unserer Klassifizierung liegen. Wie Z.b. der Bildungsstand oder die Vorkenntnisse. Ich meine, es steht außer Frage, dass wenn ich Fantasyliteratur über männliche Barbaren suche, die in einer exotischen Welt Krieg führen, Salambo wesentlich geiler geschrieben ist als Conan der Barbar. ABER das Groß der modernen Leserschaft wird der Mangel an Bias bezüglich allem und das Faktum, dass "Conan" hier wirklich unter seinem Temperament zu leiden hat abschrecken.

Ob das Werk dann weitere, unstofflichere Merkmale mit anderen Teilt würde in Metadatensätzen angegeben werden. Wie Leon sagt - Feuchtgebiete, Trockenzonen, Naßzellen und was es sonst noch gibt würden alle als Metadatensatz mit Feuchtgebiete in Verbindung gebracht werden, alle Krimis in einem bestimmten Stil würden mit den Mankell-Werken verbunden werden. Natürlich ham wir im allgemeinen nicht die Zeit, entsprechende Sätze zu erstellen. :D Shitsux. Erhöht den Personalstand der öffentlichen Bibliothek. Dann können wir auch alle Faust-Werke gebündelt präsentieren. Endlich mehr als immer nur Goethe.

In dieser Art und Weise helfen Klassifizierungen jemandem, für sein Interesse relevante Literatur zu finden. Wie gut oder schlecht die ist, steht außerhalb der Klassifizierung selbst.


und Feuchtgebiete Srsly, es gibt mehr als ein Derivatswerk?

Ranmaru
17.06.2010, 13:15
Direkte Derivate vielleicht nicht, da fällt mir auch nur Fleckenteufel ein, aber es gibt irgendwie verdächtig viele Bücher, die auf diesen “Ordinäres Geschwafel irgendwelcher problemgeplagter Jugendlichen”-Trend aufspringen. Siehe Axolotl Roadkill.

Ianus
17.06.2010, 13:20
Also Trockenzonen und Fleckenteufel. Gawddamn. Deviante Jugenderinnerungen sind nix neues - Werther und so. :D

Lynx
17.06.2010, 13:54
Momentan ist der Markt überflutet von Krimis im Mankell-Stil, und Feuchtgebiete hat (obwohl ich wirklich nicht verstehe, wieso) auch schon zig Nachahmer gefunden.

Vergiss nicht die Massen an Vampirbüchern, die gerade wie Unkraut aus dem Boden schießen!^^

Auch wenn die Eclipse-Bücher anscheinend recht gut geschrieben sind (zumindest muss es ja irgendeinen Grund für den Hype geben... ähm, außer dem Schauspieler...), werde ich sicher nie eines davon anfassen, weils einfach nicht interessant für mich klingt, und die Abneigung durch diese Überflut an Material immer mehr verstärkt wird.
Naja, hab ich wenigstens ein Themengebiet abgedeckt, von dem ich nicht unbedingt lesen muss. *shrug*

Feuchtgebiete hab ich übrigens gelesen, und das war wirklich extrem mies. Ganz furchtbar. Und das nicht nur wegen dem ekligen Zeugs. Sowas werd ich auch nie wieder anfassen, aber musste ich halt erst mal selbst rausfinden.^^

Ranmaru
17.06.2010, 14:04
Feuchtgebiete hat vor allem, wenn man den Ekel-Faktor rausnimmt, nichts zu bieten. Das Buch ist weder gut geschrieben, noch hat es einen Plot, den man weiterverfolgen möchte, noch sind die Charaktere irgendwie liebenswert. Es hat den gleichen Unterhaltungswert wie 2 girls 1 cup. Nur, daß man nach einer Minute nicht damit fertig ist.

Und ach ja, die Vampirbücher habe ich echt verdrängt. <_>

Leon der Pofi
17.06.2010, 15:46
nein, da man nur das subjektiv relevante rausfiltert, sich ein teil erst gar nicht zum ansehen lohnt, ein gewisser anteil erst gar nicht erkannt wird, manche serien, filme und bücher nicht in der landessprache oder erlernten fremdsprache vorhanden sind. ich bin derzeit an meinem persönlichen zinit mit 220 serien und filmen angekommen, die ich auch erworben habe. und ungefähr hundertfünzig bücher und mangas. nun warte ich, bis neue serien und filme erscheinen oder wiederhole die bereits gesehenen.

das konsumverhalten spielt auch eine rolle. ein verbraucher, der jeden tag vier stunden in medien investiert, wird mehr konsumieren können, als menschen die nur geringe freizeit haben oder sich mit den medien nur belanglos beschäftigen.

FF
17.06.2010, 16:05
Irgendwie scheint ein für mich ganz essentielles Problem für die anderen Leute nicht zu exestieren: Wie findet man das gute, interessante, für einen relevante, ohne dafür mehr Zeit zu investieren als für den Konsum dessen? Ich finde das wahnsinnig schwer.
Was bei Filmen noch halbwegs einfach funktioniert, weil die Anzahl doch ziemlich überschaubar ist (und es zu allem einen Haufen kritiken gibt, der es gut beschreibt, ob die Wertungen übernommen werden sollen oder nicht steht nicht zur Debatte) - klappt bei Büchern zumindest bei mir überhaupt nicht.
Klar gibts davon hier und da vereinzelt ein paar Rezensionen, aber gerade bei den nicht-Spiegel-Bestsellern (wobei die oft einen ganz guten Anhalt liefern, was man nicht kaufen sollte...) habe ich ein starkes Problem zu filtern. Oder auch nur zu entscheiden, was der vielen guten Dinge ich den jetzt lesen möchte, in meiner sehr, sehr knapp bemessenen Freizeit.
Gibt es da Tipps?

Bei Musik hat man es sehr einfach, wenn man ein bestimmtes Genre hört, so wie früher ich. Inzwischen hat sich der Konsum aber stark vermindert, weil ich einfach nicht die Zeit und das Geld habe, vieles auszuprobieren. Und in der inzwischen unüberschaubaren Menge von Dingen, die ich theoretisch gut finden könnte etwas zu finden, das mir wirklich gefällt, fällt ebenfalls schwer.

Btw, was Fernsehen und Zeitungen finde ich das recht einfach.
Ich schaue kein Fern, auf Serien bringen mich meist Freunde oder das Forum hier. Außerdem gibs Arte und 3Sat, wenn mir ganz arg langweilig werden sollte. Bei Zeitungen hab ich die gefunden, die ich mag.
Radio höre ich keins. :)

Ianus
17.06.2010, 16:29
Du kannst in die Bibliothek deines Vertrauens gehen. Wir nehmen da immer schon eine Vorauswahl aufgrund von Kurzrezensionen vor. Was bedeutet, dass wir uns jede Woche durch mehrere hundert Kurzrezensionen von Neuerscheinungen schlagen müssen um Bücher zu finden, die wir in den Bestand aufnehmen wollen.

FF
17.06.2010, 16:36
Ich bin regelmäßiger Bibliothekskunde, dort kann mir aber trotzdem keiner sagen, ob etwas jetzt gut ist oder nicht. Die, die ich kenne, machen jedenfalls keine Rezensionen.
Also habe ich eine Auswahl von jeder Menge Kram, mit ein bisschen was gutem dazwischen. Auf gut Glück auszuleihen und zu lesen habe ich (leider) keine Zeit (mehr, früher habe ich das gemacht). Gezielt nach was suchen ist meistens schwer, zum einen muss ich es erstmal kennen, zum anderen ist es oft nicht verfügbar (gerade bei Spartensachen).
... es ist nicht so, dass ich nix zu lesen hätte oder so. Mein Stapel ungelesenes ist jetzt sicher nen halben Meter hoch. Das ich das finde, beruht aber zu 90% auf glück.

Ianus
17.06.2010, 16:53
Was du machen kannst ist die Neuankäufe schnell durchgehen. Die sind schon durch die Bibliothekare aus hunderten möglichen vorgefiltert worden, haben dann schon eine Katalogisierung, was dazu führt, dass du mit einem Blick sagen kannst, ob dich der Bereich überhaupt interessiert und die Menge ist im allgemeinen überschaubar...so um die 25 Bücher...von denen vielleicht vielleicht acht deinen Interessen entsprechen.

Btw, wir machen keine Rezensionen. Es gibt einen Service, der uns jede Woche drei oder vier Kataloge von 7x10 cm großen losen Blättern mit Kurzrezensionen aller Neuerscheinungen schickt. Von diesen weg entscheiden wir dann darüber, wass wir kaufen wollen. Andere Bibliotheken haben Fachreferenten für die jeweiligen Bereiche und diejenigen, die an Schulen oder Universitäten angeschlossen sind, arbeiten manchmal unter mithilfe der Professoren. Wenn sie nicht selbst Fachleute für den Bereich sind.

Sonst kann man die Awards durchgehen, z.B. den Hugo Award, den Eisner Award, lokale Wettbewerbe und sich die Sieger ansehen. Kommt im allgemeinen auf recht gute Bücher. Dann gibt es Literatur über Literatur. Wenn mich z.B. ein bestimmtes Thema interessiert, kann ich mir ein Buch besorgen, dass sich nur mit diesem literarischen Tropus befasst und die darin behandelten Werke lesen. Ich glaube, ich habe das für Liebesgeschichten mal so gemacht. Oder Enzyklopedien über Fantasyliteratur/Scifi anblättern. Dort findet man auch wieder massenhaft Autoren, meist mit Kurzportraits und Inhaltsangaben ihrer Werke. Es ist viel schon komprimierte Information verfügbar.

Mordechaj
17.06.2010, 17:37
Also ich finde es bei Büchern unheimlich einfach, das Gute/Interessante/Relevante zu finden. Liegt vielleicht wiederum an den persönlichen Interessen, Ansichten und Zielsetzungen, aber ich bin echt schon mehrmals an den Punkt gekommen, an dem ich mehr Bücher vor mir hatte, als ich lesen könnte und die waren es dann auch tatsächlich alle wert gelesen zu werden.

Bei Filmen wiederum ist das nicht so einfach, finde ich. Man hat nur selten etwas wirklich Gehaltvolles, auf gute Filme stoße ich persönlich immer nur durch Glück und Zufall. Ähnlich ist das auch mit guter Musik. Ich sitze manchmal 1-2 Stunden da und durchforste Youtube nach neuen Einflüssen.

(Man beachte bitte dass alle wertenden Begriffe hier meinen persönlichen Empfindungen entsprechen, das kann jedem anders gehen.)


Allgemein würde ich auch behaupten, es gibt nicht zu viele Medien, es gibt nur zu einer unterproportionalen Anzahl wertvolle Medien, die in einem großen Sumpf von halbgaren Konsumgütern aufgeschwemmt werden.

Diese Must-Sees und Must-Have-Reads entstehen meistens aus der Illusion heraus, dass irgendwas besonders großen, kulturellen Einfluss hat. Das mag dann im Endeffekt auch stimmen, aber entsteht dadurch auch irgendwie eine gewisse Leitkultur. Deswegen beispielsweise ist es so einfach, die deutsche Literatur immer wieder auf Goethe runterzubrechen, obwohl andere Autoren wie Hesse, Lessing oder Brecht 1000mal wertvoller sind als der olle Johann Wolfgang von und zu. Ich finde, schon allein wenn mal Lessings Nathan der Weise liest, ist man viel näher an den Idealen und Problemen der modernen abendländischen Kultur dran als mit Goethes Faust.

