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Aenarion
13.11.2009, 00:24
Nun, nachdem ich mich hier die letzten paar Monate umgesehen habe, trau ich mich mal und stelle einen Text von mir rein.... Es ist wohl etwas Cliché-mäßig und sowieso... aber gugt, es hat nicht den Anspruch, hohe Literatur zu sein ;)
Nun, Kritik ist erwünscht, vor allem konstruktive. ;) Ich habe dazu schon die Meinung einiger Leute gehört, aber da die mich kennen, weiß ich nicht, wie aufrichtig diese war... o.Ô

Der silberne Schlüssel

Der Schlüssel hing glänzend an seinem Hals. Er hing schon lange dort, so lange, dass er sich nicht wirklich erinnerte, was er eigentlich aufsperren sollte. Nun, irgendwas musste er ja aufsperren, sonst würde er ihn kaum um seinen Hals tragen. Dass er ihn überhaupt trug, war allein seinen Reflexen zuzuschreiben. Jeden Morgen war es eine automatisierte Geste, die ihn den Schlüssel um seinen Hals legen ließ, wenn er sich anzog. Den ganzen Tag lang bemerkte er ihn eigentlich nicht, obwohl er durchaus geistesabwesend damit spielte, wenn er sich gerade etwas durchlas. Den Leuten, die täglich Umgang mit ihm hatten, fiel der silberne Schlüssel sehr wohl auf, aber da er nie darüber redete, fragte ihn auch niemand. Selbst seine Katze bemerkte den Schlüssel und spielte bisweilen damit wenn sie gerade auf seinem Schoß lag. Vielleicht hätte sie ihn ja gefragt, wozu der Schlüssel gut war, hätte sie mit ihm reden können. Doch so begnügte sie sich damit, mit dem Schlüssel zu spielen.
Da er dem Schlüssel so wenig Beachtung schenkte, war es ein Wunder, dass dieser so makellos glänzte. Wenn man die Wahrscheinlichkeit bedachte, dass der Schlüssel noch in keinen Becher gefallen war, geschweige denn, dass er irgendwo hängen geblieben war, war dessen Makellosigkeit wirklich bewundernswert. Und da er ihn nie in irgend einer Weise reinigte, war dessen Glanz mindestens genauso verwunderlich.
Trotz all dieser widrigen Umstände glänzte der Schlüssel täglich seiner Umwelt entgegen, und immer noch hatte ihn niemand danach gefragt. Das mochte daran liegen, dass er nicht sonderlich extrovertiert war. Er war eher der Typ, der mit den Leuten besprach, was zu besprechen war, und dann wieder seiner Wege ging. Vielleicht lag es auch daran, dass er auf seine Umwelt respekteinflößend wirkte. Er hatte eine strenge Art, sich zu kleiden, und, sein scharfkantiges Gesicht mit den langen, zurückgekämmten weißen Haaren, erweckte auch nicht den Eindruck eines angenehmen Gesprächspartners, sondern schuf eher eine Art Distanziertheit.
Allgemein war er als verschlossene Person bekannt, und tatsächlich war es so, als hätte sich eine harte Schicht um ihn herum gebildet, die seine Person von allem trennte, was außerhalb lag. Er durchschritt oft die langen, dunklen Gänge der Akademie, in denen seine Schritte wiederhallten, und auf seinem Weg teilte sich die Menge, wie dicht sie auch sein mochte, ohne dass er oder die Ausweichenden es bemerkten. Es kam einfach niemandem in den Sinn, ihn einfach anzureden, als wäre diese innere Schale nach außen hin sichtbar. Alle Studenten waren sich einig, dass er ein guter Lehrer war. Er kannte sich in seinem Gebiet und auch weit darüber hinaus gut aus, erklärte gut und ausgiebig, sodass jeder verstehen konnte. Nur ließ er sich nie persönlich auf etwas ein. Nie sprach er über sich, er brachte kaum seine persönliche Einstellungen in Debatten ein. Seine Schüler hatten sich daran gewohnt, und obwohl sie seine mangelnde Begeisterung manchmal bedauerten, besuchten sie doch relativ gerne seinen Unterricht. Der geheimnisvolle Schlüssel um seinen Hals vertiefte das Mysterium um ihn herum nur noch mehr.

