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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auch mal was selbstgeschriebenes



PunkZERO
23.07.2003, 01:23
Da man mich darauf aufmerksam gemacht hat, das selbstgeschriebenes hierhin gehört und nicht ins Literaturforum (nicht hauen bitte), will ich hier mal meine Kurzgeschichte publizieren...have phun


Laute Stille

Laut war die Nacht. Er ging durch Rom. Er ging und ging durch die menschenleeren Straßen und Gässchen die sich wie ein endloses Gewirr aus Adern durch diese Stadt zogen. Sein Erscheinungsbild hob sich nicht grossartig von dem alles überlagernden Grauton ab. Sein langer dunkler Mantel, mehr ein Umhang denn ein Mantel, wehte im Wind. Ebenso seine mehr als schulterlangen grauen Haare, mit denen der Wind spielte, als wären es Grashalme auf einer Wiese. Einzig das schwarze Etwas, das er auf dem Rücken trug war nicht in die Bewegung eingebunden, die ihn umgab. Es war ein seltsamer Wind an diesem Abend. Nicht einer dieser sanften Winde, die einem an einem heissen Sommertag eine willkommene Abkühlung verschafften. Es war ein harter Wind, der , obwohl alles still war, alles andere übertönte. Wer ihn gesehen hätte, dem wäre sein seltsamer Blick aufgefallen. Seine meerblauen Augen hatte er starr geradeaus gerichtet und doch ging von ihnen nicht einmal ein bisschen Entschlossenheit aus. Sein Blick war ausdruckslos; wie ein erloschenes Feuer.
Der Rest seines wettergegerbten Gesichtes mit seinen Furchen und den winzigen Bartstoppeln unterstützten diesen Eindruck noch, WENN ihn jemand gesehen hätte. Doch diese Erscheinung schien genauso schnell wieder fort zu sein, wie sie erschienen war. So zog er durch die Strassen vorbei an einem der unzähligen Eiscafés. Da plötzlich wie ein Blitz in seinen Gedanken kam ihm eine der vielen farbenfrohen Erinnerungen an die Zeit, als er schon einmal hier war. Er sieht für einen Moment nicht das menschenleere Grau der Strassen, spürt und hört nicht den überlauten Wind, sondern eine fröhliche Gruppe von Schülern. Sie sind ausgelassen und erfreuen sich an dem köstlichen Eis, das man dort günstig erwerben konnte. Man könnte meinen in diesem Moment ein winziges Lächeln gesehen zu haben, das über sein Gesicht zog. Doch plötzlich war alles wieder grau und er setzte seinen Weg fort. DA. Schon wieder eine Erinnerung. Wieder kann er diese Gruppe sehen. Und er hört seine Stimme, wie er ein Referat über den Trevi-Brunnen hält. Und ihm fällt zum ersten mal seit langem Sie auf. Er betrachtet sie, bis ihn ein harscher Wind in die graue Realität zurückholt. Die Blätter waren gefallen. Sie wehten um seine Füsse und hüllten seine ganze Gestalt in einen Mantel aus totem Dunkelbraun. Er passierte das Castel Sant Angelo und seine Brücke. Die Erinnerungen holen ihn abermals ein. Dieser Bruchteil der Sekunde ist der längste in dieser lauten Nacht. Die Gruppe, die sich lachend auf dem Castel unterhält und den Ausblick geniesst. Die zahllosen Verkäufer, die ihre Souvenirs an den Mann bringen wollen. Und schon wieder fixiert er Sie mit seinen Blicken. Er fixiert sie mit seinen ausdruckslosen Augen und muss als erste wirklich wahrnehmbare Bewegung neben seinem schlurfenden Gang einmal tief schlucken. Er nähert sich langsam seinem Ziel. Dies merkt er deutlich. Immer häufiger tauchen Bilder aus fröhlicher Vergangenheit die triste Grau-Umgebung in ein farbenfrohes Bild, bis sie ungewollt wieder verschwinden und ihn in der Traurigkeit seiner Umgebung zurücklassen. Da biegt er auf die lange menschenleere und graue Strasse ein, die zum Petersdom führt. Nun hat er etwas vor seinen ausdruckslosen blauen Augen. In der Ferne sieht er auf dem Platz etwas entlanghuschen. Ein Farbengemisch aus Rot und Gelb. Der Weg bis dorthin schien ewig zu dauern und der Wind erreichte eine ohrenbetäubende Lautstärke. Immer wieder kamen die Flashbacks; nun im Sekundentakt; doch zwischen den Erinnerungen an die Kursfahrt sah er immer wieder ihr Gesicht. Dann kam er an. Das Farbgemisch erhob sich drohend vor ihm. Eine Kreatur schwarz wie die Nacht, umrahmt von Flammen. Er stoppte und sah zu ihr auf. Die Kreatur öffnete ihren Mund,:“ Ich hätte nie gedacht dich hier noch einmal wiederzusehen. Du willst sie rächen oder?“ Diesmal durchfuhr ihn die Erinnerung an Sie so stark, das er zusammenzuckte. „Du vermisst sie, nicht wahr?“ fuhr die Kreatur fort und sein ausdrucksloses Gesicht gab das erste Anzeichen eines Gefühls von sich, als sich eine Träne aus seinem Auge löste und begann, sich seinen Weg durch das zerfurchte Gesicht zu bahnen. „Gib auf. Du hast keine Chance gegen mich.“ gab abermals die Kreatur preis. „Ich weiß.“ entfuhren zum ersten Mal ihm die Worte in einer tiefen, rauen Stimme, als er nach dem unbewegten Etwas auf seinem Rücken griff und ein kunstvoll verziertes Langschwert in seiner Hand lag.
Ja; laut war die Nacht gewesen.

