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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Kurzgeschichte] Aprilschnee



Sushi
05.06.2008, 13:07
Hab die Geschichte schon ein wenig länger, aber ich möchte sie doch nochmal den Lesegeilen hier vorstellen :p !

Aprilschnee

„Bald ist es wieder Nacht, mein Bettlein ist gemacht, drein will ich mich legen; Wohl mit Gottes Segen, weil er die ganze Nacht, gar traulich mich bewacht.“, ertönte es aus dem hinteren Wohnbereich. Langsam nahm er seinen ganzen Mut zusammen und setzte den einen Fuß vor den anderen. Schwer atmend kam er den bekannten Klängen näher. Zögernd schritt er an der großen Treppe, die in der große Halle in den ersten Stock führte, vorbei und griff nach der Türklinke. Ein Lichtschimmer schien unter der Tür hindurch und er zögerte einen Moment, bevor er die Klinke runterdrückte. Der erste Blick verriet ihm, dass es sich um ein kleines Büro handeln musste, denn in der Mitte stand ein Schreibtisch und dahinter ein großes Regal mit Büchern. Das Mondlicht schien, durch das große Fenster auf der linken Seite, auf den kleinen Jungen. Das Licht kam aus der hinteren Ecke. Er macht einen Schritt nach rechts, um besser am Schreibtisch vorbei in die Ecke zu schauen. Eine kleine, scheinbar zusammengekauert, hockende Gestalt befand sich dort. Das Licht kam von einer Kerze, welche vor ihm auf dem Boden stand. Schluchzend sang das kleine Geschöpf das Wiegenlied immer wieder. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er die Gestalt. Langsam hörte sie auf zu singen. „Mark!“, sagte die Gestalt. „Woher kennst du meinen Namen?“, fragte Mark die Gestalt. Plötzlich sprang die Gestalt auf, Mark erkannte, dass es sich um einen Jungen handelte mit langen Haaren und weißem Gewand. Mit nackigen Füßen trat der Junge die Kerze um, schubste Mark zur Seite und rannte, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm, durch die Tür.
Erschrocken und schweißgebadet wacht Mark auf. Verschlafen schaut er sich in seinem kleinen Apartment um und realisiert langsam, dass es nur ein Traum gewesen ist. Er blickt zum Fenster: „Schnee. Schon wieder Schnee.“, murmelt Mark vor sich hin. Es ist fast April und der Frühling ist längst überfällig. Mit den Gedanken bei dem Traum von letzter Nacht, macht Mark den Warmwasserhahn seiner Dusche an. Als das Wasser so über sein Gesicht läuft, geht er die Vorgänge in seinem Traum nochmals durch.
Er fasste sich an seine Brust; der Junge hat ihn mit seinem Ellbogen so erwischt, dass Mark zu Boden gestürzt war. „Warte!“, schrie er dem Jungen hinterher. Aber nur Mark selber konnte sein Rufen hören. Er richtete sich auf und spazierte zur Tür. Überall lagen umgekippte Stühle, kaputte Tische, Vasen, oder runter gefallene Bilder. Ein großer zerrissener Teppich schmückte den Boden auf dem Mark mit seinen nackten Füßen in Richtung der großen Treppe ging. „Bald ist es wieder Nacht…“, hörte er wieder den Jungen singen. Es kam aus dem oberen Stockwerk, Mark griff nach dem Geländer und machte den ersten Schritt auf die alte und scheinbar nicht mehr sehr stabile Treppe. Immer langsamer werdend, schritt er auf die große Holztür zu, aus der der Gesang des Wiegenliedes kam. Ein geöffneter Spalt und ein Augenzwinkern später, blickte der kleine Mark durch die Tür. Betten standen nebeneinander an der Wand und neben ihnen hockten kleine Kinder mit gefalteten Händen. Drei Frauen in schwarz- weißen Kutten patrouillierten in dem Saal, als würden sie die Kinder kontrollieren. Alle sangen im Chor das Lied, welches der kleine Junge zuvor auch gesungen hatte. Er blickte so in dem Saal rum und erkannte den kleinen Jungen mit den langen Haaren wieder. Eine der Frauen ging auf ihn zu. Der Junge kniff die Augen zu, sang lauter und drückte seine betenden Hände noch fester zusammen. Mit schnellen und lauten Schritten erreichte die Dame schließlich das Bett des Jungen. Sie packte ihn am Ohr und zog so kräftig daran, dass der Junge seine betende Stellung aufgeben musste. „Machst du uns schon wieder Ärger?