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12.01.2010, 19:45
Arnum - Noch kein Titel

1.

Die Luft war kühl, aber nicht unangenehm kühl. Eine abendliche Brise die über Nebelhain zieht, das sich sanft an den Hang des Hügels schmiegt. Aus den Schornsteinen auf den roten Ziegeldächern drängte sich dichter Qualm hervor und stieg in den Himmel. Auf den Straßen war mittlerweile Ruhe eingekehrt, die meisten Bewohner hatten sich in ihre Häuser zurückgezogen und nur noch in den Tavernen und Gasthäusern herrschte reges Treiben.

Willbur saß in seinem kleinen Wachhäuschen vor den dicken Toren der Stadt und spielte zusammen mit seinen Kollegen eine Runde Karten, als es plötzlich an der Tür klopfte. Misstrauisch ließ der Wachmann seinen Blick dorthin streifen und machte keinen Anstand aufzustehen. „Na los Willbur, steh auf und sie nach wer da ist“, beschwerte sich einer seiner Kollegen. „Geh doch selber“, wehrte sich der Angesprochene, da er keine Lust hatte. „Du bist aber dran, deine Schicht hat gerade eben angefangen“, brummte der andere zurück. Willbur schaute auf die Sanduhr auf dem kleinen Schränkchen an der Wand, und sah, dass sie durchgelaufen war. „Verdammt“, fluchte er in Gedanken und erhebte sich mürrisch. Ein weiteres Mal klopfte es. „Ja, ja, ich komme schon“, stöhnte der er. Vor der Tür standen zwei in schwarze Umhänge gehüllte Personen, die ihre Gesichter unter der Kapuze verdeckten. Willbur musterte sie ärgerlich. „Was ist?“, schnauzte er sie an. Unter einer der Kapuzen drang eine helle, weibliche Stimme mit einem ihm fremden Akzent hervor: „Wir bitten um Einlass in die Stadt.“ Der Wachmann verzog missmutig das Gesicht. „Warum muss immer ich diesen Scheiß machen“, beschwerte er sich in Gedanken. „Heinrich, komm her, du musst das Tor aufmachen.“ Als Antwort hörte er nur ein mürrisches Knurren, dann rief ihm ein anderer zu. „Frag doch ob sie nicht bis morgen hier in der Schlafkammer übernachten wollen.“ Willbur drehte sich zu den beiden Fremden um. „Habt ihr gehört? Ihr könntet die Nacht auch hier verbringen.“ Die Frau schaute kurz zu der anderen Person hinüber und blickt in die Schwärze unter der Kapuze, dann wandte sie sich wieder an den Wachmann: „Tut mir leid, wir würden gerne in die Stadt.“ Dieser verdrehte die Augen und trat aus der Tür. Die beiden Fremden gingen zur Seite, als er aus der Tür kam, und wenn sie es nicht getan hätten, hätte er sie womöglich einfach zur Seite gedrängt. Er führte sie zu einer kleineren Tür, die in das Tor eingelassen wurde, um kleinere Gruppen von Personen hindurch zulassen. Ungeduldig suchte Willbur an seinem Schlüsselbund nach dem passenden Schlüssel. Als er ihn letzten Endes gefunden hatte warf er die Tür mit einem guten Schwung auf und bedeutete den Fremden durch zu gehen. „Ich wünsche ihnen noch einen wundervollen Abend“, murmelt er ihnen ärgerlich hinter her, verschloss die Tür und trabte zurück zum Wachhäuschen. Drinnen angekommen setzte er sich wieder zu seinen Kollegen. „He du, Willbur, meinst du nicht, du hättest sie vorher durchsuchen sollen?“, fragte plötzlich einer von ihnen. Doch der Wachmann winkte ab: „Ach, vergiss es, die sahen nicht gefährlich aus, was sollen die beiden schon anstellen können. Lass uns endlich weiterspielen, bis jetzt hatte ich eine Glückssträhne.“ Damit wandten sie sich wieder ihrem Kartenspiel zu.


2.

