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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Das Makerspiel als Kunstform



Spongie *W*
18.11.2009, 12:55
Dass das Erstellen eines Makerspiels eine Art von Kunst darstellt, müssen wir gar nicht mehr feststellen, das wissen wir.
Ich habe aber nun vor, eine Präsentation für die Schule zum Thema zu machen. Es sollte "irgendwas musisches" sein, also dachte ich mir, das Thema wäre schön unverbraucht.

Nun würde ich da gerne ein wenig mit euch drüber beratschlagen:
Welche Aspekte sind besonders wichtig?
Was macht das künstlerische an dem Hobby aus?
Welche Spiele würden sich als Beispiele für die verschiedenen Aspekte anbieten?
Wie weit kann die Kunst gehen? (also wie kreativ und wie weit gefasst können wir mit dem Maker arbeiten, was ist möglich?)
Wie erkläre ich am besten die Gemeinschaft, die wir als Hobbyisten bilden und ihre Bedeutung für die "Kunst des Makerns"?

Ich danke euch jetzt schon für eure Hilfe - Nein, keine Angst, den Vortrag schreibe ich schon selber, aber eure Meinungen sind mir wichtig. Vorallem, wenn ich unter anderem über die Community erzählen will.

Eisbaer
18.11.2009, 13:03
Was macht das künstlerische an dem Hobby aus?
Künstlerisch ist am Maker direkt eigentlich gar nichts. Eher alles, was selbsterstellt ist an Grafiken, Musik und Story. Wenn man auf vorhandene Sachen zurückgreift, bleibt da eigentlich nur die eigene Story, bei der halt immer die Frage ist, wie künstlerisch das dann wirklich ist.

Welche Spiele würden sich als Beispiele für die verschiedenen Aspekte anbieten?
Hauptsächlich die, bei denen viel selbst gemacht wurde, z.B. Lachsens oder Kelvens Spiele. Ein UiD oder VD eignen sich da nicht so sehr, da dort fast nur die Story wirklich selbstgemacht ist.

Wie weit kann die Kunst gehen? (also wie kreativ und wie weit gefasst können wir mit dem Maker arbeiten, was ist möglich?)
Grenzenlos. Wer kreativ ist, dem sind rein künstlerisch ja keine Grenzen beim Makern gesetzt.

Owly
18.11.2009, 13:11
Im Grunde kannst du die bekloppte Begründung des Kulturrats heranziehen: Videospiele geben Grafikern, Komponisten und Drehbuchautoren Arbeit.
Nur hat das nichts mit den spezifischen Eigenschaften des Mediums zu tun. Die ureigene künstlerische Leistung leitet sich aus dem Gameplay ab und da würde ich an deiner Stelle unbedingt das Super Columbine Massacre RPG irgendwie erwähnen. Nicht nur, weil es ein öffentliches Echo hervorgerufen hat, sondern weil der Macher außerhalb der Szene abgefeiert und als Redner zu zahlreichen Veranstaltungen geladen wurde. In der Indie- Szene sieht man es wohl so, dass er Pervertierungen des menschlichen Zusammenlebens dadurch aufzeigt, dass man für das Töten von Mitschülern Erfahrungspunkte bekommt und gleichzeitig soll das ein Seitenhieb auf die üblichen RPG- Mechanismen darstellen. Darüber kann man sicherlich geteilter Meinung sein, aber eines ist wichtig: Videospiele sind das einzige Medium, das mir die Konsequenzen meines Handelns aufzeigen kann.
Vorstellen würde ich vielleicht noch Yume Nikki, The Mirror Lied und ein klassisches Spiel.
Was die Gemeinschaft angeht, bin ich skeptisch. Ich glaube, sie kann einem helfen eine Basis aufzubauen, aber gleichzeitig treibt sie auch den Purismus aus. Wobei ich Purismus in diesem Zusammenhang eher so definiere, dass man wirklich ungeachtet von allem tut was einem gefällt, sei es drum, dass es das schon einmal gab.

