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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Roman/Postapokalypse/Endzeit] A.D. 2153



Enishi
17.11.2009, 20:06
Einen wünderschönen November Abend wünscht ein alter, alter, alter Gast in diesem Forum der sich hier mal wieder her verirrt hat. Und um nicht nur zu stöbern sondern auch den anderen etwas zum ansehen zu geben dachte ich einmal ich gebe ich einmal eine Kostprobe des Werkes an dem ich schon seit längerem Arbeite.

Ich muss sicher nicht erwähnen das ich sehr von Shadowrun und Final Fantasy VII inspiriert wurde von daher, das braucht ihr mir nicht zu sagen und deswegen ohne große weitere Worte

Prolog

Wir schreiben das Jahr 2153 und der kranke Planet Erde wird von einigen machtgierigen Menschen beherrscht. Den Halbgöttern. Die Halbgötter waren die Leiter des größten Konzerns dieser Welt, und hatten mit ihrem Konzern einen perfekten Deckmantel geschaffen. Einen Deckmantel, um zu verheimlichen, dass sie die Herren dieser Welt waren.
Cybercron Inc. war förmlich aus dem nichts entstanden. Während der 2. Weltwirtschaftskrise in der Geschichte der Menschheit, von 2078 bis 2085, wurde Cybercron von einigen unbedeutenden Mannen gegründet. Doch binnen 2 Jahrzehnten schafften es die Geschäftsmänner, die hinter Cybercron standen, den Konzern zum Marktführer von technischen Implantaten zu machen.
Und dann kam der große Krieg zwischen den Großmächten dieser Welt. Cybercron nutzte diesen Krieg am Anfang des 22. Jahrhunderts gut. Sie ersetzten wichtige Organe von Elitesoldaten durch ihre Cyberimplantate. Die Augen vieler Heckenschützen wurden durch künstliche Augen ersetzt. Diese waren um einiges effizienter und erlaubten es ihnen, ihr Handwerk noch effektiver und tödlicher auszuführen. Eine andere wichtige Erfindung von ihnen war eine leistungssteigernde Kampfdroge.
Cybercron schaffte es, durch die Leistungen und Entwicklungen im Krieg, sich als führender Hersteller von Waffen und Biotechnologien zu etablieren. Sie kauften ein Unternehmen auf, ein anderes ließen sie systematisch zerstören. Und schon im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts wurde der Weltmarkt allein von Cybercron beherrscht. Nun war es für sie nur noch ein kleiner Schritt, um nach der Weltherrschaft zu trachten - mit Erfolg.
Selbst um 2110 herum waren alle Staaten der Welt hoch verschuldet. Der Krieg, der kurz zuvor gewütet hatte, hatte zu einer noch höheren Staatsverschuldung geführt. Und wieder standen die Unternehmer von Cybercron bereit, der Menschheit zu helfen.
Sie bezahlten sämtliche Schulden der großen und einflussreichen Industrienationen. Natürlich war auch daran ein Haken. Sie bezahlten die Schulden, jedoch war es nur eine Art Darlehen der Cybercrons, denn nun mussten ihnen die Schulden gezahlt werden. Zwar war der Zinssatz geringer, jedoch immer noch zu hoch, um den Regierungen einen Weg aus ihrem Schuldensumpf zu bahnen.
Auf diese Weise hatten sie ihre Macht aufgebaut, ausgebaut und gefestigt und befanden sich heute in einer allmächtigen Position. Wollten sie ein neues Gesetz, so wurde es von jeder Regierung der Welt bereitwillig durchgesetzt.

Doch zurück zu denen, denen der Planet und die Menschen das alles zu verdanken hatten, den großen Herren von Cybercron, den Halbgöttern. Zwölf Männer bildeten die Spitze des Konzerns.
So narzisstisch waren sie, dass sie sich für so viel besser hielten, um sich selbst die Halbgötter zu nennen, dabei waren sie ja auch nur normale Menschen wie jeder andere. Der einzige Unterschied lag in ihrer Vorherrschaft.
Diese zwölf Männer hatten der Erde schon schwer zugesetzt. Sie hatten die verbliebenen Rohstoffvorkommen ausgebeutet, die Wälder abgeholzt und gleichzeitig die Luft verschmutzt. Das hatte dazu geführt, dass es keine frische klare Luft mehr gab. Nur noch verbrauchte, stickige und abgashaltige Luft. Jeder Mensch, der frische, klare Luft gewöhnt gewesen wäre, hätte sich sicher nach ein höchstens zwei Atemzüge übergeben. Aber alle hatten sich ja mittlerweile an diese Verschmutzung gewöhnt.
Ja, die Umwelt hatte schwer gelitten. Und als Folge davon waren auch fast alle Tiere ausgestorben. Nachdem ihre Lebensräume abgeholzt, trockengelegt und verschmutzt worden waren, waren sie langsam vom Angesicht unserer Erde verschwunden. Lediglich Überlebenskünstler, wie Ratten oder Haustiere wie Hunde und Katzen, hatten dieses Ökochaos überlebt. So kam es, dass die Erde leer wurde.
Die ganze Menschheit und die Erde hatten unter dem Größenwahn der Halbgötter gelitten. Es war nicht fair, dass sie nun für die Verbrechen der Halbgötter gerade zu stehen hatten. Doch was war denn in dieser Zeit von Korruption noch fair.

Eine Handvoll Soldaten strich durch die düsteren und leergefegten Straßen der Metropole Heaven. Mit ihren nachtschwarzen Exoskeletten und den grünleuchtenden Nachtsichtbrillen machten sie einen Furcht einflößenden Eindruck. Wie eine Meute nach Blut dürstender Dämonen streiften sie durch die Straßen und hielten Ausschau nach Rebellen und Aufrührern.
Derartige Patrouillen waren nichts Ungewöhnliches in Heaven. Nirgendwo sonst gab es mehr Widerstand gegen Cybercron als dort. Das klang seltsam, denn Heaven war die Stadt, in der der Hauptsitz von Cybercron war. Die ständigen Patrouillen sorgten für eine bedrückende Stimmung. Nur wenige wagten es, sich beim Anblick dieser Truppen auf die Seite der Cybercron-Gegner zu stellen.
Durch das fahle Licht der Straßenlaternen wirkten sie mit ihren schweren Sturmgewehren noch bedrohlicher. In Heaven herrschte eine ewige Dunkelheit. Eine gigantische, undurchdringliche Smogwolke nahm der Stadt jegliches Licht und zwang die Verwaltung dadurch, zu jeder Tages- und Nachtzeit die Straßenlaternen am Glühen zu halten. Die Abgase, die von den Industriegebäuden und Fahrzeugen produziert wurden, waren in den vielen Jahren so dicht geworden, dass nicht ein einziger Sonnenstrahl sie durchdringen konnte. Es war fraglich, ob überhaupt jemals wieder ein Sonnenstrahl in die Straßen und Gassen von Heaven fallen würde.
Der Grundriss der Stadt entsprach einem Kreis. Einem Kreis, der in vier gleichgroße Sektoren aufgeteilt war. Um von einem Ende der Stadt bis zum anderen Ende zu fahren, brauchten selbst die älteren Hyperbikes, die um die 250 Kilometer pro Stunde fuhren, fast schon eine viertel Stunde. Vorausgesetzt natürlich, es gab keinen Stau auf dem Highway, der durch die Stadt führte. Die Sektoren in Heaven bildeten die einzelnen Stadtteile. In dem Gebiet der wohlhabenden Bürger sowie im Industriesektor und im Handelssektor marschierten ständig Wachsoldaten. Aber im Armenviertel gab es so gut wie keine Patrouillen. Die meisten machten sogar einen Bogen um die Slums. Die Menschen darin waren ihnen gleichgültig, man ließ sie in ihrem Dreck jämmerlich ersticken und krepieren.
Doch eines verband alle vier Sektoren: die düsteren, grauen Gebäude, die Furcht vor den Cybercrons und die damit zusammenhängende bedrückte Stimmung. Das war in allen Stadtteilen von Heaven gleich, auch wenn der Widerstand der Bürger nur in den Slums existierte.
Im Herzen der Stadt ragte ein 99 Stockwerke hoher Turm empor. Es war das einzige Gebäude, das hoch genug war um die dichte Decke aus Smog zu durchstoßen. Dieser Turm, der so genannte "Turm des Olymps", war das Hauptgebäude des Cybercron-Imperiums. Gebaut war der fast zwei Kilometer breite Turm aus schwarzem Titanium und Glas. Die Titaniumschicht, die auch als Panzerung diente, war gut 20 Meter dick und sollte vor allen Angriffen schützen, die von außen kamen. Das Glas war aus einer Substanz, die man um die Jahrhundertwende entdeckt hatte, und es hielt sogar Explosionen von bis zu 5 Megatonnen TNT aus.
Das schwarze, schimmernde Metall gab dem Turm eine diabolische Aura und das passte doch ganz gut zu den Cybercrons. Manche verrückten Untergangspropheten behaupteten sogar, der Teufel selbst hätte die Cybercrons beauftragt, dieses Bollwerk zu errichten. Nun peinigte er von der Spitze aus die Einwohner Heavens.

Der Turm war eine uneinnehmbare Bastion. Als ob die Panzerung nicht schon Schutz genug wäre, gab es auf dem riesenhaften Vorplatz noch eine enorme Anzahl an Raketenabwehrsystemen. Die Abwehrsysteme waren nicht das einzige, was der Platz an Sicherheit aufweisen konnte. Es gab überall Bewegungssensoren, die auch nur die kleinste Kleinigkeit, die sich auf dem Vorplatz tat, überwachte und registrierte. Durch diese Kontrolle wurden schon einige Selbstmordattentäter vor dem Gebäude gestellt und unschädlich gemacht.
Auch innerhalb des Komplexes hatten die Architekten und Bauherren nicht an Vorsichtsmaßnahmen gespart. Jeder Gast wurde bei seinem Betreten der Haupthalle an der Eingangstür, ohne dass er selbst etwas davon mitbekam, gründlich nach Waffen und Sprengstoff durchsucht. Dies geschah vollautomatisch durch elektronische Abtastanlagen, die sich in den Türrahmen des Eingangsportals befanden. Innerhalb von nur ein paar Millisekunden wusste man mit einer neunundneunzig prozentiger Sicherheit, ob der Besucher Waffen bei sich trug. Es kam selten vor, dass es jemand wagte, ohne eine Genehmigung, mit Waffen in den "Turm des Olymps" zu marschieren. Und die, die es trotzdem taten, lagen nun alle zwei Meter tiefer unter der Erde.
Die meisten dieser verrückt gewordenen Spinner schafften es meist nicht mal zu den Aufzugtüren, bevor sie schon von den ersten MG-Salven durchlöchert worden waren. Wer es trotzdem schaffte, saß wie eine Ratte in der Falle. Im Erdgeschoss warteten Elitesoldaten mit feuerbereiten Sturmgewehren, und nach oben konnte man, wegen des zunehmend ausgefallener werdenden Sicherheitssystems, auch nicht entkommen.
Um in die obersten Etagen zu gelangen benötigte man die ID-Card eines autorisierten Mitarbeiters, dessen Netzhaut sowie auch den Fingerabdruck. Sollte auch nur eine Sicherheitskontrolle nicht ordnungsgemäß deaktiviert werden, wurde umgehend die Etage, in der der Alarm ausgelöst worden war, dicht gemacht oder besser gesagt hermetisch abgeriegelt. Nicht mal ein Floh hätte nun mehr entkommen können. Dann blieb einem nichts anderes mehr übrig, als zu warten bis einen der Tod ereilte, denn der würde sicher eintreten. Es hing nur vom Sicherheitspersonal ab, ob sie die Luft aus der Etage absaugten und so den Eindringling jämmerlich ersticken ließen, oder ob sie ihn vom Cybercron-Sonderkommando beseitigt ließen. Dessen Befehl es war, die gesamte Ebene zu säubern.

