DSA-Zocker
19.02.2009, 17:07
Äh, ist jetzt keine Kurzgeschichte, aber ich hab mir gedacht, ich stell meine Fantasygeschichte hier einfach mal vor. Ich habe leider schon länger kein Kapitel mehr fertiggestellt, aber ich gehe davon aus, diesen Monat mit dem 11. Kapitel fertig zu werden. Ich würde mich über Rückmeldungen natürlich freuen und ebenso über konstruktive Kritik.
Link: http://www.fanfiktion.de/s/486e2240000097310c901388
Edit: Dann mach ich das doch glatt, müsst ihr halt auf das Personenverzeichnis verzichten, das man aber unter dem Link nachschlagen kann
Kapitel 1
Es war morgens und die Sonne ging über dem Ozean in leuchtenden Rottönen auf. Langsam wich die Ruhe der Stadt einem geschäftigen Klappern und Rattern. Die Schiffe am schmutzigen Hafen wurden mit großen Kisten beladen, die Händler priesen ihre Ware laut an und aus den zahlreichen Handwerksbetrieben hörte man das stetige Hämmern der Werkzeuge.
Eoin öffnete die Fensterläden seiner engen Wohnung holte einmal tief Luft und verließ dann das Haus um zu seiner Arbeitsstelle, einer großen Bäckerei im Zentrum der belebten Stadt zu kommen. Die Straße war wie jeden Morgen voll, es war ein buntes Bild. Einige vom Volk der Grozz’tun, in die typischen weißen Umhänge des Wüstenvolkes gekleidet, waren auf der Straße unterwegs und auch einige Murianer in ihren bunten Gewändern hatten den Weg in die Stadt gefunden.
Die Luft war voll vom Gestank der vielbeschäftigten Stadt und das Geschrei der vielen Leute auf der Straße war erhob sich über alle anderen Geräusche der Stadt.
Eoin war froh endlich in der sauberen und ruhigen Bäckerei angekommen zu sein. Er meldete sich bei seinem Chef und ging dann mit den anderen Gesellen die hölzerne Wendeltreppe hinunter in die dunkle Backstube. Den Teig für die Brote hatten sie schon am letzten Abend fertig gestellt und sie mussten jetzt nur noch die Laibe formen und sie in den Ofen legen. Dann begannen sie die Stube zu fegen. Das Mehl, das überall auf dem Boden lag wirbelte auf und sie mussten mehrmals niesen.
Als sie mit dem Putzen fertig waren, holten sie die Brote vorsichtig auf dem Ofen und brachten sie nach oben, wo der Meister sie schon ungeduldig entgegen nahm.
Die Sonne stand schon hoch auf dem Himmel, doch die Luft draußen war noch immer kalt, denn das Jahr war noch jung, es war noch Frühling. Eoin hatte seine Pflichten für den Vormittag nun erledigt und brauchte erst wieder nach der Essenszeit kommen. Er schlenderte die belebten Straßen entlang zum Hafen, den er oft besuchte. Es machte ihm nichts aus, dass der Hafen schmutzig war. Er mochte es aufs Meer zu schauen und dem Lied der Vögel zuzuhören. Als er beim Hafen angekommen war, setzte er sich an seinen Lieblingsplatz, zwischen zwei kleine Lagerhäuser und schaute aufs Meer. Über ihm sangen die Vögel, um ihn herum schufteten die Seemänner. Schon oft hatte er sich vorgestellt selbst einmal die Meere zu besegeln, doch er wusste, dass unmöglich war.
Nach einer Stunde stand er wieder auf und ging zum „Fliegenden Fisch“, einer heruntergekommenen Kneipe im Hafenviertel. Als er die Türe öffnete kam ihm der Gestank von Bier und Pfeifenkraut entgegen. Er lief zu einem leeren Tisch und bestellte sein Essen. Er musste nicht lange warten, denn der untersetzte Wirt kam schon nach zehn Minuten und brachte ihm einen Teller Suppe und ein Bier.
Nach dem Essen ging Eoin zurück in die Bäckerei und half seinem Meister nun die Brote zu verkaufen. Die Bäckerei in der er arbeitete war gut besucht und es kamen Personen jedes Volkes.
