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Karl
03.08.2009, 18:22
Kapitel 1: Das geheimste Vampirwissen
Das Wasser in einer riesigen Suppenschüssel bildet ein Meer. Mitten auf dem Meer, auf dem es verglichen mit dem Durchschnitt keine Insel gibt, liegt eine Insel. Die weiße Stadt liegt in der Mitte dieser Insel. Wie die anderen vier Städte, die gelbe, die grüne, die rote und die schwarze Stadt hatte sie keinen besonderen eigenen Namen. Die Städte waren im Kreuz angeordnet mit der weißen Stadt in ihrer Mitte, denn sie war die größte unter ihnen. Ihre Architektur bestand hauptsächlich aus hohen weißen Wohnhäusern, grauen Gildenhäusern und Schneehasen. Die Fellfarbe der Hasen, die heilige Tiere darstellten, gab der Stadt ihren Namen. Die Hasen waren so heilig, dass sie ungestört auf den gesamten Straßen der weißen Stadt herum hoppeln durften. Es war ein wichtiges Gesetz alle Hasen zu schonen. Der Tod eines Hasen wurde mit Wattebällchigung bestraft. Eine grausame Strafe bei der die betreffende Person solange mit Wattebällchen beworfen wurde, bis sie blutete. Man sagte die Hasen seien die Wiedergeburten aller gestorbenen Gildenoberhäupter.

Am Ende eines magischen Tages in einer stürmischen Nacht wurde in der weißen Stadt ein Junge als siebter Sohn eines siebten Sohnes eines gestorbenen heiligen Gildenoberhauptes geboren. Aber dies nur nebenbei, um den geht es schließlich nicht. Viel wichtiger ist seine Amme die genau sechs Monate später selbst einen gesunden Sohn gebar. An einem Tag wie er unmagischer nicht sein konnte und einer Sonne wie sie fröhlicher nicht scheinen konnte. Trotz mangelnder Beweise glaubte der Vater des Vaters daran, dass dieser Junge etwas besonderes war und sein Leben dem Schicksal zu widmen hatte. Und wenn das Schicksal ihn nicht wollte, würde der Großvater eben selbst dafür sorgen dass es ihn bekam.

Der siebenfache Glockenschlag kündigte den Morgen noch vor der Sonne an. Allerorten quälten sich müde und noch müdere Menschen unter ihren Decken oder Zeitungspergamenten hervor um zu ihren Gilden zu gelangen. Einzig Kinder unter vierzehn und noch unemanzipierte Männer hatten das großzügige Anrecht sich noch einmal um zudrehen und ihre Träume etwas weiter zu stricken. Nun ja, dann war da noch ein junger Mann namens Loco der es mit achtzehn erlebten Wintern Lebenszeit zu nichts weiter als einem guten aber nutzlosen Schulabschluss gebracht hat. Um eine gute Arbeit zu bekommen, musste man einer Gilde gehörig sein. Es gab für alles Gilden in der weißen Stadt; die Schmiedegilde, die Holzfällergilde, die Soldatengilde, die Invalidengile und so weiter. Sogar die Klempner besaßen ihre eigene Gilde. Es war nicht so, dass Loco nicht gescheit genug war um die fast schon lächerlich wirkenden Aufnahmeprüfungen zu bestehen, vielmehr schien das Schicksal mit ihm zu hadern. Bei jeder Prüfung der er sich unterzog, geschah irgendein Unglück. Die Stifte brachen ihm ab, die Schnürsenkel öffneten sich, ein Stück Decke krachte zufällig auf ihn, die Prüfer hatten die schlechteste Laune die Prüfer haben können oder Kühe flogen durch die Fenster und ramponierten das Prüfungszimmer. Die einzigen Gilden die von ihm bisher verschont wurden, waren die Jäger- und die, mögen ihn die Götter davor bewahren, Politikergilde. Die Jäger besaßen den besten Ruf in der weißen Stadt, weswegen Loco sie bisher gemieden hatte. Doch ihm blieb keine Wahl mehr, ohne Gilde konnte er sich gleich vom weißen Turm stürzen. Als die Glocke acht Schläge aufeinander folgen ließ, kroch auch Loco aus dem warmen Bett und machte sich bereit. An besonderen Tagen wie diesen, an denen ein junges Mädchen oder ein junger Mann einer Gilde beitreten möchte, war es Tradition sich vorher gründlich zu waschen. Die strikte Einhaltung dieser ungeschriebenen Regel führte dazu, dass Loco die sauberste Person in der ganzen weißen Stadt war. Während er fröhlich sein halbes Brötchen auf dem Tisch krümelte, blätterte Loco in den Blättern die ihm die Alte von der Gildenvermittlung zusammen mit einer praktischen Gartenschere für den 1200ten Besuch überreicht hatte.
Drachenjägergilde? Lieber nicht. Keifende Feuer speiende Monster wollte er nicht bekämpfen1.
Vielleicht die Wolfsjägergilde? Klang nicht schlecht. Anforderungen: Mindestens fünf Jahre Erfahrung im Ringkampf mit wilden Wölfen. Verdammt! Zur Tradition der sonst zu ungefährlichen Wolfsjägergilde gehörte ja auch, dass man unbewaffnet auf die Jagd geht.
Schürzenjägergilde! Das klang durchaus interessant, man war aber leider nicht versichert. Was da alles geschehen konnte!
Jägerjägergilde? Das wäre eine durchaus interessante Sache für Loco wenn nicht sein Onkel ein Jäger wäre. Und gegen den verlor er immer im Armdrücken. Vielleicht später...
Vampirjägergilde. Vampirjägergilde! Das war es! Vampire hatten derart viele Schwächen, dass es ein leichtes war sie zur Strecke zu bringen und waren derart verdorben und böse, dass es eine wahre Freude war ihre Gedärme rauszureißen – meinte zumindest Locos Großvater immer.
Loco legte die überschüssigen Zettel beiseite und schüttete sich das Glas warmer haltbarer Vollmilch herunter. Was auch geschah, wie oft er auch nicht aufgenommen wurde, er fand immer die Kraft weiter zu machen. Die Leute wunderten sich oft, warum er nicht resignierte. Doch das schien er von seiner Mutter geerbt zu haben. Sie war Amme und wie fest die Kinder auch steckten, sie bekam sie immer heraus.
Im fast verschneiten Gildenhaus der Vampirjäger traf er am Empfang zunächst Niemanden. Doch Loco hatte gelernt, wo er zu suchen hatte, wenn ihm sein Ruf mal wieder voraus eilte. Schnell hatte er den Empfangschef im gepanzerten Schrank eines Fallen gespickten Geheimgangs hinter einen Büchermechanismus ausfindig gemacht. Dieser versuchte mit allen Kräften den unseligsten aller Bewerbe so schnell wie möglich wieder los zu werden.
„Wir haben geschlossen“ sagte der Mann rasch und versuchte sich tiefer in den Schrank zu quetschen.
„Haben Sie nicht. Auf dem Schild mit den Öffnungszeiten steht deutlich: 'Heute bis zur Abenddämmerung'“
„Verflucht!“ er stockte. „Äh, verflucht, ein Fehler auf dem Schild, meine ich natürlich.“
„So, und warum stand die Vordertür dann offen?“
„Oh was? Oh ja, die Tür! Ich vergaß sie zu schließen.“
„Ach, wie Unachtsam. Was machen Sie hier?“
„Ich putze den Schrank. Ist wirklich staubig hier!“ gekonnt wischte der Empfangschef mit dem Ärmel seiner teuer aussehenden Kleidung an der wirklich staubigen Wand herum. „Ich gehöre zur Putzkolonne.“
„Ach! Aber ich kann sie immer durch das Schaufenster sehen. Sie stehen meistens am Empfang.“
Dem Mann im Schrank gingen die Ausreden zu Neige. Langsam verstand Loco auch, was sein Gegenüber vorhatte.
„Versuche Sie etwa mich zu veralbern?“
„Aber nein! Nicht doch!“
„Ich warne Sie, ich habe ein Recht auf eine Aufnahmeprüfung!“
„Schon, aber...“
„Nichts aber. Sonst verbringe ich den heutigen Tag damit mit der Anwaltsgilde zu sprechen.“
Der Vampirjäger hob abwehrend die Hände.
„Nein bloss nicht! Sie können die Prüfung ablegen...“
Grundsätzlich fiel Loco schon bei dem schriftlichen ersten Prüfungsteil durch, doch diesmal schien ihn nichts behindern zu wollen. Stifte und Körper blieben unversehrt und die Decke machte keine Anstalten plötzlich einzustürzen. Seine Triumph konnte Loco an den erstaunten Gesichtern an den eingeeisten Fenstern ablesen. Eigentlich wollten sie ja sehen was ihm dieses mal Schreckliches geschieht. Die Leute vor dem Fenster hielten den Atem an als er den Stift in die Hand nahm und zum Schreiben ansetzte. Er schrieb seinen Namen. Erstauntes ausatmen. Langsam, die Spannung genießend las er die Fragen durch. Sie waren einfacher Art, wie zum Beispiel Frage 23 „Erkläre die Funktionsweise des Schneidewerkzeugs der Vampire!“ oder Frage 187 „Wie viel Knollen Knoblauch braucht man um einen Sarg mit den einem Volumen von 3 m³ komplett auszuräuchern?“ ganz zu Schweigen von Frage 573 „Wächst Moos an Bäumen zu Vampiren hin oder von ihnen weg?“ Loco war es gewöhnt sich gut auf alle Prüfungen vor zu bereiten. Er hätte jede Gilde ordentlich vertreten können, wäre er durch die Prüfung gefallen. Genüsslich sah er zu, wie die Prüfer alles nach Fehlern durchsuchten und nichts fanden. Vergeblich wartete die Menge darauf, dass das Papier Feuer fing oder sich in seine Pigmente auflöste.
Auch die praktische Prüfung, ein Kampf gegen einen niederen Vampir den die Gilde für solche Zwecke eingefangen hatte, schloss Loco mühelos ab. Eigentlich hatte er nichts weiter getan, als die blasse Gestalt mit Hilfe seiner Kenntnisse der Gesundheitsamtgilde über die Vorzüge des Sonnenlichts und dass daraus folgende Vitamin D aufzuklären. Als der Vampir schon überlegte, ob er das Sonnenlicht doch mal ausprobieren sollte oder nicht, gab Loco ihm einfach einen kräftigen Schubs in den blassen Lichtstreifen des Fensters. Das überraschte Schweigen der Leute löste sich auf wie der Vampir vor ihren Augen. Loco war nicht länger gildenlos! Die Reportergilde machte sich sofort an die Arbeit Extraausgaben zu diesem Thema anzufertigen. Die halbe weiße Stadt strömte zur Vampirjägergilde und schüttelte dem ehemaligen Gildenlosen die Hand bis sie taub wurde. Dann nutzten die Leute diesen glückseligen Moment als Grund eine große Feier zu schmeißen.
Loco schlenderte an diesem Abend betrunken und glücklich mit einem Ausweis, einer Urkunde und einer Hand voll leckerer Bonbons nach Hause.

