Koragon
17.01.2009, 00:35
Wer beginnt diesen Beitrag zu lesen, sollte etwas Zeit mitbringen, da er auch ohne die Langfassung der Story immernoch eine beachtliche Länge hat.
Um eine Sache gleich mal klarzustellen, das hier ist keiner dieser „Hallo, ich habe so gar keine Ahnung vom RPG-Maker und fange nun an, das Spiel des Jahres zu entwickeln“-Threads.
In den vergangenen Wochen gab es hier so viele Vorstellungen, die einem allein durch die Story alle Haare zu Berge stehen lassen (und damit meine ich nicht nur die auf dem Kopf) und jedes mal, wenn ich diese Geschichten lese, denke ich mir, es darf doch nicht so schwer sein eine halbwegs akzeptable Story auf die Beine zu stellen. Ich erwarte nicht, dass jedes Erstlingswerk ein kolossales Meisterwerk wird, aber ich denke man darf doch wohl ein gewisses Niveau erwarten, denn die Personen, die diese Geschichten verbrechen erwarten auch, dass man sich dafür interessiert.
In letzter Zeit sind mir immer wieder Fragmente einer Geschichte in den Sinn gekommen und anstatt diese sofort in geschriebener Form in dieses Forum zu werfen, habe ich mich hingesetzt, diese Fragmente geordnet und ein wenig ausgearbeitet, wobei ich noch weit davon entfernt bin, die Story als fertig zu bezeichnen.
Ich habe kaum Erfahrung mit dem Maker und außerdem steht dieses Jahr mein ABI an, weswegen Arbeiten mit dem Maker so oder so erschwert werden. Allerdings steht nach dem ABI nicht sofort das Studium, sondern erst einmal der Zivildienst auf dem Programm und ich dachte mir, welche Zeit wäre besser geeignet um mit den Hauptarbeiten am Spiel zu beginnen und bis es soweit ist, kann ich mich mit dem Maker vertraut machen und die Story weiter ausarbeiten.
In diesem Thread soll es also primär um die Storyidee gehen, wie ihr sie bewertet, was ihr ändern würdet, ob es Logikfehler gibt, der Stil ansprechend ist und ob überhaupt Interesse daran besteht, diese Geschichte in spielbarer Form vor sich zu haben.
Durch den Nebel
(Name nicht final)
Die Geschichte spielt im mittelalterlichen Aylias. Der Großteil der Fläche Aylias ist von Wasser bedeckt, die Menschen leben auf Inseln.
Im Norden, Süden, Westen und Osten findet man eine Vielzahl von Inselgruppen, die sich im Laufe der Jahre zu verschiedenen Reichen zusammengeschlossen haben. An sich leben die einzelnen Nationen friedlich zusammen, doch es kam immer wieder zu Übergriffen durch Herrscher, die ihre Gebiete vergrößern wollten. Dies wurde meistens sofort von den anderen Nationen unterbunden. Seit einigen Generationen existiert das so genannte Inselbündnis, ein offizielles Bündnis der einzelnen Staaten. Der Sitz befindet sich im Westen in der Stadt Eratelia, der Hauptstadt der gleichnamigen und größten existierenden Nation.
Im Zentrum aller Inselformationen liegt die Kristallinsel. Vor vielen Hundert Jahren entdeckten die Menschen, dass es die Aura der Insel ermöglichte die eigenen magischen Fähigkeiten zu steigern und gründeten Kristall-Akademie, eine freie, neutrale Schule, für alle Wissbegierigen, egal von welchen Inseln sie auch stammen mögen. Im Laufe der Geschichte hat die Akademie eine Reihe mächtiger Zauberer hervorgebracht, doch aus Angst, jemand könnte die gewonnene Macht missbrauchen, wurde die Kampfmagie nur selten in vollem Maße gelehrt. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt des Studiums auf der Erforschung der magischen Aura und der Entschlüsselung alter Texte.
Viele Hundert Seemeilen von der Kristallinsel entfernt erhebt sich in allen Himmelsrichtungen ein mächtiges Gebirge steil aus dem Wasser und bildet einen annähernd perfekten Kreis, der Aylias umschließt, bisher ist es noch nicht gelungen, die Gipfel des Gebirges zu erklimmen. Die enorme Größe und die nahezu perfekte Form des Gebirges, haben die Gelehrten zu dem Schluss kommen lassen, dass es wie die Kristallinsel magischen Ursprungs sein muss. Unterbrochen wird der Kreis nur an einer kleinen Stelle im Westen Aylias. Dort befindet sich ein gigantisches Tor, welches die Durchfahrt verhindert. Bisher ist nicht sicher, wer es errichtet hat, doch es gelang das Tor ein Stück weit zu öffnen, sodass einzelne Schiffe hindurch fahren können. Wer die schützenden Gewässer Aylias verlässt kommt direkt in den dichten Nebel, der vermutlich ganz Aylias umgibt. Die Navigation in diesem Nebel ist unmöglich und kein Schiff, das die Reise durch die „Nebelwand“ gewagt hat ist bisher zurückgekehrt. Texte besagen, dass die Vorfahren der verschiedenen Völker in Aylias Nebel als Tor zwischen der realen Welt und der Zwischensphäre, dem Reich der Toten, betrachtet haben und das vielleicht Tor aus Angst vor einem Angriff der Geister ihrer Ahnen errichtet wurde. Dabei handelt es sich allerdings um Spekulation, da viele Texte nicht fehlerfrei übersetzt werden können.
Man vermutete lange, dass es neben den Menschen keine vernunftbegabte Spezies gäbe, doch der Dämonenkrieg hat gezeigt, dass in den alten Legenden über Dämonen und andere Kreaturen mehr Wahrheit steckt als den Menschen lieb ist.
„Bis vor zwei Jahren hätte niemand an die Existenz von Dämonen geglaubt, doch nun kennt jeder die Gräueltaten, die diese Ausgeburten der Zwischensphäre verübt haben“
Als eins der prägenden Ereignisse der Geschichte von Aylias gilt ohne Zweifel der Dämonenkrieg. Bis zu den Ereignissen die den Krieg verursachten, galt die Theorie, Dämonen und ähnliche Wesen wären real, als Hirngespinst Wahnsinniger.
Immer wieder behaupteten Menschen von sich, sie hätten eine Begegnung mit einem dieser Dämonen gehabt, doch sie wurden nur mit Verachtung gestraft. Eines Tages jedoch, erschien ein Mann namens Cedron auf einer der südlichen Inseln erschien und scharrte Leute, die meinten Dämonen existierten, um sich. Innerhalb weniger Wochen hatte er eine beachtliche Anzahl von Anhängern, die sich selbst Cedrons Jünger nannten. Selbst Menschen, die nicht an Dämonen glaubten, befanden sich darunter. Sie berichteten, Cedron würde etwas ausstrahlen, was sie noch nie zuvor gesehen hätten. Plötzlich jedoch verschwand Cedron mit einigen seiner Jünger und es wurde still um den Dämonenkult. Erst ein ganzes Jahr später erschien er wieder und verkündete das Ende der Menschen wäre gekommen und wer an seinem Leben hinge, der solle sich ihm anschließen um gerettet zu werden. Zuerst wurde er ignoriert, selbst viele seiner ehemaligen Anhänger weigerten sich ihm zu folgen, doch als Dämonen das Land überfluteten wie die Wellen der See bei einem Unwetter brach Chaos aus.
Innerhalb kürzester Zeit brachte Cedron die Zheek-Ta-Inselgruppe unter seine Kontrolle und verbreitete von dort aus Tod und Zerstörung. Das Inselbündnis reagierte so schnell wie möglich und entsandte Truppen, doch der Widerstand gegen die Dämonen wurde schnell niedergeschlagen und der Kontakt zum Zheek-Gürtel brach ab. Cedron eroberte nach und nach alle Inseln in der nähernden Umgebung, nicht nur mit Hilfe seiner Dämonenarmee, sondern auch durch die Unterstützung von kollaborierenden Söldnergruppen. Das Inselbündnis verlor eine Schlacht nach der anderen und kurzzeitig sah es nach einer endgültigen Niederlage aus, doch das Blatt wendete sich bei der Schlacht um die Kristall-Akademie, dem offensichtlichen Ziel von Cedrons Feldzug, auch wenn die Gründe bis heute nicht bekannt sind. In einer Verlustreichen Schlacht wurde der Vormarsch der Dämonen gestoppt und sie wurden auf die südlichen Inseln zurück getrieben. Zu diesem Zeitpunkt dauerte der Krieg erst zwei Monate. Es folgten eineinhalb Jahre Stellungskrieg, bei der keine Seite kaum Lang gewinnen konnte.
Zwei Jahre. Zwei lange Jahre dauert dieser Krieg nun schon und jetzt haben wir die Möglichkeit alles zu beenden.
Markus Raskan stand in der Mitte des Saales. Die Adeligen und Offiziere um ihn herum sahen ihn ungläubig an. Niemand wollte etwas sagen, selbst der König schien nicht zu wissen, was er auf Markus’ Vorschlag hätte antworten sollen. Schließlich brach Lord Lenerdus, der persönliche Berater des Königs das Schweigen.
„Ihr sagt also, wir können Cedron gefangen nehmen?“ fragte er zögerlich.
Raskan musste lächeln, er hatte sogar Lenerdus aus der Fassung gebracht.
„Ja, wir wissen seit einigen Tagen, dass sich Cedron auf einer der Zheek-Fe-Inseln befindet. Wir kennen außerdem einen Weg, wie wir unbemerkt in die Burg eindringen können. Unsere Truppen werden einen Angriff auf den Hafen durchführen und damit einen Großteil von Cedrons Dämonen aus dem Schloss locken. Wir haben eine Gruppe unserer besten Leute in Stellung gebracht, sobald der Angriff erfolgt, werden sie zuschlagen. Cedron selbst sollte keine große Gefahr darstellen und mit seiner Leibgarde werden unsere Leute fertig.“
Lenerdus sah den König an. „Und Ihr habt diesem Plan zugestimmt, mein König?“
Der jedoch antwortete, ohne den Blick von Markus zu wenden: „Ich höre gerade zum ersten Mal davon.“
Lenerdus Augen weiteten sich und er ging einige Schritte auf Markus zu. „Ihr habt eine so bedeutende Operation ohne die Zustimmung des Königs geplant?“ Er stand nun direkt vor Markus und funkelte ihn zornig an.
„Lord Lenerdus, Ihr wisst genauso gut wie ich, dass jeder Angriff, der in diesem Saal geplant wurde, als Fehlschlag endete. Über meine Vermutung, was der Grund dafür sein könnte, haben wir bereits gesprochen“, erwiderte Markus.
Lenerdus’ Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ihr bezichtigt Mitglieder dieses Rates des Verrats, obwohl Ihr keine Beweise dafür habt.“
Ein Raunen ging durch die Menge, doch Markus lies sich nicht aus der Ruhe bringen. Jeden anderen hier kannst du vielleicht einschüchtern, aber mich nicht.
„Ich schließe die Möglichkeit, dass wir einen Verräter in unseren Reihen haben, nicht aus, deswegen habe ich den Rat erst jetzt von den Plänen in Kenntnis gesetzt.“
„Und damit jegliche Kompetenzen überschritten. Ihr habt nicht das Recht dazu. Dieser Angriff wird nicht stattfinden.“
Markus schnaubte. „Ich dachte, diese Entscheidung liegt beim König, kann es sein, dass Ihr derjenige seid, der seine Kompetenzen überschreitet?“
Lenerdus’ Gesicht lief rot an. „Hütet Eure Zunge Raskan.“
„Der Angriff findet statt“ ertönte es und alle Köpfe drehten sich nach der Quelle der Stimme um. Lenerdus konnte es nicht glauben.
