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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der CGF-Poetry-Slam - Runde 4



BIT
09.02.2010, 00:03
Bevor wir zur vierten Runde des Slams kommen, folgt ersteinmal die Auswertung der dritten Runde:

1. DieHeiligeSandale und sims [je 3 Stimmen],
3. Aenarion, estapolis und Ranmaru [je 2 Stimmen],
6. Cenedy und Squall2k [keine Stimmen]

Natürlich hat dies auch wieder Auswirkungen auf das Gesamtranking, welches nun wie folgt aussieht:

1. Squall2k, Aenarion und estapolis [je 7 Stimmen],
4. Ranmaru [5 Stimmen],
5. Cenedy, sims und Mordechaj [je 4 Stimmen],
8. DieHeiligeSandale [3 Stimmen],
9. Karl [2 Stimmen]und
10. Somnambulle[1 Stimme]

Das Feld ist also wieder dichter zusammengerückt und im Prinzip bleibt die Entscheidung nach wie vor offen, wer dieses Jahr den Titel des Meisterdichters erhält! Theoretisch können sogar noch Neuankömmlinge sich den Sieg sichern!

Damit ihr aber auch eine Basis zum Weiterarbeiten habt, folgt hier das Thema der nächsten Runde, welches ein echter Schulklassiker sein dürfte: "Aufbruch".

Bis zum 22. Februar 2010, um spätestens 24:00 Uhr, könnt ihr dabei eurer Kreativität freien Lauf lassen. Einsendungen, die uns danach erreichen, können wir leider nicht mehr berücksichtigen.

Für weitere Informationen verweise ich auf die entsprechende Sektion (http://www.com-gf.de/index.php?site=YXJ0aWtlbCxtYWluLHBvbGw=&id=272)unserer Seite.

estapolis
09.02.2010, 11:02
Mein Gedicht ist nicht auf euer Seite :(
Wirklich schade, dass so wenige abstimmen... man müsste sich überlegen, wie man mehr Voter hinzu gewinnt.
Auf eine schöbe vierte Runde :)

BIT
09.02.2010, 11:13
Mein Gedicht ist nicht auf euer Seite :(

Wie ist das mir denn durch die Lappen gegangen? :confused:

Habe mich jedenfalls mal darum gekümmert und das ganze korrigiert. Jetzt sollte es auf der Seite stehen. ;)

FF
09.02.2010, 11:38
Ich konnte mich letzte runde nicht entscheiden.

BIT
14.02.2010, 19:07
Hm, noch gar keine Einsendungen diesmal? Euch sind doch wohl nicht die Ideen ausgegangen? ;)

Ranmaru
15.02.2010, 00:22
Hm, noch gar keine Einsendungen diesmal? Euch sind doch wohl nicht die Ideen ausgegangen? ;)

Ich überlege seit Tagen, was ich zu dem Thema machen könnte, aber mir fällt echt nix ein. :/

estapolis
15.02.2010, 11:41
ich lass mir diesmal mehr zeit ;)

edit: Hier ist mein Teilnahmetext:


Abgesang (Inspiriert durch den "Dead Flag Blues" von "Godspeed You Black Emperor!")

