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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : All die Farben



Mordechaj
26.09.2009, 10:16
Jemand sieht Farben, die gar nicht da sind, und liebt eine verschwommene Erinnerung an Ideale, die er angestrengt mit Fetzen der Gegenwart zu restaurieren sucht. Jemand ist ein Philosoph ohne Realitätssinn und versickert nach und nach mit einem dahinfließenden Was-einmal-gewesen-ist, an das er sich klammert, in einer schleichenden Krankheit, in der sich Erinnerung und Denken, Raum und Zeit auflösen, bis sie schließlich nur noch die Pole seines Ichs in leerem Raum zurücklässt. Die pathologische Symmetrie einer Welt ohne Gesellschaft und die Hilflosigkeit, mit der er ihr gegenübersteht, schließlich die Isolation stoßen Jemand voran in eine Richtung, in die niemand gehen sollte.

Mit seinem klaren Denken verschwinden auch die Eckpfeiler seiner Identität, ein längst verronnenes Bild von Weiblichkeit und seine Gefühlswelt, die sich eines Morgens selbst an die Wand malt. Jemandes physische und psychische Deprivation führen ihn in eine surreale Welt, in der kein Wert mehr Bestand hat.

All die Farben können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Jemandes Leben verblasst. Sie erzählen von der sichersten Liebe, von den essentiellsten Ängsten und davon, wie tief das Netz im Drahtseilakt zu Existieren hängt.



Das Projekt verschiebt sich von nun an ins Geheime, ich werde hier also nichts weiter dazu veröffentlichen. Das hat den Grund, dass ich für den unwahrscheinlichen Fall, dass es irgendwann einmal das Stadium erreicht, in dem ich mir Gedanken über mögliche Verlage machen kann, nicht erst warten möchte, bis Google und sämtliche andere Suchmaschinen ihre Datenbank so weit aktualisiert haben, dass ehemalige Textinhalte, wie hier veröffentlicht, nicht mehr auffindbar sind.

Desweiteren komme ich nun in einen Prozess des Schreibens, der sehr viel von der Konzipierung und Strukturierung des Projektes beinhaltet, das bedeutet, dass die Episodentexte grundlegend neu bearbeitet werden. Veraltete Textversionen sollen nicht mehr kursieren.


Ich bedanke für jegliche Hilfestellung und Motivation, für Feedback und Kritik, das hat mich alles sehr weiter gebracht.

La Cipolla
29.09.2009, 20:33
Zwischenfrage: Wird das den Fragmentstatus irgendwas verlassen? Denn wenn ich es jetzt lese, werde ich dann wahrscheinlich keine Lust haben, es nochmal zu lesen, was jammerschade wäre.

Und wieso verrätst du schon soviel davor? :D

Mordechaj
29.09.2009, 21:46
Zwischenfrage: Wird das den Fragmentstatus irgendwas verlassen? Denn wenn ich es jetzt lese, werde ich dann wahrscheinlich keine Lust haben, es nochmal zu lesen, was jammerschade wäre.
Wie gesagt, es handelt sich um Episodentexte, sprich diese kleinen Abschnitte/Textfetzen sind eigentlich schon die eigentliche Arbeit (naja, bis halt auf die mondsüchtigen Gerechten, Conny Perris und das lyrische Erinnerungskauderwelsch, das sind noch komplette Baustellen), vermutlich - nein, sogar ganz bestimmt - werde ich sie in der Überarbeitungsphase und beim Zusammenposamentieren noch verändern, ergänzen und aufeinander abstimmen, damit sich dieser Effekt von "Oh. Ich habe nichts kapiert..." dann wenigstens auf ein annehmbares Maß von Nichtkapieren relativiert.