„Mein König, seid Ihr sicher? Dieser Plan ist nicht ausgereift. Hier werden viele Soldaten für ein sinnloses Unterfangen geopfert und Cedron wird wieder entkommen.“
Der Blick des Königs ruhte immer noch auf Markus.
„Ich denke Lord Raskan hat alle eventuellen Gefahren bedacht. Ich habe vollstes Vertrauen in seine strategischen Fertigkeiten und alle hier wissen, dass er nicht einen unserer Männer opfern würde, wenn er es für sinnlos halten würde. Also Lord Raskan, ich denke, Ihr solltet Kontakt zu Euren Soldaten aufnehmen und Befehl zum Angriff geben?“
Markus sah auf die große Uhr über dem breiten Tor, lächelte und sagte „Das wird nicht nötig sein.“
Niemand sprach, nicht einmal Lenerdus protestierte.
„Der Angriff hat bereits vor einer Stunde begonnen.“
Erst als es Truppen des Bündnisses gelang Cedron gefangen zu nehmen und unschädlich zu machen, brach der Nachschub der Dämonen zusammen und der Krieg war innerster kürzester Zeit vorbei, auch wenn die Folgen noch lange spürbar bleiben würden.
Die überlebenden Soldaten kehrten zurück, so auch Ian Noleth.
„Verdammt, Ian, ich weiß gar nicht, wann ich dich das letzte Mal so heruntergekommen gesehen habe.“
Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Ian Noleth. Ian ist Soldat in den Reihen des Heers von Eratelia. Zwei Jahre hat er im Dämonenkrieg gegen Cedrons Jünger gekämpft und ist nun endlich in die Hauptstadt seiner Heimat zurückgekehrt. Er trifft dort seinen alten Freund und Lehrer Markus Raskan, doch das Wiedersehen wird von einem missglückten Mordanschlag auf den König von Eratelia überschattet. Denn obwohl Cedron hingerichtet wurde, und ein Großteil seiner Anhänger unschädlich gemacht wurde, hat er sein Ziel, den Inselbund zu zerschlagen, erreicht. Die einzelnen Nationen sind zerstritten und Unmut über die Vormachtstellung Eratelias macht sich breit. Erranische Soldaten (Errana ist eins der westlichen Inselreiche) dringen in die Gemächer des Königs ein, doch das Attentat schlägt, unter anderem dank Ians Hilfe, fehl. Dennoch bleibt es nicht ohne Folgen, alle verbliebenen Nationen schließen sich unter der Führung Eratelias zusammen und erklären Errana den Krieg.
Sechs Monate Später. Errana wurde innerhalb von ein paar Wochen niedergerungen. Die einzelnen Nationen haben sich aufgelöst und ganz Aylias befindet sich mit Ausnahme der Kristall-Akademie und einiger freier Handelsnationen unter der Führung von Eratelia. Ian ist der persönlichen Leibgarde von Kaiser Ronitus zugeteilt worden.
Mit der Zeit erreichen immer wieder Meldungen von einer Seuche, die sich im Norden ausbreitet, die Hauptstadt. Als Ian erfährt, dass auch Largo, seine Heimatinsel betroffen ist, bietet er sich an, selbst nach Largo zu fahren, um nach den Ursachen zu suchen.
Der Kaiser schickt zwei Schiffe nach Largo, doch Ian soll sich erst an Bord der Valeria zur Kristall-Akademie begeben. Die Gelehrten hatten ebenfalls angeboten, jemanden zu schicken um die Seuche zu untersuchen und Ian soll sich mit ihm treffen und ihn danach sicher nach Largo bringen.
Als er bei der Akademie, die er selbst einst besucht hatte, ankommt, muss er feststellen, dass die Magier dort im Laufe des Dämonenkriegs starke Verluste hinnehmen mussten und bei dem Gelehrten handelt es sich um die achtzehn jährige Melina, eine relativ unerfahrene Adeptin handelt. Mit ihr zusammen, setzt Ian die Reise nach Largo fort.
Als sie die Insel erreichen steht Largo in Flammen. Um die Seuche einzudämmen wurden die Seewege abgeriegelt und die Städte in Brand gesteckt. Überlebende gibt es nicht. Auch Ians Schwester war zum Zeitpunkt der „Säuberung“, wie die Aktion später genannt wurde, auf der Insel und in seinem Zorn über diese Vorgehensweise tötet Ian mehrere Soldaten. Ian findet ein Schreiben von Lord Lenerdus dem kaiserlichen Berater, der den Befehl zur Säuberung gegeben hat und kehrt, mit der Absicht den Berater dafür bezahlen zu lassen, nach Eratelia zurück. Melina bleibt keine andere Wahl, als ihn zu begleiten.
Im Schloss will Ian Lenerdus mit Hilfe seines Freundes Markus stellen, doch Lenerdus gelingt es die beiden mit Hilfe von Magie zurückzuschlagen, bisher war nicht einmal bekannt, dass Lenerdus in der Lage ar Magie zu wirken. Er ermordet den Kaiser, doch der Mord wird Ian und Markus angehängt, woraufhin eine wilde Hetzjagd durch die Straßen von Eratelia beginnt. Ian gelingt die Flucht auf die Valeria, doch Markus wird von einigen wachen gestoppt und getötet.
Gemeinsam mit Melina, die die ganze Zeit an Bord geblieben war und einigen Seeleuten macht sich Ian auf den Weg nach Zin Gama einer freien Handelsstadt im Osten des Reiches.
Während des Dämonenkriegs arbeitete Ian bei verschiedenen Gelegenheiten mit Valerian „Vale“ Dreca, seines Zeichens Händler, Schmuggler und Informant zusammen. Normalerweise liegt dessen Schiff in Zin Gama vor Anker und Ian beschließt ihn aufzusuchen und ihn um Hilfe zu bitten. Tatsächlich gelingt es ihm Vale aufzuspüren und ihm seine Lage zu erläutern, doch der weigert sich Ian zu helfen, da er seine Mannschaft nicht in Gefahr bringen will. Letztendlich ist es nicht sein alter Freund Ian, sondern Melina die ihn überzeugen kann.
Als kaiserliche Truppen Zin Gama stürmen und die Neutralität der Stadt für ungültig erklären und alle Schiffe beschlagnahmen, stehlen Ian, Melina, Vale und seine Mannschaft eines der neuen Schiffe aus der Werft und fliehen. Nach und nach steuern sie verschiedene Ziele an und erfahren, dass alle freien Städte nun unter eratelianischer Kontrolle sind. Da sie keine Verstecke mehr haben, in die sie sich zurückziehen könnten, wählen sie den letzten möglichen Ausweg. Sie begeben sich zum „Sphärentor“ und dank einer List gelingt es ihnen an der dort stationierten Flotte vorbeizukommen, das Tor zu durchqueren und Kurs auf die Nebelwand zu nehmen.
„Verdammt, Ian, ich weiß gar nicht, wann ich dich das letzte Mal so heruntergekommen gesehen habe.“
Ian, der gerade den Sack mit seiner Ausrüstung auf einen der Wägen im Dock lud, drehte sich um und blickte in ein großes, bärtiges Gesicht. Er hätte Markus Raskan nach all der Zeit nicht einmal erkannt, wäre da nicht diese unverkennbare tiefe Stimme. Die Müdigkeit der letzten Tage fiel von ihm ab und er schloss seinen Freund in die Arme.
„Ich bin froh, dass es dich nicht erwischt hat“ sagte Markus „es ist schön zu sehen, dass wenigstens ein paar von uns überlebt haben.“
„Es gab Momente, da hat nicht mehr viel gefehlt.“ Ian lächelte. „Fast zwei lange Jahre. Was hast du die ganze Zeit gemacht?“
„Du würdest nur die Hälfte von dem glauben, was ich dir erzähle würde und eigentlich haben wir keine Zeit für lange, spannende Heldengeschichten. Seit der Krieg vorbei ist, beraten die hohen Tiere oben im Palast, wie es nun weitergehen soll.“ Markus Augen verengten sich. „Der König von Atros ist tot. Im Schlaf von seinem Sohn erdolcht, der arme Hund. Damit haben wir ein führungsloses Reich und ich glaube nicht, dass die anderen Nationen warten werden, bis ein neuer König gewählt wird. Ich habe Zutritt zum Ratssaal, wenn du willst, können wir uns anhören, welchen Krieg wir als nächstes ausfechten dürfen.“
Ian wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte, immerhin hatte er die letzte Woche auf dem Schlachtfeld verbracht und das Letzte was er nun wollte war ein Abend mit Politikern, die nichts Anderes, als ihren eigenen Vorteil im Sinn hatten. „Nimm es mir nicht übel Markus, aber ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Ich werde mir erst einmal ein Bett im Gasthaus nehmen und den Schlaf von zwei Jahren Krieg nachholen.“
Markus lachte. „Und ich dachte, die Schlachten hätten einen Mann aus dir gemacht. Natürlich bist du müde, aber du schläfst nicht im Gasthaus. Als militärischer Berater des obersten Heerführers hast du Anrecht auf eine Unterkunft im Schloss.“ Er gab dem Kutscher des Wagens, auf den Ian seinen Sack geladen hatte, ein paar Münzen, die Anweisung die beiden ins Schloss zu bringen und nahm zusammen mit Ian auf der Ladefläche Platz, doch Ian war sich nicht sicher, was das alles sollte. „Ich bin kein Berater Markus, ich bin Soldat.“
„Jetzt bist du militärischer Berater“ sagte Markus mit einem breiten Grinsen.
„Als ob du das mal eben so entscheiden könntest, mein Freund“ widersprach Ian.
„Ich kann. Ich bin der oberste Heerführer und ich ernenne dich zu meinem Berater.“
Ians Augen weiteten sich. „Wird das jetzt so eine Geschichte wie damals auf der ‚Wellenreiter’? Der Kapitän war nicht begeistert, dass jemand ohne Befugnisse die Kontrolle über das Schiff übernimmt, falls du das vergessen hast.“
Markus zog eine Grimasse. „Wie könnte ich diese Reise vergessen. Hat mich meine wunderbare Hängematte gekostet, doch das Deck dieser Nussschale wird nie wieder so sauber wie unter meiner Führung, das verspreche ich dir. Aber ich bin tatsächlich Heerführer, nur provisorisch, das bedeutet aber nicht, dass ich keinen Einfluss habe.“
Ian seufzte. „Und wen hast du diesmal um seinen Posten gebracht?“ Er wusste ja schon immer, dass sein Freund eine Begabung dafür hatte, sich Rechte zu erschleichen, die ihm eigentlich gar nicht zustanden, aber die Position der obersten Heeresleitung, setzte dem Ganzen die Krone auf.
