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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Es ist ein Schäfchen" - Cloud Computing - "Mä~h"



Dr. Alzheim
10.02.2010, 14:16
Schon länger ist der Begriff in diversen Publikationen der IT-Fachpresse unterwegs und hat auch die Otto-Normal-Verbraucher erreicht... spätestens, seit Google das Ganze mit einer eigenen Produktpalette in Jedermanns Fokus gerückt hat und unter Anderem auch Microsoft mitzog. Die Rede ist von der Schlagwort-Gruppe


Cloud Computing


Doch was versteckt sich dahinter?
Die Idee dahinter ist, dass Anwendungssoftware nicht mehr - wie aktuell üblich - installiert wird. Spart Zeit und für Unternehmen spart (so ziemlich) alles, was Zeit spart, auch Geld.
Alles, was man per Definition des Cloud Computing noch braucht, sind das Betriebssystem auf dem Client-Rechner sowie irgendein Webbrowser. Die Vorteile liegen klar auf der Hand, genügt somit lediglich die Installation von Windows, einem Linux-Derivat oder einem anderem Betriebssystem, ggfs. noch den Wunsch-Browser installieren und schon kanns los gehen mit dem Cloud Computing, das - wenn man sich die Anforderungen anschaut - selbst auf sehr schwachen Rechnern funktionieren soll.

Das Thema Sicherheit...
... ist ein ziemlich leidiges, weil man hier dem jeweiligem Anbieter schon nicht unerhebliches Vertrauen entgegen bringen muss. Kann man gegenwärtig - wenn man kein Cloud Computing nutzt - noch mit Hilfe von Firewalls und Sicherheitserweiterungen für den Webbrowser (z.B. Noscript für den Firefox, etc) überwiegend bestimmen, welche Dienste Zugriff vom heimischem PC ins Netz und vom Netz auf den heimischen PC haben dürfen, so öffnet sich mit Cloud Computing eine nicht gerade kleine Tür. Der Löwenanteil für die Sicherheit liegt hier beim Dienstanbieter. Wird hier Schmu mit den Cloud-Diensten getrieben (es gibt genug Spinner, denen einer ab geht, wenn sie einen Server hacken und die dortigen Daten manipulieren können), kann sich der Schmu auch auf den heimischen Rechner auswirken.
Ein weiterer, nicht unerheblicher Aspekt ist das Speichern von mit Cloud-Diensten erstellten Daten auf dem Server des Dienstanbieters. Klar, bei Google "Text und Tabellen" gibts afaik die Möglichkeit, die Daten auch lokal auf dem heimischem PC abzulegen, doch bleibt die Frage, wie das sonst beim Rest ausschaut. Angenommen, die Daten ließen sich nur "in der Cloud" speichern... was ist bei Stromausfall am Serverstandort?
Was ist bei Schäden an diesem Server und Datenverlust?
Wann werden Backups der auf dem Server abgelegten Daten erstellt?
Wie lange dauert es, bis bei einem Serverausfall selbiger bzw. ein Ersatz-Server wieder funktionsfähig ist?
Mit der Frage darf sich in Firmen so ziemlich jeder Entscheidungsträger herumschlagen, der mit den Begriffen "Cloud Computing", "Kostensenkung" und "Outsourcing" zu tun hat bzw. damit jongliert.

Mögliche Vorteile von Cloud Computing
Die liegen an sich klar auf der Hand.
Zunächst einmal die verhältnismäßig geringen Anforderungen an den Client-Rechner. Hier soll per Definition lediglich - wie gesagt - das Aufspielen eines Betriebssystems (!) und eines Webbrowsers genügen. Welches Betriebssystem und welcher Browser (Ausnahme: Rein textbasierte) ist somit relativ wurscht und die Plattformunabhänigkeit hätte in dem Segment gewonnen, wenn man so will.
Gerade Unternehmen sparen sich hier nicht unerhebliche Wartungskosten, was die Anwendungssoftware betrifft. Kein Office mehr, das aktualisiert werden muss, keine Backup-Prozesse, keine langwierigen Installationsprozesse... die Liste ist nicht gerade kurz.
Auch am Beispiel von Googles Text und Tabellen sei hier die Möglichkeit genannt, die Daten auch lokal speichern zu können, was zumindest in Puncto Datensicherheit einige Bedenken nehmen sollte. Allerdings muss man hier wieder Backups machen, allerdings in geringerem Ausmaß. Zudem bleibt offen, inwieweit die Daten in der Cloud quasi gespiegelt werden...

