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deserted-monkey
09.09.2008, 20:59
http://npshare.de/files/38/6381/psycroptic.jpg



Psycroptic - Ob(Servant)
Reviewed by deserted-monkey


Veröffentlichung: September 2008
Label: Nuclear Blast Records
Land: Australien
Stil: Technical Death Metal
Website: http://www.psycroptic.com/

Lineup:
Jason Peppiatt - Vocals
Joe Haley - Guitar
Cameron Grant - Bass
David Haley - Drums

Spielzeit: 49:49
Bewertung: 10/10


Ach du dicke Kacke, dachte ich, als die neue Psycroptic endlich auf meinem Tisch lag. Jetzt brauche ich wieder ein Dutzend Durchläufe, um mit der Platte warm zu werden und meine Ohren an die extrem technische Musik dieser Australier zu gewöhnen. Doch damit lag ich falsch. Herrschte auf dem Vorgänger Symbols of Failure noch das ultimative Chaos was die Songstrukturen anging, so gehen die Mannen von Psycroptic nun etwas anders zu Werke. Sie spielen immer noch ihr sehr technisches Gefrickel mit mächtigem Groove, allerdings hat man die zum Teil etwas lieblose Aneinanderreihung von einzelnen Songfragmenten aufgegeben und angefangen, richtige Songs zu produzieren. Das ist auch der Grund, warum dieses Album auch gleich viel reifer und differenzierter wirkt und somit auch eine Menge mehr Spass macht.

Mit dem bereits vierten Full-Length-Release machen die Australier (sie kommen eigentlich aus Tasmanien) somit alles richtig. Der erste Song geht gleich mächtig holzend in die Vollen, begleitet von geilen Gitarrenmelodien und dem Gegrunze von Peppiatt, das sich im Vergleich zum vorhergehenden Release noch einmal gesteigert hat. Der Mann hat offenbar sehr viel dazugelernt, denn er offeriert keineswegs dieses tiefe, rülpsende Etwas, was viele Death Metal Bands diese Tage anbieten, nein, der Typ hat von abgrundtiefen Growls (bei denen man sogar den Text noch verstehen kann!) bis zu Hard- und Metalcore angehauchtem Geschrei alles drauf! Somit werden die Songs, welche sowieso schon vor Abwechslungsreichtum nur so strotzen, noch einmal interessanter! Und auch sonst ist die Musik um einiges eingängiger geworden, dank den nun erkennbaren Strukturen. Der erste Song besitzt auch einen arschgeilen Refrain, wenn man das denn so nennen kann.

Der zweite Song kommt im Vergleich eher langsam und schleppend daher, das tiefe Gegrunze dominiert, passt aber super zu der seichten, aber doch stampfenden Melodie, die sich schnell ins Gehirn frisst. Breakdowns gibt es auch zur Genüge, geblastet wird sparsam, lockert das Ganze aber weiter auf. Den Groove vergessen die Jungs natürlich zu keiner Zeit, so auch hier nicht. Was mich sehr erstaunt, ist, das Psycroptic nur einen Gitarristen haben (oder vielleicht haben sie sich für die Aufnahmen noch einen Gastmusiker dazugeholt?), denn was der Typ an göttlichen Riffs runterknallt, ist fast nicht zu glauben. Wie kann eine Person alleine solch energiegeladenen, beinahe mehrschichtig wirkenden Gitarrenläufe spielen? Vielleicht verstehe ich auch einfach zu wenig vom Gitarrenspielen, aber eines weiss ich sicher, dieser Joe Haley ist ein verdammt begnadeter Klampfenzocker! Mann o mann!

Der sechsminütige Übersong, welcher als nächstes ansteht und auf den Namen Slaves of Nil hört, erinnert mich in gewisser Weise (vom Riffing her) an eine andere, genreverwandte Band aus gleichen Landen, aber der anfängliche Verdacht, das hier irgendwem was geklaut wurde, legt sich schon nach den ersten Sekunden, nur das Einstiegssriff lässt kurz Zweifel aufkommen. Danach gibts einen Song mit fettesten Death-Metal-Melodien vor den Latz, der meist im Midtempo angesiedelt ist, was ihm durchaus auch gut steht. So wird nochmal eine Menge Groove herausgepresst, bis auch der Letzte im Raum mit dem Kopf zu nicken beginnt. Am Schluss dieses Monstersongs gibt es noch einen kurzen, mehr oder minder athmosphärischen Zwischenteil, womit diese Band wohl Neuland betritt.