Must-See-Filme aus den Vierzigern: Casablanca. Warum? Großer Film.
An Stromboli denkt keiner, weil der kommerziell nicht so erfolgreich war, dahinter steckt aber so viel mehr Wert für die kulturelle Identität der Nachkriegszeit, dass er für mich persönlich dem Bogart-Streifen vorzuziehen ist.

So geht das immer weiter, vor Schreck, dass es so viele große Werke gibt, vergisst man die kleinen, meist viel würdigeren Werke. Was nehme ich mir aus Moby Dick oder Vom Winde verweht? Hingegen Der Alte Mann und das Meer (ich muss allerdings zugeben: Ich kann mit Hemingway nix anfangen) oder Die Abenteuer des Tom Sawyer machen wiederum tatsächlich was her.

Auf der anderen Seite hat man sich auch auf einzelne Personen, ob nun Autoren, Regisseure, Schauspieler oder Künstler, einen Reim machen wollen und pauschalisiert sie auf ihre großen Erfolge herab. Mal ehrlich - kennt wer mehr als ein weiteres Werk von Antoine de Saint-Exupéry außer den Kleinen Prinzen? Und wie viele davon hat man auch gelesen? Hat jemand ein vollständigeres Bild von Saint-Ex als die Vorstellung, er sei ein Kinderbuchautor? Was ist mit Hesse? Außer dem Steppenwolf und Unterm Rad noch mehr gelesen? Fällt euch spontan ein Film von Jean-Pierre Jeunet ein, außer Die fabelhafte Welt der Amélie?

Irgendwann pauschalisiert man ganze Landeskulturen auf Einzelwerke und einzelne Autoren herab.
Spanien? Isabella Allende.
Großbritannien? Harry Potter.
Frankreich? Léon - Der Profi.
Italien? da Vinci.
Südafrika? Nadine Gordimer.
Ukraine? ... uff.
China? öh... Jackie Chan?

Je großer und bekannter die Kultur, umso mehr fällt uns dazu ein. Ich meine, das ist ein logischer Zusammenhang, aber für die allgemeine kulturelle Entwicklung ist es sehr schade.



Letzten Endes - und das genau ist der Punkt - ist es wichtig, dass man individuell entscheidet, was man sehen, hören oder lesen muss. Damit so etwas gewährleistet ist, braucht es eine unvoreingenommene Gesellschaft und ein großes, offenes und legales Netzwerk, das einem freien Zugang zu jeder Art von Medien gewährt. Beides wird es nicht geben und wäre vermutlich auch unverhältnismäßig. Aber so gut es geht, sollte jeder sein eigenes kulturelles Interesse befriedigen und sich nicht von "muss man gesehen haben" oder "sollte man gelesen haben" beeinflussen lassen.

Liferipper
17.06.2010, 18:00
Was du machen kannst ist die Neuankäufe schnell durchgehen. Die sind schon durch die Bibliothekare aus hunderten möglichen vorgefiltert worden, haben dann schon eine Katalogisierung, was dazu führt, dass du mit einem Blick sagen kannst, ob dich der Bereich überhaupt interessiert und die Menge ist im allgemeinen überschaubar...so um die 25 Bücher...von denen vielleicht vielleicht acht deinen Interessen entsprechen.

http://www.bib-info.de/verband/leko.html

La Cipolla
17.06.2010, 18:40
Irgendwie scheint ein für mich ganz essentielles Problem für die anderen Leute nicht zu exestieren: Wie findet man das gute, interessante, für einen relevante, ohne dafür mehr Zeit zu investieren als für den Konsum dessen? Ich finde das wahnsinnig schwer.
Was bei Filmen noch halbwegs einfach funktioniert, weil die Anzahl doch ziemlich überschaubar ist (und es zu allem einen Haufen kritiken gibt, der es gut beschreibt, ob die Wertungen übernommen werden sollen oder nicht steht nicht zur Debatte) - klappt bei Büchern zumindest bei mir überhaupt nicht.
Klar gibts davon hier und da vereinzelt ein paar Rezensionen, aber gerade bei den nicht-Spiegel-Bestsellern (wobei die oft einen ganz guten Anhalt liefern, was man nicht kaufen sollte...) habe ich ein starkes Problem zu filtern. Oder auch nur zu entscheiden, was der vielen guten Dinge ich den jetzt lesen möchte, in meiner sehr, sehr knapp bemessenen Freizeit.
Gibt es da Tipps?
Meine Methode ist: Ausprobieren, und wenn es nicht gefällt, über den Rücken und ein neues nehmen. ;) Wo wieder die Biliothek hilft. Oder bei moderneren Medien das internet. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/1/ugly.gif


Allgemein würde ich auch behaupten, es gibt nicht zu viele Medien, es gibt nur zu einer unterproportionalen Anzahl wertvolle Medien, die in einem großen Sumpf von halbgaren Konsumgütern aufgeschwemmt werden.
Und jeder findet was anderes wertvoll, sonst wärs ja einfach. ;)

FF
17.06.2010, 19:00
Klar, ausprobieren. Aber das kostet Zeit, die man sonst mit dem Konsum der Medien verbringen würde. Deswegen die Frage nach effizienteren Methoden.

HerrderSchatten
17.06.2010, 19:14
Zeit...ja...Zeit ist relativ, davon haben wir so manches mal wie es scheint unendlich viel, aber nicht genug um das gelbe vom Dotter der Medien zu trennen?! Wie geht dass denn?
Ich sehe es heute schon als Herausforderung an irgendwas nicht zu konsumieren, oder aufzunehmen, weil einem dadurch permanente Zeitnot suggeriert wird. Meine innere Uhr macht dass nicht mit, ich gerate aus dem Gleichgewicht, werde für mein Umfeld schlicht unerträglich.
Daher habe ich es auch aufgegeben anderen zu raten oder zu Empfehlen womit sie sich belasten sollen. Sinnvoller wäre es wohl den Leuten zu raten gegen was sie sich sperren sollten. Aus dem Rest könnt ihr dann gerne sortieren was ihr für relevant für euer Leben haltet.

:confused:

La Cipolla
17.06.2010, 20:17
Sonst sind Vorschläge von anderen ja immer ne gute Sache. Ich laufe damit eigentlich ganz gut, sich Sachen vorschlagen lassen und Sachen fallen lassen, sobald sie langweilen. Das sind noch etwa 2/3 der Bücher, die ich vorgeschlagen kriege.

Lynx
17.06.2010, 20:26
Ach, da habe ich leider den inneren Zwang, selbst furchtbare Lektüre bis zum Ende zu lesen. Ich mags nicht, wenn ich was anfange und nie zu Ende bringe.^^ Natürlich bin ich dann selbst schuld, wenn ich ewig für ein Buch brauche und deshalb keine Zeit für Neue habe, aber ich kanns (und wills eigentlich auch) nicht ändern.
(Da freue ich mich schon auf die Göttliche Komödie, die auf meinem Regal rumliegt und ja nicht allzu leicht durchzubringen sein soll... naja, egal :p)

Ianus
17.06.2010, 20:31
Niemand mag die Göttliche Komödie ab Läuterungsberg.

Aldinsys
17.06.2010, 20:37
Ich habe meist Glück bei der Auswahl der Bücher. So muss ich mich nicht durch Machwerke durchquälen. Die Qualität der Nachrichtenmedien ist für mich aber ein Problem: Die Onlineausgaben von FAU und Süddeutsche sind deutlich schwächer als die Printausgaben. Bei Themen, bei den ich mich gut auskenne, fallen mir eklatante Mängel auf. Daraus muss ich schließen, dass es bei Themen, mit denen ich mich noch nicht intensiv beschäftigt habe, auch solche Mängel geben könnte. Und ich kann nichts anderes tun, als darauf zu vertrauen, hätte ich keine Zweit- und Drittquellen.

Ranmaru
17.06.2010, 20:52
Niemand mag die Göttliche Komödie ab Läuterungsberg.

Agreed. Nach der Hölle wird's langweilig.
Ich hab's trotzdem durchgelesen.

Ianus
17.06.2010, 21:32
Nimmt eingentlich niemand den einfachsten Weg - andere Bücher vom gleichen Autor zu lesen? So habe ich meine Battletech-Lektüre sortiert, einfach alle Stackpolen-Bücher gelesen und den Rest nicht angerührt. War eine gute Entscheidung basierend auf der Erfahrung, dass er nicht allzu peinlichen Auftrags-Scifi schreibt. Als ich dann einmal von dem Prinzip abwich, fand ich Scheiße.

Hummelmann
17.06.2010, 22:27
Nimmt eingentlich niemand den einfachsten Weg - andere Bücher vom gleichen Autor zu lesen? So habe ich meine Battletech-Lektüre sortiert, einfach alle Stackpolen-Bücher gelesen und den Rest nicht angerührt. War eine gute Entscheidung basierend auf der Erfahrung, dass er nicht allzu peinlichen Auftrags-Scifi schreibt. Als ich dann einmal von dem Prinzip abwich, fand ich Scheiße.

Meh kommt drauf an.
Ich lesse ja recht gern WH40k Zeugs, mit vorliebe auch noch wenn der Admech mit drin vorkommt. Mechanicus von Mc Neil hat mir deshalb sehr gut gefallen und auch A Thousand Sons war ganz ok. Wenn ich jetzt allerdings alles von ihm lesen würde, würde ich in dem ganzen Jizz aus seiner SPHEEEES MUHREEEEENS fanwankery ertrinken davon ist stark auszugehen.
Wie gesagt ich bin da etwas Vorsichtig. Gerade wenn der Autor dafür bezahlt wird über etwas zu schreiben ( zb randomfantasyworld nr.5) kann mich das ganze entweder fesseln und unterhalten oder in keinster weise tangieren.

Wie war das, noch ein Ultramarines Buch... hmm ne danke ich halte meine hand lieber in die Fritöse.

Ianus
17.06.2010, 22:58
Kommt wieder darauf an, warum man ein Buch lesen will. Würde ich gerne über Capellaner in Battletech lesen wäre ich mit Stackpolen aufgeschmissen.

Mit den üblichen Bibliothekssystemen auch. Beste Quelle wären dann Internet-Suchmaschinen, Wikipedia oder TVTropes.

Ich meine, ich bin bei meiner Porno auch froh, dass die Seiten im allgemeinen thematische Tags haben.

Scheint, dass es im groben verschiedene Herangehensweisen an die Menge der verfügbaren Unterhaltungsmedien gibt.