Mögliche Nachteile von Cloud Computing
Ganz vorn stehen die Sicherheitsbedenken. Angenommen, die Anwendungen aus der Cloud basieren auf Javascript und/oder Flash/Silverlight und man erlaubt nun dem eigenem Webbrowser den bidirektionalen Datenaustausch ins und aus dem Netz, stehen so quasi Tür und Tor für eventuell manipulierte Dienste sperrangelweit offen.
Auch muss man sich als Kunde eines Dienstanbieters aus dem Bereich Cloud Computing darauf verlassen, dass das Sicherheitskonzept als ganzes reibungslos funktioniert und alles sicher ist. Die Cloud, die in der Cloud gespeicherten Daten sowie die angebotenen Dienste. Auch die zuverlässige Funktionsweise ist hier Pflicht, also dass alles genau dann tadellos funktioniert, wenn mans braucht... nur leider hat man dann als Kunde keinen Einfluss mehr darauf und kann auch keine Problemlösung einleiten... das muss der Dienstanbieter machen.

Anmerkungen:
Ich habe mich nur verhältnismäßig kurz in das Thema eingelesen und mir meine eigenen Gedanken dazu gemacht und überlegt, wie das wohl aus Sicht eines Unternehmens aussehen könnte... und auf mich selbst als Privatpersön wirkt. Ich bin in der Sache nicht unbedingt Fachmann, daher möge man mir nachsehen, wenn die Themenvorstellung kleinere Lücken haben sollte.

Die Fragestellungen an sich:
Wie seht ihr die Sache mit dem Cloud Computing? Ist da (wohl im Zuge der großen Seifenblase "Web 2.0") DIE neue Techniksensation im Anmarsch?
Inwieweit könnte Cloud Computing Einfluss auf Computer an sich haben (Ausstattung, Kosten, Aufwand von Softwareinstallationen, etc)?
Welche (evtl. auch weiteren) Vor- und Nachteile sowie Gefahren seht ihr im Cloud Computing?
Welche Dienste des Cloud Computing würdet ihr als Vorteilhaft sehen, welche eher nicht und vor allem... warum?
Wo seht ihr die Grenzen des Cloud Computing?
Würdet ihr, ganz gleich ob als Privatperson oder Unternehmer, auf Dienste im Bereich des Cloud Computing zurückgreifen? Falls ja, welche? Falls nein, weshalb nicht?

Es darf - wie üblich - auch gern darüber hinaus diskutiert werden :)

Manuel
10.02.2010, 16:01
http://www4.pic-upload.de/10.02.10/ytqbeckh4j.jpg (http://www.pic-upload.de/view-4548990/cloud.jpg.html)

Meiner Meinung nach ist "Cloud Computing" nur ein Marketing-Begriff für etwas, das schon vorher da war. Die Nachteile hast du ganz gut beschrieben: Der Dienstanbieter hat theoretisch den kompletten Zugriff aller Daten, die dort abgelegt werden. In Sachen Datenschutz (und damit ist auch die Angreifbarkeit der Dienste gemeint, siehe die letzten Datenskandale) muss man dem Anbieter ebenfalls vertrauen. Klar, aus Benutzersicht muss man nichtmehr jede Datei auf jedem Rechner (und am Besten noch mit unterschiedlichen Inhalten) lagern, außerdem ist im Prinzip nurnoch ein Betriebssystem ala Google Chrome (Browser fungiert als Xserver) notwendig, und schon kann man mit einem 286 aus der Ferne HD-Videos rendern - entsprechende Rechenpower beim Anbieter und schneller Internetzugang (OK, mit einem 286 eher schwer umsetzbar^^) vorausgesetzt. Aber zu welchem Preis? Neben Geschäftsleuten gelten scheinbar sogar Privatkunden als Hauptzielgruppe, und da hörts wirklich mit dem Spaß auf - meine Bewerbungsschreiben, meine privaten Urlaubsfotos etc. gehen nun definitiv niemandem etwas an.

Ja, zugegeben, ich gehöre zu der "paranoiden" Fraktion, der in seinem Firefox u.a. alle Spionagefunktionen deaktiviert hat und AddOns wie Ghostery, NoScript (samt gereinigter Whitelist) und BetterPrivacy einsetzt^^.

Interessanter wird das Ganze, wenn man selbst der "Cloud-Anbieter" seiner eigenen Firma ist, aber das ist in den letzten Jahren wahrlich nichts Neues. In Betrieben mit eigener IT-Abteilung wird idR. sowieso schon längst virtualisiert. Dass die Clients (mal ganz grob beschrieben) ebenfalls virtualisiert werden, ist ein weiterer Schritt...

dead_orc
10.02.2010, 16:11
Edit: s. Manuels Post über mir... -_-

Interessant, ich hätte unter Cloud Computing etwas vollkommen anderes verstanden, nämlich Cluster. Aber gut, das war nur meine spontane Interpretation.