„Ich hab überhaupt nichts gemacht. Ihr habt euch an der Front nicht besonders gut angestellt und das liegt vor allem daran, dass es hier ein ziemliches Chaos gab. Niemand konnte mit der Situation umgehen, Lord Jarest, mein Vorgänger, am aller wenigsten. Gerissener Politiker aber lausiger Stratege. Das Desaster bei den südlichen Inseln geht auf sein Konto. Danach dachte der König wir bräuchten jemanden mit mehr praktischer Erfahrung und da ich gerade der ranghöchste Offizier im Schloss war, wurde ich befördert. Seitdem bin ich nicht mehr von dieser Insel gekommen. Aber ich möchte dich nicht mit Erzählungen von meinem luxuriösen Palastleben langweilen. Erzähl mir ein paar Geschichten von der Front, ich habe gehört, deine Gruppe hat einiges durchgemacht. Wie geht es den anderen?“
Ian hatte versucht, sich auf der Reise in die Hauptstadt auf einen dieser Momente vorzubereiten, es fiel ihm aber trotzdem nicht leicht, das zu sagen, was er sich zurechtgelegt hatte. Er sah Markus an und hasste es, dessen Freude über das Wiedersehen zerstören zu müssen.
„Ich bin der einzige Überlebende der Gruppe“ sagte er leise und konnte zusehen, wie sich der freudige Ausdruck in dessen Gesicht in eine starre Maske verwandelte.
„Der einzige Überlebende? Was ist mit den anderen? Was ist mit Noah?“
Noah war Markus jüngerer Bruder. Er hatte die Ausbildung gerade erst abgeschlossen, war aufgrund seines Geschicks als Kämpfer, Ians Gruppe zugeteilt und konnte Ian sogar noch ein paar Tricks mit dem Schwert beibringen. Genauso wie Markus war Noah ein guter Freund gewesen, Ian hätte ihm jederzeit sein Leben anvertraut und wollte diese Nachricht eigentlich in einem angemessenen Moment überbringen und nicht, während sie auf einem Wagen sitzend über Pflasterstein holperten.
„Er ist tot. Sie haben ihn auf Zalistea erwischt. Wir haben eines ihrer Nachschublager infiltriert, doch sie haben uns eine Falle gestellt, vermutlich hat uns einer der Dorfbewohner verraten. Es tut mir Leid. Vielleicht tröstet es dich, dass wir vermutlich alle getötet worden wären, wenn Noah uns nicht den Fluchtweg freigekämpft hätte. Fünf meiner Männer hab ich bei diesem Kampf verloren, zwei weitere starben kurz darauf an ihren Verletzungen. Noah war einer davon und beinahe es hätte mich auch erwischt. Der Rest meiner Leute wurde einem Stoßtrupp zugeteilt. Sie starben beim entscheidenden Angriff auf das Lager.“
Markus sprach nicht. Seine Augen waren geschlossen, der Kopf leicht nach vorne geneigt und seine Schultern hingen herab. Erst nach drei Minuten brach er die Stille. „Habt ihr ihn begraben?“
„Ja, wir haben ihn begraben. Ich wünschte wir hätten das Totenritual durchführen können um ihm den Weg in die Zwischensphäre zu erleichtern, aber wir hatten nicht genug Zeit.“
Ian griff in die Tasche seines Mantels und holte einen kleinen Smaragdring heraus.
„Als dein Vater damals starb, sagtest du mir, in eurer Familie wäre es Brauch den Ring des Verstorbenen in den Boden der Familiengruft einzulassen. Ich dachte es wäre schön, wenn auch Noahs Ring seinen Platz finden würde.“
Er gab Markus den Ring und er konnte sehen, wie sehr Markus darum kämpfte nicht die Fassung zu verlieren.
„Ich danke dir“ flüsterte Markus und sprach kein Wort mehr, bis sie das Haupttor des Schlosses erreicht hatten.
Ian half Markus vom Wagen, drückte dem Kutscher noch eine Münze in die Hand, nahm seinen Sack und gemeinsam betraten sie die Eingangshalle. Sofort kam einer der Diener angerannt.
„Lord Raskan, soll ich ihrer Majestät Bescheid geben, dass Ihr zurück seid?“
„Nicht nötig.“ Obwohl Markus sich alle Mühe gab, so normal wie möglich aufzutreten, verriet seine Stimme wie er sich gerade fühlte. Auch der Diener schien dies zu bemerken und meinte nur „Wie ich sehe haben Sie einen Gast mitgebracht“, doch Markus ignorierte ihn, ging an ihm vorbei und lies ihn mit Ian in der Eingangshalle stehen.
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein, es gab einen Verlust in seiner Familie. Ich habe ihn schon einmal in diesem Zustand erlebt, fürs erste wird ihm etwas Schlaf gut tun“, sagte Ian.
„Wie schrecklich, in diesen Zeiten ist wohl niemand vor Verlusten sicher. Ich hoffe Ihnen ist es etwas besser ergangen Herr…“
„Noleth. Herr Ian Noleth. Ich bin gerade erst angekommen und wie es scheint, bin ich der neue militärischer Berater.“
Verwirrung machte sich auf dem Gesicht des Beraters breit, doch plötzlich schien er zu verstehen. „In diesem Fall Lord Noleth, werde ich Sie auf eines unserer freien Zimmer geleiten. Normalerweise würde ich Sie erst unserer Majestät ankündigen, doch im Moment findet eine wichtige Sitzung statt, daher wird dies bis Morgen warten müssen. Darf ich Ihnen Ihr Gepäck abnehmen?“
„Nein danke, es geht schon.“
„Wie Sie wünschen. Wenn sie mir bitte folgen würden.“
Ian folgte dem Diener durch die Gänge des Schlosses und war überrascht, wie still es war. Das Schloss war groß genug um den gesamten Hofstaat des Königs, die Minister, hohen Offiziere und die Diener zu beherbergen und doch war weit und breit niemand zu sehen.
Schließlich blieben sie vor einer großen, verzierten Holztür stehen.
„Dies ist Ihr Zimmer.“ Der Diener gab Ian einen kleinen roten Stein. „Sollten Sie irgendeinen Wunsch haben, umschließen Sie diesen Stein mit Ihrer Hand, einer der Diener wird sich um Ihren Wunsch kümmern. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht, soll Sie einer der Diener morgen wecken?“
Ian lächelte. „Das wird nicht nötig sein, aber danke für alles.“
Der Diener verschwand um eine der Ecken und Ian schob langsam die Tür auf. Markus hatte nicht untertrieben, die Zimmer waren tatsächlich mehr als luxuriös. Die Wände waren mit teurem Holz getäfelt und von überall her glitzerten goldene Verzierungen. Die Sessel und Stühle waren mit blauer Seide überzogen und in der Mitte des Raumes auf einer kleinen Erhöhung stand ein riesiges Bett.
Ian hätte am liebsten erkundet, welche kleinen Spielereien in diesem Zimmer zu finden waren, doch im Moment konnte Ian nicht mehr tun, als seine Kleidung abzulegen, unter die warme Bettdecke zu schlüpfen und einzuschlafen.
Zum ersten Mal seit Monaten träumte er nicht von Krieg und Zerstörung.
Als Ian erwachte, war der Raum durch das einfallende Licht der nachmittäglichen Sonne hell erleuchtet. Die Verzierungen ließen das Licht von allen Seiten durch den Raum tanzen und Ian brauchte einen Moment um sich zu erinnern, warum er hier war. Ursprünglich war er nach Eratelia gekommen, da man einen Bericht über die Situation im Süden von ihm erwartete, doch durch das Treffen mit Markus hatte er dies komplett vergessen. Er zog Hemd und Hose an, schnürte seine Stiefel, nahm den kleinen roten Stein vom Tisch und umschloss ihn fest mit seiner Hand. Ich frage mich, warum diese Steine für die Diener des Königs verwendet werden, an der Front wären sie uns eine große Hilfe gewesen. Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken und ein kleiner Diener betrat das Zimmer.
„Sie wünschen?“
„Ich wollte fragen, wo ich hier etwas essen kann, ich fühle mich, als hätte ich seit Tagen nichts Anständiges zwischen den Zähnen gehabt.“
Der Diener verbeugte sich. „Es tut mir furchtbar Leid Lord Noleth, aber das große Essen in der Haupthalle wird erst heute Abend stattfinden. Die Delegationen der anderen großen Nationen sind heute Morgen eingetroffen um im Moment findet in der Halle eine wichtige Sitzung statt. Ich kann Euch aber etwas auf Euer Zimmer bringen lassen.“
Ian überlegte einen Moment und obwohl sein Magen protestierte, lehnte er das Angebot ab.
„Nein, ich denke ich werde gleich in die Haupthalle gehen. Als militärischer Berater habe ich doch Zugang zu dieser Sitzung oder etwa nicht?“
„Natürlich, es steht Euch jederzeit frei, an der Sitzung teilzunehmen.“
Markus wird vermutlich auch teilnehmen, es gibt noch einige Dinge, die ich mit ihm klären muss.
„Eine Sache noch, Lord Noleth, vielleicht solltet Ihr einen der Seiteneingänge der Halle benutzen, es wäre ungeschickt die Sitzung zu unterbrechen, indem Ihr den Haupteingang benutzt.“
„Aber natürlich.“ Obwohl so ein dramatischer Auftritt auch etwas für sich hätte. Plötzlich überkam es Ian und er drehte sich noch einmal um.
„Wie komme ich zur großen Halle?“ fragte er leicht verlegen.
Der Diener lächelte. „Folgt dem Weg wieder zurück in die Eingangshalle. Die große Tür gegenüber dem Tor ist der Hauteingang zur Halle. Haltet Euch danach einfach links bis Ihr am Nebeneingang ankommt. Abgesehen von den ersten vier Reihen steht Euch jeder Platz zur Verfügung.“ Ian nahm ein schwaches Leuchten aus der Tasche es Dieners wahr. Dieser zog einen kleinen rot schillernden Stein aus seiner Tasche verabschiedete sich mit den Worten „Ich werde gebraucht. Ich wünsche Euch einen angenehmen Tag, Lord Noleth“ und verschwand.
Und wie komme ich wieder zurück zur Eingangshalle?
Zehn Minuten, dutzende von Gängen und einer Reihe Sackgassen später, stand Ian endlich vor der Nebentür zur Haupthalle. Er schob die Tür etwas auf und betrat den Saal. Zum Glück schien keiner der Anwesenden, seine Anwesenheit zu bemerken, denn zwischen all den prunkvoll und farbenfrohen Gewändern der Politiker und Offiziere kam er sich in seinem schlichten Leinenhemd und der robusten Hose aus Leder etwas lächerlich vor.
Ian ließ seinen Blick über die Reihen schweifen und entdeckte Markus in der letzten Reihe, direkt am Mittelgang. Er ging zum freien Platz daneben, versuchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen und nahm Platz.
„So weit hinten? Ich dachte, du wärst wichtig genug um vorne mitzuspielen.“
Markus lächelte schwach „Ich bin an diesen politischen Kämpfen nicht interessiert.“
Ian konnte den Alkohol im Atem seines Gegenübers riechen. Erst jetzt vielen ihm die rot geränderten Augen auf.
„Smaragdwein?“, fragte er verwundert. Smaragdwein war eine sehr begehrte und teure Weinart, die nur zu wirklich bedeutenden Anlässen ausgeschenkt wurde. Ian hatte erst ein einziges Mal die Gelegenheit ihn zu probieren, aber es war ein Geschmackserlebnis, das er nicht vergessen hatte.
„Ich muss dich mal mit in den Keller nehmen. Hier lagert ein riesiger Vorrat von dem Zeug.“
„Geht es dir gut?“, fragte Ian besorgt.