Das Auto brennt, aber niemand sitzt am Steuer.
Nein – in einer Masse stehen sie um das flammende Symbol des untergehenden Westens herum. Halten Hände. Singen Lieder über Gott, Kreuze, Jesus, die Bibel. Einem Kind wird langweilig, es quängelt, was tun wir hier. Es wird ignoriert.
Das Auto brennt, aber niemand löscht es.
Zu stolz waren sie, selbst Feuer machen zu können. Wie ihre Ahnen. Zu praktisch ist es, einhergehend dem Kapitalismus mit Nachdruck das Ende besingen zu können. Zuvor zeigte er sich nur symbolisch in Form verbrauchter Böller im Schneematsch. So treiben sie es gewissermaßen auf die Spitze.
Das Auto brennt, aber niemand stört es.
Immer mehr strömen zum Wallfahrtsort, Unbekannte liegen in den Armen, darauf haben sie gewartet. Denn niemand will mehr fahren. Nur noch hier bleiben und in bedenklichen Takten mit einstimmen auf die Reinkarnation der Spiritualität. Das Ortsschild hängt halb abgerissen an der Stange, es klappert im Sturm. Den Namen der Stadt haben sie vergessen.
Alles hier riecht nach brennendem Gummi, während die Ehrgeizigen und Alten beisammen sitzen und das Ende der Ära zelebrieren.
Ich kann im Geiste die Zigarren riechen, die in den obersten Stockwerken unserer Welt weggeraucht werden, wie sie zwischen vergoldeten Zähnen klemmen und ihre Besitzer davon abhalten, nur noch mehr Lobgesänge auf ihren eigenen Wahnsinn einzustimmen. Wahnsinniger ist jedoch, wie alle mitgackern, geifern – das Individuum ist tot, lang lebe das Ich! - und dabei aufstoßen, husten, keuchen, schwitzen. Denn die Zigarren müssen weg, wozu sonst hat man sie sich teuer angekauft? Jetzt werden nur die Besten angezündet, mit dem teuersten Benzinfeuerzeug natürlich. Alles muss schnell konsumiert werden, was in der Reserve lag, da sind sich die Herren einig. Soll die Welt doch brennen, wird hinter Schlips und Frack laut gedacht, meine Welt dreht sich um den edlen Tabak, der sich in der Luft auflöst – der Zug war zu stark, der Alte muss husten – die Ära begann mit dem Menschen, als er das Feuer entdeckte und sie endet mit uns, die wir das Feuer mit seinem ganzen Potential nutzen! Noch etwas Brandy... - und dann würden sie auf den Aufbruch anstoßen, die Götter der Neuzeit.
Das Ortsschild ist abgerissen und liegt vor mir auf dem Boden. Erste Aschereste bedecken es. Ich stehe etwas abseits, während die Flammen das Letzte aus dem Auto herauszerren. Ziehe meine Brieftasche hervor, öffne sie. Sie ist voll Blut.

BIT
17.02.2010, 13:05
Wenigstens eine Einsendung ist bisher eingegangen. Ich würde mich allerdings dennoch über weitere freuen, da sich das bei einer demokratischen Abstimmung besser macht. ;)

Aenarion
18.02.2010, 12:25
Ich konnte leider die letzten paar Tage nicht zum Computer kommen, daher poste ich meinen Text erst jetzt.
Auf die Gefahr hin, dass ihn nicht alle verstehen, habe ich auf Französisch geschrieben (naja, der Text ist mir nun mal auf Französisch eingefallen...).
Ich schreibe auch eine Übersetzung dazu, aber da es ein Gedicht ist, kann diese der wahren Größe des Textes (:D) natürlich nicht gerecht werden ;).

Matelot

Un jeune matelot, assis là sur la rive,
regardait les eaux bleues du fleuve le passer,
sans que, jamais, un bateau n'y arrive.
Jeune homme, que n'en es tu donc pas lassé?

Ni monts, ni forêts, ni l'air de la ville
ne peuvent retenir l'âme en quête d'horizons,
et le jeune matelot, de ses mains si habiles,
jouait sur une flûte une triste chanson.

Hélas, jamais plus une voile ne viendra,
aucune proue ne fendra plus les eaux de ce fleuve,
et dans les mâtures aucun vent ne chantera,
le port délabré en est la triste preuve.

Matelot, ô matelot ne peux-tu donc point voir
qu'avec l'eau de ce fleuve, c'est la vie qui s'en va?
-
Assis, comme toujours, sur la rive jusqu'au soir,
c'est ainsi qu'un beau jour la mort le trouva.




Der Matrose

Ein junger Matrose, da am Ufer sitzend,
sah den Gewässern des Flusses beim vorbeifließen zu,
ohne dass jemals dort ein Schiff anlegte.
Junger Mann, was bist du davon nicht gelangweilt?

Nicht Berge, nicht Wälder, nicht die Luft der Stadt
können die Seele auf der Suche nach Horizonten festhalten,
und der junge Matrose, mit seinen geschickten Händen,
spielte auf einer Flöte ein trauriges Lied.

Ach[~], niemals mehr wird ein Segel kommen,
kein Bug wird mehr die Wasser des Flusses spalten,
und kein Wind wird mehr in den Masten singen,
der heruntergekommene Hafen ist dessen trauriger Beweis.

Matrose, oh Matrose, kannst du denn nicht sehen,
dass mit dem Wasser des Flusses dein Leben vergeht?
-
Wie immer bis zum Abend am Ufer sitzend,
so fand ihn eines Tages der Tod.