Karl
18.11.2009, 13:13
Wie GSandSDS im Thread der Spielevorstellung "Confused" bereits erwähnt, werden Spiele offiziell nicht als Kunstform angesehen. Nichtsdestotrotz verbinden die Makerspiele viele Formen der Kunst; Literatur (in Form von Story, Dialogen und Charakterdesign), Kunst im Sinn des grafischen (selbstgepixeltes und selbstgezeichnetes) und technisches (selbstgescriptete Sachen, KI's und andere Dinge wie zum Beispiel Cherry's Werke). Das alles in Kombination ist eine Kunst. Denn es ist schon allein Kunst die Einzelteile zu schöpfen, aber noch schwerer ist es diese so zusammenzufügen, dass ein einzelnes großes Werk aus einem Guß entsteht.
Als Beispiele würde ich die Sternenkindsaga, Kelvens Spiele (da dort wirklich das meiste selbstgemacht ist) und vielleicht auch Diäitschs Spiele (der Stil ist nicht jedermanns Sache, aber man sieht deutlich, dass es mit Liebe selbstgemacht wurde) nehmen. Wenn es denn um musisches geht, kann ich an Makerspielen nichts empfehlen, ich weiß nicht welches selbstgemacht Musikstücke einsetzt (UiD - Tarius Edtion?).
Die Kunst an sich kann bis an die Grenzen der Gesetze gehen. Danach ist man leider gezwungen, zu Zensieren. Ich würde auch sagen, dass es ein moralisches Limit gibt, aber das reguliert sich innerhalb des Forums selbst.

edit: Oha, da mangelts mir an Allgemeinwissen^^
Zum Glück habe ich meinen Beitrag allgemein gefasst. Danke DSA-Zocker :)

DSA-Zocker
18.11.2009, 13:19
@Karl: "Das Adjektiv musisch (von Muse) bezieht sich auf Inhalte von Musik, Dichtkunst und Tanz, teils auch der darstellenden und bildenden Kunst. So kennt man z. B. musische Gymnasien im Gegensatz zu allgemeinbildenden oder naturwissenschaftlich-technischen Gymnasien.

Musisch ist nicht zu verwechseln mit „musikalisch“ sondern bildet einen Oberbegriff dazu."

-Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Musisch

ähm. wie schon erwähnt, Spiele, bei denen viel selbst gemacht wurde, empfehlen sich. Sonst eventuell auch eher "alternative" Spiele. Ich meine mich an Joe's Sad Journey 1+2 (?) zu erinnern, welche imo geeignet wären. (http://www.multimediaxis.de/showthread.php?t=117859)

Corti
18.11.2009, 13:26
Spiele sollten als Kunstform anerkannt werden. Gibt viele Bereiche, an denen sie die Tätigkeiten der klassischen Künste und Spiele schneiden, hinzu kommen neue Elemente, das Gameplay, der "aktive Spass".

GSandSDS
18.11.2009, 13:40
Damit kein Missverständnis entsteht, ich habe gemeint, dass Computer- und Videospiele bislang per se nicht als Kunstform angesehen werden. Ich hab nicht gesagt, dass ein Computerspiel nicht im Einzelfall als Kunst betrachtet werden könnte. Leider galt bislang immer (und gilt bislang teilweise immer noch), dass Computerspiele im Zweifelsfall auch weiterhin nicht als Kunst angesehen werden.

Glücklicherweise gibt es in den letzten Jahren aber einige Bestrebungen, endlich auch Computerspiele generell als Kunst anzusehen. So hatte Mitte letzten Jahres der Deutsche Kulturrat verlauten lassen, eben diese Computerspiele (und damit auch Videospiele) generell als Kunst ansehen zu wollen, und damit auch als bedeutsames Kulturgut. Damit wäre ein erster wichtiger Schritt getan, dass Computerspiele in Zukunft auch allgemein von anderen Instanzen diese Würdigung zuteil wird. Bis dem aber so ist, wird noch etwas Zeit vergehen.

