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Freya Sarijas
09.02.2009, 17:10
Der Moment wenn ich in meine Seele schaue


Briefe ins Jenseits


„Ich habe bisher zwanzig Jahre auf dieser Erde verbracht. Wann immer der neue Tag anbrach, habe ich mir Mühe gegeben, etwas aus meinem Leben zu machen und wenn ich scheiterte, habe ich mich einfach treiben lassen. Ich habe versucht, passiv zu leben, habe versucht, bewusst auf meine Umwelt und mein Sein Einfluss zu nehmen. Aber mein Leben ist immer gleich verlaufen. Ich stehe immer noch da, wo ich am Anfang stand.“

Er starrte schweigend auf das Blatt und ließ dann die Feder einfach fallen. Seinen Kopf legte er daneben auf dem Tisch ab. Die Tinte tropfte auf das Blatt und er beobachtete, wie die Farbe sich langsam darauf ausbreitete und einen großen, schwarzen Fleck hinterließ. Ist doch egal, dachte er, als der zweite Tropfen das Blatt weiter verunstaltete. Er schloss die Augen.

Er blieb sitzen. Die dunklen Strähnen fielen ihm weiter ins Gesicht und verdeckten seine Augen. Je mehr Zeit verging, desto leichter fühlte er sich. Es wurde immer dunkler. Draußen ratterte ein Tor, der Hund bellte und er hörte, wie jemand das Haus betrat. Er wusste wer es war, aber es interessierte ihn nicht. Auch das nicht. Das alles nicht. Seine Augen wurden noch schwerer und er ließ sich weiter fort treiben.

Eine schwere Hand setzte ihn wieder gerade auf den Stuhl und stellte die Feder in den kleinen Halter. Das Blatt wurde aufgehoben und gegen das Licht gehalten. Eine Weile stand die Zeit so still. Tinte, die sich unter seinem Gesicht verteilt hatte und die gesamte linke Hälfte benetzte, tropfte lautlos auf sein Oberteil. Er rührte sich immer noch nicht. Er wurde sich erst jetzt wieder seiner Umwelt gewahr, aber sie interessierte ihn noch immer nicht.

Ein Schatten bewegte sich und ein leises Scharren ertönte, als ein Schuh über den Boden glitt und das Blatt landete wieder auf dem Tisch. Dann wurde er wortlos gepackt und auf die Beine gestellt, bevor man ihn aus dem Zimmer schob.

Die schwarzen Tropfen verteilten sich auf seiner Brust, liefen langsam daran herunter und besudelten seine Kleidung. Jetzt musste er lächeln. Es war ein Hoffnungsschimmer in der Nacht. Sollte er aussehen wie ein Geteerter, dann würde er endlich nicht mehr gezwungen sein, sein Innerstes zu verstecken. So schwarz wie seine Seele, das wollte er sein. Das allein verschaffte ihm Linderung. Das allein Genugtuung und Glück.

Ein Schnauben und die Hand schubste ihn unsanft in ein Waschzimmer. Die Kleider wurden ihm vom Leib gerissen und die namenlose Gestalt setzte ihn in das eisige Wasser. Sein Körper erschauderte, seine Seele erfror. Er jubelte.

Er hörte wie hastig Luft eingezogen wurde und registrierte erst spät, dass er es selber war. Die Hand verteilte das Wasser auf seinem Körper, wusch die Schwärze aus seinem Gesicht. Es schmerzte ein wenig und es tat gut. Es war tröstlich, willkommen. Wann hatte er so gelebt wie jetzt, wo er so verdorben war? Nein, er war nie so lebendig gewesen wie nun.

Wieder ließ er die Zeit vorbei streichen. Irgendwo am Rande registrierte er, dass die Berührungen noch grober wurden, aber das interessierte ihn nicht. Er driftete weiter fort, irgendwo ins Nichts.

Mit einem lauten Platschen fiel eisiges Wasser über seinem Kopf hernieder und er keuchte instinktiv erschrocken auf. Seine Hände krallten sich intuitiv am Rande des Zubers fest und er merkte jetzt erst, dass sie ganz steif gefroren waren. Sein ganzer Körper schlotterte.