Kurz vor dem Ladenschluss ging die Türe knarrend auf und ein schwer gepanzerter Soldat trat ein. An seinem ledernden Gürtel baumelte ihm ein langer gefährlich aussehender Krummsäbel und auf seiner Brust prangte das Wappen von Grongur: Ein Pferd mit einer Mähne und einem Schwanz aus Feuer, das gerade abspringt: ein Feuerschweif. Er trug einen glänzenden Helm auf dem ein roter Schweif befestigt war. Seine Rüstung war mit feinen Ornamenten bedeckt, die Feuerschweife darstellten. An seinen Armschienen waren kleine rote Sterne befestigt, die ihn als Mitglied der Feuerschweif-Reiterei von Grongur auswiesen. Eoin starrte ihn ehrfürchtig an. Er hatte sich schon immer gewünscht einmal einen echten Feuerschweifreiter zu sehen. Wie oft er doch schon davon geträumt hatte endlich dem langweiligen Bäckersleben zu entfliehen und einmal ein Feuerschweif zu reiten.
„Was können wir für Euch tun?“, fragte der Meister unterwürfig.
„Man sagte mir, dies sei die beste Bäckerei in Stromstadt. Ich brauche drei Laibe Brot, ich bin auf Durchreise.“
„Wohin reist Ihr?“, fragte Eoin neugierig.
Der Reiter lächelte ihn an: „Ich muss in die Ödlande. Wir haben den Verdacht, dass uns ein Krieg gegen die Snrszh bevorsteht. Ich muss versuchen herauszubekommen ob dies stimmt.“
„Hier sind die drei Laibe.“, sagte der Meister und schaute Eoin zornig an.
„Nicht doch. Ihr habt keinen Grund böse auf ihn zu sein.“, erwiderte der Reiter und warf ein kleines schimmerndes Goldstück auf den Tisch. „Ich hoffe Ihr nehmt auch die Währung aus Grongur an.“
Der Meister beeilte sich zu sagen: „Natürlich.“
Dann winkte der Reiter noch einmal Eoin zu und verließ dann die Bäckerei mit langen Schritten. Sofort wandte der Meister sich Eoin zu und schrie ihn an: „Was fällt dir ein! Das war der General der Feuerschweif-Reiterei und dir fällt nichts besseres ein als ihn zu fragen wohin er reist!“
„Er hat doch gesagt, es sei in Ordnung.“
„Ich will nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt!“
„Ja, Meister.“
„Du kannst jetzt nach Hause gehen. Morgen ist Markttag, du musst also nicht hierher kommen.“
„Danke, Meister.“
Eoin wandte sich zur Türe und öffnete sie.
„Ach übrigens, hier ist dein Lohn.“, der Meister warf ihm einen kleinen Beutel zu.
„Danke, Meister.“
Nun verließ er die Bäckerei, wandte sich nach Hause und lief gedanken-versunken der untergehenden Sonne entgegen.
Am nächsten Morgen wurde Eoin früh von den Sonnenstrahlen geweckt. Er hatte am Abend zuvor vergessen die Fensterläden zu schließen. Müde stand er auf und schaute in seinen Spiegel, der teuerste Einrichtungsgegenstand den er besaß. Der ovale Rahmen war aus dunkelbraunem Hartholz gefertigt, das mit Schnitzereien von alten Kämpfen verziert war und oben auf dem Rahmen waren seltsame Worte eingraviert:
Boira gunara ama gringa
Bura menang rerivera
Sand Maguna fori Norma
Revenira dun ka Suna
Intigaro ama kano
Duna hrie tunagones
Sand noman kona mantuno
Ama rivera Seliona
Eoin sah seine kleine Gestalt im Spiegel. Seine kräftigen Arme baumelten an seinem schlanken Körper herunter und seine gelockten dunkelbraunen Haare trug er fingerlang. Seine braunen Augen spiegelten das Licht und blitzten freundlich auf. Sein Gesicht war unauffällig.
Er fuhr sich noch einmal durch die Haare, dann wandte er sich ab um auf den Markt zu gehen, doch er merkte, dass er kein Geld dabei hatte. Er drehte um und machte das Säckchen mit dem Lohn auf. Darin befanden sich Kupfermünzen. Er wühlte etwas darin herum und fand die Goldmünze des Reiters. Sofort wusste er, dass der Meister die Ansprache nicht ernst gemeint hatte und er murmelte: „Danke, Meister.“
Auf der Münze war das Wappen Grongurs abgebildet und sie glänzte matt im Licht. Er steckte sich einige Kupfermünzen ein und legte die Goldmünze, nachdem er sie dreimal ehrfürchtig gedreht hatte, auf seinen Tisch. Dann verließ er das Haus und schloss die Türe hinter sich.
Die Straßen waren diesen Morgen zum Bersten voll und es stank wie jeden Markttag nach Schweiß, Bier und den Dingen die verkauft wurde. Jeden Markttag war die ganze Stadt mit Ständen gefüllt und er schlenderte langsam in Richtung des Stromes.
