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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Informationen zur Museologie



Illyrer
20.11.2009, 20:26
Guten Abend, liebe Community ;)

Da ich mich zur Zeit in meinem letzten, 13. Schuljahr befinde, wird es langsam Zeit, sich für eine Studienrichtung zu entscheiden... Da meine Interessen, neben Musik und Sport (schwer zu studieren, wenn man nicht zur Elite gehört^^) sich auf Geschichte beschränken, habe ich mir den Studiengang des Museologen herrausgesucht.

Würde man direkt Geschichtswissenschaften studieren, wie an beinahe jeder Uni angeboten, ist imho die Aussicht auf einen Beruf nach dem Studium eher gering... Museologie wird meines Erachtens nur in Leipzig angeboten, daher mit eher weniger Konkurrenz...

Nun wollte ich euch fragen, ob sich jemand mit dem genaueren Ablauf dieses Studienganges auskennt und wie gut die Berufsfindungschancen stehen, die man nach dem Studium hat! Grobe Umrisse des Studiums habe ich bereits im Internet gefunden, allerdings leider nichts genaues oder spezifisches...

Hoffe, jemand weiss dort besser Bescheid ;)

Liebe Grüße, Illyrer

Ianus
20.11.2009, 20:58
Du willst Archivar für Objekte werden? :D Dann viel Glück - wenn du es durchziehst, hast du in Zukunft einen Job, in dem du entscheiden kannst, ob sich Generationen von Kinder Präparate von Insektengeschlechtsteile ansehen dürfen während ihnen erklärt wird, welchen Beitrag diese zur Systematisierung der Insekten geleistet haben. :A

In deinem Fall dürfte auch noch die Gestaltung von Ausstellungen und ein Haufen erweiterter Katalogisierungsregeln für Objekte hinzukommen.

Illyrer
20.11.2009, 21:06
Mir ist schon klar, dass es an sich weitaus spannendere Berufe auf dieser Welt geben wird und das nicht die Spitze der menschlichen Berufsschöpfung darin ihr Ziel findet, Objekte zu archivieren...

Wie gesagt ist Geschichte mein großes Steckenpferd, daher würde ich mich wenn dann um einen Beruf in den großen Museen Berlins bemühen (Ägyptisches Museum, altes Museum etc.), nicht gerade um jene, die im naturwissenschaftlichen Bereich liegen.

Würde mich über effektive Informationen freuen...

Ianus
20.11.2009, 21:39
Haters will Hate.

Gibt es Leute wie uns nicht, geht alles verloren. Museen könnten Doppeldecker aus ägyptischen Gräbern im Archiv liegen haben, aber sofern wir es nicht irgendwo dokumentiert haben, wird niemand bis auf ein paar Leute die zufällig die Ausgrabungspapiere gelesen haben davon wissen. Es ist dein Job, sicherzustellen, dass Zeugs da ist und man es findet, wenn es gebraucht wird. Das beinhaltet effektiv, dass du mitverantworlich für den Vermögenswert einer mittleren Kleinstadt bist. Rede mir das nicht klein!

Das Beispiel mit den Insekten war nur dazu da, um zu illustrieren, in welcher Weise du unter Umständen sehr detailiert Einfluss auf viele tausend Besucher nehmen wirst. Nebenbei ist Archivzugang immer mit Win verbunden, da man mit den ganzen bizarren Objekten in Kontakt kommt, die nicht ins Ausstellungskonzept passen. :A

Bei einer Landesbibliothek umfasst das schon alles von Plakaten und Zeichnungen über Photos bis zu irgendwelchen Büchern, die inzwischen hochgradig illegal sind. :D In Museeumsarchiven bedeutet das im allgemeinen - sofern man die Boxen öffnen kann, dass man sich alle paar Regale fragt, warum der ganze Ramsch draußen gezeigt wird und nicht das Zeug hier. Und wenn ich die Vorräte an hochwertigem Bildmaterial aus der naturwissenschaftlichen Sammlung allein in Innsbruck ins Internet stellen könnte, würden mir diese garantiert noch ein paar Jahre lang als Hintergrundbilder und Reposts nachfolgen. Ein Museeum oder eine Sammlung produziert am laufenden Band interessante Information zu ihren Fachgebiet. Die einzige Schade daran ist, dass der Zugriff auf diese so stark beschränkt ist.