Am nächsten Tag stand Loco das erste mal mit dem siebten Schlag der Glocke auf. Nur schlecht, dass es der siebte Schlag der achten Stunde war. Das störte allerdings kaum jemanden, denn die meisten Jäger kamen sowieso später. Nur leider wurde Loco ein Lehrmeister zugeteilt und dieser war einer der wenigen die sich an die festen Zeiten hielten. Bedauerlicherweise erwartete er dies auch von seinen Schülern. Locos Tag begann also mit zwei Stunden fegen. Danach stellte sich sein Lehrmeister erst einmal vor.
„Also, Junge. Mein Name lautet Teo Bandin, du nennst mich Herr Bandin und hätte ich Freunde würden sie mich Teo rufen. Du machst was ich sage und nichts anderes. Klar?“
„Klar“ meinte Loco. So schlimm würde er doch nicht werden. Die meisten Leute erschienen zu Beginn grauenhaft. Irgendwann würde sich herausstellen, dass sein Lehrmeister eine total nette Person mit ziemlich starken Wissen und Kampftechniken war. Nach zwei weiteren Stunden putzen wankte seine Meinung und nach vier weiteren kippte sie. Vielleicht war er doch in die Putzmännergilde gerutscht, Loco sah sich die Urkunde nochmal genauer an. Aber nein, auf ihr stand eindeutig in schwarzen Großbuchstaben „VAMPIRJÄGERGILDE“. Aber Loco dachte sich was dabei, vielleicht hatte das Training ja einen übergeordneten Sinn der ihm jetzt noch verborgen war. So wie es immer in den Theaterstücken vom Heiligen Wald vor kam. Die Tage wurden länger und die Landschaft wechselte von weiß zu grün. Und immer noch tat Loco nichts außer langwieriges Putzen, er hätte nie gedacht, dass das Gildenhaus und Bandins Spektrum an kreativ ausgesuchten Putzorten dermaßen groß sein würden. Nur bei der gemeinschaftlichen Mittagsspeisung sah Loco andere Gildenmitglieder außer dem Empfangschef der ihn jeden morgen freundlich begrüßte und Bandin der ihm Putzmaterial in die Hand drückte. Die meisten Vampirjäger waren in feine schwarze Adelskleider gehüllt und trugen offen vampirtötende Bewaffnung. Darunter zählten Armbrüste, Knoblauch, Pflöcke, silberne Degen, Äxte, Streichhölzer und mauerbrechende Waffen für alte Burgen. Die Ränge der Gildenmitglieder ließen sich an der Anzahl der weißen Kreuze auf ihren Ärmeln ablesen. Jedes von ihnen stand für einen bezwungenen Vampir oder eine große Tat. Baldin besaß fünf Kreuze an jedem Arm und selbst der Empfangschef hatte ein einsames Kreuz auf dem rechten Ärmel. Loco trug nicht einmal die Kleidung der Gilde.
Doch beim Essen erwies sich sein Lehrmeister, wenn man das überhaupt so nennen durfte, doch als sehr nützlich. Baldin besaß die Attraktivität einer zertretenden Küchenschabe und roch ähnlich. Als erstes hatte Loco das für einen starken Nachtteil gehalten, doch nicht nur die Hals-Nasen-Oberschenkel-Ärzte freuten sich über regelmäßige Besuche, das immer zu gut besuchte Buffet bot sich dem neuen Vampirjäger an, ohne dass er blutige Auseinandersetzungen fürchten musste. Mit Baldin verhielt es sich wie mit Molekülen, wo er war konnte niemand anderes sein. Das bezog sich allerdings auch auf Raum um ihn herum. Um ziemlich viel Raum. Nur die härtesten Gildenmitglieder hielten es näher als vier Meter bei ihm aus. An Loco dagegen biss sich die Molekültheorie ihre Zähne aus. Niemand außer dem Gott Bacuda1 vermochte zu sagen, ob es an Locos ständigen Umgang mit allen Gilden der weißen Stadt, dem jährlichen Fußreinigungsritual seiner Familie oder schlicht an seinem Schnupfen lag. Ansonsten bemerkte er immer wieder Mitleid. Ein jüngerer Vampirjäger kam einmal trotz Baldins Nähe auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter, ein alter Veteran verbeugte sich vor ihm und zog seinen Hut. Erst nach und nach erfuhr er, dass es sich nicht um Mitleid wegen Baldin oder einer Bitte de selben vom Buffet zu entfernen handelte, sondern um die ernüchternden Putzerfahrungen die jeder gemacht hatte, bis er an den nächsten Neuen abtreten durfte.