Der Strom war der Grund des Reichtums von Stromstadt und auch der Grund des Namens. Es war ein großer Fluss, der in Stromstadt ins Meer mündete. Wenn man flussaufwärts reiste, kam man zuerst nach Golsburg, einer Stadt bei den Nebelsümpfen, die vor allem mit Torf handelte. In Golsburg teilte sich der Fluss in den Festenfluss und den Strom. Der Festenfluss führte zur Hohen Feste zu Grongur, zur Hauptstadt von Grongur, wo er entsprang und der Strom führte an den Nebelsümpfen entlang, wo er sich wieder teilte. Der Strom führte dann in den Seherwald und der Sichelfluss nach Gromar, durch den grünen Wald und dann nach Morgom, der Hauptstadt von Grondom. Er entsprang in der Sichel, einem großen Gebirge.
Endlich kam Eoin am Strom an. Im Fluss schwammen mehrere Lastenkähne, die mit großen Kisten beladen waren. Am Ufer standen Marktstände. Eoin ging zu Albrune, der alten Frau, bei der er sich immer sein Essen einkaufte.
„Guten Morgen, Eoin.“, sagte Albrune krächzend.
„Guten Morgen.“
„Was wünschst du heute?“
„Ein Tausendkupfer Kartoffeln, vier Hundertkupfer Karotten, fünf, nein sechs Hundertkupfer Mehl, zehn Eier und vier Flaschen Milch.“
„Das macht 24 Kupferstücke.“
„Hier.“
Er warf ihr ein paar Münzen auf den Tisch und ging dann weiter. Am Strom standen vor allem die teureren Stände. Es wurden dort fast alles verkauft, was es zu kaufen gab und es wurde am Fluss in einer besseren Qualität verkauft als sonst in der Stadt, aber eben auch teurer. Ein paar Schritt von Albrune entfernt stand ein Stand der Holzschnitzereien verkauft und noch ein bisschen weiter Schmuck. Eoin lief an all diesen Ständen vorbei und steuerte zielstrebig durch die bunte Masse der Marktbesucher auf einen kleinen Stand in einer schmutzigen Seitengasse zu.
Die Häuser in dieser Gasse waren nicht wie die Häuser am Strom gebaut. Sie waren kleiner und schmutziger. Der Stand verkaufte kleine Talismane, jedes unterschiedlich gestaltet, die einen groß die anderen klein, doch alle waren sie fein gearbeitet und hatten ein Loch durch das eine dünne Schnur gefädelt war. Eines war aus Knochen geschnitzt und hatte die Form eines kleinen Hornes, ein anderes mit grünem Stoff überzogen und war wie eine kleine Pyramide geformt.
Eoin sprach den Verkäufer an: „Habt Ihr noch das Amulett aus den Haaren eines Feuerschweifes?“
„Ja das besitze ich noch. Warum?“
„Ich würde es gerne kaufen. Wie teuer soll es sein?“
„Es ist aus einem sehr seltenen Material gefertigt. Ich würde sagen, weil Ihr es seid, vielleicht zwei Silberstücke und fünf Kupferstücke?“
„Zweihundertfünf Kupferstücke? Das erscheint mir aber sehr teuer für so ein kleines Ding.“
„Ihr könnt es auch für deren zweihundert bekommen.“
„In Ordnung.“
Eoin zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. Er öffnete ihn und zählte einige Kupfer- und Silberstücke ab.
„Hier, das Geld. Es müsste so stimmen.“
„Es stimmt. Auf Wiedersehen!“
„Auf Wiedersehen!“
Eoin betrachtete das Amulett als er auf dem Heimweg war. Es bestand aus einem grünen, leicht durchscheinenden Stein, der am unteren Ende viele kleine Löcher hatte. Durch diese Löcher waren Haare vom Rücken eines Feuerschweifs gefädelt. Die Haare waren schwarz und schimmerten leicht. Es war ein weit verbreiteter Glaube, dass die Haare eines Feuerschweifes Glück brachten, aber Eoin hatte das Amulett nicht deshalb gekauft. Er dachte immer noch über den Reiter nach, der in die Bäckerei gekommen war. Was würde er dafür geben, ebenfalls ein Feuerschweif-Reiter zu sein. Aber er wusste, dass er sich keine Hoffnungen zu machen brauchte. Er war Geselle in einer Bäckerei und das würde er auch bleiben, bis er mit etwas Glück vielleicht einmal Meister werden würde.
Er hielt das Amulett fest in der Hand, als er schließlich durch einige unbelebte Seitengassen lief. Völlig in Gedanken versunken lief er einige Umwege, bis er endlich vor dem Haus angekommen war in dem er wohnte. Er lief die dunkle Holztreppe empor und kam schließlich vor seiner Wohnungstüre an. Dann trat er ein und legte das Amulett und die Goldmünze in eine Schublade.