1) "Ich will gute Filme, Bücher, Musik"

2) "Ich will gute Filme, Bücher Musik aus einem durch Genre beschränkten Bereich der Gesamtmenge" (aka, Liebesgedichte, Scifi, Psychobilly, Geschichte Indiens 1900)

3) "Ich will Unterhaltungsmedien mit einem bestimmten Motiv aus einer stark beschränkten Gesamtmenge (Admechs, Liebesgeschichten mit Werwölfen, Scifi mit Zeitdilletation, Battlemech mit Capellanern, Actionspiele mit Fischen, Metal von Frauen im Stile von Megadeth, Südamerikanisch-Japanischer Rap mit Trip-Hop Beats)"

Mordechaj
18.06.2010, 01:36
Und jeder findet was anderes wertvoll, sonst wärs ja einfach. ;)
Wobei ich zugeben muss, dass es dann doch einen sehr großen Anteil an Medien gibt, die wirklich niemand als wertvoll betrachten sollte, sondern einfach nur als konsumierbar, weil sie nichts anderes sind als stumpfer Konsum. Das ist nicht mal ein Disqualifikationsgrund, nur ist die Frage, ob das typische "HartzIV-TV" (jau, ist mir klar, dass der Begriff beschissen chauvinistisch ist; ich hab ihn nich gemacht), also Talk- und Gerichts-Shows, Doku-Soups, Game-Shows und Castingsendungen, wirklich benötigt, keine sonderlich neue. Ich meine, der Polit-Talk auf den Öffentlich-Rechtlichen macht ja irgendwo sogar noch Sinn in Richtung Meinungsbildung, aber angefangen bei Jauch über Kerner bis Britt am Nachmittag sind das echt keine wertvollen Inhalte mehr.

Was speziell Kunstmedien angeht, ist es aber wahr zu sagen, dass man hier keine Eingrenzung mehr groß schaffen kann. Ich persönlich würde zwar liebend gern die Fließband-Produktion von Fantasy-, Horror- und Vampir-Romanen sowie dieser leidigen "Oh, wir lüften mal das Geheimnis des Jahrhunderts aka: Tempelritter!!!!"-Thriller eingestellt wissen, aber solange sie eine Zielgruppe bedienen, haben sie durchaus ihre Existenzberechtigung.

Ianus
18.06.2010, 01:47
Also mir sind die Verschwörungen als eindeutig markierte Scifi lieber als wenn ich den Däniken bei der Esoterik finde.

La Cipolla
18.06.2010, 08:09
(Admechs, Liebesgeschichten mit Werwölfen, Scifi mit Zeitdilletation, Battlemech mit Capellanern, Actionspiele mit Fischen, Metal von Frauen im Stile von Megadeth, Südamerikanisch-Japanischer Rap mit Trip-Hop Beats)"
:hehe:


Ich meine, der Polit-Talk auf den Öffentlich-Rechtlichen macht ja irgendwo sogar noch Sinn in Richtung Meinungsbildung, aber angefangen bei Jauch über Kerner bis Britt am Nachmittag sind das echt keine wertvollen Inhalte mehr.
Und das ist die Frage. Mich unterhalten Gerichtsshows herzlich, womit sie für mich "wertvoll" sind (haben einen Wert für mich). Das ich sie trotzdem nicht regelmäßig oder auch nur oft gucke, hat dann wieder andere (imho vernünftige) Gründe, aber als wertlos würde ich sie bestimmt nicht bezeichnen.

Ranmaru
18.06.2010, 10:39
Das möchte ich fast noch anzweifeln. Letztendlich hat es auch Unterhaltungswert, wenn ich mich auf die Straße stelle und mir einen Autounfall angucke, denn es vertreibt mir die Zeit. Trotzdem kann ich nicht sagen, daß es “wertvolle Unterhaltung” wäre.
Deutsche Fernsehproduktionen (ich beziehe mich einfach mal auf deutsche, weil ich gar nicht weiß, wie das im Ausland aussieht) werden seit einigen Jahren bewußt auf ein dummes Publikum zugeschnitten. Klingt hart, ist aber so. Formate, die bewußt falsche Informationen vermitteln (Pseudo-Nachrichten auf RTL/2), sich am Leid oder den Problemen anderer ergötzen (Supernanny, Schuldenberater, etc.), oder einfach nur dafür da sind, Leute vor dem größtmöglichen Publikum zum Affen zu machen (Abnehm-“Dokumentationen”, “Talent”-Shows) sind definitiv nicht wertvoll. Nicht einmal dann, wenn man sie unterhaltsam findet.

Es kommt mir immer weiter so vor, als würde das Fernsehen (Film mal ausgeklammert) in der Rangliste der Medien so weit nach unten rutschen, daß sich jeder, der auch nur drei Gehirnzellen mehr als ein Stück Feldweg hat, das einfach nicht mehr ansehen kann. Ich zumindest kann es nicht. Das ist mir nicht mehr nur fremdpeinlich, da kriege ich fast schon Aggressionen.

La Cipolla
18.06.2010, 12:46
Ich denke, das liegt ganz einfach daran, dass das Fernsehen vorrangig ein Ausgleichsmedium ist, mit dem man den Alltag auflockert. Ich kann sehr gut verstehen, warum man da nichts anspruchvolles sehen will, wenn man alternativ auch seichte Unterhaltung haben kann. Geht mir ebenso, nebenbei lieber mal Diablo als ein ernstes Rollenspiel. Oder lieber der Prinz von Bel Air oder Gerichtsserien als irgendein Drama.

Und man muss, denke ich, Ursachen im Hinterkopf hinterfragen. "Die Menschheit verdummt und guckt deshalb nur noch RTL2" ist imho genau so falsch wie "RTL2 verdummt die Menschheit", denn die Menschen schalten immer bewusst ein. Nicht, weil sie dumm werden wollen, sondern weil ein Programm in diesem Moment für sie besser ist. Punkt, Fakt. Hochintelektuelle Kritik außen vor gelassen, wenn ich etwas zum Ausgleich (womit ich den "Moment" meine) besser finde als Gerichtssendungen, gucke ich keine Gerichtssendungen. Ergo müssen die also durchaus ihre Argumente haben, und sei es nur die Zerstreuung. Ob man das dann als "Wert" bezeichnet, ist wahrscheinlich eine Frage der Wahrnehmung.
Es sei denn natürlich, "verdummen" heißt, dass man sich selbst als besser hinstellt, aus welchen Gründen auch immer. Dann kann man sich alles entsprechend hindrehen und einwandfrei belegen. Ob es deshalb richtig ist, bleibt fragwürdig. Ich halte es nicht für einen konstruktiven Ausgangspunkt.

Mordechaj
18.06.2010, 13:11
Ich denke, das liegt ganz einfach daran, dass das Fernsehen vorrangig ein Ausgleichsmedium ist, mit dem man den Alltag auflockert. Ich kann sehr gut verstehen, warum man da nichts anspruchvolles sehen will, wenn man alternativ auch seichte Unterhaltung haben kann. Geht mir ebenso, nebenbei lieber mal Diablo als ein ernstes Rollenspiel. Oder lieber der Prinz von Bel Air oder Gerichtsserien als irgendein Drama.
Naja, aber es gibt auch irgendwo ne Mitte von Anstand und Qualität. Irgendwelche Dummspacken zu zeigen, die sich vor laufender Kamera ankeifen, hat mit beidem nichts mehr zu tun. Man kann auch abschalten und entspannen und den Alltag auflockern, indem man sich einen spannenden Film oder eine packende Serie anschaut. Ich mein, bei Stargate muss der geneigte Zuschauer nich viel nachdenken und bekommt was geboten, was über "Familie A hat Schulden, Kinder arbeitslos und kümmern sich nich, Kommentatorenstimme verurteilt das alles auf's Schlimmste. Bla bla." hinausgeht, weil sich die Macher tatsächlich Gedanken gemacht und auch mal ein bisschen Geld ausgegeben haben.


Und man muss, denke ich, Ursachen im Hinterkopf hinterfragen. "Die Menschheit verdummt und guckt deshalb nur noch RTL2" ist imho genau so falsch wie "RTL2 verdummt die Menschheit", denn die Menschen schalten immer bewusst ein. Nicht, weil sie dumm werden wollen, sondern weil ein Programm in diesem Moment für sie besser ist. Punkt, Fakt.
Hochintelektuelle Kritik außen vor gelassen, wenn ich etwas zum Ausgleich (womit ich den "Moment" meine) besser finde als Gerichtssendungen, gucke ich keine Gerichtssendungen. Ergo müssen die also durchaus ihre Argumente haben, und sei es nur die Zerstreuung. Ob man das dann als "Wert" bezeichnet, ist wahrscheinlich eine Frage der Wahrnehmung.
Fakt ist aber auch, dass das Fernsehen künstliche Unterhaltungsbedürfnisse schafft, die wiederum schon irgendwo zur Verdummung beitragen. Es war nicht der Zuschauer, der geschrien hat "Hey ihr Fernsehtypen, wir wollen den Bohlen sehen, wie der irgendwelche aufgehippten Teenies anschnauzt!", nein, es war das Fernsehen, das meinte "Hey Zuschauer! Du verpasst hier voll was Geiles, zieh dir das rein, Mann, ey!" .

Ähnlich finde ich, ist das auch mit deiner Gerichtssendung. Es ist eben da und deshalb wird es abgenommen. Würde zur gleichen Sendezeit aber eine Folge von Scrubs oder Futurama laufen, würdest du dann für die Salesch umschalten? Es ist meiner Meinung nach nicht so, dass man dem Zuschauer bietet, was er braucht, man bietet einfach irgendwas möglichst Billiges und der Zuschauer nimmt es hin. Die Regulierung des Programms durch Zuschauerquoten funktioniert schon lange nicht mehr, weil man mit möglichst stumpfsinnigem Zeug natürlich auch möglichst viel Stumpfsinn schafft. Gerade das Nachmittagsprogramm ist ein einziges großes Happy-Slapping-Video. Und das braucht es wirklich nicht. Es gibt genug seichte Unterhaltung, die noch ein gewisses Niveau aufweist, allerdings sind da auch die Kosten etwas größer.

Ianus
18.06.2010, 13:18
Und das ist die Frage. Mich unterhalten Gerichtsshows herzlich, womit sie für mich "wertvoll" sind (haben einen Wert für mich). Das ich sie trotzdem nicht regelmäßig oder auch nur oft gucke, hat dann wieder andere (imho vernünftige) Gründe, aber als wertlos würde ich sie bestimmt nicht bezeichnen. Das Problem ist, dass die Show ohne einen großen: "Dies ist fiktional"-Disclaimer am Anfang, in der Mitte und am Ende kommt.

Ohne die Erklärung glauben anscheinend hunderttausende von Leuten dass etwas zu photographieren es echt macht und erwarten, dass Gerichtsverfahren so ablaufen sollten. Wenn wir pech ham, übernehmen Richter die Fernsehstandards und drücken euer Gerichtssystem vielerorts unter Hamburg-Niveau.

Es ist nichts falsches an Gyakuten Saiban (auch aus anderen Gründen), aber wenn etwas gefilmt wird, sollte man andere Standards anlegen damit die Simulation die Realität nicht mal wieder frisst.


Es kommt mir immer weiter so vor, als würde das Fernsehen (Film mal ausgeklammert) in der Rangliste der Medien so weit nach unten rutschen, daß sich jeder, der auch nur drei Gehirnzellen mehr als ein Stück Feldweg hat, das einfach nicht mehr ansehen kann. Ich zumindest kann es nicht. Das ist mir nicht mehr nur fremdpeinlich, da kriege ich fast schon Aggressionen. Was willst du - ist ein wirtschaftliches Unternehmen. Solange sie billger produziert zum gleichen Preis verkaufen können.