Der Tag, an dem all dies sich änderte, war nebelig, die allgemeine Stimmung war genau so trüb wie das Wetter, und die Kälte schien sich über Nacht durch die dicken Wände der Akademie geschlichen zu haben. Trotz der hell lodernden Feuer in allen Kaminen hatten sich viele schwer getan, am Morgen aus den warmen Betten zu steigen. Als aus der Allee, deren Bäume sich schemenhaft aus dem Nebel schälten, das Gespann erschien, brauchte der Pförtner lange, bis er sich entschloss, aus seinem warmen Häuschen zu kommen. Während er die schwitzenden Pferde in den Stall brachte und der Kutscher das Gepäck entlud, führte ein frierender Dekan eine Junge Frau in dickem Pelzmantel schnellstmöglich in das Hauptgebäude und an einen Tisch bei einem Kamin. Nachdem er sie gebührend begrüßt hatte, und dafür gesorgt hatte, dass ihr Gepäck an dessen Bestimmungsort kam, riet er ihr, erst mal zur Ruhe zu kommen. Doch bestand sie darauf, gleich den Unterricht zu besuchen, da sie sowieso zu spät angekommen war. Da der Dekan sich danach sehnte, in seinem warmen Büro eine Pfeife zu rauchen und möglichst schnell weg von der kalten Eingangshalle wollte, geleitete er sie ohne viel Widerspruch bis zur dunklen Eichenholztür eines Klassenzimmers. Mit einer knappen Verbeugung verabschiedete der Dekan sich sobald, und ließ sie alleine ins Klassenzimmer eintreten, was sie unverzüglich auch tat.

Als sie eintrat, sah er auf. Auf seinem Gesicht waren wie üblich keinerlei Gefühlsregungen zu sehen. Er fragte nur nach ihren Namen, den er in einer schwungvollen Schrift in sein Buch eintrug, und wies ihr dann einen Platz zu. Wonach er mit dem Unterricht so weitermachte wie bisher. Sie setzte sich in einer mittleren Reihe auf den ihr zugewiesenen Platz und verfolgte schweigend den Unterricht. Sie sah nicht so aus, als hätte ihr die kalte Begrüßung etwas ausgemacht. Sie machte sich nur ab und zu Notizen und sah sich etwas im Klassenzimmer um.
Als er sich einmal vorbeugte, um in seinem Buch etwas anzumerken, da glitt plötzlich die Kette mit dem silbernen Schlüssel aus seinem Gewand. Keinem fiel das besonders auf, so gewohnt hatten sich alle an den geheimnisvollen Lehrer und seinen Schlüssel. Nur ihr fiel er auf, und von da an blieb ihr Blick an ihm heften. Hätten es die anderen Schüler gesehen, so hätten sie sie vielleicht informiert, oder gewarnt, aber keiner achtete besonders auf die junge Frau, da die nahenden Jahresprüfungen alle Aufmerksamkeit auf den Unterricht lenkten.
Und so zog der glänzende Schlüssel sie in seinen Bann, zog sie an als wäre er nicht nur ein gewöhnlicher silberner Schlüssel – was er eigentlich auch nicht war.

Vielleicht kam es, weil er und der Schlüssel so ein Geheimnisvolles Paar bildeten – beide gewöhnlich und doch geheimnisvoll glänzend – vielleicht war es nur Zufall, oder die neue Umgebung, oder Müdigkeit oder sonst etwas. Jedenfalls wurde damit etwas in Gang gesetzt, das unter den gegebenen Umständen nicht mehr aufzuhalten war. Als die Lektion, während der sie fast ununterbrochen auf den Schlüssel gestarrt hatte, vorbei war, ließ sie sich Zeit, ihre Sachen einzupacken. Hätte einer der anderen Studenten sie gekannt, wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass es nicht ihrer Art entsprach, sich so viel Zeit zu lassen, und möglicherweise hätte das etwas bewirkt, doch dem war nicht so, und so verließen alle das Klassenzimmer, bis auf sie.
Als er seine Eintragungen vervollständigt hatte, nahm er sein Buch unter den Arm und ging mit großen Schritten aus dem Saal. An der Tür holte sie ihn ein. War es Neugierde? War es nur ein Versuch, Kontakt mit dem geheimnisvollen, kalten Lehrer aufzunehmen? Jedenfalls fragte sie ihn, was dieser wunderschöne Schlüssel denn aufschloss.

