Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rollenspielentwicklung der letzten Jahre?
Nachtschatten
26.06.2008, 17:06
Hey, ich bin noch recht neu hier und eben erst auf dieses Unterforum gestoßen. Angelockt wurde ich vom RPG-Maker, was darauf schließen ließe, dass ich eher auf Ost-RPG´s stehe... leider sind die, abgesehen von ein paar Ausnahmen weniger mein Fall. West-Rollenspiele sind da schon eher meins, besonders die liebevoll ausgearbeiteten Settings.
Ok, jetzt hab ich ein paar Dinge erzählt, die eig niemanden interessieren... Dabei geht es mir um die Entwicklung in den letzten Jahren. Ich bin nun nicht wirklich der "Spielefreak", trotzdem denke ich, eine gewisse Übersicht über RPG´s zu haben. "Aufgewachsen" bin ich mit Perlen wie Planescape: Torment und Baldur´s Gate, später haben es mir besonders die Action-RPG´s a la Gothic und Morrowind angetan. Jetzt allerdings... finde ich daran keinen Gefallen mehr, zumindest an den Nachfolgern. NWN war ok, aber zu sehr auf Hack´n´Slay aus ( Kotor habe ich nie gespielt, soll von den selben Machern sein ), von Gothic 3 und Oblivion war ich dann aber etwas enttäuscht. Ok, Gothic 3 hatte wirklich garnichts mehr ( weder Athmosphäre noch irgend eine andere Motivation ), und Oblivion hat mich auch nur wegen Bugs zur Verzweiflung gebracht ( niemals V1 kaufen, he... ), aber Innovationen zum Vorgänger waren keine Vorhanden...
Ich will ja nicht heulen oder sinnlos meckern - aber ich hab einfach das Gefühl, als würde auf Rollenspiele ( außer MMORPG ) keinen Wert mehr gelegt. Vergeblich sucht man nach komplexen Charakteren, findet nur Städte, in denen es immer die gleichen Quests gibt, witzige Situationen kommt viel zu kurz, und die Grafik sieht einfach nur aus wie Plastik... Entweder liegts an mir, oder vllt doch an den Spielen. Verzeiht mir meine engstirnige Sicht, ich kenne leider nur die "gehypten" Spiele ( und Titan´s Quest. Der schlechteste Diablo-Klon seit langem, und dass, obwohl ich das Setting um das alte Griechenland richtig toll finde. Auch daraus hätte man mehr machen können statt Hack´n´Slay ). Wie seht ihr die Sache denn? Ich jedenfalls spiele lieber die Klassiker...
Komplizierte Sache, die du da ansprichst. Mir ist etwas ähnliches aufgefallen, allerdings noch um einiges krasser: Alle Genres sind betroffen. Dazu später mehr.
Aktuell ist es so, daß meinem Eindruck nach nur wenige Rollenspiele herauskommen, die wirklich an die Vorbilder des Genres anknüpfen, selbst das Zeug zu Klassikern haben. In den letzten Jahren waren das The Witcher (den ich nur sehr empfehlen kann!), Vampire the Masquerade: Bloodlines und... äh... da wird es schon schwieriger. Neverwinter Nights 2 hatte mehr mit Baldur's Gate gemein als mit NWN 1, war aber von der Genialität der BG-Reihe ein ganz schönes Stück entfernt.
Ich denke - und das betrifft alle Genres - das Problem ist die zu starke Fokussierung auf Grafikfetischisten und Konsolenkiddies. Nicht mißverstehen - ich halte nicht Konsolenspieler für unfähig, mit Titeln wie Planescape etwas anfangen zu können, aber es geht nicht darum was ich denke - sondern was die Entwickler denken. Und was da manche Entwickler abgeliefert haben (z.B. Bethesda, Bioware, und andere) lassen leider nur darauf schließen, daß sie ihre Konsolerspielerschaft für Idioten halten (http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/ViewersAreMorons). Heißt das eigentliche Spiel wird vereinfacht, bis zu einem Punkt, wo man einfach nur mit dem Kopf schütteln kann.
Nicht nur Rollenspiele sind betroffen - wenn ich da an den Actionbereich denke, da graust es mir völlig. Gleiches gilt für den Strategiebereich. Was für Rollenspieler Titel wie Baldur's Gate und co sind, sind da eben Unreal (1, nicht 2), Earth 2150 (nicht 2160) oder Freespace 2.
Dazu kommt die Tendenz, Spiele mit Filmen zu verwechseln. Früher spielte man und erlebte dabei die Geschichte - heute wird die Geschichte in Zwischensequenzen erzählt, und außerhalb wird stupide "gegrindet" (z.B. stupides Monsterabschlachten). Toll. Nein, nicht wirklich.