Erst nach sechs Monaten Perfektion seiner Putzfertigkeiten wurde Loco von einem Jungen namens Jimon erlöst. Jimon hatte die Prüfung zum Vampirjäger mit fünfzehn Jahren abgeschlossen und durfte nun die unzähligen Zimmer sauber halten. Loco dagegen erhielt nun seine eigentliche Ausbildung und den offiziellen Rang eines Vampirjägers. Nicht zu vergessen waren die modischen Adelskleider. Baldin entpuppte sich doch als passabler Lehrer der einem mehr als die Geheimnisse der geheimen Besentechniken einführen konnte. Was ihn aber nicht weniger unfreundlich und stinkend machte. Aufgrund seiner standardmäßigen Vorbereitung zur Gildenaufnahme kannte Loco die meisten Dinge sowieso schon, aber er hatte nicht vor Baldins Lehrprogramm zu stören, zum einen weil er sein Wissen auffrischen und nichts neues verpassen wollte und natürlich auch weil er sonst die schmerzhafte Schrubtechnik des störrischen Fettflecks abbekommen würde. Baldin öffnete ein Buch und las meisterhaft daraus vor.
„Vampire sind keine Lebewesen, sondern lediglich tote Menschen die nicht tot bleiben wollten“ las Baldin den ersten Absatz. „Mittels dummer Magie und der Hilfe von Schroeda, Gott der behämmerten Einfälle sorgten einige dumme Magier vor ungefähr 500 Jahren dafür, dass sie nicht sterben konnten. Allerdings mussten sie dafür einen hohen Preis bezahlen.“ Er atmete dramatisch ein. „Sie wurden zu untoten Blutsaugern2! Und wären sie nicht vorher böse gewesen, so wären sie es jetzt geworden. Schroeda hat in seine Kreation ein Enzym eingebaut welches das Hämoglobin durch puren Hass ersetzte. Deswegen hassen Vampire immer irgendetwas und haben schwarzes Blut.“
Ja das schwarze Blut. Wissenschaftler haben bewiesen, dass die Körper der Vampire nur leere Hüllen darstellen und die eigentlichen Vampire nur das schwarze Blut sind. Deshalb muss man das schwarze Blut vernichten um Vampire zu vernichten. Wie nett dass Baldin diesen wichtigen Fakt nicht vorlas, dachte Loco.
„Vampire sind in Klassen eingeteilt. Nicht wie bei uns Menschen in Herrscherklasse und die anderen, sondern nach einem unglaublich dummen System. Da wird jeder nach seiner eigenen Stärke bewertet. Ganz unten, klassifiziert als Klasse C, stehen die sogenannten Ghouls und die Renfields. Sie entstehen wenn ein Lebewesen, vorzüglich ein Mensch2, das schwarze Blut trinkt. Ist der betreffende Mensch noch Jungfrau dann wird er ein Renfield. Alle anderen werden Ghouls. Der kleine aber feine Unterschied besteht in der Masse des Gehirns. Renfilds behalten diese, während Ghouls keine mehr haben.“
Loco schnaufte, aber schwieg. Das stimmte nicht ganz. Ghouls hatten sehr wohl ein Gehirn, wie Dawinschi bewies in dem er einem dem Kopf auf schnitt. Sie setzten es bloss nicht ein. Gewissermaßen waren es Renfields die keine Lust hatten zu denken. Aber das waren neuere Erkenntnisse die wohl nicht in dem Buch aus dem Baldin vorlas verzeichnet waren und erst Recht nicht in seinem Kopf.
„Die nächste Klasse ist B.“ fuhr Baldin fort. „Darunter zählen unechte Vampire und Vampire der 4ten Generation. Unechte Vampire sind Vampire mit verwässerten Blut. Sie wurden von einem Vampir der 4ten Generation oder tiefer angehörte gebissen. Anmerkung: Wenn ein Vampir der 1ten Generation einen Menschen beißt, dann wird dieser ein Vampir der 2ten Generation und so weiter. Zur Klasse A gehören die 2te und die 3te Generation und der Rest also zur S-Klasse.“ Baldin klappte das Buch zu. Loco seufzte erneut. Das Buch hatte vergessen zu erwähnen, dass die Generationen Namen besaßen. Ein berühmter Vampirjäger der Bastion Schachmatt hieß, benannte sie einst nach seinem Lieblingsspiel. Die Mitglieder der ersten Generation waren Könige und Königinnen, die zweite sind Türme, die dritte Läufer, die vierte Springer und alle anderen Bauern. Das Konzept war so erfolgreich, dass es die Blutsauger in ihre Hierarchie aufnahmen. Verfeindete Vampirclans lösten Konflikte mit Schachspielen. Das war weder unblutiger noch löste es mehr Probleme als die Vampierkriege, aber es hatte einfach mehr Stil.
„Ich hoffe du hast das verstanden.“ Baldin hatte den ätzenden Hast-du-nicht-aber-ich-habe-Verständnis-dafür-Blick aufgesetzt. Loco hasste ihn und den Blick auch.