Ranmaru
18.02.2010, 14:00
Okay, ich hab jetzt auch was. Nachdem ich mich nicht entscheiden konnte, was ich überhaupt machen soll, habe ich mich für ein kleines Experiment entschieden. Ein silbisches Gedicht in freier Form ohne Stanzen, Metrum, Reime, etc. Die einzige fixe Regel ist, dass jede Zeile exakt sieben Silben hat und das, ohne längere Sätze irgendwie in der Mitte umzubrechen. Das erzwingt irgendwie so eine Form und ist unschön gekünstelt. Umbrüche gibt's nur am Satzende, am Anfang von Nebensätzen oder bei stark trennenden Satzteilen (vor 'nem “and”, dem Anfang einer Relativ- oder Attributphrase, oder so).
Silbische Gedichte sind in der englischen Sprache ja absolut unüblich, weil es eigentlich eben keine silbenbasierte Sprache ist—im Gegensatz zu zum Beispiel modernen französischen oder auch japanischen Gedichten, wo die silbische Form die dominante ist. In der englischen und deutschen Sprache geht's ja meistens eher um die Anzahl der betonten Mora als um die Silben selber. Aber seht es, wie ich auch, als ein Experiment. Moderne Lyrik halt, da ist sowieso alles erlaubt.

Ich glaube, ich habe noch nie dermassen oft meinen Thesaurus bemüht, um mir irgendwelche Synonyme mit einer Silbe mehr oder weniger geben zu lassen, damit das passt. :D

Aber genug gelabert, hier das fertige Werk. Viel Spass beim Lesen und Interpretieren. Es ist nämlich relativ kryptisch geworden, glaube ich.



In our hearts

On this road of shattered dreams
In this night full of despair,
When only the moon wishes
He had some time for himself,
We decided to decamp,
To leave and never come back,
And be lovers forever.
It was not easy to go,
Not for me and not for you.
What we had to leave behind
Was more than an empty room.
They won't be looking for us,
That I can say faithfully
And with utmost certainty.
Maybe they think we are dead,
Maybe they think we are lost,
But the unadorned truth is
We are actually both.

To them we may have faded
Or gone to some place afar,
It does not matter to us
As we are together here.
Just like the moon in the sky
And all the stars that squire him
We are free of all bounds now.
One thing I can promise is
That all will be better now.
We are like lovers in dreams,
We sleep below cherry trees
And hold hands during cold nights,
And we swear to never part.

In our hearts we are unbound
And in our minds we are free.
The world cannot grasp us now.
Their sway controlled us for long,
This is the one choice it can't.
If you come here, hold my hand,
So I have the courage to,
I promise to do the same.
We may not live through this night
But we sure killed all our pain.

Ranmaru
21.02.2010, 13:23
Boah, kommt schon, Leute. Mit nur drei Einsendungen wird das langweilig. Schüttelt euch was aus dem Ärmel bis heute nacht. :D

BIT
21.02.2010, 13:40
Boah, kommt schon, Leute. Mit nur drei Einsendungen wird das langweilig. Schüttelt euch was aus dem Ärmel bis heute nacht. :D

Naja zumindest bis morgen haben sie ja noch Zeit. Außerdem habe ich dann auch noch eine kleine Überraschung für euch im Ärmel. :D

Ranmaru
21.02.2010, 13:52
Moment, 22. Februar 24 Uhr heisst für mich heute nacht. Morgen nacht wäre 23. Februar 24 Uhr. Ab 24/00 Uhr fängt der Tag an, da hört der nicht auf. Dann musst Du 23:59 schreiben. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_057.gif

BIT
21.02.2010, 13:54
Hehe, wenn ich 24 Uhr schreibe meine ich immer den Tag einschließlich. Schreibe ich 0 Uhr schreibe, ist der Tag nicht mehr inkludiert. ;)

Karl
21.02.2010, 14:46
Wenn es Mangel gibt, dann versuch ich mal wieder was \o

Aufbruch
Naft um Naft hört man fie leife an den Wänden faren,
Fweif trieft am ganfen Körper vom Gefift und Haaren.
Getrieben vom Drang naf Freiheit und dem Lift der Fonne
planten fie ihren Aufbruch foller Ftolz und voller Wonne.