Für mich als paranoide Privatperson kommt Cloud Computing gar nicht in die Tüte. Ich vertraue niemandem im Internet gerne meine Daten an, Google schon gar nicht, daher werde ich bestimmt nicht bei Google aufm Server meine Briefe schreiben. Ich kann mir aber vorstellen, dass viele das als attraktives Angebot gerne annehmen ("Hey, da kann ich meine GMail-Kontakte gleich für Serienbriefe die ich eh nie schreiben werde benutzen!"), da sie dann kein Office kaufen brauchen (und OpenOffice.org gibts ja in der Öffentlichkeitswahrnehmung kaum). Und das halte ich für sehr problematisch, da Google vermutlich schon jetzt genug Daten gesammelt hat, um die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung zu erpressen.

Was du über die Attraktivität für Unternehmen sagst, sehe ich nicht ganz so: In Unternehmen sollten Dinge wie Softwareinstallation nicht relevant lange dauern. Da wird einmal ein Image erstellt, auf allen Rechnern aufgespielt, und fertig (so stell ich mir das zumindest vor - vielleicht denke ich da zu utopisch).
Backups müssen genau so gemacht werden, wie vorher, wenn die Daten lokal gespeichert werden. Und vor allem braucht man dann eine noch ausfallsicherere Internetverbindung. Denn es ist zwar Chaos, wenn in nem größeren Unternehmen das Internet ausfällt, aber wenn dann niemand mehr Zugriff auf die Dokumente hat (unabhängig davon, ob sie nun lokal oder remote liegen - die Anwendung ist ja nicht mehr erreichbar) ist Holland in Not.

Niedrige Hardwareanforderungen: Du willst mir nicht erzählen, dass Firefox mit Google Docs (oder wie der Kram heißt) signifikant weniger Ressourcen braucht, als Abiword, OOo oder MS Office, oder? Vor allem, da all diese Anwendungen in ihren Anforderungen weit unter den Leistungen moderner Rechner liegen. Nein, was die Ressourcen frisst, ist Windows Vista (7 nicht mehr so), CAD Anwendungen (wer sie braucht), Spiele... Alles in allem werden die Hardwareanforderungen denke ich nicht durch Office-Anwendungen u.Ä., was in Cloud Computing ausgelagert wird, diktiert, sondern durch andere Faktoren. Und wenn du so kommst: Was spricht gegen Terminals? Ein Server verwaltet viele Clients, die nichts tun als sich per Netzwerk zu verbinden und vom Server zu booten? Nene, das ist für mich kein überzeugendes Argument.

Also, mein Fazit: Nichts für mich, und in ner Firma, die das verwendet, würde ich nicht arbeiten wollen. Wenn das ganze self-hosted wäre, sähe die Sache natürlich ganz anders aus...

Whiz-zarD
10.02.2010, 16:50
Cloud Computing ist nichts weiter als eine alte, fürs Internet optimierte Technik.
Damals gabs nichts anderes als so eine Technik. Eine Firma besaß einen Großrechner und auf den Arbeitsplätzen stand ein Terminal, der die Daten zum Großrechner weiterleitet und diese dann verarbeitet und dann die Bildschirmdaten an den Terminal weiterleitet.

Allerdings wird das heutige Cloud Computing benutzt, um Daten zu sammeln. Google hält sich vor, die Daten andersweitig benutzen zu dürfen und da ist die Gefahr.
Die Firmen, die Cloud Computing anbieten, machen dies nicht aus Spaß und Freude. Sie verfolgen damit ein Ziel: Um Daten für Marketingstrategien oder für den Verkauf zu sammeln. Es ist nur ein weiterer Schritt Richtung gläsernen Bürger.

Ich dachte aber Cloud Computing wäre schon gestorben, weil es eigentlich keinen Sinn macht. Wie dead_orc schon sagte, die Rechner sind heutzutage so stark, dass sie Büroanwendungen mit Leichtigkeit meistern können. Der einzige Vorteil wäre die Erreichbarkeit der Daten aber da Memorysticks schon kleiner sind als ein Feuerzeug und diese schon mittlerweile hinterhergeschmissen bekommt, kann man seine Daten Problemlos transportieren und auf Rechner aufspielen, die kein Internetanschluss besitzen.