La Cipolla
18.06.2010, 14:53
Würde zur gleichen Sendezeit aber eine Folge von Scrubs oder Futurama laufen, würdest du dann für die Salesch umschalten? Es ist meiner Meinung nach nicht so, dass man dem Zuschauer bietet, was er braucht, man bietet einfach irgendwas möglichst Billiges und der Zuschauer nimmt es hin. Die Regulierung des Programms durch Zuschauerquoten funktioniert schon lange nicht mehr, weil man mit möglichst stumpfsinnigem Zeug natürlich auch möglichst viel Stumpfsinn schafft. Gerade das Nachmittagsprogramm ist ein einziges großes Happy-Slapping-Video.
Das ist ein sehr guter Punkt, aber erklär mir nochmal das mit der Quotenregulierung. Wenn das Nachmittagsprogramm ein einziger Haufen Dreck ist, warum nimmt dann nicht irgendein Sender minimal bessere Sachen für minimal mehr Geld und reißt sich die ganzen Quoten unter den Nagel? (Bpsw., wenn nebenan gerade die Talk-/Gerichtsshows laufen, sollte nicht schwer sein.) Die Frage ist nicht rhetorisch gemeint, wieso sollte die Regulierung nicht mehr funktionieren?
Vielleicht wollen die Leute ja tatsächlich den Schund sehen.
Und dann wären es eben nicht nur die großen Idioten "ohne einen Funken Hirn", sondern die große fernsehguckende Masse. Und die ist im Durchschnitt eben nicht bescheuert, auch wenn es so dargestellt wird. Nur weil ein paar Oberintelektuelle abspringen (2%, 3%?), heißt das nicht, das alles anderen blöd sind.

@Ianus: Ist die Realität wirklich so ein Problem? Der einzige Punkt, an dem ich das merke, ist der, wo es die selektive Wahrnehmung unterstützt. Wenn mir meine Oma erklären will, wie schlimm heute alles ist, nimmt sie Beispiele von der SuperNanny und Co, sowas wäre früher nicht passiert (aber eigentlich nur nicht im TV gekommen). http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif Aber ich glaube, inzwischen ist der Trend dieses "Extremen" ja auch etwas vorrüber und man will mehr den kleinen Mann von der Straße (mein Bauchgefühl).

YoshiGreen
18.06.2010, 15:12
Ich mein, bei Stargate muss der geneigte Zuschauer nich viel nachdenken und bekommt was geboten, was über "Familie A hat Schulden, Kinder arbeitslos und kümmern sich nich, Kommentatorenstimme verurteilt das alles auf's Schlimmste.

Ich persönlich treffe mehr Arbeitslose als Aliens im Supermarkt um die Ecke. Kann natürlich auch nur ein regionaler Effekt sein aber genau aus diesem Grund kann ich mich mit Familie A besser identifizieren als mit Captain [insert name].
Und beim Unterschichten TV wird mir alles in einer Dosis perfekt serviert, ich muss keinen Plot lernen und kann sogar mal zwischendurch einschlafen und verstehe trotzdem noch die ganze Story - got the point?

Ianus
18.06.2010, 15:24
@Ianus: Ist die Realität wirklich so ein Problem? Der einzige Punkt, an dem ich das merke, ist der, wo es die selektive Wahrnehmung unterstützt. Wenn mir meine Oma erklären will, wie schlimm heute alles ist, nimmt sie Beispiele von der SuperNanny und Co, sowas wäre früher nicht passiert (aber eigentlich nur nicht im TV gekommen). http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_010.gif Aber ich glaube, inzwischen ist der Trend dieses "Extremen" ja auch etwas vorrüber und man will mehr den kleinen Mann von der Straße (mein Bauchgefühl). Schwer zu qualifizieren, ehrlich. Im allgemeinen ist es ein größeres Problem, dass gespart wird und weniger Geld und Personal für anständige Verfahren vorhanden ist.
Im großen und ganzen ist es ein moralisches Problem der Photographie.

FF
18.06.2010, 16:26
Ich persönlich treffe mehr Arbeitslose als Aliens im Supermarkt um die Ecke. Kann natürlich auch nur ein regionaler Effekt sein aber genau aus diesem Grund kann ich mich mit Familie A besser identifizieren als mit Captain [insert name].
Und beim Unterschichten TV wird mir alles in einer Dosis perfekt serviert, ich muss keinen Plot lernen und kann sogar mal zwischendurch einschlafen und verstehe trotzdem noch die ganze Story - got the point?

Ich konnte das noch nie nachvollziehen. Wieso gucken Tennys sendungen über Teenys, Omas sendungen über Omas und Asis (oder leute die täglich mit denen zu tun haben) Sendungen über Asis?
Die hat man doch schon im Alltag genug, man will dann doch wenigstens im Fernsehen mal was anderes haben o-o

Mordechaj
18.06.2010, 17:22
Ich persönlich treffe mehr Arbeitslose als Aliens im Supermarkt um die Ecke. Kann natürlich auch nur ein regionaler Effekt sein aber genau aus diesem Grund kann ich mich mit Familie A besser identifizieren als mit Captain [insert name].
Und beim Unterschichten TV wird mir alles in einer Dosis perfekt serviert, ich muss keinen Plot lernen und kann sogar mal zwischendurch einschlafen und verstehe trotzdem noch die ganze Story - got the point?
Was hat das mit Identifikation zu tun? Und warum kannst du dich mit Leuten aus dem Supermarkt besser identifizieren, als mit auf dich zugeschnittenen Charakteren, die indirekt auch noch mit dir rege kommunizieren, ganz anders vermutlich als die Leute im Supermarkt?
Und weiter: Du guckst fern, um zu sehen, was du täglich im Aldi um die Ecke finden kannst? Das ist ineffizient, würd ich mal meinen.


Wenn das Nachmittagsprogramm ein einziger Haufen Dreck ist, warum nimmt dann nicht irgendein Sender minimal bessere Sachen für minimal mehr Geld und reißt sich die ganzen Quoten unter den Nagel? (Bpsw., wenn nebenan gerade die Talk-/Gerichtsshows laufen, sollte nicht schwer sein.) Die Frage ist nicht rhetorisch gemeint, wieso sollte die Regulierung nicht mehr funktionieren?
Ganz einfach: Gewohnheit. Wenn die Leute einmal ihre regulären Sendungen haben, die sie um die und die Uhrzeit schauen, werden sie sich nicht einfach so von was anderes überzeugen lassen.
Andererseits wäre es tatsächlich eine Möglichkeit, das Programm umzustellen, allerdings ist man auch hier wieder von der Zielgruppe abhängig, eine 50jährige Arbeitslose zieht sich am Nachmittag nunmal nich Good Wife oder Two and a Half Man rein, genauso wie ein Teenager vor einem Fernsehkrimi zurückschrecken wird. Es muss ein Angebot geben. Da es am Nachmittag aber kein Angebot gibt (Doku-Soups und dergleichen sind so gut wie nicht zielgruppenorientiert), wird geschaut was eben grad kommt und da zieht dann irgendwann die Gewohnheit an, die sagt: Naja, wenigstens hast ein Ritual.

La Cipolla
18.06.2010, 23:01
Gewohnheit klingt mir nicht nach dem "großen" Feind, sondern nur nach einem Faktor. Sonst gäbe es ja gar keine Änderungen im Programm.

Aber egal, in Zusammenhang mit dem Titel des Threads mal ein Gedankenspiel: Nehmen wir an, Scrubs, Stargate oder was auch immer du (der Leser! :D) als "noch Ok, aber nicht völlig hochgeistig" empfindest, wäre das untere Ende der Kette. Die Qualitätsleiste rutscht sozusagen komplett ein gutes Stück nach oben: keine Gerichtsshows mehr, kein Casting, kein Bohlen, keine Supernanny, seriöse Berichterstattung auf RTL2, Kunstfilme um 20.15 auf RTL. Wie würde man dann die "Ok-Ware" wahrnehmen? Wäre sie immer noch Ok, oder wäre sie wertlos? Das geht natürlich in die gleiche Richtung wie die Frage, warum eigentlich jede Generation seit schätzungsweise 10 000 Jahren denkt, die nächste wäre viel schlimmer.
Geht es wirklich darum, dass die Sachen schlecht sind, oder will man sich nur die eigene Selektion einfacher machen und teilt die Sachen deshalb in "auf meinem Niveau" und "unter meinem Niveau" auf? Ich merke oft bei mir selbst, dass es mir schwer fällt, bestimmten Dingen gegenüber offen zu sein. Bspw. Aussagen von führenden Politikern (speziell von rechts oder weit links), der Meinung von Nerds (die noch schlimmer sind als ich), der Berichterstattung über ideologisch stark belastete Themen wie Naturschutz, Datenschutz oder eben Medienwahrnehmung. Weil ich halt überall gleich Dinge erwarte, die ich nicht mag. Ich kann sozusagen für mich sagen: Obwohl ich seit langer Zeit versuche, mich dagegen zu wehren, teile ich Dinge nach "unter" und "auf meinem Niveau" ein, zumindest unterbewusst. Und ich weiß aus Erfahrung, dass mir das schon ziemlich oft Wege versperrt hat, meistens jedoch geholfen hat - eben bei der Selektion der Wahrnehmung (und damit der Medienauswahl).

Deshalb meine Frage am Anfang:
Ist so eine grobe, oberflächliche Selektion von Medien gut, schlecht oder sogar notwendig?

Ich persönlich denke inzwischen, von allen Teilen etwas, und bin dementsprechend vorsichtig, ohne es aber abzulehnen.
Beispiel: (Weil ich will, dass der Punkt verständlich ist) Eine neue Show (Reality, sagen wir mal) ist der große Hit. Bild hat die Schlagzeile darüber, GMX bringt einmal am Tag eine Meldung, die Intellektuellen regen sich darüber auf. Sofort schaltet sich meine selektive Wahrnehmung ein - was in Deutschland als Show ein Hit wird, ist eigentlich nicht gut, sagt sie, auf Erfahrung basierend. Dementsprechend bin ich erstmal negativ eingestellt, noch bevor ich überhaupt was davon gesehen habe. Und ich denke nicht, dass das prinzipiell eine schlechte Sache ist, denn irgendwie muss man ja selektieren. Und die eigene Erfahrung ist da bekanntlich ein gutes Maß! Auf der anderen Seite halte ich mir völlig bewusst vor Augen, dass diese Selektion reines Vorurteil ist. Heißt, wenn es sich anbietet, werde ich versuchen, offen ranzugehen, und ich werde mich Hölle nochmal hüten, darüber herzuziehen, bis ich mir nicht ein eigenes Bild gemacht habe.
Das ist ein Beispiel, aber ich denke, meine generelle Vorstellung einer guten Herangehensweise kommt rüber. ^^

Liferipper
19.06.2010, 08:48
Das ist ein Beispiel, aber ich denke, meine generelle Vorstellung einer guten Herangehensweise kommt rüber. ^^

Das Beispiel ist schlecht, weil Reality-Shows per Definition Müll sind. ;)

La Cipolla
19.06.2010, 08:52
Genau das meine ich doch. ;)

YoshiGreen
21.06.2010, 18:01
Was hat das mit Identifikation zu tun? Und warum kannst du dich mit Leuten aus dem Supermarkt besser identifizieren, als mit auf dich zugeschnittenen Charakteren, die indirekt auch noch mit dir rege kommunizieren, ganz anders vermutlich als die Leute im Supermarkt?
Und weiter: Du guckst fern, um zu sehen, was du täglich im Aldi um die Ecke finden kannst? Das ist ineffizient, würd ich mal meinen.
Wenn ich effizient sein will gucke ich nicht fern. o.O Und beim Entspannen bin ich froh, dass eine Abstraktionsebene weg fällt. Klar kann ich irgendwo beim Leben der Borgs auch einen Aspekt meines Lebens wiedererkennen. Aber ich behaupte Mal, dass der Gehalt auch nicht höher ist.