Amras schaute sich noch einmal um und sah wie der Stadteingang wieder verschlossen wurde. Seine Gefährtin Mizoku schaute ihn erwartungsvoll an und der in Schwarz gehüllte schritt weiter auf der gepflasterten Straßen hin zur Stadtmitte. „Verdammte Wachen“, ärgerte sich die junge Frau, „haben nichts besseres zu tun als zu Saufen und zu Spielen, und wenn sie ihre Arbeit erledigen sollen, beschweren sie sich auch noch.“ „Ärgere dich nicht“, drang es mit tiefer Stimme unter Amras Kapuze hervor, „er ist es nicht wert.“ Mizoku seufzte: „Du hast ja recht, aber ich mein ja nur …“ Dann verstummte sie wieder. Es blieb Still um die beiden, bis sie in die Nähe einer Taverne kamen, aus der Gelächter und heiteres Gerede drang. Zwischen all dem konnte man Musik hören. Trommeln, ein Dudelsack, Rasseln, eine Gitarre. Aber kein Gesang. Amras blieb einige Schritte vor dem Gebäude stehen und Mizoku, die nicht darauf geachtet hatte, rempelte ihn an. „T’schuldigung“, flüsterte sie. Er achtete nicht darauf und überlegte kurz, dann ging er auf die Tür zu. Darüber hing an einer Gusseisernen Befestigung ein rundes Holzschild mit der Aufschrift „Taverne zum Tanzenden Kobold“ und einem Bild des Namensgebenden Wesen darunter, dass eine rote Zipfelmütze trug und munter in die Hände klatschte.
Amras trat dicht gefolgt von seiner Begleiterin in das Gebäude ein. Ein Schwall warmer von Rauch geschwängerter Luft kam ihm entgegen und es schien, als ob sie ihn hinausdrängen wollte. Direkt hinter dem Eingang befand sich ein länglicher Gang der nach links führte. Direkt rechts von Amras befand sich eine Tür, und weiter hinten zwei Treppen, eine nach oben, eine nach unten. Die Musik und das Gelächter drangen durch die Tür, und so gingen die beiden Neuankömmlinge durch sie hinein in den Schankraum. Dieser war belebt und prallgefüllt. Die meisten Leute scharten sich um die Theke und die kleine Bühne an der linken Wandseite des Raumes. Weiter hinten konnte Amras jedoch einen leeren Tisch entdecken und steuerte darauf zu. Dabei drängte er sich ruhig und bestimmt zwischen den anderen Gästen hindurch und hinterließ dabei eine Schneise für seine Gefährtin. Am Tisch angekommen griff er nach hinten und zog den Rucksack ab, um ihn unter dem Tisch zu platzieren, danach langte unter seinen Umhang und holte zwei Waffen hervor, die man unter dem Kleidungsstück so gut wie nicht gesehen hatte. Zwei Armlange, leicht gekrümmte Schwerter die in einfachen Lederscheiden steckten. Die aufwendig verzierten Griffe die mit Dämonen und Drachen mit aufgerissenen Mäulern bedeckt waren verrieten jedoch, dass die beiden Klingen wesentlich wertvoller waren, und vor Zeiten passende Hüllen besessen haben mussten. Amras lehnte sie an die Wand neben seinen Stuhl und ließ sich, immer noch in den Umhang gehüllt nieder. Mizoku nahm das Kleidungsstück ab und hängte es an den Stuhl. Einige der anderen Gäste schauten verwundert zu den Neuankömmlingen herüber, vor allem jedoch auf die junge Frau. Besucher aus den Ländern aus dem weit entfernten Osten bekam man hier nicht oft zu sehen.
Mizokus Herkunft verrieten ihre mandelförmigen leicht schrägstehenden Augen, die kleine Nase, die langen, schwarzen, glatten Haare, und die fremde Kleidung. Die Ostländerin trug ein ärmelloses Kleid, das an den Seiten zusammengebunden war, und ab der Hüfte bis hinab zu den Knöcheln rechts und links offen war, und nur das Gesäß und den Lendenbereich bedeckte. Das Muster bestand aus Lotusblüten die in Schwarz gehalten waren und auf einem roten Hintergrund lagen. Dazu trug sie ein paar Schuhe die nach dem großen Zeh einschnitten und schwarze seidene Strümpfe die bis hoch zu den Oberschenkeln gingen und dort mit jeweils einem roten dünnen Band befestigt waren. Die Arme steckten bis zu den Ellenbogen in den Strümpfen ähnelnden Handschuhen, die ebenfalls aus Seide waren, jedoch rot, und mit schwarzen Bänden befestigt.
Mizoku setzte sich auf den Stuhl und griff dann in den Rucksack, den Amras unter dem Tisch verstaut hatte. Hervor holte sie einen Totenschädel, der die Gäste, die sie beobachteten, aufschrecken lies. Die junge Frau legte den kahlen Kopf auf den Tisch und ihre Hand darauf. Sie streichelte sanft über die mit teils gelben Flecken übersäte Schädeldecke. „Jetzt gibt’s erst mal was zu Essen, Darn’gab“, flüsterte Mizoku ihrem kleinen Freund durch das Loch, wo sich einst ein Ohr befand, in den hohlen Schädel. Dann lauschte sie und fing an zu Kichern. Amras war es mittlerweile gewöhnt, dass sich seine Gefährtin mit Totenschädel zu unterhalten pflegte. Dem Rest der Taverne schien das jedoch nicht zu gefallen. Sein Blick wanderte zwischen den Gästen entlang, und er erkannte einige grimmige Gesichter die argwöhnisch auf das Mädchen schauten. „Mizoku, pack deinen Freund weg, der macht uns hier nur Probleme“, flüstert er ihr zu. Die Angesprochene verzog das Gesicht und schaute zu ihren Beobachtern. Dann streckte sie ihnen die Zunge heraus. Ein Seufzen drang unter der Kapuze hervor. Sie waren nicht auf der Durchreise, sondern hatten etwas in Nebelhain zu erledigen, da war Ärger nicht gerade willkommen. „Mizoku“, herrschte er sie an, wobei die tiefe seiner Stimme mitschwank und die Ostländerin kurz erstarren lies.
Ohne weitere Beschwerden packte sie Darn’gab zurück in den Rucksack. Sie wirkte geknickt und eingeschüchtert, wie ein Hund der den Schwanz eingezogen hatte. Amras fluchte im Kopf, er hatte sie wesentlich heftiger angefaucht, als er es vorgehabt hatte. „Tut mir leid“, flüsterte er ihr bedauernd zu. Mizoku schaute ihn aus dem Augenwinkel her an, dann grinste sie und stützte sich auf den Tisch. „Was gibt’s denn hier zu Essen?“, fragte sie munter. Aufatmend ließ sich der in Schwarz gehüllte in seinen Stuhl zurückfallen. Seine Begleiterin war eine wirklich seltsame Person, auch wenn er sich mittlerweile eigentlich an sie gewöhnt hatte. Soweit er das beurteilen konnte, war sie höchsten 20 Jahre alt, wenn nicht sogar erst 18, jedoch nicht viel jünger und gar nicht erst älter. Und trotzdem verhielt sie sich oft wie ein kleines Kind. Das musste mit ihrer Vergangenheit zusammenhängen. Viel wusste er jedoch nicht darüber, da Mizoku nur selten darüber sprach, und dann auch meistens über ein und dasselbe Thema. Erst jetzt, Amras merkt, dass er beginnt in Gedanken zu versinken, hört er die Stimme seiner Gefährtin. „Hey, hörst du mir zu?“, beschwerte sie sich.
Wenn er die Kapuze auf hatte, dann hatte sie nie eine Ahnung, was er gerade tat, da sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Beobachtete er sie? Oder war er geistesabwesend? Hörte er ihr zu? Es ärgerte sie, jedoch rief sie sich schnell wieder ins Gewissen, dass es notwendig war. Wenn er mit offen sichtbarem Gesicht herumlaufen würde, wäre schnell die halbe Stadt hinter ihm her. „Was gibt’s hier zu Essen, habe ich gefragt“, wiederholte Mizoku sanfter.
Amras zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, ich war noch nicht hier, warten wir, bis eine der Angestellten vorbeikommt“, schlug er vor und bekam ein Nicken als Antwort. Es dauerte jedoch noch eine Weile, bis eine der Bediensteten sich von der Meute an der Theke lösen konnte, um die Gäste an Tischen zu bedienen.
Sichtlich erschöpft und mit Schweißperlen auf der Stirn blieb eine der Schankmaiden vor Mizoku und Amras stehen. „Was kann ich euch bringen“, fragte sie und schaute fordernd zu den Beiden. Ihr Blick wanderte von der Ostländerin zu Amras, und als sie ihn verhüllt in seinem Umhang so dasitzen sah, lief es ihr kalt den Rücken hinunter und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus. Deswegen wandte sie sich kurz darauf wieder dem anderen Gast zu. „Was habt ihr denn anzubieten?“, fragte dieser. „Nun, es gibt Brot mit allem Möglichen als Aufstrich, wir haben aber auch warme Mahlzeiten im Angebot. Kartoffeln mit Butter, Schinken, Wurst …“, sie hörte mittendrin auf und schaute Mizoku wieder fordernd an.
Diese blickte fragend ihren Gefährten an und beugte sich dann über den Tisch zu ihm rüber. „Kann ich mir etwas Warmes bestellen?“, fragte sie ihn flüsternd. „Nimm was du willst“, gab dieser ebenso leise zurück. Sichtlich froh darüber, setzte sie sich zurück in ihren Stuhl. „Kartoffeln mit Butter und ein gutes Stück Schinken“, verkündete die Ostländerin munter und warf dann eine Frage nach den Getränken hinter her. „Die alkoholischen Getränke gehen uns langsam aus, kein Wunder bei der Meute“, gab sie von sich und deutete auf die Gäste an der Theke und um die Bühne herum, „allerdings hat der Wirt schon ein paar Leute ausgeschickt die beim hiesigen Händler Nachschub besorgen sollen. Es gäbe Nebelhainer Bier, Met, Rosenrotwein und Koboldsbräu. Letzteres stammt aus unseren eigenen Fässern. Ohne Alkohol hätten wir Milch und Wasser. Ersteres wahlweise mit oder ohne Honig.“ Mizoku grinste breit. „Koboldsbräu bitte“, informierte sie die Schankmaid.
Amras schaute zu seiner Gefährtin herüber. Er erinnerte sich noch gut, wie es das letzte Mal war, als sie zu viel getrunken hatte. Sie wurde richtig weinerlich und anhänglich. Nicht das bisschen, wie es normalerweise manchmal der Fall war, sondern richtig schlimm. Jetzt graute es ihm vor seiner Erlaubnis, dass sie sich alles bestellen durfte. Er hätte besser nachdenken sollen. Kurz überlegte er, ob ein Einwand nötig wäre, jedoch wusste er nicht wie Mizoku darauf reagieren würde. Sie könnte den ganzen Abend und vielleicht sogar den nächsten Morgen verärgert darüber sein, und das könnte er wirklich nicht gebrauchen, wenn sie vor den Grafen treten. Statt etwas zu sagen beschloss er einfach aufzupassen, dass sie sich nicht zu viel von dem Gebräu in den Rachen kippte.
Die Schankmaid nickte und blickte dann vorsichtig zu Amras. „Was darf ich euch bringen“, versuchte sie höflich zu fragen um ihre Bedenken über den Gast nicht zu zeigen. Statt zu antworten deutete er jedoch nur seiner Gefährtin an sich zu ihm hinüber zu beugen, was sie tat. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, dann wandte sich Mizoku an die Bedienung. „Met bitte“, sagte sie lächelnd. Dann machte die Schankmaid auf der Stelle kehrt und verschwand in die Masse der Leute an der Theke.