„Jetzt geht es mir besser“, gab Markus zurück.
Ein Murmeln ging durch den Saal und Ian beschloss, seine Aufmerksamkeit auf den Redner auf dem Podest am Ende des Saales zu lenken.
Der Kleidung entnahm er, dass es einer der Delegierten der östlichen Inseln sein musste, aber zu welcher Insel der Redner genau gehörte, konnte Ian nicht erkennen.
„Wieso diskutieren wir hier überhaupt. Vor Jahrhunderten wurden einige der Inseln unserer Vorfahren von den Königen von Atros erobert und ausgebeutet. Nun da es dort keine Krone mehr gibt, wäre es nur gerecht, wenn wir bekommen würden, was uns einst gestohlen wurde.“
Aus den Reihen einiger Delegierter kam lautstarke Zustimmung, während andere protestierten. Einer der Protestierenden stand auf.
„Der Orden von Dalasey wird eine so große Macht an seinen Grenzen unter keinen Umständen dulden. Wenn es soweit kommt, werden wir diesen Bund ohne zu zögern verlassen.“
Ein weiterer Angehöriger des Ordens erhob sich.
„Die Ländereien von Atros dürfen niemals in ein anderes Reich eingegliedert werden, eine derartige Verschiebung des Machtgefüges wäre eine zu große Bedrohung für jedes andere Königreich. Solange die Abgesandten von Atros nicht hier sind darf keine Entscheidung gefällt werden.“
Ian lehnte sich zu Markus herüber.
„Wie lange geht das schon so?“
„Seit Stunden. Jeder stellt Ansprüche und obwohl ich ebenfalls dagegen bin, Atros an Errana abzugeben, muss ich zugeben, dass sie das bisher stärkste Argument gebracht haben.“
„Errana?“ Ian dachte einen Moment nach. „Ich habe zusammen mit erranischen Soldaten gekämpft. Sie sind entschlossene und gut ausgebildete Kämpfer und mit den Minen von Atros könnte Errana eine unglaubliche Armee ausheben. Kein Wunder, dass die Dalaseyaner Angst haben.“
Markus kniff die Augen zusammen.
„Unser König ist absolut machtlos. Jeder Versuch zu vermitteln scheitert und die Spannungen werden immer größer. Auch wenn er nun tot ist, Cedron hat geschafft was er wollte.“
„Das Inselbündnis zerbricht“, vollendete Ian den Satz.
Lord Lenerdus betrat das Podest.
„Werter Lord Peoro, Ihr werdet sicher verstehen, dass auch Eratelia Euch nicht bei Eurem Anliegen unterstützen wird.“
Peoros Gesicht rötete sich vor Zorn.
„Lenerdus dieses Land steht uns zu. Es gehört uns und Ihr habt es uns lange genug vorenthalten. Wir werden sicher nicht zusehen, wie es weiter ausgebeutet wird. Wir werden es bekommen, ganz egal wie.“
Lenerdus blieb eiskalt. „Ist das eine Drohung?“
„Vielleicht.“
Peoro bemerkte, dass sich zwei Wachen von hinten näherten, für den Fall, dass die Situation eskalierte.
Er schnaubte „Das darf einfach nicht wahr sein.“
Er gab den anderen Delegierten Erranas ein Handzeichen und verlies die Halle. Die anderen folgten.
Lenerdus sah ihnen noch eine Weile hinterher und sagte dann: „Wir sollten die Sitzung für heute beenden und uns wieder beruhigen. Wir wollen Krieg verhindern und nicht schüren. Die Sitzung wird morgen fortgesetzt.“
„Verschwinden wir“, meinte Markus, stand auf und deutete Ian an ihm zu folgen.
Die nächsten Stunden verbrachten die zwei damit, durch die Straßen von Eratelia zu wandern und Anekdoten auszutauschen. Ian erzählte auch einiges über Noah, über die ruhigen, lustigen Momente, die Heldentaten die er vollbracht hatte und anstatt so zu reagieren wie am Abend zuvor, lachte Markus, wenn er an Noahs Humor dachte und man konnte ihm den Stolz den er für seinen kleinen Bruder empfand ansehen.
Markus deutete auf das Gasthaus am Ende der Straße.
„Lass uns dort etwas essen, es ist etwas heruntergekommen, aber ich würde das Essen dort dem feinen Fraß, den es im Schloss gibt jederzeit vorziehen. Außerdem gibt es dort das beste Bier der Insel.“
„Möchte ich wissen was da drin ist?“
Markus grinste breit „Verdammt noch mal, nein. Wenn das jemand wüsste, könnten die den Laden dicht machen.“
Ian lachte „So hatte ich mir das gedacht. Wie in den alten Zeiten.“
...
(optional)
Ian Noleth:
Ian (26) ist ein Soldat in der Armee von Eratelia. Ursprünglich von der Insel Largo, brach er im Alter von achtzehn Jahren sein Studium an der Kristall-Akademie ab, da er keine Begabung für die Magie hatte und trat in die königliche Armee ein. Als sich die von Cedron und seinen Jüngern verursachten Konflikte immer weiter zuspitzen wurde er in die Krisenregion versetzt und erhielt innerhalb kürzester Zeit sein eigenes Kommando.
Als einziger Überlebender seiner Gruppe kehrt er schließlich nach Eratelia zurück.
Die Erfahrungen die er im Krieg gesammelt hat, haben ihn zu einem bemerkenswerten Kämpfer, einem geschickten Strategen, doch auch kriegsmüde gemacht, weswegen er nun versuchen will Konflikte so gut wie möglich gewaltfrei zu lösen. Er behält auch in den meisten Situationen, in denen viele die Fassung verlieren würden, die Kontrolle.
…
Melina:
Melina(18) ist eine junge Adeptin der Kristall-Akademie. Sie ist sehr talentiert wenn es mit dem Umgang mit Magie geht, doch ihre friedliche Einstellung hat dazu geführt, dass sie sich während dem Studium mehr mit alten Texten, der Geschichte Aylias und den Ursprüngen der Magie, als mit offensiven Kampfzaubern beschäftigt hat, wodurch sie sich ein beträchtliches Wissen angeeignet hat. Trotzdem beherrscht sie ein paar Sprüche und kennt sich auch auf dem Gebiet der Heilung aus.
Für viele mag sie auf den ersten Blick schüchtern und verschlossen wirken, doch eigentlich ist sie ein sehr offener, warmherziger und fröhlicher Mensch. Ihre kindliche Neugier ist ein weiterer Aspekt ihres liebenswerten Charakters.
…
Valerian Dreca:
Der für seine Freunde unter dem Namen Vale(28) bekannte Schmuggler und Händler begann schon sehr früh damit, seine eigene Organisation aufzubauen. Von all den einflussreichen Händlern in Aylias dürfte er wohl der jüngste sein, denn er ist mit bereits achtundzwanzig Jahren Kapitän eines eigenen Schiffes und Besitzer einer beträchtlichen Menge Gold.
Seinen Erfolg hat er ohne Zweifel seinem Geschick im Umgang mit Geschäftspartnern zu verdanken. Seine Überredenskünste sind bemerkenswert, denn es gelingt ihm selbst die härtesten Geschäftsleute innerhalb kürzester Zeit um den Finger zu wickeln. Er hat auch ein besonderes Gespür dafür, wo sich gerade Geld machen lässt.
Leider hat ihn der Erfolg teilweise etwas übermütig werden lassen, was ihm schon die ein oder andere brenzlige Situation beschert hat.
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#1 Im Hauptteil wird man immer wieder vor die Wahl gestellt, diese Situationen ergeben sich gezwungenermaßen durch die Geschichte, die ich erstmal noch geheim halte, bis ich ein klareres Konzept habe. Je nach dem wie man sich verhält, erwarten einen verschiedene
Handlungsstränge, Belohnungen etc. Multiple Enden sind da natürlich inbegriffen.
Hier sehe ich eigentlich die größte Herausforderung für mich, was die Features angeht. Ich möchte es nicht bei kleinen Entscheidungen belassen (Dem Händler das Gold bringen oder nicht -.-). So etwas wird es geben, aber wichtig sind mir Entscheidungen, die einen alternativen Handlungsstrang auslösen, z.B. Situationen in denen man vor die Wahl gestellt wird, ob es sich lohnt einen Verbündeten zu opfern um einem mächtigen Feind einen entscheidenden Schlag zu verpassen und damit mehr als ein Leben zu retten. Hier bietet sich natürlich die Angriffsfläche für viele Bugs Logikfehler etc und man wird sehen, in wie weit es realisierbar ist, aber da würde ich was die Features angeht den Schwerpunkt setzen.
#2 Man steuert immer wieder verschiedene Inseln an (Die Geschichte spielt in einer Welt in der es fast nur Inseln gibt. Wer große Kontinente erwartet hat Pech gehabt :) ).
Die einzelnen Inseln sollen die Möglichkeit bieten, kleine Nebenhandlungsstränge zu beginnen, man könnte auch sagen sie sind Episodenartig aufgebaut, wobei mehrere natürlich auch in die Hauptstory integriert werden. Ein Teil der Inseln bleibt dadurch optional.
#3 Arbeiten würde ich mit dem 2k3 falls möglich im M&B Stil
Was mir sehr am Herzen liegt ist die Atmosphäre, d.h. diese dudelige Musik wie man sie aus einigen RPGXP-Spielen kennt wird es nicht geben, da es die Stimmung einfach komplett ruinieren würde.
#4 Kein AKS
Ich möchte darauf hinweisen, dass weder Namen der Personen etc noch der Titel (der erst recht nicht) final sind.
Ich hoffe, der ein oder andere hat sich ein Herz gefasst und zumindest mal die Kurzfassung durchgelesen, ich weiß es ist viel Text.
Ich bin offen für Kritik, auch für harte oder ganz harte. Was mir weniger bringt sind Einsatzantworten nach dem Motto "Passt" oder "Passt nicht". Ich befinde mich in einer sehr frühen Phase, ich möchte die Geschichte verbessern, wobei das Grundgerüst in etwa so aussehen sollte.
Natürlich ist es schwer, die ganze Story zu bewerten, da ich noch nichts vom Hauptteil verraten habe. Der wird storytechnisch nämlich anders aussehen und ich stand oft vor dem Problem, wie ich die oben genannten Szenen in die Geschichte einbaue aber am Ende schließt sich der Kreis.
Ich möchte außerdem darauf hinweisen dass ich nirgends bewusst geklaut habe, wobei mir beim Schreiben aufgefallen ist wovon einzelne Abschnitte eindeutig inspiriert wurden, auch wenn mir dass beim erdenken (xD) noch nicht klar war. Wenn es irgendwo zu offensichtlich ist, sagt es bitte.
Vor allem "Vorgeschichte" und "Die Welt" wird bei Gelegenheit noch verändert/erweitert.
Die Punkte sollen im Moment dazu dienen, Zusammenhänge etwas verständlicher zu machen und sind noch nicht so stimmig wie ich es gerne hätte.
Der Punkt Charaktere wird noch ausgearbeitet/verändert
Für 100%ige Rechtschreibung und fehlerfreie Grammatik gebe ich keine Garantie (vor allem bei der Zeichensetzung dürften ein paar Fehler drin sein), aber im Vergleich zu vielen anderen bin ich gut dabei :D und es sollte nicht unlesbar sein.