BIT
20.11.2009, 23:04
Ich rate dir eher dazu, Geschichtswissenschaften in Verbindung mit einem anderen Fac wie beispielsweise Anthropologie, Kulturwissenschaften oder einer Sprache zu studieren. Normalerweise müsstest du damit wesentlich bessere Chancen haben, als mit dem Studiengang Museologe, auch da du dich nicht zu sehr auf einen Beruf damit versteifst. Solche Studiengänge haben nämlich gerne den Ruf, zu reinen "Fachidioten" auszubilden und nicht in der Lage zu sein, flexibel reagieren zu können.

Außerdem bleiben dir mit einem Studium der anderen Fächer auch noch andere berufliche Chancen offen. Auf Stellen an Museen bewerben sich gerne mal bis zu 200 Leute, was die berufliche Perspektive nicht gerade verbessert. Mit Geschi hättest du beispielsweise auch die Möglichkeit, als Journalist oder ähnliches zu arbeiten. Ziehst du nebenbei auch noch ein Pädagogikstudium durch, kannst du zudem in Richtung Museumspädagogik gehen.

Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche, da ich selbst Geschi studiere. ;)

Illyrer
21.11.2009, 13:14
Erstmal vielen Dank an euch beide ;)

@ Ianus

Mir gefällt gerade die Idee, im Hinterzimmer zu sitzen und Sachen zu begutachten, die sonst vllt. nur eine handvoll Menschen vorher gesehen hat. Gerade die Frage, warum das und nicht jenes ausgestellt wird, scheint auch interessant zu sein, gerade, da Museen ja Unmengen an Exponaten haben, welche wohl noch nie das Museum außerhalb der Aufbewahrungskammer gesehen haben^^

@ BIT

Das mit dem "Dachidioten" ging mir auch schon durch den Kopf, gerade, da es ja ein so spezialisierter Studiengang ist und das Stellenangebot, wie du es beschreibst, sieht wirklich alles andere als rosig aus...
Geschichtswissenschaften gehen mir auch durch den Kopf, aber ist denn dort die Aussicht auf eine spätere Anstellung soviel besser? Stelle mir vor, dass man gerade im Journalismus nur wenige Historiker benötigt, da sich die meisten bereits seit vielen Jahren etabliert haben...
Die Pädagogikschiene als Geschichtslehrer fällt für mich total raus, das mit der Museumspädagogik hingegen gefällt mir an sich schon besser...
Gibt es denn sonst noch interessante Wege, die man sich mit einem Zweitfach offen halten kann?
Und was mir gerade noch einfällt... wenn man Geschichtswissenschaften mit einer bestimmten Anzahl Leistungspunkten belegt, muss man dann auch gleichzeitig mehrere Sprachen beherrschen? Hatte da mal irgendwo was gehört :confused:

BIT
21.11.2009, 13:44
Wer Geschi studieren will, muss sich prinzipiell darüber im Klaren sein, dass er zu 95% fachfremd arbeiten wird. Gerade im Bereich des Journalismus sind die Historiker dabei aber durchaus gefragt, da sie während des Studiums einen wichtigen Punkt gelernt haben: Texte schreiben. Während sich Studiengänge wie Publizistik meist sehr theoretisch mit der Materie Medien beschäftigen und das Schreiben vernachlassen, ist gerade die Geschichtswissenschaft eine der Disziplin, in der man sehr viel schreibt und somit eine gute Grundlage für den Beruf des Journalisten schafft. Auch da man lernt, Texte kritisch zu analysieren. Wichtig dabei ist aber im Hinterkopf zu behalten, dass man sich nicht mehr zwangsweise mit der Geschichte auseinandersetzt, sondern auch in anderen Teilbereichen eingesetzt wird.

Desweiteren bietet ein Geschichtsstudium auch die Möglichkeit als Archivar, im Museum oder bei Stiftungen zu arbeiten. Auch in der Reise- und Werbebranche sind Historiker zum Teil sehr gerne gesehene Absolventen. Bei der Wahl des Zweitfaches sind dabei dann vor allem Sprachen und andere Geisteswissenschaften gerne gesehen, es gibt aber auch durchaus die Möglichkeit mit Naturwissenschaften interdisziplinär zu arbeiten. Das solltest du wirklich das wählen, was dich interessiert.

