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Nosferatu
18.05.2008, 23:02
Vorweg: Die Geschichte spielt, wie wohl unschwer zu erkennen, in Mittelerde und ist nichts
anderes als eine Story zu meinem Charakter, den ich in LOTRO spiele. Das sollte allerdings
nichts heißen, ich bitte euch die Geschichte einfach als das zu sehen, was sie ist.
Ich werde sie in Teilen hier veröffentlichen, aber da sie als längere Geschichte konzipiert
ist, werde ich am Ende eines jeden Beitrages noch eine aktuelle PDF anhängen, die nochmal
alles zusammenfasst und in eine etwas kompaktere (und schönere ;D) Form bringt. Über
Kommentare würde ich mich natürlich freuen. Sollte etwas unklar sein, kann man natürlich
fragen, aber im Grunde sollten die meisten Fragen im Verlauf der Geschichte geklärt werden ^^



Ans Ende der Welt

Kashin schlief nicht viel dieser Tage. Der Frühling hatte seinen Zenit langsam überschritten und es ging auf den Sommer zu, wunderbar zu merken an den täglich steigenden Temperaturen und dem stetig zunehmenden Bier-Bedarf der Halblinge. Es war eine gute Entscheidung gewesen, sich eine schöne, kleine Hobbithöhle zuzulegen, anstatt einem Haus im Breeland, oder gar im blauen Gebirge. Letzteres war auf Dauer eindeutig zu kalt... Oh, nein, er hatte nichts gegen Schnee, ganz und garnicht. Und Iverin sicherlich ebenso wenig, aber auf Dauer? Nein, lieber nicht. Breeland? Viel zu hektisch und unsicher. Die Häuser an sich waren zwar recht schön, sogar relativ stabil gebaut, aber das würde gegen das Gesindel, das sich in dieser Gegend so herumtrieb wohl kaum oder wenn, dann nur sehr bedingt helfen. Nein, es musste etwas anderes sein. Etwas, wo man sich sicher, und vor allem wie zu Hause fühlen konnte. Im Auenland war das möglich. Hier gab es niemanden, der in anderer Leute Häuser, beziehungsweise Höhlen, einstieg und deren Bewohner rücksichtslos abstach, nur um sich an deren Gold zu bereichern. Ein Halbling würde sich allenfalls an der Speisekammer gütlich tun, aber die waren hier sowieso gesicherter als so manche Schatzkammer irgendeines raffgierigen Despoten, was einen solchen Gedanken wohl schon im Keim erstickte. Nein, hier ließ es sich leben. Ziemlich gut sogar und das war es schließlich, was Kashin wollte.

Als er aufwachte war es dunkel draussen und Iverin schlief noch, den Kopf auf seine Brust gebettet. Kashin strich ihr sachte lächelnd durch die Haare, schob dann seine Hand unter ihren Kopf und bettete ihn sanft auf das Kissen, damit er aufstehen konnte. Er schwang die Beine aus dem Bett und rieb sich müde die Augen, ehe er aufstand und zum Fenster ging. Der Himmel wurde lediglich von einem kleinen, sichelförmigen Halbmond und einigen Sternen erhellt. Es würde wohl noch zwei, drei Stunden dauern, bis die Sonne aufging. Kashin seufzte leise, nahm den Umhang von der Stuhllehne, über die er ihn am Abend zuvor geworfen hatte und schwang ihn sich um die Schultern. Er sah noch einmal kurz zu Ive, lächelte sachte und ging dann leisen Schrittes zur Tür.

Die Nacht war sehr warm, sodass er den Umhang eigentlich garnicht brauchte. Er trat einige Schritte von der Tür weg in den Garten und sah sich um. In der Nachbarhöhle brannte Licht. Scheinbar waren deren Bewohner gerade dabei ihr Nachtmahl einzunehmen und dabei leise ein Liedchen anzustimmen. Kashin schmunzelte und wandte den Blick langsam zu dem riesigen Baum, der in der Mitte des Platzes vor ihrem Garten stand. Der Baum spendete den bitter nötigen Schatten in heißen Sommertagen, diente aber auch zu anderen Dingen. Häufig schnappte sich Kashin ein Buch, lehnte sich an den mächtigen Stamm und las. Der Baum war sowas wie ein Ruhepol für ihn, genau wie seine Frau einer war. Bei dem Gedanken stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

Er konnte sich noch dunkel daran erinnern, dass vor seinem Elternhaus ebenfalls ein großer Baum gestanden hatte, an dessen Stamm er sich oftmals gelehnt hatte, wenn er schlafen oder sich einfach nur ausruhen wollte. Manchmal wünschte er sich die ruhigen Zeiten von damals zurück... Kashin überlegte eine Weile. Es war nun schon gut zehn Jahre her, seit sein Bruder den Hof angezündet hatte... Sein Vater war dabei ums Leben gekommen. Erschlagen von einem herunterkrachenden Dachbalken... Kashin schürzte die Lippen und sah gedankenverloren nach oben.