Im Grunde kann man das Ganze auch als Fragment bezeichnen, das ist gar nicht so verkehrt, nur dass es eben gewolltermaßen nicht endgültig geschlossen wird. Das heißt allerdings: Die Texte folgen einer relativ simplen Anordnung und werden im Prozess des Zusammenposamentierens auch in eine gewisse Art von logischer Abfolge gepresst (Jemand durchläuft 3 Stadien, die ich stilistisch voneinander abzugrenzen suche - wenn du es lesen wirst, fällt dir sicher am offensichstlichsten auf, dass einige Texte im Präteritum stehen).
Gewollt ist schlussendlich der Effekt, dass die Texte in sich thematisch geschlossen sind, sie aber untereinander immer noch aneinander anknüpfen können. Das ist eine sehr dankbare Technik, die ich mir von Leslie Kaplan abgeschaut habe und die mir persönlich, der ich bisher nur kurze Texte zustande gebracht habe, hilft, ein längeres Projekt ohne großes Blutundwasserschwitzen auf die Bühne zu bringen. Im Endeffekt kann man sich das alles wie eine Fernsehserie vorstellen (nicht gerade die Simpsons, die sterben alle Jahre an Halloween; eher wie Grey's Anatomy, als man es sich noch anschauen konnte, ohne sich aller paar Szenen über das grottige Drehbuch zu übergeben [also so die ersten 3,5 Staffeln]).


Und wieso verrätst du schon soviel davor? :D
Weil ich hier in etwa die Menge an Informationen geben wollte, die man durch einen Klappentext, eine Internetrezension und eine Leseprobe über ein gutes Buch erhält. Ich habe in den letzten Monaten die Erfahrung gemacht, dass das reicht, um sich in Leslie Kaplan und Hermann Hesse zu verlieben - unfleißige Leser wie ich brauchen immer einen kleinen Schubs, bis die Blutlecken und Lunte riechen. Und, naja, vielleicht liebt mich ja auch mal irgendwer. (Mir wird es morgen so leid tun, dass ich das eben geschrieben habe...)

Also sind das also gar keine sooo großen Einblicke, und da die Hälfte davon sowieso eine sehr abgefahrene Form von Hermetik enthält, die vermutetermaßen auch der Grund ist, warum mir das Literaturinstitut abgesagt hat, sollte der geneigte Leser sowieso genug Anregung haben, das Projekt doof und undurchsichtig zu finden. Im Übrigen habe ich auf meinem Schreibblog um einiges detailliertere Einblicke in die Arbeit gegeben und selbst da den Kern des Ganzen gekonnt umschifft. :)

Somnambulle
12.01.2010, 17:45
1.Ich habe dein Machwerk in Gänze gelesen.

2.Ich möchte in keinen Deutungswahn verfallen.

3.Dein Text ist natürlich über alle Maße eloquent und intelligent geschrieben.
Dir gelingen immer wieder sehr schöne poetische Momente.Du konstruierst sehr schöne Sätze.

4.Du bist zu sehr in deine Sätze verliebt.

5.Es fehlt Handlung, Aktion.

6.Die Metaphysik und Psychologie des Textes ist für mich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar.

7.Die Thematik halte ich zuallerst für sehr abstrakt, dann für schwierig darstellbar.

8.Ich nehme an, du schreibst das wie eine Art Tagebuch. Entsprechend beobachtenden Charakter haben die "Episoden". Wie wäre es mit einem größeren Rahmen eines zuverlässigen Erzählers, darin eingebettet deine "Episoden"- vielleicht auch als Tagebuchnotizen?
Sonst bleibt der Text nicht nur fragmentarisch, sondern auch als Gesamtkunstwerk (Kunst im Sinne von Künstlich) so "episodenhaft", dass er für mich im Zusammenhang wenig Sinn ergibt.

9.Du könntest einzelne Fragmente herauslösen und sie zu Geschichten erweitern.

10. Da du ein Gespür für Situationen und Momente hast: Hast du dir einmal überlegt, einzelne "Episoden" in Gedichten darzustellen?

11. Ich mache genau die selben Fehler.

12. Hast du diesen Text an ein Literaturinstitut geschickt?
An welches? DLL, Hildesheim? HK Bern?

13."Zusammenposamentieren"- noch nie gehört!? Hilf mir.

Mordechaj
13.01.2010, 10:38
Erst einmal vielen vielen Dank, dass du dich durchgekämpft und dir Gedanken drüber gemacht hast. Ich bin wirklich auf jedes Feedback angewiesen, diese Selbstzufriedenheit mit dem Projekt ist mir nämlich unheimlich.


4.Du bist zu sehr in deine Sätze verliebt.
Ich glaube, ich verstehe in etwa, was du damit meinst, in das "zu sehr" kann ich aber letztendlich wenig hineindeuten. Ist diese Verliebtheit zu offensichtlich und wirkt das irgendwie hämisch oder arrogant?


