deserted-monkey
29.05.2008, 18:29
Mmh, ja, gestern Abend spontan entstanden. Schreibstil mal etwas anders, ich hoffe es gefällt trotzdem. Viel Spass beim Lesen und wie immer bin ich für Kritiken dankbar. Nun denn, ohne noch mehr Worte zu verlieren:
Wir gruben außerhalb von Kairo, wo der Führer die verlorenen Vermächtnisse des legendären Nephren-Ka vermutete, als wir am 21. Juli 1935 auf einen grausigen Fund stießen. Erbarmungslos wie die Sonne in der Wüste Ägyptens ist, ließ sie einen nie lange in ihrem Licht verweilen, sondern dicke Stoffzelte waren nötig, um sich einigermaßen vor ihrer unbändigen Gewalt zu schützen. Zwar konnte man die Hitze und den Sand niemals ganz aussperren, aber zumindest kam es einem so vor, als wäre es unter den windbeständigen Zelten um einige Grade kühler, obschon die Unterkunft jeglicher Gemütlichkeit entbehrte. Am Mittag des 21. Juli saß ich wie immer in meinem Zelt, zusammen mit Wassili, einem Deutschen mit Russischer Abstammung, und aß das kärgliche Mahl, das man uns Tag für Tag servierte. Schon nach den ersten drei Tagen seit unserer Ankunft hatte ich eine Ablehnung gegen das zähe und trockene Ziegenfleisch und die kaum gesalzenen Kartoffeln entwickelt, die ich trotzdem jeweils mit Heißhunger in mich hineinschaufelte. Irgendwie musste ich schließlich in dieser kargen Einöde überleben, da konnte ich nicht auch noch Ansprüche an das Menu stellen. Schließlich hatte man mir schon den einigermaßen akzeptablen Liegestuhl gewährt, während die anderen mit klapprigen Holzstühlen vorlieb nehmen mussten, die bei unachtsamem Hinsetzen gerne mal eines ihrer Beine verloren. Von Nephren-Ka hatten wir bisher noch nicht die leiseste Spur entdeckt und langsam glaubten die Männer und Arbeiter auch nicht mehr daran. Die ganze Operation lief auf ein großes Nichts hinaus, zu dieser Überzeugung war ich schon bei dem Aufschlagen unserer Zelte gelangt und die meisten Männer teilten sie mit mir. Was aber der Führer befohl, dem musste Folge geleistet werden, egal um welchen Auftrag es sich handelte, das war eine Lektion, die ich mit meinen jungen einundzwanzig Jahren bereits zur Genüge gelernt hatte. Tief in meinem Herzen mochte ich Hitler nicht, aber viele meiner Kameraden waren felsenfest von ihm und seinen Ideologien überzeugt. Wassili enthielt sich jeglicher Meinung und handelte, ohne zu Hinterfragen. Er war ein guter Mann, sehr still, aber ich schätzte dennoch seine Gesellschaft. Wir speisten immer in getrauter Schweigsamkeit.
Plötzlich wurden vor unserem Zelt aufgebrachte Stimmen laut, zwei unserer billig in Kairo angeheuerten Arbeitskräfte riefen in gebrochenem Englisch, dass etwas im Wüstensand zu Tage gefördert worden sei. Wassili und ich unterbrachen unser Mittagsmahl, ließen die noch dampfenden Fleischstücke in den schmutzigen Tellern zurück und begaben uns nach draußen. Albach und Kehrkurz hatten sich zu den nervös schnatternden Arbeitern gesellt und redeten gestikulierend auf diese ein. Offenbar verstanden sie nicht, was die Beiden anderen mitteilen wollten. Ich schritt dazu und fragte, in ebenfalls nicht sehr gut artikuliertem Englisch, was denn gefunden worden sei. Ein Winken bedeutete uns, ihnen zu der Grabungsstätte zu folgen. Interessiert lief ich mit meinen drei Kumpanen hinter ihnen her, gespannt, ob sie wohl einen Hinweis auf die prunkvollen Gräber Nephren-Kas entdeckt hätten. Meine anfängliche Freude legte sich aber in dem Augenblick wieder, als wir ein flaches Loch erreichten, das kaum tiefer als einen Meter war und sich in harter, festgestampfter Erde befand, die vor Trockenheit ein sonderliches Rissemuster zeigte. In dieser ausgehobenen Senkung lagen die Überreste eines menschlichen Skeletts, umhüllt von staubigen, zerrissenen und zerfallenen Lumpen, die niemals an einen edlen König erinnern konnten. Der Leichnam, dessen Fleisch längst von den Knochen gefault war, schien zu Lebzeiten ein noch einfacheres Wesen dargestellt zu haben, als unsere Arbeiter es taten. Wie alt der Fund schätzungsweise war, vermochte ich nicht zu datieren. Vermutlich war es aber sowieso einfach nur jemand, der auf seinem Weg durch die Wüste umgekommen war. Was mich jedoch erstaunte, war die Tatsache, dass der leer starrende Schädel des Skeletts ein wurmartiges Lebewesen beherbergte, welches uns mit seinem glanzlosen, trüben Auge entgegenzwinkerte. Offenbar schien es das Sonnenlicht zu meiden, denn es versuchte, sich unter unseren erstaunten Blicken immer tiefer in den grinsenden Totenkopf hinein zu winden. Durch die gebrochene Schädeldecke schimmerte ein schwaches Sonnenlicht und erhellte kurz den widerwärtigen Wurm bei seinen zuckenden Bewegungen. Dies Geschöpf war so abgrundtief hässlich, abscheulicher als alle Kreaturen, die ich je bei unseren Grabungen entdeckt hatte, selbst im heißen Dschungel von Gabun hatte es solch erbärmliche Würmer nicht gegeben. Seine Haut war ein milchiges, farbloses Grau, durch dessen dünne Schicht wir die Innereien pumpen und kochen sehen konnten, in einem wilden, spastischen Kampf mit dem versäuerten Körper gefangen. Seine grässlichen Windungen und sein verkümmertes Äußeres erweckten solchen Eckel und Abscheu in mir, dass ich es zertreten und zermantschen wollte, bis nur noch breiige, teigige Masse unter meinem Stiefel klebte. In den Gesichtern meiner Kameraden konnte ich Ähnliches lesen, und wusste, obschon keine Worte gesprochen wurden, dass diese ebenso empfanden wie ich. Doch zu der Zerstampfung des grauenhaften Wurmes kam es nicht, denn urplötzlich spie der Totenschädel das Wesen aus seinem verdunkelten Inneren, es flitzte und zuckte über den Sand, wo es eine gewundene Spur hinterließ, die dessen einer Schlange nicht unähnlich war. Kurz darauf, wir alle waren, erschrocken ob der blitzartigen Schnelligkeit des Schlangenwurmes, einen Schritt zurückgewichen, schrie einer der beiden Ägypter gellend und schmerzvoll auf, ging zu Boden und hielt sich sein linkes Bein. Blut tröpfelte in regelmäßigen Intervallen unter seiner auf das Schienbein gepressten Hand hervor. In seinen Augen sammelten sich Tränen, er kreischte immer noch unter großer Qual, während der unversehrte Arbeiter neben ihm in die Knie ging und mit sanftem Streicheln der Haare und gutem Zureden den Leidenden zu beschwichtigen versuchte. Der Wurm war indes im Wüstenstaub verschwunden, seine Spur verlor sich im Nirgendwo. Wir wendeten uns ab und gaben den Ägyptern zu verstehen, sie sollen das wertlose Fundgut rasch wieder mit Sand zuschaufeln, bevor sie uns folgen würden, um danach ihr Essen zu fassen. Um den tobenden, vor Pein Quiekenden machten wir uns keine Sorgen, er war austauschbar. Doch alsbald wir uns nur wenige Schritte von ihm entfernt hatten, verstummte er und erhob sich mit Unterstützung seines hilfsbereiten Freundes. Tatterig und aufgeregt zeigte er auf den im Loch gebetteten Leichnam, und sprach nur ein Wort, in beinahe akzentfreiem Deutsch: “Führer.”
