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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [P&P] Anarchie bis Regelwut: Welcher Spielertyp seid ihr?



GSandSDS
18.01.2009, 02:17
Kennt ihr das? Ihr seid in einer Rollenspielgruppe und schon bahnt sich eine mittelgroße Diskussion an, durch die das Spiel für etliche Minuten unterbrochen wird. Was passiert ist? Ein Spieler hat sich mit einer Kritik oder einer Zurechtweisung in die Entscheidung eines Meisters eingemischt, da er den Beschluss des Meisters nicht nachvollziehen konnte. Der Grund: Der Meister hat nach einem Kriterium entschieden, das so nicht in den Regeln vorkommt oder ihm widerspricht. Kurze Zeit mischen sich die anderen Spieler mit ihren Meinungen auch ein, und schon ist das Spiel erstmal unterbrochen. Was passiert ist, ist klar: Hier prallen unterschiedliche Philosophien bezüglich eines guten Rollenspiels aufeinander. Die einen spielen lieber nach festen und sicheren Regeln, andere lieber ein wenig frei Schnauze. Aber welcher Spielertyp seid ihr? Das soll hier abgestimmt werden?

La Cipolla
18.01.2009, 08:31
Mach vielleicht Mehrfachantwort möglich, das kommt bei mir absolut drauf an, was ich gerade spiele. Alle vier Antworten haben ihre Daseinsberechtigung.

Ranarion
18.01.2009, 10:19
Generell lieber viele Regeln, ich möchte ungefähr wissen was meine Aktionen für Folgen haben könnten. Das kommt aber auch sehr stark auf den Meister an: Je mehr ich dem Meister kenne und vertraue, desto mehr Regeln kann er weglassen und "frei nach Schnauze" entscheiden. Ich denke, dass vorallem wichtig ist, dass man sich schon vor der Runde darauf einigt, wie stark man sich an die Regeln halten möchte. Das spart sich nicht alle Diskussionen, aber viele.

FF
18.01.2009, 10:32
Es kommt natürlich darauf an, worauf man sich vor dem Spiel geeinigt hat.
Wenn man abgemacht hat, dass der Meister mal ein paar Regeln brechen darf, um die Story voranzubringen bzw zu verbessern, ist das ok.
Allerdings spiele ich nicht unbedingt gerne nach so einer Abmachung :D

Es ist hingegen etwas völlig anderes, wenn der Meister vorschlägt, jetzt offiziell eine Hausregel einzuführen, und das in der Gruppe besprochen wird.

Ich will in einem PnP absolute Handlungsfreiheit haben, und ich will das meine Aktionen in ihrem Ergebnis berechenbar sind (also wie im echten Leben auch.) - und dafür braucht man eine Regelbasis. An die sich auch der Meister hält.
Ich verlasse mich ja auch in der Realität darauf, dass die Naturgesetze funktionieren. :rolleyes:
Gerade bei solchen Spielen wie DSA, die sehr viele Optional und Expertenregeln haben, wird das Spiel IMO erst brauchbar, wenn man viele dieser Regeln mit dazu nimmt (um ein wenig Realismus usw. einzubringen)
Da ist diese (besonders oft auch in DSA eingebrachte) "Goldene Regel" (=Meister hat immer Recht und darf auch die Regeln brechen") mMn ein Unding, inbesondere in einem Regelwerk, dass sehr stark auf Regelnahes spielen ausgelegt ist (da sonst starkes Ungleichgewicht aufkommt, wo es nicht sein soll)

Deswegen ist es natürlich auch schön, wenn man ein Regelsystem hat, dass dazu geeignet ist, es RAW (rules as written) zu spielen.


Wenn man sich vorher auf ein freies Spiel mit möglichst wenigen Regeln einigt (oder besser, sogar eins, dass dieses Regelarme Spiel mit einigen wenigen Richtlinien fördert) kann ich auch damit leben. Das muss aber eine bewusste Entscheidung sein, und ich muss vorher wissen, DASS jetzt solches ohne-regeln-storytelling oder sowas stattfinden soll.