5.Es fehlt Handlung, Aktion.
Nunja, wie gesagt soll es die auch nur bis zu einem gewissen Grad haben. Die einzelnen erzählerischen Stränge sind gerade dabei, sich in meinem Kopf aufzubauen - die Sache mit dem Mond und dem Gemälde sind ja schon mehr als einmal vorgekommen, die will ich auch noch weiter auswirken. Es geht auch zu sehr um Jemandes inneren Zustand, als dass er sich viel Aktion erlauben könnte, er ist dafür viel zu sehr mit sich selbst mit mit an sich selbst Zerbrechen beschäftigt. Handlungen sollen sich nur sehr langsam und mit der Zeit entwickeln, weil sie zwar unverzichtbar sind, aber auch zu viel gefährliche Aussagekraft haben, sprich wenn sie zu schnell vorankommen, hat man die Gelegenheit, über mein Problemkind hinwegzuschauen und ihn von außen statt von innen zu betrachten.
Ich werde hier aber auf alle Fälle au profit der Lesbarkeit auch noch ein bisschen Spannungsbogen via Handlungsschilderung mit hineinbringen, denn zur Zeit schwebt das Ganze ja auf irgendeinem Niveau, welches schwerlich vorankommt. (im Moment bin ich für solche Eingriffe aber zu sehr mit Jemandes Traumsymbolik beschäftigt, das kommt später hoffentlich noch zustande)


6.Die Metaphysik und Psychologie des Textes ist für mich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar.

7.Die Thematik halte ich zuallerst für sehr abstrakt, dann für schwierig darstellbar.
Ich habe die recht optimistische Hoffnung, dass ich diesen gewissen Grad noch weiter in Richtung Gänze verlagern kann und die Abstraktion sich irgendwann in wohlgefallene Nähe zum Charakter verliert. Das ist aber tatsächlich eine große Anforderung, dementsprechend gebe ich mich hier auch schon mit Erfolgen zufrieden, die zumindest an das Ziel heranreichen.


8.Ich nehme an, du schreibst das wie eine Art Tagebuch. Entsprechend beobachtenden Charakter haben die "Episoden". Wie wäre es mit einem größeren Rahmen eines zuverlässigen Erzählers, darin eingebettet deine "Episoden"- vielleicht auch als Tagebuchnotizen?
Sonst bleibt der Text nicht nur fragmentarisch, sondern auch als Gesamtkunstwerk (Kunst im Sinne von Künstlich) so "episodenhaft", dass er für mich im Zusammenhang wenig Sinn ergibt.
Ich bin im Moment noch völlig in dem Stadium, in dem sich Inhalte und Schwerpunkte zu entwickeln versuchen. Das bedeutet zu aller erst, dass ich hier und da ein paar Details anzeichne, um die herum sich irgendwann das Gesamtbild zu entstehen geruhen sollte. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist (respektive wenn ich denke, genug thematische Vielfalt hineingeklatscht zu haben), erhalten die einzelnen Episoden eine bestimmte Anordnung, denn das bisherige Chaos führt zu Miss- bis Unverständlichkeit und ist auch komplett unvollständig. Letzteren Umstand merze ich danach noch mit "Fillern" aus, also kleinen Episoden, die eine Verbindung zwischen den einzelnen Thematiken und den größeren Episoden herstellen.

Tatsächliche Tagebuchepisoden würden dem Bild von Jemand Abbruch tun und wären für mein Gefühl dem, was ich vor habe zu schaffen, eher abträglich. Außerdem bin ich kein Fan von Brief- und Tagebuchromanen, deswegen schließt sich das für mich komplett aus. ^.^

Für die Entwicklung der Arbeit stelle ich mir einen drei- bis fünfstufigen Aufbau vor: (1) In einer Vergangenheitsschilderung reflektiert Jemand sein Dasein, er ist noch einigermaßen klar im Kopf, weiß bis zu einem gewissen Grad noch zu werten und damit umzugehen. (2) Nach und nach zerbricht er aber an Geschehenem und Geschehendem und fällt immer weiter in eine Surrealität, in der er sich immer weiter verliert und nicht mehr wiederfindet (3). (4) Am Rande seiner eigenen Welt angekommen passiert in ihm so etwas wie die komplette "Umwertung seines Daseins" (mit diesem Teil bin ich mir noch nicht sonderlich sicher, irgendwas Großes geht da jedenfalls vonstatten, ob es nun tragisch oder happyendisch ist, ich weiß es noch nicht), welche ihn gänzlich entmenschlicht und über etwas hinauswachsen lässt (hier fehlt mir eben noch der philosophische Hintergrund, für das Problem mit dem Fragmentstadium ist das aber schon gar nicht mehr wichtig). Von seinem Zustand völlig gelöst tritt Jemand (5) von der Ich-Erzählung in die Du-Erzählung über, das vorher entwickelte (oder zu entwickeln missglückte) Zwiegespräch mit dem Leser wird real umgesetzt.