Verwirrt ging ich zu der Fundstelle zurück und fragte ihn, was er damit meine. Mit großen Augen und einer Hysterie, die ich so an einem Stämmigen des ägyptischen Volkes noch selten beobachtet hatte, deutete er wieder auf das Skelett. Führer. Nun erkannte ich, was er damit sagen wollte. Die Lumpen, welche die Gebeine umgaben, waren zwar alt und zerfleddert, aber deutlich konnte ich an dessen ehemaligen Ärmeln das Hakenkreuz erkennen.
Wir sprachen nicht über die Entdeckung des Skeletts und die Sichtung des grausigen Wüstenwurmes, es bereitete uns auch keine Sorgen oder schlechten Träume. Wir vergaßen es einfach, obwohl mich dieses intelligenzarme, trüb-blinde Auge noch eine Weile bei geschlossenen Lidern verfolgte. Der Arbeiter, dessen Verletzung offenbar von ebendiesem Geschöpf herrührte, konnte weiterarbeiten, obwohl er sich anfangs über Muskelschmerzen zu beschweren hatte. Dank Dr. Stein, unserer Ärztin, waren aber auch diese schnell vergessen und aus der Welt geschaffen. Dass der gefundene Leichnam das Zeichen Hitlers getragen hatte, erwähnte ich vor niemandem, was mir als die beste Lösung erschien. Ich wollte die Männer nicht unnötig ins Grübeln darüber bringen, wer diese Leiche wohl gewesen sein könnte und wie und unter welchen Umständen sie dorthin gekommen war. Schließlich wusste ich um die Ammenmärchen, die man sich gerne daheim in der Heimat erzählte. Man munkelte von schrecklichen Ereignissen, die einen Trupp deutscher Soldaten heimgesucht habe, an einem lauen Abend in der Wüstensonne, wo alle einen grauenvollen und schmerzhaften Tod gestorben seien. In Tat und Wahrheit gab es tatsächlich dreizehn vermisste Deutsche, die nahe der weißen Wüste verschwunden waren und diese Geschichten somit zu belegen schienen. Aber die Dreizehn waren nur töricht genug gewesen, zu wenig Wasser mitzunehmen und deshalb verdurstet oder am Staub erstickt. Alles andere war reiner Aberglaube, für alle sollte es damals sowieso nichts anderes geben, als den Glauben an den Erlöser, den starken Adolf Hitler.
Es kam jedoch so, dass den Arbeiter, in dessen Bein sich die Zähne des Wurmes vergraben hatten, eines Nachts, ein paar Tage nach der Ausgrabung der Leiche, ein sehr starkes Fieber übermannte. Man bettete ihn in der Krankenstation, die aus nichts als einem Zelt und einem etwas komfortableren Bett bestand, in die Laken und Dr. Stein verabreichte ihm mehrere Arzneimittel, die gegen sein Fieber ankämpfen sollten. Diese hatten aber zur Folge, dass es dem Patienten noch schlechter erging als zuvor und die Doktorin gab ihm erst eine Spritze, die ihn beruhigen sollte, da er begann, in seinen Fieberträumen wie wild geworden herumzufuchteln. Darauf knebelte man ihn behelfsmäßig, weil seine furchtbaren, tierähnlichen Schreie aus den Sümpfen seines Fieberwahnes über die Wüstenstille hallten und die Männer von ihrem verdienten Schlaf abhielten. Ich lag in dieser Nacht lange wach, sah wieder dieses Wurmauge vor mir, wie es mich auf eine seltsame und böse Art zu mustern schien. Als die Morgenröte bereits hinter den Dünen hervor kroch, fiel ich schließlich in einen kurzen, unruhigen Schlaf, der mir fast keine Erholung brachte. Von Nephren-Ka fehlte immer noch jede Spur und ich war nahe daran, den Arbeitern zu sagen, sie sollen aufhören zu Graben und nach Hause zu ihren Frauen und Familien zurückkehren. Etwas hielt mich jedoch davon ab, ob es ein letztes Hoffen auf einen Hinweis zum Grab des Pharaonen war oder ob ich mich nicht traute, die Sache des Führers wegen abzubrechen, vermag ich nicht mehr zu beurteilen. Am Mittag dieses Tages begab ich mich zu Dr. Stein in das Krankenzelt, nicht aus Mitleid mit dem Fiebernden, sondern mehr aus Neugier, wie es ihm nach dieser Nacht erginge. Er lag dort ganz ruhig auf dem verschwitzten Laken, bewegte sich kaum und stöhnte ab und zu leise. Den Knebel hatte man ihm abgenommen, offenbar verhielt er sich wieder ruhig und befand sich in einer Art Dämmerschlaf. Seine Lider flackerten und die Augen hatten einen distanzierten, glanzlosen und stumpfen Ton angenommen. Der Mann schien sehr krank. Dr. Stein bestätigte, dass er wohl nicht mehr lange durchhalten würde und es besser und billiger sei, ihn gleich zu entsorgen. Außerdem wies sie mich auf etwas Seltsames hin, etwas, was sie noch nie an jemandem hätte beobachten können. Interessiert fragte ich nach.
Darauf hob sie die Steppdecke, die den Kranken einhüllte und ein grässlicher, faulender Verwesungsgeruch stieg mir in die Nase und verhüllte das ganze Zelt in seinen stinkenden Schwaden. Das linke Bein des Ägypters war zerschrumpelt und abgestorben, schwarz und tot, die Haut löste sich in langen, papierigen Streifen von seinem von Krankheit verheerten Fleisch. Eiter troff aus offenen Schwären, welche dick und aufgeschwollen darauf saßen. Der Gestank war kaum auszuhalten und ich bat Dr. Stein, den Sterbenden wieder zu verdecken. Was hatte diesen Menschen in der Nacht heimgesucht, dass sein Körperglied dermaßen schnell hinüber gegangen war? Hatte der Wurm ihm ein Gift gespritzt, das sich erst langsam in die Blutbahn schlich, um danach gnadenlos zuzuschlagen? Ich zerbrach mir nicht den Kopf darüber, schließlich war er der einzige mit einem Biss. In der folgenden Nacht heulte der Todkranke so elendig und schrie dermaßen peingebeutelt, dass Albach aufstand und hinüberging, um ihm den Knebel wieder anzulegen, doch Dr. Stein hatte dies schon für ihn getan, ohne etwas damit erreichen zu können. Selbst ans Bett hatte sie ihn fesseln müssen, da er offenbar wieder damit begonnen hatte, mit seinen Händen und Armen herumzuschlagen, als wolle er fremde und unsichtbare Angreifer abwehren. Der Leidende keifte immer wieder Worte von Dunkelheit und Licht, von seltsamen Kreaturen und wirren, zusammenhangslosen Geschichten. Durch das gesamte Lager waren seine dunklen, schrecklichen Rufe zu hören und unter den Arbeitern begann sich eine zermürbende, bedrückende und angsterfüllte Stimmung zu entfachen. Albach zückte seine Pistole, und während Dr. Stein ratlos daneben saß, jagte er dem Krächzenden und Tobenden schlussendlich eine Kugel durch den Kopf.