Sein verstörter Blick traf die Gestalt, die ihn achtlos ins Diesseits zurück gerissen hatte und ihn erneut auf seine Beine stellte, um ihn aus dem Waschzuber zu heben und achtlos ein Handtuch über ihn zu schmeißen. Dann ließ man ihn allein.

Die Tür öffnete sich und eine andere Person trat ein. Er rührte sich nicht. Er blieb einfach stehen, reglos und stumm. Sein Atem ging heftig, sein Körper schlotterte noch immer. Er fühlte sich elend, hilflos. Die schweren Schritte der Gestalt verließen den Raum, als eine verärgerte Stimme ertönte:

„Er war niemals einer!“


Er lag im Bett. Reglos und schweigsam. Jetzt war er wieder allein. Sein Körper hatte aufgehört zu schlottern und er fühlte angenehme Wärme um sich. Weiche Laken um ihn her und das Federkissen unter seinem Kopf. Er war trunken, erneut. Aber es war angenehm. Er war schläfrig und seine Stimme lachte höhnisch in seinem Kopf.


Als er die Augen wieder öffnete, blendete ihn das helle Licht. Angewidert verzog er sein Gesicht und drehte sich um, die Laken über den Kopf gezogen. Er versank wieder und als sein Bewusstsein erneut zurückkehrte, war es noch heller geworden. Er stand verärgert auf und setzte sich wieder an den Tisch. Die Tinte vom Vorabend war verschwunden. Er nahm ein Blatt und legte es vor sich. Dann nahm er die Feder aus der Halterung und schrieb:


„Die Sonne, ein Zwilling, sie bekämpfen sich sehr. Der Mond in der Nacht gibt selbiges her. Wenn Flüsse vertrocknen und Täler ersterben, dann wird der Verlierer seine Macht demütig vererben.“

Die Tür ging auf. Die Feder erstarrte. Er war leblos, so tot wie der Raum für einen Moment, ehe die schweren Schritte heran kamen und ihm das Blatt unter der Feder weg zogen – gerade noch bevor ein Tropfen erneut das Geschriebene verbergen konnte. Dann erstarb der Raum erneut, bis die Schatten sich wieder bewegten, ein leises Scharren ertönte und man ihm die Feder aus der Hand nahm, um sie in den Halter zu tun. Das Blatt fiel sachte daneben auf den Tisch zurück.

Wieder wurde er an den Schultern gepackt und aus dem Zimmer gebracht. Diesmal jedoch blieb der Waschraum fern. Stattdessen wurde ihm etwas Weiches und Warmes um die Schultern gelegt. Zwei neue Hände zupften an ihm herum, zogen das Warme umher und fester um ihn, bis es sich nicht mehr bewegte. Dann wurde er von den groben Händen wieder weiter gestoßen. Gleißendes Licht kam ihm entgegen und er schrie auf.

Er versuchte zu flüchten, doch die Hände hielten ihn. Er versuchte zu beißen, doch die Hände reagierten nicht. Er schmeckte Blut und gierige Genugtuung machte sich in ihm breit. Er biss fester zu, wollte diese Hände verletzen, die ihn in das Licht hinaus stießen. Die ihn aus der Finsternis und dem Nichts hinaus rissen.

Zwei weitere Hände öffneten seine Kiefer und die Hand entwich. Dann wurde er von allen vieren weiter in das Licht gezogen. Er schrie, schrie und sträubte sich. Vergebens.
Die Qualen hielten an. Irgendwann ließ er sich einfach hängen. Seine Augen hielt er fest verschlossen. Verbrennen würden sie, würde das Licht sie treffen. Doch die Hände waren gnadenlos und zogen ihn immer weiter und weiter. Etwas anderes riss an ihm umher und es dauerte lange, bis er sich dem Wind erinnerte. Wind. Das musste Wind sein.

Irgendwann ließ man ihn los und er kam unsanft auf dem Boden auf. Luft entwich aus seinen Lungen und er kauerte sich zusammen, versuchte, sich vor dem Licht zu verstecken. Aber immer, wenn er auf Rettung hoffte, kamen die Hände wieder und zogen seinen Körper auseinander. Er schrie erneut, aber niemand hörte ihn. Niemand reagierte auf sein Leiden.