Fuf- und Fingernägel, Efbefteck allef wird benuft
Fie alle haben fon lang genug von der fleften Luft.
Eingefperrt find fie ohne ef je gewollt flu haben,
während andere fif am fönen Leben laben.

Dof nun erfannen fie einen dreiften Plan um flu fliehn,
um fif den unfiftbaren Ketten flu entffiehen
Der Durfbruf! Ein Lof und fie ftürmen hinauf
Und freien durf die Naft im wilden Lauf

Jeftf geht'f rauf, rauf auf diefem Altenheim.

Mordechaj
22.02.2010, 01:16
Aufbruch ins 21te Jahrhundert

Der Erdboden hat sich aufgetan und wir sind hineingefallen. Plumps: Das 21te Jahrhundert.
Aber was haben wir davon? Genau: Klimakatastrophe, Terrorbedrohung, Schul-Amokläufer, Finanzkrise und die Angst vor einem neuen Überwachungsstaat. Als hätten wir nicht im letzten Jahrhundert schon genug Probleme gehabt.

Aber naja, so ein Neuland ist eben mit großen Schritten zu nehmen. Und nach dem wir mit ruhiger Hand von Onkel Schröder in den Abgrund des neuen Jahrtausends gewinkt worden waren, laufen jetzt die Frauenbeinchen der Merkel voraus.
Streichen wir das mit den großen Schritten.

Die Wagnisse machen schließlich die anderen. Sarkozy wagt es, die Pub im Öffentlich-Rechtlichen der Franzosen zu streichen - denn nichts anderes war der Grund für die vielen brennenden Autos auf den Straßen von Paris -, der völlig verdiente Friedensnobelpreisträger-Präsident der USA, dessen Name bei Gott und Obama hier nicht genannt sei, wagt es von globaler Solidarität zu reden, spricht dabei aber natürlich nur von den zu Amerika gehörenden Teilen Europas, Japan und den USA - wär auch irgendwie paradox, wenn ausgerechnet der erste schwarze Präsident mal den schwarzen Kontinent ins Augenmerk nehmen würde -, der neue Premierminister der Briten wagt... nun ja, er ist wenigstens ansehnlicher als der alte und seine Stimme leiert bedeutend weniger; das ist auch schonmal was.

Das ist doch schonmal ein guter erster Schritt ins 21te Jahrhundert. Wenigstens fängt diesmal keiner einen Krieg an, wie das letzte Mal. Klar, jetzt gibt's ja auch die Bombe; frei nach dem Motto: ganz oder gar nicht. Wenn es danach geht sind Iran und Nordkorea jedenfalls schon in 2100 angekommen und warten jetzt nur, bis der Rest der Welt in Abschussweite ist. Okay, gute zwei Drittel Afrikas und Asiens sind noch nichtmal in 1800 angekommen und die meisten liegen menschenrechtlich noch bei irgendwas um die 1200 vor Obama Geburt. Aber wer will schon Explosionskörper in die Wüste und in den Dschungel streuen?! Landminen jetzt mal ausgenommen, die hat der Heiland ja mit den Ärmsten der Armen geteilt und es ist genug übrig geblieben, um 80% der Weltbevölkerung mit Verstümmelung und Tod zu gefährden. Und deswegen vergeben United Church of Christ zur Messe auch kleine Tretzünder.

Und auch der Feminismus erlebt seinen Durchbruch: Noch nie zuvor gab es so viele Frauen in den Armeen dieser Welt. Nach den Kinderhänden an den Abzügen von Maschinengewehren in Nahost hat man nun herausgefunden, dass auch die weibliche Welt Waffen tragen kann. Bald wird man bemerken, dass Schwule deutlich besser zielen und Lesben weniger Skrupel haben auf grün uniformierte Männer zu schießen. Wie gut, dass es gesellschaftlichen Fortschritt gibt und man mit Vorurteilen aufräumt.

Aber auch die guten Traditionen des letzten Jahrhunderts haben überdauert und beglücken uns im neu angebrochenen Jahrtausend weiterhin: Noch immer lässt der Ami Stellvertreterkriege ausfechten, bis sich dann ein angegeilter Diktator ein neues Land zum aus••••n sucht, oder kampfgeile Söldner Militärregierungen bilden und sich damit automatisch als Schurkenstaaten brandmarken. Wie geil ist das denn. Währenddessen ist die Liga der Waffenhändler empört über so viel Krieg, Leid und Zerstörung; tja, Empörung hat man uns wie auch den Franzosen beigebracht. Noch so eine Tradition, die überdauert hat: Waffen entwickeln, Waffen bauen, teure Waffen einkaufen und dann mit dem Finger zeigen, wenn einer schießt.

