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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Die Emo Jäger] 1. und 2. Kapitel



Karl
30.11.2008, 08:23
1.Kapitel: Rettung

Sanft berührte sie die Blume. Die schlapp herabhängende Pflanze knickte daraufhin um. Ein fieses Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich bin also auf dem richtigen Weg“, flüsterte sie in das hohe Gras, da ihr sonst Niemand zuhörte. Gemütlich schlenderte sie der Spur aus toten Pflanzen hinterher. Eile war nicht angebracht. Sie konnten ihr nicht entkommen, denn dann und wann entdeckte die Jägerin ihre Rastplätze, die blutbesudelt zurückgelassen waren. Nach einem langen gemütlichen Spaziergang kam sie an eine erleuchtete Lichtung, wo sie ihre Ziele erblickte. Fünf düstere Gestalten saßen laut Schluchzend um ein flackerndes Feuer. Anscheinend verfluchten sie Gott, die Welt und Feuchtigkeitscreme. Die geübte Jägerin legte sich einen gewagten Schlachtplan zusammen, so erfahren sie auch war, so schwer würde es gegen fünf von diesem Gesindel werden. Wie sie da hockten, in ihren schwarzen Klamotten, körperlich gebeugt und geistlich geknickt. Wie sie sich immerwährend die schwarzen Haare aus dem Gesicht strichen um überhaupt etwas sehen zu können. Wäre die Jägerin ein stark behaarter, Mitte vierziger Mann, sie hätte auf unappetitlichste Weise den Boden mit Speichel besudelt. Aber sie war Keiner und dazu noch nett und freundlich zur Natur. Aufgerüttelt schüttelte sie sich, um die störenden, die Geschichte in die Länge ziehenden Gedanken abzuwerfen, wie eine Rodeomaschine ihren Reiter. Sie späte erneut zum Feuer. Die Gestalten fingen an sich zu regen. Einer, wohl ihr Anführer, griff in einen braunen Behälter und zog daraus fünf mysteriöse technische Gegenstände heraus. Als die Jägerin erkannte, was der Kerl da verteilte, reagierte sie sofort. Ein gekonnter Sprung und sie landete ein Meter weiter außerhalb des Gebüsches. Wie wild rannte sie auf das Feuer zu. Perplex wehrten sich die drei Mädchen und zwei Jungen nicht, als sie ihnen die leuchtenden Gegenstände aus den Händen entriss und in das knisternde Feuer warf. Vielleicht hatten sie sie auch einfach nicht gesehen, hinter ihren Vorhängen aus schwarzen Haaren.
Jetzt war die Jägerin zuversichtlich. Ohne die Kraft ihrer melancholischen Klänge waren die Emos nicht mal die Hälfte wert. Wie um diesen Gedanken zu stützen knallten die brennenden MP3-Player in den Flammen. Bevor sich die Emos mit ihren Rasierklingen ritzen konnten um den Negativverlust auszugleichen, stürzte sich die Emojägerin auf den Anführer. Bevor er sich mit chronischem Geheule verteidigen konnte umarmte sie ihn herzlich. Sofort fielen ihm die schwarzen Haare aus und normale sprossen sofort aus der nackten Kopfhaut heraus. Die schwarzen Kleider formten sich in einer dichten Rauchwolke zu einem T-Shirt mit einem lächelnden Smiley und blauen Jeans. Man konnte gleichzeitig fabelhaft mitverfolgen, wie sich die Mundwinkel von untern nach oben bewegten während die Wunden an den Armen sauber verschwanden.
„Das Leben ist schön!“, rief der zur Freude bekehrte und sprang herum. Eines der Emomädchen stürzte auf den Jungen zu. Sie packte seinen Arm. „Black Soul?“
Er schüttelte den Kopf und lächelte sie herzlich an. „Nein, meine Gute. Ich bin Hugo.“ Während das Mädchen erschrocken zurückwich, wurde sie hinterrücks von der Jägerin umarmt. Aus *DarkSense94* entstand Melissa. Die Jägerin meinte schon, den Kampf halb gewonnen, als die Emos aus dem Rucksack fies-ästhetische Emobilder hervorzogen. Wäre die Jägerin nicht psychisch auf der Höhe gewesen, sie hätte den süßen Bildern mit den Knuppelköpfen nachgegeben. Aber sie war eine geübte Jägerin und nicht so einfach zu besiegen, sie schoss auf ein weiteres Emomädchen zu und umarmte auch sie. Die beiden verbliebenen Emos setzten mit schlecht-gereimten Gedichten nach. Während das eine Mädchen das Gedicht mit brüchiger Stimme vorlas und der Junge dazu Geige spielte (weiß der Geier woher er das Ding hatte) fand die Melancholie doch ein Schlupfloch in dem mächtigen Wall aus positiver Energie, die das Gehirn der Jägerin umgab und vor dem Emoismus schütze. Sie hatte keine Wahl, sie musste ihre Geheimwaffe benutzen, bevor sie den Emos erlag. Sie griff mit der rechten Hand in ihre Jacke und kramte dort nach –
Plötzlich schoss eine Gestalt aus dem Gebüsch und stürzte sich auf die Emos. Benebelt von dem Hauch der Melancholie der ihr Gehirn berührte konnte sie nicht viel erkennen, doch sie erkannte zu ihrem Entsetzen, dass die Gestalt die Emos ohne Berührung in Menschen verwandelte. Es musste ein Wahrhaft mächtiger Jäger sein. Sie selbst hatte Jahre lang gebraucht um die Umarmung zu beherrschen und noch nie hatte sie jemanden gesehen, der Emos aus der Ferne in die Realität zwingen konnte. Während die drei Ex-Emos die sie bekehren konnte, fröhlich durch den Wald in alle Richtungen schossen, schlurften die anderen zwei etwas lustlos hinterher. Die Gestalt kam auf sie zu. Von nahen erkannte die Jägerin, dass es eine Frau in den Zwanzigern war. Ihre Hand half ihr auf und die Frau fragte: „Geht’s dir gut?“
Die Jägerin nickte knapp und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Die Frau lächelte sie nur an.
„Das ist Gut. Ich bin Pünktchen Phoenix. Und wie lautet dein Name?“
Die Jägerin strich sich ihr voluminöses Haar aus dem Gesicht.
„Andria. Andria Tortenesserin“