Die nächsten Monate verbrachte Loco mit dem Studium des Vampirjagens. Er lernte mehr über die Historie der Vampirjägergilde, Tötungspraktiken und gesunder Ernährung. Es war unglaublich wichtig, dass Vampirjäger fit und gesund waren, unglaubliche Qualen in Form von Diäten und Trennkost wurden ihnen aufgelegt. Als Mitglied der Gilde musste man nicht nur wissen wie man Spuren von Vampiren verfolgt, wie man sie umbringt und an Informationen kommt, an oberster Stelle stand die Kalorientabelle. Loco lernte und übte sich außerdem im realen Kampf mit Gildenmitgliedern. Alles in allem war es eine langweilige Zeit. Loco wollte endlich mal einer echten Jagd bei wohnen. Eines Tages war es dann so weit. Ein Junge mit einer zu einem Trichter gerollten Zeitung stellte sich bei Mittag auf einen Tisch. Er rief: „Loco und Baldin bitte beim Anführer melden. Ich wiederhole: Loco und Baldin zum Anführer! Looooooooco und Baaaaandin...“
„Wir müssen zum Anführer.“ stellte Bandin fest. Ein normaler Mensch hätte ihn jetzt geschlagen, aber Loco kam inzwischen mit der Beschränktheit seines Lehrers klar. Auf dem Weg zum Raum des Anführers wurde Loco klar, dass er ihn noch nie gesehen hatte. Gespannt trat er hinter Baldin in den schlichten Raum des Anführers ein. Wie es sich für wichtige Leute gehörte, saß der Anführer in einem drehbaren Sessel dessen Rückseite zu den eintretenden zeigte. Aber die Einrichtung war etwas ungewöhnlich. An den Wänden klebten Poster von Models und Musikern, Schminksachen stapelten sich an den Seiten und einige Puppen saßen um einen kleinen Tisch mit Tee herum. Langsam drehte sich der Stuhl und Loco musste sich die Augen reiben.
„Du stinkst wie immer fürchterlich, Herr Baldin.“ bemerkte eine pipsige Stimme.
„Jawohl, Anführerin Julchen.“ sagte Baldin unterwürfig und kniete sich respektvoll hin. Loco sah ihn kurz an und tat es ihm gleich.
Das kleine Mädchen auf dem Sessel klatschte und nickte. „Steht auf.“
Ihre blonden Haare waren zu zwei Zöpfen gebunden und ihre großen eisblauen Augen schienen zu schimmern. Das kleine runde Gesicht war dagegen unheimlicherweise zu einem herzlichen Lächeln verzogen.
„Du bist Loco.“ stellte die Anführerin der Vampirgilde fest. „Wolln wir Freunde sein?“ Sie strecke ihm eines ihrer Ärmchen hin. Loco erkannte dass ihr Ärmel voller Kreuze war. Er hielt es für unklug sich zu widersetzten und schüttelte sie. Das Mädchen strahlte.
„Hurra! Noch ein Freund!“ kreischte es vergnügt. Sie zog aus einer Schublade ein Buch hervor und reichte es Loco mit ernstem Blick. Er sah es an. FREUNDEBUCH FÜR TOLLE MÄDCHEN stand auf dem rosa Einband mit mehr Herzen als es jemand mit etwas Geschmack zu lassen würde. Loco öffnete das Buch und trug sich ein. Dann gab er es zurück.
„Danke!“ Das Mädchen quiekte vor Freude und las sich Locos Eintrag durch. Der sah Baldin fragend an. Baldin ignorierte den Blick und begutachtete die Teeveranstaltung der Puppen. Warum nur hatte Loco das unangenehme Gefühl, dass Baldin mit einer dieser Puppen tauschen wollte?
Das Mädchen krabbelte auf den Tisch und stupste Loco sanft in den Rücken.
„Hier bin ich!“ rief sie vorwurfsvoll.
„Äh... ja, Anführerin.“
„Nachdem wir jetzt Freunde sind, nenn mich bitte Julchen, Locolein. Selbst der Stinker da nennt mich so.“
Loco wusste nicht ob er die Anführerin Ernst nehmen sollte oder nicht. Ob sie nur eine alte Frau im jungen Körper war? Keiner war wohl so geistesabwesend ein normales kleines Mädchen zur Anführerin zu ernennen. Er sah Baldin an, der in einem der Mädchenmagazine blätterte. Nun gut, fast keiner, korrigierte sich Loco.
„Julchen?“ Das Mädchen legte den Kopf schief und fragte lächelnd: „Ja?“
„Was seid ihr?“
„Ein achtjähriges Mädchen.“
„Mehr nicht?“ Die Anführerin lächelte.
„Doch. Ein wenig mehr.“ antwortete sie mit einem Ton der dieses Thema für beendet erklärte. Baldin füllte die Teetassen der Puppen mit Spucke als er sich räusperte.
„Ja, Stinker?“
„Warum hast du uns eigentlich gerufen, Julchen?“
„Ach stimmt. Hatte ich ganz vergessen!“ Verlegend lächelte das Mädchen und strich verlegen sich über den Hinterkopf.
„Es geht um Locos Debüt.“ Aus einer Schublade zog sie ein kleines Schächtelchen hervor und legte es auf ihre Knie. Die Anführerin holte drei detailgetreue Puppen heraus. Loco schrie auf. Baldin und Julchen sahen ihn an.
„Was?“
„Das sind ja Baldin und ich! Und so ein Typ in Adelskleidung!“
„Ja. Die sind toll!“ meinte das kleine Mädchen lächelnd und quetschte Baldins Puppenkopf dass es quietschte.
„Warum habt ihr solche Puppen?“
„Ich habe Puppen von jedem!“ Sie holte eine Figur des Empfangschefs hervor und wackelte mit ihr. Loco kratzte sich am Kopf. Sollte er sich noch wundern? Nein, nein, es hatte keinen Sinn mehr sich zu wundern, beschloss er. Baldin legte den Kopf schief.
„Warum ist meine Puppe beschädigt?“
„Ich werf sie immer gegen die Wand wenn ich wütend werde.“
„Warum denn ich?“ Baldin machte ein äußerst dummes Gesicht.
Loco konnte sein Lachen nicht mehr halten. Er prustete in seinen Arm.
„Was ist?“ blaffte er.
„Nichts, ent-haha-schuldigung, Meister Baldin. Haha!“
„Warte nur Junge...!“
Die junge Anführerin der Gilde schickte den beiden einen intensiven Blick der sie zu Ruhe brachte. Es war nicht ungewöhnlich dass ein kleines Mädchen große Leute herum kommandierte, aber dass sie lähmende Blicke schicken konnte war unheimlich. Wenn es ein Junge wäre, dachte Loco, könnte das ein Omen sein.
„Deine erste Mission wirst du mit Bandin in der gelben Stadt erledigen. Es geht um einen Vampir namens Aurelius.“ Die dritte Puppe wurde auf den Tisch gestellt.
Synchron zuckten Bandin und Loco zusammen. Es war nicht nur, dass sie zusammen auf Mission gehen mussten, vielmehr sagte der Name beiden etwas. Und es hatte nicht im Geringsten etwas mit schönen Dingen zu tun.