Man verscharrte ihn am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe im Wüstensand, nicht weit vom Lager entfernt. Kehrkurz und Traubacht, ein weiterer guter Mann in unserer Kompanie, übernahmen diese Arbeit und führten sie aus, bevor die anderen auch nur einen Blick auf den Toten erhaschen konnten. Falls einer der Arbeiter zu Gesicht bekäme, wie der Verstorbene aussah, oder zumindest wie sein Bein zugerichtet war, wäre dies der Stimmung unter unseren Arbeitskräften alles andere als zuträglich gewesen. Ich scherte mich keinen Dreck um sie, doch hatte ich eine gewisse Ehrfurcht vor dem so kläglich Dahingeschiedenen, ja, empfand sogar ganz tief irgendwo in mir so etwas wie Anteilnahme und Mitgefühl. Einen solch schleichenden und schrecklichen Tod hatte wahrlich niemand verdient zu sterben, auch wenn es sich dabei nur um einen Minderbemittelten aus dem ägyptischen Volke handelte. Gegen außen ließ ich mir nichts anmerken, das durfte ich selbstverständlich nicht. Doch in der nächsten Nacht fragte ich mich immerzu, warum der Führer nur so vernarrt und besessen von der Archäologie sein musste, ohne dessen Habgier, uns solches erspart geblieben wäre.
Der nächste Tag schlich bedrückend langsam dahin und Kehrkurz telegrafierte nach Deutschland, das wir bisher noch keine Fortschritte verzeichnen könnten. An diesem Mittag aß ich nichts, mein Magen fühlte sich verklumpt und schwer an, ich empfand nur leichte, stechende Schmerzen anstatt eines Hungers. Ich offerierte Wassili meine Portion und dieser verschlang sie dankend und schmatzend. Als ich später an den Grabungsstätten vorbei schritt und die Arbeiter lustlos und übellaunig kontrollierte, fiel mir auf, das einige immer wieder seltsame und hektische Blicke gen Boden warfen, als sähen sie dort etwas im Sande lauern, was herausschnellen und sie beißen könnte.
Als ich mich an diesem Abend zu Bett begab, wollte mir kein Auge zufallen. Immer wieder tauchte das entstellte Bein des Arbeiters vor mir auf, ich malte mir die abscheulichsten und übelkeitserregendsten Dinge aus, jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich Dr. Stein die Decke heben, darunter kam das schwarze, abgestorbene Glied zum Vorschein, aus den Eiterpfropfen blinzelte mir das trübe aber wachsame Auge des Wurmes entgegen. Das Bild schien wie auf meine Netzhaut gebrannt, sobald sich meine Lider schlossen, erstrahlte es in hellem Glanz. Es ließ mich nicht mehr in Ruhe und der Schlaf schien weiter entfernt als das Grab des großen Pharaonen, des Nephren-Ka. Ich hielt es nicht mehr aus und schlich mich leise an Wassili vorbei, der friedlich schnarchend neben mir lag. Angenehm kühle Luft schlug mir entgegen, als ich die Zeltplane zur Seite schob, ein fast voller Mond erleuchtete die stille Wüstenwelt mit seinem milchig-weißen Schimmer. Das Lager war ruhig, kein Licht brannte mehr in den Zelten, außer in einem. Behutsam ging ich auf das Krankenzelt zu, unter dessen Planen ich den schwachen Schein einer Öllampe leuchten sah. Ich stellte mich vor den Eingang und fragte leise: “Dr. Stein? Darf ich reinkommen?”
Ich erhielt keine Antwort, sah aber, wie sich ein Schatten im Inneren bewegte, der vermutlich von der Doktorin herrührte. Einmal noch wiederholte ich meine Frage, und als wieder keine Antwort erfolgte, schlug ich die Plane zur Seite und betrat das Zelt. Am liebsten hätte ich laut herausgeschrieen, aber im letzten Moment blieb mir der Schrei im trockenen Halse stecken. Dr. Stein saß auf dem Krankenbett, hatte sich selbst mit dem Handgelenk an diesem angebunden, so fest, dass ihre Hand blau angelaufen war. Aufgedunsen und zerfurcht stierte mir die Krankheit aus ihrem Gesicht entgegen, welches halbzerfallen an ihrem Schädel klebte und Blasen voller eitriger Flüssigkeit warf. Gepackt von entsetzlichem, nacktem Grauen und der schrecklichen Erkenntnis dieser Vorgänge, registrierte ich, wie sie ihr Hemd auszog, den Mund zu einem unmöglichen Grinsen verzogen, und ihre Brüste, die einst makellos, nun ebenfalls von dem Parasiten befallen, zerflossen und wie weiches Wachs zu Boden glitschten. Nun schrie ich tatsächlich. Ein heiserer, heißer Schrei, der sich seinen Weg aus meiner Kehle bahnte und in der Nacht verhallte. Dr. Stein sah mit einem wilden, absolut irren Furienblick und nur noch einem gesunden Auge zu mir hoch, erst jetzt schien sie meine Anwesenheit zu bemerken. “Das Licht! Der Führer! Die Wüste! Der Tod!”, raunte sie mir krächzend zu und weißer Schleim troff von ihren einst so schönen Lippen, wie Schaum über einen Wannenrand. Sie sprach noch viele Worte mehr, aber mein vor Angst verschlossener und verstörter Verstand vernahm nichts mehr. Wie paralysiert stand ich dort vor ihr, während sie zuckte und sich wand, in einem endlosen, höllischen Todesreigen. Dann endlich drang ein panischer Gedanke durch mein vor Schrecken benebeltes Gehirn, ich musste aus dem Zelt, so schnell wie möglich! Nach allem was ich wusste, war diese Krankheit hochgradig ansteckend, anders konnte man die Infektion Dr. Steins nicht erklären! Meine Beine waren schwer wie Blei, als ich rücklings aus dem Zelt stolperte und in den Sand klatschte. Von völligem Schock ergriffen saß ich dort, isoliert von der ganzen Welt und diesem Ort, in mir selbst mit meinen scheußlichen, erschreckenden und zerwühlenden Horrorgefühlen gefangen, zitternd und bleich und beinahe verrückt.