-1. Kapitel von "Die Emojäger" Ende-

Jo, ich weiß, es ist etwas Geschmacklos und irgendwie Emo feindlich, aber mir gefällt sie. Ich hoffe zudem, dass ich damit auch noch Andere außer mich selbst amüsieren oder wenigstens unterhalten kann. Kritik erwünscht :)
(So wie ich das bisher im Atelier gesehen habe, werde ich wohl innerhalb von 24h niedergebattelt)

~Nebary

treeghost
30.11.2008, 10:28
He hey. :A

Sehr poetisch und sehr Informantions reich.
Ich wusste erst gar nicht das es so ein Wesen gibt!

Die Pünktchen sollte mal in den Norden kommen.:D

Karl
30.11.2008, 16:13
Danke, dass du es gelesen hast. :)
Es ist weniger poetisch, als das Ergebnis einer Langweiligen Bio-Stunde. :D
Auf jeden Fall danke für deine Antwort! :)


Die Pünktchen sollte mal in den Norden kommen. :D
Solange diese Viecher* noch hier rumlaufen? Vergiss es :D

~Nebary

PS:
*Ich erkläre hiermit, dass ich die Menschenrechte von Emos nicht angreife und nicht dazu aufrufe Genannte zu töten, aufzuknöpfen, zu ertränken, psyschich in den Wahnsinn zu treiben, aus Deutschland zu schmeißen, zu Döner zu verarbeiten oder zu waschen.

PSS:
Komisch, aus DEJ Die Emo Jäger gemacht und schon steigen die Views überproportional in die Höhe :D

edit:
Man Ianus xD
Immer muss ich bei deinen Posts nachschlagen. Selbst bei einem Einzeilern @.@
Nach Wikipedia heißt das so viel wie Selbstbeherrschung... oder Coolness
What Ever. Ich kann jedenfalls leider nichts mit deinem Post anfangen xD

edit2:
Übrigens: Ich will damit keine Botschaft rüber bringen weder direkt noch indirekt

edit3:
@Ianus:
Meintest du, das deine Ernsthaftigkeit damit nicht angefochten wird, ergo der Text dir nicht mal ein Lächeln auf den Ava zaubern kann?