Aber gut, irgendwie müssen die ganzen entleerten Kugelschreiberminen ja verwertet werden. Man kann ja nicht aus allem Airbusse bauen, für deren Lieferverspätung man nochmal gut ein Drittel extra bezahlt, wie man das eben so macht, wenn etwas zu spät geliefert wird. Man kennt das ja: Man wartet halt mal zwei Stunden länger auf seine Pizza, weil der Teig zu mehlig geworden und der Franko-Italiener damit überfordert ist und bezahlt dann 20 Euro drauf, um nicht für einen Konjunktureinbruch verantwortlich zu sein.

Überhaupt wurde in diesem recht jungen Jahrhundert schon viel für die Wirtschaft gemacht. Vor allem die ganzen Steuerrückzahlungen kamen sehr gut. Tja, was dem Staat nicht gehört, kann er nicht für Kinderkrippen oder sozial Bedürftige ausgeben, das gehört nunmal den Banken. Da kann man nichts machen. Bafög wird einem ja auch geschenkt, wenn man in seinem Leben nur Scheiße baut und nie auf nen grüne Zweig kommt - wie die Banken. Das ist also schon rechtmäßig.

Und dass ein Bankmanager höhere Lebensansprüche hat als ein Student oder ein HartzIV-Empfänger oder ein Familienvater oder ein Waise, wird man ja auch verstehen. Immerhin sind privat Versicherte immer noch genau die selben Menschen wie die gesetzlich Versicherten, auch wenn sie nur ein Zehntel deren Wartezeit im Zeitschriftenzimmer verbringen und man noch nie eine Krankenschwester hat sagen hören "Also wäre der nicht privat versichert, würde ich ihm ordentlich die Meinung sagen und dass er hier nicht im Hotel ist."
Auch im 21ten Jahrhundert sind noch alle Menschen gleich. Solange man es sich leisten kann ein Mensch zu sein, versteht sich.

Im 21ten Jahrhundert verstößt es noch immer gegen die Prinzipien der freien Weltwirtschaft, Medikamente billig an dahinsiechende Afrikaner zu verkaufen - Apotheker und Patentbesitzer haben schließlich auch Rechnungen zu bezahlen.
Aber natürlich gibt es Durchbrüche im Aufbruch! Es kostet jetzt nicht mehr 7 Euro, ein Kind in einem beliebigen Dritte-Welt-Land ein Jahr lang auf die Schule zu schicken, nein, durch Inflation und Kindermassensterben kostet ein Anruf bei der Spendenhilfe nur noch 6,50 Euro. Und davon gehen immer noch 3 Euro an irgendeine Telefongesellschaft, die die automatische Antwort zur Verfügung stellt. So werden Arbeitsplätze in der Eletronikbranche durch die stetige Abnahme für Ansagegeräte gesichert. Schön, wie ungebildete, unterernährte Kinder helfen unsere Wirtschaft auf Vordermann zu bringen.

Doch eines ist regelrecht schade: So wenige Gebiete der westlichen Welt werden von Erdbeben und Tsunamis heimgesucht. Hier gehen uns Milliarden Spendengelder durch die Lappen, die wir dann wieder in unserer menschenfreundlichen Erhabenheit auf die Welt - vorzugsweise angeschlagene Banken und eigens neu gebaute Olympiastadien - verteilen können. Aber sicher wird es bald, wenn die Klimahysterie erstmal ausreichend hochgeschaukelt ist, erste Aufrufe zu Spenden für die Opfer der Klimakatastrophe geben und da, ihr lieben gesittenen Mitwesteuropäer, haben wir ja eindeutig einen gehobenen Anspruch, wenn unsere Campingplätze erst einmal von all den Holländern bewohnt werden.

Vorausgesetzt, es gibt den Klimawandel. Es muss ihn geben! Es muss einfach!