GSandSDS
18.01.2009, 12:21
Huch, FF! Ich habe Antwort Nr. 4 doch extra für dich formuliert. :D

FF
18.01.2009, 12:42
Bei DSA ist solches nicht-nach-regeln Spielen auch Grausam. Wenn ich Zeit in meinen Charakter investiere, Vor und Nachteile abwäge, mir Sonderfertigkeiten und Zauber aussuche, haben die gefälligst so zu funktionieren, wie ich es erwarte, sonst hätte ich die ja nicht genommen.
Abgesehen davon verkommt sowas wie "Balancing" ohne Optionalregeln selbst innerhalb der Spielweltlogik zu einem Witz (Balancing heißt nicht: alle sind gleich stark. Das ist unsinnig und Unrealistisch. Aber es heißt, dass ein Kämpfer mit einem Dolch schlechte Chancen gegen einen mit nem Zweihänder hat. Oder einer Hellebarde. Oder dass die Barbarenstreitaxt eine nutzlose Waffe ist - oder zumindest schlechter als ein Meisterstück der Schmiedekunst a la Rondrakamm.)

Deswegen fehlt mir auch noch die Option: Je nach Regeln und Vereinbarung.

Jesus_666
18.01.2009, 14:07
Ich will in einem PnP absolute Handlungsfreiheit haben, und ich will das meine Aktionen in ihrem Ergebnis berechenbar sind (also wie im echten Leben auch.) - und dafür braucht man eine Regelbasis.
Kleiner Nitpick: Ich weiß nicht, wie's bei dir aussieht, aber in der Welt, wie ich sie kenne, sind nur ganz, ganz wenige Handlungen vorher in ihrer Erfolgswahrscheinlichkeit präzise berechenbar. Man kann grob abschätzen, aber in keiner nicht-künstlichen Umgebung kann man sagen: "Ich habe jetzt eine 82%ige Wahrscheinlichkeit, diesen Sprung zu schaffen."
Anhand der eigenen Leistung kann man nur unter Laborbedingungen abschätzen, was für Erfolgschancen man hat, also dürfte der SL einem nie genau sagen, was man jetzt erwürfeln muß, um die Probe zu schaffen. Blöderweise wirkt das dann vollkommen willkürlich.

Wenn man im Rollenspiel auf Realismus Wert legt, darf man sich also gerade nicht immer an die Regeln halten – denn es können immer unvorhergesehene Ding passieren, die alles über den Haufen werfen, was man sich vor der Aktion zusammengeschätzt hat.

Allerdings gibt es gegen diese Argumentation einen guten Konter: Wenn man völlig realistisch spielen würde, würde das Spiel kaum Spaß machen. Vereinfachungen und unrealistische Stellen im System sind oft dazu da, die kalte Grausamkeit der Realität abzufangen. Nimand stirbt gern an Wundbrand, weil er von einem Goblin für 3 HP getroffen wurde und kein Heiler in der Party ist.


Zum eientlichen Thema: Kommt drauf an. Man kann wunderbar eine Runde spielen, in der Regeln gar nicht nötig sind; man kann aber genau so gut eine haben, wo ¼ der Spielzeit auf das Nachschlagen von Regeln entfällt. Beides kann Spaß machen, abhängig von den involvierten Spielern. Wenn man mit Godmodern spielt, die ihre eigene Interpretation der Regeln über das Regelwerk stellen, kann der Spielleiter das Regelwerk als letzte Instanz führen und solchen Unsin unterbinden. Mit erfahrenen, brauchbaren Spielern (und einem ebensolchen SL) kann man oft mittendrin entscheiden, ob und welche Regeln man gerade braucht.

Allgemein tendiere ich zu "so viele wie nötig (oder lustig), so wenige wie möglich". Zu viele Regeln führen zu einer Papierwüste, wo man stundenlang nachschlagen muß, wie genau etwas formuliert war; andererseits bieten oft gerade optionale Regeln oder Addons viel interessantere Möglichkeiten (beispielsweise finde ich Shadowrun 3 mit Mensch und Maschine, Arsenal 2060 und dem Kompendium erst richtig lustig).