“, brüllte die Dame. Niemand der anderen Kinder reagierte und alle sangen zusammen das Lied weiter.
Eine weitere Dame kam mit einer Art Stock zu der Anderen, die immer noch kräftig an dem Ohr des Jungen zog. Mark erkannte, dass die Dame so kräftig an seinem Ohrläppchen zerrte, dass es anfing zu reißen, weil ein kleiner roter Fleck seine Wange runter lief. Sie nahm den Stock aus den Händen der anderen Dame, zog die Hose des Jungen runter und schlug mehrmals mit dem Stock auf seinen blanken Hintern. Der Schmerzensschrei des Jungen hallte durch den ganzen Schlafsaal; doch alle sangen einfach weiter.
Innerliche Wut stieg in Mark auf, als er sah, was die Frau mit dem kleinen Jungen machte. Der Anblick dieser grausamen Tat, erfüllte Mark mit einem Gefühl, als sei er selber betroffen, worauf er die Tür aufriss um den Jungen zu helfen.
Er trinkt meistens nur einen Kaffee und isst ein Brot mit Marmelade zum Frühstück. „Wo ist denn meine Tasche schon wieder?“, schimpft er vor sich hin während er im Schrank nach seiner Arbeitstasche sucht. Nachdem er die Tasche mit ein paar belegten Broten, etwas Obst und etwas zu Trinken gefüllt hat, zieht er sich seine Schuhe an und geht zur Tür. Der Schnee schien stärker zu werden. Immer mehr Fußspuren lässt Mark auf dem Weg zum Bahnhof hinter sich, als ihm plötzlich schwindelig wird. Er lässt seine Tasche fallen und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.
Langsam machte Mark die Augen auf. Ein Blick nach links und rechts verriet ihm, dass er in einer Art Kammer sein musste. Ein kleiner Lichtschimmer fiel auf die Mitte des Raumes. Mit Schmerzen am ganzen Körper richtete er sich schleppend auf. Er schaute aus dem Fenster und erkannte, dass es schneite. „Wie lange…“, redete er vor sich hin und dachte sich den Rest des Satzes; wie lange er ohnmächtig gewesen war. Nach seinem Gefühl riet er, dass es Mittag sein musste, denn das Licht blendete ihn und er kniff mehrmals die Augenlider zusammen. Er fasste sich an seine Lippe und merkte, dass dort Blut angetrocknet war. Mit ein bisschen Spucke wischte er sich den Fleck an Lippe und Wange weg. „Du bist ja auch hier.“, hauchte eine Stimme aus der Ecke. Mark schrak zurück. In der Ecke kauerte der kleine Junge mit dem Gesicht zur Wand gerichtet. Mark konnte ihn nicht erkennen, der kleine Junge saß dermaßen im Schatten, dass Mark nur die Umrisse seines Körpers erahnte. „Was mache ich hier?, fragte Mark verwundert den kleinen Jungen. „Es liegt Schnee! Du weißt was passiert, wenn Schnee zu dieser Zeit liegt.“ Mark schien nicht zu verstehen, was die dunklen Umrisse in der Ecke ihm sagen wollten. „Zu dieser…“, Mark kratzte sich am Kopf, „Zeit?“ Langsam ließ er sich an der Wand runter und hockte mit dem Rücken unter dem kleinen Gitterfenster. Er schloss die Augen und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, in welchem Monat er sich gerade befand.