Es war nun Mittag und er machte sich sein Essen aus einigen Kartoffeln, die er zuerst in Wasser kochte, sie dann schälte und dann in einer Pfanne mit einigen Gewürzen anbriet. Als er all das erledigt hatte, machte er das Feuer im Ofen wieder aus und schüttete die Kartoffeln auf einen Teller. Er aß langsam das seltene und gute Mahl und als er schließlich fertig war, setzte er sich in seinen Stuhl und schaute durch die kleinen, verdreckten Fenster auf die Straßen.
Nun, zur Mittagszeit, waren die Straßen nicht so voll wie normalerweise. Man konnte nun deutlich die verdreckten Pflastersteine auf der Straße und die wenigen Hunde, die in den Müllhaufen in den Seitengassen nach Futter suchten, sehen. Er blickte die Straße herab und sah am Ende der Straße den großen Hafen Stromstadts, mit den vielen Schiffen, große wie kleine, und den langen Kais, auf denen die Matrosen in der Mittagspause saßen. Die gesamte Straße war wie jeden Markttag von Ständen gesäumt, die in allen Farben leuchteten.
Seufzend stand er auf und dachte an die bevorstehenden zwei Wochen harter Arbeit, bis endlich wieder Markttag war. Sein Meister war immer sehr streng zu ihm und den anderen Lehrlingen. Doch er musste ihm dankbar sein, denn immerhin lernte er bei ihm sehr viel. Viel lieber aber würde er auf einem Feuerschweif durch Grongur reiten und Heldentaten vollbringen, so wie der Reiter es wohl gerade tat, doch wie es schien, konnte er an seinem Schicksal nichts ändern.
Er lief quer durch die Wohnung über die staubigen Dielen und blieb vor der Türe unschlüssig stehen. Sollte er noch einmal über den Markt schlendern? Er zog sich seinen Mantel an und ging kurz entschlossen aus dem Haus. Die Straßen waren wie jeden Nachmittag wieder zum Bersten voll und er drängte sich durch die verwinkelten Gassen in Richtung des Südtores.
Nach Süden wurden die Häuser immer kleiner und armseliger, die wenigen Reichen wohnten in dem kleinen Teil der Stadt, der sich nördlich des Stromes befand. Der größte Teil der Bevölkerung lebte südlich des Stromes in zum Teil sehr ärmlichen Verhältnissen. Die Stände an den Seiten der Straßen wurden nach Süden hin auch immer kleiner und billiger.
Er wusste nicht, warum er unbedingt den Weg nach Süden eingeschlagen hatte, doch er machte sich auch keine Gedanken dabei. Als er aber am Südtor ankam staunte er.
Im offenen Tor war niemand anders zu sehen als der Reiter. Er saß auf einem großen, weißen Feuerschweif, dessen Schweif und Mähne in roten Flammen standen. Er trug dieselbe Rüstung, die er auch getragen hatte, als Eoin ihn das letzte Mal gesehen hatte. Eoin schaute wieder auf seine eindrucksvolle Gestalt, bis ihm auffiel, dass der Schweif an seinem Helm abgeschlagen war. Auch die glänzende Rüstung hatte einige Kratzer abbekommen und das Feuerschweif sah ebenfalls elend aus.
„Du bist doch der Gehilfe aus der Bäckerei?“
„Ja, warum fragt Ihr?“
„Ich habe dir gestern erzählt, warum ich mich auf den Weg nach Mrszh gemacht habe. Ich habe befürchtet, dass uns ein Krieg mit den Snrszh bevorsteht. Diese Befürchtung hat sich bewahrheitet. Ich bin gerade noch mit dem Leben davongekommen.“
„Warum erzählt Ihr mir das?“
„Weil ich Hilfe benötige. Du kennst dich doch hier in der Stadt aus, oder?“
„Ja, ich kenne mich hier aus.“
„Dann zeige mir den Weg zur Grongurschen Botschaft.“
„Gerne. Folgt mir.“
Die Grongursche Botschaft lag nördlich des Stromes in der Nähe des Meeres. Eoin führte den Reiter durch die breiten Straßen und die anderen Leute auf der Straße machten ehrfürchtig Platz. Das Feuerschweif bewegte sich mit einer geradezu tänzerischen Eleganz, wirkte aber dennoch kräftig genug um lange zu laufen und schnell genug um jedes Pferd abzuhängen. Es war ohne Zweifel ein außergewöhnliches Tier.
