estapolis
19.11.2009, 17:59
Eine Traumsequenz, ein wenig angelehnt an das Album "In The Aeroplane Over The Sea" von Neutral Milk Hotel. Könnte ein Teil etwas Größerem sein, mal sehen.
Alles an seinem rechten Ort
Musik schallt von der Straße herüber, auf und ab, pompöse Melodien, die den Jubel der frenetischen Masse begleiten; die Quelle, eine Schlange an Schauspielern, Wagen, Ballerinas und alles, alles ist bunt. Man sieht sich hier um, man glaubt, nur der Regenbogen habe mehr Farben, es ist eine beeindruckende Symbiose aus vielen Eindrücken. Und dann diese Gesichter, die ich beobachte, jedes Einzelne. Hier denken alle, sie seinen am rechten Orte, hier, während die Parade vorbeizieht, mit Fahnen und Transparenten. Ich sehe viele lachende Gesichter, aber auch gelangweilte dazwischen, einige Kinder weinen gar, vielleicht, weil sie viel lieber spielen würden, oder vielleicht, weil das andere Kind daneben mehr Süßigkeiten gefangen hat als man selbst.
Ich sehe zu meiner Rechten, sie steht in gemütlicher Haltung, ein Lächeln über den ganzen Mund gezogen, auch sie denkt, alles sei gut an diesem Tag.
Ich jedoch nicht. Ich gehöre hier nicht hin, ich nehme das hier nicht hin. Mich können diese ganzen Gauner nicht täuschen, sie mit ihrer aufgesetzten Parade, mit Musik, die auf Knopfdruck glücklich machen soll, die beabsichtigt, dass wir alle wenigstens für heute wirklich alle Probleme vergessen und glauben, dass alles, wirklich alles am rechten Orte sei. Wahrscheinlich wissen die meisten Menschen hier gar nicht, dass sie Ideologien, Transparenten und Symbolen zujubeln, mehr noch, alten Männern in Büros, die denken, sie würden geliebt werden, dass alles, was sie unterschreiben, zum Wohle der Leute unterschrieben wird. Vielleicht jubeln die Menschen auch aus Angst, keiner will hier rebellieren, es wäre dumm, das zu tun, nein, schön in die Hände klatschen und so tun, als ob. Auf vielen Wägen triumphieren jene Greise in glatten Anzügen, winken mit den Händen, mechanisch, angestrengt, immerhin schwitzen sie freiwillig, es ist tiefster Sommer.
Wie gut muss es den Vögeln gehen, die alles von oben sehen, die lachen sich bestimmt kaputt (können Vögel lachen?) und streiten um die Wette, wer mit seinen Exkrementen welchen Politiker treffen könnte, und keiner würde den Vogel abschießen, der Vogel kann ja nichts dafür. Ich muss lachen, als ich das denke, wie ich immer lachen muss, wenn ich mir komische Situationen einbilde, aber ich habe keine Lust, ihr zu erklären, warum ich lache, sie würde nicht lachen; Witze, die man erklären muss, sind keine Witze mehr, sondern Armutszeugnisse.
Dann ein Wagen, der aussieht wie ein altes Flugzeug, wie der erste erbärmliche Versuch, den Himmel zu erobern, ich finde es abscheulich, doch meine Begleitung zieht an meiner Jacke, sieht mich an – ich kann ihr Gesicht nicht sehen, es ist immer schwarz, schwarz wie die Nacht, weint sie? Lacht sie? - und spricht Worte, die nicht einmal von der röhrenden und pfeifenden Musik der Straße übertönt werden kann: „Oswald, sollte ich irgendwann sterben, möchte ich, dass meine Asche aus einem solchen Flugzeug über dem Meer verteilt wird.“ Ich sage noch, das solle sie nicht sagen, nicht hier, nicht so früh. Erst liegen wir auf der Wiese im Park und zählen all die ungewöhnlichen Wolken, die wir sehen, als ob es uns nicht kümmere, dass die Zeit wegläuft, und jetzt redest du vom Sterben, sage ich ihr und merke dann, dass auch ich alt werden werde und nur hoffen kann, dass ich sie noch kenne und sage: „Aus einem Flugzeug. Das ist ein Versprechen.“-
--
Würde mich über Kritik freuen :)
esta
Alles an seinem rechten Ort
Musik schallt von der Straße herüber, auf und ab, pompöse Melodien, die den Jubel der frenetischen Masse begleiten; die Quelle, eine Schlange an Schauspielern, Wagen, Ballerinas und alles, alles ist bunt. Man sieht sich hier um, man glaubt, nur der Regenbogen habe mehr Farben, es ist eine beeindruckende Symbiose aus vielen Eindrücken. Und dann diese Gesichter, die ich beobachte, jedes Einzelne. Hier denken alle, sie seinen am rechten Orte, hier, während die Parade vorbeizieht, mit Fahnen und Transparenten. Ich sehe viele lachende Gesichter, aber auch gelangweilte dazwischen, einige Kinder weinen gar, vielleicht, weil sie viel lieber spielen würden, oder vielleicht, weil das andere Kind daneben mehr Süßigkeiten gefangen hat als man selbst.