An alle, die hier angekommen sind:
Danke fürs Lesen und die Geduld :), wäre schön wenn jemand etwas dazu schreibt.
Um eine Sache gleich mal klarzustellen, das hier ist keiner dieser „Hallo, ich habe so gar keine Ahnung vom RPG-Maker und fange nun an, das Spiel des Jahres zu entwickeln“-Threads.
In den vergangenen Wochen gab es hier so viele Vorstellungen, die einem allein durch die Story alle Haare zu Berge stehen lassen (und damit meine ich nicht nur die auf dem Kopf) und jedes mal, wenn ich diese Geschichten lese, denke ich mir, es darf doch nicht so schwer sein eine halbwegs akzeptable Story auf die Beine zu stellen. Ich erwarte nicht, dass jedes Erstlingswerk ein kolossales Meisterwerk wird, aber ich denke man darf doch wohl ein gewisses Niveau erwarten, denn die Personen, die diese Geschichten verbrechen erwarten auch, dass man sich dafür interessiert.
In letzter Zeit sind mir immer wieder Fragmente einer Geschichte in den Sinn gekommen und anstatt diese sofort in geschriebener Form in dieses Forum zu werfen, habe ich mich hingesetzt, diese Fragmente geordnet und ein wenig ausgearbeitet, wobei ich noch weit davon entfernt bin, die Story als fertig zu bezeichnen.
Ich habe kaum Erfahrung mit dem Maker und außerdem steht dieses Jahr mein ABI an, weswegen Arbeiten mit dem Maker so oder so erschwert werden. Allerdings steht nach dem ABI nicht sofort das Studium, sondern erst einmal der Zivildienst auf dem Programm und ich dachte mir, welche Zeit wäre besser geeignet um mit den Hauptarbeiten am Spiel zu beginnen und bis es soweit ist, kann ich mich mit dem Maker vertraut machen und die Story weiter ausarbeiten.
In diesem Thread soll es also primär um die Storyidee gehen, wie ihr sie bewertet, was ihr ändern würdet, ob es Logikfehler gibt, der Stil ansprechend ist und ob überhaupt Interesse daran besteht, diese Geschichte in spielbarer Form vor sich zu haben.
Durch den Nebel
(Name nicht final)
Die Geschichte spielt im mittelalterlichen Aylias. Der Großteil der Fläche Aylias ist von Wasser bedeckt, die Menschen leben auf Inseln.
Im Norden, Süden, Westen und Osten findet man eine Vielzahl von Inselgruppen, die sich im Laufe der Jahre zu verschiedenen Reichen zusammengeschlossen haben. An sich leben die einzelnen Nationen friedlich zusammen, doch es kam immer wieder zu Übergriffen durch Herrscher, die ihre Gebiete vergrößern wollten. Dies wurde meistens sofort von den anderen Nationen unterbunden. Seit einigen Generationen existiert das so genannte Inselbündnis, ein offizielles Bündnis der einzelnen Staaten. Der Sitz befindet sich im Westen in der Stadt Eratelia, der Hauptstadt der gleichnamigen und größten existierenden Nation.
Im Zentrum aller Inselformationen liegt die Kristallinsel. Vor vielen Hundert Jahren entdeckten die Menschen, dass es die Aura der Insel ermöglichte die eigenen magischen Fähigkeiten zu steigern und gründeten Kristall-Akademie, eine freie, neutrale Schule, für alle Wissbegierigen, egal von welchen Inseln sie auch stammen mögen. Im Laufe der Geschichte hat die Akademie eine Reihe mächtiger Zauberer hervorgebracht, doch aus Angst, jemand könnte die gewonnene Macht missbrauchen, wurde die Kampfmagie nur selten in vollem Maße gelehrt. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt des Studiums auf der Erforschung der magischen Aura und der Entschlüsselung alter Texte.
Viele Hundert Seemeilen von der Kristallinsel entfernt erhebt sich in allen Himmelsrichtungen ein mächtiges Gebirge steil aus dem Wasser und bildet einen annähernd perfekten Kreis, der Aylias umschließt, bisher ist es noch nicht gelungen, die Gipfel des Gebirges zu erklimmen. Die enorme Größe und die nahezu perfekte Form des Gebirges, haben die Gelehrten zu dem Schluss kommen lassen, dass es wie die Kristallinsel magischen Ursprungs sein muss. Unterbrochen wird der Kreis nur an einer kleinen Stelle im Westen Aylias. Dort befindet sich ein gigantisches Tor, welches die Durchfahrt verhindert. Bisher ist nicht sicher, wer es errichtet hat, doch es gelang das Tor ein Stück weit zu öffnen, sodass einzelne Schiffe hindurch fahren können. Wer die schützenden Gewässer Aylias verlässt kommt direkt in den dichten Nebel, der vermutlich ganz Aylias umgibt. Die Navigation in diesem Nebel ist unmöglich und kein Schiff, das die Reise durch die „Nebelwand“ gewagt hat ist bisher zurückgekehrt. Texte besagen, dass die Vorfahren der verschiedenen Völker in Aylias Nebel als Tor zwischen der realen Welt und der Zwischensphäre, dem Reich der Toten, betrachtet haben und das vielleicht Tor aus Angst vor einem Angriff der Geister ihrer Ahnen errichtet wurde. Dabei handelt es sich allerdings um Spekulation, da viele Texte nicht fehlerfrei übersetzt werden können.
Man vermutete lange, dass es neben den Menschen keine vernunftbegabte Spezies gäbe, doch der Dämonenkrieg hat gezeigt, dass in den alten Legenden über Dämonen und andere Kreaturen mehr Wahrheit steckt als den Menschen lieb ist.
„Bis vor zwei Jahren hätte niemand an die Existenz von Dämonen geglaubt, doch nun kennt jeder die Gräueltaten, die diese Ausgeburten der Zwischensphäre verübt haben“
Als eins der prägenden Ereignisse der Geschichte von Aylias gilt ohne Zweifel der Dämonenkrieg. Bis zu den Ereignissen die den Krieg verursachten, galt die Theorie, Dämonen und ähnliche Wesen wären real, als Hirngespinst Wahnsinniger.
Immer wieder behaupteten Menschen von sich, sie hätten eine Begegnung mit einem dieser Dämonen gehabt, doch sie wurden nur mit Verachtung gestraft. Eines Tages jedoch, erschien ein Mann namens Cedron auf einer der südlichen Inseln erschien und scharrte Leute, die meinten Dämonen existierten, um sich. Innerhalb weniger Wochen hatte er eine beachtliche Anzahl von Anhängern, die sich selbst Cedrons Jünger nannten. Selbst Menschen, die nicht an Dämonen glaubten, befanden sich darunter. Sie berichteten, Cedron würde etwas ausstrahlen, was sie noch nie zuvor gesehen hätten. Plötzlich jedoch verschwand Cedron mit einigen seiner Jünger und es wurde still um den Dämonenkult. Erst ein ganzes Jahr später erschien er wieder und verkündete das Ende der Menschen wäre gekommen und wer an seinem Leben hinge, der solle sich ihm anschließen um gerettet zu werden. Zuerst wurde er ignoriert, selbst viele seiner ehemaligen Anhänger weigerten sich ihm zu folgen, doch als Dämonen das Land überfluteten wie die Wellen der See bei einem Unwetter brach Chaos aus.
Innerhalb kürzester Zeit brachte Cedron die Zheek-Ta-Inselgruppe unter seine Kontrolle und verbreitete von dort aus Tod und Zerstörung. Das Inselbündnis reagierte so schnell wie möglich und entsandte Truppen, doch der Widerstand gegen die Dämonen wurde schnell niedergeschlagen und der Kontakt zum Zheek-Gürtel brach ab. Cedron eroberte nach und nach alle Inseln in der nähernden Umgebung, nicht nur mit Hilfe seiner Dämonenarmee, sondern auch durch die Unterstützung von kollaborierenden Söldnergruppen. Das Inselbündnis verlor eine Schlacht nach der anderen und kurzzeitig sah es nach einer endgültigen Niederlage aus, doch das Blatt wendete sich bei der Schlacht um die Kristall-Akademie, dem offensichtlichen Ziel von Cedrons Feldzug, auch wenn die Gründe bis heute nicht bekannt sind. In einer Verlustreichen Schlacht wurde der Vormarsch der Dämonen gestoppt und sie wurden auf die südlichen Inseln zurück getrieben. Zu diesem Zeitpunkt dauerte der Krieg erst zwei Monate. Es folgten eineinhalb Jahre Stellungskrieg, bei der keine Seite kaum Lang gewinnen konnte.
Zwei Jahre. Zwei lange Jahre dauert dieser Krieg nun schon und jetzt haben wir die Möglichkeit alles zu beenden.
Markus Raskan stand in der Mitte des Saales. Die Adeligen und Offiziere um ihn herum sahen ihn ungläubig an. Niemand wollte etwas sagen, selbst der König schien nicht zu wissen, was er auf Markus’ Vorschlag hätte antworten sollen. Schließlich brach Lord Lenerdus, der persönliche Berater des Königs das Schweigen.
„Ihr sagt also, wir können Cedron gefangen nehmen?“ fragte er zögerlich.
Raskan musste lächeln, er hatte sogar Lenerdus aus der Fassung gebracht.
„Ja, wir wissen seit einigen Tagen, dass sich Cedron auf einer der Zheek-Fe-Inseln befindet. Wir kennen außerdem einen Weg, wie wir unbemerkt in die Burg eindringen können. Unsere Truppen werden einen Angriff auf den Hafen durchführen und damit einen Großteil von Cedrons Dämonen aus dem Schloss locken. Wir haben eine Gruppe unserer besten Leute in Stellung gebracht, sobald der Angriff erfolgt, werden sie zuschlagen. Cedron selbst sollte keine große Gefahr darstellen und mit seiner Leibgarde werden unsere Leute fertig.“
Lenerdus sah den König an. „Und Ihr habt diesem Plan zugestimmt, mein König?“
Der jedoch antwortete, ohne den Blick von Markus zu wenden: „Ich höre gerade zum ersten Mal davon.“
Lenerdus Augen weiteten sich und er ging einige Schritte auf Markus zu. „Ihr habt eine so bedeutende Operation ohne die Zustimmung des Königs geplant?“ Er stand nun direkt vor Markus und funkelte ihn zornig an.
„Lord Lenerdus, Ihr wisst genauso gut wie ich, dass jeder Angriff, der in diesem Saal geplant wurde, als Fehlschlag endete. Über meine Vermutung, was der Grund dafür sein könnte, haben wir bereits gesprochen“, erwiderte Markus.
Lenerdus’ Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ihr bezichtigt Mitglieder dieses Rates des Verrats, obwohl Ihr keine Beweise dafür habt.“
Ein Raunen ging durch die Menge, doch Markus lies sich nicht aus der Ruhe bringen. Jeden anderen hier kannst du vielleicht einschüchtern, aber mich nicht.
„Ich schließe die Möglichkeit, dass wir einen Verräter in unseren Reihen haben, nicht aus, deswegen habe ich den Rat erst jetzt von den Plänen in Kenntnis gesetzt.“
„Und damit jegliche Kompetenzen überschritten. Ihr habt nicht das Recht dazu. Dieser Angriff wird nicht stattfinden.“
Markus schnaubte. „Ich dachte, diese Entscheidung liegt beim König, kann es sein, dass Ihr derjenige seid, der seine Kompetenzen überschreitet?“
Lenerdus’ Gesicht lief rot an. „Hütet Eure Zunge Raskan.“
„Der Angriff findet statt“ ertönte es und alle Köpfe drehten sich nach der Quelle der Stimme um. Lenerdus konnte es nicht glauben.
