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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Peter Pan, Alice im Wunderland, und ... ?



DieHeiligeSandale
18.03.2009, 14:03
Hallo, liebe Literaturfreunde des MMX!
Ich eröffne nun also diesen Topic um folgende Frage zur Diskussion zu stellen:
Gibt es sonderlich viele ähnlich innovative, vielschichtige, alterslose und prägende (literaturhistorisch wie für begeisterte junge und alte Leser persönlich) Geschichten, die man mit Peter Pan oder Alice im Wunderland vergleichen könnte?

Zur Erklärung: Zum Beispiel bei Peter Pan handelt es sich um ein Stück (später dann auch Roman) das sich mit seiner phantastischen Welt oberflächlich gesehen erst einmal an Kinder richtet, Erwachsenen durch seine reichhaltigen Metaphern und die wunderbare Sprache aber mindestens eben so viel bieten kann. Hier werden ganz archetypische Symbole verwendet, eine neue, zu bestaunende, fremde Welt geschaffen und große philosophische Fragen behandelt.
Ganz ähnlich Alice im Wunderland (das ich persönlich allerdings nie so faszinierend fand wie Peter Pan).
Beide Werke haben außerdem großen Einfluss auf das kulturelle Leben der Gegenwart und werden oft adaptiert oder zitiert.

Was sagt ihr dazu?
Was kennt ihr an Geschichten, die Ähnliches zu bieten haben?

Mir ist beim Nachdenken über diese Frage unter anderem aufgefallen, dass die deutsche Literaturlandschaft in dieser Richtung nur wenig zu bieten hat. In ihren phantastische Welten, ihrer sprachlichen Fassbarkeit und der Eignung als Kinderbuch ebenso wie als Buch für Erwachsene sind mir bisher ohnehin nur "Der Hobbit" von Tolkien und Michaels Endes "Die unendliche Geschichte" eingefallen, die man als ähnlich bezeichnen könnte. Ich finde persönlich zwar beide nicht so großartig wie Peter Pan und sie sind auch beide etwas umfangreicher und noch vielschichtiger (speziell Endes philosophischer Anspruch ist enorm) aber sie kommen schon beide recht nah an die Kriterien heran.
Vielleicht könnten die Chroniken von Narnia noch zu diesen Geschichten zählen, die habe ich allerdings nie gelesen.
Harry Potter würde ich mangels Innovation nicht mit in die Reihe aufnehmen. Hat allerdings schonmal jemand das Buch gelesen, von dessen Autorin dei Rowling vor einigen jahren mal des Plagiats beschuldigt wurde? Ich nicht, es würde mich interessieren, ob das Buch vielleicht passen würde.
Tintenherz und die zwei anderen Bücher der Reihe von Cornelia Funke könnte man unter Umständen auch mit einordnen. Ich habe leider bisher nur den ersten Band gelesen, aber das war doch schon recht nett.

Genug des Geschwafels meinerseits. Ihr seht, es gibt viel zu reden was dieses thema anbelangt, und es würde mich freuen, eine anregende Diskussion zu erleben.

FF
18.03.2009, 14:42
Die Reihe "Peter Pan, Alice im Wunderland ..." würde ich spontan mit "Gullivers Reisen" ergänzen.
Fremde Welten, Gesellschaftskritischer Aspekt, "Bedeutsam" für die Literaturgeschichte & beliebt bei Jung & Alt. Eindeutig Gullivers Reisen.

Ianus
18.03.2009, 16:20
Howls Moving Castle? Ist ein Kinderbuch und ganz witzig geschrieben, nur leider nicht so dicht gewebt, wie Alice.
Die ganzen Sachen von Peter S. Beagle könnten passen. The Folk of the Air und The Innkeeper's Song sind sehr gut...und Giant Bones auch. Gigant Bones traumatisiert dich.

Louzifer
18.03.2009, 21:31
Wie wäre es mit "Die Schatzinsel" ? Das doch auch genau das richtige für jung und alt, ebenso wie die ganzen Sachen Huckleberry Finn & Tom Sawyer, sowie Robinson Crusoe von Defoe (meiner Meinung nach, auch wenn Robinson etwas anspruchsvoller ist). Definitiv aber Gullivers Reisen.

DieHeiligeSandale
18.03.2009, 22:14
@Freierfall

Die Reihe "Peter Pan, Alice im Wunderland ..." würde ich spontan mit "Gullivers Reisen" ergänzen.

Stimmt, Gullivers Reisen kann man da wohl mit einordnen.

@Ianus

Howls Moving Castle? Ist ein Kinderbuch und ganz witzig geschrieben, nur leider nicht so dicht gewebt, wie Alice.

Worum geht's denn da?


Die ganzen Sachen von Peter S. Beagle könnten passen. The Folk of the Air und The Innkeeper's Song sind sehr gut...und Giant Bones auch.