„Sind Sie in Ordnung?“, fragt eine Frauenstimme. Er spürt ein Drücken an seinen Armen und als er die Augen öffnet, steht er auf beiden Beinen und schaut sich um. Eine kleine Menschenmasse hat sich um ihn gebildet und alle starren ihn an. „Wo bin ich?“, murmelt Mark fragend vor sich hin. „Sie sind zusammengebrochen.“, „Brauchen Sie einen Arzt“, „Haben Sie sich was getan? Sind Sie verletzt.“, ertönt es in allen möglichen Tonlagen um ihn herum. „Nein, danke… Mir geht es gut. Ich… ich muss weg.“, stottert Mark, greift nach seiner Tasche, die im Schnee neben ihm lag, und drängelt sich durch die Masse hindurch. Die Leute schauen ihm nach, doch Mark wagt keinen Blick zurück, geht schnurstracks in Richtung Bahnhof. Noch knapp hundert Meter, dann hat er sein Ziel erreicht, als er plötzlich stehen bleibt. Es beginnt wieder zu schneien und Mark dreht sich um und entfernt sich immer mehr von seinem ursprünglichen Zielort. Er hasst dieses klingelnde Geräusch, wenn er die Tür zu der Praxis von Dr. Greenwood öffnet. Nach einer kurzen Wartezeit wird er von der Arzthelferin ins Sprechzimmer geleitet. „Hallo Herr Thomson.“, ertönt es von der Tür, die daraufhin von Dr. Greenwood geschlossen wird. „Wie geht es Ihnen, Mark?“ „Leider nicht gut. Es geht wieder los. Ich schlafe kaum noch. Ich benutze zwar die Tabletten, die sie mir verschrieben haben, aber ich fange an mich zu erinnern! Ich will mich nicht erinnern können. Ich steh das Ganze nicht noch einmal durch.“, verzweifelt Mark. „Bleiben Sie ganz ruhig, Mark. Sie sind so weit gekommen, aber jetzt gibt es kein zurück mehr, dass wissen Sie doch. Ich habe im Moment ein wenig Zeit, wenn Sie möchten kann ich ihnen eine Sprechstunde anbieten.“ „Zu gern.“, antwortet Mark.
„Habe ich ihnen jemals gesagt, wie ich diese Couch hier verabscheue?“, sagt Mark mit einem schmunzelnden Blick zum Doktor. „Bei dem, was Ihnen im Leben alles passiert ist, kann ich das sehr gut nachvollziehen.“, erwidert Dr. Greenwood. Mark lehnt sich langsam zurück, schließt die Augen und beginnt langsam von seinen Träumen zu erzählen.
Das Licht ging an und Mark kniff die Augen zusammen. „Los!“, schallte eine tiefe Frauenstimme durch das Bettenlager in der großen Halle. Die Kinder sprangen auf, zogen sich die kleinen Pantoffeln an und rannten alle zum Ausgang. Es war mitten in der Nacht und der Schnee schien nur so zu fallen. Mark versank mit seinen nackten Füßen im Schnee und sein Atem war bei dem hellen Mondlicht genau zu sehen. Als er so da stand, halbnackt, bei Nacht, im Schnee, wurde ihm bewusst, dass er diese Nacht nicht überleben würde. Alle Kinder standen in einer Reihe auf dem Hof des großen Hauses und fassten sich an den Händen. Die Frauen mit Lampen reihten sich vor den Kindern auf um alle im Auge zu behalten. Plötzlich riss sich einer der Jungen los und rannte in den Wald. Drei der Frauen ahnten, dass genau dieser Junge den Versuch wagen würde zu flüchten. Mark erkannte den Jungen sofort. Es war die kleine Gestalt, die ihn in seinen Träumen immer begleitet hat.
„Was fühlst du im Moment, kleiner Mark?“, flüsterte der Doktor Mark ins Ohr. „Es ist kalt. Ich kann kaum was sehen, weil es einfach zu dunkel ist. Ich habe Angst, große Angst. Ich laufe einfach nur… ohne nach hinten zu schauen.“, murmelt Mark mit geschlossenen Augen.
Seine nackten Füße hinterließen deutliche Fußspuren im Schnee und er rannte so schnell er konnte. Ganz leise hörte Mark plötzlich das Lied. Die Kinder mussten es singen, bis die Schwestern die ganze Situation wieder unter Kontrolle hatten. Doch Mark rannte immer weiter in den Wald hinein. Sie sangen das Lied erneut und Mark hauchte den Text langsam mit: „Bald ist es wieder Nacht, mein Bettlein ist gemacht, drein will ich mich legen; Wohl mit Gottes Segen, weil er die ganze Nacht, gar traulich mich bewacht.“




