BIT
11.01.2010, 23:14
Erfreulicherweise konnten wir in Runde 2 eine Steigerung der Teilnehmerzahl von fünf auf neunTeilnehmer verbuchen. Ich hoffe nun, dass ihr euch ebenso zahlreich am Voting beteiligt. Die eingereichten Beiträge haben es jedenfalls verdient.
Wie schon in Runde 1, findet ihr nun folgend alle Beiträge nochmal kompakt in der Reihenfolge des Eingehens hintereinander:
Beitrag von estapolis:
Der Zyklus
das kreuz umschlungen mir eng verbunden
doch ungedacht derer die tragen die wunden
adler eisen guter stahl ferner macht und gloria
seelen schreien ungehört durch musik und ufftata
balde dann ruh ich und geb das kreuz dem kinde
mit mut und mit tradition stirbt so erneut gesinde
dann entnehm ich seiner toten hand
meinen alten orden blutverschmiert
in meinem geist hat sich durch den sohn
gespickt durch schicksals kalter hohn
die augen der opfer ins kreuz graviert
am grabe dann kalt die leich im sarge
das kreuz geht mit im sarg zugrunde
den sohn begleiten so die vielen seelen
die mich im dunkel des verstandes quälen
immerfort darben und öffnen die wunde
bis ein neues kreuz macht die runde
Beitrag von Squall2k:
Symbole
Bilder auf Bilder
durch Sinne geformt,
die doch so viel tiefer im Seelenfluss sind.
Zeichen auf Zeichen
für Menschen genormt
kein Wort der Erklärung im Geiste erklingt.
Verbinden Gedanken,
zum Zweck oder nicht,
wie Schatten die
vor dem so
strahlenden Licht,
hinter dünnem Papier,
Geschichten dir zeigen,
die dich durch die epischen Stränge geleiten,
ohne auch jemals ein Wort nur zu sprechen,
denn dies würde grausam das Banner zerbrechen,
dass zwischen uns Kindern
und dem Puppenspieler,
erfahrungsgeschwängerte Bilder belebt,
die sich unbemerkt,
in uns zu dem fügen,
was man als Geschichten des Lebens versteht.
Bilder auf Bilder
und Zeichen auf Zeichen
entstanden durch die, scheinbar
ewig doch gleichen
Gedankengestalten,
in denen wir finden,
eventuell, was uns vermag zu verbinden.
Beitrag von Cenedy:
Zeichen
Es ist kein Ausspruch meiner Dankbarkeit,
die Umarmung bevor du gehst,
es ist keine Geste der Freundlichkeit,
mein Schirm, wenn du im Regen stehst.
Es ist nicht meine Liebe,
die dich anlächeln will,
denn bei deiner Berührung
steht mein Herz ganz kurz still.
Lies nicht meine Blicke, meine Blicke sagen nichts,
zeichne nicht die Furchen meines bitteren Gesichts.
Deute nicht die Zeichen, die ich zu verbergen such',
suche keine Antworten in diesem, meinem Buch.
Denn nie darfst du erfahren, was alles darin steht,
ein jeder Wunsch, ein jeder Traum, ein jedes Stoßgebet.
Denn sonst wüsstest du die Wahrheit und die ist, ich gebe zu:
tief in meinem Innern, in meinem Zentrum bist nur du.
Beitrag von Somnambulle:
Erkennst du mich
Bin ich dein Schlüssel
Erkennst du mich nicht
Bleibe ich dir verschlossen
Bleibe ich der, als den du mich siehst
Träger von Bedeutung bin ich
Trage mit Leichtigkeit das Schwerste
Während mich niemand wiegt
Ich bin schweigsam
Spreche nicht mit Fremden
Sage dir, was du schon weißt
Wenn du mir Vertrauter bist
Ich bin das Wegmahl für deinen Sinn
-na, erraten wer das "Ich" hier ist?
Beitrag von Karl:
Dort stehen Menschen
Je eine Hand gehoben
Holz Titten Liebe
Beitrag von sims:
symbol
stern von betlehem
yin und yang
mondsichel
buddha
oktogram
leben
Beitrag von Mordechaj:
Symboltracht - oder: Warum der Slam so sehr an der Poesie hängt
Damien Saez sitzt bei McDo und denkt darüber nach, wie man als nächtes symbolisch die Vätergeneration der Kapitalisten und Fädenzieher ermorden könnte. Was ist der Aufruf zu symbolischem Mord an der Massengesellschaft aber auch nicht zynisch, wenn man dabei gegen halb Eins am Mittag einen McChicken frühstückt. Und da steht man nun herum, symbolhalber für genau jene Jugend, der man vorwirft, den Arsch nicht früh genug hochzukriegen und sich wie ein Kult von Lemmingen der von den Vätern in sie eingeprügelten Untergangsmoral zu beugen, eingeklemmt zwischen der Hörigkeit für die Kastrationsangst unserer Brüder und dem eigenen ödipalen Trieb und dem Hunger nach fettigem Essen. Als Gesellschaftskritiker steht man da natürlich nicht einfach nur so, sondern äußerst symbolträchtig in der Gegend.
