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deserted-monkey
29.06.2009, 15:34
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Cattle Decapitation - The Harvest Floor
Reviewed by deserted-monkey


Veröffentlichung: Februar 2009
Herkunft: San Diego, USA
Stil: Technical Death Metal/Goregrind
Website: http://www.myspace.com/cattledecapitation
Spielzeit: 37:31
Tracks: 10


Die vegetarischen Deathgrinder von Cattle Decapitation sind zurück und blasen erneut zur Attacke gegen jegliche Fleischfresser und Umweltzerstörer! Und das will ich gleich zu Beginn dieser Review loswerden: sie tun das besser denn je. 1996 gegründet, veröffentlichten sie bisher eine Demo, zwei EP's, eine Single und ein Splitalbum. Dazu drei Fulllength-Alben und mit The Harvest Floor steht nun das vierte ins Haus. Bisher wurde die Band (die wirklich nur aus Vegetariern besteht) eher müde belächelt, man warf ihnen mangelnde Innovation und Eigenständigkeit vor. Knüppeln konnten sie schon immer ordentlich, diese Jungs, und technisch haben sie auch einiges auf dem Kasten. Persönlich fand ich ihr erstes Album, genannt To Serve Man, ein Oberhammer, die nachfolgenden Alben waren jedoch nicht gerade nach meinem Geschmack geraten. Was also bietet mir die neue Scheibe?

Man kann definitiv sagen, das die Jungs einen Riesenschritt nach vorne gemacht haben. Die neuen Songs von The Harvest Floor klingen schlüssiger, abwechslungsreicher und vor allem melodiöser. Wenn man die alten Sachen kennt, glaubt man fast nicht, das hier die gleiche Band am Werk ist. Travis Ryan ist eine geile Sau, für mich wohl einer der besten Death-Metal- und Grind-Vocalisten. Seine Vocals sind dermassen breitgefächert, dass einem im wahrsten Sinn des Wortes die Spucke wegbleibt. Ausserdem trägt der Mann wesentlich zu der düsteren, schlachthausmässigen Atmosphäre bei, die auf dem ganzen Album präsent ist. Man schaue sich nur einmal das Cover der Scheibe an, und man weiss, wovon ich spreche. Ein Rudel Menschen, dass in einen Zaun eingepfercht zur Schlachterei geführt wird. Übertrieben und krank, aber auf seine Weise genial.

Musikalisch erwartet einem eine derbe Mischung aus technisch versiertem Death Metal und einer Prise Goregrind (= abartigste Vocals!). Der Drummer liefert unglaubliches, pfeilschnelles und abwechslungsreiches Schlagzeugspiel. Man hat das Gefühl, das keine zehn Sekunden lang das gleiche gespielt wird, trotzdem passt das Drumming wie die Faust aufs Auge und klingt zu keiner Zeit langweilig. Die Songs sind teilweise vertrakt und fordern das Gehör des Zuhörers, können aber auch mal straight und groovig aus den Boxen poltern. Was einem sofort positiv auffällt, sind die sehr melodiösen (!) Parts, die es ebenfalls zuhauf gibt. Diese reichen von akustischen Momenten bis hin zu psychedelisch angehauchten Gitarrenläufen, die eine sehr willkommene Abwechslung in das Gehacke bringen und der Atmosphäre ungemein zuträglich sind. Sowieso ist der Typ an der Gitarre ein begnadeter Spieler, dazu muss man sich nur einmal den ersten Song der Platte anhören. Der Begriff technisch-progressiv ist hier sicher angebracht, anders als bei vielen anderen Möchtegernprüglern.

Jeder Song auf The Harvest Floor ist eigenständig und bietet eine Menge Abwechslung, allerdings muss man sich mit dem Album doch eingehend befassen, damit sich die Musik einem völlig erschliesst. Der Titeltrack des Albums grenzt sich ganz klar von den anderen Stücken ab, ist er doch ein rein instrumentalischer Track, der einen guten Eingang auf den letzten Song bietet, der ein absoluter Killer ist und für mich das beste Lied auf der Scheibe darstellt. Regret & the Grave nennt sich dieser und bietet eine Mischung aus langsamem, dichtem und atmosphärischem Geplänkel und purer Highspeedraserei. Die Vocals des Sängers Ryan kommen hier am besten zur Geltung, in den Zwischenteilen klingt seine Stimme einfach abartig krank und animalisch, dazu aber sehr eingänig und melodiös (<- ich brauche dieses Wort definitiv zu oft, aber anders lässt es sich nicht beschreiben). Regret & the Grave ist das Sahnehäubchen auf einem beinahe perfekten Album, dass ich wirklich jedem Anhänger härterer Klänge ans Herz legen kann. Sogar Deathcore-Hype-Kiddies könnten ihren Gefallen daran finden, und vielleicht merken sie dann endlich einmal, worauf es ankommt, wenn es um Musik und nicht um irgendwelche Szenezugehörigkeiten geht.

Cattle Decapitation haben mit The Harvest Floor eines der besten Death-Metal-Alben der letzten Jahre abgeliefert und gleichzeitig die Messlatte für künftige Releases ein zünftiges Stück höher gelegt. Bleibt abzuwarten, was die nächste Scheibe von den geköpften Rindern bringen wird, aber es wird sicher schwer, dieses Release noch zu übertreffen. Ich mach' mir jetzt ein saftiges Steak und zieh' mir die Platte noch einmal rein. Guten Appetit!