Aurelius. Aurelius Knigger, einer der bekannteren Blutsauger. Er war der A-Klasse zugeteilt und „nur“ als Läufer klassifiziert, aber er schaffte es seine fehlende übernatürliche Stärke mit einer menschlichen auszugleichen. Sein Spitzname war der mieseste Vampir. So sagten die Legenden. Aber die Legenden sagten auch, dass zwei Kinder eine Hexe im Alleingang besiegen konnte. So ein Blödsinn, erst ab 15 wird man reif genug alle möglichen Wesen besiegen zu können.
Loco und Baldin schlenderten gemütlich durch den grünen Wald. Loco war noch nie in einem Wald gewesen, aber er beeindruckte ihn nicht. Er hatte eine Menge Waldbilder gesehen die viel schöner aussahen. Vielleicht lag es auch daran, dass es gerade der Herbst dominierte und die Blätter wie Schneeflocken von den Zweigen schwebten. Aber selbst davon gab es bessere Gemälde.
Grüner Schleim kroch vor ihnen hin und her.
„Was ist das?“ fragte Loco verwirrt.
„Das ist ein grüner Schleim.“ erklärte Baldin. „Diese Dinger sind da, um von Helden getötet zu werden, ich habe gehört dass sie nach Waldmeister schmecken sollen.“
„Warum sollte jemand lebenden Schleim töten wollen?“
„Das ist eine sehr gute Frage. Wenn du genau hin siehst, kannst du in dem Schleim Geld und Gegenstände erkennen.“
„Wie sind die da rein gekommen?“
„Was weiß ich? Frag die Zoologengilde. Genau so gut kann man sich fragen warum irgendwelche Truhen im Wald stehen.“ Ein Klicken ertönte als Baldin eine hinter einem Busch öffnete. Er fischte zwei Heiltränke heraus und steckte sie in seinen Rucksack. Unbehelligt liefen die zwei durch den Wald hin durch, vorbei an allerlei Getier. Baldin beruhigte Loco in dem ihm erklärte dass diese Monster nur aggresiv auf Helden reagierten. Es war eben ein Kreislauf der nur zwischen den Helden und den Monstern stattfand. Angeblich waren die morphogenetischen Felder daran Schuld. Als sie an einem Rudel Wölfe vorbei liefen, dass ihnen freundlich mit ihren Pfoten winkte, fiel Loco wieder ein was er vergessen hatte.
„Meister Baldin?“
„Was?“
„Warum ist ein achtjähriges Mädchen unsere Anführerin?“
„Warum nicht?“ Baldin sah ihn an, als hätte er nach dem Sinn von Atmen gefragt.
„Weil man in so jungem Alter doch keine Anführerqualifikation haben kann.“
„Unser Julchen hat das schon.“
„Was ist ihr Geheimnis?“
„Nun, sie konnte sich im Machtkampf um den Rang des Anführers einfach durchsetzen. Außerdem hat sie einen starken Beschützer.“
„Wirklich? War er vorhin anwesend?“
„Ja. Er versteckt sich immer in den Schatten.“
„Ein Assasinne?“
„Nein es ist was anderes, nichts menschliches denke ich, aber Julchen hält das Geheim.“ Er dehnte sich repräsentativ und gähnte gekünstelt. „Nun es hat keinen Sinn darüber zu grübeln. Wir kennen die Wahrheit sowieso nicht.“
Loco blickte Baldin intensiv an. Er war sich sicher, dass sein Meister mehr wusste als er zu gab. Das war typisch für Meister, aber es störte ihn trotzdem. So gut es ging versuchte er nicht darüber nach zu denken. Alles würde zu seiner Zeit enthüllt werden.

Das Ende des Waldes war nach einem knappen Tag bereits erreicht und kündigte sich mit einem tunnelartigen Weg mit einem matten Licht am Ende an. Baldin und Loco verließen den Schatten der Bäume und richteten ihre Blicke auf die riesigen Mauern der gelben Stadt.

Ja, schon wieder so ein Trottel der denkt, dass er schreiben kann. Und noch schlimmer: ein Trottel der glaubt, dass er einen Roman zu Ende bringen kann. Aber naja, Pupertät. Mit 16 glaubt man noch, dass man alles mit einer Handbwegung schaffen kann.
Ich kann euch versichern, dass ich durchaus vorhabe dies zu Ende zu führen. Nach meinen Kalkulationen sind auch schon 21% des Romans fertig geschrieben und etwa 75% fertig ausgearbeitet. Meine durschnittliche Schreibquantität am Tag liegt etwa bei 1250 Wörten. Und ja ich langweile Leute gerne mit Zahlen.

Nun, jedenfalls würde ich mir wünschen, dass jemand sich dieses erstes Kapitel durchliest und mich auf Fehler aller Art hinweißt. Kritiken an Logik, Humor und dergleichen sind sehr erwünscht. Steinigt mich bitte. Danke.

Ianus
03.08.2009, 20:07
Du bist nicht sehr lustig. Ich glaube, das wird sich als Hindernis erweisen.

Ranmaru
03.08.2009, 20:40
Oh, ein Leidensgenosse. ^^

Also erstmal eines vorweg: ich find's gut, daß Du versuchst, einen Roman zu schreiben. Das hat damit gar nichts zu tun, ob Du glaubst schreiben zu können oder nicht, sondern vor allem mit Ausdauer. Viele Romane, die ich kenne, sind schlecht. Und die sind auch gedruckt worden.

Vor allem muß Dir klar sein, daß man einen Roman nicht runterschreibt. Man schreibt das ganze Buch sicher dreimal. Einmal als Konzept, dann einmal richtig und dann merkt man, daß es scheiße war, und schreibt noch mal. Und dann vielleicht noch mal. Einen Roman schreiben hat also vor allem was mit Ausdauer zu tun. Von daher: bleib dran!

1250 Wörter am Tag ist auch ein guter Satz. Wichtig ist, daß Du schreibst. Auch wenn es mal nur ein Satz ist. Es gibt Tage, da schreibe ich zehn Seiten und andere, da schreibe ich nur einen Satz, weil ich den immer wieder umbaue.

Also gut … jetzt mal zu Deinem Text als solchen. Ich mache mir mal die Mühe und nehme ihn auseinander mit allen Fehlern, die ich finde.

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Das Wasser in einer riesigen Suppenschüssel bildet ein Meer. Mitten auf dem Meer, auf dem es verglichen mit dem Durchschnitt keine Insel gibt, liegt eine Insel. Die weiße Stadt liegt in der Mitte dieser Insel.
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Warum schreibst du die Passagen im Präsens? Einen Roman in der Gegenwart zu schreiben geht, aber dann solltest Du das auch konsequent überall machen. Du wechselst danach aber ins Imperfekt (was ja auch üblicher ist). Also "bildete", "gab" und zweimal "lag".

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und die schwarze Stadt hatte sie keinen besonderen eigenen Namen.
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Da fehlt ein Komma hinter "Stadt".

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Die Städte waren im Kreuz angeordnet mit der weißen Stadt in ihrer Mitte, denn sie war die größte unter ihnen.
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Zu viel Wiederholung, das liest sich total unflüssig. Bei "in ihrer Mitte" ist das "in ihrer" überflüssig und den Satz kannst Du prima nach "die größte" beenden.