Sein Gesicht blieb zwei oder drei Sekunden ausdruckslos, als wisse er gar nicht, wovon sie redete. Dann plötzlich fuhren seine Hände zum Schlüssel an seinem Hals und schlossen sich krampfhaft darum. Nun war Bestürzung in sein Gesicht getreten und er starrte die junge Frau ungläubig an, als hätte sie gerade alle heiligen Gesetze dieser Welt auf einmal gebrochen.
Nach einem Augenblick, in dem alles erstarrt schien, wich das freundliche Lächeln auf ihrem Gesicht purer Angst. Gleichzeitig wurde sein Gesicht von eiskalter, uralter Wut entstellt, und er stieß sie gewaltsam von sich fort, sodass sie gegen die letzten Tischreihen stürzte. Ihren Schreckensschrei ignorierend lief er sodann mit gewaltigen Schritten vom Klassenzimmer fort. Dieses Mal trennte sich die Menge ganz bewusst vor ihm, und alle drängten sich so dicht wie möglich an die wände, so als hätten sie Angst, entzweigeteilt zu werden, wenn sie sich in seinem Weg befunden hätten. Was nicht unbedingt unrichtig war. Und man würde sich noch Ewigkeiten an den Ausdruck auf seinem wutverzerrten Gesicht erinnern.
An seinem Zimmer angekommen, stieß er die Türe so gewaltsam auf, dass die gewaltigen Mauern zitterten. Seine Katze hatte sich, als hätte sie dies vorausgeahnt, schon in die hinterste Ecke verkrochen, doch er beachtete sie gar nicht. Er ging geradewegs auf eine kleine Kommode zu. Auf dem dunklen Holz lagen mehrere Bücher, ein Kerzenständer und eine silberne Schatulle. Er riss so fest am Lederband um seinen Hals, dass dieser zerriss und eine blutige Strieme hinterließ. Er steckte ihn in das Schlüsselloch der Schatulle.
Sie sprang auf, und offenbarte das Bild einer wunderschönen Frau, welches in blauen Samt eingelegt war. Unterbei, in feiner Goldschrift, stand ein Name.

Er stieß einen gewaltigen Schrei aus. Dann wich alle Wut schlagartig aus seinem Gesicht, und nur eine grenzenlose Trauer blieb zurück.

„Vaherìa“ flüsterte er.

Und er brach zusammen und weinte. Er weinte hemmungslos. Zum ersten Mal seit 500 Jahren.

Liferipper
15.11.2009, 13:24
Ganz nett. Aber seit ich das drittletzte Wort im zweiten Beitrag gelesen habe, ist mein Interesse am Rest der Geschichte gleich null...

Aenarion
15.11.2009, 20:50
Ähm....? Verwirrt? Was ist da jetzt los??^^

Liferipper
16.11.2009, 21:05
Moment mal, der zweite Beitrag ist ja gar nicht von derselben Person, wie der erste... Nachdem die Geschichte da nahtlos weiterging, habe ich da gar nicht drauf geachtet. :eek:

Aenarion
18.11.2009, 13:51
Eben...
Ehrlich gesagt kann ich da keine Kritik herauslesen^^. Es ist zwar ein netter Text geworden, der an meine Geschichte anknüpft, aber das hatte ich eigentlich nicht erwartet...;)
Aber wie gesagt, netter Text... ein alternatives Ende oder so...

Ty Ni
22.11.2009, 17:38
@Dolmial: Die Luft ausging?
Find ich so gar nicht...
Das Ende klingt doch sehr schön nach.
Ich finde auch nicht, das man noch etwas daran hängen sollte. Hat mir persönlich ein bisschen die SChlussstimmung verdorben. Ich will damit nicht sagen, dass dein Text grottig war. Es war einfach nur etwas komplett anderes.

@Aenarion: Hm. Gefällt mir. :)
Schachtelsätze sind übrigens üerhaupt nicht meins, aber du schaffst es, sie so athmosphärisch und flüssig in den Text einzubinden, dass sich mich nicht weiter gestört haben. Und ich mag es, wie du beschreibst.
Imo hättest du nur den Absatz in dem die junge Frau ankommt etwas kürzen können.

Aenarion
22.11.2009, 19:20
Hmmm... jetzt wo du es sagst... Ich habe es wieder durchgelesen, und es stimmt... Die stelle ist recht lang für ihre Wichtigkeit in der Handlung... Ich denke mal, ich wollte mehr Atmosphäre rüberbringen oder so, oder das Ende herauszögern... :D
Komisch, dass mir das nie aufgefallen ist. Andererseits finde ich es recht schwer, das zu kürzen... Ich kann die Stelle nicht ganz streichen, und die Situation sollte doch gut herauskommen...
Mal schauen, was sich machen lässt ;)... Die Stelle ist wirklich etwas zu lang und Clichéhaft...^^