Die Ostländerin war gelangweilt. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und wippte mit der Fußspitze des oben liegenden auf und ab. Das Gesicht hatte sie auf der Hand abgestützt und sie schaute aus dem Fenster auf die Straße. Es war eine klare Nacht, mit keinen Wolken. Die Sterne leuchteten am Himmel, der Mond war halb voll und erhellte die Stadt. Laternen gab es zwar, jedoch waren sie zum Großteil ausgeblieben, bis auf ein paar wenige, die die große Hauptsstraße in der Mitte der Stadt, an der auch die Taverne stand, erhellten. Etwas huschte eine Hausmauer entlang, und verschwand in einer Seitengasse. Zwei kleine silberne Augen blitzten auf, und dann tapste eine schwarze Katze vorsichtig heraus und setzte sich ins Mondlicht. Sich die Pfote leckend schien es fast so, als ob das Tier die Taverne beobachten würde, bis sie zu Mizoku schaute. Die spitzen Ohren bewegten sich und dann legte die Katze den Kopf schief. Etwas erregte die Straße hinunter ihre Aufmerksamkeit und gebannt starrte sie dorthin. Plötzlich lief das kleine Wesen wieder in die schützenden Schatten der Gasse hinein und war verschwunden. Kurz darauf konnte Mizoku zwei Personen erkennen, die in ihr Bild traten und über die Pflastersteine weiter Richtung Stadtmitte gingen. Da der Mond so hell leuchtete, konnte sie beide fast genauso gut erkennen, wie es am Tage der Fall wäre. Einer von ihnen, war ein Pferdemensch. Sie wunderte immer wieder über diese Tiermenschen. Es gab sie in allen möglichen Variationen. Dieser hier, hatte den Kopf eines Pferdes, in dem jedoch auch schwach menschliche Züge vorhanden waren. Sein Oberkörper war bullig, mit Muskeln bepackt, breite Schultern und kräftige Arme. Die Beine waren wieder die eines Pferdes und hatten sogar Hufe. Am gesamten Körper war der Tiermensch von einem kurzen braunen Fell bedeckt. Er bedeckte ihn einer Lederrüstung mit aufgenähten Platten aus Bronze und einem Rock der aus den gleichen Platten bestand. Auf dem Rücken befand sich ein großer Streithammer, der sichtlich mit zwei Händen geschwungen werden musste, in einer passenden Halterung. Die andere Person war für Mizoku jedoch nicht weniger interessant. Es war eine Elfe. Jung und schön, wie die meisten von ihnen aussahen. Sie besaß eine helle und makellose Haut, die vom fahlen Licht des Mondes bestrahl wurde. Die langen blonden Haare fielen ihr über den Rücken bis zum Gesäß. Das Gesicht war zart und hübsch, und an jedem der langen spitzen Ohren hing eine Reihe von kleinen goldenen Ringen. Gekleidet war die Elfe in eine ziemlich knappe Rüstung, die nur aus einem Oberteil für den Brustbereich, einem metallenen Slip, bis zu den Ellenbogen reichenden Handschuhen und Kniehohen Stiefeln bestand. Alles aus einem silberglänzenden Metall gefertigt. Zuerst war Mizoku zwecks der Schönheit der Elfe neidisch auf sie, dann aber ärgerte sie es, wie das Spitzohr mit ihren Reizen prahlte, indem sie solch eine Rüstung trug. Langsam verschwanden die beiden Unbekannte wieder in der Dunkelheit der Nacht und die Ostländerin wandte sich wieder den Geschehnissen in der Taverne zu. Amras saß immer noch reglos da. „Hast du die gesehen?“, fragte Mizoku, da sie nicht erkennen konnte, wo ihr Begleiter unter seiner Kapuze hingeschaut hatte. Jedoch kam keine Antwort. Sie fragte ein weiteres Mal nach, doch wieder keine Antwort. Sichtlich verärgert begann sie weiter auf ihn einzugehen.
Amras musste sich konzentrieren. Er spürte, wie das Wesen in ihm aufbegehrte, als es die grölende Meute in der Taverne bemerkt hatte. „Lass uns Spaß haben“, hörte er die scharfe Stimme, die ein tiefes Echo hinter sich herzog, geifern. Er hatte gelernt, mit seinem „kleinen“ Problem umzugehen, jedoch war es deswegen noch lange nicht leicht. Seit Jahren ist er nun schon auf der Suche, nach irgendeiner Art von Heilung, war bis jetzt aber ohne Erfolg. Und mit jedem verstrichenen Tag wurde das Wesen stärker. Bilder blitzten vor seinem inneren Auge auf. Er sah sich wieder in der Kapelle sitzen. Vor dem Abt niedergekniet. Die Worte des Mannes verstand er jedoch nicht. Dann spürte er wieder den Schmerz der ihn durchzog, als der Abt den Exorzismus ausgesprochen hatte. Kurz hatte er das Gefühl von allen Lastern befreit zu sein. Der Abt schien aufzuatmen. Dann hörte er jedoch wieder das Gelächter der scharfen Stimme und musste feststellen, dass es aus seinem Mund drang. „Wertloser Narr“, hörte er sich mit einer Mischung aus seiner Stimme und der des Wesens keifen, „du hast keine Ahnung. Ihr und eure nutzlosen Austreibungsversuche. Das mag vielleicht bei diesen Halbgeistern funktionieren, aber bei einem echten Dämon!“ Wieder das widerliche Lachen. Gegen seinen Willen sprang Amras auf und packte den Geistlichen am Hals um ihn daran in die Luft zu heben, bis seine Füße nicht mehr den Boden berührten. Ein hilfloses Röcheln drang aus der Kehle des Wehrlosen, bevor die Hand um seinen Hals diesen zerdrückte und den leblosen Körper auf den Boden fallen lies. Das letzte was er sah, waren die beiden roten Augen und das Gelächter des Wesens, bevor er zurück in die Wirklichkeit geschleudert wurde. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und durchnässte auch seine Kleidung. Sein Atem war schwer, und er versuchte ihn zu beruhigen. Alles an ihm verkrampfte sich. Sein Blick wanderte stockend und Hilfe suchend durch den Schankraum. Die Geräusche und Farben waren verblasst. Alles war dumpf und grau. Mizokus Gesicht kam in sein Blickfeld und krampfhaft heftete er sich daran. Er wollte etwas sagen, schreien oder sich jedenfalls irgendwie bemerkbar machen, es gelang ihm aber nicht. Seine Gefährtin schien auf ihn einzureden und wurde mit der Zeit immer ungeduldiger. „Lass uns Spaß haben“, ertönte wieder die Stimme. Ein Schweißtropfen rann ihm über die Wange hinab zum Kinn und fiel dann hinab zum Tisch.
Mizoku war es fast leid. Er wollte ihr anscheinend nicht zuhören, er ignorierte sie. „Hör mal, langsam reicht es mir aber, sag doch jedenfalls irgendwas. Beweg dich mal, zuck mit den Schultern. Zeig eine Regung von dir!“, beschwerte sie sich. Wieder nichts. Sie verschränkte die Arme und ließ sich beleidigt zurück gegen die Lehne ihres Stuhls fallen. Dann sah sie es. Einen einzigen Tropfen der aus der Schwärze unter der Kapuze hervorkam und auf den Tisch fiel. Die Ostländerin war einen kurzen Moment geschockt. Weinte er? War sie zu heftig gewesen? Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Ihr Begleiter war ein harter Kerl, zumindest hatte es den Anschein. Er war immer ruhig, gefasst und konzentriert. Außer … Da fiel es ihr ein. Sie riss sich von ihrem Stuhl, den sie dabei umwarf, hoch und stürmte zu ihm hinüber. Sie packte mit beiden Händen unter die Kapuze, ohne diese abzuwerfen und fasste an sein Gesicht. Er glühte richtig und war Schweiß gebadet. Mizoku schloss die Augen. Die Magie begann ihre Arme entlang zu strömen und aus ihren Fingerspitzen zu Amras hinüberzuströmen, während die flüsternd immer wieder die gleichen Worte wiederholte.
Die graue Umgebung die er vorher noch gesehen hatte, ging langsam aber sicher in eine tiefe Dunkelheit über, die ihn übermannen wollte. Er spürte, wie er schwächer wurde. Jedoch hatte er nicht vor aufzugeben, jedenfalls wollte er es nicht. Das Wesen in ihm würde etwas aus ihm machen, was er nicht sein wollte. Plötzlich erschien ein blauer Lichtstrahl in der Dunkelheit. Amras hörte Mizokus Stimme, verstand aber nicht, was sie sagte. Alleine das, gab ihm wieder Kraft, und er erwehrte sich der Macht des Wesens. Der Lichtstrahl wurde immer größer und vertrieb die Dunkelheit aus ihm, bis er sich im vollen Ausmaß dessen befand. Es war warm und wohlig. Müdigkeit überkam ihm. Er wollte schlafen, war dabei, sich dessen hinzugeben. Dann klarte es auf, und er befand sich wieder in der Taverne. Zwei warme Hände umfassten sein Gesicht, und vor ihm konnte er seine Begleiterin erkennen, die ihn ängstlich anblickte.
Als Amras die Hand an ihren Arm geführt hatte, ihn umfasste und nickte, um sich dankbar zu zeigen, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Einen Moment lang dachte die Ostländerin, sie hätte ihn verloren. Erschöpft sank sie in die Knie und legte ihren Kopf auf seine Oberschenkel. Seine Hand strich ihr sanft über den Kopf und durch das schwarze Haar. Müde erhob sich Mizoku wieder um sich kurz darauf auf ihrem Stuhl nieder zu lassen. „Ich lasse das Essen auf unser Zimmer bringen“, schlug sie vor, „Dort kannst du dich ausruhen.“ Wieder erhob sie sich von ihrem Sitzplatz, nahm ihren Umhang und den Rucksack.
Amras versuchte aufzustehen, aber es fiel ihm schwer, und als er wieder in den Stuhl zurück sank, gab er es auf. Seine Begleiterin kam an seine Seite und half ihm. Zusammen schafften sie es. Die beiden Schwerter an der wand hob er auf, jedoch nahm die junge Frau ihm die Waffen wieder aus der Hand. „Ich mach das schon“, verkündete sie sanft. Behutsam schritt Amras los und ging Richtung Theke, an der schon deutlich weniger los war, als bei ihrem Eintreffen. Mizoku machte den Wirt auf sich aufmerksam und fragte dann nach einem Zimmer, gab ihm Geld dafür und half dem Geschwächten die Treppen hoch. In ihrem gemieteten Raum angekommen, merkte auch sie schließlich, wie erschöpft sie war, als sie den Rucksack und die Schwerter vor dem Bett fallen lassen musste, weil sie nicht mehr konnte. Erschöpft fiel sie auf das Bett, dass erfreulicher Weise weich und sauber zu sein schien, was nicht zwingen normal für eine Taverne war.
Amras ließ sich auf dem Stuhl am Schreibtisch vor dem Fenster nieder. Er war völlig fertig und seine Augen begannen ihm zuzufallen. Da erklang Mizokus Stimme. „Ich glaube, es wäre besser, wenn du heute im Bett schläfst“, gab sie besorgt ihre Meinung kund. Langsam schüttelte er den Kopf und wollte etwas sagen, was ihm aber zu schwer fiel. „Na los, ich kann auch auf dem Stuhl schlafen, wir tauschen heut einmal die Rollen“, gab sie lächelnd von sich. Wieder schüttelte er den Kopf. Sie war zu müde um jetzt darum streiten, und er um sich zu wehren. Sie stand auf und half ihm auf. Er wollte, konnte sich aber nicht weigern. Vorsichtig ließ Mizoku ihn auf dem Bett nieder, da war es auch schon um ihn geschehen. Die recht weiche Matratze unter ihm und das Kissen, auf welchem sein Kopf lag, hatten seine Müdigkeit verstärkt und ihm fielen einfach so die Augen zu.
Ein wenig stolz auf sich, über ihren Begleiter triumphiert zu haben setzte sich Mizoku auf den Stuhl. Scham überkam sie deswegen aber schnell. Er war in ziemlich geschwächten Zustand gewesen, und sie hatte ihn gezwungen gegen seinen Willen zu handeln. Wäre er voll bei Kräften, hätte sie das nie geschafft. Ein Klopfen an der Tür riss sie aus Gedanken. Es war die Schankmaid, die ein Tablett mit der Bestellung in den Händen hielt. Mizoku nahm es entgegen, stellte es auf den Tisch und gab der Frau das Geld, samt einem kleinen Bonus für sie selbst. Sich bedankend verschwand die Bedienung dann wieder die Treppe hinunter. Mizoku setzte sich vor den Tisch und begann nach kurzer Zeit zu Essen. Das warme Essen tat ihr gut, denn sie hatte schon länger nicht mehr als Brot und irgendwelche Kräuter gegessen. Dazu trank sie kräftig vom Koboldsbräu, auch um ihre Sorgen und Gedanken hinunter zu spülen. Als ihr Krug leer war, schielte sie zu Amras Met. Ihre Gesicht war warm, und die Wangen schon etwas gerötet. Amras würde sicherlich nicht mehr davon trinken, dachte sie sich und nahm sich auch sein Getränk vor. Am Ende war sie voll gegessen und ein wenig betrunken. Wankend trat sie zur Tür, um sie abzuschließen und lies sich dann wieder im Stuhl nieder, um zu schlafen. Ihre Nacht war unruhig. Sie konnte nicht ins Land der Träum einkehren, wie ihr Begleiter. Es lag an dem Ort, an dem sie es versuchte. Sie hatte immer auf einem Bett geschlafen, jedes Mal, egal wo sie Rast gemacht hatten. Sie hatte immer einen recht ordentlichen Platz dafür gehabt. Auch in der Wildnis, da stellte Amras ihr eine Unterlage zur Verfügung, während er an einem Baum oder sonstigem gelehnt zu schlafen schien. Wie unangenehm das für ihn jede Nacht sein musste, fragte Mizoku sich. Sie dachte darüber nach, ob er überhaupt jemals so geschlafen hatte. Ihre müden Augen schauten zu dem Bett und ihrem Begleiter hinüber. Sie sehnte sich nach der Matzratze, auch wenn sie sich bei diesen Gedanken irgendwie verwöhnt vorkam. Zuerst zögerte sie, beschloss aber dann aufzustehen. Schlaff wankte sie zur anderen Seite des Bettes, die frei war. Der Wirt musste ihnen mit Absicht solch ein Zimmer gegeben haben, er hatte wohl gedacht, dass beide eine innigere Beziehung mit einander hätten. Die Ostländerin lachte innerlich darüber. Dann ließ sie sich erschöpft auf dem Bett nieder, mit dem Rücken zu ihrem Gefährten. Amras so neben ihr liegen zu wissen machte sie nervös, sie spürte ihn in ihrem Nacken. Jedoch war sie zu müde, um sich weiter darüber Gedanken zu machen, und schlief ein.