Ich glaube ja heimlich, dass diese symmetrisch diabolische Weltordnung nur dazu führt, dass wir alle in der Mitte schwimmen; aus Angst, andernfalls an das symbolhaft falsche Ufer zu geraten. Nichstun ist ein sympathisches Bollwerk gegen die eigene Freiheit und, wenn man erstmal von vier starken Mauern umringt ist, ist es viel leichter mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Wir symbolisieren damit den Typus Mensch, der in der Lage wäre, so etwas wie syndikativen Bolschewismus zu erfinden.
Hauptsache nicht festlegen.
Immer noch ein bisschen mehr heucheln, immer noch ein bisschen mehr das Symbol des rechtschaffenen Menschen bemühen. Dieses Zusammenspiel aus Selbstbeweihräucherung und allumschwingender Verteufelung ist der synästhetische Metabolismus der absoluten Profiliertheit, so wird man dann auch auf symbolischem Wege eine moralische Instanz. Grass, wie einfach das geht. Kein Risiko, kein Gegenwind, aber den Gewissenlosen ordentlich ins selbst herbeisynthetisierte, verbolzte Gewissen reden, als ob es kein Morgen gäbe.
Ne ne ne, verfiges nochmal. Wir haben schon viel zu viele Instanzen gesetzt, die für uns irgendeine Form von Moral symbolisieren wollen, die Moral aber nicht mal schreiben könnten, wenn man ihnen den Stift führt. Beim symbolträchtig vor sich hin zitternden Johannes Paul war das noch verständlich, der hatte eine ernstzunehmende Krankheit, aber wie schaut das heute aus, symbolisiert denn dieser Verbenedeihte nichts weiter als selbsterwählte Wohlgenanntheit, denn offensichtlich braucht es für das Moraldefizit keinen Tremor...
Wenn ich mir selbst einen Namen geben dürfte, dann wäre der wohl reich an raniciken Anspielungen auf Publicity-Gags der vergangenen Jahre und Symbolen für dieses bewundernswert schröderige Kanzlertum, allein schon moralischen Komplettvertretungsanspruch durch eine besonders schmierige Unterschrift zu genießen. Vielleicht benahmte ich mich symbolträchtig Mashiah Obama, denn gerechter Krieg ist auch eine Form von Pazifismus; und ja, wir können auch Landminen. Oder ich betitelte zumindest meine eigene Kochsendung mit symbolistischer Melodramatik als Kocht Lanz, bis er noch Kerniger ist, weil man alles in eigenem Saft suden lassen sollte, was betroffen über den Welthunger schwätzen und Geld dafür sammeln kann, um ein vermeintliches Symbol zu setzen, und wenige Stunden später einen Drehtag als Quotenbratze im Gourmetküchenstudio verbringt und interessiert die Sahne schwenkt.
Wenn ich groß bin, will ich auch mal so eine tolle moralische Instanz werden. Symbolisch, versteht sich.
Beitrag von Ranmaru:
象徴や
愛も厭悪も
我殺し
Ein japanisches Haiku im klassischen Bashō-Stil mit 5-7-5 on. :D
Lesung und Aufschluesselung:
syo/u/tyo/u ya (5)
a/i mo e/n/o mo (7)
wa/re ko/ro/si (5)
Uebersetzung in etwa:
Symbol …
Liebe wie auch Hass
Toeten uns.
Beitrag von Aenarion:
Hoch oben fliegt der Falke, einsam,
doch Herrscher über Luft und Land,
tief unten, klein und doch bedeutsam,
liegt die Welt mit ihrem Tand.
Niemand kann mich hier ergreifen,
wo der Wind der Freiheit weht,
und auch niemand je begreifen,
wie langsam sich die Erde dreht.
Ein Schuss knallt, laut und schmerzlich gar,
und Blut fließt, wird vom wind verweht.
's bleibt von der Freiheit, die einmal war,
nur die Feder, die am Hute weht.