Der Reiter bemerkte den Blick Eoins auf sein Feuerschweif und erklärte ihm: „Sein Name ist Gronol. Er ist noch sehr jung. Da fällt mir ein, ich habe mich dir noch nicht vorgestellt. Ich bin General Biorn Eisenwaldt.“
„Ich bin Eoin, der Bäcker. Seid Ihr wirklich der General der Feuerschweif-Reiterei?“
„Der bin ich.“
Link: http://www.fanfiktion.de/s/486e2240000097310c901388
Edit: Dann mach ich das doch glatt, müsst ihr halt auf das Personenverzeichnis verzichten, das man aber unter dem Link nachschlagen kann
Kapitel 1
Es war morgens und die Sonne ging über dem Ozean in leuchtenden Rottönen auf. Langsam wich die Ruhe der Stadt einem geschäftigen Klappern und Rattern. Die Schiffe am schmutzigen Hafen wurden mit großen Kisten beladen, die Händler priesen ihre Ware laut an und aus den zahlreichen Handwerksbetrieben hörte man das stetige Hämmern der Werkzeuge.
Eoin öffnete die Fensterläden seiner engen Wohnung holte einmal tief Luft und verließ dann das Haus um zu seiner Arbeitsstelle, einer großen Bäckerei im Zentrum der belebten Stadt zu kommen. Die Straße war wie jeden Morgen voll, es war ein buntes Bild. Einige vom Volk der Grozz’tun, in die typischen weißen Umhänge des Wüstenvolkes gekleidet, waren auf der Straße unterwegs und auch einige Murianer in ihren bunten Gewändern hatten den Weg in die Stadt gefunden.
Die Luft war voll vom Gestank der vielbeschäftigten Stadt und das Geschrei der vielen Leute auf der Straße war erhob sich über alle anderen Geräusche der Stadt.
Eoin war froh endlich in der sauberen und ruhigen Bäckerei angekommen zu sein. Er meldete sich bei seinem Chef und ging dann mit den anderen Gesellen die hölzerne Wendeltreppe hinunter in die dunkle Backstube. Den Teig für die Brote hatten sie schon am letzten Abend fertig gestellt und sie mussten jetzt nur noch die Laibe formen und sie in den Ofen legen. Dann begannen sie die Stube zu fegen. Das Mehl, das überall auf dem Boden lag wirbelte auf und sie mussten mehrmals niesen.
Als sie mit dem Putzen fertig waren, holten sie die Brote vorsichtig auf dem Ofen und brachten sie nach oben, wo der Meister sie schon ungeduldig entgegen nahm.
Die Sonne stand schon hoch auf dem Himmel, doch die Luft draußen war noch immer kalt, denn das Jahr war noch jung, es war noch Frühling. Eoin hatte seine Pflichten für den Vormittag nun erledigt und brauchte erst wieder nach der Essenszeit kommen. Er schlenderte die belebten Straßen entlang zum Hafen, den er oft besuchte. Es machte ihm nichts aus, dass der Hafen schmutzig war. Er mochte es aufs Meer zu schauen und dem Lied der Vögel zuzuhören. Als er beim Hafen angekommen war, setzte er sich an seinen Lieblingsplatz, zwischen zwei kleine Lagerhäuser und schaute aufs Meer. Über ihm sangen die Vögel, um ihn herum schufteten die Seemänner. Schon oft hatte er sich vorgestellt selbst einmal die Meere zu besegeln, doch er wusste, dass unmöglich war.
Nach einer Stunde stand er wieder auf und ging zum „Fliegenden Fisch“, einer heruntergekommenen Kneipe im Hafenviertel. Als er die Türe öffnete kam ihm der Gestank von Bier und Pfeifenkraut entgegen. Er lief zu einem leeren Tisch und bestellte sein Essen. Er musste nicht lange warten, denn der untersetzte Wirt kam schon nach zehn Minuten und brachte ihm einen Teller Suppe und ein Bier.
Nach dem Essen ging Eoin zurück in die Bäckerei und half seinem Meister nun die Brote zu verkaufen. Die Bäckerei in der er arbeitete war gut besucht und es kamen Personen jedes Volkes.
Kurz vor dem Ladenschluss ging die Türe knarrend auf und ein schwer gepanzerter Soldat trat ein. An seinem ledernden Gürtel baumelte ihm ein langer gefährlich aussehender Krummsäbel und auf seiner Brust prangte das Wappen von Grongur: Ein Pferd mit einer Mähne und einem Schwanz aus Feuer, das gerade abspringt: ein Feuerschweif. Er trug einen glänzenden Helm auf dem ein roter Schweif befestigt war. Seine Rüstung war mit feinen Ornamenten bedeckt, die Feuerschweife darstellten. An seinen Armschienen waren kleine rote Sterne befestigt, die ihn als Mitglied der Feuerschweif-Reiterei von Grongur auswiesen. Eoin starrte ihn ehrfürchtig an. Er hatte sich schon immer gewünscht einmal einen echten Feuerschweifreiter zu sehen. Wie oft er doch schon davon geträumt hatte endlich dem langweiligen Bäckersleben zu entfliehen und einmal ein Feuerschweif zu reiten.