Von peter S. Beagle kenn ich bisher nur "Das letzte Einhorn", und das passt zwar irgenwie mit in die Reihe, ist aber insgesamt ein bisschen zu düster dafür, denke ich. Besonders Peter Pan hat diesen "Wow! Feen! Wow! Piraten! Krass, Indianer! Wow! Meerjungfrauen! Guck mal, toll!" Aspekt, also so eine Traumwelt zum bestaunen. Keine Ahnung, ob das in andren Büchern von Beagle ähnlich ist, aber beim "Einhorn", war die beschriebene Welt doch eher etwas karg und bedrohlich, oder?


Gigant Bones traumatisiert dich.

In wie fern?

@Louzifer:
Alles großartige Kinder- und Jugendbücher, keine Frage, aber da fehlt dieser Phantastik-Aspekt.

Ianus
18.03.2009, 23:10
Worum geht's denn da? Kurz gesagt geht es um echte Leute in einer Welt, die nach Märchenregeln funktioniert. Lang erzählt geht es um Sophie, eine junge Frau, die von einer Hexe wegen eines Hutes verflucht wird, als siebzigjährige Dame zu leben. Zudem ist sie auch verflucht, mit niemandem über ihren Zustand sprechen zu können. Sie flüchtet aus der Hutmacherwerkstatt ihrer Stiefmutter und findet beim Zauberer Howl in seinem wandelnden Schloss Unterschlupf. Dort schlägt ihr der Feuerdämon des Zauberers vor, er würde ihren Zauber aufheben, wenn sie den Vertrag zwischen ihm und Howl lösen würde.

Howl ist den Gerüchten nach ein bösartiger Zauberer, der die Herzen junger Mädchen frisst, aber wie sich herausstellt ist er hauptsächlich ein talentierter Schlendrian auf der Flucht vor einem Fluch derselben Hexe, die für Sophies misslichen Zustand verantwortlich ist.

Das Buch ist recht charmant, weil Sophie als alte Frau die Welt wirklich mit anderen Augen sieht und mit ihren körperlichen Gebrechen zu kämpfen hat und die ganzen Charaktere allesamt versucht sind, es sich unter den Märchengesetzten, die über sie herrschen so gut wie möglich einzurichten.


Von peter S. Beagle kenn ich bisher nur "Das letzte Einhorn", und das passt zwar irgenwie mit in die Reihe, ist aber insgesamt ein bisschen zu düster dafür, denke ich. Besonders Peter Pan hat diesen "Wow! Feen! Wow! Piraten! Krass, Indianer! Wow! Meerjungfrauen! Guck mal, toll!" Aspekt, also so eine Traumwelt zum bestaunen. Keine Ahnung, ob das in andren Büchern von Beagle ähnlich ist, aber beim "Einhorn", war die beschriebene Welt doch eher etwas karg und bedrohlich, oder? Alle Bücher von Beagle sind..."realistisch" gehalten und dementsprechend recht Schummerig. Er bringt auch gerne gegen Ende Figuren und Motive ein, die an den C'tullhu-Mythos denken lassen und keines seiner Bücher endet bevor nicht die schlimmste mögliche Situation eingetroffen ist und überwunden wurde.


In wie fern? Ich will nicht spoilern. Eine unaussprechliche Tat wird einem zu einem traurigen und berührenden Ausdruck von Respekt und schmerzhaft tiefer Freundschaft.

Louzifer
26.03.2009, 13:06
Zu wenig Phantastik? Och, wenns darum geht, zieh dir Cervantes' Don Quixote rein xD So einen kaputte Protagonisten findet man nicht allzu oft... :D

BIT
26.03.2009, 14:47
Huch, gerade erst entdeckt, aber zu dem Thema kann ich was beitragen, da ich letztes Semester ein Seminar zum Thema "Phantastische Kinder- und Jugendliteratur" hatte. Hier ist jedenfalls mal die Literaturliste, die wir durchgenommen haben:

Boie, K., Die Medlevinger,

Bojunga-Nunes, L., Das Haus der Tante,

Clark, P., Die Zwölf vom Dachboden,

Colfer, E., Meg Finn und die Liste der vier Wünsche,

Ende, M., Die unendliche Geschichte,

Klein, M., Wie ein Baum,

Lewis, C. S., Der König von Narnia,
Derselbe, Prinz Kaspian von Narnia,

Nesbit, E., Die Kinder von Arden,
Dieselbe, Der Traum von Arden,

Nöstlinger, C., Wir pfeiffen auf den Gurkenkönig,

Paolini, C., Eragon: Das Vermächtnis der Drachenreiter,

Sommer-Bodenburg, A., Der kleine Vampir,

Steinhöfel, A., Der mechanische Prinz,

Stroud, J., Bartimäus: Das Amulett von Samarkand.

Wie gesagt, die Auswahl ist nicht von mir getroffen worden, sondern von meiner Dozentin. ;)