Track Nummer vier holzt wieder wie gewohnt aus vollem Rohr drauflos, bietet aber durch Breakdowns und Tempowechsel sowie nett eingeflochtenen Gitarrenspielereien genügend Abwechslung, um den Hörer nicht zu langweilen, sondern ihn gekonnt bei der Stange zu halten. Hier kommt dann auch derberer Kreischgesang vom Fronter zum Zuge, dem man ihm irgendwie gar nicht so zutrauen würde. Respekt! Ach ja, und das Zeug donnert stellenweise durch die Gegend wie ein ausser Kontrolle geratener Schnellzug. Ist ja normal für diese Band.

Ich will hier ja nun nicht jeden Song erklären und auseinandernehmen, ich denke, man weiss eh schon, auf was das hinausläuft. Psycroptic liefern mit ihrem vierten Album einen verdammten Kracher ab der Seinesgleichen sucht und Ob(Servant) stellt somit auch das Beste Material ihres bisherigen Schaffens dar. Ich weiss nicht, aber ob das noch von einer anderen Band übertroffen werden kann? Ob(Servant) gehört sicher mit zu den besten Death Metal Releases dieses Jahres, ganz ohne Zweifel. Wer darauf steht, sollte sich allerschnellstens dieses Album zulegen! Kaufen ohne zu zögern, denn auch die Spielzeit von fünfzig Minuten weiss sehr zu überzeugen (wobei keine Sekunde davon langweilig oder irgendwie abgenutzt erscheint!).

Fazit: Ja, braucht man denn da noch ein Fazit?! Verflucht, wieso noch vor dem PC sitzen und lesen? Schnell, diesen Dampfhammer irgendwo abgreiffen, in die Anlage knallen und nie mehr rausnehmen! Wohl bekomm's. Um als Abschluss noch die Reaktion eines australischen Musikjournalisten zu zitieren: Amazing. Fucking amazing!

Anspieltipps: Alles. Einfach alles.


Tracklist:

1. Ob(Servant) 03:23
2. A Calculated Effort 06:30
3. Slaves Of Nil 06:01
4. The Shifting Equilibrium 04:27
5. Removing The Common Bond 06:00
6. Horde In Devolution 05:21
7. Bloodstained Lineage 04:24
8. Immortal Army Of One 05:11
9. Initiate 08:01

Simon
10.09.2008, 08:36
Hmmm, klingt ja äußerst vielversprechend.
Mich würde interessieren, ob der technische Faktor bei Psycroptic sich auf eine ähnliche Stufe mit Nile stellen lässt, die mir bisher als einzige Tech Death-Band wirklich gefallen können.
Ansonsten klingt das, als wäre das, was vor dem aktuellen Album geschaffen wurde, eher weniger gut "genießbar". Mhm, werd' ich mir mal bei Gelegenheit anhören müssen :D

Schöne Review nebenbei :)

deserted-monkey
10.09.2008, 11:36
Mich würde interessieren, ob der technische Faktor bei Psycroptic sich auf eine ähnliche Stufe mit Nile stellen lässt, die mir bisher als einzige Tech Death-Band wirklich gefallen können.
Also ein direkter Vergleich mit Nile ist wohl nicht ganz möglich. Die Musik von Nile (jedenfalls empfinde ich so), baut vom Grundgerüst her eher auf dem Brutal Death auf, ist also "härter" als die von Psycroptic. Jedoch hat Psycroptic einen grösseren Einschlag auf die technische Seite, vor allem auch vom Schlagzeug her. Auch sind die Vocals von Nile etwas brutaler, denn (und das habe ich im Review vergessen zu erwähnen) auf der neuen Psycroptic-Platte haben sich die Vocals ziemlich verändert, früher lieferte der Sänger eher die typischeren Death Vocals. Also ich würde Psycroptic als "anspruchsvoller" bezeichnen. Na ja, weiss jetzt nicht, ob dir das irgendwie weiterhilft ...

Ansonsten klingt das, als wäre das, was vor dem aktuellen Album geschaffen wurde, eher weniger gut "genießbar". Mhm, werd' ich mir mal bei Gelegenheit anhören müssen :D
Geniessbar durchaus, nur schwerer zugänglich. Die Songs wirkten fast überladen. Die Mucke wirkte "anstrengender". ;)

Schöne Review nebenbei :)
Merci! :D