Nach Stunden hob man ihn wieder hoch. Er keuchte und sein Körper war matt. Dieser bittere Kampf hatte ihn all seiner Kräfte beraubt und er zitterte schwach. Sein Körper winselte wie ein Geächteter. Aber es tat gut. Es graute ihn und stellte ihm seine Nackenhaare auf, aber Leiden war ihm willkommen.

Als er endlich wieder in der Finsternis war, kam sie ihm ungewohnt kalt vor. Man riss ihm den schützenden Pelz wieder vom Leibe und setzte ihn in die Dunkelheit zurück. Er zitterte und schlotterte und machte sich ganz klein. Irgendwo in einer Ecke unweit der Tür blieb er sitzen und rührte sich nicht. Sein Körper wippte sachte vor und zurück, bis er sich wieder beruhigt hatte. Seine Augen waren stur auf den Tisch gerichtet. Er sah die Feder, die in ihrem Halter steckte, den Stapel Papiere in ihrem Fach…

Hastig stand er auf, rannte dort hin und riss die Feder an sich. Seine Handschrift war entsetzlich entstellt, als er, zappelnd und immer wieder absonderliche Laute von sich gebend, einige Lettern auf die Blätter schrieb. Die Lettern erstreckten sich quer über alle Blätter, die er unsanft aus dem Fach gerissen und auf dem Tisch verteilt hatte. Keines blieb aus, alle blieben beschmiert zurück. Beschmiert mit Formen schwarzer Farbe, die selbst eine Geschichte erzählten, um die Lettern herum, deren Worte den konkreten Gegensatz zu dem schwarzen Gemetzel bildeten.


„Liebliche Chöre, ganz leise erklingen, über Wolken und Länder, sie Freude erbringen. Ihr Glanze im lieblichen Lichte erstrahlet und keiner der Ihrigen nicht sind begnadet.“

Seine Hand, schwarz von Tinte, hielt inne. Ein kurzes Zucken durchfuhr sie, dann schrieb er weiter. Rasend schnell, die Blätter fast zerreißend.


„Donner und Blitze die Welt nieder stürzen, kein Wort je die Tode könnte bezirzen. Hernieder der Himmel falle aufs Volke, gleich einer schwarzen vernichtenden Wolke, zu ersticken was lebet, nur zerfetzen, das gebet der Himmel dem menschlichen Wesen, damit auch die tiefste Schwärze in ihr Bewusstsein gelesen.“

Die Worte wurden immer wirrer, die Sätze immer surrealer und er schrieb wahnsinnig immer schneller und schneller, bis er schließlich keuchend und mit einem lauten, dumpfen Knall zu Boden ging und liegen blieb. Die Feder sank hernieder, fast ohne einen Laut von sich zu geben. Nur sein lautes Keuchen war in dem Raum zu hören. Der Schweiß stand ihm glänzend auf der Stirn.

Nach einer Weile mischten sich Schritte unter seinen heftigen Atem und die Türe schwang wieder auf. Es waren die schweren Schritte und die Gestalt ignorierte ihn, besah sich lediglich die Worte und Ziffern auf dem Tisch. Der Blick verfinsterte sich und die Gestalt packte ihn, um ihn unsanft aufs Bett zu schmeißen. Dort blieb er. Sein Atem verhallte und die Dunkelheit holte ihn endlich wieder ein. Sanft und eiskalt und unsagbar tröstlich, bis er wieder verschwand.
____________________________

Nachwort:
Der Text mutet schon ein wenig seltsam an, das sehe ich ein. Das ist aber durchaus so beabsichtigt. Die Sätze sind ja formal nicht falsch. Sie sollen aber formal auch gar nicht "schön" klingen. Es ist der Versuch die Situation des Hauptcharakters auch formal irgendwie rüber zu bringen.