Ich glaubte zu hören, wie sie schießen. Vielleicht haben sie das verwesende Monster im Krankenzelt erledigen können. Vielleicht ist es tot und mit ihm diese verheerende Krankheit. Hoffentlich. Ich bete. Ich bete zu Gott. Wenn es einen Gott gibt, so möge er mich doch bitte in diesem Moment erretten, er soll es stoppen. Ich will es nicht. Ich will nicht innerlich zerrotten wie ein faulender Apfel. Der Führer hilft mir wenig, jetzt, der Führer ist nichts, jetzt. Jetzt ist tot.
Ich schlug benommen meine Augen auf, es war immer noch Nacht. Das Licht im Krankenzelt war erloschen, sie hatten das kranke Wesen getötet und sich wieder schlafen gelegt, so musste es sein, so war es. Meine ohnehin sehr schwache Überzeugung verflog, als ich Traubacht nicht weit von mir im Sande liegen sah. Sämtliche Glieder waren ihm in grauenhafter Weise verdreht, seine Füße zappelten als wäre er hyperaktiv, seine Hände formten Fäuste und zeigten dann wieder in den finsteren Himmel hinauf und in die endlose Wüste hinaus, als weise er mich und die tote Welt um uns herum auf etwas Namen- und Gestaltloses hin, was freilich nur er erkennen konnte. Seine Arme sahen aus wie ausgewrungene und zusammengedrehte Stücke von Tüchern, blutige Knochen staken aus derben, aufgeplatzten Wunden. Er wimmerte und weinte. Sprach von seiner Mutter. Er musste sie sehr geliebt haben, so wie er über sie murmelte und schluchzte. Traubachts Gerede machte mich wahnsinnig. Meine Sinne brannten Löcher in meinen Verstand, ich konnte nichts mehr hören, ich durfte nichts mehr sehen. Mit zugehaltenen Ohren und geschlossenen Augen versuchte ich mich zu erheben, rollte mich erst herum und ging auf die Knie, doch es gelang mir nicht, mein Körper war zu schwach, eine solche Anstrengung zu vollbringen. Kraft- und emotionslos brach ich in mir zusammen. Ohne zu sehen, wusste ich mit pointiert zermürbender Bestimmtheit, dass ich und Traubacht die letzten aus dem Grabungslager waren, alle anderen hatte die furchtbare Krankheit dahingerafft, oder beraubte sich in diesem Augenblick ihres letzten Fünkchen Verstandes. Ob mich der Zerfall schon in seinen Besitz genommen hatte, daran versuchte ich nicht zu denken, die Vorstellung alleine brachte mich beinahe dazu, meine Gedärme kochendheiß in den Sand zu würgen. Ruckartig lenkte der arme Traubacht meinen Gehörsinn wieder auf sich, indem er begann, mit kindlicher und gebrochener Stimme zu rufen, so kläglich und gleichzeitig von solchem Wahnsinn geprägt, dass ich meine Augen nicht mehr öffnen wollte. Doch ich tat es trotzdem, beinahe schien es, als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper verloren, und da sah er mich an, dank der Dunkelheit konnte ich seinen Blick nicht genau deuten, aber ich vermutete, wenn ich in seine Augen geblickt hätte, wäre ich genauso verrückt geworden wie er selbst.
“Sieh”, frohlockte er, mit der Stimme eines Geistesgestörten, ohne Ausdruck und Verstand, aber doch so ergreifend wie die ersten Worte eines Kindes. “Da vorne sehe ich Licht!”
Und ich blickte nach vorne, wo immer vorne auch sein mochte. Was ich dort im düsteren Mondlicht sah, ließ meinen Magen sich zusammenziehen und der letzte Rest verdauten Ziegenfleisches spritzte aus meinem Rachen hinaus, nässte stinkend das Stück Boden, auf dem ich lag. Im Funkerzelt wütete eine unbändige, perverse Bestie, die Planen zitterten und bebten, stoben hoch, als eine Flut an dicken Blutsträngen, Knochenfragmenten und sprudelnden Gedärmen in die Nacht hinauswirbelten. Zerfetzte Menschenteile klatschten auf mich und Traubacht hinunter, doch wir nahmen diese fürchterliche Gegebenheit kaum wahr, starr waren unsere beiden Blicke auf die Erscheinung gerichtet, die nun dort aus dem Funkerzelt trat. Es war der Führer selbst, seine mustergültige Uniform gebadet in Blut und Leichenfetzen, den Arm hoch zum Gruße erhoben, stolz, verkniffen und ernst wie ich ihn in Erinnerung hatte. Aber ich lag hier zu Boden, in meinem eigenen Erbrochenen, krank und elend, gebrochen wie der Arbeiter, nichts mehr wert und fast entseelt.
Zeit verging, wie viel konnte ich nicht schätzen, aber ein Morgen kam nicht. Ich spürte, wie meine Haut an dutzenden Stellen aufzuplatzen begann, fauliger Geruch schwängerte die Luft, ein dünnes, aasiges Rinnsal floss mir aus Nase, Ohren und Augen, aus sämtlichen Körperöffnungen, ergoss sich in den Staub, schwängerte und nährte ihn mit seinen Ausdünstungen. Meine Augen sahen kaum noch, ein grauer, schleimiger Film klebte auf ihnen, doch es tat gut, nicht mehr das Grauen betrachten zu müssen. Traubacht lebte noch, ich konnte ihn hören. Leise murmelte und gurgelte er vor sich hin, in einer Sprache die ich nicht verstehen konnte und auch nicht verstehen wollte. Das Ende war nah. Ich und Traubacht wussten es.
Noch ein letztes Mal öffnete ich mein verbleibendes Auge, ich konnte das wässrige Sekret schmatzen hören, als sich das Lid nach oben schob, um mir das Ausmaß unseres Untergangs für einen kurzen, sterbenden Augenblick zu offenbaren. Überall lagen Körper, Teile von Leibern, die nicht mehr an Menschen zu erinnern vermochten, grotesk und zerfleddert, wie die Überreste des Soldaten, den wir vor einer Ewigkeit aus dem Sand geschaufelt hatten. Und dann erkannte ich das Licht, weit vorne, verloren hinter Dünen und Bergen von hartkörnigem Sand, schwankte es durch die ewig währende Nacht, das Strahlen zweier gottverlassener Scheinwerfer, wie eine leuchtende Sonne die Nacht durchdringend. Einer meiner Augäpfel löste sich aus seiner Höhle, plumpste in den Staub, lag dort regungslos und glotzte dem Schein der nahenden Rettung desolat und lebensfremd entgegen, als verfluche er ihre späte Ankunft.
Kotzen. Eiterfluss. Schwärengeruch. Das Licht fand mich, es kam näher. Vielleicht konnte es mich noch retten. Faulig und verrottet, zergangen und vergessen, im Delirium. Ich musste kämpfen, auch wenn es sich nicht mehr lohnte. Zu früh gestorben, für das Vaterland. Welch fröhlich Jauchzen mich überkam, welch genüsslicher Leidenstraum, sich mir erfüllte. Schüttelte Hitler die Hand, der den Tod entsandt, wahrhaftig. Aber das Licht kam nicht, es kreiste und schwand und erschien. Ein Hirngespinst.