...kurz gesagt: Ich habe nicht vor, es beim derzeitigen Chaos zu belassen. =3


9.Du könntest einzelne Fragmente herauslösen und sie zu Geschichten erweitern.
Das ist eine wundervolle Idee, deren Umsetzung ich ganz am Anfang der Arbeit auch schonmal hatte, die ich dann aber irgendwann aus den Augen verloren hatte. Faktisch werde ich das aber wohl umsetzen, sogar umsetzen müssen, sobald diese Phase des Inpus abgeschlossen ist und ich bereit bin, die einzelnen Themenschwerpunkte auszubauen.


10. Da du ein Gespür für Situationen und Momente hast: Hast du dir einmal überlegt, einzelne "Episoden" in Gedichten darzustellen?
Die Idee gab es wirklich, allerdings bin ich in meinem lyrischen Schaffen ein wenig demotiviert. Mir sind feste Formen und Klanghaftigkeit derzeitig auch zu sperrig, um darin umsetzen zu können, was ich letztendlich aussagen will. Vielleicht aber lehne ich mich für die dritte Phase von Jemandes Entwicklung an die lyrischen Auswürfe von Leslie Kaplan an, die völlig ohne Form so wunderschön verwirren und ins Abseits stellen, dass das genau richtig für dieses psychische Stadium sein könnten. Das muss aber mit der Zeit kommen, vielleicht entwickelt sich Jemand auch ganz anders, als mir das am Anfang im Sinn stand.
Zumindest markieren All die Farben vorerst meine Resignation vor den Schwierigkeiten, die einem die Lyrik aufbürdet, in der semipoetischen Prosa fühle ich mich derzeit sehr wohl.

Wobei die Idee bei weitem alles andere als schlecht ist, sie scheitert nur - vorerst - an meiner Schreibfähigkeit.


11. Ich mache genau die selben Fehler.
Das ist tröstlich, wobei ich dir nicht ganz abnehme, dass du genauso deppert bist wie ich. ^.^


12. Hast du diesen Text an ein Literaturinstitut geschickt?
An welches? DLL, Hildesheim? HK Bern?
Ich werde mich mit All die Farben für das WS/10 am DLL bewerben, allerdings nur halb motiviert, die haben mir schonmal eine Absage geschickt und letztendlich ist mir die Ausbildung dort mittlerweile auch nicht mehr so sympathisch da sehr einseitig. Mit einem Normalostudium in Deutscher Literatur und Sprache bin ich da sicher flexibler und kann das auch mit Französisch koppeln, ohne ein Parallelstudium anzufangen. Und mir ist Hamburg als Standort mittlerweile auch lieber. ^_^


13."Zusammenposamentieren"- noch nie gehört!? Hilf mir.
Das Posamentiergewerbe war ursprünglich mal die Kunst, Dinge aus Metallstreben zusammenzulegen und zu verflechten. Heute benutzt man den Begriff - Zumindest bei uns! Ich hab das früher ständig irgendwo gehört - dafür, wenn man etwas aus vielen Einzelteilen zusammensetzt oder wieder zusammenbaut oder zusammensucht oder anhäuft.


Ich danke dir nochmals herzlich für deine Resonanz, auch wenn das selten so klingt, dieser eine Beitrag bringt mich schon unheimlich weiter, weil die Einschätzung der Wirkung der eigenen Texte sich natürlich nur schwer anstellen lässt. Außerdem gewinnt man durch so qualifizierte Vorschläge und Anregungen immer ein sehr gutes Bild davon, welche Möglichkeiten man hat und wie geschlossen man über die eigene Arbeit reflektiert hat, ob es noch Lücken gibt, die man schließen muss. Danke also für diesen netten und sehr hilfreichen Beitrag, für Lob (das in meinen Ohren natürlich erstmal am lautesten schallt =) ) und vor allem auch Kritik.