Mordechaj
21.06.2010, 19:52
beim Entspannen bin ich froh, dass eine Abstraktionsebene weg fällt.
Also das ist jetzt ganz offen und ernsthaft nichts gegen dich, ich will mir gar nich anmaßen, dich in deinen Gewohnheiten zu kritisieren oder mir sonst irgendein Urteil erlauben, aber: Für mich klingt das so, als würdest du fern sehen, um einfach nur noch irgendnen stumpfen Input zu haben.

Und das ist genau das, was ich meine: Das Fernsehen ist ein Medium, es sollte seinem Zuschauer etwas bieten. Bei dir wurde anscheinend schon das Bedürfnis geschaffen, berieselt zu werden, nichts mehr zu erleben oder aufzunehmen. Es liegt mir wie gesagt fern, mir ein verständlicherweise unvollständiges, negatives Bild zu machen oder dir in deiner Lebensgestaltung irgendwas abzusprechen, allerdings: Findest du nicht, dass das Wegfallen einer Abstraktionsebene ab einem gewissen Level wirklich die Bezeichnung "verblöden" verdient? Klar ist sowas im Matheunterricht wenn's um Algebra geht nich verkehrt, das Abstraktionsniveau etwas runterzuschrauben, aber ich halte es für fragwürdig, wo der Sinn von "Wir legen jegliches erzählerische und abstraktive Element beiseite und stopfen unser Programm mit absolut billigem, sich immer wiederholenden Kram, der gescheiterter Lebensgestaltung einen Sendeplatz bietet." liegt.

Wenn das wirklich die vom Zuschauer gewünschte Unterhaltungsqualität ist (und ich betone es einmal mal frech: Es geht normalerweise um Unterhaltung), dann bin ich schwer dafür, dass wir Hornauer wieder ans Werk lassen, der hat wenigstens Antiunterhaltungswert, ist also unterhaltsam dadurch, dass seine verkorkste Persönlichkeit auf einzigartige Weise alles widerspiegelt, was ein Mensch nicht sein sollte.

Leon der Pofi
22.06.2010, 07:05
Also das ist jetzt ganz offen und ernsthaft nichts gegen dich, ich will mir gar nich anmaßen, dich in deinen Gewohnheiten zu kritisieren oder mir sonst irgendein Urteil erlauben, aber: Für mich klingt das so, als würdest du fern sehen, um einfach nur noch irgendnen stumpfen Input zu haben.

Und das ist genau das, was ich meine: Das Fernsehen ist ein Medium, es sollte seinem Zuschauer etwas bieten. Bei dir wurde anscheinend schon das Bedürfnis geschaffen, berieselt zu werden, nichts mehr zu erleben oder aufzunehmen. Es liegt mir wie gesagt fern, mir ein verständlicherweise unvollständiges, negatives Bild zu machen oder dir in deiner Lebensgestaltung irgendwas abzusprechen, allerdings: Findest du nicht, dass das Wegfallen einer Abstraktionsebene ab einem gewissen Level wirklich die Bezeichnung "verblöden" verdient? Klar ist sowas im Matheunterricht wenn's um Algebra geht nich verkehrt, das Abstraktionsniveau etwas runterzuschrauben, aber ich halte es für fragwürdig, wo der Sinn von "Wir legen jegliches erzählerische und abstraktive Element beiseite und stopfen unser Programm mit absolut billigem, sich immer wiederholenden Kram, der gescheiterter Lebensgestaltung einen Sendeplatz bietet." liegt.

Wenn das wirklich die vom Zuschauer gewünschte Unterhaltungsqualität ist (und ich betone es einmal mal frech: Es geht normalerweise um Unterhaltung), dann bin ich schwer dafür, dass wir Hornauer wieder ans Werk lassen, der hat wenigstens Antiunterhaltungswert, ist also unterhaltsam dadurch, dass seine verkorkste Persönlichkeit auf einzigartige Weise alles widerspiegelt, was ein Mensch nicht sein sollte.

oder in einem satz. es sollte keine abstraktion, sondern attraktion sein.
ich gebe mich dieser farce schon lange nicht mehr hin, sondern sehe dvds oder blu rays.
das öffentliche fernsehen wird nur noch für amerikanische sendungen, welche noch nicht erhältlich sind oder dokumentationen angesehen.
hier sei erneut phoenix zu empfehlen, welche von bbc bis zu eigenständigen werken, gute unterhaltung bieten. aber auch nur gelegentlich.

La Cipolla
22.06.2010, 08:54
An die beiden zuvor: Ich sehe das Problem nicht. Soll der Mensch 24h lang nur schlafen und effiziente, intelligente Dinge tun? Ist Zerstreuung nicht erlaubt? (oder sogar notwendig?)
Ich liebe es, stumpf rumzusurfen, Prügelsspiele und Hack'n'Slays zu spielen (ist letztendlich auch nicht viel besser als Fernsehen, über die "Interaktion"skomponente streiten sich die Pädagogen bis heute). Und ich behaupte, ich verdumme trotzdem nicht. :eek:

Leon der Pofi
22.06.2010, 09:06
An die beiden zuvor: Ich sehe das Problem nicht. Soll der Mensch 24h lang nur schlafen und effiziente, intelligente Dinge tun? Ist Zerstreuung nicht erlaubt? (oder sogar notwendig?)
Ich liebe es, stumpf rumzusurfen, Prügelsspiele und Hack'n'Slays zu spielen (ist letztendlich auch nicht viel besser als Fernsehen, über die "Interaktion"skomponente streiten sich die Pädagogen bis heute). Und ich behaupte, ich verdumme trotzdem nicht. :eek:

habe ich auch nicht behauptet. ich sagte, ich ziehe es vor, nicht, die menschen verdummen, da sie es tun.

Laterna
22.06.2010, 09:06
Soll der Mensch 24h lang nur schlafen und effiziente, intelligente Dinge tun? Ist Zerstreuung nicht erlaubt? (oder sogar notwendig?)

Natürlich. Wir sind Menschen und keine Roboter und wieso sollten wir da bei der Medienauswahl eine Ausnahme machen. Schliesslich ist der Mensch von Natur aus neugierig, was schon in der Vergangenheit instinktiv und grundlegend wichtig war.

La Cipolla
22.06.2010, 09:24
habe ich auch nicht behauptet. ich sagte, ich ziehe es vor, nicht, die menschen verdummen, da sie es tun.
War natürlich auch etwas provokant gemeint. ;) Aber Ok, was meintest du dann mit der "Farce"? Ich denke, das Programm ist ziemlich genau darauf ausgelegt, zu zerstreuen, und ich denke sogar, diese Aufgabe erfüllt es recht gut.
Man muss daran denken, dass teurere Programme auch zu mehr Werbung und anderen "Einnahmestrategien" führen würden, zumindest wenn man davon ausgeht, dass der Markt noch funktioniert. Würde man also von heute auf morgen alle billig produzierten Reality Shows usw. aus dem Programm nehmen, würde sich die Werbung wahrscheinlich verdoppeln (oder so, ich bin kein Wirtschaftler), denn das große Geld bezahlen die Sender ja wahrscheinlich a) für relativ neue Filme und b) für große Eigenproduktionen, mit Salesch und Co. wird das nur finanziert, weil man nicht 24h teuren Kram zeigen und trotzdem geschäftsfähig bleiben kann.

Ianus
22.06.2010, 10:28
Man muss daran denken, dass teurere Programme auch zu mehr Werbung und anderen "Einnahmestrategien" führen würden, zumindest wenn man davon ausgeht, dass der Markt noch funktioniert. Die Renumerationsstrategie belohnt die Sender nicht für teuer produziertes Programm sondern entsprechend der Zahl der Zuschauer plus eventueller Kosteneinsparungen die sich durch billige Sendungen vornhemen lassen.

Solange noch irgendjemand zuschaut, ist es immer besser, billig zu produzieren und die erparte Summe behalten zu können als die kalkulierte Gewinnmarge zu verkleinern.

Mordechaj
22.06.2010, 13:06
An die beiden zuvor: Ich sehe das Problem nicht. Soll der Mensch 24h lang nur schlafen und effiziente, intelligente Dinge tun? Ist Zerstreuung nicht erlaubt? (oder sogar notwendig?)

Es geht zumindest mir persönlich nicht um Effizienz oder Intelligenz, sondern einfach um Ansprüche, die man meiner Meinung nach stellen sollte. Zerstreuung hat nichts mit möglichst hohler Beschäftigung der Sinne zu tun, sondern eben wie gesagt mit Unterhaltung. Dem stressigen Alltag zu entfliehen, indem man sich mit moralischem Verfall und anderer Leute Lebenskrisen beschäftigt - nochmal: Im Endeffekt ist das nichts anderes als Happy-Slapping. nur mit Kommentatorenstimme -, halte ich eben nicht für natürlich. Auch Zerstreuung kann niveauvoll sein, ohne gleich zu überfordern.

Aber den größtmöglichen Stumpfsinn zu schauen, nur weil man dabei nich denken muss... Joa, da kann man auch schlafen und hat dann mehr Energie für den intelligenzen und effizienten Tagesablauf. Klar funktioniert das nich so und klar sitze ich hier nich auf dem hohen Ross, ich schalte sowas selbst hin und wieder mal ein, einfach weil nichts anderes läuft und es auch nichts anderes zu tun gibt. Für mich persönlich ist das aber nicht die erste Wahl und für gewöhnlich bin ich nach ein paar Minuten derart abgetan, dass ich dann doch was anderes mache. Ich bezweifle, dass jemand irgendwann gesagt hat: "Wir brauchen ein Fernsehformat, das die Sender nicht viel kostet und dem Zuschauer irgendwelche abgefuckten Storys präsentiert, die ihren Akteuren für ne halbe Stunde extrem fragwürdigen Ruhm verschaffen."

Aber irgendwann war dieses Format eben da und man hat sich dran gewöhnt und irgendwie ist es ja auch ganz spannend, an so einem Autounfall langsamer vorbei zu fahren. Ich sage aber, dass das nicht sein muss, einem künstlich geschaffenen Zuschauerbedürfnis entspricht und nebenbei moralisch und sittlich auch ein kleines bisschen verwerflich ist.