„Was können wir für Euch tun?“, fragte der Meister unterwürfig.
„Man sagte mir, dies sei die beste Bäckerei in Stromstadt. Ich brauche drei Laibe Brot, ich bin auf Durchreise.“
„Wohin reist Ihr?“, fragte Eoin neugierig.
Der Reiter lächelte ihn an: „Ich muss in die Ödlande. Wir haben den Verdacht, dass uns ein Krieg gegen die Snrszh bevorsteht. Ich muss versuchen herauszubekommen ob dies stimmt.“
„Hier sind die drei Laibe.“, sagte der Meister und schaute Eoin zornig an.
„Nicht doch. Ihr habt keinen Grund böse auf ihn zu sein.“, erwiderte der Reiter und warf ein kleines schimmerndes Goldstück auf den Tisch. „Ich hoffe Ihr nehmt auch die Währung aus Grongur an.“
Der Meister beeilte sich zu sagen: „Natürlich.“
Dann winkte der Reiter noch einmal Eoin zu und verließ dann die Bäckerei mit langen Schritten. Sofort wandte der Meister sich Eoin zu und schrie ihn an: „Was fällt dir ein! Das war der General der Feuerschweif-Reiterei und dir fällt nichts besseres ein als ihn zu fragen wohin er reist!“
„Er hat doch gesagt, es sei in Ordnung.“
„Ich will nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt!“
„Ja, Meister.“
„Du kannst jetzt nach Hause gehen. Morgen ist Markttag, du musst also nicht hierher kommen.“
„Danke, Meister.“
Eoin wandte sich zur Türe und öffnete sie.
„Ach übrigens, hier ist dein Lohn.“, der Meister warf ihm einen kleinen Beutel zu.
„Danke, Meister.“
Nun verließ er die Bäckerei, wandte sich nach Hause und lief gedanken-versunken der untergehenden Sonne entgegen.
Am nächsten Morgen wurde Eoin früh von den Sonnenstrahlen geweckt. Er hatte am Abend zuvor vergessen die Fensterläden zu schließen. Müde stand er auf und schaute in seinen Spiegel, der teuerste Einrichtungsgegenstand den er besaß. Der ovale Rahmen war aus dunkelbraunem Hartholz gefertigt, das mit Schnitzereien von alten Kämpfen verziert war und oben auf dem Rahmen waren seltsame Worte eingraviert:
Boira gunara ama gringa
Bura menang rerivera
Sand Maguna fori Norma
Revenira dun ka Suna
Intigaro ama kano
Duna hrie tunagones
Sand noman kona mantuno
Ama rivera Seliona
Eoin sah seine kleine Gestalt im Spiegel. Seine kräftigen Arme baumelten an seinem schlanken Körper herunter und seine gelockten dunkelbraunen Haare trug er fingerlang. Seine braunen Augen spiegelten das Licht und blitzten freundlich auf. Sein Gesicht war unauffällig.
Er fuhr sich noch einmal durch die Haare, dann wandte er sich ab um auf den Markt zu gehen, doch er merkte, dass er kein Geld dabei hatte. Er drehte um und machte das Säckchen mit dem Lohn auf. Darin befanden sich Kupfermünzen. Er wühlte etwas darin herum und fand die Goldmünze des Reiters. Sofort wusste er, dass der Meister die Ansprache nicht ernst gemeint hatte und er murmelte: „Danke, Meister.“
Auf der Münze war das Wappen Grongurs abgebildet und sie glänzte matt im Licht. Er steckte sich einige Kupfermünzen ein und legte die Goldmünze, nachdem er sie dreimal ehrfürchtig gedreht hatte, auf seinen Tisch. Dann verließ er das Haus und schloss die Türe hinter sich.
Die Straßen waren diesen Morgen zum Bersten voll und es stank wie jeden Markttag nach Schweiß, Bier und den Dingen die verkauft wurde. Jeden Markttag war die ganze Stadt mit Ständen gefüllt und er schlenderte langsam in Richtung des Stromes.