Er hatte garnicht bemerkt wie hinter ihm die Tür aufging und Iverin heraustrat. Sie beobachtete ihn eine Weile, ging dann auf ihn zu, schlang von hinten die Arme um seinen Bauch und bettete den Kopf auf seinen Rücken. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte sie leise. Kashin zuckte überrascht zusammen, linste über die Schulter zu ihr und legte seine Hände auf die Ihren. „Offensichtlich nicht, hm?“, murmelte er. Iverin sah auf. „Was ist los..?“, fragte sie. Kashin hob die Schultern. „Keine Ahnung... Ich kann es nicht beschreiben... es ist einfach ein seltsames Gefühl, das mich kaum schlafen lässt...“, antwortete er und drehte sich langsam zu ihr um. Sie blinzelte ihn verschlafen an, offensichtlich nicht so recht wissend was er meint. Er senkte den Kopf und schloss die Arme um sie. „Der Todestag meines Vaters nähert sich... Vielleicht bin ich deswegen so nervös...“, murmelte er. Iverin nickte sachte und schmiegte sich an ihn. „Du solltest schlafen, Schatz...“, flüsterte sie und schloss die Augen. Kashin legte eine Hand auf ihren Hinterkopf und drückte sie sanft an sich. „Vermutlich hast du recht...“, murmelte er. Sie sah zu ihm auf und lächelte, drückte ihm dann einen sanften Kuss auf die Lippen und nickte zur Tür. Kashin schmunzelte, nahm ihre Hand und zog sie mit sich zurück in ihr Heim.

Iverin schlurfte direkt wieder ins Bett, während Kashin zunächst zu einer der Truhen in der Ecke schlenderte und eine Flasche mit Wein hervorholte. Er entkorkte sie mit den Zähnen und trank einen Schluck, ehe er sie auf den Tisch stellte und sich ebenfalls zurück ins Bett hievte. Er war kaum unter die Decke geschlüpft, da hatte sich Iverin auch schon frech grinsend an ihn geklammert und ihren Kopf wieder auf seine Brust gebettet. Kashin schmunzelte und schloss die Augen, darauf hoffend, dass der Schlaf ihn möglichst bald übermannte.


Es duftete nach Thymian. Kashin öffnete langsam die Augen. Über ihm konnte er schemenhaft die Kronen der Olivenbäume erkennen, die zu einem dichten Hain aneinandergereiht wurden. Als er den Kopf nach links drehte, konnte er durch die Baumstämme hindurch die vielen Thymiansträucher erkennen, der Ursprung des wohligen Duftes. Er blinzelte ein paar mal und richtete sich dann langsam auf. Herzhaft gähnend rieb er sich die Augen und streckte sich, ehe er sich dann erhob. Er wischte sich den Staub von der Kleidung und trat aus dem Hain. Erst jetzt merkte er wie heiß es war. Im Schatten der Olivenbäume war es noch recht erträglich gewesen, aber in der prallen Sonne schien seine Kleidung binnen Sekunden nassgeschwitzt zu sein. Die Luft vor ihm flirrte und das Zirpen der Insekten auf den Feldern hörte sich seltsam verzerrt an. Einige Meter vor ihm lag der Hof seines Vaters, dahinter erstreckte sich eine weite, von Höfen und den dazugehörigen Feldern gesäumte Ebene. Weit hinten konnte man die Schemen eines großen Berges erkennen. Kashin legte die Hand über die Augen und sah in den Himmel. Die Sonne hatte ihren Zenit leicht überschritten und begann bereits zu sinken. Scheinbar hatte er relativ lange geschlafen...

Langsamen Schrittes ging er auf den Hof zu. Als er den Fuß auf die erste Stufe der Treppe setzte verstummte das Insektenzirpen schlagartig. Kashin hob eine Braue und sah sich um. Er ließ den Blick über den Olivenhain und die Thymiansträucher hinter ihm gleiten, sah aber nichts aussergewöhnliches, ausser... tänzelnden Schatten und einem leichten, rötlichen Schein, der in der hellen Nachmittagssonne nur relativ schwer auszumachen war. Sein Blick verharrte noch eine Weile, ehe er dann sachte mit den Schultern zuckte und seinen Blick wieder nach vorne wandte.

