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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blöd gefragt: Wie wird man ... rhetorisch geschickter?



haebman
18.11.2009, 22:20
Blöde Frage ich weiss....aber wie kann man es schaffen rhetorisch geschickter zu werden oder generell die richtigen Worte leichter finden ohne jetzt speziell einen Kurs zu besuchen ?

Studientechnisch lese ich ja ziemlich viel und kenne auch sehr viele "gehobene" Ausdrücke etc. Aber das Artikulieren derselben in Gesprächen fällt mir zum Teil echt schwer....auserdem rede ich irgendwie ziemlich leise und zu schnell.

Wie kann man sowas trainieren, irgendwelche Vorschläge ? :)

Miss Kaizer
18.11.2009, 23:05
Ich denke mal einfach dass es hilft, viele Bücher zu lesen.. oO Kann da allerdings nichts irgendwie empfehlen, da ich mir da noch nie Gedanken drüber gemacht habe...sollte ich vielleicht mal tun ^^

La Bomba
19.11.2009, 00:15
Viel lesen und viel selbst schreiben.

Während des Schreibens bemerkt man selbst, wenn man abwechselnde Wörter benötigt, damit etwas gut klingt.

Das lässt sich dann mit genügend Übung auch aufs Sprechen übertragen.

Gegen das zu schnell reden gibts glaub ich kein Allheilmittel. Man muss sich einfach zu Sprechpausen zwingen. Ist schwierig, weil man dann immer denkt, dass die Zuhörer denken, dass man nen Hänger hat, dabei empfindet man das nur einfach viel langsamer als es eigentlich ist.

Und gegen das zu leise oder zu undeutlich reden soll angeblich ein Korken (von einer Weinflasche z.B.) im Mund helfen.
Täglich ne halbe Stunde reinstecken und man wird automatisch deutlicher, weil man sich daran gewöhnt, den Mund weiter aufzumachen.

Mog
19.11.2009, 00:20
Lies dich mit Hilfe von Wikipedia in die Logig ein und spiel etwas damit herum, Tautologien sind beispielsweise keinem Politiker unvertraut.

Auf basis dessen kann man dann ganz viele Saetze so umformen, dass sich jeder gut fuehlt, obwohl man nichts neues gesagt hat.

La Cipolla
19.11.2009, 10:07
auserdem rede ich irgendwie ziemlich leise und zu schnell.
Das ist ein größeres Problem als die meisten Leute denken. Und dem kann man mit Übung und Feedback wunderbar entgegentreten. Einfach beim Sprechen darauf achten und eventuell Leute fragen, wie es war. Oder, wie schon gesagt, lesen, und am besten laut lesen (und versuchen, die Atmosphäre rüberzubringen)! Hat den Vorteil: falls du später mal Kinder hast, kannst du wunderbar Geschichten rüberbringen. :D Schreiben wirkt meiner Erfahrung nach auch, ist aber vergleichsweise sehr zeitintensiv.
Das große Problem ist meistens die Überwindung, den Mund richtig aufzumachen (der Kopf weiß schließlich, dass einen dann alle hören!), und ihn beim Reden offen zu lassen. Aber wie gesagt, da kann man gut herumexperimentieren oder üben. Große Strategie ist da meist gar nicht das Hindernis. ;)

Ernsthafte Rhetorik sollte man erst in Angriff nehmen, wenn man das kann, sonst klingt man wie ein Fachidiot. Was in den Augen vieler Leute nicht soo schlecht ist (praktizieren viele Politiker und andere Repräsentationsfiguren auch), aber ich finde es lächerlich. Zuerst muss die Stimme so klingen, dass man ihr glaubt, dann wird das Gesagte interessant. Sonst hört einem eh keiner zu. :rolleyes:

Ianus
19.11.2009, 11:09
Rhetorik ist eine Fähigkeit neben lesen und schreiben.