Zum Thema Sprachen kommt es ganz darauf an, für welche Geschichtsrichtung du dich vornehmlich interessierst und an welcher Uni du studieren willst, da die Sprachvorgaben da teilweise sehr stark schwanken. Allgemein kann man allerdings sagen, dass du mindestens zwei moderne Fremdsprachen plus Latein zum vernünftigen Arbeiten benötigst. Wenn du zudem in der Antike tätig werden willst, empfiehlt es sich außerdem sehr stark Altgriechisch zu lernen. Aus dem Grund habe ich auch Franzözisch, Englisch, Spanisch und Latein als Fremdsprachen in diesem Bereich gelernt, wobei ich nur Spanisch an der Uni belegt habe. Allgemeine Pflichtvorgabe sind meistens allerdings nur Latein und Englisch. Ich hoffe sehr stark, dass du schon Latein belegt hast, ansonsten kann man die ersten zwei Semester nur zum Nachholen des Latinums einplanen.

Illyrer
21.11.2009, 13:53
Vielen Dank für die vielen Informationen BIT!


Ich hoffe sehr stark, dass du schon Latein belegt hast, ansonsten kann man die ersten zwei Semester nur zum Nachholen des Latinums einplanen.

Herzlichen Glückwunsch, der Kandidat hat 100 Punkte erreicht -.-
In der 11. hatte ich Latein, war allerdings in diesem Schuljahr mehr krank als alles andere (auch Krankenhausaufenthalte) und hab mich deswegen freiwillig zur Wiederholung der 11. entschieden und was wurde dann nichtmehr angeboten? Richtig, Latein... deswegen quäle ich mich jetzt wieder durch Französisch, obwohl es immernoch eine Lateinlehrerin auf unserer Schule gibt... naja, über das Schulsystem will ich mich nicht schonwieder aufregen.
Latein an sich hatte ich demnach ein Jahr lang, allerdings kann ich kein Latinum vorweisen, deswegen würde es wohl im Studium "nachholen!" bedeuten...
Ach Mensch, sowas kann echt nerven...

Ianus
21.11.2009, 16:50
Wo BIT aber recht hat, ist dass Spezialfähigkeiten ein sehr gutes Argument für dich sind. Z.b. habe ich für die Landesbibliothek Innsbruck Kurrent lesen und schreiben gelernt um Photos vorkatalogisieren zu können, die irgendwann um 1900 grob beschriftet wurden. Ist recht herb, wenn die in drei Versionen vorliegt und mancher einer dann auch noch moderne Buchstaben reinmischt. Das ich KEIN TIROLER bin, hat es auch nicht gerade viel leichter gemacht. Für jemand, der im Bundesland aufwuchs, ergab vieles aus dem Kontext Sinn. Für mich nicht. Beim Landesarchiv Vorarlberg hat man mir auch gesagt, dass Kurrent und ein Verständnis von Beamtendeutsch um 1850-1900 notwendig sei, um produktiv eingesetzt zu werden.

Wenn es dir möglich ist, versuche in den ganzen Museen zu jobben und herauszufinden, mit welchen Spezialkenntnissen in deinem Interessenbereich du wo Arbeit finden kannst.

Ianus
17.12.2009, 17:56
http://fotogaleri.hurriyet.com.tr/galeridetay.aspx?cid=29711&p=1&rid=2

Denke, die Bilder aus dem Lager des Palastmuseeums in Istambul passen hier hin. Damit arbeitet man als Museeumsmensch.

Sausewind
25.12.2009, 13:18
Hey,

ich meine es gibt auch iiiirgendwo nen Master-Studiengang Museologie, oder, falls du dich spezifizieren möchtest, Museumspädagogik und ähnliches.
Vom GEfühl her fänd ichs sinnvoller, wie schon gesagt wurde, erstmal z.B. Geschichte und, wenn du dich fürs Ägyptische Museum interessierst, vielleicht Ägyptologie oder Archäologie zu studieren.

Also nach meinen Erfahrungen gibt es in diesen WIssenschaften wirklich etliche Kurse, die auf Museologie/Museumspädagogik/MUSEUM!! hinzielen. Muss man mal ein paar Vorlesungsverzeichnisse durchstöbern oder zur Studienberatung.

achja auf einer archäologen-messe haben wir eh gelernt, dass ein studium eh nicht reicht um im museum großartig aufzusteigen. das müssen schon 2-3 studien sein plus doktortitel plus 8129 volontariate, von praktika ganz zu schweigen.