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Kapitel 1 und 2 (http://www.multimediaxis.de/showpost.php?p=2499172&postcount=1)
Kapitel 3 (http://www.multimediaxis.de/showpost.php?p=2506439&postcount=2)



Ja, ich bins, ein weiteres Mal. Eigentlich die gleiche Story, zumindest vom Titel und den beiden momentanen Hauptcharaktern (Amras und Mizoku). In meiner alten Geschichte hieß Amras jedoch Fin, glaube ich. Jedenfalls hab ich das ganze noch einmal überarbeitet und komplett neu geschrieben (war zum Glück noch nicht viel, auch wenn ich auf dem PC schon mehr hatte, als damals im Thread stand). Dieses mal, finde ich, ist mir das Ganze schon besser gelungen, als beim letzten Mal. Zudem ist das ganze weitaus besser ausgearbeitet. Die beiden Hauptcharakter haben jetzt, meiner Meinung nach, jeder eine eigene gute Vorgeschichte, die aber natürlich nicht sofort da steht, sondern langsam im laufe der Geschichte enthüllt wird. Die eigentlich Storyline ist auch überarbeitet. Wobei, beim letzten Mal war ich ja noch nicht so weit, dass man daraus etwas lesen konnte. Aber sie ist dieses mal interessanter.

Wie beim letzten Mal, weiche ich auch dieses Mal nicht von der "Erotik" ab. Keine Ahnung, wie gut ich das schreibe, ich finds nicht schlecht, und bei einer anderen Geschichte, wurden diese Szenen auch nicht als schlecht, sondern gut beschrieben bewertet. Wem sowas also nicht gefällt, dem kann ich auch nicht helfen, denn das ist Teil der Geschichte (wobei ich hoffe, dass ich es nicht übertreibe XD). Dabei ist das auch eine Frage an die Moderatoren: Wie weit darf ich dabei gehen? Solche Szenen zu beschreiben, hatte ich schon vor, wobei ich das natürlich ordentlich mache, also ... wie soll ich es sagen ... stilistisch? Naja, sowas wie "Er rammte ihr sein *Piep* bis zum Anschlag in ihre *Piep*" werde ich nicht schreiben. Ich hoffe es ist verständlich was ich meine.

Meine Storyidee und den grobe Aufbau, packe ich in einen Spoiler weiter unten. Wer sich nicht fürs Lesen vorgreifen will, sollte es vielleicht nicht Lesen, wobei ich den Ausgang nicht da rein packe. Der ist nämlich noch nicht wirklich fest. Eigentlich hab ich mir darüber noch keine wirklichen Gedanken gemacht. Naja, egal, ihr werdet ja lesen, was da drin steht, sofern ihr es lest.

Die einzelnen geposteten Geschichtsstücke (ich teile das ganze in Kapitel auf, weiß aber noch nicht, ob die später Namen bekommen) werde ich auch jedes Mal in diesem Post verlinken, damit die Übersicht erhalten bleibt.
Zum Namen der Geschichte: Wie man sieht, hab ich noch keinen Titel für das ganze. Mir will einfach keiner einfallen. Ist aber eigentlich auch noch nicht tragisch. Ist vielleicht auch besser so, denn wenn alles geschrieben ist, findet sich bestimmt ein passender (auch wenn das noch dauert).
Arnum, der "Vortitel" sollte auf jeden Fall mit rein, weil das ganze (also Arnum) ein von mir erfundenes Fantasyuniversum ist, bzw. noch wird (soll auch noch als Forenrollenspielwelt dienen).

So, und dann möchte ich mich hier am Ende noch einmal bei La Cipolla und Ianus bedanken, die mir letztes Mal mit ihrer Kritik geholfen haben. Ich hoffe ich habe daraus gelernt. ^^

Dann hoffe ich auch dieses Mal auf solch hilfreiche Leser und massig Kritik, damit sich die Geschichte langsam aber sicher immer weiter verbessert. ;)

Viel Spaß beim Lesen. :)

Alles gesagt? Ich glaube schon, wenn nicht, kann ich es ja später noch sagen.


Zur Story selbst: Amras und Mizoku verdienen sich ihren Lebensunterhalt mir Söldneraufträgen. Vorgesehen habe ich, dass Amras einer geheimen Organisation angehört, die Aufträge aus dem ganzen Land annimmt, und an die Mitglieder verteilt. Alllerdings hört sich das irgendwie ein wenig 0815 mäßig an. Auf jeden Fall haben sie einen neuen Auftrag. Sie sind unterwegs nach Nebelhain um den Graf von Uthgard zu treffen. Nebenbei macht er die Bekanntschaft mit Lady Ninara, die in Nebelhain zu Besucht ist (nein, nicht diese Art von Bekanntschaft, jedenfalls noch nicht ^^). Ihr Auftrag wird sein, einen Drachen, der sein Unwesen in der Grafschaft treibt den Gar aus zu machen. Zu Amras Bedauern, hat der Graf allerdings nicht nur sie alleine für diesen Auftrag vorgesehen, sondern zwei Söldner angeheurt und eine kleine Truppe seiner eigenen Eliteeinheit bereit gestellt. Gesagt getan, macht sich die Truppe auf. Anfangs werden Hinweise in der Stadt und der näheren Umgebung gesucht. Man befragt die Leute nach abnormalen Ereignissen usw.. Bald darauf, trifft die Gruppe auf den besagten Drachen und geraten in einen schweren Kampf. Gerettet werden sie von einer Gruppe Drachenjägern, die eine neuartige Art von Waffen mit sich tragen (Musketen). Streitigkeiten zwischen den beiden Gruppen liegen da natürlich nicht fern, jeder will sein Geld verdienen. Kurz bevor die Situation zu eskalieren droht, trennen sich die Gruppen wieder, und jeder macht sein eigenes Ding. Amras Gruppe, kommt dem Drachen auf die Schliche und verfolgen ihn in seine Höhle. Was sie dort vorfinden verschlägt allerdings jedem die Sprache. Denn der Drache ist in Wirklichkeit Lady Ninara. Kurz darauf trifft die Drachenjäger Truppe ein. Weiter bin ich bei der Story noch nicht. Aber das bietet mir erst einmal viel Schreibstoff für einige Seiten. Welche der beiden Truppen (Drachenjäger oder Amras Truppe) zuerst an der Höhle eintrifft, weiß ich jedoch noch nicht genau. Vielleicht auch genau anders herum.

