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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bundeswehr - The Days After.



SickBoy
23.07.2003, 20:28
Ich würde mich in diesem Thread gerne mit Leuten von euch ausstauschen, die beim Bund waren, und die vielleicht sogar wie ich im Ausland waren... Ich war 18 Monate beim Bund, davon 6 Monate in Kabul mit dem PzAufkl Btl als Hauptgefreiter.
Eigentlich wollte ich damals nur meinen Grundwehrdienst machen... aber als ich dann da war hatte ich unter anderem auch mit großen Problemen mit mir selbst zu kämpfen, und als man mich fragte, ob ich bereit wäre in den Einsatz zu gehen... habe ich einfach nicht nachgedacht und zugestimmt... mir war wirklich alles egal, ich glaubte auch nicht, dass mich irgendjemand vermissen würde. Über das halbe Jahr in Kabul möchte ich lieber schweigen. sowas verändert einen menschen, und ich denke mich hat es auch verändert, wahrscheinlich zum negativen. als ich nach 6 monaten wieder zu hause war, waren meine freunde und meine familie mir fremder als jeder penner in den staubigen straßen von kabul. ich habe gut 3 monate gebraucht um wieder normal mit mir und meinen mitmenschen umgehen zu können. ich weiß auch nicht, es war ein fehler, denke ich.
ka warum ich das hier ins forum schreibe, aber vielleicht möchte irgendjemand was dazu sagen, oder hat ähnliche erfahrungen gemacht.

MR.Z
23.07.2003, 20:42
es ist normal , dass man sich nach soetwas anders vorkommt , zu mal man vielleicht großes Leid sah und tote Menschen.Das sieht man besonders stark bei diesen Friedenstruppen , da diese nicht eringreifen dürfen , wenn sich etwas vor ihnen abspielt.Es gibt sehr oft auch diese Kriegs Syndrohme , wie nach Desert Storm oder sonstigen Operationen.
Ich persöhnlich bin Parzifist unbd würde nie eine Waffe anfassen und werde auch nie zum Bund gehen!

akira62
23.07.2003, 21:02
Ich war beim bund allerdings als Sani und nur der Grundwehrdienst.

Aber was du erzählst kommt mir bekannt vor ein Freund von mir war als einer der ersten im Kosovo und durfte den Bergungspanzer/Lastwagen etc. fahren, der hat Storys erzählt, aber vorallem war er mir sehr lange fremd, aber zum Glück legt sich das.

Chocwise
23.07.2003, 21:07
Ich war auch nicht beim Bund (sorry wenn man hier nur (Ex-)Wehrdienstleistende erwartet, aber ich will auch was sagen :D).
Man hat mich scheinbar vergessen trotz T2.
Zum Glück möchte, ich noch hinzufügen. Denn ich hätt ebenfalls nen Problem damit zum Bund zu gehen.
Nicht hauptsächlich aus pazifistischen Gründen, denn sein wir mal ehrlich: Als Soldat in der deutschen Bundeswehr ist die Chance, dass du jemanden tötest indem du einen Kieselstein wegkickst, diesen irgendjemand im Flug mit dem Mund auffängt, ihn verschluckt und nach nen paar Tagen an Darmverschluss krepiert, größer als dass du jemanden erschießen musst.
Nö, ich hab einfach nur ein Problem damit, mich wegen Sinnlosigkeiten rumkommandieren zu lassen, deswegen bin ich hier auch Admin und kein Befehlsempfänger... :D
Nee, nur'n Joke, deswegen nicht. ;)
Aber mir würde des gegen den Strich gehen, wenn mir ein Wildfremder befiehlt wann ich zu laufen, wann ich stillzustehen hab und wie mein Kleiderschrank auszusehen hat (mit Lineal nachmessen, so ein Humbug! :rolleyes: ).
Sorry, aber der Verein ist mir hochgradig zuwieder, von daher ist es schon ganz ok, dass ich nie hinmusste. Vermutlich würd ich eh die meiste Zeit im Bau sitzen weil ich mich im Schritt gekratzt hab obwohl ichs nicht durfte. :p -_-

BTW: Hmh... is etwas am eigentlichen Thema vorbei gegangen, aber ich hätt früher oder später ohnehin selbst ein Thema mit selbiger Aussage wie in meinem Post wiedergegeben eröffnet, hättest du mir nicht diesen Anlass geboten @ SickBoy.