Kann ja nur besser werden, irgendwie. :(
Oestinator
26.06.2008, 18:08
Ich will ja nicht heulen oder sinnlos meckern - aber ich hab einfach das Gefühl, als würde auf Rollenspiele ( außer MMORPG ) keinen Wert mehr gelegt. Vergeblich sucht man nach komplexen Charakteren, findet nur Städte, in denen es immer die gleichen Quests gibt, witzige Situationen kommt viel zu kurz, und die Grafik sieht einfach nur aus wie Plastik... Entweder liegts an mir, oder vllt doch an den Spielen.
Dass keinen Wert auf Rollenspiele mehr gelegt wird, kann ich nicht 100%ig bestätigen. Sicherlich konnten Titel wie Gothic 3 und Oblivion die hohen Ansprüche nicht erfüllen, auch wenn ich Oblivion an sich nicht schlecht finde, zumal es ja zahlreiche PI's zum Spiel gibt, die nicht nur viele Fehler ausmerzen, sondern auch noch viele Inhalte hinzufügen.
Aber es gibt trotzdem noch einige Titel, die mit den Klassikern durchaus mithalten können. So zum Beispiel The Witcher, welches besonders mit seiner imo innovativen und düsteren Story bestechen kann, welche du mit deinen Entscheidungen im Spiel teilweise erheblich beeinflussen kannst, aber auch in vielen anderen Sachen ( Atmosphäre, Grafik, Kampfsystem ) punkten kann.
Aber auch Neverwinter Nights 2 ist imo ein gutes Beispiel dafür, da man unter anderem jederzeit mit seinen Gefährten interagieren kann, die untereinander verschiedenste Beziehungen haben und auch auf deine Entscheidungen in Dialogen unterschiedlich reagieren (so wird es rechtschaffenen Begleitern eher weniger gefallen, wenn du beispielsweise Bestechungsgeld annimmst und so wird dein Einfluss bei der Person sinken ). Natürlich sind auch die anderen Aspekte wie Story, Atmosphäre oder auch die Charaktererstellung, welche dort wieder ziemlich umfangreich ( wenn auch nicht in Sachen Aussehen ) ist.
Ungeachtet davon sehe ich das Problem von heutigen Rollenspielen darin, dass sie gegenüber anderen Genres konkurrenzfähig gemacht werden müssen und von daher mehr Wert auf die Grafik gelegt wird und dass es möglichst einfach zu bedienen ist. Da kommen oft Aspekte wie Story und Abwechslungsreichheit einfach viel zu kurz. Zudem müssen ja viele Spiele in möglichst kurzer Zeit fertiggestellt werden, und so stehen die Entwickler auch unter immensen Zeitdruck, der teilweise auch von den Publishern kommt. Und das dabei nicht wirklich gute Titel herauskommen, zeigt uns ja Gothic 3 am besten.
Die Klassiker der West-RPG Geschichte sind natürlich ein absoluter Hit allerdings sind auch die neuen sehr gut.Oblivion beispielsweise ist mit Morrowind die ja beide zur Elder Scrolls Geschichte gehören immer noch sehr beliebt,was an den PlugIns liegt die von Fans zu tausenden erstellt werden/wurden.Du hast ja bereits NWN angesprochen,wohl eines der beliebtesten West-RPG's und absolut zeitlos,erstellt wurde das Spiel von Bioware die auch noch heute großartige Games produzieren.Sagt dir vielleicht Mass Effect etwas?Das ist der neuste Titel von Bioware welcher ebenfalls wie NWN wie eine Bombe einschlug.
Es liegt natürlich im Auge des Betrachters welche Spiele besser sind,die neuen oder die alten.Die neuen trumpfen durch Technik und Grafik während die alten unschlagbar in Sachen Story sind.Man kann keinesfalls behaupten das auf ordentliche Rollenspiele kein Wert mehr gelegt wird,allenfalls kann man sagen das sich die Rollenspiele der Zeit anpassen.Während früher die Leute nach Story geschrien haben wird heute nach Grafik und Technik verlangt wobei die Story nie komplett vernachlässigt wird,ich kann jedenfalls nicht behaupten das mir eine Story bis jetzt noch nicht gefiel,auch wenn einige dort anderer Meinung sein werden.
Mir persönlich gefallen die neuen und die alten Spiele,wo das eine schwächelt ist das andere stark.Wenn ich ne Geschichte erleben will spiel ich Baldurs Gate wenn ich nach toller Grafik und Action dürste werf ich Mass Effect an.
Edit: @ Oestinator : Hooch ist verrückt.^^
Shiravuel
27.06.2008, 08:28
Hmm, eigentlich wollte ich es lassen, aber ich kanns nicht lassen. :D
Soviele Zwischensequenzen gibts doch eigentlich in West-RPGs gar nicht, in denen soviel erzählt wird. ^^ Bei den meisten Spielen haben wir immer noch genügend Handlungsspielraum, Entscheidungs"gewalt" etc.