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Ihre Architektur bestand hauptsächlich aus hohen weißen Wohnhäusern, grauen Gildenhäusern und Schneehasen. Die Fellfarbe der Hasen, die heilige Tiere darstellten, gab der Stadt ihren Namen.
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Du sagst, die Stadt hat keinen besonderen Namen. Jetzt sagst Du, Hasen geben der Stadt ihren Namen … das ist nicht konsequent. Ich weiß, was Du sagen willst, aber das wirkt einfach seltsam. Das solltest Du anders formulieren. Und wenn's für die Geschichte nicht wichtig ist, kannst Du's eh weglassen.
Nebenbei: seit wann sind Haden Architektur? :D

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Die Hasen waren so heilig, dass sie ungestört auf den gesamten Straßen der weißen Stadt herum hoppeln durften. Es war ein wichtiges Gesetz alle Hasen zu schonen. Der Tod eines Hasen wurde mit Wattebällchigung bestraft. Eine grausame Strafe bei der die betreffende Person solange mit Wattebällchen beworfen wurde, bis sie blutete. Man sagte die Hasen seien die Wiedergeburten aller gestorbenen Gildenoberhäupter.
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Okay, nach der Passage hatte ich eigentlich schon keine Lust mehr, überhaupt weiter zu lesen. Die ersten Sätze kommen relativ ordentlich geschrieben daher und dann haust Du dem Leser solche Sachen wie "Wattebällchigung" an den Kopf. Ich fühle mich ein wenig verschaukelt, wenn ich das lese. Wenn der Roman Satire oder so sein soll, dann würde ich einen ganz anderen Einstieg wählen.
Orthographisch: nach "Gesetz" ein Komma, nach "Strafe" ein Komma, in dem Fall heißt es "sagt" und nicht "sagte" und da fehlt auch ein Komma.

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Aber dies nur nebenbei, um den geht es schließlich nicht.
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Nein. Mach das weg. Du mußt Dir eine Frage stellen: was für ein Erzähler erzählt hier eigentlich? Wenn es ein allwissender (auktorialer) Erzähler ist, dann gehen solche Kommentare *gar nicht*. Denn den Leser direkt anzusprechen ist ein stilistisches no-go, zumindest für mich. Wenn es ein personaler Erzähler ist, dann kannst du das machen, allerdings liest sich der ganze Text nicht wie von einem personalen Erzähler erzählt.

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Viel wichtiger ist seine Amme die genau sechs Monate später selbst einen gesunden Sohn gebar.
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Da fehlt ein Komma nach "Amme". Und "selber" ist schöner als "selbst".

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An einem Tag wie er unmagischer nicht sein konnte und einer Sonne wie sie fröhlicher nicht scheinen konnte.
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Ein Komma nach "Tag" und eines nach "Sonne". Generell würde ich den Satz mit einem Semikolon oder einem Komma an den letzten kleben. Er ist zu wenig wirklich Satz. Außerdem fehlt nach dem "und" noch eine Konjunktion für die Sonne. Was da momentan steht ist "An einer Sonne, wie sie fröhlicher nicht scheinen konnte" und das macht keinen Sinn. Also mach ein "unter" oder so nach dem "und".

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Trotz mangelnder Beweise glaubte der Vater des Vaters daran, dass dieser Junge etwas besonderes war und sein Leben dem Schicksal zu widmen hatte. Und wenn das Schicksal ihn nicht wollte, würde der Großvater eben selbst dafür sorgen dass es ihn bekam.
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Wenn Du schon solche abgedrehten Konstrukte wie "der Vater des Vaters" verwendest, dann denke ich als Leser, daß es dafür einen Grund gibt. Direkt darauf schreibst du dann aber doch "Großvater" und ich frage mich: warum?

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unter ihren Decken oder Zeitungspergamenten hervor um zu ihren Gilden zu gelangen.
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Komma vor "um".

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hatten das großzügige Anrecht sich noch einmal um zudrehen und ihre Träume etwas weiter zu stricken.
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"Umzudrehen" ist ein Wort und ein Komma nach "Anrecht" fehlt.

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Nun ja, dann war da noch ein junger Mann namens Loco der es mit achtzehn erlebten Wintern Lebenszeit zu nichts weiter als einem guten aber nutzlosen Schulabschluss gebracht hat.
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Das "Nun ja" mach weg, das ist *viel* zu umgangssprachlich für Deinen Stil. Ein Komma nach "Loco" und "hatte" am Ende.

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Es gab für alles Gilden in der weißen Stadt; die Schmiedegilde, die Holzfällergilde, die Soldatengilde, die Invalidengile und so weiter
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Das Semikolon durch einen Doppelpunkt ersetzen.

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Bei jeder Prüfung der er sich unterzog, geschah irgendein Unglück.
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Bitte, BITTE guck Dir mal die Kommaregeln für *Relativsätze* an. Diesen Fehler machst Du andauernd. Da fehlt eines nach "Prüfung".

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die Prüfer hatten die schlechteste Laune die Prüfer haben können oder Kühe flogen durch die Fenster und ramponierten das Prüfungszimmer.
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Es heißt "die Prüfer haben konnten", und vor und nach dem Relativsatz muß ein Komma. Das mit den Kühen ist schon wieder dieser absolut unpassende Humor …

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Die einzigen Gilden die von ihm bisher verschont wurden, waren die Jäger- und die, mögen ihn die Götter davor bewahren, Politikergilde.
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Komma nach "Gilden".

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An besonderen Tagen wie diesen, an denen ein junges Mädchen oder ein junger Mann einer Gilde beitreten möchte, war es Tradition sich vorher gründlich zu waschen.
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"wollten" statt "möchte" und ein Komma nach "Tradition". Die Kommaregeln zu Appositionen solltest Du Dir auch noch mal ansehen.

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Während er fröhlich sein halbes Brötchen auf dem Tisch krümelte, blätterte Loco in den Blättern die ihm die Alte von der Gildenvermittlung zusammen mit einer praktischen Gartenschere für den 1200ten Besuch überreicht hatte.
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Ich denke, Du meinst "auf den Tisch". Oder saß Loco wirklich drauf? Und die Zahl solltest Du entweder ausschreiben oder das "ten" durch einen einfachen Punkt ersetzen.

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Drachenjägergilde? Lieber nicht. Keifende Feuer speiende Monster wollte er nicht bekämpfen1.
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Komma und Rechtschreibung: Keifende, feuerspeiende Monster wollte er nicht bekämpfen. Und ein Tippfehler am Ende. ;)

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Jägerjägergilde? Das wäre eine durchaus interessante Sache für Loco wenn nicht sein Onkel ein Jäger wäre. Und gegen den verlor er immer im Armdrücken. Vielleicht später...
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Okay, ich kommentiere den Inhalt nicht. Du weißt ja inzwischen, was ich von dieser Art 'Humor' halte. Generell ist es stilistisch unschön, einen Satz mit "und" zu beginnen. Verbinde die beiden einfach durch ein Komma. Und vor einer Ellipse macht man ein Leerzeichen, wenn nicht mitten im Wort abgebrochen wird.