Amras Vergangenheit: Amras war einst ein Adliger. Der Sohn eines Grafen. Jedoch änderte sich sein Leben als der Parasit, das "Wesen" von ihm Besitzt ergriffen hat (also, sich in ihm einnistete). Anfangs verheimlichte er es, so gut es ging, aber irgendwann kam es ans Licht. Viel wurde versucht, ihn zu "heilen", doch alles scheiterte. Und als er den Abt eines Klosters tötete, hielte die Obrigkeit Amras Tot für das einzig richtige. Dieser hatte aber noch nicht vor zu sterben und floh. Kurz darauf wurde ihm die Inquisition an den Hals geschickt. Der Versuch, Unterschlupf bei seiner Familie zu erlangen, schlug ebenfalls fehl, und so musste er aus der Grafschaft fliehen, mit der Inquisition im Nacken. Hier kommt dann auch diese geheime Organisation zur Sprache, bei der ich mir aber noch nicht sicher bin. Amras könnte auf sie treffen, und sich ihnen angeschließen, da sie sich keinen Hehl aus dem Parasiten machen (das ließe dann noch weitere Optionen für Schreibstoff offen). Der Parasit wird mit der Zeit immer stärker und für Amras wird es schwieriger, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen.

Mizokus Vergangenheit: Mizoku wurde in jungen Jahren von ihren Eltern an einen Wander Zirkus verkauft, als sie merkten, dass sie magisch begabt war. Dort wurde sie einem der Zirkusmagier unterstellt, bei dem sie lernte. Ihr Leben war alles andere als leicht und normal zumal sie innerhalb des Zirkus eher als Sklavin galt. Amras fand sie am Straßenrand, nachdem sie es endlich geschafft hatte, aus dem Zirkus zu fliehen. Ihre Vergangenheit hat deutlichen Schaden an ihrer geistlichen Verfassung hinterlassen (-> sie spricht z.B. mit den Schädeln Verstorbener). Amras hat sie aufgenommen, weil sie ebenso wie er, ausgestoßen wurde (weiß er ja nicht wirklich, aber, da sie so am Straßenrand liegt, ist das ja ersichtlich, zudem hat sie magische Fähigkeiten). Amras ist sichtbar durch den Parasiten gekeinzeichnet (taucht später noch in der Geschichte auf) Mizoku kann dies jedoch für eine gewisse Zeit vor den Augen anderer verstecken (mit Magie) sodass er z.B. Aufträge (wie der des Grafen) persönlich entgegen nehmen kann, ohne ständig vollbekleidet herumlaufen zu müssen, zudem würde dies auch bei solchen Besuchen Probleme bereiten (von wegen, warum verhüllst du dein Gesicht vor dem des Grafen usw.). Das ganze zehrt jedoch an seinen Kräften, deswegen die zeitliche Begrenzung.

Da dieses ganze Universum von Arnum (so heißt die Welt, nicht das Land, indem die Story spielt), wie schon erwähnt, auch für ein Forenrollenspiel dienen soll, gibt es natürlich noch viele andere Hintergrundinformationen (z.B. über die Inquisition usw.). Die hab ich bis jetzt aber ehrlich gesagt nur im Kopf, und noch nicht aufgeschrieben. ^^

Streicher
26.01.2010, 10:39
3.