Squall2k
22.02.2010, 14:12
Nochmal ein Liedtext

"Aufbruch"

Ein heller Laut,
der Türe,
die mich trennt vom Flur
emsiger Geschäftigkeit

Ein kurzer Satz
gesprochen von ihm,
der voller Freundlichkeit
die Welt verklärt
und ohne Zeit mich dann
zur andren Seite dreht,
die stetig gleiche zweistündliche Prozession

und wenn ich schreien könnte,
würd ich's tun,
doch niemals, auch nur eine Reaktion.

Ich möchte gehn
um zumindest ansatzweise alles zu verstehn
damit Gedanken, die nicht sterben wollen
leicht vergeh'n.
wie umnachtet lieg ich tag für tag,
und kann mich nicht mal mehr
um mich dreh'n

Ein leichter Wind
der an der
nackten Haut von mir
schmerzhaft vorüberhzieht

Nun wie ein Kind,
gewickelt, doch leider
nicht ganz ohne Scham,
entblößt und auf das nötigste
nur reduziert
den Geist darauf traniert
zu widersprechen, dieser
neuen Welt von mir.

Und die Gedanken schweifen
ab zu längst vergangnen Zeiten
fern vom Jetzt und Hier.

Ich möchte los,
in den allumfassenden, gerechten, warmen Schoß,
weiter hinter, drüber, tiefer und
bedingungslos
die Welten sehen, wie sie entsteh'n
und sie wie mein Körper als ein Teil
davon vergeh'n.

Ein kleiner Stich,
von vielen,
in der letzten Zeit
der den Schmerz recht schnell vertreibt.

Und ein klarer Blick,
auf geliebte Leute,
die da um mich stehn,
und voller Wärme in den Augen
auf mich seh'n,
und eine Hand auf meiner,
wie begleitend, endlich, weis ich , es ist gut,

und endlich, find' ich, hier
bei ihnen, fort zugehen,
den notwendigen Mut.



Ich breche aus,
aus diesem Bett
und diesem Raum, dieser Zeit,
die Welt ist nun voll und weit
um mich rankend die Erinnerungen,
die ich schuf,
in den Augenblicken meiner Existenz
und ich seh mich im Bild
eines and'ren, der grade daran denkt
wer ich früher war und der dann
die Gedanken schnell auf schön're Dinge lenkt.

Ich breche auf
in unendlich vielen Reisen
im Weltenlauf
Betrachtend vom Blick darauf
Zu erfahr'n' was hinter all dem steht
und selbst zu sehn wohin das Leben
endlich geht,

Und einfach gradeaus
mit Gewissheit meine Lieben folgen mir
denn gehe ich doch nur vorraus,
treffen wir uns irgendwann im Jetzt und Hier.

sims
22.02.2010, 15:04
Fast übersehen... daher diesemal leider nur ein Geschreibsel ohne Reim, Rhythmus oder Aufbau. Aber lest selbst:

Es ist soweit, die Zeit sie eilt.
Jahre der Planung, Jahre voll Schweiß.
All das liegt hinter uns – endlich geht’s los!

So lange haben wir darauf gewartet,
dafür geschwitzt und gelernt.
Trainiert, exerziert und unsere Waffen geschärft.

Meine Rüstung glänzt sauber und frisch poliert,
mein Helm ist mit frischen Federn geschmückt.
Die Frauen am Wegesrand sind total entzückt.

So zogen wir los, wohin den nur?
Dem Feinde entgegen, das war klar.
Wer auch immer gerade der Feind von uns war.

Der Fein vor uns, die Schlacht ist nah.
Gebrüll, Fahnen und Trompeten
zwingen uns in Formation.

Mein Platz? Reine 3, Glied 37.
Neben mir mein Freund aus Kindheitstagen,
ein zaghaftes Lächeln als Aufmunterung.

Die Schlacht beginnt mit Pfeilgehagel,
unsere Reihen werden stark getroffen.
Neben mir stirbt mein Freund.

Der Feind kommt näher, trifft auf unsere Linie.
Jetzt ist es so weit – Kampf auf Leben und Tod.
Mein Gehirn geht auf Autopilot.

Die Schlacht ist vorbei wir haben gewonnen.
Der Preis ist das Leben vieler Kameraden.
Ich beerdige eigenhändig meinen Freund.

Meine Rüstung glänzt dank Blut und Schlamm,
mein Helm ist total zerbeult – und so brechen wir auf
um uns zu Hause die Wunden zu lecken.

DieHeiligeSandale
22.02.2010, 18:56
Ich will auch nochmal mitmachen. Hier die Geschichte.