Der Strom war der Grund des Reichtums von Stromstadt und auch der Grund des Namens. Es war ein großer Fluss, der in Stromstadt ins Meer mündete. Wenn man flussaufwärts reiste, kam man zuerst nach Golsburg, einer Stadt bei den Nebelsümpfen, die vor allem mit Torf handelte. In Golsburg teilte sich der Fluss in den Festenfluss und den Strom. Der Festenfluss führte zur Hohen Feste zu Grongur, zur Hauptstadt von Grongur, wo er entsprang und der Strom führte an den Nebelsümpfen entlang, wo er sich wieder teilte. Der Strom führte dann in den Seherwald und der Sichelfluss nach Gromar, durch den grünen Wald und dann nach Morgom, der Hauptstadt von Grondom. Er entsprang in der Sichel, einem großen Gebirge.
Endlich kam Eoin am Strom an. Im Fluss schwammen mehrere Lastenkähne, die mit großen Kisten beladen waren. Am Ufer standen Marktstände. Eoin ging zu Albrune, der alten Frau, bei der er sich immer sein Essen einkaufte.
„Guten Morgen, Eoin.“, sagte Albrune krächzend.
„Guten Morgen.“
„Was wünschst du heute?“
„Ein Tausendkupfer Kartoffeln, vier Hundertkupfer Karotten, fünf, nein sechs Hundertkupfer Mehl, zehn Eier und vier Flaschen Milch.“
„Das macht 24 Kupferstücke.“
„Hier.“
Er warf ihr ein paar Münzen auf den Tisch und ging dann weiter. Am Strom standen vor allem die teureren Stände. Es wurden dort fast alles verkauft, was es zu kaufen gab und es wurde am Fluss in einer besseren Qualität verkauft als sonst in der Stadt, aber eben auch teurer. Ein paar Schritt von Albrune entfernt stand ein Stand der Holzschnitzereien verkauft und noch ein bisschen weiter Schmuck. Eoin lief an all diesen Ständen vorbei und steuerte zielstrebig durch die bunte Masse der Marktbesucher auf einen kleinen Stand in einer schmutzigen Seitengasse zu.
Die Häuser in dieser Gasse waren nicht wie die Häuser am Strom gebaut. Sie waren kleiner und schmutziger. Der Stand verkaufte kleine Talismane, jedes unterschiedlich gestaltet, die einen groß die anderen klein, doch alle waren sie fein gearbeitet und hatten ein Loch durch das eine dünne Schnur gefädelt war. Eines war aus Knochen geschnitzt und hatte die Form eines kleinen Hornes, ein anderes mit grünem Stoff überzogen und war wie eine kleine Pyramide geformt.
Eoin sprach den Verkäufer an: „Habt Ihr noch das Amulett aus den Haaren eines Feuerschweifes?“
„Ja das besitze ich noch. Warum?“
„Ich würde es gerne kaufen. Wie teuer soll es sein?“
„Es ist aus einem sehr seltenen Material gefertigt. Ich würde sagen, weil Ihr es seid, vielleicht zwei Silberstücke und fünf Kupferstücke?“
„Zweihundertfünf Kupferstücke? Das erscheint mir aber sehr teuer für so ein kleines Ding.“
„Ihr könnt es auch für deren zweihundert bekommen.“
„In Ordnung.“
Eoin zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche. Er öffnete ihn und zählte einige Kupfer- und Silberstücke ab.
„Hier, das Geld. Es müsste so stimmen.“
„Es stimmt. Auf Wiedersehen!“
„Auf Wiedersehen!“
Eoin betrachtete das Amulett als er auf dem Heimweg war. Es bestand aus einem grünen, leicht durchscheinenden Stein, der am unteren Ende viele kleine Löcher hatte. Durch diese Löcher waren Haare vom Rücken eines Feuerschweifs gefädelt. Die Haare waren schwarz und schimmerten leicht. Es war ein weit verbreiteter Glaube, dass die Haare eines Feuerschweifes Glück brachten, aber Eoin hatte das Amulett nicht deshalb gekauft. Er dachte immer noch über den Reiter nach, der in die Bäckerei gekommen war. Was würde er dafür geben, ebenfalls ein Feuerschweif-Reiter zu sein. Aber er wusste, dass er sich keine Hoffnungen zu machen brauchte. Er war Geselle in einer Bäckerei und das würde er auch bleiben, bis er mit etwas Glück vielleicht einmal Meister werden würde.
Er hielt das Amulett fest in der Hand, als er schließlich durch einige unbelebte Seitengassen lief. Völlig in Gedanken versunken lief er einige Umwege, bis er endlich vor dem Haus angekommen war in dem er wohnte. Er lief die dunkle Holztreppe empor und kam schließlich vor seiner Wohnungstüre an. Dann trat er ein und legte das Amulett und die Goldmünze in eine Schublade.