Ich bin gespannt, ob mir das gelungen ist.
Selbstredend freue ich mich über konstruktive Kritik immer. :)

Freya

La Cipolla
09.02.2009, 20:08
Ich will (und kann) da gar nichts Direktes reininterpretieren, aber eine Stimmung kommt herüber, eine gewisse Hilflosigkeit und der Kampf dagegen, auch dieses stockende, bruchstückhafte Wahrnehmen und das Hin- und Hergeworfenwerden (Schönes Wort :p). Und natürlich das Schreiben, das ist schön allgegenwärtig. ^^

Zum Stilistischen:

Die Sätze sind ja formal nicht falsch. Sie sollen aber formal auch gar nicht "schön" klingen. Es ist der Versuch die Situation des Hauptcharakters auch formal irgendwie rüber zu bringen.
Da musst du einen Mittelweg finden, denn wenn es gar nicht schön klingt, ist es kein Stilmittel mehr, sondern nervig für den Leser (und er hört auf zu lesen). Nicht falsch verstehen, der Text ist (imho) durchaus gelungen! - Ich gehe nur darauf ein, weil du es selbst angesprochen hast.

Mich stört, dass du ausschließlich "er" und "ihn" gebrauchst, dadurch liest sich der Text durch seine Länge etwas eintönig. Natürlich ist ein entsprechender Stil ein legitimes Mittel um auch diese Wiederholungsstrukturen in der Geschichte darzustellen, aber dafür ist der Text zu lang. Das kann man umgehen, indem man Synonyme wie "der Mann" (ganz simpel) oder sogar "der Protagonist" (was der Geschichte natürlich eine zusätzliche Note gibt) benutzt, oder aber, indem man öfter beschreibend erzählt. Also mehr "die Hände griffen nach der Feder" oder ähnliches. Vor allem, wenn es nur so wenige Figuren gibt, ist das eine gute Möglichkeit, kann man ruhig etwas mit rumspielen. "Der Schreiber" (oder etwas ähnliches - Federträger? :rolleyes: ) viele mir noch als passendes Synonym für deine Geschichte ein.

Über die Absätze kann man sich auch streiten. Absätze sollen das Lesen erleichtern, musst du dir beim Schreiben vor Augen halten. Es kann sehr gut sein, dass deine Absätze durchaus immer an Stellen sind, wo sich inhaltlich etwas ändert, aber dann hab ich es an manchen Punkten nicht unbedingt kapiert... ^^'' Einfach mal darauf achten - wenn man mit Absätzen zurückhaltender ist, wirken sie natürlich auch besser (weil sie was "Besonderes" sind)! Also am besten auf wichtige Eckpunkte beschränken.


„Die Sonne, ein Zwilling, sie bekämpfen sich sehr. Der Mond in der Nacht gibt selbiges her. Wenn Flüsse vertrocknen und Täler ersterben, dann wird der Verlierer seine Macht demütig vererben.“
Das klingt simpel und einfach gekünstelt. Der erste Teil vor allem, der zweite hat eher das Problem, dass die Wörter zusammen etwas komisch wirken. Die späteren "Strophen" sind da besser, aber oft auch auf der Grenze der lyrischen Glaubwürdigkeit. Die Prosa liegt dir imho besser (hab mir dein Gedicht hier aber noch nicht angeschaut).


Also Fazit: Atmosphärisch! - und das ist wohl das wichtigste. Stilistisch ebenfalls gut, aber da kann man meiner Meinung noch dran feilen. Also willkommen im Atelier und viel Spaß hier. :)

Kleiner Nebenkommentar noch, so ganz am Rand, weil das eine sehr eigene Meinung ist (nimm sie nicht ernst, wenn sie dir nicht gefällt): Ich würde mir ernsthaft überlegen, den Text trotz seiner metaphorischen Natur etwas zusammenzukürzen, ein paar Beschreibungen rauszunehmen und sich auf wirklich "wichtiges" oder Eingehendes zu beschränken. So wirkt er vielleicht besser (genau wie die Absätze, die einzelnen Teile werden dadurch bedeutungsschwerer). Aber wie gesagt, das ist nur eine fixe Idee. ^^''

Freya Sarijas
09.02.2009, 20:53
Mein Gott war ich jetzt verdattert! O_O Ihr habt mein Weltbild zerstört, bei euch steht der erste Post ja da unten! xD
Aber gut zu wissen. Ich wär im Leben nicht drauf gekommen.