http://blog.teriell.de/2008/02/06/laut-kulturrat-sind-computerspiele-nun-kunst

Meine Meinung: Ich betrachte Computer- und Videospiele schon sehr lange als Kunst und habe nie verstanden, wie man diese Frage allein vom Medium und einer zusätzlichen Interaktivität ausfindig machen konnte. Besonders wenn man bedenkt, dass bereits einige seltsame andere Werke (beispielsweise vier Farbflächen auf einer Leinwand) in Künstergallerien ausgestellt werden, sehe ich nicht ein, dass dies Kunst sein soll, ein Spiel mit aufwändig erstellten Grafiken, einem interessantem Gameplay und toller Musik aber nicht.

@Eisbär: Würde ich nicht alleine so sagen. Wenn jemand aus lauter Bierdeckeln mit tollen Bildern drauf eine Statue zusammenklebt, dann besteht die Statue zu 100 % aus Bestandteilen, die der Künster nicht selbst geschaffen hat. Damit bliebe der Statue nach dieser Argumentation von künstlerischer Seite her nichts mehr übrig. Dennoch bezeichnet man auch solche Dinge landläufig als Kunst. In diesem Fall ist es nicht das, woraus die Statue besteht, was die Kunst ausmacht, sondern die Zusammenstellung und Verbindung der einzelnen Elemente zu was Neuem. So ähnlich sehe ich das auch bei Makerspielen. Hier wird aus lauter Einzelteilen (Charsetfiguren, Chipsetfliesen usw.) etwas Neues zusammengestellt und auf diese Weise ein künstlerisches Gesamwerk entwickelt.

Eisbaer
18.11.2009, 13:44
@Eisbär: Würde ich nicht alleine so sagen. Wenn jemand aus lauter Bierdeckeln mit tollen Bildern drauf eine Statue zusammenklebt, dann besteht die Statue zu 100 % aus Bestandteilen, die der Künster nicht selbst geschaffen hat. Damit bliebe der Statue nach dieser Argumentation von künstlerischer Seite her nichts mehr übrig. Dennoch bezeichnet man auch solche Dinge landläufig als Kunst. In diesem Fall ist es nicht das, woraus die Statue besteht, was die Kunst ausmacht, sondern die Zusammenstellung und Verbindung der einzelnen Elemente zu was Neuem. So ähnlich sehe ich das auch bei Makerspielen. Hier wird aus lauter Einzelteilen (Charsetfiguren, Chipsetfliesen usw.) etwas Neues zusammengestellt und auf diese Weise ein künstlerisches Gesamwerk entwickelt.
Das stimmt allerdings. Bei Makerspielen ist es allerdings eher selten der Fall, dass man ein Spiel, bei dem außer der Story und Technik nichts selbstgemacht wurde, als besonders künstlerisch einstufen würde.

Corti
18.11.2009, 13:53
Das stimmt allerdings. Bei Makerspielen ist es allerdings eher selten der Fall, dass man ein Spiel, bei dem außer der Story und Technik nichts selbstgemacht wurde, als besonders künstlerisch einstufen würde.
Musiker die Samplen und Remixen sind Künstler.
Wäre die Grafiken zur Verwendung und Editierung freigegeben anstatt geklaut wäre die Makerszene inhaltlich nicht mehr sooo~ weit entfernt.

Ianus
18.11.2009, 13:53
Künstler sind Handwerker. Wer was anderes behauptet ist ein Fall für Godwin.

Manchmal ist ein Handwerker gut genug, um ein Werk zu schaffen, dass alle Anforderungen seines Handwerkes erfüllt und seine Kunden berührt indem es eine konzeptionelle Aussage über den Stand seiner Zunft/seines Handwerks innerhalb der Welt abgibt.
Meistens sind sie nur gut genug, um durch ihre Technik zu erstaunen und zu entzücken.