Schüsse peitschten in den dunklen Gassen des Industrie-Viertels. Man hörte das metallene Geräusch von Geschossen, die in Beton oder Straßenlaternen einschlugen. Die vier Soldaten, die im Industrie-Viertel patrouillierten, waren in den Hinterhalt einer Widerstandsgruppe geraten.
Sie bogen in eine Straße ein, kurz darauf rollte eine runde Blechdose auf sie zu. Bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte, war die Flashbang schon detoniert. Mit den Armen vor den Augen, versuchten sich nun die geblendeten und orientierungslosen Soldaten vor den unbekannten Angreifern in Sicherheit zu bringen.
Ihre Sehkraft kehrte zurück, doch sie half ihnen nicht weiter. Sie wussten immer noch nicht, wo sich ihre Angreifer versteckt hielten. Dann ein lauter Knall. Er kam von einem hochkalibrigem Projektil, das auf die Soldaten abgefeuert worden war. Präzise fand die Kugel ihr Ziel, und durchschlug mit einem markerschütternden Geräusch die Kniescheibe eines Soldaten. Er schrie laut auf, bevor er das Gleichgewicht verlor, und zu Boden stürzte. Seine drei Gefährten kümmerten sich nicht um ihn. Sie waren während ihres Trainings darauf getrimmt worden, zuerst die Bedrohung zu eliminieren, bevor sie sich um den Verwundeten kümmerten. Dieser hatte es geschafft, den Schmerz zu unterdrücken, sich in Seitenlage zu bewegen und sein Gewehr vom Rücken zu nehmen.
Die Vier schossen, immer noch leicht benebelt von der Flashbang, in die Richtung aus der der Schuss gekommen war. Was sie jedoch nicht wissen konnten, war, dass sich ihre Angreifer mittlerweile hinter ihnen befanden.
Mit ihrem verstärkten Gehörsinn nahmen die Soldaten zwei kurze schallgedämpfte Feuerschübe wahr. Doch es war zu spät, um auszuweichen. Zwei weitere Soldaten gingen zu Boden. Jedoch waren sie nicht verletzt, sondern tot. Die kurzen Maschinenpistolensalven hatten deren Schädeldecken zertrümmert, und ihnen einen schnellen und schmerzlosen Hirntod beschert.
Auf dem Boden hatte sich nun schon eine Pfütze aus Blut gebildet. Doch durch das fehlende Licht sah die kleine Lache eher aus wie eine weitere Dreckpfütze in den Straßen von Heaven. Ein weiterer Schuss kam aus dem Nichts und der schon Verwundete ließ seinen Kopf in die Blutlache fallen. Er lebte noch, doch sicher nicht mehr lange. Der Einschlag der Kugel hatte ihn umgeworfen. Nun lag er da und wand sich in Krämpfen. Blut floss aus seiner Brust und auch Blutblässchen stiegen an der Wunde auf. Man hatte ihm ein sauberes Loch durch die Lunge verpasst.
Erst jetzt kam der letzte noch lebende Soldat auf die Idee, seine Brille von Nachtsicht auf Infrarotsicht umzustellen. Mit einem Mal sah er drei Gestalten unmittelbar vor sich. Er hob sein Sturmgewehr und krümmte den Finger um den Abzug, doch zum Schuss kam es nicht mehr.
Jemand hatte sich an ihn heran geschlichen und ihn hinterrücks in einen Schwitzkasten genommen. Er wusste genau, er würde nun das Schicksal seiner Kameraden teilen. Doch so schnell sollte es nicht gehen. Man nahm ihm flink sein Gewehr ab und stieß ihn zu Boden.
Als sich der Soldat umdrehte, sah er einer 45er Magnum mitten in den Lauf. Der Mann, der auf ihn zielte, schien der Anführer zu sein. Er war etwa 1,80m groß, was für die heutigen Verhältnisse eher überdurchschnittlich war. Seine rot schimmernden Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, es war eine wahre Sturmfrisur. Seine stahlblauen Augen leuchteten in dem fahlen Straßenlaternenlicht. In ihnen lag eine eisige Kälte. Sein finsterer Blick und seine emotionslose, kalte Ausstrahlung konnten einem ohne weiteres das Blut in den Adern gefrieren lassen. Doch das hätte auf den Soldaten keine Wirkung gehabt. Es war nicht das erste Mal, dass er dem Tod ins Auge schaute und auch nicht das erste Mal, dass er einem Menschen wie ihm begegnete. Trotzdem war es ganz anders.
In der Aura dieses Mannes lag noch viel mehr, und genau das war es, was ihm Angst einjagte. Dieses Unbekannte, das er nicht zuordnen konnte, schaffte es, ihm das Fürchten zu lehren. Und dabei hatte er in seiner Ausbildung auch ein mentales Training genossen. Es sollte seine Nerven stählen, so dass er nach Möglichkeit nicht in Panik ausbrach. Dennoch hatte dieser Mann es geschafft, dass ihm der Angstschweiß kalt über Gesicht und Rücken lief.
Der Rothaarige ging noch näher an den Soldaten heran, wobei seine Schritte, durch die schweren Militärstiefel, die er trug, in der Straße widerhallten. Seine Hose war in den alten Tarnfarben grün, braun, schwarz und sorgfältig in die Stiefel gesteckt worden. Sein durchtrainierter Oberkörper wurde von einem ärmellosen schwarzen Shirt bedeckt.
„Ihr Cybercron Schweine habt uns schon lang genug das Blut ausgesaugt. Aber das Maß ist voll. Wir werden zurückschlagen! Mein Name ist Damien, den kannst du deinen Kameraden in der Hölle gerne ausrichten!“, meinte er mit erbarmungsloser Härte und verteilte mit Hilfe seiner 45er die Fragmente des Gehirns und Kopfes des Soldaten auf dem ohnehin schon blutgetränkten Boden.

La Cipolla
22.11.2009, 08:52
Sooo.
Also, erstmal sind die Beschreibungen sehr detailliert und geben ein ordentliches Bild der Welt ab, der Text ist angenehm frei von Tippfehlern usw. Der Schreibstil ist in einem gewissen Sinne atmosphärisch, aber es gibt einige wirklich große Probleme, an denen du unbedingt arbeiten musst. Wenn du diesen Text schon länger schreibst, kann es natürlich gut sein, dass die neueren Teile besser sind, ich glaube aber nicht, dass alle Probleme aus der Welt sind, also nimm die Hinweise ruhig ernst (ist also als konstruktive Kritik gemeint ;)). Zur Handlung kann man natürlich noch nichts sagen.


Aber erstmal ein paar Stellen im Text, die gar nicht gehen:

Doch binnen 2 Jahrzehnten schafften es die Geschäftsmänner, die hinter Cybercron standen,
Lass das raus, ist logisch an der Stelle.

Und dann kam der große Krieg zwischen den Großmächten dieser Welt.
Der große krieg der Großmächte klingt komisch. Verherrend?

Eine andere wichtige Erfindung von ihnen war eine leistungssteigernde Kampfdroge.
Uh, das klingt schlecht, Genitiv? Oô "Eine ihrer anderen wichtigen Erfindungen"

Selbst um 2110 herum waren alle Staaten der Welt hoch verschuldet. Der Krieg, der kurz zuvor gewütet hatte, hatte zu einer noch höheren Staatsverschuldung geführt.
Hier steht zwei mal das gleiche, einmal mit Begründung und einmal ohne.

Sie hatten die verbliebenen Rohstoffvorkommen ausgebeutet, die Wälder abgeholzt und gleichzeitig die Luft verschmutzt.
Dieses "gleichzeitig" klingt etwas polemisch. :D So a la "Sie haben nicht nur, NEIN, sondern...!!" ;)

Und als Folge davon waren auch fast alle Tiere ausgestorben.
Das ist eine schlecht relativierte Aussagen. Besser wäre "die meisten Arten", "zahlreiche Tierarten" oder etwas ähnliches. Denn ganz ehrlich, wer weiß schon, ob die überlebenden Mikroben und Co nicht eine größere Zahl haben.

Das klang seltsam, denn Heaven war die Stadt, in der der Hauptsitz von Cybercron war.
"die den Hauptsitz beherbergte" oder sowas.

Doch was war denn in dieser Zeit von Korruption noch fair.
Das klingt sehr strange. Erstmal braucht es ein Fragezeichen, und dann ist das Wort Korruption von der Definition her vorbelegt (schau mal auf Wikipedia). Nicht, dass es in diesem Kontext nicht auch passen würde, aber ich glaube, das ist nicht, was du sagen willst.

Die Titaniumschicht, die auch als Panzerung diente, war gut 20 Meter dick
O_ô Extreme sind ja schön und gut, aber man kann es auch übertreiben. 1 Meter Metall ist verdammt viel, mehr als 5 finde ich in jederlei Hinsicht untragbar.

Auch innerhalb des Komplexes hatten die Architekten und Bauherren nicht an Vorsichtsmaßnahmen gespart.
Das, was du beschreibst, ist kein Job für Achitekten, nimm die raus.

Es hing nur vom Sicherheitspersonal ab, ob sie die Luft aus der Etage absaugten und so den Eindringling jämmerlich ersticken ließen, oder ob sie ihn vom Cybercron-Sonderkommando beseitigt ließen. Dessen Befehl es war, die gesamte Ebene zu säubern.
Ich sehe das Stilmittel der Übertreibung, aber eine ganze Etage mit sonst wie vielen gut ausgebildeten Mitarbeitern umzubringen, ist wirtschaftlich nicht gerade intelligent. Relativiere das Ganze. Mach aus dieser Vorgehensweise ein Gerücht, oder eine "letzte Möglichkeit", denn das sowas alltäglich passiert, ist glaub ich etwas unglaubwürdig.

war die Flashbang schon detoniert
Davon abgesehen, dass ich ein deutsches Wort benutzen würde, ist Flashbang bestimmt nicht die richtige Bezeichnung für die Dinger, sondern Slang (nehme ich zumindest an). Das passt nicht, wenn der bisher relativ nüchterne Erzähler es sagt.

Doch es war zu spät, um auszuweichen. Zwei weitere Soldaten gingen zu Boden. Jedoch waren sie nicht verletzt, sondern tot.
Doch, jedoch hintereinander klingt doof. Wiederholung. "Diesmal" vielleicht.

Ein weiterer Schuss kam aus dem Nichts und der schon Verwundete ließ seinen Kopf in die Blutlache fallen. Er lebte noch, doch sicher nicht mehr lange. Der Einschlag der Kugel hatte ihn umgeworfen. Nun lag er da und wand sich in Krämpfen. Blut floss aus seiner Brust und auch Blutblässchen stiegen an der Wunde auf. Man hatte ihm ein sauberes Loch durch die Lunge verpasst.
Diese sechs Sätze würde ich auf zwei runterkürzen. :rolleyes: Im Ernst, es geht doch nur darum, dass er in der Lunge getroffen wurde und sich noch etwas windet. ;)

Seine stahlblauen Augen leuchteten in dem fahlen Straßenlaternenlicht. In ihnen lag eine eisige Kälte. Sein finsterer Blick und seine emotionslose, kalte Ausstrahlung konnten einem ohne weiteres das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Verarschen? :D Gleiches Problem wie gerade, nur ist es hier noch krasser... ^^''


Das führt uns dann zu den generellen Problemen.

Vermeide Wiederholungen, Synonyme benutzen!
Verknappe deinen Text. Das heißt nicht, dass er zwangsweise kürzer werden muss, aber geh über die einzelnen Teile und überlege, was du in diesen Teilen sagen willst. Sag es mit dem nötigen Umfang und lass den Rest raus. Keine 6 Sätze, um einen getroffenen Soldaten zu beschreiben, ich bin immer noch traumatisiert. :D Man ist manchmal positiv überrascht, wie viel man aus einem Text rausnehmen kann, ohne dass die Atmosphäre darunter leidet. Das kann übrigens auch für ganze Teile gelten. Du willst darstellen, dass man nicht ohne weiteres in das Gebäude reinkommt? Eine kurze Aufzählung der Sicherheitsmaßnahmen reicht, eventuell mit einem Gerücht oder einer kleinen Anekdote am Schluss. Denn so atmosphärisch eine Beschreibung ist, eine Geschichte sollte sich auf die Handlung konzentrieren.
Das "Lesegefühl" muss besser werden. Das kannst du erreichen, indem du dir den Text selbst laut vorliest und alle Stellen markierst, die sich komisch anhören (das sind bei dir vor allem Probleme mit Fällen und Wiederholungen!). Da merkt man mehr als man denkt.
Deine Geschichte ist bisher seeehr schwarz-weiß. Seeeeeeehr schwarz-weiß. Es gibt den bösen, diabolischen Konzern, der in seiner Arroganz die armen Menschlein ausbeutet und es gibt alle anderen. Das kann natürlich ein Stilmittel sein, aber für gewöhnlich ist die Welt nicht soo simpel (übrigens nichtmal in Final Fantasy VII, wobei die Japaner absolut kein Orientierungspunkt für sowas sind, und erst recht nicht in Shadowrun).
In diesem Sinne benutzt du auch zuviele Extreme. Damien ist ja sowas von furchteinflößend und die Mauern sowas von dick und der Konzern sowas von böse. Wenn in einer Geschichte alles so extrem ist, kann man 1.) schlecht Spannung aufbauen (weil es an vielen Stellen eh nicht mehr besser oder schlechter geht), außerdem wirkt es einfach lächerlich.