Dann vielen lieben Dank dir, für deine Kritik! Man bekommt selten so ausführliche Kommentare und das ist wertvoll für einen Autoren. :)


Da musst du einen Mittelweg finden, denn wenn es gar nicht schön klingt, ist es kein Stilmittel mehr, sondern nervig für den Leser (und er hört auf zu lesen). Nicht falsch verstehen, der Text ist (imho) durchaus gelungen! - Ich gehe nur darauf ein, weil du es selbst angesprochen hast.
Ich bezog mich da auf eine andere Kritik, welche ihr freilich nicht kennen könnt, in der man vorschlug Sätze umzuformulieren, damit es besser klingt. Darum sagte ich: "Es soll nicht schön klingen."
Ich verstand die Idee der Kritik und hätte das sonst auch unterschrieben, aber hier ging es eben genau darum, dass es nicht so ist.
Das hätte ich wohl dazu sagen sollen, um meinen Punkt zu verstehen.
Es stimmt natürlich, dass man da eine Waage halten sollte, die ich - glaube ich - nicht gesprengt habe.


Mich stört, dass du ausschließlich "er" und "ihn" gebrauchst[...]Ich hatte es nochmal gelesen auf die andere Kritik hin. Das "er" und "ihn" hat mich seltener gestört. Eher bei Worten wie "erneut" oder "hinaus" an manchen stellen, hat mich einfach die Wiederholung gestört. :(
Das werde ich bei Zeiten noch ausbessern und dann schaue ich mal, was mir so einfällt bezüglich der Personen. Ich hatte es absichtlich sehr anonym gehalten und auf wenige Merkmale beschränkt. So ist der Schritt der einen Person immer gleich. Diese Person charakterisiert sich durch ide Grobheit und den schweren Schritt, sowie dieses ihn immer wieder hinsetzen etc.
Der Hauptprotagonist nimmt die Welt hier nur sehr eingeschränkt und verklärt wahr. Es kann nichtmal sicher gestellt werden, ob - da durch ihn beschrieben - die Geschehnisse wirklich so sind, wie sie scheinen. Und eintönig ist tatsächlich das, was der Hauptprotagonist erlebt, denn er erlebt ja nicht mehr viel. Er ist irgendwo abseits seiner Welt, was er lebendig wahrnimmt und worin er lebt ist diese Dunkelheit und Kälte, alles andere rauscht an ihm vorbei.

Ich werde mal schaun wie ich da andere Formulierungen rein bringen kann, ohne eben diesen Charakter, dass es eben immer genau das sein soll raus zu nehmen. Das kann den Text durchaus noch etwas auffrischen, ich schaue mal wie ich das anstelle. :)


Es kann sehr gut sein, dass deine Absätze durchaus immer an Stellen sind, wo sich inhaltlich etwas ändert, aber dann hab ich es an manchen Punkten nicht unbedingt kapiert...
Wo zB hattest du das? Ich müsste die Stellen genau sehen, um da wirklich analythisch dran zu gehen, weil spontan erschließen die Absätze sich mir schon. Ich weiß ja auch was dahinter steckt und hab es einfacher. Daher müsste ich dann die Lesersicht sehen. :)


Das klingt simpel und einfach gekünstelt. Der erste Teil vor allem, der zweite hat eher das Problem, dass die Wörter zusammen etwas komisch wirken. Die späteren "Strophen" sind da besser, aber oft auch auf der Grenze der lyrischen Glaubwürdigkeit. Die Prosa liegt dir imho besser (hab mir dein Gedicht hier aber noch nicht angeschaut).
Beim ZWeiten ist das PRoblem, dass ich das Metrum breche. Ich muss gestehen, dass mir der Teil selbst am Schlechtesten gefällt. Vielleicht ändere ich ihn nochmal ab. Der erste Satz allerdings ist schon absichtlich so wie er ist.