Ranmaru
22.06.2010, 13:53
Das schlimme ist ja, zumindest ist das bei mir so, daß der ganze Stumpfsinn überhaupt nicht diesen Effekt der anstrengungslosen Berieselung hat. Wenn ich mir Gerichtsshows, Supernanny, oder Fette-hüpfen-über-die-Mattscheibe ansehe, dann kann ich mich dabei nicht entspannen, weil's mich ständig aufregt. Entweder, weil das Programm so dumm ist, oder weil die da so einen Schrott von sich geben, oder weil die Personen im Fernsehen so extrem widerlich sind, daß ich ihnen irgendwas entgegenwerfen will (letzteres war, als ich das erste und einzige Mal Supernanny gesehen habe, der Fall).

Wenn ich mich wirklich berieseln lassen will, dann guck ich mir irgendeine doofe Doku über Flugzeugträger auf N24 oder ein Kunstmagazin auf arte an. Dabei kann ich dann wirklich abschalten. :D

Lynx
22.06.2010, 15:08
Wenn ich mir Gerichtsshows, Supernanny, oder Fette-hüpfen-über-die-Mattscheibe ansehe, dann kann ich mich dabei nicht entspannen, weil's mich ständig aufregt. Entweder, weil das Programm so dumm ist, oder weil die da so einen Schrott von sich geben, oder weil die Personen im Fernsehen so extrem widerlich sind, daß ich ihnen irgendwas entgegenwerfen will

Oh ja, ich muss dann immer darüber diskutieren, wie unlogisch und schlecht gemacht (oder was einem auch sonst noch für Kleinigkeiten auffallen) das alles ist. Meine Mutter, die sich sowas öfter ansieht, beschwert sich dann jedes Mal, weil ich ihr die "Unterhaltung" vermiese. Sie kann da, im Gegensatz zu mir, nämlich auch abschalten.

La Cipolla
22.06.2010, 15:45
Naja, wenn man persönlich nicht abschalten kann, sollte man natürlich was anderes gucken. :p Das ist pure Geschmackssache, deshalb reden wir ja von Selektion. Es gibt aber zweifelsfrei genug Leute, für die es wirkt.

Aber irgendwann war dieses Format eben da und man hat sich dran gewöhnt und irgendwie ist es ja auch ganz spannend, an so einem Autounfall langsamer vorbei zu fahren. Ich sage aber, dass das nicht sein muss, einem künstlich geschaffenen Zuschauerbedürfnis entspricht und nebenbei moralisch und sittlich auch ein kleines bisschen verwerflich ist.
Das "künstlich" Argument entgeht mir völlig, aber ich würde dieses Wort auch niemals ernsthaft benutzen. Wie kann ein Bedürfnis künstlich sein, wenn Menschen ihm nachgehen? (Ich unterlasse mal die generellere Frage, die mir auf der Zunge liegt, denn dann sind wir ganz weg vom Thema.)
Die Moral ist natürlich Ansichtssache. Letztendlich läuft das Problem ja auf Schadenfreude (oder "Happy-Slapping") hinaus, und auch wenn ich persönlich versuche, mich damit zurückzuhalten, ist sie imho eine treibende Kraft hinter jeder menschlichen Persönlichkeit, die einfach zwingend dazu gehört. Mir fällt auch auf Anhieb kein humoristisches Fernsehformat ein, von Monty Python über Simpsons bis hin zu jeglicher politischer Satire, das sich nicht vorrangig über Dinge lustig machen würde. Ob man sich dann über das Ausmaß dieses Runtermachens streiten sollte... ka.

Ranmaru
22.06.2010, 17:07
Ich weiß nicht, meine Schadenfreude beschränkt sich irgendwie auf Slapstick-Einlagen. Ich kann darüber lachen, wenn jemand hinfällt oder ein Glas fallen läßt oder so, aber bei Dummheit setzt bei mir eher Fremdscham als Schadenfreude ein.

Mordechaj
22.06.2010, 19:17
Wie kann ein Bedürfnis künstlich sein, wenn Menschen ihm nachgehen?

Ich würde es jetzt nicht damit vergleichen oder gar gleichsetzen wollen, aber Drogen wären ein Beispiel. Das Bedürfnis von Süchtigen nach ihrem Suchtmittel ist nicht natürlich.

Wie gesagt, ich will's keineswegs gleichsetzen, allerdings ist es ein Fakt, dass die Toleranzgrenze gegenüber bestimmten Inhalten mit stetiger Berieselung sinkt - je niedriger die Grenze schon liegt, umso leichter wird es dann für neue Reize, ohne große Abwehrwirkung Einfluss zu nehmen. Wenn ich nun meine 5-8 Stunden am Tag fern sehe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich irgendwann vollkommen desensibilisiert zurückbleibe. Bedürfniswelten ohne sensible Mechanismen sind ebenfalls nicht natürlich.

La Cipolla
22.06.2010, 19:29
Pff, ich sehe den Punkt, würde da aber nicht mit "natürlich" und "unnatürlich" rumhantieren, die Begriffe implizieren nämlich für gewöhnlich Holzhammerargumente (unnatürlich = schlecht). Ich denke nicht, dass der Mensch im Stande ist, irgendwas Unnatürliches zu machen. Ungesundes und Dummes, klar, aber natürlich ist das alles trotzdem. Müssen wir aber (hier) nicht drüber reden.

Es geht also um die Desensibilisierung? Keine Ahnung. Die Fernseh-Enthusiasten, die ich kenne, habe alle ziemlich übliche Mechanismen, was das angeht, trotz 8h Fernsehen am Tag. Und wenn nicht, sind wir dann nicht wieder in der extremen Ecke, die immer schädlich ist, egal um was es geht? Nur weil es in der Uni Leute gibt, die denken, dass alles unter Goethe und Shakespeare trivial und armselig ist, sind nicht automatisch alle, die Goethe und Shakespeare gut finden, elitäre Schweine.

Das einzige, wo ich ein "Abstumpfen" bemerke, ist im Umgang mit Tabus (Tod, Sex und entsprechende Tabus, usw.), aber das hat denke ich nicht direkt was mit dem Problem zu tun, von dem wir sprechen und würde wohl auch wieder zu einem anderen Thema führen.


aber bei Dummheit setzt bei mir eher Fremdscham als Schadenfreude ein.
Ist die Frage, ob das nicht im Grunde das selbe ist, halt "andere sind schlechter/anderen geht es schlechter".

Ranmaru
22.06.2010, 19:31
Ich würde es jetzt nicht damit vergleichen oder gar gleichsetzen wollen, aber Drogen wären ein Beispiel. Das Bedürfnis von Süchtigen nach ihrem Suchtmittel ist nicht natürlich.

Ich finde den Vergleich gar nicht so dumm. Letztendlich gibt es viel mehr Süchte, als nur die nach den klassischen Drogen. Es gibt Kaufsucht, es gibt Internetsucht, es gibt Spielsucht—und die alle stehen in keiner Verbindung mit irgendwelchen Psychopharmaka. Letztendlich ist es immer nur der eigene Kopf, der nach mehr verlangt, etwaige körperliche Auswirkungen haben tatsächlich nur die wenigsten Suchtverhalten.
Die moderne Welt ist voll mit Süchten, die man gar nicht als solche anerkennt, und ich behaupte man, daß die Sucht nach Fernsehen von einem Großteil der Bevölkerung unbewußt genossen wird. Man kann das ganz einfach rausfinden: nehmen wir mal an, ab morgen gäbe es kein Fernsehen mehr. Jeder, der dann sagen würde, daß ihm etwas abginge, der ist (mehr oder weniger schlimm) süchtig—denn sobald einem etwas fehlt und es einem nach etwas verlangt, was man nicht mehr hat, ist man medizinisch gesehen süchtig.

Ich will gar nicht behaupten, daß das etwas schlimmes ist, aber die Tatsache, daß ein Fernseher inzwischen zu den Grundbedürfnissen des Menschen zählt (d.h. zum Beispiel, daß er nicht gepfändet werden darf, und daß sozial schwache sich das Ding stellen lassen können), spricht wohl eine deutliche Sprache. Ja, Grundbedürfnis! Genau so wie Wohnung, Essen, und Kleidung. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen; ist auf jeden Fall ziemlich kraß, meiner Meinung nach.
Ich denke schon, daß die Menschheit sich auch wieder davon entwöhnen könnte, wenn es ab morgen wirklich kein Fernsehen gäbe, aber solange es das tut, wird die Sucht munter weiter gefüttert, und dann werden diese künstlichen Bedürfnisse eben weiter geschürt. Davon lebt das Fernsehen letztendlich. Es ist ja nicht zufällig so, daß Sendungen nur schrittweise dümmer oder krasser werden. Wenn man vor 20 Jahren so etwas wie das Dschungelcamp im Fernsehen gezeigt hätte, dann wäre vermutlich der Verfassungsschutz eingestiegen, aber heute ist das die erwähnte seichte Unterhaltung. Es gibt auch heute noch Serien, über die man sich aufregt, weil sie doch zu arg sind: zum Beispiel dieses Fear Factor (hieß doch so, oder?), wobei das in Amerika wiederum nicht zu solchen krassen Reaktionen führt. Irgendwann wird das, was man kennt, eben zu lasch und man will mehr—oder zumindest was neues. Darum würde es mich wirklich nicht wundern, wenn wir in sagen wir 20 Jahren von heute Sendungen im Fernsehen haben, bei denen heute jeder vernünftige Mensch sagen wird, daß es so was niemals geben wird. Mich würde es nicht einmal wundern, wenn es irgendwann Sendungen wie The Prize of Peril oder Running Man wirklich geben sollte. Aus heutiger Sicht undenkbar, aber na ja …
Und Trends kommen und gehen, hat auch damit zu tun. In den 90ern war den ganzen Nachmittag Talkshows zu sehen, da gab es Dutzende. Was gibt's heute? Gerichtssendungen, die sind die logische Konsequenz, nur noch eine Stufe drüber. Und da wird auch irgendwann die Luft raus sein, und dann kommt was neues.

Andersherum wird übrigens ein Schuh draus: was macht man, wenn man keinen Fernseher hat, aber trotzdem abschalten will? Ein Buch lesen? Spazieren gehen? Vielleicht im Internet surfen. Gibt ja genug.
Jeder Mensch hat diese Süchte, ich schließe mich da auch gar nicht aus. Mir zum Beispiel würde definitiv etwas fehlen, wenn ich morgen kein Internet mehr hätte. Ich beriesele mich gerne im Internet, da kann ich abschalten, und das ist meine Entspannung. Dazu denke ich, bin ich noch in gewissem Maße süchtig nach Musik.
Die etwas offensichtlicheren Süchte sind bei mir dann Koffein (v.a. Tee) und Nikotin.

Von daher, ja, das Bedürfnis nach Fernsehen ist ein künstliches. Oder vielleicht besser: ein anerzogenes.