Das sind meine Hauptpunkte, aber wichtig sind erstmal das Verknappen und das Lesegefühl, ohne die wirds auf lange Sicht nix! Und Potenzial hat der Schreibstil auf jeden Fall (zur Geschichte kann man ja noch nicht viel sagen).

wusch
22.11.2009, 09:08
DIese Bewertung war gut und genau, so gut und genau das ich nur noch sagen kann die Geschichte gefällt mir und das ich nichts hinzuzufügen habe.:)

Parathion
22.11.2009, 14:02
Wirklich sehr, sehr gut geschrieben. Du erklärst sehr viel, Rechtschreib- und Tippfehler sind mir nicht aufgefallen und ich bin ein großer Anhänger von postapokalypsischen Szenarien, weswegen du gleich einen Sympatiebonus bekommst :3

Enishi
22.11.2009, 14:56
Ich bin ja echt schon fast zu Tränen gerührt :D
Ich danke für diese umfangreiche und wirklich gute Kritik, das ist doch mal etwas womit man arbeiten kann. Ich werd mir mal die Zeit nehmen mich darum zu kümmern.
Naja und falls gewünscht ich hab noch ein paar Kapitel auf der Platte http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_009.gif aber die sind naja wie soll ich sagen etwas länger.

Ianus
22.11.2009, 15:02
Das Deutsch ist besser als wir es vom Internet gewohnt sind, der Text ist leider trotzdem Trashig.

Aus zwei Gründen:

-Zu viel Erklären durch den Autor anstatt Zeigen oder durch eine involvierte Personen wahrnehmen lassen.

-Utopie besteht in der Verneinung von Dingen, die mir nicht gefallen, Dystopie in der Bejahung von Dingen, die mir nicht gefallen. Beide bauen auf Umständen auf, die dem Leser bekannt sein müssen, zu denen er genug Bezug hat um die Verbindung zwischen deiner logischen Operation und seiner Wirklichkeit herzustellen. Danach kittet man die Löcher mit Worten und Extrapolieren zu.

Was du machst, ist in meinen Augen einen Haufen Stereotype ohne viel Sinn oder Ziel zusammen zu ziehen und das mit einer infantilen Technikfreude zu kombinieren.

Ein weiterer Punkt, der mich sehr stört, die die Richtung in welche du sprichts. Am Ende gehen alle Dialoge an den Zuschauer, selbst die Interaktion mit dem Soldaten wird schlussendlich nur vom Zuschauer vernommen. Das mag Ok sein, wenn man einen Film macht und hie eine Leinwand hat, die nur durch Blicke übersprungen werden kann aber in einem Buch ist das IMO ein Deffekt.

wusch
22.11.2009, 17:38
Ich bin ja echt schon fast zu Tränen gerührt :D
Ich danke für diese umfangreiche und wirklich gute Kritik, das ist doch mal etwas womit man arbeiten kann. Ich werd mir mal die Zeit nehmen mich darum zu kümmern.
Naja und falls gewünscht ich hab noch ein paar Kapitel auf der Platte http://www.multimediaxis.de/images/smilies/old/s_009.gif aber die sind naja wie soll ich sagen etwas länger.

Na dann immer her damit, ich lese gerne lange Geschichten, allein schon weil ich schnell lese und in 8 Stunden 600-700 Seiten lesen kann, ich wär der letzte der sich an langen Texten stört:)

Aenarion
22.11.2009, 19:11
Nachdem La Cipolla schon alles so schön auseinandergenommen hat, werde ich das nicht auch machen, vor allem weil ich mit dem, was er geschrieben hat, ziemlich einverstanden bin (bis auf den Punkt mit den Beschreibungen, ich bin überzeugt, dass sie - vor allem in SciFi- oder Fantasygeschichten - der Erzählung sehr nütztlich sind - wenn sie denn gut in den Gesamttext eingebettet sind).

Ich mag den Text eigentlich ganz gut, aber du bist in deinem Stil recht inkonsistent. Manche Passagen klingen sehr gut, aber dann gibt es einige Stellen mittendrin, wo der Text vom Stil her vollkommen wegbricht.
Unter Anderem wären da auch diese Übertreibungen, die La Cipolla schon angesprochen hat. Dass du eine postapokalyptische SciFi-Welt beschreiben willst, in der extreme Bedingungen herrschen, ist ja schön und gut, aber durch maßloses Übertreiben wird das ganze ins Lächerliche gezogen. Ein 2 Kilometer breiter, 99 Stockwerke hoher Turm, mit 20 Meter dicken Wänden.... Es wirkt einfach unseriös.
Und übrigens, wenn das Glas nur 5 Kilotonnen TNT_Äquivalent aushält, sind die 20-Meter-Wände schön umsonst. Schon allein die auf Hiroshima abgeworfene Bombe hatte 15 KT TNT-Äquivalent, und die war schon damals nicht besonders stark... 200 Jahre später dürften wohl die einfachsten Explosive diese Sprengkraft haben... ;)


-Zu viel Erklären durch den Autor anstatt Zeigen oder durch eine involvierte Personen wahrnehmen lassen.

-Utopie besteht in der Verneinung von Dingen, die mir nicht gefallen, Dystopie in der Bejahung von Dingen, die mir nicht gefallen. Beide bauen auf Umständen auf, die dem Leser bekannt sein müssen, zu denen er genug Bezug hat um die Verbindung zwischen deiner logischen Operation und seiner Wirklichkeit herzustellen. Danach kittet man die Löcher mit Worten und Extrapolieren zu.

disagree.
Zum ersten Punkt: Situationsbeschreibungen durch den Autor sind absolut in Ordnung, vor allem, um einen Überblick über eine unvertraute Welt zu Schaffen und einen geschichtlichen Hintergrund aufzubauen. Ich persönlich bin ein überzeugter Anhänger solcher Erklärungen, solange die handlung nicht zu kurz kommt, aber gut, das ist Geschmackssache.
In diesem konkreten Fall aber stört mich, dass die Beschreibungen eine sehr heterogene Mischung mit der aktiven Handlung bilden. Beides sollte ineinander übergehen, hier aber unterbrechen sich beide Aspekte des Textes wiederholt gegenseitig. Des weiteren bringen deine Beschreibungen meiner Meinung nach die Situation nicht ganz stimmig wieder. Ich glaube, dass liegt an den vielen kurzen Sätzen, die mienes Erachtens nach den Lesefluss erheblich stören.

Zum zweiten Punkt: Es müssen nicht gleich alle Werke, die in der Zukunft handeln, Utopien oder Distopien mit einem tiefen psychologischen und gesellschaftskritischen Sinn sein. Manche Texte - und das gilt vor allem für solche, die in so einem Forum gepostet werden - sind schlicht und einfach Unterhaltungsliteratur, die auch keine tiefergehenden Ansprüche hat. Und was sind die meisten SciFi- oder Fantasywerke anders als mehr oder weniger gut gestaltete Ansammlungen von Stereotypen, Clichés und Rollenbildern? Das ist natürlich nicht sonderlich intelektuell oder so, aber wie gesagt, es ist Unterhaltungsliteratur und nicht "Brave New World" oder dergleichen.


Ein weiterer Punkt, der mich sehr stört, die die Richtung in welche du sprichts. Am Ende gehen alle Dialoge an den Zuschauer, selbst die Interaktion mit dem Soldaten wird schlussendlich nur vom Zuschauer vernommen. Das mag Ok sein, wenn man einen Film macht und hie eine Leinwand hat, die nur durch Blicke übersprungen werden kann aber in einem Buch ist das IMO ein Deffekt.

Da kann ich dir allerdings nur zustimmen. Es ist zwar der einzige Dialog im Text und es sind potentiell noch drei andere Männer zugegen, die das alles miterleben, aber der Dialog ist doch sehr, sehr theatralisch - vor allem, da er sich rein Inhaltsmäßig sowieso an niemanden wirklich wendet; die Soldaten sind schon tot und seine Mitstreiter werden schon wissen, wie die Situation ist. Von daher wirklich nur eine übertriebene, clichéhafte Rede.

Na ja, ich glaube das war's mal - wobei ich sicher was vergessen habe ;). Alles in allem ist das meiner Meinung nach ein guter Text, obwohl er sich manchmal hinter einem verbesserungswürdigen Stil verbirgt. Vor allem wegen der Beschreibungen und der von La Cipolla schon ausfürlich behandelten Übertreibungen/Schwarz-Weiß-Malerei.
Wenn du weitere Kapitel online stellst, werde ich versuchen, sie zu lesen - aber ich verspreche nichts, da man dafür ja immerhin mehr Zeit braucht.:D

Ach ja, was mir gerade noch einfällt: möglicherweise wäre es besser, wenn man die ganze Situationsbeschreibung in den Prolog packt und dabei die Teile der aktiven Handlung für das erste Kapitel aufbewahrt... Hier wirken diese kurzen Handlungsteile inmitten der Beschreibung etwas Alibihaft (à la "Keine Angst, es wird schon noch was passieren" oder so ;)). Ein bisschen wie in einem Filmvorspann oder -trailer....

La Cipolla
22.11.2009, 19:21
Nur, um das nochmal klarzustellen: Nix gegen Beschreibungen. Aber sie sollten entweder innerhalb der beschriebenen Welt Allgemeinwissen darstellen, oder aber für die Situation wichtig sein. Das heißt, es ist gut zu wissen, dass da Konzern, Halbgötter und Cyberware sind, und den Turm kann man auch mal anschneiden, gern auch mit dem Attribut "uneinnehmbar" (o.ä.). Aber wenn man ihn genau beschreiben will, sollte das einen Kontext haben. Was interessieren den Leser die Spezifikationen und Sicherheitsmaßnahmen des Dings? Das wird erst relevant, wenn jemand versucht, da rein zu kommen, und dann kann mans natürlich auch beschreiben. Sonst hält das höchstens mal als Anekdote her, um die Gemeinheit oder Macht des Konzerns darzustellen, aber dazu ist es hier zuviel.
Wenn man den Prolog (wie du sinnvollerweise vorschlägst) als Weltenbeschreibung benutzt, ist er einfach zu lang, weil er zu 50% eben nicht in das Szenario einführt, sondern Details beschreibt, die nicht notwendig sind. Wen bspw. interessiert im Prolog, welche Cybererrungenschaften der Konzern hat? Ein kurzer Nebensatz a la "Technologie wie Zoom-Augen oder Kampfdrogen" hätte dir da drei Sätze gespart, ohne dass Information verloren gegangen wäre, die irgendjemand im ersten Kapitel nicht schon wieder vergessen hätte. ;) Das ist nämlich der Grund, weshalb die Beschreibung, wenn sie schon nicht im Kontext steht, wenigstens allgemein gehalten sein sollte: Wer zur Hölle soll sich das sonst merken? ^^' Wie gesagt, als Anekdote bzw. Verdeutlichung kann auch mal ein Detail herhalten, aber nicht ständig.

Aenarion
22.11.2009, 19:31
Stimmt schon, die Beschreibungen sind etwas zu ausführlich, was aber meiner Meinung nach vor allem für die Turm-Beschreibung gilt. Man muss wirklich nicht jedes Detail nennen. Bis das für die Handlung relevant wird, hat man das als Leser schon halb vergessen. Im allgemeinen aber ist ein Überblick über die Welt durchaus zweckdienlich. Viele SciFi-Werke fangen mitten in einem Universum an - und bis man herausgefunden hat, wer was wann wo und warum gemacht hat und wer auf wessen Seite steht, muss man schon einen guten teil des Buches gelesen haben. Mich persönlich stört das nicht, aber ich kenne viele Leute, die Bücher nach dem ersten Kapitel aufgeben, weil sie sich nicht auskennen. Selbst Schuld, aber andererseits ist es ja das Ziel eines Buches, dass es möglichst viele Leute lesen ;).
Von daher finde ich eine Situations- oder Weltbeschreibung am Anfang oft nützlich. Aber zugegeben, in diesem Fall gibt es ein paar Details, die man weglassen könnte.

Fazit: Nach deiner Erklärung habe ich alles nochmals überdacht und überlesen und kann dir nur zustimmen ;) (Dennoch, Schachtelsätze ftw :D)

Ianus
22.11.2009, 19:35
disagree.
Zum ersten Punkt: Situationsbeschreibungen durch den Autor sind absolut in Ordnung, vor allem, um einen Überblick über eine unvertraute Welt zu Schaffen und einen geschichtlichen Hintergrund aufzubauen. Ich persönlich bin ein überzeugter Anhänger solcher Erklärungen, solange die handlung nicht zu kurz kommt, aber gut, das ist Geschmackssache. Für mich scheint die Beschreibung eher ein Fall von: "Seht her, was ich, der Autor, alles kann!" als: "Das ist die Welt, wie sie für die im folgenden auftretenden Charaktere von Bedeutung ist"
Ist in etwa so, als würde man einen Roman über die RAF damit beginnen, dass man die Entstehung des deutschen Staatswesens von der Reichseinigung durch Preussen bis zur Neugründung nach dem zweiten Weltkrieg beschreibt. Plus die Geschichte der Reihenfeuerwaffen, die im Folgenden benutzt werden werden um Politiker zu entführen. Es ist zu viel für den Zweck der Einführung.

Z.b. wäre diese detailierte Beschreibung des Turmes durchaus angebracht, wenn textimmanent durch Wortwahl und Stil klar werden würde, dass der Rahmen ein militärischer oder revolutionärer ist und die Frage der Erstürmbarkeit des Turmes der Beschreibung unterliegt. Man könnte dies dann in den Widerstand überleiten und damit praktisch erklärend einfließen lassen, warum diese und nicht jene Handlung gesetzt wird.