Alle diese Zeilen sind ja nicht wirklich "gedichtet". Das Dichten ist ja mehr als reimen. Der Hauptprotagonist nutzt das Schreiben als Ventil, so ist er am ehrlichsten darin, aber sich dessen selbst nicht bewusst. Ähnlich dem Fall dass man über andere erzählt und dabei unbewusst mehr über einen selber preis gibt als über den anderen.
Er empfindet sehr stark, lebt irgendwo abseits ganz wo anders und er formt das was innerlich an ihm zerrt genau so überladen in überladene Sätze. Man muss dazu außerdem wissen, dass die Geschichte nicht zur heutigen Zeit spielt. Man kann es vermuten, da er mit einer Feder schreibt, was heute keiner mehr macht. Damals war aber auch das Schreiben anders.
So extrem war es nicht immer, kommt auch auf die Textrichtung an, aber bei ihm kommt hinzu, dass er sich in diese poetisch verklärte Welt zurück zieht, als Schutzreaktion. Er schreibt gerne so nahezu schwulstig und überladen, steckt alle Empfindungen da rein die mehr und intensiver sind, als er da rein fassen könnte.
Außerdem schreibt er diese Texte ja wahnartig. Ich hoffe doch, dass das gelungen ist. Aber wahnartig geschriebene Texte sind nicht lückenfrei und ausgefeilt. Demnach sind das da auch keine literarischen Meisterwerke.

Die Stilrichtung an sich ist allerdings ein kleines Laster von mir, wenn man das so nennen kann, denn das ist immerhin Geschmackssache. Ich schreibe gerne auf diese Weise, wenn auch nicht ganz so extrem. :)
So viel als Hintergrundinfo mal zu den Gedichten. Kann vielleicht ganz interessant sein.

Der erste Teil davon gefällt mir aber auch nicht. v.v NIcht ganz. Das mit Sonne und Sonne und Mond und Mond die sich bekämpfen hat allerdings auch seinen Hintergrund. Denn beide können positiv und negativ sein. Nichts hat nur eine Seite, alles eine gute und negative Seite. Die Sonne beherrscht unser Leben auf der Erde, gemeinsam mit dem Mond, der ihre Stelle übernimmt, wenn sie sich zurück zieht. Wir sehen dazu auf und sie spenden uns wichtiges Licht, aber wie kann einen das fale Licht des Mondes nicht auch grauen? Wenn man im Wald ist und sich eh schon gruselt? Die Sonne kann verbrennen, sie ist ja nicht nur positiv.
Nun haben wir also zwei Giganten die praktisch göötterähnlich über unsere Erde wachen und sie in einen regelmäßigen Ramen setzen, den wir nicht ändern können und wie alles haben sie eine "gute" und "böse" Seite. Ich setze das in Anführungszeichen, weil ich das so nicht ausdrücken möchte. Es hat lediglich positive und negative Auswirkungen und/oder Wahrnehmungen verschiedener Lebewesen in verschiedenen Situationen.
Diese bekämpfen sich und dann wird der "Verlierer" dem "Sieger" seine Macht geben. Wenn man jetzt mal darüber nachdenkt, dann trifft man auf einen Widerspruch, denn geht das denn? Käme das nicht auf das Gleiche heraus? Es sei denn der eine Teil könnte dann den anderen besitzen ohne ihn anzuwenden...

Aber es ist - imo - eine durchaus interessante Sache in die sich das Ganze verstrickt. Das muss man nun auf ihn, den Hauptprotagonisten übertragen. Er ist nicht einer der Teile, aber warum betrachtet er die Welt auf diese Weise, die ja durchaus ja schon parteisch und vorinterpretiert ist?


Ich hoffe das war informativ. :)

Ich danke dir nochmals für deine Kritik und hoffe nichts vergessen zu haben. Deine Interpretation war gar nicht schlecht. Da hab ich scheinbar einige Dinge sehr treffend rübergebracht, zumindest auf Gefühlsebene. Genau genommen war von dem Genannten gar nichts falsch. :)
Beim konkreten Interpretieren, müsste man wie oben ins Eingemachte gehen und Worte, Wortstellungen etc deuteln. Es würde mich sehr interessieren, was du dabei raus bekämst! :)

Des Weiteren danke für das "Willkommen". :)
Bin alt eingesessener Kami-User und schon länger hier angemelet, aber nie aktiv gewesen. Frag mich nicht was mich geritten hat hier rein zu streunern, aber ich glaub hier gefällts mir. :)

Freya

La Cipolla
10.02.2009, 17:14
Mein Gott war ich jetzt verdattert! O_O Ihr habt mein Weltbild zerstört, bei euch steht der erste Post ja da unten! xD
Aber gut zu wissen. Ich wär im Leben nicht drauf gekommen.
Was weiß ich, wo du dich sonst rumtreibst. :p