Eisbaer
18.11.2009, 13:54
Musiker die Samplen und Remixen sind Künstler.
Wäre die Grafiken zur Verwendung und Editierung freigegeben anstatt geklaut wäre die Makerszene inhaltlich nicht mehr sooo~ weit entfernt.
Hab ja nichts Gegenteiliges behauptet. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/1/gruebel.gif

Corti
18.11.2009, 14:10
Hab ja nichts Gegenteiliges behauptet. http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/1/gruebel.gif
Ich weiss. Das war auch mehr *Senf dazugeb* als "i challenge you to a duel in internet smartypanting!"

Lodrik
18.11.2009, 14:58
Ich finde schon, dass das Makern an sich eine Kunst ist.

Denn der RPG-maker hat nunmal gewisse Grenzen. Etwas unterhaltendes, abendfüllendes und durchaus kreatives zu erschaffen innerhalb 320x240 Pixel (XP und VX mal ausgenommen ^^ ) ist eine persönliche Leistung. Man muss sich nunmal überlegen wie man eine Geschichte mit den Maker-Typischen Einschränkungen präsentiert. Das ist die Kunst, wie ich finde.
Es ist ungefähr so, als hätte man nur 5 Farben zur Verfügung und soll ein möglichst realistisches Landschafts-Bild malen. Oder eine spannende Geschichte mit nur 100 Wörtern schreiben.
Das ist schon eine Kunst...

Ianus
18.11.2009, 15:08
Es ist ungefähr so, als hätte man nur 5 Farben zur Verfügung und soll ein möglichst realistisches Landschafts-Bild malen. Es braucht nicht mehr als drei Abstufungen von Grau plus weiß und Schwarz um das Problem zu lösen. :D Theoretisch reicht auch schon schwarz allein. Technik, mein Junge, Technik. Die Kunst ist ein Handwerk mit Techniken. Beherrscht man sie, kann man recht vieles, dass anderen Leute rätzelhaft bis magisch erscheint.

uninspired
18.11.2009, 18:57
Meiner Meinung nach ist jede Form von Ausdruck eine Art Kunst.
Mit Ausdruck ist dabei die Tätigkeit gemeint "sich ausdrücken".
Das kann man in verschiedenster Weise machen: Filme drehen, Bilder zeichnen, Geschichten oder Gedichte schreiben etc. Was auch immer es ist, letztlich steckt ein gutes Stück Arbeit dahinter.
Geschichten werden mit Herzblut geschrieben, aber für seine Spiele schreibt man doch auch Geschichten, man kann eben nicht so gut zeichnen. Noch besser, wenn alles selbst gepixelt ist, ich sehe also keinen wirklichen Unterschied.
Also würde ich Makern bzw. Spiele erstellen allgemein als Kunstform ansehen, weil man ein Stück von sich abgibt und veröffentlicht - sich eben ausdrückt.

LG
cenny

Lodrik
18.11.2009, 19:38
Es braucht nicht mehr als drei Abstufungen von Grau plus weiß und Schwarz um das Problem zu lösen. Theoretisch reicht auch schon schwarz allein. Technik, mein Junge, Technik. Die Kunst ist ein Handwerk mit Techniken. Beherrscht man sie, kann man recht vieles, dass anderen Leute rätzelhaft bis magisch erscheint.

Ja, gut dann hinkt das Beispiel ein wenig XD
Aber meine Grundaussage dürfte klar sein ^^

stardust
19.11.2009, 13:09
Ich persönlich stimme Cenedy zu. Kunst wird meiner Meinung nach nicht durch ihre Herstellung, oder Fertigung definiert - das Kunstwerk an sich ist schlussendlich das Produkt, also im Falle des RPG Makers das Spiel an sich. Eine Geschichte, ein Film oder das typische Beispiel: ein Bild ist auch Kunst, denn es steckt eine kreative Idee dahinter, mit der man etwas zum Ausdruck bringen will.

Aber ganz grundgelegen ist es ja nur eine Sache der Definition von Kunst und ich denke nicht, dass man da eine genaue Linie ziehen kann, was als Kunst gilt und was nicht :)