Zum zweiten Punkt: Es müssen nicht gleich alle Werke, die in der Zukunft handeln, Utopien oder Distopien mit einem tiefen psychologischen und gesellschaftskritischen Sinn sein. Manche Texte - und das gilt vor allem für solche, die in so einem Forum gepostet werden - sind schlicht und einfach Unterhaltungsliteratur, die auch keine tiefergehenden Ansprüche hat. Und was sind die meisten SciFi- oder Fantasywerke anders als mehr oder weniger gut gestaltete Ansammlungen von Stereotypen, Clichés und Rollenbildern? Das ist natürlich nicht sonderlich intelektuell oder so, aber wie gesagt, es ist Unterhaltungsliteratur und nicht "Brave New World" oder dergleichen. Es ist auch für Literatur, die weniger Anspruch erhebt eine gute Methode. Denn das Groß der Scifi hat entweder dystopische oder utopische Züge und die Operation bleibt ungeachtet vom Anspruch dieselbe. Genauso wie der Anspruch auf Wiedererkennbarkeit.
Das andere ist, dass alle Stereotypen einzeln beschworen werden. Man verwendet Stereotypen nicht, um eine Auflistung ihrer selbst zu machen, sondern implizit, um für denselben Effekt weniger schreiben zu müssen.

Aenarion
22.11.2009, 20:44
Schon klar, und ich habe auch schon gesagt, dass die Umsetzung in diesem Falle nicht die beste ist.
Dennoch, ad 1), es kann nützlich und unter Umständen sogar notwendig sein, einen Einblick in die Struktur der Welt zu geben, in der die Geschichte handelt. Wie weiter ich weiter oben gesagt habe, persönlich ist es für mich nicht notwendig, gute Texte kommen ohne erklärende Einleitung aus, aber es führt oft zu Verwirrung beim Leser, bis er die ganzen Hintergründe herausbekommen hat - und das finden viele störend. Des weiteren soll/kann so eine Einleitung die richtige Atmosphäre rüberbringen, und da bin ich voll dafür.
Ich meine, für Frank Herberts Dune-Reihe sind ganze Romane mit Hintergrund zur Geschichte erschienen. Zugegeben, es ist kaum vergleichbar, aber trotzdem, es hat einige Punkte des Hauptwerkes klarer gemacht, und das kann meiner Meinung nach eine "theoretische" Einleitung genauso - wenn auch natürlich in einem vollkommen anderen Ausmaß.

Ad 2): Stimmt schon, aber erstens ist das erst der Prolog - wenn die utopisschen/dystopischen Elemente keine tragende Rolle spielen, was sie meiner Meinung nach nicht müssen, können diese durchaus erst mit einsetzender Handlung aufkommen. Auch bleibe ich weiterhin dabei, dass deren Vorkommen zwar ein Gütekriterium sein kann, aber nicht notwendig ist. Auf jeden Fall aber muss man erst schauen, wie sich das im Laufe der Erzählung noch weiterentwickelt.
Und punkto Stereotypen - alle sind übereingekommen, dass der Text mit Clichés und Schwarz/Weiß-Malerei übertreibt und diese überstrapaziert. Aber dieser Genre besteht praktisch aus Stereotypen - von der Handlung bis zu den Charakteren - und in vielen Büchern, die im Handel erhältlich sind (was nicht heißt, dass sie gut sind), sind sie mindestens genau so offensichtlich wie hier. Dennoch, du hast da schon recht (eigentlich habe ich dir in diesem Punkt nie widersprochen^^).

Enishi
09.12.2009, 08:18
Hallo liebe Leute. Ich melde mich auch mal wieder nachdem mich mein Studium sehr in beschlag genommen hatte und ich in letzter Zeit nur begrenzt Möglichkeiten hatte hier zu lesen oder zu schreiben.

Ich hatte vor zwar noch mein Kapitel 1 das ich posten wollte noch mal drüber zu lesen und gewisse Fehler die mir im Prolog ja schon nahe gelegt wurden direkt im Keim zu ersticken, jedoch fehlt mir wohl gerade einfach die Zeit. Um dem einen oder anderen der trotzdem interessiert ist wie es weiter geht was zu lesen dazu lassen das original meines 1. Kapitels hier.

Kapitel I

Blut klebte an Damiens Stiefel, als er seinen Kameraden einen Vortrag hielt. „Wir hatten verdammtes Glück! Das waren alles kleine Fische. Neulinge, Amateure oder auch einfach Flaschen. Gegen Elitesoldaten hätten wir nicht den Hauch einer Chance gehabt. Also lasst es euch bloß nicht zu Kopf steigen!“, gab er ihnen in einem unterkühlten und abwertenden Ton zu verstehen.
Seine drei Mitstreiter, die seine Freunde und Kameraden waren, wagten es nicht, auch nur ein Wort zu erwidern. Sie starrten auf den Boden und auf die Leichen, der von ihnen getöteten Soldaten.
„Habt ihr verstanden?!“, fauchte Damien, der genau wusste, dass es unter Umständen den dreien das Leben retten könnte. Zurück kam nur ein kleinlautes und zaghaftes „Ja“, doch Damien reichte das voll und ganz.
Er war ihr Anführer. Er war dafür verantwortlich, wenn einer von ihnen sterben sollte. Und das wollte er nicht. Sie waren seine Freunde, auch wenn er ihnen das nur sehr selten und bruchstückhaft zu verstehen gab.
Damiens Kameraden trugen alle Anzüge und hatten, um ihre Identität zu schützen, Sturmmasken auf. Doch er schaffte es trotzdem, sie auseinander zu halten. Er machte es über deren Größe und Statur. Der größte von ihnen, der selbst Damien noch um einen Kopf überragte, hieß Frankie. Und war in den letzten Monaten beim Widerstand zu einem guten Freund von Damien geworden. Jax war annährend so groß wie Damien, und hatte einen imposanten Körperbau. Er war einer der Slumbewohner, der sich ihnen angeschlossen hatte, weil er für seinen kleinen Sohn eine bessere Welt schaffen wollte. Und der letzte war demnach Mike, der kleinste von ihnen. Jedoch war das keineswegs hinderlich. Er war ein Waffennarr und hatte ihnen ihre Ausrüstung besorgt.
Während die drei für ihre Kinder und Familien kämpften, lagen Damiens Beweggründe im Schatten. Er hatte keine Frau, keine Kinder und auch keine Familie. Wieso kämpfte er also diesen aussichtslosen Kampf gegen Cybercron? Das wusste wohl niemand außer ihm selbst.
„Also, lasst uns weiter, die Mission ist noch nicht zu Ende!“, meinte Damien, steckte seine 45er wieder in den Holster und schritt in die Dunkelheit von Heaven hinaus. Rasch wechselten Jax, Frankie und Mike die Magazine ihrer Waffen, und folgten ihrem Anführer.

„Delta Trupp, bitte melden. Delta Trupp?! Gott, verdammt, was ist bei euch los?“, fragte eine aufdringliche Stimme durch die Kommunikatoren der toten Soldaten. Ihm würde keiner mehr antworten. Der gesamte Delta Trupp, der die Aufgabe hatte, das Industrieviertel zu sichern, war von Damien und seinen Leuten niedergemäht worden. Er konnte lange darauf warten, dass sie ihm aus dem Jenseits antworten würden.
Der Mann am anderen Ende war niemand Geringeres als einer der obersten Kommandeure von Cybercrons Wachmännern. Der Mann hatte viele Jahre bei der Armee gedient, und hatte es bis zum Rang eines Majors geschafft. Wegen des lukrativen Angebots der Cybercrons verließ er dann die Armee, und führte seit dem die Sicherheitskräfte.
Seine Leute redeten ihn nur mit Major an. Niemand sprach ihn mit Spike Reynolds an. Alle nannten ihn Major, und das tat ihm auch gut. Heute wünschte er sich, er hätte nie die Armee verlassen, und dieser kleine Spitzname gab ihm das Gefühl, er wäre immer noch in seiner Einheit.
Der Major fuhr sich durch das kurze braune Haar. Er trug es immer noch wie zu seiner Zeit als Kadett im Korps der Luftwaffe. Er fuhr sich immer durchs Haar, wenn er nachdachte. Er wand sich von dem Großrechner ab, mit dem er alle seine Leute erreichen, etliche Daten von ihnen abrufen und ihnen Instruktionen geben konnte.
Er vergrub sein hartes und kantiges Gesicht in seinen Händen und dachte nach. Dann drehte er sich ruckartig wieder um. Seine Finger flogen förmlich über die Tastatur des Gerätes.
„Team Alpha, Beta und Epsilon, bitte kommen!“, rief er in das Gerät.
„Gruppe Alpha empfängt Sie laut und deutlich, Major!“, gab der Truppführer zurück.
„Trupp Beta empfängt Sie ebenfalls, Major!“, meldete sich auch der Führer von Gruppe Beta.
„Was gibt es Major? Das Team Epsilon empfängt sie auch“, antwortete auch der letzte Gruppenführer.
„Team Delta meldet sich nicht mehr. Ihre Bio-Anzeigen sind eben von „Normal“ über „Kritisch“ auf „Tot“ gesprungen. Ich vermute, es war ein Rebellenüberfall. Ich bitte Sie, sich in Sektor 37 zu begeben, und die Lage zu überprüfen. Finden Sie heraus, ob die Rebellen noch dort sind und ob Sie etwas im Schilde führen. Sollten Sie auf die Rebellen treffen, handeln Sie nach eigenem Ermessen. Major Ende“, erklärte er ihnen die Situation.
„Haben verstanden, Major. Begeben uns umgehend auf den Weg! Ende und Aus“, antworteten ihm alle Gruppenführer wie aus einem Mund.
Es kam oft vor, dass Rebellentrupps und seine Teams aufeinander trafen. Und es kam auch oft vor, dass ein oder zwei Teammitglieder bei den Patrouillen umkamen. Aber, dass der komplette Delta Trupp getötet worden sein sollte, bereitete ihm Sorgen.
Nun waren ja drei Teams unterwegs, um das Ganze zu klären. Und sie waren schon auf feindlichen Kontakt vorbereitet, was den Angreifern das Überraschungsmoment nahm. Der Major fragte sich, wieso er sich soviel Gedanken machte. Nun würde die Sache bereinigt werden, und die getöteten Mannen sollten gerächt werden. Trotzdem war er von der Leistung der Rebellen beeindruckt.

Damien und seine Mitstreiter hatten ihr Ziel, ein großes Fabrikgebäude, erreicht. Es war eine von Cybercrons vollautomatisierten Implantatproduktionen. Es war aus vielen Gründen ihr Ziel. Zum einen war es ein Gebäude der Cybercrons. Ein Gebäude, das ihnen Geld und somit auch Macht einspielte. Zum anderen war es eine Fabrik, in der so gut wie keine Menschen arbeiteten. Also würden keine unschuldigen Bewohner von Heaven getötet. Sie waren damit Rebellen und keine Terroristen, auch wenn es Cybercron in ihren Nachrichten ganz anders berichten würde.
„Gut, Mike, du sicherst uns den Rückweg. So dass uns niemand aufhält, wenn wir flüchten. Frankie, du und Jax, ihr kommt mit mir. Ihr werdet mir beim Eindringen helfen und die Bombe scharf machen. Okay, lasst uns gehen!“, gab Damien Anweisungen. „Ach ja, Mike, sollte hier hinten irgendetwas Unvorhergesehenes passieren, dann wirf eine Rauchgranate und folge uns. Wir werden nach einem anderen Ausweg suchen!“
Und dann betraten Damien, Frankie und Jax den Lüftungsschacht, durch den sie eindringen wollten. Mike machte sich irgendwie Sorgen. Er hatte das Gefühl, dass irgendetwas schief gehen würde. Er prüfte noch einmal, dass seine Uzi ein volles Magazin hatte, und hielt sie fest in der Hand. Er suchte mit dem Nachtsichtgerät die Umgebung nach Soldaten ab. Er fand keine. Noch keine.