Ianus
30.11.2008, 17:13
Meine Contenance wurde von diesem Text nicht angefochten.

Karl
02.12.2008, 05:21
2. Kapitel: Die Stebsame

Genüsslich verschlang Andria ein Schokoladenstück nach dem anderen. Schokolade ist schließlich der beste Weg die Melancholie auszutreiben, hatten Wissenschaftler ungefähr dreihundert Jahre nach normalen Menschen raus gefunden. Wobei als Einschränkung noch angemerkt werden muss, dass das Suchtpotenzial von Schokolade sehr hoch liegt. Das wusste auch Andria, weshalb sie die zweite Tafel die Pünktchen ihr anbot, freundlich ablehnte. Sie war stolz auf sich, als ihr Geist sich gegen die gierig zuckenden Finger durchsetzte. Pünktchen steckte die Schokolade zurück in ihre Tasche. Neugierig betrachtete Andria die Frau vor ihr. Aus ihrer Kopfhaut sprossen schwarze, glatte Haare die mit einem roten Gummiband zu einem Zopf zusammengehalten wurden. Das Gesicht war freundlich und mit einer schwarzrahmigen Brille verziert. Die ~ Augen sahen hinter den Gläsern hin durch, nicht Andria anblickend, sondern fest auf irgendetwas in der Ferne gerichtet. Vielleicht in eine andere Welt. Oder vielleicht schlief sie nur mit offenen Augen. Als die Augen der Jägerin von dem Schädel auf die Kleidung ihres Gegenübers übersprangen, stellte das Gehirn fest, dass Pünktchen überhaupt nicht passend für eine Emojagd eingekleidet war. Sie trug eine schwarze Strickjacke mit rechteckigem Ausschnitt und einen weißen Rock der bis kurz über die Knie ragte. Um noch mehr unwichtige Fakten zu nennen; der Rock war mit schwarzen Kästchen überzogen, die mit lauter Blumenornamenten gefüllt wurden, die Strickjacke bestand aus 100% Baumwolle und man konnte auf dem ersten Blick anhand des Spiegelungswinkels der Brillengläser erkennen, dass sie 2 Dioptrien stark waren. Diese Frau war Andria gleich Sympathisch. Eigentlich war ihr so ziemlich alles sympathisch, doch diese Frau war ihr noch sympathischer als eine Viertel Torte. Und das wollte was heißen.
Abgesehen von dem Aufzug war Andria allgemein überrascht, eine weibliche Emojägerin anzutreffen. Nicht genug, dass weibliche Jäger erst seit vier Jahren zugelassen waren, nein es war auch sehr schwer für eine Frau aufgenommen zu werden. Einfach deshalb, weil das weibliche Geschlecht sensibler ist und eher der schwarzen Emomagie erliegt. Männer waren zu hohl dafür und deswegen als besser für die Jagd geeignet eingestuft als Frauen. Wobei Männer auf handfestere Methoden wie Prügeln oder niedersaufen vertrauten, um die Bestien zu normalisieren. Das funktionierte zwar meistens, rief aber immer wieder Tierschützer auf den Plan. So waren die Oberen doch sehr erfreut über die sanfteren Methoden Andrias. Diese sonnte sich schon mal im Voraus in den Loben der Oberen und grinste in das flammende Feuer. Pünktchen schien das zu bemerken und fragte nach dem Grund. Schnell suchte Andria nach einer Ausrede.
„Ich dachte nur gerade an, äh…, Schinken“, plapperte sie drauflos. Pünktchen hob eine Augenbraue, sagte aber nichts dazu. Stattdessen nutzte sie die Gelegenheit, um ein Gespräch anzufangen und hoffte inständig, dass kein Schinken oder sonstiges Paranormales darin vorkommen würde.
„Woher kommst du, Andria Tortenesserin?“, fragte sie und stocherte mit einem Stock im Feuer rum. Es sah aus, als suche sie darin nach Essen. Andria war sich kurz unsicher wie viel sie einer fremden Frau vertrauen konnte, aber sie war ja ihre Retterin vor dem Dasein als Emo und ihr auch noch sympathisch. „Ich komme aus der Provinzhauptstadt Dipz.“, erklärte sie. „Aus dem Viertel Schellerhau.“