Somnambulle
13.01.2010, 23:02
4.Du bist zu sehr in deine Sätze verliebt.[...]
Ich glaube, ich verstehe in etwa, was du damit meinst, in das "zu sehr" kann ich aber letztendlich wenig hineindeuten. Ist diese Verliebtheit zu offensichtlich und wirkt das irgendwie hämisch oder arrogant?
-"zu sehr", weil man nach meiner Auffassung als Schreibender seinen Sätzen in erster Instanz uneingeschränkte Liebe entgegenbringen muss. "Geliebt" sind die Sätze dann bereit hinterfragt zu werden: Ist das wirklich der richtige Ton, das richtige Bild, das ich mit diesem Satz treffe oder steht er nur als "verschwommenes", "poetisches", bestaunbares weil unklares Kunstwerk da -was ich im Übrigen für deinen Text insgesamt als Gefahr sehe, dass hinter dem schönen Schein der einzelnen Sätze sich die Gedanken verlieren und kein Gefüge sich finden wird

zur Handlung/Aktion:
da ich selbst durchgeistigte Texte fabriziere in denen ich immer wieder damit kämpfe, die eigentliche Handlung aufrechtzuerhalten, scheint es für mich hier wie vor Augen geführt, was passiert, wenn kein Handlungsbogen erkennbar ist. Unterschätze die Wirkung nicht und auch nicht den Spaß, denn man als Autor dabei haben kann, wenn man einfach mal Action! schreit.

Kennst du Knut Hamsuns Hunger? Wenn nicht, lies ihn. Hier hast du die Geschichte von einem, der durch Hunger in den Wahnsinn getrieben wird. Wie Hamsun das aus dem Text heraus entwickelt, die einzelnen Stadien (du könntest dein 5- stufiges Modell- das ich im übrigen gut finde aber bisher noch nicht erkennbar ist) wohl beobachtet durchläuft (das für den Leser im nachvollziehbar macht), mit welcher Physis er seinen Text gliedert, ich glaube da könntest du einmal genauer hinschauen. 2009 in einer guten neuen Übersetzung von Siegfried Weibel und mit einem erhellenden Nachwort von Daniel Kehlmann im Claassen Verlag erschienen.


Mir sind feste Formen und Klanghaftigkeit derzeitig auch zu sperrig, um darin umsetzen zu können, was ich letztendlich aussagen will
-wer spricht den heute noch von "festen Formen" oder "Klanghaftigkeit"? Viel mehr hast du, weil du Poetisches stehen lassen darfst, dir allein die Bildersprache genügt und du nur den einen Moment ohne kontextuelle Bezüge schildern kannst, alle Freiheiten.
Eine Übung die ich im Übrigen immer wieder mache: Prosatexte in Lyrik zu "verdichten", um sich bewusst um die Essenz des Textes zu machen.

Bin am WS 2009 am DLL gescheitert. Werde mich dieses Jahr wieder bewerben, dazu in Hildesheim und Bern. Du hast recht, die Ausbildung ist natürlich einseitig. Man muss sich nur einmal die Veröffentlichungen der Absolventen ansehen. Trotzdem möchte ich es zumindest versucht haben. Allein wegen dem Luxus sich in einem Studium mit Zeit seinem eigenen Schreiben widmen zu können. Und natürlich wäre eine Annahme eine Maßnahme gegen all die Zweifel...

Mit einem Normalostudium in Deutscher Literatur und Sprache bin ich da sicher flexibler und kann das auch mit Französisch koppeln, ohne ein Parallelstudium anzufangen
-flexibler wofür? Hat Hamburg einen guten Ruf für Germanistik? Bisher habe ich immer nur von den guten Unis im Süden, besonders Südwesten (Tübingen, Konstanz, Freiburg) gehört.