Zero folgte seinen Kumpanen, während sie sich auf die Suche nach dem Deltatrupp, oder dem, was von ihm übrig war, machten. Erst vor einer Woche war er in den Epsilontrupp gekommen.
Zero war schon mal mit Rebellen konfrontiert worden. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass er 2 Monate vom aktiven Dienst befreit worden war. Bei einer abendlichen Streife waren er und seine Freunde von einem Heckenschützen der Rebellen überrascht worden. Zwei seiner Freunde hatten die Begegnung nicht überlebt. Zero selbst war nur knapp dem Tod entgangen.
Der Schütze war verdammt flink gewesen, und hatte seinen beiden Kameraden kurzer Hand einen Kopfschuss verpasst. Hätte sich Zero nicht nach Hinten fallen lassen, hätte ihm mit Sicherheit dasselbe Schicksal ereilt. Doch die Kugel hatte seinen Ellenbogen getroffen und zertrümmert. Sein Arm wurde ihm zuerst amputiert, dann entschied man sich dafür, dass er einen Neuen bekommen sollte, einen mechanischen.
Dieser ganze Prozess hatte über 2 Monate gedauert. Doch nun war er wieder im aktiven Dienst. Der Scharfschütze hatte es damals geschafft, zu entkommen. Zero war erpicht darauf, diese miese Ratte zu erwischen und seine Freunde zu rächen.
Im matten Licht hatte er für den Bruchteil einer Sekunde einen roten Haarschopf gesehen. Das Epsilonteam blieb abrupt stehen. Sie hatten das Team Delta gefunden, oder das, was von ihnen noch übrig war. Ihr Truppenführer öffnete sofort einen Kommunikationskanal zum, sich im "Turm des Olymps" befindenden, Major. Er berichtete ihm sofort über das Massaker, dessen Ergebnis sie alle nun sehen konnten.
Das Team war darüber schockiert, wie der Deltatrupp zugerichtet war. Und vor allem, dass sich keine Rebellenleichen hier befanden. Zero war der Einzige, der nicht schockiert war. Er war sich sicher, dass er den Mann kannte, der für dieses Blutbad verantwortlich war. Es musste der Heckenschütze sein, der seine beiden Freunde auf dem Gewissen hatte. Derselbe, der die Schuld dafür trug, dass er nun einen Cyberarm hatte, und derselbe, der es nicht geschaffte hatte, ihn über den Jordan zu befördern. Und genau das war ein großer Fehler gewesen.

„Mike, wir dringen nun ein. Ist bei dir die Luft noch rein?“, fragte Damien Mike.
„Hier ist alles Roger, Damien!“, gab Mike zurück und fuhr behutsam über seine Uzi. Er stand nun schon eine halbe Stunde am Eingang zum Belüftungssystem. Es war ruhig, zu ruhig. Er setzte die Nachtsichtbrille wieder auf und suchte die Umgebung nach verdächtigen Aktivitäten ab.
Doch es bewegte sicht nichts. Nicht mal eine Ratte huschte über die verdreckten Straßen. Mike seufzte. Es war zwar schön, dass keine Soldaten ihre Wachgänge abhielten, doch er fand es zum einen stink langweilig, und zum anderen höchst beunruhigend.
Er hoffte, dass die anderen genauso wenig Schwierigkeiten hatten, wie er. Mike nahm die Nachtsichtbrille für einen Moment ab und massierte sich die Schläfen. Seine Kopfschmerzen, die er schon den ganzen Tag hatte, waren schlimmer geworden.
Er schloss für einen Moment die Augen, und zog die kalte, dreckige Luft tief ein. Er war bereits an die Luftverschmutzung gewöhnt, sonst hätte er vielleicht husten müssen. Während Mike die Luft wieder ausstieß, öffnete er seine Augen, und besann sich darauf, dass sich die anderen auf ihn verließen.
Ihm stockte der Atem, nach dem er die Nachtsichtbrille wieder aufgesetzt hatte. Er sah mindestens ein Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Soldaten. Sie waren sicher hier, um zu prüfen, wieso sich der Trupp, den sie erledigt hatten, nicht mehr gemeldet hatte. Er musste die anderen warnen und sich zurückziehen. Gegen diese Übermacht hatte er nicht den Hauch einer Chance.
Schnell zog er sich in den Lüftungsschacht zurück, in der Hoffnung, dass sie ihn noch nicht entdeckt hatten. Hastig legte er eine der Lichtschranken Rauchbomben. Die Soldaten würden die Rauchgranate selbst auslösen, so nahmen sie ihm die Arbeit ab.

Zeros Truppe hatte sich mittlerweile mit den anderen beiden getroffen. Sie liefen als Kleinarmee durch das Industrieviertel, in der Hoffnung, sie würden auf die Rebellen stoßen. Er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, den Mann zu stellen, der seine Freunde auf dem Gewissen hat. Doch dann fiel ihm etwas auf. Ihm war so gewesen, als hätte er eben noch einen Schatten in dieser Nacht in ein Gebäude huschen sehen.
„Habt ihr auch eben was in die Fabrik flüchten sehen?“, fragte Zero seine Kameraden. Diese drehten sich nur um, und schienen ihn verwirrt anzuschauen. Doch er konnte es nicht wissen, da ihre Gesichter hinter den Nachtsichtbrillen versteckt waren.
Dann wandten sie sich alle gleichzeitig zu der Stelle um, auf die Zero gezeigt hatte. Ihr Anführer wies mit seinem Arm auf die Stelle, und meinte über den Kommunikationskanal: „Alle bereit machen für Zugriff. Sichert die Gegend und dann bewegen wir uns langsam auf den Lüftungsschacht zu! Over and out!“
Alle taten, wie ihr Anführer ihnen befohlen hatte. Zero umfasste seine Waffe noch fester. Er wusste es sicher, dass er jemanden gesehen hatte. Er wusste zwar, dass es nicht der Mann war, den er suchte. Aber er wusste, dass er ihn zu ihm führen würde.

Mike rannte panisch durch den mannshohen Schacht. Seine schnellen Schritte auf dem blechernen Boden verursachten ein metallisches Geräusch, das von allen Wänden widerhallte und so noch lauter wurde.
„Damien...! Bitte kommen! Wir... haben ein... Problem! Nun melde dich doch endlich...!“, schnaufte Mike, der so schnell rannte, dass er Probleme beim Atmen bekam. Sein Puls raste noch immer, aber das war ja auch mehr als verständlich, nachdem er und die anderen von mehr als einem Dutzend Soldaten verfolgt wurden. Und ihm saßen sie am meisten im Nacken.
„Gott Verdammt!!“, fluchte Damiens Stimme mechanisch über den Kommunikationskanal. „Dir ist sicher klar, dass hier Wachen sind, und wir nicht bemerkt werden wollen!“
„Und du weißt sicher nicht, dass mindestens ein Dutzend schwerbewaffnete Cybercrons uns im Nacken sitzen!“, bellte er zurück.
Für einen kurzen Moment herrschte Funkstille in der Leitung. Damien schien das nicht erwartet zu haben. Doch schnell hatte er seine Fassung wieder. „Gut!“, meinte er und seine Stimme wurde vom Knistern der schlechten Verbindung begleitet. „Wir warten auf dich. Stoß erst einmal zu uns! Um da wieder heil raus zu kommen, müssen wir perfekt zusammen arbeiten!“
„Ist gut... ich bin schon... auf dem Weg!“, keuchte Mike und schloss den Kommunikationskanal.
„Er scheint es wirklich allein mit allen Soldaten aufnehmen zu wollen. Er ist wirklich verrückt. Aber sollten wir hier wieder heil rauskommen, geb ich ihm einen aus!“, dachte sich Mike, während er weiter durch den Schacht rannte. In der Hoffnung, bald auf die Anderen zu stoßen.

„Sie haben also den Braten gerochen, dass etwas Großes im Gange ist“, dachte sich Damien, und überlegte, wie er sich und die Anderen aus dieser Lage heraus bekam.
Er selbst würde wahrscheinlich keinerlei Probleme mit der Flucht haben, schließlich war er schon aus etlichen Gefechten mit den Cybercron-Soldaten wieder raus gekommen. Jedoch galt das nicht für den Rest seines Teams. Sie waren Zivilisten, die zwar Waffen bedienen konnten, jedoch in einem Feuergefecht gegen die Soldaten den Kürzeren ziehen würden.
Ein dumpfer Knall zog sich durch den Schacht. Es klang nach einer Explosion.

Der Anführer des Beta-Trupps fluchte laut vor sich ihn. Einer seiner Einheit hatte die Infrarotschranke nicht bemerkt, die an eine Nebelgranate gekoppelt war. Die Detonation war zwar gering gewesen, reichte aber, um den Mann, der sie ausgelöst hatte, schwer zu verletzen.
Der Befehlshaber von Zeros Trupp stellte zwei seiner Leute ab, um den Verletzten zurück ins Hauptquartier zu befördern, wo ihn medizinische Versorgung erwartete.
Zero packte die Wut. Wieder war einer seiner Kameraden verletzt worden, und er wusste, dass diese Tat nicht von dem Rotschopf begangen worden war. Doch einer seiner Mannen war für dieses Szenario verantwortlich.
Er warf nochmals einen Blick auf seinen grausam zugerichteten Kameraden. Verbrennungen überdeckten seinen halben Oberkörper und den gesamten linken Arm. Seine komplette rechte Seite war mehrfach geprellt und gebrochen, so dass sein rechter Arm und das Bein leblos an seinem Körper hingen, als gehörten sie gar nicht zu ihm. An seinem Kopf gab es einige Platzwunden, die dazu beitrugen, dass seine Haare blutverklebt waren. Auch der Rest seines Gesichtes war überlaufen mit der roten Subtanz.
Zero wand sich von dem Verwundeten ab. Der Griff, mit dem er sein Maschinengewehr hob, wurde noch fester. Heute Nacht würde er dem ein Ende setzen. Er hatte das Leid und den Schmerz satt, den dieser Mann ihm und seinen Kameraden zugefügt hatte. Er musste sterben. In dieser Nacht. Bevor er noch mehr Schmerz aussähen würde.
Der Rauch der Nebelgranate hatte sich verzogen und die drei Teams machten sich bereit, erneut in den Schacht einzudringen und die Rebellen zu eliminieren.

In der Zwischenzeit hatte Mike das Ende des Schachtes erreicht. Und dort hatten die Anderen, wie versprochen, auf ihn gewartet. Damien warf ihm böse Blicke zu. Obwohl sie wohl eher für die Soldaten gedacht waren, die irgendwo in dem Schacht heran nahten.
Der Raum, der nach dem Schachtende folgte, war ein großer Lagerraum. Von etlichen Lampen zumindest ein wenig erhellt. Hunderte von großen gelben Stahlcontainern waren bis unter die Decke gestapelt.
In diesem Raum wurden alle fertig produzierten Implantate gelagert bis sie die Fabrik verließen. Die Halle war mindestens zehn Meter hoch und der Schacht endete in luftiger Höhe, da er direkt an die Decke anschloss.
„Schnell, gebt mir ein Seil!“, meinte Damien. „Wir müssen darunter, dort haben wir bessere Chancen!“

Zeros Trupp war schon weit in den Schacht eingedrungen. „Macht euch bereit, wir könnten jeder Zeit auf den Feind stoßen!“, wies sie der Gruppenführer des Alpha Trupps an. Er und die anderen beiden Truppenanführer hatten beschlossen, dass er das Kommando über diese Mission erhalten sollte. Er war der Fähigste von ihnen. Und das war auch gar nicht so falsch.
„Ja, Feindkontakt,... nicht mehr lange,... dann sitzt du mir in der Falle, Rotschopf“, dachte sich Zero. Sie rannten den Gang weiter entlang. Der Schacht war sehr eng, so dass immer nur maximal zwei Soldaten nebeneinander laufen konnten.
Zero lief einzeln. Er konnte es nicht gebrauchen, dass jemand neben ihm war und ihn behinderte. Oder gar noch schlimmer, ihn daran hinderte, Rache zu nehmen.
Eine ganze Weile rannten sie schon durch den fast endlos erscheinenden Schacht. Zero brannte darauf, mit Damien aufeinander zutreffen. Aber das Schicksal legte ihm erst noch diesen Gang als Hindernis in den Weg. Er fragte sich, was wohl als Erstes passieren würde, dass sie das Ende des Schachtes erreichten, oder auf Damien und seine Mitstreiter trafen.
Dann nahm der Schacht jedoch ein Ende, und für den Bruchteil einer Sekunde konnte Zero ihn noch sehen. Er war sich absolut sicher, dass es derselbe Mann war, der für den Tod seiner Kameraden und für seinen neuen Arm verantwortlich war. Zero bemerkte noch, wie ihn der Gedanke nach Rache übermannte, und ihm die Sinne raubte. Er wollte vorstürmen und seinen Qualen ein Ende bereiten, doch die Anweisungen ihres Anführers hielten ihn zurück. Doch er bekam kein Wort von den Anweisungen mehr mit. Er sah, dass sich seine Lippen bewegten, doch er hörte kein Wort, keinen Ton, kein Piepsen.
Dann kehrte aber alles wieder zu ihm zurück, und die abschließenden Worte ihres Anführers hörte er, noch bevor sie im Echo des Schachte verklangen: „Und nun Zugriff! Los! Tötet diese aufrührerischen Bastarde!“

Für Damien war es allerhöchste Eisenbahn gewesen. Wahrlich im letzten Moment hatte er sich abgeseilt. Wer weiß, ob ihn die Soldaten nicht schon ins Visier genommen hatten. Er hatte zuerst die Anderen sich abseilen lassen. Falls es Ernst geworden wäre, hätte er von allen die besten Chancen gehabt, wieder zu entwischen.
Mike, Jax und Frankie hatten sich hinter einem Container versteckt und redeten über ihre Situation, die aussichtslos erschien. Das Gespräch war extrem demoralisierend und entmutigend.
Damien war nicht bei ihnen, denn sonst hätte er diesen Zweifel im Keim erstickt. Jeder Zweifel gefährdete die Leben aller. Und das galt es ja schließlich zu retten. Aber das plötzliche auftauchen der Soldaten hatte sie dazu gezwungen, sich zu trennen. Damien musste sich eine andere Kiste als Deckung zu suchen.
Keinen Moment zu spät hatte er sich hinter einer versteckt, denn einen Wimpernschlag später bohrten sich die Sturmgewehrkugeln in das Metall der Kiste.
Zero stand nur in zweiter Reihe. Noch waren ihm die Hände gebunden, aber seine Stunde würde noch schlagen.
Die beiden Soldaten, die vor ihm standen, gaben ihm endlich den Weg frei, als sie sich ihre Gewehre auf de Rücken schwangen und nach dem Seil griffen. Nun hatte Zero ein freies Feld, um zu schießen.