Pünktchen nickte unsicher. „Ein Metallermensch also.“ stellte sie fest. Andria sah ihr Gegenüber an. Es stimmt zwar, aber so würde sich kein Mensch ausdrücken. Konnte es sein das -!
Pünktchen fuhr sich mit der Hand in den Ausschnitt und brachte eine Kette zum Vorschein. An dem silbernen Schmuckstück hing eine goldene Verzierung in Form einer Eins. Die Metallerin stürzte vor Überraschung fast von dem Stein auf dem sie saß. Jetzt bemerkte sie auch die runden Ohren die an Pünktchens Gesicht saßen. Andria hatte es nicht mit einer menschlichen Erscheinung zu tun! Vor ihr saß eine waschechte Strebsame! Bisher waren der jungen Dame nur Geschichten und Legenden über jene alte Rasse zu Ohren gekommen. Pünktchen wirkte sogleich um einiges Interessanter und Mysteriöser. Die Rasse der Strebsamen lebte seit Jahrhunderten in den dichten Bibliotheken des Landes, die kein Sterblicher einfach betrat. Nur wenn man mal was Gutes zum verfeuern suchte. Den Legenden nach wohnten die Streber, wie sie im Volksmund genannt wurden, in großen Pfefferkuchenhäusern die in den Tiefen der Bibliotheken herum standen. Allein der Gedanke daran ließ Andria das Wasser im Mund zusammenlaufen, sie hatte große Mühe den Mund geschlossen zu halten. Pünktchen sah sie dabei schon wieder merkwürdig an. Da fiel ihr plötzlich etwas in ihren Augen auf. Eine Art Weisheit, Alter das normalerweise schwer auf den Tränensäcken lastet. So etwas hatte sie bisher nur bei Alten und Kiffern gesehen. Andria wurde bewusst, wie alt Pünktchen eigentlich sein musste, als Angehörige der Strebenden. Man munkelte, sie seien das älteste der sterblichen Völker die auf der Erde wandelten und das Vernünftigste noch dazu.
Pünktchen erhob erhaben den Kopf zum Himmel und sagte seufzend: „Es ist nun leider an der Zeit für mich zu gehen. Die Pflicht ruft.“
Andria nickte. Sie hatte schon einiges vom Pflichtdrang des Volkes gehört und meinte altklug: „Ich kann verstehen, dass die Pflicht in dir Stark ist. Auch ich muss bald zurück zum Emo-Jäger Hauptquartier.“
Pünktchen legte den Kopf schief. „Die Pflicht in mir? Nein, wohl eher über mir.“ Sie zeigte mit dem Zeigefinger in den Himmel. Im Lichte des Mondes nahm Andria einen geflügelten Drachen wahr, der etwas Großes hinter sich her zog. Es schien ein gigantisches Pergament zu sein. Mit leuchtenden Buchstaben war darauf geschrieben: „Komm zurück Pünktchen Phoenix – Der Rat der Erhabenen wartet.“ Drum herum war noch Werbung von diversen Bier-, Schwert-, und Rotlichtviertelfirmen verteilt. Selbst die Strebsamen konnten sich dem größten Feind der Menschheit nicht entziehen – dem Kapitalismus.
Pünktchen schulterte ihre Tasche und umarmte Andria sanft. „Wir werden uns wieder sehen. Eines Tages.“, flüsterte sie leise. Dann verschwand sie in der Dunkelheit. Andria hatte dieses Versprechen schon oft gehört, und hätte es jemand Anderes als Pünktchen versprochen hätte sie es nicht geglaubt. Plötzlich stürmte diese wieder aus dem Gebüsch. Sie zog ein paar Leuchtstäbe aus der Tasche und winkte dem Drachen zu. Der flog näher an die Lichtung heran und eine Gestalt ließ eine lange Strickleiter runter. Ohne Andria mit mehr als einem Lächeln und einem Gruß zu beachten, kletterte die Strebende die Strickleiter hoch und flog noch im Klettern aus der Lichtung heraus. Andria sah ihr nach und schluckte vor Rührung.
Sie hatten sich tatsächlich wieder gesehen.