Die Geschichte von dem Mädchen und dem Jungen mit dem Baum auf dem Kopf

Es war einmal ein Junge, der hatte sich in ein Mädchen verliebt. Sehr. Sehr, oh, so sehr, doch: Sie nicht so. Nicht so sehr. Schon ein bisschen. Kein großes, ein sehr kleines, sehr, sehr kleines bisschen. Und das kleine Bisschen biss ihr ins Ohr und flüsterte mit einer hohen, unerträglichen Stimme Gemeinheiten hinein die manchmal bis in ihr Herz drangen und weh taten. Das war nicht schön. Jedenfalls nicht sehr.
Dem Mädchen tat der Junge leid der sich da so sehr verliebt hatte und so bat sie ihn auf ihre Yoga Matte und sagte: Lass uns Freunde sein. Aber der Junge sagte nein.
Eine Weile war das Mädchen etwas verwundert aber nach dieser Weile hörte das Bisschen auf zu beißen und sie konnte ihr Leben wieder leben wie zuvor. Nur der Junge saß nun weiterhin wie vorher ganz allein in seinem Zimmer und trauerte um das Mädchen, das er nicht hatte haben können, nicht so wie er das wollte, gewollt hatte, weiterhin wollen würde. Die Jahreszeiten zogen durch das Land. Der Frühling flog davon, der Sommer setzte sich bequem auf die Welt und wurde rüde weggestoßen vom Herbst, der den Weg ebnete und platt trampelte für den Winter, der mit strammem, militärischem Schritt und klirrender Kälte Einzug hielt. Das wurde dem Mädchen zu kalt und sie zog weg aus der Stadt mit dem Jungen der sie liebte. Sie zog in ein fremdes Land, denn der Junge war ihr egal geworden und ihr Leben war ihr leider kaputt gegangen, als sie es unachtsam vom Tisch gefegt hatte mit dem viel zu weiten Ärmel ihres schönsten Sommerkleides. Ein zerbrechliches Ding, so ein Leben. Um sich ein neues zu finden war sie jedenfalls sicher, weit weg zu müssen. Sehr weit. Sehr.
Und der Junge? Er vergrub sich tief in die Erde und trauerte sieben Monate lang allein.
Eh er sich’s versah war aus dem Kopf des Jungen ein Baum gesprossen. Die Wurzeln tief verankert im schwarz getrauerten Herz des jüngst der Pubertät Entsprungenen und so waren auch die Früchte des Baumes bitter und schwarz. Wer glaubt, dass diese deswegen nicht zum Verzehr genommen wurden liegt falsch, was nur daran liegen kann dass er oder sie noch nie eine Tasse guten Kaffees getrunken hat.
Die schwarzen bitteren Früchte vom Baum auf dem Kopf des traurigen Jungen, der immer noch zusammengekauert unter der Erde saß, entwickelten sich zu einem wahren Verkaufsschlager. Die Leute bissen in das sabschige, klebrige Fruchtfleisch, der schwarze Saft lief ihnen das Kinn hinunter und sofort durchströmte sie eine Geschichte von unnötigem Herzschmerz und unfassbar viel Selbstmitleid. Sämtliche Seifenopfern und Telenovelas wurden augenblicklich abgesetzt weil sie von niemandem mehr gebraucht wurden. Hunderte von Schauspielern wurden arbeitslos und depressiv. Viele von ihnen buddelten sich aus Verzweiflung in die Erde ein. Auch aus ihren Köpfen wuchsen nach jeweils sieben Monaten Bäume mit der schwarzen Frucht. Der Saft der schwarzen Frucht verdrängte schnell sämtliche andere Softdrinks vom Markt. Etwas Zucker und viel Kohlensäure wurden hinzugefügt und fertig war die perfekte Depressionsauffrischung. Tausende Angestellte der Coca Cola Company wurden überflüssig, arbeitslos, depressiv und viele buddelten sich ein.
Die schwarze Frucht breitete sich aus. Viele ihrer Konsumenten verfielen bald ihrer düsteren Stimmung und wurden ebenfalls Produzenten. Immer weitere Teile der Bevölkerung verschwanden unter der Erde. An der Oberfläche lebte bald nur noch eine Minderheit und die Angehörigen dieser Minderheit wurden immer einsamer und depressiver bis es auch die letzten derer, die unter der Sonne wandelten unter die Erde trieb. Ein ganzes Land war unter einem Wald aus Bäumen voller schwarzer Früchte verschwunden.