Ist die Frage, ob das nicht im Grunde das selbe ist, halt "andere sind schlechter/anderen geht es schlechter".
Die Ausgangsbasis dürfte die selbe sein, allerdings ist die Reaktion eine andere. Bei Schadenfreude gucke ich hin und will mehr, bei Fremdscham will ich möglichst wegschalten und was anderes sehen.
Wobei wir da jetzt aber auch schon wieder mit einem Bein in der Psychologie stehen, wenn man sich fragt, ob die Schamreaktion nicht eher so etwas wie ein unbewußtes Ausblenden der Tatsache ist, daß es solche Menschen überhaupt gibt … aber das führt zu weit, denke ich. :D

La Cipolla
22.06.2010, 20:24
Ich denke, die Suchtfrage führt halt wieder zum Ausmaß. Natürlich gibt es Leute, die ohne nicht können, aber bei was gibts die nicht?
Zumal deine Definition hinkt. Das ist ja wie in den Neunzigern, als plötzlich jedes Kind ADS und jede Jugendliche Depressionen hatte, weil jemand gemerkt hat, dass doch nicht alle Menschen gleich funktionieren. ;) Klar hat man seine Macken, aber ob die schon so krank sind, dass sie ein Problem darstellen, ist eine ganz andere Frage.
Da müsste man erstmal die Hälfte des Forums wegen Egoproblemen behandeln.
Kurz, ich denke, dass man da aufpassen sollte, aber nicht weniger als bei Alkohol usw. Und das passiert. Geh mal in die Grundschule und guck dir die großangelegten Kampagnen gegen Überkonsum von digitalen Medien an, dagegen verblasst jede Anti-Alk-Kampagne. @_o Ist halt gerade der Trend, weil es noch recht neu als Problem erkannt wurde.

Grundbedürfnis ist es glaub ich nur, weil "Informationen" per Grundgesetz (oder?) als Bedürfnis gelten und die Glotze nunmal (noch) das verbreitetste Medium ist. Wäre es das Netz oder die Zeitung, dürfte man das wahrscheinlich nicht wegnehmen. Ist in dem Sinne mal ein ungewohnt modernes Gesetz. Ob man das Fernsehen dann auch für Infos benutzt, ist eine ganz andere Frage.

Wenn man vor 20 Jahren so etwas wie das Dschungelcamp im Fernsehen gezeigt hätte, dann wäre vermutlich der Verfassungsschutz eingestiegen, aber heute ist das die erwähnte seichte Unterhaltung.
Oder wenn man Schwule gezeigt hätte, oder nackte Nippel. ;) Will sagen, diese Entwicklung hat immer Vor- wie Nachteile. Wobei 20 Jahre natürlich gerade für all unsere Beispiele etwas übertrieben sind, sagen wir 50, da sind wir auf der sicheren Seite.

Ranmaru
22.06.2010, 20:28
Ich habe nie behauptet, daß das alles ein Problem ist. Ich habe nur gesagt, daß wir alle süchtig nach dem sind, was uns die Gegenwart bietet, weil uns ohne den ganzen Kram was fehlen würde. ;)

La Cipolla
22.06.2010, 20:34
Kk, hab hier offensichtlich schon wieder die Kontra-Position eingenommen. :p

Ianus
22.06.2010, 22:28
dass alles unter Goethe und Shakespeare trivial und armselig ist, sind nicht automatisch alle, die Goethe und Shakespeare gut finden, elitäre Schweine. Goethe ist ein schlechtes Beispiel für gutes Theather, Mann. Er hat nicht die eine erforderliche Szene Fäkalhumor per Königsdrama, technisch ist er auch nicht verspielt genug, um einen Romeo&Julia abzuziehen und von der Inspirationstreue ist er nicht standfest genug, um seine Gegner: "nach scheiße stinkende ••••••••••n" zu nennen und dies als Gewinn für sich zu titulieren.


Wie gesagt, ich will's keineswegs gleichsetzen, allerdings ist es ein Fakt, dass die Toleranzgrenze gegenüber bestimmten Inhalten mit stetiger Berieselung sinkt - je niedriger die Grenze schon liegt, umso leichter wird es dann für neue Reize, ohne große Abwehrwirkung Einfluss zu nehmen. DAS IST NICHT WIE GEWÖHNUNG FUNTIONIERT!

:hehe:nton:

Wenn ich sowas noch mal hören muss, werde ich einen Künstler rüberschicken. Vermutlich Wolfgang Flatz. Der wird dann das KZ wieder einrichten, sich zum einzigen Gefangenen desselbigen machen und das so lange auf allen Kanälen senden, bis irgendwelche Bürger das Fernsehlager stürmen und ihn gewaltsam rausholen.

DAS IST KEINE LEERE DROHUNG, MEIN FREUND! FLATZ WÜRDE DAS TUN, WENN ER EURER DIKTATOR WIRD!

Es gibt natürlich ein anderes Phänomen, dass in etwa mit deiner Beschreibung überein stimmt, aber das hat nichts mit der Gewöhnung an Drogen zu tun.

Mordechaj
23.06.2010, 11:59
Es gibt natürlich ein anderes Phänomen, dass in etwa mit deiner Beschreibung überein stimmt, aber das hat nichts mit der Gewöhnung an Drogen zu tun.
Tell us! Ich habe den Vergleichspunkt mit Drogen übrigens dementiert, dachte das wäre rausgekommen.

Irgendwie wird die Ausführung dadurch auch nich entkräftet, du störst dich wahrscheinlich nur an meinem für das Thema zu geringen oder auf unbeholfene Weise bemühten Wortschatz. ;)


Pff, ich sehe den Punkt, würde da aber nicht mit "natürlich" und "unnatürlich" rumhantieren, die Begriffe implizieren nämlich für gewöhnlich Holzhammerargumente (unnatürlich = schlecht). Ich denke nicht, dass der Mensch im Stande ist, irgendwas Unnatürliches zu machen. Ungesundes und Dummes, klar, aber natürlich ist das alles trotzdem. Müssen wir aber (hier) nicht drüber reden.
Es geht hier um "unnatürlich" im Sinne von "künstlich" und das ist, wenn es um die Lebensgestaltung von Menschen geht, nunmal wirklich nix sonderlich Tolles. Oder würdest du den Einfluss von Werbung im alltäglichen Leben als für den Verbraucher positiv bezeichnen? Ich meine nicht den informellen Typ Werbung, sondern den Unterschwelligen, der uns manipulieren will.

Das soll auch keine falsche Paranoia vermitteln, letzten Endes ist es mir auch Parkuhr, wie viele Leute nun wirklich der Barbara Salesch zu gucken, die haben das Recht dazu und das respektiere ich gern. Ich will also auch niemanden verurteilen, der diesen Gewohnheiten nachgeht. Im Vergleich nach Qualität und tatsächlichem Wert aber springen für mich hier entscheidende Alarmlämpchen an.


Nur weil es in der Uni Leute gibt, die denken, dass alles unter Goethe und Shakespeare trivial und armselig ist, sind nicht automatisch alle, die Goethe und Shakespeare gut finden, elitäre Schweine.
Naja, zugegeben, ich persönlich kann auch keine ernsthafte Unterhaltung über Literatur mit jemanden führen, der Goethe auf eine Stufe mit Shakespeare stellt oder ihn irgendwie anders in übermütigem Maße zu wertvoller Literatur zählt. ;_;"


Es geht also um die Desensibilisierung? Keine Ahnung. Die Fernseh-Enthusiasten, die ich kenne, habe alle ziemlich übliche Mechanismen, was das angeht, trotz 8h Fernsehen am Tag. Und wenn nicht, sind wir dann nicht wieder in der extremen Ecke, die immer schädlich ist, egal um was es geht?
Den Absatz müsstest du mir nochmal erklären, den durchsteige ich leider nich so ganz. =/

Ianus
23.06.2010, 13:14
Tell us! Ich habe den Vergleichspunkt mit Drogen übrigens dementiert, dachte das wäre rausgekommen.

Irgendwie wird die Ausführung dadurch auch nich entkräftet, du störst dich wahrscheinlich nur an meinem für das Thema zu geringen oder auf unbeholfene Weise bemühten Wortschatz. ;) Das auch. Was du beschreibst, ist Gehirnwäsche. Was Sekten machen. Emotionale Isolierung und Anfütterung mit immer verrückterer Information. Wenn du durch alle Schwitzhütten-Rituale, Nahrungsumsstellungen und rituelle Beschimpfungen durch bist, hast du dann so viel investiert, dass du auch noch glaubst, dass alle Psychologen vom Mars kommen und die Erde voller toter Aliens ist.
Die rechten Fraktionen im Heer machte während des ersten und zweiten Weltkrieges was vergleichbares für viele allzu leicht beeinflussbare Menschen. Rein kamen Leute und raus kamen Leute, die für Deutschland und für die Kameraden, die sie während der Grundausbildung verprügelt haben gerne sterben wollten. Weil sie gesehen haben, dass dies alles rechtens war und das man sie nur verprügelt hat, wann immer sie etwas getan haben, was nicht rechtens war.

Und..tut mir leid, Fernsehen ist keine Gehirnwäsche. Du kannst immer noch eine Zeitung aufschlagen oder ein Buch lesen ohne dass die Fernsebeauftragten kommen und dich in die Ecke setzen. Der entscheidende Punkt an einer Gehirnwäsche ist, dass es ein sozialer Prozess ist, mit dem Endziel jemanden in eine Gruppe einzufügen. Aber das größte Hindernis für den Prozess:

http://www.npshare.de/files/1d998b94/fernbedienung.jpg

Zappen.

Ranmaru
23.06.2010, 13:31
Und..tut mir leid, Fernsehen ist keine Gehirnwäsche. Du kannst immer noch eine Zeitung aufschlagen oder ein Buch lesen ohne dass die Fernsebeauftragten kommen und dich in die Ecke setzen. Der entscheidende Punkt an einer Gehirnwäsche ist, dass es ein sozialer Prozess ist, mit dem Endziel jemanden in eine Gruppe einzufügen. Aber das größte Hindernis für den Prozess:

[…]

Zappen.

Würde ich so nicht sagen. Fernsehen ist natürlich keine Gehirnwäsche, wie Scientology sie betreibt, aber das Prinzip, was dahintersteht, ist das gleiche. Werbung im allgemeinen ist Gehirnwäsche, aber eine subliminale und freiwillige. “Kauf unsere Scheiß, weil der besser ist als der andere Scheiß!” muß man auch erstmal glauben, und wenn man's tut, hat die Werbung funktioniert, obwohl Ariel mit Sicherheit nicht weißer wäscht als Persil.

La Cipolla
23.06.2010, 13:38
Es geht also um die Desensibilisierung? Keine Ahnung. Die Fernseh-Enthusiasten, die ich kenne, habe alle ziemlich übliche Mechanismen, was das angeht, trotz 8h Fernsehen am Tag. Und wenn nicht, sind wir dann nicht wieder in der extremen Ecke, die immer schädlich ist, egal um was es geht?[...]
Den Absatz müsstest du mir nochmal erklären, den durchsteige ich leider nich so ganz. =/
War auf den Punkt bezogen:

je niedriger die Grenze schon liegt, umso leichter wird es dann für neue Reize, ohne große Abwehrwirkung Einfluss zu nehmen. Wenn ich nun meine 5-8 Stunden am Tag fern sehe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich irgendwann vollkommen desensibilisiert zurückbleibe.
Punkt war, meine Erfahrungen bestätigen deine (Befürchtungen?) nicht. Ich habe sowas noch nie beobachten können, auch in der Schule nicht, und ich denke, jene, die tatsächlich unter dieser Desensibilisierung leiden, sind Extremfälle, die es zwangsweise immer gibt.