Er empfindet sehr stark, lebt irgendwo abseits ganz wo anders und er formt das was innerlich an ihm zerrt genau so überladen in überladene Sätze. Man muss dazu außerdem wissen, dass die Geschichte nicht zur heutigen Zeit spielt. Man kann es vermuten, da er mit einer Feder schreibt, was heute keiner mehr macht. Damals war aber auch das Schreiben anders.
...
Der erste Satz allerdings ist schon absichtlich so wie er ist.
Dann ist es natürlich gelungen.
Dieses "Wahnschreiben" kommt allerdings nur begrenzt rüber, einfach mal, weil die moderne Lyrik ja dazu neigt, sowas ganz ohne Wahn und völlig geplant zu tun, damit es sich schön wahnhaft anhört. Ich glaube, dafür könnte man sogar noch mehr übertreiben, mehr Kontraste (wenn jemand im Wahn ist, sollte der Leser die Texte vielleicht etwas befremdlich oder unlogisch finden?). Bisher klingt das eher nach jemandem, der gerade Metaphern entdeckt hat und meint, ein Gedicht bestehe daraus. Es klingt nicht wirklich "schnell aus dem Geist" geschrieben, sondern eher "wahnhaft" geplant, wenn du verstehst, was ich meine. ^^
Das mit der Zeit habe ich nicht direkt bemerkt (hatte sogar ein modernes Bad vor Augen), aber ist das so wichtig? Wenn es wichtig ist, kannst du weitere Punkte einbauen, sei es nur eine Öllampe oder ein Kamin, die mal kurz flackern. :p (Beispiel)

Das mit den Absätze mache ich mal nicht an einem bestimmten Teil fest.
Ich sehe, dass da mehr oder minder immer ein zeitlicher und wohl auch inhaltlicher Strich zwischen ist, du neigst auch zu dramatischen Sätzen am Ende des Absatzes. ;) Aber dadurch nimmst du dieser Struktur etwas von ihrer Dramatik. Weil die Absätze so kurz hintereinander folgen, sieht man darin bald keine Struktur mehr, sondern nur eine Abfolge (1.,2.,3.). Vielleicht ist das nur meine Meinung, aber ich fände es eingehender, wenn du die Akzente (Absätze) auf die Punkte setzt, die wirklich einen großen Einfluss auf den Text haben.
Das wäre aber ein ziemlicher Einschnitt und würde wohl eine große Überarbeitung erfordern, also lass es, wenn du das nicht so siehst. ^^

Zur Interpretation: Nö. ;) Das hab ich schon genug im Studium und ich bevorzuge es sowieso, wenn ein Text auch ohne Interpretation eine tiefe Wirkung hinterlässt, wenn man sozusagen "spürt", worum es geht, ohne erst einzelne Wörter oder sogar die Entstehungsgeschichte zu beachten. Und weil das bei diesem funktioniert, werd ich den Teufel tun und da was direktes reininterpretieren, da versau ich mir höchstens noch den Text. :D

Liferipper
10.02.2009, 17:43
Mich stört, dass du ausschließlich "er" und "ihn" gebrauchst, dadurch liest sich der Text durch seine Länge etwas eintönig. Natürlich ist ein entsprechender Stil ein legitimes Mittel um auch diese Wiederholungsstrukturen in der Geschichte darzustellen, aber dafür ist der Text zu lang. Das kann man umgehen, indem man Synonyme wie "der Mann" (ganz simpel) oder sogar "der Protagonist" (was der Geschichte natürlich eine zusätzliche Note gibt) benutzt, oder aber, indem man öfter beschreibend erzählt. Also mehr "die Hände griffen nach der Feder" oder ähnliches. Vor allem, wenn es nur so wenige Figuren gibt, ist das eine gute Möglichkeit, kann man ruhig etwas mit rumspielen. "Der Schreiber" (oder etwas ähnliches - Federträger? ) viele mir noch als passendes Synonym für deine Geschichte ein.