Ja, die alten Spiele bestanden aus entschieden mehr Story als die heutigen (Ausnahme: The Witcher), aber ich lese immer wieder, dass sich nur und wirklich nur auf die Story gestürzt wird. Wenn ich eine große Story will, dann lese ich ein Buch! Ja, da gibt es diese dicken Dinger, die gebunden sind, Worte enthalten und mit denen man etwas machen kann, dass sich "Lesen" nennt. ;) Und das macht sogar Spaß. ^___^
Zu einem Spiel, auch einem Rollenspiel, gehört aber m.M. nach entschieden mehr als nur Story: Gameplay, KS, Inszenierung, Umwelt, Musik, Interaktion mit NPCs oder Partymitgliedern (so vorhanden). Eine schöne stimmige Welt, ein gutes KS, tolle Musik, mehrere Möglichkeiten der Entscheidungen, welche den Wiederspielwert enorm erhöhen, sind meines Erachtens genauso wichtige Kriterien für ein gutes Spiel. Nur wird dies in allen Diskussionen um den "Verfall der Rollenspiele" eigentlich von fast niemanden in Betracht gezogen. Gestern war alles besser? ;) Ich wette, in zehn Jahren sagt die nächste RPG-Generation dasselbe. ^^
NWN war ok, aber zu sehr auf Hack´n´Slay aus ( Kotor habe ich nie gespielt, soll von den selben Machern sein)
Diese "Macher sind übrigens Bioware, die auch die "Baldur's Gate"-Reihe gemacht haben. ;)
Aber ich finde auch, dass sie etwas nachgelassen haben.
Nichtsdestotrotz habe ich bisher in jeder RPG-Generation "meine" Spiele gefunden.
Im Moment sehe ich das so, dass sich bei den klassischen West-RPGs zwei Richtungen entwickeln, nämlich cineastische, lineare wie (das ausgezeichnete) NWN2 und freie wie (das ganz gute) Oblivion.
Beide haben, wie ich finde, ihre Reize. In den freien RPGs ist jede Menge Platz für Eastereggs wie den toten Troll mit dem Abschiedsbrief, der in Oblivion im Wasser treibt.
Die cineastischen RPGs wie NWN2 hingegen sind zwar sehr linear, bieten aber in der Regel eine gute Story und sorgfältig ausgearbeitete Charaktere.
Ein paar Spiele, die ich in den letzten Jahren sehr gut fand wären z. B.:
-Arx Fatalis (2002)
Nur unterirdisch und sehr linear, dafür aber eine gute Geschichte, interessante und abwechslungsreiche Subquests (Banküberfall, Schatzsuche) und eine glaubwürdige Spielwelt.
-Vampire - The Masquerade: Bloodlines (2004)
Zugegeben, die Vampirgeschichte im LA der Gegenwart und das actionlastige Kampfsystem sind nicht jedermanns Sache. Dafür bietet die Handlung statt des üblichen "Rette doch bitte mal eben die Welt" ein interessantes Intrigenspiel. Und es gibt so einige Charaktere, an die ich mich gern erinnere.
Ich finde, man merkt dem Spiel an, dass die Entwickler gern RPGs gemacht haben, auch wenn sie leider noch vor dem Ende der Betaphase pleite gegangen sind und das Spiel deswegen verbuggt auf den Markt gekommen ist.
Dank zweier offizieller und diverser inoffizieller Patches funktioniert jetzt aber alles.
-Neverwinter Nights 2 (2006)
Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen, das erste Add-on auszuprobieren, obwohl das zweite schon vor der Tür steht und Neuerungen verspricht, die mir beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
Aber ich persönlich mochte schon das Hauptspiel sehr gern. Man kann bis zu vier Charaktere mitnehmen, hat also endlich wieder eine Party. Dazu bekommt man im Lauf der Geschichte eine eigene Festung und muss auch einige traurige Momente überstehen.
Die Entwickler stammen übrigens zu einem großen Teil von Black Isle.
Du siehst also, spätestens nach zwei Jahren finde ich wieder eine echte Perle. Dieses Jahr ist mein Favorit Drakensang. Leider brauche ich dafür wohl einen besseren PC. Meiner reicht nicht mal mehr für The Witcher, dabei klingt das Spielchen auch sehr vielversprechend.
Außerdem setze ich große Hoffnungen auf den Außenseiter Grotesque, der die üblichen Rollenspielklischees parodiert. Leider weiß ich nicht, ob und wann das Spiel rauskommt.
Es gibt also noch gute Spiele neben den ganzen durchschnittlichen Action-RPGs. Man muss sie nur finden. :)
Powered by vBulletin® Version 4.2.3 Copyright ©2025 Adduco Digital e.K. und vBulletin Solutions, Inc. Alle Rechte vorbehalten.