www.neverdream.de.vu (www.neverdream.de.vu)

deserted-monkey
05.06.2008, 17:19
Hi Sushi,
hab's vorhin mal gelesen. Rein von der Geschichte her finde ich es gar nicht mal so schlecht, das Ganze präsentierte sich mir mit recht düsterer Athmosphäre. Damit konntest du schonmal Pluspunkte einheimsen. Der Sinn hinter der Geschichte eröffnet sich mir jedoch nicht, ich habe keinen Plan, worauf du hinauswillst. Die Handlung verwirrte mich irgendwie ein wenig. Nun ja, vielleicht wolltest du genau das erreichen oder ich war einfach zu blöde, es zu begreiffen. Das du immer wieder die Szenen aus dem Traum reinbringst (die er ja offenbar in seiner Kindheit erlebt hat, wenn ich nicht alles falsch verstanden habe), fand ich nett, jedoch störte mich der Wechsel der Zeitformen. Allein das fand ich nicht so gut umgesetzt und ausserdem bleibst du manchmal "in der Vergangenheit hängen", auch wenn der Text der Handlung nach wieder im Präsens weitergeführt werden müsste. Woher der Prot diesen anderen Jungen kennt, der immer wieder auftaucht, wird nicht erklärt. Den Schluss fand ich wieder verwirrend, zuerst schreibst du, die Gestalt, die wegrennt, sei diejenige, die ihn in seinen Träumen immer begleitet hat, aber als der Doktor ihn dann fragt, was er fühle, sagt er ihm, er renne durch den Wald und es sei kalt. Sind die Gestalt und er also dieselbe Person? Es stellen sich mir ausserdem weitere, für mich ungeklärte Fragen: Was genau hat es mit den Kindern und den Schwestern auf sich? Wie sind sie dorthin gekommen? Wieso sind sie dort? Was passiert, wenn Schnee im April liegt? Ja, das wären so die Fragen, die mir gerade noch in den Sinn kommen. Wie schon gesagt, vielleicht ist das Ganze auch völlig klar und ich habe es einfach nicht mitbekommen.

Mal abgesehen von der Handlung, habe ich auch sonst einiges zu meckern. Meiner Meinung nach solltest du folgende zwei Dinge vermeiden:

1. Wortwiederholungen (gibt's viele in dem Text)
2. Alltagssprache (gibt's auch einige Wörte in deiner Geschichte)

Auf folgende Dinge meiner Meinung nach Acht geben:

1. Treffendere Wortwahl
2. Bessere und interessantere Beschreibungen (gutes Beispiel ist dort mit dem Ohr, dass ihm beinahe reisst. Es fing an zu reissen, weil ein kleiner roter Fleck seine Wange runterlief [<- Alltagssprache!])

Mmh, ja, und ansonsten halt noch Fehler im Satzbau und ich glaubte den ein oder anderen Rechtschreibfehler zu entdecken.

Fazit:
Du siehst, in meinen Augen haperts noch bei einigen Punkten. Etwas weniger verwirrend und ein besserer Stil und du schaffst es bestimmt, mich nächstes mal mehr zu fesseln.