Mordechaj
14.01.2010, 01:12
"Geliebt" sind die Sätze dann bereit hinterfragt zu werden: Ist das wirklich der richtige Ton, das richtige Bild, das ich mit diesem Satz treffe oder steht er nur als "verschwommenes", "poetisches", bestaunbares weil unklares Kunstwerk da -was ich im Übrigen für deinen Text insgesamt als Gefahr sehe, dass hinter dem schönen Schein der einzelnen Sätze sich die Gedanken verlieren und kein Gefüge sich finden wird
Diese Gefahr sehe ich selbst auch immer wieder. Allerdings steht die Arbeit eben wie behauptet noch in einem sehr frühen Stadium, ich bin noch nicht einmal gänzlich zu dem Punkt gekommen, an dem ich sagen kann: Das ist schlussendlich meine Autorenintention. Das hier ist lediglich ein Einblick in meinen Arbeitsprozess, Überarbeitung finden die meisten Episoden sowieso noch (gerade die, die noch etwas kitschig und plakativ wirken). Auch wird wohl die letztendliche Form noch in der Lage sein, viel Klarheit zu schaffen, weil sich erst dann der Wortschatz formt, den der Leser mit Jemand denn hoffentlich zu teilen in der Lage sein wird.
Im Moment ist aber eben Output angesagt, und zwar so viel wie möglich, denn noch habe ich nicht ausreichend Distanz zur derzeitigen Quantität an Text gewonnen, um ihn qualitativ ausreichend aufzuwerten.

Das eben immer im Hinterkopf: Es ist das früheste Stadium der Arbeit. Ansonsten hast du natürlich vollkommen recht und der Hinweis darauf bestärkt mich auch in meinem Wunsch, alles richtig und klar zu bekommen, zumindest so weit das in meiner Macht steht.


-wer spricht den heute noch von "festen Formen" oder "Klanghaftigkeit"? Viel mehr hast du, weil du Poetisches stehen lassen darfst, dir allein die Bildersprache genügt und du nur den einen Moment ohne kontextuelle Bezüge schildern kannst, alle Freiheiten.[QUOTE]
Nunja, Lyrik sollte meiner Meinung nach schon immer irgendwelche Formmerkmale aufweisen, weil es sonst nur in Verse gehauene Prosa ist. Es kann auch sein, nein, es ist sogar äußerst wahrscheinlich, dass das an meiner eigenen Begrenztheit liegt; ich habe jedenfalls bisher nur auf einem bestimmten Niveau ordentliche Lyrik zustande gebracht und dieses Niveau reicht mir nicht mehr. Klanghaftigkeit gehört meiner Meinung nach zu Lyrik immer dazu.

[QUOTE]Bin am WS 2009 am DLL gescheitert.
Dito. Ich finde das aber auch nicht schlimm, die haben ihre Anforderungen, ich hab meine Fähigkeiten und Ziele. Das muss sich nicht immer decken, wenn es das doch tut: Auch gut. Ich bin jedenfalls nicht mehr so erpischt darauf, Schreiben muss man nicht unbedingt studiert haben.


-flexibler wofür? Hat Hamburg einen guten Ruf für Germanistik? Bisher habe ich immer nur von den guten Unis im Süden, besonders Südwesten (Tübingen, Konstanz, Freiburg) gehört.
Flexibler in meiner Berufsausübung. Mit Literarischem Schreiben kann ich allenfalls Kurse an der VHS geben, lektorieren oder für meinen Lebensunterhalt schreiben (ich stelle das gerade sehr einseitig und schlecht dar, ich weiß ;) - ich beziehe mich hier aber vor allem auf das, was für mich und meine Ambitionen und Fähigkeiten überhaupt infrage käme). Bis auf das Lektorat sagt mir das nicht besonders zu und lektorieren kann man auch ohne Studium am DLL bzw. auch mit Studium in Hamburg. Außerdem gefällt mir Leipzig nicht halb so sehr wie Hamburg, obwohl ich es für eine wundervolle Stadt halte.
Im Grunde hat Hamburg wenig guten Ruf, das zeigen schon die Bewerberzahlen. Gut aber für mich, ich muss mich keinem Auswahlverfahren beugen, weil letztgenannte die freien Studienplätze unterschreiten und es gibt nicht diesen Clash of Titans, wo jeder Freigeist beweisen muss, dass er der beste zerlaufene Schokobon unter der Mittagsonne ist. Dabei sind die Bildungsinhalte aber trotzdem vielseitig und decken sich beinahe gänzlich mit meinen Interesseschwerpunkten, die Liste an Berufsfeldern ist für das, was ich mir erwarte, um einiges länger als in Leipzig.


Ansonsten: Nochmals einen riesigen Dank für die neuerlichen Anregungen, ich werde mich da nochmal ordentlich mit auseinandersetzen.