Ianus
23.06.2010, 13:40
Isolation, Sozialer Prozess, Gruppe.

Keine Isolation, kein sozialer Prozess, keine Gruppe = Keine Gehirnwäsche.

Werbung lügt natürlich aber Werbung hält dich nicht fest und erzählt dir, dass du deine Eltern hassen musst, weil sie zwischen dir und der perfekt weißen Leinen stehen. Und Meister Propper beschimpft dich auch nicht, wenn du dich mit Leuten getroffen hast, die andere Waschmittel verwenden. Und du kannst jederzeit den Sender wechseln.

Der Consolewar wird nicht von Nintendo und Sony gefördert.

La Cipolla
23.06.2010, 13:45
Würde ich so nicht sagen. Fernsehen ist natürlich keine Gehirnwäsche, wie Scientology sie betreibt, aber das Prinzip, was dahintersteht, ist das gleiche. Werbung im allgemeinen ist Gehirnwäsche, aber eine subliminale und freiwillige. “Kauf unsere Scheiß, weil der besser ist als der andere Scheiß!” muß man auch erstmal glauben, und wenn man's tut, hat die Werbung funktioniert, obwohl Ariel mit Sicherheit nicht weißer wäscht als Persil.
Dann wär aber jeder Konflikt, jede Argumentation zweifelhaft, weil man immer versucht (auch subtil und verdeckt) die anderen zu überzeugen. Ich denke, das gehört schon dazu. Natürlich gibt es hier Grenzen des guten Geschmacks. Aber da ist "Geschmack" schon im Namen.

Ranmaru
23.06.2010, 13:54
Die Grenze liegt mMn. da, wo man nicht mehr nur die Wahrheit ein wenig verdreht, sondern anfängt zu lügen. In der Werbung ist das in Deutschland ja verboten, zum Glück, aber bei Fernsehsendungen ist es so.
Auf YouTube gibt's z.B. zig Videos, wo die “Darsteller” von diesen komischen Doku-Seifenopern mal Tacheles reden und wie das alles gestellt ist, und daß sie absichtlich in ein schlechtes Licht gerückt werden. Das hat nichts mehr mit Geschmack zu tun, das ist menschenverachtend.

Da gab's einen Fall (ich glaube, den haben sie mal bei Fernsehkritik.tv gebracht) aus 'ner Sendung wo es um Jugendliche geht, die noch zuhause leben, oder so, und dann haben die Eltern den Jungen als Computersüchtig und chronisch Arbeitslos hingestellt (was beides nicht stimmte, der kam nur gerade aus der Ausbildung und war auch Jobsuche), weil RTL2 denen für die Sendung 250 Euro geboten hat.
Die Konsequenz war, daß der Junge zuhause rausgeflogen ist und auf der Straße stand und sich einen Monat bei Freunden durchschlagen mußte. Und das alles für 250 Euro!

La Cipolla
23.06.2010, 14:02
Hm. Ich seh den Punkt, aber die Grenze ist ebenfalls nicht eindeutig. Letztendlich ist der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit oft eine Frage der Ansicht und Wahrnehmung, wo ist etwas verzerrt, wo ist es gelogen? Meist kommt dann eine Begründung a la "So eine Familie könnte es geben!", die ja nicht ganz daneben ist.

Ianus
23.06.2010, 14:09
Da gab's einen Fall (ich glaube, den haben sie mal bei Fernsehkritik.tv gebracht) aus 'ner Sendung wo es um Jugendliche geht, die noch zuhause leben, oder so, und dann haben die Eltern den Jungen als Computersüchtig und chronisch Arbeitslos hingestellt (was beides nicht stimmte, der kam nur gerade aus der Ausbildung und war auch Jobsuche), weil RTL2 denen für die Sendung 250 Euro geboten hat.
Die Konsequenz war, daß der Junge zuhause rausgeflogen ist und auf der Straße stand und sich einen Monat bei Freunden durchschlagen mußte. Und das alles für 250 Euro! Ich komme nicht mit, wie das funktionierren soll. Die Eltern bekommen 250 Euro, sagen "Unser Sohn ist chronisch arbeitslos" (in vollem Bewusstsein, dass er gerade eben die Ausbildung beendet hat) und schmeißen ihn dann raus?

Irgendwo hast du vermutlich ein paar Schritte zwischen 250 Euro und "Hups, wir ham total vergessen, dass wir jeden Tag mit dem Jungen zusammen leben!" ausgelassen.

Laterna
23.06.2010, 14:37
RTL 2 ist sowieso Gaga, manchmal auch LadyGaga.

Finde diese Sendung wo Kinder rausgeschmissen werden, weil sie faule Schweine sind und sich gefälligst ne neue Wohnung suchen sollen genial und der Oliver Geissen Privatpsychologe in Bärenform muss auch immer seinen Senf dazu geben, herrlich...

Ranmaru
23.06.2010, 16:04
Die Schritte dazwischen war halt, daß der Junge gefälligst mitzuspielen hat, weil die Familie sonst ein Gerichtsverfahren wegen Vertragsbruch am Hals hat.

Ich hab gerade versucht den besagten Clip zu finden, aber irgendwie fällt mir nicht mehr ein, wie die Sendung hieß.

Ianus
23.06.2010, 16:32
Uuuuund...das gilt nicht als unmoralischer Vertrag in Deutschland? Hätte RTl in Hamburg geklagt? :D

Liferipper
23.06.2010, 16:38
http://www.npshare.de/files/1d998b94/fernbedienung.jpg

Zappen.

Du zappst an deinem DVD-Player?

Ianus
23.06.2010, 17:15
Symbolbild : Es bedeutet etwas anderes, als es darstellt.

Mordechaj
23.06.2010, 17:37
Das auch. Was du beschreibst, ist Gehirnwäsche. Was Sekten machen. Emotionale Isolierung und Anfütterung mit immer verrückterer Information. Wenn du durch alle Schwitzhütten-Rituale, Nahrungsumsstellungen und rituelle Beschimpfungen durch bist, hast du dann so viel investiert, dass du auch noch glaubst, dass alle Psychologen vom Mars kommen und die Erde voller toter Aliens ist.
Die rechten Fraktionen im Heer machte während des ersten und zweiten Weltkrieges was vergleichbares für viele allzu leicht beeinflussbare Menschen. Rein kamen Leute und raus kamen Leute, die für Deutschland und für die Kameraden, die sie während der Grundausbildung verprügelt haben gerne sterben wollten. Weil sie gesehen haben, dass dies alles rechtens war und das man sie nur verprügelt hat, wann immer sie etwas getan haben, was nicht rechtens war.

Und..tut mir leid, Fernsehen ist keine Gehirnwäsche. Du kannst immer noch eine Zeitung aufschlagen oder ein Buch lesen ohne dass die Fernsebeauftragten kommen und dich in die Ecke setzen. Der entscheidende Punkt an einer Gehirnwäsche ist, dass es ein sozialer Prozess ist, mit dem Endziel jemanden in eine Gruppe einzufügen.

Ich denke, du verstrickst dich dort zu sehr in deine eigene Abstraktion. Ich habe nie gesagt, dass es um Gehirnwäsche geht und das war auch nicht, worauf ich anspielte.

Es geht für meine Begriffe immer noch um Desensibilisierung und die, darin bestärke ich mich gerade, kommt durch Gewöhnung zustande.

Guck zu viele Pornos: Sexuelle Desensibilisierung. Zu was das führt, kann man an jedem dritten Nerd und an jedem zweiten Assi nachvollziehen.
Zu viele Gewaltinhalte: Sinkende Abwehrhaltung gegenüber Gewalt, Blut und sonstigen Schrecken (was nicht mal negativ sein muss, sagt ja keiner, dass die Leute dann gleich selbst um sich schießen). Zu viel mit Ausscheidungen zu tun: Irgndwann fängt's an mit Fäkalhumor und dass einen nich mehr viel ekeln kann.
Mach jeden Tag exakt die selben Handgriffe: irgendwann kannst die Krabben ausnehmen ohne hinzuschauen.

See, ich sage noch immer nicht, dass es etwas Schlechtes oder sogar Schädliches ist. Aber Techno wird nicht zu höherer Kunst, nur weil er viele Hörer findet, das passiert aufgrund der Tatsache, dass man mit geneigten Ohren davon in Trance gebummt wird. Irgendwelcher Doko-Soap-Schlamm wird nicht zum Kulturbedürfnis, nur weil er Bestätigung in den Zuschauerzahlen findet, durch das fehlende Niveau wird man ebenso in Bild und Ton in Trance versetzt, umso stärker je eher man zugeneigt ist und so eher zugeneigt, je länger man dadurch beeinflusst wird.

Das ist eine simple Rechnung. Wenn ich mir über Wochen hinweg haufenweise amerikanische Serien anschau, fliegen mir andauernd englische Ausdrücke durch den Kopf. Wenn ich über Monate und Jahre mit dem Auto jeden Tag die selbe Strecke hin und zurück fahre, kenne ich sie irgendwann auswendig.

Die Niveaulosigkeit im Fernsehen produziert sich durch über Jahre hinweg erlangte Quantität, die dadurch zustande kam, dass immer mehr Formate ein paar schleichende Schritte nach unten gemacht haben. Auf diese Weise entstand meiner Meinung nach beispielshalber das Perfekte Dinner, weil Jamie Oliver langweilig geworden war. Auf diese Weise kam man von sam am Mittag zu We are family, weil warum die Vergewaltiger-Storys anmoderieren, wenn man einfach ne Kamera in irgendein Zuhause schicken kann, dort muss man nich recherchieren oder einen Bericht aufbereiten.
Und selbst diese Formate hatten Vorgänger, die ein bisschen mehr Gehalt hatten. Das ist gerade noch so die Entwicklung, die ich mit meinen jungen Jahren und dem wenigen Fernsehen, das ich mittlerweile schau, mitbekommen hab.

Und das sind die Beispiele aus den Privatsendern, die Ö-R will ich da gar nich ansprechen, denn die haben normalerweise noch einen Kulturauftrag, gleichen sich aber an eben jene hohlen Formate der Privaten an.


Und der Zuschauer hat diesen Wandel mitgemacht. Durch Gewöhnung. Man hat ihn nicht ins heiße Wasser geschmissen, man hat dem Frosch das Becken langsam erwärmt, sodass er's nich merkt. (Hm... woher hab ich das mit dem Frosch? =/ )


Wie gesagt, das ist alles gar nich so tragisch. Ich hab schon lange aufgehört, überall Kultur zu erwarten und mir ist klar, dass sich meine Bedürfniswelt nicht mit der von anderen Leuten treffen muss, was das angeht. Die Bewertung von medialen Inhalten definiert sich aber nunmal in Objektivität.