Das Mädchen derweil erlebte vielerlei große Abenteuer in dem Land weit weg. Sie kämpfte gegen Drachen und befreite entführte Prinzen, die sie für gewöhnlich danach sofort heiraten wollten, was sie stets dankend ablehnte. Aus den Häuten der Drachen fertigte sie wunderschöne Jacken für Rocker mit Stil und aus dem Blut der Drachen machte sie Wein und Körperlotionen die ihr Ruhm und Reichtum einbrachten. Von ihrem Reichtum kaufte sie sich ein riesengroßes Schloss und einen Hofstaat zu ihrer Unterhaltung. Ein Spielmann spielte ihr jeden Tag die schönsten Lieder und ein Narr erzählte schlechte Witze über deren politische Inkorrektheiten sie sich aufregen konnte. Das war gut für das Herz.
Nun, da sie nicht mehr kämpfen musste und eigentlich gar nichts mehr nötig hatte, begann sie, sich zu langweilen. Also entsendete sie Boten in alle Länder der Welt, die ihr Wunder und Geheimnisse der Ferne finden und mitbringen sollten. Einen dieser Boten verschlug der Zufall in das Heimatland des Mädchens. Er pflückte einen Korb voll schwarzer Früchte und kehrte zum Schloss zurück, um dem Mädchen seine Entdeckung zu präsentieren. Er ahnte ja nicht, dass die Früchte die er geerntet hatte ausgerechnet vom Kopf des Jungen kamen, der noch immer um das Mädchen trauerte.
Der Bote hatte den Baum auf dem Kopf des traurigen Jungen vollkommen leer geerntet. Keine einzige Frucht hing mehr in den Zweigen. Mit der letzten schwarzen Frucht war auch die Traurigkeit aus dem Jungen gewichen und er grub sich einen Weg zurück an die Oberfläche. Unter der Sonne, die ihn so lange vermisst hatte, und in dem wunderschönen Wald der plötzlich um ihn gewachsen war umfing ihn auf einmal eine nie gekannte Fröhlichkeit und aus dem Baum auf seinem Kopf wuchsen satte, rote Früchte die im Licht einladend glänzten und funkelten. Er aß eine davon und sofort begann er zu singen, zu tanzen und zu lachen wie er nie zuvor gelacht hatte.
Das Mädchen hingegen probierte eine der schwarzen Früchte, die ihr Bote ihr gebracht hatte. Sie biss hinein und sofort schossen ihr die Erinnerungen an den Jungen, der so sehr in sie verliebt gewesen war wieder in den Kopf. Plötzlich war das bissige Bisschen wieder da und weil der sehr verliebte Junge geographisch und zeitlich so weit entfernt war hatte das Bisschen viel Platz, ein bisschen zu wachsen und dann ein bisschen mehr zu wachsen und plötzlich zu einer merkwürdigen Sehnsucht im Herzen des Mädchens zu werden. Sie aß die Frucht bis zum Kern auf und pflanzte diesen in die Mitte ihres Schlossgartens. Dann setzte sie sich davor und dachte lange nach. Schließlich wuchs aus dem Kern eine weiße Blume die wunderbar duftete, wie der Frühling, dem sie so verzweifelt nachgerannt war. Da wusste das Mädchen was zu tun war und sie rannte drei Tage und drei Nächte ohne Pause bis sie in dem Land angekommen war, in dem ihre Reise angefangen hatte. Hier sah sie den Wald der alles war, was hier noch stand und dachte für einen kurzen, verzweifelten Moment erschrocken, dass womöglich alles was sie zurück gelassen hatte für immer verloren war. Doch kurz bevor sie weinend zusammenbrechen und sich in die Erde einbuddeln konnte erschienen am Horizont die rot leuchtenden Früchte des Baumes auf dem Kopf des Jungens, der sie mal so sehr geliebt hatte. Sie rannte freudestrahlend auf ihn zu und als er sie sah freute auch er sich. Er bot ihr eine der Früchte von dem Baum auf seinem Kopf an und sie aß sie gern. Dann gingen sie Hand in Hand dem Sonnenuntergang entgegen um in irgendeinem fremden Land ein Leben zu finden, dass groß genug war um es sich eine Weile zu teilen.