Amras war der erste von ihnen, der früh am Morgen aufwachte. Durch das Fenster konnte man erkennen, dass die Sonne gerade über den bewaldeten Hügeln im Westen aufging und den Himmel orange und gelb färbte. Die Kapuze war Amras während dem Schlafen heruntergerutscht und seine Haare wild durcheinander. Erst jetzt wurde ihm so richtig klar, dass er in einem Bett lag. Er stützte sich auf die Ellenbogen und hob so den Oberkörper an. Langsam kamen die Erinnerungen an den gestrigen Abend zurück. Der Anfall im Schankraum war besonders heftig gewesen und hatte Stark an seinen Kräften gezehrt. Seine Begleiterin konnte ihm jedoch helfen. Er schaute zu dem Stuhl, auf dem er am Abend vor gehabt hatte, zu schlafen, jedoch saß niemand dort. Erst als ein Stöhnen neben ihm erklang, drehte er sich zur Seite und sah sie neben ihm liegen. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Unwillkürlich musste Amras lächeln. Auf der Bettkante sitzend rieb er sich das Gesicht, um wacher zu werden und trat dann zum Fenster hin. Auf der Hauptstraße waren schon einige Leute zu sehen, die Karren über das Pflaster zogen und Stände aufbauten. Es lag jedoch eine angenehme Ruhe über dem ganzen. Hinter den Mauern sah er dann, dass „Nebelhain“ seinem Namen alle Ehre machte. Man konnte nur den Anfang des Waldes rings um die Stadt erkennen. Alles dahinter lag in einem dichten Nebel verborgen. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel erweckte seine Aufmerksamkeit. Mizoku wälzte sich im Schaf und schien dann aufzuwachen. Sie gähnte und streckte sich. Schmatzend richtete sie sich auf, rieb sich müde die Augen und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Amras schaute auf den Tisch, sah die leeren Getränke und ihm wurde klar, dass seine Begleiterin während seines Schlafes zu tief in den Krug geschaut hat. Ein weiteres Gähnen. „Guten morgen“, presste sie hervor und stand auf. „Morgen“, erwiderte ihr Amras. Mizoku kam zu ihm hinüber geschlendert und stützte sich auf dem Tisch vor dem Fenster. „Schöner Sonnenaufgang, oder?“, begann sie vorsichtig. Ein bestätigendes Brummen kam von ihrem Gefährten.
Sie hatte Angst, er könnte ihr wegen gestern Abend böse sein, weil sie ihn in seinem Zustand zu einer Tat gezwungen hatte, die er nicht wollte. Sie wollte ihm zu vorkommen, vielleicht machte das einen guten Eindruck, redete sie sich ein. „Das von gestern Abend …“, sagte sie leise, „das tut mir leid.“ Amras verschränkte die Arme vor der Brust und atmete tief aus. „Vergiss es“, erklärte er, „vergiss die Sache, du hast mir dort unten im Schankraum geholfen, dafür bin ich dir dankbar, mehr zählt nicht.“ Was er aber nicht zugeben wollte, war die Tatsache, dass der Schlaf auf dem Bett ihm gut getan hatte. Auch wenn er es mittlerweile gewohnt war nachts seinen Halbschlaf im Sitzen zu verbringen, ein angenehmes Bett, war damit nicht zu vergleichen. Seine Begleiterin schaute ihn zuerst ungläubig an, schüttelte diese Miene jedoch ab, bevor er sich vielleicht über Undankbarkeit beklagen würde.
„Würdest du bitte nach unten gehen und nach einem Waschzuber und Wasser fragen?“, bat Amras seine Gefährtin. Diese nickte und ging dann samt Schlüssel zur Tür. Nun war es gänzlich Still im Raum. Er zog seine Handschuhe aus und legte sie auf das Bett. Der Parasit hatte seinen Körper sichtlich gezeichnet. Überall auf der Haut waren schwarze Linien, die ein seltsames Muster zu bilden schienen. Danach warf er auch den Umhang und den ledernen Brustharnisch aufs Bett und machte sich daran, die Schuhe aufzumachen. Als er Geräusche vor der Tür hörte schmiss er sich hinter das Bett und wollte darunter rollen, jedoch war es zu tief, so konnte er nur versuchen still zu sein und sich dagegen zu pressen. Die Tür ging auf. Die Stimmen der Schankmaid und von Mizoku waren zu hören, dann rumpelte es. „Wo ist denn euer Begleiter“, fragte die Bedienung. „Bestimmt nur auf dem Abtritt“, meinte die Ostländerin. Sie kamen noch zwei weitere Male und gossen Wasser in den Zuber, dann verabschiedete sich die Schankmaid.
Vorsichtig spähte Amras über die Bettkante und war erleichtert, als er nur noch Mizoku erkennen konnte. Diese musste bei dem Anblick, der sich ihr bot, anfangen zu Lachen. Er reagierte nicht darauf und setzte sich wieder auf die Bettkante, um seine Stiefel weiter auszuziehen, dann hielt er inne. „Wolltest du dich auch waschen?“, fragte Amras und schaute zu seiner Begleiterin. Sie überlegte kurz und tippte sich dabei auf das Kinn. „Schlecht wäre es nicht“, sagte sie nachdenklich. „Dann wasch du dich zuerst“, erklärte ihr Gefährte und ließ die Stiefel in Ruhe. „Na gut“, gab Mizoku von sich. Amras begann sich wieder anzuziehen, wobei er den Oberkörper lediglich in die erdbraune Tunika hüllte und sich dann wieder den Umhang umwarf. „Ich werde etwas Essen gehen“, verkündete er hungrig und verließ mit aufgezogener Kapuze das Zimmer.
Mizoku hörte die Schritte ihres Gefährten noch einen Moment lang, dann schloss sie die Tür ab und begann sich ihres Kleides zu entledigen, indem sie die Schnüre an den Seiten, die es zusammenhielten, öffnete, die Arme herauszog und es herabfallen ließ. Die Handschuhe und Socken schmiss sie auf das Bett. Auch wenn es Frühlingsanfang war, war es keinesfalls warm. So begann die Ostländerin schnell zu frieren und sie wollte ins Wasser hüpfen, als sie mit der Zehenspitze bemerkte, dass es eiskalt war. Schnell zog sie den Fuß zurück und rieb sich bibbernd die Schultern. „Verdammt“, fluchte sie, hob die Hände und machte ein paar grazile Bewegungen. Dann begann das Wasser plötzlich kurz zu dampfen. Testweise steckte Mizoku einen Finger in den Zuber und stellte zufrieden fest, dass der Inhalt warm genug war. Zufrieden glitt sie bis zum Halse hin in das Wasser hinein.
Amras saß an einem der Tische und aß kalten Schinken mit ein paar Brotscheiben, die mit einer dünnen Schicht Butter bestrichen waren. Der Wirt, der noch vom Abend am aufräumen war, hatte ihn bei der Bestellungsaufnahme mürrisch gemustert und irgendwas gemurmelt, als er in die Küche stapfte, um das Essen zu holen. Etwas zu trinken hatte er ihm nicht mitgebracht. Ohne sich weiter damit zu beschäftigen hatte Amras sich an den erst besten Tisch gesetzt, da es egal war auf welchen er sich setzte, denn der Schankraum war Menschenleer. Der Müll auf dem Boden und die Essensreste auf den Tischen waren die einzigen Überbleibsel des nächtlichen Saufgelages gewesen. Nachdem er fertig gegessen hatte blieb er noch einen Moment sitzen. Dann stand er auf und ging die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
Sie summte leise vor sich hin, während sie sich mit Seife aus dem Rucksack einrieb und dann mit Wasser abwusch. Was es für ein Lied war, wusste sie jedoch nicht. Sie kannte auch nur di Melodie. Sie schätzte, es könnte aus ihrer frühen Kindheit sein, und vielleicht hat es ihr ihre Mutter … nein, den Gedanken verwarf sie jedoch schnell wieder und tauchte mit dem Kopf unter Wasser. Solange ihre Luft ausreichte blieb Mizoku unter der mit einer schwachen Schaumschicht bedeckten Wasseroberfläche. Dann hörte sie ein dumpfes Pochen und tauchte nach Luft schnappend auf. „Bist du fertig Mizoku? Kann ich reinkommen?“, hörte sie Amras Stimme von der anderen Seite der Tür. „Einen Moment noch“, informierte sie ihn überrascht und schlüpfte dann aus dem Zuber heraus. Das Wasser tropfte an ihr herunter und bildete eine kleine Lache auf dem Holzboden des Zimmers. Mithilfe des Bettlakens trocknete sie sich ab und hatte sich danach wieder angekleidet, wobei sie unter das Kleid noch eine enge grau-schwarze Lederhose angezogen hatte, die bis unter die Knie hohen Strümpfe reichte. Sie war lediglich an der linken und rechten Seite der Hüfte zu sehen und passte sich von der Farbe her perfekt an den Rest der Kleidung an. So warm war es auch nicht, dass sie mit nackten Oberschenkeln draußen herumlaufen wollte.
Das Klicken des Türschlosses verriet Amras, dass Mizoku fertig war, und aufschloss. Dann schob sich der Eingang auf und seine Begleiterin stand lächelnd, mit nassen Haaren, die ihr auf der Schulter klebten, im Türbogen. „Ich bin fertig“, verkündete sie fröhlich. Er trat ins Zimmer an ihr vorbei und begann sich vor dem Bett zu entkleiden. Die Ostländerin nahm den Rucksack und setzte sich an den Tisch. „Hast du keinen Hunger?“, fragte Amras, während er die Stiefel aufschnürte. „Nein, das Essen vom Abend liegt mir noch im Magen“, sagte sie und rieb sich seufzend den Bauch. „Anscheinend nicht nur das“, spottete er und deutete mit einem Kopfnicken auf die leeren Krüge vor ihr. Mizoku lächelte verlegen und versuchte davon abzulenken, indem sie ein Buch aus dem Rucksack holte und darin zu lesen begann. Die Stiefel vor das Bett gestellt streifte Amras die Hose ab und stand nur noch in Unterwäsche da.
Mizoku lugte über die Schulter nach hinten. Dabei starrte sie wie gebannt auf den Körper ihres Begleiters. Er war über und über mit den verwundenen schwarzen Linien überzogen, die durch seine bleiche Haut nur noch stärker hervorgehoben wurden. Und sie alle bildeten ein verworrenes Muster, das für sie keinen Sinn ergab. Sein Gesicht sah müde aus, ausgezehrt. Die Augen waren glanzlos und matt. Er sah müde aus. Aber nicht müde im eigentlichen Sinne. Nicht müde wie ein Händler der eine lange Reise hinter sich hatte. Sondern müde des Lebens. Müde diese Last mit sich herumzutragen und jeden Tag gegen sie anzukämpfen. Aber da war noch etwas gewesen, wenn auch nur für einen kleinen Moment. Sie wusste nicht ob sie es sich einbildete. Nein, sie hatte es gesehen, bemerkt. Es war Trauer. Trauer über etwas, was ihm widerfahren sein muss. Aber sie wusste nicht was. Die Frage danach brannte ihr wie Feuer auf den Lippen. Aber Mizoku wusste, dass sie keine Antwort von ihm erwarten könnte. Sie selbst hatte vergangene Erlebnisse, die sie vergessen möchte. Die Tatsache, dass Amras seine Unterwäsche abstreifte, holte sie zurück ins Hier und Jetzt und rasch drehte sie sich wieder zurück zu ihrem Buch und begann darin zu lesen.