„Mein König, seid Ihr sicher? Dieser Plan ist nicht ausgereift. Hier werden viele Soldaten für ein sinnloses Unterfangen geopfert und Cedron wird wieder entkommen.“
Der Blick des Königs ruhte immer noch auf Markus.
„Ich denke Lord Raskan hat alle eventuellen Gefahren bedacht. Ich habe vollstes Vertrauen in seine strategischen Fertigkeiten und alle hier wissen, dass er nicht einen unserer Männer opfern würde, wenn er es für sinnlos halten würde. Also Lord Raskan, ich denke, Ihr solltet Kontakt zu Euren Soldaten aufnehmen und Befehl zum Angriff geben?“
Markus sah auf die große Uhr über dem breiten Tor, lächelte und sagte „Das wird nicht nötig sein.“
Niemand sprach, nicht einmal Lenerdus protestierte.
„Der Angriff hat bereits vor einer Stunde begonnen.“
Erst als es Truppen des Bündnisses gelang Cedron gefangen zu nehmen und unschädlich zu machen, brach der Nachschub der Dämonen zusammen und der Krieg war innerster kürzester Zeit vorbei, auch wenn die Folgen noch lange spürbar bleiben würden.
Die überlebenden Soldaten kehrten zurück, so auch Ian Noleth.
„Verdammt, Ian, ich weiß gar nicht, wann ich dich das letzte Mal so heruntergekommen gesehen habe.“
Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Ian Noleth. Ian ist Soldat in den Reihen des Heers von Eratelia. Zwei Jahre hat er im Dämonenkrieg gegen Cedrons Jünger gekämpft und ist nun endlich in die Hauptstadt seiner Heimat zurückgekehrt. Er trifft dort seinen alten Freund und Lehrer Markus Raskan, doch das Wiedersehen wird von einem missglückten Mordanschlag auf den König von Eratelia überschattet. Denn obwohl Cedron hingerichtet wurde, und ein Großteil seiner Anhänger unschädlich gemacht wurde, hat er sein Ziel, den Inselbund zu zerschlagen, erreicht. Die einzelnen Nationen sind zerstritten und Unmut über die Vormachtstellung Eratelias macht sich breit. Erranische Soldaten (Errana ist eins der westlichen Inselreiche) dringen in die Gemächer des Königs ein, doch das Attentat schlägt, unter anderem dank Ians Hilfe, fehl. Dennoch bleibt es nicht ohne Folgen, alle verbliebenen Nationen schließen sich unter der Führung Eratelias zusammen und erklären Errana den Krieg.
Sechs Monate Später. Errana wurde innerhalb von ein paar Wochen niedergerungen. Die einzelnen Nationen haben sich aufgelöst und ganz Aylias befindet sich mit Ausnahme der Kristall-Akademie und einiger freier Handelsnationen unter der Führung von Eratelia. Ian ist der persönlichen Leibgarde von Kaiser Ronitus zugeteilt worden.
Mit der Zeit erreichen immer wieder Meldungen von einer Seuche, die sich im Norden ausbreitet, die Hauptstadt. Als Ian erfährt, dass auch Largo, seine Heimatinsel betroffen ist, bietet er sich an, selbst nach Largo zu fahren, um nach den Ursachen zu suchen.
Der Kaiser schickt zwei Schiffe nach Largo, doch Ian soll sich erst an Bord der Valeria zur Kristall-Akademie begeben. Die Gelehrten hatten ebenfalls angeboten, jemanden zu schicken um die Seuche zu untersuchen und Ian soll sich mit ihm treffen und ihn danach sicher nach Largo bringen.
Als er bei der Akademie, die er selbst einst besucht hatte, ankommt, muss er feststellen, dass die Magier dort im Laufe des Dämonenkriegs starke Verluste hinnehmen mussten und bei dem Gelehrten handelt es sich um die achtzehn jährige Melina, eine relativ unerfahrene Adeptin handelt. Mit ihr zusammen, setzt Ian die Reise nach Largo fort.
Als sie die Insel erreichen steht Largo in Flammen. Um die Seuche einzudämmen wurden die Seewege abgeriegelt und die Städte in Brand gesteckt. Überlebende gibt es nicht. Auch Ians Schwester war zum Zeitpunkt der „Säuberung“, wie die Aktion später genannt wurde, auf der Insel und in seinem Zorn über diese Vorgehensweise tötet Ian mehrere Soldaten. Ian findet ein Schreiben von Lord Lenerdus dem kaiserlichen Berater, der den Befehl zur Säuberung gegeben hat und kehrt, mit der Absicht den Berater dafür bezahlen zu lassen, nach Eratelia zurück. Melina bleibt keine andere Wahl, als ihn zu begleiten.
Im Schloss will Ian Lenerdus mit Hilfe seines Freundes Markus stellen, doch Lenerdus gelingt es die beiden mit Hilfe von Magie zurückzuschlagen, bisher war nicht einmal bekannt, dass Lenerdus in der Lage ar Magie zu wirken. Er ermordet den Kaiser, doch der Mord wird Ian und Markus angehängt, woraufhin eine wilde Hetzjagd durch die Straßen von Eratelia beginnt. Ian gelingt die Flucht auf die Valeria, doch Markus wird von einigen wachen gestoppt und getötet.
Gemeinsam mit Melina, die die ganze Zeit an Bord geblieben war und einigen Seeleuten macht sich Ian auf den Weg nach Zin Gama einer freien Handelsstadt im Osten des Reiches.
Während des Dämonenkriegs arbeitete Ian bei verschiedenen Gelegenheiten mit Valerian „Vale“ Dreca, seines Zeichens Händler, Schmuggler und Informant zusammen. Normalerweise liegt dessen Schiff in Zin Gama vor Anker und Ian beschließt ihn aufzusuchen und ihn um Hilfe zu bitten. Tatsächlich gelingt es ihm Vale aufzuspüren und ihm seine Lage zu erläutern, doch der weigert sich Ian zu helfen, da er seine Mannschaft nicht in Gefahr bringen will. Letztendlich ist es nicht sein alter Freund Ian, sondern Melina die ihn überzeugen kann.
Als kaiserliche Truppen Zin Gama stürmen und die Neutralität der Stadt für ungültig erklären und alle Schiffe beschlagnahmen, stehlen Ian, Melina, Vale und seine Mannschaft eines der neuen Schiffe aus der Werft und fliehen. Nach und nach steuern sie verschiedene Ziele an und erfahren, dass alle freien Städte nun unter eratelianischer Kontrolle sind. Da sie keine Verstecke mehr haben, in die sie sich zurückziehen könnten, wählen sie den letzten möglichen Ausweg. Sie begeben sich zum „Sphärentor“ und dank einer List gelingt es ihnen an der dort stationierten Flotte vorbeizukommen, das Tor zu durchqueren und Kurs auf die Nebelwand zu nehmen.
„Verdammt, Ian, ich weiß gar nicht, wann ich dich das letzte Mal so heruntergekommen gesehen habe.“
Ian, der gerade den Sack mit seiner Ausrüstung auf einen der Wägen im Dock lud, drehte sich um und blickte in ein großes, bärtiges Gesicht. Er hätte Markus Raskan nach all der Zeit nicht einmal erkannt, wäre da nicht diese unverkennbare tiefe Stimme. Die Müdigkeit der letzten Tage fiel von ihm ab und er schloss seinen Freund in die Arme.
„Ich bin froh, dass es dich nicht erwischt hat“ sagte Markus „es ist schön zu sehen, dass wenigstens ein paar von uns überlebt haben.“
„Es gab Momente, da hat nicht mehr viel gefehlt.“ Ian lächelte. „Fast zwei lange Jahre. Was hast du die ganze Zeit gemacht?“
„Du würdest nur die Hälfte von dem glauben, was ich dir erzähle würde und eigentlich haben wir keine Zeit für lange, spannende Heldengeschichten. Seit der Krieg vorbei ist, beraten die hohen Tiere oben im Palast, wie es nun weitergehen soll.“ Markus Augen verengten sich. „Der König von Atros ist tot. Im Schlaf von seinem Sohn erdolcht, der arme Hund. Damit haben wir ein führungsloses Reich und ich glaube nicht, dass die anderen Nationen warten werden, bis ein neuer König gewählt wird. Ich habe Zutritt zum Ratssaal, wenn du willst, können wir uns anhören, welchen Krieg wir als nächstes ausfechten dürfen.“
Ian wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte, immerhin hatte er die letzte Woche auf dem Schlachtfeld verbracht und das Letzte was er nun wollte war ein Abend mit Politikern, die nichts Anderes, als ihren eigenen Vorteil im Sinn hatten. „Nimm es mir nicht übel Markus, aber ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Ich werde mir erst einmal ein Bett im Gasthaus nehmen und den Schlaf von zwei Jahren Krieg nachholen.“
Markus lachte. „Und ich dachte, die Schlachten hätten einen Mann aus dir gemacht. Natürlich bist du müde, aber du schläfst nicht im Gasthaus. Als militärischer Berater des obersten Heerführers hast du Anrecht auf eine Unterkunft im Schloss.“ Er gab dem Kutscher des Wagens, auf den Ian seinen Sack geladen hatte, ein paar Münzen, die Anweisung die beiden ins Schloss zu bringen und nahm zusammen mit Ian auf der Ladefläche Platz, doch Ian war sich nicht sicher, was das alles sollte. „Ich bin kein Berater Markus, ich bin Soldat.“
„Jetzt bist du militärischer Berater“ sagte Markus mit einem breiten Grinsen.
„Als ob du das mal eben so entscheiden könntest, mein Freund“ widersprach Ian.
„Ich kann. Ich bin der oberste Heerführer und ich ernenne dich zu meinem Berater.“
Ians Augen weiteten sich. „Wird das jetzt so eine Geschichte wie damals auf der ‚Wellenreiter’? Der Kapitän war nicht begeistert, dass jemand ohne Befugnisse die Kontrolle über das Schiff übernimmt, falls du das vergessen hast.“
Markus zog eine Grimasse. „Wie könnte ich diese Reise vergessen. Hat mich meine wunderbare Hängematte gekostet, doch das Deck dieser Nussschale wird nie wieder so sauber wie unter meiner Führung, das verspreche ich dir. Aber ich bin tatsächlich Heerführer, nur provisorisch, das bedeutet aber nicht, dass ich keinen Einfluss habe.“
Ian seufzte. „Und wen hast du diesmal um seinen Posten gebracht?“ Er wusste ja schon immer, dass sein Freund eine Begabung dafür hatte, sich Rechte zu erschleichen, die ihm eigentlich gar nicht zustanden, aber die Position der obersten Heeresleitung, setzte dem Ganzen die Krone auf.