Ab heute habt ihr eine Woche (also bis zum 19. Januar um 00:16 Uhr) Zeit, eurem Favoriten eure Stimme zukommen zu lassen. Viel Spaß beim Voten!
Wie schon in Runde 1, findet ihr nun folgend alle Beiträge nochmal kompakt in der Reihenfolge des Eingehens hintereinander:
Beitrag von estapolis:
Der Zyklus
das kreuz umschlungen mir eng verbunden
doch ungedacht derer die tragen die wunden
adler eisen guter stahl ferner macht und gloria
seelen schreien ungehört durch musik und ufftata
balde dann ruh ich und geb das kreuz dem kinde
mit mut und mit tradition stirbt so erneut gesinde
dann entnehm ich seiner toten hand
meinen alten orden blutverschmiert
in meinem geist hat sich durch den sohn
gespickt durch schicksals kalter hohn
die augen der opfer ins kreuz graviert
am grabe dann kalt die leich im sarge
das kreuz geht mit im sarg zugrunde
den sohn begleiten so die vielen seelen
die mich im dunkel des verstandes quälen
immerfort darben und öffnen die wunde
bis ein neues kreuz macht die runde
Beitrag von Squall2k:
Symbole
Bilder auf Bilder
durch Sinne geformt,
die doch so viel tiefer im Seelenfluss sind.
Zeichen auf Zeichen
für Menschen genormt
kein Wort der Erklärung im Geiste erklingt.
Verbinden Gedanken,
zum Zweck oder nicht,
wie Schatten die
vor dem so
strahlenden Licht,
hinter dünnem Papier,
Geschichten dir zeigen,
die dich durch die epischen Stränge geleiten,
ohne auch jemals ein Wort nur zu sprechen,
denn dies würde grausam das Banner zerbrechen,
dass zwischen uns Kindern
und dem Puppenspieler,
erfahrungsgeschwängerte Bilder belebt,
die sich unbemerkt,
in uns zu dem fügen,
was man als Geschichten des Lebens versteht.
Bilder auf Bilder
und Zeichen auf Zeichen
entstanden durch die, scheinbar
ewig doch gleichen
Gedankengestalten,
in denen wir finden,
eventuell, was uns vermag zu verbinden.
Beitrag von Cenedy:
Zeichen
Es ist kein Ausspruch meiner Dankbarkeit,
die Umarmung bevor du gehst,
es ist keine Geste der Freundlichkeit,
mein Schirm, wenn du im Regen stehst.
Es ist nicht meine Liebe,
die dich anlächeln will,
denn bei deiner Berührung
steht mein Herz ganz kurz still.
Lies nicht meine Blicke, meine Blicke sagen nichts,
zeichne nicht die Furchen meines bitteren Gesichts.
Deute nicht die Zeichen, die ich zu verbergen such',
suche keine Antworten in diesem, meinem Buch.
Denn nie darfst du erfahren, was alles darin steht,
ein jeder Wunsch, ein jeder Traum, ein jedes Stoßgebet.
Denn sonst wüsstest du die Wahrheit und die ist, ich gebe zu:
tief in meinem Innern, in meinem Zentrum bist nur du.
Beitrag von Somnambulle:
Erkennst du mich
Bin ich dein Schlüssel
Erkennst du mich nicht
Bleibe ich dir verschlossen
Bleibe ich der, als den du mich siehst
Träger von Bedeutung bin ich
Trage mit Leichtigkeit das Schwerste
Während mich niemand wiegt
Ich bin schweigsam
Spreche nicht mit Fremden
Sage dir, was du schon weißt
Wenn du mir Vertrauter bist
Ich bin das Wegmahl für deinen Sinn
-na, erraten wer das "Ich" hier ist?
Beitrag von Karl:
Dort stehen Menschen
Je eine Hand gehoben
Holz Titten Liebe
Beitrag von sims:
symbol
stern von betlehem
yin und yang
mondsichel
buddha
oktogram
leben
Beitrag von Mordechaj:
Symboltracht - oder: Warum der Slam so sehr an der Poesie hängt
Damien Saez sitzt bei McDo und denkt darüber nach, wie man als nächtes symbolisch die Vätergeneration der Kapitalisten und Fädenzieher ermorden könnte. Was ist der Aufruf zu symbolischem Mord an der Massengesellschaft aber auch nicht zynisch, wenn man dabei gegen halb Eins am Mittag einen McChicken frühstückt. Und da steht man nun herum, symbolhalber für genau jene Jugend, der man vorwirft, den Arsch nicht früh genug hochzukriegen und sich wie ein Kult von Lemmingen der von den Vätern in sie eingeprügelten Untergangsmoral zu beugen, eingeklemmt zwischen der Hörigkeit für die Kastrationsangst unserer Brüder und dem eigenen ödipalen Trieb und dem Hunger nach fettigem Essen. Als Gesellschaftskritiker steht man da natürlich nicht einfach nur so, sondern äußerst symbolträchtig in der Gegend.