Mein Führer,
…
Da draußen
…
Sehe ich
…
Licht. Traubacht, bleib bei mir. Ich bin so allein.
Wir gruben außerhalb von Kairo, wo der Führer die verlorenen Vermächtnisse des legendären Nephren-Ka vermutete, als wir am 21. Juli 1935 auf einen grausigen Fund stießen. Erbarmungslos wie die Sonne in der Wüste Ägyptens ist, ließ sie einen nie lange in ihrem Licht verweilen, sondern dicke Stoffzelte waren nötig, um sich einigermaßen vor ihrer unbändigen Gewalt zu schützen. Zwar konnte man die Hitze und den Sand niemals ganz aussperren, aber zumindest kam es einem so vor, als wäre es unter den windbeständigen Zelten um einige Grade kühler, obschon die Unterkunft jeglicher Gemütlichkeit entbehrte. Am Mittag des 21. Juli saß ich wie immer in meinem Zelt, zusammen mit Wassili, einem Deutschen mit Russischer Abstammung, und aß das kärgliche Mahl, das man uns Tag für Tag servierte. Schon nach den ersten drei Tagen seit unserer Ankunft hatte ich eine Ablehnung gegen das zähe und trockene Ziegenfleisch und die kaum gesalzenen Kartoffeln entwickelt, die ich trotzdem jeweils mit Heißhunger in mich hineinschaufelte. Irgendwie musste ich schließlich in dieser kargen Einöde überleben, da konnte ich nicht auch noch Ansprüche an das Menu stellen. Schließlich hatte man mir schon den einigermaßen akzeptablen Liegestuhl gewährt, während die anderen mit klapprigen Holzstühlen vorlieb nehmen mussten, die bei unachtsamem Hinsetzen gerne mal eines ihrer Beine verloren. Von Nephren-Ka hatten wir bisher noch nicht die leiseste Spur entdeckt und langsam glaubten die Männer und Arbeiter auch nicht mehr daran. Die ganze Operation lief auf ein großes Nichts hinaus, zu dieser Überzeugung war ich schon bei dem Aufschlagen unserer Zelte gelangt und die meisten Männer teilten sie mit mir. Was aber der Führer befohl, dem musste Folge geleistet werden, egal um welchen Auftrag es sich handelte, das war eine Lektion, die ich mit meinen jungen einundzwanzig Jahren bereits zur Genüge gelernt hatte. Tief in meinem Herzen mochte ich Hitler nicht, aber viele meiner Kameraden waren felsenfest von ihm und seinen Ideologien überzeugt. Wassili enthielt sich jeglicher Meinung und handelte, ohne zu Hinterfragen. Er war ein guter Mann, sehr still, aber ich schätzte dennoch seine Gesellschaft. Wir speisten immer in getrauter Schweigsamkeit.
Plötzlich wurden vor unserem Zelt aufgebrachte Stimmen laut, zwei unserer billig in Kairo angeheuerten Arbeitskräfte riefen in gebrochenem Englisch, dass etwas im Wüstensand zu Tage gefördert worden sei. Wassili und ich unterbrachen unser Mittagsmahl, ließen die noch dampfenden Fleischstücke in den schmutzigen Tellern zurück und begaben uns nach draußen. Albach und Kehrkurz hatten sich zu den nervös schnatternden Arbeitern gesellt und redeten gestikulierend auf diese ein. Offenbar verstanden sie nicht, was die Beiden anderen mitteilen wollten. Ich schritt dazu und fragte, in ebenfalls nicht sehr gut artikuliertem Englisch, was denn gefunden worden sei. Ein Winken bedeutete uns, ihnen zu der Grabungsstätte zu folgen. Interessiert lief ich mit meinen drei Kumpanen hinter ihnen her, gespannt, ob sie wohl einen Hinweis auf die prunkvollen Gräber Nephren-Kas entdeckt hätten. Meine anfängliche Freude legte sich aber in dem Augenblick wieder, als wir ein flaches Loch erreichten, das kaum tiefer als einen Meter war und sich in harter, festgestampfter Erde befand, die vor Trockenheit ein sonderliches Rissemuster zeigte. In dieser ausgehobenen Senkung lagen die Überreste eines menschlichen Skeletts, umhüllt von staubigen, zerrissenen und zerfallenen Lumpen, die niemals an einen edlen König erinnern konnten. Der Leichnam, dessen Fleisch längst von den Knochen gefault war, schien zu Lebzeiten ein noch einfacheres Wesen dargestellt zu haben, als unsere Arbeiter es taten. Wie alt der Fund schätzungsweise war, vermochte ich nicht zu datieren. Vermutlich war es aber sowieso einfach nur jemand, der auf seinem Weg durch die Wüste umgekommen war. Was mich jedoch erstaunte, war die Tatsache, dass der leer starrende Schädel des Skeletts ein wurmartiges Lebewesen beherbergte, welches uns mit seinem glanzlosen, trüben Auge entgegenzwinkerte. Offenbar schien es das Sonnenlicht zu meiden, denn es versuchte, sich unter unseren erstaunten Blicken immer tiefer in den grinsenden Totenkopf hinein zu winden. Durch die gebrochene Schädeldecke schimmerte ein schwaches Sonnenlicht und erhellte kurz den widerwärtigen Wurm bei seinen zuckenden Bewegungen. Dies Geschöpf war so abgrundtief hässlich, abscheulicher als alle Kreaturen, die ich je bei unseren Grabungen entdeckt hatte, selbst im heißen Dschungel von Gabun hatte es solch erbärmliche Würmer nicht gegeben. Seine Haut war ein milchiges, farbloses Grau, durch dessen dünne Schicht wir die Innereien pumpen und kochen sehen konnten, in einem wilden, spastischen Kampf mit dem versäuerten Körper gefangen. Seine grässlichen Windungen und sein verkümmertes Äußeres erweckten solchen Eckel und Abscheu in mir, dass ich es zertreten und zermantschen wollte, bis nur noch breiige, teigige Masse unter meinem Stiefel klebte. In den Gesichtern meiner Kameraden konnte ich Ähnliches lesen, und wusste, obschon keine Worte gesprochen wurden, dass diese ebenso empfanden wie ich. Doch zu der Zerstampfung des grauenhaften Wurmes kam es nicht, denn urplötzlich spie der Totenschädel das Wesen aus seinem verdunkelten Inneren, es flitzte und zuckte über den Sand, wo es eine gewundene Spur hinterließ, die dessen einer Schlange nicht unähnlich war. Kurz darauf, wir alle waren, erschrocken ob der blitzartigen Schnelligkeit des Schlangenwurmes, einen Schritt zurückgewichen, schrie einer der beiden Ägypter gellend und schmerzvoll auf, ging zu Boden und hielt sich sein linkes Bein. Blut tröpfelte in regelmäßigen Intervallen unter seiner auf das Schienbein gepressten Hand hervor. In seinen Augen sammelten sich Tränen, er kreischte immer noch unter großer Qual, während der unversehrte Arbeiter neben ihm in die Knie ging und mit sanftem Streicheln der Haare und gutem Zureden den Leidenden zu beschwichtigen versuchte. Der Wurm war indes im Wüstenstaub verschwunden, seine Spur verlor sich im Nirgendwo. Wir wendeten uns ab und gaben den Ägyptern zu verstehen, sie sollen das wertlose Fundgut rasch wieder mit Sand zuschaufeln, bevor sie uns folgen würden, um danach ihr Essen zu fassen. Um den tobenden, vor Pein Quiekenden machten wir uns keine Sorgen, er war austauschbar. Doch alsbald wir uns nur wenige Schritte von ihm entfernt hatten, verstummte er und erhob sich mit Unterstützung seines hilfsbereiten Freundes. Tatterig und aufgeregt zeigte er auf den im Loch gebetteten Leichnam, und sprach nur ein Wort, in beinahe akzentfreiem Deutsch: “Führer.”