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Vampire hatten derart viele Schwächen, dass es ein leichtes war sie zur Strecke zu bringen und waren derart verdorben und böse, dass es eine wahre Freude war ihre Gedärme rauszureißen – meinte zumindest Locos Großvater immer.
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Kommata nach "ein leichtes war" und "eine wahre Freunde war". Für die Orthographie nimmst Du besser einen echten Gedankenstrich (—) als einen einfachen Bindestrich. Wenn Du den nicht tippen kannst, mach einfach zwei Stück (--), das korrigiert Dir der Setzer beim Verlag dann hinterher korrekt.

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Loco legte die überschüssigen Zettel beiseite und schüttete sich das Glas warmer haltbarer Vollmilch herunter.
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Schüttete sich herunter? Nee.

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Was auch geschah, wie oft er auch nicht aufgenommen wurde, er fand immer die Kraft weiter zu machen.
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Komma nach "Kraft".

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Im fast verschneiten Gildenhaus der Vampirjäger traf er am Empfang zunächst Niemanden.
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"niemanden" schreibt man klein.

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wenn ihm sein Ruf mal wieder voraus eilte.
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"vorauseilte"

Kurze Exkursion über direkte Rede, weil ich das jetzt nicht jedes mal korrigieren will: wenn ein Satz davor steht, schließt man die Rede mit Doppelpunkt, Komma oder ohne Zeichen an, je nachdem, wie der Satz fortgeführt wird.
Wenn ein Satz danach steht, dann schließt man ihn durch ein Komma an, wenn der Satz in den Anführungszeichen einen Punkt am Ende hätte. Den Punkt lässt man dann weg. Alle anderen Satzzeichen bleiben stehen und der Satz schließt ohne Komma an.

Beispiele:
Tom sagte: "Hallo."
Tom lachte verlegen, "Hallo."
Tom lachte und sagte "Hallo."
"Hallo", sagte Tom.
"Hallo?" rief Tom fragend.
"Hallo!" rief Tom.
"H-hallo—" stammelte Tom.

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und die Decke machte keine Anstalten plötzlich einzustürzen.
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Komma nach "Anstalten".

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Seine Triumph konnte Loco an den erstaunten Gesichtern an den eingeeisten Fenstern ablesen.
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"Seinen" und was soll "eingeeist" bitte sein? Du meinst sicher "vereist".

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Eigentlich wollten sie ja sehen was ihm dieses mal Schreckliches geschieht.
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Komma nach "sehen", "diesmal" (liest sich flüssiger als die Variante mit zwei Wörtern), "schreckliches" klein und "geschah".

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Erstauntes ausatmen.
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"Ausatmen" groß.

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Sie waren einfacher Art, wie zum Beispiel Frage 23 „Erkläre die Funktionsweise des Schneidewerkzeugs der Vampire!“ oder Frage 187 „Wie viel Knollen Knoblauch braucht man um einen Sarg mit den einem Volumen von 3 m³ komplett auszuräuchern?“ ganz zu Schweigen von Frage 573 „Wächst Moos an Bäumen zu Vampiren hin oder von ihnen weg?“ Loco war es gewöhnt sich gut auf alle Prüfungen vor zu bereiten.
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Uff. Also erstmal kommt nach den ganzen Beispielen für die Fragen ein Doppelpunkt (also hinter "Frage 23" usw.). "Wieviel" ist ein Wort, aber in dem Fall heißt es eh "wie viele", weil Knollen von Knoblauch zählbar sind. 'Wieviel' gibt es nur für unzählbares. Ein Komma nach "braucht man", dann heißt es nur "einen Sarg mit einem Volumen" und die "drei Kubikmeter" schreibst Du besser aus. Generell *alle Zahlen* bis einschließlich zwölf ausschreiben, alles andere ist falsch. Für guten Lesefluß kannst Du auch einfach alle Zahlen ausschreiben, das mache ich auch. Und Einheiten wie Kubikmeter auch *immer* als Wort, nie als Einheit schreiben. Nach dem Ende der zweiten Frage, also vor dem "ganz zu schweigen" (wo "schweigen" kleingeschrieben wird) fehlt noch ein Komma. Und vor dem "Loco" machst Du besser einen Absatz, weil der letzte Satz da aufhört.

Okay, ich höre jetzt mal auf, alles zu korrigieren, denn ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr. Meine generelle Einschätzung ist, daß Du vor allem mal mehr auf Deine Rechtschreibung und vor allem Kommasetzung achten solltest, denn solche Fehler stören den Lesefluß ungemein. Dann wäre es noch gut, wenn Du versuchst, Dir ein paar 'Regeln' für das Schreiben von Romanen anzugucken. Dazu gehört zum Beispiel, Zahlen auszuschreiben und nicht mit den Zeiten zu springen … das merkst Du irgendwann, wenn Du genug andere Romane gelesen hast. Dann bildest Du Dir auch einen eigenen Stil, und das ist wichtig.
Ein eigener Stil ist es nämlich, das Deinem Text fehlt. Generell fehlt ihm überhaupt jeder Stil. Du schreibst passagenweise sehr 'korrekt' und so wie in einem historischen Roman. Deine Wortwahl, der Satzbau und das alles deuten darauf hin, daß ich als Leser Deinen Text ernstzunehmen habe. Das ist in Ordnung, das ist sogar gut. Aber dann kommst Du zwischendrin mit solchen Stilblüten wie 'Wattebällchigung' (ja, darüber komme ich immer noch nicht hinweg, sorry) daher. Das ist, als würdest Du dem Leser ins Gesicht schlagen. Selbst dann, wenn Dein Roman lustig sein soll, dann solltest Du so was vermeiden. Humor schreiben ist schwierig, es ist vermutlich schwieriger als jedes andere Genre und gerade dort mußt Du akribisch drauf achten, keine Stilblüten oder so zu verwenden, denn dann schwankt Dein Humor sehr schnell von lustig zu lächerlich und das ist es maßgeblich, was Dir passiert.

Der Text ist nicht schön, er beweist keinen Geschmack und ich hätte ihn als Buch vermutlich schon nach dem ersten Absatz wieder weggelegt.

Ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel. Versteh diesen Post bitte nicht als persönlichen Angriff sondern versuch vielleicht, mehr für den Leser zu schreiben. Das ist sowieso die größte Herausforderung für jeden Autor. Viel Erfolg noch beim Schreiben und nicht aufgeben. Man wird mit jedem Text besser.

Ianus
03.08.2009, 21:01
Nein. Mach das weg. Du mußt Dir eine Frage stellen: was für ein Erzähler erzählt hier eigentlich? Wenn es ein allwissender (auktorialer) Erzähler ist, dann gehen solche Kommentare *gar nicht*. Denn den Leser direkt anzusprechen ist ein stilistisches no-go, zumindest für mich. Oh, es geht durchaus. Walther von der Vogelweide macht das z.b. ständig. Aber er hat einen doppelten Trick:

Erstens stellt er die Geschichte als "Wahr" vor und beruft sich auf verlässliche Zeugen, aus deren Mund er sie vernommen haben soll.
Zweitens kommentiert er den Stoff immer wieder in Hinblick auf seine Vorbilder und Vorgänger. Er geht davon aus, dass seine Zuhörer mit den Figuren und Situationen vertraut sind und macht kleine Scherze mit den Abwandlungen, die er vorgenommen hat.