Da muss ich wiedersprechen. Durch die ganzes "er"s wirkt die Geschichte viel persönlicher, fast wie aus der Ich-Perspektive, während es bei irgendwelchen "Protagonist"en oder "Schreiber"n eher so wirkt, als ob man das Ganze von außen betrachtet, was hier aber, soweit ich das erkennen kann, nicht der Fall sein soll.

La Cipolla
10.02.2009, 18:08
Jo, war offenbar auch so geplant. Dann wars wohl nur meine Wahrnehmung.

Freya Sarijas
10.02.2009, 20:40
Zu den letzten Beiden: Ja, das war so beabsichtigt. Es soll ganz persönlich sein, auch wenn es ein Er-/Sie- Erzähler ist in der driten Person singular. Da er halt in seiner eigenen, kleinen Trancewelt lebt, ist es sehr entscheidend aus welcher Sicht man es schreibt. Es it aber dennoch eine Erzählung über ihn.
Ich plane dazu noch andere Sachen zu schreiben, auch aus anderen Sichtweisen und unter anderem darum ist es trotz allem ein Er-/Sie- Erzähler.
Außerdem bringt es eine gewisse Distanz in den Text, der in diesem Zusammenspiel aus Kontext und anderem das Ganze mehr in die Tristheit runter zieht.
Zumindest empfinde ich das so, aber ich habe gerade Probleme damit das korrekt zu formulieren. X_x



Dieses "Wahnschreiben" kommt allerdings nur begrenzt rüber, einfach mal, weil die moderne Lyrik ja dazu neigt, sowas ganz ohne Wahn und völlig geplant zu tun, damit es sich schön wahnhaft anhört. Ich glaube, dafür könnte man sogar noch mehr übertreiben, mehr Kontraste (wenn jemand im Wahn ist, sollte der Leser die Texte vielleicht etwas befremdlich oder unlogisch finden?). Bisher klingt das eher nach jemandem, der gerade Metaphern entdeckt hat und meint, ein Gedicht bestehe daraus. Es klingt nicht wirklich "schnell aus dem Geist" geschrieben, sondern eher "wahnhaft" geplant, wenn du verstehst, was ich meine. ^^
Ja...ich glaube ich weiß was du meinst. Und ich glaube das trifft es, von der Beschreibung her sogar besser.
Es ist so ein.... Hm... Er sitzt da rum, in seiner Scheinwelt und lässt sich gerne immer wieder in die Trance hinein treiben. Das wird auch im Text erwähnt. Es gibt aber auch die kurzen Momente wo er die Blätter anstarrt oder sowas, kurze Momente in denen der Erzähler dann doch von der sonst so persönlcihen Sete weg rückt und nur beschreibt was passiert, auch auf den Hauptprotagonisten bezogen. Er macht sich schon Gedanken, aber nicht klar. Sondern auch irgendwie total verworren und ist eben in diesen Gedanken, dieser Welt gefangen.
Wenn dann so Sachen passieren wie die, dass er hinaus ins Licht gezogen wird, dann ist das ja ein starker Einschnitt in die einlullende Kälte, die Gefühle ja auch angenehm vergessen lässt. Angenehm wenn es schlechte sind. Und dann wird er total aufgewühlt, er tickt ja regelrecht aus. Und dann schreibt er es so total wahnartig nieder.

Beim ersten ist das noch wesentlich überlegter. Da steigt er auch aus dem Bett. Aber er lässt sich beim Schreiben schon treiben, weil er einfach schreibt was er denkt und fühlt. Und danach geht es immer mehr in diese Unruhe rein und am Ende ist es wirklich ein schlagartiges Ausladen.

Ich hoffe ich bin verständlich. o.o


Wegen der Zeit: Naja, es ist ein "Waschzuber" und ein "Waschraum" und er trug einen "Pelz" und schreibt mit einer "Feder". Da sind so die Anhaltspunkte. Er kriegt auch Wasser über den Kopf geschüttet, was man mit einer Brause nicht so direkt beschreiben könnte. Ansonsten hat er nicht viel da. Er hat auch keine Lampe. ^^; Will ja kein Licht, der Gute, also ärger ihn bloß nicht. Lass ihn das ja nicht hören! xD
Aber die Leute die rein kommen haben eine, das hätte ich erwähnen können, ja. o.o

Zum letzten Punkt: Was studierst du denn? o.o *neugierig anstarr*