Verwirrt ging ich zu der Fundstelle zurück und fragte ihn, was er damit meine. Mit großen Augen und einer Hysterie, die ich so an einem Stämmigen des ägyptischen Volkes noch selten beobachtet hatte, deutete er wieder auf das Skelett. Führer. Nun erkannte ich, was er damit sagen wollte. Die Lumpen, welche die Gebeine umgaben, waren zwar alt und zerfleddert, aber deutlich konnte ich an dessen ehemaligen Ärmeln das Hakenkreuz erkennen.
Wir sprachen nicht über die Entdeckung des Skeletts und die Sichtung des grausigen Wüstenwurmes, es bereitete uns auch keine Sorgen oder schlechten Träume. Wir vergaßen es einfach, obwohl mich dieses intelligenzarme, trüb-blinde Auge noch eine Weile bei geschlossenen Lidern verfolgte. Der Arbeiter, dessen Verletzung offenbar von ebendiesem Geschöpf herrührte, konnte weiterarbeiten, obwohl er sich anfangs über Muskelschmerzen zu beschweren hatte. Dank Dr. Stein, unserer Ärztin, waren aber auch diese schnell vergessen und aus der Welt geschaffen. Dass der gefundene Leichnam das Zeichen Hitlers getragen hatte, erwähnte ich vor niemandem, was mir als die beste Lösung erschien. Ich wollte die Männer nicht unnötig ins Grübeln darüber bringen, wer diese Leiche wohl gewesen sein könnte und wie und unter welchen Umständen sie dorthin gekommen war. Schließlich wusste ich um die Ammenmärchen, die man sich gerne daheim in der Heimat erzählte. Man munkelte von schrecklichen Ereignissen, die einen Trupp deutscher Soldaten heimgesucht habe, an einem lauen Abend in der Wüstensonne, wo alle einen grauenvollen und schmerzhaften Tod gestorben seien. In Tat und Wahrheit gab es tatsächlich dreizehn vermisste Deutsche, die nahe der weißen Wüste verschwunden waren und diese Geschichten somit zu belegen schienen. Aber die Dreizehn waren nur töricht genug gewesen, zu wenig Wasser mitzunehmen und deshalb verdurstet oder am Staub erstickt. Alles andere war reiner Aberglaube, für alle sollte es damals sowieso nichts anderes geben, als den Glauben an den Erlöser, den starken Adolf Hitler.
Es kam jedoch so, dass den Arbeiter, in dessen Bein sich die Zähne des Wurmes vergraben hatten, eines Nachts, ein paar Tage nach der Ausgrabung der Leiche, ein sehr starkes Fieber übermannte. Man bettete ihn in der Krankenstation, die aus nichts als einem Zelt und einem etwas komfortableren Bett bestand, in die Laken und Dr. Stein verabreichte ihm mehrere Arzneimittel, die gegen sein Fieber ankämpfen sollten. Diese hatten aber zur Folge, dass es dem Patienten noch schlechter erging als zuvor und die Doktorin gab ihm erst eine Spritze, die ihn beruhigen sollte, da er begann, in seinen Fieberträumen wie wild geworden herumzufuchteln. Darauf knebelte man ihn behelfsmäßig, weil seine furchtbaren, tierähnlichen Schreie aus den Sümpfen seines Fieberwahnes über die Wüstenstille hallten und die Männer von ihrem verdienten Schlaf abhielten. Ich lag in dieser Nacht lange wach, sah wieder dieses Wurmauge vor mir, wie es mich auf eine seltsame und böse Art zu mustern schien. Als die Morgenröte bereits hinter den Dünen hervor kroch, fiel ich schließlich in einen kurzen, unruhigen Schlaf, der mir fast keine Erholung brachte. Von Nephren-Ka fehlte immer noch jede Spur und ich war nahe daran, den Arbeitern zu sagen, sie sollen aufhören zu Graben und nach Hause zu ihren Frauen und Familien zurückkehren. Etwas hielt mich jedoch davon ab, ob es ein letztes Hoffen auf einen Hinweis zum Grab des Pharaonen war oder ob ich mich nicht traute, die Sache des Führers wegen abzubrechen, vermag ich nicht mehr zu beurteilen. Am Mittag dieses Tages begab ich mich zu Dr. Stein in das Krankenzelt, nicht aus Mitleid mit dem Fiebernden, sondern mehr aus Neugier, wie es ihm nach dieser Nacht erginge. Er lag dort ganz ruhig auf dem verschwitzten Laken, bewegte sich kaum und stöhnte ab und zu leise. Den Knebel hatte man ihm abgenommen, offenbar verhielt er sich wieder ruhig und befand sich in einer Art Dämmerschlaf. Seine Lider flackerten und die Augen hatten einen distanzierten, glanzlosen und stumpfen Ton angenommen. Der Mann schien sehr krank. Dr. Stein bestätigte, dass er wohl nicht mehr lange durchhalten würde und es besser und billiger sei, ihn gleich zu entsorgen. Außerdem wies sie mich auf etwas Seltsames hin, etwas, was sie noch nie an jemandem hätte beobachten können. Interessiert fragte ich nach.
Darauf hob sie die Steppdecke, die den Kranken einhüllte und ein grässlicher, faulender Verwesungsgeruch stieg mir in die Nase und verhüllte das ganze Zelt in seinen stinkenden Schwaden. Das linke Bein des Ägypters war zerschrumpelt und abgestorben, schwarz und tot, die Haut löste sich in langen, papierigen Streifen von seinem von Krankheit verheerten Fleisch. Eiter troff aus offenen Schwären, welche dick und aufgeschwollen darauf saßen. Der Gestank war kaum auszuhalten und ich bat Dr. Stein, den Sterbenden wieder zu verdecken. Was hatte diesen Menschen in der Nacht heimgesucht, dass sein Körperglied dermaßen schnell hinüber gegangen war? Hatte der Wurm ihm ein Gift gespritzt, das sich erst langsam in die Blutbahn schlich, um danach gnadenlos zuzuschlagen? Ich zerbrach mir nicht den Kopf darüber, schließlich war er der einzige mit einem Biss. In der folgenden Nacht heulte der Todkranke so elendig und schrie dermaßen peingebeutelt, dass Albach aufstand und hinüberging, um ihm den Knebel wieder anzulegen, doch Dr. Stein hatte dies schon für ihn getan, ohne etwas damit erreichen zu können. Selbst ans Bett hatte sie ihn fesseln müssen, da er offenbar wieder damit begonnen hatte, mit seinen Händen und Armen herumzuschlagen, als wolle er fremde und unsichtbare Angreifer abwehren. Der Leidende keifte immer wieder Worte von Dunkelheit und Licht, von seltsamen Kreaturen und wirren, zusammenhangslosen Geschichten. Durch das gesamte Lager waren seine dunklen, schrecklichen Rufe zu hören und unter den Arbeitern begann sich eine zermürbende, bedrückende und angsterfüllte Stimmung zu entfachen. Albach zückte seine Pistole, und während Dr. Stein ratlos daneben saß, jagte er dem Krächzenden und Tobenden schlussendlich eine Kugel durch den Kopf.