Ich sehe zu meiner Rechten, sie steht in gemütlicher Haltung, ein Lächeln über den ganzen Mund gezogen, auch sie denkt, alles sei gut an diesem Tag.
Ich jedoch nicht. Ich gehöre hier nicht hin, ich nehme das hier nicht hin. Mich können diese ganzen Gauner nicht täuschen, sie mit ihrer aufgesetzten Parade, mit Musik, die auf Knopfdruck glücklich machen soll, die beabsichtigt, dass wir alle wenigstens für heute wirklich alle Probleme vergessen und glauben, dass alles, wirklich alles am rechten Orte sei. Wahrscheinlich wissen die meisten Menschen hier gar nicht, dass sie Ideologien, Transparenten und Symbolen zujubeln, mehr noch, alten Männern in Büros, die denken, sie würden geliebt werden, dass alles, was sie unterschreiben, zum Wohle der Leute unterschrieben wird. Vielleicht jubeln die Menschen auch aus Angst, keiner will hier rebellieren, es wäre dumm, das zu tun, nein, schön in die Hände klatschen und so tun, als ob. Auf vielen Wägen triumphieren jene Greise in glatten Anzügen, winken mit den Händen, mechanisch, angestrengt, immerhin schwitzen sie freiwillig, es ist tiefster Sommer.
Wie gut muss es den Vögeln gehen, die alles von oben sehen, die lachen sich bestimmt kaputt (können Vögel lachen?) und streiten um die Wette, wer mit seinen Exkrementen welchen Politiker treffen könnte, und keiner würde den Vogel abschießen, der Vogel kann ja nichts dafür. Ich muss lachen, als ich das denke, wie ich immer lachen muss, wenn ich mir komische Situationen einbilde, aber ich habe keine Lust, ihr zu erklären, warum ich lache, sie würde nicht lachen; Witze, die man erklären muss, sind keine Witze mehr, sondern Armutszeugnisse.
Dann ein Wagen, der aussieht wie ein altes Flugzeug, wie der erste erbärmliche Versuch, den Himmel zu erobern, ich finde es abscheulich, doch meine Begleitung zieht an meiner Jacke, sieht mich an – ich kann ihr Gesicht nicht sehen, es ist immer schwarz, schwarz wie die Nacht, weint sie? Lacht sie? - und spricht Worte, die nicht einmal von der röhrenden und pfeifenden Musik der Straße übertönt werden kann: „Oswald, sollte ich irgendwann sterben, möchte ich, dass meine Asche aus einem solchen Flugzeug über dem Meer verteilt wird.“ Ich sage noch, das solle sie nicht sagen, nicht hier, nicht so früh. Erst liegen wir auf der Wiese im Park und zählen all die ungewöhnlichen Wolken, die wir sehen, als ob es uns nicht kümmere, dass die Zeit wegläuft, und jetzt redest du vom Sterben, sage ich ihr und merke dann, dass auch ich alt werden werde und nur hoffen kann, dass ich sie noch kenne und sage: „Aus einem Flugzeug. Das ist ein Versprechen.“-
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Würde mich über Kritik freuen :)
esta