Das Haus stand in Flammen. Kashins Augen weiteten sich, er hob die Arme vors Gesicht und taumelte einen Schritt zurück. Mit einem Mal war die Stille dem beinahe ohrenbetäubenden Getose der Flammen gewichen und eine enorme Hitze schlug ihm entgegen. Rauch stieg in dicken, schwarzen Schwaden nach oben und verdunkelte den Himmel. Das Holz knackte und knisterte. Einer der Dachbalken gab schließlich unter der Gewalt, der Feuersbrunst nach und krachte mit lautem Getose herunter. Aus dem inneren des Hauses war ein erstickter Schrei zu hören. Kashins Augen weiteten sich. „Vater!“, rief er, lief die Stufen nach unten und warf sich mit der Schulter gegen die Tür, die dadurch aus den Angeln gerissen wurde. Kashin blinzelte kurz, er hatte eigentlich mit mehr Widerstand gerechnet. Scheinbar hatte das Feuer schon gute Arbeit geleistet... lange würde das Haus nichtmehr stehen.

Im Inneren des Hauses war es sogar noch heißer als draussen, hinzu kam der dicke Qualm, der sich unter der Decke sammelte und nur mühsam durch die mittlerweile recht zahlreichen Löcher entwich. Jeder Atemzug brannte in seinen Lungen, herumfliegende Funken und brennende Holzsplitter fraßen sich durch seine Kleidung. Kashin rannte durch den kleinen Vorraum und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf. Er sah sich gehetzt um, mehrmals nach seinem Vater rufend.

Er erstarrte, als er ihn erblickte. Sein Vater lag reglos am Boden, der Körper seltsam verdreht. Auf ihm thronte der brennende Dachbalken, der gerade heruntergekracht war. Seine Flammen begannen bereits auf die Kleidung seines Vaters überzugreifen und breiteten sich rasch darauf aus. Kashin taumelte einige Schritte zurück, drehte sich um und rannte aus dem Haus. Keinen Moment zu früh, denn kaum war er draussen, begann ein Dachbalken nach dem anderen unter der Gewalt der Flammen zusammenzubrechen. Kashin schrie.

Als er aufwachte war er völlig verschwitzt und sein Kopf schmerzte. Er wandte den Blick zur Seite. Iverin schien wohl bereits aufgestanden zu sein, denn der Platz neben ihm war leer. Als er durch das geöffnete Fenster nach draussen blickte, sah er, dass die Sonne bereits aufgegangen war. Man konnte gedämpftes Vogelgezwitscher vernehmen und der Duft feuchter, reiner Luft drang herein. Scheinbar hatte es zwischendurch geregnet. Den Pflanzen würde es gut tun, denn das war der erste Regenguss seit Tagen. Kashin rieb sich den letzten rest Müdigkeit aus den Augen und richtete sich auf. Er schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster ging er zur Kommode und nahm sich einen Satz frischer Klamotten. Träume gehören verboten, dachte er sich.

Iverin saß in ein Buch vertieft am Tisch und aß nebenbei einige Trauben aus dem Obstkorb neben ihr. Sie schien Kashin nicht bemerkt zu haben. Er schmunzelte, trat hinter sie, legte die Arme um ihre Schultern und beugte sich vor um über ihre Schulter zu linsen. „Was liest du denn da, hm?“, fragte er. Iverin schreckte leicht hoch und blinzelte ihn einen Moment lang etwas überrascht an, ehe sich ein Lächeln auf ihre Lippen legte. „Ach, nichts besonderes... ein Buch über verschiedene Kräuter, wofür sie gut sind und so weiter... bist du schon lange wach?“, entgegnete sie. Kashin schüttelte den Kopf und richtete sich auf, die Hände auf ihre Schultern legend. „Nein, eben erst aufgewacht...“, murmelte er. Iverin nickte sachte und nahm eine Traube, die sie in die Luft warf und mit dem Mund auffing. Sie grinste ihn an und nahm eine weitere Traube. „Willst du auch eine?“, fragte sie. Kashin legte den Kopf schief und nickte schließlich. Iverin grinste frech und schob sich die Traube in den Mund. „Dann musst du dir wohl welche holen, eh?“, sagte sie. Kashin lachte leise, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er zu einem der Schränke ging und einen Laib Brot und etwas Käse hervorholte.