Ich würde die ganzen klassischen griechischen und römsichen Texte zu dem Thema als grundlegend betrachten. Sie waren Erfinder und intensivste Nutzer dieser Techniken in unserem Kulturkreis. Dann die Erklärungen deutscher Autoren zu dem Thema. Wenn du danach in gerafftere Formen des Redens übergehen willst, wird es in meinen Augen notwendig werden, amerikanische Reden zu studieren. Brevität ist kein Punkt, in dem die deutsche Sprache in ihrer ganzen Schönheit glänzen kann, aber das Publikum fordert diese IMO.

Was die Franzosen auf dem Gebiet leisten, weiß ich nicht...oh, warte! Ihr forte ist dem Stereotyp nach Klarheit und Konsistenz. Sie machen Diamanten, wo die deutsche Sprache Uhrwerke baut, würde der Stereotyp sagen.

http://www.gottwein.de/Stilistik/Stil02.php

Die Kernfähigkeit ist eine gute Stimme, was man z.B. dadurch trainieren kann, dass man gegen den Autobahnverkehr anredet oder beim Bergwandern mit Leuten redet und dabei versucht, im Atem und der Stimmlage so ökonomisch zu bleiben, dass man verständlich bleibt.

Eine Stimme im Reportair zu haben, der Leute zuhören wollen ist ebenfalls äußerst nützlich. Ich z.B. wünschte, ich könnte meine Telefonflirtstimme konsistenter anwenden. Es dürfte sehr unterhaltsam sein, eine Stimme immer parat zu haben, die sogar von Männern als sexy bezeichnet wird. :D

Nebenbei sollte man im Kopf behalten, dass aus der Präsentation garantiert nichts wird, wenn man nicht aufrecht vor dem Publikum steht.

Die nächste Kernfähigkeit ist Gedächtnis. Du brauchst viele Orte im Kopf, wo du Dinge festmachen kannst und schnell wieder findest. Von der Antike bis ins Mittelalter war die Kunst des Gedächtnisses mit der Visualisierung verbunden. So gab es z.B. einen deutschen Gelehrten, der sich den größeren Teil der Bibel dadurch merkte, dass er die Verse mit bestimmten Stellen im Kölner Dom verband.
Heutzutage sind strukturelle Ansätze anscheinend verbreiteter - d.h. man nutzt eine vorgegebene Form der Erzählung und macht seine Inhalte daran fest. Das Heldenreise-Modell von diesem amerikanischen Forscher scheint ganz gut dafür.
Ich persönlich bevorzuge es atm, einfach schon im vorraus meine Argumente im Kopf in ihrer Reihenfolge zu ordnen und Anfang und Schluss plus ein paar Witze parat zu haben. Mehr Struktur und mehr Gedächtnis wäre natürlich nützlich.

Als letztes kommt dann die Stile und die logischen Techniken - die haben sich im Laufe der Zeit verändert, nur mehr wenige können mit hohem, mittlerem und einfachem oder der Einteilung in asiatisch und attisch was anfangen. Während des ersten und zweiten Weltkrieges dominierte z.B. der Pastorstil durch Figuren wie den deutschen Kaiser und den Hitler. Heute würde man sich wohl eher an den Anforderungen des Fernsehens als der Kanzel orientieren, wenn man den mittleren Stil anpeilt.

Danach noch die logischen Techniken. Sofern man sie braucht. Das groß der Reden, die wir darlegen sind IMO eher erklärend als argumentierend. Dementsprechend halte ich es so, dass ich Bilder und Wendungen zu verwenden versuche, die beim Zuhörer hängen bleiben. Will man allerdings überzeugen - nun, dann braucht man die logischen Techniken dringendst und auf jeden Fall. Ich hatte mal ein gutes Buch zu dem Thema, ebenfalls von einem deutschen Autoren. Er legte diese Techniken anhanden klassizistischer deutscher Schrifsteller dar. Ich glaube, er nahm sehr viel aus dem "Die Abderiten" (http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Abderiten)-Roman von Christoph Martin Wieland.