Sphero
23.07.2003, 21:18
Ich war 1992 bei der Bundeswehr, bei den sogenannten KRK (Kriesen Reaktions Kräften)...mittlerweile heissen sie anders glaube ich und das Battallion bei dem ich gewesen bin gibts auch schon nicht mehr... Battallion 533 Jäger..ich war in der 1. Kompanie - Versorger (Küche wo sonst ^^)

Die Zeit dort war total ruhig und öde - in der Küche hatten wir unser Zeug täglich für den Abmarsch fertig und haben nur geputzt... Ausbildung war in den ersten 3 Monaten zwar hart, aber nachher wars die Langweile pur. Die Weltpolitische Lage damals war nicht so gesopannt wie heute, der kalte Krieg war grade vorbei und so hatten wir eigentlich kein Feindbild, ergo auch keine Motivation. Hilfseinsätze waren damals ja undenkbar - kam alles viel später erst.

Damals hatten wir nur einen Alarm als in Rußland dieser Schirinowski tönte die Macht an sich zu reissen, da hatten wir Alarmstatus und wurden mal für 2-3 Tage aus dem Einerlei gerissen um auf etwas zu warten was nicht eingetroffen ist (Zum Glück).

Mir ist klar was man da durchgemacht haben muss, uns wurde es eindringlich per Video gezeigt- immer und immer wieder - viele wurden von den KRK wegversetzt...ich blieb. Allerdings ist es noch einen ganzen Zacken schärfer wenn man sowas live miterleben muss - darüber hilft auch kein erhöhter Sold und sonstige Zulagen hinweg...

Schonmal daran gedacht Fachmännische Hilfe in Anspruch zu nehmen ? Hört sich zwar immer dumm an, dürfte aber auch garantiert nicht falsch sein.. und sich scheuen sollte man schon garnicht - ist immer Dein Leben das wieder in die Bahn soll oder ?

brucenight
23.07.2003, 21:37
Gerade deshalb bin ich Pazifist.

Ich hasse Kriege; sie verursachen soviel Leid und sind einfach nur Schwachsinnig.

Krieg ist Vergewaltigung, Mord, Folter, Leiden, Hoffnungslosigkeit, Zorn und Hass.

Das alles kann ein Mensch nicht verkraften.


Ich bemitleide dich sehr!


Würde ich soetwas aus nächster Nähe sehen, so würde ich wohl verrückt werden.

Die Vorstellungen sind schon übel!

Aber wichtiger ist, du musst dieses nicht vergessen aber akzeptieren! Die Menschen sind schlecht. Es gibt schreckliche Dinge.


Das hört sich jetzt vielleicht allzu gelabert an, aber ich versuche auch nur Tipps zu geben.

3,141592654
23.07.2003, 21:49
Ich persönlich bin Pazifist und würde nie eine Waffe anfassen und werde auch nie zum Bund gehen! da zitiere ich einfach mal meinen (zu meiner bw-zeit) kompanieführenden major. "weil ich pazifist bin, bin ich soldat geworden." das eine schließt das andere nicht aus.

@chocwise
immer wieder schön zu hören, wie genau die leute, die nicht da waren, wissen, wie es beim bund zugeht :rolleyes:. sorry, aber ich sehe da nur wieder die typischen klischeevorstellungen.

@sick boy
ich habe damals auch einige leute oberflächlich kennengelernt, die im einsatz waren. kann mir vorstellen, dass es alles andere als leicht ist, das alles einfach so hinter sich zu lassen und wenn man zurückkommt dort weiterzumachen, wo man aufgehört hat...
naja, ratschläge spare ich mir, da ich mich nicht gerade in der position sehe, diese erteilen zu können. ich war btw auch bei den aufklärern, in lüneburg. hab allerdings nur meinen grundwehrdienst geleistet.