Als Damien bemerkte, dass keine Kugeln mehr in seine Deckung einschlugen, witterte er seine Chance auf einen Gegenschlag. Er musste versuchen zu den Anderen vorzudringen. Er nahm seinen Revolver in die Hand und setzte zu einem sehr gewagten Hechtsprung an. Im Flug gab er zwei Schüsse ab, die Mitten ins Schwarze trafen. Damien hatte mit seinen beiden hochkalibrigen Geschossen die beiden Soldaten, die am Seil hingen getroffen.
Aber Zero hatte auch mit seiner Pistole einen Schuss abgegeben. Seine Kugel verfehlte zwar das gewünschte Ziel, jedoch war er trotzdem mit dem Ergebnis zufrieden.
Der eine von Zeros Kameraden hielt den stechenden Schmerz in seiner Schulter nicht aus und ließ das Seil los. Dem Anderen ging es ähnlich. Er hob sich den getroffenen Bauch. Doch unter den qualvollen Schmerzen konnte auch er sich nicht mehr halten. So stürzten beide dem Boden entgegen, und schlugen mit einem knochenzersplitternden Geräusch unten auf, und färbten den Bereich um sich rot.
Zeros Schuss hatte zwar Damien nicht verletzt, aber getroffen hatte er dennoch. Er hatte Damiens Revolver getroffen, der ihm aus der Hand gerissen worden war und nun vor ihm in dem ungedeckten Bereich zwischen den Kisten lag.
Damien bemerkte es erst, als er schützend hinter der nächsten Kiste stand und sah, wie sein geliebter Revolver ein paar Schritte von der schützenden Deckung entfernt lag. Der Revolver war fast zum Greifen nah, doch trotzdem so fern. Und Zero wartete nur gespannt und schussbereit darauf, dass er seine Deckung verließ, um sich den Revolver wieder zu holen.
Damien saß in einer Zwickmühle fest. Nun hatte er nur noch zwei mögliche Optionen. Einige Sekunden dachte er darüber nach, und dann wusste er genau was zu tun war. „Jungs, ich brauche eure Hilfe!“, schrie er, so laut er nur konnte, in die Richtung, in der sich Mike, Jax und Frankie versteckten.

Die Drei waren wie vom Blitz getroffen, als sie die Stimme ihres Anführers vernahmen. Alle waren sie nun aus ihrem Trancezustand erwacht. Damiens Stimme hatte sie zurück ins Hier und Jetzt gebracht, und ihnen neuen Mut geben. Ein letzter Funke Hoffnung war entflammt.
„Wenn einer uns hier wieder raus bringen kann, dann ist das er!“, meinte der sonst so schweigsame Jax. Und sie wussten, dass er völlig Recht hatte. Damien hatte schon zahllose Treffen mit Cybercron-Soldaten überlebt. Ohne ihn wären sie leichte Beute für die gut ausgebildeten Soldaten von Cybercron.
„Dann sollten wir uns wohl auch mal in diesen Kampf einmischen und unserem Anführer zur Seite stehen!“, meinte Frankie mit neuem Mut, und schlug mit der flachen Hand gegen das Maschinengewehr, das er von einem der Delta-Soldaten erbeutet hatte.
Frankie drehte sich aus der schützenden Deckung und nahm die Soldaten sofort ins Visier. „Jetzt! Macht die Schweine nieder!“, schrie er und ließ sein Gewehr aufheulen. Jax und Mike folgten seinem Beispiel.

Zero hatte es noch im letzten Moment bemerkt, dass man auf sie feuerte, und hatte sich an das Seil retten können, an dem er nun schnell herunter rutschte, um so der tödlichen Gefahr durch den Kugelhagel zu entgehen. Einige Schüsse schlugen nur wenige Meter neben ihm in der Wand ein. Er jedoch blieb unversehrt.
Aber seine Freunde hatten nicht so ein unverschämtes Glück gehabt. Sie wurden von den Kugeln erwischt und taumelten über den Rand des Schachtes hinaus, so dass sie in den Tod stürzten. Wieder hatte es zwei von Zeros Kameraden erwischt. Im selben Moment, in dem Zero den harten Beton unter seinen Füßen spürte, schlugen neben ihm zwei durchlöcherte und blutüberströmte Körper auf.

Damien war fasziniert, wie wagemutig die Anderen in den Kampf gingen. Er nutzte diesen Moment aus, um sich seinen Revolver wieder zu beschaffen. Er nahm Anlauf, schmiss sich auf den Boden und rutschte auf der Seite weiter. Als er an seinem Revolver vorbei kam, schnappte er ihn sich.
Damien war hinter der nächsten Kiste in Deckung und umklammerte seinen Revolver mit eisernem Griff. Er wollte sich eben wieder dem Feind zuwenden, als er das Krachen eines einzelnen Pistolenschusses hörte.
Dem Schuss folgte ein langer und gequälter Aufschrei. Und es folgte noch ein Schuss, und noch einer, und noch einer. Das Knallen der Pistole war immer dasselbe, aber der Schmerzensschrei ließ nach und verstummte letztendlich.
Damien wandte sich sofort seinen Freunden zu, und konnte gerade noch sehen wie Jax den verletzten Frankie hinter eine Kiste zerrte. Mike folgte den beiden sofort hinter die Deckung.
Damien war sich hundertprozentig sicher, dass es derselbe Soldat war, der ihm auch den Revolver aus der Hand geschossen hatte. Dieser Typ hatte sicher eines von den menschlichen „Tuning-Teilen“, die Cybercron ja herstellte. Dieser Soldat konnte zu einem ernsten Problem werden. Ein Problem, um das er sich schnell kümmern musste, wenn sie alle überleben wollten.
Doch bevor er sich darum kümmern konnte, musste er dafür sorgen, dass sich ihre Probleme nicht noch vervielfältigten. Er konnte das auch sehr schnell bewerkstelligen, wenn er nur an eine Splittergranate heran kam. Doch die hatte alle Jax in seinem Rucksack.
Er musste unbedingt eine der Granaten in die Hände bekommen, koste es, was es wolle.

Frankies Kleidung war mit Blut getränkt. Er hatte sich drei üble Treffer im Gefecht eingefangen. Die Kugeln hatten sich tief ins Fleisch seines linken Armes und Beines gebohrt, doch das wäre alles nicht weiter tragisch gewesen. Der dritte Treffer war ernster. Die dritte und letzte Kugel hatte sich einen Weg durch seinen Bauch gegraben. An den Wunden war die Kleidung aufgerissen und blutiges Fleisch quoll heraus.
Mike hatte ihm die Sturmmaske vom Gesicht gezogen, damit Frankie es leichter hatte zu atmen. Die Verletzungen machten ihm schwer zu schaffen, das merkte man an seinem Röcheln und den Krämpfen, die über sein Gesicht huschten.
Eigentlich hatte Frankie ein recht freundliches, nettes und weiches Gesicht, aber es war zu einer üblen Fratze verzogen. Schweißperlen hingen in seinem Gesicht. Der Schweiß lief ihm in seine dunkelbraunen Augen. Und jedes Mal, wenn einer der salzigen Tropfen seine Augen berührte, kniff er sie zusammen, was in noch mehr Schmerzen endete.
Seine schwarzen Haare waren vom Schweiß klitschnass. Eigentlich wären sie ja gelockt gewesen, jedoch lagen sie durch den Schweiß platt um seinen Kopf.
Jax Hände waren von Frankies Blut schon total rot. Er versuchte seinem Freund zu helfen, in dem er versuchte, die Kugeln aus Frankies Körper zu bekommen. Er bemerkte selbst, wie sehr er zitterte. Er versuchte sich selbst zu beruhigen. Schließlich stand Frankies Leben auf dem Spiel und er wollte ihn nicht noch mehr gefährden.
In dem Moment, in dem Jax wieder mit dem Messer ansetzen wollte, da vernahm er ein Rauschen in seinem Ohr. Der Kommunikationskanal war wieder offen.
„Was!?“, rief Jax verwundert, weil er nicht glaubte, was er vernommen hatte. „Gut, wie du meinst! Du bist hier der Boss!“
Jax legte sein Messer zur Seite und ließ den verwundeten Frankie für einen Moment in Mikes Obhut. Er bückte sich zu seinem Rucksack und begann wie verrückt damit, darin etwas zu suchen. Und nach ein paar Sekunden zog er seine Hand wieder aus dem Rucksack heraus. Er war fündig geworden. Schon fast triumphierend hielt Jax zwei faustgroße Splitergranaten in der Hand.
„Mach dich bereit, ich werfe sie dir jetzt rüber!“, meinte Jax und holte weit aus. Und dann schleuderte er die beiden Granaten in die Richtung des Containers, hinter dem er Damien vermutete.

Damien sah die Granaten auf sich zu fliegen. Er hoffte, dass er es schaffte, die Granaten zu fangen, ohne sie dabei scharf zu machen. Würde die Granate bei ihm explodieren, würde nicht mal mehr genug von ihm übrig bleiben, um damit einen Beutel zu füllen.
Die erste Granate kam und er konnte sie problemlos fangen. Sofort legte er reflexartig den Finger auf den Sicherungsstift, damit dieser nicht herausrutschen konnte. Doch bei der Zweiten lief alles nicht so glatt, wie es sollte. Die Granate war zu hoch, und er konnte sie nur noch mit den Fingerspitzen berühren. Und so kam es, das die Granate über ihn hinweg segelte.
Für einen Moment blieb für ihn die Zeit stehen. Er sah, wie sich die Granate langsam fast schon in Zeitlupe dem Boden näherte. Mit einem metallischen Klirren traf sie den Boden, und sprang wieder in die Luft empor. Das Schauspiel wiederholte sich noch ein paar Mal, bis die Granate nur noch über den Boden rollte und dann zum Stillstand kam.
Erleichtert atmete Damien aus. Es war knapp gewesen, doch einmal mehr hatte sein verfluchtes Glück ihm den Hals gerettet. Er ballte seine Hand, in der er die gefangene Granate hielt, während ihm ein diabolisches Grinsen über das Gesicht lief und er seinen Blick auf den Schacht richtete.