„Ich hab überhaupt nichts gemacht. Ihr habt euch an der Front nicht besonders gut angestellt und das liegt vor allem daran, dass es hier ein ziemliches Chaos gab. Niemand konnte mit der Situation umgehen, Lord Jarest, mein Vorgänger, am aller wenigsten. Gerissener Politiker aber lausiger Stratege. Das Desaster bei den südlichen Inseln geht auf sein Konto. Danach dachte der König wir bräuchten jemanden mit mehr praktischer Erfahrung und da ich gerade der ranghöchste Offizier im Schloss war, wurde ich befördert. Seitdem bin ich nicht mehr von dieser Insel gekommen. Aber ich möchte dich nicht mit Erzählungen von meinem luxuriösen Palastleben langweilen. Erzähl mir ein paar Geschichten von der Front, ich habe gehört, deine Gruppe hat einiges durchgemacht. Wie geht es den anderen?“
Ian hatte versucht, sich auf der Reise in die Hauptstadt auf einen dieser Momente vorzubereiten, es fiel ihm aber trotzdem nicht leicht, das zu sagen, was er sich zurechtgelegt hatte. Er sah Markus an und hasste es, dessen Freude über das Wiedersehen zerstören zu müssen.
„Ich bin der einzige Überlebende der Gruppe“ sagte er leise und konnte zusehen, wie sich der freudige Ausdruck in dessen Gesicht in eine starre Maske verwandelte.
„Der einzige Überlebende? Was ist mit den anderen? Was ist mit Noah?“
Noah war Markus jüngerer Bruder. Er hatte die Ausbildung gerade erst abgeschlossen, war aufgrund seines Geschicks als Kämpfer, Ians Gruppe zugeteilt und konnte Ian sogar noch ein paar Tricks mit dem Schwert beibringen. Genauso wie Markus war Noah ein guter Freund gewesen, Ian hätte ihm jederzeit sein Leben anvertraut und wollte diese Nachricht eigentlich in einem angemessenen Moment überbringen und nicht, während sie auf einem Wagen sitzend über Pflasterstein holperten.
„Er ist tot. Sie haben ihn auf Zalistea erwischt. Wir haben eines ihrer Nachschublager infiltriert, doch sie haben uns eine Falle gestellt, vermutlich hat uns einer der Dorfbewohner verraten. Es tut mir Leid. Vielleicht tröstet es dich, dass wir vermutlich alle getötet worden wären, wenn Noah uns nicht den Fluchtweg freigekämpft hätte. Fünf meiner Männer hab ich bei diesem Kampf verloren, zwei weitere starben kurz darauf an ihren Verletzungen. Noah war einer davon und beinahe es hätte mich auch erwischt. Der Rest meiner Leute wurde einem Stoßtrupp zugeteilt. Sie starben beim entscheidenden Angriff auf das Lager.“
Markus sprach nicht. Seine Augen waren geschlossen, der Kopf leicht nach vorne geneigt und seine Schultern hingen herab. Erst nach drei Minuten brach er die Stille. „Habt ihr ihn begraben?“
„Ja, wir haben ihn begraben. Ich wünschte wir hätten das Totenritual durchführen können um ihm den Weg in die Zwischensphäre zu erleichtern, aber wir hatten nicht genug Zeit.“
Ian griff in die Tasche seines Mantels und holte einen kleinen Smaragdring heraus.
„Als dein Vater damals starb, sagtest du mir, in eurer Familie wäre es Brauch den Ring des Verstorbenen in den Boden der Familiengruft einzulassen. Ich dachte es wäre schön, wenn auch Noahs Ring seinen Platz finden würde.“
Er gab Markus den Ring und er konnte sehen, wie sehr Markus darum kämpfte nicht die Fassung zu verlieren.
„Ich danke dir“ flüsterte Markus und sprach kein Wort mehr, bis sie das Haupttor des Schlosses erreicht hatten.
Ian half Markus vom Wagen, drückte dem Kutscher noch eine Münze in die Hand, nahm seinen Sack und gemeinsam betraten sie die Eingangshalle. Sofort kam einer der Diener angerannt.
„Lord Raskan, soll ich ihrer Majestät Bescheid geben, dass Ihr zurück seid?“
„Nicht nötig.“ Obwohl Markus sich alle Mühe gab, so normal wie möglich aufzutreten, verriet seine Stimme wie er sich gerade fühlte. Auch der Diener schien dies zu bemerken und meinte nur „Wie ich sehe haben Sie einen Gast mitgebracht“, doch Markus ignorierte ihn, ging an ihm vorbei und lies ihn mit Ian in der Eingangshalle stehen.
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein, es gab einen Verlust in seiner Familie. Ich habe ihn schon einmal in diesem Zustand erlebt, fürs erste wird ihm etwas Schlaf gut tun“, sagte Ian.
„Wie schrecklich, in diesen Zeiten ist wohl niemand vor Verlusten sicher. Ich hoffe Ihnen ist es etwas besser ergangen Herr…“
„Noleth. Herr Ian Noleth. Ich bin gerade erst angekommen und wie es scheint, bin ich der neue militärischer Berater.“
Verwirrung machte sich auf dem Gesicht des Beraters breit, doch plötzlich schien er zu verstehen. „In diesem Fall Lord Noleth, werde ich Sie auf eines unserer freien Zimmer geleiten. Normalerweise würde ich Sie erst unserer Majestät ankündigen, doch im Moment findet eine wichtige Sitzung statt, daher wird dies bis Morgen warten müssen. Darf ich Ihnen Ihr Gepäck abnehmen?“
„Nein danke, es geht schon.“
„Wie Sie wünschen. Wenn sie mir bitte folgen würden.“
Ian folgte dem Diener durch die Gänge des Schlosses und war überrascht, wie still es war. Das Schloss war groß genug um den gesamten Hofstaat des Königs, die Minister, hohen Offiziere und die Diener zu beherbergen und doch war weit und breit niemand zu sehen.
Schließlich blieben sie vor einer großen, verzierten Holztür stehen.
„Dies ist Ihr Zimmer.“ Der Diener gab Ian einen kleinen roten Stein. „Sollten Sie irgendeinen Wunsch haben, umschließen Sie diesen Stein mit Ihrer Hand, einer der Diener wird sich um Ihren Wunsch kümmern. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht, soll Sie einer der Diener morgen wecken?“
Ian lächelte. „Das wird nicht nötig sein, aber danke für alles.“
Der Diener verschwand um eine der Ecken und Ian schob langsam die Tür auf. Markus hatte nicht untertrieben, die Zimmer waren tatsächlich mehr als luxuriös. Die Wände waren mit teurem Holz getäfelt und von überall her glitzerten goldene Verzierungen. Die Sessel und Stühle waren mit blauer Seide überzogen und in der Mitte des Raumes auf einer kleinen Erhöhung stand ein riesiges Bett.
Ian hätte am liebsten erkundet, welche kleinen Spielereien in diesem Zimmer zu finden waren, doch im Moment konnte Ian nicht mehr tun, als seine Kleidung abzulegen, unter die warme Bettdecke zu schlüpfen und einzuschlafen.
Zum ersten Mal seit Monaten träumte er nicht von Krieg und Zerstörung.
Als Ian erwachte, war der Raum durch das einfallende Licht der nachmittäglichen Sonne hell erleuchtet. Die Verzierungen ließen das Licht von allen Seiten durch den Raum tanzen und Ian brauchte einen Moment um sich zu erinnern, warum er hier war. Ursprünglich war er nach Eratelia gekommen, da man einen Bericht über die Situation im Süden von ihm erwartete, doch durch das Treffen mit Markus hatte er dies komplett vergessen. Er zog Hemd und Hose an, schnürte seine Stiefel, nahm den kleinen roten Stein vom Tisch und umschloss ihn fest mit seiner Hand. Ich frage mich, warum diese Steine für die Diener des Königs verwendet werden, an der Front wären sie uns eine große Hilfe gewesen. Ein Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken und ein kleiner Diener betrat das Zimmer.
„Sie wünschen?“
„Ich wollte fragen, wo ich hier etwas essen kann, ich fühle mich, als hätte ich seit Tagen nichts Anständiges zwischen den Zähnen gehabt.“
Der Diener verbeugte sich. „Es tut mir furchtbar Leid Lord Noleth, aber das große Essen in der Haupthalle wird erst heute Abend stattfinden. Die Delegationen der anderen großen Nationen sind heute Morgen eingetroffen um im Moment findet in der Halle eine wichtige Sitzung statt. Ich kann Euch aber etwas auf Euer Zimmer bringen lassen.“
Ian überlegte einen Moment und obwohl sein Magen protestierte, lehnte er das Angebot ab.
„Nein, ich denke ich werde gleich in die Haupthalle gehen. Als militärischer Berater habe ich doch Zugang zu dieser Sitzung oder etwa nicht?“
„Natürlich, es steht Euch jederzeit frei, an der Sitzung teilzunehmen.“
Markus wird vermutlich auch teilnehmen, es gibt noch einige Dinge, die ich mit ihm klären muss.
„Eine Sache noch, Lord Noleth, vielleicht solltet Ihr einen der Seiteneingänge der Halle benutzen, es wäre ungeschickt die Sitzung zu unterbrechen, indem Ihr den Haupteingang benutzt.“
„Aber natürlich.“ Obwohl so ein dramatischer Auftritt auch etwas für sich hätte. Plötzlich überkam es Ian und er drehte sich noch einmal um.
„Wie komme ich zur großen Halle?“ fragte er leicht verlegen.
Der Diener lächelte. „Folgt dem Weg wieder zurück in die Eingangshalle. Die große Tür gegenüber dem Tor ist der Hauteingang zur Halle. Haltet Euch danach einfach links bis Ihr am Nebeneingang ankommt. Abgesehen von den ersten vier Reihen steht Euch jeder Platz zur Verfügung.“ Ian nahm ein schwaches Leuchten aus der Tasche es Dieners wahr. Dieser zog einen kleinen rot schillernden Stein aus seiner Tasche verabschiedete sich mit den Worten „Ich werde gebraucht. Ich wünsche Euch einen angenehmen Tag, Lord Noleth“ und verschwand.
Und wie komme ich wieder zurück zur Eingangshalle?
Zehn Minuten, dutzende von Gängen und einer Reihe Sackgassen später, stand Ian endlich vor der Nebentür zur Haupthalle. Er schob die Tür etwas auf und betrat den Saal. Zum Glück schien keiner der Anwesenden, seine Anwesenheit zu bemerken, denn zwischen all den prunkvoll und farbenfrohen Gewändern der Politiker und Offiziere kam er sich in seinem schlichten Leinenhemd und der robusten Hose aus Leder etwas lächerlich vor.
Ian ließ seinen Blick über die Reihen schweifen und entdeckte Markus in der letzten Reihe, direkt am Mittelgang. Er ging zum freien Platz daneben, versuchte so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen und nahm Platz.
„So weit hinten? Ich dachte, du wärst wichtig genug um vorne mitzuspielen.“
Markus lächelte schwach „Ich bin an diesen politischen Kämpfen nicht interessiert.“
Ian konnte den Alkohol im Atem seines Gegenübers riechen. Erst jetzt vielen ihm die rot geränderten Augen auf.
„Smaragdwein?“, fragte er verwundert. Smaragdwein war eine sehr begehrte und teure Weinart, die nur zu wirklich bedeutenden Anlässen ausgeschenkt wurde. Ian hatte erst ein einziges Mal die Gelegenheit ihn zu probieren, aber es war ein Geschmackserlebnis, das er nicht vergessen hatte.
„Ich muss dich mal mit in den Keller nehmen. Hier lagert ein riesiger Vorrat von dem Zeug.“
„Geht es dir gut?“, fragte Ian besorgt.
„Jetzt geht es mir besser“, gab Markus zurück.