Man verscharrte ihn am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe im Wüstensand, nicht weit vom Lager entfernt. Kehrkurz und Traubacht, ein weiterer guter Mann in unserer Kompanie, übernahmen diese Arbeit und führten sie aus, bevor die anderen auch nur einen Blick auf den Toten erhaschen konnten. Falls einer der Arbeiter zu Gesicht bekäme, wie der Verstorbene aussah, oder zumindest wie sein Bein zugerichtet war, wäre dies der Stimmung unter unseren Arbeitskräften alles andere als zuträglich gewesen. Ich scherte mich keinen Dreck um sie, doch hatte ich eine gewisse Ehrfurcht vor dem so kläglich Dahingeschiedenen, ja, empfand sogar ganz tief irgendwo in mir so etwas wie Anteilnahme und Mitgefühl. Einen solch schleichenden und schrecklichen Tod hatte wahrlich niemand verdient zu sterben, auch wenn es sich dabei nur um einen Minderbemittelten aus dem ägyptischen Volke handelte. Gegen außen ließ ich mir nichts anmerken, das durfte ich selbstverständlich nicht. Doch in der nächsten Nacht fragte ich mich immerzu, warum der Führer nur so vernarrt und besessen von der Archäologie sein musste, ohne dessen Habgier, uns solches erspart geblieben wäre.
Der nächste Tag schlich bedrückend langsam dahin und Kehrkurz telegrafierte nach Deutschland, das wir bisher noch keine Fortschritte verzeichnen könnten. An diesem Mittag aß ich nichts, mein Magen fühlte sich verklumpt und schwer an, ich empfand nur leichte, stechende Schmerzen anstatt eines Hungers. Ich offerierte Wassili meine Portion und dieser verschlang sie dankend und schmatzend. Als ich später an den Grabungsstätten vorbei schritt und die Arbeiter lustlos und übellaunig kontrollierte, fiel mir auf, das einige immer wieder seltsame und hektische Blicke gen Boden warfen, als sähen sie dort etwas im Sande lauern, was herausschnellen und sie beißen könnte.
Als ich mich an diesem Abend zu Bett begab, wollte mir kein Auge zufallen. Immer wieder tauchte das entstellte Bein des Arbeiters vor mir auf, ich malte mir die abscheulichsten und übelkeitserregendsten Dinge aus, jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich Dr. Stein die Decke heben, darunter kam das schwarze, abgestorbene Glied zum Vorschein, aus den Eiterpfropfen blinzelte mir das trübe aber wachsame Auge des Wurmes entgegen. Das Bild schien wie auf meine Netzhaut gebrannt, sobald sich meine Lider schlossen, erstrahlte es in hellem Glanz. Es ließ mich nicht mehr in Ruhe und der Schlaf schien weiter entfernt als das Grab des großen Pharaonen, des Nephren-Ka. Ich hielt es nicht mehr aus und schlich mich leise an Wassili vorbei, der friedlich schnarchend neben mir lag. Angenehm kühle Luft schlug mir entgegen, als ich die Zeltplane zur Seite schob, ein fast voller Mond erleuchtete die stille Wüstenwelt mit seinem milchig-weißen Schimmer. Das Lager war ruhig, kein Licht brannte mehr in den Zelten, außer in einem. Behutsam ging ich auf das Krankenzelt zu, unter dessen Planen ich den schwachen Schein einer Öllampe leuchten sah. Ich stellte mich vor den Eingang und fragte leise: “Dr. Stein? Darf ich reinkommen?”
Ich erhielt keine Antwort, sah aber, wie sich ein Schatten im Inneren bewegte, der vermutlich von der Doktorin herrührte. Einmal noch wiederholte ich meine Frage, und als wieder keine Antwort erfolgte, schlug ich die Plane zur Seite und betrat das Zelt. Am liebsten hätte ich laut herausgeschrieen, aber im letzten Moment blieb mir der Schrei im trockenen Halse stecken. Dr. Stein saß auf dem Krankenbett, hatte sich selbst mit dem Handgelenk an diesem angebunden, so fest, dass ihre Hand blau angelaufen war. Aufgedunsen und zerfurcht stierte mir die Krankheit aus ihrem Gesicht entgegen, welches halbzerfallen an ihrem Schädel klebte und Blasen voller eitriger Flüssigkeit warf. Gepackt von entsetzlichem, nacktem Grauen und der schrecklichen Erkenntnis dieser Vorgänge, registrierte ich, wie sie ihr Hemd auszog, den Mund zu einem unmöglichen Grinsen verzogen, und ihre Brüste, die einst makellos, nun ebenfalls von dem Parasiten befallen, zerflossen und wie weiches Wachs zu Boden glitschten. Nun schrie ich tatsächlich. Ein heiserer, heißer Schrei, der sich seinen Weg aus meiner Kehle bahnte und in der Nacht verhallte. Dr. Stein sah mit einem wilden, absolut irren Furienblick und nur noch einem gesunden Auge zu mir hoch, erst jetzt schien sie meine Anwesenheit zu bemerken. “Das Licht! Der Führer! Die Wüste! Der Tod!”, raunte sie mir krächzend zu und weißer Schleim troff von ihren einst so schönen Lippen, wie Schaum über einen Wannenrand. Sie sprach noch viele Worte mehr, aber mein vor Angst verschlossener und verstörter Verstand vernahm nichts mehr. Wie paralysiert stand ich dort vor ihr, während sie zuckte und sich wand, in einem endlosen, höllischen Todesreigen. Dann endlich drang ein panischer Gedanke durch mein vor Schrecken benebeltes Gehirn, ich musste aus dem Zelt, so schnell wie möglich! Nach allem was ich wusste, war diese Krankheit hochgradig ansteckend, anders konnte man die Infektion Dr. Steins nicht erklären! Meine Beine waren schwer wie Blei, als ich rücklings aus dem Zelt stolperte und in den Sand klatschte. Von völligem Schock ergriffen saß ich dort, isoliert von der ganzen Welt und diesem Ort, in mir selbst mit meinen scheußlichen, erschreckenden und zerwühlenden Horrorgefühlen gefangen, zitternd und bleich und beinahe verrückt.