Er schnitt sich eine kleine Scheibe Brot und etwas Käse herunter und stellte den Rest wieder zurück in den Schrank. Den Käse legte er auf das Brot und biss dann herzhaft hinein. Kauend sah er sich um und entdeckte die Weinflasche, die er in der Nacht zuvor auf dem Tisch stehen gelassen hatte. Er überlegte kurz, ob er einen Schluck nehmen sollte, entschied sich aber dann doch dafür den Korken wieder auf die Flasche zu setzen und stattdessen einen Schluck Wasser zu nehmen. Erst jetzt merkte er, wie durstig er eigentlich war, denn er trank in großen, gierigen Zügen. Iverin sah ihn einen Moment lang besorgt an. „Du hast schlecht geschlafen, oder?“, fragte sie leise. Kashin setzte die Wasserflasche ab und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Kann man so sagen, ja...“, entgegnete er, biss in sein Brot und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. Iverin nickte sachte. „Habe ich gemerkt, ja.....dein Ellenbogen ist ziemlich hart, weißt du das?“, sagte sie schmunzelnd und schob sich eine weitere Traube in den Mund. Kashin hielt inne und wandte den Blick zu ihr. „Und wie kommst du.....oh. Hab ich...?“, murmelte er. Iverin nickte abermals, schob ihm dann aber grinsend eine Traube in den Mund, ehe er etwas sagen konnte. „Keine Sorge, tat nicht weh...aber etwas irritierend war es...“, sagte sie lächelnd.

Kashin nickte und murrte etwas. Er aß den letzen Rest vom Brot und streckte sich, herzhaft gähnend. „Steht heute irgendetwas besonderes an..?“, fragte er. Iverin war wieder in ihr Buch vertieft, schüttelte aber den Kopf. Er nickte und stand auf, ging zum Fenster und öffnete es. Sofort drang warme Frühlingsluft hinein, und mit ihr das fröhliche Zwitschern der Vögel und der Duft von Lavendel. Kashin sah eine Weile hinaus, überlegte einen Moment und drehte sich wieder zu Iverin um. „Heute ist doch Markt, oder..?“, fragte er. Sie sah auf und betrachtete einen Moment nachdenklich die Wand gegenüber, nickte dann zögerlich. „Ja, ich glaube schon... Warum fragst du?“, entgegnete sie und sah ihn an. „Warum ich frage? Zum einen weil wir ruhig mal wieder ein bischen was zu essen kaufen könnten und zum anderen weil du ja wohl den freien Tag nicht im Haus verbringen wolltest, oder?“, antwortete er grinsend. Iverin schürzte die Lippen, legte das Buch zur Seite, stand auf und ging auf ihn zu. Sie legte eine Hand in seinen Nacken, zog ihn zu sich und biss ihn sanft in die Lippe. „Hm, eigentlich....hatte ich genau das vor...“, säuselte sie und küsste ihn innig. Kashin erwiderte den Kuss schmunzelnd, löste sich dann aber von ihr und stubste ihr auf die Nase. „Na...ein kleiner Spaziergang wird dich ja wohl nicht umbringen, eh? Danach steh ich dir zur Verfügung...“, sagte er grinsend.

Iverin legte den kopf schief und kniff die Augen zusammen. „Versprochen?“, fragte sie. Kashin verdrehte die Augen. „Ja, Schatz, versprochen...“, antwortete er. Sie nickte zufrieden, huschte in den Nebenraum, zog ihr Nachthemd, das sie noch immer getragen hatte, aus und striff sich Hose und Hemd über. Kashin sah ihr einen Moment lang schmunzelnd dabei zu, ging dann wieder hinüber zum Tisch und trank noch einen Schluck Wasser. „Dass das unsere letzte Flasche Wasser war, weißt du?“, fragte Iverin, die neben ihm aufgetaucht war, grinsend. „Dann kaufen wir eben neue....oder trinken nurnoch Wein. Davon haben wir ja noch genug, eh?“, antwortete er und zuckte mit den Schultern. „Hey, ich komme mit Wein super klar...du bist doch der, der den nur so selten anrührt...“, sagte sie lächelnd. „Naaah, ist ja gut... wir kaufen neues.“, entgegnete Kashin schmunzelnd und stellte die leere Flasche ab. Er ging zur Tür, öffnete sie und deutete eine leichte Verbeugung an. „Nach Euch, holde Maid...“, sagte er grinsend. Iverin schmunzelte und trat an ihm vorbei ins Freie. Er folgte.

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