„Weiter vorrücken! Das ist unsere Chance“, befahl den Soldaten ihr Anführer. Von den einst fünfundzwanzig Mann, die er befehligte, war nur noch die Hälfte am Leben. Er fluchte lautstark darüber. Immer noch nicht verstand er, wie es diesen Rebellen möglich gewesen war, so viele seiner Männer zu töten. Schließlich war es nur ein Haufen unbedeutender Rebellen.
Er öffnete einen neuen Kanal, um direkt mit dem Major sprechen zu können. „Major! Bitte kommen!“, funkte der Truppenführer. „Ich verstehe Sie laut und deutlich, Soldat! Was gibt es für Neuigkeiten?“, fragte der Major.
„Es gab Komplikationen. Die Rebellen sind stärker als wir dachten. Wir haben sie eindeutig unterschätzt!“, gestand der Kommandant und sah das Blutbad an, das sich vor seinen Augen im Schacht befand.
Viele seiner Männer lagen im Schacht, und um sie herum war ein großer See aus Blut. Sie waren mit vielen Einschusslöchern übersäht.
Der Kommandant besann sich wieder darauf, dass er noch bei einem Gespräch war. „Ich habe die Hälfte meiner Männer verloren!“
Es setzte eine Totenstille im Kanal ein. Die Stille hielt gut ein paar Minuten an, danach erklang die Stimme des aus allen Wolken gefallenen Major Reynolds: „Ich verneige mein Haupt vor diesen Rebellen, kämpfen konnten sie, wie es scheint.“
„Die Rebellen leben noch...“, gab er noch viel niedergeschlagener zu.
Bevor der Major auch nur das Wort ergreifen konnte, meldete sich eine weitere Stimme im Kommunikationskanal. Aber es war keiner seiner Männer.
„Ja, wir leben noch, und sind sogar quietschfidel“, hörte man einen sarkastischen Damien über die rauschende Verbindung. „Aber es klingt nicht so, alles hätten Ihre Männer soviel Glück gehabt, wie wir!“
Es setzte wieder eine Stille ein. Der Kommandant und der Major waren absolut verblüfft, dass dieser Kerl sich wirklich in ihre Verbindung gehackt hatte. Damien reichte es aber noch lange nicht. Er fuhr in seinem immer verachtenden Tonfall fort: „Na, wie viel leben denn noch von euch...? Zehn...? Acht...? Eigentlich interessiert es mich auch nicht wirklich. Ich werde eh euch allen das Licht ausblasen... Und jetzt wüsstet ihr sicher gerne meinen Namen. Hab ich nicht Recht?“
Er legte eine Pause ein um diese Frage noch zusätzlichen Nachdruck zu verleihen. Und eben, als man ihm antworten wollte, ja genau in diesem Moment, erhob er erneut seine Stimme: „Ich bin sogar so freundlich und verrate ihn euch, er lautet Damien! Und ich würde euch gern noch um einen Gefallen bitten. Wenn ihr auf der anderen Seite angekommen seid, und zufällig diesem so genannten Gott begegnet, bestellt ihm bitte etwas von mir. Sagt ihm, dass er verdammt sei dafür, dass er euch Cybercrons erschaffen hat!“
Eine hektische und entsetzte Stimme schaltete sich genau in jenem Moment zu der Unterhaltung hinzu, als Damien sie verließ. „Kommandant! Verschwindet, er hat eben eine Granate in den Schacht geworfen!“, schrie Zero energisch und mit leichter Verzweiflung.
Zeros Warnung kam zu spät. Der Kommandant öffnete noch seinen Mund, und wollte seinem Team die Anweisung geben, in Deckung zu gehen, da hörte man schon die Granate auf den Blechboden aufschlagen. Einmal, zweimal, und zu aller guten Dinge noch ein drittes Mal. Einen Moment später entfesselte sich ihre zerstörerische Kraft.
Der Kommandant sah noch den Lichtblitz, bevor er von der Explosion mitgerissen wurde. Die kleinen Metallsplitter der Granate bohrten sich in sein Fleisch, und zerfetzten ihn förmlich. Langsam sank der Kommandant zu Boden. Spuckte noch etwas Blut, und stammelte noch total unverständlich die Wort: „Wir haben versagt.“

Zero sah den Flammenball der Granate aus dem Schacht schießen. Völlig entgeistert betrachtete er das Schauspiel. „Ist da noch wer? Hat irgendwer überlebt? Meldet Euch!“, brüllte er, so laut er nur konnte, in den Kommunikator.
Es kam keine Antwort zurück. Im wahrsten Sinne des Wortes Totenstille. Aber dann drang doch etwas an sein Ohr. Eine Stimme, jedoch kein Überlebender aus seinem Team. „Sie sind der Letzte. Alle anderen ... Na ja, Sie wissen schon, die Granate!“, drang die Stimme des Majors an sein Ohr. „Kommen Sie zurück, es hat allein keinen Sinn!“
„Ich kann nicht. Nicht bevor ich nicht meine Rache an diesem Mistkerl hatte. Dieser Typ, Damien, er ist ebenso für meinen Cyberarm und den Tod meiner früheren Einheit verantwortlich. Ich kann ihn nicht entkommen lassen!“, widersprach Zero eisig seinem Vorgesetzten.
„Ich kann Ihre Beweggründe gut verstehen. In Ordnung, ich lasse Ihnen freie Hand! Aber überleben Sie! Ich möchte nicht noch einen guten Mann in dieser Nacht verlieren!“, meinte der Major.
„Das werden sie nicht!“, versicherte ihm Zero. Die Leitung verstummte. Nun war es also soweit. Zero hatte seine Chance für seine Rache bekommen. Nun gab es keinen mehr, der ihn bremsen oder zügeln konnte. Keinen, der ihm Befehle gab. Keinen, der ihn behinderte oder auf den er Rücksicht nehmen musste. Es war soweit.
Damien war zufrieden mit dem Ergebnis seines Wurfes. Genau ins Schwarze. Und was noch besser war, er hatte es geschafft, wieder zu den Anderen zu gelangen. Er hatte den Moment der Explosion geschickt ausgenutzt.
Frankies Zustand verschlechterte sich zusehends. Jax kümmerte sich zwar aufopferungsvoll um ihn, jedoch ohne sichtbaren Erfolg. Und umso schlechter es Frankie ging, desto finsterer wurde Damiens Miene. Mike fiel diese Wandlung auf. Und ihm lief ein eiskalter Schauer den Rücken herunter, als sich die Augen von Damien immer mehr zu Schlitzen verengten und bedrohlicher wirkten.
Damien griff nach Frankies Sturmgewehr, an dem etwas von Frankies Blut klebte. Als Damien die roten Flecken sah, verfinsterte sich seine Miene noch einmal. Mike hätte es nicht für möglich gehalten, dass so etwas noch möglich gewesen wäre, aber nun war er voll und ganz überzeugt.
Damien überprüfte das Magazin. „Noch fast voll“, murmelte er leise vor sich hin, und steckte noch ein weiteres zur Sicherheit ein. Nachdem er sich das Gewehr auf den Rücken geschwungen hatte, wurde seine zweite Waffe, sein Revolver überprüft. Er hatte noch eine Kugel in der Trommel gehabt. Aus seiner Tasche zog er ein paar neue und füllte die Trommel wieder. Er würde jeden Schuss brauchen, der ihm zur Verfügung stand.
„Jungs...!“, sagte Damien, während er seinen Revolver zurück in den Holster steckte.
„Was ist los, Chef?“, fragten Jax und Mike wie aus einem Mund, während sie weiter versuchten Fankies Blutung zu stoppen.
„Die Mission ist gescheitert!“, erklärte Damien. „Von nun an zählt nur noch eines, nämlich wieder lebend hier raus zu kommen!“ Die Anderen sahen ihn verwirrt an. „Nehmt Frankie und verschwindet. Ich werde euch solange hier den Rücken decken!“
„Wir werden dir helfen!", meinten beide gleichzeitig. Damien warf ihnen einen verärgerten Blick zu, weil sie sich seiner Anweisung widersetzten.
„Das ist eure neue Mission, ich erwarte von euch, dass ihr sie mit vollem Einsatz und Engagement zu Ende bringt!“, befahl er ihnen mit rauem Ton. Jax und Mike nickten ihrem Anführer nur stumm zu. Damien beugte sich zu Frankie und nahm seine Hand. „Halt durch, mein Freund, die beiden werden dich hier raus bringen, und ich werde mich um den Kerl kümmern, der dir das angetan hat!“, meinte er mit einem für ihn untypischen Tonfall.
Jax versuchte Frankie, so gut es ging, zu schultern. Mike nahm seine Maschinenpistole wieder an sich, um ihnen Deckung geben zu können. Die beiden machten sich auf den Weg, um aus dem Komplex zu finden.

Zero schritt langsam auf den Container zu, hinter dem er Damien vermutete. Seine Pistole war jeden Moment schussbereit. Zwanzig Schuss, die nur für seine Rache bestimmt waren. Das sollte weit reichen.
Zero vernahm ein Geräusch. Es kam von ein paar hinter den Containern vorbeihuschenden Personen. Er wollte eben nachgehen, als direkt neben ihm eine Kugel in den Container einschlug. Dieser Schuss war nicht dafür bestimmt gewesen, ihn zu töten, sonst hätte er ohne Probleme sein Ziel getroffen. Er sollte lediglich Zeros Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
„Lass sie! Du willst doch mich! Hier bin ich!“, meinte Damien mit seiner lässigen, unterkühlten Art, die einen wahnsinnig machen konnte.
„Endlich lerne ich den Mann kennen, der für all mein Leid verantwortlich ist! Damien... nicht wahr?“, gab Zero im gleichen Tonfall zurück, während Damien eine leichte Verbeugung vollführte, die Zeros Wut auf ihn nur noch steigerte. „Du warst es, der meine Freunde und Kameraden erschossen hat! Und diesen Cyberarm verdanke ich auch nur dir! Doch heute ist der Tag, an dem abgerechnet wird!“
Damien ließen die Anschuldigungen kalt. Er war eigentlich sogar noch stolz darauf, die Welt von soviel Cybercrons befreit zu haben. Er sah Zero gelassen entgegen, zumindest hatte es denn Anschein, dass er das tat. Doch in Wahrheit war jede Faser seines Körpers bis aufs Äußerste angespannt. Jede Bewegung, die sein Gegenspieler machte, registrierte er, und war sie auch noch so klein, sodass er im Ernstfall blitzschnell agieren konnte.
„Ich nehme an, es ist nur fair, wenn du das Gesicht und den Namen des Mannes kennst, der dich über den Jordan befördern wird!“, meinte Zero und legte langsam seine Nachtsichtbrille, die sich immer noch auf seinem Kopf befand, ab.
„Es ist mir vollkommen egal, wie die Cybercron-Schweine heißen und aussehen, mit denen ich es zu tun habe. Sechs Meter unter der Erde seht ihr eh alle gleich aus und dort bedeutet ein Name rein gar nichts mehr!“, gab Damien kühl zurück.
„Zero, das ist mein Name!“, meinte er, während er seine Sturmmaske vom Gesicht zog. „Das wird der letzte Name sein, den du hören wirst!“ Er ließ die Maske fallen, und ein paar hasserfüllte, giftiggrüne Augen kamen zum Vorschein.
Zeros Haut war abnormal hell. In Heaven war es nichts Ungewöhnliches, dass die Haut der Menschen hier sehr hell war. Schließlich gab es dort keine Sonnenstrahlen. Aber Zero toppte dies noch. Seine langen, unter der Sturmmaske verfilzten, schwarzen Haare färbten sich langsam grau und weiß. Was jedoch mit Sicherheit nicht an seinem Alter lag. Er war so um die Mitte Zwanzig. Dass sich seine Haare verfärbten, lag an den Medikamenten, mit denen sie ihn im Krankenhaus voll gepumpt hatten. Diese hatten seine Pigmente dauerhaft geschädigt. Sein rasiertes, kantiges Gesicht, strahlte eine eiserne Härte aus, sowie auch abgrundtiefen Hass und Verabscheuung für Damien.
„Na dann Zero... lass uns beginnen!“, meinte Damien und legte seinen Revolver wieder an und grinste wieder einmal hämisch. Es lag nicht in seiner Absicht, Zero zu treffen, er wollte ihn nur dazu zwingen, zuerst anzugreifen.
Zero ließ sich diese Frechheit nicht bieten. Er legte ebenfalls an und betätigte viermal schnell hintereinander den Abzug. Wäre Damien nicht vorbereitet gewesen, hätten diese Schüsse ihn mit Sicherheit getötet. Aber so machte er lediglich einen Satz nach hinten und stand hinter einer schützenden Kiste.
„Nicht übel!“, rief Damien, steckte seinen Revolver weg, und zog noch im selben Atemzug sein Sturmgewehr vom Rücken. Er nahm die Waffe in den Anschlag und schritt aus seiner Deckung heraus. Gerade wollte er mit dem Beschuss beginnen, als er bemerkte, dass Zero nicht mehr an der Stelle stand.
„Hier bin ich!“, schrie Zero und seine Stimme wurde vom Gehämmer seines Sturmgewehres begleitet. Damien wand sich sofort in Zeros Richtung um, und machten erneut einen Satz zur Seite. Dieses Mal kam der Sprung jedoch zu spät. Zwei Geschosse rissen ein paar Streifwunden in seinen Arm. Der Schmerz stieg in ihm auf, und er legte instinktiv die Hand sofort auf die Wunde. Ein wenig Blut klebte ihm an den Fingern.
„Haaahaaa... hab ich dich erwischt. Auch du bist verwundbar!“, machte sich Zero über ihn lustig und lachte. Doch dieses Lachen sollte ihm noch im Halse stecken bleiben.
Nach dem Schmerz macht sich nun Adrenalin in Damiens Körper breit und es war ein gutes Gefühl. Seine Hand verließ die Verwundung wieder. Das Adrenalin in seinem Körper nahm ihm jeden Schmerz, sein Puls fing an zu rasen.
Schon eine Ewigkeit hatte er nicht mehr so ein Gefühl gehabt. Er hob sein Sturmgewehr hoch und zielte. Der Zeigefinger krümmte sich um den Abzug, und dann schickte er eine kleine Salve auf die Reise. Es waren die letzten Kugeln in seinem Magazin gewesen.
Die meisten Kugeln verfehlten Zero, doch eine traf ihn am Bein und ließ ihn das Gleichgewicht verlieren. Er sank auf die Knie. Das gab Damien die nötige Zeit, die er brauchte, um das Gewehr neu zu laden.
Nun nahm er das Gewehr wieder in den Anschlag, und stürmte laut brüllend auf Zero zu.