Ich glaubte zu hören, wie sie schießen. Vielleicht haben sie das verwesende Monster im Krankenzelt erledigen können. Vielleicht ist es tot und mit ihm diese verheerende Krankheit. Hoffentlich. Ich bete. Ich bete zu Gott. Wenn es einen Gott gibt, so möge er mich doch bitte in diesem Moment erretten, er soll es stoppen. Ich will es nicht. Ich will nicht innerlich zerrotten wie ein faulender Apfel. Der Führer hilft mir wenig, jetzt, der Führer ist nichts, jetzt. Jetzt ist tot.
Ich schlug benommen meine Augen auf, es war immer noch Nacht. Das Licht im Krankenzelt war erloschen, sie hatten das kranke Wesen getötet und sich wieder schlafen gelegt, so musste es sein, so war es. Meine ohnehin sehr schwache Überzeugung verflog, als ich Traubacht nicht weit von mir im Sande liegen sah. Sämtliche Glieder waren ihm in grauenhafter Weise verdreht, seine Füße zappelten als wäre er hyperaktiv, seine Hände formten Fäuste und zeigten dann wieder in den finsteren Himmel hinauf und in die endlose Wüste hinaus, als weise er mich und die tote Welt um uns herum auf etwas Namen- und Gestaltloses hin, was freilich nur er erkennen konnte. Seine Arme sahen aus wie ausgewrungene und zusammengedrehte Stücke von Tüchern, blutige Knochen staken aus derben, aufgeplatzten Wunden. Er wimmerte und weinte. Sprach von seiner Mutter. Er musste sie sehr geliebt haben, so wie er über sie murmelte und schluchzte. Traubachts Gerede machte mich wahnsinnig. Meine Sinne brannten Löcher in meinen Verstand, ich konnte nichts mehr hören, ich durfte nichts mehr sehen. Mit zugehaltenen Ohren und geschlossenen Augen versuchte ich mich zu erheben, rollte mich erst herum und ging auf die Knie, doch es gelang mir nicht, mein Körper war zu schwach, eine solche Anstrengung zu vollbringen. Kraft- und emotionslos brach ich in mir zusammen. Ohne zu sehen, wusste ich mit pointiert zermürbender Bestimmtheit, dass ich und Traubacht die letzten aus dem Grabungslager waren, alle anderen hatte die furchtbare Krankheit dahingerafft, oder beraubte sich in diesem Augenblick ihres letzten Fünkchen Verstandes. Ob mich der Zerfall schon in seinen Besitz genommen hatte, daran versuchte ich nicht zu denken, die Vorstellung alleine brachte mich beinahe dazu, meine Gedärme kochendheiß in den Sand zu würgen. Ruckartig lenkte der arme Traubacht meinen Gehörsinn wieder auf sich, indem er begann, mit kindlicher und gebrochener Stimme zu rufen, so kläglich und gleichzeitig von solchem Wahnsinn geprägt, dass ich meine Augen nicht mehr öffnen wollte. Doch ich tat es trotzdem, beinahe schien es, als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper verloren, und da sah er mich an, dank der Dunkelheit konnte ich seinen Blick nicht genau deuten, aber ich vermutete, wenn ich in seine Augen geblickt hätte, wäre ich genauso verrückt geworden wie er selbst.
“Sieh”, frohlockte er, mit der Stimme eines Geistesgestörten, ohne Ausdruck und Verstand, aber doch so ergreifend wie die ersten Worte eines Kindes. “Da vorne sehe ich Licht!”
Und ich blickte nach vorne, wo immer vorne auch sein mochte. Was ich dort im düsteren Mondlicht sah, ließ meinen Magen sich zusammenziehen und der letzte Rest verdauten Ziegenfleisches spritzte aus meinem Rachen hinaus, nässte stinkend das Stück Boden, auf dem ich lag. Im Funkerzelt wütete eine unbändige, perverse Bestie, die Planen zitterten und bebten, stoben hoch, als eine Flut an dicken Blutsträngen, Knochenfragmenten und sprudelnden Gedärmen in die Nacht hinauswirbelten. Zerfetzte Menschenteile klatschten auf mich und Traubacht hinunter, doch wir nahmen diese fürchterliche Gegebenheit kaum wahr, starr waren unsere beiden Blicke auf die Erscheinung gerichtet, die nun dort aus dem Funkerzelt trat. Es war der Führer selbst, seine mustergültige Uniform gebadet in Blut und Leichenfetzen, den Arm hoch zum Gruße erhoben, stolz, verkniffen und ernst wie ich ihn in Erinnerung hatte. Aber ich lag hier zu Boden, in meinem eigenen Erbrochenen, krank und elend, gebrochen wie der Arbeiter, nichts mehr wert und fast entseelt.
Zeit verging, wie viel konnte ich nicht schätzen, aber ein Morgen kam nicht. Ich spürte, wie meine Haut an dutzenden Stellen aufzuplatzen begann, fauliger Geruch schwängerte die Luft, ein dünnes, aasiges Rinnsal floss mir aus Nase, Ohren und Augen, aus sämtlichen Körperöffnungen, ergoss sich in den Staub, schwängerte und nährte ihn mit seinen Ausdünstungen. Meine Augen sahen kaum noch, ein grauer, schleimiger Film klebte auf ihnen, doch es tat gut, nicht mehr das Grauen betrachten zu müssen. Traubacht lebte noch, ich konnte ihn hören. Leise murmelte und gurgelte er vor sich hin, in einer Sprache die ich nicht verstehen konnte und auch nicht verstehen wollte. Das Ende war nah. Ich und Traubacht wussten es.
Noch ein letztes Mal öffnete ich mein verbleibendes Auge, ich konnte das wässrige Sekret schmatzen hören, als sich das Lid nach oben schob, um mir das Ausmaß unseres Untergangs für einen kurzen, sterbenden Augenblick zu offenbaren. Überall lagen Körper, Teile von Leibern, die nicht mehr an Menschen zu erinnern vermochten, grotesk und zerfleddert, wie die Überreste des Soldaten, den wir vor einer Ewigkeit aus dem Sand geschaufelt hatten. Und dann erkannte ich das Licht, weit vorne, verloren hinter Dünen und Bergen von hartkörnigem Sand, schwankte es durch die ewig währende Nacht, das Strahlen zweier gottverlassener Scheinwerfer, wie eine leuchtende Sonne die Nacht durchdringend. Einer meiner Augäpfel löste sich aus seiner Höhle, plumpste in den Staub, lag dort regungslos und glotzte dem Schein der nahenden Rettung desolat und lebensfremd entgegen, als verfluche er ihre späte Ankunft.
Kotzen. Eiterfluss. Schwärengeruch. Das Licht fand mich, es kam näher. Vielleicht konnte es mich noch retten. Faulig und verrottet, zergangen und vergessen, im Delirium. Ich musste kämpfen, auch wenn es sich nicht mehr lohnte. Zu früh gestorben, für das Vaterland. Welch fröhlich Jauchzen mich überkam, welch genüsslicher Leidenstraum, sich mir erfüllte. Schüttelte Hitler die Hand, der den Tod entsandt, wahrhaftig. Aber das Licht kam nicht, es kreiste und schwand und erschien. Ein Hirngespinst.
Mein Führer,
…
Da draußen
…
Sehe ich
…
Licht. Traubacht, bleib bei mir. Ich bin so allein.