Er lies sich im Zuber keine Zeit um sich ein wenig zu entspannen, denn ihr Treffen mit dem Grafen rückte immer näher, und zu spät kommen, würde keinen guten Eindruck machen. Bei diesen Gedanken, machte Amras sich klar, dass es Angewohnheiten aus seiner Vergangenheit waren, genauso wie das häufige waschen. Er hatte früher sehr auf sein äußeres geachtet und immer versucht bei höheren Herren einen guten Eindruck zu hinterlassen, was in seiner Position auch nötig gewesen war. Seufzend erhob sich er sich aus dem Zuber und benutzte seinen Umhang um sich abzutrocknen. Danach kleidete Amras sich an, jedoch nur in seine Lederhose, die festen Stiefel und die grünbraune Tunika. Die Rüstung aus Hirschleder wurde ordentlich zusammengelegt auf dem Bett verstaut. Die Schwerter schnallte er sich auf den Rücken.
Mizoku fiel es aufgrund der Kopfschmerzen, die sie vom Alkohol am Vorabend bekommen hatte, schwer auf das Buch zu konzentrieren. Es war eines solcher mit einer Ansammlung von Zaubersprüchen und tieferen Geheimnissen der Magie. Sie hatte es auf einem Zigeunermarkt, an dem sie und ihr Begleiter vorbeigekommen sind, von einer älteren Frau gekauft. Sie wusste nicht, ob irgendwas davon überhaupt war gewesen ist. Ob es vielleicht einfach nur erfundenes Zeug war, dass eine alte Frau aufgeschrieben hat und an den nächst besten Trottel verkaufte und etwas Geld für Essen zu haben. Aber man konnte ja nie wissen, redete Mizoku sich ein. Vielleicht funktioniert einer der Zaubersprüche wirklich, und die Dinge, die in dem Buch über Magie stehen, sind war. Wieder fasste sich die Ostländerin an den Kopf und stöhnte leise. Eine Welle Kopfschmerzen brachte sie von ihren Gedanken ab. „Bist du soweit?“, hörte sie Amras fragen. Er saß auf der Bettkante, mit den Armen auf die Oberschenkel gestützt und schaute sie erwartungsvoll an. Mit verzogener Miene richtete sich Mizoku auf und kam zu ihm hinüber.
An ihrem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, wie weit ihr das Trinken am Vorabend zusetze, und er war ein wenig verärgert darüber. Immerhin hatte sie gewusst, was sie heute vorhatten, und ohne ihre Hilfe würden sie diesen Auftrag nicht annehmen können. Ohne sich zu beklagen kam sie jedoch zu ihm, was Amras ein wenig milder stimmte. Seine Begleiterin legte ihre Hände auf seine Wangen und schloss die Augen. „Bereit?“, fragte sie. „Ja“, antwortete er und atmete tief aus. Mizoku begann leise für ihn fremde Worte zu summen, die sie jedes Mal bei dieser Prozedur sprach. Langsam strömte die Magie durch Mizokus Fingerspitzen zu ihm hinüber. Zuerst war es nur ein kribbeln auf der Haut, dann wie ein Feuer, das ihn zu verbrennen drohte. Über einen ziehenden Schmerz, spürte Amras, wie sich das Muster auf seinem Körper an einem Punkt auf seiner Brust hin zurückzog. Dann verschwand der Zauber. Mizoku stöhnte und wurde ohnmächtig. Behutsam fing er die junge Frau in seinen Armen auf. Auch wenn sie sich selbst ein Hindernis durch den übermäßigen Konsum gestellt hatte, vollführte sie die Prozedur um ihm zu helfen. Sie tat das öfter. Das war ihre Verbindung. Sie verbarg sein Geheimnis für eine Weile, damit er sich problemlos in der öffentlich zeigen konnte, und dafür sorgte er dafür, dass sie am Leben blieb. Er erinnerte sich noch genau, wie er sie damals, nachdem er Mizoku wieder soweit aufgepeppelt hatte, an ein Kloster abgeben wollte. Sie hatte sich, trotz ihres Alters, aufgeführt wie ein kleines Kind, hatte geschrieen und geweint, sich an seinem Bein festgeklammert. Ihre Augen waren feuerrot und ihre Nase lief, weswegen sie ständig Schniefen musste. Amras lächelte bei diesen Gedanken. Und dann hatte er Mizoku doch mitgenommen. Natürlich nur, weil er sich einen Vorteil daraus erhoffte. Sachte legte er seine Gefährtin auf das Bett und deckte sie zu. Dann verließ er den Raum. Hinter sich, schloss er zu und schob den Schlüssel durch den Türschlitz zurück. Unten an der Theke erklärte er dem Wirt, der zuerst nicht zu wissen schien, mit wem er das Vergnügen hatte, dass das Zimmer noch in Gebrauch war und verließ dann die Taverne.
Draußen auf der Straße war mittlerweile wesentlich mehr los. Die Leute drängten sich zwischen den Ständen entlang und lediglich in der Mitte gab es eine Gasse für Karren, Reit- und Packtiere. Die Sonne hing knapp über den Häuserdächern und am Himmel waren nur ein paar Wolkenfetzen zu sehen. Amras schaute sich einen Moment um, bevor er in die Masse tauchte. Seine Augen suchten die Umgebung nach den in rotweiß gewandeten Inquisitoren ab. Beim Gedanken daran, dass er diese ach so ehrfürchtigen Diener des Tempels einmal bewundert hatte kremte er sich. Während ihrer Jagd nach ihm, hat er ihre Methoden und Vorgehensweisen gesehen, und die waren alles andere als ehrfürchtig. Keiner von den Inquisitoren schreckte davor zurück Unschuldige in Gefahr zu bringen, oder gar zu töten und sie achteten auch nicht die Gesetze, die Hauptsache war, dass sie ihr Ziel erreichten. Amras erinnerte sich an eine Bauernfamilie die ihm Unterschlupf geboten hatte, unwissend, dass er vom Tempel gejagt wurde. Die Inquisition hatte das Bauernhaus mitten in der Nacht in Brand gesteckt, obwohl die Besitzer noch darin im Schlafen lagen. Nur er konnte fliehen und sich in Sicherheit bringen, für die Bauern kam jede Hilfe zu spät.
Die Luft schien rein zu sein. Amras konnte keinen rotweißen Wappenrock oder das Zeichen der Inquisition, ein Hammer, erkennen. In eine Lücke der vorbeiströmenden Massen schlüpfte er hinein und ließ sich hin zum Stadtzentrum treiben. Die Straße war bis dorthin voll und weiter gerade aus zum zweiten Stadttor ebenfalls. Alle möglichen Angehörigen der verschiedensten Rassen tummelten sich hier, verkauften Waren aus den fernen Grafschaften und sogar aus Übersee, oder waren hier um solche zu ergattern. Nebelhain war so anders als seine Heimatstadt Njordheim, die weit im Norden in den Nordländern lag. Njordheim war eine richtige Festung gewesen. Die Mauer war mindestens doppelt so dick wie diese hier, und um die hälfte höher, dazu alle zweihundert Meter ein viereckiger Turm und nach jedem dritten ein großer Rundturm. Die Burg in der Mitte von Nebelhain lag zwar auf einer Anhöhe, war aber eher auf Schönheit und Prunk ausgelegt, als Verteidigung. Hauptgrund dafür, war wohl die Zeit in der die Burgen gebaut wurden. Die Städte weit im Norden sind wesentlich älter, als die im Süden. Vor hunderten Jahren, mitten im Kontinentalkrieg, mussten sich die Menschen des Handorn Reiches und die Zwerge aus den Silberbergen zurück in die eisigen Lande ziehen und bezogen dort Stellung, bauten mit allen Ressourcen die ihnen verblieben waren eine starke Verteidigungslinie auf, die letzten Endes hielt. Nachdem das Kendegorn Reich an den Mauern seiner Feinde zerschellte und sich angeschlagen zurück ziehen musste, fielen die Handornen und Silberbergzwerge in den Süden ein und vernichteten den geschwächten Rest der feindlichen Truppen. Und so fiel Runâr unter die Herrschaft von König Angoras. Da es keinen Feind mehr zu bezwingen galt, und auch von anderen Kontinenten keine Bedrohung abzusehen war, wurde auch kein wert mehr auf für die Verteidigung wichtige Elemente gesetzt. Amras war ganz froh darüber, dass zumindest die Mauern geblieben waren. Dieser Hochmut der vielen Adligen würde sie noch zu Fall bringen, dachte er sich.
Fast ging er an der nächsten Abzweigung vorbei, die er nehmen musste, um zum Schloss zu kommen. Die Straße war nicht minder gut ausgebaut aus der Hauptweg, nur ein wenig schmaler, aber immer noch breit genug, sodass zwei Karren neben einander vorbeifahren konnten. Hoch in den Himmel ragten die Häuser hier am Rand, da es die Straße für die Reichen war. Und die Läden waren voll von Exquisiter Ware, die sich kein normaler Bürger leisten könnte. Amras ging an den Fenstern vorbei und spähte hinein, in Erinnerung an seine Vergangenheit schwelgend, wie er durch solche Geschäfte streifte und sich feine Stoffe kaufte, exotisches Essen und das Bier erst. Aber all das war vorbei, beendet von diesem Parasiten, der sich in ihm eingenistet hat. Alleine gelassen, von seiner eigenen Familie, Schutz los dem Tempel ausgelassen. Aber Amras wehrte sich, er hatte sich vor sich von irgendeinem Inquisitor den Kopf abschlagen zu lassen. Es dauerte auch nicht lange, bis er sich an den niedrigen Standard, der einem Ausgestoßenen Zustand gewöhnt hatte, da er in seinem alten Leben zwar recht reich lebte, aber nicht im übertriebenen Maße wie viele seiner Verwandten und Standesmitgliedern.
Die Burg erhob sich in prachtvollem Stil über die Häuser und Amras erblickte das Eingangstor am Ende der Straße. Die Fenster waren aus Buntglas, überall gab es geschwungene Verzierungen an den Rändern und kunstvolle Wasserspeier. Dabei war der Graf von Brenag nicht mal besonders reich. Lediglich um die Städte und Siedlungen herum gab es die Möglichkeit Felder zu bestellen. Der Rest war mit dem dichten Wald übersät, dessen riesige Wurzeln den Boden durchpflügten. Man hatte vor einigen Jahren versucht Teile zu roden, jedoch waren die Bäume einfach zu dick und zu widerstandsfähig gewesen. Und dann gab es da auch noch die Drachen. Mittlerweile ist die Anzahl derer aber dramatisch zurückgegangen, da der Graf und dessen Lehnsmänner viele Drachenjäger angeheuert haben um die Grafschaft von ihnen zu befreien. Amras würde es wundern, wenn es hier noch eines dieser eigentlich stolzen Wesen geben würde. Er selbst hatte nichts gegen Drachen. Eigentlich waren sie den Menschen auch nicht feindselig gegenüber, man erzählt sich sogar, dass es in den alten Tagen Drachenreiter gegeben haben soll. Mit der Zeit wurden jedoch die Jagdgebiete dieser Wesen durch die Ausbreitung der Zivilisation eingedämmt, zudem waren viele Bestandteile eines Drachens in vielen Berufen wertvoll. Aus Drachenleder ließen sich widerstandsfähige Rüstungen machen, aus Drachenknochen die besten Waffen, aus den Zähnen mächtige Tränke, und die Hoden, so sagt man, verleihen einem eine gestärkte Manneskraft. Amras musste in sich hinein lachen, als er daran dachte, wie sein Onkel Gunther wie wild nach Drachenhoden gesucht hatte, weil er seiner Frau wohl nicht gut genug im Bette war. Die Wachen vor dem Eingangstor der Burg riefen Amras zurück ins Hier und Jetzt. „Wer fordert einlass?“, fragte die rechte in ihrer leichten Kettenrüstung mit dem Drachenkopf als Wappen der Grafschaft auf der Brust. „Mein Name ist Amras, ich bin der …“, er überlegte kurz, „…Söldner, den euer Herr angeheuert hat.“ „Ah, gut, die anderen sind schon da, schon seit einer Weile, die warten sicher schon auf euch“, verkündete der Wachmann erklärend und öffnete das kleine Tor.