Ein Murmeln ging durch den Saal und Ian beschloss, seine Aufmerksamkeit auf den Redner auf dem Podest am Ende des Saales zu lenken.
Der Kleidung entnahm er, dass es einer der Delegierten der östlichen Inseln sein musste, aber zu welcher Insel der Redner genau gehörte, konnte Ian nicht erkennen.
„Wieso diskutieren wir hier überhaupt. Vor Jahrhunderten wurden einige der Inseln unserer Vorfahren von den Königen von Atros erobert und ausgebeutet. Nun da es dort keine Krone mehr gibt, wäre es nur gerecht, wenn wir bekommen würden, was uns einst gestohlen wurde.“
Aus den Reihen einiger Delegierter kam lautstarke Zustimmung, während andere protestierten. Einer der Protestierenden stand auf.
„Der Orden von Dalasey wird eine so große Macht an seinen Grenzen unter keinen Umständen dulden. Wenn es soweit kommt, werden wir diesen Bund ohne zu zögern verlassen.“
Ein weiterer Angehöriger des Ordens erhob sich.
„Die Ländereien von Atros dürfen niemals in ein anderes Reich eingegliedert werden, eine derartige Verschiebung des Machtgefüges wäre eine zu große Bedrohung für jedes andere Königreich. Solange die Abgesandten von Atros nicht hier sind darf keine Entscheidung gefällt werden.“
Ian lehnte sich zu Markus herüber.
„Wie lange geht das schon so?“
„Seit Stunden. Jeder stellt Ansprüche und obwohl ich ebenfalls dagegen bin, Atros an Errana abzugeben, muss ich zugeben, dass sie das bisher stärkste Argument gebracht haben.“
„Errana?“ Ian dachte einen Moment nach. „Ich habe zusammen mit erranischen Soldaten gekämpft. Sie sind entschlossene und gut ausgebildete Kämpfer und mit den Minen von Atros könnte Errana eine unglaubliche Armee ausheben. Kein Wunder, dass die Dalaseyaner Angst haben.“
Markus kniff die Augen zusammen.
„Unser König ist absolut machtlos. Jeder Versuch zu vermitteln scheitert und die Spannungen werden immer größer. Auch wenn er nun tot ist, Cedron hat geschafft was er wollte.“
„Das Inselbündnis zerbricht“, vollendete Ian den Satz.
Lord Lenerdus betrat das Podest.
„Werter Lord Peoro, Ihr werdet sicher verstehen, dass auch Eratelia Euch nicht bei Eurem Anliegen unterstützen wird.“
Peoros Gesicht rötete sich vor Zorn.
„Lenerdus dieses Land steht uns zu. Es gehört uns und Ihr habt es uns lange genug vorenthalten. Wir werden sicher nicht zusehen, wie es weiter ausgebeutet wird. Wir werden es bekommen, ganz egal wie.“
Lenerdus blieb eiskalt. „Ist das eine Drohung?“
„Vielleicht.“
Peoro bemerkte, dass sich zwei Wachen von hinten näherten, für den Fall, dass die Situation eskalierte.
Er schnaubte „Das darf einfach nicht wahr sein.“
Er gab den anderen Delegierten Erranas ein Handzeichen und verlies die Halle. Die anderen folgten.
Lenerdus sah ihnen noch eine Weile hinterher und sagte dann: „Wir sollten die Sitzung für heute beenden und uns wieder beruhigen. Wir wollen Krieg verhindern und nicht schüren. Die Sitzung wird morgen fortgesetzt.“
„Verschwinden wir“, meinte Markus, stand auf und deutete Ian an ihm zu folgen.
Die nächsten Stunden verbrachten die zwei damit, durch die Straßen von Eratelia zu wandern und Anekdoten auszutauschen. Ian erzählte auch einiges über Noah, über die ruhigen, lustigen Momente, die Heldentaten die er vollbracht hatte und anstatt so zu reagieren wie am Abend zuvor, lachte Markus, wenn er an Noahs Humor dachte und man konnte ihm den Stolz den er für seinen kleinen Bruder empfand ansehen.
Markus deutete auf das Gasthaus am Ende der Straße.
„Lass uns dort etwas essen, es ist etwas heruntergekommen, aber ich würde das Essen dort dem feinen Fraß, den es im Schloss gibt jederzeit vorziehen. Außerdem gibt es dort das beste Bier der Insel.“
„Möchte ich wissen was da drin ist?“
Markus grinste breit „Verdammt noch mal, nein. Wenn das jemand wüsste, könnten die den Laden dicht machen.“
Ian lachte „So hatte ich mir das gedacht. Wie in den alten Zeiten.“
...
(optional)
Ian Noleth:
Ian (26) ist ein Soldat in der Armee von Eratelia. Ursprünglich von der Insel Largo, brach er im Alter von achtzehn Jahren sein Studium an der Kristall-Akademie ab, da er keine Begabung für die Magie hatte und trat in die königliche Armee ein. Als sich die von Cedron und seinen Jüngern verursachten Konflikte immer weiter zuspitzen wurde er in die Krisenregion versetzt und erhielt innerhalb kürzester Zeit sein eigenes Kommando.
Als einziger Überlebender seiner Gruppe kehrt er schließlich nach Eratelia zurück.
Die Erfahrungen die er im Krieg gesammelt hat, haben ihn zu einem bemerkenswerten Kämpfer, einem geschickten Strategen, doch auch kriegsmüde gemacht, weswegen er nun versuchen will Konflikte so gut wie möglich gewaltfrei zu lösen. Er behält auch in den meisten Situationen, in denen viele die Fassung verlieren würden, die Kontrolle.
…
Melina:
Melina(18) ist eine junge Adeptin der Kristall-Akademie. Sie ist sehr talentiert wenn es mit dem Umgang mit Magie geht, doch ihre friedliche Einstellung hat dazu geführt, dass sie sich während dem Studium mehr mit alten Texten, der Geschichte Aylias und den Ursprüngen der Magie, als mit offensiven Kampfzaubern beschäftigt hat, wodurch sie sich ein beträchtliches Wissen angeeignet hat. Trotzdem beherrscht sie ein paar Sprüche und kennt sich auch auf dem Gebiet der Heilung aus.
Für viele mag sie auf den ersten Blick schüchtern und verschlossen wirken, doch eigentlich ist sie ein sehr offener, warmherziger und fröhlicher Mensch. Ihre kindliche Neugier ist ein weiterer Aspekt ihres liebenswerten Charakters.
…
Valerian Dreca:
Der für seine Freunde unter dem Namen Vale(28) bekannte Schmuggler und Händler begann schon sehr früh damit, seine eigene Organisation aufzubauen. Von all den einflussreichen Händlern in Aylias dürfte er wohl der jüngste sein, denn er ist mit bereits achtundzwanzig Jahren Kapitän eines eigenen Schiffes und Besitzer einer beträchtlichen Menge Gold.
Seinen Erfolg hat er ohne Zweifel seinem Geschick im Umgang mit Geschäftspartnern zu verdanken. Seine Überredenskünste sind bemerkenswert, denn es gelingt ihm selbst die härtesten Geschäftsleute innerhalb kürzester Zeit um den Finger zu wickeln. Er hat auch ein besonderes Gespür dafür, wo sich gerade Geld machen lässt.
Leider hat ihn der Erfolg teilweise etwas übermütig werden lassen, was ihm schon die ein oder andere brenzlige Situation beschert hat.
...
#1 Im Hauptteil wird man immer wieder vor die Wahl gestellt, diese Situationen ergeben sich gezwungenermaßen durch die Geschichte, die ich erstmal noch geheim halte, bis ich ein klareres Konzept habe. Je nach dem wie man sich verhält, erwarten einen verschiedene
Handlungsstränge, Belohnungen etc. Multiple Enden sind da natürlich inbegriffen.
Hier sehe ich eigentlich die größte Herausforderung für mich, was die Features angeht. Ich möchte es nicht bei kleinen Entscheidungen belassen (Dem Händler das Gold bringen oder nicht -.-). So etwas wird es geben, aber wichtig sind mir Entscheidungen, die einen alternativen Handlungsstrang auslösen, z.B. Situationen in denen man vor die Wahl gestellt wird, ob es sich lohnt einen Verbündeten zu opfern um einem mächtigen Feind einen entscheidenden Schlag zu verpassen und damit mehr als ein Leben zu retten. Hier bietet sich natürlich die Angriffsfläche für viele Bugs Logikfehler etc und man wird sehen, in wie weit es realisierbar ist, aber da würde ich was die Features angeht den Schwerpunkt setzen.
#2 Man steuert immer wieder verschiedene Inseln an (Die Geschichte spielt in einer Welt in der es fast nur Inseln gibt. Wer große Kontinente erwartet hat Pech gehabt :) ).
Die einzelnen Inseln sollen die Möglichkeit bieten, kleine Nebenhandlungsstränge zu beginnen, man könnte auch sagen sie sind Episodenartig aufgebaut, wobei mehrere natürlich auch in die Hauptstory integriert werden. Ein Teil der Inseln bleibt dadurch optional.
#3 Arbeiten würde ich mit dem 2k3 falls möglich im M&B Stil
Was mir sehr am Herzen liegt ist die Atmosphäre, d.h. diese dudelige Musik wie man sie aus einigen RPGXP-Spielen kennt wird es nicht geben, da es die Stimmung einfach komplett ruinieren würde.
#4 Kein AKS
Ich möchte darauf hinweisen, dass weder Namen der Personen etc noch der Titel (der erst recht nicht) final sind.
Ich hoffe, der ein oder andere hat sich ein Herz gefasst und zumindest mal die Kurzfassung durchgelesen, ich weiß es ist viel Text.
Ich bin offen für Kritik, auch für harte oder ganz harte. Was mir weniger bringt sind Einsatzantworten nach dem Motto "Passt" oder "Passt nicht". Ich befinde mich in einer sehr frühen Phase, ich möchte die Geschichte verbessern, wobei das Grundgerüst in etwa so aussehen sollte.
Natürlich ist es schwer, die ganze Story zu bewerten, da ich noch nichts vom Hauptteil verraten habe. Der wird storytechnisch nämlich anders aussehen und ich stand oft vor dem Problem, wie ich die oben genannten Szenen in die Geschichte einbaue aber am Ende schließt sich der Kreis.
Ich möchte außerdem darauf hinweisen dass ich nirgends bewusst geklaut habe, wobei mir beim Schreiben aufgefallen ist wovon einzelne Abschnitte eindeutig inspiriert wurden, auch wenn mir dass beim erdenken (xD) noch nicht klar war. Wenn es irgendwo zu offensichtlich ist, sagt es bitte.
Vor allem "Vorgeschichte" und "Die Welt" wird bei Gelegenheit noch verändert/erweitert.
Die Punkte sollen im Moment dazu dienen, Zusammenhänge etwas verständlicher zu machen und sind noch nicht so stimmig wie ich es gerne hätte.
Der Punkt Charaktere wird noch ausgearbeitet/verändert
Für 100%ige Rechtschreibung und fehlerfreie Grammatik gebe ich keine Garantie (vor allem bei der Zeichensetzung dürften ein paar Fehler drin sein), aber im Vergleich zu vielen anderen bin ich gut dabei :D und es sollte nicht unlesbar sein.
An alle, die hier angekommen sind:
Danke fürs Lesen und die Geduld :), wäre schön wenn jemand etwas dazu schreibt.