Chocwise
24.07.2003, 14:10
Original geschrieben von 3,141592654
...@chocwise
immer wieder schön zu hören, wie genau die leute, die nicht da waren, wissen, wie es beim bund zugeht :rolleyes:. sorry, aber ich sehe da nur wieder die typischen klischeevorstellungen.
...
Mag sein, aber es ist Fakt das dich dort irgendjemand wildfremdes Rumkommandiert. Das war der Kern meiner Aussage, der Rest war tatsächlich Klischee pur, geb ich auch zu. ;)

Tatsache ist, dass der Wehrdienst von vielerlei Betrachtungsweisen aus gesehen etwas negatives hat. Da gibts die pazifistische Perspektive, die semi-anarchische Perspektive, die rationalistische (rationalistisch nicht nationalistisch) Perspektive...
die semi-anarchistische Perspektive ist in mir wohl die ausgeprägteste, allerdings wohnen in mir auch erhebliche Anteile der übrigen Ansichten so dass ich die Wehrpflicht als absoluten Quatsch ansehe.
Wer unbedingt Leid in der Welt sehen will, wer unbedingt als ein hirnloses Mittel zum Machterhalt fungieren möchte... der sollte das aus freien Stücken tun, niemand sollte dazu gezwungen werden (zu ersterem wird man ja theoretisch nicht gezwungen, nur stolpern da viele trotz besseren Wissens rein, siehe 1. Beitrag).

3,141592654
24.07.2003, 17:24
Mag sein, aber es ist Fakt das dich dort irgendjemand wildfremdes Rumkommandiert. sure, aber das ist z.b. im arbeitsleben nicht viel anders, imo. auch wenn es da vielleicht nicht so ausgeprägt ist.

Das war der Kern meiner Aussage, der Rest war tatsächlich Klischee pur, geb ich auch zu. ;) dann sind wir uns in diesem punkt ja einig ;).

Tatsache ist, dass der Wehrdienst von vielerlei Betrachtungsweisen aus gesehen etwas negatives hat. Da gibts die pazifistische Perspektive, die semi-anarchische Perspektive, die rationalistische (rationalistisch nicht nationalistisch) Perspektive...
die semi-anarchistische Perspektive ist in mir wohl die ausgeprägteste, allerdings wohnen in mir auch erhebliche Anteile der übrigen Ansichten so dass ich die Wehrpflicht als absoluten Quatsch ansehe. nun, für solche fälle gibt es ja die möglichkeit der kriegsdienstverweigerung, die ich auch als sinnvoll und gerechtertigt ansehe. wenn jemand gewissensprobleme damit hat, sollte er das nicht müssen und muss es ja auch nicht.
Wer unbedingt Leid in der Welt sehen will, [...] der sollte das aus freien Stücken tun, niemand sollte dazu gezwungen werden (zu ersterem wird man ja theoretisch nicht gezwungen, nur stolpern da viele trotz besseren Wissens rein, siehe 1. Beitrag). well, wie du bereits sagtest, gezwungen wird man nicht. ich sehe das natürlich genauso, dass es auf freiwilliger basis beruhen sollte.

wer unbedingt als ein hirnloses Mittel zum Machterhalt fungieren möchte... das halte ich jetzt für eine unnötig generell verurteilende und vorurteilbehaftete aussage. aber das geht hier alles ein wenig am thema vorbei, daher würde ich es begrüßen, das hier (http://forum.rpg-ring.com/forum/showthread.php?s=&threadid=9958) fortzuführen, wenn diskussionsbedarf besteht.

btw halte ich insgesamt auch eine berufsarmee für sinnvoller. dennoch halte ich die wehrpflicht nicht für grundsätzlich schlecht, sondern lediglich für unpraktikabel.