In der Eingangshalle war es dunkler als draußen, und das Licht warf bunte Strahlen durch die Fenster hinein. Ein roter Teppich mit goldenem Rand führte geradeaus zu einer großen Tür, deren beiden Flügel geöffnet waren. Links und rechts waren an der Mitte der Wände jeweils eine Statue, die einen Krieger zeigte, der sich auf sein Schwert stützte. Zu beiden Seiten jeder Statue gab es eine kleinere Tür, die in andere Räume der Burg führte. In der nächsten Halle, die ein gutes Stück länger, höher und somit offener war, saß am hinteren Ende ein Mann auf einem Stuhl mit hoher Lehne. Vor ihm standen weitere Personen, die Amras von hier nicht erkennen konnte. Von dort drang Gemurmel zu ihm, dann zeigte der Mann im Stuhl auf ihn und die anderen drehten sich um. Jetzt konnte Amras erkennen um wen es sich hier handelte. Der Mann im Stuhl war der Graf von Brenag, der kahlköpfige Mann neben ihm musste so etwas wie ein Berater sein. Die beiden anderen Personen waren eine Elfe in knapper Rüstung und ein stämmiger Pferdemensch, dessen Nüstern sich beim Atmen weit öffneten.
„Da seid ihr ja endlich“, sagte der Graf erleichtert. „Verzeiht Herr, aber ich habe mich an die abgemachte Zeit gehalten“, antwortete Amras ruhig und verbeugte sich leicht. „Ja, ja, das ist jetzt auch egal, ihr seid hier, das ist wichtig“, brabbelte der Graf. Er war schon etwas älter, Amras schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Sich aufrichtend betrachtet er einen kurzen Moment die beiden anderen Gäste in seinem Augenwinkel. „Das sind die beiden anderen Söldner, die ich für die Mission angeheuert habe, eigentlich sollten noch mehr kommen, aber wie ihr seht, haben sie die Gerüchte, die sich hier breit machen, wohl in Angst versetzt“, seufzte der Graf. Amras zog eine Augenbraue hoch: „Verzeiht Herr, aber ich hatte angenommen, dass ich der einzige angeheuerte Söldner wäre. Ich und meine Partnerin arbeiten lieber alleine“, verkündete er. „Melnân!“, zischte es zu seiner rechten. Die Elfe hatte sich in ihre Hüfte gestützt und schaute ihn verärgert an. „Was soll das heißen? Wollt ihr das Geld für euch alleine haben? Daraus wird nichts, der Graf hat uns eine große Belohnung für diesen Auftrag versprochen, und die werde ich nicht einfach links liegen lassen, nur weil ihr nicht fähig seid im Team arbeiten zu können“, keifte sie ihn Amras mit ihrer klaren und hohen Stimme an, sodass sogar der Berater des Grafen zuckte. Amras hatte nicht vor, die beiden Söldner zu verärgern, nur wusste er, dass es wegen dem Parasiten gewisse Probleme geben könnte. Mizoku konnte die körperlichen Auswirkungen nur für eine kurze Zeit verdecken, und das auch nicht immer wieder, dafür benötigte der Vorgang eine zu große Menge an Energie. Er verbeugte sich entschuldigend. „Ich hatte nicht vor euch zu verärgern“, erklärte er sich ruhig und höflich, „ich wollte lediglich anmerken, dass ich es nicht gewohnt bin. Natürlich verlange ich nicht, dass ihr auf eure Bezahlung verzichtet, und ich möchte euch auch nicht eure Arbeit abnehmen.“ Die Miene der Elfe entspannte sich und wich einem zufriedenen Lächeln. „Mein Name ist Amras, Amras Schattenseele“, stellte er sich vor. Den Namen hatte er sich irgendwann einmal ausgedacht, als er noch alleine reiste, und er fand ihn ganz passend. Die Elfe kam einen Schritt näher und verbeugte sich ebenfalls. „Anen Anun, mein Name ist Sheva“. erwiderte sie höflich die Vorstellung. Der Pferdemensch verschränkte die Arme und schnaufte nur. „Mein großer Freund hier ist Bun’krag“, sagte die Elfe scherzend. Dieser rollte die Lippen auf und zeigte di großen Zähne, die eindeutig nur für Pflanzen da waren.
„Nun denn, wenn sich jetzt alle vorgestellt haben“, gab der Graf gelangweilt von sich. „Verzeiht, ihr hab gerade eben von einem Gerücht gesprochen. Welches meint ihr?“, fragte Amras interessiert. „Ihr habt nicht davon gehört?“, wunderte sich der Graf, „wann seid ihr denn hier angekommen? Wobei, da fällt mir gerade ein, sagtet ihr nicht, dass ihr zu zweit kommen würdet, ihr spracht von einer Begleiterin.“ Bei den letzten Worten funkelten die Augen den alten Mannes auf und ein gewitztes Grinsen breitete sich über seinem Gesicht aus. „Sehr wohl, das stimmt. Wir hatten jedoch eine lange Reise, und sie ruht sich daher noch im Gasthaus, in dem wir ein Zimmer bezogen, aus.“ Der Gesichtsausdruck des Grafen veränderte sich, zuerst vergrößerte sich Grinsen, und dann wich es einer enttäuschten Miene. Die Gedanken konnte sich Amras vorstellen. Wahrscheinlich hoffte der Graf auf eine junge Frau, die ihm für eine Nacht das Bett wärmen könnte oder dergleichen. Immerhin dachte er, sie wären Söldner, und diese tun vermeintlich viel für Geld. Bei der Tatsache, dass seine Begleiterin aber noch müde im Gasthaus lag, musste ihm der Gedanke gekommen sein, dass es sich auch um eine alte Frau handeln könnte. Amras schüttelte innerlich den Kopf. „Nun, Herr, von welchem Gerücht habt ihr gesprochen“, fragte er erneut. „Ah ja, genau, das Gerücht. Nun. Man erzählt sich, dass ein, nun wie soll ich sagen, kann man es anders sagen?“, er schien nachzudenken, „nein. Also gut, vornheraus. Man erzählt sich, dass wieder ein Drache sein Unwesen hier treibt.“ Amras Gesichtsausdruck, verriet seine Verwunderung. „Und stimmen die Gerüchte?“, setzte er neugierig nach. „Nun … ich weiß nicht genau ob es ein Drache ist. Aber es ist eine große ... Echse. Und sie kann Feuerspucken, erzählt man sich zumindest. Ich selbst habe sie erst einmal gesehen, wie sie auf einem der großen Felsen im Norden gesessen hat und ihre Beute, die übrigens aus unserem Vieh besteht, verzehrte.“ „Vielleicht sollten wir unsere Bezahlung erneut aushandeln?“, schlug Sheva vor. Der Graf schaute sie entsetzt an. „Ich habe euch bereits eine große Summe versprochen und ihr mir dafür, dass ihr jeden Auftrag ausfüllen werdet. Ihr habt sogar eine Anzahlung bekommen!“, beschwerte er sich. „Eine Anzahlung?“, dachte sich Amras, aber die Frage erklärte sich von selbst, als er noch einmal zu Sheva schaute und ihren wohlgeformten Körper betrachtete. „Was für ein Lustmolch“, lachte er in sich hinein. „Was sagt ihr, Amras?“, fragte ihn der Graf. „Ich verlange nicht mehr, ich halte meine Abmachungen“, antwortete Amras ehrenvoll, womit er die anderen unbeabsichtigt beleidigte. „Wollt ihr damit sagen, wir seien nicht ehrenvoll?“, brummte auf einmal der Pferdemensch und griff nach dem großen Hammer auf dem Rücken. „Ach, halt die Klappe, so hat er das sicher nicht gemeint“, schellte die Elfe ihren Begleiter und klatschte ihm auf die Schnauze, woraufhin dieser verstummte. Erst jetzt fiel Amras auf, dass Sheva gar keine Waffen mit sich trug.
„Wie Schattenseele bleiben wir bei unserer Abmachung“, erklärte sich die Elfe und seufzte. „Gut, gut, dann wäre das ja geklärt. Wann habt ihr vor aufzubrechen?“, erkundigte sich der Graf. Jetzt, da Amras wusste, was auf ihn zu kommen würde, musste er noch ein paar Besorgungen in der Stadt machen. „Wäre euch morgen früh genehm?“, fragte er Sheva. „Das geht in Ordnung“; bestätigte sie und nickte. „Dann möchte ich euch einladen heute Nacht in der Burg zu übernachten. Die Gästezimmer sind zwar belegt, aber es gibt noch freie Zimmer im Flur für die höhere Dienerschaft. Die Zimmer sind immer noch besser als die eines Gasthofes“, verkündete der Graf hochmütig. Amras grauste es vor diesem Angebot. Dann müsste er die ganze Nacht noch wachsamer sein, als er es ohne hin schon war. Man durfte ihn nicht in einem anderen Zustand als den jetzigen sehen. „Wir nehmen euer Angebot gerne an“, antwortete Sheva freundlich. „Und ihr?“, hakte der Graf nach und fixierte Amras. Abschlagen konnte er das Angebot wohl nicht. „Ich nehme ebenfalls, und bedanke mich für eure Güte“, gab er hochachtungsvoll von sich.
„Narr!“, zischte es plötzlich in Amras Kopf. „Nein!“, dachte er sich, nicht jetzt schon.“ „Doch, gleich, und dann werde ich dir zeigen, dass ich diesen Fatzken nicht in den Arsch krieche, wir reißen ihn in Stücke!“ Amras fasste sich schmerzend an den Kopf. „Ist alles In Ordnung?“, fragte der Berater des Grafen verwundert, und der Gesichtsausdruck der anderen war nicht minder erschreckt. Er konzentrierte sich und die Stimme verschwand wieder. „Ja, mir geht es gut, ich leide nur ein wenig unter Schlafmangel, die Nacht in der Burg wird mir gut tun“, erklärte er sich. Die Elfe schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich werde jetzt zurück in die Stadt gehen, meine Begleiterin und einige Erledigungen warten auf mich“, sagte Amras, verbeugte sich ein weiteres Mal und verließ dann die Halle.



So, das 3. Kapitel ist fertig. Viel Spaß beim Lesen. Achja, ich würd mich auch mal um ein wenig Kritik freuen. :o

Gruß
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