Zieg Feld
23.07.2003, 03:41
Wirklich gut, hat mir sehr gut gefallen.

Ein Gang durch eine menschleere Stadt. Es ist dir IMO sehr gut gelungen dieses Weg den dieser Herr zurücklegt so dunkel und geheimnisvoll zu gestalten.

Interessieren würde mich nur noch, ob es eine Kurzgeschichte ist oder obs weitergeht?

Wenns nicht weitergeht, hätte ich schon eine Theorie, wie man die Geschichte interpertieren kann. (Aber ich schreibt erst wie ich es denke, wenn ich weiß ob es weitergeht oder nicht ;) :) )

PunkZERO
23.07.2003, 16:03
Das is schon ne Kurzgeschichte. Geht also nicht mehr weiter.

Zieg Feld
24.07.2003, 03:44
Ich würde diese Kurzgeschichte folgendermaßen Interpretieren.

Dieser einsame Gang, ohne jede Gefühlsregung von der Dunklen Gestalt, das hört sich für mich wie Verzweiflung an. Ein langsamer, einsamer Weg der Verzweiflung.
Langsam kriecht aber die Erinnerung an etwas herauf, ich denke mal an einen Menschen, den er verloren hat (Vielleicht seine Frau?) Durch diese Flashbacks sieht man das IMO sehr gut.
Die Art wie er seine Frau verloren hat war sicherlich unnatürlich und grausam.
Er erinnert sich an die schöne, heitere Zeit mit ihr.
Vielleicht wollte er sich rächen, er jagt das, was seine Frau umgebracht hat, die Schwarze Figur mit den Flammen könnte man als dieses sehen.

Zusammenfassend könnte man das ganze als große Metapher für einen verlust sehen, der noch nicht verkraftet oder besser gesagt noch nicht akzeptiert wurde.
(Natürlich alles auf IMHO-Basis ;))

PunkZERO
25.07.2003, 00:56
Original geschrieben von Zieg Feld
Ich würde diese Kurzgeschichte folgendermaßen Interpretieren.

Dieser einsame Gang, ohne jede Gefühlsregung von der Dunklen Gestalt, das hört sich für mich wie Verzweiflung an. Ein langsamer, einsamer Weg der Verzweiflung.
Langsam kriecht aber die Erinnerung an etwas herauf, ich denke mal an einen Menschen, den er verloren hat (Vielleicht seine Frau?) Durch diese Flashbacks sieht man das IMO sehr gut.
Die Art wie er seine Frau verloren hat war sicherlich unnatürlich und grausam.
Er erinnert sich an die schöne, heitere Zeit mit ihr.
Vielleicht wollte er sich rächen, er jagt das, was seine Frau umgebracht hat, die Schwarze Figur mit den Flammen könnte man als dieses sehen.

Zusammenfassend könnte man das ganze als große Metapher für einen verlust sehen, der noch nicht verkraftet oder besser gesagt noch nicht akzeptiert wurde.
(Natürlich alles auf IMHO-Basis ;))

Jepp....FAST genauso....nur das dieser Gang tatsächlich stattfindet...aber sonst entspricht deine Interpretation GENAU dem, was ich mir dabei gedacht habe...1+:D :D

Zieg Feld
26.07.2003, 02:08
ZItat von PunkZERO
Jepp....FAST genauso....nur das dieser Gang tatsächlich stattfindet...aber sonst entspricht deine Interpretation GENAU dem, was ich mir dabei gedacht habe...1+ :D :D

Wow, hätt ich nicht gedacht ^_^

Meistens wird so eine Kurzgeschichte ja geschrieben, weil man etwas verarbeiten will? Aber ich denke mal dir ist das nicht passiert oder?;)

Du hast einen sehr schönen Stil, behalte ihn :)

PunkZERO
26.07.2003, 23:43
Original geschrieben von Zieg Feld
Wow, hätt ich nicht gedacht ^_^

Meistens wird so eine Kurzgeschichte ja geschrieben, weil man etwas verarbeiten will? Aber ich denke mal dir ist das nicht passiert oder?;)

Du hast einen sehr schönen Stil, behalte ihn :)

Zum Glück bin ich von derartigen Ereignissen verschont geblieben, aber es gibt ein paar wahre Sachen in dieser Geschichte, die ich auch so erlebt habe...Eisdiele....Trevi-Brunnen Referat....Castel Sant Angelo etc. eben diese Kursfahrt....

Ui.....DAnke *rotwerd*