Es war nun Mittag und er machte sich sein Essen aus einigen Kartoffeln, die er zuerst in Wasser kochte, sie dann schälte und dann in einer Pfanne mit einigen Gewürzen anbriet. Als er all das erledigt hatte, machte er das Feuer im Ofen wieder aus und schüttete die Kartoffeln auf einen Teller. Er aß langsam das seltene und gute Mahl und als er schließlich fertig war, setzte er sich in seinen Stuhl und schaute durch die kleinen, verdreckten Fenster auf die Straßen.
Nun, zur Mittagszeit, waren die Straßen nicht so voll wie normalerweise. Man konnte nun deutlich die verdreckten Pflastersteine auf der Straße und die wenigen Hunde, die in den Müllhaufen in den Seitengassen nach Futter suchten, sehen. Er blickte die Straße herab und sah am Ende der Straße den großen Hafen Stromstadts, mit den vielen Schiffen, große wie kleine, und den langen Kais, auf denen die Matrosen in der Mittagspause saßen. Die gesamte Straße war wie jeden Markttag von Ständen gesäumt, die in allen Farben leuchteten.
Seufzend stand er auf und dachte an die bevorstehenden zwei Wochen harter Arbeit, bis endlich wieder Markttag war. Sein Meister war immer sehr streng zu ihm und den anderen Lehrlingen. Doch er musste ihm dankbar sein, denn immerhin lernte er bei ihm sehr viel. Viel lieber aber würde er auf einem Feuerschweif durch Grongur reiten und Heldentaten vollbringen, so wie der Reiter es wohl gerade tat, doch wie es schien, konnte er an seinem Schicksal nichts ändern.
Er lief quer durch die Wohnung über die staubigen Dielen und blieb vor der Türe unschlüssig stehen. Sollte er noch einmal über den Markt schlendern? Er zog sich seinen Mantel an und ging kurz entschlossen aus dem Haus. Die Straßen waren wie jeden Nachmittag wieder zum Bersten voll und er drängte sich durch die verwinkelten Gassen in Richtung des Südtores.
Nach Süden wurden die Häuser immer kleiner und armseliger, die wenigen Reichen wohnten in dem kleinen Teil der Stadt, der sich nördlich des Stromes befand. Der größte Teil der Bevölkerung lebte südlich des Stromes in zum Teil sehr ärmlichen Verhältnissen. Die Stände an den Seiten der Straßen wurden nach Süden hin auch immer kleiner und billiger.
Er wusste nicht, warum er unbedingt den Weg nach Süden eingeschlagen hatte, doch er machte sich auch keine Gedanken dabei. Als er aber am Südtor ankam staunte er.
Im offenen Tor war niemand anders zu sehen als der Reiter. Er saß auf einem großen, weißen Feuerschweif, dessen Schweif und Mähne in roten Flammen standen. Er trug dieselbe Rüstung, die er auch getragen hatte, als Eoin ihn das letzte Mal gesehen hatte. Eoin schaute wieder auf seine eindrucksvolle Gestalt, bis ihm auffiel, dass der Schweif an seinem Helm abgeschlagen war. Auch die glänzende Rüstung hatte einige Kratzer abbekommen und das Feuerschweif sah ebenfalls elend aus.
„Du bist doch der Gehilfe aus der Bäckerei?“
„Ja, warum fragt Ihr?“
„Ich habe dir gestern erzählt, warum ich mich auf den Weg nach Mrszh gemacht habe. Ich habe befürchtet, dass uns ein Krieg mit den Snrszh bevorsteht. Diese Befürchtung hat sich bewahrheitet. Ich bin gerade noch mit dem Leben davongekommen.“
„Warum erzählt Ihr mir das?“
„Weil ich Hilfe benötige. Du kennst dich doch hier in der Stadt aus, oder?“
„Ja, ich kenne mich hier aus.“
„Dann zeige mir den Weg zur Grongurschen Botschaft.“
„Gerne. Folgt mir.“
Die Grongursche Botschaft lag nördlich des Stromes in der Nähe des Meeres. Eoin führte den Reiter durch die breiten Straßen und die anderen Leute auf der Straße machten ehrfürchtig Platz. Das Feuerschweif bewegte sich mit einer geradezu tänzerischen Eleganz, wirkte aber dennoch kräftig genug um lange zu laufen und schnell genug um jedes Pferd abzuhängen. Es war ohne Zweifel ein außergewöhnliches Tier.
Der Reiter bemerkte den Blick Eoins auf sein Feuerschweif und erklärte ihm: „Sein Name ist Gronol. Er ist noch sehr jung. Da fällt mir ein, ich habe mich dir noch nicht vorgestellt. Ich bin General Biorn Eisenwaldt.“
„Ich bin Eoin, der Bäcker. Seid Ihr wirklich der General der Feuerschweif-Reiterei?“
„Der bin ich.“