„Verdammte Mistkerle!“, schrie Mike, und nahm die beiden Wachen unter Beschuss. Die Beiden hatten sich auch im Komplex aufgehalten, und sich Jax in den Weg gestellt. Mit ihren Pistolen hatten sie sofort auf Jax gezielt, doch Mike, den sie übersehen hatten, war schneller am Abzug. Ein großer Fehler, ihn zu übersehen, der sofort mit einer tödlichen Salve aus der Maschinenpistole bestraft wurde. Nun lagen sie tot am Boden und tränkten ihn mit ihrem Blut.
„Das war verdammt noch eins knapp!“, meinte Jax, und atmete erleichtert aus.
„"Ja, es ist noch einmal gut gegangen“, antwortete ihm Mike. „Aber ich hab nicht mehr viel Munition, wir müssen aufpassen. Ich nehme mir besser noch eine der Pistolen mit! Wer weiß, wie viele von denen hier drin noch lauern.“
Die Gänge des Komplexes glichen sich wie ein Ei dem anderen. Und für die beiden war dieses Gewirr an Gängen wie ein riesiges Labyrinth. Sie irrten umher, in der Hoffnung, sie würden den Ausgang finden.
Jax fluchte. „Wie finden sich die Cybercrons hier nur zurecht?“, fragte er sich. Von Mike kam keine Reaktion, er war genauso ratlos wie Jax.
Frankie spuckte etwas Blut. Bis zu diesem Moment hatte er total unauffällig auf Jax Schulter gelegen.
„Mist. Uns läuft die Zeit davon. Frankie muss so schnell wie irgend möglich richtig verarztet werden!“, meinte Mike. Und dann ging ihre Odyssee durch das Labyrinth von Wegen weiter.

Damien spürte die Luftzüge, die entstanden, wenn wieder ein Geschoss haarscharf an ihm vorbeizischte. Die meisten der Schüsse verfehlten ihn, aber nicht alle. Ein paar streiften ihn. Doch das Adrenalin in ihm unterdrückte den Schmerz so gut, dass er es gar nicht mehr bemerkte, wenn er wieder von einer Kugel gestriffen wurde.
Zero und er hatten sich ein ganzes Magazin um die Ohren geschossen, aber beide hatten nur einige Streifschüsse abbekommen. Doch Damien hatte nun ein Problem, er hatte keine Munition mehr für sein Gewehr. Dabei war er nur noch einige Meter von Zero entfernt.
Zero hingegen hatte noch Munition und lud gerade nach, als ihn etwas Großes und Schweres an der Hand traf. Der Schmerz ließ ihn zusammen zucken. Für den Bruchteil einer Sekunde vergaß er, wo er war, und was er eben getan hatte.
Diesen Fehler bekam er sofort zu spüren, in Form eines zweiten Treffers, denn Damien hatte ihn erreicht und reflexartig nach seinem Revolver gegriffen. Zum Zielen und Schießen blieb keine Zeit. Deswegen benutzte er den Revolver wie einen Schlagring, und schlug mit dem gesamten Schwung, den er aus seinem Sprint mitgenommen hatte, Zero mitten ins Gesicht.
Zero flog einige Meter nach hinten. Es hatte ihn überraschend und hart getroffen. Erst nun, da seine Nase und sein Mund blutig geschlagen waren, und er den üblen Geschmack seines eigenen, mit Medikamenten versetzten Blutes schmeckte, kam er wieder zu Sinnen, und wusste, wo er sich befand.
Damien ging ein, zwei Schritte näher auf Zero zu, und richtete seinen Revolver auf ihn. Nun hatte eindeutig er die Oberhand in diesem Kampf.
„Game Over!“, meinte er und krümmte seinen Finger um den Abzug. Aber Zero sah das nicht so. So konnte er es nicht enden lassen. In einem Akt der Verzweiflung warf er Damien sein leeres Magazin entgegen. Dieser verzog seinen Revolver leicht und schoss haarscharf an Zero vorbei. Eine kleine blutende Wunde tat sich an Zeros Wange auf. Genau dort, wo die Kugel in noch leicht gestriffen hatte.
Die kurzen Sekunden, die er sich erspielt hatte, nutzte er maximal aus. Er schwang seine Beine herum, zog Damien die Beine weg und beförderte sich noch mit der Bewegung wieder in den Stand. Damien rollte sich ab und stand auch sofort wieder aufrecht und richtete sofort erneut seinen Revolver auf den Kontrahenten. Doch nicht nur Zero sah nun in das schwarze Loch eines Pistolenlaufes, auch Damien tat das.
„Eine schöne Pattsituation!“, meinte Damien mit einem hämischen Grinsen im Gesicht.
„Absolut!“, gab Zero nur gelassen zurück.
Spannung lag in der Luft. Sie war wie elektrisiert. Und wieder krachte es. Die beiden hatten exakt im selben Moment auf den Anderen geschossen. Ebenso synchron, wie sie geschossen hatten, wichen sie auch den herannahenden Kugeln aus. Beide ließen sich zur Seite fallen, und rollten sich ab. Zero stand als erstes wieder, und gab sofort ein paar weitere Schüsse ab. Damien hingegen legte sofort noch einen Hechtsprung der Rolle nach, und schaffte es auf diese Weise, sich hinter einem anderen Kistenturm in Sicherheit zu bringen.
„Verflucht, die Munition wird knapp!“, zischt Damien feststellend zu sich selbst. Er setzte seinen Fuß einen Schritt zurück und stieß gegen einen kleinen metallenen Gegenstand. Verwundert sah er nach dem Gegenstand. Was er erblickte, war etwas Gefährliches und Vertrautes. Es war seine zweite Granate, die er nicht gefangen hatte.
In einer einzigen, hastigen Bewegung, bückte er sich und schnappte sich die Granate. Doch kaum hielt er die Granate in Händen, krachte es wieder, und eine Kugel durchbohrte seine Schulter.
Zeros schallendes Gelächter, das nun folgte, war in der ganzen Halle zu hören.
„Dir wird gleich das Lachen im Halse stecken bleiben!“, zischte Damien wieder vor sich hin, und zog den Sicherungsstift aus seiner Granate. In einem weiten Bogen warf er die Granate in Zeros Richtung, und im selben Moment krachte es schon wieder. Eine weitere Streifwunde tat sich an Damiens Bein auf, aber das war ihm völlig egal. Gebannt verfolgte er die Flugbahn seiner Granate, bevor sie letztendlich laut knallend detonierte.

„Wir haben es geschafft! Da der Ausgang!“, stellte Jax erleichtert und erschöpft fest. Seine Stirn war schon von Schweißperlen übersäht und sein Atem war schwer. Er war zwar stark, doch auf die Dauer wurde auch Frankie schwer. Sie hatten ja jetzt den Ausgang entdeckt, also war die Tragerei fast zu Ende.
Das veranlasste ihn dazu, die Zähne zusammen zu beißen und noch ein Mal alles zu geben.
Frankie hatte mittlerweile das Bewusstsein verloren und hing schlaf und leblos auf Jax Schulter. Aber auch wenn es nicht so aussah, lebte er noch. Sein Puls war schwach geworden, existierte aber noch. Doch es wurde allerhöchste Eisenbahn, dass man Frankie zu einem Straßendoktor brachte. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis auch noch sein Puls aussetzen würde.
„Ich gehe vor. Nicht, dass man uns jetzt noch, kurz bevor wir hier raus sind, in einen Hinterhalt lockt!“, meinte Mike und ging mit seiner Waffe in der Hand vor. Es wäre bitter gewesen, jetzt, wo die Flucht fast geglückt war noch in einen Hinterhalt zu geraten.
Langsam und bedächtig schlich sich Mike an den Ausgang heran. Es war eine normale Fluchttür, die in einem Brandfall oder so wie nun für die Drei lebensrettend sein konnte. Das Einzige, was sie störte, war, dass die Tür Sperrangel weit offen stand. Das war schon mehr als nur ein wenig verdächtig, aus diesem Grund ging Mike auch so vorsichtig vor. Am Türrahmen blieb Mike zuerst stehen und lauschte. Es war kein Geräusch zu hören, also wagte Mike es einen Blick nach draußen zu riskieren.
Er sah niemanden, doch irgendwie roch die Sache komisch, nein, sie stank sogar nach einer Falle. Doch Mike konnte nichts Auffälliges feststellen. Das bereitete ihm Unbehagen. Er wollte nicht in einen Hinterhalt geraten, jedoch fand er auch keine Möglichkeit ihn zu umgehen.
Langsam und mit höchster Vorsicht schlich er durch die Tür. Dabei hielt er seine Waffe immer zum Feuern bereit. Sowohl die rechte als auch die linke Seite überprüfte er blitzschnell, doch er es war niemand da. Kein einziger Soldat, was einerseits positiv war, weil sie damit ein paar Probleme weniger und etwas Munition mehr hatten, aber auch negativ, da es auch immer mehr den Anschein hatte, dass irgendwas faul war.
Die folgenden Minuten kundschaftete Mike die Gegend aus. Er versucht irgendwo Bewegungen zu sehen, doch da war nichts. Ihm war zwar nicht wohl, trotzdem winkte er Jax zu sich.
Sofort war er bei ihm und folgte ihm. Sie befanden sich auf einem kleinen Parkplatz hinter der Fabrik. Vereinzelt standen ein paar Fahrzeuge der Fabrikwächter herum. Erhellt wurde der Platz von ein paar flackernden Straßenlaternen.
„Mike, kannst du eigentlich immer noch Fahrzeuge kurzschließen?“, fragte Jax in der Hoffnung, dass er eine positive Antwort bekommen sollte.
Einige Sekunden lang herrschte Stille, aber dann kam die Antwort von Mike: „Theoretisch gesehen, ja. Praktisch kann ich es dir nicht sagen. Mit Zwanzig hab ich das letzte Mal ein Fahrzeug kurz geschlossen! Ob ich es heute noch kann ist fraglich, schließlich hat sich die Technik auch weiter entwickelt!“
Jax wies ihn mit seinem Kopf an, sein Glück an einem Cyberbike zu versuchen. Mike zog seine Gerätschaften aus seiner Tasche und machte sich sofort an dem Bike zu schaffen. Er war froh, dass er sich noch seine Werkzeuge zum Fahrzeug knacken und Kurzschließen eingesteckt hatte.
„Wenn ich es schaffe, fährst du so schnell du kannst in die Slums und suchst dort einen Straßendoktor für Frankie auf. Das ist seine letzte Chance!“, meinte Mike.
Der Motor sprang an und Jax schnappte sich Frankie. „Wir treffen uns dann am Sammelpunkt!“, meinte Jax, während er aufstieg und Mike einen letzten Blick zuwarf. Dann brauste er davon.
Mike sah noch die Rücklichter der Maschine verschwinden und hoffte, dass sie es schaffen würden. Im nächsten Moment musste er an Damien denken, der immer noch im Inneren der Fabrik um sein Leben kämpfte um ihrer aller Sicherheit zu gewährleisten. Und genau das würde nun er machen, sich in Sicherheit bringen. Sonst wären die Mühen von Damien ja vergeblich. Mike machte sich sofort an einer anderen Maschine zu schaffen, um auch ein Fahrzeug zur Flucht zu haben. Jedoch sollte dieses Mal der Motor nicht anspringen.
Ein Gegenstand traf ihn am Hinterkopf, er sank zu Boden und war ohnmächtig.
„Schöne Träume...“, meinte der Cybercron, der ihn mit seinem Gewehrkolben geschlagen hatte. Der Soldat rief über sein Funkgerät nach Verstärkung, die er brauchen würde, um Mike weg zu bringen.

Es krachte und der laute Knall war unheimlich gut in der Lagerhalle zu hören. Sowohl Damien als auch Zero starten wie gebannt auf den langsam erlöschenden Feuerball.
Die Granate war hoch über ihren beiden Köpfen explodiert.
„Das war ja wohl ein riesiger Reinfall!“, meinte Zero lachend und setzte langsam schon zum Gnadenstoß an.
„Die Granate hat ihr Ziel voll und ganz getroffen!“, antwortete Damien und hielt sich den verletzten Arm. Er beobachtete amüsiert das Schauspiel, das sich nun langsam am Ort der Explosion abspielte. Zero folgte Damiens Blick und ihm stockte der Atem, als er es auch sah, was die Granate los getreten hatte. Der Containerturm neben ihm war ins Wanken geraten und drohte nun unweigerlich umzustürzen. Und dann passierte es auch. Zuerst eine und dann die ganzen weiteren Kisten. Zum Ausweichen war es zu spät, Zero versuchte zwar noch zur Seite zu springen, doch vergebens.
Die erste Kiste traf ihn. Sie begrub oder noch besser zerquetschte Zeros Bein unter sich. Er lies eine markerschütternden Schrei los. Doch der Schrei verstummte abrupt, als sich die restlichen Kisten auf Zero niedersenkten und laut krachend auf den Boden prallten. Die Container stapelten und verkeilten sich, so dass ein doch recht großer Haufen entstand.
Das ganze Schauspiel dauerte einige Minuten. Danach herrschte eine Totenstille.