Mordechaj
03.08.2009, 21:58
Oh, es geht durchaus. Walther von der Vogelweide macht das z.b. ständig. Aber er hat einen doppelten Trick:

Erstens stellt er die Geschichte als "Wahr" vor und beruft sich auf verlässliche Zeugen, aus deren Mund er sie vernommen haben soll.
Zweitens kommentiert er den Stoff immer wieder in Hinblick auf seine Vorbilder und Vorgänger. Er geht davon aus, dass seine Zuhörer mit den Figuren und Situationen vertraut sind und macht kleine Scherze mit den Abwandlungen, die er vorgenommen hat.

Ich glaube, dass man Minne sehr schlecht mit Fantasyromanen vergleichen kann. ;)
Nicht nur, weil mediävistische Literatur eine Sparte für sich ist (man traute sich zum Beispiel noch, seine eigene Sprache zu formen - heute undenkbar), sondern weil sie sowohl auf der unmittelbaren Vertrautheit zwischen Erzähler und Rezipienten als auch auf der Identität von Erzähler und Interpreten ausgeht, selbst, wenn diese in Wirklichkeit gar nicht gegeben sein sollte. Dass Walther von der Vogelweide kommentiert, ist ein typisches Merkmal mittelalterlicher Erzählkunst, die eben auf diese Beziehung zwischen Empfänger und Erzähler zurückgeht. Man findet auch ganz häufig noch das erzählerische Wir, das es heute ja gar nicht mehr gibt (das Nibelungenlied beginnt damit), noch viel viel häufiger das erzählerische Du, vor allem im Altfranzösischen (de Lorris benutzt das ähnlich inflationär wie unser Walther - und ebenso stilgerecht und einfach unbeschreiblich passend platonisch), alles Anzeichen auf die enge Mittelbarkeit der Versliteratur.
Auch dieses Voraussetzen eines gemeinsamen Kenntnisstandes geht damit einher; man kennt das ja schon aus der Antike, alle Erzählungen bauen irgendwie auf dem Sagenkosmos auf. Im europäischen Mittelalter sind das dann eben vorwiegend andere Heldengeschichten, ganz groß verarbeitet wurde ja auch der Arthusmythos; - der Volksmund kennt die Geschichten und so haben Erzähler und Zuhörer/Leser einen gemeinsamen Wortschatz, mithilfe dessen und über den sie dann kommunizieren können - Kommentierung ist ja nichts weiteres, als Wortschatzerweiterung.

Naja, jedenfalls geht soetwas heute nicht mehr, weil der Autor nicht in der Fußgängerzone steht und seinen Roman auf höchst höfische Weise mit Leier zum Besten gibt. Die größe des Rezipientenkreises lässt es nicht mehr zu, direkt mit seinem Leser zu kommunizieren; der Versuch ist ein grober Fauxpas. Es funktioniert aber vor allem deshalb nicht, weil erst die Einflüsse der klassischen Literatur das nicht zugelassen haben (ein Chor ist kein Erzähler, sondern nur ein Kommentator; die Identität zwischen Interpreten und Erzähler ist also nicht mehr gegeben), später bzw. im Laufe der Zeit hat sich die Epik selbst reformiert und spätestens im Proustschen Zeitalter hat man den Anspruch "man schreibe zuerst für sich, dann für sein Publikum" völlig verwirklicht. Gerade letzteres war dem Meistersinger aus gutem Grund fremd (platonisch liebt man ja auch nicht für sich, sondern aus einer Selbstaufgabe heraus).

Das gefällt mir im Übrigen auch so sehr an mittelalterlicher Dichtung; alles ist noch so ungezwungen, die Sprache verformt und personalisiert, man gehorcht thematisch einer strengen Stilistik, im Ausdruck erlaubt man sich aber - im Vergleich zum heutigen Literaturbild - unheimlich viel. Und gerade die - im Vergleich zum heutigen Literaturbild - unkonventionelle Verwendung von Erzählpronomen ist wirklich sehr reizvoll. Aber das nur am Rande.
...
Was die moderne Literatur betrifft, gebe ich Ranmaru jedenfalls Recht; selbst Erich Kästner hat sich das aus gutem Grund nur im Vorwort erlaubt und trotz der Tatsache, dass bei ihm die Distanz zum Leser immer hauchdünn war.


Ansonsten ist zum Text soweit genug gesagt. Nur noch zwei, drei Anmerkungen:
Bitte lies mehr, bevor du ernsthaft schreiben willst. Du musst nicht mal viel lesen, nur mehr. Und gewöhn dir eine etwas diszipliniertere Rechtschreibung und Grammatik an; du musst die Regeln im Duden nicht auswendig lernen, aber du solltest instinktiv Kommata richtig setzen können.
Und versuche einfach nicht witzig zu sein, denn hier ist das ordentlich nach hinten losgegangen. Wortwiederholungen ("Blätter blättern", "Gilde") im Satz und ständige Wiederholungen bestimmter Begriffe im Text ("weiß", "sieben", "Gilde") tragen dann neben der lahmen Pointierung dazu bei, dass man überhaupt keine Lust hat, über den dritten Absatz hinauszulesen.
Gestalte deine Erzählwelt lebendiger. Würdest du ein Buch über einen Kleinstkosmos lesen, der aus einer Insel mit nerviger Symmetrie und strikt verordneter farbiger Trennung besteht? Parodisierung hin oder her, das macht die Sache uninteressant und simplistisch und das ist Fantasy normalerweise schon zur Genüge.

Schreib auf Qualität, nicht auf Quantität. 1200 Wörter am Tag sind sehr lobenswert, aber wenn dabei sowas herauskommt, dann mach daraus lieber 300 am Tag und werkle daran dann noch 3mal herum, bis es einwandfrei wird. Ich will dir nicht die Lust an deiner Story oder allgemein am Schreiben nehmen, aber selbst oder gerade für Unterhaltungsliteratur ist das hier echt zu wenig.

Ianus
03.08.2009, 22:28
Ich glaube, dass man Minne sehr schlecht mit Fantasyromanen vergleichen kann. ;) Natürlich, allein schon weil sie sich ein volles Maß Ironie erlauben können. :D Ich meine, wie würden denn die Leser eines Fantasyromanes reagieren, wenn ihre Figur plötzlich auf die Klischees des Genres hinweist, und sich in direkter Rede gegen sie zu agieren entscheidet? Das getraut sich nicht mal Pratchett.

Es gibt aber z.B. immer noch die Reportageform, wie sie Lovecraft einsetzt, oder die damit verwandten Reiseberichte, die dann für die utopische Literatur verwurstet wurden. Ich komme irgendwie nie dazu, die Reisebücher von Norman Douglas zu lesen...Man könnte durchaus sowas machen: Das man nur aus zweiter Hand durch einen kommentierenden Erzähler/Reiseschriftsteller von der Geschichte des Hauptcharakters hört.