Ich glaube ja heimlich, dass diese symmetrisch diabolische Weltordnung nur dazu führt, dass wir alle in der Mitte schwimmen; aus Angst, andernfalls an das symbolhaft falsche Ufer zu geraten. Nichstun ist ein sympathisches Bollwerk gegen die eigene Freiheit und, wenn man erstmal von vier starken Mauern umringt ist, ist es viel leichter mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Wir symbolisieren damit den Typus Mensch, der in der Lage wäre, so etwas wie syndikativen Bolschewismus zu erfinden.
Hauptsache nicht festlegen.
Immer noch ein bisschen mehr heucheln, immer noch ein bisschen mehr das Symbol des rechtschaffenen Menschen bemühen. Dieses Zusammenspiel aus Selbstbeweihräucherung und allumschwingender Verteufelung ist der synästhetische Metabolismus der absoluten Profiliertheit, so wird man dann auch auf symbolischem Wege eine moralische Instanz. Grass, wie einfach das geht. Kein Risiko, kein Gegenwind, aber den Gewissenlosen ordentlich ins selbst herbeisynthetisierte, verbolzte Gewissen reden, als ob es kein Morgen gäbe.
Ne ne ne, verfiges nochmal. Wir haben schon viel zu viele Instanzen gesetzt, die für uns irgendeine Form von Moral symbolisieren wollen, die Moral aber nicht mal schreiben könnten, wenn man ihnen den Stift führt. Beim symbolträchtig vor sich hin zitternden Johannes Paul war das noch verständlich, der hatte eine ernstzunehmende Krankheit, aber wie schaut das heute aus, symbolisiert denn dieser Verbenedeihte nichts weiter als selbsterwählte Wohlgenanntheit, denn offensichtlich braucht es für das Moraldefizit keinen Tremor...
Wenn ich mir selbst einen Namen geben dürfte, dann wäre der wohl reich an raniciken Anspielungen auf Publicity-Gags der vergangenen Jahre und Symbolen für dieses bewundernswert schröderige Kanzlertum, allein schon moralischen Komplettvertretungsanspruch durch eine besonders schmierige Unterschrift zu genießen. Vielleicht benahmte ich mich symbolträchtig Mashiah Obama, denn gerechter Krieg ist auch eine Form von Pazifismus; und ja, wir können auch Landminen. Oder ich betitelte zumindest meine eigene Kochsendung mit symbolistischer Melodramatik als Kocht Lanz, bis er noch Kerniger ist, weil man alles in eigenem Saft suden lassen sollte, was betroffen über den Welthunger schwätzen und Geld dafür sammeln kann, um ein vermeintliches Symbol zu setzen, und wenige Stunden später einen Drehtag als Quotenbratze im Gourmetküchenstudio verbringt und interessiert die Sahne schwenkt.
Wenn ich groß bin, will ich auch mal so eine tolle moralische Instanz werden. Symbolisch, versteht sich.
Beitrag von Ranmaru:
象徴や
愛も厭悪も
我殺し
Ein japanisches Haiku im klassischen Bashō-Stil mit 5-7-5 on. :D
Lesung und Aufschluesselung:
syo/u/tyo/u ya (5)
a/i mo e/n/o mo (7)
wa/re ko/ro/si (5)
Uebersetzung in etwa:
Symbol …
Liebe wie auch Hass
Toeten uns.
Beitrag von Aenarion:
Hoch oben fliegt der Falke, einsam,
doch Herrscher über Luft und Land,
tief unten, klein und doch bedeutsam,
liegt die Welt mit ihrem Tand.
Niemand kann mich hier ergreifen,
wo der Wind der Freiheit weht,
und auch niemand je begreifen,
wie langsam sich die Erde dreht.
Ein Schuss knallt, laut und schmerzlich gar,
und Blut fließt, wird vom wind verweht.
's bleibt von der Freiheit, die einmal war,
nur die Feder, die am Hute weht.
Ab heute habt ihr eine Woche (also bis zum 19. Januar um 00:16 Uhr) Zeit, eurem Favoriten eure Stimme zukommen zu lassen. Viel Spaß beim Voten!