Cloud Computing würde nur bei sehr Ressourcenhungrigen Anwendungen was bringen. Allerdings wären dafür die Internetleitungen (noch) zu schwach, um es performant realisieren zu können.

Moyaccercchi
10.02.2010, 17:42
Mit der Firmenlage kenne ich mich nicht aus, auch wenn ich denke, dass dort die Notfallsicherheit doch vor Zeitersparnis geht und somit lokal gespeicherte Daten, die man mit lokalen Anwendungen öffnen, verändern und speichern kann, auch noch in vielen Jahren sehr viel populärer sein werden als die Lösung, die wichtigsten Firmendaten in irgendeine ominöse Cloud auszulagern. (An meinem derzeitigen Arbeitsplatz werden alle wichtigeren Daten noch immer parallel zur Eingabe in den Computer auch mit einem Stift auf Papier gesichert, weil niemand den Computern so recht traut... *grins*)

Für mich als Privatanwender kommt so etwas überhaupt nicht in Frage. Ich liebe das Gefühl, alles, was ich brauche, bei mir zu haben. Zu wissen, dass alle meine Daten, Programme und so weiter direkt auf meinem Rechner sind und ich eben nicht noch extra eine Verbindung irgendwohin benötige, sondern im Notfall auch vollkommen autark mit dem Gerät arbeiten kann. (Das geht so weit, dass ich Internetseiten, die ich mag (Webcomics!) in einem Extraprogramm gespeichert habe, sodass sie komplett offline verfügbar sind (komplett bedeutet, dass auch Werbelinks funktionieren, dass man mit Suchmaschinen die gespeicherten Seiten durchwühlen kann etc. - eben um das Look and Feel des Internets auch ohne Verbindung aufrecht zu halten)... was so ziemlich das krasse Gegenteil zur Cloud darstellt.)
Wenn man einem solchen Dienstanbieter, den man nie wirklich kennt, traut, kann es sein, dass er irgendwann andere Formate einführt, dass Dinge inkompatibel werden, dass Dinge sich einfach ändern. Hat man alles bei sich, so weiß man, solange man selbst nichts ändert funktioniert alles. Eine größere Sicherheit kann einem niemand bieten.

Liferipper
10.02.2010, 20:53
Jungs, das hat aber gedauert...

Whiz-zarD
10.02.2010, 22:34
Jungs, das hat aber gedauert...



Cloud Computing würde nur bei sehr Ressourcenhungrigen Anwendungen was bringen. Allerdings wären dafür die Internetleitungen (noch) zu schwach, um es performant realisieren zu können.


Matt Peckham von der Computerzeitschrift PC-Welt erklärt, dass OnLive ein „deterministisches Breitband“ voraussetzt. Das ist eine „ungeteilte Leitung, dauerhafte und garantierte Geschwindigkeit“. Aber weder „ist Breitband schon soweit, noch sind die ISPs bereit, garantierte Geschwindigkeit anzubieten“. Aus datenschutzrechtlicher Sicht gibt es zu bedenken, dass durch die Benutzerdaten die in den Daten-Zentren gespeichert werden statt lokal, die Möglichkeit gegeben ist komplexe Persönlichkeits-Profile und Gruppenverbindungen zu generieren, da alle Inhalte (Spiele, Videos, Sprache, Chat) über die Schnittstellen von OnLive laufen.
Mehr muss ich wohl nicht dazu sagen.

Ob OnLive jemals online gehen wird, steht auch noch in den Sternen.
Seit 2009 findet nur eine Testphase mit einigen Spielen statt.

Kiru
11.02.2010, 11:52
Erinner ich mich auch dran, dass das nun schon etwas.. älter ist.

http://www.wdr.de/tv/aks/sendungsbeitraege/2009/kw48/1127/angeklickt.jsp <--da gibts z.B. einen Beitrag der.. sagen wir.. an die "normale" Bevölkerung gewidmet ist und nicht an die, die eh in computer-foren rumrennen. :D

Ich persönlich denke auch, dass die Benutzung von Cloud-Computing im großen eher weniger Sinn macht. Für Kleinigkeiten ok, aber sonst...

Jesus_666
12.02.2010, 12:44
Ich bin kein allzu großer Freund von SaaS. Ja, SaaS (Software as a Service); Cloud Computing ist effektiv nur SaaS mit einem hübscheren Namen. Letztenendes läuft es darauf hinaus, daß ich missionskritische Software (oder Server, auf denen diese läuft) anmiete und mich darauf verlassen muß, daß der Anbieter schon dafür sorgt, daß alles läuft. Überlegen wir mal, welche Probleme Firmen damit haben können...

• Das Internet garantiert weder Performanz noch Verbindungsqualität noch Uptime. Ich kann zu keinem Zeitpunkt wissen, ob mein Traffic mit einer gewissen Bandbreite oder Latenz abgewickelt wird oder nicht. Ich kann auch nicht mit Sicherheit sagen, ob der Dienstleister zu einem gegebenen Zeitpunkt überhaupt routbar ist (ein Peering-Konflikt zwischen meinem ISP und dem des Anbieters kann mich beispielsweise komplett vom Anbieter abschneiden).
• Die ISPs garantieren weder Performanz noch Verbindungsqualität. Außerdem wird meine garantierte Uptime durch ihre garantierte Uptime beschränkt: Meine IT-Abteilung kann nicht 99,999% Verfügbarkeit der Firmendaten garantieren, wenn der ISP nur bereit ist, mir 99,9% Verfügbarkeit der Verbindung zu garantieren.
• Falls ich vom Hoster angebotene Software benutze (wie beispielsweise Google Apps), so habe ich keine Kontrolle über die verwendete Version der Software. Falls ich andere Software habe, die mit dieser Software verzahnt ist, so kann dies zu unlösbaren Kompatibilitätsproblemen führen. Es ist weder produktiv noch profitabel, kritische Teile des Workflows neu entwickeln zu müssen.
• Das Einzige, was meine Daten schützt, ist die Ehrlichkeit des Hosters und dessen Sicherheitsvorkehrungen. Dazu kommt noch, daß alle meine Daten über ein öffentliches Netzwerk übertragen werden, das explizit als nicht vertrauenswürdig gilt. Verschlüsselung schützt zwar, allerdings nicht so gut wie wenn ich die Daten gar nicht erst verschicke. Falls der Hoster es nicht wirklich ernst mit der Sicherheit nimmt, könnte ein man-in-the-middle-Angriff zum richtigen Zeitpunkt die gesamte Sicherheit der Verschlüsselung aushebeln.

Ich soll also meine kritischen Daten, an denen das ganze Unternehmen hängt, über ein explizit nicht vertrauenswürdiges Netzwerk unsicherer Geschwindigkeit, Stabilität und Verfügbarkeit an einen Dienstleister schicken, dem ich einfach vertraue, daß er absolute Integrität besitzt und hervorragende Sicherheitsmaßnahmen ergreift? Und falls der Dienstleister, sein ISP, mein ISP oder irgendetwas dazwischen einen Ausfall hat, kann mein halber Betrieb seine Arbeit nicht tun? Und all das, um meine IT-Abteilung billiger zu machen?

Und als Privatperson habe ich noch weniger Anreize. Ich habe keine billiger werdende IT-Abteilung. Die angebotene Software gibt's auch gratis für den Rechner zuhause und hat da sogar den Vorteil, daß ich sie im Zug benutzen kann, ohne einen UMTS-Stick besitzen zu müssen. Und ich muß mich nicht darauf verlassen, daß Google niiiiiemals etwas unerwünschtes mit meinen Daten anstellt.


Ich sehe in Cloud Computing einfach keinen Sinn. Das gilt auch für OnLive – sicher, ich brauche vielleicht keine Konsole. Aber ich brauche ein mit dem Spiel kompatibles Eingabegerät und eine sehr schnelle Internetverbindung. Und die hat immer noch keine garantierte Mindestbandbreite, also kann ich zu Stoßzeiten vermutlich nicht in hoher Auflösung spielen. Und wenn OnLive es nicht mehr für profitabel hält, wird mein Spiel vermutlich nicht mehr unterstützt.

Nebenbei hat Jerry Holkins (Tycho von Penny Arcade) es wohl schon getestet, IIRC. Er meinte wohl, daß OnLive an Latenz leidet. Für Sachen wie Rennspiele oder Adventures geht's wohl noch, aber Actionspiele funktionieren einfach nicht, weil die durch das Internet verursachten Verzögerungen (ich sehe alles erst einige Hundertstelsekunden später und meine Eingaben sind ebenso verzögert) es unmöglich machen, schnell zu reagieren.

Wenn wir alle Gigabit-Internet mit garantierter Mindestgeschwindigkeit von 500 Mb/s, garantierter Latenz von unter 10 ms und garantierter Uptime von 99,999% (maximal 5m16s Downtime im ganzen Jahr) hätten, dann würde Cloud Computing etwas mehr Sinn machen. Dann müßte man nur noch dem Anbieter vertrauen können...